Somber Side of Love - M. B. Bolder - E-Book

Somber Side of Love E-Book

M.B. Bolder

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Beschreibung

Matt Bolder arbeitet als Dozent für ägyptische Geschichte an der University of Pennsylvania in Philadelphia, als er die Möglichkeit erhält, eine Ausgrabung in Palenque in Mexiko zu betreiben. Um nach einer gescheiterten Beziehung wieder zu sich selbst zu finden, nimmt er dieses Angebot gerne an, ahnt aber nicht auf welches Abenteuer er sich damit einlässt. Als Matt sich in Saundra, die Tochter seines neuen Chefs verliebt, erfährt sein Liebesleben eine völlig neue Dimension. Saundra verführt ihn nach allen Regeln der Kunst und führt den bis dahin arglosen Matt in die Welt des BDSM ein. Doch bis es soweit ist, müssen beide während eines Hurrikans um ihr Leben kämpfen und auch in der Folgezeit weitere gefährliche Abenteuer bestehen…

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M. B. Bolder

Somber Side of Love

Die düstere Seite der Liebe - Teil 1 Mexiko

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Impressum neobooks

Kapitel 1

Allein und einsam sitze ich im Flugzeug von Philadelphia nach Mexiko Stadt und denke über die letzten Monate meines Lebens nach, wobei mein dreißigster Geburtstag vor zwei Tagen völlig unspektakulär vorübergegangen ist.

Den Nachmittag habe ich mit meiner Familie verbracht, doch am Abend habe ich meine Reisetasche gepackt, die mich nach Palenque in Mexiko begleiten soll.

Dass dieser Flug letztendlich mein ganzes Leben völlig auf den Kopf stellt, ahne ich zu diesem Zeitpunkt nicht im Entferntesten.

Palenque ist mir archäologisch völlig unbekannt, denn ich hatte bisher ausschließlich in Ägypten gearbeitet.

Vor vier Monaten habe ich meine Lebensgefährtin Faith aus meiner Wohnung geschmissen, weil sie mich ständig mit anderen Männern betrog und mich laufend hintergangen hat.

Es hat verdammt wehgetan sie hinauszuwerfen, aber ich konnte einfach nicht mehr.

Der ständige Betrug und vor allem die Streiterei darum, hat noch mehr wehgetan als der Umstand, dass sie plötzlich von heute auf morgen nicht mehr da war.

Obwohl ich einmal dachte, sie wäre die Liebe meines Lebens und die Frau, die ich einmal heiraten und vielleicht sogar Kinder mit ihr haben werde.

So schnell kann ein Traum zu Ende gehen und das Leben muss sich plötzlich einen neuen anderen Weg suchen, damit man vielleicht eines Tages wieder glücklich sein kann.

Doch davon bin ich im Moment ziemlich weit entfernt.

Ich ging also weiterhin meiner Arbeit als Dozent für ägyptische Geschichte an der University of Pennsylvania in Philadelphia nach.

Das ist die gleiche Universität, an der ich fünf Jahre lang Archäologie und Anthropologie studiert hatte.

Nach dem Studium war ich zunächst einige Jahre in Ägypten bei verschiedenen Ausgrabungsstätten tätig, bis mir die Universität die Beschäftigung als Dozent anbot.

Ich nahm die Stelle dankbar an, weil mich der staubige Job im Wüstensand, im Tal der Toten und nach einer leidigen Geschichte mit der Presse nach drei Jahren doch ziemlich mitgenommen hatte.

Letzte Woche jedoch sprach mich Professor Collins völlig unerwartet darauf an, ob ich nicht wieder einmal Lust hätte eine archäologische Stätte zu untersuchen?

Ein gewisser Mr. Lázló Dunaway, millionenschwerer Finanzmagnat und Börsenmakler aus New York hätte ihn darauf angesprochen, ob er nicht einen Archäologen kenne, der zwar fleißig aber sehr diskret sei.

Er suche einen Archäologen für Palenque in Mexiko, wofür er eine Grabungsgenehmigung hätte.

Ich war zunächst sehr erstaunt darüber, dass Collins gerade auf mich kam, ausgerechnet bei dem Thema Mittelamerika, das noch nie mein Wirkungskreis war.

Immerhin hatte ich mich auf Ägypten spezialisiert und von den mittelamerikanischen Kulturen bei meinem Studium nur am Rande etwas aufgeschnappt.

Aber Collins hatte das Dilemma mit Faith mitbekommen und meinte, eine kleine Abwechslung täte mir ganz gut und ich könne jederzeit wieder als Dozent an die Universität zurückkommen, wenn ich gar nicht mit dem Thema klar käme…

Gut! Habe ich mir gedacht, warum eigentlich nicht, wieder einmal heraus aus dem tristen Philadelphia in ein etwas wärmeres Klima und vor allem weit weg von Faith.

Nach nicht allzu langem Überlegen habe ich dann neugierig geworden, begeistert zugesagt.

Die letzte Woche habe ich hauptsächlich damit zugebracht, mich über die mittelamerikanischen Kulturen und vor allem über Palenque zu informieren und mich möglichst schlau zu machen.

Dabei mir fiel auf, dass dieses Thema mindestens genauso interessant ist wie Ägypten, wenn nicht sogar noch mehr.

Warum ist mir das bisher noch nie aufgefallen?

Meine Passion war bis jetzt immer nur das alte Ägypten mit seinen Pharaonen und ich habe gar nicht gesehen, dass es sogar Parallelen zu Mittelamerika gibt.

Jetzt werde ich mich wohl oder übel sowieso weiter damit beschäftigen müssen, vor allem wenn es um die Schriftzeichen der Maya geht, welche mir im Moment noch völlig fremd sind.

Dabei fällt mir gerade so ein, dass ich es versäumt habe, mich gleichzeitig über meinen neuen Arbeitgeber Mr. Dunaway zu informieren oder ihn wenigstens im Internet zu recherchieren.

Nachdem Collins aber meinte, Mr. Dunaway mache einen sehr seriösen Eindruck und da er sogar eine Grabungserlaubnis für den Tempel der Inschriften hat, welche mit großer Wahrscheinlichkeit nicht jeder bekommt, hielt ich das erst einmal nicht für so wichtig.

Ich werde mich einfach überraschen lassen.

Nach der Landung in Mexiko-Stadt geht es erst einmal weiter nach Villahermosa im mexikanischen Bundesstaat Tabasco.

Von dort aus geht es weiter nach Palenque im Landesteil Chiapas, mit einer kleinen privaten Cessna Caravan Propellermaschine, die für höchstens zwei Piloten und sechs Passagiere ausgerichtet ist.

Heute bin ich allerdings der einzige Passagier und wir fliegen Richtung Südost Palenque Stadt entgegen, das inzwischen einen eigenen kleinen Flughafen besitzt und schon fast an der Grenze zu Guatemala liegt.

Dort wartet man bereits auf mich, weit weg von den Badestränden Mexikos und das Ziel liegt ziemlich weit im Inland und mitten im Regenwald Mexikos.

Mr. Dunaway wollte mich vom Flughafen abholen und ich hoffe er ist pünktlich, denn der lange Flug war ziemlich anstrengend und ich freue mich auf ein kleines Dinner und vor allem auf ein Bett oder wenigstens auf einen einigermaßen bequemen Schlafplatz.

Mein Tag begann ziemlich früh damit, dass ich meiner sehr netten Nachbarin Mrs. White erst einmal erklären musste, wohin sie meine Post nachsenden soll und ihr dann meinen Wohnungsschlüssel überlassen habe, damit sie meine … naja eher die Pflanzen von Faith, gießen kann.

Sie soll sich auch nach dem Gefrierschrank, der Heizung und allem anderen umschauen, damit nicht irgendwann, das Wasser einen Stock tiefer läuft, wenn es im Winter kalt wird.

Ich werde meine Wohnung wohl ein paar Monate nicht mehr sehen, aber im Moment wo es in Philadelphia Mitte Oktober bereits ungewöhnlich kalt ist, bin ich gar nicht so böse darum.

Danach war ich noch kurz in der Universität und habe meinen Schreibtisch leer geräumt, wobei ich zeitgleich meine Eltern telefonisch darüber informierte, dass ich wahrscheinlich die nächsten Monate in Mexiko zubringen werde.

Meine Mutter war gar nicht begeistert, sie meinte nur warum ich mir das wieder antun wolle im Staub der Zeit herum zu kratzen.

Ich hätte doch einen wunderbaren bequemen Job als Dozent und die Gefahren in Mexiko mit den dort herrschenden Drogenkriegen wären ja auch nicht zu unterschätzen.

Ich konnte sie aber damit beruhigen, dass es in Chiapas nicht ganz so schlimm wäre mit den Drogenbanden, wie in anderen Teilen Mexikos und wir ja abgeschottet im Regenwald arbeiten.

Außerdem habe ich jetzt wieder einmal richtig Lust, vor Ort an den Objekten zu arbeiten und mich das Thema Mittelamerika archäologisch inzwischen sehr interessiert.

Damit hat sie mir dann endlich ihren Segen gegeben und mir viel Glück gewünscht.

Die Sonne nähert sich dem Horizont und geht relativ rasch in einen tiefroten Farbton über.

Der Abend naht und ich weiß in den Tropen ist es dann sehr schnell Nacht, deshalb bin ich froh, dass der Pilot Mr. Cooper endlich in den Sinkflug übergeht und zur Landung ansetzt.

Mr. Cooper ist ein etwa achtundfünfzigjähriger Mann mit inzwischen ergrautem zerzaustem Haupthaar und ebenso grauem kurzem Bart.

Das Gesicht ist von der Sonne gebräunt und er trägt eine Sonnenbrille in der typischen Pilotenform.

Seine Gestalt ist hochgewachsen und schlank, er sieht jedoch so aus, als hätte er sein ganzes Leben im Regenwald verbracht.

Sehr gesprächig ist er während des Fluges jedenfalls nicht, deshalb gehen mir ja so viele Dinge durch den Kopf.

Wir setzen butterweich auf dem Boden auf und Mr. Cooper lässt die Maschine ausrollen, woraufhin ich den Sicherheitsgurt löse, mir meine Reisetasche und meinen Laptop schnappe und zum Ausgang gehe.

Mr. Cooper öffnet die Tür und hängt eine kleine Metalltreppe ein, welche ich hinuntersteige und im Augenwinkel sehe ich, dass ein sportlich elegant gekleideter Herr auf mich zukommt, vermutlich Mr. Dunaway!

„Mr. Bolder, ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen!“

Der etwa fünfundfünfzigjährige Herr reicht mir freundlich die Hand.

„Ich bin Lázló Dunaway, ihr Auftraggeber! Herzlich willkommen in Mexiko!“

Der sehr schlanke, feingliedrige und etwas größere Mann als ich, trägt eine beigefarbene Flanellhose, ein dunkelblaues Hemd dessen Ärmel er bis zum Ellenbogen hochgekrempelt hat und darüber einen hellblauen, ärmellosen V-Pullunder.

„Oh, Mr. Dunaway! Guten Abend! Die Freude ist ganz meinerseits, ich war schon sehr gespannt darauf Sie kennenzulernen!“

Der Mann hat für sein Alter noch erstaunlich schwarzes, kurz geschnittenes Haar und ich kann nicht ein einziges graues Haar entdecken.

Mr. Dunaway blickt mich aus dunkelgrünen Augen an, in denen ein seltsames Glitzern liegt!

Er ist etwa einen Meter fünfundachtzig groß und seine Haut ist tief gebräunt, ob von der Sonne oder ob sie von Natur aus so braun ist kann ich nicht ausmachen.

Denn wenn er nicht so groß wäre und ich es nicht besser wüsste, dass er Amerikaner ist könnte man ihn glatt für einen Indio halten.

„Kommen Sie Mr. Bolder, beeilen wir uns, dass wir zur Ausgrabungsstätte kommen, die Sonne ist schon so gut wie untergegangen und wenn wir uns nicht beeilen ist es stockdunkle Nacht!

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Sie sicher sehr müde sind und vielleicht noch einen Happen essen wollen.

Unser Koch Miguel hat für Sie extra etwas übrig gelassen.“

Gemeinsam machen wir uns auf dem Weg zu seinem Jeep Wrangler Black Edition, welchen wir sogleich erreichen.

„Das ist aber sehr nett von Miguel, ich habe tatsächlich Hunger. Der kleine Bissen im Flugzeug reicht ja gerade einmal aus um den Appetit anzuregen.“ sage ich verhalten schmunzelnd.

„Sie haben Humor Mr. Bolder! Das gefällt mir!“

Mr. Dunaway grinst mich an, während er sich auf den Fahrersitz zwängt und ich werfe meine Reisetasche auf den Rücksitz.

Daraufhin schwinge ich mich auf den Beifahrersitz und nehme meinen Laptop auf den Schoß, währenddessen Mr. Dunaway auf eine Straße in südwestliche Richtung einbiegt.

„Die Strecke zwischen dem Flughafen und den Ausgrabungsstätten beträgt nur circa acht Kilometer, wir werden also in etwa zehn Minuten da sein.

Haben Sie schon einmal Ausgrabungen in Mittelamerika betrieben Mr. Bolder?“ fragt mich Mr. Dunaway neugierig.

„Nein Sir, bisher war ich nur in Ägypten tätig! Ich habe mich aber die ganze letzte Woche eingehend informiert und ich denke, ich kann mich auch in dieses Metier einarbeiten.

Die Methoden von Ausgrabungen sind ja schließlich immer gleich. Nur die zeitliche Bestimmung von Funden, ihre Bedeutung und ihren Wert einzuschätzen, werde ich noch lernen müssen.

Aber ich denke, das bekomme ich mit der Fachliteratur die ich teilweise dabei habe und anderweitig auf meinem Laptop gespeichert habe, schon hin.

Nur das mit der Schrift der Maya und ihrer Bedeutung macht mir noch etwas Kopfzerbrechen. Wie ich gelesen habe, ist sie bis heute noch immer nicht hundertprozentig entziffert!“ antworte ich und lege meine Stirn in Falten.

„Darüber brauchen Sie sich keinen Kopf machen, ich kenne mich da hervorragend aus. Ich bin zwar kein gelernter Archäologe, beschäftige mich aber schon seit Jahrzehnten damit und kann Wertvolles durchaus von Schund oder Fälschungen sehr gut unterscheiden.

Auch wegen den Schriftzeichen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich habe da jemanden in London, der sie entziffert. Wir müssen Miss Spencer nur gute Bilder zu mailen … und Sie Mr. Bolder müssen einfach nur etwas finden, das ist alles!“

Mr. Dunaway schmunzelt in sich hinein und ich staune über so viel Selbstbewusstsein.

Sagte Collins nicht, der Mann wäre Finanzmagnat und Börsenmakler?

„Miss Spencer? In London? Warum haben Sie sie dann nicht auch hierher geholt?” frage ich überrascht.

„Weil sie zwar eine hervorragende Kennerin der Mayasprache und deren Schriftzeichen ist, aber von Ausgrabungen keine Ahnung hat und auch nicht im feuchten Urwald im Dreck buddeln will.

Die Großstadt ist ihr lieber, sie neigt eher dazu in einem Büro oder in einem Labor zu arbeiten. Zudem habe ich die Auflage erhalten einen ausgebildeten Archäologen zu beschäftigen, um die Grabungsgenehmigung zu erhalten.“

„Aha! Na, dann hoffe ich, dass wir bald etwas finden!“ ich mache enttäuscht eine kurze Pause.

„Darf ich Sie noch etwas fragen, Sir!“

„Natürlich, was immer sie wissen wollen.“

Mr. Dunaway lächelt mich von der Seite an.

„Wenn Sie hier in Mexiko sind, wer macht dann eigentlich ihre Börsengeschäfte?“

Er lacht kurz laut auf und grinst mich wieder an.

„Ich glaube, darüber brauchen Sie sich wirklich keine Gedanken zu machen Mr. Bolder, das Geld für die Ausgrabung wird schon nicht ausgehen.“ schüttelt er belustigt mit dem Kopf.

„Nein, ich habe eine eigene Firma, die sich nur mit Börsengeschäften beschäftigt und durchaus einige fähige Mitarbeiter, die meine Arbeit während meiner Abwesenheit ganz gut erledigen.

Außerdem habe ich hier über das Internet Kontakt zu ihnen und kann jederzeit eingreifen, wenn mir etwas nicht passt.

Obwohl die Verbindung erst so richtig funktioniert, seitdem ich vor zwei Wochen einen eigenen Sendemast neben dem Ausgräbercamp habe errichten lassen.“ erneut wirft er mir schmunzelnd einen Seitenblick zu, während ich nach vorne blickend die Lichter von Gaslaternen entdecke und daneben einige Zelte, die für solche Ausgrabungsstätten typisch sind.

Mir graut nun plötzlich bei dem Gedanken an die harten Pritschen, die meistens zum Schlafen darin stehen, was mir gerade eben erst wieder einfällt, wo ich die Zelte sehe.

Allein schon wegen der unbequemen Holzliege bereue ich nun fast meinen Entschluss hierhergekommen zu sein.

Daran hatte ich in der ersten Euphorie gar nicht gedacht und ich bedauere schon jetzt meinen Rücken.

„Tut mir leid, dass wir das mit dem elektrischen Strom noch nicht ganz im Griff haben, aber das wird in den nächsten Tagen auch noch gemacht.

Ich hoffe, Sie kommen noch ein paar Abende auch mit Gaslampen aus. Die Sache mit dem Strom funktioniert im Moment nur ein paar Stunden am Tag, aber die Leitung von Palenque Stadt wird gerade verlegt und das dauert leider noch ein paar Tage.

Die Indios arbeiten leider nicht so schnell, wie wir das aus den USA gewohnt sind.“ sagt Mr. Dunaway bedauernd.

Damit stoppt er den Jeep ein Stück weg von den Zelten und macht den Motor aus.

Inzwischen ist es schon ziemlich schummrig geworden und ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell es in diesen Breitengraden dunkel werden kann.

Somit kann ich von den Schönheiten Palenques kaum noch etwas erkennen, aber ich freue mich schon auf morgen früh um sie alle in Augenschein zu nehmen.

„Ach, das macht mir nichts aus, in Ägypten musste ich manchmal monatelang ohne Strom auskommen … beziehungsweise in manchen Gräbern mit einem Generator arbeiten. Es ist mir also nicht unbekannt.“ versuche ich zu lächeln, doch ich glaube es misslingt mir entsetzlich.

Zum Glück ist es schon so dunkel, dass Mr. Dunaway es nicht mehr sieht.

Wir steigen beide aus dem Jeep und ich nehme meinen Laptop in die linke Hand, während ich gleichzeitig meine Reisetasche vom Rücksitz hangle.

Mr. Dunaway wendet sich dem Küchenzelt zu, wohin ich ihm ohne zu Zögern folge, denn mein Magen meldet sich inzwischen mit lautem Knurren.

„Miguel?“ ruft Mr. Dunaway in das Zelt.

“Bist du da?”

„Si, Señor Dunaway, Miguel ya esta aqui! Essen auch gleich warm, un momento, Señor, sofort fertig! Kein Problem! Bitte setzen einstweilen!“

Der Koch, ein nicht sehr groß gewachsener, etwas rundlicher Mann mit pechschwarzen kurzen Haaren und verschwitztem Gesicht beginnt unruhig hin und her zu laufen und den Gaskocher anzumachen.

Sein spanischer Dialekt ist unüberhörbar und ich schmunzle unvermittelt, denn ich muss unweigerlich an das Kauderwelsch denken, das die ägyptischen Arbeiter immer an den Tag legten und das Gemisch aus Englisch und Spanisch hört sich fast genauso an.

Ich lasse meine Reisetasche in der Nähe des Eingangs fallen, setze mich auf einen Hocker vor einem Klapptisch auf dem ich meinen Laptop platziere und klappe ihn auf um meine E-Mails zu checken … eine schlechte Angewohnheit von mir.

Zum Glück ist mein Akku voll aufgeladen und ich hatte mir vorsichtshalber noch einen WLAN-Stick besorgt, das dürfte mit dem Sendemast eigentlich kein Problem sein.

Mr. Dunaway setzt sich mir gegenüber und betrachtet mich interessiert.

„Oh, entschuldigen Sie Mr. Dunaway, ich bin es nur gewohnt, abends meine E-Mails abzurufen oder sollte ich das hier lieber lassen?“ verunsichert blicke ich in sein amüsiertes Gesicht.

„Nein, natürlich nicht, machen sie ruhig weiter, der Sendemast erledigt seine Arbeit ja inzwischen. Sie müssen nur morgen früh ihren Akku wieder aufladen, wenn wir wieder für ein paar Stunden Strom haben, sonst sitzen Sie morgen Abend auf dem Trockenen.“ grinst er mich schelmisch an.

„Ach ja, mit den Mobile Phones ist das auch so eine Sache! Wir haben hier keinen geeigneten Roaming-Partner, der sie unterstützt. Deshalb gehen sie meistens überhaupt nicht im Gegensatz zu den Laptops, die funktionieren hervorragend.“

„Oh, Entschuldigung, ich glaube ich muss mich an das Campleben erst wieder gewöhnen! Es ist doch schon fast zwei Jahre her und man lernt das Angenehme einer Großstadt nur allzu schnell zu schätzen. Nur einen Moment noch bitte.“

Ich gehe auf ‚E-Mail abholen’ und es erscheinen einige Werbemails, die ich sofort lösche und nur eine einzige interessante Mail bleibt übrig, welche ich abhole und von meiner Mutter stammt.

Ich beschließe jedoch spontan sie mir später anzusehen, wenn ich alleine bin, also fahre ich den Laptop wieder herunter und klappe ihn mit den Worten zu.

„Nichts Interessantes dabei, nur eine Mail von meiner Mutter, die kann ich später auch noch lesen! Ich möchte Ihnen gegenüber nicht unhöflich erscheinen. Entschuldigen Sie bitte Mr. Dunaway!“

Dieser grinst mich immer noch amüsiert an und macht eine offene Handbewegung.

„Mr. Bolder, Sie können die Mail ruhig lesen, ich empfinde das nicht als unhöflich!

Ich stelle nur die erste Gemeinsamkeit zwischen uns beiden fest, ich bin auch ein Mensch, der bei jeder Gelegenheit seinen Laptop aufklappt und irgendetwas nachschaut.

Wie zum Beispiel die Börsennachrichten und ähnliches oder ebenfalls meine Mails durchsehe ohne auf die Umstände zu achten, die gerade um mich herum herrschen.“

Miguel stellt in dem Moment einen Teller mit Besteck vor mich hin und eine dampfende Pfanne daneben, in der eine Schöpfkelle steckt.

Der Inhalt ist jedoch etwas Undefinierbares aus dicken Bohnen und Maisbrei.

Na wunderbar, das wird ja lustig werden!

Somit fasse ich mir ein Herz und haue mir eine Kelle von diesem fragwürdigen Brei auf den Teller und Miguel bringt noch einen Korb mit frisch gebackenen Maisfladen, den er ebenfalls auf den Tisch stellt.

Verunsichert nehme ich einen Löffel in die Hand und drehe ihn erst einmal gedankenverloren zwischen meinen Fingern hin und her.

„Greifen Sie ruhig zu, das Zeug schmeckt nicht halb so schlecht, wie es aussieht.“ grinst mir Mr. Dunaway mitten ins Gesicht.

Er steht lachend auf und holt sich ebenfalls einen Teller und einen Löffel und ich stecke mir beherzt den ersten Löffel dieses undefinierbaren Etwas in den Mund und beginne zu kauen.

Mr. Dunaway setzt sich wieder mir gegenüber auf den Hocker und ich mache wohl ein gleichzeitig sehr erstauntes und auch komisches Gesicht.

Er fängt an lauthals zu lachen und ich pruste meine Mundfüllung Bohnenbrei fast auf den Teller zurück, weil ich ebenso lachen muss.

Schnell schlucke ich es aber hinunter, weil ich feststelle, so schlecht schmeckt es wirklich nicht. Ein wenig scharf, aber sehr gut und ein hungriger Magen ist für jede feste Nahrung dankbar.

Wir lachen uns beide erst einmal aus und ich beiße ebenso hungrig, wie begierig in das noch warme Maisbrot, welches mir vom ersten Augenblick an hervorragend mundet.

Somit beschließe ich den scharfen Brei mit einem Löffel auf den Maisfladen zu laden, in der Hoffnung, dass er dann nicht mehr ganz so pikant ist um das Ganze mit den Händen zu essen, wobei Mr. Dunaway es mir gleich tut.

„Mr. Bolder, Sie gefallen mir! Ich glaube, ich hatte den gleichen Gesichtsausdruck wie Sie gerade eben, als ich den seltsamen Brei von Miguel zum ersten Mal essen musste und ich habe es genauso wie Sie gemacht und ihn mir auf das Fladenbrot geschaufelt.

Das ist unvergleichlich besser und dann ist es auch nicht so scharf, obwohl ich Miguel immer wieder versuche beizubringen mit dem Tabasco und dem Chili etwas zu sparen, vor allem wenn wir Amerikaner auch mit essen.

Denn die Indios hier essen ja noch schärfer, da kommt man sich manchmal vor wie ein Feuerspucker, wenn man zu viel davon erwischt!“

Wieder lachen wir beide aus vollem Hals!

Nie hätte ich gedacht, dass ich mich mit meinem neuen Arbeitgeber so gut verstehen würde, aber das ist ein guter Anfang für die nächsten Wochen und Monate, die mir hier im Regenwald bevorstehen.

Miguel stellt inzwischen ein Krug mit einer trüben Flüssigkeit vor uns hin mit zwei Gläsern und Mr. Dunaway meint interessiert „Haben Sie schon einmal Chicha getrunken, Mr. Bolder?“

„Chicha? Mr. Dunaway?“ frage ich erstaunt, denn ich habe kein Ahnung wovon er spricht.

„Chicha ist Mais-Bier, es stammt ursprünglich aus Südamerika, aber Miguel, macht es selbst und es schmeckt hervorragend zum Essen. Miguel ist ein Meister in seiner Herstellung. Probieren Sie es einfach und Sie fühlen sich danach bestimmt viel besser.“

Mr. Dunaway schenkt mein Glas voll und ich finde immer noch, dass es sehr seltsam aussieht. Eher wie Bier in das man Milch gegossen hat, aber ich setze das Glas dennoch an Lippen, denn das sehr pikante Essen macht durstig und ich lasse die ungewöhnliche kühle Flüssigkeit langsam meine Kehle hinunter rinnen.

„Hm, ich bin überrascht! Das schmeckt wirklich gut, aber ich habe das Gefühl, dass es auch ganz schön viel Alkohol in sich hat!“ äußere ich bedenkend, als ich merke dass mir das verdammte Scheißzeug sofort zu Kopf in steigt.

„Ja, das hat es. Ich schätze, es hat so etwa sechs Prozent. Man sollte vorsichtig damit sein.“ lächelt mir Mr. Dunaway schelmisch ins Gesicht und ich bemerke erneut das Glitzern in seinen dunkelgrünen Augen.

„Woraus besteht denn dieser ungewöhnliche Zaubertrank?“ will ich von ihm wissen.

„Wollen Sie das wirklich wissen Mr. Bolder?“ das Glitzern in seine Augen verstärkt sich und ich bemerke ein verschmitztes Zucken um seine Mundwinkel.

„Ja, natürlich möchte ich gerne wissen was ich trinke!“ erwidere ich ungerührt.

„Nun ja, es wird vor allem aus gekeimten Mais hergestellt und aus gebackenen Maisfladen, die meistens von Frauen durchgekaut werden, also mit viel Speichel versetzt werden.

Die Stärke aus den Fladen wird durch die im Speichel vorhandenen Enzyme in Zucker verwandelt, was die Masse sehr schnell gären lässt und am Ende daraus dieses wunderbare Getränk entstehen lässt.“ erneut grinst er mir mitten ins Gesicht.

Ich stelle das Glas zunächst angewidert auf den Tisch zurück und schlucke erst einmal schwer.

„Sie müssen sich nicht ekeln Mr. Bolder. Von dem Speichel ist durch den Gärungsprozess inzwischen nichts mehr vorhanden.“ stellt er fest und nimmt einen tiefen Schluck aus seinem Glas.

„Ich musste mich auch erst an den Gedanken gewöhnen, aber das Zeug schmeckt einfach hervorragend.“ er prostet mir zu und mir bleibt gar nichts anderes übrig als zurückzuprosten und erneut einen Schluck aus meinem Glas zu nehmen.

Schon nach dem halben Glas Chicha merke ich die Wirkung des Alkohols, an den ich eigentlich gar nicht gewöhnt bin, weil ich in der Regel so etwas nicht trinke.

Doch das Ekelgefühl lässt wenigstens allmählich nach.

Das Chicha schmeckt tatsächlich gar nicht so schlecht und ich beiße erneut in meinen Maisfladen mit dem seltsamen Bohnenbrei.

Nach weiteren drei Kellen dicken Bohnen mit dem undefinierbarem Drumherum, vier köstlichen Maisfladen und ganzen drei Gläsern Chicha, scheine ich fast wie auf Wolken zu schweben.

Ich habe langsam das Gefühl, statt in Mexiko eher im Himmel angekommen zu sein.

„Ich glaube, Mr. Dunaway, entschuldigen Sie bitte, aber ich glaube, ich sollte mich auf meine Pritsche zurückziehen, damit ich morgen früh einigermaßen meinen Chicha-Schwips ausgeschlafen habe.“ murmle ich und fahre mir mit der linken Hand durch die Haare.

„Das ist mir jetzt sehr peinlich, Sir! Ich trinke normalerweise keinen Alkohol, aber Ihr Chicha…? Das ist einfach zu viel für mich!“ ende ich leise und ich fürchte, dass ich jetzt einen etwas dümmlichen Gesichtsausdruck mache, aber ich kann ihn selbst wenn ich wollte nicht ändern.

Mr. Dunaway lächelt mich süffisant an.

„Ich bringe Sie gerne zu Ihrem Bett Mr. Bolder! Ach und morgen haben Sie übrigens noch frei, damit Sie sich alles genauestens ansehen können. Kommen Sie!“ sagt er gnädig und steht auf, woraufhin er mit einer Hand zum Zeltausgang zeigt.

Ich versuche sehr langsam aufzustehen, damit mir der jetzt sehr spürbare Alkohol keinen Strich durch die Rechnung macht und ich merke, dass mir trotzdem etwas schwindelig dabei wird.

Aus den Augenwinkeln erkenne ich wie Mr. Dunaway meine Reisetasche am Eingang vom Boden aufhebt und das Zelt verlässt.

Somit folge ich ihm mit unsicheren Schritten und klemme mir meinen Laptop unter den Arm, wobei er mir noch eine Gaslaterne in die Hand drückt und sich selbst auch eine schnappt.

Er führt mich ein Stück weg von den kleinen Schlafzelten, die für die Arbeiter errichtet wurden und in die man in der Regel zum Schlafen nur kriechen kann.

Er lotst mich jedoch auf drei etwas größere Hauszelte zu, wo wir vor einem davon stehen bleiben.

„Das ist ihr Zelt! Ich denke, Sie schaffen es noch alleine ins Bett! Sehe ich das richtig?“ schaut er mich fragend von der Seite an.

Die frische Nachtluft hat mir gut getan und mich wieder etwas wach gemacht, obwohl mir immer noch etwas schwummerig ist.

„Ja, natürlich, das schaffe ich schon noch, trotz Ihres Chicha. Vielen Dank für alles!“

Ich nehme ihm meine Reisetasche ab und öffne den Eingang zum Zelt.

„Ach, Mr. Bolder…“ ruft mir Mr. Dunaway hinterher und wendet sich bereits zum Gehen.

„Sie sollten sorgsam darauf achten, dass das Fliegengitter gut geschlossen ist, sonst belagern Sie die Stechmücken und die können hier sehr unangenehm sein!

Schlafen Sie gut, Gute Nacht!“ er dreht sich um und geht nicht auf das Zelt neben mir zu, sondern auf das daneben, wer wohl in dem Zelt zwischen uns schläft?

Naja, vielleicht, werde ich es ja morgen erfahren.

Somit schmeiße ich meine Reisetasche in das Zelt und betrete es, woraufhin ich meinen Laptop auf dem Tisch ablege, der gleich neben dem Eingang steht.

Ich hänge die Gaslaterne an den Haken, der an der Decke inmitten des Zeltes angebracht ist und stelle erstaunt fest, dass das Zelt nicht nur eine einfache Pritsche enthält, welche in Ausgräberstätten üblich sind.

Es befindet sich sogar ein richtiges altmodisches Metallbett mit Matratze und dünner Zudecke darin.

Mein Rücken macht in dem Moment gedanklich einen Dreifachsalto, sollte das etwa eine Ausgrabung ohne Rückenschmerzen werden?

Ich fühle mich im Moment wie im siebten Himmel, beherzige den Tipp von Mr. Dunaway und mache den Eingang mit dem Fliegengitter sorgfältig zu.

Nachdem ich mich von meinen verschwitzten Klamotten bis auf meine Shorts befreit habe, schnappe ich mir meinen Laptop und lasse mich auf das sehr bequeme Bett fallen.

Sehr gespannt darauf was meine Mutter von mir will, denn so schnell nach meiner Abreise hat sie mir noch nie eine Mail geschickt.

Ich fahre den Laptop hoch, bis er mir nach einer halben Ewigkeit mit einem „Ping“ meine Mails anzeigt, so schnell wie die Leitung in Philadelphia scheint der Sendemast leider doch nicht zu sein.

Absenderadresse: Laura Bolder

Datum: 13. Oktober 2014 EDT 4.31 p.m.

Empfänger: Matt Bolder

Betreff: Hurrikan braut sich zusammen!

Mein geliebter Sohn, Matt!

bitte entschuldige, dass ich dir jetzt schon schreibe. Wahrscheinlich befindest du dich jetzt noch in der Luft, aber in den Nachrichten sehe ich gerade, dass sich in der Karibik ein Hurrikan zusammenbraut, der vermutlich auf die Küste von Mexiko Kurs nimmt.

Bitte nimm‘ dich in Acht, ich habe solche Angst um dich, dass dir etwas passiert, denn mit so einem Hurrikan ist nicht zu spaßen und ich hoffe du erreichst möglichst bald sicheren Boden.

Deine dich liebende Mum Laura

Ach Mummy! Du und deine Fürsorge, als wäre ich noch ein kleines Kind! Ich schreibe also schnell zurück, damit sie sich nicht unnötig sorgt:

Absenderadresse: Matt Bolder

Datum: 13. Oktober 2014 UTC 9.13 p.m.

Empfänger: Laura Bolder

Betreff: Hurrikan braut sich zusammen? Merke nichts davon!

Meine liebste Mum,

bitte entschuldige, dass ich erst jetzt zurück schreiben kann. Es dauerte fast bis Sonnenuntergang, als wir das Camp endlich erreichten und dann habe ich mit Mr. Dunaway ein sehr amüsantes Dinner eingenommen.

Jetzt befinde ich mich im meinem Quartier, das sogar ein richtiges Bett aufweist, es ist also alles in bester Ordnung.

Von einem Hurrikan wurde hier noch gar nicht gesprochen und während des Fluges habe ich auch nichts bemerkt. Außerdem befinden wir uns etwa einhundertfünfzig Kilometer weit weg von der Küste im Regenwald. Ich denke also nicht, dass wir von einem Hurrikan irgendetwas zu befürchten haben.

Bis der uns erreicht, hat er sich mit Sicherheit soweit abgeschwächt, dass wir hier vielleicht nur noch ein laues Lüftchen wahrnehmen.

Mach’ dir bitte nicht so viele Sorgen, ich bin in Sicherheit und kein kleines Kind mehr Mum. Ich bin ein erwachsener Mann, der sich auf seine kommende Arbeit und im Moment noch mehr auf sein Bett freut.

Gute Nacht, Mum! 

In Liebe dein Sohn Matt!

Ich fahre den Laptop wieder herunter, lege ihn vor das Bett auf den Boden und kuschle mich in die weichen Kissen.

Ach wie schön!

Kuschelige Kissen und eine wunderbare Matratze, das hätte ich hier im Regenwald nicht erwartet.

Doch bei der Gelegenheit fällt mir auf, dass die Gaslaterne noch brennt, also erhebe ich mich erneut um sie auszudrehen und taste mich abermals in dieses traumhafte Bett zurück, um selbstzufrieden einzuschlafen.

Kapitel 2

Ich höre die Vögel zwitschern und einige Affen brüllen, als ich nach einer traumlosen Nacht erwache und die Sonne mir durch einen Spalt in der Zeltplane genau ins Gesicht scheint.

Blinzelnd spitze ich auf meine Armbanduhr, es ist sechs Uhr fünfunddreißig und im Camp scheint noch alles still zu sein.

Ich rolle mich also aus dem Bett und öffne zunächst das Fliegengitter und die Eingangsplane, um nur mit meinen Shorts bekleidet die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages zu genießen.

Vor dem Zelt recke ich mich erst einmal und blinzle erneut in die Sonne, die meine nackte Haut mit warmen Strahlen streichelt. Eine wahre Wohltat gegenüber den letzten kalten Tagen in Philadelphia.

Ich sehe mich im Camp um und bemerke erst jetzt, dass sich in einigen Zelten nun doch etwas rührt.

Also gehe ich zurück in mein Zelt und ziehe mir eine Jeans und ein weites graues Hemd über, das ich offen lasse und die Ärmel hochkremple.

Zunächst mache ich mich auf den Weg in das Küchenzelt um zu sehen, ob ich irgendwo etwas sauberes Wasser ergattern kann um die Zähne zu putzen und mich zu rasieren.

Als ich es betrete sehe ich, dass Miguel bereits alles für das Frühstück vorbereitet hat. Tassen und Teller stehen bereit, es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee und auf den Tischen stehen frisch zubereitete Croissants, die hätte ich hier im Regenwald überhaupt nicht erwartet.

„Señor Bolder; setzen por favor! Essen! Du wollen Kaffee?“ grinst mir der schwitzende Koch ins Gesicht.

„Oh danke, Miguel, später, ich wollte mich nur erkundigen, wo ich mich waschen und rasieren kann?“ hoffentlich hat er mich verstanden denke ich zweifelnd und lege meine Stirn in Falten.

„Por favor, mir folgen Señor Bolder!“ Miguel wirft sein Geschirrtuch, an dem er sich gerade die Hände abwischt, auf einen Hocker und geht zum Ausgang, wobei ich ihm brav folge.

Er strebt auf ein weiteres etwas größeres Zelt zu, das in geringem Abstand von Mr. Dunaways Zelt steht und das ich gestern Abend gar nicht mehr bemerkt hatte.

Außen am Zelt ist an einer Stange, die in den Boden gerammt ist, eine Glocke angebracht die er betätigt um offenbar festzustellen, ob sich jemand im Zelt befindet.

Nachdem sich aber nichts rührt öffnet er die Zeltplane, um mir Eintritt zu verschaffen.

„Denada, Señor Bolder! Waschen!“ erneut grinst er mich mit offenem Gesicht an und wendet sich wieder seinem Küchenzelt zu.

Ich staune, in diesem Zelt befinden sich mehrere Waschschüsseln und Spuckschüsseln zum Zähneputzen.

Einige Kannen mit sauberem Wasser und sogar eine Badewanne mit vier krummen Füßen, in der sich allerdings im Moment kein Wasser befindet.

Daher beschließe ich, dass mir die Schüsseln vorerst für heute durchaus reichen.

Ich gehe also zu meinem Zelt zurück um meine Zahnbürste und mein Rasierzeug zu holen und bemerke auf dem Rückweg, dass sich die etwa fünfzehn einheimischen Arbeiter offenbar in einem der Bäche waschen.

Sie fließen zahlreich durch Palenque und speisen den nahegelegenen Rio Usumacinta mit ihrem Wasser.

Amüsiert denke ich, dass mir das Waschzelt doch um einiges besser gefällt.

Nachdem ich es wieder erreicht habe betätige ich abermals die Glocke um sicherzustellen, ob sich nicht inzwischen Mr. Dunaway darin frisch macht.

Seine Stimme ertönt tatsächlich aus dem Zelt.

„Mr. Bolder, treten Sie ruhig ein, wir sind doch zwei Männer und brauchen uns keinesfalls gegenseitig zu schämen.“

Somit schlage ich die Plane zurück und betrete das Zelt.

„Guten Morgen Mr. Dunaway, haben Sie gut geschlafen?“ frage ich ihn.

Er steht oben ohne, nur mit Shorts bekleidet vor einer der Waschschüsseln, über der auch ein Spiegel angebracht ist und rasiert sich gerade.

Ich bin verblüfft, welch gut gebauten und scheinbar durchtrainierten Körper Mr. Dunaway für sein Alter noch hat und seine Haut ist am ganzen Körper braun.

Also ist es nicht nur Sonnenbräune, die sein Gesicht und die Unterarme ziert.

„Danke Mr. Bolder, eigentlich sehr gut! Hier im Regenwald schlafe ich immer gut, seltsamerweise! Denn die Geräusche sind doch ganz anders als in einer Großstadt und manchmal ist es sogar ziemlich laut.

Nur einmal heute Nacht wurde ich wach, als die Affen offenbar einen ziemlich heftigen Streit hatten, aber die kriegen sich meistens schnell wieder ein, dann hatte auch ich wieder Ruhe. Und wie haben Sie geschlafen?“ blickt er mich von der Seite an.

„Oh, auch sehr gut Sir! Tief, fest und traumlos, ich habe nicht einmal den Streit der Affen mitbekommen, aber dazu hat offenbar wohl auch Miguels Chicha beigetragen.

Ich trinke normalerweise keinen Alkohol und vertrage ihn auch nicht so gut, aber heute Nacht hat er mir anscheinend einen sehr guten Schlaf beschert.

Ich fühle mich sogar richtig ausgeschlafen und freue mich endlich Palenque zu sehen.“ dabei wende ich mich der anderen Waschschüssel zu und beginne mich ebenfalls zu rasieren.

„Sehen Sie sich ruhig alles genau an, aber ihr eigentlicher Arbeitsplatz wird erst einmal der Tempel der Inschriften sein, in dem Alberto Ruz Lhuillier neunzehnhundertzweiundfünfzig das Grab von Pakal fand.

Denn damals hat man bei der Grabplatte, unter der man Gebeine und eine Jademaske fand, aufgehört und ich möchte endlich noch weiter darunter sehen.

Ich will wissen, ob es da noch mehr gibt.“ Mr. Dunaway ist inzwischen mit dem Rasieren fertig und wischt sich das Gesicht mit einem der vorhandenen Handtücher ab.

„Warum interessieren Sie sich eigentlich so sehr dafür Mr. Dunaway? Die mittelamerikanische Geschichte ist doch sehr speziell und nicht jeder hat etwas dafür übrig?“ frage ich ihn.

„Nun ja, eigentlich wissen nicht viele davon und ich wollte Ihnen ursprünglich auch nicht gleich davon erzählen, aber ich habe das Gefühl, dass ich Ihnen vertrauen kann!

Das kann ich doch, oder?“ er schaut mich eindringlich von unten her an und ich nicke fast unmerklich, während ich mich weiter rasiere.

„Mein Urgroßvater hatte ein Indiomädchen geheiratet, die er hier in Mexiko bei seiner Immigration in die USA, kennengelernt hat. Sie behauptete Zeit ihres Lebens, dass sie eine Maya-Prinzessin sei und eine Nachfahrin von K'inich Janaab Pakal I., das war etwa um das Jahr achtzehnhundertsiebenundneunzig.

Damals erklärten sie in den Vereinigten Staaten natürlich jeder für verrückt und mein Urgroßvater, der aus Ungarn stammte offenbar ebenfalls. Denn er betrieb keinerlei Nachforschungen deswegen.

Damals war Palenque zwar schon entdeckt, aber noch nicht richtig erforscht und vom Grab des Pakal wusste man natürlich auch noch nichts und es deutete absolut nichts daraufhin, dass ihre Geschichte wahr sein könnte.“

Ich habe inzwischen meinen Rasierer sinken lassen und lausche gespannt den Worten von Mr. Dunaway, die mich regelrecht fesseln.

Was für eine verworrene Familiengeschichte!

„Ja und wie sie sehen, hat sie den nachfolgenden Generation wohl ihr pechschwarzes Haar und die braune Hautfarbe vererbt, die in unserer Familie inzwischen vorherrschend ist.

Obwohl die nachfolgenden Generation lauter weiße Amerikaner geheiratet haben.

Daher stammt auch der amerikanische Nachname von meiner Großmutter, die einen Dunaway geheiratet hat und wir daher nicht mehr unseren ursprünglichen ungarischen Nachnamen tragen.“

Ich bin immer noch dem Spiegel zugewandt und Mr. Dunaway, der inzwischen hinter mir steht grinst mir über den Spiegel hinweg in mein staunendes Gesicht.

Ich weiß zunächst gar nicht was ich darauf antworten soll und versuche mich erst einmal völlig verwirrt, weiter zu rasieren.

„Mr. Bolder, Sie scheinen verwirrt zu sein?“ kommt seine sehr zutreffende Frage, die mich trifft wie ein Keulenschlag.

Der Mann kann offenbar durch mich hindurch sehen.

Ich beende also meine Rasur und wische mein Gesicht ebenfalls mit einem bereit liegenden Handtuch ab.

„Nun ja, Mr. Dunaway“ antworte ich langsam und ich sehe ihn durch den Spiegel immer noch hinter mir stehen.

„Ich weiß jetzt gar nicht was ich sagen soll, das ist eine sehr außergewöhnliche Geschichte, die es sicher wert ist ihr nachzugehen.

Aber im Moment weiß ich nicht, welche Rolle ich dabei spielen soll, Sir? Suchen Sie etwa nach DNA?“ ich versuche dem Blick von Mr. Dunaway standzuhalten, der mir im Spiegel direkt in die Augen schaut und jetzt teuflisch grinst.

Scheiße, der Blick aus seinen dunkelgrünen Augen, in denen inzwischen ein gefährliches Glitzern schimmert, scheint mich fast zu durchbohren. So als würde er irgendetwas von mir erwarten und das etwa nicht erst in ein paar Wochen oder Monaten, sondern Sofort!

„Möglicherweise Mr. Bolder! Ich erwarte, dass Sie etwas finden unter diesem verdammten Sarkophag mit seiner außergewöhnlichen Grabplatte, egal was.

Machen Sie verflucht nochmal am besten unter dieser Grabkammer weiter! Ich bin fast sicher, dass sich dort unten noch irgendetwas anderes befindet!“

Sein Ton wirkt fast ein wenig drohend aber auf jeden Fall bestimmt und ich merke, dass es ihm entsetzlich ernst damit ist.

Mit diesen Worten dreht er sich um und verlässt das Waschzelt schnellen Schrittes.

Erleichtert stütze ich mich erst einmal auf den Waschtisch auf meine beiden Hände und lasse den Kopf auf meine Brust fallen.

Verdammt!

Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?

Mr. Dunaway scheint sehr entschlossen zu sein, bei dem Ansinnen das er offensichtlich hat. Nur weiß ich momentan noch nicht, wie ausgerechnet ich dieses Geheimnis lüften soll.

Denn soweit ich mich durch die einschlägige Literatur gelesen habe, ist die Grabplatte des Pakal inzwischen nur noch hinter einem geschlossenen Gitter zu bestaunen und sie darf nicht mehr angehoben werden.

Damals wurden in dem Sarkophag Knochen und sogar eine Jademaske gefunden die sich aber, soweit ich in Erfahrung gebracht habe, im National Museum of Anthropolgy in Mexico City befinden sollen.

Palenque liegt unter dem Schutz der UNESCO und selbst dann, wenn man eine Grabungsgenehmigung hat, ist nicht alles erlaubt.

Offenbar werden die Knochen wohl auch nicht für DNA-Analysen freigegeben, denn wozu bräuchte Mr. Dunaway dann eine eigene Grabung?

Was zum Teufel erhofft er sich dort zu finden?

Ich sehe im Spiegel in meine stahlblauen Augen, während ich mir mit den Fingern durch mein leicht welliges dunkelbraunes Haar fahre und sie dabei nach hinten streiche.

Verdammt!

Vielleicht hätte ich den Job doch nicht annehmen sollen, hätte ich doch bloß ansatzweise gewusst worum es wirklich geht, aber das konnte mir Collins auch nicht so genau sagen.

Aber jetzt bin ich nun einmal hier, mitten im Regenwald von Mexiko und ich werde mein Bestes geben um Mr. Dunaway zufrieden zu stellen, etwas anderes bleibt mir im Moment auch gar nicht übrig.

Obwohl ich mittlerweile den Verdacht nicht loswerde, dass er mich nur als Alibi für die Grabungsgenehmigung braucht, also werde ich künftig genau beobachten, was er sonst noch tut.

Ich denke an die entspannte und fast freundschaftliche Atmosphäre von gestern Abend, als wir zusammen Chicha getrunken haben und ich habe inzwischen das Gefühl, der vertraute Umgang miteinander könnte vielleicht nur ein Traum gewesen sein.

Ich ziehe mein Hemd aus und wasche meinen Oberkörper gründlich, der trotz meines Alters immer noch einen Sixpack aufweisen kann.

Nicht alle meiner Altersgenossen können von sich behaupten noch so durchtrainiert zu sein.

Viele meiner Studienkollegen daheim verfügen inzwischen über einen deutlichen Bauchansatz, aber ich wollte immer für Faith attraktiv sein und habe gerne das Fitness-Studio aufgesucht.

Was mir am Ende aber leider nichts genutzt hat, wie es die Wirklichkeit ja dann gezeigt hat.

Schnell verdränge ich die Gedanken an Faith und ziehe wieder mein Hemd über, das ich erneut offen lasse.

Ich verstaue meine Rasier-Utensilien, putze mir noch schnell die Zähne und verlasse das Waschzelt ebenfalls Richtung Küchenzelt.

Als ich es betrete winkt mich Mr. Dunaway bereits zu sich und ich folge seiner Aufforderung ohne zu Zögern. Wohin sollte ich mich schon setzen, ich kenne ja bis jetzt nur ihn und Miguel.

„Kaffee? Mr. Bolder?“ fragt er und schaut mir forschend ins Gesicht, als ich mich ihm gegenüber auf einem Hocker niederlasse.

„Gerne, Mr. Dunaway, ein kleiner Wachmacher am Morgen hat noch nie geschadet.“ lächle ich ihn an und versuche möglichst locker zu klingen, so als hätte es die kleine Unterhaltung im Waschzelt gar nicht gegeben.

Verkrampft versuche ich eher an die entspannte Stimmung von gestern Abend anzuknüpfen, während ich nach einem der angebotenen Croissants greife und Mr. Dunaway mir schwarzen Kaffee in die riesige Tasse eingießt, die vor mir steht.

„Sie lieben frische Croissants?“ fragt er und seine grünen Augen blicken mir noch immer interessiert ins Gesicht.

„Nun ja, eigentlich schon, nur hatte ich sie zu Hause eher selten. In Philadelphia bestand mein Frühstück meistens aus Toast, Knäckebrot und notfalls Müsli, das ich eigentlich gar nicht mag.

Ich habe es nur gegessen, wenn nichts anderes da war, weil ich in der Regel morgens meistens zu spät dran war um noch kurz zum Bäcker um die Ecke zu gehen. Also habe ich eben gegessen, was gerade da war.“ sage ich und mache eine entschuldigende Handbewegung, während ich herzhaft in das noch warme köstliche Croissant beiße, das Miguel offenbar gerade eben erst frisch gebacken hat.

„Meine Tochter Saundra liebt Croissants, vor allem die von Miguel über alle Maßen! Sie kommt übrigens Morgen ebenfalls hier her.“ bemerkt Mr. Dunaway lächelnd, fast wie beiläufig.

„Ihre Tochter kommt hierher?“ frage ich erstaunt und bin schon wieder völlig perplex.

„Dann gehört wohl ihr das Zelt, das zwischen unseren beiden liegt?“

„Richtig erfasst Mr. Bolder, das Zelt ist für meine Tochter vorgesehen, die mich gerne bei meinen Expeditionen besucht und meine Leidenschaft für Archäologie und Ausgrabungen teilt.

Sie arbeitet immer wieder einmal in Los Angeles und San Francisco als Model, obwohl es mir lieber wäre, sie würde endlich ihr abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium dazu nutzen um in meine Fußstapfen zu treten und bei der Börse oder wenigstens in mein Unternehmen einzusteigen.

Nur leider konnte ich sie bis jetzt noch nicht dazu bewegen.“ sein Blick wandert fast traurig auf seine Hände die in einer Schale herumstochern, welche Kartoffelscheiben mit Pilzen und Bohnen enthält, die mit Ei gestockt wurden und mit etwas, das aussieht wie Sour Cream und Käse überbacken wurden.

Fast augenblicklich bekomme ich Lust darauf das auch zu probieren, denn in Philadelphia oder auch vorher in Ägypten ist mein Frühstück noch nie so reichhaltig ausgefallen.

Aber nach der Chicha-Einlage von gestern Abend, habe ich einen Bärenhunger und winke Miguel zu mir heran.

„Miguel, könnte ich bitte auch so etwas haben?“ frage ich und deute dabei auf Mr. Dunaways Frühstück.

„Sí, natürlich Señor Bolder! Madre Tierra, kommt sofort!“

Miguel wuselt davon und ich freue mich jetzt richtig auf diesen ersten Tag im mexikanischen Regenwald, der so völlig neu für mich ist.

Ganz anders als die Sandwüste von Ägypten, obwohl ich gerade mit dem Begriff „Madre Tierra“ nichts anfangen kann und Miguel fragend nachblicke.

Mr. Dunaway lächelt mir erneut ins Gesicht.

„Es freut mich sehr, dass es Ihnen offenbar bei uns hier gefällt! Sie werden sehen, diese Arbeiter…“ er macht eine kurze Pause und blickt in die Runde der Indios, die sich angeregt miteinander unterhalten und immer wieder zu Mr. Dunaway und mir herüber schauen.

„… wir alle, sind schon lange eine fest eingeschworene Gemeinschaft. Diese Indios vom Volk der Lacandonen sind angeblich echte Nachfahren der Maya, welche einst Palenque erbaut haben und ich kennen uns schon lange Jahre und wir haben in der Vergangenheit schon so einiges miteinander ausgegraben.

Ich habe eigentlich nur noch den Wunsch, dass Sie Mr. Bolder ebenfalls ein Teil des Ganzen werden.“

Er sieht mich mit seinen dunkelgrünen Augen neugierig an und das Glitzern, das er gerade noch im Waschraum in den Augen hatte ist völlig verschwunden.

Stattdessen ist der kumpelhafte Mr. Dunaway von gestern Abend plötzlich wieder da.

Na, da bin ich aber mal gespannt was das noch werden soll, wenn ich nicht einmal meinen Auftraggeber richtig einschätzen kann.

Miguel kommt mit der Schale „Madre Tierra“ heran und stellt sie mit einem Lächeln vor mir ab.

„Buen apetito, Señor Bolder!“ und entfernt sich schwitzend wieder Richtung Holz-Herd.

„Vorsicht Mr. Bolder, das ist erst einmal sehr heiß. Ich möchte nicht, dass Sie sich gleich am ersten Tag den Mund verbrennen und Miguels Köstlichkeiten nicht mehr genießen können. “ grinst mich Mr. Dunaway verschmitzt an und macht eine einladende Bewegung mit dem Kopf.

„Danke für die Warnung! Ich dachte mir schon, dass es heiß sein könnte, wenn es überbacken ist.“ lächle ich zurück und nehme meinen Löffel in die Hand um ein Stück von „Madre Tierra“ abzustechen.

Vorsichtig blase ich es erst einmal auf Esstemperatur herunter und stecke es mir in den Mund. Hmm, ist das köstlich, Miguel ist tatsächlich ein hervorragender Koch und ich beschließe, dass dies künftig mein tägliches Frühstück sein wird.

„Was haben Sie den jetzt zuerst vor? Vielmehr, was wollen Sie sich zuerst ansehen?“ fragt Mr. Dunaway neugierig.

„Ich weiß noch nicht, mal sehen, vielleicht hänge ich mich einfach an den Touristenstrom. Möglicherweise erfahre ich dann sogar Dinge, die ich bisher noch nicht gelesen habe.“ antworte ich ungezwungen.

„Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee. Die Reiseführer hier sind sehr gut informiert, obwohl sie durchaus nicht alles wissen, aber immerhin doch eine ganze Menge. Es sind jedoch nicht jeden Tag Touristen hier, da müssen Sie Glück haben um eine Reisegruppe zu erwischen.“

Wieder lächelt mich Mr. Dunaway an, wobei seine dunkelgrünen Augen wieder ein gewisses Maß von diesem seltsamen Glitzern annehmen.

Ich esse weiter an meinem Frühstück, bis nichts mehr davon übrig ist und wische mir den Mund mit der bereitliegenden Serviette ab.

„Ich werde mir wohl erst einmal meinen ausgedruckten Plan von Palenque aus meinem Zelt holen und ein wenig von der Literatur, die ich darüber dabei habe und mache mich dann auf die Socken.

Bitte entschuldigen Sie mich! Ich denke, wir werden uns zum Lunch wieder hier treffen?“ gebe ich ihm zur Antwort, wobei ich aufstehe und mich dem Ausgang zuwende.

„Oh ja, sicher. Bis heute Mittag.“

Mr. Dunaway steht ebenfalls auf um mir die Hand zu reichen und sich anschließend seinen Arbeitern zuzuwenden.

Demnach verlasse ich also das Küchenzelt und begebe mich in mein eigenes Zelt um als erstes meinen Laptop hochzufahren und meine E-Mails zu checken, aber es ist nichts Interessantes dabei, außer natürlich wieder einer Mail von meiner Mum!

Genervt öffne ich sie.

Absenderadresse: Laura Bolder

Datum: 14. Oktober 2014 EDT 6.15 a.m.

Empfänger: Matt Bolder

Betreff: Hurrikan hat sich abgeschwächt

Mein lieber Matt,

ich freue mich, dass es dir gut geht und du dich mit deinem Auftraggeber offenbar gut verstehst.

Auch dass du ein schönes Bett hast, dabei denke ich an deinen Rücken, der dich manchmal in Ägypten so geplagt hat.

Der Hurrikan über der Karibik hat sich, laut den Nachrichten, offenbar wieder abgeschwächt. Das beruhigt mich ein wenig. Pass weiterhin gut auf dich auf.

Deine dich liebende Mum, Laura!

Ich beschließe meiner Mum erst heute Abend wieder zu schreiben. Denn wenn ich jedes Mal sofort zurück schreibe deckt sie mich täglich mit unzähligen E-Mails ein, aber dazu habe ich weder die Zeit noch Lust darauf.

Es ist ja schön, dass sie sich sorgt und sich so um mich kümmert. Aber sie tut immer noch, als wäre ich erst zehn Jahre alt und das geht mir manchmal ganz gehörig auf die Nerven, auch wenn sie das wohl nie verstehen wird.

Somit fahre ich meinen Laptop wieder herunter und suche nach einer Steckdose um den Akku zu laden, jetzt wo offenbar Strom fließt, denn ich höre ganz in der Nähe ein Radio laufen.

Nach einigem Suchen finde ich tatsächlich eine Verlängerungsleitung mit einer Steckdose an die ich meinen Laptop letztendlich anschließe in der Hoffnung, dass aus dieser Leitung auch wirklich Strom herauskommt.

Doch das grüne Blinklicht des Akkus sagt mir, dass es wohl so sein muss.

Ich suche meinen Lageplan von Palenque heraus und den Reiseführer den ich noch kurz vor meiner Abreise in Philadelphia gekauft habe und mache mich endgültig auf den Weg zu den Sehenswürdigkeiten.

Ganz in der Nähe vom „Tempel der Inschriften“, meinem künftigen Arbeitsplatz vor dem wir lagern, liegt der sogenannte „Palast“, zu dem ich mich zuerst begebe, weil ich gerade eine kleine Touristengruppe hineingehen sehe und ich die Hoffnung habe, durch den Reiseführer einiges mehr zu erfahren.

Von daher folge ich also der Gruppe mit schnellen Schritten, doch als ich näher komme stelle ich enttäuscht fest, dass der Reiseführer spanisch spricht und ich leider kein einziges Wort verstehe von dem was er sagt. Also lasse ich die Reisegruppe wieder von dannen ziehen und versuche mir selbst ein Bild zu machen.

Ich nehme meinen Reiseführer und lese den Abschnitt über den Palast der etwa eine Grundfläche von einhundert mal achtzig Metern besitzt.

In einem von mehreren Innenhöfen ragt ein Turm empor, der vermutlich zur Zeit der Maya als Observatorium genutzt wurde.

Damit setze ich mich erst einmal Richtung Innenhöfe in Bewegung um den Turm in Augenschein zu nehmen.

Danach sehe ich mir noch drei Stuckreliefs an, die sich ebenfalls im Palast befinden und verschiedene Herrscher der Maya zeigen.

Insgeheim muss ich zugeben, dass ich schwer beeindruckt davon bin was die künstlerischen Fertigkeiten der damaligen Handwerker anbelangt.

Nachdem ich mir den Palast eingehend angesehen habe, gehe ich weiter zu der sogenannten Kreuzgruppe, die südöstlich des Palastes liegt. Sie besteht aus drei Tempeln, die einen weiten Platz begrenzen und auf einer Stufenplattform thronen.

Die drei Bauten werden auch Sonnentempel, Tempel des Blätterkreuzes und Kreuztempel genannt und sie sind alle drei im gleichen Stil errichtet worden.

Jeder einzelne besitzt an der Rückwand im Inneren ein dreiteiliges Relief, ebenfalls aus Stuck und mein Reiseführer verrät mir, dass es sich bei den zahlreichen Hieroglyphen hauptsächlich um Kalenderdaten handeln soll.

Ich betrachte die Hieroglyphen eingehend, doch sie unterscheiden sich sehr deutlich von den ägyptischen und sie sagen mir erst einmal gar nichts, womit ich die Kreuzgruppe wieder verlasse und zufällig auf meine Uhr sehe.

Verwundert stelle ich fest, dass es tatsächlich schon Mittag ist und ich mehrere Stunden in den Ruinen zugebracht habe, ohne dass mir das groß aufgefallen wäre, so interessant finde ich sie und ihre Stuckreliefs.

Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit gehe ich großen Schrittes wieder auf das Camp zu und bemerke, dass die indianischen Arbeiter bereits beim Essen sitzen.

Ebenso wie Mr. Dunaway, womit ich zunächst ins Waschzelt gehe und mir die Hände wasche bevor ich mich im Küchenzelt am Tisch von Mr. Dunaway niederlasse.

„Nun, Mr. Bolder, wie finden Sie Palenque?“ fragt er wissbegierig.

„Sehr interessant muss ich sagen. Sogar so aufschlussreich, dass ich gar nicht gemerkt habe wie schnell die Zeit vergangen ist.“ antworte ich grinsend.

Miguel stellt einen Teller mit Enchiladas und Reis vor mich hin, welches wieder einmal sehr lecker aussieht und ich mich mit Heißhunger darüber her mache.

Es hat zwar eine gewisse Chili-Schärfe, schmeckt aber hervorragend.

„Also ich muss sagen … Miguel ist ein begnadeter Koch, seine Enchiladas sind genauso Spitzenklasse, wie das Frühstück heute Morgen.“ bemerke ich nebenbei.

„Ja, das finde ich auch, deshalb habe ich ihn ja engagiert.“ ein amüsiertes Lächeln umspielt die Mundwinkel von Mr. Dunaway.

„Was haben Sie sich für heute Nachmittag vorgenommen?“

„Ich weiß noch nicht! Eigentlich sollte ich mich so langsam dem Tempel der Inschriften widmen, aber ich habe gelesen, dass bisher nur etwa fünfzehn Prozent von Palenque freigelegt wurde.

Deshalb würde mich das Umfeld und der Rand des Dschungels sehr interessieren.“ sage ich voller Tatendrang.

„Gut dass Sie das sagen. Sie sollten sich nämlich nicht allein im Dschungel aufhalten. Ich gehe davon aus, dass Sie noch nie im mittelamerikanischen Regenwald waren oder täusche ich mich da?“ sagt er wieder mit einem Glitzern in den Augen.

„Nein, noch nie! Ist das ein Problem?“ frage ich erstaunt zurück.

„Nun ja, es gibt hier sehr viele gefährliche Tiere, wie Giftschlangen, giftige Spinnen, Pumas, Jaguare und so weiter und mindestens ebenso viele giftige Pflanzen, die man besser nicht berühren sollte.

Ich gebe Ihnen am besten Hernán mit, der kennt sich im Dschungel bestens aus und weiß sich mit Händen und Füßen zu verständigen.“ stellt er fest und winkt einem etwa dreißigjährigen Indio heran, der ungefähr einen Meter siebzig groß und schlank ist. Er hat natürlich wie alle Indios, schwarzes Haar und bronzefarbene Haut.

Für mich sehen die fünfzehn Arbeiter im Moment noch alle gleich aus, bis auf die unterschiedliche Körpergröße. Aber das ging mir mit den Arabern am Anfang auch so und es dauerte eine Weile, bis ich sie auseinanderhalten konnte.

Mr. Dunaway spricht mit Hernán etwas auf Spanisch was ich nicht verstehe, aber ich kann sehen, dass dieser eifrig nickt und sogleich aus dem Zelt verschwindet.

„Was haben Sie zu ihm gesagt, weil er jetzt weg geht?“ werfe ich ihm einen fragenden Blick zu.

„Ich habe ihn nur gebeten, Sie zu begleiten und möglichst vor wilden Tieren zu beschützen. Ich denke er geht jetzt in sein Zelt und holt seinen Bogen und seine Machete.“

Ich schlucke erst einmal schwer.

Bogen und Machete?

„Ist es wirklich so gefährlich?“

Mr. Dunaway runzelt die Stirn und sieht mich von unten her an.

„Vertrauen Sie mir etwa nicht Mr. Bolder?“ fragt er und in seiner Stimme liegt ein Anflug von etwas drohendem, so wie heute Morgen im Waschzelt.

„Oh, doch natürlich, entschuldigen Sie. Ich hätte nur nicht erwartet, dass die Tiere so nah an das Camp herankommen.“ sage ich schnell.

Mr. Dunaway lächelt wieder und schüttelt leicht mit dem Kopf.

„Mr. Bolder, wenn wir das Camp nicht rund um die Uhr bewachen würden, dann würden einige Tiere zumindest nachts sogar hier herumspazieren.

Ich möchte nur nicht, dass Ihnen irgendetwas passiert schließlich brauche ich Sie noch. Hat es in Ägypten denn keine gefährlichen Tiere gegeben?“ fragt er mich neugierig.

„Doch durchaus! Natürlich gab es da auch Schlangen und Skorpione, aber die Camps wurden rundherum täglich mehrmals gesäubert.

Ich bin jedenfalls nie einem gefährlichen Tier begegnet und im ganzen Umfeld war ja meistens nur überschaubare Wüste und kein Wald, da mögen Sie schon Recht haben.

Tut mir leid, daran habe ich nicht gedacht.“ antworte ich verlegen.

Hernán taucht im gleichen Augenblick wieder im Küchenzelt auf und sieht wie ein Maya-Krieger aus, der aus einer fernen Zeit kommt.

Er trägt einen Lendenschurz, der Oberkörper ist nackt und er hat um die Fuß- und Handgelenke Muschelschellen gebunden.

Auf dem Rücken trägt er einen Köcher mit Pfeilen und einen großen Bogen mit dem er sie abschießen könnte, wenn es nötig wäre.

Um die Hüften hat er sich einen Gürtel mit einem Halfter gebunden in dem eine große Machete steckt, mit der er Buschwerk und Lianen zerteilen kann.

Sogar sein Gesicht und seinen Körper ziert eine auffällige dunkle Bemalung. Einzig auf seinem Kopf fehlt der reichhaltige Federschmuck, der aus ihm einen wahren Maya-Krieger gemacht hätte.

So zumindest habe ich das Bild in meinem Kopf, das sich mir bei meinen Recherchen im Internet immer gezeigt hat.

Hernán und Mr. Dunaway unterhalten sich wieder auf Spanisch, von dem ich leider kein Wort verstehe und ich nehme mir fest vor, falls dieses Arbeitsverhältnis länger bestehen sollte, nicht nur den Schriftzeichen der Maya, sondern auch der Spanischen Sprache etwas mehr Zeit zu schenken.

Ich beiße also in den letzten Rest von Miguels köstlichen Enchiladas, leere noch eine halbe Flasche Mineralwasser und verabschiede mich von Mr. Dunaway mit einem Kopfnicken.

Daraufhin folge ich Hernán wortlos, welcher stolz in Richtung Urwald voranschreitet und ich etliche Mühe habe mit ihm Schritt zu halten.

Wir erreichen nach etwa fünfzehn Minuten den Rand des Urwaldes wo ich bereits die überwucherten letzten Überreste eines weiteren Tempels sehe.

Ich kann eigentlich gar nicht verstehen warum sich die mexikanische Regierung nicht mehr darum kümmert und die Stadt weiter ausgraben lässt, beziehungsweise vom überwuchernden Urwald befreien lässt.

Bevor wir in den Wald eintauchen zieht Hernán seine Machete und bedeutet mir mit den Händen, dass ich ihm folgen soll und auch nur dort hintreten soll wo er vor mir seinen Fuß hinsetzt.

Er sieht mich dabei mit seinen schwarzen Augen eindringlich an, bis ich ihm mit einem Kopfnicken bedeute, dass ich ihn verstanden habe.

Er stampft zunächst mit den Füßen, so dass die Muschelschellen rasseln und ich bemerke wie rund um uns herum einiges Getier davonhuscht.

Jetzt verstehe ich die Bedeutung der Schellen erst so richtig, denn ich dachte die Maya hätten sie nur bei rituellen Tänzen getragen, aber dass sie auch eine andere Funktion haben hatte ich nirgendwo gelesen.

Hernán stapft, seine Machete schwingend voraus, direkt in den dichten Wald mit seinem Gestrüpp hinein und ich versuche genau darauf zu achten, wo er seine Füße hinsetzt.

Doch dann muss ich mir leider gefallen lassen, dass mich der eine oder andere Dornenzweig schmerzhaft im Gesicht und an den Armen streift.

Nach etwa vier- oder vielleicht fünfhundert Metern stehen wir erneut vor einem Tempel, der bereits zum Teil von Gestrüpp und Bäumen befreit ist und ich sehe Hernán verwundert an.

Am liebsten würde ich ihn fragen, ob Mr. Dunaway dafür verantwortlich ist, aber leider spreche ich kein Spanisch und Hernán kein Englisch, also muss ich mir die Frage bis heute Abend aufheben.

Den Tempel genauer betrachtend trete ich näher an ihn heran und nachdem Hernán mich nicht zurückhält, wird dort wohl auch keine Gefahr für mich bestehen.

Obwohl er mir trotzdem dicht folgt und kräftig mit seinen Muschelschellen klimpert, damit auch die letzte Schlange und Eidechse Reißaus vor uns nimmt.

Ich nehme die Außenseite des Tempels genauer in Augenschein und kann viele Inschriften und Steinreliefs entdecken, die jedoch einer gründlichen Restauration bedürfen.

Soweit wie möglich gehe ich um den Tempel herum, wobei ich jedoch weder Türen noch Fenster finden kann, was vielleicht auch daran liegen kann, dass noch mehr als die Hälfte des gewaltigen Baues von Gestrüpp und kleineren Bäumen bewachsen ist.

Die nur zu erahnende Form des Bauwerkes könnte allerdings auch vermuten lassen, dass es sich mehr oder weniger um eine Stufenpyramide handelt und es deshalb keinen Zugang gibt.

Am Ausgangspunkt angekommen bedeute ich Hernán weitergehen zu wollen und er schlägt uns mit seiner Machete erneut einen Weg durch den Dschungel.

Dabei erhasche ich immer wieder einen Blick auf noch mehr zugewachsene Ruinen und ich bin schon jetzt erstaunt davon, wie groß die antike Stadt einmal gewesen sein muss.

Kapitel 3

Stunden später verlassen wir den Dschungel wieder Richtung Ausgräbercamp und ich spüre inzwischen eine bleierne Müdigkeit in meinen Beinen.

Zudem meldet sich mein Magen mit einem lauten Knurren so dass ich froh bin, dass Hernán den Rundgang mit seiner Rückkehr als beendet erklärt.

Inzwischen fängt es auch zu dämmern an und ich steuere zunächst auf das Waschzelt zu, in dem ich mich etwas frisch mache und dabei einen langen Kratzer auf meiner rechten Wange bemerke, der aber weiter nicht schlimm ist.

In meinem eigenen Zelt ziehe ich mir etwas Frisches an, dabei fällt mein Blick zunächst auf den Laptop und ich sehe an der Leuchtdiode, dass der Strom inzwischen abgeschaltet wurde.

Daher greife ich nach der Gaslaterne an der Decke und nehme sie mit zum Küchenzelt, wo ich mich wieder Mr. Dunaway gegenüber auf einen Hocker setze.

„Nun Mr. Bolder, wie hat Ihnen unser Dschungel gefallen?“ fragt er mich interessiert und seine grünen Augen blitzen neugierig.

„Ich bin völlig überwältigt Mr. Dunaway. Es ist unglaublich, was sich da noch alles versteckt und Danke übrigens, dass Sie mir Hernán zur Seite gestellt haben. Ich glaube ohne ihn hätte ich mich wohl hoffnungslos verlaufen.“ grinse ich und mache eine entschuldigende Handbewegung, während Miguel unser Dinner auf den Tisch stellt.

Ein würziger Duft steigt mir in die Nase und ich beäuge zunächst misstrauisch seine neueste Kreation!

„Chuletas Adobo, Schweinekoteletts in Adobo. Das schmeckt sehr gut, wie alles was Miguel kocht. Greifen Sie zu, denn ich glaube, nach den Geräuschen Ihres Magens zu urteilen, haben Sie mächtigen Hunger?“