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Das vorliegende Buch ist das vierzehnte Opus zur Geschichte von Stadtlengsfeld in der Rhön. Es geht um Ereignisse und Personen, die ihr Glück fern der Heimat suchten. Ihr Schicksal wurde nachgezeichnet und auf die vorliegende Weise einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Der Inhalt basiert auf einer Fülle historischer Daten, auf persönlichen Lebensläufen sowie auf Gesprächen mit Zeitzeugen. Die populären Darstellungen zielen auf einen großen Leserkreis ab, v. a. auf Bürger von Stadtlengsfeld, Weilar, Gehaus, Kaltennordheim oder Geisa, auf Heimatforscher, auf Lehrer und Schüler sowie auf Nachfahren von Auswanderern. Die Geschichten bieten genügend Stoff für Anekdoten, kuriose Begebenheiten und exotische Schauplätze. Sie sind Anlass zum Staunen und Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken! Die souveräne Auswahl der Themen, Sortierung und ihre prägnante Abhandlung lassen Sachverstand und nötiges Einfühlungsvermögen des Autors erkennen. Dass es im Verlauf 200 Jahren rund 500 Auswanderer gegeben hat, dass diese in vielen Ländern ein neues Zuhause gefunden haben, dass einige von ihnen weltberühmt wurden, dass sogar zwei Segelschiffe mit Rhönern in Kolumbien landeten und deren Nachkommen bis in die Gegenwart existieren, sind nur einige von vielen Enthüllungen, die dieser Band enthält.
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Seitenzahl: 201
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Autor
Prof. Rolf Schlegel ist Emeritus für Zytogenetik, Genetik und Pflanzenzüchtung nach über 50 Jahren Erfahrung in Forschung und Lehre. Er ist Autor von mehr als 200 wissenschaftlichen Publikationen und anderen Abhandlungen, Koordinator internationaler Forschungsprojekte und Mitglied mehrerer internationaler Organisationen. Er veröffentlichte bereits erfolgreich fünf Fachbücher in englischer Sprache, herausgegeben von drei amerikanischen Verlagen. Rolf Schlegel diplomierte 1970 auf dem Gebiet der Genetik und Pflanzenzüchtung und promovierte 1973. Die Habilitation (Dr. sc.) folgte 1982. Er war langjährig an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Institut für Genetik und Kulturpflanzenforschung der Akademie der Wissenschaften in Gatersleben, dem Institut für Getreide und Sonnenblumen-Forschung, Dobrich/Varna, sowie dem Institut für Biotechnologie der Bulgarischen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften tätig; darüber hinaus an verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen der USA, Brasilien, England, Japan, Russland und anderen Ländern. Seit geraumer Zeit hat er die Ahnenforschung seines Heimatortes Stadtlengsfeld zur Freizeitbeschäftigung gemacht. Dabei entstand eine Datei von mehr als 60.000 Personen-Einträgen aus der mehr als tausendjährigen Historie des Ortes. Die Schicksale der Menschen und deren Leben bieten Stoff für eine Vielzahl von Geschichten und historischen Darstellungen. Diese einem breiten Publikum kundzutun, ist eine neue Passion des Autors.
Mein Dank geht an Dr. Matthias Manke, Landeshauptarchiv Schwerin, Graf-Schack-Allee 2, D-19053 Schwerin für die Recherche zu dem Schiffsregister der „Torquato Tasso", Christel Monsanto für die gute Recherche in Wilhelmstad auf Curaçao, Luis Alvaro Gallo Martinez in Bogota (Kolumbien) und Dr. Robyn Schrumpf sowie Tyler Schleicher (USA) sowie Bernhard Gottbebüt (Deutschland) für die Fotos zur Familie. Dr. Larissa Korzun, Einbeck, sei für die Recherchen zu einem ukrainischen Bürger gedankt.
Jürgen Kanitz in Berlin (Deutschland) bemühte sich im Jahr 2021 engagiert um die Auswanderer-Familie des Johannes Hill.
Frau Dr. Gisela Schlegel (Gatersleben) bin ich für die kritische Durchsicht des Manuskripts verbunden.
Vorwort
01Der stetig wandernde Mensch
02Klima, Katastrophen, Diskriminierung und Unterdrückung
03Europäische Migration
04Deutschlands Auswanderer
05Auswanderer aus Stadtlengsfeld
06Lengsfelder Kakao-Pflanzer in Kolumbien
07Einwanderer aus fremden Ländern
Bibliographie
Im Jahr 2021 war der Autor der Meinung, dass es Zeit ist, die zahlreichen Hinweise zu Auswanderern aus Stadtlengsfeld aufzuschreiben. Damals waren es rund 300 Personen, über die berichtetet wurde. Die Angaben basierten auf einer erarbeiteten Datenbank von ca. 40.000 Personen aus tausend Jahres Geschichte des Heimatortes.
Das Echo war überwältigend. Aus nah und fern kamen Anfragen zu ausgewanderten Verwandten sowie viele neue Details zu den Schicksalen jener Personen. Dieser Austausch ging so weit, dass es sogar zu persönlichen Begegnungen mit Nachkommen jener ausgewanderten Stadtlengsfelder kam. Die Eindrücke waren auf beiden Seiten überaus emotional. Es floss so manche Träne!
Durch jene Kontakte konnten weitere Auswanderer ausfindig gemacht werden, so dass jetzt mehr als 460 Personen auf der Liste zu finden sind. Sie verschlug es von Israel bis nach Nord- und Südamerika sowie Indonesien, von Ungarn bis nach Skandinavien.
Das moderne INTERNET half sehr bei der Suche. Um die Daten wieder einem breiten Publikum zugänglich zu machen und auf Bitte vieler Bürger, entschied sich der Autor für eine zweite Auflage des früheren Werkes „Rhöner wandern aus“ – unter einem neuen Titel sowie mit stark erweitertem Inhalt.
Dass es im Verlauf der Geschichte so viele Auswanderer gegeben hat, dass diese in vielen Ländern ein neues Zuhause gefunden haben, dass einige von ihnen weltberühmt wurden, dass sogar zwei Segelschiffe mit Lengsfeldern in Kolumbien landeten und deren Nachkommen bis in die Gegenwart existieren, sind nur einige von vielen Enthüllungen, die dieser Band XIV der Lengsfelder Geschichten enthält.
Gatersleben, November 2023
Rolf Schlegel
Migration ist keine Besonderheit der Neuzeit. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie sich Migration im Laufe der Zeit verändert hat. Die Migration ist eine auf Dauer angelegte räumliche Veränderung des Lebensmittelpunktes einer oder mehrerer Personen. Migration, die über Landesgrenzen hinweg erfolgt, ist eine internationale.
Abbildung 1.1: Jährliche Nettomigrationsrate zwischen 2015-2020. Rot bezeichnet die Auswanderer, grün die Einwanderer in den jeweiligen Ländern. Quelle: UN Dep. Economic & Social Affairs, Population Division [1]
Letztere scheint in der jüngsten Vergangenheit zugenommen zu haben. Die Bilanz der Vereinten Nationen zeigt, dass v. a. Menschen aus Afrika und Asien in die „westliche Welt“, einschließlich Australien drängen. Dass es oft die Armut und Perspektivlosigkeit sind, die Menschen veranlasst die Heimat zu verlassen, kann man nicht nur an Afrika und Asien ablesen, sondern auch an solchen Ländern wie die baltischen sowie südeuropäischen Staaten (Abb. 1.1).
Doch es gibt auch ein anderes Motiv, welches die Menschen inspiriert. Es ist offensichtlich, die ihnen innenwohnende Unrast nach neuen Lebensräumen zu suchen. Ob das ein Urinstinkt ist, wagt der Autor nicht zu behaupten. Aber auch schon Sigmund Freud (1856-1939) hegte in seiner Psychoanalyse den Verdacht, dass der „Mensch ein Getriebener“ ist.
Wenn das Ursprungsgebiet des Menschen irgendwo in Ostafrika zu suchen ist, so waren es weitreichende Migrationsbewegungen, die zur Besiedlung des gesamten Globus geführt haben. Diese Besiedlung hat sich über Jahrtausende hingezogen, und auf ihren Wanderungen haben die Migranten ihr Aussehen, ihren Charakter und ihre Lebensweise verändert: Immer wieder aufs Neue hat sich der Menschen jeweiligen klimatischen und ökologischen Gegebenheiten angepasst, in die er eingewandert war und in denen er sich nun behaupten musste. Das Menschengeschlecht ist durch Migration zu dem geworden, was es heute ist.
Aus dem Homo erectus (der aufrecht gehende Mensch), der bereits vor mehr als zwei Millionen Jahren existierte, entwickelten sich im Lauf der menschlichen Evolution der Neandertaler (Homo neanderthalensis) sowie parallel der Homo sapiens in Afrika. Von dort aus besiedelte der Neandertaler große Teile Süd-, Mittel- und Osteuropas. Fossile Fund belegen, dass er schon vor 120.000 Jahren vorkam. Im Verlaufe der letzten Eiszeit vor etwa 40.000 Jahren haben die Neandertaler ihr ursprünglich ausschließlich europäisches Siedlungsgebiet bis Westasien (z. B. Türkei, Levante, Nordirak), in Teile Zentralasiens (Usbekistan, Tadschikistan) und sogar bis in das Altai-Gebiet hinein erweitert.
Das war zugleich die Zeit, während der eine nächste Einwanderungswelle von Menschen aus Afrika nachzuweisen ist. Der Homo sapiens (der vernunftbegabte Mensch) begann vor etwa 70.000 Jahre aus Ostafrika in den Nahe Osten einwandern. Vor 45.000 Jahren hatte er bereits ganz Asien und Europa besiedelt. Somit muss es ein Zusammentreffen mit dem Neandertaler gegeben haben.
Dass sich der moderne Mensch tatsächlich mit dem Neandertaler getroffen hat, belegen die modernen genetischen Analysen, wonach wir, d. h. der moderne Mensch, vor rund 35.000 Jahren, Gene vom Neandertaler durch Kreuzverpaarung erhalten haben (vgl. Abb. 1.2).
Abbildung 1.2: Erste Wanderungen des modernen Menschen, rekonstruiert durch genetische Marker im Y-Chromosom heute lebender Menschen. Neuerdings gibt es Hinweise, dass Menschen von Afrika aus Südamerika erreicht haben. Das muss schon vor 30 – 35.000 Jahre gewesen sein. Quelle [2]
Die archäologischen und genetischen Befunde zeigen: Zuerst wanderten die Menschen in den Nahen Osten, dann nach Südasien und vermutlich vor etwa 50.000 bis 60.000 Jahren nach Australien.
Dabei folgten sie, wie schon in Afrika, dem Verlauf der Küsten. Erst später wurden Zentral- und Ostasien, beide Teile Amerikas und Europa besiedelt. [2]
Wie zuvor vermerkt ist, wanderte der Mensch erst vergleichsweise spät nach Europa ein. Das war noch der primären Migration des Menschen geschuldet (Abb. 2.1).
Abbildung 2.1: Die Migration der Europäer basierend auf den genetischen Befunden. Quelle: A. Curry & R. Benali, 30. 7. 2019, Nat. Geographic
Es gab aber auch andere Ursachen für die territoriale Wanderung von menschlichen Populationen. Sie wird hier als sekundäre Migration bezeichnete:
Die Entstehung der Sahara – bedingt durch eine lokale Klimaänderung – löste zwischen 3.000 und 1.000 v. Z. eine Wanderung der Bantu-Bevölkerung von Westafrika bis ins südliche
Afrika aus. Im Zeitraum zwischen 200 und 1.500 n. Z. breiteten sich die Chinesen von ihren Ursprungsgebieten in alle Richtungen aus, besonders nach Südasien. Um 500 migrierten arabische Stämme in großer Zahl über weite Strecken und erreichten u. a. Ostafrika.
Die oft durch Diskriminierung, Unterdrückung und Verfolgung hervorgegangene jüdische Migration zeigte sich unter anderem beim Auszug aus Ägypten 1.250 v. Z., im Diaspora-Judentum, hervorgerufen durch Fremdherrschaft und den Ausgang des Jüdischen Krieges1, sowie in der durch die Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland verursachte Flucht.
Zu den frühen Wanderungsbewegungen im europäischen Raum gehören die Griechische Kolonisation am Mittelmeer im 1. Jahrtausend v. Z. und die Völkerwanderung am Übergang zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Letztere wurde mit großer Wahrscheinlichkeit durch den Migrationsdruck der asiatischen Völker ausgelöst, die nach Westen drängten. Vielleicht war das mit einem besonderen Phänomen verbunden.
Der Historiker Michael McCormick von der Harvard University ist der Meinung, dass 536 das schlimmste Jahr in der Geschichte der Menschheit war, in dem man noch leben konnte. Aufzeichnungen aus diesem Jahr beschreiben, dass mehrere Kontinente von einer Art schwarzem Nebel in ständige Dunkelheit getaucht wurden, was verheerende Auswirkungen auf die Ernten und die Nahrungsmittelversorgung der Welt hatte.
Abbildung 2.2: Zeitgenössische Darstellung eines Sklaventransports durch Weiße in Afrika. Quelle [3]
Nach neuesten Datenauswertungen fielen die durchschnittlichen Sommertemperaturen nach 536 in Europa um bis zu 2,5 °C und in den 540ern noch einmal um bis zu 2,7 Grad.
Danach war diese Epoche die kälteste in den vergangenen zweitausend Jahren, wenn nicht in historischer Zeit überhaupt. Sogar in Mesopotamien soll Schnee gefallen sein. Inzwischen sind sich Geowissenschaftler sicher, dass die Ursache ein verheerender Vulkanausbruch auf der Nordhalbkugel, wahrscheinlich auf Island, war.
Mit dem 16. Jahrhundert begann die europäische Expansion, in deren Folge sich Kolonialismus und neuzeitlicher Sklavenhandel (Abb. 2.2) entwickelten und die indigene Bevölkerung Amerikas zusammenbrach. Eine massenhafte Auswanderung aus Europa insbesondere nach Amerika und vor allem in die Vereinigten Staaten setzte im 19. Jahrhundert bei fortgesetzt stark anwachsender europäischer Bevölkerung und Binnenwanderung ein.
Aus den weltweiten kriegerischen oder kriegsähnlichen Konflikten des 20. Jahrhunderts gingen verstärkt zwangsbedingte Migrationen in Form von Deportationen und Vertreibungen hervor.
Dazu ist die Wanderungsbewegung nach der Russischen Revolution von 1917, die Deportationen von Polen, Juden und Zwangsarbeitern während des Dritten Reiches oder die Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg zu zählen. Auch die Gewinnung von Gastarbeitern in Deutschland aus Portugal, Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei führte zu einer starken Migration.
1 Der große Jüdische Krieg gegen die Römer begann im Jahr 66 n. Z. in Judäa, ausgelöst durch staatliche und religiöse Unterdrückung, und endete im Jahr 70 mit der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Jerusalemer Tempels. Endgültig konnte der Krieg erst im Jahr 74 mit dem Fall von Masada beendet werden.
Mit der wirtschaftlichen und kulturellen Expansion Europas im 15. Jahrhundert kam es zur Abwanderung von Europäern in andere Teile der Welt (Abb. 3.1). Gemessen an der gesamten europäischen Bevölkerung was diese zwischen dem 16. und frühem 19. Jahrhundert eher moderat. Von den 55 bis 60 Millionen Europäern, die später zwischen 1815 und 1930 nach Übersee zogen, gingen mehr als zwei Drittel nach Nordamerika. Rund ein Fünftel wanderte nach Südamerika ab, etwa 7 Prozent erreichten Australien und Neuseeland. Einige der Europäer bevorzugten den Landweg und siedelten sich vornehmlich in den asiatischen Gebieten des russischen Zarenreichs an. Die Deutschen bevorzugten das „gelobte Land“ – die USA.
Abbildung 3.1: USA-Immigration 1820-1985. Nach den Deutschen sind die Italiener, Engländer, Irländer, Kanadier, Russen, Mexikaner und Skandinavier die meisten Einwanderer in die USA. Quelle: [4]
Im Jahr 1851 begann die Gemeinde Stadtlengsfeld Buch über die Auswanderer zu führen. Offensichtlich hatte die Auswanderung so zugenommen, dass man eine Registratur brauchte
Abbildung 5.1: Ausschnitt aus dem Protokollbuch der Gemeinde Stadtlengsfeld vom 8. Juni 1921 mit dem Hinweis auf eine eingegangene Spende von 2.500 Mark eines Lengsfelders. Quelle: Archiv R. Schlegel, 2021
(Tab. 5.1). Die Liste ist zwar wenig ausführlich und vollständig geführt worden, doch gibt sie die inzwischen große Anzahl von Ausreisewilligen wider. [9] Verzeichnet sind bis zum Jahr 1887 45 jüdische und christliche Bürger aus unterschiedlichen Familien. Dass die Liste nicht vollständig ist, belegen die Befunde des Autors anhand von Kirchenbüchern und anderen Quellen (vgl. Tab. 5.2, Anhang).
Wie aus Tabelle 1 hervorgeht, sind es nicht die ärmsten Mitbürger von Lengsfeld. Die meisten Auswanderer können auf eine Berufsausbildung verweisen und sind Meister aus der Weberei, sind Schuhmacher, Färber, Lehrer, Gerber, Bierbrauer, Metzger, Schreiner, Zimmerleute, Glaser, Schmiede, Händler etc. Ihr Alter lag zwischen 23 und 66 Jahren. Sie wanderten also in den besten Jahren ihres Lebens aus.
Tabelle 5.1: Zusammenstellung von Bürgern aus Stadtlengsfeld, die in fremde Länder auswanderten. Anmerkungen und Klarstellungen vom Autor sind an den entsprechenden Stellen eingefügt worden. Quelle: [9]
Jahr
Name
Alter
Stand
Löb Isaak Adler
38
Handelsmann
Heinrich Büttner
44
Büttner & Bierbrauer
Christian Oetzel
1852
Johann Georg Seifert
Zeugmachermeister
1852
Heschkiel Stern
33
Gerbermeister
1852
Israel Stern
38
Buchbinder
1853
Nathan Würmer (Worm, der Autor)
66
Handelsmann
1853
Johannes Ernst
44
Schreinermeister
1853
Johann Georg Keßler
44
Schuhmacher
1854
Ludwig Schmidt
46
Schuhmachermeister
1854
Levi Frühauf
54
Handelsmann
1854
Johannes Mäurer
30
Färbermeister
1854
Hirsch Sachs
35
Handelsmann
1854
Liebmann Adler
39
Lehrer
1855
Johannes Rudolf II
38
Zeugmachermeister
1855
Löb Stiebel
52
1855
Heinrich Wald
51
Zeugmacher
1856
Johannes Günther
49
Tagelöhner
1856
Joseph ... (Waldeck aus Vacha, der Autor)
26
Lehrer
1858
Johann Adam Müller
Metzgermeister
1861
Johannes Eichel
23
Bäckermeister
1864
Levi Frühauf
43
Handelsmann
1866
Ludwig Hoerle (Hörle, der Autor)
44
Zeugmachermeister
1866
Christian Gerstung
39
Zimmermann
1866
Johannes Abee (Abe, der Autor)
44
Weber
1866
Johann Georg Hoerle
52
Schreiner
1866
Heinrich Bittorf
27
Schreiner
1867
Christian Vogel V
30
Kürschnermeister
1867
Caspar Mäurer
24
Weber
1867
Johann Adam Göppel
25
Färbermeister
1868
Johannes Kirchner
23
Schäfer
1869
Tobias Huck (Stuck, d. Autor)
49
Schmied
1870
Christoph Enders
31
Weber
1870
Johann Christian Aulepp (Ortlepp, der Autor)
58
Mühlenbesitzer
1870
Johann Georg Bauß
26
Glasermeister
1870
August Richter
26
Schullehrer
1871
Johann Georg Glies (Gieß, der Autor)
39
Zeugmachermeister
1871
Johann Adam Gieß
39
Zeugmacher
1871
Johannes Ernst
28
Webermeister
1871
Christian Nordheim
32
Schreiner
1873
Aron Schloß
39
1882
Christian Rausch
28
Webermeister
1882
Johannes Sinn
um 40, der Autor)
(Schneider, Anspänner, Tagelöhner, der Autor)
1887
Karl Gischel
29
Metzger
Eine neuere Zusammenstellung des Autors ergab, dass weit mehr Stadtlengsfelder die Heimat verließen als bisher bekannt war. Die aktuelle Liste umfasst mehr als 350 Personen. Allerdings sind dabei auch Menschen, die nach 1887 auswanderten (Tab. 2, Anhang). In dieser Liste sind sogar ganze Familien einschließlich Ehefrauen und Kinder aufgeführt.
Argentinien
1884 Im Jahr 1921 erhielt Stadtlengsfeld eine großzügige Geldspende von 2.500 Mark (aus Argentinien, gem. Rhönzeitung, 1921) zugunsten des Kranken- bzw. Armenhauses (vgl. Abb. 5.1).
Abbildung 5.2: Die Villa Schlichting am Strand von Großmöllen (Pommern), 1915. Quelle: Archiv R. Schlegel, 2022
Das war die Notzeit nach dem Ersten Weltkrieg. Bei der Recherche nach dem Spender geriet ein Georg Wilhelm von Kobbe in den Fokus. Er wurde am 20. Oktober 1863 in Oldenburg geboren und starb 1926 in Coralde Bustos, Argentinien. Er reiste 1884 in Argentinien ein und wurde „ranchero“ (Bauer und Viehzüchter).
Er war verheiratet mit Katharina Krug und hatte zwei Söhne, Georg Peter Wilhelm Schlichting von Kobbe, welcher am 15. Mai 1889 auf der Estancia Socorro, (Prov. Pergamino) Argentinien geboren wurde und später beim 2. Leibhusarenregiment „Viktoria von Preußen“ in Danzig diente, sowie Louis Felix Federico Schlichting von Kobbe, der 1891 in Rosario (Argentinien) das Licht der Welt erblickte.
Abbildung 5.3: Brasilianisches Touristenvisum für Johann (Juan) Karl (Carlo) Brandt (geb. 1899) vom 7. Mai 1959 . Quelle: Archiv R. Schlegel, 2020
Letzterer wanderte nach Amerika aus. Er kam von Hamburg aus am 15. August 1915 in New York an. Dabei gab er an, dass er ebenso wie sein Bruder in Argentinien geboren wurde, aber später – bis zu seiner Ausreise – bei seinem Pflegevater, dem Kaufmann und Industriellen Gustav Schlichting in Köslin (Pommern) lebte.
Gustav Schlichting (1851-1914) war eine bekannte Persönlichkeit am Ort und besaß verschiedene Immobilien sowie Fabriken. Eine Wochenend-Villa steht heute noch am Strand von Großmöllen (Mielno) bei Köslin in Polen (Abb. 5.2).
Somit ist anzunehmen, dass die beiden Pflegesöhne Georg und Louis neben ihrem Namen „von Kobbe“ noch den Familiennamen des Pflegevaters „Schlichting“ annahmen.