Späte Trennung - Dorothee Döring - E-Book

Späte Trennung E-Book

Dorothee Döring

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Beschreibung

Mut zur Veränderung Die Konfliktberaterin und Autorin zahlreicher erfolgreicher Ratgeber Dorothee Döring zeigt in ihrem Buch, wie man es schafft, eine Trennung nach einer jahrzehntelangen Partnerschaft zu verarbeiten und bietet einen wertvollen Leitfaden für einen positiven Neuanfang. Die Scheidungsraten bei Langzeitehen sind in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Dorothee Döring analysiert, warum das so ist und erklärt ihren Leser:innen mit viel Gefühl und Verständnis, was man nach einer Trennung tun kann, um das Tor für einen guten Neubeginn zu öffnen und nicht in einen chronischen Krisenmodus zu stürzen. Sie zeigt Betroffenen wirkungsvolle Wege zur Verarbeitung auf und bietet hilfreiche Impulse, um aus Erfahrungen zu lernen und um das Leben „zuvor“ bewusst in ein positives Leben „danach“ integrieren zu können. Zahlreiche authentische Fallbeispiele im Buch beweisen, dass eine Späte Trennung zum Neubeginn werden kann und geben den notwendigen Mut, um die Veränderung auch als Neuanfang wahrzunehmen.

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Dorothee DöringSpäte Trennung

Wegen stilistischer Klarheit und leichterer Lesbarkeit wurde im Text auf die sprachliche Verwendung weiblicher Formen verzichtet. Ausdrücklich sei hier festgehalten, dass die Verwendung der männlichen Form inhaltlich für alle Geschlechter gilt und keinesfalls einen sexistischen Sprachgebrauch darstellt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright © 2022 maudrich Verlag

Facultas Verlags- und Buchhandels AG, Wien, Austria

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, sind vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Facultas Verlags- und Buchhandels AG Umschlagbild: © Dashk, AdobeStock

Lektorat: Mag. Katharina Schindl, Wien Typographie und Satz: Florian Spielauer, Wien Druck: Finidr, Tschechien

ISBN 978-3-99002-144-6 (Print)

ISBN 978-3-99111-631-8 (E-Pub)

Inhalt

Einführung

1Bestandsaufnahme

Der Traum vom ewigen Glück und die traurige Realität

Zu zweit am Ende – wenn eine Beziehung nicht mehr zu retten ist

Trennung nach Jahrzehnten gemeinsamen Lebens

Mit Anstand auf Abstand gehen

Trennung oder Scheidung

2 Rückblende

Wie kam es zur Trennung?

Analyse der Trennungsursachen

Enttäuschte Erwartungen

Routine – die Niederungen des Alltags

Mangelnde Wertschätzung, Respektlosigkeit und Missachtung

Destruktive Kommunikation und verbale Gewalt

Langeweile, Entfremdung und Gleichgültigkeit

Veränderte Paardynamik

Vernachlässigte Beziehungspflege

Umbrüche und Lebenskrisen

Ignorierte Beziehungskrisen

Ungelebtes eigenes Leben

Spätes Coming-out

Rollenkonflikt – vom Liebes- zum Pflegepartner

3 Reflexion und Verarbeitung

Verlassen oder verlassen werden

Negative Gefühle zulassen

Liebeskummer als akute Trauerreaktion

Langfristige negative Gefühle zulassen

Trennungsrituale

4Glücklich allein – Neuanfang nach später Trennung

Voraussetzungen für ein glückliches Leben allein

Die Realität akzeptieren und sich an die neue Situation anpassen

Sich selbst finden

Selbstwertschätzung, Selbstfürsorge und Selbstliebe

Freundschaftliche Kontakte und Netzwerke

Aufbau einer eigenen Existenz

Die Chancen des Alleinlebens erkennen

Die Selbstbestimmung

Die gewonnene Zeit

Das Erkennen vernachlässigter Bedürfnisse

Die neue Freiheit

Das unabhängige Entscheiden und Handeln

Beispiele glücklicher Alleinlebender nach einer späten Trennung

Ein neues Miteinander mit der Familie finden

Unverhofftes spätes Glück

Abschließende Bemerkung

Quellen

Stichwortverzeichnis

Einführung

Ein Sprichwort lautet: „Alte Liebe rostet nicht.“ Tatsächlich sind heutzutage aber Trennungen im fortgeschrittenen Alter, die „späten Trennungen“, längst keine Ausnahmen mehr.

Ursachen für dieses Phänomen werden im Kapitel „Rückblende“ geschildert. Zu den häufigsten Ursachen gehören die schleichende Entfremdung der Partner voneinander einerseits und Umbrüche und Lebenskrisen andererseits, wie der Ruhestand oder eine schwere Erkrankung.

Immer mehr ältere Paare wollen angesichts ihrer letzten Lebensphase keine Kompromisse mehr eingehen. Frauen suchen dabei häufig nach neuen Freiheiten, Männer dagegen eher nach einem letzten aufregenden Abenteuer.

Ist sich ein Paar nicht einig darüber, wie es diese Jahre miteinander verbringen möchte, kann das im Zusammenleben zu erheblichen Problemen führen. Im Gegensatz zu früher entscheidet sich einer der Partner oder beschließen die beiden einvernehmlich, Konsequenzen zu ziehen, und es kommt im schlimmsten Falle zur späten Trennung.

Im Kapitel „Glücklich allein – Neuanfang nach später Trennung“ wird zunächst analysiert, welche Voraussetzungen geschaffen werden müssen, um ein glückliches Leben nach dem oft schmerzhaften Trennungsprozess beginnen zu können. Im Anschluss werden Chancen aufgezeigt, die mit dem Alleinleben verbunden sind, wie z. B. die Selbstbestimmung und neue Freiheiten.

Meine Intention besteht darin, jene Menschen, die aktuell von Trennungsturbulenzen betroffen sind, zu einem Neuanfang zu ermutigen.

Der Traum vom ewigen Glück und die traurige Realität

Die meisten Menschen wünschen sich nichts sehnlicher als eine gut funktionierende, möglichst lebenslange intime Beziehung. „Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage“ – so enden viele Märchen. Die Wirklichkeit sieht leider ganz anders aus. Was Dornröschen und ihr Prinz erleben durften, ist für viele Paare unmöglich. Ihre Träume vom gemeinsamen Glück enden oft mit der Scheidung, selbst nach vielen gemeinsamen Jahren.

Oft zerbricht die Illusion vom ewigen gemeinsamen Glück, wenn die Kinder das Haus verlassen (s. Kapitel „Umbrüche und Lebenskrisen“, S. 50). Dann empfinden Paare fast immer eine Leere und Sinnkrise, wenn sie sich nur über ihre Elternrolle definiert und sich dadurch auch als Paar voneinander entfremdet haben.

Wie aber ist es am Beginn einer Beziehung?

Am Anfang einer Beziehung gehen die meisten Menschen davon aus, dass diese für immer halten wird. Die Vorstellung, ohne den anderen zu sein, ist schrecklich. Es gibt in dieser Zeit nichts, was unseren Glauben an diese Liebe erschüttern könnte.

Aber so wie der Mensch, in den wir uns einst verliebt haben, kommt die Liebe irgendwann in die Jahre, bekommt mit der Zeit Knitterfalten und Altersflecken. Spätestens dann hat sich die erste Phase des Beziehungsalltags eingeschlichen. Man verabschiedet sich von mancher Illusion und legt eines Tages die rosarote Brille ab, mit der man bis dahin seinen Partner betrachtet hat. Auf einmal ist es keine liebenswerte Eigenheit mehr, wenn er die Socken auf dem Boden liegen lässt. Auf einmal sieht man den anderen ungeschminkt, der Schleier der einstigen Faszination ist zerrissen. Man erkennt, dass man es mit einem ganz normalen Menschen zu tun hat, der Fehler und Schwächen hat wie man selbst auch. In Momenten des Zweifels befällt uns das mulmige Gefühl, dass doch etwas faul sein könnte an diesem glorifizierten Gefühl der Liebe.

Das Spannungsverhältnis zwischen der anfangs als ideal erlebten Verliebtheitsphase und der Alltagsrealität der Partnerbeziehung führt viele Paare in die Krise. In dieser Phase kommt es zu einer Häufung von Desillusionierungen. Ernüchternde Eindrücke vom Partner und von der Paarbeziehung werden zu einem dominanten Thema. Die Illusion, die man einst vom anderen hatte, hält dem Realitätscheck nicht stand und die Entscheidung für ihn wird angezweifelt. Oft entsteht daraus der Anspruch, der andere möge sich verändern, mit dem Tenor: „Ich bin okay, aber du nicht! Ich mache alles für die Beziehung. Und was tust du?“

Männer entdecken plötzlich sexuelle Mankos in der Beziehung, Frauen eher emotionale Defizite. Interessenskonfiikte verstärken sich und die Art der Auseinandersetzung darüber gewinnt an Härte. Der Abgleich zwischen der Illusion und der Realität führt zu einer Sehnsucht nach der Liebe, die die Partner in ihrer Verliebtheitsphase gespürt haben und die sich mit der Zeit „verflüchtigt“ hat. Beide werden unsicher und fühlen sich nicht mehr so wohl. Irgendwie haben sie sich alles ganz anders vorgestellt.

Zu zweit am Ende – wenn eine Beziehung nicht mehr zu retten ist

Lange Zeit galt: Alte Liebe rostet nicht. Das heißt, Paare, die seit vielen Jahren zusammen sind, trennen sich nicht. Doch das stimmt nicht mehr. Rund 40 Prozent aller Ehen in Österreich werden geschieden. Während die Scheidungsrate zwar generell sinkt, steigt sie bei Paaren, die 25 Jahre oder länger verheiratet sind, stellt die Soziologin Ulrike Zartler von der Universität Wien fest.1 Dass Paare auch nach der Silberhochzeit und neuerdings sogar auch noch nach fünfzig gemeinsamen Jahren feststellen, dass sie zu zweit am Ende sind und sich trennen wollen, ist ein relativ neues Phänomen.

An die Möglichkeit einer Trennung hatte Marika (54) nie gedacht. Es stand für sie außer Frage, dass sie mit ihrem Mann Jürgen zusammenbleiben wollte. Schließlich waren sie seit fünfundzwanzig Jahren durch dick und dünn gegangen und galten im Freundeskreis als Vorzeigepaar. Doch dann kam heraus, dass Jürgen schon viele Jahre eine Geliebte hatte und sich von ihr auf keinen Fall trennen wollte. Plötzlich musste Marika sich eingestehen, dass sie sich einiges schöngeredet und vieles ausgeblendet hatte. Tatsächlich hatten sie sich als Paar schon länger nichts mehr zu sagen. Nach einer zermürbenden Phase endloser Beziehungsgespräche beschloss Marika, die Scheidung einzureichen und sich mit 54 Jahren ein neues Leben aufzubauen.

Viele Langzeitpaare fragen sich mit Blick auf die nächsten 20 Jahre: „Soll das alles gewesen sein?“ Dabei wird häufig die Partnerschaft infrage gestellt, weil etwas Verbindendes wie die Erziehung der Kinder fehlt.

Diese Erfahrung haben auch Doris und Manfred gemacht: „Als unsere Kinder ausgezogen sind, hatten wir plötzlich keine gemeinsame Aufgabe mehr“, erklärt Manfred. „Wir hatten viel Zeit zu zweit, waren darauf aber nicht vorbereitet“, ergänzt Doris. Obwohl Zeit und Geld da sind, um gemeinsam etwas zu unternehmen, kommt das Paar nicht mehr auf einen Nenner. „Wir waren beide enttäuscht, was zu viel Streit und Unzufriedenheit geführt hat.“ Manfred und Doris lebten noch ein paar Jahre so weiter, bis sie nach 27 Jahren Ehe beschlossen, sich zu trennen. Ihre späte Erkenntnis: „Wir hätten eine neue gemeinsame Aufgabe finden müssen.“

„Graue Scheidung“ nennen Experten Scheidungen nach der Silberhochzeit, nachdem man ernüchtert festgestellt hat, dass es keine Gemeinsamkeiten mehr gibt.

Woran merkt man, dass eine Beziehung am Ende ist? Das Ende einer Beziehung wird oft erst nach einem schleichenden Prozess emotionaler Entfremdung erkannt. Es zu erkennen ist nicht leicht.

Jede Angewohnheit des Partners, über die Sie zu Beginn noch lächeln konnten, bringt Sie inzwischen auf die Palme. Lust auf Intimitäten? Fehlanzeige. Die Balance zwischen Nähe und Distanz ist bei zahlreichen Paaren ein Grundkonflikt. Viele vermuten, dass die Beziehung am Ende ist, wenn zu viel emotionale Nähe verloren gegangen ist.

Folgende Symptome sind wichtige Warnsignale für ein sich abzeichnendes Ende einer Beziehung:

man akzeptiert und liebt den Partner nicht mehr so, wie er ist, sondern er soll sich verändern und an die eigenen Bedürfnisse anpassen,

man ist genervt voneinander,

man schämt sich des anderen,

die Gleichgültigkeit nimmt zu,

Wohlwollen und Wertschätzung fehlen,

man gibt sich keine Mühe mehr, dem anderen zu gefallen,

man hat kein sexuelles Interesse am anderen mehr,

man verbringt Zeit lieber allein als gemeinsam,

man hat sich nichts mehr zu sagen,

das gegenseitige Vertrauen geht verloren.

Diese Punkte sind nicht gleichgewichtig. Manchmal braucht es zwei oder drei davon, damit man erkennt, dass man zu zweit am Ende ist. Es gibt aber elementare Punkte, die einer Beziehung die Basis entziehen, z. B. mangelnde Akzeptanz oder der Verlust des Respektes und des gegenseitigen Vertrauens.

In jungen Jahren verlaufen Trennungen anders als in späten. Die Szene bei jüngeren Paaren ist klassisch: Nach einem heftigen Streit fällt die Tür ins Schloss und der geliebte Mensch hat einen für immer verlassen. Man schwankt zwischen Trauer, Angst, Wut und Resignation. Bei älteren Paaren verlaufen Trennungen weniger spektakulär. Oft bemerkt der Partner nichts und fühlt sich überrollt, wenn der andere ohne Vorwarnung geht.

Ramona, 59:

Als unsere beiden Kinder (24) und (27) aus dem Haus waren, wurde es schwierig mit meinem Mann. Plötzlich war ich allein mit Frank. Wir hatten uns nicht mehr viel zu sagen, das stellte sich schnell heraus. Die ganzen Jahre hatte sich fast alles nur um die Kinder gedreht. Mir wurde klar, dass uns nicht nur die Liebe abhandengekommen war, sondern auch freundschaftliche Gefühle füreinander. Mein Mann fiel aus allen Wolken, als ich ihm erklärte, dass ich mich trennen möchte. Er lachte nur und nahm mich nicht ernst: ‚Das kannst du doch nicht ernst meinen, nach all den Jahren!‘ Aber ich meinte es ernst, nachdem in Wochen und Monaten mein Entschluss herangereift war. Immer wieder habe ich mir gesagt, dass ich mich bisher stets um Frank und die Kinder gekümmert habe und dass jetzt ich dran bin.

Trennung nach Jahrzehnten gemeinsamen Lebens

Vor einem halben Jahr hat das Paar mit einem rauschenden Fest seine Rubinhochzeit gefeiert. Jetzt sitzen die beiden zusammen und stellen nach 40 gemeinsamen Jahren ernüchtert fest: „Eigentlich sind wir uns fremd geworden.“

Immer mehr ältere Paare trennen sich. Die Geliebte ist nicht mehr der Hauptauslöser für späte Trennungen. Andererseits haben sich die Rahmenbedingungen bzw. Voraussetzungen für Trennungen gerade bei den Älteren grundsätzlich verbessert: Immer mehr Menschen altern heutzutage in guter gesundheitlicher Verfassung, die Lebenserwartung hat sich erhöht. Auch die wirtschaftliche Situation hat sich im Allgemeinen verbessert, sodass eine Trennung nicht zwangsläufig zum sozialen Abstieg führt. Darüber hinaus ist eine späte Trennung heutzutage kein Tabu mehr, sondern wird gesellschaftlich akzeptiert.

Dass alte Liebe durchaus rosten kann, zeigt folgendes Beispiel:

Elisabeth ist 77 und empfindet das Zusammensein mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Klaus immer mehr als Last. Vor 37 Jahren lernte sie ihn kennen. Damals war sie eine junge alleinstehende Witwe mit drei Kindern und Klaus war ein ungebundener Junggeselle mit vielen Interessen. Mit ihm entdeckte sie eine neue Welt. Er war so anders und dafür liebte sie ihn. Doch ihre Beziehung hat sich verändert und Elisabeth macht plötzlich mit ihrem Lebensgefährten Schluss. Für Klaus kommt das überraschend, er weiß nicht, wie ihm geschieht, und er versteht nicht, warum Elisabeth sich jetzt von ihm trennen will. Elisabeth aber weiß es genau: „Ich lebe jetzt so, wie es mir gefällt.“

Klaus zieht in eine kleine Wohnung in seinem Haus in der Eifel. Es ist für ihn nicht nur eine räumliche Veränderung. Während Elisabeth bis zur Trennung für ihn gesorgt hat, muss er nun allein zurechtkommen.

Wie konnte es zu dieser späten Trennung kommen?

Trennungen im fortgeschrittenen Alter sind längst keine Ausnahmen mehr. Immer mehr ältere Menschen wollen angesichts ihrer letzten Lebensjahre keine Kompromisse mehr eingehen. Frauen suchen dabei häufig nach neuen Erfahrungen und Freiheiten, Männer nach einem letzten aufregenden Abenteuer.

Versucht man zu erklären, warum Menschen im fortgeschrittenen Alter ihre Partnerschaft aufkündigen, stößt man zunächst auf die Tatsache, dass sich alle Menschen im Lauf ihres Lebens verändern: Sie lernen dazu, machen neue Erfahrungen und entwickeln neue Interessen. Das trifft i. d. R. auf beide Partner zu. Im günstigsten Fall verlaufen diese Veränderungen in die gleiche Richtung. In vielen Fällen ist das aber leider nicht der Fall, weil sich nur einer der Partner weiterentwickelt oder weil sich der eine z. B. immer mehr in das Studium philosophischer Werke vertieft, während der andere Sport treiben und andere Länder kennenlernen möchte.

Der Grund für das Scheitern einer Langzeitbeziehung kann auch in der Veränderung der Persönlichkeit eines Menschen liegen. Die Persönlichkeit eines Menschen ist einzigartig und vielfältig. Sie umfasst viele Merkmale, die sich aber im Alter verändern können.

Juliane, 62:

Mein Mann, 74, war immer sehr ruhig und besonnen. Seit einiger Zeit merke ich, dass er leichter reizbar ist und impulsiv und ruppig reagiert, wenn etwas nicht so läuft, wie er es sich vorgestellt hat. Er hat sich zu einem regelrechten Miesepeter entwickelt, der mich mit seiner ständigen Kontrolle und seinem Misstrauen kränkt. Obwohl er früher immer unterhaltsam und gesellig war, meidet er Kontakte zu unserem Bekanntenkreis. Ich werde dadurch aber auch eingeschränkt. Immer häufiger spiele ich mit dem Gedanken, mich zu trennen, denn die Persönlichkeitsveränderung meines Mannes belastet und isoliert mich.

Wenn ein Partner sich so grundlegend in seiner Persönlichkeit verändert hat, dass der andere damit nicht umgehen kann, kann eine Trennung unausweichlich sein. So entsteht z. B. eine Entfremdung, wenn ein eigentlich ruhiger und geduldiger Mensch zunehmend aufbrausend und cholerisch reagiert oder jemand, der immer unternehmungslustig war, sich immer ruhiger, einsilbiger und in sich gekehrter zeigt. Aber auch radikale, fundamentale Ansichten bezüglich Politik, Religion oder Gesellschaft, wie sie von sogenannten Querdenkern, Reichsbürgern oder Sektenmitgliedern geäußert werden und die der andere nicht verstehen oder akzeptieren kann, können eine Langzeitbeziehung auf eine harte Belastungsprobe stellen. Im schlimmsten Falle kommt es dann zur späten Trennung.

Wenn sich Langzeitpaare auseinandergelebt haben, liegt meist ein langer Leidensweg hinter ihnen. Im Gegensatz zu früher bleiben sie aber nicht mehr um jeden Preis zusammen, sondern gehen neue Wege.

Hans-Jürgen und Anne haben sich zu Silvester so heftig gestritten, dass die 61-Jährige fluchtartig das Haus verlassen hat. Ihr wurde jetzt klar, dass das Hauptproblem ihrer Ehe in unvereinbaren Lebensentwürfen besteht: Während Anne möglichst viele Wochen im Jahr in ihrem geliebten Ferienhaus in Spanien verbringen will, möchte Hans-Jürgen am liebsten zu Hause bleiben, Gedichte schreiben und diese in Lesungen öffentlich präsentieren. Die Welt seiner Frau ist das nicht: „Ich habe ihn zwar immer dazu ermuntert, fühlte mich aber mehr und mehr zur Seite geschoben“, stellt sie ernüchtert fest.

Die Krise des Paares bahnte sich langsam an. Anne, die sich vorgestellt hatte, nach ihrer Pensionierung mit ihrem Mann längere Aufenthalte in ihrem spanischen Ferienhaus zu verbringen, war vom Desinteresse ihres Mannes maßlos enttäuscht. Erst kam er immer seltener mit nach Spanien, dann fast gar nicht mehr. Der schmerzliche Höhepunkt war, als er ihr beichtete, dass er eine Geliebte hat. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Das Paar trennte sich.

Mit Anstand auf Abstand gehen

So sehr die berühmten drei Wörter „Ich liebe dich“ einen Menschen beflügeln und aufblühen lassen, so verheerend und unfassbar wirken die drei Wörter, die das Ende der Beziehung bedeuten: „Ich verlasse dich.“ Unabhängig davon, wie diese drei Wörter mitgeteilt werden – behutsam, im Streit oder in Form eines Briefes –, der „Verlassene“ stürzt in eine Trennungskrise.

Es stellt sich die Frage, wie man die Trennungsabsicht auf möglichst respektvolle Weise mitteilt. Derjenige, der verlässt, sagt häufig: „Ich habe schon lange

versucht, in unserer Partnerschaft etwas zu verändern. Ich brauche jetzt Zeit, um mir über mich selbst klar zu werden. Wir können gute Freunde bleiben, aber ich liebe dich nicht mehr.“ Derjenige, der verlassen wird, sieht das alles ganz anders und sagt: „Ich dachte immer, wir hätten eine gute Partnerschaft. Bitte verlass mich nicht. Ich liebe dich doch. Gib uns noch eine Chance, ich brauche dich. Sag mir, was ich ändern soll, und ich werde es tun.“

Aber egal, wie Sie es formulieren, es gibt keinen harmonischen und schmerzfreien Weg, „Schluss zu machen“. Das Beziehungs-Aus hinterlässt immer verletzte Gefühle, ausgenommen, man trennt sich einvernehmlich. Leider werden Trennungen oft unwürdig, in Wut oder Streit, vollzogen.

Für beide Seiten hilfreich wäre es jedoch, eine lange Beziehung respektvoll zu beenden, also mit Anstand auf Abstand zu gehen. Das ist besonders bei späten Trennungen wichtig, damit man sich zu familiären Anlässen würdevoll begegnen kann, obwohl man kein Paar mehr ist.

Trennung oder Scheidung

Besonders bei späten Trennungen ist grundsätzlich zu überlegen, wie man sich trennt, ob es eine Trennung oder eine Scheidung sein soll, denn besonders Letzteres hat erhebliche rechtliche Konsequenzen.

Niemand ist verpflichtet, sich nach der Trennung von seinem Ehepartner scheiden zu lassen. Man kann sehr wohl auch getrennt leben. Ob es wirklich eine gute Option ist, die eheliche Lebensgemeinschaft zumindest auf dem Papier fortbestehen zu lassen, steht erst dann fest, wenn deren Vor- oder Nachteile überwiegen.

Wünscht Ihr Ehepartner die Scheidung, können Sie diese nicht verhindern, sondern nur zeitlich aufschieben. Nach Ablauf des Trennungsjahres ist die Scheidung möglich, wenn Sie dem Scheidungsantrag Ihres Ehepartners zu-

stimmen. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Verweigern Sie die Scheidung, werden Sie auch gegen Ihren ausdrücklich erklärten Willen geschieden, wenn Sie drei Jahre getrennt von Ihrem Partner gelebt haben.

Leben Sie getrennt, kann Ihr Ehepartner die Scheidung verhindern, wenn er sich auf einen Härtefall beruft. Die Ehe soll nicht geschieden werden, obwohl sie gescheitert ist, wenn die Scheidung einem Ehepartner aufgrund seiner Lebenssituation nicht zuzumuten ist (§ 1568 BGB).

Beispiele: