Staatsfeind No. 1 - Innovation - Sebastian Heinz - E-Book

Staatsfeind No. 1 - Innovation E-Book

Sebastian Heinz

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Beschreibung

Innovation sichert unsere Zukunft - und wird zugleich systematisch verhindert. Warum scheitern so viele gute Ideen - nicht am Markt, sondern an Macht, Gier und Ignoranz? Warum werden bahnbrechende Erfindungen blockiert, klein geredet oder gar bekämpft? Und was braucht es wirklich, um mit einer Innovation zu bestehen? In >Staatsfeind Nr. 1 - Innovation< nimmt Sebastian Heinz seine Leser mit auf eine spannende Reise durch das Minenfeld der Innovationswelt - basierend auf 12 Jahren realer Erfahrung im Haifischbecken der Energiewende. Offen, provokant und mit feinem Gespür für Sprache zeigt er: Es gibt keinen Masterplan für Innovation - aber es gibt Muster, Denkfehler, Fallstricke und Strategien, die über Erfolg oder Scheitern entscheiden. Ein Buch für Macher, Träumer, Gründer - und alle, die endlich verstehen wollen, warum ausgerechnet Innovation zur gefährlichsten Bedrohung für das Establishment wird. Unbequem. Mutig. Inspirierend.

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Seitenzahl: 241

Veröffentlichungsjahr: 2025

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»Alles was funktionieren kann, wird auch funktionieren«

Yhprum’s Law

Während Murphy's Law uns das Schlimmste befürchten lässt, erinnert uns Yhprum's Law daran, dass das Leben auf seltsame Weise funktioniert, oft auf eine Weise, die wir nicht hätten planen können, selbst wenn wir es versucht hätten.

Es geht nicht um blinden Optimismus, sondern um die Erkenntnis, dass das Scheitern unserer Pläne manchmal zu etwas unerwartet Wunderbarem führt.

HOW TO READ

Auf den Anfang, den ersten Satz kommt es an! Bei jedem Buch, das uns in seinen Bann zieht. »How to read«: Wie lese ich das Buch, den Autor, die Welt? Wahrscheinlich lest Ihr dieses Buch zum ersten Mal, ich als Autor bin Euch unbekannt und Ihr fragt Euch, wie Euch dieses Buch dabei helfen kann, Euch und Eure Welt besser kennen und einschätzen zu lernen. Gründe genug, Euch mit »How to read« lesebereit für dieses Buch zu machen.

»Staatsfeind No. 1 – Innovation« ist als Sammlung von Episoden aufgesetzt. Ihr könnt es wie ein Buch von vorne nach hinten lesen. Ihr könnt es aber auch episodenweise lesen. Damit kann ich Euch unter dem Titel der einzelnen Episoden auf wenigen Seiten meine Kernaussagen an die Hand geben, die für meinen Weg und meinen Einsatz für Innovation bis hierher entscheidend waren und zukünftig bleiben werden. Damit möchte ich Euch »snackable content« anbieten und Eure wertvolle Zeit nur so lange in Anspruch nehmen, wie Ihr dem Thema Innovation in Eurem Alltag Eure volle Aufmerksamkeit schenken könnt und wollt. Denn Innovation ist der schwierigste Teil der Entwicklung. Er verlangt nicht weniger als unsere volle Aufmerksamkeit!

Innovation hat den Vorteil und den Nachteil, die Chance und das Risiko, dass es noch keiner zuvor gemacht hat. Deshalb gibt es auch keine Blaupause für Innovation. Egal, was Euch alle anderen einreden wollen. Jede Innovation hat ihren eigenen Fingerabdruck, ihren eigenen Kontext, ihre eigene Seele. Jede Innovation hat am Anfang eine aus Sicht des Innovators überwältigende Idee. Und das ist auch gut so. Die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, erheben nicht den Anspruch, für alle Innovationen gleichermaßen zu gelten. Ich teile meine Erfahrungen mit Euch, weil ich davon überzeugt bin, dass es Gemeinsamkeiten zwischen Innovationen gibt, die wert sind, anhand von Erfahrungen anderer für die eigene Innovation hinterfragt zu werden. Dafür biete ich Euch am Ende einer jeden Episode Leitfragen an, anhand derer Ihr die Kernbotschaften der Episode auf Euch übertragen könnt. Versteht diese Fragen als Anregung für die eigene Auseinandersetzung mit Euch, Eurer Innovation und Eurer Welt und nicht als Checkliste oder Blaupause für Eure Innovation. Alles, was zählt, ist Eure Innovation mit ihrem Fingerabdruck, ihrem Kontext und ihrer Seele.

Meine teilweise nicht einfache Sprache hat zwei einfache Gründe: Erstens, ich liebe Sprache und deshalb spiele ich mit ihr gelegentlich herum. Mein Spielplatz sind Worte und Strukturen. Sätze, Bilder, innere Zusammenhänge. Es lohnt sich daher, die einzelnen Episoden nicht nur querzulesen, sondern auch die Botschaft zwischen den Zeilen zu erspüren. Zweitens, ich bin ein Kind der Wissenschaft. Wer von Euch promoviert hat, also selbst eine Doktorarbeit geschrieben hat, der weiß, wovon ich schreibe. Die wichtigste Aufgabe einer Doktorarbeit ist die Schließung einer wissenschaftlichen Lücke. So banal das klingt, so schwierig ist es. Dennoch gebe ich mir Mühe, den »snackable content« meiner Episoden für Euch sprachlich nicht zu versalzen.

Damit wären wir auch schon bei mir, dem Autor dieses Buches. Wer mich lesen möchte, der muss ein paar Dinge über mich wissen, die ich Euch jetzt erzähle: Ich bin ein Weihnachtsmann, ein Steinbock also, und stehe aktuell in der Blüte meines Lebens. Auf dem Zenit meiner Schaffenskraft. Ich habe das Gefühl, Berge versetzen zu können, und bin frei von der Überheblichkeit des Gedankens oder Anspruchs an mich selbst, dies allein zu vermögen. Innovation gelingt nur mit den richtigen Gefährten. Ein besonderer Vorteil, der mir dabei in die Wiege gelegt worden ist, ist mein Zwillingsbruder. Ich war also noch nie auf mich allein gestellt. Schon in unserer Kindheit ging es noch nie darum, wer etwas besser als der andere kann. Uns hat immer nur die Frage umgetrieben, was wir besser können, wenn wir unsere Stärken verbinden. Wir haben zudem das große Glück, in unseren Familien ein stabiles und glückliches Umfeld gefunden zu haben und selbst Grundlage dessen sein zu dürfen. Meine Familie ist ein enorm wichtiger Anker meines Strebens und Unterstützerin meines unerschöpflichen Drangs nach Innovation. Und ich habe Gefährten gefunden, die mit herausragenden Fähigkeiten unersetzbare Beiträge für den gemeinsamen Erfolg leisten.

Die Interaktion mit Menschen und dem Umfeld folgt spezifischen Regeln, wie ein Spiel. Spielregeln haben für mich einen eigenen, inneren Reiz. Kenne ich die Regeln eines Spiels, habe ich eine reelle Chance, das Spiel zu gewinnen – so ich mich denn entscheide, dieses Spiel überhaupt zu spielen. Kenne ich dagegen die Regeln eines Spiels nicht, reduziert sich das Gewinnen auf eine reine Glückssache. Das widerstrebt mir zutiefst, denn ich bin vieles, nur keinesfalls ein Zocker. Die Gewinnung von Partnern und Unterstützern für eine Innovation entscheidet sich nach eben solchen Regeln. Manipulation wäre der Missbrauch dieser Regeln für den einseitigen Vorteil. Eine Methode, die aus meiner Sicht keine Grundlage für einen dauerhaften Erfolg sein kann.

Als Geograph mit einem Schwerpunkt auf Entwicklungshilfe bin ich aufgrund der Vermittlung meines Schwiegervaters und nach einem erfolgreich bestandenen Assessment Center in das Inhouse Consulting der Deutschen Telekom gegangen. Den »roten Faden« meines Lebenslaufes ausgerechnet dorthin brachte mein erster Chef folgendermaßen am Ende des Assessment Centers auf den Punkt: »Ich würde mich freuen, wenn Sie sich entschließen könnten, Entwicklungshilfe für die Deutsche Telekom zu leisten.« Für mich sind und waren die darauffolgenden 16 Jahre bei der Deutschen Telekom in unterschiedlichen Funktionen und Verantwortlichkeiten ein Beleg dafür, dass die eigene Neuerfindung nicht nur einmal, sondern immer wieder auch dann gelingt, wenn man noch nicht weiß, wo einen die Reise hinführt. Man braucht lediglich für sich einen klaren inneren Kompass.

Um die Sprache der BWLer um mich herum besser zu verstehen, habe ich kurzerhand und berufsbegleitend noch das volle BWL-Studium absolviert und abgeschlossen, das mir dann im Ergebnis die Chance auf eine Promotion eröffnete. »Markterschließung im Kooperationsmodell« heißt das Werk, das Ihr Euch auf den Seiten der Universität Duisburg-Essen kostenlos herunterladen könnt.

Meine Dissertation hielt eine ganz eigene Herausforderung für mich bereit. Als Praktiker und Vertriebler war ich von meiner Idee und ihrer Genialität so überzeugt, dass ich zwei wesentliche Punkte für die Zielerreichung eines Doktortitels schlichtweg ignoriert habe: Die Anforderungen an eine wissenschaftliche Sprache sowie die Identifikation und Schließung einer wissenschaftlichen Lücke. Das Feedback meines geschätzten Doktorvaters war kurz und prägnant, in seiner Konsequenz jedoch enorm: »Bitte deutlich weniger Adjektive und etwas mehr Theorie.« Die einzig sinnvolle Lösung für mich war, das gesamte Werk zu löschen und bei null anzufangen. Im Nachhinein bin ich für diese Reise extrem dankbar. Die Entscheidung war dennoch wie eine schmerzhafte Zäsur für mich und verbunden mit der Frage, wofür ich diesen Aufwand eigentlich betreibe. Als mir klar wurde, dass ich dies nur für mich mache, um mir selbst zu beweisen, dass ich die Anforderungen an eine Dissertation erfülle und damit den Doktortitel verdiene, waren alle inneren Widerstände überwunden und der Weg frei für diese Reise.

Und damit sind wir bei meinem inneren Antrieb: Ich bin beseelt von dem Gedanken, dass Kooperation die zentrale Voraussetzung für die Umsetzung von Innovation ist. Für mich sind Kooperationen der Gegenentwurf zu Allmachtsfantasien. Think Big ist die Grundlage von Allmachtsfantasien. Und so paradox es klingt: Think Bigger ist die Grundlage von Kooperationen. Echte Kooperationen haben das Wohl aller Beteiligten im Blick, verzichten auf einseitige Optimierungen und bündeln die Stärken der einzelnen Partner. In der Spieltheorie nennen wir solche Konstellationen »Koalitionen« und die einzelnen Spieler »Koalitionäre«. Wo die Reise unrühmlich endet, kann man regelmäßig beobachten, wenn Koalitionen, beispielsweise in der Politik, zerbrechen oder an ihren eigenen Zielen scheitern. Zuerst erodiert das gemeinsame Ziel, dann die Zusammenarbeit, danach die Kommunikation untereinander und übereinander und schließlich der ganze Plan. Wenn man jedoch von Beginn an und in aller Konsequenz nach echter Kooperation strebt, grenzt man als erfreulichen Nebeneffekt diejenigen aus, die zuvorderst ihre Selbstoptimierung im Blick haben, und kommt in den Genuss von Gefährten, die einem dabei helfen, die Innovation tatsächlich in die Welt zu bringen. Dafür erforderlich ist es, die Welt zu lesen. Den Kontext, die Menschen, das Umfeld.

Warum schreibe ich ausgerechnet jetzt dieses Buch? Wie komme ich auf das schmale Brett, dass meine Erfahrungen für Euch und Eure Innovation auch nur im Ansatz nützlich sein könnten? Seit über 12 Jahren beschäftige ich mich mit einer echten Innovation in einer Schlüsselindustrie mit gesellschaftlicher, sogar globaler Relevanz: Einer grundlegend neuen Batterie. Batterien sind ein elementarer Bestandteil der weltweiten Mobilitäts- und Energiewende. Wir haben unsere Lösung auf die Herausforderungen der Batteriealterung »HPB Feststoffakku« genannt. Prof. Dr. Günther Hambitzer, der Erfinder dieser Technologie, hat nahezu sein gesamtes wissenschaftliches und weite Teile seines privaten Lebens in diese Innovation investiert. Ich selbst durfte ihn in verschiedenen Rollen und Funktionen begleiten. Daraus ist nicht nur eine tiefe Freundschaft entstanden. Ich blicke auf 12 Jahre Erfahrung in einem Haifischbecken der Innovation, 12 Jahre »all-in«, 12 Jahre Konsequenz und 12 Jahre erfolgreichen Überlebenskampf zurück. Eine Zeit, in der wir alle Fragen des Unternehmertums immer wieder neu gestellt und die Antworten wieder und wieder auf den Kopf gestellt haben. Immer mit dem unbeugsamen Willen, diese Innovation erfolgreich in den Markt zu bringen – nicht, um damit märchenhaft reich zu werden, sondern weil Technologien dieses Kalibers für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind. Dabei habe ich gelernt, dass die Widerstände gegen Innovation umso größer werden, je besser die Innovation ist. Denn damit tritt man vielen auf die Füße, die aus dem Status Quo ihr Kapital schlagen und für die Veränderung Gefahr bedeutet. Dass wir trotz allem noch existieren, obwohl gerade im Batterieumfeld die Sterne teils schneller sinken als sie emporsteigen, erfüllt mich mit Stolz. Diese 12 Jahre haben bis hierher unglaubliche Kraft gekostet, unzählige Menschen verbunden und für ein Füllhorn an Erfahrungen gesorgt, die für Euch von Bedeutung sein könnten.

Wenn meine Episoden relevante Anregungen für Euch bieten, habe ich mein Ziel erreicht. Und wenn nur ein einziger von Euch deshalb seinen Weg zum Erfolg für seine Innovation findet, hat sich dieses Buch mehr als gelohnt. Denn ich glaube, dass Innovatoren durch die Bank vor vergleichbaren Herausforderungen stehen. Als Leitbilder dienen dabei oft erfolgreiche Innovationen. Über die Stolpersteine wird eher ungerne gesprochen. Die liegen jedoch vielfach nicht in der Innovation selbst, sondern im Umfeld und dem eigenen Umgang damit begründet. Und genau das habt Ihr selbst in der Hand, wenn es Euch gelingt, Eure Welt zu lesen.

Genug der Vorrede und viel Erfolg für Eure Innovation!

How to read

»HOW TO READ«

Kenne ich mich selbst?

Wer bin ich?

Wo komme ich her?

Was macht mich als Person und Persönlichkeit aus?

Was ist mir wichtig?

Wie gehe ich mit Schwierigkeiten um?

Was treibt mich an?

Inhalt

KLIMAWANDEL UND ANDERE SPALTEREIEN

THINK BIG – THINK BIGGER

JEDEM ANFANG WOHNT EIN ZAUBER INNE

MIT SCHWIMMFLÜGELN AUF HOHER SEE

PACTA SUNT SERVANDA

EXIT VOR EINSTIEG

GIER FRISST HIRN

DER FEIND IN MEINEM BETT

DIE MACHT DER BURN RATE

SEX/RISIKO/MARKE

DREIMAL NEIN

CORONA UND GELD

VERMITTLER UND TRITTBRETTFAHRER

DIE ENTTÄUSCHUNG IMPACT INVESTOR

JA, KEIN IPO

ALLMACHTSFANTASIE ÜBER GESCHÄFTSMODELL

DAS SCHMUTZIGE GESCHÄFT DER FÖRDERUNG

LOBBYISMUS – DAS SPIEL DER BEWAHRER

DAS PRINZIP HAUSBANK

DIE ROLLE DER POLITIK

ECHTE NETZWERKE UND EHRLICHES INTERESSE

ENGPASSMANAGEMENT

CHANCE ODER RISIKO

SKIN IN THE GAME

WENN DIE IDEE STIRBT

KREATIVITÄT ALS BESTE ANTWORT AUF WIDERSTAND

DEN GLAUBEN NICHT VERLIEREN

BEI GELD HÖRT DIE FREUNDSCHAFT AUF

ZWISCHEN SEED UND GROWTH: DIE TODESZONE DER INNOVATION

DIE PSYCHOLOGIE DER INNOVATION – VON DER IDEE BIS IN DEN MARKT

ÜBER DEN AUTOR

(

EIGEN)WERBUNG/REKLAME/ ABSATZSTEIGERUNG

KLIMAWANDEL UND ANDERE SPALTEREIEN

Was steckt drin

Klimawandel ist eines der global am kontroversesten diskutierten Themen. Es spaltet vielerorts die Gesellschaften. Anstatt den Handlungsdruck in eine neue Vision für die Welt zu übersetzen, werden Wohlstand und Klimawandel gegeneinander ausgespielt. Als gäbe es das eine ohne die Konsequenz des anderen. Diese Diskussion überlagert vollkommen die Kraft von Innovation und die enorme Schubkraft für Wohlstand, die eine Vorreiterrolle bei skalierbaren, technologischen Lösungen einbringen kann. »Klimawandel« kann allerdings auch als Synonym für »Bedrohung durch Neues« stehen. Warum wir für die Begründung der Sinnhaftigkeit der Energie- und Mobilitätswende den Klimawandel gar nicht brauchen und warum es dennoch so schwerfällt, das Richtige zu tun, ist Gegenstand dieser Episode.

Die Episode

Fossile Energieträger wie Braunkohle, Steinkohle, Erdöl und Erdgas, sind dem Grunde nach nichts anderes als die sogenannten Erneuerbaren Energieträger, wie Windkraft, Solarenergie, Wasserkraft oder Biomasse. Ein wesentlicher und in der Tat beträchtlicher Unterschied besteht in der Bildungsrate, also in der Zeitdauer, die erforderlich ist, um den jeweiligen Energieträger zu bilden. Der Entstehung fossiler Energieträger liegen tektonische Prozesse zugrunde, die über tausende Jahre hinweg zur Bildung dieser Energieträger führen. Erneuerbare Energieträger stehen dagegen kurzfristig zur Verfügung.

Hinsichtlich der Verteilung der Energieträger gibt es ebenfalls gewichtige Unterschiede: Aufgrund der schieren Bildungsdauer der fossilen Energieträger und deren tektonischer Bildungsprozesse sind die Lagerstätten auf Dauer, und für unsere Nutzung »a priori« festgelegt. Die Verteilung verändert sich in unserer Zeitrechnung nicht geografisch, sondern im Proporz durch die Entdeckung neuer Lagerstätten, den technischen Fortschritt und den Wert des Rohstoffes. Dabei gilt: Je höher die Nachfrage, desto lohnender die Ausbeutung, und je besser die Technologie, desto effizienter deren Gewinnung und Nutzung. Erneuerbare Energien sind in ihrer Verteilung ebenfalls »a priori« festgelegt, allerdings hinsichtlich ihrer Entstehung einerseits sehr viel kurzfristiger verfügbar und andererseits in ihrer Ausbeutung zumindest bei Wind, Sonne und Biomasse im Wesentlichen vom Technikeinsatz abhängig, nicht von einer geologischen Lagerstätte.

Erneuerbare Energien haben allerdings auch »einen Zettel am Zeh«, einen Nachteil, der immer wieder ins Feld geführt wird, wenn es um den Kampf zwischen fossilen und erneuerbaren Energien geht: Ihre Volatilität, also ihre Abhängigkeit von lokalen klimatischen Ereignissen. Dem gegenüber steht eine sehr gute Steuerbarkeit bei der technischen Nutzung der fossilen Energieträger. Eine sichere Stromversorgung hängt von der Fähigkeit der Energieversorger ab, den Energiebedarf jederzeit zu decken. Je volatiler und damit sprunghafter ein Energieträger zur Verfügung steht, desto schwieriger ist der Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch zu bewerkstelligen. Ist damit die Entscheidung zugunsten der fossilen Energieträger bereits gefallen? Scheinbar ja und sicherlich nein.

Ein Beispiel für die höhere Komplexität der Realität: Wasserkraft hängt natürlicherweise an der Verteilung von Flüssen, Stauseen und Gewässern und damit an der regionalen Topologie sowie der klimatischen Einbettung der Region. Für diese Energiequelle stellt der Klimawandel eine besondere Bedrohung dar, weil die Verfügbarkeit der Wasserkraft auf dem Festland – und damit auch die Kühlmöglichkeit für Atomkraftwerke – an Niederschlagsereignissen hängt. Perioden längerer Trockenheit sorgen für eine unkalkulierbare – im Falle der fehlenden Reaktorkühlung sogar extrem gefährliche – Volatilität dieser Energiequelle. Die Atomkraft hängt somit indirekt »am Tropf« der Wasserkraft.

Geopolitisch betrachtet gibt es drei Hauptursachen für Konflikte: Energie, Ernährung und Wasser. Positiv gesprochen geht es um die Versorgungssicherheit, negativ gesprochen um Verteilungskämpfe. Eine fehlende Versorgungssicherheit ist ursächlich für Kriege und globale Flüchtlingsströme. Die Abhängigkeit der Energieversorgung von fossilen und nuklearen Energieträgern birgt für all jene Länder erhebliche Risiken, die keine ausreichenden eigenen Reserven oder geologische Lagerstätten besitzen. Allein aus diesem simplen geopolitischen Grund wäre es grundsätzlich eher vorteilhaft als nachteilig, die eigene Energieversorgung auf Energieträger zu stützen, die unter der eigenen Kontrolle liegen. Windkraft, Solarenergie, Biomasse und Wasserkraft sind zwar volatil, können aber im Konfliktfall zumindest nicht ohne erheblichen Aufwand von außen abgestellt und eine erzwungene Energiekrise damit nicht als taktische Waffe benutzt werden. Der Krieg in der Ukraine hat zudem eindrücklich gezeigt, dass auch die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln, hier vor allem die Bündelung der globalen Weizenvorräte in nur wenigen Ländern, weltweite Auswirkungen auf erzwungene Hungersnöte und damit Flüchtlingsströme haben kann. Der Zugang zu Wasser, und insbesondere zu sauberem Trinkwasser, ist der dritte relevante Kriegsgrund, je knapper dieser Rohstoff bei zunehmender Trockenheit wird – mit Wechselwirkungen zur Versorgungssicherheit bei Ernährung und Energie.

Eine ganz andere Dimension eröffnet sich, wenn man berücksichtigt, was man alles aus den fossilen Rohstoffen herstellen kann. Insbesondere Erdöl ist die Grundlage vieler Produkte von Plastik bis hin zu wichtigen medizinischen Produkten. Viele dieser Produkte lassen sich auf dem Wege des Recyclings grundsätzlich in neue Produkte umwandeln, so dass der Rohstoff mehrfach benutzt werden kann. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, welche Innovationen wir auf der Basis dieser Rohstoffe noch sehen werden. Bei der Verwendung als Energiequelle, sei es für die Stromerzeugung, Wärmeerzeugung oder die Mobilität, erfolgt die Nutzung dagegen über Verbrennung. Eine Nachnutzung ist damit ausgeschlossen. Ganz losgelöst von der Freisetzung des über Erdzeitalter gebundenen CO2 und den damit assoziierten Folgen für den Klimawandel. Verbrennen ist damit die sicherlich dümmste Nutzung für diese besonderen Rohstoffe.

Solange die Entnahme schneller erfolgt als die Nachbildung, kommt es rein mathematisch früher oder später zu einem Versiegen der Quellen für diese Rohstoffe. Die Verantwortung für einen intelligenteren Umgang mit den Ressourcen liegt in unseren Händen. Eine »fire and forget« Mentalität oder die Entschuldigung, dass wir in den wenigen Jahren bis zu unserer Rente eh nichts mehr tun können, ist gegenüber unseren Kindern und Enkeln unentschuldbar.

Diese Erkenntnisse sind nicht neu. Sie setzten auch kein umfangreiches Vorwissen voraus. Sie sind noch nicht einmal besonders kompliziert. Und doch erleben wir einen Kampf zwischen den vermeintlichen Gegenspielern Wohlstand und Klimawandel. Die Ursache dafür liegt in den persönlichen Befindlichkeiten und Egoismen, in denen wir alle gefangen sind. Der Umbau der Energieversorgung hin zu Erneuerbaren Energien erfordert Dekaden und ist nicht in einer Legislaturperiode abgeschlossen. Er erfordert Investitionen in Erzeugungstechnologien, vor allem aber in Speichertechnologien. Er erfordert ein Umdenken, ein neues Zielbild für die Zukunft, neue Wege zur Erreichung der Versorgungssicherheit – am Ende des Tages ein wahres El Dorado für Innovation! Dabei kommt es darauf an, dass wir die einzelnen Innovationen nicht gegeneinander ausspielen, sondern uns darüber austauschen, wie sich all diese Innovationen ergänzen können, um eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

Ich möchte Euch an dieser Stelle drei Beispiele für den Kampf um Innovation geben, die für mich sehr eindrücklich sind: Vor über 100 Jahren hat Rudolf Diesel den Dieselmotor erfunden. Eine Erfindung, die zu der damaligen Zeit niemand haben wollte und die dennoch Grundlage einer beispiellosen industriellen Revolution geworden ist. Rudolf Diesel hatte nichts von seiner Erfindung und ist verarmt gestorben. 2007 wurde in Deutschland exklusiv durch die T-Mobile, die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom, das erste iPhone in den Markt gebracht. Zu dieser Zeit war ich in der Vertriebsstrategie der Deutschen Telekom tätig. Niemand aus dem Vertrieb wollte iPhones verkaufen. Der Endgerätetrend ging voll in Richtung der Miniaturisierung, große Bildschirme wurden als Rückschritt empfunden, von Kameras und Apps war weit und breit nichts zu sehen. Nokia, Blackberry, Motorola und Sony Ericsson waren die unangefochtenen Platzhirsche. Erst als die Zielmarke von 1 Mio. Endgeräten zum Ende des Jahres 2007 vom damaligen Vertriebsvorstand erzwungen worden war, startete der Siegeszug des iPhones in Deutschland. Alle Annehmlichkeiten, die für uns heute selbstverständlich sind, waren zu dieser Zeit für die meisten nicht vorstellbar. Es war die Vision eines Steve Jobs, des Gründers von Apple, die Vision eines beeindruckenden Innovators.

Von diesen Beispielen gibt es sicherlich einige. Ich finde diese beiden besonders eindrücklich, weil sie in der aktuellen Zeit eine besondere Bedeutung erlangt haben: Seit der leidenschaftlichen Debatte über Sinn und Unsinn der Elektromobilität erfreut sich der Dieselmotor einer Anerkennung, die er zur Zeit seiner Erfindung nie hatte und über die Zeit gegen alle Widerstände hart erkämpfen musste. Die zahllosen Annehmlichkeiten und Erleichterungen, die mit den heutigen Smartphones verbunden sind, waren noch vor wenigen Jahren undenkbar. Sie entstanden in den Köpfen weniger Innovatoren, die sich mit dem Status Quo nicht zufriedengegeben haben und ihren Weg gegen alle Widerstände konsequent gegangen sind. Im Nachhinein fällt es sehr leicht, zu sagen: »Das war ja klar, dass sich diese Innovation durchsetzen würde.« War es nicht. Viele sagen: »Da hätte man damals investieren sollen, dann wäre man heute märchenhaft reich.« Das Problem daran ist, dass die Entscheidung für Innovation nicht im Nachhinein getroffen wird, sondern weit vor dem Einbiegen auf die Siegerstraße.

Deshalb möchte ich Euch mit dem dritten Beispiel an den Punkt führen, wo die Weichen noch nicht gestellt sind, die Entscheidung noch nicht getroffen ist: Die Entdeckung des HPB Feststoffakkus. Die Innovation, für die ich seit nunmehr 12 Jahren konsequent kämpfe und alles aufbiete, was ich zu leisten imstande bin. Seit über dreißig Jahren treibt unseren Erfinder, Prof. Dr. Günther Hambitzer, die Frage um, wie er die Batteriealterung an deren chemischer Wurzel lösen kann. Und eben diese Frage hat er mit einem völlig neuen Batteriesystem beantwortet. Er besitzt die Fähigkeit, die chemischen Abläufe vor seinem geistigen Auge zu sehen. Eine Geistesleistung, vor der ich mich als erklärter Fan des Gehirns als größtem Geschenk für uns Menschen wahrhaft verneige.

Wir wissen heute, dass die Energie- und Mobilitätswende aus vielen Gründen alternativlos ist. Wir wissen auch, dass dafür enorme Investitionen in Speichertechnologien erforderlich sind und dass die verfügbaren Technologien heute noch nicht auf dem Niveau sind, das wir benötigen, um nicht das eine Nachhaltigkeitsproblem durch ein neues zu lösen. Batteriespeicher haben hier für die kurzfristige Speicherung eine besondere Rolle. Grund genug, die Themen Nachhaltigkeit, Sicherheit und Langlebigkeit zu verbinden? Nein. Für viele ist dies keine ausreichende Motivation. Vielmehr geht es darum, den Status Quo möglichst lange zu erhalten. Mit der heute schon spürbaren Konsequenz, dass wir von Nationen, die an dieser Stelle Innovationen grundsätzlich aufgeschlossener gegenüberstehen, immer weiter abgehängt werden. Innovationen werden lieber gegeneinander ausgespielt und gemeinsam in den Widerspruch zur Wohlstandssicherung gestellt, statt den Innovatoren den Raum und die Ressourcen zu geben, die nötig wären, um »the next big thing« hervorzubringen. Hier sind uns viele andere Nationen meilenweit voraus.

Unsere, meine Reise zu diesem Punkt ist das, was ich mit dem Kampf für Innovation meine. Er umfasst die gesamte Dauer, von der Idee bis zur Umsetzung, mit allen Widrigkeiten, die damit verbunden sind, bevor alle sagen: »Ich habe es ja immer gesagt, dass Eure Lösung dringend gebraucht wird!« Dieser Kampf ist ein Kampf mit Höhen und Tiefen, ein permanenter Wechsel aus heiß und kalt, immer unvorhersehbar. Ein Kampf, der zwingend erfordert, dass man sich jeden Tag hinterfragt und bei Bedarf neu erfindet – ohne seine Innovation und ihr Potenzial aus dem Blick zu verlieren.

Worum es geht

»Klimawandel« ist ein Synonym für »Bedrohung durch Neues«. Egal, wie kontrovers die Debatten in dem Umfeld Eurer Innovation geführt werden, es gibt einen guten Grund für Eure Idee. Euer hartes Los: Innovatoren erhalten das Lob erst dann, wenn die meisten Risiken aus dem Weg geräumt und die ersten Millionen verdient sind. Doch es kommt vorher darauf an, an die Innovation zu glauben und für sie zu kämpfen. Viele Debatten lassen sich auflösen, wenn man aus dem Gegensatzpaar von Innovation A und Innovation B ein Mit- und Nebeneinander macht. Wenn man die wechselseitige Ergänzung sucht.

Ein schönes Beispiel aus dem Bereich der Speichertechnologien ist die »Hochzeit der Speichertechnologien«, die Kombination von Wasserstoff und Batterie, statt des Ausspielens der beiden Technologien gegeneinander zugunsten des Erhalts eines mindestens fragwürdigen Status Quo. Der Gegensatz: Wollte man die individuelle Mobilität mit Wasserstoff statt mit Batteriespeichern realisieren, bräuchte man wegen der schlechteren Energieeffizienz des Wasserstoffs gegenüber einer Traktionsbatterie die 2,5-fache Bruttoenergieerzeugung für dieselbe Fahrleistung. Der große Vorteil der Wasserstoffproduktion liegt darin, dass die notwendigen Elektrolyseure jede Energie für die Wasserstoffherstellung einsetzen können. Damit lässt sich nahezu beliebig viel Überschussstrom für die Wasserstoffproduktion nutzen. Die Ergänzung: Ihr Optimum haben Elektrolyseure allerdings in einem Teillastbereich, also nicht bei minimaler und nicht bei maximaler Last. Die Stromproduktion von Windrädern ist so hoch, dass die Speicherung von Überschussenergie allein in Batterien nicht geeignet ist, die maximale Ausbeute zu erzielen. Die Hochzeit: Die Kombination von Windkraft, Wasserstoffproduktion und Batteriespeichern böte die Möglichkeit, die Elektrolyseure mit dem Überschussstrom aus Windkraft länger in ihrem Betriebsoptimum zu fahren und damit mehr Nettostromerzeugung zu ernten als mit der heute üblichen Abschaltung. Die Fortsetzung: Den Wasserstoff könnte man schließlich zur Produktion grünen Stahls einsetzen, mit den Batteriespeichern die Einspeiseleistung glätten. Also raus aus dem Gegensatz, rein in die wechselseitige Ergänzung. Schlicht »mehr Netto vom Brutto« der bereits installierten Erzeugungskapazitäten. Fundamentalpositionen produzieren Fundamentaloppositionen. Fundamentalopposition produziert Stillstand. Stillstand verhindert Fortschritt und gefährdet den Wohlstand. Das ist der Zusammenhang, der durchbrochen werden will.

Was immer Eure Innovation ist, kümmert Euch darum, Brücken zu bauen. Brücken zu anderen Innovatoren. Baut ein Ökosystem aus Partnern und Unterstützern. Das macht aus dem Kampf der Innovationen einen Optionenraum für eine bessere Zukunft. Eine bessere Zukunft durch den Einsatz und die Kombination vieler Innovationen. Dann geht es leichter – und macht obendrein auch mehr Spaß.

How to read

»KLIMAWANDEL UND ANDERE SPALTEREIEN«

In welchem Kontext findet meine Innovation statt?

Wo liegen die vermeintlichen Konfliktlinien zum Status Quo und zu anderen Innovationen?

Wo liegen die Gemeinsamkeiten?

Wie kann man sich untereinander helfen?

Wie erzähle ich die Geschichte als Einladung zum Mitmachen?

Wie werde ich zum Brückenbauer zu anderen Innovationen?

Was erhält mir die Freude an meiner Innovation?

THINK BIG – THINK BIGGER

Was steckt drin

»Think Big« ist der Appell aller Investoren, wenn es darum geht, den Reiz einer Innovation für Außenstehende zu steigern, die Innovation »lecker« für Investoren zu machen. »Think Big« setzt auf Differenzierung und Wettbewerbsvorteile, Skalierbarkeit und Dominanz. Immer im Gepäck dieses Appells ist auch die Abgrenzung von anderen, um die eigenen Vorteile auf Dauer zu sichern und damit für sich und die Investoren maximal kapitalisieren zu können. Gelernt ist gelernt. Warum dieser Appell in die falsche Richtung führen kann und regelmäßig einen schmalen Grat zwischen Allmachtsfantasien und tatsächlichem Erfolg bildet, warum dieser Appell die eigentliche Innovation verwässern kann und was für eine mächtige Alternative echte Kooperationen bieten, darum geht es in dieser Episode.

Die Episode

Innovation beflügelt die Fantasie. Was wäre alles möglich und erreichbar, wenn nur jeder dieselben Vorteile in einer Innovation erkennen würde, die der Innovator mit seiner Innovation so klar vor Augen hat? Dabei geht es nur in einem ersten, oft flüchtigen Moment um den eigentlichen Kern der Innovation; darum, was die Innovation ausmacht und welche Probleme sie besser oder vielleicht sogar erstmalig löst. Sehr schnell schweifen die Gedanken ab und vor dem geistigen Auge erscheint die enorme Strahlkraft der kaum fassbaren finanziellen Chancen eines weltweiten Markterfolgs. Eine geradezu magische Anziehung entsteht. Die Idee beginnt andere anzustecken.

Wenn man direkt in die Sonne schaut, ist man schnell geblendet. Es bleibt je nach Intensität ein »blinder Fleck« im Sichtfeld zurück, der in der Regel früher oder später wieder verschwindet. Die Strahlkraft des möglichen, unermesslichen Reichtums von Innovationen hat denselben Effekt auf die Tiefenschärfe der Innovation. Sie sorgt für eine Verlagerung des Schwerpunktes auf die persönlichen oder investorenseitigen ökonomischen Vorteile und überlagert dadurch relevante Fragestellungen abseits dieser Strahlkraft, die jedoch nicht minder erfolgskritisch sein können. Besonders davon betroffen sind technologische Innovationen mit einem hohen Grad an Komplexität. Viele Innovationen sind zudem davon betroffen, dass ein spezielles Wissen notwendig für die Umsetzung der Idee ist. »Die Hausaufgaben erledigen« ist das, worauf es jetzt ankommt.

Die Idee von Jeff Bezos war extrem simpel. Er hatte die Idee, einen Online-Buchhandel aufzubauen, über den er auch Kühlschränke verkaufen wollte. Als er diese Idee bei Bertelsmann, dem damaligen Platzhirsch für Buchclubs in Deutschland, im Vorstand platzierte, wurde er im wahrsten Wortsinne ausgelacht und kurzerhand hinausgeworfen. Thomas Middelhoff, der zu der Zeit bei Bertelsmann und Teilnehmer dieser Sitzung war, hat diesen Vorgang einmal so eingeordnet: Mit dem Wissen von heute wäre jeder Teilnehmer dieser denkwürdigen Vorstandssitzung gerne so gelenkig, dass er sich für diese bornierte Ablehnung dieser Idee jeden Tag selbst in den Allerwertesten beißen könnte.

So simpel die Idee von Jeff Bezos, so hoch war auch sein Risiko, diese Idee mit jemandem zu teilen, der ihm zwar nützlich für die eigene Umsetzung sein könnte, jedoch auch aufgrund einer relativ geringen Barriere die Idee möglicherweise hätte klauen können. Zu diesem Zeitpunkt war die Idee allerdings eine reine Idee. Es gab keinen Nachweis dafür, dass diese Idee überhaupt eine Aussicht auf Erfolg haben könnte. Jeff Bezos war nur einer dieser amerikanischen Geschichtenerzähler, der wohlmöglich auf die schnelle Art reich werden wollte, indem er einen Platzhirsch mit ins Boot nahm.

Die schroffe Absage von Bertelsmann hat Jeff Bezos nicht abgehalten, seine Idee in die Tat umzusetzen. Mit seinem Unternehmen Amazon ist er in kürzester Zeit einer der reichsten Menschen der Welt geworden. Und genau das macht ihn zu einem leuchtenden Vorbild für viele Innovatoren und viele Investoren. Er hat an seiner Innovation festgehalten und sie selbst umgesetzt – gegen alle Widerstände. James Dyson blickt auf eine ähnliche Geschichte zurück. Seine Innovation, ein Staubsauger ohne Beutel, wurde von den Platzhirschen abgelehnt. Deswegen er hat sie selbst umgesetzt – mit bahnbrechendem Erfolg.

Wo ist nun der blinde Fleck bei diesen beiden Beispielen,