Star Trek - Typhon Pact 4: Zwietracht - Dayton Ward - E-Book

Star Trek - Typhon Pact 4: Zwietracht E-Book

Dayton Ward

4,3

Beschreibung

Captain Picard und die Besatzung der Enterprise werden auf einer diplomatischen Mission zum Planeten Andor Zeuge der völligen Verwüstung, die aus der letzten Borg-Invasion resultierte. Die Fortpflanzungsproblematik, mit der sich das andorianische Volk schon lange geplagt hat, erreicht ein Krisenniveau. Die Föderation ist scheinbar unfähig zu helfen. Zweifel wachsen an ihrem Engagement einem langjährigen treuen Verbündeten gegenüber. Doch andorianische Wissenschaftler lassen erneut auf eine Lösung hoffen. Indes protestieren viele Teile der andorianischen Gesellschaft gegen diesen kontroversen Ansatz, und radikalere Sekten beginnen ihren Unmut auf jede nur erdenkliche Art zu verbreiten. Als Antwort darauf hat Präsidentin Nanietta Bacco die Besatzung der Enterprise und ein Team aus Diplomaten und Wissenschaftlern nach Andor gesandt, um zu veranschaulichen, dass das Versprechen der Föderation, Andor zu helfen, aufrichtig ist. Doch der Typhon-Pakt liegt auf der Lauer ...

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STAR TREK™

TYPHON PACT

ZWIETRACHT

DAYTON WARD

Based uponStar Trek and Star Trek: The Next Generationcreated by Gene Roddenberry

Ins Deutsche übertragen vonBernd Perplies

Die deutsche Ausgabe von STAR TREK – TYPHON PACT: ZWIETRACHTwird herausgegeben von Amigo Grafik, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.Herausgeber: Andreas Mergenthaler und Hardy Hellstern, Übersetzung: Bernd Perplies;verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Andrea Bottlingerund Gisela Schell; Satz: Rowan Rüster/Amigo Grafik; Cover Artwork: Martin Frei;Print-Ausgabe gedruckt von CPI Morvia Books s.r.o., CZ-69123 Pohorelice. Printed in the Czech Republic.

Titel der Originalausgabe:STAR TREK – TYPHON PACT: PATHS OF DISHARMONY

German translation copyright © 2013 by Amigo Grafik GbR.

Original English language edition copyright © 2011 by CBS Studios Inc. All rights reserved.

™ & © 2013 CBS Studios Inc. STAR TREK and related marks and logos are marks of CBS Studios Inc.All rights reserved.

This book is published by arrangement with Pocket Books, a Division of Simon & Schuster, Inc.,pursuant to an exclusive license from CBS Studios Inc.

Print ISBN 978-3-86425-283-9 (September 2013) · E-Book ISBN 978-3-86425-318-8 (September 2013)

WWW.CROSS-CULT.DE · WWW.STARTREKROMANE.DE · WWW.STARTREK.COM

Für Margaret Clark.Danke für alles.

HISTORISCHE ANMERKUNG

Die Handlung dieses Romans spielt etwa im Oktober 2382, mehr als anderthalb Jahre nach den Ereignissen der Trilogie STAR TREK – DESTINY und etwa 3 Jahre nach den Ereignissen des Films STAR TREK – NEMESIS.

1

Stinkende Brühe klatschte vor Lieutenant Thirishar ch’Thane auf den Boden. Der Geruch ließ ihn instinktiv zurückschrecken.

»Verschwinden Sie von hier!«

Shar wischte sich einige Tropfen der widerlichen Flüssigkeit aus dem Gesicht und zog sich dann ein paar Schritte von dem älteren Andorianer zurück, der ihm das Schmutzwasser vor die Füße gekippt hatte. Der Händler, dessen blaue Haut mit dem Alter dunkler geworden war, stand gebeugt im Eingang seines Ladens. Mehr als einmal hatte Shar ihn bei seinen Spaziergängen durch diesen Teil der Stadt dabei beobachtet, wie er die Pflanzen vor seinem Geschäft pflegte.

Nun hielt der alte Mann einen rostigen Metalleimer in den Händen, den er in Shars Richtung schüttelte. »Verschwinden Sie von hier, Verräter!«, wiederholte er und trat aus dem Eingang auf den Gehweg, der sich neben der schmalen Straße an der Gebäudefront entlangzog. Der Ladenbesitzer hob einen Arm und deutete mit einem langen, knotigen Finger auf Shar. »Wir wollen Sie hier nicht haben!«

Während er sich fragte, was genau er getan – oder nicht getan – haben könnte, um den Zorn des gealterten Händlers auf sich zu ziehen, hob Shar abwehrend die Hände. Man hatte ihn gewarnt. Es hatte in der letzten Zeit vereinzelte Vorfälle gegeben, bei denen Angehörige der Sternenflotte, keiner von ihnen ein Andorianer wohlgemerkt, angefeindet worden waren. Doch aus Lor’Vela war bisher nichts gemeldet worden.

Tatsächlich hatte Shar angefangen, diesen Teil der Stadt als seine neue Heimat zu betrachten, genau wie viele andere Andorianer in dem Jahr seit der Borg-Invasion. Die Stadt war die größte unter den Bevölkerungszentren, die den Angriff weitgehend unbeschadet überstanden hatten, und war in den Monaten danach zum Sammelpunkt für Überlebende aus allen benachbarten Regionen geworden. Riesige Flüchtlingscamps hatten sich entlang der Küstenlinie und im Vorgebirge im Norden und Westen gebildet.

Während der überwiegende Teil der Stadt innerhalb und unterhalb der angrenzenden Gebirgskette lag, war dieser Bereich oberirdisch angelegt worden. Er erinnerte Shar an den Ort seiner Kindheit. Hier hatte die neu eingesetzte planetare Übergangsregierung von Andor ihren Sitz. Um die Lücken zu füllen, die durch den Verlust so vieler politischer Führer entstanden waren, hatte man kleinere Beamte und Politiker aus allen Städten und Regionen der Welt zusammengerufen.

Laibok, die frühere Hauptstadt, die zweihundert Jahre zuvor selbst bloß eine Industriestadt gewesen war, war schon in den ersten Minuten des Angriffs den Waffen der Borg zum Opfer gefallen. Auch ein Großteil des Umlands lag in Schutt und Asche. Wäre Shar auf Andor gewesen, als die Invasion begann, hätte er dort gearbeitet und wäre zweifellos einer der Millionen Toten gewesen, die dieser Tag gefordert hatte.

Und jetzt scheint jemand darauf erpicht zu sein, dieses Versehen zu korrigieren. Ich sollte besser verschwinden, und zwar auf der Stelle.

»Ich will keinen Ärger«, sagte er ruhig. Er bemühte sich, keine Anzeichen von Wut oder Verbitterung über das, was ihm der Ladenbesitzer angetan hatte, in seine Stimme einfließen zu lassen. »Ich will nur …«

»Ich weiß, was Sie tun«, unterbrach ihn der ältere Andorianer und schüttelte die Faust. »Ich habe es in den Nachrichtennetzen gesehen. Sie und diese anderen Verräter arbeiten mit der Föderation zusammen, um unsere Kultur zu rauben. Unsere Identität!«

Shar wusste wirklich nicht, was er davon halten sollte. Hatte er ein Briefing über zunehmende Anti-Sternenflotten-Tendenzen in Lor’Vela verpasst? Seinen Informationen zufolge war die Stadt von den Unruhen weitgehend verschont geblieben, die andere Gegenden in den letzten Monaten heimgesucht hatten. Davon auszugehen, dass sich das niemals ändern würde, war allerdings zugegeben ziemlich naiv. Das galt insbesondere angesichts der Maßnahmen, die die Sternenflotte und die Föderation gemeinsam mit der andorianischen Regierung und der planetaren Sicherheit eingeleitet hatten, um für Ordnung in der Bevölkerung zu sorgen, während man darum kämpfte, der Zerstörung Herr zu werden, die von den Borg angerichtet worden war.

Anfangs hatte es so ausgehen, als wäre Lor’Vela ein Beispiel für gute Zusammenarbeit zwischen Andor und der Föderation. Doch die jüngsten Ereignisse und der Gestank auf seiner Uniform verrieten Shar, dass die Begeisterung über diese Allianz nachzulassen begann, zumindest in gewissen Stadtvierteln.

Ausgezeichnete Schlussfolgerung, Lieutenant.

Shar wollte gerade etwas sagen, einen weiteren fruchtlosen Versuch unternehmen, den älteren Mann zu beruhigen, als er eine zweite Präsenz hinter sich spürte. Er drehte sich um und erblickte einen weiteren Andorianer, einen thaan, der von einem der Gebäude auf der anderen Straßenseite zu ihm herüber kam. Obschon er deutlich jünger als der Händler war, schien er keinen Deut begeisterter über Shars Anwesenheit zu sein.

»Sie haben ihn gehört«, sagte der Neuankömmling. »Sie sind hier nicht willkommen.« Shar erkannte ihn als einen weiteren der ansässigen Gewerbetreibenden, einen Restaurantbesitzer, wenn er sich nicht irrte. Der Mann trat bis auf Armeslänge auf ihn zu, und Shar spürte, wie er gegen seinen Willen die Muskeln anspannte.

»Ich verstehe«, sagte Shar freundlich, auch wenn er keine Ahnung hatte, was in den fünf Tagen, seit er das letzte Mal durch diesen Teil der Stadt gelaufen war, vorgefallen sein mochte, dass sich die Stimmung der Anwohner gegen die Sternenflottenangehörigen in ihrer Mitte gewandt hatte. »Ich gehe schon«, fügte er hinzu und machte einen Schritt zurück.

Ein Prickeln in seiner linken Antenne veranlasste ihn, sich zu ducken. Eine Sekunde später flog ein Stück Mauerstein an seinem Gesicht vorbei und knallte gegen die Wand zu seiner Rechten. Er zerplatzte beim Aufprall, und Steinsplitter regneten auf Shar hinab. Er zuckte zurück und drehte sich in die Richtung, aus der das Geschoss gekommen war, nur um eine junge zhen zu sehen, die in einem Durchgang stand.

Mit offener Abscheu erwiderte sie den Blick. Sie schien keinerlei Reue darüber zu verspüren, dass sie ihn beinahe verletzt oder gar umgebracht hätte. Genau genommen erweckte sie den Eindruck, als bedaure sie, weder das eine noch das andere erreicht zu haben.

Jetzt endlich ließ auch Shar zu, dass seine Stimme etwas schärfer wurde. »Ich sagte doch, dass ich gehe.« Er presste jedes Wort zwischen den Zähnen hervor, während er den thaan anfunkelte, der ihm nach wie vor viel näher stand, als höflich gewesen wäre.

»Vielleicht sollten wir Sie nicht gehen lassen«, erwiderte der thaan mit ebenfalls finsterem Blick, und jetzt bemerkte Shar auch, wie weitere Anwohner aus Eingängen und Gassen zwischen den Gebäuden auftauchten. Ein unterschwelliges, feindseliges Gemurmel ging von den Leuten aus, während sie näher kamen und einen Kreis um ihn bildeten.

Seine Ausbildung – und auch seine zunehmende Sorge – ließen Shar das Gefahrenpotenzial jedes einzelnen Neuankömmlings einschätzen. Niemand schien etwas bei sich zu tragen, das als Waffe dienen konnte, aber natürlich waren sie deutlich in der Überzahl. Ein Phaser hätte in diesem Augenblick viel dazu beigetragen, die Chancen auszugleichen, doch Shars Waffe lag in einem Spind in der örtlichen Sternenflottenaußenstelle.

Sauber und ordentlich weggesperrt, zusammen mit deinem kläglichen Rest von Verstand.

»Lassen Sie ihn gehen«, meldete sich eine Stimme hinter ihm zu Wort. »Lassen Sie ihn in Ruhe. Er tut doch keinem was zuleide.«

»Nein!«, entgegnete jemand anders. »Er gehört nicht hierher.«

»Er ist nicht besser als all die anderen Plünderer aus den Camps!«, schrie ein jüngerer chan, den Shar aufgrund der langen Antennen als Talish erkannte. »Zeigt ihm, was wir mit Eindringlingen machen!«

Seine Augen noch immer auf den thaan geheftet, musterte Shar seinen Gegner. »Wenn Sie auf einen Kampf aus sind«, knurrte er und hoffte, dass seine Worte in den Ohren der anderen Andorianer überzeugender klangen als in seinen, »bin ich mehr als bereit, Ihnen einen zu liefern.«

Der thaan grinste dreckig. »Sie können nicht gegen uns alle kämpfen.«

»Nein«, gab Shar zu. Sein Herz hämmerte wie wild in seiner Brust. Es gab keinen anderen Ausweg mehr. »Aber ich kann dich zuerst töten.« Obwohl er nicht darauf erpicht war, dass sich die Dinge in diese Richtung entwickelten, sah es nicht so aus, als würde er noch unbeschadet aus dieser Situation herauskommen. Er würde seine Haut möglichst teuer verkaufen. Darüber, wie er sein Tun anschließend erklärte oder rechtfertigte, konnte er nachdenken, falls er die nächsten Minuten überlebte.

Immer optimistisch bleiben.

Er spürte, wie sich der thaan zum Schlag bereit machte. Shar trat einen weiteren Schritt zurück und nahm eine Verteidigungshaltung ein. Keine Sekunde zu früh. Im nächsten Moment warf sich sein Gegner nach vorne. Doch der andere Andorianer war ungeschickt und unerprobt im waffenlosen Kampf. Shar hatte keine Schwierigkeiten, den tölpelhaften Angriff abzuwehren. Er blockte den ausgestreckten Arm des thaan, wirbelte in einer einzigen fließenden Bewegung herum und nutzte das Gewicht und die Trägheit seines Gegners, um ihn über die linke Hüfte zu ziehen und schwungvoll auf den rissigen Untergrund des Gehwegs zu werfen.

Der thaan kam hart auf und schnaubte unwillig. Shar setzte nach, indem er das rechte Handgelenk des Andorianers packte und ihm den Arm umdrehte, bis diesem ein schmerzerfüllter Aufschrei über die Lippen kam. Sein Gegner versuchte sich aus dem Griff zu lösen, doch Shar stellte einen Fuß auf die Kehle des Restaurantbesitzers und hielt die Spannung auf seinen Arm aufrecht.

Er sah, wie einige andere Leute aus der Menge sich näherten, und deutete mit der freien Hand auf sie. »Bleibt zurück!«, rief er. Um seine Worte zu unterstreichen, verdrehte er den Arm seines Gegners erneut und entlockte dem thaan damit einen weiteren gepeinigten Aufschrei.

Shar bemerkte eine Bewegung zu seiner Linken. Gerade noch rechtzeitig wich er einer Faust aus, die an seinem Gesicht vorbeizischte. Er ließ den Arm des thaans los und tänzelte nach rechts, um etwas Abstand zwischen sich und seinen neuen Gegner zu bekommen, den Talish, der ihn vorhin angeschrien hatte. Mit wutverzerrter Miene warf sich der chan nach vorne und schlug erneut zu.

Noch während er sich verteidigte, spürte Shar Hände auf seinen Armen. Jemand packte den Kragen seiner Uniformjacke. Weitere Hände legten sich um seinen Hals. Er wurde nach hinten gezogen und verlor das Gleichgewicht. Er wand sich und strampelte, als sein Körper sich instinktiv zu befreien versuchte. Ein Gesicht tauchte in seinem rechten Blickfeld auf. Shar holte aus und traf den Angreifer am Kinn. Ein Ächzen war zu hören, als der Andorianer davonstolperte. Im nächsten Moment packte jemand Shars Hand und hielt sie fest. Gewaltsam wurde er zu Boden gerungen.

Während er den harten Bordstein unter seinem Rücken fühlte, blickte er auf und sah drei Andorianer, die ihn festhielten. Einer von ihnen war der thaan, der den Kampf angefangen hatte. Er kniete neben ihm und stieß ihm einen Zeigefinger entgegen. »Verräter«, fauchte er und funkelte Shar an.

Shar versuchte sich zu bewegen, aber erfolglos. Trotzdem kämpfte er weiter gegen seine Angreifer an und warf dem thaan einen herausfordernden Blick zu, als dieser die Hand hob und zur Faust ballte.

»Lassen Sie ihn los, und bleiben Sie, wo Sie sind!« Der Befehl hallte von den Wänden der Gebäude und den dahinter aufragenden Felswänden wider, ohne dass man seine Quelle hätte ausmachen können. Das scharfe Aufjaulen eines elektronischen Dreifachtons verlangte nach Aufmerksamkeit.

Erst als er das dumpfe Dröhnen eines Triebwerks vernahm, begriff Shar, wohin er schauen musste. Er reckte den Hals, nur um die vertraute Silhouette eines Antigrav-Wagens zu erblicken. Es war eins der Fahrzeuge, die von den städtischen Polizeikräften verwendet wurde. Es hing zehn Meter über der Straße. Auf der dunklen, polierten Hülle und der gewölbten, silbernen Cockpitscheibe spiegelten sich die Strahlen der frühen Abendsonne, und Shar musste die Augen zukneifen, um nicht geblendet zu werden. Eine Reihe mehrfarbiger Signallichter blitzte rhythmisch und die Sirene jaulte ein zweites Mal auf.

Das Eintreffen des Polizeifahrzeugs zeigte sofortige Wirkung. Ein Großteil der Störenfriede und Zuschauer zerstreute sich. Die drei Andorianer, die Shar am Boden hielten, ließen ihn los und zogen sich zurück. Innerhalb von Sekunden lag Shar allein auf dem Bordstein. Ächzend rappelte er sich auf.

»Machen Sie Platz«, befahl eine Stimme aus dem Komm-System des Polizeiwagens den verbleibenden Schaulustigen, die sich daraufhin ebenfalls ein wenig zurückzogen. Das Fahrzeug glitt näher und sank mithilfe von Manövrierdüsen zur Straße hinunter. Sanft landete es auf dem verwitterten Straßenbelag. Während der Antrieb zu einem leisen Summen herunterfuhr, öffneten sich die Fahrer- und die Beifahrertür und zwei Andorianer tauchten daraus auf. Ihr weißes Haar und die helle blaue Haut ihrer Gesichter bildeten einen deutlichen Kontrast zu ihren dunklen Uniformen. Selbst die Hände steckten in schwarzen Handschuhen. Shar sah die Abzeichen auf ihrer Brust und die geholsterten Waffen an ihrer Hüfte, als sie zielstrebig auf ihn zukamen.

»Nehmen Sie ihn fest«, sagte der Fahrer zu seinem Partner und deutete auf den thaan, der zusammen mit dem älteren Ladenbesitzer auf der anderen Seite der Straße stand. »Wegen Ruhestörung, Körperverletzung und Erregung öffentlichen Ärgernisses.«

»Er hat nichts getan!«, schrie eine weibliche Stimme über die Straße hinweg, und als Shar sich umdrehte, sah er, dass die Frau auf ihn deutete. »Sie haben doch gesehen, was dieser Kerl ihm angetan hat. Warum nehmen sie ihn nicht fest?«

Der Wachmann hob die Stimme, damit ihn auch all die anderen hörten, die noch auf dem benachbarten Gehweg herumstanden und die Vorgänge verfolgten. »Der Vorfall ist vorüber«, sagte er in ruhigem, aber entschiedenem Tonfall. »Gehen Sie jetzt oder Sie werden ebenfalls wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet.«

Er behielt die Reste der Menge im Blick, bis er sicher war, dass seinem Befehl Folge geleistet wurde, dann wandte er sich Shar zu. Einen Moment lang musterte der Wachmann Shars Uniform. Schließlich fragte er: »Geht es Ihnen gut, Lieutenant?«

Shar nickte. »Ja, Officer. Danke.«

Mit einer Neigung des Kopfes deutete der Polizist auf den thaan. Sein Partner war gerade damit beschäftigt, ihn in Gewahrsam zu nehmen. »Ich nehme an, dass Sie Anzeige gegen ihn erstatten wollen.«

Shar runzelte die Stirn. »Nein. Ich denke nicht.« Er hielt kurz inne und blickte zu dem thaan hinüber, während der andere Officer ihn zum Polizeifahrzeug eskortierte. »Ich glaube, es handelte sich hauptsächlich um ein Missverständnis.«

»Da wäre ich mir nicht so sicher«, gab der Wachmann zurück. Seine Miene verhärtete sich. »Der Widerstand gegen die Präsenz der Sternenflotte innerhalb der Stadt nimmt zu.«

Shar bemühte sich, jeden Anflug von Bitterkeit aus seiner Stimme herauszuhalten. »Ich schätze, ich sollte nicht überrascht sein. Es gibt immer noch sehr viel zu tun.« Über ein Jahr nach dem Borg-Angriff litt Andor noch immer unter den Auswirkungen, die nicht nur der bereits mitgenommenen Bevölkerung zu schaffen machten, sondern auch dem Planeten selbst.

»Es gibt einige, die der Ansicht sind, dass schon zu viel getan wurde«, entgegnete der Polizist.

Unsicher sah Shar den Wachmann an. »Ich bin mir nicht sicher, was Sie meinen.«

»Ich erkenne Sie aus den Nachrichten wieder«, sagte sein Gegenüber. »Sie arbeiten mit dieser Gruppe Wissenschaftler an diesem Fremdrassen-Genomprojekt, mit dem sie versuchen, Schwangerschaften und Geburtsraten zu verbessern.«

Shar sah keinen Grund, diesen leicht nachprüfbaren Umstand zu leugnen. »Das ist richtig«, antwortete er daher nickend. Während Terraforming-Spezialisten der Föderation bereits sowohl kurz- als auch langfristige Pläne erarbeitet hatten, um den großflächigen ökologischen Schaden zu beheben, kämpfte er an einer anderen Front. Der Borg-Angriff hatte die Fortpflanzungsprobleme, unter denen das andorianische Volk seit Jahrhunderten litt, nur noch schlimmer gemacht. Zunehmend kurze Perioden der Fruchtbarkeit verbunden mit einer mangelnden Ausgewogenheit der Geschlechter machte das Bilden einer entwicklungsfähigen Bündnisgruppe schwierig. Und aufgrund der schrecklichen Bevölkerungsverluste durch die Hand der Borg hatte sich diese Situation sogar noch verschärft.

»Genau genommen«, fuhr der Wachmann fort, »waren Sie derjenige, der das Fremdrassen-Genom bereitgestellt hat, das als Basis für die Forschung dient.«

Erneut nickte Shar. »Eigentlich waren es Eier von einer Spezies namens Yrythny, die wir im Laufe einer Expedition in den Gamma-Quadranten gefunden haben.« Seit dieser Mission und der Entdeckung der Yrythny-Eier waren sechs Jahre vergangen. Der genetische Schlüssel, der in ihnen steckte, und die Hoffnung, die sie bargen, hatten Shar dazu getrieben, nach Andor zurückzukehren und den Fund seiner Mentorin, Dr. sh’Veileth, anzubieten.

In kürzester Zeit war die Gelehrte imstande gewesen, mithilfe von Computersimulationen das Potenzial zu demonstrieren, das in den Yrythny-Eiern steckte. Sie konnten nicht nur den Zeitrahmen andorianischer Fruchtbarkeit verlängern, sondern zugleich die Wahrscheinlichkeit für Mehrfachgeburten – Zwillinge oder Drillinge – erhöhen, etwas, das es auf Andor seit über einem Jahrhundert nicht mehr gegeben hatte.

Shar und sh’Veileth hatten gedacht, ihrem Volk damit wundervolle Neuigkeiten zu überbringen. Doch die Reaktionen auf die Theorien und Forschungen der Gelehrten hatten zwischen Euphorie und Paranoia geschwankt. Auf jede Person, die den Gedanken in Erwägung zog, fremde DNA zu verwenden, um die Andorianer vor ihrer letztendlichen Auslöschung zu bewahren, kam jemand, der das Ganze für eine höchst fragwürdige Methode hielt, da sie die andorianische Spezies verändern oder sogar in etwas vollkommen anderes verwandeln könnte.

Der Wachmann streckte den Arm aus und legte eine Hand auf Shars Schulter. »Mein Name ist Tolad th’Zarithsta. Unsere Bündnisgruppe gehörte zu den Testgruppen. Meine zh’yi hat ein Kind bekommen, obwohl es hieß, sie wäre schon zu alt dafür. Unser Shei hat gerade seinen vierten Geburtstag gefeiert.«

Es war, als hätte die Hand des Wachmanns eine schwere Last von Shars Schultern genommen. Er lächelte. »Das ist wundervoll. Ich freue mich für Sie.«

Obwohl er beipflichtend nickte, wurde th’Zarithstas Miene wieder ernst. »Natürlich hatten viele andere Bündnisgruppen nicht das gleiche Glück.«

Shar seufzte. Das wusste er selbst. Trotz der Theorien, die Dr. sh’Veileth aufgestellt hatte, war die »Yrythny-Lösung« bei Weitem nicht so effektiv gewesen, wie man anfangs gehofft hatte. Nachdem das Wissenschaftsinstitut ihr die Erlaubnis erteilt hatte, ihre Versuche durchzuführen, hatte sh’Veileth begonnen, die Chromosomen von freiwilligen Bündnisgruppen mit Yrythny-DNA aufzuwerten. Die erste Testgruppe hatte aus zwanzig Bündnisgruppen bestanden. Innerhalb eines Jahres war sie auf über hundert Testsubjekte angewachsen. Kurz darauf waren die ersten Probleme aufgetreten. Unerwartete Nebenwirkungen in Gestalt schwieriger oder gar erfolgloser Schwangerschaften nahmen zu. Außerdem war es zu allen möglichen Arten von Geburtsdefekten unter den überlebenden Neugeborenen gekommen.

Dennoch hatten sich weitere Freiwilligengruppen – manchmal mehr als ein Dutzend an einem Tag – bei Dr. sh’Veileth gemeldet. Sie alle waren verzweifelt genug gewesen, um sich der experimentellen Behandlung zu unterziehen. Als die Rate problembelasteter Schwangerschaften die fünfzig Prozent überschritt, wurde die Erlaubnis, die man sh’Veileth gegeben hatte, zurückgezogen. Die Versuche wurden eingestellt. Doch die Folgen der umstrittenen Forschung wirkten noch immer nach, denn einmal mehr hatten Andorianer auf dem ganzen Planeten begonnen, über den möglichen Untergang ihrer Spezies nachzudenken.

»Das Wissenschaftsinstitut hat dem Programm ein Ende gesetzt«, fuhr th’Zarithsta fort, »und das vermutlich aus gutem Grund. Aber ich bin froh zu sehen, dass die Bemühungen nicht vollständig eingestellt wurden. Insbesondere nach allem, was passiert ist.«

»Es arbeiten nun neue Leute daran«, antwortete Shar. »Vieles von dem, was Dr. sh’Veileth entdeckt hat, ist immer noch von Wert. Aber es gab offensichtlich genug Unverträglichkeiten zwischen andorianischer und Yrythny-DNA, dass weitere Forschung vonnöten ist. Professorin zh’Thiin ist eine unserer größten Kapazitäten auf diesem Gebiet. Wenn es eine Lösung gibt, wird sie sie finden.«

Marthrossi zh’Thiin war die Schülerin von sh’Veileth gewesen. Die Liste ihrer eigenen Erfolge las sich beeindruckend. Zusätzlich zu dem Wunsch, ihrer Spezies zu helfen, trieben zh’Thiin auch persönliche Gründe dazu an, diese Krise zu lösen. Drei Jahre zuvor waren sie und ihre Bündnisgruppe eine von sh’Veileths Testgruppen gewesen, und ihre Schwangerschaft hatte in einer Fehlgeburt geendet. Es war zh’Thiins letzte Gelegenheit gewesen, ein Kind zu bekommen. Jetzt wollte sie dafür sorgen, dass etwas Derartiges nie wieder anderen hoffnungsvollen Eltern passieren konnte.

Shars Worte schienen th’Zarithsta zu beruhigen. »Und was ist mit Ihnen? Sie sind in der Sternenflotte. Es gibt doch sicher eine Menge, was dort draußen noch zu tun ist.« Während er sprach, hob er eine Hand zum Himmel, wo jenseits der Atmosphäre die Weite des Alls lag.

»Dies hier ist meine Heimat«, erwiderte Shar schulterzuckend. »Ich war selbst Teil einer Bündnisgruppe, und wir haben uns freiwillig als Testgruppe für die Yrythny-Lösung gemeldet. Unsere zh’yi konnte einen Fötus austragen, und das Kind kam ohne Komplikationen zur Welt.« Er hielt inne und holte tief Luft, als sowohl schöne als auch schreckliche Erinnerungen über ihn kamen. »Ich entschied, für eine Weile hierzubleiben, um Dr. sh’Veileth zu helfen, bevor ich zu dem Entschluss kam, dass es an der Zeit sei, zur Sternenflotte zurückzukehren und meine Arbeit dort wieder aufzunehmen.«

Er blickte auf den Boden zu seinen Füßen. »Ich war auf dem Weg zu meinem neuen Posten auf Sternenbasis 714, als die Borg kamen. Ich reiste zu dem Zeitpunkt allein, aber meine Bündnisgruppe hatte entschieden, mit mir auf der Station zu leben. Wir wollten noch einmal versuchen, ein Kind zu bekommen.« Die Erinnerung an diesen kurzen Moment des Glücks inmitten der Tragödie brachte ihn zum Lächeln. »Aber gerade, als sie sich auf dem Weg zu mir befanden, wurde der Transporter, auf dem sie eine Passage nach Sternenbasis 714 gebucht hatten, von einem Borg-Kubus abgefangen.« Bis zum heutigen Tag sah Shar mit erschreckender Klarheit die knappe, unpersönliche Subraumnachricht vor sich, die ihn davon unterrichtet hatte, dass der Transporter und alle Passagiere ausgelöscht worden waren. »Dann hörte ich davon, was hier geschehen war, wie viel Schaden der Planet genommen hatte und wie viel wir verloren haben.« Unter den noch immer nicht vollständig erfassten Verlusten war auch seine eigene Zhavey, Charivretha zh’Thane, gewesen.

»Mein Beileid zu Ihrem Verlust«, sagte th’Zarithsta und schenkte ihm einen bekümmerten Blick.

Shar erwiderte ihn dankbar. »Kurz darauf erfuhr ich, dass Professorin zh’Thiin die Arbeit von Dr. sh’Veileth fortsetzen würden. Mir wurde klar, dass ich hierherkommen musste, um unserem Volk zu helfen, wo es mir nur möglich war. Ich bat um eine dauerhafte Versetzung zum Sternenflottenkontingent, das hier stationiert ist, um als Verbindungsoffizier zwischen dem Sternenflottenkommando und dem Wissenschaftsinstitut zu dienen.«

Er schüttelte den Kopf, als er erneut darüber nachdachte, was für eine Odyssee er hinter sich gebracht hatte, um nach Andor zurückzukehren. »Ich brauchte fünf Wochen, um eine Passage hierher zu finden.« Den Großteil der Zeit bis dahin hatte er damit verbracht, den Verlust seiner Zhavey und seiner Bündnisgruppe zu betrauern. Bis zur Ankunft auf Andor hatten sein Bedürfnis und seine Entschlossenheit, seinem Volk auf jede nur erdenkliche Weise beizustehen, jeden anderen Gedanken vertrieben. Diesmal würde er nicht wieder gehen, da war er sich vollkommen sicher. Nicht, bis es ihm gelungen war, einen fundamentalen Beitrag zur Zukunft von Andor zu leisten.

Erneut spürte er th’Zarithstas Hand auf seiner Schulter, und als Shar aufblickte, sah er, dass der andere Mann ihn fast väterlich anschaute. »Wenn es nur mehr Leute gäbe, die wie Sie denken«, sagte der Polizist. Er richtete seinen Blick auf die Handvoll Andorianer, die sie noch immer aus den Türeingängen und Fenstern der sie umgebenden Gebäude beobachteten. »Vielleicht würden sich die Herausforderungen, vor denen unser Volk steht, dann nicht so anfühlen, als wären sie unmöglich zu bewältigen.«

»Sie sind nicht unmöglich zu bewältigen«, antwortete Shar, »ganz gleich, was einige denken mögen oder denken wollen oder was man ihnen eingeredet hat. Es gibt eine Lösung. Wir haben sie bloß noch nicht gefunden.« Ihm war bewusst, dass diese Worte nach naivem Optimismus klangen, aber er war in der Tat fest davon überzeugt, dass ein Heilmittel für die Krise existierte, die seine Heimatwelt in den Abgrund gerissen hatte.

Er musste davon überzeugt sein, denn es war gut möglich, dass sein Glaube das Einzige war, was die andorianische Zivilisation vor der drohenden Auslöschung bewahrte.

2

Strahlend blau erstreckte sich der Himmel über Jean-Luc Picard. Nur ein paar vereinzelte Wolken hingen hoch über ihm. Mit einem Schmunzeln fragte sich der Captain, ob sie wohl dem Kader an Meteorologen geschuldet waren, das die sich unablässig wandelnden Witterungsbedingungen der Erde überwachten oder ob sie von selbst und in frecher Missachtung des Wetterkontrollnetzwerks des Planeten entstanden waren. Irgendwie gefiel ihm der zweite Gedanke besser.

Picard stand auf einem schmalen Pfad, der sich einmal rund um die Weinberge zog. Sein Blick senkte sich und glitt über die gleichmäßig angeordneten Reihen aus Rebstöcken, die sich Hunderte von Metern über den sanft geschwungenen Abhang erstreckten. Eine schwache Brise wehte ihm den vertrauten Duft von organischen Düngemitteln und Bodennährstoffen in die Nase, den gleichen Geruch, der nach manchem Sommertag seiner Jugend seine Haut und seine Kleidung durchdrungen hatte. Die Weinreben, die etwa bis auf Hüfthöhe von den Rebstöcken gestützt wurden, waren grün und dicht, und an den Reihen in der Nähe sah Picard dicke Bündel aus Trauben zwischen den Blättern. Sein geübtes Auge bemerkte deren kräftige Farbe. So, wie es aussah, würde die Lese diese Saison besonders gut.

»Trauben.«

Eine kleine Hand reckte sich in die Luft, und einer der kurzen Finger deutete auf die Reihen aus Reben. Picard verlagerte sein Gewicht ein wenig, um seinen jungen Begleiter, der in seiner rechten Armbeuge saß, etwas höher an der Hüfte abzustützen. Er spürte, wie sich die Beine des Kleinkinds fester um seine Hüfte schlossen.

Der Captain schaute seinem Sohn, René Jacques Robert François Picard, in die hellen, großen Augen, die den seinen so sehr glichen. »Ganz richtig«, sagte er. »Das sind Trauben, und sogar ziemlich gute.« Er hob die Hand und wischte etwas Dreck von Renés linkem Knie. Dabei fiel ihm die abgeschürfte Haut auf, eine leichte Verletzung, die sich das Kind vorhin in dem Versuch, über das unebene Gelände zu laufen, bei einem Sturz zugezogen hatte. »Deine Mutter muss sich nachher darum kümmern.« Er klopfte René sanft auf das Knie.

»Essen?«, fragte der Junge mit hoffnungsvoller Miene. Da er erst gut ein Jahr alt war, bestand sein Vokabular bislang nur aus einer Handvoll Worten, abgesehen von dem unverständlichen Geplapper, das er für gewöhnlich mit großer Begeisterung von sich gab. Doch Picard störte das nicht. Immer wieder ertappte er sich dabei, wie er der Litanei aus Tönen und entstellten Silben regelrecht bezaubert lauschte.

»Vielleicht später«, antwortete er und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Als sie noch Kinder gewesen waren, hatten Picard und sein älterer Bruder Robert mehr als eine Mahlzeit ausfallen lassen, weil sie sich zuvor mit Trauben aus dem Weinberg vollgestopft hatten – sehr zum Missfallen ihres Vaters. »Ich glaube, deine Mutter wäre böse, wenn ich dir das Abendessen verderben würde.« Bei diesen Worten sah er im Geiste den Ausdruck auf dem Gesicht seiner Frau, Beverly Crusher, nachdem sie erfahren hatte, dass er von dem strengen Ernährungsplan des Jungen abgewichen war. Seit René begonnen hatte, feste Nahrung zu sich zu nehmen, hatte er rasch Vorlieben und Abneigungen entwickelt. Dass Trauben sein Lieblingsobst waren, trug, wie Picard nicht ohne Humor feststellte, nur dazu bei, Renés Platz in der Familienlinie zu festigen.

Es war Renés erster Besuch auf der Erde seit seiner Geburt an Bord der Enterprise vor mehr als einem Jahr. Um die Geburt des Säuglings und auch die unmittelbare Nachsorge von Kind und Mutter hatte sich Dr. Tropp gekümmert, einer der Führungsoffiziere der medizinischen Abteilung. Als waschechter Denobulaner hatte er René in den Tagen nach seiner Geburt umsorgt, als sei dieser eines seiner eigenen Kinder. Und auch später gab es keinen Mangel an Freiwilligen und Ersatz-Tanten und -Onkels, die bereit waren, sich um das Baby zu kümmern. Das verhalf Beverly – und auch Picard selbst – zu den dringend benötigten Auszeiten, während sie sich darauf einrichteten, ihre Elternschaft mit den Verpflichtungen ihrer jeweiligen Posten an Bord unter einen Hut zu bekommen. Obwohl er wirklich sein Bestes gegeben hatte, sich geistig und körperlich auf die Herausforderung, ein Kind großzuziehen, vorzubereiten, hatten sich weder seine umfangreiche Lektüre noch die ganzen Ratschläge von Beverly und anderen Eltern als ausreichend erwiesen, diese Erfahrung aus erster Hand zu erleben.

Das gilt gleich doppelt, wenn es um Windeln geht.

Doch obwohl Erschöpfung und Stress ständige Begleiter bei der Sorge für ein Neugeborenes waren, hatten Picard weder nächtliche Windelwechsel noch spätes Füttern gestört. Im Grunde hatte er sich sogar darauf gefreut, denn beides gestattete ihm, das Band zwischen ihm und dem Jungen zu festigen. Schnell entwickelten sich nächtliche Routinen, etwa dass Picard René fütterte, während er ihm gleichzeitig leise Lieder aus seiner eigenen Kindheit vorsang. Mittlerweile waren dem Captain diese Rituale in Fleisch und Blut übergegangen und gehörten genauso zu seinem Tagesablauf wie das Durchsehen der Statusberichte, die er von seinem Ersten Offizier und den anderen Abteilungsleitern der Enterprise erhielt.

Ist es wirklich schon so lange her, dass ich mich in der Gesellschaft von Kindern unwohl gefühlt habe? Die Frage beschäftigte ihn, während er René betrachtete. Der Junge spielte an den vier Rangabzeichen an Picards Uniformkragen. Den größten Teil seines Erwachsenenlebens hatte Picard sich kaum vorstellen können, eine gute Vaterfigur abzugeben, ungeachtet der Tatsache, dass er mehr als zwei Jahrzehnte lang überwiegend Leute kommandiert hatte, die weit jünger waren als er. Nachdem er zum Captain seines ehemaligen Schiffs, der U.S.S. Enterprise-D, ernannt worden war, hatte er sich plötzlich umgeben von Kindern gesehen, die zu Mitgliedern seiner Besatzung gehörten. Es war das erste Schiff unter seinem Kommando gewesen, auf dem es erlaubt war, Familien mitzunehmen. Er hatte ziemlich lange gebraucht, um sich daran zu gewöhnen. Und er hatte sogar noch mehr Zeit benötigt, um den Gedanken zu akzeptieren, dass irgendjemand in ihm ein Vorbild sehen könnte, nicht bloß den Kommandanten des Raumschiffs.

Im Laufe seines Lebens hatte Picard in unregelmäßigen Abständen immer wieder darüber nachgedacht, selbst ein Kind großzuziehen. Doch seine wahre Liebe war stets das All gewesen und die unvergleichliche Möglichkeit, Entdeckungen zu machen und das eigene Wissen zu mehren. Selbst nachdem er Beverly geheiratet hatte, war er anfangs nicht sonderlich angetan von dem Gedanken gewesen, ein Kind mit ihr zu bekommen. Zugegebenermaßen war sein Widerstand damals nicht bloß der normalen Unsicherheit angesichts einer Vaterschaft entsprungen.

Der Hauptgrund dafür war vielmehr die Angst gewesen, was solch einem Kind zustoßen könnte, das in Zeiten einer erneuten BorgGefahr aufwuchs. Die Umstände schienen ihm recht zu geben, denn die Borg hatten eine Invasion gestartet, die im letzten Jahr die Föderation verwüstet hatte. Mit Beverlys Hilfe war es Picard allerdings gelungen, all seine Bedenken zu überwinden und zu erkennen, dass es nie gekannte Freuden mit sich bringen würde, wenn sie gemeinsam ein Kind bekamen. Es mochte obendrein dazu beitragen, dass er endlich all die Zweifel, den Zynismus, die Tragödien und Verluste hinter sich ließ, die ihn angesichts unerbittlicher Kriege und Katastrophen viel zu lange im Griff gehabt hatten.

Das Ende der Borg mochte ein neues Kapitel in der Geschichte der Föderation aufgeschlagen haben. Doch was Picard selbst anging, so stellte dieser Junge, den er nun in den Armen hielt, den nächsten und vielleicht erfüllendsten Akt in seinem Leben dar.

Aber verbringe ich dieses Leben an Bord eines Schiffes zwischen den Sternen oder mit dem Boden unter meinen Füßen? Diese Frage hatte er sich im letzten Jahr häufiger gestellt, als er zählen konnte. Und während er mit René zwischen den Reihen aus Weinreben dahinschlenderte, kam sie wie von selbst erneut in ihm hoch.

Nicht, dass sich die Antwort jemals ändern würde, oder?

Picard wandte sich von den Weinstöcken ab und schaute den Pfad entlang, den er und René zurückgelegt hatten. Sein Blick wanderte weiter, über den Weinberg hinweg zu dem bescheidenen Anwesen, das inmitten einer Gruppe hoher, ausladender Eichen lag. Dieses Haus und die umliegenden Ländereien gehörten seiner Familie bereits seit Jahrhunderten, und Generationen von Picards hatten hier die Erde bestellt. Obwohl er unter den wachsamen Augen seines Vaters und Roberts das Handwerk und sogar die Kunst des Weinbaus gelernt hatte, war in Picard niemals die gleiche Leidenschaft dafür erwacht. Stattdessen hatten ihn die Gedanken und Träume seiner Jugend weit fort von seiner Heimatwelt geführt, hinauf zu Sternen, die Nacht für Nacht auf ihn herabschienen. Seine Entscheidung, das Familienunternehmen zu verlassen und in die Sternenflottenakademie einzutreten, hatte zum Bruch mit seinem Vater geführt, und bis zum Tod des älteren Picards waren die beiden Männer in dieser Angelegenheit entzweit geblieben.

Früher hatte Picard die Besuche auf dem Familienstammsitz nahe La Barre in Frankreich immer als Bürde empfunden, als eine Pflicht, der er nachkommen musste, bevor er in die vertrauten Gefilde des Alls und des Lebens, das er gewählt hatte, zurückkehren durfte. Robert, der die Weinberge übernommen hatte, nachdem ihre Eltern in Rente gegangen waren, hatte genau wie ihr Vater Picards Karriereentscheidungen missbilligt. Eine Weile hatte Robert es seinem jüngeren Bruder regelrecht übel genommen, dass dieser das Familienerbe abgelehnt hatte, um stattdessen zu reisen, Entdeckungen zu machen und sogar Abenteuer zu erleben. Erst als Picard das Anwesen im Anschluss an den ersten Borg-Angriff auf die Erde aufgesucht hatte, war es den beiden Brüdern gelungen, die Kluft zwischen ihnen zu schließen und die kleinliche Geschwisterrivalität zu vergessen, die ihre Beziehung seit ihrer Kindheit vergiftet hatte. Schließlich war es Robert gewesen, der als unwahrscheinlichster aller Therapeuten Picard dabei geholfen hatte, den Heilprozess anzustoßen und damit fertigzuwerden, was ihm während seiner Assimilierung durch die Borg und seiner Verwandlung in Locutus widerfahren war.

Ich habe dir gedankt, Robert, aber ich habe dir niemals gesagt, wie viel mir das bedeutet hat.

Das konnte er nun nicht mehr, denn sein Bruder war, genau wie dessen Sohn René, bereits seit mehr als einem Jahrzehnt tot. Beide waren in einem Feuer umgekommen, das beinahe das ganze Anwesen zerstört hatte. Mittlerweile war das Haus wieder instand gesetzt worden, doch den Tod seines Bruders und seines Neffen hatte Picard bis heute nicht überwunden.

»Papa.«

Der gegurgelte Ausruf, begleitet vom sanften Streichen einer kleinen Hand über seine Wange, holte Picard aus seinen Gedanken zurück. Erst jetzt fiel ihm auf, wie weit er mit seinem Sohn hinaus in die Weinberge spaziert war. Es schien, als hätten seine Beine den Weg von ganz allein gefunden. Das überraschte ihn nicht. Früher hatte er sich beim Versteckspielen mit Robert hier herumgetrieben, später bei der Arbeit mit seinem Vater. Er konnte gar nicht sagen, wie oft er diese Wege gegangen war. All dies gehört schon lange der Vergangenheit an, und war nur noch ein Teil seiner Erinnerung.

Während er zwischen zwei Reihen von Weinreben stand, betrachtete er René. In den Augen des Jungen lag ein fragender Ausdruck. Es gab keinen Schmerz und keinen Verlust in ihnen, nur die sorglose Neugierde, die den Blick jedes Kindes zum Strahlen brachte. Die Finger geschlossen deutete René mit der rechten Hand auf seinen Mund. Es war eine Geste, die Beverly ihm beigebracht hatte und die besagte, dass er hungrig war. Wie zur Antwort darauf knurrte auch Picard der Magen.

»Also schön.« Er strich dem Jungen übers dünne, kastanienbraune Haar. »Lass uns deine Mutter und Tante Marie suchen und schauen, was es zum Mittagessen gibt.« Picard machte kehrt und trat den langen Weg zurück zum Haus an. Vor ihm und hinter einer Reihe aus Rebstöcken zur Linken entdeckte er zwei Haarschöpfe zwischen den Weinreben. Der eine war blond mit einem merklichen Einschlag ins Graue, der andere von kräftiger roter Farbe, die im Licht der Mittagssonne glänzte. Als er die nächste Kreuzung zwischen den Reben erreichte, wandte er sich nach links und lächelte, als er Beverly Crusher und ihre Schwägerin Marie Picard näher kommen sah.

»Was hast du so weit draußen gemacht?«, fragte Beverly lächelnd, als sie zu ihm trat und ihre Arme in Richtung René ausstreckte. Im Gegensatz zu Picard trug sie einfache und bequeme Zivilkleidung. Die hellblaue Seidenbluse und eine passende Hose unterstrichen ihren hellen Teint.

Picard lachte, als sich René von ihm fortbeugte und in die Umarmung seiner Mutter fiel. »Es schien mir ein schöner Tag für einen Spaziergang zu sein.« Er wusste, dass er schon bald wieder auf der Enterprise sein würde. Und auch wenn das Schiff stets mehr sein Zuhause als jeder Planet gewesen war, hatte er nach wie vor die Worte seines Vaters im Ohr, dass man einen Tag an der frischen Luft und im Sonnenschein nutzen sollte, wann immer es möglich war.

»Wie lange werdet ihr diesmal bleiben?«, fragte Marie und hob die Hand, um eine Locke ihres Haars zur Seite zu streichen, die ihr ins Gesicht gefallen war. »Ihr wisst, dass ihr herzlich eingeladen seid, so lange zu bleiben, wie ihr wollt – oder zumindest so lange, bis die Sternenflotte wieder nach euch verlangt.«

»Ich nehme an, das wird nicht mehr lange dauern«, antwortete Picard, und ein Anflug von Bitterkeit stahl sich in seine Stimme. »Die Präsidentin der Föderation pflegt uns nicht zur Erde zu rufen, damit wir Urlaub machen.«

Beverly, die gerade Renés schmutziges und aufgeschürftes Knie in Augenschein nahm, warf ihm einen neckenden Blick zu. »Was hast du diesmal angestellt? Hast du wieder den Anführer irgendeiner Welt entführt, während ich nicht aufgepasst habe?«

»Keineswegs – aber der Tag ist ja noch jung.« Picard zog seine Uniformjacke zurecht. »Allerdings habe ich versprochen, davon zukünftig abzusehen, es sei denn, ich habe die Erlaubnis dazu von höchster Stelle.« Seine unkonventionelle, beispiellose und vollkommen unautorisierte »Festsetzung« von George Barrile, dem planetaren Gouverneur von Alpha Centauri, hatte – milde ausgedrückt – für eine Menge Rauschen im Blätterwald des Sternenflottenkommandos gesorgt. Nicht, dass es Picard interessiert hätte.

Barrile, dessen Heimatplanet von der Invasion durch die Borg weitgehend verschont geblieben war, hatte ziemliches Aufheben darum veranstaltet, gegen die Umsiedlung von Zehntausenden Flüchtlingen zu protestieren, die von verwüsteten oder vollkommen zerstörten Planeten überall in der Föderation nach Alpha Centauri gebracht worden waren. Er war sogar so weit gegangen, einen Austritt des Planeten aus der Föderation vorzuschlagen. Picard hatte ihn erst nach Pacifica bringen müssen, einem Planeten, der die Last auf sich genommen hatte, die Aufbaubemühungen der Nachkriegszeit zu schultern, bevor Barrile zum ersten Mal klar geworden war, welche Ausmaße die Katastrophe innerhalb der ganzen Föderation wirklich hatte. Im Anschluss an seinen Besuch hatte Barrile dem Rat eine Resolution vorgelegt, in der er alle Mitgliedswelten dazu aufrief, einmal mehr ihre Bereitschaft zu betonen, für die Ideale einzustehen, die sie einst im Geiste gegenseitiger Kooperation und Sicherheit zusammengeführt hatte.

Doch selbst dieser plötzliche und sehr willkommene Gemütswandel hatte Picard nicht vor dem anfänglichen Zorn von Admiral Leonard James Akaar bewahrt. Allerdings hatte auch der Kommandant der Sternenflotte den Blick nicht vor den Ergebnissen von Picards Handeln verschließen können. Tatsächlich hatte Akaar ihm sogar eine Beförderung zum Admiral und einen neuen Posten als Koordinator der Nachkriegs-Aufbaubemühungen der Föderation angeboten. Picard allerdings hatte Akaar davon überzeugt, dass er ihm an Bord der Enterprise bessere Dienste leisten konnte, indem er die Mission, die ihm ursprünglich von Präsidentin Bacco aufgetragen worden war, fortsetzte.

»Ließ sich aus den Befehlen irgendein Hinweis herauslesen, was die Präsidentin von dir will?«, fragte Beverly, während sie zwischen ihrem Ehemann und René hin und her schaute, der an ihrem Kommunikator herumspielte.

Picard schüttelte den Kopf. »Nein, aber der Umstand, dass sie uns zur Erde zurückgerufen hat, statt uns direkt irgendwohin zu schicken, deutet darauf hin, dass diese Aufgabe sich von unseren vorherigen unterscheiden wird.«

Mit aller gebotenen Dringlichkeit war die Enterprise zur Erde beordert worden. Die Direktive von Präsidentin Nanietta Bacco hatte Picards gegenwärtige Mission als eine Art freischaffender Problemlöser der Sternenflotte aufgehoben oder zumindest einstweilen ausgesetzt. Mehr als ein Jahr lang waren das Schiff und seine Besatzung überall dorthin geflogen, wo Picard ihre Anwesenheit für am nötigsten und ihre Möglichkeiten für am besten eingesetzt hielt. Sie hatten auf zahlreiche Probleme und Krisen unterschiedlicher Dringlichkeit und Komplexität reagiert, während die Föderation fortfuhr, sich nach der Borg-Invasion wieder aufzubauen und zu stabilisieren. Präsidentin Bacco hatte Picard großen Spielraum gelassen und ihn mit allen nötigen Befugnissen ausgestattet. Diese Freiheit, rasche Urteile zu fällen und mit Entschiedenheit zu handeln, hatte es ihm erlaubt, all diese Angelegenheiten auf die Weise zu bereinigen, die ihm angemessen erschien. Obwohl er wusste, dass es sich um wichtige Arbeit handelte und zudem eine, für die Picard und die Enterprise wie geschaffen waren, war er anfangs alles andere als erfreut darüber gewesen.

»Ich nehme an, es wäre zu viel verlangt, darauf zu hoffen, dass sie uns wieder hinausschickt, um ein wenig Forschung zu betreiben«, sagte Beverly.

»Ja, ich fürchte, das wäre Wunschdenken«, erwiderte Picard. Nach Jahren des Krieges und der politischen Unruhen, in denen sie sich dem Dominion, den Romulanern, den Borg und verschiedenen anderen, vergleichsweise kleinen Bedrohungen gestellt hatten, hätte es Picard gefallen, wieder zur Erforschung unbekannter Teile des Alls aufzubrechen. Im Grunde war es dieser Tage überlebenswichtig, dass Schiffe ins Unbekannte vordrangen, denn die Föderation brauchte dringend neue Planeten zur Kolonisierung und zur Ressourcengewinnung. Millionen Föderationsbürger hatten ihre Heimatwelten verlassen müssen, die im Laufe des Borg-Angriffs schwer getroffen, wenn nicht gar völlig zerstört worden waren. Die Welten, die sich bereiterklärt hatten, den Überlebenden zu helfen, ächzten schon seit Langem unter der Last der vielen Flüchtlinge. Daran konnten auch die anhaltenden Anstrengungen der Sternenflotte nichts ändern, allen in Not mit Hilfspersonal, Vorräten und anderen Gebrauchsgütern beizustehen. Die Lage war nach wie vor angespannt, die Moral fiel beständig, und ungeachtet aller Erfolge, die man verzeichnen konnte, schien Verzweiflung bei den Leuten die Gemütslage der Wahl zu sein.

»Letzte Nacht habe ich den Bericht auf deinem Schreibtisch gesehen«, sagte Beverly. Sie hielt kurz inne, um René anders zu greifen. »Den über die letzten Gespräche mit den Tholianern. Meinst du, die Präsidentin schickt uns los, damit wir uns um diese Sache kümmern?«

Picard runzelte die Stirn, bevor er den Kopf schüttelte. »Früher oder später muss jemand ausgesandt werden, und das nicht nur wegen der Tholianer.« Schon seit jeher waren die Tholianer dafür bekannt, unter extremer Xenophobie zu leiden. Dennoch hatte sich die Tholianische Versammlung in einem ungewöhnlichen Schritt einem neuen interstellaren Konsortium angeschlossen, das Typhon-Pakt genannt wurde. Seit dieses Bündnis kurz nach der Borg-Invasion bekannt geworden war, befanden sich alle zivilen und alle Sternenflottenoffiziellen in ständiger Alarmbereitschaft. Neben den Tholianern gehörten zu den Unterzeichnern des Paktes das Romulanische Sternenimperium, die Gorn-Hegemonie, die Breen-Konföderation, die Tzenkethi-Koalition und der Heilige Orden der Kinshaya. Jedes dieser Reiche war irgendwann auf mehr oder weniger schmerzhafte Weise der sprichwörtliche Dorn im Auge der Föderation gewesen.

»Die diplomatischen Beziehungen zu den Tholianern waren schon immer schwierig«, sagte Picard. »Und das gilt noch mehr für einige der anderen Mitglieder des Typhon-Paktes. Besonders in den letzten Jahren.« Selbst die Allianz zwischen der Föderation und den Romulanern, die während des Dominion-Krieges geschmiedet worden war, hatte sich aufgelöst, als der Konflikt zu einem Ende gekommen war. Mittlerweile nahm die Spannung zwischen beiden Großmächten wieder zu, nicht zuletzt deshalb, weil das Romulanische Sternenimperium die treibende Kraft hinter dem Typhon-Pakt war.

Was den Pakt selbst betraf, waren sich die Analysten uneins darüber, wie viel Potenzial in dem neuen politischen Konglomerat steckte. Es war nicht einmal klar, ob sich der Pakt ernsthaft als Bedrohung der Föderation präsentieren wollte oder nur als schlichten, wenn auch unerfreulichen Rivalen.

Nicht leugnen ließ sich allerdings, dass er während seiner kurzen Existenz bereits Schritte unternommen hatte, um die andauernden Aufbaubemühungen der Föderation zu stören. Was würde geschehen, wenn der Pakt einen so dreisten, so aggressiven Zug machte, dass der Föderation keine andere Wahl blieb, als darauf zu reagieren? Und wie würde diese Reaktion aussehen? Der Gedanke, kurz vor einem erneuten Konflikt von spürbaren Dimensionen zu stehen, beunruhigte Picard. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, sich neue Feinde zu machen. Stattdessen musste der Fokus der Föderation darauf liegen, das wiederherzustellen, was sie verloren hatte, und mit den Verlusten fertigzuwerden, die niemals ersetzt werden konnten.

»Ich kenne diese Miene«, sagte Marie. »Du brütest wieder.«

Picard wandte sich wieder ihr, Beverly und René zu und zwang sich zu einem Lächeln. »Entschuldigt. Es gibt einfach so viele Dinge, über die es nachzudenken gilt.«

»Das höre ich seit Jahren«, entgegnete Beverly. Sie schob René an ihrer Hüfte hoch. »Kommt, essen wir erst mal etwas zu Mittag. Dein Sohn wird langsam unleidig.«

Doch als hätten die Götter, die den Auftrag hatten, Raumschiff-captains zu quälen, ihm über die Schulter geblickt, meldete sich in diesem Augenblick Picards Kommunikator. Sein elektronisches Zirpen klang unangenehm fremd in den friedlichen Weinbergen.

»Enterprise an Captain Picard«, drang die Stimme von Lieutenant Commander Havers, dem Wachoffizier der Beta-Schicht, daraus hervor. Sie klang dünn und fern über die Kommunikatorverbindung.

Der Captain tippte auf das Gerät. »Picard hier.«

»Wir haben eine Nachricht aus dem Büro der Präsidentin im Palais de la Concorde erhalten«, sagte Havers. »Präsidentin Bacco ist jetzt bereit, Sie zu empfangen, Sir.«

Picard bedachte Beverly und Marie mit einem säuerlichen Lächeln, bevor er nickte. »Danke, Commander. Unterrichten Sie die Transporterkontrolle im Palais darüber, dass ich zu ihrer Verfügung stehe.«

»Aye, Captain«, antwortete Havers. »Enterprise Ende.«

Die Verbindung wurde getrennt, und Picard machte ein zerknirschtes Gesicht. »Vielleicht können wir ja gemeinsam zu Abend essen?«

Was immer Beverly oder Marie ihm darauf antworteten, es ging im Flirren des Transporterstrahls unter, der ihn in diesem Augenblick erfasste.

3

In einem silbernen Bogen fuhr die Klinge auf sie herab. Lieutenant Jasminder Choudhury warf sich nach links, um dem Schlag auszuweichen. Sie machte ein paar Schritte zurück und brachte so mehr Abstand zwischen sich und ihren Angreifer, wobei sie aufpasste, auf dem unebenen Gelände nicht zu fallen.

Das Geschöpf folgte ihr. Die überdimensionale Streitaxt war nicht mehr als ein Schemen, als es die Waffe in seinen Händen herumwirbelte. Es lächelte, während es näher kam, und Choudhury erblickte Reihen fleckiger, gezackter Zähne. Ihr Gegner war größer als sie und wog, wenn sie sich nicht irrte, mindestens hundert Kilo mehr. Ungeachtet seiner Masse sowie der Kleidung aus schwerem Fell und Leder, die durch mehrere, quer über die Brust verlaufende Gurte und Bänder ergänzt wurde, bewegte sich der fremde Krieger mit erschreckender Geschwindigkeit und Anmut. Seine Haut spannte und glänzte wächsern, und mit dem kahlen Schädel erinnerte die Kreatur ein wenig an ein belebtes, muskulöses Skelett. Dunkle Augen funkelten sie an und musterten sie, als wollte der Jäger seine Beute einschätzen, bevor er zum letzten Schlag ausholte.

Du bist echt ein hässlicher Mist…

Der Rest des Gedankens ging im Angriff der Kreatur unter, die sich plötzlich nach vorne warf, die Streitaxt zum Schlag gehoben. Choudhury blieb stehen und trat dem Angriff sogar noch entgegen. Sie hob ihr bat’leth und fing die Klinge ihres Gegners mit der eigenen ab. Metall schlug gegen Metall, und die Wucht des gegnerischen Hiebes ging ihr durch beide Arme.

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