Sinn gesucht - Gott erfahren 2 -  - E-Book

Sinn gesucht - Gott erfahren 2 E-Book

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Beschreibung

Erlebnispädagogik dient der Persönlichkeitsentwicklung, weil die Methoden und Formen Menschen herausfordern, weil sie etwas in Bewegung bringen. Wenn diese Methoden genutzt werden, um im christlichen Kontext Menschen mit dem Evangelium in Berührung zu bringen, dann geschieht Ähnliches. Bibeltexte oder biblische Geschichten können von einer bestimmten Erfahrung her entdeckt werden. Urworte des Lebens und des Glaubens wie Angst und Vertrauen, Gerechtigkeit und Verantwortung, Zweifel und Hoffnung können durch ein erlebnispädagogisches Setting erschlossen und dann mit Hilfe von Bibeltexten vertiefend gedeutet werden. Der zweite Band des Praxisbuches "Sinn gesucht - Gott erfahren" enthält eine Vielzahl von neuen Übungen und eröffnet hervorragende Zugänge zu christlichen Glaubensinhalten. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext, so wie die Autoren diese verstehen, soll das Evangelium so bezeugen, dass junge Menschen es hören und verstehen können. Spannende Übungen sind entstanden, indem sich Praktikerinnen und Praktiker aus unterschiedlichen Berufsfeldern aufgemacht haben ihre Erfahrungen zu sammeln, miteinander zu experimentieren, die Ergebnisse zu bündeln und zu dokumentieren. Mit dem Einbezug von GPS-Geräten öffnen sich ebenfalls neue Wege. Das Buch lädt ein zum Ausprobieren und Weiterentwickeln und gibt leicht verständliche Hinweise, wie Übungen angelegt und angeleitet werden und welche Bezüge zu Glaubens- und Lebensthemen sich nahelegen.

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Impressum

Herausgegeben vom Fachausschuss Erlebnispädagogik im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg (EJW)

3. Auflage 2019buch+musik ejw-service gmbh, Stuttgart 2012

ISBN Buch 978-3-86687-068-0

ISBN E-Book 978-3-86687-123-6

Gestaltung: AlberDESIGN. Filderstadt

Illustrationen: Uli GuteKunst, Neuffen

Inhalt

Vorwort

Einführung

Übersicht der Übungen

GPS

Einführung GPS-Übungen Abraham

Abraham: Altäre für Gott

MyPlace – Geocaching LiTourgie

Abraham: Du sollst ein Segen sein

Weis(s)e Wege – GPS im Schnee

DRINNEN ODER DRAUSSEN

Die magischen Nägel

Arbeitsteilung

belastet – befreit

Der gute Hirte

Gabenschachbrett

Neue Wege gehen

Mauerbau

Nußdorfer Big Kai Kai (Mega-Fadenspiel)

Pfauenfeder

Schuld und Vergebung

Via Lucis „Weg des Lichts“

Die Erfahrungen der Jünger

Höre auf die Stimme

Sich verlassen lassen

Zuspruchskreis

Zuspruch geben

geführt

DRAUSSEN

Labyrinth bauen

Lebens-Lauf

Bei Nacht: Du bist eingeladen

Spezial:

Getragensein – Vertrauensübung in Kanus

Joshuas Walk – Vertrauensübung auf dem Hochseil

Slack Dating – Niedrigseil

TAGESAKTIONEN

Einleitung

Vertrauen bauen

Namen erfinden

Mondball

Vertrauens-ABC

Die Welle

Blind Line

Blindenführung

Klettern

Tiefgründiges im Untergrund

Gordischer Knoten

Mein Platz und mein Zettel

Mein Psalmwort

Bewusst erleben

Anhang

Literatur

Autoren

Info. Fachausschuss EJW

Werbeseiten

Vorwort

Ein Praxisbuch zur Verbindung von Erlebnispädagogik und christlichen Glaubensinhalten wird hier vorgelegt. Nach einem ersten Band zum Thema Erlebnispädagogik unter dem Titel „Sinn gesucht – Gott erfahren“1, in dem die theoretischen Grundlagen von Erlebnispädagogik im christlichen Kontext im Mittelpunkt standen, soll nun der Schwerpunkt auf praktischen Übungen und konkreten Ideen liegen.2 Viele Mitarbeitende in der Jugendarbeit, ob ehrenamtlich oder hauptamtlich, haben in den letzten Jahren die Chancen und Möglichkeiten der Erlebnispädagogik in der evangelischen Jugendarbeit entdeckt.

Auf Hand und Fuß folgen Kopf und Herz

Trotz anderslautender pädagogischer Erkenntnisse müssen Kinder und Jugendliche zum allergrößten Teil „mit dem Kopf“ lernen. Auch in der Jugendarbeit fällt es vielen Mitarbeitenden leichter, auf die bewährten kognitiven Lernformen zurückzugreifen, wenn es darum geht, Gruppenstunden in Jungscharen und Jugendkreisen zu gestalten. Erlebnispädagogische Ansätze eröffnen hier einen anderen Zugang. Sie beginnen mit einer Erfahrung, die mit Händen und Füßen erlebt werden kann und erst danach mit Kopf und Herz reflektiert wird. Die hier zusammengestellten Ideen und Übungen sollen denen eine Hilfe sein, die erlebnispädagogische Elemente in ihre pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen integrieren möchten.

Ganzheitliche Verkündigung des Evangeliums

Der besondere Auftrag der evangelischen Jugendarbeit liegt darin, jungen Menschen in ihrer Lebenswelt das Evangelium von Jesus Christus zu bezeugen. Auch die Verkündigung des Evangeliums leidet oft daran, dass sie zuallererst kognitiv ansetzt. Worte müssen gehört und verstanden werden, Texte müssen gelesen und erfasst werden. Erlebnispädagogische Ansätze bieten auch für die Verkündigung des Evangeliums andere Zugänge. Ein Bibeltext oder eine biblische Geschichte können von einer bestimmten Erfahrung her entdeckt werden. Urworte des Lebens und des Glaubens wie Angst und Vertrauen, Gerechtigkeit und Verantwortung, Zweifel und Hoffnung können durch ein erlebnispädagogisches Setting erschlossen und dann mit Hilfe von Bibeltexten vertiefend gedeutet werden. Damit evangelische Jugendarbeit ihrem Auftrag nachkommen kann, braucht es eine Vielfalt von Methoden und Formen, um das Evangelium so zu bezeugen, dass junge Menschen es hören und verstehen können.

Kritische Fragen

Gerade weil die christliche Erlebnispädagogik auf Erlebnisse und Erfahrungen aufbaut, steht sie in besonderem Maß in der Gefahr, manipulativ zu wirken und für fremde Zwecke instrumentalisiert zu werden. Die Geschichte der evangelischen Jugendarbeit zeigt, wie schnell erlebnisorientierte Methoden der Jugendarbeit – z. B. Zeltlager und Lagerfeuer, Wimpel und gemeinsame Lieder – durch eine menschenverachtende Ideologie missbraucht werden können. Deshalb muss sich jeder, der Elemente der christlichen Erlebnispädagogik einsetzt, um seiner selbst willen kritischen Fragen stellen, diese reflektieren und Antworten darauf finden.

Ist für jeden in der Gruppe das Prinzip der Freiwilligkeit gewahrt?

Wird durch diese Übung jemand vereinnahmt oder zu etwas gedrängt?

Sind die Deutungen, die vom christlichen Glauben her angeboten werden, als freies Angebot formuliert?

Gibt es im Rahmen der Jugendarbeit, ergänzend zu den erlebnispädagogischen Angeboten, weitere Möglichkeiten, mehr über den christlichen Glauben zu erfahren und die Erfahrungen in einen größeren Kontext einzubetten?

Ideen ausprobieren und weiterentwickeln

Das Besondere dieses Praxisbuches liegt darin, dass es in einem Kreativ-Workshop gemeinsam entwickelt wurde. Die Mitglieder des Fachausschusses Erlebnispädagogik im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg (EJW) und andere begeisterte Fachleute aus dem Bereich der Erlebnis- und Religionspädagogik haben sich zusammengefunden, um praxistaugliche Übungen zu entwerfen, auszuprobieren, zu reflektieren und die Besten davon dann auch zu Papier zu bringen. Ich danke allen, die ihre Leidenschaft, ihr Wissen und ihre Erfahrung dafür eingesetzt haben, dass dieses Praxisbuch entsteht. Ein besonderer Dank gilt Jörg Lohrer, Rainer Oberländer, Uwe Roth und Jörg Wiedmayer, die mit viel Hartnäckigkeit und Energie dafür gesorgt haben, dass die guten Ideen des Workshops sich dann auch in einem Buch wiederfinden.

Ich wünsche mir, dass dieses Praxisbuch bei den Leserinnen und Lesern einen ähnlichen kreativen Prozess auslöst wie bei den Autorinnen und Autoren. Dass Ideen aufgegriffen, ausprobiert und weiterentwickelt werden. Vielleicht könnte das sogar so weit führen, dass mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen neue Übungen entwickelt und diese dann in einem dritten Praxisband zusammengestellt werden.

Gottfried HeinzmannLeiter des EJW

1 Fachausschuss Erlebnispädagogik im Evangelischen Jugendwerk in Württemberg:

Sinn gesucht – Gott erfahren. Erlebnispädagogik im christlichen Kontext. buch + musik, Stuttgart, 3. Auflage 2014

2 Gleichwohl ist es notwendig, die theologische und pädagogische Reflexion der Erlebnispädagogik in der Jugendarbeit weiter voranzubringen. Vgl. Viktoria Pum, Manfred L. Pirner, Jörg Lohrer (Hrsg.): Erlebnispädagogik im christlichen Kontext, Bad Boll 2011

Einführung

Wie kam es zu diesem Buch?

Im April 2010 kam es in einem Freizeithaus nahe dem schwäbischen Nußdorf zu einer Fortbildung der besonderen Art: Eingeladen hatte das Evangelische Jugendwerk in Württemberg (EJW) zu einem Workshop-Wochenende „Erlebnispädagogik im christlichen Kontext“. Besonders war die Fortbildung deshalb, da sich sowohl die Leitung als auch die Teilnehmenden auf das Experiment eingelassen haben, von Anfang an miteinander kreativ zu werden. Es gab keine vorbereiteten Seminare und festgelegten Lerneinheiten, sondern einfach eine Fülle an erlebnispädagogischen Materialien und Ideen. Die gemeinsame Aufgabe für alle war nun, handlungsorientierte, religionspädagogische Aufgaben zu erstellen und diese miteinander umzusetzen, zu erproben und zu dokumentieren. Auf diesem Weg sammelten die Teilnehmenden eine Fülle an Ideen, die im darauf folgenden Jahr weiter ausgearbeitet, ergänzt und nun in diesem Praxisbuch zusammengefasst wurden. Das vorliegende Buch versteht sich als weitere Grundlage auf dem Weg, die Fülle erlebnispädaogischer Methoden und Ansätze in der christlichen Bildungsarbeit weiterzuentwickeln. Die Übungen sollen und dürfen natürlich modifiziert oder ganz anders eingesetzt werden. Darauf haben sich die Autoren eingelassen und dazu laden wir auch die Lesenden ein.

Wer hat dieses Buch geschrieben?

Wir sind ambitionierte A(ni)mateure, bibelbegeisterte Bauarbeiter, experimentelle Erfinder, kreative Köpfe und passionierte Pädagogen. Kurzum, beteiligen durften sich alle, die bereit waren, sich mit ihren fachlichen Qualifikationen einzubringen. Das sind zum einen die Mitglieder des Fachausschusses Erlebnispädagogik im EJW, die Workshop-Teilnehmenden des besagten Workshops in Nußdorf und darüber hinaus einige Professionals, die schon seit einiger Zeit im Schnittfeld Erlebnis- und Religionspädagogik unterwegs sind. Uns alle eint die Begeisterung für eine „Erlebnispädagogik im christlichen Kontext“.

An wen richtet sich dieses Buch?

In unserem ersten Buch „Sinn gesucht – Gott erfahren“ haben wir eine Theoriegrundlage erarbeitet und veröffentlicht. Dieser Band richtet sich in erster Linie an Praktiker im weiten Feld der Erlebnispädagogik. Uns ist es ein Anliegen, sowohl den unbedarften Laien mit hineinzunehmen in das Experiment „Erlebnispädagogik und Glaube“ als auch dem religionspädagogisch Versierten neue Impulse für die eigene Arbeit zu geben. Wir hoffen, dass dies gelungen ist und wünschen bei der Lektüre und erst recht bei der Durchführung zahlreiche Aha-Erlebnisse. Über Rückmeldungen und neue Ideen würden wir uns ganz besonders freuen!

Für manche Aufgaben empfiehlt sich eine entsprechende Qualifikation, andere können auch ohne Vorkenntnisse einfach ausprobiert werden. Spezielle Kompetenzen, die für Übungen wichtig sind, werden auf den nachfolgenden Seiten beschrieben.

Was kann dieses Buch leisten?

Um etwas über Religion in Erfahrung zu bringen, sollte man Religion zur Erfahrung bringen. Denn was dieses Buch nicht leisten kann, ist, durch reine Lektüre religiöse Erfahrungen zu vermitteln. Es muss ausprobiert werden, man muss die Übungen machen.

Das ist zumindest die Meinung des Autorenteams. Wir reflektieren an vielen Stellen über die Erlebnisse, die in den Übungen gemacht werden, um die Beteiligten in der Reflexion ihrer Erfahrungen zu unterstützen. Was jede und jeder für sich dabei erlebt und wie das jede und jeder für sich selbst einordnet, wird nur erfahrbar, wenn man etwas auch ausprobiert und tut.

Erlebnispädagogik im christlichen Kontext bedeutet für uns das, was Dietrich Bonhoeffer meint, wenn er sagt, dass alleine in der Tat die Freiheit ist:

„Nicht das Beliebige, sondern das Rechte tun und wagen,

nicht im Möglichen schweben; das Wirkliche tapfer ergreifen,

nicht in der Flucht der Gedanken, allein in der Tat ist die Freiheit.

Tritt aus ängstlichem Zögern heraus in den Sturm des Geschehens,

nur von Gottes Gebot und deinem Glauben getragen,

und die Freiheit wird deinen Geist jauchzend umfangen.“

(Quelle: Dietrich Bonhoeffer: Widerstand und Ergebung)

Was wir selbst nicht leisten können, erhoffen wir uns für unsere Leserschaft: wirkliche Begegnungen mit dem lebendigen Gott!

Jörg Lohrer

Worum geht es in dem Buch?

Im ersten Band „Sinn gesucht – Gott erfahren“ ging es darum, eine Systematik zu finden, mit deren Hilfe die verschiedensten Ziele erlebnispädagogischen Handelns unterschieden werden können. Dabei wurde der Begriff der „drei Dimensionen“ eingeführt. Diese „Dimensionen“ oder auch „Ebenen“ erlebnispädagogischen Handelns sind qualitativ gleichwertig, inhaltlich jedoch sehr unterschiedlich.

In der Praxis werden oft auch Inhalte (Lernimpulse) auf verschiedenen Ebenen angesprochen. Dies geschieht immer bewusst, da unterschiedliche Ebenen auch sehr unterschiedliche Themen ansprechen. Dies wiederum bedingt einen Wechsel der Methoden.

Im Folgenden werden die drei Dimensionen nochmals kurz dargestellt.

(Ausführlicheres dazu in „Sinn gesucht – Gott erfahren“, Band 1, S. 34 ff.)

Die erste Dimension ist die Dimension der menschlichen und zwischenmenschlichen Erfahrung. Es geht dabei zum einen um das konkrete Verhalten und Empfinden der Teilnehmenden: Wie habe ich mich verhalten? Hat mein Verhalten zur Lösung des Problems oder der Aufgabe beigetragen? Wo liegen meine Stärken und Potenziale? Wie kann ich in Bezug zur Aufgabe meine Möglichkeiten optimal nutzen?

Der zweite Schwerpunkt liegt auf der Frage nach dem Miteinander: Wie arbeiten wir als Gruppe am besten zusammen? Was macht die Qualität unserer Gemeinschaft aus? Dies ist der Bereich des klassischen Teamtrainings. Wenn die Gruppe sich untereinander besser kennt, können die Gaben und Fähigkeiten, die in der Gruppe vorhanden sind, effektiver eingesetzt werden. Lernziele für die Teilnehmenden in dieser Dimension sind u. a. Selbst- und Mitbestimmung. Sie lernen, selbst Entscheidungen zu treffen und sich nicht nur von anderen steuern zu lassen.

Die zweite Dimension ist die Dimension der spirituellen Erfahrung. Sie geht über die Dimension der Begegnung mit uns selbst bzw. über die Begegnung mit anderen hinaus. Sie lässt uns über unseren Tellerrand der konkreten Welt, des konkreten Handelns und Empfindens in eine Welt schauen, die wir so nicht unmittelbar begreifen können. Es geht dabei um die tiefsten inneren Fragen unseres Mensch-Seins. Fragen, denen wir im Alltag oft aus dem Weg gehen. Manchmal entsteht bei den Teilnehmenden durch eine erlebnispädagogische Aktion eine echte „Betroffenheit“. Dies ermöglicht dann eine ernsthafte Auseinandersetzung mit diesen Fragen: Was sind die grundlegenden Werte meines Handelns? Wofür lebe ich? Auf was kann ich mich letztlich verlassen? Wo bin ich angenommen und aufgehoben? Gibt es einen Gott? Was hat dieser Gott mit mir zu tun?

Diese und andere Fragen gehen über das Hier und Jetzt hinaus, bilden aber die Grundlage all meines bewussten oder unbewussten Handelns. Diese Fragen und die daraus gezogenen Schlüsse bilden das Fundament meines Lebens. Deshalb ist es sehr wichtig, sich der Bedeutung solcher Erfahrungen bewusst zu sein. Wenn es uns gelingt, bei den Teilnehmenden durch eine Übung eine spirituelle Erfahrung zu ermöglichen, können wir sie aus den Fragen des Hier und Jetzt zu den „ewigen Fragen“ (z. B. Wo komme ich her?) führen (s. o.). Und eine solche „ewige Frage“ ist persönlich dann auch wirklich wichtig. Damit haben wir etwas sehr Wichtiges erreicht: Durch den Rahmen unserer erlebnispädagogischen Aktion ist im Teilnehmenden eine Fragehaltung entstanden, die vielleicht vorher so noch nicht da war. In dieser „echten“ Fragehaltung kann dann ein Diskurs über mögliche Antworten folgen. Wir als Christen haben Antworten auf viele dieser Fragen. Es gibt aber auch noch andere mögliche Antworten, wenn wir eine andere Perspektive einnehmen. Gott liebt uns, egal was wir tun. Genau so bedingungslos liebevoll müssen wir diesen Diskurs führen.

Es kommt nicht in erster Linie auf unsere Antworten an, sondern darauf, dass wir sie in Freiheit und Liebe anbieten, genau wie Gott es mit uns getan hat. Das Besondere ist dann, dass der Mensch, dem wir diese Antworten anbieten, auch eine echte passende Frage dazu hat. Wie oft geben wir anderen Menschen als Christen Antworten auf Fragen, die sie zu diesem Zeitpunkt gar nicht gestellt haben. Wie oft kommt es dadurch zu Missverständnissen und Frustration auf beiden Seiten. Hier kann die Erlebnispädagogik, die ihr Ziel in der zweiten Dimension, in der Dimension der spirituellen Erfahrung sieht, einen wichtigen Beitrag zu einem wirklichen Diskurs leisten, indem sie den Menschen genau diese wichtigen Fragen ans Herz legt.

Die Dimension der christlichen Glaubenserfahrung ist die dritte Ebene, auf der wir uns bewegen können. Hier geht es darum, aus unserer christlichen Sicht Antworten auf Glaubens- und Sinnfragen der Teilnehmenden zu geben.

Sie baut in gewisser Weise auf der spirituellen Erfahrung auf: nur wenn man auch eine spirituelle Anfrage hat, ist man an einer spirituellen Antwort interessiert. Unsere Antworten als Christen sind für uns stichhaltig und beruhen auf unserem Glauben an Jesus Christus. Es gilt, diese Antworten als liebevolle Einladung zu formulieren, klar und mit voller Überzeugung, aber ohne deshalb andere Überzeugungen – etwa aus Angst oder Unsicherheit – verurteilen zu müssen.

Kann ich eine Glaubenserfahrung beim Teilnehmenden überhaupt initiieren? Ich denke, zum Glück nein, da dies einzig und allein in Gottes Hand liegt und wir sonst in einen aberwitzigen Leistungsdruck verfallen könnten, um so viele Gotteserfahrungen wie möglich zu erzeugen. Aber wir können Erfahrungen anbieten, die es in Kombination mit unserer Reflexion den Teilnehmenden ermöglicht, Glaubenserfahrungen anderer (z. B. der Jünger Jesu), leichter nachzuvollziehen. So können Teilnehmende ihren eigenen Glaubensstandpunkt verändern oder verlassen, um ihren persönlichen Glauben weiter zu entwickeln.

Dieser Transfer der Erfahrung auf mein persönliches Glaubensleben muss auch nicht zwangsläufig während unserer erlebnispädagogischen Aktion erfolgen, er kann oft auch erst viel später „im stillen Kämmerlein“ beim Verarbeiten des Erlebten oder beim konkreten Tun stattfinden. Hier ist noch genügend Raum für den Geist Gottes.

Eine mögliche Methode

Spannend ist aber auch, welche Glaubensfragen für die Teilnehmenden „dran“ sind. Menschen machen durch ein bestimmtes Erlebnis ganz unterschiedliche Erfahrungen. Die Fragen beziehen sich ja auf die Erfahrungen aus unserer Aktion. Da alle andere Vorerfahrungen in ihrem Leben gemacht haben, bewerten sie die gleichen Erfahrungen oft völlig anders als andere Teilnehmenden in derselben Situation. Das ist eine Herausforderung – aber zum Glück eine lösbare, indem man von der offenen hin zur geschlossenen Frage reflektiert. Indem ich den Teilnehmenden zuerst den Raum gebe, allgemein über ihre Erfahrungen und Gefühle bei der Aktion zu reden, kann man jeden mit seinem Erleben genau da abholen, wo er steht. Die Gruppe bekommt somit eine Vorstellung der unterschiedlichen Erfahrungen. Nun kann der Einzelne entscheiden, ob die Erfahrungen der anderen für ihn auch von Bedeutung sind. Man bekommt einen ganzen Pool an Wahrnehmungen. Nun kann man die Fragestellung fast schließen.

Zum Beispiel:

„Wie ging es dir?“ (ganz offen),

„Was hat das mit deinem Glauben zu tun?“

(geschlossener, schon auf den Glauben allgemein bezogen), bis hin zu

„Welche Art von Vertrauen/Gnade/Liebe wünscht sich Gott für uns?“

(geschlossen, auf ein konkretes Glaubensthema hin)

Dieser methodische Ansatz lässt allen Teilnehmenden den Raum, sich da einzubringen, wo sie es können und wollen. Es schafft gleichzeitig den Raum für jeden Einzelnen, viel Neues wahrzunehmen. Der Ansatz führt durch seine Konzentration am Ende zu einer möglichen Deutung hin. Hier stecken Chancen für eine intensive und gute Arbeit mit den Menschen, die uns in unseren Gruppen und Kreisen anvertraut sind. Aber gleichzeitig sollte uns auch bewusst sein, welche Verantwortung wir für diese Menschen haben. Wir fördern sie und helfen ihnen, sich so zu entwickeln, damit sie selbst entscheiden, was für sie der richtige Weg im Leben und Glauben ist. Nur wenn wir diese Einladung so offen leben, leben wir sie im Sinne von Gottes Liebe.

Uwe Roth

Welche Kompetenzen sollte der Anleitende mitbringen?

Im Folgenden werden die pädagogischen und theologischen Aspekte der Leitungskompetenz dargestellt. (Ausführliches dazu in: Sinn gesucht – Gott erfahren, Band 1, S. 43–47.)

Pädagogische Aspekte

Leitende brauchen pädagogische Kenntnisse, deren „Umfang und Intensität davon abhängen, mit welchem Personenkreis gearbeitet wird. Je schwieriger das Klientel, umso qualifizierter die Ausbildung.“

(Heckmair; Michl: Erleben und Lernen, S. 228)

1. Wissen um die Besonderheiten der Gruppe

Leitende sollten die Aufgaben und Aktionen den Möglichkeiten und Bedürfnissen der Gruppe anpassen. Wenn gestellte Aufgaben die Gruppe entweder unteroder überfordern, entsteht schnell ein Gefühl der Lustlosigkeit. Daher ist es hilfreich, die Fähigkeiten der Teilnehmenden zu kennen und zu wissen, welche Gruppenprozesse aktuell laufen oder welche Methoden der Auswertung passend sind.

2. Bedeutung der Motivation

Leitende sollten wissen, wie man die Gruppe für die Aufgaben motivieren kann. Neuartige Herausforderungen, die einen hohen Aufforderungscharakter haben und zudem ernste, authentische Erfahrungen ermöglichen, erleichtern den Teilnehmenden das Lernen. Der Sinn der Aufgaben sollte klar sein.

3. Unterstützende Haltung des Leitenden

Leitende sollten vermeiden, den Teilnehmenden Lösungen für schwierige Aufgaben und Probleme zu verraten oder Entscheidungen für sie zu fällen. Die Gruppe fühlt sich dadurch eher ermutigt, auf Hilfe von außen zu hoffen, als mit eigenen Kompetenzen zu arbeiten. Durch ein Vorwegnehmen der Antworten wird der abenteuerliche Charakter der Aufgabe zerstört und das Lernpotenzial erheblich eingeschränkt.

4. Bedeutung der Reflexion

Der Anleitende darf das Reflektieren nicht vernachlässigen, denn die Auswertung des Geschehens ist mit das Entscheidende der gesamten Aktion. Hier zeigt sich, ob die Gruppe mit dem Gefühl nach Hause geht, etwas Gewinnbringendes erfahren zu haben. Wichtig ist auch, den richtigen Zeitpunkt für die Reflexion zu finden. Grundsätzlich ist es hilfreich, sich das eigentliche Ziel der Aufgabe vor Augen zu halten, denn ein gutes Ergebnis für die Gruppe ergibt sich nicht automatisch mit der Lösung der Aufgabe, sondern kann auch im Scheitern gefunden werden.

5. Flexibilität des Leitenden

Ein flexibler Führungsstil ist erforderlich, um auf die Gruppen entsprechend eingehen zu können, denn trotz einer gründlichen Programmplanung kann es vorkommen, dass Aktionen oder Reflexionen nicht wie geplant verlaufen. Ein Gefühl für Signale bezüglich gruppendynamischer und individueller Prozesse hilft, um angemessen reagieren zu können. Weiterhin ist es in diesem Zusammenhang von Vorteil, ein breites Repertoire an Übungen und Reflexionen parat zu haben.

Theologische Aspekte

Neben allgemeinen pädagogischen Erfahrungen soll den Teilnehmenden vor allem die religiöse Dimension an Erfahrungen eröffnet werden. Nachfolgende Aspekte sind in dieser Hinsicht entscheidend.

1. Glaube

Der Leitende braucht eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus, über die er glaubwürdig berichten kann, denn er kann nur weitergeben, was er selbst für wahr hält. Eine gewisse Vertrautheit mit der Bibel und theologische Grundkenntnisse sind nötig, um die Anleitung vom Evangelium her zu gestalten.

2. Dienst

Grundsätzlich kann der Leitende, der als Mitarbeitender am Reich Gottes mit baut, seine Tätigkeit als einen Dienst in Wort und Tat am Nächsten verstehen. Es ist eine Herausforderung, die Teilnehmenden so zu sehen und anzunehmen, wie Gott das tut. In erster Linie soll der Leitende das Christsein leben und nicht lehren, mit dem Wissen, dass Gott durch ihn wirken will.

3. Geduld

Geduld ist nötig, um das Suchen und Fragen der Teilnehmenden nach Glauben abwarten zu können. Es braucht seine Zeit, mögliche Zusammenhänge zwischen Erlebtem und persönlichem Glaubensweg zu entdecken und neue bereichernde Impulse für ein Leben mit Gott zu gewinnen. Der Leitende sollte sensibel sein für die persönlichen Glaubensprozesse der Teilnehmenden und den Stand des Einzelnen einschätzen können.

4. Deutung

Ein adäquates Aufgreifen der Erlebnisse regt die Teilnehmenden zum Nachdenken über Religion und über Gott an. Dazu ist ein Methodenreichtum an metaphorischer Deutung von Vorteil, der sich an den Lebenswelten Jugendlicher orientiert. Die religiöse Deutungshoheit der Erlebnisse sollte allerdings bei den Teilnehmern gelassen werden.

5. Seelsorge

Der Anleitende nimmt die Deutungen der Teilnehmenden ernst und kann sie entsprechend aufgreifen. Aufbrechende persönliche Eindrücke gehen oft mit tiefer (religiöser) Emotionalität einher. In diesem Fall kann die Seelsorge und Begleitung der Teilnehmenden über das Kursgeschehen hinaus von entscheidender Bedeutung sein.

Voraussetzungen für bestimmte Praxisfelder (Hard Skills)

Neben dem genannten Wissen um Sicherheitsstandards und -techniken werden für ausgewählte Praxisfelder klare Kompetenzen der Anleitenden vorausgesetzt. Kommen Sportarten zum Einsatz, muss der Leitende kompetent in der Sportart sein, die er als Medium für die Gruppe ausgewählt hat. Für fast alle Natursportarten wie Klettern, Kajak, Bergsteigen etc. gibt es Ausbildungen, welche die entsprechenden Fachverbände wie z. B. der Deutsche Alpenverein oder der Deutsche Kanusportverband anbieten. Für niedere oder hohe Seilelemente ist eine qualitative Ausbildung zum Ropes-Course-Trainer zu empfehlen.

Die genannten Aspekte verdeutlichen, dass zu einem qualifizierten Leitungsverhalten bei erlebnispädagogischen Maßnahmen auch Sachkenntnis und möglichst auch Erfahrung dazugehören. Dies fällt nicht vom Himmel oder stellt sich einfach so ein; man muss sich darum bemühen durch Ausbildung und angeleitete und reflektierte Erfahrung.

Jörg Wiedmayer

Übersicht der Übungen

GPS

Übung:Abraham: Altäre für Gott

Art der Übung: Multicache

Gruppengröße: 8 – 25

Dauer: ca. 90 Min.

Gelände: Wald, Freifläche, Feld

Materialaufwand: hoch

Übung:MyPlace – Geocaching LiTourgie

Art der Übung: Solo mit GPS Geräten, Landart

Gruppengröße: 5 – 20

Dauer: ca. 180 Min.

Gelände: Wald, Freifläche, Feld

Materialaufwand: hoch

Übung:Abraham: Du sollst ein Segen sein

Art der Übung: Nachtcache

Gruppengröße: 8 – 25

Dauer: ca. 60–90 Min.

Gelände: Wald, Freifläche, Feld

Materialaufwand: hoch

Übung:Weis(s)e Wege – GPS im Schnee

Art der Übung: GPS-Übung, Kooperation, Wahrnehmung

Gruppengröße: 3 – 10

Dauer: 1 Tag (evtl. länger)

Gelände: Skigebiet

Materialaufwand: sehr hoch

DRINNEN ODER DRAUSSEN

Übung:Die magischen Nägel

Art der Übung: Kooperation

Gruppengröße: 6 – 20

Dauer: ca. 30 Min.

Gelände: Indoor, Halle, ebene Freifläche, Wald

Materialaufwand: hoch

Übung:Arbeitsteilung

Art der Übung: Kooperation

Gruppengröße: 5 – 10

Dauer: