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Wie gelingt es, Senioren Freude zu schenken, ihnen Gemeinschafts- und Erfolgserlebnisse zu verschaffen? Petra Fiedler, Autorin und Erfinderin des Spieleklassikers "Vertellekes" setzt auf passgenaue Spielangebote. Dieser Leitfaden bringt das nötige Hintergrundwissen auf den Punkt. Erfahren Sie, wie Sie als Pflege- oder Betreuungskraft: - spielend das Wohlbefinden der Senioren stärken - Fähigkeiten erhalten und fördern - motivieren und Spielbarrieren überwinden - Menschen mit verschiedenen Handicaps einbeziehen - geeignete Spiele für verschiedene Gruppen finden Nutzen Sie viele praktische Tipps, die das Spielen mit Senioren für Sie einfacher, freud- und wirkungsvoller machen. Informationen zur Spieltheorie runden den praktischen Ratgeber ab.
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Seitenzahl: 79
Veröffentlichungsjahr: 2016
Petra Fiedler
Spielen mit alten Menschen
Spiele wirkungsvoll in derAltenarbeit einsetzen
VINCENTZ NETWORK
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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© VINCENTZ NETWORK, Hannover 2016
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Druck: BWH GmbH, Hannover
Foto Titelseite: Kaesler Media, fotolia
Illustrationen: pakkad, blankstock, fotolia
ISBN 978-3-86630-505-2
eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net
Petra Fiedler
Spielen mit alten Menschen
Spiele wirkungsvoll in derAltenarbeit einsetzen
Inhalt
Vorwort: Warum dieses Buch?
Wie Spielen das Wohlbefinden des alten Menschen fördert
Bedürfnismodell nach Tom Kitwood
Bindung
Trost
Identität, Selbstwertgefühl
Beschäftigung, Selbstwirksamkeit
Einbeziehung
Faktoren für Wohlbefinden
Gemeinschaftserlebnis
Kommunikation
Freude
Erfolgserlebnisse
Geborgenheit
Ablenkung
Humor
Abwechslung
Spielbarrieren bei alten Menschen verstehen und überwinden
Vorurteil: Spielen ist „Kinderkram“
Versagensangst
Wettbewerb
Komplizierte Regel
Überforderung/Unterforderung
Unterschiedliche Handicaps berücksichtigen
Eingeschränkte Sehfähigkeit
Eingeschränkte Hörfähigkeit
Eingeschränkte Seh- und Hörfähigkeit
Eingeschränkte Feinmotorik und Mobilität
Eingeschränkte kognitive und verbale Fähigkeiten
Antriebsschwäche
Unterschiedliche Zielgruppen erreichen
Männer/Frauen
Senioren mit ausländischen Wurzeln
Senioren mit geistiger Behinderung
Anregungen und Tipps zum gelingenden Spielen
Gruppengröße und Gruppenzusammensetzung
Spielen in der Einzelbetreuung
Günstige Rahmenbedingungen: Raum und Zeit
Verschiedene Beteiligungsformen beim Spielen
Zur Wirksamkeit des Würfels
Würfelhilfe: Würfelglas
Vielseitige Spielmethode: 6,4,2 – ich bin dabei
Tandemspielprinzip
Wie motiviere ich zum Spielen
Konstruktiver Umgang mit schwierigen Spielsituationen
Spiele vereinfachen
Spiele praktisch aufbewahren
Aufgaben der Spielleitung
Spieltheorie: Was ist ein Spiel
Freiwilligkeit
Begrenzt in Zeit und Raum
Regelhaftigkeit
Zweckfreiheit
Spannung
Freude
Anders als das gewöhnliche Leben
Innere Unendlichkeit
Scheinhaftigkeit
Gegenwärtigkeit
Spielen baut Brücken zwischen Menschen
Kriterien für ein gutes Seniorenspiel
Schlusswort
Literatur
Autorin
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Ergänzend zu diesem Buch bietet Ihnen Altenpflege Bonus-Material zum Download an. Scannen Sie den QR-Code oder geben Sie den Buch-Code unter www.altenpflege-online.net/bonus ein und erhalten Sie Zugang zu Ihren persönlichen kostenfreien Materialien!
Buch-Code: AH5654T
Artikel 6 der Pflegecharta:
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wertschätzung, Austausch mit anderen Menschen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Spielen ist eines der wirksamsten Mittel, dieses Recht zu verwirklichen!
Vorwort: Warum dieses Buch?
Dem Spiel gelingt es wie keinem anderen Medium auf einfache und abwechslungsreiche Weise, ein gelingendes Miteinander zu ermöglichen. Das Erleben von Zugehörigkeit, das beim Spielen entsteht, ist gerade für ältere Menschen mit zunehmendem Hilfebedarf wichtig.
Das Aufgehoben-Sein in einer Gruppe und das Aufleben beim spielerischen Beisammensein schafft ein Gegengewicht zu manchen Belastungen und Einschränkungen des Alters.
Und trotzdem wird das Spielen mit älteren Menschen oftmals belächelt. Es haftet ihm das Image von Kinderkram und läppischem Zeitvertreib an. So gehört Spielen zu den am meisten unterschätzten Tätigkeiten. Denn Spielen hilft, den Artikel 6 der Charta der Rechte pflege- und hilfebedürftiger Menschen mit Leben zu füllen. Wie das in der Praxis am besten gelingen kann, möchte dieses Buch vermitteln.
Auf wie vielfältige und vielschichtige Weise Spielen das Wohlbefinden des älteren Menschen fördert, davon handelt der 1. Teil des Buches. Denn nur wenn wir wissen, was wir beim Spielen Positives bewirken können, werden sich die positiven Wirkungen auch tatsächlich einstellen.
Da ältere Menschen dem Medium Spiel oftmals reserviert gegenüberstehen, geht es im 2. Teil darum, die verschiedenen Spielbarrieren beim alten Menschen zu erkennen, zu verstehen und zu überwinden.
Der 3. Teil des Buches befasst sich mit den verschiedenen Handicaps älterer Menschen, die auf das Spielen Einfluss nehmen. Im 4. Teil geht es um unterschiedliche Zielgruppen, die wir über das Spiel erreichen wollen: Männer und Frauen, Menschen mit ausländischen Wurzeln und Menschen mit Behinderung.
Eine Vielzahl praktischer Tipps und Anregungen, die das Spielen mit älteren Menschen für Sie einfacher, freud- und wirkungsvoller machen, finden Sie im 5. Teil.
Für diejenigen, die sich auch theoretisch mit dem Phänomen Spiel beschäftigen wollen, geht es im 6. Teil darum, was überhaupt ein Spiel ist.
Nach der Lektüre dieses Buches wissen Sie:
– wie Spielen das Wohlbefinden des älteren Menschen fördert,
– wie Spielen die Beziehungen zwischen den älteren Menschen fördert,
– wie Spielen die Ressourcen des älteren Menschen erhält und fördert,
– wie Sie Spielbarrieren beim älteren Menschen überwinden können,
– wie Sie am leichtesten zum Spielen motivieren,
– wie Sie Ältere mit Seh- und/oder Hörbehinderungen ins Spiel einbeziehen,
– wie Sie Ältere mit leichter und schwerer Demenz ins Spiel einbeziehen,
– wie Sie Ältere mit Depressionen ins Spiel einbeziehen,
– wie Sie geeignete Spiele für Ihre jeweilige Zielgruppe finden,
– wie Sie erfolgreich mit einer gemischten Gruppe spielen.
Sie werden bei der Lektüre des Buches Lust bekommen, die Tipps und Anregungen direkt in Ihrer Praxis umzusetzen. Dabei wünsche ich Ihnen viel Freude und Erfolg!
Wie Spielen das Wohlbefinden des alten Menschen fördert
Zunächst schauen wir uns an, wie vielfältig die Möglichkeiten sind, mithilfe des Spielens das Wohlbefinden des älteren Menschen zu fördern. Wenn wir um die positiven Wirkungen des Spielens wissen, können diese Wirkungen auch tatsächlich eintreten.
Bedürfnismodell nach Tom Kitwood
Der person-zentrierte Ansatz nach Tom Kitwood ist in der Betreuung von Menschen mit Demenz eine breit anerkannte fachliche Grundlage. Im Zentrum des person-zentrierten Ansatzes steht das Bedürfnismodell mit den fünf psychischen Grundbedürfnissen von Menschen mit Demenz: Bindung, Trost, Identität, Beschäftigung und Einbeziehung. Es sind allgemein menschliche Bedürfnisse. Nur können Menschen mit Demenz zunehmend weniger Initiativen ergreifen, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Deshalb brauchen sie ein einfühlsames Umfeld, das sie dabei unterstützt, diese psychischen Grundbedürfnisse zu realisieren.
Im Folgenden wird deutlich, wie das Medium Spiel die jeweiligen Bedürfnisse aufgreift.
Bindung
Menschen mit Demenz erleben einen hohen Grad existenzieller Verunsicherung, der sie Sicherheit suchen lässt im Kontakt zu anderen Menschen. In erster Linie suchen sie Nähe und Kontakt zu vertrauten Personen, also zu den Angehörigen/Freunden. Lang verstorbene Bezugspersonen wie Mutter, Vater oder Ehepartner spielen im Erleben der Betroffenen oft eine größere Rolle als noch lebende Personen. Das Bindungsbedürfnis zeigt sich aber auch gegenüber den Pflege- und Betreuungskräften. Auch zu den Mitbewohner/innen im Pflegeheim können Bindungen entstehen. So gewöhnen sich viele Bewohner eines Pflegeheimes oder einer Wohngruppe an ihren Sitznachbarn und vermissen ihn, wenn er nicht da ist. Es besteht eine große Chance darin, das Bindungsbedürfnis auch über gelingende Kontakte und Begegnungen zwischen den Bewohner/innen zu befriedigen.
Wie Spielen das Bedürfnis nach Bindung aufgreift
Spielen regt Interaktionen zwischen den Teilnehmenden an, worüber Bindungen entstehen und gefestigt werden. So können kleine Gesten im Spiel, wie das Weiterreichen des Würfels, schon bindungsfördernd sein. Regelmäßige und verlässliche Spielangebote, die mindestens wöchentlich stattfinden, fördern das Entstehen und Vertiefen von Bindungen.
Trost
Menschen mit Demenz sind in vielfacher Weise trostbedürftig. Sie erleben viele Verluste: von Selbstständigkeit, von Fähigkeiten, vom geliebten Partner, von der gewohnten Umgebung. Auch orientierte ältere Menschen im Pflegeheim müssen mit Verlusten umgehen und sind deshalb ebenfalls trostbedürftig. Ein Umfeld, das auf die Verlusterfahrungen und Trauer verständnisvoll reagiert, wirkt tröstlich für die Betroffenen, aber auch Aktivitäten, denen es gelingt, der Trauer positive Erlebnisse gegenüberzustellen, sind tröstlich.
Wie Spielen das Bedürfnis nach Trost aufgreift
Spiele, die die Aufmerksamkeit des Betroffenen auf sich ziehen, die sein Interesse wecken, können von Trauer und Kummer zu positiven Emotionen umlenken. Für viele ist allein das geborgene Gefühl in einer Gemeinschaft zu sein schon tröstlich. Oder es tröstet, wenn ich anderen beim Spielen helfen kann (Tandemspielprinzip S. 54) und erlebe, dass ich gebraucht werde.
Identität, Selbstwertgefühl
Menschen mit Demenz verlieren nach und nach das Wissen um sich selbst und ihre Lebensgeschichte. Was sie im Laufe ihres Lebens geleistet haben, vergessen sie zunehmend. Alles, was den Betroffenen darin unterstützt, sich als Person mit einer einmaligen Lebensgeschichte wahrzunehmen, stärkt sein Identitäts- und Selbstwertgefühl. Deshalb geht es im Umgang mit den Betroffenen immer auch darum, sie als unverwechselbare Person mit einer individuellen Lebensgeschichte wahrzunehmen und wertzuschätzen und sie nicht festzulegen auf die Rolle des Demenzkranken. Doch auch orientierte Ältere haben das Bedürfnis nach Lebensrückschau und Vergewisserung als einmalige Person.
Wie Spielen das Bedürfnis nach Identität aufgreift
Beim Spielen gibt es viele Momente, in denen die Teilnehmenden erleben, was sie noch können und wissen. Spielen macht die individuellen Ressourcen sichtbar. Insbesondere Spiele, die die Kommunikation untereinander anregen und die Erinnerungen wecken, wirken identitäts- und selbstwertfördernd. Allein die Tatsache, dass jeder im Laufe einer Spielrunde immer wieder mit seinem Namen angesprochen wird, wirkt schon identitätsfördernd.
Beschäftigung, Selbstwirksamkeit
Mit Selbstwirksamkeit sind Erfahrungen gemeint, in denen die Person erlebt, dass sie ihre Umgebung beeinflussen und gestalten kann. Diese Erfahrung kann man bei allen Tätigkeiten machen, die man als sinnvoll erlebt. Doch die Freude am eigenen Tun wird Menschen mit Demenz einerseits durch zunehmende Fähigkeitseinschränkungen erschwert. Andererseits nimmt die Institution Pflegeheim den Bewohnern Aufgaben ab, die manche mit Unterstützung noch gern selbst tun würden. Ein Tagesablauf, der regelmäßige Tätigkeiten beinhaltet, schenkt Zufriedenheit und Wohlbefinden. Langeweile und Leere untergraben das Erleben eigener Fähigkeiten und führen zu ihrem vorzeitigen Abbau. Eine wichtige Aufgabe in der Betreuung ist deshalb, das Tätigkeitsbedürfnis der Betroffenen entsprechend ihrer Fähigkeiten und Neigungen aufzugreifen.
Wie Spielen das Bedürfnis nach Beschäftigung aufgreift