So war es damals - Dr. Karl B. Otto - E-Book

So war es damals E-Book

Dr. Karl B. Otto

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Beschreibung

Ergänzend zu meiner Autobiografie Mein Leben als Chirurg schildert dieser kleine Band meine Kinder- und Jugendjahre einschließlich der Zeit bei der Marine, bevor ich mein Studium aufnahm. Obwohl die Geschichte noch während des Krieges beginnt, überwiegen doch die schönen Erinnerungen.

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Dr. Karl B. Otto

So war es damals

Erinnerungen

© 2024 Karl Otto, Kellerstr. 16, 25474 Ellerbek Lektorat: Erik Kinting – www.buchlektorat.net Umschlag & Satz: Erik Kinting

Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Softcover

978-3-384-21624-3

Hardcover

978-3-384-21625-0

E-Book

978-3-384-21626-7

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Erinnerungen an den Krieg und danach

Unterwegs in den Ferien

Bei der Marine

So war es damals

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Erinnerungen an den Krieg und danach

Bei der Marine

So war es damals

Cover

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Erinnerungen an den Krieg und danach

Geboren wurde ich am 14. Februar 1938. Meine Mutter entband mich im Universitätskrankenhaus Eppendorf. Geholfen hat ihr dabei Professor Heynemann, damals Chefgynäkologe im UKE.

Heynemann war ein begnadeter Arzt, der aufgrund seiner Forschungen vielerlei Ehrungen erfuhr, wegen seiner Theorie der rassischen Erbhygiene in der NS-Zeit aber eher einen zweifelhaften Ruf erlitt. Nun, meine Geburt hat dadurch keinen Schaden genommen.

Ich wuchs in einer kleinen Wohnung in Eimsbüttel in der Straße Am Weiher auf. Mein Vater hatte seine Ausbildung als Arzt ebenfalls im UKE vollendet und wollte sich nach seiner Approbation als Hausarzt niederlassen. Nach kurzer Suche fand er 1939 in Eppendorf im Generalsviertel in der Bismarckstraße eine sechseinhalb Zimmer große Wohnung mit voll eingerichteten Praxisräumen. Erst später, als ich eine Inschrift an der Kellerdecke, geschrieben mit dem Ruß einer Kerze, den Namen Marcus sah und recherchierte, fand ich heraus, dass Siegfried Markus von 1904–1938 hier als praktischer Arzt niedergelassen war. Durch die Verfolgung des NS-Regimes ist er 1938 nach Palästina ausgewandert. Dort war er seit 1942 wieder ärztlich tätig.

Mit dem Überfall auf Polen am 1. September 1939 brach dann der Krieg aus. An die ersten drei bis vier Jahre meiner Kindheit habe ich eigentlich keine rechten Erinnerungen. Wegen der zunehmenden Bombenangriffe auf Hamburg war meine Mutter mit meinem Bruder und mir im Sommer 1943 an die Ostsee gezogen. Dort waren wir auf einem kleinen Bauernhof in Scharbeutz bei Mutter Meyer untergekommen. In diesem Sommer kam es auch zu den verheerenden Luftangriffen, die von Juli bis August 1943 auf Hamburg geführt wurden. Es waren wohl die schlimmsten Bombenangriffe, die es je gegeben hatte. Unter dem Namen Operation Gomorrha führten Briten und Amerikaner im Juli schwere Luftangriffe auf Hamburg durch. Aufgrund einer extremen Wetterlage bei großer Hitze vereinigten sich die Flächenbrände zu einem großen Feuersturm, der ganze Stadtteile vernichtete. Es war ein großer Glücksfall, dass meine Mutter, mein Bruder und ich an der Ostsee waren und dadurch überlebt haben.

Meine Großeltern, die in der gleichen Straße einige Häuserblocks weiter wohnten, waren ausgebombt und konnten nur wenig retten. Rußverschmiert und abgerissen kamen sie mit nur einem kleinen Koffer bei uns in Scharbeutz an.

Auch den Sommer 1944 verbrachten wir wieder an der Ostsee, diesmal in Timmendorf.

Da ich inzwischen sechs Jahre alt geworden war, meldete mich meine Mutter in der Dorfschule des Ortes an. Hier lernte ich, die ersten Buchstaben zu lesen und zu schreiben. Wie weit die Indoktrination auch hier schon im ganz jugendlichen Alter begann, kann man an der Fibel erkennen, die ich aus der Zeit noch gerettet habe. Selbst die ersten Buchstaben mit, IAH, MUH und AHA waren mit Soldaten Bildern und Hakenkreuzflaggen unterlegt.

Im Herbst 1944 fuhren wir dann wieder nach Hamburg. Zum Glück war unser Eckhaus in der Bismarckstraße nicht zerstört. Alle anderen Häuser neben uns und gegenüber waren vollständig zerbombt. Die Zentralheizung war defekt, sodass die großen sechs Zimmer im Winter nicht bewohnbar waren. Daher wurde die große Küche wohnlich mit Teppich und Stühlen hergerichtet. Als Heizung diente der große, in der Ecke stehende Kochherd.

Aber die Bombenangriffe gingen nach wie vor weiter. Damit kein Licht nach draußen drang wurden jeden Abend große schwarze Rollos an den Fenstern herabgelassen, die seitlich mit Holzlatten zugestellt wurden, damit kein Lichtstrahl nach draußen drang. Die Luftangriffe wurden mit Sirenen angekündigt. Die 12-Minuten-Warnung war ein langer durchdringender Heulton. Die 6-Minuten-Warnung war ein an- und abschwellender Sirenenklang. Dann wurde es Zeit, den Luftschutzkeller aufzusuchen.

In Hamburg gab es ja verschiedene Luftschutzbunker, einmal die großen Betonhochbunker, die heute noch anderweitig benutzt werden, und die kleinen Röhrenbunker, die in die Erde eingelassen waren. So einer befand sich auch bei uns hinten im Hof, den wir aber nicht benutzt haben, da unser Keller als Luftschutzbunker ausgebaut war. Die Kellerdecke war mit großen Baumstämmen, wie man es auch in den Bergwerken kennt, abgestützt. So brauchten wir aus der Wohnung nur eine Treppe ins Erdgeschoß und dann die Kellertreppe hinab.

Da der Strom häufig ausfiel, mussten wir unsere Kleidung vor dem Bett auf einem Stuhl auslegen, sodass wir sie bei der 12-Minuten-Warnung auch im Dunkeln anziehen konnten. Einmal war die 12-Minuten-Warnung wohl ausgefallen, sodass uns die aufheulenden Sirenen der 6-Minuten-Warnung aus dem Schlaf rissen. Meine Mutter war wohl etwas panisch und leicht verstört mit mir in den Keller gerannt. Doch statt meines kleinen Bruders hatte sie nur ein großes Paradekissen auf dem Arm. Gott sei Dank war uns bei dem Luftangriff nichts passiert und mein kleiner Bruder hat den Luftangriff schlafend überstanden.