Social Freezing - Patricia Faas-Fehervary - E-Book

Social Freezing E-Book

Patricia Faas-Fehervary

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Beschreibung

Die 50 zentralen Fragen zu «Social Freezing», kompetent beantwortet. Für wen kommt das Einfrieren von Eizellen infrage? Wieso wirkt sich das Alter so stark auf die Eizellen aus? Wie läuft ein Zyklus zum Einfrieren ab? Und was passiert, wenn Sie ein Baby aus Ihren eingefrorenen Eizellen möchten? «Social Freezing» heisst die Methode, um in höherem Alter oder unter erschwerten Bedingungen noch Kinder zu bekommen: Unbefruchtete Eizellen werden während der fruchtbarsten Jahre entnommen und eingefroren, damit der Kinderwunsch auch später im Leben noch in Erfüllung gehen kann. Der vorliegende Ratgeber begleitet Sie fundiert und anschaulich durch alle Abschnitte des Prozesses und beantwortet sämtliche relevanten Fragen – medizinischer, rechtlicher und finanzieller Art.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Stand des Wissens in diesem Ratgeber ist März 2024, wobei zu beachten ist, dass sich die Forschung dynamisch entwickelt und laufend neue Studien publiziert werden. Dieses Buch ersetzt den Besuch beim Arzt, bei der Ärztin nicht. Eine Haftung der Autorinnen beziehungsweise des Verlags ist ausgeschlossen.

© 2024 Beobachter-Edition, Zürich

Alle Rechte vorbehalten

www.beobachter.ch

Herausgeber: Der Schweizerische Beobachter, Zürich

Lektorat: Christine Klingler Lüthi

Umschlaggestaltung, Konzept und Layout: fraufederer.ch

Herstellung: Bruno Bächtold

Gedruckt in der EU

ISBN 978-3-03875-531-9

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Die Autorinnen

Dr. med. Patricia Faas-Fehervary ist Fachärztin FMH für Gynäkologie und Geburtshilfe mit den Schwerpunkten gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin sowie Psychosoma­tische und Psychosoziale Medizin. Sie hat zudem einen Master of Science in Klinischer Embryologie.

Bénédicte Busser Weiss ist Embryologin (Senior Embryologist ESHRE, Master of Science Klinische Embryologie) mit langjähriger Laborerfahrung und Coach. Sie arbeitet seit über 20 Jahren im Bereich der Reproduktionsmedizin.

Dank

Wir bedanken uns in erster Linie bei unseren Patientinnen, die wir begleiten durften, für ihre Offenheit und den Austausch.

Herzlichen Dank an Sarah Berndt von der Beobachter-Edition für ihr Vertrauen und dafür, dass sie das Thema an Bord genommen hat, herzlichen Dank an André Gstettenhofer für das professionelle, einfühlsame Projektmanagement. Herzlichen Dank auch an Christine Klingler Lüthi für die tolle Zusammenarbeit, das umsichtige, sachkundige und sehr unterstützende Lektorat.

Danke für den Support, Ladys! Als da wären: Karin Merkel, Dr. Denise Da Rin, Katrin Hartleif, Dr. med. Jessica Meckies und ­Alexandra Ochsner. Unterstützung aller Art, Empfehlung, Probe­lesen, Anfeuern, Begeisterung. Auch für die tatkräftige Unter­stützung durch Dr. med. Florian Götze ein lieber Dank.

Schliesslich ein Dankeschön an unsere Familien, die uns in allen Projektphasen unterstützt haben (tolle Salate in der Mittagspause, Benoît!).

Inhalt

Warum dieses Buch?

Vorwort von Charlotte Theile

1 Eizellen einfrieren: Was man über seinen Körper vorher wissen sollte

1 | Warum Eizellen einfrieren?

2 | Für wen kommt das Einfrieren von Eizellen infrage?

3 | Wieso wirkt sich das Alter so stark auf die Eizellen aus?

4 | Wozu Eizellen einfrieren, wenn es doch künst­liche Befruchtung gibt?

5 | Wie ist das eigentlich mit dem weiblichen Zyklus?

6 | Welche Hormone spielen eine Rolle?

7 | Wie entsteht eine natürliche Schwangerschaft?

8 | Spot on: Ist die Eizelle nicht ein kleines Wunderwerk?

9 | Kann man Fruchtbarkeit zuverlässig testen?

10 | Welche Faktoren ausser dem Alter können die Fruchtbarkeit beeinflussen?

11 | Was kann man selbst für seinen Zyklus und die Eizellqualität tun?

In Kürze «Eizellen einfrieren: Was man über seinen Körper vorher wissen sollte»

2 Wie läuft ein Zyklus zum Einfrieren der Eizellen ab?

Überblick über die Behandlung

12 | Hormonbehandlung: Wie geht das genau?

13 | Welche Nebenwirkungen kann die Hormonbehandlung haben?

14 | Was passiert bei der Eizell­entnahme?

15 | Gibt es Komplikationen und Risiken bei der Eizell­entnahme?

16 | Braucht man wirklich eine Vollnarkose und wie läuft sie ab?

17 | Wie verhalte ich mich nach der Punktion?

18 | Wie viele Eizellen gewinnt man im Schnitt und sind immer alle brauchbar?

19 | Kommen die Wechseljahre früher, wenn ich mir so viele Eizellen entnehmen lasse?

20 | Geheimnis aus dem Labor: Was macht die Embryologin mit meinen Eizellen?

21 | Wie stellt das Labor sicher, dass meine Eizellen nicht vertauscht werden?

22 | Ist ein psychologisches Gespräch vor dem Einfrieren sinnvoll?

In Kürze «Wie läuft ein Zyklus zum Einfrieren der Eizellen ab?»

3 Meine Eizellen sind im Eis. Und jetzt?

23 | Reicht ein Behand­lungs­zyklus?

24 | Können meine Eizellen durch das Einfrieren geschädigt werden?

25 | Wie kommt es, dass man Eizellen aus dem Eis wieder zum Leben erwecken kann?

26 | Wie lange kann man eingefrorene Eizellen auf­bewahren?

27 | Kann man Eizellen genetisch untersuchen?

28 | Ich ziehe um. Kann ich meine Eizellen in ein anderes Labor verlegen?

29 | Wieso gibt es künstliche Befruchtung schon so viel länger als Social Freezing?

30 | Worin unterscheidet sich das Einfrieren von Eizellen von einer Versicherung?

In Kürze «Meine Eizellen sind im Eis. Und jetzt?»

4 Ich möchte ein Baby aus meinen eingefrorenen Eizellen

31 | Wie hoch ist die Chance auf ein Baby aus eingefro­renen Eizellen?

32 | Jetzt möchte ich mit meinen Eizellen schwanger werden. Wie läuft das?

33 | Was muss mein Partner tun?

34 | Wie wird mein Körper auf die Übertragung des Embryos vorbereitet?

35 | Wie wird aufgetaut?

36 | Wie wird die Samenzelle mit der aufgetauten Eizelle zusammengebracht?

37 | Spot on: Der Embryo wächst

38 | Wie wird der Embryo in die Gebärmutter übertragen (Embryonentransfer) ?

39 | Gibt es durch das Einfrieren gesundheitliche Probleme für die Babys?

40 | Gibt es eine Alters-grenze und sind späte Schwangerschaften gefährlich?

In Kürze «Ich möchte ein Baby aus meinen eingefrorenen Eizellen»

5 Erfahrungsberichte, Rechtliches und spezielle Fragen

41 | Was sagen Frauen, die ihre Eizellen eingefroren haben? Drei Erfahrungs­berichte

42 | Was geschieht mit den Eizellen, die man nicht mehr braucht?

43 | Worauf sollte man bei der Auswahl des Kinder­wunschzentrums achten?

44 | Wie sind die rechtlichen Bestimmungen?

45 | Mit welchen Kosten muss man rechnen und was übernimmt die Krankenkasse?

46 | Gibt es Alternativen zu Social Freezing?

47 | Wie wird über Social Freezing heute öffentlich diskutiert?

48 | Wie ist das mit Single Motherhood?

49 | Medical Freezing – was ist das?

50 | Zusammenfassung und ein Blick in die Zukunft

In Kürze «Erfahrungsberichte, Rechtliches und spezielle Fragen»

Anhang

Glossar

Quellen

Warum dieses Buch?

Seit wenigen Jahren können junge Frauen ihre eigenen Eizellen vorsorglich einfrieren, wenn sie ihren Kinderwunsch erst später realisieren möchten. Man nennt dies → Social Freezing 1 , Egg Freezing oder Oocyte Freezing.

Die meisten Europäerinnen haben vermutlich durch Medienmeldungen von dieser Möglichkeit erfahren: Amerikanische IT-Konzerne bieten ihren Mitarbeiterinnen die Übernahme der Kosten an, wenn sie ihre Eizellen jung einfrieren und für später konservieren möchten.

Auch in der Schweiz gibt es diese Möglichkeit, aber momentan noch viel zu wenige ausführliche und unabhängige Informationen zum Thema. Unsere Fachgesellschaft, die → European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) hat das ebenfalls angemahnt.

Wir selbst haben bei den Aufklärungsgesprächen mit jungen Frauen immer wieder bemerkt: Das Interesse am Thema ist da, aber es ist fast unmöglich, Social Freezing ohne ein gewisses medizinisches Grundwissen wirklich zu verstehen. Diese Lücke möchten wir mit unserem Buch gerne schliessen.

Welche Möglichkeiten bietet das Einfrieren von Eizellen? Wie funktioniert das überhaupt? Wie kommt es, dass man Zellen einfrieren und sie mit dem Auftauen wieder zum Leben erwecken kann? Wieso ist es möglich, mehrere Eizellen zu entnehmen? Wie hoch sind die Chancen auf ein Baby? Wie war das noch mal mit dem weiblichen Zyklus? Kann man so einem Einfrierverfahren seine Eizellen dauerhaft anvertrauen? Gibt es Risiken?

Zusätzlich lassen wir drei Frauen zu Wort kommen, die das Verfahren bereits hinter sich haben.

Dieses Buch ist das Produkt unserer langjährigen Zusammenarbeit und zahlreicher Diskussionen im Labor. Wir haben beobachtet, dass in unserer Generation viele Frauen mit Kinderwunsch, deren biologische Uhr abgelaufen ist, auf eine anonyme → Eizellspende zurückgreifen müssen, um ein eigenes Kind zu bekommen. Den meisten war nicht bewusst, dass ihre → Fruchtbarkeit schon früh abnimmt und schliesslich nichts übrig bleibt, als sich vom Kinderwunsch zu verabschieden oder sich für eine Eizellspende im Ausland zu entscheiden. Denn die Eizellspende ist in vielen Ländern derzeit nicht erlaubt, auch in der Schweiz nicht.

Die Lebenserwartung ist in diesem Jahrhundert stark gestiegen, die biologische Uhr und das Fruchtbarkeitsfenster der Frauen haben aber nicht mitgehalten. Wir fühlen uns Ende dreissig jung, doch die Fruchtbarkeit ist dann bereits auf dem absteigenden Ast. Der Kinderwunsch wird immer später realisiert: In der Schweiz sind Frauen heute beim ersten Kind im Schnitt 31 Jahre alt. Wenn es nicht klappt mit dem Nachwuchs und sie sich für eine → künstliche Befruchtung entscheiden, sind sie im Durchschnitt sogar schon 36 Jahre alt. Und da tickt die Uhr dann ganz gewaltig …

Darum möchten wir euch, liebe Frauen, ein Manual an die Hand geben, damit ihr euch über eure Fruchtbarkeit und die Optionen, die es heute gibt, ausführlich informieren könnt. Denn über alles genau Bescheid zu wissen und dann für sich zu entscheiden, welcher Weg passt, ist das mächtigste Ins-trument, das man selbst in der Hand haben kann.

Patricia Faas-Fehervary, Bénédicte Busser Weiss

im März 2024

1 Begriffe mit einem Verweispfeil werden im Glossar (Seite 188) erklärt.

Vorwort

Charlotte Theile, Autorin

«Ich habe mich endlich getraut, es anzusprechen!» Die Whatsapp-Nachricht meiner besten Freundin klang dringlich. Kein Smiley, ein Ausrufezeichen. Ich wählte ihre Nummer.

«Und? Was hat er gesagt?» Ihre Stimme war belegt. «Ach Charlotte. ‹Zehn Prozent›, hat er gesagt. ‹Höchstens zwanzig.› » Ich schluckte. «Das heisst, er glaubt nicht, dass er eigene Kinder haben will?» – «Ja, das heisst es wohl. Wobei, er hat auch gesagt, dass es sich vielleicht irgendwann ändert.» – «Irgendwann …» – «Ja, irgendwann.» Ich wusste, dass sie sich zusammenreissen musste, um nicht zu weinen. «Auf ‹irgendwann› würde ich nicht warten.» – «Ich weiss. Wobei, dann denke ich auch: Ich weiss ja selber nicht hundertprozentig, ob ich Kinder will. Ich bin vielleicht bei siebzig Prozent. Wir sind gar nicht so weit auseinander.» Ich schwieg. Sie auch.

Als sie weitersprach, klang ihre Stimme fest und klar: «Ich habe für nächste Woche einen Termin in der Kinderwunschklinik ausgemacht.»

Meine beste Freundin und ich hatten in den letzten Jahren immer wieder darüber gesprochen, dass sie ihre Eizellen einfrieren lassen könnte. Wir waren inzwischen beide 33 Jahre alt. Mein Partner und ich hatten schon drei Zyklen künstliche Befruchtung hinter uns, ohne Erfolg. Meine Freundin wusste also, was es für eine Frau bedeutet, Hormone zu spritzen und sich Eizellen entnehmen zu lassen.

Während bei uns eine Vorerkrankung meines Partners die Chance einschränkte, auf natürlichem Weg Kinder zu bekommen, hätten meine beste Freundin und ihr Partner vermutlich schwanger werden können. Und obwohl sie, genau wie wir, in ihren Dreissigern waren und gut verdienten, konnten sie es sich nicht vorstellen. Gründe gab es viele: Sie lebten in unterschiedlichen Städten, hatten beruflich Pläne, für die man mehrmals im Monat um die Welt fliegen musste. Am Schluss aber war der grösste Unterschied: Sie wollten keine Kinder. Zumindest nicht jetzt.

Für den Partner meiner Freundin war die Sache einfach: Jetzt nicht. Für meine Freundin war es komplizierter. Die Eizellenqualität nimmt in den Dreissigern so rapide ab, dass aus einem Jetzt-nicht mit 33 Jahren schnell ein Jetzt-oder-nie mit 39 Jahren wird.

Und vor diesem Jetzt-oder-nie fürchten sich viele Frauen.

Der Druck ist ohnehin gross. Die Lebenswelten von Frauen haben sich massiv verändert, nicht wenige werden erst mit dreissig Jahren mit Studium oder Promotion fertig. Dann kommen oft einige Jahre im Job, bis man das Gefühl hat, auf sicheren Füssen zu stehen. Und schliesslich geht es auch nicht ohne eine Portion Glück: Genau in dem Moment, wenn man angekommen ist, im Job und im Leben, braucht es einen Partner, der ähnliche Vorstellungen von Familie, Gleichberechtigung und Erziehung hat. Pech, wenn etwa die Beziehung, auf die man seit der Schule gesetzt hat, gerade in diesen Jahren in die Brüche geht.

Tatsache ist: Auch Männer spüren einen gewissen Druck. Auch sie wünschen sich oft eine Familie – und haben keine Lust, auf dem Spielplatz für den Grossvater gehalten zu werden oder mit fünfzig nachts ein halbes Dutzend Mal aufstehen zu müssen.

Doch all diese Fragen waren für meine beste Freundin und mich in diesen Monaten Luxusprobleme. Für uns gings nur um eins: Schaffe ich es überhaupt noch, Mutter zu werden?

Mein Partner und ich setzten schliesslich zu einem neuen Versuch an. Wir nahmen nochmals all unseren Mut zusammen, um möglichst viele Eizellen im Labor befruchten zu lassen. Und meine beste Freundin? Sie hatte sich entschieden, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, ihr Eingriff war nur eine Woche später als meiner. Ihr Partner begleitete sie in die Klinik.

Doch anders als bei uns wurden ihre Eizellen nicht mit seinen Samenzellen befruchtet, sondern direkt eingefroren. Sie sagt: «Dass ich mich so entschieden habe, liegt an meiner Ärztin – sie hat mir geraten, auf keinen Fall befruchtete Eizellen einfrieren zu lassen. Nicht mit einer Beziehung, in der so vieles unsicher ist.»

Und während ich einige Wochen später tatsächlich schwanger war, wurde es zwischen meiner Freundin und ihrem Partner zunehmend schwierig. Kurz nach der Geburt unseres Sohnes trennten sich die beiden – nicht zuletzt wegen der Kinderfrage.

Seit dem Gespräch vom Anfang dieses Texts sind zwei Jahre vergangen. Mein Sohn lernt gerade laufen, meine beste Freundin macht weiter Karriere. Wir sind 36 Jahre alt – und haben weniger Stress als damals. Während meine Freundin mehr als zwanzig Eizellen eingefroren hat, liegen bei uns drei fünf Tage alte Embryonen auf Eis. Die Frage, ob und wann wir ein weiteres Kind wollen, können wir einigermassen entspannt auf die Zukunft verschieben. Und auch meine beste Freundin kann sich Zeit lassen.

Wobei – irgendwann habe sie dann auch wieder Lust, einen Mann kennenzulernen, mit dem es sich lohne, über eine faire Verteilung der Care-Arbeit zu sprechen, sagte sie kürzlich, als wir zusammen ein Wellness-Wochenende verbrachten. Irgendwann. Wir mussten beide lachen.

Dass wir uns jetzt darüber Gedanken machen können, ob wir später auf dem Spielplatz für die Grossmutter gehalten werden, liegt auch daran, dass wir gut beraten worden sind. Ohne die Unterstützung ihrer Ärztin hätte meine Freundin befruchtete Eizellen einfrieren lassen – diese wären nach der Trennung nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Und auch ich hätte zwischendurch fast aufgegeben. Zum Glück wurde ich von meiner Ärztin motiviert, es noch einmal zu versuchen. Denn bei diesem Versuch ist unser Sohn entstanden.

Meine Ärztin ist übrigens die Autorin des vorliegenden Buches, Patricia Faas-Fehervary. Ihr Buch trägt erstmals alle Antworten zusammen, die für Frauen in der Schweiz, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen, wichtig sind.

Charlotte Theile, geboren 1987 in Sachsen, ist Autorin und Gründerin. Sie berichtete als Korrespondentin für die «Süddeutsche Zeitung» von 2014 bis 2018 aus der Schweiz. 2021 gründete sie die Storytelling-Agentur Elephant Stories, die Podcasts, Recherchen und Dokumentationen produziert. Bis 2022 war sie Chefredaktorin des Branchen­magazins «Schweizer Journalist: in». Seit November 2019 moderiert sie den Podcast «Breakup», in dem Menschen von ihren Trennungen erzählen. Die Reihe «Wann ist es bei dir so weit?» zum Thema Kinderwunsch ist von Herbst 2022 bis Herbst 2023 beim «Spiegel» erschienen.

1 Eizellen einfrieren: Was man über seinen Körper vorher wissen sollte

1 | Warum Eizellen einfrieren?

Die weiblichen Eizellen sind sehr anfällig für Veränderungen, die ihre wichtigste Funktion betreffen: die Fortpflanzung. Der Zahn der Zeit nagt schon früh an ihrer Qualität und lässt mit den Jahren die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Be­fruchtung schwinden. Daher ist die Zeit, in der Frauen ein Baby bekommen können, kurz. Tatsächlich endet sie für Frauen, die heute geboren werden, noch bevor sie die Hälfte ihrer Lebenserwartung erreichen.

Das liegt vor allem an zwei Punkten:

Die Zahl der Eizellen nimmt mit den Jahren ab. Sie ist am höchsten, wenn wir Frauen selbst noch ein Baby im Mutterleib sind. Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch mehrere Millionen Eizellen in den Eierstöcken. Ihre Zahl sinkt bis zur Geburt zunächst rasant, danach etwas langsamer. Zu Beginn der Pubertät sind noch etwa 400 000 Eizellen vorhanden. Nach dem 35. Lebensjahr beschleunigt sich der Verlust bis zu den → Wechseljahren. Man wird als Mädchen mit einer bestimmten Anzahl Eizellen geboren, bis zur → Menopause, etwa 50 Jahre später, sind sie fast komplett aufgebraucht. Nach heutigem Wissen können im Lauf des Lebens Eizellen nicht neu gebildet werden, im Gegensatz zu den → Spermien des Mannes. Es kommen also keine neuen Eizellen zum einmal angelegten Pool dazu. Die genetische Information der Eizellen verändert sich. Über die Jahre verändert sich nicht nur die Zahl der Eizellen, sondern auch ihr inneres Programm: das Erbgut. Man ahnte das schon lange, denn es zeigte sich, dass es mit zunehmendem Alter für Frauen schwieriger wird, schwanger zu werden. Zugleich nimmt die Rate der → Fehlgeburten und auch die Häufigkeit bestimmter erblicher Besonderheiten bei Babys zu, allen voran des Down-Syndroms (→ Trisomie 21).

Eine grosse Untersuchung an 20 000 Eizellen zeigte, dass im Alter von 39 Jahren bereits fast die Hälfte der Eizellen genetisch verändert ist. Das deckt sich mit unseren Erfahrungen aus der → künstlichen Befruchtung. Wir wissen heute ziemlich genau, wann die Eizellen ihr grösstes Fortpflanzungspotenzial haben. So entstand die Idee, dass man sie genau in dieser Lebensphase den Eierstöcken entnehmen und für einen späteren Zeitpunkt vorsorglich einfrieren könnte. Denn bereits nach dem 35. Geburtstag kann es mit dem Schwangerwerden Schwierigkeiten geben.

2 | Für wen kommt das Einfrieren von Eizellen infrage?

Würde man seinen Körper fragen: «Wann ist die beste Zeit für eine Schwangerschaft?», würde er lächeln und sagen: «So früh wie möglich.» Tatsächlich ist die → Fruchtbarkeit von Frauen zwischen 20 und 30 Jahren am höchsten.

Das ist aber nicht unbedingt die Lebensphase, in der Frauen heute mit der Familiengründung starten können oder möchten. Das zeigen auch die Zahlen: Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich das mütterliche Alter bei der ersten Geburt immer weiter nach hinten verschoben und liegt heute in der Schweiz bei durchschnittlich 31 Jahren.

Wie kommt das? Der Hauptgrund: Der richtige Partner fürs Leben ist noch nicht gefunden. Häufig war aber auch die Ausbildung lang und das Berufsleben hat in diesem Alter gerade erst begonnen. Trotzdem möchten viele Frauen die Chance auf eigene Kinder nicht verpassen.

Neuesten Untersuchungen zufolge sind dies denn auch die häufigsten Gründe, die Frauen zum Einfrieren ihrer Eizellen bewegen. Derzeit sind es vor allem gut ausgebildete, berufstätige Frauen Ende dreissig, die den Gang in ein Kinderwunschzentrum tun, um panic partnering – so lautet der aktuelle Begriff für Torschlusspanik – zu vermeiden.

Von der biologischen Warte her wäre es günstig, die Eizellen in der besten Zeit zwischen 25 und 30, spätestens mit 35 Jahren zu entnehmen. Dann ist die Chance auf ein Baby aus dem Eizelldepot am höchsten.

Viele Frauen finden in den Jahren nach dem Einfrieren ihren Partner und werden auf natürlichem Weg schwanger. Frieren also sehr junge Frauen ihre Eizellen ein, haben sie eine Menge Geld in die Hand genommen und benötigen das Eizelldepot gar nicht. Darum ist es unter Berücksichtigung der sozialen Faktoren gar nicht so eindeutig, wann tatsächlich der sinnvollste Zeitpunkt zum Einfrieren der Eizellen ist.

Hinweis | Einfrieren bei Krankheit