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Die deutsche Sprache zerfällt derzeit unter tatkräftiger Mitwirkung nahezu all ihrer Sprecher. An sehr vielen Beispielen wird gezeigt, dass der Sprachzerfall nur die komplementäre Seite des Gesellschafts-Zerfalls ist und dieser das Ergebnis des Niedergangs des weltweiten Kapitalismus. Ein Großteil der Menschen, selbst von der alltäglichen Selbstbehauptung erschöpft, empfindet den gegenwärtigen Niedergang der deutschen Sprache offenbar gar als Erleichterung. Der Vorgang des Niedergangs wird von den Meisten als Prozess geistiger Verarmung nicht einmal wahrgenommen. Die Alltagssprache, gedankenlos nachäffend, unterwirft sich dem verkommensten Zeitgeschmack. Die "vereinzelten Einzelnen" (alias Systemsklaven) haben sich ohnehin nicht viel zu sagen. Dieses bewusstlose Geschnatter und Geplapper in allen Medien sind nur die komplementäre Seite des "freien Marktes". Wie das System als Ganzes verwildert, geschieht das auch mit den Sprachen. Das Individuelle wird an den Rand gedrängt zugunsten einer weltweiten Verallgemeinerung (besser Einförmigkeit, Stromlinienförmigkeit) aller Lebensäußerungen, also dem Gegenteil von Kühnheit des Denkens. Die menschlichen Beziehungen, wofür die Sprache fundamental ist, werden mit dem zunehmenden Verschwinden von "Arbeit", Staat… immer weiter barbarisiert.
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Seitenzahl: 186
Veröffentlichungsjahr: 2016
George Kaufmann
© 2016 George Kaufmann Verlag:
tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7345-8095-6
Hardcover:
978-3-7345-8096-3
e-Book:
978-3-7345-8097-0
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George Kaufmann
So verhunzenwirunsere Sprache Der Bäcker käckt.
Ein Großteil der Menschen, selbst von der alltäglichen Selbstbehauptung erschöpft, empfindet den gegenwärtigen Niedergang der deutschen Sprache offenbargar als Erleichterung. Der Vorgang des Niedergangswird von den Meisten als Prozess geistiger Verarmung nicht einmal wahrgenommen. Die Alltagssprache, gedankenlos nachäffend, unterwirft sich dem verkommensten Zeitgeschmack. Die „vereinzelten Einzelnen“ (alias Systemsklaven) haben sich ohnehin nicht viel zu sagen. Dieses bewusstlose Geschnatter und Geplapper in allen Medien sind nur die komplementäre Seite des„freien Marktes“. Wie das System als Ganzes verwildert, geschieht das auch mit den Sprachen. Das Individuelle wird an den Rand gedrängt zugunsten einerweltweiten Verallgemeinerung (besser Einförmigkeit, Stromlinienförmigkeit) aller Lebensäußerungen, also dem Gegenteil von Kühnheit des Denkens. Die menschlichen Beziehungen, wofür die Sprache fundamental ist, werden mit dem zunehmenden Verschwinden von„Arbeit“, Staat… immer weiter barbarisiert.
Was kennzeichnet unsere heutige Gesamtlage? Welcher globale Zusammenhang besteht, in den wir unsere Sprachentwicklung zu stellen haben? Denn Sprachen entwickeln sich natürlich nicht an sich, also losgelöst und außerhalb des menschlichen gesamtgesellschaftlichen Reproduktionsprozesses, sondern bilden einen fundamentalen Teil dieses Prozesses selbst.
Mit der Dritten industriellen Revolution, der umfassenden Anwendung der Mikroelektronik, ist das globalisierte warenproduzierende System in seinem Drang nach Profit wegen seiner hohen Rationalität an seiner objektiven absoluten inneren Schranke (Marx) angelangt. Der erreichte überaus hohe Entwicklungsstand der Produktivkräfte kann nicht mehr in die viel zu eng gewordene kapitalistische Form gepresst werden. So schafft der Kapitalismus selber die „Arbeit“ ab; ebenso die Staaten und damit die daran gebundenen Formen Recht, Politik, Demokratie. Dieses System zerfällt seit fast 40 Jahren vor unseren Augen und kehrt seinen Gewaltkern immer stärker nach außen. Das heißt, der Kapitalismus ist dabei, sich selbst abzuschaffen. Er spielt sozusagen in seiner Nachspielzeit. Es ist ihm unmöglich, seiner ihn schüttelnden fundamentalen Krise zu entweichen.
Das System ist wegen seiner hohen Rentabilität gezwungen, immer mehr Menschen aus dem produktiven Prozess der (Lohn-) Arbeit auszuspucken und zugleich immer weniger Gesamt-Mehrwert zu akkumulieren (anzuhäufen). Aber allein das ist der Zweck der ganzen Veranstaltung Kapitalismus. Diese Entwicklung ist innerkapitalistisch nicht mehr zu stoppen. Die vom System nicht mehr vernutzbaren und damit ausgespuckten Menschen sind ihm überflüssig. Durch das globalisierte Kapital besitzen derzeit lediglich etwa 700 Personen / Familien fast zwei Drittel des Weltreichtums. Dieses auf Arbeitskraft-Vernutzung beruhende System konnte noch nie und kann zunehmend immer weniger die Menschen auf dieser Erde ernähren, obwohl dafür alle materiellen Voraussetzungen in überreichlichem Maße vorhanden sind. Das Weltkapital führt ganze Länder in den Ruin, denn diese verfügen gegenüber den Großkapitalen nicht einmal mehr annähernd über entsprechende Mittel einer Abwehr.
Da grundsätzlich die Wirkmechanismen des Kapitalismus auf „den Staat“ gekoppelt, also an ihn gefesselt sind (Volkswirtschaft, Nationalökonomie), geht das globalisierte Kapital heute immer verheerender gewissermaßen durch die Staaten hindurch, ohne dass diese noch irgendeinen bestimmenden Einfluss nehmen können. Nachdem bereits das Geld nahezu komplett von der „Realökonomie“ (!) – gibt es denn eine andere? – losgelöst spekulativ herumwildert (virtuelles Geld) und dem Schein nach aus Geld selbst wieder Geld entsteht (und wir alle sollen das glauben und glauben es), geschieht das Gleiche inzwischen mit der realen Produktion, indem die Aktienkurse an den Börsen in schwindelnde Höhen spekuliert werden. Allerdings haben die Höhen der Kurse mit den tatsächlichen Wertbeständen der betreffenden Aktiengesellschaften nicht mehr das Geringste zu tun. Das heißt, auch die Produktion ist inzwischen eine nur noch virtuelle, sozusagen ein Abfallprodukt des globalen (Geld-) Casinos.
Und wenn der einzelne Staat immer mehr seiner Einflussmöglichkeiten auf das globalisierte Kapital verliert, muss er nach kapitalistischem Prinzip abgebaut werden. Das wollen natürlich seine Protagonisten nicht wahrhaben; vielmehr sind sie zu solcher Erkenntnis nicht einmal fähig. Unabhängig davon jedoch wird der Staat objektiv geschrumpft. Seine einzige Aufgabe besteht noch darin, das unnütze Menschenmaterial in Schach zu halten, es einigermaßen ruhig zu stellen und die Macht darüber nicht zu verlieren. Der Staat wird an seinem Ende, wie bereits an seinem Anfang, wieder auf die nackte Gewalt reduziert. Alle übrigen bisherigen Staatsfunktionen werden immer mehr selbst nur noch simuliert, der Staat wird virtuell. Wir sind auf dem Weg in die Barbarei. Das betrifft auch die Sprache, die wie der Staat selbst, dem Verfall unterliegt, gewissermaßen verwildert. Das geschieht alltäglich vor unseren Augen. Um uns aber in Schach zu halten, hat Sprache für die System-Protagonisten eine außerordentliche Bedeutung, denn wir sollen glauben, dass alles bestens ist, man sowieso nichts ändern könne und keine Alternativen bestünden. Bei all dem müssen wir natürlich wissen, dass die herrschende Sprache stets die Sprache der Herrschenden ist. Mit dem Staat und seinen vielfältigen Institutionen hat sich das Kapital auch eine riesige Schar Sprachlakaien geschaffen, die sich trotz oder gerade wegen des Staatsverfalls mit Händen und Zähnen in die staatlichen Reste der nackten Gewalt verbeißen und uns von morgens bis abends in Bewegung halten, drangsalieren, schikanieren, die Hucke volllügen und uns gern auch dabei behilflich sind, sogar freiwillig unsere Sprache vergammeln zu lassen. Da aber Sprache Denken ist, lassen wir so unsere Fähigkeit zu denken vergammeln. Staat und Kapital können keine gebildeten Menschen gebrauchen, souveräne Charaktere sind ihnen zuwider; sie könnten ja Zusammenhänge erkennen und dieses irre System abschaffen wollen.
Dieses Buch soll dazu beitragen, dass sich Menschen innerhalb des deutschen Sprachraums der Bedeutung ihrer Sprache bewusster werden. Wer gut spricht, denkt gut. Ob er auch Gutes denkt/spricht, sei zunächst dahingestellt. Vor allem erkennt der, der die Sprache gut beherrscht, besser, was ihm systemisch beständig an Lügen und Sprach-Dreck präsentiert wird. Und: Er setzt sich in die Lage, sich wehren zu können.
Die im Buch verwendete Sprache ist möglichst deutlich, bisweilen drastisch. Rumgesülze wird es nicht geben. Personen spielen keine Rolle. Auf sprachliche Geschlechtertrennung wird verzichtet. Der Grund besteht darin, dass mir die bisher vorgeschlagenen Verfahren noch nicht gut genug erscheinen (GeneraldirektorIn, MinisterIn…). So meine ich in jedem entsprechenden Fall stets den Mann und die Frau. Der Mensch ist also zugleich immer auch die Mensch.
Es geht mir um die Entwicklung und Festigung eines Sprachgefühls für unsere deutsche Sprache. Lateinische Grammatik-Begriffe spielen keine oder nur eine geringe Rolle, denn sie sind der Gewinnung eines Sprachgefühls eher hinderlich. Die Leser werden feststellen, dass sie, wenn sie sich lustwandelnd unserer so schönen weil ausdrucksstarken deutschen Sprache nähern wollen, enormes Bewusstsein tanken und stets kritisch auf den ihnen überall hingeworfenen Sprech-Fraß reagieren können.
Die verwendeten Beispiele schlechten, gammeligen oder sogar dümmlichen Sprechens sind nur ein klitzekleiner Auszug aus dem derzeitigen tatsächlichen deutschen Sprach-Gelumpe. Und wahrscheinlich wird sich dennoch jeder Leser an irgendeiner Stelle dieses Lesebuches treffend wiederfinden. „Und das ist auch gut so“!
Ich möchte zeigen, wie wir durch Sprache systemisch beherrscht werden, wie sie uns andererseits erst zum Menschen macht und wie wir unsere Sprache beherrschen – oder auch nicht; ja, wie wir sie seit längerem regelrecht selbst zerstören.
„Eine Sprache richtig zu beherrschen, eröffnet den Zugang zur Welt“ (Dr. Wolfgang Huber, Bischof, 2008).
Beginnen wir mit dieser kleinen Karikatur:
„Der Affe wollte von seiner Familie nichts mehr wissen, nannte sich Mensch und erfand die Sprache“ (Eulenspiegel, Satire-Zeitschrift, etwa 1958).
Wir wissen natürlich, dass es so nicht war. Unsere Sprache wurde nicht erfunden, sondern hat sich in einem Millionen Jahre währenden Prozess unseres Werdens zum Homo sapiens entwickelt. Ich möchte das zunächst ein wenig darstellen, damit deutlich werden kann, dass wir unsere Sprache ausschließlich in ihrem Zusammenhang mit der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung zu betrachten haben und bewusst wird, wie sehr menschbildend Sprache ist.
Dieser Prozess war äußerst komplex. So können wir heute wissen, dass sich vor etwa 2,6 Millionen Jahren das Erdklima deutlich abkühlte. Das hatte zur Folge, dass die vegetarische Nahrung für unsere afrikanischen äffischen Vorfahren knapper wurde. Einige der Menschenaffen fraßen nun öfter Fleisch, das sie in Form von Aas fanden oder durch das Jagen anderer Tiere erlangten. Um die stärkeren und schnelleren Tiere töten zu können, mussten sie listig sein, selbst schneller werden und als Gruppe planvoll agieren. Auch erforderliche, immer bessere Werkzeuge waren herzustellen. Dafür mussten die Hände frei sein. Das erforderte den Gang auf nur zwei Beinen. All das bewirkte eine Aufgabenteilung zwischen den Individuen, was sehr hohe Koordinations-Anforderungen stellte. Gestik und Mimik sowie noch unartikulierte Laute reichten als Verständigungsmittel immer weniger aus, da sie den Aktionsradius zu sehr auf Sichtweite eingrenzten. Um Informationen verständlich über weitere Entfernungen zu tragen, mussten Laute artikuliert werden. Um das zu können, war eine willkürliche Atemkontrolle erforderlich… Aus Untersuchungen fossiler Fundstücke wissen wir, dass die Evolution vor rund 1,8 Millionen Jahren unseren Vorfahren solche willkürliche Artikulation bereits ermöglichte. Sprache in unserem Verständnis war das aber noch längst nicht. In dem Maße, wie es unseren Vorfahren gelang, für sich das Feuer zu nutzen, also die Nahrung wesentlich weicher zu machen, konnten sie immer mehr die ausgeprägte Beißmuskulatur reduzieren und so Platz schaffen für das sich entwickelnde Gehirn. Jeder dieser Entwicklungsschritte war mit allen anderen fest verbunden, also Voraussetzung für alle anderen und zugleich deren Ergebnis. So sehen wir heute für die Entstehung der Sprache ein Zeitfenster zwischen 2,6 Millionen und 600.000 Jahren vor heute, also noch sehr ungenau bestimmt, jedoch mit Sicherheit lange bevor der Homo sapiens erschien.
Während wir das also bereits wissen, weigern wir uns hartnäckig, unter anderem folgende einfache Fragen zu stellen: Schließt ein Versicherungsunternehmen mit Dir eine Versicherung ab, um Dich zu versichern? Gibt Dir eine Bank einen Kredit, um Dein Problem zu lösen? Werden Erzeugnisse und Leistungen produziert, um Dich zu versorgen? Würden wir diese Fragen stellen, kämen wir schnell auf die allein mögliche Antwort: Nein! All das wird aus dem einzigen Grund getan, Geld zu „verdienen“. Wäre dieser Grund nicht gegeben, gäbe es all das gar nicht.
Fragen wir auch: „Sind wir ein oder haben wir einen Staat?“ oder „wieviel Fleisch ist im Schmalzfleisch und in Würstchen im Glas?“
So zu fragen, sollten wir uns generell angewöhnen. Allein das Wort „fragen“ macht hierbei deutlich, wie wichtig unsere Sprache für jeden von uns ist. Denn wer sie nicht beherrscht, kommt nicht einmal auf solche Fragen und mit den Antworten weiß er zumeist nichts anzufangen, denn er versteht sie schlicht nicht.
Gestatte mir daher, ein wenig auszuholen, auf unser Mensch-Sein und die Entwicklung unserer deutschen Sprache einzugehen.
Wissenschaftler haben errechnet, dass bisher auf der Erde etwa 110 Milliarden Menschen lebten. Wenn wir darüber nachdenken, sollte uns klar sein, dass wir heute Lebenden eigentlich eine lächerliche Minderheit sind, quasi eine Randgruppe und, wenn wir so weitermachen, höchstens eine Fußnote der Erdgeschichte.
Wir sind Menschen. Viele von uns vergessen das ständig oder haben es, wenn wir ihr Tun und Lassen betrachten, noch nie so gesehen. Als Gattung, Spezies, Art oder Rasse (diese Begriffe bezeichnen das Gleiche) besitzen wir eine Jahrmillionen andauernde Geschichte schon als Vor- und Frühmenschen in Afrika. Ja, wir Menschen (alle) haben uns zuerst in Afrika entwickelt; wir stammen also aus Afrika. Heute können wir hier davon ausgehen, dass sowohl der Neandertaler als auch wir heutige Menschen auf der Erde (Homo sapiens) gemeinsame afrikanische Vorfahren der Gattung Homo haben. Homo stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Mensch“. Wir Menschen sind damit eine Gattung, Spezies, Art oder Rasse der Menschenaffen (Hominidae) in der Klasse der Säugetiere. Der Begriff der „Klasse“ ist gegenüber denen der Gattung, Spezies, Art und Rasse übergeordnet. So sind die Wirbeltiere die biologische Klasse, während die Reptilien, Amphibien oder Säugetiere Unterstämme davon sind, die wiederum in Gattungen, Rassen… gegliedert werden. So sind die Menschen, wenn man denn den Rasse-Begriff unbedingt haben will, an sich eine Rasse, also die Menschenrasse. Damit ist es natürlich Nonsens, innerhalb einer Rasse von weiteren Rassen sprechen zu wollen, sie etwa nach Hautfarbe, Haarfarbe oder Augenfarbe ausmachenzu wollen. Solche Vielfalt der Merkmale ändert nicht die Bohne daran, dass alle heutigen modernen Menschen Homo sapiens sind, nach dem Lateinischen sapiens folglich jeweils ein verstehender, verständiger bzw. weiser, gescheiter, kluger vernünftiger Mensch; nach der biologischen Systematik also ein höheres Säugetier aus der Ordnung der Primaten, der Unter-Ordnung der Trockennasen-Primaten und dort zur Familie der Menschenaffen gehörend. Immerhin sind wir inzwischen so „vernünftig“, die innerhalb unserer „Rasse“ natürlich entstandene Vielfalt als genetische Variation zu bezeichnen. Diese genetischen Variationen entstehen aus Mutationen, die ständig in uns stattfinden; und das ist gut so, denn nur so können wir uns so wunderbar an sich ändernde äußere Lebensbedingungen anpassen. Aus diesem Wissen heraus ist wissenschaftlich der Begriff der „Rasse“, wenn wir von uns Menschen in den verschiedenen Erdteilen reden, zunehmend obsolet, also gewissermaßen von gestern und nur noch von Dummen mit ausschließender, gewalttätiger, feindseliger Absicht benutzt. So gerät es immer mehr in die Nähe von Schwachsinn, zum Beispiel von roten, schwarzen, weißen oder gelben Menschenrassen zu faseln, denn solche Hautfarben gibt es bei Menschen gar nicht. Unsere sehr verschiedenen Hauttönungen haben etwas mit der Pigmentierung unserer Haut zu tun, die wiederum eine ausgezeichnete, nämlich notwendige Anpassung an unsere jeweilige Umwelt darstellt, je nachdem, welche Erdregion wir besiedelten. Alle (!) Menschen haben letztlich eine braune Hautfarbe, die sich in ihrer Farbintensität wunderbar von nur ganz wenig getönt bis ganz schön doll gefärbt zeigt, je nach der anzutreffenden beständigen Intensität der Sonneneinstrahlung im betreffenden Erdteil. Alle Menschen sind „Farbige“, denn wir leben auf einem Planeten, der um eine Sonne kreist und ihren Strahlen ausgesetzt ist, wovor wir uns mehr oder weniger schützen müssen. Und da das so ist, welche Bedeutung sehen wir dann darin, dass ein „Farbiger“ einen anderen herablassend als „Farbigen“ bezeichnet? Solche Bezeichnungen sind wie gesagt nichts als eine Gewaltausübung, die auf Nichtwissen, also auf Dummheit beruht. Gesetzt folgendes: Ein junger „Rechter“ jagt, prügelt und tötet schließlich einen „farbigen“ Ausländer, der hier um Asyl nachsuchte. Was wäre, wenn der heute 20-jährige („weiße“) Nazi, sagen wir als einjähriges Kind mit seiner Mutter in Afrika unterwegs gewesen, diese in einem Unfall verloren und von dem soeben von ihm ermordeten Afrikaner gerettet und adoptiert worden wäre? Er würde ihn (seinen Papa) lieben! Was ist im Kopf dieses Nazis passiert, dass er ihn nun tötet, statt ihn zu lieben; sein Papa (ja, denn er hätte es sein können) ist in jedem Fall der gleiche Mensch. Die Farbe der Haut eines Menschen ist, abgesehen vom Sonnenschutz, den sie ihm gibt, vollkommen unbedeutend.
Unsere Vorfahren, die ja in ihrer Urheimat Afrika an gleißenden Sonnenschein gewöhnt waren und sich gegen Verbrennungen schützten, indem sie ihre Haut mit reichlich Pigmenten zum Sonnenschutz versahen, machten sich in mehreren Schüben auf den Weg nach Norden und besiedelten über Nordafrika hinweg Asien, Europa und die übrige Welt. Nach allem, was wir heute über die Besiedelung Europas wissen, geschah das durch die Homo sapiens vor etwa 55.000 Jahren wohl erstmals. Hier trafen sie auf die schon etwa 100.000 Jahre hier lebenden Neandertaler, deren Vorfahren ebenfalls aus Afrika stammten (das Erbgut aller (!) heute lebenden Menschen geht auf eine wohl relativ intensiv pigmentierte Frau zurück, die vor etwa 200.000 Jahren in Afrika lebte und dort gerade wegen ihrer zahlreichen Pigmente wunderbar angepasst war). Erneute Wanderungsschübe der Homo sapiens erfolgten dann vor ungefähr 37.000 Jahren und schließlich nochmals vor ca. 19.000 und 14.000 Jahren. Sowohl die Neandertaler, als auch die Homo sapiens konnten bereits sprechen; die Neandertaler allerdings hatten einen etwas höher sitzenden Kehlkopf und konnten deswegen offenbar bestimmte lange Vokale nicht sprechen. Eine reiche Sprache ist u.a. die Grundlage und Voraussetzung für Kunst und Kultur. Soziales Lernen wurde erst möglich, nachdem sich die Entwicklungswege von Schimpansen und Menschen vor etwa fünf bis sieben Millionen Jahren trennten.
Je weiter die Homo sapiens nach Norden gelangten, desto mehr mussten sie ihre Ernährung umstellen und auch immer weniger Licht erreichte ihre Haut. In dieser Konstellation wurde die bisher starke Pigmentierung zum Lebenshindernis, denn die neue Ernährungsweise stellte dem Körper nicht mehr genug des lebenswichtigen Vitamins D3 zur Verfügung. Aber wir Menschen sind Anpassungs-Kreaturen, sozusagen Mutanten. Und so passten sich die neuen Nordmenschen im Laufe von Jahrhunderten und Jahrtausenden evolutionär den schwächeren nördlichen Sonnenlicht-Verhältnissen an, indem die evolutionäre Entwicklung bewirkte, die Hautpigmentierung so zu reduzieren, dass mehr und mehr Sonnenlicht vom Körper aufgenommen werden konnte. Damit wurde erreicht, dass unser Körper nun aus der „Nordnahrung“ nur noch ein „Halbvitamin“ (Prohormon) D benötigt, woraus er dann in der Leber und den Nieren mit Hilfe des Sonnenlichts das lebensnotwendige aktive Vitamin D3 herstellt. Bis heute ist es deshalb für jeden von uns „Nordmenschen“ wichtig, sich stets möglichst oft und lange im Sonnenschein aufzuhalten; aber Vorsicht – Brandgefahr!
Gut, auch das wissen wir jetzt. Und was, bitteschön, erhebt nun einen weniger pigmentierten „Nordmenschen“ über einen mehr pigmentierten „Südmenschen“? Nichts, außer ein verklemmtes Hirngespinst! Es ist eben nicht leicht, ein Homo und sogar ein sapiens zu sein.
Das betrifft ebenso den Umgang mit der andersgeschlechtlichen Sexualität. Sie ist im Tierreich, wozu natürlich auch wir Menschen gehören, normal. Das bedeutet, dass wahrscheinlich zwischen 10 und 15 Prozent aller Individuen einer Spezies, genetisch offenbar durch einen Komplex entsprechender Mutationen angelegt, homosexuell (schwul, lesbisch), intersexuell, transsexuell, pansexuell oder bisexuell sind. Bisher wurde noch keine Tier-Art gefunden, bei der sich homosexuelles Verhalten nicht zeigt, mit der Ausnahme von Arten, die sich nicht geschlechtlich vermehren, wieSeegurken oder Blattläuse. Der Natur-„Zweck“ solcher wie aller Mutationen konnte von der Forschung (noch!) nicht beschrieben werden; aber natürlich gibt es ihn und er hat wohl generell auch etwas mit der Erhaltung der Arten zu tun. Da wir ständig mutieren (Arterhaltung), trägt jeder (!) Mensch zwischen 100 und 200 neue Mutationen in sich. Darauf, welche das sind, hat er keinerlei Einfluss, es passiert einfach so in ihm; manchmal entwickelt sich daraus Krebs, manchmal ein Harnleiter-Reflux, manchmal nur Farbenblindheit... Und so erweist sich jegliche Gegnerschaft gegen Homosexualität, Bisexualität, Intersexualität, Pansexualität oder Transsexualität als blanke Dummheit. Denn was da abgelehnt wird, ist die natürliche genetische Verfasstheit eines Teils unserer Mitmenschen, die sie, wie alle anderen Menschen, in keiner Weise selbst beeinflussen können. Die latente Endkonsequenz dieser Dummheit besteht in nichts als Gewalt, nämlich darin (wie es bereits die Nazis Hitlerdeutschlands mit Juden und anderen vormachten), nunmehr global etwa 1 Mrd. Menschen als lebensunwertes Leben zu deklarieren und sie umzubringen. Und dann? Von allen danach Neugeborenen wären (weil natürlich) wieder 10-15 Prozent „anders“-sexuell und würden also erneut getötet werden. Warum sollten wir so mit uns umgehen? Was stört uns an diesem „anders“, obwohl jeder Mensch „anders“ als alle anderen ist und das Anderssein überhaupt unsere Daseinsweise ist? Was sind wir für eine Rasse? Idioten? Irre? Mörder? Verbrecher? Warum brauchen wir jemanden, auf den wir herabsehen und ihn treten oder gar töten können. Versuche bitte, hierauf Antworten zu finden. Lies zum Beispiel George Kaufmann, „Kapitalismus – verstehen – abschaffen“, Verlag Tredition, 2015.
Die Stämme, deren Nachkommen später als Germanen bekannt wurden, also unsere Vor-, Vor-, Vor-, … Vorfahren, waren vermutlich nicht ursprüngliche Einwohner der heutigen deutschsprachigen Gebiete; sie waren dorthin aus anderen Teilen Eurasiens zugewandert (am wahrscheinlichsten aus Anatolien/heutige Türkei) und hatten sich womöglich mit vorgermanischen Bewohnern dieser Gebiete vermischt (ein größerer Teil – früher meinte man ein Drittel – des germanischen Wortschatzes hat nämlich gar keine indogermanischen Wurzeln). Und warum haben sie sich vermischt? Weil sie sich offenbar in das „Anders“-Sein verlieben konnten; zumindest mochten sie die „Anderen“. Generell wird angenommen, dass die Anfänge der frühgermanischen Kultur und Sprache bis ins 2. Jahrtausend v.u.Z. zurückreichen. Englisch, Spanisch, Griechisch, Deutsch, Russisch oder Persisch u.a. gehören zur gleichen indoeuropäischen Sprachfamilie mit den gleichen Wurzeln. So heißt das Wort Mutter im Englischen „mother“, im Spanischen „madre“, im Russischen „match“ oder im Persischen „madar“.
Weltweit werden etwa 6.000 Sprachen gesprochen. Davon sterben in jedem Jahr rund 10 Sprachen aus. Die Unesco sieht diese Entwicklung noch viel dramatischer. Ihr zufolge wird es in 100 Jahren nur noch etwa 3.000 Sprachen auf der Erde geben. In Europa gibt es etwa 200 Sprachen. Die Sprachwissenschaft unterscheidet Zwergsprachen, die von weniger als 1.000 Menschen gesprochen werden, wie das in der Grafschaft Cornwall an der Südwestspitze Englands kaum noch vorhandene Cornisch und von kleineren Sprachen wie Walisisch, Luxemburgisch oder Sorbisch. Diese werden von immerhin bis zu einer Million Sprechern verwendet. Sprachen, die von mehr als einer Million Menschen gesprochen werden, gehören zur nächsthöheren Stufe der Millionensprachen, wie z.B. Finnisch, Lettisch und Ungarisch. Die größte Gruppe bilden die Weltsprachen mit jeweils mehr als 100 Millionen Sprechern. Das sind vor allem Mandarin, Englisch, Spanisch, Russisch, Portugiesisch und Französisch. Englisch als Muttersprache hat mit 573 Millionen nach dem Chinesischen (ca. 1,3 Mrd.) mit die meisten Sprecher. Spanisch hat 352 Millionen Sprecher und Deutsch liegt mit 101 Millionen Sprechern auf Rang 12 dieser Sprachentabelle. Damit behält das Deutsche ganz knapp noch die Bezeichnung als Weltsprache. Aber auch hier sind jetzt bereits 13 Regional- und Minderheitensprachen vom Verschwinden bedroht. Dazu zählen Nord- und Saterfriesisch, Bairisch, Alemannisch, Ostfränkisch, Rheinfränkisch, Moselfränkisch, Niedersächsisch, Limburgisch-Ripuarisch, Sorbisch, Jiddisch, Jütländisch und Romani.
Das Wort „Deutsch“ geht zurück auf das germanische Wort „thiodisk“ (zum Volk gehörig), das erstmals 789 u.Z. erwähnt wurde, nachdem Karl der Große (747 oder 748- 814) die „lingua thiodisca“ damals zur offiziellen Sprache der Deutschen erhoben hatte. Seither spricht man also in Mitteleuropa Deutsch – oder zumindest etwas Ähnliches. Denn wegen der Zersplitterung des Gebietes in kleine Einheiten entwickelten sich viele Mundarten. Und erst im 12. Jahrhundert kristallisierte sich an den süd- und mitteldeutschen Fürstenhöfen eine mittelhochdeutsche Dichter- und Literatursprache heraus („Nibelungenlied“, „Tristan und Isolde“…). Später führten Luthers Bibelübersetzung und die Buchdruckkunst dazu, dass sich Deutsch auch als Schriftsprache durchsetzte. Erst im 19. Jahrhundert schrieben die Gebrüder Grimm das erste deutsche Wörterbuch.