Star Trek - The Next Generation: Wieder vereint - Michael Jan Friedman - E-Book

Star Trek - The Next Generation: Wieder vereint E-Book

Michael Jan Friedman

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Beschreibung

Picard stellt sich den Geistern seiner Vergangenheit

Captain Morgen von der Excalibur beendet seinen Dienst bei der Sternenflotte, um auf seinem Heimatplaneten den Königsthron zu besteigen. Die Enterprise hat den Auftrag, den zukünftigen Monarchen sicher und rechtzeitig zur Krönungszeremonie nach Daa'V zu bringen. Für Captain Picard bedeutet das eine Konfrontation mit seiner Vergangenheit. Morgen und seine Leute haben unter Picards Befehl an der Mission mit dem Forschungsschiff Stargazer teilgenommen, bei der Jack Crusher ums Leben gekommen ist. Jahrzehntelang verdrängte Emotionen kommen unvermittelt wieder ans Tageslicht. Morgen entgeht nur knapp zwei Anschlägen, und dann gerät die Enterprise in einen Subraum-Sog.

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Captain Morgen von der Excalibur beendet den Dienst bei Starfleet, um auf seinem Heimatplaneten den Königsthron zu besteigen. Die Enterprise hat den Auftrag, den zukünftigen Monarchen und seine Ehrenwache rechtzeitig zur Krönungszeremonie nach Daa'V zu bringen.

Für Captain Picard bedeutet dies eine Konfrontation mit seiner Vergangenheit. Morgen und seine Leute haben unter Picards Befehl an der historischen Mission mit dem Forschungsschiff Stargazer teilgenommen, bei der Jack Crusher ums Leben gekommen ist.

Jahrzehntelang verdrängte Emotionen brechen unvermittelt auf. Morgen entgeht nur knapp zwei Mordanschlägen. Und plötzlich wird die Enterprise

MICHAEL JAN FRIEDMAN

WIEDER VEREINT

Kapitel 1

In seinem Traum befand er sich an Bord eines überfüllten Shuttles.

Sie hatten die Stargazer aufgegeben und verlassen – ein Wrack nach dem Gefecht mit den Ferengi bei Maxia Zeta. Irgendwo vor ihnen, einige Wochen Flugzeit entfernt, befand sich Starbase 81.

Aber jetzt fehlte jede Spur von der Verzweiflung, die den Kampf begleitet hatte. Und die Trauer um gefallene Gefährten hing nicht mehr als dunkle Wolke über ihnen.

Statt dessen herrschte Optimismus. Kameradschaft prägte die Atmosphäre, so wie zuvor an Bord der Stargazer. Der Kommandant musterte die Gesichter – vertraute Gesichter. Gilaad Ben Zoma, sein Erster Offizier: dunkelhäutig, attraktiv und selbstsicher. Idun Asmund, der weibliche Steuermann: hochgewachsen und makellos schön. Sie beugte sich übers Pult, behielt die Anzeigen der Instrumente im Auge. ›Mops‹ Joseph, der Sicherheitsoffizier: wie immer wachsam und auf alles vorbereitet.

Und noch jemand, dessen Präsenz ihn mit besonderer Freude erfüllte.

»Jack«, sagte er.

Jack Crusher drehte sich zu ihm um und vollführte eine knappe Geste, die dem Shuttle galt. »Ziemlich eng hier drin, nicht wahr, Jean-Luc?«

»Ja. Aber es ist nur für eine gewisse Zeit.«

Jack lächelte und strich eine dunkelbraune Locke aus der Stirn. »Für eine gewisse Zeit, die uns wie eine Ewigkeit erscheint.«

Es war herrlich, Jack dort sitzen zu sehen. Picard genoss den Anblick.

»Das ist doch Unsinn«, knurrte jemand.

Jean-Luc drehte sich um und bemerkte den Gnalisch Phigus Simenon, Chefingenieur der Stargazer. Wie üblich stritt er sich mit dem Bordarzt Carter Greyhorse; vermutlich ging's bei der Diskussion um irgendwelche wissenschaftlichen oder philosophischen Aspekte.

»Wenn es definitionsgemäß das kleinste mögliche Objekt ist – wie kann es dann etwas Kleineres geben?«, fragte der Gnalisch. Die rubinroten Augen glühten in einem grauen, mit vielen Wölbungen ausgestatteten Gesicht.

»Ganz einfach«, erwiderte Greyhorse. Die Gelassenheit in seinen Zügen bildete einen auffallenden Kontrast zum gespielten Ärger in der tiefen, kultivierten Stimme. »Man nehme das Ding und schneide es durch.« Er lehnte sich zurück und breitete die Arme aus. »Voilà – dann hat man etwas, das noch kleiner ist.«

»Unmöglich«, widersprach Simenon. »Immerhin handelt es sich per definitionem um das kleinste Objekt überhaupt …«

Cadwallader – eine schlanke, mädchenhafte Frau, die als Kommunikationsoffizier zur Crew gehörte – unterbrach den Gnalisch. Sie legte ihre sommersprossigen Hände auf die Schultern der Zankenden. »Wie wär's, wenn ihr die Lautstärke etwas herunterdreht? Einige von uns versuchen zu schlafen. Herzlichen Dank.«

Der Captain schmunzelte und wandte sich wieder an Jack. »Was hast du vor, wenn wir zurück sind? Planst du einen längeren Urlaub?«

Crusher nickte. »Ich möchte Beverly wiedersehen. Und meinen Sohn. Seit meinem letzten Besuch ist er wahrscheinlich fünfzehn Zentimeter gewachsen.« Eine kurze Pause. »Hast du jemals daran gedacht, selbst eine Familie zu gründen, Jean-Luc?«

»Du kennst mich, Jack. Ich bade lieber in siedendem Öl, als ein Baby auf dem Knie zu schaukeln. Mir graut bei der Vorstellung …«

Plötzlich fiel ihm etwas ein. Es war warm im Innern des Shuttles, aber jetzt lief es ihm kalt über den Rücken. »Jack … Du solltest eigentlich gar nicht hier sein.«

»Nein? Wäre es dir lieber, wenn ich jetzt an Bord einer der anderen Raumfähren säße?«

»Nein.« Picard befeuchtete sich die Lippen. »Du lebst gar nicht mehr. Du bist schon seit einer ganzen Weile tot. Als wir die Stargazer verloren, warst du nur noch eine Erinnerung.«

Jack zuckte mit den Schultern. »Ich gehe, wenn du willst …«

»Nein. Bitte bleib. Es liegt mir fern, dich …«

Aber es war bereits zu spät. Crusher schritt fort, verschwand in der Menge, die weiter hinten am Lebensmittelsynthetisierer wartete.

»Bitte bleib hier, Jack. Es ist alles in Ordnung. Es käme mir nie in den Sinn, dich fortzuschicken …«

Genau in diesem Augenblick erwachte Jean-Luc Picard.

Die Luft in seinem Quartier strich ihm kühl über die Haut. Er hob die Hand zur Stirn, fühlte dort kalten Schweiß.

»Verdammt«, hauchte er. Nur ein Traum.

Ein Traum, der sich nicht mit den entsetzlichen Visionen von Maxia Zeta vergleichen ließ, die Jahre später der Ferengi DaiMon Bok in ihm weckte. Nein, dies war etwas ganz anderes – doch es erwies sich ebenfalls als große Belastung.

Picard brauchte nicht die Hilfe der Bordcounselor in Anspruch zu nehmen, um herauszufinden, warum ein solcher Traum ausgerechnet jetzt seine Ruhe störte.

Beverly Crusher hatte die Krankenstation halb durchquert, als sie begriff, dass sie gar kein Ziel hatte.

Aus den Augenwinkeln sah sie Doktor Selar in ihrem Büro und fühlte den Blick der vulkanischen Ärztin. Beverly spürte, wie Verlegenheit ihre Wangen glühen ließ.

Denk nach, forderte sie sich auf. Wohin wolltest du? Eile ist geboten, weil …

Sie schnippte mit den Fingern und setzte sich wieder in Bewegung. Nach einigen Schritten sah sie einmal mehr zu Selar.

Die andere Ärztin beobachtete sie noch immer. Beverly lächelte.

Als Vulkanierin erwiderte Selar das Lächeln natürlich nicht. Ihre Miene blieb völlig ausdruckslos, als sie zum Monitor des Computerterminals blickte.

Crusher erreichte den Untersuchungsraum und stellte fest, dass Burke dort auf sie wartete. Sie nickte ihm einen Gruß zu.

»Wie sieht's aus?«, fragte er.

»Nicht übel«, erwiderte Beverly. »Bitte legen Sie sich hin.«

Der auf dem Biobett sitzende Sicherheitsoffizier streckte die Beine und rutschte unter die Diagnosevorrichtung mit den Sensoren. Crusher betrachtete die in Augenhöhe befindlichen Anzeigen und erinnerte sich erneut …

»Doktor Crusher?«

Sie blinzelte, kehrte abrupt ins Hier und Heute zurück. »Hm?«

»Ich möchte Sie nicht drängen, aber in zehn Minuten beginnt mein Dienst.«

Wie lange hatte sie einfach nur auf die Anzeigen gestarrt, ohne sie zu sehen? Beverly wagte es nicht, die Frage laut auszusprechen.

Der Sicherheitsoffizier lächelte. »Machen Sie sich nichts draus. Es ist durchaus verständlich, dass Sie ein wenig abgelenkt sind. Selbst ich bin aufgeregt, wenn ich daran denke, dass Leute von der Stargazer an Bord kommen – obwohl ich sie nicht einmal kenne.«

Crusher holte tief Luft. »Eigentlich sind sie auch mir unbekannt. Mit einer Ausnahme. Übrigens: Sie können jetzt aufstehen. Es ist alles in bester Ordnung mit Ihnen.«

Burke setzte sich und musterte die Ärztin. »Sie kennen die Offiziere von der Stargazer nicht? Aber ich dachte …«

Er unterbrach sich, als ihm plötzlich klar wurde, dass er vielleicht Beverlys Privatsphäre verletzte. In Gedanken beendete sie den Satz: Ich dachte, Ihr Mann gehörte zu jener Crew.

»Ich habe von ihnen gehört«, sagte Crusher kühl. »Doch ich bin ihnen nie persönlich begegnet.«

Burke nickte. »Ich verstehe. Danke. Bis zur nächsten Routineuntersuchung in einigen Monaten.«

»Ja, bis dann«, entgegnete Beverly, als der Sicherheitsoffizier fortging.

Sie lehnte sich an den Diagnoseapparat und verbarg das Gesicht in der Armbeuge. Verdammt! Warum mussten sie ausgerechnet dieses Schiff wählen?

Will Riker saß an seinem privaten Terminal, atmete tief durch und öffnete die Besucher-Datei.

Seit Tagen freute er sich auf diesen Augenblick. Dass er als Erster Offizier über alle Personen informiert sein musste, die an Bord kamen oder das Schiff verließen, spielte dabei nur eine untergeordnete Rolle. Die Enterprise erwartete Starfleet-Legenden, lebende Legenden, und Riker wollte soviel wie möglich über sie in Erfahrung bringen. Die tausendundein anderen Dinge, die sich in der Zwischenzeit ansammelten und seine Aufmerksamkeit verlangten, mussten sich in Geduld fassen.

Mal sehen, dachte er, als eine Namensliste im Projektionsfeld erschien. Jene Person, mit der er sich zuerst befassen wollte, wurde ganz unten genannt – natürlich. Er gab den Code der entsprechenden elektronischen Akte ein.

Name: Morgen. Organisation: Starfleet. Rang: Captain. Heimatwelt: Daa'V.

Der Schirm zeigte alle Einzelheiten von Morgens beruflicher Laufbahn bei Starfleet seit Beendigung seiner Akademie-Ausbildung vor einundzwanzig Jahren.

Die Angaben bestätigten das, was Riker im Lauf der Jahre über Captain Morgen von der Excalibur gehört hatte. Er galt als objektiv und unparteiisch, als ein Kommandant, der in seinen Untergebenen die besten Eigenschaften stimulierte. Des weiteren kannte er sich gut mit militärischer Strategie und Taktik aus, war ein erstklassiger Diplomat und verstand es, natürlichen Charme zur Geltung zu bringen.

Die Parallelen zu seinem Mentor Jean-Luc Picard fielen sofort auf.

Jetzt verließ Morgen den aktiven Starfleet-Dienst, um sich einer ganz neuen Verantwortung zu stellen: Er sollte zum neuen Oberhaupt seines Volkes werden, der Daa'Vit. Er kehrte zum Planeten seiner Geburt zurück, um dort nach dem Tod des Vaters den Thron zu besteigen.

Als Ehrenwache begleiteten ihn sieben Starfleet-Offiziere, ehemalige Kollegen, Kameraden und Freunde, mit denen er an Bord des Forschungsschiffes Stargazer zusammengearbeitet hatte. Bei den Daa'Vit gab es den Brauch, dass ein Prinz mit seinen Gefährten heimkehrte. Trotz der neuen Freundschaften, die Morgen als Kommandant der Excalibur geschlossen hatte, entschied er sich für die Offiziere der Stargazer: Sie sollten bei der Krönungsfeier zugegen sein.

Damit wurde den betreffenden Personen große Ehre zuteil. Und auch dem Korpsgeist, der an Bord von Picards früherem Schiff geherrscht hatte.

Das wichtigste Mitglied der Ehrenwache war zweifellos Picard selbst, Morgens erster Captain. Die anderen zählten zu den bald eintreffenden Besuchern.

Riker blickte wieder auf den Schirm. Einige Namen erschienen ihm so vertraut wie der Morgens: zum Beispiel Ben Zoma, Captain der Lexington, und der Erste Offizier des Raumschiffs Charleston, Asmund.

Andere Silben zeichneten sich durch einen eher fremden, aber trotzdem magischen Klang aus. Professor Phigus Simenon. Dr. Carter Greyhorse. Peter ›Mops‹ Joseph. Sie alle hatten an der historischen Mission der Stargazer teilgenommen – und überlebt, um davon zu berichten.

Riker lehnte sich zurück und fragte sich nicht zum ersten Mal, wie es gewesen sein mochte, damals zu Captain Picards Crew gehört zu haben. Er stellte sich vor, mit der Stargazer unterwegs zu sein, jahrelang durch unbekannte Raumsektoren zu fliegen. Er dachte an die Empfindungen, die mit dem Verlust jenes Schiffes einhergingen, bei der ersten verhängnisvollen Konfrontation mit den Ferengi.

Vielleicht fand Riker bald Antwort auf diese Fragen, denn während der nächsten Tage würden sie Picards ehemalige Offiziere an Bord der Enterprise begrüßen.

Er las den ersten Namen auf der Liste und öffnete eine weitere Datei.

Asmund, Idun …

Captain Mansfield von der U.S.S. Charleston saß auf der Kante des aus S'naiah-Holz bestehenden Schreibtischs. Die vielen düster wirkenden Schnitzereien und ikonographischen Darstellungen weckten Unbehagen in ihm, und er runzelte die Stirn.

»Idun …«, begann er. »Lassen Sie uns darüber reden.«

Die Frau – der Erste Offizier – hatte aus dem Fenster gesehen und drehte sich nun um. Sie war schön; das fiel sofort auf. Groß, schlank, blond, mit Augen in der schwer definierbaren Farbe von Gletschereis. Die unergründliche Tiefe darin …

Reiß dich zusammen, dachte Mansfield. Um Himmels willen: Sie ist deine Stellvertreterin. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre … Was könnte sie an einem alten Schlachtross wie dir finden?

Zum vierhundertsten Mal verdrängte er seine Libido und erinnerte sich: Irgend etwas belastete Asmund. Sie brauchte jetzt keinen Geliebten, sondern einen Freund.

»Es ist alles in Ordnung mit mir«, erwiderte sie ruhig. Doch die Augen verrieten, dass sie log.

Mansfield seufzte.

Seit elf Jahren war er Captain der Charleston, und mehr als die Hälfte dieser Zeit – sechs Jahre, um ganz genau zu sein – hatte er mit Idun Asmund in der Rolle des Ersten Offiziers verbracht. Nie bekam er Anlass zu bereuen, sie an Bord geholt zu haben.

Aber er wusste, dass sie manchen Leuten nicht ganz geheuer war. Nach dem schrecklichen Ende der Stargazer … Wie lange lag es zurück? Zwei Jahrzehnte? Es fiel ihr schwer, sich mit jenen Ereignissen abzufinden. Eine Zeitlang litt sie, und dadurch kam sie in der Starfleet-Hierarchie nicht so schnell voran, wie es eigentlich der Fall hätte sein sollen.

Ein weiteres Hindernis bildete ihr Gebaren. Man bezeichnete sie als brüsk, schroff, unnahbar und kalt. Aber Mansfield hatte gespürt, dass sich ein guter Offizier in ihr verbarg. Er war bereit gewesen, ein Risiko einzugehen – ohne es jemals zu bereuen.

»Ich weiß, was mit Ihnen los ist«, sagte er. »Sie sind nervös. Und ich schätze, wir beide kennen den Grund dafür.«

»Nein.« Asmund verschränkte die Arme. »Ich bin nicht nervös, sondern überrascht.«

»Weil Morgen möchte, dass Sie ihn begleiten?«

»Ja. Nach allem, was geschehen ist … Ich glaube, er hat nicht einmal zwei Worte an mich gerichtet. Dann kam Maxia Zeta, und … Nun, um ganz ehrlich zu sein: Ich bin davon überzeugt gewesen, ihn nie wiederzusehen.«

»Vielleicht versucht er auf diese Weise, alles wiedergutzumachen. Sie und Ihre Schwester unterschieden sich voneinander, und zwar sehr. Möglicherweise hat sich Morgen nun zu einer entsprechenden Erkenntnis durchgerungen.«

In Iduns Augen blitzte es. »Er ist ein Daa'Vit. Wenn es um Blutfehden geht …«

»Es könnte durchaus sein, dass er nicht mehr der Mann ist, an den Sie sich erinnern«, gab Mansfield zu bedenken. Er musterte Asmund. »Dreizehn Jahre genügen für einen grundlegenden Wandel. Erst recht, wenn man die Hälfte davon in einem Kommandosessel verbringt.« Er räusperte sich. »Nehmen Sie mich. Ich bin nicht immer ein erbarmungsloser Diktator gewesen.«

Idun schnitt eine finstere Miene. »Er ist ein Daa'Vit. Das hat sich bestimmt nicht geändert.«

»Versuchen Sie wenigstens, ihm mit Aufgeschlossenheit zu begegnen«, sagte Mansfield. »Und denken Sie daran: Sie sehen auch andere Personen wieder. Nicht alle von ihnen haben Sie so behandelt wie er.«

Idun überlegte. »Nein«, räumte sie. »Vielleicht gibt es tatsächlich einige Leute, die ich wiedersehen möchte.«

»Na bitte. Das ist die Idun Asmund, die ich kenne.« Der Captain brummte. »Und machen Sie sich wegen uns keine Sorgen. Wir riskieren irgendwo unser Leben, während Sie Ihren bezahlten Urlaub genießen.«

Falten entstanden in Asmunds Stirn. »Ich kann nach wie vor ablehnen, Captain. Ich fühle mich in erster Linie Ihnen und der Charleston verpflichtet.«

»Es war ein Scherz, Idun. Nur ein Scherz.«

Sie entspannte sich wieder. »Ja, natürlich«, sagte sie leise.

Mansfield schalt sich einen Narren, weil er sich in Hinsicht auf die Dienstpflichten einen Spaß erlaubt hatte. Wer bei Klingonen aufgewachsen war, nahm solche Dinge sehr ernst.

Mops Joseph befand sich genau dort, wo ihn Erwin erwartete: Er saß allein in einer Ecke des Aufenthaltsraums. In letzter Zeit passiert das viel zu oft, dachte der Erste Offizier des Raumschiffs Lexington. Kein Wunder, dass er in Schwierigkeiten gerät.

Erwin trat näher, und daraufhin drehte sich Joseph um. Sein Gesichtsausdruck vermittelte die Botschaft, dass er nicht gestört werden wollte. Doch die Züge glätteten sich, als er den stellvertretenden Kommandanten erkannte.

»Commander …« Er lächelte. »Welchem Umstand verdanke ich diesen Besuch?«

Der Erste Offizier versuchte, die Entschlossenheit noch fester in sich zu verankern. In Josephs Wesen gab es etwas, durch das es sehr schwer wurde, streng mit ihm zu sein. Lag es daran, dass er dem Sohn von Erwins Bruder ähnelte, der bei einem Gefecht mit den Tholianern gestorben war? Er hatte ebenfalls kurzes, rotblondes Haar und eine Nase, deren Spitze nach oben zu weisen schien. Oder wirkte er deshalb so gewinnend, weil er zu einer Art von kühler Sachlichkeit neigte, die Erwin mit den Anfängen der interstellaren Raumfahrt assoziierte? Jene Eigenschaft mochte es gewesen sein, die Joseph damals an Bord der Stargazer den Spitznamen ›Mops‹ eingebracht hatte.

Nun, wie dem auch sei: Diesmal wollte Erwin nicht einfach beide Augen zudrücken. Er tat niemandem einen Gefallen, wenn er das Problem ignorierte.

Der Erste Offizier zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz. »Sie möchten wissen, welchem Umstand Sie diesen Besuch verdanken? Ich habe gerade eine Subraum-Nachricht von Marcus an Bord der Fearless erhalten.«

Josephs Lächeln verflüchtigte sich. »Oh.«

»Sie wissen, worauf mich Marcus hingewiesen hat, nicht wahr?«, fragte Erwin.

Der andere Mann nickte. »Ich nehme an, es ging dabei um eine kleine Meinungsverschiedenheit, bei der jemand von der Fearless den kürzeren gezogen hat.« Das Lächeln kehrte zurück. »Sie hätten meinen rechten Haken sehen sollen, Commander. Noch genauso gut wie früher.«

Erwin gab sich Mühe, die Stirn zu runzeln. »Eine Prügelei. Und das in Ihrem Alter. Außerdem sind Sie auch noch Sicherheitsoffizier!« Er schüttelte missbilligend den Kopf. »Es ist eine Schande. Und damit muss jetzt endgültig Schluss sein.«

Joseph sah ihn an. »Sie hätten hören sollen, was der Bursche über die Lexington sagte, Sir. Und ihren Captain. Und auch über Sie.«

Erwin versteifte sich und widerstand der Versuchung, entsprechende Fragen zu stellen. »Es ist mir völlig gleich, wer was über wen gesagt hat. Wir müssen uns wie verantwortungsbewusste Erwachsene verhalten – nicht wie Kinder, die sich beim geringsten Anlass zanken.«

Joseph seufzte und wandte den Blick ab. »Ich verstehe, Commander.«

»Das will ich auch stark hoffen«, sagte Erwin. »Sie sind Offizier an Bord dieses Schiffes. Und ich möchte, dass Sie allen damit in Zusammenhang stehenden Pflichten gerecht werden.« Er lehnte sich zurück und strich den Uniformpulli glatt. »Ist das klar?«

Mops Joseph sah auf und bemerkte den Ernst in Erwins Miene. »Ja«, antwortete er.

»Gut. Und seien Sie unbesorgt – der Captain erfährt nichts davon. Ebenso wenig wie von den anderen Berichten.« Der Erste Offizier legte eine kurze Pause ein. »Aber dies ist der letzte Zwischenfall, den ich für Sie vertusche, verstanden? Der allerletzte.«

Joseph schien reuig und zerknirscht zu sein. Erwin beugte sich noch einmal über den Tisch zwischen ihnen und klopfte dem Sicherheitsoffizier auf die Schulter. Dann stand er auf und ging zur Tür.

Es war schwer, nicht stehenzubleiben und zurückzusehen. Vor ihm glitt das Schott beiseite, und er trat in den Korridor, seufzte erleichtert, als sich die Tür hinter ihm schloss.

Er war hart gewesen, vielleicht härter als notwendig. Doch diesmal machte sich Erwin Sorgen. Marcus hatte eine Formulierung gewählt, die darauf hindeutete, dass sich die Sache nicht auf das übliche Handgemenge beschränkt hatte. Offenbar steckte mehr dahinter, viel mehr.

Andererseits: Die entsprechenden Hinweise in der Subraum-Nachricht mussten vage bleiben. Andernfalls hätte jemand auf den Gedanken kommen können, der Angelegenheit etwas Offizielles zu geben – zum Beispiel Captain Ben Zoma. Doch wenn Erwin richtig zwischen den Zeilen las, so war Josephs Gegner regelrecht zusammengeschlagen worden. Es grenzte an ein Wunder, dass der Mann keine Anzeige erstattete.

Der Erste Offizier schüttelte den Kopf. Er konnte sich kaum vorstellen, dass Mops Joseph jemanden zusammenschlug. Wenn die Dinge derart außer Kontrolle geraten waren … Dann hätte er den Sicherheitsoffizier vielleicht schon früher zur Rede stellen und tadeln sollen.

Er hoffte inständig, dass die Rüge nicht ohne Wirkung blieb.

»Die Excalibur wird jetzt von unseren Fernbereichssensoren erfasst«, meldete Worf.

Der Captain glaubte, eine gewisse Anspannung in der Stimme des Klingonen zu hören. »Gut, Lieutenant. Geben Sie unsere Position durch.«

»Aye, Sir.«

Picards Blick wanderte durch den Kontrollraum der Enterprise. Data saß an der Operatorstation und Wesley am Navigationspult. Alle Brückenoffiziere gingen ihren Pflichten mit der üblichen zuverlässigen Tüchtigkeit nach.

Hier und dort zeigte sich Aufregung – andere Gefühle verrieten die Gesichter nicht. Alle freuten sich auf die Begegnung mit den früheren Gefährten des Captains.

Niemand teilte Picards Beklommenheit.

Glücklicherweise hatte er im Lauf der Zeit gelernt, seine Empfindungen unter Kontrolle zu halten. Äußerlich wirkte er ruhig und gefasst, doch im Innern breitete sich immer mehr Unruhe aus.

Der Traum von Jack Crusher belastete ihn noch immer. Nach so vielen Jahren …

Jean-Luc erinnerte sich an eine ganze bestimmte Lektion während seiner Akademie-Ausbildung: Man musste emotionale Distanz wahren, wenn ein Mitglied der Besatzung starb. Die Worte klangen heute ebenso leer wie damals. Der Kommandant eines Raumschiffs trifft täglich Hunderte von Entscheidungen, und ein großer Teil von ihnen betrifft das Wohlergehen der Crew …

Durch Jacks Tod hatte er für eine Weile die Zuversicht verloren und die eigene Kompetenz immer wieder in Frage gestellt. Später überwand er diese Phase, doch es blieb eine Leere, in der dumpfer Schmerz herrschte.

Der Grund dafür: Das Opfer seiner Entscheidung war nicht irgendein Besatzungsmitglied, sondern ein Freund. Und damals verlor er zum ersten Mal einen Freund.

Später kam es zu weiteren Verlusten dieser Art. Vigo und die anderen bei Maxia Zeta. Und Tasha. Die liebe, stolze Tasha. Doch Jacks Tod brachte den intensivsten Kummer.

Vielleicht hätte er damit rechnen sollen, dass er nun auf diese Weise reagierte. Die Offiziere der Stargazer kamen zur Enterprise … Kein Wunder, dass er da an Jack Crusher dachte, dass sich Erinnerungen in Form von Träumen offenbarten.

Nun, eigentlich gab es daran gar nichts auszusetzen – solange negative Folgen wie damals durch die anderen Träume ausblieben. Auf keinen Fall durfte dadurch die Sicherheit der Personen in Gefahr geraten, für die Picard heute verantwortlich war.

Er beschloss, in dieser Hinsicht nicht das geringste Risiko einzugehen.

»Captain?«

Er drehte den Kopf und sah zu Worf. »Lieutenant?«

»Die Excalibur hat geantwortet. Captain Morgen bringt den Wunsch zum Ausdruck, sich ohne große Vorbereitungen an Bord zu beamen.«

Picard lächelte kurz und nickte. »Typisch für ihn. Teilen Sie ihm mit, dass ich seine Ankunft erwarte.«

Der Klingone übermittelte eine kurze Botschaft. »Erledigt, Sir«, sagte er.

»Danke, Mr. Worf.«

Der Captain stand auf und ging zum Turbolift.

Kapitel 2

»Admiral?«

»Ja?«

»Die Charleston ist eingetroffen, Sir. Commander Asmund transferiert sich jetzt.«

»Danke, Mr. Marcos. Bitte kümmern Sie sich um sie. Ich statte ihr später einen Besuch ab.«

Vizeadmiral Juri Kuznetsow fluchte leise, als er die Badehose anzog. Noch einer von den Stargazer-Überlebenden, dachte er. Wenn Asmund den beiden anderen ähnelte, die sich bereits an Bord befanden, so gab es keinen Grund für ihn, sich auf die Begegnung mit ihr zu freuen.

Sieh die Sache einmal von der positiven Seite, fügte er in Gedanken hinzu. In zwei Tagen hast du's überstanden. Dann kommt die Enterprise und holt die Typen ab. Dann siehst du sie nie wieder.

Nun, Dr. Greyhorse war eigentlich gar nicht so übel: ein wenig zu ernst, nach Kuznetsows Geschmack, vielleicht auch ein wenig zu intellektuell. Wenn man mit ihm sprach, gewann man bald den Eindruck, mit einer Maschine zu diskutieren. Doch dabei handelte es sich allem Anschein nach um Charakterfehler, die praktisch alle Angehörigen der medizinischen Sektion Starfleets aufwiesen. Man konnte sie akzeptieren, sich sogar an sie gewöhnen.

Doch der Gnalisch Simenon ging Kuznetsow immer mehr auf die Nerven und sorgte dafür, dass in dem Vizeadmiral eine langsame Kettenreaktion in Gang gesetzt würde, die schließlich zu einer verheerenden Explosion führen musste. Der Kerl war rechthaberisch, egozentrisch und herrisch und er stimulierte die negativen Aspekte in Dr. Greyhorses Wesen. Die beiden Offiziere trafen fast gleichzeitig ein, und seitdem verbrachten sie den größten Teil der Zeit damit, über jedes nur erdenkliche Thema Streitgespräche zu führen. Vermutlich fanden sie irgendeine sonderbare Art von Gefallen an ihren Querelen, doch der Vizeadmiral befürchtete, an die Decke zu gehen, wenn er ihnen länger als für einige wenige Minuten zuhören musste.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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