Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 18. Die letzte Prophezeiung - Greg Keyes - E-Book

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 18. Die letzte Prophezeiung E-Book

Greg Keyes

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Beschreibung

Der lebende Planet Zonoma Sekot wurde zwar endlich gefunden – doch damit fangen die Probleme erst so richtig an. Während Luke Skywalker und Jacen Solo noch mit ihm über seinen Platz im Kampf gegen die Yuuzhan Vong verhandeln, gerät eines seiner organischen Raumschiffe in die Gewalt der Invasoren. Die Wissenschaftlerin Nen Yim erhält den Auftrag, Zonoma Sekots Technologie zu erforschen, um ihre eventuellen Schwachpunkte zu finden. Als sie diesen Auftrag annimmt, ahnt sie nicht, welches Geheimnis tatsächlich auf sie wartet – und wie sehr diese Entdeckung sie erschüttern wird ...

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Seitenzahl: 422

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Inhaltsverzeichnis

WidmungDanksagungenDramatis PersonaePrologTeil I - VISION
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9
Teil II - REISE
Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18
Teil III - VERKLÄRUNG
Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32Kapitel 33Kapitel 34
EPILOGCopyright

Für Dave Gross

Danksagungen

Ich bedanke mich bei Shelly Shapiro, Sue Rostoni und Jim Luceno, die diese ganze Sache zusammenhalten. Beim Rest der Star-Wars™-Autoren, die großartige Bücher geschrieben haben, an die ich mich halten konnte. Bei Enrique Guerrero, Michael Kogge, Dan Wallace, Felia Hendersheid, Helen Keiev und Leland Chee für ihre hervorragenden Kommentare und ihre Lektoratsarbeit. Bei Kris Boldis für die Überprüfungen in Bezug auf das Star-Wars™-Universum. Und schließlich bei all meinen Freunden in Savannah für ihre Unterstützung, besonders bei Charlie Williams und dem Rest der Bande im Savannah Fencing Club.

Dramatis Personae

Corran Horn, Jedi-Ritter

Erli Prann, Abenteurer

Garm Bel Iblis, General

Gilad Pellaeon, Großadmiral

Han Solo, Captain des Millennium Falken

Harrar, Priester der Yuuzhan Vong

Jaina Solo, Jedi-Ritter

Mynar Devis, Captain eines Abfangschiffs

Nen Yim, Meistergestalterin der Yuuzhan Vong

Nom Anor, Exekutor der Yuuzhan Vong

Onimi, ein Beschämter, Yuuzhan Vong

Prinzessin Leia Organa Solo, Diplomatin

Qelah Kwaad, Gestalterin der Yuuzhan Vong

Shimrra, Höchster Oberlord der Yuuzhan Vong

Sien Sovv, Admiral, Sullustaner

Tahiri Veila, Jedi-Ritter

Wedge Antilles, General

Prolog

Es begann drei Kilometer unterhalb der Oberfläche von Yuuzhan’tar – einem Planeten, der einmal als Coruscant bekannt gewesen war. Von dort trieben die Laute der Rezitationen einen Schacht hinauf, der beinahe so breit war wie tief. Die melancholischen Klänge erhoben sich zu den wenigen fernen Sternen, die man vom Boden des Schachts aus sehen konnte. Im hellblauen Licht des Lumenrieds wirkten die Gesichter der Rezitierenden verwüstet, ihre Körper verformt.

Es waren die Beschämten der Yuuzhan Vong, und die Rezitation war an ihren Propheten gerichtet.

Nom Anor kam bei ihrem Anblick die Galle hoch. Auch nach langer Zeit als »Prophet« fiel es ihm noch schwer, seine Verachtung für solche Personen abzuschütteln.

Aber sie stellten seine Hoffnung dar. Sie waren seine Armee. Früher einmal, vor noch nicht allzu langer Zeit, hatte er gewagt zu träumen, dass er mit ihrer Unterstützung Shimrra – den Höchsten Oberlord der Yuuzhan Vong – von seinem Polypenthron werfen, ihn in die Grube schleudern und seinen Platz einnehmen könnte.

Aber es hatte Rückschläge gegeben. Seine Augen und Ohren in Shimrras Palast waren entlarvt und getötet worden. Jeden Tag wurden mehr seiner Anhänger entdeckt, und immer weniger folgten seinem Ruf.

Ihr Glaube war ins Wanken geraten, und es war an der Zeit, ihn ihnen zurückzugeben.

»Höret mich!«, rief er, und seine Stimme hob sich über das Gebet hinweg. »Höret die Worte der Prophezeiung!«

Die Rezitation verklang, und begieriges Schweigen senkte sich herab.

»Ich habe gefastet«, sagte er. »Ich habe meditiert. Letzte Nacht habe ich hier unter den Sternen gesessen und auf etwas gewartet, wovon ich selbst nicht wusste, was es war. Und in den dunkelsten Stunden kam ein großes Licht über mich, ein läuterndes Licht, das Licht der Erlösung. Ich blickte auf, und dort, wo die Sterne auf uns herunterstrahlen, war eine Kugel – eine Welt, ein Planet am Himmel über uns. Seine Schönheit ließ mich beben, und seine Macht erschütterte mich. Ich spürte gleichzeitig Liebe und Schrecken. Und dann vergingen diese Emotionen, und ich empfand … Zugehörigkeit. Ich wusste, dass der Planet selbst lebte und mich willkommen hieß. Es ist der Planet des Ursprungs, der Planet der Jeedai, ihr geheimer Tempel, Quelle ihres Wissens und ihrer Weisheit. Und ich sah uns, die Beschämten, gemeinsam mit den Jeedai auf seiner Oberfläche wandeln, eins mit ihnen und eins mit dem Planeten.«

Er senkte die Stimme zu etwas, das beinahe ein Grollen war. »Und in der Ferne hörte ich Shimrras verzweifeltes Jammern, denn er weiß, dass dieser Planet – dieser lebende Planet – unsere Rettung und sein Untergang sein wird. Er weiß, dass dieser Planet ihn eines Tages vernichten wird, denn eines Tages wird er erscheinen und uns holen.«

Er ließ die Hände fallen, und einen Augenblick herrschte Stille. Dann erklang ein gewaltiger Jubel, begeistert und freudig, und Nom Anor hörte, was er am dringendsten hören wollte – den Klang der Hoffnung, die Rufe religiöser Eiferer und seinen Namen auf den Lippen der Menge.

Was zählte es schon, dass er die Geschichte aus ein paar Gesprächen und Gerüchten zusammengestückelt hatte, die ihm aus Shimrras Palast zu Ohren gekommen waren, bevor seine Informantin starb? Es gab tatsächlich einen Planeten, der angeblich auf ungewöhnliche Weise lebendig war. Shimrra fürchtete sich tatsächlich davor und hatte den Kommandanten, der die Nachricht von der Existenz des Planeten brachte, töten lassen, zusammen mit der gesamten Besatzung seines Schiffs. Diese Geschichte würde seinen Leuten Hoffnung geben. Sie würde sie ermutigen zu kämpfen. Und wenn man sie gefangen nahm und sie ihren Folterern die Prophezeiung verrieten, würde Shimrra davon erfahren und noch mehr Angst bekommen.

Und was noch besser war, Nom Anor hatte aus seinen Quellen in der Galaktischen Allianz vernommen, dass die Jedi eine Suche nach genau diesem Planeten gestartet hatten. Was sie damit bezweckten, wusste er nicht, aber es sah aus, als hätte der Planet eine Kampfgruppe der Yuuzhan Vong abgewehrt; also verfügten seine Bewohner vielleicht über mächtige Waffen.

Wie auch immer, Gerüchte würden sich auf Gerüchte häufen, die Wahrhaftigkeit seiner Vision verstärken und die Entschlossenheit seiner Anhänger wachsen lassen; sie würde einzelne Strähnen zu Seilen und Seile zu Kabeln verbinden, bis sie stark genug waren, um sich um Shimrras Hals zu schlingen und ihn zu erwürgen.

Kraft durchströmte ihn, als der Klang seines angenommenen Namens zum Himmel aufstieg. Er ließ den Blick über seine Anhänger schweifen, und diesmal störten ihn ihre Gesichter nicht mehr so sehr.

Teil I

VISION

1

Jemand folgte ihr.

Sie blieb stehen, wischte sich eine feuchte blonde Haarsträhne aus der Stirn und berührte dabei kurz die Narben, die sie als Angehörige der Domäne Kwaad auswiesen. Sie ließ den Blick über die vielbeinigen Gnarlbäume schweifen, aber ihre Verfolger zeigten sich noch nicht. Sie warteten auf etwas – vielleicht auf Verstärkung.

Leise stieß sie einen Gestalterfluch aus und machte sich erneut auf den Weg, hinweg über verfaulende Stämme, durch trägen Nebel und dichte Gehölze von Zischrohr. Die Luft war wie ein feuchtes Fieber, und das Zirpen, Trillern und gurgelnde Schlucken aus Wipfeln und Sumpf kamen ihr seltsam beruhigend vor. Sie behielt ihr Tempo bei – kein Grund, sie wissen zu lassen, dass sie sie entdeckt hatte, noch nicht –, aber sie veränderte ihren Weg kaum merklich. Es wäre sinnlos, zur Höhle zu gehen, bevor sie mit dieser Sache fertig geworden war.

Oder ich könnte sie zur Höhle führen, dachte sie, und sie angreifen, während sie mit ihren inneren Dämonen beschäftigt sind.

Nein. Das kam ihr beinahe wie ein Sakrileg vor. Yoda war hier gewesen. Luke Skywalker ebenfalls, und Anakin. Jetzt war sie dran. Jetzt war Tahiri an der Reihe.

Anakins Eltern hatte Tahiris Idee, allein nach Dagobah zu gehen, nicht sonderlich gefallen, aber es war ihr gelungen, sie davon zu überzeugen, dass es wirklich notwendig war. Sie glaubte, dass die Menschen- und die Yuuzhan-Vong-Persönlichkeit, die sich einmal ihren Körper geteilt hatten, nun zu einer nahtlosen Einheit verschmolzen waren. Es fühlte sich jedenfalls so an, fühlte sich richtig an. Aber Anakin hatte eine Vision von ihr gehabt. Er hatte ebenfalls eine Verschmelzung von Jedi und Yuuzhan Vong gesehen, aber es war keine angenehme Vision gewesen. Zunächst, nachdem die Verbindung sie beinahe um den Verstand gebracht hatte, hatte sie angenommen, diesem Ergebnis entkommen zu sein. Aber bevor sie weitermachte, bevor sie die, die sie liebte, einer Gefahr aussetzte, musste sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Verschmelzung von Tahiri Veila mit Riina aus der Domäne Kwaad ein Schritt auf die Erfüllung von Anakins Vision zu war.

Immerhin hatte Anakin sie besser gekannt als jeder andere. Und Anakin war sehr stark gewesen.

Wenn dieses Geschöpf, das er gesehen hatte, wirklich in ihr lauerte, dann war es Zeit, sich ihm zu stellen. Sie durfte nicht noch länger warten.

Also war sie hierhergekommen, nach Dagobah, wo die Macht so stark war, dass sie beinahe laut zu singen schien. Der Kreislauf von Leben, Tod und neuer Geburt wurde hier überall deutlich, nichts davon verzerrt durch die Biotechnologie der Yuuzhan Vong, nichts davon vergiftet von Maschinen, Gier und Ausbeutung, die in dieser Galaxis nur zu häufig waren. Sie war gekommen, um die Höhle aufzusuchen, ihr inneres Ich zu erforschen und zu erkennen, woraus sie wirklich bestand.

Aber sie war auch nach Dagobah gekommen, um über Alternativen zu meditieren. Was Anakin gesehen hatte, waren die schlimmsten Eigenschaften der Yuuzhan Vong und Jedi gewesen, verbunden zu einem einzigen Wesen. Das zu vermeiden war das Wichtigste, aber sie hatte darüber hinaus noch ein anderes Ziel – ihr Gleichgewicht zu finden. Nicht nur um ihrer selbst willen, sondern weil die Versöhnung ihrer doppelten Identität ihr eins vollkommen klar gemacht hatte: Die Yuuzhan Vong und die Völker der Galaxis, in die sie eingedrungen waren, konnten viel voneinander lernen, und es war möglich, dass sie in Frieden miteinander lebten. Davon war sie vollkommen überzeugt. Die einzige Frage lautete nun, wie sie das erreichen konnte.

Die Yuuzhan Vong würden niemals industrielle Wüsten wie Duro, Bonadan oder Eriadu schaffen. Andererseits war das, was sie dem Leben antaten – es zu brechen und zu verbiegen, bis es ihren Bedürfnissen diente, und es vollkommen auszulöschen, wenn es ihnen nicht in den Kram passte –, wirklich nicht besser. Sie liebten das Leben nicht, sie hassten nur Maschinen.

Es musste so etwas wie eine gemeinsame Basis geben, die beide Seiten akzeptierten und die dem Schrecken und der Zerstörung des Krieges ein Ende machte.

Die Macht war der Schlüssel zu diesem Verständnis. Die Yuuzhan Vong waren irgendwie blind für die Macht. Wenn sie tatsächlich die Macht rings um sie her spüren könnten, wenn sie spürten, wie falsch ihre Schöpfungen waren, würden sie vielleicht einen besseren Weg finden, einen, der nicht so sehr auf Zerstörung ausgerichtet war. Wenn die Jedi die Yuuzhan Vong in der Macht spüren könnten, würden sie vielleicht … nun, nicht bessere Wege finden, um gegen sie zu kämpfen, sondern einen Pfad, der zu einer Versöhnung führte.

Aber sie brauchte mehr als das. Es genügte nicht zu wissen, was nicht stimmte – sie musste auch herausfinden, wie sie es richtig machen sollte.

Tahiri war nicht vom Größenwahn befallen. Sie war keine Retterin, keine Prophetin, keine Super-Jedi. Sie war das Ergebnis eines Yuuzhan-Vong-Experiments, das nicht funktioniert hatte. Aber sie verstand tatsächlich beide Seiten des Problems, und wenn es eine Möglichkeit gab, Meister Skywalker bei der Suche nach einer Lösung zu helfen, die ihre Galaxis so dringend brauchte – nun, dann musste sie eben etwas unternehmen. Sie nahm diese Rolle mit Demut und großer Vorsicht an. Oft begingen gerade jene, die etwas Gutes tun wollten, die abscheulichsten Verbrechen.

Ihre Verfolger kamen näher und wurden ungeschickter. Bald würde sie etwas unternehmen müssen.

Sie mussten ihr nach Dagobah gefolgt sein. Wie war das möglich?

Oder vielleicht hatten sie schon im Voraus gewusst, wohin sie gehen würde. Vielleicht hatte man sie verraten. Aber das würde bedeuten, dass Han und Leia …

Nein. Es gab eine andere Antwort. Paranoide Reflexe waren wichtig für das Überleben bei den Yuuzhan Vong, aber tiefere Instinkte sagten ihr, dass ihre Freunde – die beinahe so etwas wie Adoptiveltern waren – so etwas niemals tun würden. Jemand hatte sie beobachtet, jemand, den sie nicht bemerkt hatte. Wahrscheinlich Friedensbrigadisten. Sie hofften wohl, große Vorteile zu erhalten, wenn sie sie Shimrra auslieferten.

Sie wand sich durch ein Labyrinth aus Gnarlbäumen und kletterte dann schnell und leise die kabelähnlichen Wurzeln hoch. Diese Wurzeln waren tatsächlich einmal Beine gewesen, wie sie erfahren hatte, als sie vor weniger als einem Jahrzehnt und mehr als einem ganzen Leben hier gewesen war. Die jugendliche Form des Baums war eine Art von Spinne, die ihre Mobilität mit dem Erwachsenwerden verlor.

Sie war mit Anakin hier gewesen, damit er sich seiner Prüfung stellen und herausfinden konnte, ob die Tatsache, dass er den gleichen Namen trug wie sein Großvater, ihm das gleiche Schicksal bringen würde.

Du fehlst mir, Anakin, dachte sie. Jetzt noch mehr als je zuvor.

Etwa vier Meter vom Boden entfernt, versteckte sie sich in einer Höhlung und wartete. Wenn sie sie einfach meiden konnte, würde sie das tun. Ihre Instinkte schrien nach einem Kampf, aber auf einer tieferen Ebene wusste sie, dass diese Yuuzhan-Vong-Kampfreflexe unvermeidlich mit Wut verbunden waren, und sie war hergekommen, damit Anakins Vision nicht wahr wurde – sie wollte sie nicht akzeptieren. Es gab einen Teil ihres Plans, den sie Han und Leia nicht verraten hatte – den Teil, in dem sie, falls ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt würden, ihren X-Flügler irreparabel beschädigen würde, um den Rest ihres Lebens auf dem Dschungelplaneten zu verbringen.

Vielleicht würde auch sie wie die Spinnen ihre Glieder in den Sumpf senken und zu einem Baum werden.

Sie dehnte ihre Machtwahrnehmung aus, um ihre Verfolger besser einschätzen zu können.

Sie waren nicht vorhanden. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie sie nicht in der Macht gespürt hatte, sondern mithilfe ihres Vong-Sinns. Es war so selbstverständlich gewesen, dass sie es nicht hinterfragt hatte.

Das konnte nur bedeuten, dass es sich bei ihren Verfolgern um Yuuzhan Vong handelte, vielleicht sechs von ihnen, vielleicht ein, zwei mehr oder weniger. Der Vong-Sinn war nicht so präzise wie die Macht.

Sie griff nach ihrem Lichtschwert, hakte es aber nicht vom Gürtel los, und wartete weiter.

Bald schon konnte sie sie hören. Wer immer sie sein mochten, sie waren keine Jäger – sie bewegten sich ungeschickt durch den Dschungel, und obwohl sie leise genug sprachen, dass Tahiri nicht verstehen konnte, was sie sagten, schienen sie beinahe ununterbrochen zu reden. Sie mussten von ihrem Erfolg sehr überzeugt sein.

Ein dunkler Schatten glitt lautlos durchs Unterholz, und sie riss den Kopf gerade noch rechtzeitig hoch, um zu erkennen, wie etwas sehr Großes die paar Himmelsfragmente verdunkelte, die nicht von den hohen Wipfeln verdeckt wurden.

Einheimisches Leben oder ein Yuuzhan-Vong-Flieger?

Sie schürzte die Lippen und wartete weiter. Bald schon wurde das ferne Gemurmel verständlich. Wie sie angenommen hatte, war die Sprache die ihrer Krippe.

»Bist du sicher, dass sie hier entlanggekommen ist?«, fragte eine raue Stimme.

»Ja. Siehst du? Die Fußspur im Moos?«

»Sie ist eine Jeedai. Vielleicht hat sie diese Spuren hinterlassen, um uns zu verwirren.«

»Mag sein.«

»Aber du glaubst, dass sie in der Nähe ist?«

»Ja.«

»Und sie weiß, dass wir ihr folgen?«

»Ja.«

»Warum sprechen wir dann nicht einfach mit ihr?«

Und ihr hofft, dass ich auf die Herausforderung zum Kampf antworte?, dachte Tahiri grimmig. Sie hatten also tatsächlich einen Fährtenleser dabei. Konnte sie um sie herum zurück zu ihrem X-Flügler schleichen? Oder musste sie gegen sie kämpfen?

Mit sehr langsamen Bewegungen drehte sie sich in die Richtung der Stimmen. Sie konnte mehrere Gestalten im Unterholz erkennen, aber nicht besonders deutlich.

»Das müssen wir irgendwann offenbar«, sagte der Fährtenleser. »Sonst wird sie noch glauben, dass wir ihr Böses wollen.«

Was? Tahiri runzelte die Stirn.

»Jeedai!«, rief der Fährtenleser. »Ich glaube, Sie können uns hören. Wir bitten demütig um eine Audienz.«

Kein Krieger würde so etwas tun, dachte Tahiri. Kein Krieger würde solch ehrlose Tricks verwenden. Aber ein Gestalter …

Ja, ein Gestalter oder Priester, der der Göttin der List diente, wäre zu so etwas imstande. Dennoch …

Sie beugte sich vor, um besser sehen zu können, und fand sich den gelben Augen eines Yuuzhan Vong gegenüber.

Er war vielleicht sechs Meter entfernt. Sie keuchte, als sie ihn sah, und Ekel durchzuckte sie. Sein Gesicht war wie eine offene Wunde.

Ein Beschämter, verabscheut von den Göttern. Und er wagte es … Ihre Hand zuckte zu ihrem Lichtschwert.

Dann war der Schatten wieder da, und plötzlich glitt etwas durch die Äste und zerriss Blätter und Ranken rings um sie her. Sie stieß einen Kriegsschrei aus und aktivierte ihre Waffe, riss sie hoch und schlug zwei Knallkäfer brennend in den Dschungel.

Über sich, durch die Schneise in den Wipfeln, konnte sie nun ein Tsik Vai erkennen, einen Atmosphäreflieger der Yuuzhan Vong, riesig und rochenförmig, und an ihm hingen lange Kabel. An jedem davon baumelte ein Yuuzhan-Vong-Krieger. Einer sauste weniger als zwei Meter entfernt an ihr vorbei, und sie machte sich auf einen Kampf gefasst, aber er flog weiter, hatte sie offenbar nicht bemerkt, und dann traf er auf dem Dschungelboden auf und entrollte in der gleichen Bewegung seinen Amphistab.

Ein schreckliches Heulen erklang von ihren Verfolgern. Tahiri konnte sie nun besser sehen, es waren alles schrecklich verunstaltete Beschämte. Sie hoben ihre kurzen Keulen und traten den Kriegern entgehen.

Sie hatten keine Chance – das erkannte sie sofort. Einen Augenblick sah der Fährtenleser sie noch an, und sie fürchtete, er würde sie verraten, aber stattdessen wurde seine Miene finster.

»Lauft!«, schrie er. »Wir können hier nicht siegen!«

Tahiri zögerte nur einen Augenblick, dann sprang sie auf den Boden. Der erste Beschämte war bereits tot, als ihre Füße den schwammigen Boden berührten.

Ein Krieger bemerkte die Bewegung aus dem Augenwinkel, fuhr zu ihr herum und stieß einen Kriegsschrei aus. Sein Gesicht zeigte deutlich seine Überraschung, als sie ihm in seiner eigenen Sprache antwortete. Er wirbelte den Amphistab auf sie zu, ein Querschlag, der auf ihr Schulterblatt zielte. Sie fing die Klinge ab und ließ das Lichtschwert auf seine Knöchel zugleiten, aber er reagierte, indem er sich zurückzog, die Waffe wegzog und dann wieder mit der giftigen Spitze zustieß. Sie fing diese Spitze in einem hohen Bogen ab und versetzte dem Krieger einen Schlag gegen die Schulter, wo die Vonduun-Krabben-Rüstung ihren Zorn in einem Funkenschauer kundtat, dann wich sie zurück, drehte die Klinge um und stieß die glühende Spitze in die verwundbare Stelle in der Achselgrube. Der Krieger keuchte und sank auf die Knie. Sie zog die Waffe herum, um ihm den Kopf abzuschlagen und sich dann in der gleichen Bewegung auf den nächsten Feind zu werfen.

Danach wurde der Kampf wirrer. Acht Krieger waren aus dem Flieger gesprungen. Sieben standen ihr noch gegenüber, und die Hälfte der Beschämten lag blutend am Boden. Sie hatte ein Bild des Fährtenlesers vor sich, wie er die Arme zu einem Griff bog, der seinem Gegner das Genick brechen sollte. Sie sah einen anderen Beschämten, der einem Krieger mit der Keule einen Schlag gegen die Schläfe versetzte und dann selbst von hinten erstochen wurde. Vor allem jedoch sah sie die blitzschnellen Amphistabschläge der beiden Krieger, die versuchten, sich ihr von beiden Seiten zu nähern. Sie schlug gegen ein Knie und roch verbranntes Fleisch, als die Klinge durch die Rüstung drang. Ein Amphistab fegte auf ihren Rücken zu, und sie musste sich darunter wegrollen. Parieren, Zustechen und Schneiden füllten sie vollständig aus.

Bespritzt mit Yuuzhan-Vong-Blut und aus mehreren Schnittwunden blutend, fand sie sich plötzlich Rücken an Rücken mit dem Fährtenleser. Er war der Einzige von den sechsen, die ihr gefolgt waren, der noch lebte, aber es gab auch nur noch drei Krieger.

Einen Augenblick standen sie einfach nur da. Die Krieger traten ein wenig zurück. Ihr Anführer war riesig. Seine Ohren waren eingekerbt; große, grabenähnliche Narben zeichneten seine Wangen.

»Ich habe von Ihnen gehört, Abscheulichkeit«, fauchte er. »Die, die gestaltet wurde. Stimmt es, was sie sagen? Diese jämmerlichen Maw-Luur-Ausscheidungen beten Sie an?«

»Davon weiß ich nichts«, sagte Tahiri. »Aber ich weiß, wann ich einen ehrlosen Kampf sehe. Diese Beschämten waren nicht nur zahlenmäßig unterlegen, sondern auch kaum bewaffnet. Wie können Sie sich Krieger nennen, wenn Sie solche Leute angreifen?«

»Es sind Beschämte«, erwiderte der Krieger angewidert. »Sie stehen außerhalb jeder Ehre. Sie sind schlimmer als Ungläubige, sie sind ketzerische Verräter. Wir kämpfen nicht gegen sie, wir vernichten sie wie Ungeziefer.«

»Ihr fürchtet uns«, krächzte der Fährtenleser. »Ihr fürchtet uns, weil wir die Wahrheit wissen. Ihr kauert zu Shimrras Füßen, aber Shimrra ist der wahre Ketzer. Seht nur, wie diese Jeedai euch geschlagen hat! Die Götter lächeln auf sie herab, nicht auf euch.«

»Wenn die Jeedai in der Gunst der Götter steht, dann tut ihr es nicht«, erwiderte der Krieger.

»Sie versuchen nur, uns aufzuhalten«, sagte der Fährtensucher zu Tahiri. Sie bemerkte, dass Blut von seiner Hüfte tropfte. »Sie halten uns auf, bis ein weiteres Tsik Vai eintrifft.«

»Still, Ketzer!«, brüllte der Anführer der Krieger. »Vielleicht werden wir dich am Leben lassen, damit du ein wenig länger kriechen kannst. Es gibt Fragen, die wir dir stellen wollen.« Seine Miene wurde freundlicher. »Schwöre deiner Ketzerei ab. Diese Jeedai ist hervorragende Beute. Hilf uns, sie einzufangen, und vielleicht werden die Götter dir verzeihen und einen ehrenhaften Tod gewähren.«

»Kein Tod ist ehrenhafter als der an der Seite einer Jeedai«, antwortete der Fährtenleser. »Das hat Vua Rapuung bewiesen.«

»Vua Rapuung!« Der Krieger spuckte den Namen geradezu aus. »Diese Geschichte ist nichts als eine Lüge der Ketzer. Vua Rapuung starb in Ungnade.«

Zur Antwort schoss der Beschämte plötzlich vor, so schnell, dass er den Anführer damit überraschte, und warf sich auf ihn, bevor dieser die Waffe heben konnte. Die anderen beiden wollten helfen, aber Tahiri tänzelte vorwärts, machte eine Finte zum Knie hin und schnitt dann die Kehle des Kriegers durch, als er seine Wachsamkeit aufgab, um zu parieren. Sie wechselte rasche, hektische Schläge mit dem anderen, aber das Ende war das gleiche – der Krieger sackte leblos zu Boden.

Als sie sich umdrehte, sah sie, wie der Fährtensucher den Anführer mit dessen eigenem Amphistab aufspießte. Einen Augenblick starrten sie einander an, der Beschämte und sie. Dann fiel der Yuuzhan Vong plötzlich auf die Knie.

»Ich habe gebetet, dass Sie es sein würden!«, sagte er.

Tahiri setzte dazu an, etwas zu sagen, aber dann hörte sie, wie sich die Baumkronen bewegten, und das konnte nur bedeuten, dass ein weiterer Flieger unterwegs war.

»Kommen Sie mit«, sagte sie. »Wir dürfen nicht hierbleiben.«

Der Fährtenleser nickte und sprang auf. Gemeinsam rannten sie von der Lichtung.

Etwa eine Stunde später blieb Tahiri schließlich stehen. Die Flieger schienen sie im Augenblick verloren zu haben, aber der Fährtenleser war immer mehr ins Hintertreffen geraten. Jetzt taumelte er gegen einen Baum und rutschte zu Boden.

»Noch ein klein wenig weiter«, sagte sie. »Gleich hier drüben.«

»Meine Beine tragen mich nicht länger«, sagte der Fährtenleser. »Sie müssen mich hierlassen.«

»Nur bis unter dieses steinerne Sims«, sagte sie. »Bitte. Es kann uns vielleicht vor den Fliegern verbergen, wenn sie dort suchen.«

Er nickte müde. Sie sah, dass er die Hand an die Seite drückte und seine Flanke blutüberströmt war.

Sie eilten unter den Felsüberhang.

»Lassen Sie mich das sehen«, sagte sie.

Er schüttelte den Kopf. »Erst muss ich mit Ihnen reden«, erklärte er.

»Was machen Sie hier? Sind Sie mir gefolgt?«

Er riss die Augen auf. »Nein!«, sagte er mit solchem Nachdruck, dass Blut von seinen Lippen spritzte. Dann fügte er ruhiger hinzu: »Nein. Wir haben das Schiff eines Verwalters gestohlen und sind hierhergekommen, um den Planeten der Prophezeiung zu finden. Wir sahen, wie Sie landeten – ist das hier der Ort, Gestaltete? Ist dies der Planet, den der Prophet sah?«

»Es tut mir leid«, erwiderte Tahiri. »Ich weiß nicht, was Sie meinen. Das hier ist Dagobah. Ich bin aus … aus persönlichen Gründen hier.«

»Aber das kann kein Zufall sein«, erklärte der Fährtenleser. »Das ist einfach unmöglich!«

»Bitte«, sagte Tahiri, »lassen Sie mich Ihre Wunde ansehen. Ich kenne mich ein wenig mit der Heilkunst aus. Vielleicht kann ich …«

»Ich bin so gut wie tot«, erklärte der Fährtenleser. »Das weiß ich. Aber ich muss wissen, ob ich versagt habe.«

Tahiri schüttelte hilflos den Kopf.

Der Fährtenleser richtete sich ein wenig auf, und seine Stimme wurde kräftiger. »Ich bin Hul Qat, einstmals ein Jäger. Jedenfalls war ich das, bis die Götter mich abzuweisen schienen. Man nahm mir meinen Titel und meinen Clan. Ich wurde zum Beschämten. Meine Implantate entzündeten sich, meine Narben öffneten sich wie Wunden. Ich gab die Hoffnung auf und wartete auf einen ehrlosen Tod. Aber dann hörte ich die Worte des Propheten und die Geschichte des Jeedai Anakin …«

»Anakin«, flüsterte Tahiri. Den Namen zu hören war, als würde eine Klinge in ihrem Herzen gedreht.

»Ja, und ich hörte von Ihnen, die von Mezhan Kwaad gestaltet wurde. Und von Vua Rapuung, der kämpfte – Sie waren dort, nicht wahr?«

Tahiri wurde eiskalt. Damals war sie Riina gewesen – und Tahiri –, und sie hätte Anakin beinahe umgebracht.

»Ich war dort.«

»Dann wissen Sie es. Sie wissen, dass unsere Erlösung von Ihnen kommt. Und nun hat der Prophet einen Planeten gesehen, einen Planeten, auf dem es keine Beschämten gibt, und dort kann der wahre Weg …« Er hustete heftig und sackte wieder zusammen, und einen Augenblick glaubte Tahiri, er wäre bereits tot. Aber dann wandte er ihr erneut den Blick zu.

»Meine Begleiter und ich wollten den Planeten für unseren Propheten finden. Einer von uns, Kuhqo, war einmal ein Gestalter. Er nutzte einen genetischen Hacker, um sich Zugang zum Qasha eines Exekutors zu verschaffen und seine Geheimnisse zu stehlen. Er fand Informationen über die Jeedai und Beweise dafür, dass es eine Verbindung zwischen Ihnen und diesem Planeten gibt. Einige Ihrer Größten kamen hierher, nicht wahr? Und nun Sie. Also sagen Sie es mir bitte – habe ich ihn gefunden?«

Er schauderte, und seine Augen wurden beinahe weiß. »Habe ich es geschafft?«, fragte er noch einmal, schwach und flehentlich.

Sie griff nach seiner Hand. »Ja«, log sie, ohne auch nur zu wissen, worüber sie eigentlich log. »Ja, Sie haben Recht. Sie haben ihn gefunden. Machen Sie sich jetzt keine Gedanken mehr.«

Seine Augen waren tränennass. »Sie müssen mir helfen«, sagte er. »Ich kann die Nachricht nicht selbst zurückbringen. Aber der Prophet muss erfahren, wo sich dieser Planet befindet.«

»Ich werde es tun«, sagte Tahiri.

Diesmal log sie nicht.

Hul Qat schloss die Augen, und selbst ohne die Macht spürte Tahiri, wie er starb.

Sie warf einen Blick zur Öffnung der Höhle, die so nahe war, und wusste nun, dass die Höhle nicht der wirkliche Anlass ihrer Anwesenheit hier war. Die Macht hatte sie hergebracht, damit sie diesem Mann begegnete und dieses Versprechen abgab.

Sie stand auf. Die Flieger würden sie finden, wenn sie zu lange am gleichen Ort blieb. Sie hoffte, dass sie ihr Schiff noch nicht entdeckt hatten – die Tatsache, dass sie nicht nach einer Jedi gesucht hatten, sprach dafür, und außerdem hatte sie es ziemlich gut versteckt. Dennoch, es würde vielleicht nicht einfach sein, aus dem System herauszukommen, je nachdem, wie viele Schiffe dort oben warteten.

Aber das war egal. Sie musste ein Versprechen halten.

Selbst wenn sie nicht genau wusste, was sie da eigentlich versprochen hatte.

2

Die Backbordschilde der Mon Mothma brachen zusammen, und Plasma drang durch den Rumpf wie eine Faust durch Flimsiplast. Dort, wo es aufprallte, wurde Materie zu Ionen, und Tröpfchen geschmolzenen Rumpfmetalls rasten mit Überschallgeschwindigkeit durch die nächsten vier Decks, trafen schon vor dem Geräusch oder der Vibration des Aufpralls ein und zerfetzten die zerbrechlichen Lebensformen, bevor ihre Nervensysteme auch nur Zeit hatten festzustellen, dass etwas nicht stimmte. Dem folgte eine Schockwelle superheißer Luft, die sich mit solcher Geschwindigkeit ausdehnte, dass Druckschilde sich verbogen und verzogen, und die Front der Welle fegte von einer Seite zur anderen über die Decks und verbrannte alles in ihrem Weg. Zweihundert fühlende Wesen verloren ihr Leben in einem einzigen Augenblick, und hundert weitere in Randbereichen fielen ebenfalls – durchbohrt, verbrannt oder beides.

Dann saugte der Raum wie ein Riese, der seinen Atem zurücknimmt, alles durch das klaffende Loch, und nur Vakuum und Stille blieben zurück.

Am Ruder des Sternzerstörers war es alles andere als still. Alarmsirenen gellten, und panikerfüllte junge Offiziere arbeiteten sich erschüttert durch Notfallprozeduren. Die simulierte Schwerkraft verschwand, und jemand kreischte.

Wedge Antilles schloss die Augen.

Ich bin dieser Dinge so müde, dachte er.

Er öffnete die Augen wieder. Ein Hagel kleinerer Plasmageschosse schien direkt auf sein Gesicht gezielt zu sein, als eine Staffel von Korallenskippern dicht an der Brücke vorbeiflog. Turbolaser verwandelten drei Skips in Schutt. Der Rest schwenkte im letzten Augenblick seitlich ab, um nicht gegen die immer noch funktionierenden Brückenschilde zu prallen.

Wedge blinzelte nicht einmal. Die Skips waren im Augenblick nicht das Problem. Das Problem war das Yuuzhan-Vong-Schiff von der Größe eines Dreadnaught, das soeben aus dem Hyperraum gesprungen war und ein Loch in ihre Seite gerissen hatte.

»Zwanzig Grad steuerbord und zwölf überm Horizont«, befahl Wedge. »Sofort. Und weiterschießen.«

Er drehte sich zu dem Lieutenant am taktischen Schirm um. »Wer hat sich denn noch unserer kleinen Party angeschlossen?«, fragte er.

»Vier fregattengroße Schiffe, Sir«, sagte der Lieutenant. »Und Korallenskipper – wir wissen noch nicht, wie viele Geschwader. Und selbstverständlich der Dreadnaught, Sir. Ich würde sagen, die Verstärkung der Yuuzhan Vong ist eingetroffen.«

»Ja. Warten wir ein wenig, ob noch mehr kommen. Weisen Sie die Memory of Ithor an, unsere verwundete Flanke zu bewachen. Wir werden das hier ausfechten müssen.«

Sein ganzer Körper schmerzte bei diesem Gedanken. Im Herzen und tief in seinen Reflexen war Wedge ein Sternjäger-Pilot. Sicher, Großkampfschiffe hatten Feuerkraft, aber sie manövrierten so langsam. In einem X-Flügler fühlte er sich erheblich wohler.

Und er hätte sich auch ohne das Gewicht der toten Besatzungsmitglieder auf seinen Schultern erheblich wohler gefühlt. Einen Flügelmann zu verlieren war schlimm genug. Wenn man zweihundert verlor …

Nur, dass er nicht in einem X-Flügler saß, und als er in den aktiven Dienst zurückgekehrt war, hatte er gewusst, worauf er sich einließ. Also sah er mit geschürzten Lippen zu, wie das riesige eiförmige Schiff in Sicht kam und die Laserstrahlen der Mothma auf die Plasmablüten zurasten. Die meisten Strahlen nahmen erst einen geraden Weg und krümmten sich dann abrupt, wenn die winzigen Schwerkraftanomalien des Yuuzhan-Vong-Schiffs das Licht aufsaugten. Aber etwa jeder dritte Strahl kam durch und kritzelte glühend rote Linien in den Korallenrumpf.

»Sir, die Memory ist nicht in der Lage, uns zu helfen. Sie steht im Kampf mit einer Fregatte und muss schwere Treffer hinnehmen.«

»Nun, dann rufen Sie ein anderes Schiff. Wir können nicht zulassen, dass sie uns noch einmal an dieser Flanke treffen.«

Der Mann an der Kom-Station blickte auf. »Sir, die Duro-Staffel bittet um die Ehre, unsere Flanke schützen zu dürfen.«

Wedge zögerte ein winziges bisschen. Die Duro-Staffel war ein unsicherer Faktor, eine Ansammlung von Piloten – einige mit militärischer Erfahrung, die anderen ohne –, deren Hauptziel in der Befreiung ihres Heimatsystems lag.

Die Tatsache, dass sie jetzt genau in diesem System kämpften, konnte sich aus diversen Gründen als Problem erweisen.

Aber es sah nicht so aus, als hätte er eine andere Wahl.

»Na gut«, erklärte er.

»Drei weitere Schiffe sind soeben aufgetaucht, Sir«, informierte Lieutenant Cel ihn mit einem Beben in der Stimme, das vielleicht der Anfang einer Panik war.

»Das sind sie«, sagte Wedge. »Hoffe ich zumindest. Ich will mit General Bel Iblis sprechen.«

Einen Augenblick später erschien ein Hologramm des alternden Generals.

»Die Verstärkung ist hier«, sagte Wedge.

»Sind es zu viele, General Antilles?«, fragte Bel Iblis.

»Ich hoffe nicht, Sir. Ist Ihre Streitmacht bereit?«

»Wir sind auf dem Weg. Viel Glück, General.«

»Ich wünsche Ihnen das Gleiche.«

Das Bild verschwand. Wedge kniff grimmig die Lippen zusammen und sah sich weitere Berichte an.

Sie standen bereits einen ganzen Standardtag in schwerem Kampf. Das innere System hatte mehr Widerstand geleistet, aber sie hatten kurz davor gestanden, den Angriff abzuschließen, als die Yuuzhan-Vong-Verstärkung eintraf.

Wedge hatte erwartet, dass der Feind Verstärkung bekam – tatsächlich hatte er fest damit gerechnet –, aber sie hatten schnell und hart zugeschlagen. Eine Neueinschätzung der Situation ergab, dass die Chancen für die Yuuzhan Vong geringfügig besser standen, aber auch das war keine Überraschung.

Es war in Ordnung so – sie waren nicht hier, um zu siegen, aber sie konnten auch noch nicht verschwinden.

»Bereiten Sie die Schwerkraftgeneratoren vor«, sagte Wedge.

Vier weitere Yuuzhan-Vong-Fregatten sprangen ins Duro-System, was die Verhältnisse erneut änderte.

»Sir?«

»Abfangen«, sagte er.

Die großen Schwerkraftgeneratoren des Schiffs begannen zu arbeiten, ebenso wie die der Memory of Ithor und der Olovin.

So, wie sie rings um die Kampfgruppe der Yuuzhan Vong verteilt waren, würden sie verhindern können, dass die Vong das System verließen.

Selbstverständlich konnte auch keins der Schiffe der Galaktischen Allianz verschwinden.

»Brechen Sie den Angriff ab und formieren Sie sich, um die feindlichen Schiffe festzuhalten«, sagte Wedge ruhig. »Ich will nicht, dass auch nur ein einziges dieser Schiffe den Hyperraum erreicht.«

»Was ist mit Duro, Sir?«, fragte Cel.

»Duro interessiert uns nicht mehr, Lieutenant.«

»Ja, Sir.« Cel war eindeutig verblüfft.

Gut. Wenn schon seine eigenen Leute verblüfft waren, dann ging es den Vong hoffentlich noch schlimmer.

Die Schiffe der Allianz brachen ihren Flug zum Planeten ab und zogen sich in einen weiten Halbkreis zurück, was die Flotte der Yuuzhan Vong mit dem Rücken zum Planeten geraten ließ und ihr den Defensivvorteil zurückgab, den Wedges vorheriger Vorstoß ihnen genommen hatte – aber sie saßen nun im System fest.

»Positionen halten«, befahl Wedge. »Hier rühren wir uns nicht mehr weg.«

Die Kampfgruppe so weit auseinanderzuziehen, gab den Yuuzhan Vong einen offensichtlichen Vorteil, aber ihre Schiffe schienen zu zögern, vielleicht, weil sie eine weitere dieser Fallen befürchteten, in die man sie in der letzten Zeit so oft gelockt hatte.

Dennoch, Vorsicht lag nicht gerade im Wesen der Yuuzhan Vong, und sie waren nun eindeutig zahlenmäßig überlegen. Mehrere Zerstörer begannen, sich zu einem Angriff gegen die Mauer zu formieren, die die Galaktische Allianz errichtet hatte.

»Haben Sie eigene Abfangschiffe?«, fragte Wedge.

»Nein, Sir.«

»Gut.«

»Commander Yurf Col verlangt, mit Ihnen zu sprechen.«

Wedge verkniff sich ein Seufzen. »In Ordnung.«

Einen Augenblick später erschien ein Holo des Duros-Kommandanten. Sein flaches Gesicht wäre normalerweise für einen Menschen so gut wie nicht zu deuten gewesen, aber Wedge hatte genug Erfahrung mit Duros, um zu wissen, dass er eisige Wut ausstrahlte.

»Commander?«, sagte Wedge mit einem Nicken.

Der Duros kam ohne Vorrede auf den Punkt.

»Was in der Galaxis machen Sie da, General Antilles? Ich habe heute gute Piloten verloren, und nun sieht es so aus, als hätten Sie unser Ziel aufgegeben.«

»Ich bin nicht sicher, ob Sie sich der Situation so bewusst sind wie ich, Commander«, sagte Wedge. »Die Verstärkung macht weitere Angriffe sinnlos.«

»Warum halten Sie sie dann hier fest? Das ist noch größerer Unsinn! Ich weiß zufällig, dass wir doppelt so viele Schiffe in Reserve haben. Rufen Sie sie, und dann bringen wir das hier zu Ende.«

Geduld, mahnte sich Wedge. »Vielleicht ist Ihnen nicht bewusst, dass die Yuuzhan Vong Möglichkeiten haben, unsere Kommunikation abzuhören«, sagte er freundlich. »Vielleicht haben Sie übersehen, dass Sie dem Feind gerade wichtige Informationen verraten haben könnten.«

»Wenn wir diesen Feind vernichten, dann wird es unbedeutend sein, was er erfahren hat. Ich weiß nicht, warum Sie sie hier festhalten wollen. Sie haben immer noch keinen wirklich entscheidenden Vorteil – wir können siegen, wenn wir angreifen statt … statt zu tun, was immer Sie da tun. Und mit ein wenig Verstärkung wird uns das sicher gelingen.«

»Commander, mir ist klar, dass wir uns in Ihrem Heimatsystem befinden. Ich verstehe, dass dieser Kampf für Sie eine persönliche Angelegenheit ist. Das ist tatsächlich einer von vielen Gründen, wieso man mir die Leitung dieser Operation überlassen hat und nicht Ihnen. Sie haben zugestimmt, unter meinem Kommando zu dienen, und genau das werden Sie auch tun. Haben Sie das verstanden?«

»Ich habe verstanden, dass Sie von Anfang an alles versaut haben. Wir hätten schon in den ersten Stunden siegen können, wenn Sie meinem Rat gefolgt wären.«

»Das ist Ihre Ansicht«, erwiderte Wedge. »Es ist nicht die meine, und meine Ansicht ist im Augenblick die, die zählt.«

Der Duros kniff die Augen zusammen. »Wenn das hier vorbei ist, Antilles …«

»Ich schlage vor, dass Sie sich zunächst einmal Gedanken um die Gegenwart machen, Commander. Die Vong versuchen durchzubrechen und zwei Fronten zu bilden. Wenn ihnen das gelingt, reduziert das unsere zukünftigen Möglichkeiten beträchtlich.«

»Sie sind derjenige, der unsere Möglichkeiten einschränkt. Zwei weitere Fregatten …«

Wedge schnitt ihm das Wort ab. »Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, Commander«, sagte er, »und gewöhnen Sie sich schnell daran – wir bekommen keine Verstärkung. Und ich bin auch noch nicht bereit, das System zu verlassen. Leisten Sie Ihre Arbeit, Commander, und alles wird gut enden.«

Col ließ sich nicht überzeugen. »Ich warne Sie, General Antilles«, fauchte er. »Wenn Sie mir nicht erklären, worum es hier geht, werde ich Sie dazu zwingen.«

»Sie werden Ihre Befehle befolgen und Schluss«, erwiderte Wedge.

»General …«, begann der Duros, aber Wedge bedeutete mit einer Geste, den Kontakt zu unterbrechen, und sah sich weitere Berichte an. Der Angriff wirkte wie eine Finte, damit er sein Netz an einer Stelle enger ziehen und dann an einer anderen zuschlagen konnte. Aber wo?

Der Schlachtencomputer suchte nach der Antwort. Wedge ging davon aus, dass er die Yuuzhan Vong fünf oder sechs Stunden ohne bedeutende Verluste zurückhalten konnte, solange sie nicht irgendetwas Erstaunliches taten. Das sollte genügen.

Er betrachtete die spekulative Karte, die ihre Sensoren von dem System erstellten – immerhin hatten die Yuuzhan Vong es jetzt seit mehr als zwei Standardjahren bewohnt, was bedeutete, dass seine Informationen vielleicht ein wenig veraltet waren. Zu diesem Zeitpunkt war eine unangenehme Überraschung das Letzte, was er brauchen konnte.

Als die Überraschung kam, handelte es sich tatsächlich nicht um eine verborgene Falle der Yuuzhan Vong. Sie geschah in seinen eigenen Reihen.

»Sir«, berichtete die Kontrolle, »Dpso, Redheart und Coriolis sind aus der Formation ausgeschert, ebenso wie die gesamte Duro-Staffel.«

»Tatsächlich.« Wedge holte tief Luft. »Verbinden Sie mich sofort mit Yurf Col.«

Einen Augenblick später erschien das Hologramm des Duros erneut.

»Commander«, sagte Wedge mit bemüht ruhiger Stimme, »wir müssen ein Kommunikationsproblem haben. Sie scheinen einen Angriffskeil zu bilden, obwohl ich Ihnen befohlen habe, die Stellung zu halten.«

»Ich habe mich Ihrem Kommando entzogen, General Antilles«, erwiderte Col. »Ich werde nicht zulassen, dass meine Leute untätig in ihrem eigenen System sitzen – nicht ohne eine gute Erklärung. Sie haben sich geweigert, mir eine zu geben. Wenn Sie die Wiedereroberung von Duro nicht unterstützen, dann bin ich gezwungen, es selbst zu erledigen.«

»Sie begehen Selbstmord und gefährden die gesamte Mission.«

»Nicht, wenn Sie sich mir anschließen.«

»Das werde ich nicht tun.«

»Dann werden Sie uns auf dem Gewissen haben.«

»Ich bluffe nicht, Commander Col.«

»Sie waren es, der diesen Kurs einschlug, Antilles.«

»Commander …«

»Sie haben mir zuvor das Wort abgeschnitten, ich erwidere diesen Gefallen nun. Schließen Sie sich uns an oder nicht.«

Die Verbindung brach ab, und Wedge sah hilflos zu, wie die Duros-Schiffe sich aus dem Perimeter entfernten, sich formierten und direkt auf die dichteste Konzentration feindlicher Schiffe zuhielten.

»Sir«, sagte Cel, »die Duros-Schiffe stehen unter schwerem Beschuss.«

»Das sehe ich«, erwiderte Wedge.

»Sir, was machen die Duros da?«

»Sie wollen mich zu einem Angriff zwingen.«

»Dann ist es nur ein Bluff, Sir?«

Ein Unwetter von Lichtblitzen tobte zwischen den Duros-Schiffen und der Vorhut der Yuuzhan Vong. »Nein«, sagte er, »es ist kein Bluff.«

Er wandte sich der Kontrolle zu. »Niemand sonst verlässt die Formation«, sagte er. »Niemand.«

»Sir, die Vong werden sie abschlachten.«

»Ja«, erwiderte Wedge finster, »das werden sie.«

Im Lauf der nächsten Stunden verschwanden die Duros-Schiffe eins nach dem anderen in Plasmaexplosionen. Drei Stunden nachdem das letzte verschwunden war, kam eine weitere Botschaft über das Kom-Bord. Wedge gab den Befehl, die Abfangoperation zu beenden, und die Schiffe der Galaktischen Allianz sprangen, was Duros erneut den Yuuzhan Vong überließ.

3

Ein verzerrtes Grinsen als Zeichen angeblicher Wertschätzung schien Onimis verzogenen Kopf in zwei Teile zu spalten. »Die entzückende Nen Yim!«, krächzte er. »Wie reizend, dass Sie gekommen sind.«

Wie widerwärtig, dass es dich immer noch gibt, dachte Nen Yim. Sie sprach es nicht aus, und das brauchte sie auch nicht. Die Tentakel ihres Kopfputzes wanden und rollten sich angewidert zusammen, und ihre vielfingrige Meisterhand verkrampfte sich zu einem Knoten.

Der Narr des Höchsten Oberlords ließ sich nicht anmerken, ob er etwas davon bemerkt hatte, sondern grinste weiter. Doch sie stand ganz oben in der Gestalterhierarchie, und er war das schauerliche Beispiel eines Beschämten, ein Wesen, dem die Götter den permanenten Stempel ihrer widerspruchslosen Ablehnung aufgedrückt hatten. Warum Shimrra, der Auserwählte der Götter – der Höchste Oberlord ihrer gesamten Spezies – ausgerechnet Onimi als Boten schickte, konnte sie einfach nicht begreifen. Es war mehr als ein Affront, es war einfach erbärmlich, sich in seiner Gegenwart zu befinden, besonders wenn sie sich daran erinnerte – und das konnte sie wohl kaum vergessen –, dass diese Finger sie einmal berührt hatten, als Onimi sich als Meistergestalter verkleidet hatte.

Schon dafür hatte er den würdelosesten Tod verdient, den man sich vorstellen konnte. Sie hatte seinen Tod selbst dann geplant, als sie ihn noch für ihren Vorgesetzten und für von den Göttern gesegnet hielt. Nun jedoch, da ihr die Mittel zur Verfügung standen und sie wusste, was er wirklich war, wagte sie es nicht mehr.

Träumen konnte sie allerdings immer noch.

Onimi lächelte geziert. »Ihre Gedanken singen zu mir«, sagte er. »Ihre Tentakel sehnen sich nach meiner Berührung. So viel kann ich erkennen, Nen Yim.«

Nun, er hatte tatsächlich etwas bemerkt, dachte sie. Er missverstand einfach nur ihre Erregung.

»Sind Sie mit einem bestimmten Auftrag gekommen, Onimi, oder nur, um meine Zeit mit albernen Gesprächen zu verschwenden?«

»Gespräche sind nicht albern, wenn man den Narren bittet«, sagte Onimi und zwinkerte, als hätte das tatsächlich etwas zu bedeuten.

»Ja, wie Sie wünschen«, sagte sie seufzend. »Bringen Sie Nachricht vom Höchsten Oberlord?«

»Ich bringe eine Kleinigkeit«, sagte Onimi. »Eine glänzende Pustel von den Göttern, ein Geschenk für meine süße kleine …«

»Sprechen Sie mich als Meisterin an«, sagte Nen Yim steif. »Ich bin nicht ›klein‹ und erst recht nicht ›Ihre‹. Und nun kommen Sie zum Thema. Was immer der Höchste Oberlord von mir will, ich bezweifle, er wünscht, dass viel von meiner Zeit verschwendet wird – nicht, wenn es so viel zu tun gibt.«

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass sich eine ihrer Assistentinnen ein Lächeln verkniff, und nahm sich vor, sie später darauf anzusprechen.

Onimis Augen wurden groß, dann legte er einen Finger an die Lippen, beugte sich vor und flüsterte: »Flüchtige Zeit verschluckt Stunden, verschlingt Tage, Monate und Jahre und gibt sie wieder von sich wie Blähungen.«

Sie schwieg. Was hätte sie schon sagen sollen? Aber Onimi gestikulierte, und mit großem Widerwillen folgte sie ihm durch den von luminiszierenden Pilzen beleuchteten Flur ihres Haupt-Damutek und durch die Labore, in denen sie ihre ketzerische Arbeit leistete, um die Wunder zu produzieren, die die Yuuzhan Vong brauchten, um den ihnen zustehenden Platz in einer Galaxis voller Ungläubiger einzunehmen. Als sie einen Flur erreichten, der normalerweise selbst für sie gesperrt war, regte sich ihre Neugier, und es gelang ihr besser, den erbärmlichen Gesang des Narren zu ignorieren, der ketzerischerweise gewisse Aktivitäten der Göttin Yun-Harla besang, von denen Nen Yim – und dafür war sie sehr dankbar – bisher nie gehört hatte.

Selbstverständlich fand ihre gesegnete Unwissenheit nun ein Ende.

Schließlich erreichten sie einen trüb beleuchteten Raum. Etwas Unregelmäßiges, Großes befand sich vor ihnen. Es leuchtete von innen, ein schwaches, veränderliches Leuchten, so zart, dass es beinahe wirkte wie die Farben der Dunkelheit hinter ihren Augen.

Sie ging näher heran, die Gestalterfinger ausgestreckt, um die Oberfläche zu berühren und zu schmecken. Es war glatt, beinahe rutschig. Es schmeckte nach langen Kohlenstoffketten, Wasser und Silikaten. Es schmeckte vertraut.

»Das hier lebt«, flüsterte sie. »Was ist es?« Sie gestikulierte ungeduldig. »Ich brauche mehr Licht.«

»Die Augen sind die Vielfraße der Seele«, lachte Onimi leise. »Sie wollen immer mehr, aber oft sagen sie uns dann noch weniger.«

Es wurde allerdings tatsächlich heller, und nun konnte sie das Ding genauer sehen.

Glatt, das war ihr erster Eindruck. Die glasartige Oberfläche krümmte sich zu vier lang gezogenen Rauten, die an einem Ende beinahe so spitz wie Nadeln, am anderen abgerundet waren. Diese Lappen waren um eine Hauptachse angeordnet, obwohl sie nicht sehen konnte, wie das geschah. Das Ganze erinnerte sie an ein Taaphur, ein Meeresgeschöpf, das nun nur noch als genetischer Bauplan in den Erinnerungs-Qahsa der Gestalter und in seinen biotechnologischen Nachfahren existierte.

Beschädigt, das war ihr zweiter Eindruck. Das Leben, das unter ihren Fingern summte, flackerte an einigen Stellen und war an anderen vollkommen verschwunden, während der Rumpf – ja, Rumpf – sich dunkel verfärbt hatte.

»Es ist ein Schiff«, murmelte Nen Yim mehr zu sich selbst als zu dem nutzlosen Onimi. »Ein lebendes Schiff, aber es stammt nicht von den Yuuzhan Vong. Das hier kam von einem der ungläubigen Völker.«

»So faltet sich das Rätsel und faltet sich abermals, um zu verknittern, und unsere Karte ist zerrissen.«

»Wollen Sie damit sagen, dass Sie es nicht wissen?«, fragte Nen Yim ungeduldig.

Als Antwort streckte Onimi die Hand aus. Nen Yims Tentakel richteten sich auf, sie bekam Gänsehaut, und ihre Nasenlöcher zuckten.

Aber er berührte sie nicht. Stattdessen reichte er ihr etwas – einen kleinen, tragbaren Qasha.

»Geheimnisse sind wie Messer«, sagte er leise. »Machen Sie aus Ihrer Zunge ein Geheimnis, und Ihr Mund wird zerschnitten.«

Dann ging er, und sie sah ihm verächtlich hinterher. Wie dumm, sie vor Geheimnissen zu warnen. Sie war eine Ketzerin, ein Geheimnis des Höchsten Oberlords. Alles, was sie tat, geschah in Verborgenheit.

»Meisterin Nen Yim?«

Nen Yim blickte von dem Qahsa auf. Ihre Assistentin stand ein paar Fuß entfernt und sah sie sehr besorgt an.

»Adeptin«, nahm Nen Yim ihre Anwesenheit zur Kenntnis.

»Ich hoffe, es ist nicht zu dreist, aber mein Projekt …«

»Ich werde mich um Ihren Fortschritt kümmern, wenn ich Zeit dazu habe«, erklärte Nen Yim. »Zu einem Zeitpunkt, den ich bestimme.«

Qelah Kwaads Tentakel zogen sich ein wenig zurück. »Ja, Meisterin Yim«, erwiderte sie.

»Oh, und, Adeptin?«

»Ja, Meisterin Yim?«

»Mir ist klar, dass Sie die Anwesenheit von Onimi nicht verstehen. Aber ich werde nicht zulassen, dass meine Untergebenen hinter meinem Rücken lachen. Haben Sie das verstanden?«

Die Augen der Adeptin wurden rund, so bestürzt war sie.

»Meisterin Yim, Sie können doch sicher nicht …«

»Verwenden Sie nicht das Wort können in Zusammenhang mit mir, Adeptin, weder bestätigend noch in der negativen Form. Was ich kann oder nicht, entzieht sich vollkommen Ihrer Kontrolle.«

»Ja, Meisterin.«

Nen Yim seufzte. »Es ist schlimm genug, Adeptin, dass wir die Anwesenheit einer solchen Abscheulichkeit ertragen müssen. Es ist noch schlimmer, ihn wissen zu lassen, dass er Heiterkeit bewirkt.«

»Ich verstehe, Meisterin Yim. Aber – warum? Warum müssen wir seine Anwesenheit überhaupt ertragen? Er ist ein Beschämter, verflucht von den Göttern!«

»Er ist der Hofnarr des Höchsten Oberlords und, wenn es ihm gefällt, auch sein Botschafter.«

»Das verstehe ich nicht. Wie kann das sein? Ein Narr, ja, aber ihm solch geheime Informationen anzuvertrauen …«

»Von welchen geheimen Informationen sprechen Sie, Adeptin?«, fragte Nen Yim scharf.

»Verzeihen Sie, Meisterin Yim, aber als der Narr kam, brachte er Sie in den abgesperrten Bereich, und Sie kehrten mit einem tragbaren Qahsa zurück. Es scheint mir offensichtlich, dass er Ihnen etwas enthüllt hat.«

Nen Yim betrachtete ihr Gegenüber abschätzend.

»Das stimmt«, sagte sie. »Sie haben Recht. Aber vielleicht sollten Sie sich mehr auf Ihre Arbeit und weniger auf meine Aktivitäten konzentrieren.«

Wieder wirkte die Schülerin verlegen.

»Sie sind sehr viel versprechend, Qelah Kwaad«, sagte Nen Yim. »Aber an diesem Ort müssen wir alle vorsichtig sein. Wir leben außerhalb der Welt unseres Volkes, und dieser Ort hat seine eigenen Regeln.«

Die Adeptin richtete sich auf. »Ich bin stolz auf meinen Dienst hier, Meisterin. Der Höchste Oberlord hat gerechtfertigt, was andere Gestalter als Ketzerei bezeichneten.«

»Das hat er nicht«, erwiderte Nen Yim. »Nicht öffentlich. Und das wird er auch nicht tun. Haben Sie nicht unsere Wachen bemerkt?«

»Selbstverständlich werden wir bewacht. Unsere Arbeit ist von großer Wichtigkeit. Wenn die Ungläubigen davon erfahren, werden sie zweifellos versuchen, uns zu vernichten.«

»Das ist wahr«, sagte Nen Yim. »Aber eine Mauer, die etwas von draußen fernhält, kann auch dazu dienen, dafür zu sorgen, dass etwas drinnen bleibt. Kein Krieger, kein Priester, kein Gestalter von außen wird jemals erfahren, was wir hier tun. Shimrra schätzt unsere Ketzerei – ja, wir schaffen neue Waffen und neue Technologie, die wir unbedingt für den Krieg brauchen. Aber er wird niemals gestatten, dass andere erfahren, wie diese Technologie entstand.«

»Aber warum?«

»Sie sind intelligent, Adeptin. Finden Sie es selbst heraus – und dann erwähnen Sie es niemals wieder. Haben Sie mich verstanden?«

»Ich … ich glaube schon.«

»Gut. Dann lassen Sie mich jetzt allein.«

Qelah Kwaad vollführte die Geste des Gehorsams und tat, was man ihr gesagt hatte. Nen Yim gönnte ihr nur noch einen einzigen Blick.

Der Grund, Adeptin, besteht darin, dass Shimrra weiterhin so tun muss, als wären unsere Erfindungen Geschenke der Götter, und als wäre er der Vermittler, durch den diese Dinge zu uns gelangen. Wenn andere die Wahrheit herausfinden und feststellen, dass der Höchste Oberlord ein Betrüger ist …

Nun, es genügt wohl zu sagen, Adeptin, dass keine von uns diesen Dienst lebend verlassen wird.

Was Nen Yim nicht störte. Es war ihr Stolz und ihre Pflicht, den Yuuzhan Vong zu dienen und ehrenhaft für ihr Volk zu sterben, wenn die Zeit dazu kam.

Dann schob sie dieses Thema beiseite, stellte den Qahsa vor sich hin und verband sich damit.

Als sie begann zu verstehen, wuchs ihre Aufregung – und ihre Angst.

Kein Wunder, dass Shimrra ihr dieses Ding geschickt hatte. Es konnte alles verändern.

Es konnte ihr Untergang sein.

4

»Über die Atmosphäre lässt sich nicht viel sagen«, erklärte Raf Othrem, trank einen Schluck von seinem rylotanischen Yurp und ließ den Blick über die überwiegend kahlen Metallwände des Etablissements schweifen, das sich als Tapcaf bezeichnete.

»Was hatten Sie erwartet, ein Casino aus dem Galsol-Streifen?«, fragte Jaina Solo. »Gestern war das hier nur ein Stück Weltraumschrott, das die Yuuzhan Vong noch nicht pulverisiert hatten.«

»Und nun werden sie es dank unseres Eingreifens auch nicht mehr tun«, sagte Raf und hob sein Glas. »Auf die Zwillingssonnenstaffel und unsere berühmte Anführerin Jaina Solo.«

Jaina nickte müde, als sie die Gläser hoben. Raf legte die Begeisterung eines Piloten an den Tag, der gerade erst seine erste Mission hinter sich hat, die auch noch erfolgreich verlaufen war. Sie hatten nicht nur den Kampf gewonnen, ihre Staffel hatte auch keinen einzigen Piloten verloren.

Mit der Zeit würde Raf diesen jugendlichen Überschwang verlieren.

Dann dachte sie noch einmal darüber nach. Sie hätte beinahe gelächelt, als sie sich erinnerte, dass Raf ein Jahr älter war als sie.

Wir sollten unser Alter und die Erfahrung nicht zu ernst nehmen, dachte sie.

Dann hob sie ihr eigenes Glas. »Auf den guten Kampf«, sagte sie, und diesmal lächelte sie tatsächlich, als ihre Flügelleute jubelten.

Es war gut, wenn das Team bei Laune blieb.

»Ein brillanter Kampf«, sagte Jag. »Wir haben die beste Kommandantin in der Galaxis.«

Jaina spürte, dass sie zu erröten begann – nicht wegen der Worte, sondern wegen der Tiefe seines Blicks.

»Da kann ich nicht widersprechen«, sagte Raf. »Aber ich möchte noch einen Toast ausbringen, wenn das in Ordnung ist.«