Ssukgat - Michelle Bang - E-Book

Ssukgat E-Book

Michelle Bang

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Beschreibung

Die koreanische Lebensart gilt als eine der gesündesten der Welt. Präventive Selbstfürsorge ist Teil davon. Seit Jahrtausenden geben Familien ihr Wissen wie Erbstücke von Generation zu Generation weiter. Doch nun drohen diese Praktiken in Vergessenheit zu geraten. In ›Ssukgat‹ nimmt die koreanische Amerikanerin Michelle Jungmin Bang die Leser mit auf eine Reise durch Südkorea. Sie versammelt Rezepte, Reisenotizen und vor allem inspirierende Geschichten von Menschen, die die traditionellen Praktiken lebendig halten. Sie führt uns zu den buddhistischen Nonnen in die Berge Koreas, in ein Küstendorf mit sogenannten »Meerjungfrauen« auf der Insel Jeju oder in das urbane Seoul, wo Jung und Alt in Kur- und Saunahäusern Entspannung finden. Die Idee, Symptome zu stoppen, bevor sie chronisch und vielleicht irreversibel werden, steht im Zentrum der koreanischen Medizin. Sie setzt auf natürliche, wirksame und sogar nachhaltige Lösungen und stellt damit die westliche konventionelle Vorstellung von Wohlbefinden und Gesundheit auf leise und radikale Weise auf den Kopf. Dieses charmante Handbuch bringt kulturelle und uralte Weisheiten aus Korea in den Rest der Welt.

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EPUB
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Seitenzahl: 270

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die koreanische Lebensart ist eine der gesündesten der Welt. Seit Jahrtausenden geben Familien ihr gesundheitliches Wissen wie Erbstücke von Generation zu Generation weiter. Doch nun droht es in Vergessenheit zu geraten. Auf der Suche nach den Weisheiten ihrer Vorfahren reist Michelle Jungmin Bang durch Südkorea. In ihrem Buch versammelt sie Rezepte, Reisenotizen und vor allem inspirierende Geschichten von Menschen, die die traditionellen Praktiken lebendig halten. Sie führt uns in ein Küstendorf mit sogenannten »Meerjungfrauen« auf der Insel Jeju, begibt sich in das urbane Seoul, wo Jung und Alt in Kur- und Saunahäusern Entspannung finden, und präsentiert alte Heilrezepte ihrer Großmutter, die – nach dem koreanischen Prinzip »Essen ist Medizin« – gesund und fit halten.

»Ein fesselndes Buch über alte koreanische Gesundheitspraktiken, das Ihnen hilft, kleine, aber nachhaltige Veränderungen im Alltag vorzunehmen.«

Frances Cha, Autorin

© Phoebe Miu

Michelle Jungmin Bang stammt aus einer Arztfamilie in Brooklyn. Als koreanische Amerikanerin der ersten Generation verbrachte sie sechzehn Jahre in Korea und Asien, auf der Suche nach dem Geheimnis der asiatischen Langlebigkeit. Sie ist Gesundheits- und Ernährungsberaterin und hat den MBA an der Harvard Business School gemacht. Als Mitbegründerin einer nachhaltigen Modemarke gewann sie mehrere Preise.

Sofia Blind lebt als Autorin, Übersetzerin und Gärtnerin im Lahntal. Bei DuMont erschienen zuletzt ihre Bücher ›Die alten Obstsorten‹ (2020) und ›Historische Rosen‹ (2023). Außerdem übersetzt sie u.a. die Werke von Ken Mogi, John Lewis-Stempel und Nigel Slater ins Deutsche.

Michelle Jungmin Bang

SSUKGAT

Vergessene koreanische Lebensweisheiten für Gesundheit und Langlebigkeit

Aus dem Englischen von Sofia Blind

Die Ratschläge in diesem Buch sind von der Autorin und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft worden. Sie ersetzen jedoch keinen Arztbesuch.

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne jegliche Gewährleistung des Verlages und der Autorin. Eine Haftung der Autorin oder des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ebenfalls ausgeschlossen.

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2025 unter dem Titel Sun and Ssukgat: The Korean Art of Self-Care, Wellness & Longevity bei Harvest, ein Imprint von William Morrow, New York

© Copyright by Michelle Jungmin Bang

E-Book 2025

© 2025 für die deutsche Ausgabe: DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Die Nutzung dieses Werks für Text- und Data-Mining im Sinne von §44b UrhG behalten wir uns explizit vor.

Übersetzung: Sofia Blind

Illustrationen und Fotos im Innenteil: Michelle Jungmin Bang

Umschlaggestaltung: Lübbeke Naumann Thoben, Köln

Satz: Angelika Kudella, Köln

E-Book-Konvertierung CPI books GmbH, Leck

ISBN E-Book 978-3-7558-1089-6

www.dumont-buchverlag.de

Ssukgat

Die Kraft von Ssukgat, der goldgelb blühenden Salatchrysantheme, wird oft ignoriert. Aber diese Pflanze ist mehr als eine hübsche Gartenblume. Ihre Heilkräfte werden in Korea seit Jahrhunderten geschätzt und von Generation zu Generation überliefert. Um Ssukgat zu finden, müssen Sie nach einem ihrer vielen Namen Ausschau halten – chinesisch Tong Ho, japanisch Shungiku, lateinisch Glebionis coronaria, englisch Crown Daisy oder Garland Chrysanthemum, deutsch Kronenwucherblume, Salat- oder Speisechrysantheme. Um sie anzubauen, können Sie Samen verwenden oder einen welken Stängel mithilfe von Erde, Sonne, Wasser und liebevoller Fürsorge erneut zum Blühen bringen. So kann Ssugkat immer wieder zum Leben erweckt werden – die Pflanze treibt jedes Mal Wurzeln, als wäre sie neu geboren.

Einleitung

Selbstfürsorge

Selbstfürsorge ist ein radikaler und dennoch jahrhundertealter Ansatz: das eigene Wohlergehen proaktiv zu steuern, anstatt nur zu reagieren. Es bedeutet, auf all die kleinen Dinge zu achten, die wir jeden Tag tun können, um uns besser zu fühlen und vermeidbaren Krankheiten und vorzeitigem Altern vorzubeugen, um ein längeres und erfüllteres Leben zu führen. Diese schlichte Weisheit praktizierten meine Vorfahren schon vor langer Zeit – eine Weisheit, die bewahrt und nicht vergessen werden sollte.

In der koreanischen Kultur bedeutet Essen Liebe und Selbstfürsorge

In koreanischen Familien verstecken sich Liebe und Anteilnahme überraschenderweise hinter Redensarten, die sich auf das Essen beziehen. »Hast du schon was gegessen?« ist ein Code für: »Wie geht es dir?« Auf einer noch tieferen Ebene heißt es: »Kümmerst du dich ordentlich um dich selbst?« Diese fein abgestimmten Nuancen haben mit uralten koreanischen Überzeugungen und Traditionen zu tun, in denen Essen untrennbar mit Liebe und Selbstfürsorge verbunden ist. In Korea dient Essen nicht nur dazu, den Bauch zu füllen; es bedeutet Trost, Gemeinschaft und ist die allererste Medizin, die wir verwenden, um uns zu nähren und den Körper zu heilen.

Seit Jahrhunderten dienen in Korea einfache Heilmittel wie selbst gekochte Mahlzeiten aus bestimmten Zutaten dazu, Krankheiten zu behandeln und zu verhindern, dass frühe Symptome chronisch oder gar unumkehrbar werden. Meine Familie gab mir solche Gerichte zu essen, wann immer ich krank wurde. Die nahrhaften koreanischen Rezepte hatten meine Eltern als Immigranten ins US-amerikanische Brooklyn mitgebracht, wo ich geboren wurde und aufwuchs. Wenn ich mir den Magen verdorben hatte, gab meine Mutter mir Juk, einen warmen, tröstlichen Reisbrei, der leicht verdaulich und ideal für Kranke ist. Im Sommer kochte mein Vater Samgyetang, eine mit Ginseng und Klebreis angereicherte Hühnersuppe. Sie steckt voller Nährstoffe, um die Verluste durch den Schweiß auszugleichen. Und meine Großmutter machte mir mein Lieblingsessen: Doenjang Jjigae, einen Eintopf aus fermentierter Sojabohnenpaste voller gesunder probiotischer Stoffe, eiweißreichem Tofu und schmelzend zarten Zucchini. Dieses nahrhafte Willkommensessen machte mich glücklich, wenn ich vom College nach Hause kam; ich wusste, dass sie es für mich kochte, weil es mein Lieblingsgericht war.

Als ich älter wurde, das heimatliche Brooklyn verließ und zuletzt mit meinem Mann und zwei Kindern in Hongkong und Manhattan lebte, dachte ich oft an die heilsamen Familienrezepte meiner Kindheit. Als Burnout-geplagte Unternehmerin hatte ich mich weit von der koreanischen Weisheit der Selbstfürsorge entfernt. Wie viele andere Menschen erkannte ich, dass Stress und der moderne Lebensstil nicht nur meinen Körper und meinen Seelenfrieden zerstörten, sondern auch dem Planeten schadeten.

Als ich eines Morgens am Stanley Beach in Hongkong spazieren ging und über diese Fragen nachgrübelte, sah ich, wie sich eine Gruppe älterer Leute in Badekleidung versammelte. Auf den ersten Blick, aus der Ferne, sahen diese weißhaarigen Senioren mit ihrer Energie und ihrer straffen Haut wie junge Sportler aus. Sie hatten sich zum Freilufttraining verabredet und wechselten zwischen kraftvollen Schwimmzügen im Meer und tiefen Barfuß-Rumpfbeugen am Strand ab. Auf dem Wasser tanzten Sonnenstrahlen. Sie wirkten zufrieden, im Einklang mit sich und der Welt.

In diesem Moment dämmerte es mir. Vielleicht ging es im Leben ja einfach darum, die Weisheit unserer Vorfahren mit dem zu verbinden, was wir inzwischen wissen?

Mein Weg zur Gesundheit

Alles begann damit, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben in der Notaufnahme landete. Ich durchlebte eine der aufregendsten Phasen meiner Karriere: Ich hatte die Zero-Waste-Modefirma meiner Träume gegründet, und wir gewannen einen wichtigen Preis für sozial engagierte Unternehmen in Hongkong, was einen Wirbelwind von Publicity und Veranstaltungen nach sich zog. Als Geschäftsführerin war ich komplett darauf fokussiert, die Firma so schnell wie möglich groß zu machen, und arbeitete rund um die Uhr, angetrieben von schwarzem Kaffee und Schlafmangel. Ich stand Schmerzen durch, die ich anfangs für nebensächlich hielt, und ahnte nicht, welche gravierenden Folgen sie für meine Gesundheit haben würden. Mein Körper sandte mir Warnsignale, die ich allesamt ignorierte.

An jenem Tag hatte ich seit der Mittagszeit unerträgliche Schmerzen, die von meiner Körpermitte ausgingen und sich gegen Mitternacht so verschlimmerten, dass ich gezwungen war, ins Krankenhaus zu fahren. Wie sich zeigen sollte, hatten Magengeschwüre meine gesamte Magenwand zerfressen. Nach einer Nacht im Krankenhaus wurde ich mit Tabletten und der Anweisung, mir einige Zeit freizunehmen, entlassen. Aber was ich auch tat – ich fühlte mich trotz der Medikamente krank und konnte nicht ohne Schmerzen essen, obwohl ich zu den Menschen gehöre, die nur selten krank werden und sich nicht einmal erkälten.

Bis zu jener Phase meines Lebens hatte ich niemals innegehalten, um ernsthaft über mein Wohlbefinden nachzudenken. Als Mädchen hatte ich aktiv Tennis gespielt und blieb dadurch fit, ohne noch mehr für meine Gesundheit tun zu müssen. Aber im College, auf der Universität und danach als Mutter übernahm ich immer mehr Aufgaben und Verantwortung, und meine Belastung wuchs exponentiell an. Ich genoss das Gefühl, mich anzustrengen und Erfolg zu haben. Durchgearbeitete Nächte kamen regelmäßig vor. Wann immer ich erschöpft war, redete ich mir ein, mein Arbeitsethos sei wie ein Orden, den ich mit Stolz tragen könne. Später sollte ich entdecken, dass viele Menschen in meinem Freundeskreis, die ähnlich ununterbrochen arbeiteten, im Lauf der Zeit sogar noch ernsthaftere Gesundheitsprobleme entwickelt hatten. Für viele von uns war Gesundheit ein sekundäres Thema – der Tag hatte einfach nicht genug Stunden, um sie zur Kenntnis zu nehmen. Wir waren zu beschäftigt damit, zu arbeiten und unsere selbst gesteckten Ziele zu erreichen. Aber um welchen Preis? Es beunruhigte mich, dass ich immer mehr Medikamente brauchte, um die Magenschmerzen einzudämmen, die mein Leben beeinträchtigten.

Als Unternehmerin denke ich gern darüber nach, warum etwas nicht funktioniert. Warum gab es eine solche Diskrepanz zwischen dem, was ich – geprägt von meiner Erziehung – über Gesundheit zu wissen glaubte, und den schädlichen Auswirkungen, die meine Lebensweise auf meinen Körper hatte? Meine Überlegungen begannen an jenem Tag am Strand, und es fiel mir auf, dass ich in einem Erdteil lebte, in dem Essen als Medizin eine jahrhundertealte Tradition besitzt. Ich war am perfekten Ort, um altehrwürdige Wellness-Methoden aus erster Hand zu studieren, und so beschloss ich, durch Asien zu reisen und die uralten Praktiken für ein langes Leben zu erkunden, die es ringsumher zu entdecken gab.

Asiatische Länder gehören regelmäßig zu den gesündesten Orten der Welt, und ihr Wundermittel ist die präventive Selbstfürsorge. Im Jahr 2021 lagen Hongkong, Japan, Südkorea und Singapur auf den oberen Plätzen der UN-Statistik zur Lebenserwartung bei der Geburt.1 Im japanischen Okinawa gibt es relativ zur Bevölkerung so viele Hundertjährige wie kaum anderswo auf der Welt, und der Prozentsatz der Fettleibigen bewegt sich hier im einstelligen Bereich. Hochrechnungen des Imperial College in London und der Weltgesundheitsorganisation deuten darauf hin, dass Südkorea bis 2030 als »langlebigste Nation« der Welt alle anderen Länder überholt haben könnte.2

Verschiedene Faktoren, darunter gute Ernährung schon in der Kindheit und eine erstklassige Gesundheitsversorgung, führen in Korea dazu, dass die Sterberaten aufgrund vermeidbarer chronischer Krankheiten wie Herzleiden oder Diabetes schätzungsweise halb so hoch sind wie in den Vereinigten Staaten. Fettleibigkeit, ein Hauptrisikofaktor für Krankheiten, kommt zehnmal seltener vor. Kein Ort ist vollkommen, aber diese Statistiken erklären, warum asiatische Länder seit Jahren die weltweiten Gesundheitsstatistiken anführen und warum insbesondere Korea allen Menschen als gutes Beispiel dienen kann, die ihr Wohlbefinden verbessern wollen.

Global war die koreanische Kultur noch nie so einflussreich wie heute. In seinem Artikel für den Guardian mit dem Titel »K-Everything« beschreibt der Journalist Tim Adams ihren unaufhaltsamen Aufstieg: »Die Welt hat sich in alles Südkoreanische verliebt« – von K-Pop, Filmen und Fernsehen bis zu koreanischer Mode, Technik und Küche. Als koreanische US-Amerikanerin der zweiten Generation hatte ich allerdings einen Großteil meines koreanischen Erbes ignoriert. Erst als ich mehr Zeit in Asien verbrachte und mit meinen Erkundungsreisen begann, entdeckte ich die Weisheit meines Heimatlandes und begriff, wie wichtig präventive Selbstfürsorge für unsere Gesundheit und ein langes Leben sind. Für mich war es eine unerwartet erfreuliche Heimkehr.

Weisheit von einst für das Wohlbefinden von heute

Unser Leben ist so hektisch, dass wir die Selbstfürsorge oft vergessen. Vielleicht schlafen wir nicht genug, weil wir uns auf eine Prüfung vorbereiten oder ein Team in unterschiedlichen Zeitzonen leiten. Vielleicht lassen wir Mahlzeiten aus, weil unser Terminkalender so voll ist, dass wir keine Zeit zum Essen oder für die Mittagspause haben. Ob als Angestellte, Selbstständige, Eltern oder Studierende – wir stehen täglich Hindernissen gegenüber, die unserem Körper viel abverlangen. Dazu kommt noch unsere digitale Rund-um-die-Uhr-Kultur, und so passiert es nur allzu leicht, dass unser Wohlbefinden zur Nebensache wird, insbesondere wenn alles andere einen wunderbaren Eindruck macht.

Oft werden wir erst aktiv, wenn wir gesundheitliche Probleme bekommen; so war es jedenfalls bei mir. Aber was würde geschehen, wenn wir auf vollkommen andere Weise über unseren Gesundheitszustand nachdenken würden? Was wäre, wenn wir, statt nur zu reagieren, einen proaktiven Ansatz verfolgten, der Selbstfürsorge zur obersten Priorität macht? Das bedeutet, jeder Krankheit einen Schritt voraus zu sein, indem wir den Körper darin bestärken, sich in einem kontinuierlichen, perfekt an unsere persönliche Physiologie angepassten Kreislauf selbst zu heilen. Statt auf äußere Symptome zu warten – wenn diese auftreten, ist es oft schon zu spät, um chronische Krankheiten zu verhindern –, sollten wir tägliche Gewohnheiten der Selbstfürsorge entwickeln, um unsere Abwehrkräfte zu stärken und Krankheiten zu verhüten. Im Ergebnis fühlen wir uns jünger, sehen jünger aus und leben möglicherweise Jahrzehnte länger.

Laut Google Trends ist die Zahl der Suchanfragen nach »self-care«, Selbstfürsorge, seit der Coronapandemie explodiert. Wenn man den Begriff heute eingibt, liefert er unglaubliche sechs Milliarden Ergebnisse. Oft geht es dabei um weibliche Gesundheit, aber Selbstfürsorge ist kein kurzlebiger Trend, sondern von entscheidender Bedeutung für alle Geschlechter und Altersgruppen. Wichtige Gesundheitsinstitutionen wie die Mayo Clinic oder die Cleveland Clinic nehmen Selbstfürsorge ernst und sehen sie als essenziellen Aspekt von Gesundheit und Wohlbefinden. Ihrer Ansicht nach umfasst Selbstfürsorge Hygiene, Ernährung, Gesundheitskompetenz und genügend Körperwahrnehmung, um bei Bedarf medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Selbstfürsorge positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat: Sie steigert unsere Abwehrkräfte, Produktivität, Selbstachtung, Resilienz und Langlebigkeit, und sie reduziert Stress. Außerdem ist Selbstfürsorge ein simpler, aber wirksamer Weg zur Bekämpfung jener 70Prozent aller chronischen Krankheiten, die nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation durch einfache Veränderungen der Lebensweise vermeidbar wären.

Das vorliegende Buch behandelt die Selbstfürsorge aus dem Blickwinkel der koreanischen und anderer asiatischer Kulturen, wobei es althergebrachten Methoden besondere Aufmerksamkeit widmet. Diese überlieferten Techniken fördern einen auf Prävention ausgerichteten, proaktiven Umgang mit unserer Gesundheit, außerdem sind sie einfach und nachhaltig. Sie alle basieren auf dem koreanischen Prinzip Yak Sik Dong Won, was so viel bedeutet wie: »Essen ist Medizin«, und der damit verbundenen Lebensweise. Bei Yak Sik Dong Won geht es weder darum, einem bestimmten vorgeschriebenen Plan für gesunde Ernährung zu folgen, einzelne Nahrungsmittel zu meiden oder strenge Vorschriften zu befolgen, die neuen Stress hervorrufen könnten, noch darum, die moderne Medizin abzulehnen. Stattdessen handelt es sich um eine neue Ernährungs- und Lebensweise, die natürliche Heilmechanismen unseres Körpers unterstützt und die moderne Medizin ergänzt.

Unser Körper und unser Geist sind darauf ausgelegt, im Einklang zu funktionieren, was uns beim Überleben und ersten Verschleißerscheinungen hilft. Aber das ist nur möglich, wenn wir unsere natürlichen Heilungsprozesse stärken, indem wir geistige und körperliche Blockaden wie Durchblutungsstörungen lösen und uns mit den richtigen Zutaten versorgen: nährstoffreichen Lebensmitteln, Flüssigkeit, Zeit, Erholung, Bewegung und emotionaler Unterstützung aus unserem Umfeld. Das Geheimnis liegt in den kleinen Dingen, mit denen wir all dies jeden Tag fördern.

Seit Jahrtausenden reichen koreanische Familien einfaches Wissen zum Wohlbefinden von Generation zu Generation weiter wie geliebte Erbstücke. Allerdings haben immer mehr Menschen in Korea einen modernen anstelle des traditionellen Lebensstils angenommen, und diese jahrhundertealten Rezepte für Wohlbefinden gehen allmählich verloren. Ich möchte die heilsamen Traditionen, die zu meiner Rettung beigetragen haben, an Sie weitergeben und bewahren, bevor sie aus unserer modernen Welt verschwinden. Außerdem möchte ich Ihnen zeigen, dass die nötigen Veränderungen einfach, nachhaltig und alltagskompatibel sind. Alle Menschen können sie umsetzen – Singles oder Paare, fleißig Studierende oder hektische Führungskräfte mit wenigen freien Momenten.

Indem ich die Techniken aus diesem Buch anwandte, schuf ich nicht nur eine neue Verbindung zu meinen koreanischen Wurzeln, sondern spürte auch, dass ich eine neue Art von optimalem Wohlbefinden erlangte. Und zu meiner Erleichterung merkte ich, dass ich meine ehrgeizigen Pläne dafür nicht aufgeben musste, sondern eher mit neuer Superkraft nach ihnen streben konnte. Heute genieße ich dankbar ein schmerzfreies, medikamentenfreies Leben mit mehr Energie, geistiger Klarheit und Glück als je zuvor, selbst im Vergleich zu meinen jugendlichen Zwanzigern. Letztendlich habe ich auf die harte Tour gelernt, freundlich zu mir selbst zu sein. Und ich weiß endlich, wie man kocht!

Falls auch Sie Raubbau an Ihrer Gesundheit treiben, indem Sie Körper und Geist überanstrengen, möchte ich mit diesem Buch verhindern, dass Ihnen das Gleiche zustößt wie mir.

Denn auch wenn es offensichtlich scheinen mag, beherzigen nur wenige von uns die einfache Wahrheit: Wer auf sich selbst achtgibt, lebt länger und erreicht mehr.

ERDE

Ssukgat wächst am besten in fruchtbarer, von Leben wimmelnder Erde. Die Qualität der Erde zu fördern ist das Geheimnis für den Anbau von besonders nahrhaftem Ssukgat, der strahlend bunt blüht. Auf ganz ähnliche Weise ist es für das menschliche Gedeihen hilfreich, ein gesundes Mikrobiom zu fördern.

Buddhistische Nonnen und das Mikrobiom

»Wer Medizin nimmt und die Ernährung vernachlässigt, verschwendet die ärztliche Kunst.«

Altes chinesisches Sprichwort

Tief in den Bergen des Naejangsan-Nationalparks in Südkorea gibt es eine einsame Klause, in der buddhistische Nonnen leben; sie gehört zu einem bescheidenen Kloster, das etwas unterhalb zwischen den Hügeln liegt. In diesem grünen Paradies inmitten eines großen Waldes mit einem plätschernden, mäandernden Bach steht die Zeit still. Dort nehmen die Nonnen ihre Mahlzeiten in andächtiger Stille ein, voller Dankbarkeit für das Essen, das vor ihnen steht. Sie pflegen einen fünfhundert Jahre alten Zitrusbaum, der dreiblättrige Bitterorangen trägt, und einen einfachen Küchengarten, in dem sie koreanische Kräuter, Blattsalate, Chilis, Auberginen, Wurzelgemüse und anderes anbauen. Außerdem sammeln sie im benachbarten Wald Pilze, Beeren und Wildfrüchte, mit denen sie die uralte Kunst der koreanischen Tempelküche zelebrieren.

Die Nonnen gehören zu einer verborgenen Welt; sie wurden plötzlich von Netflix ins Scheinwerferlicht gezerrt, wo sie die Wunder der Tempelküche offenbarten. Obwohl die Nonnen keinerlei kulinarische Ausbildung haben, besuchen berühmte Köche das Kloster, um von ihrer naturnahen Philosophie des Essens und Kochens zu lernen – sie selbst sagen, ihre Küche sei einfach ein Teil ihres spirituellen Lebens, der zufällig auch noch köstlich schmecke. Auch ich hatte mir schon lange gewünscht, das Kloster zu besuchen, genau wie ich die Sixtinische Kapelle immer mit eigenen Augen sehen wollte. Ein Besuch bei den Nonnen würde bedeuten, ein lebendes Wunder zu sehen. Und wie die anderen Reisenden, die mit mir dort waren, darunter ein Koch des berühmten Restaurants Pujol in Mexico City und ein junger Boxer aus Portugal, fühlte ich mich von der Art angezogen, in der sie höhere Form von Jenseitigkeit ausstrahlten, voller Glück, aber ohne Ego, ausgerichtet auf etwas so Einfaches wie selbst zubereitete Gerichte. Irgendwie schienen die Nonnen begriffen zu haben, worum es im Leben geht. Vielleicht würden wir ja, indem wir Verbindung zu ihnen aufnahmen, selbst ein wenig von diesem Gefühl der Erleuchtung abbekommen?

Mein Besuch bei den koreanischen Nonnen fand im frühen Herbst statt, als die Blätter sich gerade verfärbten – ein Schauspiel, das ich im subtropischen Hongkong, wo ich damals lebte, nie zu sehen bekam. Ich war vor Kurzem aus dem Krankenhaus entlassen worden und hatte schwierige Monate hinter mir, in denen ich nicht essen konnte, ohne das Gesicht vor Schmerz zu verziehen. Nach Korea reiste ich in der Hoffnung, wieder Verbindung mit meiner Herkunft aufzunehmen, weil ich spürte, dass darin für mich der Schlüssel zur Heilung lag. Gesunde Gerichte wie Kimchi waren ein entscheidender Bestandteil der Mahlzeiten, die ich als Kind gegessen hatte. Aber als ich älter wurde, führten meine Geschwister und ich ein moderneres, bequemes Leben, zu dem auch Fast Food gehörte. Viele der kostbaren Traditionen, die meine Eltern aus Korea mitgebracht hatten, verschwanden allmählich aus unserem Leben. Ich reiste zurück, weil ich verstehen wollte, wie ich die Traditionen, mit denen ich aufgewachsen war, in den Alltag meines Erwachsenenlebens integrieren könnte. Und wie ein Kind die Nähe seiner Mutter sucht, wenn es krank ist oder sich wehgetan hat, wollte ich den vertrauten Ritualen meiner heimischen Kultur nahe sein – um das, was ich kaputt gemacht hatte, heilen zu lassen.

Eine Freundin aus Korea hatte mir zum ersten Mal von den buddhistischen Nonnen erzählt, deren Tempelküche viel gepriesene Köche wie Eric Ripert vom Restaurant Le Bernardin oder Corey Lee vom Benu inspiriert hatte. Ich war fasziniert von der Art, wie sie pflanzenbasierte Zutaten in ihrer reinsten Form, aber dennoch würzig zubereiteten, und wollte diese Art des Kochens selbst sehen und kosten. Nach einer halbtägigen Busreise, die in Seoul begonnen hatte, stieg ich am Beginn eines Kieswegs aus. Er führte zu einem Tor, das noch anderthalb Kilometer Fußweg vom Kloster entfernt lag. Als ich endlich dort angekommen war, ließ ich mein Gepäck zurück und machte mich durch das Dickicht des Waldes auf den Weg zur abgelegenen Nonnenklause.

Die Nonnen begrüßten uns in ihrer bescheidenen, ausgeblichenen buddhistischen Tracht. Schmale Schals, die sie als Schutz vor Wind und Kälte um den Hals trugen, schmückten ihre rosigen Gesichter und frisch geschorenen glänzenden Köpfe. Trotz ihres zarten Körperbaus – sie waren kaum 1,50Meter groß – wirkten sie sofort Respekt einflößend, mit ihrem Lächeln, ihrer ruhigen Selbstsicherheit und ihrer Aura vollkommener, gelassener Heiterkeit.

Als die Nonnen zu sprechen begannen, war es für mich seltsam, einen Strom koreanischer Wörter aus ihrem Mund zu hören. Ich hatte meine Muttersprache seit vielen Jahren nicht mehr so ausführlich gehört, weil meine Eltern und sogar meine Großeltern in meiner Kindheit schnell das Englische erlernten und mit mir sprachen. Eine Zeit lang war ich allerdings zu Hause in die koreanische Sprache eingetaucht, ungefähr bis zur ersten Klasse. Die kulturellen und emotionalen Nuancen, mit denen einige Wörter im Koreanischen verwendet werden, verstand ich instinktiv. Im Kloster war ich angenehm überrascht, plötzlich wieder Zugriff auf einen Großteil der Sprache meiner frühen Erinnerungen zu haben. Ich konnte die Schriftzeichen lesen, geschriebene Wörter, und verstand zumindest das Wichtigste. Während ich durch Korea reiste, schrieb und zeichnete ich ständig alles, was ich nicht verstand, in mein Notizbuch, um es später nachzuschlagen und die Gerichte nachzukochen. Diese Wissensbrocken dienten mir als Brücke; sie stärkten die verlorene Verbindung, die ich wieder aufzubauen versuchte, und halfen mir, ein wenig »koreanischer« zu werden.

Die Nonnen führten uns in die Küche, die – wie der Rest des Klosters – extrem bescheiden ausgestattet war. Es handelte sich um einen kleinen Raum mit einer langen, schmalen Kochinsel, einem fast ebenso langen Schneidebrett und gerade genug Platz für einen Herd und eine Spüle. Decke, Wände und Boden waren mit einfachen Brettern verkleidet, die den gemütlichen Raum mit dem angenehmen Duft von Zedernholz erfüllten. Natürliches Licht fiel durch die Fenster herein, durch die man eine kleine sich drehende Wassermühle vor dem überwältigenden Hintergrund des Naejangsan-Nationalparks sah. Die Küchenausstattung bestand aus abgenutzten Tontöpfen und einer Vielzahl von Körben, riesigen Schüsseln, Sieben und Platten (ihr Durchmesser betrug um die sechzig Zentimeter), außerdem kleinen Keramikgefäßen, in denen zahlreiche silberne Löffel zum Abschmecken und zum Abmessen von Zutaten steckten.

Die Nonnen sagen, wenn man Zutaten richtig zubereiten wolle, müsse man sie aus Samen ziehen. Dann wisse man, ob sie leicht gekocht oder frisch gegessen werden sollten. Für diese Frauen ist das Kochen in unmittelbarer Nähe zur Natur, im Wissen darum, wo ihr Essen herkommt, eine spirituelle Praxis und ein Weg der Wertschätzung für die eigenen Wurzeln. Indem sie ihre Energie auf die Zutaten legen, die sie anbauen, werden sie eins mit den Gerichten, die sie erschaffen. Das führt zur Magie von allem und zum Stellenwert als Medizin mit Blick auf das, was sie für andere kochen, und keine Mahlzeit wird ohne den Ausdruck tiefster Dankbarkeit verzehrt. Als ich sie kochen sah, fühlte ich mich in die Küche meiner Halmoni, meiner Großmutter, zurückversetzt, wo ich auf einem Schemel saß und zuschaute, wie sie Zutaten vom Markt in ein nahrhaftes und köstliches Essen für die Familie verwandelte. Simsalabim. Pure Magie.

Die Küche der Nonnen zeichnet sich nicht nur durch ihren spirituellen Ansatz aus, positive Energie zu vermitteln (weshalb sie die Zutaten oft mit den bloßen Händen garen und vermengen), sondern auch durch die Spontaneität, mit der sie ständig Geschmacksrichtungen verändern und neue Zutatenkombinationen entwickeln, je nach Saison und Reifegrad. Ich lernte, dass das auf Koreanisch Uhmuni’s Sohn Maht genannt wird, der Geschmack einer Mutter, die von Hand kocht – eine Verneigung vor der älteren Generation, die beim Kochen gern experimentiert und immer wieder kostet, anstatt Rezepte zu befolgen. Die Tempelküche bestand vor allem aus selbst angebauten oder in den umliegenden Bergen und Feldern gesammelten Zutaten.

Kakibäume wuchsen wild in den Wäldern rings um das Kloster; ihre Früchte wurden gepflückt und dann auf traditionelle Weise zum Trocknen aufgehängt und geknetet, um den natürlichen Zucker hervorzulocken. Das Ergebnis war ein köstlicher, sättigender natürlicher Leckerbissen, angenehm bissfest und von milder Süße. Ich aß diese getrockneten Kakis im Besuchercafé des Klosters, wo man pflanzliche Produkte wie Kaffee und Tee aus Beeren, Früchten und heilkräftigen Wurzeln kaufen konnte. Ich kostete einen Tee aus Jujuben, Vitamin-C-reichen und verdauungsfördernden chinesischen Datteln, der meinen Gaumen reinigte und gut zu den süßen Kakis passte, und dachte dabei darüber nach, dass die Tempelküche so etwas wie der Wirklichkeit gewordene Traum aller Wellness-Fans war.

Die magische Heilkraft natürlicher Würzmittel

Traditionell nehmen die buddhistischen Nonnen keine tierischen Produkte zu sich, mit der gelegentlichen Ausnahme von Milch. Weil sie glauben, dass Scharfes ihre Fähigkeit zur Meditation beeinträchtigt, meiden sie außerdem Knoblauch, Zwiebeln, Schnittlauch, Frühlingszwiebeln und Lauch – fünf Zutaten, die üblicherweise als Würzbasis zum Kochen dienen. Wie kam es, dass ihre pflanzenbasierten Gerichte auch ohne diese Grundzutaten so köstlich schmeckten?

Die Antwort entdeckte ich, als ich die Nonnen beim Kochen beobachtete: die Würzmittel, die diskret auf einem kleinen Tablett standen. Ich fand Gefäße mit Kaki-Essig, Sesam- und Perilla-Öl und Meersalz. Außerdem gab es verschiedene Arten von Cheong, fermentiertem Fruchtsirup, den sie als natürliches Süßungsmittel verwendeten. Er wird hergestellt, indem Früchte wie Schisandra-Beeren, schwarze Himbeeren oder Bitterorangen in unbehandeltem Zucker wie Reissirup eingelegt werden. Zuletzt gab es noch die drei in Korea sehr bekannten Jangs: Ganjang (Sojasoße), Gochujang (rote Chilipaste) und Doenjang (Sojabohnenpaste). Die Nonnen nutzten diese Würzmittel, um die Aromenmischung auf natürliche Weise süßer, herber oder würziger zu machen.

Die selbst gemachten Würzmittel dienten außerdem dazu, die Haltbarkeit natürlicher Zutaten zu verlängern und das ganze Kloster zu ernähren. Sie reiften über Jahrzehnte in Onggi-Gefäßen heran, speziellem porösem Steinzeug aus Gebirgston, das den Fermentationsprozess begünstigt und besonders intensive Umami-Aromen erschafft. Die Nonnen lassen jede Charge drei oder vier Jahre lang unberührt, bis sie ihre eigene Flüssigkeit gebildet und das gesunde Mikrobiom der Waldluft aufgenommen hat. Am Hang standen reihenweise glänzend braun glasierte Onggi, hergestellt mit jahrhundertealten, im Lauf der Zeit perfektionieren Techniken.

Die Nonnen kehrten immer wieder zu dem kleinen Tablett zurück und spielten mit verschiedenen Kombinationen herum, um aufregend komplexe, geschichtete Aromen zu produzieren, die ihren simplen Zutaten Kraft verliehen. Hier lag ihr Geheimnis – so erweckten sie die ansonsten eher fade vegane Küche zum Leben. Jangs und andere Würzmittel gaben den unglaublich frischen Zutaten ein reichhaltiges Aroma, dank dessen man praktisch vergaß, dass man nur Gemüse aß. Außerdem erkannte ich, dass die Nonnen durch die tägliche Verwendung dieser kraftvollen, nahrhaften Stoffe zur Gesundheit des Verdauungssystems beitrugen.

Wir lernten, vier einfache Gerichte mit gesundheitsfördernden Zutaten zuzubereiten. Das erste war ein gemischter Salat aus saisonalen Zutaten wie Blattsalaten, Früchten und frischer roter Paprika, der mit Sesamkörnern und natürlichen Würzmitteln wie Kaki-Essig, Schisandra-Beerenpaste, schwarzer Wildhimbeeren-Paste und fermentierter Chilipaste angemacht wurde. Das zweite war ein geschichtetes Gericht aus koreanischem Rettich und Tofu, das wie eine Lasagne in Sojasoße gegart und mit hausgemachtem Reissirup gesüßt wurde. Die beiden letzten waren Pilzgerichte aus Kräuterseitlingen und Shiitake-Pilzen, die im Kloster angebaut wurden. Nach Ansicht der Nonnen mussten die Pilze in der Soße – einer Mischung aus Sojasoße, Reissirup, Sesamöl und Kaki-Essig – geschmort werden, bis sie durch und durch damit getränkt waren, um den inneren und äußeren Geschmack in Einklang zu bringen.

Als ich die hausgemachten Würzmittel kostete, darunter die unglaubliche, zwanzig Jahre alte Sojasoße, mit der die Gerichte gewürzt wurden, spürte ich plötzlich die Intensität dieses Augenblicks. Die Jangs und die anderen Würzmittel waren erfüllt von der Geschichte und Tradition meines koreanischen Erbes und den Erinnerungen der vielen Menschen, die bei ihrer Herstellung mitgeholfen hatten. Mit jedem Bissen fühlte ich, wie die Verbindung zu meiner Heimatkultur, die sich gelockert hatte, wieder enger wurde.

Meine Speisekammer für Langlebigkeit

Als ich sah, wie leichtfüßig die alten Nonnen noch waren und wie ihre glatte Haut strahlte, wollte ich ihren naturnahen Ansatz selbst ausprobieren. Kaum zurück in Hongkong, beschloss ich, zu Hause zu kochen und dabei für optimalen Nährwert und Geschmack getrocknete und eingemachte Zutaten mit frischem, saisonalem Obst und Gemüse zu kombinieren. Das bedeutete, dass ich weder seltene oder exotische Lebensmittel brauchte noch meine Würzmittel jahrelang reifen lassen musste wie die Nonnen. Mir war klar, dass einige Methoden der Nonnen nicht in mein geschäftiges Stadtleben passten. Ich hatte keine Zeit, Salz altern zu lassen oder fermentierte Lebensmittel jahrelang zu verhätscheln. Außerdem würde es nicht einfach sein, bestimmte Zutaten zu finden, die bei ihnen vor Ort vorkamen, aber in meinen Heimatorten Hongkong und New York nicht zu bekommen waren. Ich beschloss daher, dieselben gesunden Prinzipien anzuwenden, aber im Alltag einfacher umsetzbare Lösungen zu nutzen, die dennoch die gesundheitlichen Vorteile der Klosterküche boten.

Also machte ich mich daran, selbst unkomplizierte Soßen, Dressings und Würzmittel aus natürlichen Zutaten herzustellen, als Ergänzung zu meinen Mahlzeiten. Außerdem wollte ich öfter selbst kochen und dabei ganze Früchte und frisches Gemüse verwenden. Auch wenn ich in einem Restaurant oder Café aß, wählte ich Gerichte aus natürlichen Zutaten, die bald den Großteil meiner Kost ausmachten.

Kaum hatte ich beschlossen, natürliches Kochen zur Basis meines neuen, gesünderen Weges zu machen, begann ich mit dem Aufbau meiner »Speisekammer für Langlebigkeit« (siehe [1]). In der koreanischen Kultur ist Yaksik ein leicht gesüßter Reiskuchen, der durch seine gesunden Zutaten kräftigend wirkt – Klebreis, Honig, Pinienkerne, Kastanien und Jujuben. Für mich stand er stellvertretend für die Art von langlebigkeitsorientierter Vorratskammer, die ich einrichten wollte. Dafür ging ich meine gesamte Küche durch, las die Nährwertangaben auf Etiketten und sortierte künstliche Zutaten aus. Ich wollte nicht nur meine hausgemachten Dressings nutzen, sondern auch den raffinierten Zucker, die Konservierungsstoffe und den hohen Natriumgehalt der Fertigversionen meiden.

Mein Mann und die beiden Kinder amüsierten sich darüber, dass ich in der Küche neue Rezepte ausprobierte, als ich von meiner Reise zurückgekehrt war. Oft kamen sie herein, um Fragen zu stellen wie: »Was ist das?«, und: »Kann ich mal kosten?« Ihre Neugier verstärkte meine Energie, immer neue Wege auszuprobieren, um ihnen gute Sachen zu kochen. Diese seltsame Transformation fand ganz allmählich statt, Schritt für Schritt, ohne dass ich es merkte, bis meine Kinder eines Tages am Abendessenstisch enttäuscht darüber waren, dass ich nichts Neues servierte. Unser Haushalt hatte sich in eine Art informelles Kochlabor mit meiner Familie als begeisterten Testessern entwickelt, und wir genossen es alle, zusammen Neues zu kosten.

Meine ersten Kochexperimente fanden mit Kaki-Essig statt, den ich im Internet kaufte; im Lauf der Zeit hat er sich als Erfolgszutat erwiesen. Man braucht nicht viel davon. Ich verwende ihn als herrlich strahlende Zugabe zu Blattsalaten. Er funktioniert auch gut als milderer und gesünderer Ersatz für verdünnten Apfelessig, der als Heilmittel vor den Mahlzeiten getrunken wird, zur Anregung des Stoffwechsels, wegen seiner antibakteriellen Wirkung und zur Regulierung des Blutzuckergehalts. Verdünnen Sie einfach einen Teelöffel Kaki-Essig mit einem Schuss Wasser. Mir fiel wieder ein, wie Essig in meiner Kindheit verwendet wurde – dass beispielsweise Naengmyeon, die kalten Buchweizennudeln, die meine Mutter in eiskalter Brühe servierte, besser schmecken und nahrhafter sind, wenn man Essig und scharfen Senf dazugibt. Ich beschäftigte mich mit den verschiedenen Essigsorten, die ich zu Hause nutzen könnte, und entdeckte dabei, dass dieses Nahrungsmittel die Verdauung fördert, und zwar praktisch kalorienfrei. Heute zählen folgende Essigvarianten zu den Basiszutaten in meinem Vorratsschrank:

Kaki-Essig: Er ist bis jetzt wegen seines milden, süßen Geschmacks mein Lieblingsessig und steht inzwischen ständig auf der Arbeitsplatte. Vor den Mahlzeiten nehme ich einen Esslöffel verdünnten Kaki-Essig ein, und ich verwende auch gern einen Schuss davon zum Abschmecken von Suppen. Er stärkt außerdem Herz, Leber, Haut und Verdauungssystem und enthält mehr Vitamin C, Vitamin A und Kalium als der bekanntere Apfelessig.

Schwarzer Reisessig: Diesem Essig bin ich auf Reisen begegnet; ich verrühre ihn mit ein wenig Sojasoße zu einem einfachen und würzigen Dip für Teigtaschen.

Essigessenz: Ich verwende diesen neutral schmeckenden Essig, um vielen meiner Gerichte mehr Säure zu geben, und für ein selbst gemachtes Spray zum Reinigen von Obst und Gemüse, die ich anschließend mit kaltem Wasser abspüle (ich gebe zwei Esslöffel Essigessenz in einen halben Liter Wasser und fülle das Ganze in eine Sprühflasche). Studien zeigen, dass das Reinigen mit Essig viele Pestizide und bis zu 98Prozent aller Bakterien entfernen kann.

Reisessig: Er ist in der asiatischen Küche weit verbreitet und gibt Gerichten einen mild-süßen Geschmack.

Apfelessig: Dieser säuerlich schmeckende Essig enthält Chlorogensäure. Sie fördert unsere Abwehrkräfte und den Stoffwechsel und stammt aus den Äpfeln, mit denen er hergestellt wird. Dieser Essig wird in der Wellness-Küche am häufigsten verwendet.

Balsamico-Essig: Mit Olivenöl zu einem einfachen Dressing oder Dip verrührt, gehört dieser Essig schon lange zur mediterranen Küche. Er schmeckt süß und enthält Resveratrol – das den LDL-Cholesterinspiegel (das schlechte Cholesterin) senken kann – aus den Trauben, aus denen er hergestellt wird.