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• Spielen als Entwicklungs-Booster: Der Ratgeber zeigt, wie Spielen die gesunde Entwicklung und die psychische Gesundheit von Kindern stärkt • Spielen als Binungs-Booster: Die Autorinnen erklären, wie gemeinsames Spielen die Eltern-Kind-Bindung festigt • Spielen ohne Stress: So gelingt bindungsstärkendes Spielen im Familienalltag, ohne dass Eltern noch mehr Hektik erleben Bindungsstärkendes Spielen im Familienalltag – für die psychische Gesundheit deines Kindes Spielen ist der perfekte Entwicklungs- und Bindungsbooster – es bereichert euren Familienalltag und ist der Schlüssel zu einer liebevollen und erfüllten Kindheit! Beim Spielen entdeckt dein Kind die Welt – und wenn ihr gemeinsam spielt, wird eure Verbindung noch tiefer und stärker. Gundula Göbel und Marga Bielesch zeigen dir, wie durch Spielen Liebe, Geborgenheit und Vertrauen entstehen und die gesunde Entwicklung deines Kindes gestärkt wird. Sie helfen dir dabei, verspielte Familienmomente zu schaffen, die sich leicht und stärkend anfühlen und die helfen, Gefühle zu begleiten, Alltagsstress auszugleichen und dein Kind in emotionalen Zeiten zu stärken. Zu dem Begriff Spielen gehört in diesem Buch, Kindern durch gemeinsame Zeit, Spielangebote, Alltagsmaterialien und achtsame Rückmeldungen möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen zu ermöglichen. Zielfreies und freudiges Spielen ist Basteln, Gestalten, Bewegen, Bauen, Erforschen, Kochen, Ausprobieren und Experimentieren mit Gegenständen. Spielerische Alltagsaufgaben, z. B. einen Obstsalat gemeinsam zu schneiden oder die Blumen zu gießen, kindgerecht und mit Freude gemeinsam zu erleben, sind ebenfalls Spielen. Dazu gehört, Zeit mit deinem Kind zu verbringen, ihm Spielzeit zu ermöglichen und soziale Kontakte mit anderen Kindern anzubahnen oder zu erlauben. Spielen ist eure Chance, eure Verbundenheit zu stärken.
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Seitenzahl: 233
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Schön, dass du da bist!
Spielen ist eine Superkraft
Spielen statt Therapie
Was ist bindungsstärkendes Spielen?
Was bewirkt Spielen?
Das bedeutet „Spielen“ in unserem Buch
Die verschiedenen Phasen des Spielens
Spielerische Wiederholung
Alle Spielphasen sind wichtig
Spielen ist ein Bindungsbooster
So stärkt ihr spielerisch eure Bindung
In der Nähe sein gibt Sicherheit
Das Bindungsbaum-Konzept
Bindungswurzeln – von der Verunsicherung zur Stärkung
Das bedeuten die 7 Bindungswurzeln für euch
Warum deinem Kind Spielen schwerfallen kann
Gemeinsame Zeit ist Bindungszeit
So wird Spielen zum Bindungsmoment
Bedingungslose Liebe erlaubt Fehler
Wecke dein inneres Spielkind
Blick auf deine eigenen Spielerfahrungen
Wenn dir Spielen mit deinem Kind schwerfällt
Alle spielen unterschiedlich
Motivation statt Erwartungsdruck
Überwinde deine Schuldgefühle
Entdecke die Leichtigkeit des Spielens
So funktioniert Spielen im stressigen Alltag
Nutze eure kostbare Zeit
Feste Zeitvorgaben setzen unter Druck
Die Sache mit dem Zeitmangel
Mach Spielzeit zur medienfreien Zeit
Mahlzeiten spielerisch gestalten
So macht Aufräumen mit deinem Kind Spaß
Raus aus dem Alltagsstress, rein ins gemeinsame Spielen
Du bist der Wohlfühlort für dein Kind
Bei Spielzeug ist weniger mehr
Unbegrenzte Spielmöglichkeiten
Mit allen Sinnen spielen
So begleitest du dein Kind achtsam
Spielideen entwickeln geht ganz leicht
Komm auf neue Ideen durch Veränderung
Wenn du dich vom Spielen überfordert fühlst
Wie Eltern ihre Differenzen beim Spielen überwinden
Klare Absprachen helfen
Steht zu eurer Erschöpfung
Konflikte mit deinem Kind im gemeinsamen Spiel
Das passende Spiel für die Gefühle deines Kindes
So verstehst du, was dein Kind dir sagen will
Geschwister im Spiel begleiten
Zwillinge im Spiel begleiten
Lautstärke im Spiel verstehen
Intensive Emotionen und Gefühlsüberflutung
Umgang mit Wut und Aggressionen
Traurigkeit im Spiel begleiten
Rückzug als Botschaft
Was sagen Langeweile und Desinteresse aus?
Der Hilferuf der Verweigerung
Der Umgang mit Sprunghaftigkeit
So stärkst du dein Kind in emotionalen Zeiten
Wenn in der Familie jemand erkrankt
Die Geburt des Geschwisterkindes
Wenn ein Umzug verunsichert
Die Trennung der Eltern
Wenn eine geliebte Person gestorben ist
Wenn Kriegsnachrichten dein Kind verunsichern
Mobbing unter Geschwistern
Wenn die Ferien langweilig sind
Spielen bei Hochsensibilität, Autismus-Spektrum, AD(H)S
Bei Hochsensibilität Gefühle sortieren
Spielsprache im Autismus-Spektrum
AD(H)S spielend begleiten
Nachwort
Danksagung
Zum Weiterlesen
Wenn du an deine Kindheit zurückdenkst, an welche Spiele erinnerst du dich? Was und mit wem hast du besonders gerne gespielt? Wann hast du dich beim Spielen geborgen und frei gefühlt? Hattest du ein Lieblingsspielzeug? Vielleicht kannst du dich auch noch an Situationen erinnern, wo du im Spiel über dich hinausgewachsen bist und danach so richtig stolz auf dich warst.
Erfahrungen, die wir in unserer Kindheit sammeln, bleiben ein Leben lang. Sie sind uns nicht immer bewusst, aber sie sind Teil eines Fundaments, auf dem sich unsere Persönlichkeit entwickelt. Je mehr Selbstwirksamkeits- und Bindungserfahrungen wir sammeln dürfen, desto tragfähiger wird dieses Fundament.
Die wertvollsten Erinnerungen, die dein Kind für sich sammeln kann und die es für immer tief in seinem Herzen tragen wird, sind liebevolle Erfahrungen mit dir, mit seinen Eltern. Für seine gesunde psychische Entwicklung benötigt es von dir, dass es seine Persönlichkeit entfalten darf und so angenommen wird, wie es ist. Dass du dich zuverlässig um seine Bedürfnisse bemühst – und das Wichtigste: Es benötigt deine bedingungslose Liebe.
Was das mit bindungsstärkendem Spielen zu tun hat? Wenn du mit deinem Kind spielst, stärkst du nicht nur die Entfaltung seiner eigenen Persönlichkeit, du unterstützt es auch dabei, dass es sich gesund entwickeln kann, ohne dass du dabei an deine Grenzen kommen wirst. Spielen bewirkt bei deinem Kind nicht nur, dass es sich entwickeln kann, es nährt auch eure Bindung, und die Kombination aus beidem stärkt seine psychische Gesundheit.
Mit unserem Buch möchten wir dir mehr Sicherheit und Freude schenken für dein bindungsstärkendes Spielen mit deinem Kind. Denn im Netz werden beim Thema Spielen oft Ängste und Schuldgefühle geschürt. Wir möchten dir zeigen, wie leicht und verbindend sich Spielen anfühlen kann und dass du dabei keine Standards erfüllen musst. Ganz im Gegenteil: Du darfst dir beim bindungsstärkenden Spielen voll und ganz vertrauen und wir zeigen dir, wie es geht.
Wir wollen dir mit unserem Buch dein Vertrauen in dich und dein Kind zurückgeben. Es wird dir helfen zu verstehen, warum elterliche Liebe, Geborgenheit und Zuverlässigkeit genauso eine Bedeutung für dein Kind haben wie Essen, Trinken und Schlafen.
Unser Wunsch ist es, dich durch unser Buch zu entlasten, denn bindungsstärkendes Spielen mit deinem Kind soll kein neues Projekt für euch sein. Spielen ist alltagstauglich und dabei so wertvoll. Wir möchten dir zeigen, wie du es in euren Alltag integrierst und wie sich euer Familienleben dadurch entspannt.
In diesem Buch kommen Eltern zu Wort, die dir zeigen, wie sie durch Spielen mit ihrem Kind ihren Familienalltag entspannen konnten. Wir sind Gundula Göbel und Marga Bielesch, und wir setzen uns seit vielen Jahren für die psychische Gesundheit von Kindern und ein bindungsstarkes Aufwachsen, aber auch Familienleben ein.
Schön, dass du da bist!
Bist du oft unsicher, was du mit deinem Kind spielen sollst? Fehlen dir Ideen für ein gemeinsames Spiel oder einfach Zeit im Alltag? Bist du manchmal demotiviert, stundenlang ein und dasselbe Spiel mit deinem Kind zu spielen? In diesem Kapitel zeigen wir dir, was bindungsstärkendes Spielen ist und welche Kraft in ihm steckt.
Ja, der Familienalltag kann herausfordern, weil du einfach unfassbar viele Aufgaben zu erledigen hast. Du begleitest dein Kind nicht nur ins Leben, versorgst seine Bedürfnisse, stärkst seine Gefühle und sorgst für seine Gesundheit. Du musst zusätzlich auch noch dich und deine Bedürfnisse gut im Blick behalten, deiner Beziehung Aufmerksamkeit schenken, Freundschaften pflegen, deinem Beruf nachgehen, den Haushalt erledigen, die Planung und Organisation von Aufgaben und Terminen koordinieren. Du musst ganz schön viel leisten. Denkst du dir dann manchmal: Und jetzt soll ich auch noch mit meinem Kind spielen?
Viele Eltern meinen, gemeinsam zu spielen bedeutet, seinem Kind dauerhaft Spielangebote zu machen oder Spielanleiter zu sein. Hier liegt aber ein Missverständnis vor, denn wie soll ein Kind seinem Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit nachgehen, wenn es ständig alles vorgegeben bekommt? Unter starrer Anleitung zu spielen, wird schnell langweilig und führt zu Frustrationen, die nicht selten in Eltern-Kind-Konflikten münden. Kein Kind möchte nonstop bespielt werden, vielmehr möchte es Erwachsene an seiner Seite haben, die sich auf sein Spiel einlassen.
Das bindungsstärkende Spiel hat die Bedürfnisse aller Familienmitglieder im Blick, denn verspielte Familienmomente dürfen sich leicht und stärkend anfühlen. Das geht leichter, als du denkst.
Beim Spielen kommt ein Kind mit vielen Sinnesreizen in Kontakt, wodurch es jede Menge lernt. So ist Spielen viel mehr, als einen Baustein von links nach rechts zu schieben. Auf den ersten Blick erscheint diese Tätigkeit vielleicht simpel, aber wenn du genauer hinsiehst, lernt dein Kind dabei unheimlich viel. Es sammelt z. B. motorische Erfahrungen, übt Koordination, muss seine Kraftdosierung angemessen einsetzen. Es speichert den Bewegungsablauf in seinem Gehirn ab, was dazu beiträgt, dass sich sein Gehirn entwickelt.
Du kannst dies auf alle Spielideen oder Spielformen deines Kindes übertragen, auch wenn sie dir noch so unnütz erscheinen. Wenn dein Kind spielt, lernt es, und zwar auf kognitiver, motorischer, sprachlicher, sozialer und auf emotionaler Ebene. Also schenk dem kindlichen Spiel viel Beachtung.
Hat dich die Überschrift des Kapitels etwas irritiert? Wir sind davon überzeugt: Dürfen gesunde Kinder ausgiebig spielen und dadurch auf allen Sinneskanälen lernen, kann sich der Bedarf an Therapie verringern. Wir wollen damit verdeutlichen, dass Eltern im Grunde selbst die „Therapeuten“ oder „Therapeutinnen“ für ihre Kinder sind, denn Kinder lernen am liebsten und am besten von ihnen. Ganz unaufgeregt im Spiel.
BEKOMMEN KINDER RAUMFÜR SINNESERFAHRUNGEN,DANNBENÖTIGENSIEKAUMZUSÄTZLICHE FÖRDERPROGRAMME.
Natürlich hat auch die Superkraft Spielen ihre Grenzen. Gibt es beispielsweise organische Ursachen für ein sprachliches Defizit bei einem Kind, dann müssen selbstverständlich Fachkräfte, also Logopädinnen oder Logopäden, mit ihm arbeiten. Übrigens wird auch in der Therapie, z. B. Logopädie oder Ergotherapie, mit Kindern gespielt. Bei psychischen Belastungen, Erkrankungen, traumatischen Erfahrungen, aber auch, wenn Eltern an ihre Grenzen kommen oder Kinder Aufarbeitung oder Strategien für ihre Entwicklung benötigen, ist das Aufsuchen einer Kinder- und Jugendlichen-Psycho-Therapeutischen Praxis notwendig. Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen spielen auch innerhalb der Therapie mit Kindern. Wie du merkst, kann Spielen ganz schön viel.
Bindungsstärkendes Spiel ist zugewandt, miteinander verbunden, „zweckfrei“ und meist ohne definiertes Ziel. Es unterscheidet sich von klassischen Bindungsspielen darin, dass du dafür keine „Anleitung“ benötigst. Wenn du die kleinen Momente des Alltags für bindungsstärkendes Spielen nutzt, z. B. gemeinsam spielerisch Wäsche aufhängen und dabei ein Lied summen, dann stillst du nicht nur die Bedürfnisse deines Kindes nach Bindung, Zugehörigkeit, Dialog oder Selbstwirksamkeit, sondern auch deine eigenen.
Spielen ist eine liebevolle Möglichkeit, um mit deinem Kind in Verbindung zu treten, es zu beobachten und zu verstehen. Dabei ist nicht die Fülle an Aktivitäten entscheidend, sondern wie sehr ihr im gemeinsamen Spielmoment in Kontakt miteinander seid. Erhält dein Kind von dir z. B. eine Rückmeldung auf sein Spielangebot, wenn es dir etwas gibt?
Gemeinsam zu spielen, zu erleben und miteinander zu wachsen, macht dein Kind mental und körperlich stark. Es geht um die Zeit, die ihr miteinander verbringt, und um Vertrauen, Selbstwirksamkeit, Erforschen, Liebe, Nähe, Geborgenheit, Feinfühligkeit, Orientierung und Leichtigkeit. Gemeinsam und im Vertrauen die Welt zu entdecken.
Darf sich dein Kind ausprobieren, z. B. auf einen Baum klettern, dann sammelt es motorische Erfahrungen in Bezug auf Koordination, Ausdauer oder Kraftdosierung und lernt seinen Körper kennen. Zusätzlich lernt es auch, in sich und seine Fähigkeiten zu vertrauen. Das wiederum stärkt seine psychische Gesundheit und sein Selbstvertrauen. Auch die Sprachentwicklung deines Kindes ist eng verbunden mit euren gemeinsamen Spielerfahrungen, denn beim Spielen erweitert dein Kind seinen Wortschatz und du bist dabei ein wichtiges Vorbild.
Dein Kind lernt beim bindungsstärkenden Spielen z. B. …
• sich, seinen Körper und die Welt kennen.
• Wörter für Dinge und Ereignisse, welche es emotional berühren, interessieren und motivieren.
• dass es sich in einem bedeutungsvollen Kontext besonders gut entwickelt.
• seinen Wortschatz zu erweitern und seine Sprache weiterzuentwickeln.
• seine Grob- und Feinmotorik und sein Gleichgewicht auszubilden.
• schwierige Situationen oder Aufgaben zu lösen.
• seine Eigenständigkeit und sein eigenes Handeln zu erweitern und fantasievoll zu agieren.
• Verlässlichkeit, Sicherheit und Orientierung.
Kinder erspielen sich die Welt, und deine Aufgabe ist es, dein Kind dabei zu unterstützen und seine Impulse zu begleiten. Bindungsstärkendes Spielen bedeutet, dein Kind beim Spielen zu begleiten, feinfühlig auf seine Spielangebote einzugehen und Blickkontakt zu halten, um die Bedürfnisse deines Kindes zu verstehen. Es bedeutet, dabei zu sein und sich leiten zu lassen.
Ein Spielangebot ist z. B.,
• wenn dir dein Kind beim Spaziergang etwas zeigen möchte,
• wenn es dir Kreide gibt, um dich zum gemeinsamen Malen einzuladen,
• wenn es dich anspricht, ob du mit ihm spielen möchtest.
Spielen ist nicht nur die Arbeit deines Kindes, sondern auch seine Sprache. Und wenn du es schaffst, diese zu verstehen, dann stärkt das nicht nur eure Eltern-Kind-Beziehung, sondern auch die Entwicklung deines Kindes.
Spielen ist ein absoluter Entwicklungs- und Bindungsbooster, denn beim gemeinsamen und bindungsstärkenden Spiel kannst du dein Kind im wahrsten Sinne des Wortes aufs Leben vorbereiten und es ist gut für seine psychische Gesundheit. Dein Kind macht sich im bindungsstärkenden Spiel mit dir und mit anderen sein eigenes Bild von der Welt, deutet und gestaltet diese. Es entdeckt seinen Platz im sozialen Miteinander und seine Selbstwirksamkeit.
Dein Kind ist der Experte bzw. die Expertin für seine bzw. ihre Lebenssituation. Hör ihm gut zu und beachte seine Bedürfnisse und wie du ihnen nachkommen kannst. Je mehr dein Kind spielt, umso mehr wächst es! Im gemeinsamen Spiel mit dir sammelt es vor allem Körper- und Beziehungserfahrungen. Kinder denken oft, dass sie falsch sind. Zeige deinem Kind durch Interesse an ihm seinen Wert.
Spielen ist zweckfreies Ausprobieren und führt dazu, dass sich das Gehirn deines Kindes vernetzt. Ergebnisse aus der Hirn- und Lernforschung deuten darauf hin, dass hier vor allem das freie Spielen aufgrund einer höheren intrinsischen Motivation des Kindes zu einer besseren Vernetzung im Gehirn führt. Spielen aktiviert das neuronale Netzwerk und es werden Botenstoffe ausgeschüttet. Wenn etwas funktioniert hat, dann wird das sogenannte Belohnungszentrum aktiviert und motiviert dein Kind zum weiteren Spielen.
Wiederholungen im Spiel, des Ablaufs oder von Sequenzen ist für die Verarbeitung im Gehirn und für das Verständnis von Zusammenhängen ganz wichtig. Im Spiel probiert dein Kind neue Ideen und Bewältigungsstrategien aus und integriert diese. Wenn du mit deinem Kind gemeinsam und zugewandt spielst, dann aktiviert das seine Entwicklungsprozesse und stärkt eure Bindung. Spielen ist für die Entwicklung deines Kindes extrem wichtig.
KINDERSPIELEN,UMSICHZUENTWICKELN,UNDDURCHDIESE ENTWICKLUNGSPIELENSIEIMMERWIEDER.
Das Spielen ist, wie bereits beschrieben, in den verschiedenen Lebens- und Entwicklungsphasen ganz unterschiedlich und entwicklungs- sowie bindungstragend. Durch das Spielen werden Fähigkeiten, Zusammenhänge und soziales Miteinander erlernt. Eigene Grenzen und die Grenzen von anderen werden spielerisch erfahren und diese Erfahrungen können später im Alltag genutzt werden.
Zu dem Begriff Spielen gehört in diesem Buch, Kindern durch gemeinsame Zeit, Spielangebote, Alltagsmaterialien und achtsame Rückmeldungen möglichst viele unterschiedliche Erfahrungen zu ermöglichen. Zielfreies und freudiges Spielen ist Basteln, Gestalten, Bewegen, Bauen, Erforschen, Kochen, Ausprobieren und Experimentieren mit Gegenständen. Spielerische Alltagsaufgaben, z. B. einen Obstsalat gemeinsam zu schneiden oder die Blumen zu gießen, kindgerecht und mit Freude gemeinsam zu erleben, sind ebenfalls Spielen. Dazu gehört, Zeit mit deinem Kind zu verbringen, ihm Spielzeit zu ermöglichen und soziale Kontakte mit anderen Kindern anzubahnen oder zu erlauben. Spielen ist eure Chance, eure Verbundenheit zu stärken.
Um das Spiel deines Kindes noch besser zu verstehen, ist es notwendig, die verschiedenen Spielphasen zu kennen, mit denen sich dein Kind auseinandersetzt.
Die früheste Phase des kindlichen Spiels ist das Funktionsspiel, auch sensomotorisches Spiel genannt. Es ist der Nährboden für alles, was an weiterer Entwicklung folgt. Ab seiner Geburt entdeckt dein Kind beim Funktionsspiel seinen Körper. Es lernt mit allen Sinnen, daher der Begriff sensomotorisches Spiel.
In den ersten Lebensjahren entwickelt sich das kindliche Gehirn rasant und auf besonders prägende Weise. Im sensomotorischen Spiel lernen Babys ihren Körper und die Umwelt zu begreifen. Durch das Einsetzen aller Sinne, z. B. Hören, Sehen, Fühlen, Riechen, Tasten, Schmecken, Wahrnehmen, und auch durch gezielte Wiederholungen werden neue Fähigkeiten eingeübt oder erst kennengelernt.
Im körperbezogenen Funktionsspiel erforscht dein Kind den Körper aus Freude an Bewegung. Das Baby berührt seine Arme, Hände, Füße und später auch dein Gesicht. Anfangs vielleicht noch etwas unkoordiniert, werden mit zunehmender Zeit und Übung Bewegungsabläufe immer gezielter möglich, z. B. Hand zum Mund führen.
Führt das Baby die Bewegungen mit Freude durch und hat dabei Erfolgserlebnisse, wiederholt es diese stetig. Dies schult seine Wahrnehmung und führt über kurz oder lang zur Entstehung eines Körpergefühls. Ganz spielerisch probiert dein Kind seine körperlichen Fähigkeiten aus, was zugleich die Sinne schult.
Später versucht ein Baby gezielt nach Gegenständen zu greifen. Sobald es dann z. B. eine Rassel in den Händen hält, versucht es damit zu spielen und diese zu erkunden. Am liebsten erkunden Babys die Welt, indem sie alles in den Mund nehmen. Aber nicht nur Gegenstände sind für ein Baby interessant, es greift genauso gerne nach Personen in seiner Nähe. Das gezielte Greifen wiederholt ein Baby so oft, bis es sich mit dem Bewegungsablauf sicher fühlt. Durch die Erkundung seiner Umgebung und des Spielmaterials setzt es sich zugleich mit der dinglichen Welt auseinander.
Babys oder Kleinstkinder werfen z. B. ihre Trinkflasche aus einem Forscherdrang heraus immer wieder zu Boden. Sie wollen die Welt verstehen und probieren immer wieder aufs Neue aus, wie sich Dinge und Menschen verhalten, wenn sie etwas Bestimmtes tun. Fällt die Trinkflasche genauso zu Boden wie die Puppe? Geschieht der Ablauf immer gleich oder fällt eines von beiden schneller? Hebt Mama die Trinkflasche wieder auf? Lacht sie dabei oder wirkt sie auch mal verärgert? Es lernt dadurch nicht, dass es dich „im Griff hat“, weil du z. B. die Trinkflasche immer wieder aufhebst – was Kindern diesbezüglich oft unterstellt wird –, sondern, dass es ausprobieren darf.
Kinder lernen durch diese Form des Spiels Oberflächen, Farben, Geräusche, Gerüche, Reaktionen und die Welt kennen. Türme stapeln, Schubladen ausräumen, Matschen, Gegenstände schütteln, Klammern einräumen oder an Dingen ziehen sind typische Spieltätigkeiten in diesem Alter. Immer wiederkehrende Spielvorgänge, Frustrationen gemeinsam auszuhalten und nicht vorzeitig in das Spiel einzugreifen, um Dinge fertigzustellen, z. B. beim Turmbauen, bedeutet für ein Kind, dass es etwas lernen kann.
Du kannst dein Kind in dieser besonderen Spielphase liebevoll begleiten, indem du ihm Zeit für Eigenaktivität ermöglichst und es vor Reizüberflutung, z. B. durch laute Geräusche oder intensive Gerüche, schützt. Spaß an etwas zu haben ist die Voraussetzung für Motivation, Erfahrungen und Vernetzung im Gehirn. Deine Aufgabe ist es, dein Kind dabei zugewandt zu begleiten, wenn es das möchte. Es reicht, wenn du bei ihm bist und ihm ermöglichst, sich auszuprobieren.
Mit ca. zwei Jahren fangen Kinder langsam an, auch vermehrt mit anderen Kindern zu spielen. Die Freundschaften deines Kindes können dir dabei helfen zu entspannen, und dein Kind kann soziale Erfahrungen sammeln. Es entwickelt sich zuerst durch die Erfahrungen und Interaktion, die es mit dir sammelt, später kommen immer häufiger Kinderfreundschaften dazu. Dennoch bleibst du für dein Kind ein ganz wichtiger Spielpartner!
Aus dem Familienalltag
Es gab eine Zeit, da stritten meiner Tochter und ich uns viel. Lina war am Abend immer so müde und weinerlich. Ich war darüber besorgt, aber manchmal auch verärgert. Sie wollte in der Zeit abends gerne baden, was ich aber nicht immer realisieren konnte, weil mir manchmal einfach die Zeit fehlte. Darüber war meine Tochter natürlich nicht sehr glücklich.
Damit wir uns nicht in Dauerkonflikten verstrickten, stellte ich ihr einen kleinen Tisch ins Bad. Lina holte sich eine Flasche Wasser und ich gab ihr kleine Gefäße. Sie spielte über Wochen abends mindestens eine Stunde vertieft mit Wasser und allen Gefäßen und war danach wie ausgewechselt. Manchmal schaute ich ihr auch dabei zu, aber meistens wollte sie für sich sein.
Interaktionsspiele sind Spiele, in denen zwei oder mehrere Personen miteinander in Kontakt und im kommunikativen Austausch sind. Die ersten Interaktionsspiele, z. B. „Kuck Kuck“, spielt dein Kind mit dir als Elternteil. Mit zunehmendem Heranwachsen spielt es auch mit anderen Spielpartnern z. B. Fangen oder Verstecken.
Durch Konstruktionsspiele erlernt dein Kind, wie es durch Alltagsgegenstände, Bauklötze oder mit Sand etwas erschaffen und von Beginn an bauen kann. Bauklötze werden als Turm aufgebaut, Schüsseln ineinander gesetzt, Höhlen entstehen mit Decken und Kissen. Es erfährt im Spiel, was möglich ist und was nicht funktioniert. Dein Kind probiert sich so aus, es geht um Versuch und Irrtum. Es lernt durch Anwendung.
Dein Kind nutzt seine ganzheitlichen Fähigkeiten wie Kraftdosierung, Feinmotorik, Grobmotorik und oft auch die verbale oder nonverbale Sprache, diese begleitet das Spiel. Die Definition sagt, ein Konstruktionsspiel ist es, wenn durch verschiedene Gegenstände oder Elemente ein Produkt entsteht, z. B. ein Turm. Zuerst sind es eher einfache Bauten, welche nach und nach komplexer werden. Erst wird aus Bausteinen ein Turm und später ein Haus gebaut.
Bewegungsspiele spielt dein Kind in jedem Alter, denn sie machen nicht nur Spaß, sondern sind auch für seine Entwicklung enorm wichtig, wie alle anderen Spielformen im Übrigen auch. Bewegung lässt die Nerven wachsen, ist gut für die Merkfähigkeit und steigert die Konzentration.
Alle Kinder lernen durch Vorbilder. Indem dein Kind dich oder andere Bezugspersonen nachahmt, wächst es in seine soziale Umgebung hinein und findet sich in seiner Welt zurecht. In „Als-Ob-Spielen“, die Kinder mit ca. zwei Jahren spielen – z. B. Tee-Party, eine Puppe stillen oder wickeln –, erfüllt sich dein Kind sein Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung.
Aus dem Familienalltag
Meine Tochter spielte zum ersten Mal „als ob“ mit etwa 18 Monaten. Fast alle Kinder in der Nachbarschaft hatten einen kleinen Puppenwagen, den sie vor sich herschieben konnten. Wir hatten einen solchen Wagen nicht. Eines Morgens beim Spaziergang nahm meine Tochter beide Hände vor sich und tat so, als würde sie einen Puppenwagen schieben. Fröhlich lief sie neben mir her und freute sich über ihren imaginären Wagen.
Bei meinem Sohn fing es sogar noch ein bisschen früher an. Wann immer er etwas in den Mund stecken wollte, was er nicht essen sollte, sagte entweder ich oder aber seine Schwester, dass er das nur „in Spiel“ essen dürfe. Nach wenigen Malen hatte er das verstanden und spielte nun immer häufiger, dass er etwas koche, es dann aber nur in Spiel esse. Ein netter Nebeneffekt war, dass ich mir nie Sorgen machen musste, dass er sich kleine Steine oder andere Gegenstände tatsächlich in den Mund stecken würde.
Apropos in den Mund stecken: Meine Kinder lieben es, im Sandkasten für mich zu kochen. Da werden die besten Sand-Kräuter-Suppen und Waldblatteissorten kredenzt – immer mit dem Beisatz „Mama, du darfst aber nur in Spiel essen“.
Im Rollenspiel lernt dein Kind, sich in andere Personen hineinzufühlen. Es schlüpft in verschiedene Rollen und ist mal Mama oder Papa, Arzt oder Polizistin.
Zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr entwickeln Kinder ihre Fantasie und Vorstellungskraft von der Welt. So, dass sie diese Welt im Rollenspiel nachspielen, entdecken und integrieren. Im Sandkasten gibt es z. B. leckere Eiskugeln.
Das Rollenspiel ist prägend für die soziale, sprachliche, emotionale und kognitive Entwicklung. Für dein Kind ist die Handlung real und gleichzeitig gibt es Informationen ans Gehirn, dass es als Spiel verstanden wird. Bei Vorschulkindern ist das Rollenspiel im Möglichkeitsraum komplexer als zuvor. Das bedeutet, Kinder erleben und erfahren in ihrem Rollenspiel kreativ-experimentelle, imaginative oder gestalterische Abläufe.
Kinder in diesem Alter spielen nicht mehr alles mit Materialien, sondern ihre Vorstellungskraft reicht: Sie können Handlungen auch planen und verarbeiten und abstrakter ihr „inneres“ Handeln und Denken umsetzen. Wenn sie Hundefamilie spielen, wissen sie, dass sie nicht echte Hunde werden oder sind, können sich abstrakt aber in die Rolle „Hund“ hineinversetzen und weitere Handlungsideen integrieren. Es ist von großer Bedeutung, zwischen Wirklichkeit und Spielwirklichkeit unterscheiden zu können. Dafür ist das Rollenspiel ein wunderbarer Helfer.
Aus dem Familienalltag
Mein Sohn lud mich oft ein, mich zu ihm in die Spielecke zu setzen. Milan hatte ein kleines Flugzeug in der Hand. Er lief in der Spielecke herum und ließ es geräuschvoll fliegen. Er wartete auf seinen Bruder, der noch nicht da war.
Ich sah ihm eine Zeit lang zu und der Motor des Flugzeugs wurde immer lauter und fing auch noch an zu stottern. Ich fragte Milan, ob das Flugzeug genug Benzin hätte, und wurde sofort belehrt, dass Flugzeuge ja eigentlich mit Kerosin fliegen. Ich fragte: „Stürzt das Flugzeug jetzt gleich ab?“ Milan überlegte … und nickte dann verheißungsvoll.
Im selben Moment landete das Flugzeug stotternd vor meinen Füßen. Milan sagte: „Das Flugzeug muss getankt werden!“ Ich fragte: „Wo kann man denn ein Flugzeug tanken, an einer Tankstelle gibt es ja nur Benzin?“ „… und Diesel!“, sagte Milan. Er überlegte nicht lange und sagte: „Ein Flugzeug kann man auf einem Flughafen tanken! Okay … brauchen wir die Bausteine!“ Milan übernahm sogleich die Rolle des „Bauleiters“ und des „Flughafenleiters“.
Regelspiele spielt dein Kind kurz vor Schulbeginn und es lernt dabei den Umgang mit Täuschen, Regeln und Frustrationen. Regelspiele haben einen festgelegten Anfang und ein festgelegtes Ende. Die Regeln sind vorgegeben, können aber nach Absprache mit den Spielpartnern, z. B. anderen Kindern, verändert werden.
Die unterschiedlichen Spielformen auf einen Blick
SO BEGLEITEST DU DEIN KIND ACHTSAM IN ALLEN SPIELPHASEN:
• Sorge dafür, dass ihr beim Spielen nicht gestört werdet, z. B. durch einen Anruf oder eine Nachricht.
• Sprich liebevoll mit ihm, denn der Tonfall deiner Stimme macht ganz viel mit deinem Kind.
• Entschleunige euer gemeinsames Spiel.
• Reduziere deine Erwartungen, Spielen soll Spaß machen und keine Standards erfüllen.
• Nimm dich zurück und unterbrich nicht ständig das Spiel deines Kindes, sondern folge ihm und frage, welche Rolle du im Spiel übernehmen kannst.
• Hab gut das Alter und das Temperament deines Kindes im Blick.
• Führe Dialoge anstatt Monologe: Gib deinem Kind Zeit, um zu sprechen, und Zeit für Wiederholungen.
• Ermögliche ihm, spielerisch zu „lernen“ mit z. B. Bauklötzen, mit denen es räumliche Verhältnisse (darüber, darauf, daneben, davor) kennenlernen kann sowie auch die passenden Begriffe.
Für die Entwicklung deines Kindes ist es sehr wichtig, dass es alle Spielphasen durchlaufen kann. Denn die Sinneserfahrungen, die dein Kind in den verschiedenen Spielphasen sammelt, bauen aufeinander auf und führen dazu, dass es die Welt und sich selbst in seiner Komplexität immer besser versteht. Wird einem Baby oder Kleinkind die sensomotorische Spielphase nicht ermöglicht, weil es z. B. sein Spielzeug nicht in den Mund nehmen darf oder seine Eltern nicht auf seine Laute reagieren, dann wird dies Einfluss auf seine weitere Entwicklung, aber auch seine Spielentwicklung haben. Das Kind konnte dann nicht erfahren, dass sein Wirken etwas bewirkt.
Werden Babys mit ihrer Art der Mitteilung, z. B. einen Laut von sich geben, um einen Dialog zu starten, nicht verstanden, werden sie unruhig, zeigen weniger Experimentierfreude und es fällt ihnen schwer, sich in die nächste Spielphase zu spielen.
Wenn sich ein Kind nicht jede Spielphase nach seinen Möglichkeiten erspielen darf, kann dies Auswirkungen auf seine Entwicklung haben und diese sogar blockieren. Ein Kind fühlt sich zum einen nicht verstanden und zum anderen sind seine Sinnesreize nicht angemessen aktiviert und ausgebildet. Dem Kind fehlen dann letztendlich Sinneserfahrungen, was sich darauf auswirken kann, Neues zu lernen oder in angemessene Interaktion zu gehen, z. B. mit anderen Kindern. Das wiederum bedeutet für das Kind, dass es Schwierigkeiten haben wird, mit anderen Kindern zu spielen, was sein Selbstwertgefühl beeinträchtigen kann.
Spielen für eine gesunde Entwicklung
Wird die Spielphase des Experimentierens oder der Bewegungsspiele nicht angemessen ausgelebt, dann kann sich dies z. B. in motorischen Auffälligkeiten zeigen. Eine blockierte Spielentwicklung beeinflusst auch die psychische Gesundheit eines Kindes, da ihm so altersentsprechende Erfahrungen genommen werden. Darf ein Kind nicht selbstwirksam spielen, sondern bekommt alles vorgegeben, dann sind alle Entwicklungsbereiche, also die motorische, sensorische, soziale sowie emotionale Entwicklung, betroffen.
Deshalb ist es uns auch so wichtig, für das Thema Spielen zu sensibilisieren. Denn du bist der Spielpartner oder die Spielpartnerin deines Kindes und trägst damit einen wertvollen Teil dazu bei, dass es sich gesund entwickeln kann.
SO UNTERSTÜTZT DU DEIN KIND BEIM SPIELEN:
• Schenke deinem Kind Freiraum für seine eigene Entwicklung und greife so wenig wie möglich in sein Spiel ein. Lass es Neues entdecken.
• Ermögliche ihm Selbstwirksamkeit beim Spielen, indem sich dein Kind ausprobieren darf, z. B. auf ein Klettergerüst klettern.
• Du kannst dein Kind dabei unterstützen, frühere Spielphasen nachzuholen, indem du es z. B. Dinge in den Mund stecken lässt und es matschen darf. Fünfjährige Kinder krabbeln gerne wie ein Hund oder eine Katze durch den Garten, sechsjährige wollen auf die Babyrutsche. Ermögliche deinem Kind all das.
• Schau, was dein Kind an Spielmöglichkeiten braucht oder was es daran hindert zu spielen. Jedes kindliche Spiel hat seinen Grund.
• Bewerte dein Kind nicht, wenn es spielt, und kommentiere das Spiel nicht, z. B. „Dafür bist du schon zu groß oder zu alt“, denn das nimmt ihm die Freude am Spielen.
Sicherlich hast du schon einiges über die Bedeutung von Bindung und Spielen gelesen. Und ja, natürlich spielt jedes Kind auf seine eigene ganz wunderbare Weise. Es macht aber einen großen Unterschied, wie du mit deinem Kind spielst und ob auch du beim Spielen Freude erlebst. Bindungsstärkendes Spielen lässt übrigens auch dich wachsen. Denn jeder liebevolle Augenblick, den ihr gemeinsam erlebt, stärkt eure Bindung. Aber was bedeutet das für euren Alltag? Was steckt in dem Begriff Bindung und wie kann diese im Spiel genährt werden?
Die Bindung, also die innere Verbundenheit zwischen dir und deinem Kind, kannst du dir vorstellen wie eine unsichtbare Nabelschnur, die euch emotional verbindet. Die Hebamme und Autorin Brigitte Meissner hat dazu ein wunderbares Konzept des Herzensfadens entwickelt: Stell dir vor, wie der unsichtbare Herzensfaden dich und dein Kind verbindet, im gemeinsamen Spiel, wenn dein Kind für sich spielt oder mit anderen Kindern. Eure vertraute und verlässliche Bindung könnt ihr dennoch spüren.
Der Bindungsforscher John Bowlby hat dazu viele Erkenntnisse gesammelt. Er konnte beobachten, wie sich eine sichere Bindung von Eltern und Kindern kraftvoll auf die psychische Gesundheit, Experimentierfreunde, die Gefühle und die Entwicklung des Kindes auswirkt.