So sind sie, die Niederländer - Rodney Bolt - E-Book

So sind sie, die Niederländer E-Book

Rodney Bolt

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Beschreibung

Geben wir es ruhig zu: Die Niederländer sind manchmal seltsam. Sie essen seltsame Dinge. Sie benehmen sich seltsam. Sie sind mal zu steif und mal ein bisschen zu locker. Sie lachen über Dinge, die nicht lustig sind. Die Fremdenversteher liefern Antworten: Knapp, bissig und voller überraschender Einsichten. Am Ende ist klar: So sind sie eben, die Niederländer! Die Fremdenversteher über die Niederländer: "Die meisten Nationen betrachten die Niederländer als organisiert und effizient – ähnlich den Deutschen, nur nicht so beeindruckend. [...] Die Bäume in der Landschaft sind in Linien gepflanzt und die schwarz-weißen Kühe sind in ordentlichen kleinen Gruppen arrangiert." Die Fremdenversteher: Die Reihe, die kulturelle Unterschiede unterhaltsam macht. Mit trockenem englischen Humor, Mut zur Lücke, einem lockeren Umgang mit der politischen Korrektheit – aber immer: feinsinnig und auf den Punkt. Die Fremdenversteher sind die deutsche Ausgabe der Xenophobe's® Guides – bei Reise Know-How. Die Fremdenversteher: Empfohlen bei leichter bis mittelschwerer Xenophobie!

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Seitenzahl: 92

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Inhalt

Nationalismus & Identität

Charakter

Überzeugungen & Werte

Obsessionen

Verhalten

Manieren & Etikette

Kultur

Freizeit und Vergnügen

Sinn für Humor

Essen & Trinken

Gesundheit & Hygiene

Bräuche & Traditionen

Systeme

Verbrechen & Strafe

Die Geschäftswelt

Regierung & Bürokratie

Die Sprache

Der Autor

Die niederländische Bevölkerung zählt 16,8 Millionen Menschen – verglichen mit 5,5 Millionen Dänen, 5 Millionen Schotten, 11 Millionen Belgiern, 47 Millionen Spaniern, 54 Millionen Engländern, 66 Millionen Franzosen, 81 Millionen Deutschen und 321 Millionen Amerikanern.

Die Niederlande sind halb so groß wie Schottland, nicht ganz so groß wie Dänemark und passen zwölfmal in Spanien.

Nationalismus & Identität

Vorwarnung

Der niederländische Charakter ist untrennbar mit der niederländischen Landschaft verbunden. Die Niederlande sind so flach, dass selbst die schwarz-weißen Kühe als Silhouette am Horizont hervorstechen. Dementsprechend sind die Niederländer weite Horizonte und jede Menge Licht gewöhnt. Offenheit, Freiheit und Sicht sind fundamental. In einem Wald könnten wohl nur wenige Niederländer glücklich leben. Als einer der berühmtesten Romanciers der Niederlande seinen Eltern zu ihrem 50. Ehejubiläum ihre erste Reise in die Schweiz schenkte, war er doch sehr überrascht, als diese nach nur zwei Tagen wieder zu Hause waren. Seine Mutter war tief enttäuscht. Sie hätte von ihrem Hotelzimmer keine Aussicht gehabt, erklärte sie, es seien Berge im Weg gewesen.

Die niederländische Landschaft ist sanft und ereignislos. Eindringlinge, wie etwa Bäume, treten in ordentlichen Linien und Mustern auf. Wasser, welches das gesamte Land zu überschwemmen droht, wird ordentlich in kerzengerade Kanälen gelenkt. Kontrolle und Mäßigung stellen auch wichtige Verhaltensrichtlinien dar. „Hohe Bäume fangen viel Wind“, warnen die Niederländer. Sie beschreiben Übermaß in Worten wie overvloed („Überflut“) – als ob Wassermassen zum Deichbruch geführt hätten. In den Niederlanden verpulvern verschwenderische Leute ihr Geld nicht, sie „verschütten es“.

Die Niederlande sind hell, aber sie leuchten nicht – sie sind eher eine Welt aus grünen, grauen und braunen Farbtönen. Dieses Farbschema wiederholt sich in den Städten, in denen die Gebäude vor allem aus braunem Backstein sind und örtliche Bestimmungen oftmals vorschreiben, dass Einwohner ihre Türen alle in demselben Grünton streichen müssen. Als Van Gogh sein Heimatland verließ und in die leuchtenderen, hügeligeren Regionen Südfrankreichs zog, malte er nicht mehr in den gemütlichen, schweren Brauntönen der „Kartoffelesser“, sondern wandte sich knallbunten Farbtönen zu – und wurde verrückt.

Wie sie sich selbst sehen

Vom Komfort ihrer makellosen Wohnzimmer aus würden die Niederländer wohl zustimmen, dass sie das sauberste Volk der Welt sind, sparsam und pfiffige Geschäftsleute, dass sie eine beispiellose Gewandtheit haben, wenn es um Sprachen geht, eine unerreichte Fähigkeit besitzen, miteinander auszukommen, und sie einen unnachahmlichen Charme an den Tag legen. Sie sind aber, außer man drängt sie, viel zu bescheiden, um öffentlich zu bekennen, dass sie all dies schon ein wenig über andere Nationen erhebt.

Stolz sind die Niederländer vor allem auf ihre Toleranz und Flexibilität. Qualitäten, die, zusätzlich zu dem moralischen Ansehen, das sie genießen, gut fürs Geschäft sind. Das Laken der Mildtätigkeit ist beileibe kein wollig liberales, sondern wird von einem gesunden Handelsgeist gewebt. Es ist dick genug, um kleinliche Unstimmigkeiten, wie ein geheimes Misstrauen gegenüber Marokkanern, eine Abneigung gegen fremdartige Küchengerüche aus der Wohnung einen Stock tiefer oder die Wut über Ausländer, die unfachmännisch auf Fahrrädern herumeiern und den Weg für andere blockieren, zu überdecken.

Wie andere sie sehen

Die meisten Nationen betrachten die Niederländer als organisiert und effizient – ähnlich den Deutschen, nur nicht so beeindruckend. Man kann sich kaum fürchten, so wird argumentiert, vor einer Nation rotwangiger Bauern, die in Windmühlen leben und Holzschuhe im Eingangsbereich ihrer Wohnung stehen, Tulpen im Garten und Stapel runder Käse in der Vorratskammer liegen haben.

Die Niederländer haben aber auch den Ruf, eigensinnig, dickköpfig und unverbesserlich fies zu sein. Die Belgier gehen sogar noch weiter und beklagen sich, dass sich ihre Nachbarn beim Geschäftemachen regelrecht hinterhältig benehmen. Im Allgemeinen aber sehen andere Nationen sie als beängstigend direkt. Die niederländische Offenheit ist geradezu überwältigend für zurückhaltendere Völker wie Japaner, die entnervt von der niederländischen Direktheit, diese als die rüdesten Europäer empfinden, mit denen sie Geschäfte machen – auch wenn sie vom niederländischen Geschäftssinn durchaus beeindruckt sind. „Wo ein Niederländer vorbeigekommen ist, wächst nicht einmal mehr das Gras“, sagen die Japaner bewundernd.

Engländer nehmen Niederländer mit zurückhaltender Anerkennung wahr. Sie kommen dem ihnen hochheiligen Status, Englisch zu sein, auf dem Kontinent am nächsten. Solcherart Kameradschaftlichkeit hat aber nicht immer geherrscht. Im 17. Jahrhundert lagen sich die beiden Seefahrernationen in den Haaren. Ein englisches Pamphlet wütete: „Ein Holländer ist ein wollüstiger, fetter, zweibeiniger Käsewurm. Eine Kreatur, die so süchtig danach ist, Butter zu essen, Fett zu trinken und zu rutschen [auf Schlittschuhen], dass die ganze Welt ihn als aalglatten Typen kennt.“ Die englische Sprache wurde um eine ganze Liste abschätziger Worte ergänzt wie „Dutch courage“ (nur mutig mit Alkohol im Blut), „Dutch comfort“ (es könnte auch schlimmer sein) und „Dutch gold“ (Fälschung).

Heute gibt es bei einigen Leuten tendenziell noch immer ein Echo dieser Einstellung (vor allem bei Zollbeamten), die die Niederländer als Nation voller von Drogen benebelter Pornografen ansehen. Im Allgemeinen aber erreichen die Niederländer Bestnoten, weil sie das BBC-Fernsehen in jedes Wohnzimmer des Landes senden und auch nicht davor zurückschrecken, Englisch zu sprechen, beziehungsweise dabei bei Muttersprachlern kaum ein Zusammenzucken verursachen.

Wie sie gerne hätten, dass andere sie sehen

Die Niederländer würden gerne als die ultimativen Europäer angesehen werden. Dafür haben sie emsig so viel von den Nationen um sie herum übernommen, dass sie ihre eigene kulturelle Identität schon fast aufgegeben haben. Das bedeutet, dass den meisten Menschen irgendetwas an den Niederländern vertraut vorkommt, was wiederum bedeutet, dass alle sie mögen.

Dass die Niederlande zu den kleineren Jungs in der Klasse von Europa gehören, stört ihre Einwohner oder Politiker nicht über Gebühr. Wenn man nur genug Lärm macht und zu allem eine Meinung hat, kann sogar ein kleiner Junge wahrgenommen werden. Mit etwas Glück könnte er sogar Klassensprecher werden – ein Job, von dem er weiß, dass er ihn mit seinem Insiderwissen über Unfairness und Unterdrückung besser ausfüllen kann, als manch anderer Mitschüler, den man eventuell erwähnen möchte. Vor allem solche, die eine Mobbing-Vorgeschichte haben.

Wie sie die anderen sehen

Abgesehen von der Tatsache, dass sich ihr Land über Jahrhunderte den Britischen Inseln (im wahrsten Sinne des Wortes) immer weiter angenähert hat, haben die Niederländer gemischte Gefühle gegenüber den Briten. Sie sind überrascht darüber, dass diese ziemlich kümmerlichen Inselbewohner es irgendwie schaffen, solch gute Bücher zu schreiben. Sie sehen die Engländer als Landhausbewohner und ein bisschen geziert an, aber in einigen Kreisen gilt der englische Stil als der ultimative Schick. Beständige Modetrends wie Tweed, gewachste Jacken und Nadelstreifen werden von den diskret Reichen und denjenigen, die diesen Status anstreben, zur Schau gestellt.

Wie die meisten ihrer europäischen Nachbarn saugen sie die Äußerlichkeiten der amerikanischen Kultur begierig auf, während sie seine Verursacher als hohlköpfig und laut ablehnen. Vor allem Roadmovies sagen dem niederländischen Sinn von Freiheit und Offenheit zu. Der „Verirrter-Anhalter“-Look ist in der niederländischen Mode populär.

Frankreich und Italien mögen gute Länder sein, um dort seinen Urlaub zu verbringen, doch die Niederländer betrachten deren Einwohner mit einer Prise Missbilligung. Die Franzosen sind schlicht zu frivol, als dass sie die Bewunderung einer Nation, der Calvin in den Knochen steckt, gewinnen könnten. Außerdem seien sie, so die Niederländer, Quertreiber ohne Verhandlungsgeschick. Eine Nation, die ihren Bauern erlaubt, Rüben auf der Autobahn aufzuschütten, sollte mit einigem Argwohn betrachtet werden.

Direktheit mag eine Tugend sein, aber die überschwängliche Zurschaustellung der eigenen Emotionen riecht nach Kontrollverlust, und so gehören die Italiener (wie die meisten Anwohner des Mittelmeerraums) zu der Gruppe „toleriert, aber nicht so gut wie wir“. Eine Stufe darunter kommen die Nationen, deren religiöse oder politische Gepflogenheiten als intolerant gelten. Solche Völker werden ausdrücklich nicht toleriert – Intoleranz gegenüber Intoleranz gilt als durchaus zulässig. Mit diesem Argument hat eine anti-islamistische Partei große Gewinne bei den Parlamentswahlen 2010 erreichen können. Sie wurde die drittstärkste Partei und schlug damit sogar die bis dahin regierende Partei.

Von allen europäischen Nationen bewundern die Niederländer die Schweizer am meisten. Deren Land ist makellos, ihre Banken unangreifbar und ihre Nummernkonten geheim.

Besondere Beziehungen

Selbst die entgegenkommenden Niederländer haben ihre Grenzen. Die erste Barriere, die der niederländischen Toleranz entgegenschlägt, ist die Grenze mit Deutschland. Niemand wird die Niederländer mit größerer Wahrscheinlichkeit aus ihrem normalerweise heiter gutartigen Zustand herausreißen als ein Deutscher. Die Niederländer sehen die Deutschen als arrogant, laut, unbeweglich und intolerant an – tatsächlich alles, was sie selbst nicht sind. Sie misstrauen einer Nation, die eine Vorliebe dafür zeigt, in Wäldern zu leben. Aber normalerweise bemühen sie sich nicht einmal um eine Erklärung. Sie mögen die Deutschen einfach nicht. Sagt man zu Niederländern, dass ihre Sprache der deutschen gleicht, wird das der weiteren Beziehung nicht gerade förderlich sein. Führt man an, dass die beiden Nationen doch in vielen Dingen recht ähnlich seien, wird das wahrscheinlich dazu führen, dass man aus dem Haus geschmissen wird.

Fragt ein Deutscher in einer niederländischen Stadt nach dem Weg, kann es durchaus sein, dass der Niederländer Richtung Grenze oder zum nächsten Bahnhof mit internationalen Zügen zeigt. Vielleicht erwidert er auch „Gib mir mein Fahrrad zurück!“ und bekommt sich anschließend vor Lachen nicht mehr ein. Dies ist ein Insider-Witz, der sich darauf bezieht, dass die Deutschen während der Besatzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg alle Fahrräder beschlagnahmt hatten. Die eigentliche Aussage ist also: Erst gibst du das Fahrrad zurück, das du meiner Familie gestohlen hast, und danach werde ich mich unter Umständen dazu bemüßigt fühlen, dir zu helfen. Niederländer aller Altersstufen machen diesen Witz. Sie machen ihn sogar, wenn ihre Eltern zu jung sind, um die Besatzungszeit noch selbst erlebt zu haben. Man tut einfach alles, um den Deutschen eins auszuwischen.

Die Südgrenze der Niederlande bietet auch eine Art Stolperstein. Außer den Afrikaandern in Südafrika und den Einwohnern einiger verstreuter Ex-Kolonien sind die Belgier die einzigen auf der Welt, die eine Sprache ähnlich dem Niederländisch sprechen. Man könnte meinen, das möge die südlichen Cousins und Cousinen bei den Niederländern beliebt machen. Aber die Niederländer betrachten die Belgier (auch wenn sie deren Art, das Leben zu genießen, wirklich bewundern) als ziemlich unterbelichtet und ausschließlich zum Spott geeignet:

„Was steht auf dem Boden einer belgischen Milchflasche?“ – „Am anderen Ende öffnen.“

„Was steht auf dem Boden eines belgischen Schwimmbads?“ – „Rauchen nicht erlaubt.“

„Warum sind belgische Gläser eckig?“ – „Damit sie keine runden Ränder auf dem Tisch hinterlassen.“

In den Niederlanden selbst wird den Einwohnern der südlichsten Provinz Limburg (mit ihrer Hauptstadt Maastricht) nachgesagt, dumm zu sein. Deshalb gilt:

„Was geschieht, wenn ein Maastrichter nach Belgien umzieht?“ – „Der durchschnittliche IQ beider Länder erhöht sich.“

Charakter

Offene Denkweise