Stadt, Land und danke für das Boot - René Freund - E-Book

Stadt, Land und danke für das Boot E-Book

René Freund

3,8

Beschreibung

Lieben Sie alte Traktoren? Haben Sie Erfahrungen mit verrotteten Booten? Probleme mit schlaflosen Kleinkindern? Oder mit ungerechtfertigten Strafzetteln?René Freund kann Ihnen dabei zwar auch nicht weiterhelfen und einfache Generallösungen aus dem Ärmel schütteln. Dafür vermag er es aber, die Banalität des täglichen Lebens mit scharfer Beobachtungsgabe und lockerem Sprachwitz in höchst unterhaltsamer Form in Worte zu verpacken.Ob er nun über die brisante Frage der Inländerintegration sinniert, seine persönlichen Resultate auf dem Gebiet der Namensforschung preisgibt, durch detaillierte Aufzählung seiner beunruhigenden körperlichen Symptome der lächerlichen Unterstellung, er sei ein Hypochonder, Paroli bietet oder sich an das Tabuthema der Auto-Erotik heranwagt: Mit seinen Realsatiren offeriert René Freund amüsante Leseeinsichten, die die Welt so zeigen, wie sie wirklich ist. Dabei gewährt er Einblick in sein Leben als Vater, in seinen Berufsalltag als Autor und in seine Gedanken zu den verschiedensten Phänomenen, die er in nächster Umgebung beobachtet. All das aus der Perspektive eines Pendlers zwischen zwei kontrastierenden Welten: dem täglichen Wahnsinn der Großstadt und der scheinbaren Idylle des Landlebens.

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René Freund

Stadt, Land und danke für das Boot

Copyright © 2013 Picus Verlag Ges.m.b.H., Wien Alle Rechte vorbehalten Grafische Gestaltung: Dorothea Löcker, Wien Umschlagabbildung: © Siepmann Datenkonvertierung E-Book: Nakadake, Wien ISBN 978-3-7117-5187-4 Dieses E-Book ist urheberrechtlich geschützt

Informationen über das aktuelle Programm des Picus Verlags und Veranstaltungen unterwww.picus.at

René Freund

Stadt, Land und danke für das Boot

Die besten Satiren aus meinem Leben

Picus Verlag Wien

I. Vom Leben auf dem Lande

Der Traktor

Letztens hätte ich beinahe einen Traktor gekauft. Das kam so: Zu Mittag waren Petra und Ernst da, die wir entsprechend den Gebräuchen eines ländlichen Sonntags bewirtet haben, also mit Bier und Wein zum Essen und mit ein bisschen Schnaps zum Kaffee. Als die beiden mit ihrer Kinderschar gegangen waren und die Ofenbank mir gerade zurief, ich solle mich doch ein wenig zum Dösen auf ihr niederlassen, kamen überraschend Michaela und Jörg bei der Tür herein.

Wie es die Gebräuche gebieten, kredenzten wir Brot, Käse und auch die eine oder andere Flasche Rotwein, was sich, da ich der Erholung auf der Ofenbank entsagt hatte, bei mir bald so auswirkte, dass ich mit einem Topf auf dem Kopf bei Tisch saß und mit einem Nussknacker draufhaute (auf den Topf). Zu dieser eher ungewöhnlichen Äußerung fortgeschrittener Trunkenheit war es gekommen, weil Jörg von seinem Cousin in der Gosau erzählt hatte.

Dieser Cousin hat einen Traktor in der Garage stehen. Nicht irgendeinen Traktor, sondern einen 15er-Steyrer Oldtimer, original lackiert, mit funktionierender Hydraulik. Mehr sag ich gar nicht. Für alle, die nicht wissen, was ein 15er-Steyrer ist, nur so viel: Hätte Platon Traktoren gekannt, der 15er-Steyrer wäre ohne Zweifel in seinem Dialog »Traktorion« als das geistige Urbild des Traktors bezeichnet worden, ohne das alle sinnlichen Wahrnehmungen der Schattentraktoren rein ontologisch betrachtet gar nicht möglich wären.

Jetzt war das Problem eigentlich nur folgendes: Ich brauche überhaupt keinen Traktor. Neben diesem Hauptproblem verschwanden die Nebenprobleme gänzlich, nämlich dass ich kein Geld habe, ihn zu kaufen, und keinen Platz, ihn unterzustellen. Trotzdem wollte ich den Traktor. »Haben! Haben!«, wie Sohn Jakob immer so richtig sagt. In meiner rotweinbeflügelten Fantasie sah ich vor mir, wie der Kleine neben mir, dem bäuerlichen Landjunker, auf dem Kotflügelsitzchen Platz nehmen und mich anhimmeln würde, und dann sagte meine Frau auch noch einen merkwürdigen Satz: »Wenn du den Traktor kaufst«, sprach sie, »würdest du mich das erste Mal in meinem Leben echt überraschen.« Was tut man also, um die Gedankennuss »Traktor kaufen oder feig und fad sein« zu knacken? Richtig, man haut mit einem Nussknacker auf den Topf auf dem Kopf. »Gekauft«, sagte ich nach einigen Schlägen zu Jörg und schüttelte ihm die Hand. Dann ging ich schlafen.

Am nächsten Tag habe ich Jörg angerufen und gesagt, dass ich mich etwas zu schwach fühle, um den Traktor gleich zu holen. Und dann habe ich ihm erzählt, dass ich jemanden kenne, der den Traktor eventuell auch brauchen könnte. Dass ich also unter Umständen zu einem Verzicht bereit wäre.

Den Traktor hat dann am Wochenende darauf Ernst gekauft. Jetzt himmelt Jakob halt ihn an, kann man auch nichts machen. Und meine Frau ist sehr erleichtert, dass ich sie nicht zum ersten Mal in ihrem Leben überrascht habe.

Sagt sie jedenfalls.

Almtal-Derby

Am Sonntag Almtal-Lokalderby: Union Drack Bau Grünau gegen SV Wolf System Scharnstein. Es geht um Fußball. Um das Terrain einigermaßen abzustecken, möchte ich dieses kurz beschreiben: eine Frühlingswiese mit Gänseblümchen, blühendem Löwenzahn, überdurchschnittlich vielen Löchern, zwei Toren und kreidenen Begrenzungslinien, die ob der Bodenbeschaffenheit gar nicht gerade sein können. Doch die Idylle täuscht. Grünau gegen Scharnstein hat bei den lokalen Fußballspielen in etwa die Brisanz eines Ländermatchs Österreich gegen Deutschland (oder Iran gegen Irak).

Grünau und Scharnstein liegen nur knapp sechs Kilometer voneinander entfernt. Dennoch bezeichnet man einander – an guten Tagen – als »benachbartes Ausland«. Es kommt daher bei den Spielen oft zu unschönen rassistischen Zwischenrufen – »Krempentretta« und »Bitscherla«-Chöre, lokale Abwandlungen von »Kameltreiber« und »Bloßfüßiger«, schallen hin und her, und dementsprechend groß ist das Publikumsinteresse. Tatsächlich sind drei- oder vierhundert Zuschauer bei den Lokalderbys keine Seltenheit, und nur die Tatsache, dass Scharnstein und Grünau gleichzeitig der EU beigetreten sind, vermag das Ärgste zu verhindern.

Diesmal gab es jedenfalls, und das ist schon bemerkenswert, keine offenen Brüche, weder auf dem Spielfeld noch auf den (nicht vorhandenen) Tribünen. Dafür schloss der – im Übrigen höchst populäre, weil prompt auf Zuruf reagierende – Schiedsrichter in der 85. Minute beim Stand von 0:1 den Scharnsteiner Brandt aus, und zwar wegen wiederholten »Suderns« (= Oberösterreichisch für Reklamieren). Das stärkte nun, wie böse Zungen behaupteten, die Scharnsteiner, weil sie einander weniger im Weg standen. Und doch folgte kurz vor Schluss der Knalleffekt: Der Grünauer Stieglbauer (derzeit in Bestform) glich mit einem coolen Abstauber aus und die Partie endete 1:1. Die Scharnsteiner fighteten zwar noch und lieferten ein paar Gustostückerln für die (ebenfalls nicht vorhandene) Galerie, aber gegen die Hechtsprünge unseres Grünauer Tormanns sind die Paraden des Oliver Kahn nur Kinderkram.

Nach dem relativ unblutigen Spielende begann erst die eigentliche Spannung: Kommt es zur großen Schlussschlägerei oder nicht? Ich hatte mich vorsichtshalber im Grünauer Sektor (gleich neben der Bierausschank) hinter den kräftigsten Lokalmatadoren verschanzt, aber an dem lauen Abend schienen alle irgendwie versöhnlich. Es war auch kein Gendarm anwesend, den man – wie einst – gemeinsam in einen Busch hätte werfen können.

Einträchtig wuschen die Spieler am Brunnen ihre Stoppelschuhe, und ausnahmsweise schienen alle einzusehen, dass es gar keinen Grund zur Aufregung gab. Die »2. Klasse Süd«, in der Grünau und Scharnstein seit Jahren nicht ohne Erbitterung gegeneinander kämpfen, gilt nämlich nicht unbedingt als fußballerischer Olymp, obwohl sie bei Weitem spannender ist als die Champions League. Aber sie hat einen entscheidenden Vorteil: Man kann nicht absteigen.

Drunter ist nichts mehr.

Das Aquarium

Ursprünglich war das mit dem Aquarium ja eine gute Idee. Wir essen gern Fisch, warum also nicht, wie etwa bei Wirtshäusern üblich, ein Aquarium vor die Haustür stellen und Forellen im besten Frischezustand (also lebend) stets griffbereit haben?

Aquarium und Sauerstoffpumpe waren schnell gekauft, die Suche nach dem richtigen Platz erwies sich als schwieriger. Schattig und dem stürmischen Wind nicht zu sehr ausgesetzt … ich fand die Bank vor dem Schlafzimmerfenster ideal. Barbara sagte (noch) nichts. Sie fand das Aquarium mit dem Kiesgrund und den Steinen sogar hübsch – bis ich die Sauerstoffpumpe anschloss. Die Pumpe brummte ein wenig, ungefähr so, wie ein Presslufthämmerchen brummelt, was, wie ich zugebe, vor dem Schlafzimmerfenster nicht ideal ist. Aber da stand das Aquarium jetzt eben und Barbara wandte ohne zu zögern die Ödipus-Keule an: »Ich schlaf heute Nacht beim Jakob«, sagte sie. Jakob kümmerte sich nicht darum. Mit fast drei Jahren hat man andere Interessen: »Papoti, gemma endlich die Fische holen, ja?«

Wir fuhren also mit einem großen Kübel zum Forellenzüchter. Seine Mutter war da und händigte uns vier Bachforellen aus. Eigentlich ging es allen recht gut, nur eine schnappte immer so merkwürdig nach Luft. »Die tuan immer so bled«, sagte die gute Frau, »des wird scho wieder.«

Nach dreiminütiger Fahrt beim Aquarium angekommen, tat die Forelle allerdings immer noch irgendwie bled, und deshalb musste ich sie schweren Herzens notschlachten. Die anderen Forellen übersiedelte ich ins Aquarium, doch eine besonders kühne beschloss alsbald, Selbstmord zu begehen, sprang heraus, panierte sich selbst mit Staub und Erdreich, weshalb ich auch sie in die ewigen Gejagtengründe befördern musste. Jakob beeindruckte das nicht besonders, aber Barbara sah mich vorwurfsvoll an. »Wieso schaust du so?«, fragte ich. »Hattest du fürs Abendessen schon was anderes eingeplant?«

Nachdem ich die Kartoffeln geschält, den Salat mariniert und die Forellen knusprig gebraten hatte, fragte ich: »Willst du lieber die Selbstmörderin oder die, die immer so bled tuat?« Barbara aß sie trotzdem. Und Jakob liebt Fisch sowieso. Nach dem Essen sahen wir wieder zum Aquarium. »Papoti«, fragte Jakob, »hat der Fisch eine D.?« (D. ist unser Codebuchstabe für Depression.)

»Nein«, sagte ich, »der tuat nur bled.«

»Aber später ist er wieder fit?«, wollte Jakob wissen. Wo hat er bloß diese idiotischen Wörter her?

Vor dem Schlafengehen sah ich wieder zu den Fischen. Sie hatten offensichtlich beide eine D. Sollte ich sie ebenfalls …? Nein, das wäre wie Mord. Und Barbara würde drei weitere Nächte bei Jakob schlafen.

Der Vollmond stand hoch über dem Kasberg, als ich die Forellen behutsam in einen Kübel hob und sie zum Grünaubach hinuntertrug. Später erzählte ich Barbara, wie die Fische kurz im Wasser des klaren Gebirgsbachs gestanden und dann gegen die Strömung zum großen Wehrgumpen hinaufgeschwommen waren. Barbara machte ihre gütigsten Augen und sagte: »Das könnten wir öfter machen, findest du nicht?«

Ich stellte den Presslufthammer ab und träumte später von Goldfischen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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