Star Wars. Clone Wars 4. Im Verborgenen - Karen Miller - E-Book

Star Wars. Clone Wars 4. Im Verborgenen E-Book

Karen Miller

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Beschreibung

Wenn die bahnbrechende TV-Serie endet, beginnt ein überragendes Lesevergnügen!

Die Separatisten treiben die Soldaten der Republik immer weiter zurück, und zum ersten Mal ahnen die Jedi, dass sie den Krieg verlieren werden und Dunkelheit die Galaxis überziehen wird. Da erfährt der Jedi-Meister Obi-Wan Kenobi von der Konstruktion einer neuen Waffe, der die Republik nichts mehr entgegenzusetzen haben wird. Wenn die Jedi noch eine Chance auf den Sieg haben wollen, muss er durch die feindlichen Linien brechen, um die Fertigstellung der Waffe zu stoppen – um jeden Preis!

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Seitenzahl: 710

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Karen Miller

Im Verborgenen

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Star Wars™ Clone Wars™ 4«

bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung April 2011

bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe

Random House GmbH, München.

Copyright © 2009 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2011 by Verlagsgruppe

Random House GmbH, München

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2009 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Craig Howell

Redaktion: Marc Winter

HK · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07787-7

www.blanvalet.de

Für die Fans dieser weit, weit entfernten Galaxis,

die mich mit offenen Armen empfangen haben.

Dramatis Personae

AHSOKA TANO; Jedi-Padawan (Togruta)

ANAKIN SKYWALKER; Jedi-Ritter (Mensch)

BAIL ORGANA; Senator von Alderaan (Mensch)

BANT’ENA FHERNAN; Wissenschaftlerin erster Klasse (Mensch)

LOK DURD; Separatistengeneral (Neimoidianer)

OBI-WAN KENOBI; Jedi-Ritter (Mensch)

PADMÉ AMIDALA; Senatorin von Naboo (Mensch)

PALPATINE; Oberster Kanzler der Republik (Mensch)

TARIA DAMSIN; Jedi-Meisterin (Mensch)

YODA; Großmeister des Jedi-Ordens (Fremdweltler)

Eins

Das Einzige, was Ahsoka Tano noch schlimmer fand, als bis zum Hals inmitten schießwütiger Kampfdroiden zu stecken, war, darauf zu warten, bis zum Hals inmitten schießwütiger Kampfdroiden zu stecken. Sie hasste es zu warten. Zu dumm nur, dass dieser Krieg größtenteils aus nichts anderem bestand als endloser Warterei – unterbrochen durch kurze, intensive Phasen des Kampfes, während derer man dem Tod ins Auge blickte.

Aber ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst. Ich habe keine …

Da die Resolute gerade zur Wartung im Raumdock war, reiste Ahsoka diesmal an Bord der Unbeugsam, eines Kreuzers der jüngsten Generation, direkt aus den Werften von Allanteen VI. Diese Schiffe waren schneller und manövrierfähiger als alle älteren Modelle. Und das allein dank des – wie hatte der Schiffsbauer auf Allanteen es doch gleich genannt? –, des Herumschraubens von Ahsokas Meister, Anakin Skywalker. Seine Mithilfe hatte diese Kreuzer zum neuen Maß aller Dinge gemacht, und sie würden ihren Teil dazu beitragen, den Krieg gegen Count Dooku und seine Separatistenallianz zu gewinnen.

Die Verbesserungen hatten großes Aufsehen erregt, und wann immer Mitglieder des Militärs sich trafen, kam das Gespräch früher oder später auf die neuen Kreuzer – ob nun während eines ruhigen Momentes in der Schlacht, bei Einsatzbesprechungen, beim Plaudern in der Messe und hin und wieder sogar bei einem Glas in einer zivilen Bar. Ja, selbst die Jedi, die an vorderster Front gegen Dooku kämpften, sprachen davon. Schlichtweg jeder, dessen Leben von den gewaltigen Kriegsschiffen der Republik abhing, wusste, dass seine Chancen, diesen Konflikt zu überstehen, gestiegen waren. Und das nur, weil der Jedi-Ritter Anakin Skywalker gerne an Maschinen herumschraubte – sofern er nicht gerade damit beschäftigt war, Tod und Verderben unter den Separatisten zu säen.

Anakin.

Zumindest in ihren Gedanken nannte sie ihn mittlerweile so – nach all den zermürbenden Monaten, während der sie an seiner Seite gekämpft und von ihm gelernt hatte. Während der sie ihm immer wieder das Leben gerettet hatte – und er noch öfter das ihre. Aber natürlich würde sie ihn nie so ansprechen. Das konnte sie einfach nicht. Allein der Gedanke, Anakin zu sagen, kam ihr unvorstellbar vor. Für sie klang das respektloser als jeder Spitzname, mit dem sie Skywalker bedenken konnte. Skyguy zum Beispiel – das klang vertraulich, aber nicht so … intim.

Und Vornamen waren etwas Intimes. Jemanden so anzusprechen, bedeutete, dass man ihm auf gleicher Höhe begegnete. Aber Ahsoka konnte Skywalker nicht auf gleicher Höhe begegnen – schließlich war sie die Schülerin und er ihr Meister. Und ganz egal, wie hart sie trainierte, wie sehr sie sich bemühte – sie würde nie auf Augenhöhe mit Anakin sein – nicht einmal dann, wenn sie alle Prüfungen bestanden hatte und sich Jedi-Ritterin nennen durfte. Nie würde sie ihm auch nur im Entferntesten ebenbürtig sein.

Wie könnte ich auch? Er ist schließlich der Auserwählte. Er kann Dinge tun, die gar nicht möglich sein sollten.

Aus dem Augenwinkel blickte sie hinüber zur anderen Seite der Brücke. Dort stand ihr Lehrmeister und unterhielt sich gerade gedämpft mit Meister Kenobi und Admiral Yularen. Kurz ließ sie die emotionale Barriere, die sie aus reiner Gewohnheit um sich aufgebaut hatte, sinken und streckte ihre Sinne nach Skywalker aus. Sie wollte die sorgfältig zurechtgelegte Maske durchdringen, hinter der er seine Gefühle verbarg, und herausfinden, was er wirklich dachte. Das hatte aber nichts mit Neugier zu tun. Sie spionierte ihn nicht aus. Nein. Als Padawan war es ihre Aufgabe – mehr noch: ihre Pflicht – sicherzustellen, dass es ihrem Meister gut ging. Sie musste in seinem Gemüt lesen, seine Stimmung erkennen können, um zu wissen, was er brauchte und wie sie ihm am besten zu Diensten sein konnte. Seitdem sie auf Christophsis zu Skywalkers Padawan gemacht worden war, hatte sie ihn und seine Gefühle stets genau beobachtet, und zahllose Male hatte allein das den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausgemacht. Zwischen Leben und Tod. Sie war vielleicht noch jung und immer noch eine Schülerin, aber in dieser Fähigkeit hatte sie es bereits zur Meisterschaft gebracht. Sie war wirklich gut darin, die Gefühle anderer Personen zu lesen.

Außerdem hatte sie sich etwas geschworen, als sie Skywalker zugewiesen worden war. Ein privates Versprechen, das über den öffentlichen Eid, den sie im Jedi-Tempel abgelegt hatte, hinausging:

Der Auserwählte wird nicht sterben, solange ich sein Padawan bin.

Um Ahsoka herum ging die Besatzung flink und mit Effizienz ihren Pflichten nach. Die Gegenwart des Admirals machte sie noch ein wenig diensteifriger, und an Stelle der gelegentlichen Unterhaltungen, die sonst die Brücke erfüllten, herrschte nun geschäftiges Schweigen. Erst, wenn Yularen fort war, würden die Offiziere es wieder wagen, ihre kurzen Plausche zu führen, sich vereinzelt Witze zu erzählen oder über den Fortgang des Krieges zu spekulieren. Nichts davon beeinträchtigte ihre Arbeit oder ihre Moral – es war einfach nur ein harmloses Zeichen der Kameradschaft und half ihnen dabei, die Eintönigkeit des Brückendienstes ein wenig aufzulockern – vor allem an so ereignislosen Tagen wie diesem, wenn das Warten auf den Kampf sich endlos hinzog und die Schwärze jenseits der Transparistahlfenster leblos und leer blieb, bar feindlicher Schiffe, zuckender Laserstrahlen oder anderer Vorboten einer baldigen Schlacht.

Im Hintergrund konnte Ahsoka das Summen der Elektronik hören, die dieses Kriegsschiff zusammen- und auf Kurs hielt. Sensoren, Mehrphasen-Doppeldioden-Relais, intelligente Kristall-Schnittstellen, Droidenanschlüsse mit einem Quasi-Bewusstsein und … und all das andere Zeug. Tonnenweise Zeug, das Ahsokas Verständnis überstieg. Die linearen Informationsbahnen eines Computers – damit konnte sie etwas anfangen, davon verstand sie etwas. Aber hochkomplizierte Schaltkreise und komplexe Maschinenelemente – das war zu viel. Sie hatte ja schon beinahe einen Nervenzusammenbruch erlitten, als sie ihr eigenes Lichtschwert zusammensetzen musste. Anakin andererseits … nun, er durchschaute selbst den komplexesten Schaltkreis mit einer beinahe schon unheimlichen Selbstverständlichkeit. Er liebte Maschinen.

Ahsoka erkannte, dass sie ihre Gedanken abschweifen ließ, und konzentrierte sich wieder. Sie wollte herausfinden, was Skywalker fühlte, das war im Augenblick ihre vordringlichste Aufgabe. Dann würde sie vielleicht auch wissen, wie er reagierte, wenn endlich die Informationen auf der Unbeugsam eintrafen, auf die sie schon so lange warteten. Und dann könnte sie sich darüber Gedanken machen, wie sie auf seine Reaktion reagieren sollte. Mit den bisweilen überbordenden Emotionen ihres Meisters umzugehen, war im Laufe der Zeit ein immer wichtigerer Bestandteil ihrer Pflichten geworden, und der Verlauf des Krieges – die nie enden wollende Serie von Niederlagen, die die Separatisten der Republik beibrachten – machte diese Aufgabe alles andere als einfach.

Er fühlt zu viel und zu stark. Vielleicht ist das der Preis, den man dafür zahlen muss, wenn man mehr Midi-Chlorianer in seinem Körper hat als je ein Jedi zuvor. Wenn man alles fühlt, wird man unglaublich mächtig. Aber wenn man alles fühlt, wird auch der Schmerz unglaublich mächtig.

Was nicht heißen sollte, dass seine Gefühle sein Urteilsvermögen beeinflussten. Das taten sie nicht – glaubte zumindest er. Nun, sie ebenfalls, wenn sie ehrlich sein sollte. Na schön, vielleicht beeinträchtigten sie seine Entscheidungen hin und wieder ein bisschen – aber längst nicht so oft, wie einige Personen glaubten. Meister Kenobi zum Beispiel. Obi-Wan tadelte seinen einstigen Padawan immer wieder, weil er angeblich irrsinnige Risiken einging, weil er von sich selbst zu viel verlangte. Weil er einigen Dingen zu große Bedeutung beimaß. Und weil er die Distanz, die ein Jedi einhalten musste, oftmals vergaß.

Manchmal war Ahsoka mit Kenobi allerdings einer Meinung, und hin und wieder, wenn Anakin ihr durch sein waghalsiges Handeln einen ordentlichen Schrecken einjagte oder seine Stimmung sich verdüsterte, wünschte sie, ihn ebenfalls tadeln zu können. Aber so etwas stand einem Padawan nicht zu, und darum hatte sie einen anderen Weg gewählt, ihrem Meister zu verstehen zu geben, dass er zu weit gegangen war. Dann wurde sie aufmüpfig, bedachte ihn mit Spitznamen, von denen sie wusste, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen würden, und manchmal widersetzte sie sich sogar vorsätzlich seinen Wünschen. Sie tat alles in ihrer Macht Stehende, um ihn aus seinen Sorgen und seiner Frustration zu reißen oder die düsteren Erinnerungen zu vertreiben, denen er sich manchmal hingab und die er partout nicht mit ihr teilen wollte. Das war ihre Art, ihm zu sagen: He, was sollte das denn? Das war unglaublich dumm von Euch!

Aber so reagierte sie nur in Extremfällen. Meist behielt sie ihre Sorge um ihn für sich. Denn war es nicht das, was Anakin ausmachte, was ihn erst zu Anakin machte – dieses unerbittliche Streben nach Gerechtigkeit, dieser waghalsige Mut, dieser brennende Hunger nach dem Sieg und die Unfähigkeit, eine Niederlage einzugestehen? Ohne seine Gefühle wäre er nicht Anakin. Das wusste Ahsoka, und das akzeptierte Ahsoka – ganz gleich, was ihre Lehrer im Tempel auch über Jedi und ihre Emotionen gesagt hatten.

Und Meister Kenobi akzeptiert es auch. Der einzige Grund, warum er sich aufregt, ist der, dass er sich Sorgen um Anakin macht.

Also … was ging ihrem brillanten und bisweilen so unberechenbaren Meister jetzt gerade durch den Kopf?

Mit halb geschlossenen Augen stand Ahsoka da. Sie atmete langsam und flach und streckte ihre wachsenden Jedi-Sinne nach Skywalker aus. Da war …

Ungeduld. Sorge. Erleichterung. Einsamkeit. Überdruss. Und Trauer – eine Narbe, die noch nicht verheilt war.

Ein Durcheinander verschiedenster Emotionen, die wie ein tonnenschweres Gewicht auf seinen Schultern lagen. Die Monate des unerbittlichen Kampfes hatten Ahsoka ausgelaugt – aber sie erkannte, dass Anakin noch viel mehr abverlangt worden war als ihr. Schließlich war er ein Jedi-General, in dessen Händen das Leben tausender Personen lag – und jeder Soldat, der unter seinem Kommando verletzt wurde oder starb, war für Skywalker eine persönliche Niederlage. Anderen konnte er vergeben – sich selbst jedoch nicht. Für die eigenen Fehler empfand er kein Verständnis, sondern nur Zorn, weil er seinen hohen Ansprüchen nicht gerecht geworden war.

Ahsoka fühlte sich hilflos und kaute auf ihrer Lippe herum. Sie wusste nicht, wie sie ihm helfen, die Dinge erträglicher für ihn machen sollte. Sie konnte nichts gegen die Trauer unternehmen, die er für jeden Klonsoldaten empfand, den er in den Tod geschickt hatte – und für jeden Zivilisten, den er nicht hatte retten können. Sie konnte ihn auch nicht von seiner Müdigkeit befreien oder ihm befehlen, nach Coruscant zurückzukehren, wo seine Laune sich stets verbesserte. Sie konnte ihm nicht versprechen, dass der Krieg bald vorüber sein und die Republik am Ende triumphieren würde. Sie konnte nichts tun.

Aber zumindest war nun wieder Meister Kenobi an Skywalkers Seite, wenn auch nur für kurze Zeit. Anakin zog stets Kraft aus der Gegenwart seines einstigen Lehrers. Sie bauten sich gegenseitig auf, diese beiden so gegensätzlichen Charaktere. Ganz gleich, wie aussichtslos die Lage erschien, Skywalker und Kenobi fanden immer irgendetwas, worüber sie eine trockene Bemerkung machen oder lachen konnten – etwas, das ihnen half, die Spannung und den Druck zu lindern. Zwischen den beiden Männern bestand absolutes Vertrauen. Ein unbedingter Glaube in die Fähigkeiten und die Kameradschaft des anderen. Sie waren einander nun ebenbürtig. Ahsoka stand abseits, und das nicht nur auf der Brücke, sondern auch im übertragenen Sinne. Sie war nicht Teil des inneren Kreises, und diese Gewissheit ließ sie bisweilen Einsamkeit empfinden.

Wird er mich je auf diese Weise respektieren? Wird er je auf mich vertrauen, so wie Meister Kenobi auf ihn vertraut?

Sie öffnete die Augen wieder und bemerkte, dass Anakin sie anblickte. Er hatte es also bemerkt, obwohl sie ihre Sinne so vorsichtig wie möglich ausgestreckt hatte. Ahsoka hielt den Atem an, erwartete, dass er herüberkommen und sie rügen würde. Anakin hasste es, wenn sie in seinem Kopf herumwühlte.

Aber er maßregelte sie nicht. Stattdessen zog ihr Meister nur amüsiert eine Augenbraue in die Höhe. In seinem Blick lag eine Art müdes Verständnis. Sie fühlte, wie ihre Achseln zuckten, eine kurze, kaum wahrnehmbare Bewegung, und ihre Lippen verzogen sich zu einem schmalen, reuevollen Lächeln. Ich kann einfach nicht anders, verrieten ihre Augen.

Skywalker öffnete den Mund, als ob er nun doch etwas sagen wollte – aber dann ruckte sein Kopf plötzlich herum. Auch Meister Kenobi blickte nach oben. Und ein paar Augenblicke später fühlte sie es ebenfalls: ein scharfer, fast schon schmerzhafter Stich in der Wahrnehmung. Etwas kam auf sie zu. Kaum hatte sie diesen Gedanken ausformuliert, da richtete sich auch schon die Kommunikationsoffizierin in ihrem Stuhl kerzengerade auf und presste einen Finger auf den Empfänger in ihrem Ohr.

»Sir …«

Admiral Yularen, eine sehnige Erscheinung, von der etwas zutiefst Raubtierhaftes ausging, war bereits durch das plötzliche Verstummen der beiden Jedi an seiner Seite alarmiert, und als er die Stimme der Offizierin hörte, sprang er sofort zur Kom-Station hinüber. »Lieutenant Avrey?«

Die Finger der zartgliedrigen, blonden Frau huschten über die Konsole. Kurz runzelte sie die Stirn, dann nickte sie jedoch. »Sir, ich habe hier eine Nachricht vom Rat der Jedi, Priorität Alpha.«

»Eine Aufzeichnung oder in Echtzeit?«

Die Offizierin überprüfte noch einmal die Anzeigen. »Eine Aufzeichnung, Sir. Dreifach kodiert, mehrfach gesplittet.«

Priorität Alpha. Ahsoka hielt den Atem an. Ihre Haut prickelte, und sie schärfte ihre Sinne. Das musste es sein – die Botschaft, auf die sie schon endlose Stunden gewartet hatten und die sie hier, mitten im Nirgendwo zwischen der Expansionsregion und dem Mittleren Rand, Parsecs von jeder auch nur ansatzweise zivilisierten Welt entfernt, zum Nichtstun verdammt hatte.

Endlich ist es so weit.

Yularens Nicken war ebenso zackig wie grimmig. »Sehr gut, Lieutenant. Meister Kenobi?«

»Ich glaube, wir sollten uns diese Nachricht in einem der Besprechungsräume ansehen«, meinte der Jedi. Seine Stimme war ebenmäßig, und er wirkte völlig entspannt – so, als würde er jeden Tag Übertragungen der Priorität Alpha vom Hohen Rat erhalten. Dabei wurden solche Nachrichten nur in absoluten Notfällen verschickt.

Ahsoka blickte Kenobi an, und obwohl sie wusste, dass sich so etwas für einen Jedi nicht gehörte, spürte sie gegen ihren Willen doch einen Hauch von Neid. Irgendwann werde ich ebenso unerschütterlich sein wie er, schwor sie sich. »Meister …«

»Ja, Padawan, mit wir meinten wir auch dich«, meinte Anakin. »Worauf wartest du also noch?«

Eine Einladung! Es war ihr schon fast aus dem Mund gerutscht, doch dann besann sie sich eines Besseren und schluckte die schnippische Bemerkung hinunter – auch, wenn es ihr schwerfiel. Anakin hatte eine solche Antwort praktisch herausgefordert. Aber sie war nicht mehr die vorlaute, kleine Padawanschülerin, als die Skywalker sie damals während der Schlacht auf Christophsis kennengelernt hatte. Sie hatte sich verändert. Sie war reifer geworden, und so biss sie sich auf die Zunge. Neunmalkluge Sprüche in einer solch ernsten Situation waren nicht witzig. Vielmehr waren sie hinderlich und unpassend, und sie würden nicht nur ihr strenge Blicke einbringen, sondern auch auf ihren Meister zurückfallen.

Diese Lektion hatte sie von Rex, einem Captain der Klonarmee, gelernt.

»Lieutenant«, sagte Admiral Yularen, und seine Stimme klang dabei fast ebenso ruhig wie die von Meister Kenobi, »verständigen Sie die Kommandanten der Pionier und der Himmel über Coruscant! Sie sollen sich für weitere Befehle bereithalten und ihre Schiffe in Kampfbereitschaft versetzen.«

»Jawohl, Admiral«, antwortete die Kommunikationsoffizierin, und die Farbe kehrte in ihre kalkweißen Wangen zurück. Auch die anderen Mitglieder der Brückenbesatzung wussten, was eine Priorität-Alpha-Nachricht bedeutete, und so widmeten sie sich mit noch größerer Konzentration ihren Aufgaben. Die Erwartung baldiger, dramatischer Ereignisse lag mit einem Mal in der gefilterten Luft.

Yularen warf Anakin und Meister Kenobi ein kurzes Lächeln zu. »Nach euch, Gentlemen.«

Ahsoka zwang einen emotionslosen, gleichgültigen Ausdruck auf ihr Gesicht, wenngleich sie natürlich wusste, dass Anakin und Meister Kenobi ihre wahren Gefühle trotzdem kannten. Sie wartete, bis die beiden Jedi und der Admiral an ihr vorübergegangen waren, und setzte sich dann hinter ihnen in Bewegung. Bei jedem Schritt schlug der Griff ihres Lichtschwerts leicht gegen ihre Hüfte. Ihr Mund war trocken – und sie fragte sich warum. Seit Beginn des Krieges hatte sie an zahlreichen Schlachten teilgenommen. Eigentlich sollte die Aussicht auf einen weiteren Kampf sie mittlerweile nur noch mit Langeweile erfüllen. Aber sie war immer noch aufgeregt. Jedes Mal. Ihr Körper – ihr trockener Mund, ihr rasendes Herz, der Schweiß, der zwischen ihren Schulterblättern hinabrann – verriet sie.

Bald werden wir uns wieder in die Schlacht stürzen. Und wenn ich einen Fehler mache, könnte das Anakin das Leben kosten.

»Ahsoka«, mahnte Skywalker, ohne auch nur über die Schulter zu ihr zurückzublicken, »wie oft muss ich es dir noch sagen: Unsere Gedanken bestimmen unsere Realität. Also hör auf, dir Sorgen zu machen.«

Er wusste es. Immer wusste er es. »Tut mir leid, Meister.«

Es war nicht weit von der Brücke bis zum nächsten Besprechungsraum – nur einen kurzen Korridor entlang und dann ein paar Stufen hinab. Sobald sie sich um den zentralen Holotisch versammelt hatten, drückte Admiral Yularen einen Knopf und gab der Kommunikationsoffizierin den Befehl.

»Stellen Sie die Nachricht durch, Lieutenant!«

Die Holoprojektoren erwachten blinkend zum Leben und malten ein blau-weiß leuchtendes Bild in das gedämpfte Licht des Besprechungsraumes. Zunächst waberte die Darstellung über dem Holotisch wie eine Fata Morgana, dann verschwand sie kurz ganz, ehe sie schließlich deutlicher und die Person in der Mitte erkennbar wurde.

Meister Yoda.

»Gewissheit wir nun haben, Meister Kenobi. Korrekt der ursprüngliche Bericht war«, erklärte die kleine grüne Gestalt – das angesehenste und bedeutendste Mitglied des Jedi-Ordens.»Die Sondereinsatzbrigade, nicht in die Irre geführt sie wurde: Dooku und Grievous tatsächlich Kothlis als nächstes Ziel erkoren haben. Um jeden Preis verhindern ihr müsst, dass dieser Planet, in die Hände der Separatisten er fällt. Unter der Kontrolle der Republik das Bothan-Spionagenetz bleiben muss, denn sonst der gesamte Mittlere Rand in Gefahr gerät. Die Zahl des Feindes ermitteln ihr müsst, und wenn zu groß sie ist, um Grievous ohne Hilfe zu besiegen, ruft Verstärkung! Aber den Jedi-Rat nicht direkt kontaktieren ihr dürft, bis Kothlis ihr erreicht habt. Geheimhaltung und das Agieren im Verborgenen, unsere stärksten Waffen sie sind. Weise einsetzen ihr sie müsst. Möge die Macht mit euch sein.«

Meister Yodas Bild verblasste.

»Nun«, sagte Kenobi schließlich und brach damit das Schweigen, das sich schwer auf die Anwesenden gelegt hatte, »das verspricht, interessant zu werden.«

Anakin legte die Stirn in Falten. »Von welcher Verstärkung hat Meister Yoda da gesprochen? Unsere Truppen sind über die gesamte Galaxis verstreut.«

»Die Coryxfalter patrouilliert doch in der Nähe von Falleen, oder? Sie ist das …«

»Ein Schiff?« Anakin schüttelte den Kopf. »Obi-Wan …«

»Ein Schiff ist besser als gar nichts, Anakin.«

Skywalker sah das offensichtlich anders, und der Ausdruck auf seinem Gesicht machte das nur allzu deutlich. Er starrte Kenobi finster an, und sein ehemaliger Lehrmeister erwiderte den Blick mit undurchdringlicher Miene.

»Ich befürchte, Meister Yodas Nachricht war etwas zu kryptisch für meinen Geschmack«, erklärte Yularen. Mit einem seiner langen, dünnen Finger strich er sich durch den Schnurrbart – ein Ventil für seine wachsende Nervosität. »Die Vergangenheit hat uns leider gelehrt, dass wir nur dann eine Chance gegen Grievous haben, wenn wir ihn mit einer gewaltigen Übermacht angreifen. Nach dem, was ich gerade gehört habe, sehe ich keine Chance, dass wir ihn schlagen können. Diese Operation kann doch nur mit katastrophalen Verlusten für unsere Seite enden.«

»In einer perfekten Galaxis hätten wir jetzt eine solche gewaltige Übermacht in unserem Rücken«, erklärte Kenobi, die Arme bedeutungsvoll vor der Brust verschränkt. »Leider ist diese Galaxis aber weit davon entfernt, perfekt zu sein, Admiral. Ob nun kryptisch oder nicht – wir haben unsere Befehle. Yoda hat recht – wir müssen verhindern, dass die Separatisten Kothlis einnehmen.«

»Dessen bin ich mir durchaus bewusst«, entgegnete Yularen gereizt. »Aber ich verstehe nicht, warum wir erst nach Verstärkung rufen dürfen, wenn wir schon mitten im Kampfgetümmel stecken. Wir wissen doch alle, dass es dann vermutlich schon zu spät sein wird.«

»Das stimmt«, meinte Anakin und löste sich aus seinen düsteren Gedanken. »Aber wir haben keine andere Wahl.« Er machte eine kurze Pause, um dem Admiral einen finsteren Blick zuzuwerfen. »Ich glaube sogar, dass wir es uns zweimal überlegen sollten, ehe wir Verstärkung rufen. Denn wer auch immer uns zu Hilfe eilt, er wird an anderer Stelle eine Lücke in unserer Verteidigung hinterlassen.«

Yularens Augen verengten sich. »Was? Sie erwarten allen Ernstes von mir, dass ich die drei Kreuzer dieses Kampfverbandes aufs Spiel setze, im Kampf gegen …?«

»Beim letzten Mal habe ich sie auch mit drei Kreuzern geschlagen«, wandte Anakin mit trügerischer Ruhe ein.

»Das weiß ich!«, schnappte der Admiral. »Genau darum geht es doch. Grievous ist kein Narr, General Skywalker. Er lernt aus seinen Fehlern. Er wird mit Sicherheit genügend Feuerkraft vereint haben, um uns problemlos zu vernichten! Ich werde nicht das Leben meiner Besatzung opfern für …«

»Es tut mir leid, Admiral«, unterbrach ihn Meister Kenobi. Auch er strahlte völlige Ruhe aus. »Aber ich fürchte, Sie haben keine Wahl. Anakin hat leider recht. Was wir unter anderen Umständen tun würden, spielt hier keine Rolle. Die Republik kann im Augenblick auf keinen ihrer Kampfverbände verzichten, nicht einmal auf einen einzigen.«

Yularen hörte auf, sich durch den Bart zu streichen. Er senkte seine Hand und klopfte mit den Fingern auf den Holotisch. Natürlich war auch ihm klar, dass sie keine Alternative hatten. Aber er sträubte sich noch immer gegen die kalten, harten Fakten. »Ich weiß, ich weiß …«, seufzte er schließlich. »Aber es gefällt mir trotzdem nicht, das möchte ich hier noch einmal betonen.«

»Dann schicken wir Grievous eben eine Nachricht«, schlug Anakin vor, und seine Augen funkelten angriffslustig in dem schwachen Licht. »Wir sagen ihm, dass seine Pläne uns nicht gelegen kommen. Und wenn wir ihn darum bitten, wird er sicherlich bereit sein, nur eine Handvoll Schiffe nach Kothlis …«

»Anakin«, sagte Meister Kenobi leise.

»Entschuldigt!« Skywalker neigte den Kopf und entspannte seine behandschuhte, künstliche Rechte, die er zur Faust geballt hatte. »Ich bin ein wenig … angespannt.«

Ahsoka hatte die Lider niedergeschlagen und blickte ihren Meister durch den Schleier ihrer Wimpern an. Sie fühlte seine innere Unruhe wie einen heißen Wind, der über ihre Haut strich. Angespannt? Wohl eher überspannt?

»Also«, sagte Anakin dann, um das Gespräch wieder auf das eigentliche Thema zurückzuführen, »dann brechen wir jetzt wohl nach Kothlis auf.«

Meister Kenobi nickte. »Ohne jede weitere Verzögerung.« Er blicke Yularen an. »Admiral?«

Der Angesprochene neigte bestätigend den Kopf, aber seine Miene blieb düster. Zumindest hatte er sich nun damit abgefunden, dass getan werden musste, was Meister Yoda beschlossen hatte – ganz gleich, wie sehr es ihm auch missfiel. »In Ordnung. Vielleicht haben wir ja Glück und kommen vor Grievous bei Kothlis an. Jeder noch so kleine Vorteil könnte den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.« Er beugte sich vor und drückte ein weiteres Mal den Knopf am Holotisch. »Lieutenant Avrey? Wir haben einen neuen Auftrag.«

Während der Admiral schnell und prägnant die neuen Befehle für seinen Kampfverband weitergab, trat Kenobi einen Schritt zurück und bedeutete Anakin mit einem Blick, zu ihm herüberzukommen. »Ich schlage vor, wir spielen unsere Stärken aus, Anakin«, sagte er dann mit gedämpfter Stimme. »Falls Grievous uns bereits erwartet, wenn wir Kothlis erreichen, wird es vermutlich zu Kämpfen in der Luft und am Boden kommen. In dem Fall schlage ich vor, dass du die Führung der Sternenjäger-Staffeln übernimmst, während ich mich mit Captain Rex und unseren Klon-Kompanien um den Bodenangriff kümmere.«

Anakin hatte seine Anspannung mittlerweile wieder unter Kontrolle. Nur ein letzter Rest der alten Unruhe kochte noch in ihm wie Wasser kurz vor dem Verdunsten. »Und wenn wir vor Grievous bei Kothlis ankommen?«

»Dann«, sagte Kenobi gedehnt, sein Gesicht zu einer Grimasse verzogen, »werde ich wohl mit dir und den anderen Piloten gegen Grievous’ Sternenjäger antreten.«

Ahsoka beobachtete, wie beide Männer daraufhin kurz lächelten, dann räusperte sie sich. »Ähm, Meister? Und was ist mit mir?«

Skywalker und Kenobi starrten sie an, als hätten sie einen Moment lang völlig vergessen, dass sie existierte. Und während die beiden nach einer Antwort rangen, hörte Ahsoka über ihr Schweigen hinweg, wie die Sublichttriebwerke des Kriegsschiffes zum Leben erwachten und die Unbeugsam in die ideale Position für einen Hyperraumsprung brachten. Dann, wie ein Nachhall dieser Geräusche, fühlte sie ein Kräuseln in der Macht, als jedes empfindungsfähige Wesen an Bord der drei Kreuzer sich für die bevorstehende Schlacht wappnete – und versuchte, sich mit der Möglichkeit abzufinden, dass es diesen Kampf womöglich nicht überleben würde. Es war wie ein Lied ohne Gesang, in dunkelstem Moll – voller Sorge und Ungewissheit, gleichzeitig aber auch durchdrungen von Hoffnung und verbissenem Mut.

»Du, Ahsoka?«, meinte Anakin schließlich. Er blinzelte, und sie wusste, dass er gerade versuchte, sich von denselben Eindrücken loszureißen, die auch sie gefangen nahmen. »Falls es zu einem Bodenangriff kommt, möchte ich, dass du mit Obi-Wan und Rex kämpfst. Falls nicht, wirst du hier an Bord der Unbeugsam bleiben.«

Hier zurückbleiben? Während er sich Hals über Kopf in größte Gefahr stürzte? »Aber …«

Anakins Augen verengten sich drohend. »Fang jetzt nicht an, mit mir zu streiten!«

Das ist nicht fair. Nicht fair! Aber sie biss die Zähne zusammen und sprach es nicht aus.

»Ahsoka«, fuhr Anakin fort, nun in deutlich sanfterem Ton, »hier geht es nicht um deine Fähigkeiten. Ich weiß, was du leisten kannst. Aber wir haben jede Menge Piloten an Bord. Deine Talente werden uns hier von größerem Nutzen sein, das ist alles.«

»Meister Skywalker hat recht«, stimmte Admiral Yularen zu. Er hatte sämtliche Befehle erteilt und mischte sich nun unverfroren in das Gespräch der Jedi ein. »Solltet Ihr an Bord bleiben, würde ich mich freuen, wenn Ihr eine der Zielvorrichtungen besetzen würdet.« Er löste sich aus seiner starren Haltung und beugte sich ein wenig vor. Ein freundliches, aufrichtiges Lächeln lag auf seinen Lippen. »Ich habe bislang noch keinen Jedi getroffen, dessen Sinne es nicht mit den besten Sensoren aufnehmen konnten.«

»Vermutlich werden wir dich aber ohnehin auf der Planetenoberfläche brauchen«, warf Meister Kenobi ein. »Du wirst an meiner Seite kämpfen. Ich hoffe, das ist nicht allzu schlimm für dich, Padawan.«

Sie spürte seinen Sarkasmus, spürte, wie ihre Wangen glühten. Und sie spürte, wie Anakin sie aus den Augenwinkeln beobachtete. Wenn sie sich jetzt noch einmal beschwerte, würde sie ihn enttäuschen.

»Das wäre überhaupt nicht schlimm, Meister Kenobi«, erwiderte sie also, den Blick auf die Füße gerichtet. »An Eurer Seite zu kämpfen ist immer eine Ehre.« Kurz linste sie zu ihm hoch. »Es ist nur, dass …«

»Ich weiß«, meinte Kenobi in einem Tonfall, der klarmachte, dass er sie tatsächlich verstand. »Du machst dir Sorgen um deinen Meister. Aber dazu besteht kein Anlass. Und da diese Frage nun geklärt wäre …« Er wandte sich an Yularen. »Wann werden wir Kothlis erreichen?«

»In achtunddreißig Standardminuten«, antwortete der Admiral. »Wir werden knapp innerhalb der Sensorreichweite des Spionagenetzes in den Normalraum zurückfallen. Das ist nahe genug, um mit den Bothanern in Kontakt zu treten und den Bereich nach Separatistenschiffen abzusuchen – für den Fall, dass Grievous vor uns dort angekommen ist.«

»Unsere eigenen Spione werden die Bothaner auf Kothlis bereits über die Gefahr informiert haben, in der sie schweben«, sagte Anakin. Dann verdüsterte sich seine Miene ein weiteres Mal. »Nicht, dass ihnen das helfen würde. Ohne eigene Armee oder Flotte sind sie ein gefundenes Fressen für Grievous.« Seine künstliche Hand spannte sich. »Ich hätte wissen müssen, dass so etwas geschehen würde. Dass Grievous Rache nehmen würde für seine Niederlage bei Bothawui. Damals habe ich ihn geschlagen, und jetzt will er unbedingt eine Revanche. Wenn wir Kothlis an ihn verlieren – wenn die Seps eine Bresche in den Mittleren Rand schlagen …«

»Du solltest nicht jetzt schon schwarzsehen, Anakin«, meinte Meister Kenobi mit schneidender Stimme. »Wie du gesagt hast – du hast Grievous schon einmal besiegt. Es gibt nichts, was dagegenspricht, dass dir – dass uns – so etwas noch einmal gelingen sollte.«

Anakin schob angesichts dieses Tadels das Kinn vor. Ahsoka beobachtete ihn, hielt unwillkürlich den Atem an, als sie spürte, wie Wut in ihm aufstieg. Aber dann entspannte er sich wieder. Ein entschuldigendes Lächeln trat auf seine Züge.

»Verzeiht!«, sagte er. »Ihr habt natürlich recht. Ich hätte es besser wissen müssen.«

»Wir haben noch ungefähr achtunddreißig Minuten«, meinte Kenobi. Auch sein Blick wirkte nun viel weicher. »Das ist gerade genug Zeit, um noch ein wenig zu meditieren. Du bist nicht der Einzige, der angespannt ist, mein Freund. Mir würde etwas Entspannung jetzt auch guttun.«

»Ihr?« Anakins Augenbrauen schoben sich in die Höhe. »Nervös? Es fällt mir schwer, das zu glauben.«

Meister Kenobi legte Skywalker kurz die Hand auf die Schulter. »Glaube es lieber, Anakin! Du weißt doch, wie sehr ich es hasse zu fliegen.«

»Ich glaube, das sagt Ihr nur so«, erwiderte Anakin grinsend. »Wenn Ihr das Fliegen wirklich so sehr hassen würdet, wie Ihr behauptet, dann könntet Ihr unmöglich ein so guter Pilot sein.«

Kenobi schnitt eine Grimasse. »Vertrau mir, wenn ich ein guter Pilot bin, dann einzig aus dem Grund, dass ich nicht sterben möchte! Soweit es mich betrifft, braucht jeder, der wirklich Gefallen am Fliegen findet, dringend therapeutische Hilfe.«

Anakin musste sich zusammenreißen, um nicht zu lachen. »Wenn Ihr nicht aufpasst, erzähle ich irgendwann noch der Gold-Staffel, was Ihr alles über Piloten und das Fliegen sagt. Also«, er breitete die Arme aus, »wollen wir meditieren?«

Meister Kenobi nickte, dann wandte er sich an Yularen, und das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. »Entschuldigt uns, Admiral!«, bat er. »Wir werden zehn Minuten vor dem Wiedereintritt in den Normalraum auf der Brücke sein.«

Yularen nickte. »In Ordnung, General. Bis dahin werden die Sternenjäger und Kanonenboote startbereit sein.«

»Ahsoka«, sagte Anakin, während Kenobi bereits zum Ausgang hinüberging, »mach dich ein wenig nützlich und erkläre Rex und seinen Männern die Situation, in Ordnung? Geh alles mit ihnen durch, sorge dafür, dass sie bereit sind! Die Hälfte der Torrent-Kompanie ist immer noch grün hinter den Ohren. Es wird sie beruhigen, wenn du bei ihnen bist.«

Ein Echo der unverarbeiteten Trauer schimmerte durch die nur oberflächlich sorglose Zuversicht in Anakins Stimme. Der Verlust der beiden unerfahrenen Soldaten Vere und Ince während der Mission auf Jan-Fathal … die anderen Klone der Torrent-Kompanie, die seither gestorben waren … dieser Schmerz steckte wie die Stacheln einer Kiplinklette tief im Fleisch ihres Meisters. Und Skywalker wollte seine emotionalen Wunden einfach nicht verheilen lassen, ganz gleich, wie sehr sie auch versuchten, ihm zu helfen – Ahsoka mit höchstem Taktgefühl und Meister Kenobi mit absoluter Taktlosigkeit. Sie konnten nichts daran ändern.

Anakin bürdete sich die Schuld am Tod seiner Soldaten auf, und er würde diese Last nie ablegen können.

»Ja, Meister«, sagte sie. Sie wartete, bis Skywalker hinter Kenobi durch die Tür verschwunden war, dann rannte sie in die andere Richtung davon, um Rex darüber zu informieren, dass sie bald schon Seite an Seite kämpfen würden. Wieder einmal.

»Na, wie sieht’s aus, Kleines?«, fragte Rex, als Ahsoka in den Mannschaftsraum gerannt kam. »Jetzt, wo wir endlich unterwegs sind, werden wir doch hoffentlich dieses Klappergestell Grievous in die Finger kriegen, oder?«

»Hoffen wir’s«, meinte sie und ließ sich neben Checkers, einem der jüngsten Mitglieder der Torrent-Kompanie, auf einen freien Stuhl fallen. »Die vorläufigen Daten wurden bestätigt – er hat es definitiv auf Kothlis abgesehen. Jetzt wird daraus ein Rennen. Wer zuerst da ist, hat die Oberhand.«

Rex entblößte seine perfekten Zähne in einem raubtierhaften Grinsen. »Gut, dann hat das Spiel also endlich begonnen.«

Der Geräuschpegel im überfüllten Mannschaftsraum stieg sprungartig an, als die Klone siegessicher jubelten oder skeptisch vor sich hin murmelten. Ahsoka konnte der Versuchung nicht widerstehen und streckte ihre Machtsinne aus, um die verschiedenen Emotionen der Soldaten zu erfassen. Was sie erfühlte, waren Vorsicht und jede Menge freudiger Erregung. Anfangs hatte sie geglaubt, dass die Klone sich so sehr auf den Kampf freuten, weil sie keine Wahl hatten – weil ihre genetische Programmierung sie zwang, zu kämpfen und ihre Aufgabe nicht zu hinterfragen. Und obwohl das natürlich stimmte – auch, wenn sie immer weniger an diese unangenehme Wahrheit dachte, je länger der Krieg sich dahinzog und je mehr Einsätze sie mit den Klonen durchführte –, war es doch auch so, dass die meisten der Soldaten die Schlacht genossen. Aber nicht etwa, weil irgendein kaminoanischer Kloner etwas in ihre Zellen gespritzt hatte, das sie zu dieser Reaktion zwang, nein – sondern weil sie das Gefühl des Sieges liebten. Die Genugtuung, den Gegner zu überrumpeln und die Zivilisten zu schützen, die für Count Dooku, Nute Gunray und die anderen schattenhaften Anführer der Separatistenallianz nur entbehrliche Bauern auf einem Schachbrett waren.

Und war das denn so unwahrscheinlich? Die Unschuldigen zu retten – das fühlte sich wirklich gut an. Tödliche, durchtriebene Gegner zu übertrumpfen oder zu überleben – Gegner wie Asajj Ventress, wie Grievous … auch das fühlte sich gut an. Ahsoka wusste, dass Anakin und Meister Kenobi den sinnlosen Verlust von Leben verabscheuten und das endlose Leid – aber sie war nicht blind. Sie hatte die freudige Erregung in ihren Gesichtern gesehen, wenn der Kampf sich dem Ende entgegenneigte und der Sieg feststand. Dieses Hochgefühl war ebenso real wie die Trauer über gefallene Soldaten. Und auch Ahsoka selbst hatte es schon gespürt, hatte gejubelt, wenn bösartige und korrupte Wesen zur Strecke gebracht wurden.

Es ist alles so kompliziert. Wenn der Krieg falsch ist, warum können wir dann auf dem Schlachtfeld Augenblicke der Freude und des Triumphs empfinden? Ist das nicht … falsch …?

Der Gedanke gefiel ihr nicht, ganz und gar nicht, und ein leises Seufzen entrang sich ihrer Kehle. Diese Gefühlsregung überraschte sie selbst, und so scheuchte sie diese Zweifel schnell aus ihrem Bewusstsein. Kleine Närrin! Sie waren auf dem Weg zu einer Konfrontation mit dem Monster Grievous, auf einer Mission, um die hilflosen Bewohner von Kothlis vor der Versklavung durch die Separatisten oder einem noch schlimmeren Schicksal zu bewahren – das war ganz eindeutig nicht der richtige Ort und die richtige Zeit für solche Gedanken.

Ahsoka Tano, du solltest es eigentlich besser wissen.

Rex hatte sich Sergeant Coric zugewandt und ging noch einmal die letzten Vorbereitungen mit ihm durch, also drehte Ahsoka sich zu Checkers herum. Er war erst seit Kurzem in der Torrent-Kompanie, was aber nicht bedeutete, dass er gerade erst aus dem Klontank gestiegen war. Die tiefe Narbe auf seiner rechten Wange legte beredtes Zeugnis davon ab, dass er bereits Kampferfahrung gesammelt hatte. Und dann war da auch noch dieser Schimmer in seinen Augen – derselbe Glanz, den sie manchmal auch bei Rex, Coric und einigen anderen Mitgliedern der Torrent-Kompanie sah. Und sie wusste, was er bedeutete: dass dieser Klon bis zum Letzten gekämpft, dem Tod ins Auge geblickt und überlebt hatte.

Checkers spürte ihre Augen auf sich und blickte zu ihr hinüber. »Ma’am?«

Sie blinzelte. »Oh, ich bin keine Ma’am.«

»Was denn dann?«, fragte der Soldat mit einem trockenen Lächeln. »Irgendetwas sagt mir, dass ich Euch nicht Kleines nennen sollte.«

»Du kannst mich Ahsoka nennen«, sagte sie und erwiderte das Lächeln. »Das tun die anderen auch alle.«

»Also schön. Ahsoka. Ihr seid eine Togruta, stimmt’s?«

»Ja. Checkers, darf ich dich fragen, wie du hierhergekommen bist? Ich meine: Wieso wurdest du zur Torrent-Kompanie versetzt?«

Der Klon sah sich kurz in dem großen Raum um, blickte die anderen Soldaten an, die mit ihren eigenen Gesprächen oder letzten Vorbereitungen beschäftigt waren, dann schürzte er die Lippen. Er schien zu einer Feststellung zu kommen, und seine Züge und Schultermuskeln entspannten sich, als er seine Augen wieder auf Ahsoka richtete. »Ich habe um diese Versetzung gebeten. Davor war ich in der Laser-Kompanie, unter General Fisto.«

Oh. »Hast du daher diese Narbe?«, fragte sie leise. »Der Zwischenfall auf Kessel?«

Er hob die Hand und betastete leicht das knotige, rosafarbene Gewebe unter seinem Auge. »Ja.«

»Ich wusste, dass es nur einen einzigen überlebenden Klonsoldaten gab. Aber ich hatte keine Ahnung, dass du das bist.«

Er zuckte die Achseln. »Warum solltet Ihr auch? Ihr wart ja nicht dabei, als ich mich der Torrent angeschlossen habe, und es gibt auch keinen Grund, jetzt darüber zu sprechen. Was geschehen ist, kann man nicht mehr ändern.«

»Aber es gibt die Laser-Kompanie doch immer noch, oder?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn. »Ich habe gehört, dass Meister Fisto …«

»Es gibt sie noch, ja«, meinte Checkers, ehe er ein weiteres Mal mit den Schultern zuckte. »Aber ich wollte nach Kessel einen klaren Schlussstrich ziehen. Und da sie mir die freie Auswahl ließen, nachdem sie mich wieder zusammengeflickt hatten …«

»Hast du dich für die Torrent-Kompanie entschieden«, beendete Ahsoka den Satz für ihn. Checkers gefiel ihr, und sie konnte nicht umhin zu lächeln, auch, wenn sein Weg hierher durch eine Hölle aus Schmerz und Verlust geführt hatte. »Versteh das jetzt bitte nicht falsch. Ich grinse nur, weil …«

»Hoffentlich nicht, weil Ihr glaubt, ich würde General Fisto die Schuld für Kessel geben«, beeilte Checkers sich einzuwerfen. »So ist es nämlich nicht, Ahsoka.« Der Blick seiner dunklen Augen schweifte ab, wanderte schließlich zu Rex hinüber, der immer noch mit Sergeant Coric sprach. »Mittlerweile möchte ich nur noch eines: diesen Krieg überleben. Und deshalb möchte ich unter dem besten Offizier dienen, den ich nur finden kann.«

Der Klon sprach mit gedämpfter Stimme, aber Rex schien diese letzte Bemerkung dennoch gehört zu haben, denn er brach mitten im Satz ab und drehte sich auf seinem Stuhl zu ihnen hinüber. In diesem Augenblick waren keine Jedi-Kräfte nötig, um die Verblüffung des Captains wahrzunehmen – sie stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Padawanschülerin grinste. Es war nicht leicht, Rex aus dem Konzept zu bringen … aber es war möglich, und in gewisser Weise beruhigte sie das. Zumindest, solange es hier geschah und nicht im Kampfgetümmel.

»Genug geplaudert«, schnappte der Captain. »Wir haben eine Verabredung einzuhalten.«

Stille senkte sich über den Mannschaftsraum, so abrupt wie bei einer unterbrochenen Kom-Verbindung. Ahsoka spürte die Anspannung, die plötzlich die Luft erfüllte, ein Zittern in der Macht, ein Beben wie von einer Vibroklinge. Es ließ ihre Zähne schmerzen und ihre Sicht verschwimmen.

»Ahsoka«, rief Rex laut und bedachte sie dabei mit einem ernsten, direkten Blick. »Wann werden wir bei Kothlis eintreffen?«

Sie ging in sich und konsultierte ihr untrügliches Jedi-Zeitgefühl. »Neunzehn Minuten, Captain.«

»Wurde der Bodeneinsatz schon bestätigt?«

»Nein, aber er ist sehr wahrscheinlich. Wenn die Separatisten vor uns Kothlis erreicht haben, dann ist die Invasion des Planeten bestimmt schon in vollem Gange. In dem Fall wird General Kenobi die Gegenoffensive auf der Oberfläche leiten, während mein Meister und die Schatten-Kompanie sich um die feindlichen Schiffe kümmern.«

Rex nickte. »Dann werdet Ihr uns also begleiten? Gut.« Er ließ seinen Blick über die Gesichter der Klone schweifen. »Macht euch jetzt bereit! Torrent-Kompanie – an die Arbeit!«

In Sekundenschnelle schwenkte die Stimmung im Raum ein weiteres Mal um. Die Anspannung und die Unsicherheit verdampften ins Nichts, und an ihre Stelle traten Entschlossenheit und Zielstrebigkeit, als die Männer sich auf den Einsatz vorbereiteten. Der nur allzu bekannte Countdown vor dem Kampf hatte begonnen.

Ahsoka konnte den Soldaten nicht helfen, konnte nun eigentlich überhaupt nichts mehr tun, bis die Schlacht begann – und so hielt sie sich im Hintergrund und ging den Klonen aus dem Weg. Sie setzte sich in eine Ecke und versuchte, sich durch Meditation zu beruhigen – so wie es in diesem Augenblick auch Anakin und Kenobi taten. Aber es gelang ihr nicht ganz. Ein widerborstiger Gedanke drängte sich immer wieder zwischen sie und ihre innere Ruhe.

Möge die Macht mit uns sein. Und bitte, bitte lass mich keinen Fehler machen, der einen dieser Klone das Leben kostet.

Zwei

»Es hat keinen Sinn, Admiral«, meinte Lieutenant Avrey. Dass sie ihren Befehl nicht ausführen konnte, trieb ihr die Röte ins Gesicht. »Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie ihnen das gelungen ist, aber die Separatisten haben jeden Kom-Kanal blockiert, sogar unsere internen Netzwerke. Alle Kanäle sind tot.«

Yularen starrte sie zornig an. »Das ist nicht akzeptabel, Lieutenant. Finden Sie das Problem – und beseitigen Sie es!«

»Sir …« Die Kommunikationsoffizierin gab sich einen sichtlichen Ruck. Die roten Flecken verschwanden aus dem Gesicht. »Ja, Sir. Ich werde mein Bestes tun.«

Yularen wollte schon zu einer Entgegnung ansetzen – einer wenig professionellen, seinem Blick nach zu urteilen –, aber dann schluckte er die Worte glücklicherweise doch noch hinunter. Anakin warf Obi-Wan einen kurzen Blick zu. Sein Meister zog resignierend eine Augenbraue in die Höhe. »Diesmal werden unsere Feinde im Vorteil sein«, murmelte er. »Das wird ein hässlicher Einsatz, fürchte ich.«

Jenseits der großen Sichtfenster hing Grievous’ neues Flaggschiff wie ein zum Sprung geducktes Raubtier dicht über Kothlis, umgeben von einer Korona aus vier Kreuzern. Die Separatistenflotte versperrte den Blick auf zwei der drei Monde, die um den von den Bothanern kolonisierten Planeten kreisten, und in der Schwärze des Alls zuckten in unregelmäßigen Abständen immer wieder Lichtblitze auf – die Invasoren schossen sich gerade einen Weg durch den dünnen Asteroidengürtel frei, der sich rund um ihr anvisiertes Ziel erstreckte. Mit grober Gewalt und beängstigender Geschwindigkeit näherten sie sich der ungeschützten Oberfläche.

Yularen ging zu den Jedi hinüber und stieß zischend den Atem aus. »So plötzlich haben wir noch nie unsere Kommunikationsmöglichkeiten verloren. Noch nie. Die Separatisten müssen ihre Störsender verbessert haben. Wie bei den Neun Höllen können sie selbst noch Funksprüche senden, bei diesen Interferenzen?«

»Das ist eine ausgezeichnete Frage, Admiral«, pflichtete Obi-Wan bei. »Und wir müssen die Antwort darauf finden – sobald wir uns um General Grievous gekümmert haben.«

»Natürlich … aber wie wollt Ihr das anstellen, wenn wir keinen Funkkontakt haben?«, wollte Yularen wissen. »Und was, wenn sich herausstellt, dass wir der feindlichen Streitmacht unterlegen sind? Wir könnten nicht einmal versuchen, Verstärkung zu rufen! Wie sollen wir da …«

»Sir!« Lieutenant Avrey kroch unter ihrer Konsole hervor, das blonde Haar vom Schweiß an die Stirn geklebt, und klopfte sich die Uniform ab. »Sir, ich glaube, es ist ein Virus!«

Yularen ruckte herum. »Ein Virus?«

Avrey stemmte sich wieder in die Höhe, dann wischte sie sich mit dem Ärmel der Uniform übers Gesicht. »Er hat die gesamte Kommunikationssoftware befallen, Admiral. Soweit ich das beurteilen kann, haben wir nur noch die Kurzstreckenfrequenzen – die Kom-Geräte in den Helmen der Klontruppen werden vermutlich auch noch funktionieren. Abgesehen davon«, fügte sie etwas ratlos hinzu, »sind wir vollständig geknebelt. Die Diagnosesysteme können die Codierung des Virus nicht erkennen. Es muss also äußerst komplex sein. Und mehrsträngig – mindestens drei Vierfach-Helices. Es verändert sich nach einem willkürlichen Muster – und es ist speziell auf unsere Systeme ausgelegt.«

Yularen presste die Lippen zusammen. Eine Ader auf seiner Stirn trat hervor, und einen Moment lang befürchtete Anakin schon, sie könnte platzen. »Ein Kommunikationsvirus? Auf meinem Schiff?« Er drehte sich herum, die Kiefer mahlend, jeder Muskel seines Körpers angespannt. »General Skywalker …«

»Admiral, jeder neue Kreuzer wurde eingehend überprüft, ehe er Allanteen Sechs verlassen hat, das versichere ich Ihnen«, entgegnete der Jedi. »Keine meiner Modifikationen hätte einem Virus Zugang zu den Schiffssystemen verschaffen können – schon gar nicht zu den Kom-Systemen. Außerdem habe ich spezielle Sackgassen-Redundanzen entworfen, die verhindern sollten, dass so etwas je passiert.« Er blickte hinüber zu Obi-Wan. »Wenn diese Sicherheitsmaßnahmen überbrückt wurden, dann bedeutete das …«

»Sabotage«, nickte Obi-Wan mit düsterem Blick. »All unseren Bemühungen und Vorkehrungen zum Trotz haben die Separatisten Spione in unsere Werften eingeschleust.«

Stille legte sich über die drei Männer, als sie diese unangenehme Wahrheit verdauten.

»Avrey«, fragte Yularen dann, »können Sie es reparieren? Ich will meine Männer nicht in die Schlacht schicken, solange unsere Kommunikation abgeschnitten ist.«

Der Lieutenant nahm wieder vor der Konsole Platz und tippte in schneller Folge Befehle ein. »Admiral, ich werde versuchen, ein systemweites Säuberungsprogramm zu starten. Aber das wird einige Zeit in Anspruch nehmen – und ich kann nicht versprechen, dass das Virus auf diese Weise gelöscht wird. Etwas Derartiges habe ich noch nie gesehen. Ich bin mir sicher, dass es auf Knopfdruck aktiviert wurde – vermutlich ferngesteuert von Grievous’ Flaggschiff aus, als wir in Reichweite seiner Sensoren aus dem Hyperraum gesprungen sind. Wer immer dieses Virus auch entwickelt hat – er ist ein Genie. Soweit ich das beurteilen kann …« Sie brach ab, als ihre Konsole plötzlich piepte und blinkte, dann rückte sie rasch ihren Ohrclip zurecht, lauschte einen Augenblick angestrengt und drehte sich dann zu Yularen und den Jedi herum. »Kurzstreckensignale von der Pionier und der Himmel über Coruscant. Sie berichten von demselben Problem, Admiral. Die Kommunikation der Kampfverbände ist lahmgelegt.«

»Gibt es nichts, was Sie tun können, Lieutenant?«, fragte Obi-Wan. »Gibt es keine Alternative zu diesem Säuberungsprogramm?«

Avrey hob hilflos die Hände. »Nicht, dass ich wüsste, General. Ich fürchte …«

»Was ist?« Yularen trat näher an die Kommunikationsoffizierin heran, die so plötzlich verstummt war. Nach dem anfänglichen Zorn hatte er schnell wieder zu seiner ehernen Selbstbeherrschung zurückgefunden, aber nun klang eine vage Hoffnung in der Stimme mit. »Was denken Sie gerade, Lieutenant?«

Sie blickte mit gefurchter Stirn zu ihm auf. Anakin konzentrierte seine Sinne auf die zierliche Frau, und er spürte Unsicherheit und ein Vibrieren vorsichtiger Zuversicht in ihr. »Sir, an der Akademie habe ich eine Dissertation über eine theoretische Kristall-Bioanoden-Schaltkreisanordnung geschrieben«, sagte sie schließlich. »Diese Technologie ist schon längst veraltet und wird seit Jahren nicht mehr genutzt – aber die Theorie ist immer noch anwendbar.«

»Wie soll uns das weiterhelfen, Lieutenant? Sie sagten doch gerade selbst, dass diese Technologie nicht mehr genutzt wird.« Yularen stemmte die Arme in die Hüften. »Ich brauche eine Lösung, keine …«

»Das könnte die Lösung sein, Admiral«, erwiderte Avrey und begegnete seinem brennenden Blick, ohne zu blinzeln. »Die Systeme wurden in der Zwischenzeit zwar mehrfach aufgerüstet und verbessert, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Schaltkreise immer noch existieren – in den tertiären Hilfsleitungen. Ihr einziger Zweck ist mittlerweile, das Ganze sozusagen doppelt und dreifach abzusichern. Aber diese Bioanoden lassen sich auch zur Kommunikation verwenden. Wenn es uns gelingt, sie aus den Hilfsleitungen auszuklinken und hier an die Kom-Konsole anzuschließen – dann, Sir, glaube ich, dass wir ein Subraumsignal aussenden könnten, das stark genug ist, um bis nach Coruscant durchzudringen.«

Yularen starrte sie an. »Sie glauben?«

»Sir«, entgegnete Avrey, und wieder wich die Farbe aus ihren Wangen, »ich bin mir sicher.«

»Dann können Sie die Kommunikation also wiederherstellen?«

Ein Muskel zuckte in ihrem schmalen Kiefer. »Ich würde sagen, die Chancen stehen nicht schlecht, ja, Sir.«

»Wie lange würde das dauern, Lieutenant?«

»Um die Bioanoden auf der Unbeugsam zu verpflanzen? Ungefähr eine Stunde, Sir.«

»Und dann weitere zwei Stunden für die Pionier und die Himmel über Coruscant?« Das hoffnungsvolle Schimmern verschwand aus Yularens Augen. Frustriert schüttelte er den Kopf. »Das sind drei Stunden, die weder wir noch Kothlis haben, Lieutenant. Haben Sie schon einmal einen Blick durch die Sichtfenster geworfen? Grievous’ Truppen werden die Planetenoberfläche in wenigen Minuten erreicht haben.«

»Lieutenant«, wandte sich Obi-Wan an Avrey. Seine Stimme war sanft und ruhig – als stünden sie hier nicht am Rande einer Katastrophe. »Könnten Sie den Kommunikationsoffizieren auf der Pionier und der Himmel über Coruscant nicht per Kurzstreckensignal genaue Anweisungen schicken, was sie tun müssen? Wenn wir auf allen drei Schiffen gleichzeitig arbeiten, könnten wir den Kom-Kontakt wieder herstellen, ehe es zu spät ist.«

Avreys Schultern, die nach Yularens harten Worten nach unten gesackt waren, spannten sich ruckartig wieder. »Ja, General Kenobi. Das könnte ich tun.«

»Dann machen Sie sich an die Arbeit!«, blaffte Yularen. »Jede Minute, die wir verlieren, kann tausende Leben kosten.«

»Einen Moment noch«, bat Anakin von plötzlicher Unruhe erfasst. Ich hab da ein ganz mieses Gefühl bei der Sache … »Was ist mit unseren Sternenjägern? Und den Kanonenbooten?«

»Das Virus kann sie eigentlich nicht befallen haben«, erklärte der Lieutenant. »Sie sind nicht mit unseren Kommunikationssystemen verbunden.«

Anakin sah zu Obi-Wan hinüber. »Nein. Aber wenn Grievous per Knopfdruck ein Computervirus aktivieren kann …«

»Dann kann er vielleicht auch die Koms an Bord unserer Schiffe lahmlegen«, beendete Kenobi den Satz. Auch er schien nun nervös, teilte Anakins böse Vorahnung. »Unsere Vorsichtsmaßnahmen könnten unterlaufen worden sein. Ich schlage vor, wir überprüfen das, ehe wir mit einem Angriff beginnen.«

Obi-Wan und Skywalker ließen die hektisch arbeitende Avrey und den mürrisch schweigenden Yularen zurück und machten sich auf den Weg zum Flugdeck der Unbeugsam. Die Techniker und Lotsen im Hangar, die nichts zu tun hatten, nun da die Jäger startbereit gemacht waren, blickten den beiden Jedi mit großen Augen entgegen. Die Piloten der Gold-Staffel waren in ihren Unterkünften und bereiteten sich mental auf die anstehende Schlacht vor.

»Wir sollten sie nicht stören«, meinte Obi-Wan und ging hinüber zu seinem eigenen Sternenjäger. Während er ins Cockpit kletterte, fuhr er fort: »Wenn wir hier tatsächlich ein Problem haben, werden sie ohnehin früh genug davon erfahren.«

Und sie hatten ein Problem.

Mit zusammengepressten Lippen starrte Anakin auf die Kom-Tafel seines Aethersprite-Jägers hinab. Er reagierte auf keinen seiner Befehle. Tot. Nach einem weiteren Versuch hob er den Blick und sah zu Kenobi hinüber, aber das ausdruckslose Gesicht seines Freundes machte jede Frage überflüssig. »Grievous überlässt diesmal also nichts dem Zufall.«

Obi-Wan nickte. »Offensichtlich nicht.«

Computerviren und Breitband-Störsender? Dieser miese Barve hat also rundum aufgerüstet? Ich frage mich, wie lange es dauert, bis er auch die Kurzstreckensender stört? »Wenn er die Kommunikation der Jäger lahmlegt, ist der Funk der Kanonenboote vermutlich auch tot.«

Kenobi nickte erneut. »Vermutlich.«

Stang! »Erzwo, kannst du da vielleicht etwas machen?«

R2-D2 gab ein verneinendes Piepen von sich.

»Na toll«, murmelte Anakin und schlug mit der Faust gegen den Rand der Cockpithaube.

»Wir kehren besser zur Brücke zurück«, meinte Kenobi ruhig. Im Gegensatz zu Skywalker gelang es ihm, seine Emotionen zu unterdrücken. »Yularen wartet bestimmt schon.«

Der Admiral musste nur einen Blick in ihre Gesichter werfen, als sie wieder aus dem Turbolift traten, um zu wissen, wie schlimm es wirklich um sie stand. Er fluchte leise. »Das war’s dann wohl.«

»Im Gegenteil«, erklärte Obi-Wan und hob die Augenbrauen. »Wir können es uns nicht leisten zu warten, bis die Kommunikation wiederhergestellt ist. Kothlis braucht uns jetzt. Wir müssen angreifen.«

»Blind und taub, wie wir sind?«, fragte Anakin ungläubig. »Obi-Wan …«

»Ich gebe zu, das sind nicht ideale Voraussetzungen für eine Schlacht«, gestand Kenobi ein, und in seinen Augen funkelten kurz etwas wie Sarkasmus auf. »Aber ich sehe leider keine andere Möglichkeit. Du etwa?«

Stang! Grievous brachte Tod und Zerstörung über die Bewohner von Kothlis, während sie hier hilflos herumstanden, zum tatenlosen Zusehen verdammt. Der Separatistengeneral machte sich nicht einmal die Mühe, den Schiffen der Republik seine Kreuzer oder Sternenjäger entgegenzuschicken. Er war fest überzeugt, sie neutralisiert zu haben, und seine Zuversicht grenzte an Arroganz.

»Wie sollen wir dann vorgehen?«, fragte Anakin, und er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. Gleichzeitig fühlte er den ungläubigen Schrecken der Brückenoffiziere, die nah genug standen, um ihren irrwitzigen Plänen zu folgen – den Widerwillen des Admirals, die Verzweiflung, die in ihm aufkeimte, die er aber niederkämpfte, um seiner Besatzung willen. »Dort draußen können wir uns nicht mit Handzeichen oder bunten Flaggen verständigen.«

»Deine Aufgabe bei diesem Angriff ist relativ simpel, Anakin«, meinte Obi-Wan. »Du musst nur den Feind angreifen und so lange weiterschießen, bis sämtliche Separatistenschiffe ausgeschaltet sind.«

Simpel? Ja, genau! Obwohl kühl und emotionslos, klangen Kenobis Worte wie purer Sarkasmus. Aber leider hatten sie wohl wirklich keine andere Wahl. »Na schön, und was ist mit euch?«

»Die Jäger geben uns Feuerschutz und bringen uns näher an den Planeten heran. Ich werde mir mit den Klonen die Kanonenboote schnappen. Dann treten wir damit in die Atmosphäre ein und bekämpfen die Invasionstruppen auf der Oberfläche. Auf Kothlis gibt es nur zwei wichtige Ziele – die Hauptstadt Tal’cara und die Zentrale des Spionagenetzes im Nordwesten der Stadt. Wir werden zunächst diese beiden Ziele ansteuern und sie befreien. Danach sehen wir weiter.« Obi-Wans Blick richtete sich auf Yularen. »Es sei denn, Ihnen fällt etwas Besseres ein, Admiral.«

Yularen schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Nein. Wir werden es mit Eurem Plan versuchen. Wenigstens ist er unkompliziert – das wird einen Großteil der Kommunikation überflüssig machen, sobald alle Kreuzer und Staffeln einmal wissen, was sie zu tun haben. Außerdem wäre es zu riskant, mit den Teffatis Grievous’ Droiden-Sternenjäger anzugreifen.«

Anakin nickte. Die TFAT/i-Kanonenboote mochten raumtauglich sein, aber sie waren viel zu langsam und behäbig, um eine Chance gegen die wendigen Sternenjäger des Feindes zu haben. »Gut. Ihr landet also auf dem Planeten, Obi-Wan. Und was dann?«

Der Funke trockenen Humors kehrte in Kenobis Stimme und Blick zurück. »Oh, mir wird schon etwas einfallen. Die Aussicht auf einen gewaltsamen Tod macht kreativ.« Er drehte sich herum. »Lieutenant Avrey?«

Die Kommunikationsoffizierin blickte auf, aber ihre Finger tanzten weiter über die Konsole, während sie, so schnell sie konnte, das Säuberungsprogramm einleitete. »General?«

»Können Sie ein paar Datenkristalle entbehren? Ich habe ein paar Anweisungen für die anderen Klon-Kompanien und die Kommandanten der Pionier und der Himmel über Coruscant.«

»Sir«, Avrey nickte in Richtung eines Faches an ihrer Konsole, »bedient Euch!«

»Ausgezeichnet«, sagte Obi-Wan und zog die Datenkristalle hervor. »Anakin, wir haben nicht viel Zeit. Du solltest den Piloten deiner Gold-Staffel jetzt besser ihre Einsatzbefehle geben. In fünfzehn Minuten müsst ihr startbereit sein.«

»Obi-Wan, wenn Ihr Nachrichten für die anderen Piloten aufzeichnet, vielleicht sollte ich dann …«

Kenobi lächelte schmal. Mehrere Datenkristalle glitzerten in seiner Hand. »Ich werde in unser beider Namen sprechen, Anakin.«

Wieder verspürte Skywalker dieses mulmige Gefühl in seiner Magengegend. Wir müssen wirklich verrückt sein, dachte er. »Na schön. Sagt ihnen, sie sollen nach bestem Gewissen handeln, dass sie die Augen offenhalten sollen – und dass sie sich am besten als Ein-Mann-Geschwader sehen sollen! Sie starten auf mein Zeichen hin – sobald die Gold-Staffel die Unbeugsam verlassen hat. Zuerst die Hammer-Staffel von der Pionier und dann die Pfeil-Staffel von der Himmel. Danach ist jeder auf sich allein gestellt. Obi-Wan …«

Sein Mentor – sein Freund – nickte. »Ja, Anakin. Ich werde mich um deinen Padawan kümmern.«

»Aber vergesst darüber nicht, auch auf Euch selbst aufzupassen«, flüsterte Skywalker.

Kenobi lächelte, und Anakin erwiderte dieses Lächeln. Einen kurzen Augenblick lang ließ er seinen Gefühlen freien Lauf, dann wandte er sich ab, um die Brücke zu verlassen. Aber Yularen hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Ich weiß, Jedi glauben nicht an so etwas – aber ich möchte Euch dennoch viel Glück wünschen, General Skywalker. Und macht Euch keine Sorgen – ob nun mit oder ohne Kom-Kontakt: Wir passen auf Euch auf!«

»Vielen Dank, Admiral«, entgegnete Anakin und nickte. Er vertraute Yularen, wenngleich dieser seine Vorbehalte den Jedi gegenüber kaum verbergen konnte. »Auch Ihnen gute Jagd!«

Eigentlich hätte er sich auf direktem Wege zu den Hangars begeben sollen, aber da noch genügend Zeit war, stattete er unterwegs kurz den Mannschaftsräumen einen Besuch ab, wo Ahsoka, Rex und der Rest der Torrent-Kompanie einsatzbereit auf ihre Befehle warteten.

»Meister!«, rief Ahsoka, ein wenig zu laut und zu aufgeregt, sodass Skywalker an der offenen Tür stehen blieb. »Was ist los? Warum sind wir …«

»Sei leise und hör zu!«, befahl Anakin und brachte das Mädchen mit einem düsteren Blick zum Schweigen. »Grievous hat Kothlis vor uns erreicht und bereits mit der Invasion begonnen. Außerdem hat er unsere Kommunikationssysteme unterbrochen – wir werden ihm also blind entgegentreten müssen. Die Sternenjäger werden die Unbeugsam und die beiden anderen Kreuzer näher an den Planeten heranbringen. Auf mein Signal hin starten dann die Kanonenboote. Anschließend kümmert ihr euch um die Bodentruppen, während wir Grievous’ Schlachtschiffen und Jägern den Rest geben. Der Kampf wird hart, schnell und schmutzig – also bleibt vorsichtig!«

Ahsoka blinzelte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte – eine gänzlich neue Erfahrung für sie. Neben ihr ballte Rex die Hände zu Fäusten. »Keine Kommunikation?«, murrte er finster. »Bedeutet das, dass …«

»Es gibt keinen Kom-Kontakt«, wiederholte Anakin leise. Seine Augen begegneten Rex’ besorgtem Blick. »Die Koms in den Helmen könnten aber noch funktionieren.«

Der Captain zog eine Braue nach oben. »Wann werden die Kommunikationssysteme dann wiederhergestellt sein?«

»Das wissen wir noch nicht. Aber wir arbeiten daran. Zumindest besteht die Chance, dass das Problem rechtzeitig behoben ist, damit wir um Verstärkung bitten können, falls das wirklich nötig wird.«

»Ähm … und wie groß ist diese Chance?«, fragte Ahsoka mit weiten Augen. Sie versuchte, kühn und furchtlos zu wirken, aber unter dieser Fassade spürte Anakin Unsicherheit und Angst.

Er widerstand der Versuchung, hinüberzugehen und ihr beruhigend die Hand auf die Schulter zu legen. Zu zeigen, dass einer von ihnen besorgt war, wäre Gift für die Moral der Torrent-Kompanie.

»Gut genug«, sagte er also, seine Stimme bewusst kühl und beifällig. »Aber darüber solltet ihr euch jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Ihr werdet euch bei den Kanonenbooten mit Obi-Wan treffen. Ihr schafft das schon – ihr alle.«

»Und was ist mit Euch, Sir?«, fragte Rex. Seine Haltung strahlte pure Zuversicht aus, aber ebenso wie Ahsoka konnte auch der kampferprobte Captain seine Unruhe nicht vor der Macht verbergen.

Aber ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Ich bin ja selbst alles andere als siegessicher.

»Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, erwiderte er scharf. »Ich muss mich nur um den leichten Teil kümmern.«

»Aber«, setzte Ahsoka zögerlich an, »wenn wir keinen Kom-Kontakt haben – wie sollen wir dann wissen, dass es Zeit ist, den Bodenangriff zu starten?«

»Keine Sorge. Ihr werdet wissen, wenn es so weit ist. Und jetzt ein wenig Beeilung, Rex! Schaff deine Männer hinunter in den Hangar – die Kanonenboote warten nicht ewig! Obi-Wan wird sich dort mit euch treffen. Wir sehen uns wieder, wenn diese Schlacht gewonnen ist.«

»Jawohl, Sir«, bestätigte Rex und nickte. »Viel Erfolg, General!«

»Möge die Macht mit Euch sein«, flüsterte Ahsoka.

»Und mit dir, mein Padawan«, antwortete Anakin. Dann wandte er sich ab und eilte davon, ehe die Maske der Zuversicht bröckelte und die Tiefen seiner eigenen Unsicherheit durch ihre Risse schimmerten.

Die Piloten der Gold-Staffel hatten eine Art sechsten Sinn für Schwierigkeiten, und so überraschte es Anakin eigentlich nicht, dass sie ihn bereits auf dem Flugdeck erwarteten, konzentriert und voller Ungeduld auf die bevorstehende Schlacht. Einer von ihnen, Captain Fireball, trat vor und begrüßte Skywalker. Der Klon hatte sich in seinem störrischen Bestreben nach ein wenig Individualität das kurzgeschorene Haar grellrot gefärbt, unterbrochen nur von einer einzelnen langen Strähne, die von dem altbekannten Blauschwarz war.

»General«, sagte er.

»Es geht los, Fib«, meinte Anakin. »Allerdings gibt es einen kleinen Haken an der Sache – wir haben keinen Kom-Kontakt.«

Die einzige Reaktion des Captains bestand in einer hochgezogenen Braue. »Gut. Dann muss ich mir das ganze dumme Gewäsch nicht mehr anhören.«

Oh, diese Klonkrieger! Anakin liebte ihre Einstellung. »Wir werden den Feind direkt angreifen – keine große Strategie, keine Pläne. Der einzige Befehl lautete: Holt so viele von denen vom Himmel, wie ihr nur könnt!«

Fireball grinste breit – ein furchterregender Anblick. »Es wird uns ein Vergnügen sein, General.«

Anakin wusste die aufmerksamen Blicke der Piloten auf sich, und er spürte ihre Konzentration und das absolute Vertrauen in seine Person – so warm und beruhigend wie die Hand einer Mutter.

»Grievous ist dort draußen in seinem Flaggschiff und glaubt, dass er uns ausgeschaltet hat, noch ehe wir einen einzelnen Schuss abgeben konnten!«, rief er laut, und die wilde Entschlossenheit seiner Worte ließ die Männer die Fäuste ballen und nicken. »Ich würde dem stinkenden Barven gerne zeigen, dass er sich da mächtig geirrt hat. Wie sieht es mit euch aus?«

Die Piloten brüllten wie aus einer Kehle, ein entschlossener Kampfschrei im Rhythmus ihrer hochgereckten Fäuste.

»Vergesst die Probleme mit dem Funk!«, fügte Skywalker noch hinzu. »Ihr braucht mich nicht, um euch zu sagen, was zu tun ist. Das wisst ihr selbst – seit eurer Geburt wisst ihr es. Ihr habt es in der Vergangenheit getan, ihr werdet es heute tun, und auch in der Zukunft werdet ihr es wieder tun.«

Ein weiteres kehliges Brüllen, noch lauter diesmal.

»Die Torrent-, Kaskade- und Wasserfall-Kompanie können erst dann in den Kampf eingreifen, wenn wir den Weg für sie freigemacht haben«, schloss Anakin. »Also werden wir genau das tun, nicht wahr?«

»Jawohl, Sir!«, riefen seine Piloten, so laut, dass ihr Schrei in den Metallstreben und Deckplatten des Hangars widerhallte wie in einer Stimmgabel.