Sommer der Brombeeren - Tara Heavey - E-Book

Sommer der Brombeeren E-Book

Tara Heavey

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Beschreibung

Elena ist eine absolute Großstadtpflanze und liebt ihren stressigen Job als Anwältin und ihr Leben in der turbulenten WG mit ihren zwei Freundinnen. Ihr Freund Paul ist zwar etwas langweilig und könnte sich ein bisschen mehr um Elena bemühen - aber eigentlich ist alles perfekt. Das Glück scheint vollkommen, als ihr Chef Tyrone ihr die Partnerschaft in der Kanzlei anbietet - allerdings unter einer Bedingung: Vorher soll Elena neun Monate in Ballyknock verbringen, einem verschlafenen Nest weit weg von Dublin, um dort die Eröffnung der neuen Kanzlei zu organisieren.

Elena ist entsetzt: Was um Himmels willen soll sie bitte am Ende der Welt zwischen Schafen und rückständigen Dorfbewohnern? Aber die Aussicht auf den lang erhofften Karrieresprung ist größer als die Angst vor dem irischen Nirgendwo und so findet sich Elena kurz darauf auf dem Land wieder. Die neuen Nachbarn sind herzlich, aber komisch, das Wetter macht, was es will und statt hippen Bars gibt es nur den kleinen Dorfpub. Dessen Besitzer hat jedoch nicht nur einen, sondern gleich zwei äußerst gutaussehende Söhne. Und bald stellt Elena fest: Das Landleben ist alles andere als langweilig!

Eine charmante Liebesgeschichte zum Lachen, Mitfiebern und Wegträumen.

Der Roman ist vormals unter dem Titel "Picknick zu dritt" im Wilhelm Goldmann Verlag erschienen.

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Über das Buch

Elena ist eine absolute Großstadtpflanze und liebt ihren stressigen Job als Anwältin und ihr Leben in der turbulenten WG mit ihren zwei Freundinnen. Ihr Freund Paul ist zwar etwas langweilig und könnte sich ein bisschen mehr um Elena bemühen – aber eigentlich ist alles perfekt.

Das Glück scheint vollkommen, als ihr Chef Tyrone ihr die Partnerschaft in der Kanzlei anbietet – allerdings unter einer Bedingung: vorher soll Elena neun Monate in Ballyknock verbringen, einem verschlafenen Nest weit weg von Dublin, um dort die Eröffnung der neuen Kanzlei zu organisieren.

Elena ist entsetzt: Was um Himmels willen soll sie bitte am Ende der Welt zwischen Schafen und rückständigen Dorfbewohnern?

Aber die Aussicht auf den lang erhofften Karrieresprung ist größer als die Angst vor dem irischen Nirgendwo und so findet sich Elena kurz darauf auf dem Land wieder.

Die neuen Nachbarn sind herzlich, aber komisch, das Wetter macht, was es will und statt hippen Bars gibt es nur den kleinen Dorfpub. Dessen Besitzer hat jedoch nicht nur einen, sondern gleich zwei äußerst gutaussehende Söhne.

Und bald stellt Elena fest: Das Landleben ist alles andere als langweilig!

Eine charmante Liebesgeschichte zum Lachen, Mitfiebern und Wegträumen.

Der Roman ist vormals unter dem Titel »Picknick zu dritt« im Wilhelm Goldmann Verlag erschienen.

Über Tara Heavey

Tara Heavey, geboren und aufgewachsen in London, zog mit fünf Jahren nach Dublin und besuchte dort die Greendayle Community School, wo sie unter anderem von Roddy Doyle unterrichtet wurde. Fünf Jahre arbeitete sie als Rechtsanwältin, bevor sie sich der Schriftstellerei zuwandte. Die Autorin lebt mittlerweile in County Kilkenny auf dem Land.

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Tara Heavey

Picknick zu dritt

Roman

Aus dem Englischen von Verena Kilchling

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Epilog

Impressum

Für Rory

»Ob ich Pfirsiche verzehr?«

T. S. Eliot: »The Love Song of J. Alfred Prufrock«

Prolog

Anständig ist mein zweiter Vorname. Na ja, eigentlich ist mein zweiter Vorname ja Rose. Elena Rose Bernadette Malone. Meine Mutter schwärmt nämlich für russischen Eistanz, und ich bin eigentlich noch ganz gut weggekommen – meine ältere Schwester heißt Tatiana. Weil ich mich schämte, nannte ich mich selbst immer Elaine. Und weil sie mich gern haben, nennen meine Freunde mich Lainey.

Rose: Da kam mein in die Ecke getriebener Vater ins Spiel. Es ist der Name seiner Mutter. Bernadette habe ich dem Pfarrer zu verdanken, der entsetzt darüber war, dass ich keinen Heiligennamen tragen sollte. Hätten meine Eltern nicht Bernadette mit dazu genommen, er hätte sich wohl geweigert, mich zu taufen. Ohne die Fürsprache der heiligen Bernadette hätte ich vielleicht für alle Ewigkeit in der Hölle schmoren müssen. Doch hier stehe ich nun, ein braves, irisch-katholisches Mädchen mit allem, was dazugehört.

Schließlich Malone. Wie die legendäre Molly Malone.

Und dennoch: Mein zweiter Vorname hätte auch Anständig sein können. Zumindest in den Augen meiner Mitmenschen. Wie überrascht sie doch immer sind, wenn sie mich zum ersten Mal fluchen hören. »Ich wusste ja gar nicht, dass du auch fluchen kannst!« Und dabei dieser Ausdruck amüsierten Entsetzens auf ihren Gesichtern, gepaart mit einer gewissen Selbstgefälligkeit. Vielleicht ist sie also doch nicht so perfekt. Vielleicht lauert ja doch etwas Menschliches hinter dieser Fassade aus marineblauen Nadelstreifen und blütenweißer Bluse. Wenn die wüssten, dass ich in Gedanken fast ununterbrochen fluche wie ein Kesselflicker. Besonders, wenn ich mit einem Klienten spreche. »Nein wirklich«, sage ich dann, »Ihre Nachbarin hat also tatsächlich die unglaubliche Frechheit besessen, ihre Mülltonne so rauszustellen, dass sie fünfzehn Zentimeter auf Ihr Grundstück ragte! Welche Schande für unser Land! Natürlich werden wir gerichtlich dagegen vorgehen!« Die gesalzene Mischung aus Flüchen und Schimpfwörtern, die mir in Wirklichkeit auf der Zunge liegt, lasse ich erst raus, nachdem ich den Klienten sicher wieder nach draußen geleitet habe.

Denn ich bin von Natur aus eine Heuchlerin. Womit ich eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Beruf der Rechtsanwältin bereits mitbringe. Würde man immer die Wahrheit sagen, hätte man verdammt noch mal bald keine Klienten mehr. Sagt man den Leuten hingegen, was sie hören wollen, kann man sicher sein, dass sie wiederkommen.

Diese Einstellung hat sich als extrem förderlich fürs Geschäft erwiesen. Für mein Seelenheil allerdings weniger. Doch bin ich ja, wie bereits erwähnt, getauft worden, was mir hoffentlich einige Bonuspunkte bei dem alten Herrn dort oben einbrachte.

Woher hätte ich auch wissen sollen, dass eben dieser alte Herr einige Änderungen für mich bereithielt, die ich niemals für möglich gehalten hätte?

Ich dachte, ich würde für den Rest meines Lebens in meinem großen, vornehmen Dubliner Büro meine große, vornehme Dubliner Kundschaft betreuen und in meinem kleinen Sportwagen durch die Stadt flitzen. Stattdessen stand mir eine regelrechte Metamorphose bevor.

1

Ich wirbelte nun bestimmt schon das vierzigste Mal auf meinem fantastischen neuen schwarzen Lederstuhl herum – dabei war es noch nicht einmal neun Uhr morgens. Oh, wie ich die Annehmlichkeiten des Erfolges liebte! Und wenn mich das zu einer oberflächlichen Person machte, störte mich das nicht im Geringsten.

Mitten in einer weiteren Umdrehung wurde ich von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Schnell brachte ich den Stuhl wieder in die richtige Position und ergriff meinen Füllfederhalter, so als würde ich gerade hoch komplizierte juristische Ergüsse zu Papier bringen. Ich runzelte sogar konzentriert die Stirn.

»Kommen Sie rein!«

Barb, die Sekretärin meines Chefs, betrat den Raum.

»Tyrone würde gerne mit Ihnen sprechen, sobald Sie Zeit haben.«

Wie Sie sehen, war ich nicht die Einzige im Büro, die einen komischen Namen hat. Mein Chef heißt Tyrone Power. Kein Witz, seine Mutter Mary war ein großer Kinofan. Vor etwa fünfzig Jahren heiratete sie Michael Power aus der Grafschaft Kilkenny und Tyrone behauptet hartnäckig, dass sie das nur tat, um ein armes, unschuldiges Kind, das zufällig er war, mit diesem schrecklichen Namen zu strafen. Er redet ständig davon, einen Namenswechsel zu beantragen, aber was macht das noch für einen Sinn mit einundfünfzig? Das wäre genauso, als würde ein völlig kahler Mann eines Tages mit einer dichten, schwarzen Haarpracht auf dem Kopf im Büro erscheinen.

Nicht, dass Tyrone eine Glatze hätte. Er ist mit üppigem, silbergrauem Haar gesegnet und hat glänzende braune Augen. Tyrone ist nicht ganz schlank, aber da er groß ist, steht es ihm nicht schlecht, kommt ihm eigentlich sogar ganz gelegen. So macht er im Gerichtssaal einen imposanteren Eindruck. Er wirkt sehr ernst, sogar Furcht einflößend, wenn man ihn nicht kennt, und die jungen Sekretärinnen haben eine Heidenangst vor ihm. Besonders, wenn er sein berüchtigtes Löwengebrüll anstimmt, ein Soundeffekt, der nie seine Wirkung verfehlt.

Tyrone und ich haben uns von Anfang an durchschaut. Bei meinem Einstellungsgespräch quälte er mich unbarmherzig, nahm mich ins Kreuzverhör und versuchte mit allen Mitteln, mich aus der Ruhe zu bringen. Doch ich hatte gleich erkannt, dass er in seinem tiefsten Inneren ein Softie war, und hielt stand. Schwer zu glauben, dass das schon sieben Jahre her war …

Und heute Morgen wollte er mich also aus irgendeinem Grund sprechen.

Ich wagte kaum zu hoffen, dass dies der Moment war, auf den ich so lange gewartet hatte. Schon seit längerem machte Tyrone Andeutungen, dass er eine Partnerschaft für mich im Sinn hatte. Das dazugehörige schicke Büro und den luxuriösen Firmenwagen hatte ich bereits. Und ich wusste, dass er sehr zufrieden mit mir war. Der nächste logische Schritt wäre also sicherlich …

»Kommen Sie rein und setzen Sie sich, Lainey.«

Lainey – ein gutes Zeichen. Elena war für Offizielles und für gelegentliche Standpauken reserviert. Er drehte seinen Stuhl in meine Richtung, lehnte sich zurück und gähnte. Die Tränensäcke unter seinen Augen ähnelten kleinen Hängematten, sein Hemd war zerknittert, der oberste Knopf stand offen und seine Krawatte hing zu weit links. Er sah aus, als hätte er die Nacht durchgearbeitet.

»Waren Sie die ganze Nacht hier?«

»Nein, bin gerade erst gekommen.«

Irgendetwas stimmte hier nicht.

Er beobachtete mich weiter, bis ich unruhig auf dem Stuhl hin und her zu rutschen begann.

»Sie wollten mich sprechen, Tyrone.«

»Ja, das stimmt.«

Immer noch nichts. Dann: »Sie wollen sicher einen Kaffee.« Er wartete meine Antwort nicht ab, sondern gab den Auftrag per Sprechanlage an seine Sekretärin weiter. Ich war beunruhigt. Er wich sonst eigentlich nie einem direkten Gespräch aus.

»Stimmt etwas nicht?«

Er stand auf und sah aus dem Fenster, in sich zusammengesunken, die Hände tief in den Taschen vergraben. Vom Büro aus blickte man auf den Kanal. Die Fußgänger und Autos von Dublin schwirrten wie Insekten vorbei.

»Mir geht’s in letzter Zeit nicht so gut.«

In meinem Kopf begann leise eine Alarmglocke zu läuten.

»Oh?«, brachte ich tiefsinnig hervor.

»Mein Arzt findet, dass ich ein wenig kürzer treten sollte. Keine durchgearbeiteten Wochenenden mehr, keine Nachtschichten und solche Dinge.«

»Ist doch hoffentlich nichts Ernstes?«

Er wischte die Frage beiseite wie eine lästige Fliege. »Nein, nein, überhaupt nicht. Nur einfach zu viel Stress, zu hoher Blutdruck, Sie wissen schon.«

Ich nickte. Das klang nicht weiter schlimm. Oder?

»Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Einige Ihrer Fälle übernehmen? Sie müssen es nur sagen.«

Er drehte sich zu mir um und lächelte freundlich. »Einen Gefallen könnten Sie mir schon tun.«

»Raus damit.«

»Ich denke darüber nach, zurück aufs Land zu ziehen.«

Sie tun was?!

Meine Verwirrung wurde durch ein energisches Klopfen an die Tür unterbrochen, und dann betrat Barb, Tyrones Sekretärin, das Zimmer. Sie bedachte mich mit einem Vollkornkeks, einem heißen Kaffee und einem eisigen Blick. Mir fiel auf, dass Tyrones Keks, im Gegensatz zu meinem, mit Schokolade überzogen war. Barb hatte nichts gegen mich persönlich – sie hasste einfach jedes weibliche Wesen, das sich ihrem geliebten Tyrone auch nur auf drei Meter näherte. Obwohl sie ungefähr zehn Jahre älter war als Tyrone, war sie bis über beide Ohren in ihn verliebt. Die jüngeren Sekretärinnen nannten sie hinter ihrem Rücken Miss Moneypenny oder weniger liebevoll Barbed Wire, Stacheldraht. Tyrone schien von all dem keine Ahnung zu haben, denn wenn man ihn fragte, was er von ihr hielt, antwortete er einfach, dass sie eine verdammt gute Sekretärin sei.

Tyrone ließ sich schwerfällig in seinen Stuhl fallen, öffnete eine Schublade und kramte eine Packung Benson & Hedges sowie ein massiv goldenes Feuerzeug daraus hervor. Barb, die schon dabei gewesen war, die Tür hinter sich zu schließen, tauchte wie aus dem Nichts wieder neben Tyrones Schreibtisch auf.

»Was denken Sie sich eigentlich dabei?!« Wie eine feuerspeiende Furie stieß sie auf ihn herab, die Hände in die Hüften gestemmt. Himmel, was für ein Drache! Tyrone nahm die Hände hoch, als würde man ihn verhaften, und ließ die Zigarettenschachtel fallen wie eine illegale Waffe.

»Großer Gott, Barb! Kann ein Mann denn nicht einmal in seinem eigenen Büro tun und lassen, was er will?« Er versuchte, sie mit einem Witz auf seine Seite zu ziehen, doch sein kalkuliert spitzbübisches Grinsen konnte ihre eiserne Miene nicht erweichen.

»Geben Sie mir die Zigaretten.« Sie streckte ihm die linke Hand entgegen, während die rechte weiterhin an der rundlichen Hüfte ruhte: das genaue Abbild einer strengen Lehrerin, die eine eingeschmuggelte Süßigkeit oder ein geheimes Briefchen konfisziert. Schmollend händigte er ihr die Zigaretten aus.

»Das Feuerzeug auch.«

»Ach kommen Sie schon, Barb …«

»Wird’s bald? Ihnen ist nicht zu trauen. Sie wissen genau, was der Arzt gesagt hat.«

Als er ihr auch das Feuerzeug gab, sah er endgültig aus wie ein einundfünfzigjähriger Schuljunge.

Ihre Stimme und Haltung wurden nun etwas versöhnlicher. »Sie können einen von diesen Nikotinkaugummis haben, die ich Ihnen besorgt habe.«

»Nein danke.«

Solcherart zurückgewiesen machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ mit missbilligendem Kopfschütteln den Raum.

Ich war weise genug zu warten, bis sie weg war, bevor ich den Mund aufmachte.

»Hat sie denn keine Angst, dass Sie den Kaugummi unter den Tisch kleben und eine Riesensauerei machen?«

»Hören Sie bloß auf.«

»Sie hat keine besonders gute Laune. Haben Sie heute Morgen vergessen, die Tafel zu wischen?«

»Haha, sehr lustig. Können wir jetzt bitte das Thema wechseln? Sie haben nichts gesehen, verstanden?«

»In Ordnung. Was hat der Arzt noch gesagt?« Ich versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen.

»Dass ich in drei Jahren tot bin, wenn ich diesen Job nicht aufgebe.«

Ich blieb stumm. Auch Tyrone sagte nichts, sondern starrte mich unverwandt an, um meine Reaktion abzuschätzen. Angesichts seines prüfenden Blickes bemühte ich mich verzweifelt, keine Gefühlsregung zu zeigen. Ganz ruhig, Lainey. Dann, nach einer Weile:

»Aber Tyrone. Dieser Job ist Ihr Leben.« Okay, nicht gerade tröstlich, aber die Wahrheit. Tyrone hatte weder Frau noch Kinder. Er hatte die Kanzlei aus dem Nichts aufgebaut, mittlerweile arbeiteten fünfzehn Rechtsanwälte für ihn und er selbst war einer der angesehensten Anwälte der Stadt. Die Firma war seine Familie – um ein altes Klischee zu bemühen.

»Nun, ich werde den Job ja nicht völlig an den Nagel hängen. Ich werde zu Hause auf dem Land eine Filiale eröffnen und die stattdessen leiten. Das Leben ist weniger hektisch dort draußen, und ich kann es viel langsamer angehen lassen.«

»Meinen Sie, Sie wären dort glücklich?«

»Ich glaube schon. In letzter Zeit hatte ich oft ziemliches Heimweh. Eigentlich bin ich fest davon überzeugt, dass ich einen ganz passablen Gutsherren abgeben würde.«

Ich sah Tyrone in einem altmodischen Tweedanzug vor mir, wie er mit unter den Arm geklemmtem Gewehr, in die Socken gestopften Hosen und einigen toten Kaninchen über der Schulter von der Jagd zurückkam. Eine beunruhigende Vorstellung, die mich erschaudern ließ. Vor allem, als vor meinem inneren Auge eine zum Anzug passende Tweedmütze mit Ohrenklappen auftauchte.

»Wann werden Sie gehen?«

»Sobald ich kann. Ich schätze, ich werde etwa neun Monate brauchen, um hier alles abzuwickeln und die Zügel zu übergeben. Und da kommen Sie ins Spiel.«

Er hatte doch nicht etwa vor, mir die Zügel zu übergeben? Es gab mehr als genug Anwälte in der Firma, die mindestens genauso lang dabei waren wie ich. Trotzdem bildete sich vor Aufregung ein Knoten in meinem Magen.

»Ich brauche jemanden, den ich vorausschicken kann, um die Sache ins Rollen zu bringen. Die Büroräume für die neue Filiale sind bereits angemietet und da in der Nähe gerade ein Neubaugebiet fertig gestellt wird, gibt es genügend Aufträge. Der Makler ist nämlich mein Cousin und hat versprochen, kräftig die Werbetrommel für mich zu rühren …«

Ich hörte schon gar nicht mehr zu. Der Knoten in meinem Magen begann sich aufzulösen. Er wollte mich doch nicht etwa …

»… Sie müssten also nur etwa neun Monate dort bleiben …«

»Was?«

»Ich brauche Sie dort für ungefähr neun Monate, während ich hier meinen letzten Verpflichtungen nachkomme. Sie können in unserem alten Familiensitz wohnen. Natürlich umsonst!«

Das konnte nicht sein Ernst sein, dachte ich. Und was sprang für mich dabei raus?

»Vermutlich fragen Sie sich gerade, was für Sie dabei herausspringt.«

»Nein, ich …«

Tyrone amüsierte sich königlich. »Schon in Ordnung. Ich kann es Ihnen nicht verübeln.« Er stand auf und sah mich an, die massigen Hände (er hatte Bauernhände, warum war mir das noch nie aufgefallen?) auf den Schreibtisch gestützt. Seine Augen funkelten mich an. Der alte Gauner genoss das Spielchen in vollen Zügen.

»Wenn Sie mir den Gefallen tun, mache ich Sie nach Ablauf der neun Monate zu meiner Partnerin.«

Das klingt schon besser.

»Und wenn nicht?«

»Es gibt genug andere dort draußen, die nur auf eine solche Gelegenheit warten …«

»Gut. Ich habe verstanden. Ich mache es. Wann muss ich los?«

»In zwei Wochen.«

Heiliger Strohsack.

»Okay. Und wo genau gehe ich eigentlich hin?«

»Sie, meine liebe Elena, sind unterwegs in die pulsierende Metropole Ballyknock.«

2

Ich dachte, Christiana würde an ihrem Lachanfall ersticken.

»Ballymuck? Das hast du erfunden.«

»Es heißt Ballyknock. Zum letzten Mal.«

»Ballymuck!«

Dieses Mal explodierte sie fast. Ich versuchte, nicht zu zeigen, wie sauer ich war. Sie war mir wirklich keine große Hilfe.

»Du bist mir echt keine große Hilfe, weißt du.«

»Entschuldige, tut mir Leid. Warte eine Minute – ich muss mich erst mal beruhigen.« Mit dem Handrücken wischte sie sich eine Träne aus dem Auge und machte einen übertriebenen Versuch, ihre Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bringen. Allmählich wich die Röte aus ihren Wangen und machte ihrem normalen, blassrosa Teint Platz.

»Wo genau liegt dieses Kaff denn?« Die Frage kam von Hazel.

»Mitten im ländlichen Kilkenny.«

»Also am Arsch der Welt.«

»Am Arsch der Welt.«

»Mit Kühen und Feldern und so?«

»Mit Kühen und Feldern.«

»Wie weit ist es zum nächsten Laden?«

»Fünf Meilen.«

»Und wie weit zum nächsten Pub?«

»Fünf Meilen.«

»Ach du Scheiße!!« Das kam von beiden.

»Da hältst du es keine zwei Wochen aus«, war Hazels hilfreicher Kommentar.

»Mensch Mädels, wie wäre es, wenn ihr mir mal was zutrauen würdet? Es geht ja nur um neun Monate und ich bin weder kaufsüchtig noch Alkoholikerin.« Den letzten Satz spülte ich mit einem großzügigen Schluck Chianti herunter.

»Neun Monate. So lange wie eine Schwangerschaft«, informierte uns Christiana ernst. Dann riss sie plötzlich erschrocken die Augen auf.

»Das ist es, stimmt’s? Du bist schwanger!« Sie stürzte sich auf diesen Gedanken wie eine Katze auf die Maus. »Du willst nicht, dass es jemand mitkriegt, deshalb gehst du in diese Einöde, wo dich niemand kennt und wo du heimlich entbinden kannst, und dann wird das Baby von einem reichen Arzt und seiner reizenden Frau adoptiert, weil sie keine eigenen Kinder haben können.« Die Wörter sprudelten nur so aus ihr hervor.

»Genau, Chris. Und ich werde dort in einer Klosterwäscherei arbeiten, wo die hartherzigen Nonnen mich schlagen, wenn ich nicht schnell genug ihre Unterhosen wasche. Dann werden sie mir bei der Entbindung eine Periduralanästhesie verweigern, um mich für meine Sünden zu bestrafen, und dann werden sie mir das Neugeborene entreißen, um es einer gottesfürchtigen, katholischen Familie anzuvertrauen.«

»Ich wusste es!«

»Chris, hast du etwa wieder dieses Buch über die Wäscherinnen in den Magdalenen-Klöstern gelesen? Lainey, erinnere mich bitte daran, dass ich es konfisziere«, bat mich Hazel und rollte genervt mit den Augen.

»Ja, das Fruchtbarste in diesem Raum ist deine Fantasie, Chris. Wir leben nicht mehr in den Fünfzigern.«

»Du gehst also wirklich nur dorthin, um als Anwältin zu arbeiten?«

»Natürlich.«

»Oh.« Sie klang so enttäuscht, dass ich ihr aus Mitleid fast doch noch eine komplizierte Lügengeschichte aufgetischt hätte.

Hazel und Christiana waren meine Mitbewohnerinnen. Am Abend nachdem Tyrone mir die schockierende Neuigkeit überbracht hatte, saßen wir im Wohnzimmer zusammen und hatten, obwohl es erst halb neun war (EastEnders war gerade vorbei), bereits die zweite Flasche Wein geöffnet. Zu dritt lümmelten wir inmitten einer Wolke aus Zigarettenqualm und Alkoholdunst auf unserem gemütlichen Sofa herum. Ein allzu vertrautes Szenario.

Christiana hatte schon ziemlich einen sitzen, was einen Teil ihres Gekichers und ihrer wilden Theorien erklärte. Allerdings nicht alles. Ihre Freunde beschrieben sie als unkonventionell oder sogar durchgeknallt. Wenn sie Feinde hatte, was ich ernsthaft bezweifelte, hätten die sie wahrscheinlich für komplett verrückt erklärt. Hazel und ich waren ihre Freundinnen, obwohl niemand so genau erklären konnte, warum ausgerechnet Hazel und Christiana befreundet waren, denn die beiden waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Um das zu veranschaulichen, habe ich ihre Unterschiede in Tabellenform aufgelistet. Ich liebe Tabellen. Muss etwas damit zu tun haben, dass ich Anwältin bin.

Christiana

Hazel

albern

steht mit beiden Beinen fest auf der Erde

geschwätzig

wortkarg

leichtgläubig

zynisch

leicht zu bevormunden

bevormundet gerne

glaubt an Geister

glaubt, dass Menschen, die an Geister glauben, in die Klapse gehören

Christiana arbeitete »beim Film«. Niemand wusste so genau, was sie dort machte (nicht einmal Christiana selbst), aber sie schien wahnsinnig gut dafür bezahlt zu werden. Hazel war Wirtschaftsprüferin, und zwar mit Leib und Seele.

Christiana verliebte sich einmal pro Woche, und zwar jedes Mal in jemand anders. Sie behauptete, bisexuell zu sein, aber ich hatte sie im Verdacht, das nur zu sagen, weil es in der Filmbranche gerade in war. Ich glaube, es war Drew Barrymore, die diesen Trend ausgelöst hatte, aber um ehrlich zu sein, hatte ich da längst den Überblick verloren. Jede Woche wurden extravagante Blumensträuße für Christiana in unserer Wohnung abgegeben, es wurde langsam lästig. Gewöhnlich waren die Blumen von jungen, viel versprechenden Regisseuren oder von Nebenrollendarstellern. Die Affären hielten meist in etwa so lange wie die Blumen, denn entweder schoss Christiana den jeweiligen Geliebten dann wegen fehlender »Heathcliff-Qualitäten« (ihre Wortwahl, nicht meine) ab oder er merkte gerade noch rechtzeitig, dass Christiana schon lange nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.

Hazel hingegen war überzeugter Single. Schließlich hatte sie es in ihrem Leben auch ohne Mann zu etwas gebracht, oder etwa nicht? Für sie waren Ehemänner ein Zeichen von Schwäche. Somit war ich die Einzige von uns, die eine geordnete Beziehung hatte, sogar extrem geordnet, wenn man bedachte, dass es sich um eine Beziehung mit Paul handelte.

Der war übrigens ebenfalls Wirtschaftsprüfer und arbeitete im selben Büro wie Hazel. Wir hatten uns bei einer ihrer Betriebsfeiern kennen gelernt (oder sollte ich besser »Triebfeiern« sagen?). Es war ein abgekartetes Spiel gewesen. Die Frau seines frisch verheirateten besten Freundes hatte Paul unter ihre Fittiche genommen. Nachdem sie ihr eigenes Liebesleben unter Dach und Fach hatte, wendete sie sich voller Eifer dem so genannten Liebesleben ihrer Mitmenschen zu. Und beschloss also, dass ich als Rechtsanwältin geradezu für Paul geschaffen war, weil bestimmt vernünftig und gut im Umgang mit Geld. Wie man sich doch täuschen kann …

»Was sagt Paul dazu?«, fragte Hazel.

»Er weiß es noch nicht. Ich sehe ihn morgen Abend.« Hazel nickte, sagte aber nichts und ich sah ihr an, dass sie sich Sorgen machte. Sie ahnte wohl, dass mit der Paul-und-Lainey-Geschichte nicht alles zum Besten stand und drückte nun vermutlich heimlich die Daumen, dass alles glatt ging. Schließlich wollte sie sich bei unserer Hochzeit damit brüsten, uns zusammengebracht zu haben.

»Wir müssen eine Abschiedsfete organisieren.« Das kam von Chris, die schon wieder Feuer und Flamme war.

»Oh, bitte nicht. Ein Riesenaufstand ist das Letzte, was ich will.«

»Aber wir können dich doch nicht nach Ballymuck gehen lassen, ohne dich gebührend verabschiedet zu haben.«

»Zum allerletzten Mal: Ballyknock!«

»Wie auch immer. Komm schon. Sag ja!«

»Na gut, damit du mich nicht länger nervst.«

»Juchhu!«

»Aber belass es bitte beim kleinen Kreis. Du, ich, Hazel, Paul. Lad bloß keinen von deinen verrückten Freunden ein.«

»Mach ich nicht, versprochen. Überlass das Ganze einfach mir, und du wirst es nicht bereuen, Lainey.«

Kleiner Tipp: Wann immer jemand diese Worte zu Ihnen sagt, sollten Sie sich ernsthaft Sorgen machen.

Paul stieß in mich hinein, als würde er versuchen, einen Felsblock den Berg hinaufzuschieben. Ich wünschte mir inständig, er möge bald den Gipfel erreichen und seine Flagge hissen. Wie lange noch? Sein vor Anstrengung kreidebleiches Gesicht schwebte nur Zentimeter über meinem, auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen. Fasziniert sah ich zu, wie sich seine Gesichtszüge schließlich verkrampften und sein Körper erzitterte.

»Oh Gott!«

Na Gott sei Dank.

Paul brach auf mir zusammen. Ich lag unter seiner verschwitzten Körpermasse und wartete, bis eine angemessene Zeitspanne verstrichen war und ich ihn beiseite schieben konnte. Also so ungefähr zehn Sekunden.

»Paul«, sagte ich sanft und klopfte ihm auf die Schulter. Ein Grunzen.

»Paul, ich muss auf die Toilette.«

»Ach so, Entschuldigung.« Mit einem Schubser, der hoffentlich als liebevoll durchging, bugsierte ich Paul von mir hinunter auf die andere Seite des Bettes. Erleichtert sprang ich auf, tappte nackt ins Badezimmer und schloss die Tür ab, froh, endlich allein zu sein. Boshaft ließ ich die Klopapierrolle rotieren und riss viel mehr Papier ab, als ich wirklich brauchte. Geschieht ihm recht, dachte ich völlig grundlos. Paul war ein »Bitte-nur-zwei-Blatt-Papier«-Mann, sowohl dem Geldbeutel als auch dem Umweltschutz zuliebe. Scheiß auf den Umweltschutz. Scheiß auf Paul. Nachdem ich das bisschen Körperflüssigkeit, das seine Liebesmühen mir abgetrotzt hatten, abgewischt hatte, betätigte ich wütend die Spülung und beobachtete befriedigt, wie der letzte Beweis unseres kurzen Aufeinandertreffens im Klo verschwand.

Als ich mir die Hände wusch, fiel mein Blick in den Spiegel und ich strich mir seufzend die langen, blonden Haare glatt. Wir reden hier nicht von der wasserstoffblonden Mähne einer Pamela Anderson, sondern eher von einer dezenten Haarpracht à la Lady Helen Taylor. Sehr stilvoll, fanden die Leute. Die Art von Haar, das besonders gut aussieht, wenn man es mit einem Haarband zusammenhält oder zu einem eleganten Knoten geschlungen trägt. Vergeblich suchte ich nach einer Bürste oder einem Kamm. Paul hatte nicht viel Verwendung für so etwas, war er doch frisurentechnisch ein Vertreter der Paul-Mitchell-Schule. Und ich selbst hatte mich bisher nicht getraut, meine eigene Haarbürste in seinem Badezimmer zu deponieren, aus Angst, er könnte diese Geste fehlinterpretieren und vermuten, ich wolle bei ihm einziehen. Wo ihn doch schon die Anwesenheit eines nachlässig auf seinem Nachttisch abgelegten Ohrrings in Panik versetzen konnte.

Prüfend betrachtete ich mein Gesicht aus der Nähe. Da war doch nicht etwa ein Krähenfuß an meinem linken Augenwinkel? Unmöglich. Ich war erst knapp über neunundzwanzig. Seit meinem letzten Geburtstag hatte ich eine alles verzehrende Phobie vor Krähenfüßen, Lachfältchen und jeder anderen Unregelmäßigkeit der Epidermis entwickelt, die auch nur im Entferntesten einer Falte ähnelte. Oft blickte ich möglichst unerwartet in den Spiegel, um eventuelle, mir unbekannte Fältchen in flagranti zu erwischen. Und um das Maß voll zu machen, wurde ich immer noch gelegentlich von Pickeln heimgesucht. Das konnte doch wirklich nicht angehen, dass man sich gleichzeitig über Pickel und über Falten Gedanken machen musste.

Ja, da war eindeutig eine trockene Stelle auf meiner rechten Wange. Ich öffnete das Badezimmerschränkchen, um nach einer feuchtigkeitsspendenden Creme zu suchen, die den Schaden beheben konnte. Pauls Töpfchen und Tiegelchen waren wie Zinnsoldaten aufgereiht. Eindeutig ein Männerbadezimmer, keine Spur von Rosa oder zart geschwungenen Formen. Alle Gefäße waren entweder dunkelblau oder grau metallic und geformt wie Phallussymbole. So als wollten die Werbestrategen dem männlichen Konsumenten tröstend versichern: Nicht doch, Sie sind keine Schwuchtel, nur weil Sie ein Peeling gekauft haben. Und so blickte mir jetzt eine krankhaft penibel ausgerichtete Reihe von Plastikpenissen entgegen. Verrückt.

»Lainey, brauchst du noch lange da drin? Ich mache mir gleich in die Hose.«

Ich schlug die Schranktür zu. Konnte man denn nicht mal fünf Minuten seine Ruhe haben?

»Ich komme.« Und das zum ersten Mal heute Abend, fühlte ich mich versucht hinzuzufügen.

Paul stand verlegen grinsend hinter der Tür und trat von einem nackten Fuß auf den anderen. Mit der einen Hand umklammerte er seine Genitalien, in der anderen hielt er ein volles Kondom. Wie ansprechend. Ich war dem grellen, unbarmherzigen Licht des Badezimmers ausgeliefert und hatte das ungute Gefühl, dass meine Oberschenkel darin nicht gerade vorteilhaft zur Geltung kamen. Denn auch wenn ich manchmal Zweifel hatte, ob ich überhaupt noch in meinen Freund verliebt war, attraktiv sollte er mich natürlich trotzdem finden. Ich wich Pauls Kuss aus und flüchtete mich an ihm vorbei in die Sicherheit des schwach beleuchteten Schlafzimmers.

Ich hätte sterben können für eine Zigarette, aber Paul wäre durchgedreht, wenn ich mir in seinem kostbaren Schlafzimmer eine angezündet hätte. Bei meinem letzten derartigen Versuch hatte er das Objekt des Anstoßes kurzerhand aus dem offenen Fenster geworfen. Brennend! Wie unverantwortlich. Er hätte ja einen Waldbrand oder so was auslösen können.

Jetzt hörte ich, wie er in der Küche mit lautem Getöse Wandschränke auf und zu machte, während im Hintergrund beruhigend der Teekessel pfiff. Wenige Minuten später erschien Paul in karierten Boxershorts in der Tür, in den Händen ein Tablett mit einer Teekanne, einem Milchkarton und einem Teller heißer, gebutterter Toasts. Er lächelte mich schüchtern an, als er das schwere Tablett auf das zerwühlte Bett stellte, wie ein kleiner Junge, der seiner Mama am Muttertag das Frühstück ans Bett bringt.

»Ich dachte, du könntest vielleicht was vertragen.« Er begann, mir eine Tasse Tee einzuschenken, die Milch zuerst, genauso, wie ich es mag. Und sofort schämte ich mich schrecklich für meine gemeinen Gedanken. Wie süß er doch sein konnte. Ich wusste sogar fast wieder, warum ich mich damals in ihn verliebt hatte.

Während ich in meinen ersten Toast biss, betrachtete ich sein Gesicht. Gleichmäßige, klassisch schöne Züge. Hellbraune Augen, seidiges braunes Haar, eine markante Nase, ein voller, fester Mund und dazu Wangenknochen, um die ihn jedes Topmodel beneidet hätte. Warum also war ich neuerdings jedes Mal gereizt, wenn ich ihn nur ansah?

Wenn er wollte, konnte er ein echter Schatz sein. Und an diesem Abend hatte er ganz offensichtlich gewollt. Das Problem waren vielmehr die ganzen anderen Male …

Da war allein schon sein übertriebener Ordnungssinn. Am Anfang hatte ich das noch witzig gefunden und als liebenswerten Charakterzug abgetan, sogar als Teil seines Charmes betrachtet, wenn man so will. Alphabetisch geordnete CDs. Nach Farben sortierte, ordentlich gefaltete Socken- und Unterhosenstapel. Und dann sein Hygienefimmel. Keime! Überall! Direkt krankhaft war das. Meine Geduld hing diesbezüglich schon lange nur noch am seidenen Faden, und am Ende dieses Fadens baumelte ich über dem Abgrund und schrie laut um Hilfe.

Ich nehme an, dass mich das Ganze nicht halb so sehr gestört hätte, wenn ich selbst ein ordnungsliebender Mensch gewesen wäre. Vielleicht wäre mir sein Fimmel dann sogar als dicker Pluspunkt erschienen. Nun war ich aber leider nicht nur kein ordnungsliebender Mensch, ich war nicht einmal durchschnittlich ordentlich. In Wahrheit war ich sogar ein Ferkel – wenn auch natürlich nur heimlich. Meine Kollegen hätten mir das wahrscheinlich niemals zugetraut, denn mein Büro war halbwegs gut in Schuss und ich selbst immer wie aus dem Ei gepellt: Meine Kostüme brachte ich regelmäßig in die Reinigung, Schuhe und Fingernägel glänzten, mein Haar war tadellos frisiert und mein Gesicht sorgfältig geschminkt.

Meine Mitbewohnerinnen hingegen kannten mein wahres Ich. Die waren genauso schlimm, weshalb ich Paul auch nur selten mit zu mir nahm, aus Angst, er würde in Ohnmacht fallen. Ich war erstaunlich schmutzresistent.

Und dann war da noch, Gott steh uns bei, der Sex. Vielmehr dessen »Nichtexistenz«, wie wir Juristen sagen würden. Einen großen Unterschied machte es sowieso nicht, denn ich hätte mittlerweile den Großteil unserer sexuellen Aktivitäten getrost verschlafen können. Was nicht an Pauls Technik an sich lag, sondern vielmehr daran, dass er mir keinerlei Mitspracherecht einräumte. Paul musste immer und überall das Sagen haben. Er war ein unverbesserlicher Kontrollfreak, was mich genauso rasend machte wie sein Ordnungsfimmel.

Meiner Familie, die fest davon überzeugt war, dass wir jeden Augenblick das Aufgebot bestellen würden, stand noch ein unsanftes Erwachen bevor.

Ich beschloss, statt in den Toast in den sauren Apfel zu beißen.

»Paul, ich muss dir was sagen.«

Seine Hand, die gerade die Tasse zum Mund führte, stockte.

»Du bist doch nicht schwanger, oder?«

»Nein, ich bin nicht schwanger!« Während seine Hand ihre Reise fortsetzte, war ihm die Erleichterung deutlich anzusehen. Meine Güte. Wie war er denn auf die Idee gekommen? Hatte ich in letzter Zeit wirklich so zugenommen? Und wie um alles in der Welt hätte ich überhaupt schwanger werden sollen, bei der übertriebenen Vorsicht, die er ständig an den Tag legte? Er wollte noch nicht einmal etwas davon hören, dass ich mir die Pille verschreiben ließ, wahrscheinlich, weil er mir nicht zutraute, sie regelmäßig zu nehmen. Paul war der einzige Mann, den ich kannte, der gerne Kondome benutzte. So konnte er sicher sein, alles völlig unter Kontrolle zu haben. Sein Sperma hatte also nicht den Hauch einer Chance. Na ja, wenigstens umgingen wir so die Diskussion, wer auf dem nassen Fleck schlafen musste.

Ich weiß, es klingt pervers, aber heimlich beneidete ich all die Paare, die ungewollt schwanger wurden. Von dieser Art ungezügelter Leidenschaft, die ein »Kind der Liebe« hervorbrachte, konnte ich nur träumen. Ach, sich einmal nicht um das Aufreißen von Kondompackungen und das Zusammenlegen von Socken kümmern zu müssen! Und Laufmaschen einfach in Kauf zu nehmen …

»Ich muss für eine Weile von hier weg.«

»Definier das mal näher.«

Während ich ihn aufklärte, beobachtete ich genauestens seine Reaktion. Sein Gesicht blieb ausdruckslos, die Augen gesenkt. Er spielte wieder mal den Souveränen, Wortkargen, blieb einfach dort auf der Bettkante sitzen. Oben ohne. Aus dem Fünfuhrschatten auf seinen Wangen waren inzwischen Neunuhrstoppeln geworden. Verwegen. Meine Lieblingsversion von Paul.

»Was sagst du dazu?« Die Spannung war unerträglich geworden. Langsam blickte er auf und sah mich an.

»Willst du, dass ich mitkomme?«

Das hatte ich am wenigsten erwartet.

»Sei nicht albern. Du hast doch deinen Job hier und außerdem sind es nur neun Monate. Wir könnten uns immer noch an den Wochenenden sehen … wenn du willst.«

»Natürlich will ich«, sagte er schnell. Ohne mich anzusehen, nahm er meine Hand und strich sanft mit dem Daumen darüber. Er flüsterte etwas, das ich nicht verstand.

»Was hast du gesagt?«

»Ich werde dich vermissen, Lainey.« Mein Herz schmolz ein wenig dahin und ich verspürte eine seltsame Mischung aus Zuneigung, Verärgerung und schlechtem Gewissen. Anscheinend erwartete er eine Antwort von mir.

»Wirst du mich auch vermissen?« Das war es. Das hätte ich sagen sollen.

»Natürlich werde ich dich vermissen«, erwiderte ich schnell und meinte es in diesem Moment auch beinahe so. Zu meiner Verteidigung kann ich nur vorbringen, dass ich unter Schock stand. Paul zeigte seine Gefühle sonst nicht gerne und eben hatte er mir quasi seine Seele entblößt.

»Wann, sagtest du, musst du weg?«

»In knapp zwei Wochen.«

»Dann wirst du also an unserem Jahrestag nicht hier sein.«

Noch ein Schlag aus dem Hinterhalt. In einigen Wochen würden Paul und ich genau ein Jahr zusammen sein. Zwar wusste ich das Datum noch, aber es überraschte mich, dass auch er daran gedacht hatte. Wir hatten nicht einmal darüber gesprochen. Ich lächelte, um meinen Schock zu überspielen.

»Macht nichts«, sagte ich. »Wir können ja trotzdem was Schönes unternehmen.«

Paul hatte aufgehört zu reden. Ich blickte auf und sah, dass er meine linke Brust anstarrte, die aus ihrem Versteck unter der Bettdecke geschlüpft war. Unbehaglich räusperte ich mich und zog mir die Decke bis zum Kinn hoch.

»Ich gehe dann mal besser«, sagte ich, hüpfte aus dem Bett und sammelte schnell meine Kleider zusammen.

»Bleib doch über Nacht.«

»Nein. Ich habe keine saubere Wäsche dabei und außerdem muss ich morgen früh raus …« Ich war schon halb angezogen.

»Wann sehen wir uns?«, rief Paul mir noch hinterher, als ich schon fast draußen war.

»Ich rufe dich an.«

Ich schob den Anruf bei meinen Eltern so lange wie möglich hinaus, bis ich ein so schlechtes Gewissen hatte, dass ich es lieber hinter mich brachte.

»Hallo, Dad.«

»Bist du das, Rosie?« Mein Vater weigert sich aus Prinzip, mich bei meinem ersten Namen zu nennen, was meine Mutter wahnsinnig macht. Das ist beabsichtigt.

»Ja, ich bin’s. Hör zu, Dad, ich habe Neuigkeiten.«

»Du heiratest.«

»Zum letzten Mal: nein!« Ich schrie es fast.

»Ist ja gut. Kein Grund, deinen alten Vater so anzufauchen. Ich dachte ja nur. Du bist fast dreißig, weißt du.«

»Danke, dass du mich daran erinnerst.«

»Und irgendjemand muss ja schließlich das Familienerbe bewahren. Deine Schwester haben wir schon aufgegeben.«

Tatiana (wir nannten sie Annie) war vierunddreißig und Single. Ich wusste nicht, was schlimmer war: als Zuchtstute der Familie zu gelten oder als hoffnungsloser Fall.

»Hallo, mein Schatz.« Meine Mutter war an den zweiten Apparat gegangen.

»Hallo, Mum. Gut, dass ich euch beide zusammen erwische. Bei der Arbeit hat sich was ergeben.«

»Hat Tyrone dir eine Partnerschaft angeboten?«

»Nicht direkt, aber es ist in greifbare Nähe gerückt.« Ich erklärte ihnen die Situation.

»Aber Rosie, du hasst das Landleben.«

»Stimmt doch gar nicht.«

»Doch!«, riefen beide.

Meine Eltern stammen aus dem Westen. Die Familienurlaube meiner Kindheit hatten darin bestanden, durch die irische Provinz zu fahren und endlose Felder, Schafe, bröckelnde Steinmauern, Felsen, noch mehr Schafe und noch mehr Felsen an uns vorbeirauschen zu sehen. Eine Monotonie, die nur durch gelegentliche Pausen am Straßenrand unterbrochen wurde, wo wir matschige Käsesandwichs und lappige Chips mit abgestandenem SevenUp und lauwarmem Tee herunterspülten. Dann wurden Dolmen besichtigt, windschiefe Stapel aus Felsbrocken, die unsere Vorfahren errichtet hatten, um tote Stammesoberhäupter zu ehren. Unheimlich spannend für zwei vorpubertäre Stadtmädchen.

»Ihr solltet diese Felsen bewundern!«, pflegte unser Vater verärgert zu rufen. »Schließlich waren es eure Vorfahren, die sie hier aufgestellt haben.« Meine Schwester und ich fragten uns regelmäßig, warum sie nichts Produktiveres mit ihrer Zeit angestellt hatten.

Und dann dieser Regen, der unaufhörlich auf uns niederprasselte. Ich erschauderte allein bei der Erinnerung an die langen Augustwochen, die wir frierend in einem Wohnwagen auf einem Feld in der Grafschaft Roscommon verbracht hatten. Die Sonne zeigte sich in der Regel erst wieder, nachdem wir zurück in Dublin waren. Meine Schwester und ich rannten dann immer direkt aus dem Auto zu unseren Freundinnen nach Hause und erzählten frei erfundene Geschichten über sommersprossige Bauernlümmel, die uns auf ganz besondere Art und Weise angeschaut hatten, während meine Eltern erschöpft zurückblieben und den Kopf über die erneut gescheiterten Versuche schüttelten, ihren Töchtern das eigene kulturelle Erbe näher zu bringen.

Aber das war Jahre her. Inzwischen war ich fast dreißig und musste doch einen gewissen Sinn für das Ländliche entwickelt haben, verdammt noch mal. Und falls nicht, war es höchste Zeit dafür.

»Also ich finde, dass du genau das Richtige tust, Elena. Es ist eine wunderbare Gelegenheit für dich und außerdem bist du es Tyrone schuldig. Er hat so viel für dich getan.«

»Danke, Mum.«

»Wo, hattest du gesagt, wirst du wohnen?«, fragte mein Vater.

»In dem Haus, in dem früher Tyrones Familie lebte. Anscheinend ein kleines, abgelegenes Cottage.«

»Was meinst du genau mit abgelegen? Hast du dort irgendwelche Nachbarn?«

»Ich glaube, es gibt ein paar Häuser in der Nähe.«

»Und du wirst dort ganz alleine wohnen?«

»Natürlich.«

»Hat das Haus eine Alarmanlage?«

»Ich glaube nicht. Warum sollte es? Es liegt doch so weit draußen, da gibt es sowieso nichts zu holen.«

»Sie könnten dich holen! Um Himmels willen, Rosie, du kannst dort doch nicht alleine wohnen! Die bringen dich um.«

»Dad!«

»So was hört man jeden Tag. Junge Frau wird in einsamem Landhaus im eigenen Bett erstochen. Oder noch schlimmer.«

»Hör nicht auf ihn, Elena. Du wirst sehr gut alleine zurechtkommen. Du könntest dir einen schönen großen Hund kaufen, der dich beschützt.«

»Du weißt doch, dass ich keine Hunde mag, Mum.«

»Unsinn. Du hast Hunde immer schon geliebt. Er könnte dir außerdem etwas Gesellschaft leisten. Nächste Woche fahren wir zum Zwinger und suchen dir was Passendes aus.«

»Ein Hund ist doch keine Handtasche, Mum.«

Ach, es hatte ohnehin keinen Sinn.

»Wie auch immer, ich muss jetzt Schluss machen. Ich bin gerade erst zur Tür hereingekommen und muss morgen früh aufstehen.«

»Es ist zehn Uhr. Wo warst du denn den ganzen Abend?«

»Ich war nur mit den Mädels aus.« Dass ich gerade unbefriedigenden Sex mit meinem Freund gehabt hatte, und das auch noch, ohne mit ihm verheiratet zu sein, musste ich ihnen ja nicht auf die Nase binden. »Ich melde mich bald wieder bei euch.«

»Bis dann, Elena. Schlaf gut.«

»Gute Nacht, Rosie.«

Ich seufzte erleichtert, als ich den Hörer auflegte. Jetzt wussten alle wichtigen Menschen darüber Bescheid, dass ich aufs Land zog. Nur ich selbst musste mich noch an den Gedanken gewöhnen.

3

Das war es dann also. Der letzte Tag in meinem Dubliner Büro für mindestens neun Monate. Ich hatte fast den ganzen Samstag gebraucht, um meine Unterlagen zu ordnen, und so war es schon nach sechs, als ich endlich die Wohnung betrat, die während der letzten drei Jahre mein Zuhause gewesen war und in der ich drei Mieterhöhungen erlebt hatte. Ich hatte nämlich beschlossen, mein Zimmer zu behalten, was durchaus sinnvoll war, da mein Aufenthalt in Ballyknock schließlich nur vorübergehend war und ich ohnehin vorhatte, jedes Wochenende in Dublin zu verbringen. Wahrscheinlich wäre es vernünftiger gewesen, langsam an den Kauf einer eigenen Wohnung zu denken, aber ich lebte nun mal gerne hier.

»Hallo, ist jemand zu Hause?«

Keine Antwort. Vielleicht hatte mich keiner gehört, was eventuell damit zu tun hatte, dass Björk lautstark durchs Haus jaulte. Christiana spielte ihre neueste CD in voller Lautstärke, was sie immer tat, um in die richtige »Partystimmung« zu kommen. Der nächste böse Brief des Vermieters konnte nun nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Ich stieß die Wohnzimmertür auf und erblickte Hazel, die mit dem Rücken zu mir am Esstisch saß und sich über einen Stapel höchst offiziell wirkender Dokumente beugte.

»Du arbeitest doch nicht schon wieder am Wochenende?«

Keine Antwort. Ich stellte mich hinter sie und rief in ihr linkes Ohr: »Ich sagte, du arbeitest doch nicht …«

»Halleluja!« Hazel sprang auf, als hätte ich sie mit kochendem Wasser übergossen, während ihr Kugelschreiber in hohem Bogen durchs Zimmer flog. Als sie sah, dass ich es war, ließ sie sich erleichtert zurück in den Stuhl fallen.

»Lainey! Du hast mich vielleicht erschreckt. Was machst du hier?«

»Ich wohne hier, falls du das vergessen haben solltest. Mein Gott, bist du nervös. Wieder mal eine Überdosis Koffein?«

»Was?«

»Ich will wissen, ob du wieder …«

»Oh, warte mal.« Hazel nahm sich zwei Papierkügelchen aus den Ohren. »Wenn diese isländische Hexe im Hintergrund heult, kann man nicht mal in Ruhe nachdenken, geschweige denn arbeiten, verdammt noch mal. Ich habe Chris schon zwei Mal gebeten, es leiser zu machen.«

»Jetzt mach aber mal halblang. Sie kann sich sicher nicht vorstellen, dass irgendjemand auf die Idee kommen könnte, samstagabends zu Hause zu arbeiten. Apropos: Was soll der ganze Papierkram?«

»Frag lieber nicht. Wir bearbeiten im Büro gerade einen größeren Auftrag und wenn ich den in den Sand setze, riskiere ich meinen Job, Lainey. Ich würde eigentlich heute Abend lieber nicht ausgehen, wenn es nicht …«

»Wenn es nicht meine Abschiedsparty wäre, meinst du? Na los, sag es ruhig, das macht mir nichts aus. Ich freue mich sogar, dass ich der Grund dafür bin, dass du mal eine Pause einlegst. Was ist eigentlich mit deinem Boss, arbeitet der auch am Wochenende?«

»Du machst wohl Witze! Der Scheißkerl spielt mal wieder Golf in Killarney.«

»Du solltest ihm mal sagen, was Sache ist. Der nimmt sich ganz schön was raus.«

»Ich weiß, aber es ist ja nur vorübergehend. Wenn der Auftrag abgeschlossen ist, wird es sicher wieder ruhiger.«

»Ja, bis zum nächsten Auftrag. Das sagst du schon, seitdem du dort arbeitest. Es wird nie ruhiger werden, merkst du das nicht? Du arbeitest Tag und Nacht und kriegst die Sache trotzdem nie in den Griff.« Ich schielte über ihre Schulter hinweg auf die unendlichen Reihen winziger Zahlen, an denen sie arbeitete. »Ich weiß ja nicht, wie ihr das macht, du und Paul. Wie könnt ihr euch all diese Zahlen anschauen, ohne blind zu werden?«

Aus Christianas Zimmer drang nun ein hartnäckiges, dumpfes Geräusch zu uns herüber.

»Was macht sie denn jetzt schon wieder?«

»Was weiß ich? Denkt sich wahrscheinlich neue Tanzschritte aus. Von mir aus könnte sie auch Harakiri begehen.« Hazel klang richtig sauer.

»Kann es sein, dass sie dir ein klein wenig auf die Nerven geht?«

»Ein klein wenig? Mir kommt es langsam so vor, als würde ich mit einer Kreuzung aus Bubble von Absolutely Fabulous und Samantha aus Sex and the City zusammenleben. Die macht mich noch wahnsinnig.«

»Aber so war sie doch schon immer.«

»Ja, ich weiß, aber ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn du die Woche über weg bist. Du bist wie ein Puffer. Wenn wir zu dritt sind, wird es nicht so … wie soll ich sagen, so intensiv, weil sich die Spannung besser verteilt.«

»Ich hatte ja keine Ahnung, dass du die Sache so siehst. Ist es wirklich so schlimm?«

»Noch schlimmer. Ich denke darüber nach, in eine eigene Wohnung zu ziehen.«

»Das kann nicht dein Ernst sein.«

Sie nickte matt.

»Aber ihr kennt euch doch schon, seit ihr sechs Jahre alt seid.«

»Ich weiß.«

»Ihr seid während der ganzen Schulzeit nebeneinander gesessen.«

»Aber nur, weil unsere Nachnamen mit demselben Buchstaben anfangen. Wir haben uns das nicht ausgesucht.«

»Aber du hast mir tausendmal erzählt, wie ihr euch gegenseitig das Haar geflochten habt, zusammen Lutscher kaufen wart, zusammen Rad gefahren seid …«

»Ja, bis sie dann leider selbst ein Rad abhatte.«

»Aber das hat sie doch schon seit Jahren. Sie ist deine beste Freundin.« Genau wie ich, hoffte ich in Gedanken.

»Sie war meine beste Freundin. Ach, ich weiß auch nicht, Lainey, vielleicht haben wir uns einfach auseinander gelebt.«

»Das ist sicher nur eine Phase«, sagte ich hoffnungsvoll. Ich wollte nicht, dass sich an unserer kleinen, gemütlichen Idylle etwas änderte. »Und in ein paar Monaten bin ich wieder da und helfe euch, alles in Ordnung zu bringen.«

»Ja, vielleicht.« Hazel klang nicht sehr überzeugt.

Wenn man vom Teufel spricht …

»Hazel, hilfst du mir mit dem Selbstbräuner … Lainey! Du bist hier!!« Christiana platzte zur Tür herein, rannte auf mich zu und umarmte mich stürmisch.

»Ich habe gar nicht gehört, dass du gekommen bist.«

»Quelle surprise«, murmelte Hazel so leise, dass nur sie und ich es hören konnten.

»Ich bin erst seit ein paar Minuten hier.«

»Hazel, schau mal, was ich dir für heute Abend zum Anziehen rausgesucht habe.« Chris schwenkte ein winziges Stück Stoff in Knallpink vor Hazels Gesicht herum. Es war schwer zu glauben, aber es handelte sich tatsächlich um ein komplettes Outfit, bestehend aus Rock und Oberteil. Nicht gerade das, was ich als Hazels Stil bezeichnet hätte.

»Bist du jetzt völlig verrückt geworden? So was würde ich niemals anziehen.«

»Aber ich hatte es letzte Woche an und da sah es toll aus.«

»Im Gegensatz zu dir habe ich aber keine Lust, wie eine Nutte herumzulaufen.«

»Hazel!« Ich war schockiert. So hatte sie noch nie mit Chris gesprochen. Doch sie ignorierte mich und stampfte aus dem Zimmer, wobei sie sich unsanft an Chris vorbeidrängelte.

Himmel, die Lage war ernster, als ich gedacht hatte.

»Nimm es Hazel nicht übel«, bat ich Chris sanft. »Sie arbeitet einfach zu viel, du brauchst dich nur umzusehen.« Ich zeigte auf den Stapel Unterlagen auf dem Tisch. »Und das an einem Samstag. Das ist doch nicht normal.«

Christiana nickte abwesend.

»Brauchst du immer noch Hilfe mit dem Selbstbräuner?«

Chris reichte mir wortlos die Sprühflasche und setzte sich auf einen der Hocker an der Frühstücksbar.

»Wo willst du es hinhaben?«

»Auf den Rücken.« Sie zog sich das Top über den Kopf und schlüpfte unbefangen wie ein Kind aus ihrem BH. Ich fing an, den Selbstbräuner auf ihre Schultern zu sprühen und ihn einzureiben.

»Was ziehst du heute Abend an, Chris?«

»Meinen neuen Pullover von Whistles.«

Darüber musste ich erst einmal ein paar Sekunden nachdenken. »Aber dann sieht man deinen Rücken ja gar nicht.«

»Das macht nichts, solange ich weiß, dass ich dort braun bin.«

»Aha.« Meine Freundin, der Selbstbräuner-Junkie. »Weißt du, Süße, wenn du mal ein Baby kriegst, kommt es bestimmt schon orange auf die Welt.«

»Meinst du echt? Glaubst du, es hätte auch rote Haare?«

»Ganz sicher sogar.«

»Sehr gut. Ich liebe rote Haare.«

Sie wirkte plötzlich ganz zerstreut und driftete in einen ihrer kleinen Tagträume ab. Wer wusste schon, was in ihrem Kopf alles vor sich ging. Auch ich zog mich in meine eigene Gedankenwelt zurück und für ein paar Minuten herrschte Stille, während ich ihren Rücken einrieb. Dann:

»Lainey, ich muss dir was sagen.«

Ich hielt inne. »Was?«

»Du weißt doch noch, dass ich versprochen hatte, deine Abschiedsparty zu organisieren.«

»Ja.« Ich hatte plötzlich so ein ungutes Gefühl in der Magengegend.

»Und du weißt bestimmt auch noch, dass du darum gebeten hattest, dass nur du, ich, Hazel und Paul kommen.«

»Chris, was hast du wieder angestellt?«

»Ich glaube, ich habe da aus Versehen ein paar Leute zu viel eingeladen.«

»Wie kann man denn Leute aus Versehen einladen?«

»Ist mir einfach so rausgerutscht.«

»Wie viele Leute?«

»Vielleicht ein oder zwei.«

»Wie viele?«

»Sechs.«

»Sechs! Bist du wahnsinnig, Chris? Und wen bitte?«

Sie spulte eine Namensliste ab, die mir sofort jegliche Lust auf den Abend nahm. Ich hätte ihr eine runterhauen können. Aber Chris wechselte unverzagt das Thema.

»Was ziehst du heute Abend an, Lainey?«

»Hab ich noch nicht drüber nachgedacht.«

»Oh. Ich kann dir was leihen, wenn du willst.«

»Nein danke.« Hätte ich wie ein Clown aussehen wollen, wäre ich zum Zirkus gegangen.

»Komm schon, das wird bestimmt lustig.« Für sie vielleicht. Neben dem Einstudieren lächerlicher Tanzchoreographien war es Christianas zweites Hobby, Leute zu stylen. Als kleines Mädchen hatte sie am liebsten mit einer Schminkpuppe gespielt. Das wusste ich deshalb so genau, weil sie immer noch in ihrem Zimmer stand. Manch anderer hätte sich über ein Gratisstyling sicher gefreut, aber ich hatte schon einige ihrer früheren Opfer gesehen.

»Nein, Chris. Ich habe selber genug Klamotten, die mir gefallen.«

»Aber deine Sachen sind so langweilig. Du bräuchtest ein bisschen mehr Fantasie beim Styling.«

»Fantasie ist nicht gerade mein Fachgebiet, ich bin Anwältin.«

»Du solltest dich ausdrucksvoller kleiden.«

»Du meinst, ich sollte mehr Haut zeigen.«

»Also, wenn ich deine Oberweite hätte, würde ich sie immer und überall vorzeigen. Oh, lass mich dein Outfit aussuchen, bitte! Nimm es einfach als ganz spezielles Abschiedsgeschenk von mir. Ach bitte, bitte, bitte!«

Ich sah in ihr kleines, flehendes Gesicht hinunter, das ungeschminkt und völlig arglos zu mir heraufblickte. Hazels Verhalten musste sie sehr verletzt haben, auch wenn sie ihr Bestes tat, sich nichts anmerken zu lassen.

»Okay. Aber nur das Oberteil.« Was hatte ich mir da nur eingebrockt?

»Oh, cool!« Sie klatschte begeistert in die Hände, sprang von ihrem Stuhl auf und rannte zur Tür. »Ach ja, bist du eigentlich fertig mit meinem Rücken?«

»Mission erfüllt, Rücken gebräunt.« Ich wusch mir bereits die Hände in der Spüle, obwohl ich wusste, dass sie später trotzdem orange anlaufen würden.

»Du wirst es nicht bereuen«, hörte ich sie vom Flur her rufen.

Ich bereute es jetzt schon.

Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, mindestens fünfzig verschiedene Oberteile anzuprobieren, von denen jedes noch unmöglicher als das vorige war. Wir einigten uns schließlich auf eine bordeauxrote Angorastrickjacke, die an Ausschnitt und Knopfleiste mit Federn in verschiedenen Rot- und Rosatönen besetzt war. Der Ausschnitt war tiefer, als ich es gewöhnt war, aber ich konnte damit leben. Chris schlug vor, alle Knöpfe bis auf den auf Brusthöhe offen zu lassen und nichts darunter zu tragen. Bei ihrem durchtrainierten, gepiercten Bauch ging das in Ordnung, aber ich war nur eine gewöhnliche Sterbliche mit einer Speckrolle, die in Schach gehalten werden musste. Also entschieden wir uns für ein passendes bordeauxrotes Mieder.

Danach musste ich regelrecht darum kämpfen, meine eigene feine schwarze Hose und meine flachen schwarzen Stiefel anziehen zu dürfen. Christiana plädierte nämlich hartnäckig für ein Paar Stiefel aus falschem Schlangenleder mit zehn Zentimeter hohen Pfennigabsätzen. Ich konnte sie ihr jedoch ausreden, indem ich überzeugend meine Unfähigkeit demonstrierte, in ihnen zu laufen. Chris war hingegen eine Expertin, mit ihren 1,57m trug sie niemals Absätze unter sieben Zentimetern – eine weiße, weibliche Version von The Artist Formerly Known as Prince oder wie er sich sonst gerade nannte.

Sobald Chris in ihrem Zimmer verschwunden war, um sich selbst ausgiebig zurechtzumachen, klopfte ich zaghaft an Hazels Tür.

»Wer ist da?«

»Ich bin’s.«

»Komm rein.«

Sie saß im schwarzen Ausgehoutfit im Schneidersitz auf dem Bett, ihre Dokumente vor sich auf dem Schoß, und blickte auf, als ich eintrat.

»Sie hat dich doch nicht etwa dazu gebracht, eines ihrer Oberteile zu tragen?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich fasse es nicht, dass du so wenig Rückgrat bewiesen hast.«

»Es geht doch nicht ums Rückgrat, ich habe nur versucht, sie wieder aufzumuntern. Sie war echt geknickt.«

Hazel antwortete nicht.

»Außerdem bin ich noch ganz gut weggekommen. Du hättest mal den anderen Kram sehen sollen, den sie mir andrehen wollte.«

»Das glaube ich dir aufs Wort.«

Ich setzte mich neben sie aufs Bett. »Ich vermute mal, du wusstest, dass diese Nervensägen heute Abend mitkommen.«

»Tut mir echt Leid. Ich musste schwören, dass ich nichts sage.«

»Können wir gehen?«

»Ich komme nicht mit.«

»Warum bist du dann so aufgetakelt?«

Ich merkte, dass sie krampfhaft nach einer Ausrede suchte. »Ich habe mich erst umgezogen und mich dann doch wieder anders entschieden.«

»Dann entscheidest du dich eben noch einmal um. Im Ernst, Hazel, du wirst dir doch nicht diese einmalige Gelegenheit entgehen lassen, Chris’ Freunde durch den Kakao zu ziehen? Das wird bestimmt lustig. Und außerdem brauche ich wenigstens eine normale Person, mit der ich reden kann. Du kannst mich jetzt echt nicht im Stich lassen. Das wäre, als würdest du mich den Löwen zum Fraß vorwerfen.«

»Paul ist doch auch noch da.«

»Na und was für eine Hilfe der mir sein wird. Du weißt genau, dass er nur dasitzen und sie alle anstarren wird, als wären sie komplett übergeschnappt.«

»Womit er Recht hat.«

»Komm schon, wir setzen uns einfach nebeneinander. Wir haben schon so lange nicht mehr richtig gequatscht.«

»Na gut.«

»Braves Mädchen. Wir treffen uns in einer Viertelstunde an der Haustür.«

Ich schloss ihre Tür hinter mir und seufzte. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ein unerträglich langer Abend vor mir lag.

Als wir im Restaurant auf die anderen stießen, brauchten wir einander nicht erst vorzustellen, da wir uns leider bereits kannten. Die beiden verfeindeten Lager – ich, Hazel und Paul gegen Oisin, Diarmuid, Fionn, Neasa, Iseult und Mona – beäugten sich misstrauisch. Okay, die anderen waren in der Überzahl, aber wir waren zuversichtlich, ihnen aufgrund stärkerer moralischer Grundwerte überlegen zu sein. Als wir uns setzten, nickten wir uns gegenseitig zu: Der Kalte Krieg hatte begonnen. Christiana wusste es zwar nicht, stellte aber die neutrale Schweiz dar.

Chris, Hazel und ich kamen zu spät, da uns Chris in letzter Minute wegen einer akuten Nagellackkrise aufgehalten hatte. Sie hatte sich nicht zwischen Glitzerblau und meliertem Violett entscheiden können, und Hazel zog immer noch ein langes Gesicht deswegen. Apropos langes Gesicht: Paul war wie immer als Erster da gewesen, was bedeutete, dass er seit vierzig Minuten eine Diskussion zwischen Iseult und Diarmuid über den neusten Trend in Sachen Männerhosen mit anhören musste. Was nicht gerade ein Thema war, das er und seine Fußballkumpels als diskussionswürdig betrachteten. Nach Diarmuid, Oisin und Fionn zu schließen, waren braune Cordschlaghosen gerade der letzte Schrei, genau wie blaue, rahmenlose Sonnenbrillen, die man auf dem Scheitel trug.

»He, Jungs, fahrt ihr in Urlaub?«, fragte Hazel fröhlich, als sie sich setzte. Sie hatte wohl beschlossen, dass Angriff die beste Verteidigung war.

Die drei Männer sahen sich verständnislos an, woraufhin Hazel auf ihre Köpfe zeigte. »Na wegen der Sonnenbrillen. Oder erwartet ihr vielleicht eine plötzliche Hitzewelle?«

»Das trägt man jetzt so, Hazel«, klärte Iseult sie auf.

»Ach, tut man das, Iseult? Wusste ich noch gar nicht. Erzähl mir mehr darüber.« Hazel schenkte sich ein großes Glas Rotwein ein und ich spürte, dass Gefahr im Verzug war.

»Äh, habt ihr eigentlich schon bestellt?«, fragte ich.

»Nein, wir haben auf euch gewartet«, antwortete Paul und fügte dann flüsternd hinzu: »Wo, zum Teufel, wart ihr? Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für einen Schwachsinn ich mir hier anhören musste.«

»Tut mir Leid, ich konnte nichts dafür. Jetzt sei nicht böse, was sind schon ein paar Stunden in deinem ganzen, langen Leben.«

»Dank diesem Diarmuid ist es jetzt nicht mehr ganz so lang. Stell dir vor, er hat sogar versucht, mich anzubaggern.«

Ich bemühte mich erfolglos, ernst zu bleiben. Paul war wie viele heterosexuelle Männer davon überzeugt, dass alle Schwulen es nur auf seinen Körper abgesehen hatten.

»Und, was hast du ihm gesagt?«

»Was hätte ich schon sagen sollen, ich habe natürlich so getan, als hätte ich ihn nicht verstanden.«

Ich bedauerte, nicht dabei gewesen zu sein. »Du hast ihn bestimmt irgendwie dazu ermutigt, Paul.«

»Haha, sehr witzig.«

»Na ja, bei euch Männern weiß man doch nie.«

»Hör jetzt auf.«

»Er ist übrigens Model. Ich dachte immer, es wäre der Traum eines jeden Mannes, mal mit einem Model auszugehen.« Paul fand das gar nicht komisch, während ich mich vor Lachen kringelte.

»Halt die Klappe, Lainey.«

»Du Flittchen.«

Diesen Kommentar hielt er einer Antwort für unwürdig, doch nach einer Weile knurrte er: »Die beiden anderen sind wahrscheinlich auch Schwuchteln.«

»Wer, Fionn und Oisin? Nein, die sind nicht schwul.«

»Na Gott sei Dank. Ich hatte schon Angst, ich wäre der einzige männliche Hetero hier.«

»Fionn und Oisin sind bisexuell, wir könnten also beide Glück haben.«

»Ich geh aufs Klo.«

»Pass aber auf, dass dir niemand folgt!«, rief ich ihm nach, woraufhin er mir einen wütenden Blick zuwarf. Paul ließ sich so schön leicht auf den Arm nehmen.

Ich begann der Unterhaltung zu lauschen, die an unserem Ende des Tisches zwischen Hazel, Iseult und Diarmuid stattfand.

»Jetzt sag doch mal, Iseult«, ließ Hazel gerade viel zu laut vernehmen, »ich sterbe vor Neugier: Was ist denn nun das neue Schwarz?«