Spätdienst - Martin Walser - E-Book

Spätdienst E-Book

Martin Walser

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Beschreibung

"Das Alter ist ein Zwergenstaat, regiert von jungen Riesen." Wer sagt das? Ein lyrisches Ich zwischen Glücksmomenten und Schwärze, Leere, Sturz. Beim Durchkämmen des Hundefells, beim Aufschneiden eines Apfels oder immer dann, wenn die Berge im Blau stehen, der Wind in den Bäumen rauscht, die Blätterschönheit den Atem raubt, kommt sie auf, die Frage, ob das das Glück sei, denn lange währt es nie. Schon fährt etwas dazwischen, Wörter, die wehtun, ausgesprochen von anderen, gegen die nur eines hilft: "Sich in Verse hüllen, als wären es Schutzgewänder, schön, weltabweisend, die Einbildung heißt Aufenthalt." In Martin Walsers neuem Buch finden sich Lebensstenogramme, mal sind sie lyrisch, mal essayistisch, immer aber berührend, tief empfunden, wahr.

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Seitenzahl: 120

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Martin Walser

Spätdienst

Bekenntnis und Stimmung

 

 

 

Über dieses Buch

«Das Alter ist ein Zwergenstaat, regiert von jungen Riesen.» Wer sagt das? Ein lyrisches Ich zwischen Glücksmomenten und Schwärze, Leere, Sturz. Beim Durchkämmen des Hundefells, beim Aufschneiden eines Apfels oder immer dann, wenn die Berge im Blau stehen, der Wind in den Bäumen rauscht, die Blätterschönheit den Atem raubt, kommt sie auf, die Frage, ob das das Glück sei, denn lange währt es nie. Schon fährt etwas dazwischen, Wörter, die weh tun, ausgesprochen von anderen, gegen die nur eines hilft: «Sich in Verse hüllen, als wären es Schutzgewänder, schön, weltabweisend, die Einbildung heißt Aufenthalt.» In Martin Walsers neuem Buch finden sich Lebensstenogramme, mal sind sie lyrisch, mal essayistisch, immer aber berührend, tief empfunden, wahr.

Vita

Martin Walser, 1927 in Wasserburg am Bodensee geboren, war einer der bedeutendsten Schrifststeller der deutschen Nachkriegsliteratur. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis, 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2015 den Internationalen Friedrich-Nietzsche-Preis. Außerdem wurde er mit dem Orden «Pour le Mérite» ausgezeichnet und zum «Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres» ernannt. Martin Walser starb am 26. Juli 2023 in Überlingen.

Impressum

Veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Hamburg, Dezember 2018

Copyright © 2018 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

Covergestaltung Fagott, Ffm

Coverabbildung Umschlagillustration: Alissa Walser

Schrift Droid Serif Copyright © 2007 by Google Corporation

Schrift Open Sans Copyright © by Steve Matteson, Ascender Corp

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

ISBN 978-3-644-00214-2

www.rowohlt.de

 

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Printausgabe.

Für Gegner:

ein gefundenes Fressen

 

Für meine Leser:

vielleicht ein Ausflug

ins Vertraute

Ich möchte sein wie ein Wunsch,

auf der Schwelle möchte ich stehen,

ein Tag sein vor seinem Anbruch,

noch nicht gewesen sein möchte ich.

Die Ohren schutzlos in der Welt,

barfuß im Traumsamt, verwöhnt

von Religion und Märchen,

leugne ich täglich den Tod.

Widersprüche graben in mir

nach Wahrheit und finden

sie nicht. Ich segle solang

lustig ins Licht.

Übermorgen öffne ich

meine Stirn und lasse

das Brausen heraus,

dann schließe ich meine Stirn

und lege mich schlafen

unter des Traumbaums

entlastete Äste.

Außer Februar nichts,

nichts als Donnerstag

halb acht

und ich.

Meine Herren, hissen Sie die Fahne,

ich knie nieder,

auf meinem Nacken wächst der Mohn,

den Sie fotografieren können.

Streng steht mir Großmutters Nase

und stumm im Gesicht,

auf eine eigene hoff ich nicht mehr.

Großmutters Nase, sage ich,

wie geht es?

Bist du noch da?

Dann so ein Schnauben, von mir,

der Großmutters Nase zum Schnauben benützt.

Großmutters Nase zu tragen

und weiter zu geben makellos

bin ich bestimmt.

Atemziehend wittere ich das

mit Großmutters Nase.

Mir hängt ein Amulett am Hals,

das gab mir meine Mutter,

ich sollte nie ertrinken.

Nun hat es sich vollgesogen

und zieht mich hinab.

Wie klingt die Zeit im Gewölbe der Nacht?

Möchte etwas befreit sein?

Meine Ohren täuschen sich gern,

sie übersetzen den Wind ins Deutsche

und geben der Stille das Schlusswort.

Die Katze liegt anheimgegeben,

ihr Atmen hebt und senkt

den Bauch der Welt, die Stille

liebt den Möwenschrei.

Ich habe nichts vor,

ich werde nicht handeln,

versäumen werde ich,

unnütz,

und aussagen,

feierlich,

meine Geständnisse.

Mehr Wagnis als Verlust.

Das Leben gehört zu uns,

der Tod nicht. Holz eine Tracht.

Siege Gewohnheit. In Scharen

kapitulieren die Rätsel. Das Heilige

in der Vitrine. Kein Fluss

unüberquert. Jetzt warten wir

auf die langsame Seele.

Am meischte bin i dahuomm i deana Wirtr vu friar,

wo i ezz numma heer. Friar hodd ma zu friar au idd

friar gseed. I de sell Zidd hodd ma friandr gseed.

I deara Zidd bin I dahuomm, bloss ka nes kuom me saga.

Mein Wunsch hat hundert Hände,

so vielfingrig ist er,

aber nur zum Spiel, nicht

um sich zu erfüllen.

Ich darf nicht anfangen,

Wörter, die nichts zu tun haben,

gibt’s immer,

meine Wörter sind’s.

Der März trumpft auf,

die Sonne stürmt,

ich schwanke geblendet,

Kälte hält mich,

um mich schwebt

nicht ernst gemeinter Schnee.

Ich möchte aus Marmor sein, und wenn sie mich schlügen, glänzte ich.

Ich klettere an mir empor

wie ein Affe,

um größer zu sein,

als ich bin.

Von oben sehe ich,

wie klein ich bin.

Seufzen wie die Osterglocken,

jammern über das eigene Gelb,

Vorhänge zuziehen im Geist,

Türen zuwerfen, die schon lang

nicht mehr offen waren. Abbegehren.

Schwere Last, selbst gefertigt,

grün wiehert die junge Welt,

kämpferisch scheint alles,

meins ist gezählt.

Möchte vergangen sein wie Schnee,

mitgeteilt dem See,

viele Mal gefroren, viele Mal getaut,

abwesend ohne Laut.

Ich möchte betrunken sein von diesem Sturm

und in einem Traum verschwinden,

in dem es keine Menschen gibt, ich möchte

künstlich sein und mich nicht befinden.

Silberne Mähnen wehen von den Hälsen

eingebildeter Pferde; wie eine Musik entsteht,

wird vorstellbar; der Himmel erklärt sich

für einen einzigen Augenblick,

der Sinn der Schöpfung bin ich,

zum Sterben geboren, ich muss

lachen. Muss ich nicht? Ich muss.

Ich bin viel weniger dagegen,

ich bin fast dafür,

auch für den Regen

und das Geschwür.

 

Ich reite im Kreis herum,

ich streichle die Mähne,

ich verstumme,

ich wähne.

Ostern, schönes Feuilleton

aus Blut und Blüte,

du, das feiern wir!

Statt Golgatha, Verdun und Auschwitz

lassen wir diesmal

holzschnitthaft Hué herkommen

und sagen keinem hierzulande nach,

dass er diesen Krieg andauernd billigt,

sagen das nicht der CDU nach,

die diesen Krieg andauernd billigt,

sagen das nicht der SPD nach,

die diesen Krieg andauernd billigt,

wir feiern vielmehr

feierlich statt

Golgatha, Verdun und Auschwitz

diesmal Hué.

Gegenlicht-Ruinen …

annamitische Passion.

Der du für uns zusammengebombt

bist worden …

Irgendwo geht einem doch immer wieder

irgendwie ein Palmkätzchen auf.

Wer höbe da den ersten Stein

und würf’ ihn.

Tief genug geschleudert,

will Deutschen alles Honig werden.

Ich bin an den Sonntag gebunden

wie an eine Melodie,

ich habe keine andere gefunden,

ich glaube nichts, und ich knie.

Heiter verzweifelt wird telefoniert,

meine Ignoranz ist ein großer Saal,

Blumenschlucken übe ich dem Atem zulieb,

abends trete ich auf als Blauer Reiter.

Lass nur,

du wirst schon sehen,

und bald,

du kannst dich drehen,

jung oder alt,

du wirst dich noch wundern,

wie bald.

Morgen geh ich, fahr ich, morgen

bin ich nicht mehr, wenn gefragt

wird, ob ich, bin ich nicht mehr,

falls gefragt wird, hier.

Ich halte den Schmerz gut aus,

es gibt Möglichkeiten,

ich lasse mich gehen,

als wär ich ein Aquarellist.

Regen könnte mir einfallen, vielleicht sogar

Regen. Wenn ich Glück habe, Regen,

aber in meiner Lage bin ich schon

dankbar, wenn mir bloß Regen einfällt.

Es muss ja nicht immer gleich Regen sein.

Zur Not genügt auch Regen.

Die Geneigtheit der Umgebung,

das Gutenmorgengeräusch der Gegenstände,

die eingebaute Erinnerung beginnt wie

wild zu klirren, Frost oder Fieber,

es schüttelt mich, du bist ein Riese,

flüstert das Inventar, ach Majestät,

macht der Papierkorb, ich bitte die Tapete

um Aufnahme, es wird mir ein Platz

angeboten im Muster, ich will

in die Musik,

man wird mich hören.

Das Jahr stürmt in den Mai hinein,

die Buchen stehen in hellen Flammen,

ich sage sehr geschraubt: Oje, und suche

des Schattens tiefste Stelle.

Von meinem Schmerz kann man nicht reden, er ist zu klein.

Aber schweigen kann man von ihm.

Ich liebe den Leerlauf des Winds

durch die Bäume, das Rauschen

für nichts. Mich ergreift die Eitelkeit

der Wolken, die den Augenblick

beherrschen wie für immer

und dabei schon vergehen.

Am besten ist es, durch fremde Städte zu gehen,

Bekannte, die man hat, nicht anzurufen,

die Karten fürs Theater zu kaufen,

die Vorstellung zu versäumen,

die Süße der Todesidee zu kosten

wie etwas, woran man nicht glaubt.

Ich konnte kein Kursbuch lesen,

jetzt komm ich an wie geplant,

aber unterwegs weiß ich nicht,

fahre ich hin oder zurück.

Eine Laune. Dann keine mehr.

Aus einem beweglichen Schatten

wird reglose Nacht. Noch ächzt

das Gewölbe aus Gedankenstahl.

Ich sitze auf gestohlenen Kissen,

ich esse Gestohlenes,

ich bin heikel, skrupellos

und traurig, mein Appetit ist gut.

Ein Fürst wie ich, ein fetter Hund.

Köchen Heil zurufend,

die Lippen mein Lebendigstes,

mein Totestes mein Ich.

Nichts gegen Eichen, nichts gegen Linden,

überhaupt Bäume, Bäume sind schön,

wir können schon etwas empfinden,

ohne gleich in die Knie zu gehen.

Ein neues Deutschlandlied wäre fällig.

Keiner von uns wird dabei sein,

wenn es wieder Deutschland heißt,

solange wir sind, werden es zwei sein,

eines, das kratzt, und eines, das beißt.

Sag etwas Glückliches, zähle auf,

dass dir nichts weh tut,

du nicht frierst, nicht hungrig bist,

dass die Konten blühen, dass du

frei bist, zu tun und zu lassen,

und dass das alles ein jähes Ende haben wird.

Jeder Tropfen trifft ein Blatt,

alle Autos schnüren ein Geräusch,

ich verbreite Stille, der Tod

lebt in der Schneise.

Ich teile das grüne Glas

des Sees und schwimme

den Perlen nach und frage,

ob das das Glück sei.

Leise sein

im grünen Schirm,

und Wasser färbt die Luft,

Schmetterlinge sticken dem Tag

das Leuchten ins Kleid,

was ich nicht sehe, gibt es nicht.

Die Straßenbahnen fahren auf mich zu,

angefüllt mit Feinden,

jeder Zeitungsverkäufer bietet mir ein Todesurteil an,

Äpfel faulen, wenn ich sie anschaue,

das Jahr verkommt,

selbst Tauben richten Gewehre auf mich.

Ich wünsche eine tiefere Nacht,

eine Entschuldigung für alles,

denn alles bedarf der Entschuldigung,

Entschuldigung ist eine Farbe,

ausgeschüttet über alle anderen Farben.

Ich wünsche, Zeuge zu sein

des vulgären Gesprächs zweier Sterne

und aller Lügen, die man jetzt gerade glaubt,

denn der Missbrauch der Worte ist geheiligt,

nur die Wahrheit trägt das Totenschädeletikett.

Was ich, weil ich zögere, nicht mehr erreiche, ist, sobald ich darüber nachdenke, etwas, was mich ausstattet.

Bei den Amseln sieht das Vögeln aus wie Streit,

erst wenn sie danach zum selben Ast hochfliegen

und stumm herabschauen auf den Kampfplatz,

merkt man, dass man nichts versteht.

Man muss etwas tun, das einen nicht daran denken lässt, dass man lebt.

Von Mal zu Mal werden wir

die ganz genau Auszurechnende,

die Hoffnungslosigkeit,

in Musik ausgedrückt,

als etwas Besonderes erleben.

Man müsste mehrere Gedichte machen

und zuschauen, wie sie entstehen,

vielleicht könnte man dann im Löwenrachen

die Eiterbläschen sehen.

Jede Angina ist ein Gedicht,

acht Tage entsteht sie,

acht Tage geht sie,

aber sie reimt sich nicht.

 

Wahnsinn, schönes Wort,

Weißglut, schönes Wort,

schönes Wort Irrsinn,

schönes Wort Geduld,

Anfang, schönes Wort,

schönes Wort Ende,

Liebe, schönes Wort,

schönes Wort Hass.

Ich bin ein angebundenes Tier, das so tut, als möchte es gern frei sein, während es mit Genuss die Gefangenenkost frisst.

Ich bin allein und juble

und weiß nicht, warum.

Ich habe so viel Luft, wie ich brauche,

ich spüre das Leben wie eine Kraft,

und jeder Baum träumt, dass es Sonntag sei.

Unter aufgeschriebenen Himmeln wohn ich aufschauend,

einschläfernd schlürft der See übers Kies,

wie soll man sich benehmen

in diesem Zermalmungstheater?

Ratlos geht die Sonne unter.

Ebne dem Ende den Weg!

Hab ich alles falsch gemacht in meinem Leben?

Es war auch nicht mehr Zeit als zwischen Essen und Kaffee,

ich tilgte einen Fehler mit dem nächsten.

Ich habe nicht bestanden. Schluss.

Wenn ich in meinen Wäldern bin,

schau ich an den Stämmen entlang,

bis der Blick gefangen liegt

im Käfig abnehmenden Lichts

und ich nichts mehr weiß.

Das Tischtuch fault,

die Wände glühen,

der Kreuzweg ist ein Cartoon,

es gibt keinen Gewinn.

Ich esse die Seife, die

sie mir tagsüber reichen,

ich kratze das Licht von den Wänden,

biege die Straßen aufwärts zum Himmel,

zünde den Stieren die Hörner an

und befrei’ die Häuser

von ihren Dächern.

Atmen zählt, da sein

spannt. Du wiegst

und träumst. Schweigen

schützt. Du fühlst dich ganz.

Ich sollte nicht angerufen werden können. Ich verlange furchtbare Rechte. Gewöhnliche Umstände will ich nicht aushalten können.

Zu Ihrem

wünsch ich Ihnen

von ganzem

jede Menge

bleiben Sie noch

Hans Mayer

Gesundheit, also Wörter, grüne Fische,

junge Jünger, leckere Feinde, Konjunktive

gegrillt, wasserdichte Schuhe, jeden

Morgen von der Zukunft einen Brief,

auf dem Flugplatz niemals Nebel.

Möge Ihnen

sei vergönnt

von ganzem

jede Menge

bleiben Sie noch

Hans Mayer

Gesundheit, also junge Wörterfische,

wasserdichte Jünger, leckere Konjunktive,

gegrillte Feinde, grüne Schuhe, jeden

Abend einen Anruf von Hegel,

auf dem Flugplatz niemals Nebel.

Draußen rauscht die Sonne

durch die grüne Welt,

ich lieg in meinem Kopf

in einem weißen Zelt.

Der Wunsch, etwas Schönes zu machen, nimmt zu an diesem gleißenden Tag, die Fähigkeit nicht. So wächst Unglück.

Wenn die Wörter kleine Tiere wären, die man pflegen kann mit der Illusion, unsterblich zu sein.

Zwischen grünen Juniwällen

durch den Sonnentag, Plakate

geben das Letzte, Einflussreiche sind

immer Verbrecher. Sahne ich ab?

Unsere Lage wäre um nichts phantastischer, wenn sich plötzlich herausstellte, dass unser ganzes Universum eine einzige Leber- oder Hautzelle eines Lebewesens wäre, das in seiner Welt zu den Kleintieren zählt. Manchmal kommt es mir vor, als sei man in einer verhornenden Zelle meiner Fußsohle gerade dabei, das Frauenwahlrecht einzuführen, und einen höre ich reden von der Unantastbarkeit des privaten Eigentums.

Ich kann angesichts des Neugeborenen nichts anderes werden als fromm. Sagt die Frau. Es gibt, sagt sie, nichts Größeres als dieses Kleinste. Alles andere ist schon um das verdorbener, als es älter ist. Das Anschauen des Kleinsten fühlt sich an wie Gebet.

Jeder produziert so viele Autos, Bücher, Hemden,

Herde, wie er kann, damit alle anderen

aufhören müssen, Autos, Bücher, Hemden, Herde

zu produzieren. Aber alle anderen produzieren

auch Autos, Bücher, Hemden, Herde

auf Teufel komm raus.

Zuerst stirbt, wenn es zu schnell geht, die Frömmigkeit, dann die Farbe, dann der Geruch. Zuletzt fährt ein totes Monstrum durch die Öde und beklagt sich.

Ich möchte gern Gedichte waschen,

ich perverser Mensch ich,

dann erst würf ich meinen Hut

in die Luft, in der die Gedichte

zum Trocknen hingen, nachher

sähe ich, dass die Konjunktive eingegangen sind.

Die Tage vergehen von selbst,

ich mische mich nicht ein,

ich bin ein Fleck, der trocknet,

ich werde gewesen sein.

Segeln wir noch um das Kap der Finsternis,

Ahnungslosigkeit beflügelt,

von den Würmern wissen wir,

dass sie warten auf uns,

Geduld braucht keine Beine.