Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 7. Anakin und die Yuuzhan Vong - Greg Keyes - E-Book

Star Wars. Das Erbe der Jedi-Ritter 7. Anakin und die Yuuzhan Vong E-Book

Greg Keyes

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Beschreibung

Tsavong Lah, der Kriegsherr der Yuuzhan Vong, hat den Tod aller Jedi-Ritter angekündigt. Um den Widerstand gegen seine Invasion endlich zu brechen, soll als nächstes Luke Skywalkers Jedi-Akademie auf Yavin 4 angegriffen werden. Doch während in aller Eile eine Rettungsexpedition für die bedrohten Jedi-Studenten zusammengestellt wird, handelt Anakin Solo auf eigene Faust, denn sein Freund Tahirir wurde entführt. Ohne Erlaubnis fliegt er mit seinem X-Wing- Fighter nach Yavin 4, wo er von einer ausweglosen Situation erwartet wird ...

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Inhaltsverzeichnis

WidmungDanksagungDramatis personaePrologERSTER TEIL - Praxeum
Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13
ZWEITER TEIL - Die Beschämten und die Gestalter
Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18Kapitel 19Kapitel 20Kapitel 21Kapitel 22Kapitel 23Kapitel 24Kapitel 25Kapitel 26Kapitel 27
DRITTER TEIL - Eroberung
Kapitel 28Kapitel 29Kapitel 30Kapitel 31Kapitel 32
EpilogCopyright

Für Charlie Sheffer.Und für alle meine Freunde bei Salle Auriol Seattle.

Danksagung

Ich danke Shelly Shapiro, Sue Rostoni, Jim Luceno und Troy Denning für ihre Hilfe, während ich am Manuskript schrieb. Mein Dank gebührt auch Mike Stackpole, für seinen Rat und das Versprechen, wir hätten eine Menge Spaß, und Kris Boldis, der sich ein gutes Beispiel an Mike nahm. Chris Cerasi, Leland Chee, Ben Harper, Enrique Guerrero und Lisa Collins danke ich für ihre sorgfältigen Recherchen und das Korrekturlesen.

Dramatis personae

Anakin Solo: Jedi-Ritter

Ikrit: Jedi-Meister

Imsatad: Captain der Friedensbrigade

Jacen Solo: Jedi-Ritter

Jaina Solo: Jedi-Ritter

Kam Solusar: Jedi-Meister

Luke Skywalker: Jedi-Meister

Mara Jade Skywalker: Jedi-Meister

Mezhan Kwaad: Meistergestalterin der Yuuzhan Vong

Nen Yim: Gestalterschülerin der Yuuzhan Vong

Remis Vehn: Pilot der Friedensbrigade

Sannah: Jedi-Schülerin

Shada D’ukal: Geschäftspartnerin von Talon Karrde

Tahiri Veila: Jedi-Schülerin

Talon Karrde: unabhängiger Informationsmakler

Tionne: Jedi-Ritter

Tsaak Vootuh: Commander der Yuuzhan Vong

Tsavong Lah: Kriegsmeister der Yuuzhan Vong

Uunu: Beschämte der Yuuzhan Vong

Valin Horn: Jedi-Schüler

Vua Rapuung: Krieger der Yuuzhan Vong

Yal Phaath: Meistergestalter der Yuuzhan Vong

Prolog

Dorsk 82 duckte sich hinter die steinerne Treppe am Kai und entging dadurch einem übers Wasser zuckenden Blasterblitz.

»Schnell, an Bord meines Schiffes«, forderte er seine Schützlinge auf. »Sie haben uns erneut gefunden.«

Das war eine Untertreibung. Fünfzig oder mehr aufgeregte Aqualishaner eilten am Gezeitendamm entlang, rempelten sich gegenseitig an und riefen heiser. Die meisten trugen improvisierte Waffen – Keulen, Messer, Steine –, aber einige hoben Spieße, und mindestens einer hatte einen Blaster, was die rauchende Stelle am Kai bewies.

»Kommen Sie mit uns, Meister Dorsk«, sagte der 3D-4-Protokolldroide hinter ihm.

Dorsk bewegte den kahlen, gelb und grün gefleckten Kopf und nickte. »Bald. Ich muss die Aqualishaner aufhalten, damit alle an Bord genug Zeit haben.«

»Sie können sie nicht allein aufhalten, Sir.«

»Vielleicht doch. Und ich möchte mit ihnen reden. Dies ist unvernünftig.«

»Sie sind verrückt geworden«, sagte der Droide. »Überall in der Stadt zerstören sie Droiden!«

»Sie sind nicht verrückt«, erwiderte Dorsk. »Sie fürchten sich nur. Die Yuuzhan Vong sind auf Ando, und möglicherweise erobern sie den Planeten.«

»Aber warum die Zerstörung der Droiden, Meister Dorsk?«

»Weil die Yuuzhan Vong Maschinen hassen«, antwortete der Khommit-Klon. »Sie sind ihnen ein Gräuel.«

»Wie kann das sein? Weshalb hassen sie Maschinen?«

»Das weiß ich nicht«, sagte Dorsk. »Aber es ist eine Tatsache. Bitte geh jetzt. Hilf den anderen an Bord. Mein Pilot hat seine Fluginstruktionen bekommen und sitzt an den Kontrollen. Er wird euch selbst dann in Sicherheit bringen, wenn mir etwas zustößt.«

Der Droide zögerte erneut. »Warum helfen Sie uns, Sir?«

»Weil ich ein Jedi bin und helfen kann. Ihr verdient keine Zerstörung.«

»Sie ebenfalls nicht, Sir.«

»Danke. Ich habe nicht vor, mich zerstören zu lassen.«

Dorsk hob den Kopf, als der Droide seinen klappernden und summenden Artgenossen zum wartenden Schiff folgte.

Die Aqualishaner hatten inzwischen den alten Dammweg erreicht, der die Atollstadt Imthitill mit der verlassenen Fischereiplattform verband, auf der Dorsk kauerte. Offenbar waren sie alle zu Fuß, was bedeutete: Er brauchte sie nur daran zu hindern, ihren Weg fortzusetzen.

Dorsk gab die Deckung der Kaitreppe auf, sprang und landete auf dem Dammweg. Mit dem Lichtschwert an seiner Seite stand er da und beobachtete, wie sich die aufgebrachte Gruppe näherte.

Ich bin ein Jedi, dachte er. Ein Jedi kennt keine Furcht.

Es erstaunte ihn fast, dass er sich tatsächlich nicht fürchtete. Während der Ausbildung bei Meister Skywalker hatte er immer wieder Panikattacken erlitten. Dorsk war der zweiundachtzigste Klon des Khommiten, der als Erster diesen Namen getragen hatte. Er war auf einer Welt aufgewachsen, die sich mit ihrer eigenen, besonderen Art von Perfektion zufrieden gab, und das hatte ihn nicht auf Gefahr, Furcht oder selbst das Unerwartete vorbereitet. Manchmal glaubte er, nie so tapfer sein zu können wie andere Jedi-Schüler oder nie dem Ruf seines berühmten Vorgängers Dorsk 81 gerecht zu werden.

Doch als er in die großen dunklen Augen der Aqualishaner sah, die sich ihm näherten, fühlte er nur sanften Kummer darüber, dass man sie so weit getrieben hatte. Sie mussten schreckliche Angst vor den Yuuzhan Vong haben.

Die Zerstörung der Droiden hatte in kleinem Maßstab begonnen, sich aber innerhalb weniger Tage zu einer planetenweiten Epidemie entwickelt. Die Regierung von Ando – soweit es noch eine gab – billigte die Gewalt gegen Maschinen nicht, aber es kam auch keine Verurteilung von ihr, solange Nichtdroiden bei den Unruhen weder zu Schaden kamen noch getötet wurden. Ohne Hilfe von der Polizei stellte Dorsk 82 die einzige Chance der Droiden dar, und er wollte sie nicht enttäuschen. Er hatte schon zu oft versagt.

Er aktivierte das Lichtschwert, und für einen Augenblick sah er alles um sich herum gleichzeitig. Die untergehende Sonne schien glühendes orangefarbenes Öl ins Meer zu gießen und die hohen Wolken am Horizont in brennende Schlösser zu verwandeln. Weiter oben verblasste der Himmel zu von Gold durchwirkter Jade und Aquamarin, die dann ins Dunkel der Nacht übergingen. Die Lichter in den zylindrischen weißen Türmen von Imthitill flammten nacheinander auf, ebenso an den Fischereiplattformen, die in der Tiefe schwebten.

Auf Dorsks Heimatwelt fehlten solche großartigen Spektakel. Khomms Wetter war ebenso berechenbar und homogen wie die Bewohner des Planeten. Vermutlich gab es außer ihm, Dorsk 82, niemanden in seinem Volk, der diesen Himmel oder die eisengrauen Wellen des Meeres bewundern konnte.

Der Wind trug den Geruch von Salz heran. Dorsk hob das Kinn. Nach all den Jahren gewann er den Eindruck, endlich das zu tun, wovon er geträumt hatte.

Ein Aqualishaner trat vor. Er war kleiner als die meisten anderen, und seine Stoßzähne wiesen Schnitzmuster im lokalen Stil auf. Er trug den fleckigen Feuchtoverall eines Schlepper-Arbeiters.

»Zur Seite, Jedi«, sagte er. »Die Droiden gehen Sie nichts an.«

»Die Droiden stehen unter meinem Schutz«, erwiderte Dorsk ruhig.«

»Es ist nicht Ihre Aufgabe, sie zu schützen!«, rief der Aqualishaner. »Diese Angelegenheit betrifft Sie nicht, solange die Eigentümer keine Einwände erheben.«

»Da bin ich anderer Ansicht«, sagte Dorsk. »Bitte nehmen Sie Vernunft an. Die Zerstörung der Droiden wird die Yuuzhan Vong nicht beschwichtigen. Sie können überhaupt nicht besänftigt werden.«

»Das ist unsere Sache«, betonte der selbst ernannte Sprecher der Gruppe. »Dies ist nicht Ihr Planet, Jedi, sondern unserer. Wissen Sie nicht, dass die Yuuzhan Vong gerade Duro übernommen haben?«

»Nein, das wusste ich nicht«, entgegnete Dorsk. »Und es spielt auch keine Rolle. Kehren Sie in Frieden heim. Ich möchte niemanden von Ihnen verletzen. Ich nehme die Droiden mit, und Sie werden mich nie wieder auf Ando sehen, das schwöre ich.«

Diesmal sah er, wie der Blaster nach oben kam – ein Aqualishaner in der Menge hielt ihn. Dorsk griff mit der Macht zu, und die Waffe flog durch die Luft, erreichte schließlich seine linke Hand.

»Bitte«, sagte er.

Einige Sekunden lang rührte sich niemand. Dorsk spürte Unschlüssigkeit bei seinen Widersachern, aber die Aqualishaner waren stur und ungestüm. Es war leichter, die Explosion einer Nova zu stoppen, als eine aufgebrachte Menge aus Aqualishanern zu beruhigen.

Plötzlich hörte Dorsk ein Summen und sah einen sich nähernden Sicherheitsgleiter. Er trat zurück und beobachtete, wie der Gleiter zwischen ihm und der Gruppe landete. Seine Wachsamkeit ließ selbst dann nicht nach, als acht aqualishanische Polizisten in gelben Körperpanzern ausstiegen und damit begannen, die Menge zurückzudrängen.

Ein Offizier trat vor. »Was ist hier los?«, fragte er.

Dorsk neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Diese Leute wollen einige Droiden zerstören. Ich beschütze die Roboter.«

»Ich verstehe«, sagte der Offizier. »Ist dies Ihr Schiff?«

»Ja.«

»Sind noch andere Jedi an Bord?«

»Nein.«

»Gut.« Der Offizier sprach in ein kleines Komlink, so leise, dass Dorsk nicht hörte, was er sagte. Aber plötzlich begriff der Klon,

was bevorstand.

»Nein!«, rief er, wirbelte herum und lief zum Schiff. Er war erst wenige Meter weit gekommen, als mehrere Strahlblitze gleißten und das Schiff trafen. Die weißen Flammen einer Explosion leckten gen Himmel, trugen Trümmer und Ionen mit sich, die Überreste von Dorsks Schiff, seinem Piloten Hhen und achtunddreißig Droiden.

Die sinnlose Zerstörung erschüttete Dorsk, und er starrte noch immer, als ihn der Betäubungsstab traf.

Er fiel und richtete den gleichen verständnislosen Blick auf die Angreifer. Der Offizier, mit dem er gesprochen hatte, stand vor ihm, den Betäubungsstab in der einen Hand.

»Bleiben Sie liegen, wenn Sie überleben wollen, Jedi.«

»Was? Warum …?«

»Vermutlich wissen Sie nichts davon. Die Yuuzhan Vong haben Frieden angeboten. Sie werden die weitere Eroberung von Duro aufgeben und Ando verlassen, wenn wir ihnen die Jedi übergeben. Sie nehmen euch auch tot, aber lebendig seid ihr ihnen lieber.«

Dorsk 82 griff in die Macht, vertrieb Schmerz und Betäubung und stand auf.

»Weg mit dem Lichtschwert, Jedi«, sagte der Offizier.

Dorsk straffte die Schultern und blickte in die Mündungen mehrerer Blaster. Er ließ die Waffe fallen, die er dem Aqualishaner in der Menge abgenommen hatte, befestigte dann sein Lichtschwert am Gürtel.

»Ich kämpfe nicht gegen Sie«, sagte er. »Gut. Dann haben Sie sicher nichts dagegen, uns Ihr Lichtschwert zu überlassen.«

»Die Yuuzhan Vong werden ihr Wort nicht halten. Sie wollen nur, dass Sie ihren schlimmsten Feind für sie unschädlich machen. Sobald die Jedi aus dem Weg geräumt sind, sind Sie an der Reihe. Wenn Sie mich verraten, so verraten Sie sich selbst.«

»Das Risiko gehen wir ein«, erwiderte der Offizier.

»Ich gehe jetzt fort«, sagte Dorsk und winkte kurz. »Sie werden mich nicht aufhalten.«

»Nein«, entgegnete der Offizier. »Ich halte Sie nicht auf.«

»Und das gilt auch für die anderen.«

Dorsk 82 setzte sich in Bewegung. Einer der Polizisten – er hatte einen stärkeren Willen als die anderen – hob mit zitternden Fingern seinen Blaster.

»Bitte nicht«, sagte Dorsk und streckte die Hand aus.

Der Blasterstrahl streifte die Hand des Jedi, und er taumelte zurück. Die anderen Polizisten erwachten aus der Suggestion, die er in ihrem Selbst platziert hatte. Wieder fauchte ein Blaster, und diesmal durchbohrte der Energiestrahl seinen Oberschenkel. Dorsk sank auf die Knie.

»Hören Sie auf«, sagte der Offizier. »Keine Gedankentricks mehr.«

Mühsam kam Dorsk wieder auf die Beine und trat einen Schritt vor.

Ich bin ein Jedi. Ein Jedi kennt keine Furcht.

Blasterfeuer erhellte die Abenddämmerung.

Hilfe.

Das automatische Signal war schwach.

»Da sind wir«, sagte Uldir. »Na, was habe ich dir gesagt?«

Dacholder, sein Kopilot, klopfte ihm auf die Schulter. »Kein Zweifel, Junge. Du bist der beste Rettungsflieger weit und breit.«

»Ich habe ein gutes Gefühl für die Sache, das ist alles«, erwiderte Uldir. »Versuch einen Kontakt herzustellen.«

»Klar.« Dacholder aktivierte den Kommunikator. »Pride of Thela an havariertes Schiff. Havariertes Schiff, hören Sie mich?«

Die Antwort bestand aus Statik – aber aus modulierter Statik.

»Sie versuchen zu antworten«, sagte Uldir. »Ihre Kom-Einheit muss beschädigt sein. Vielleicht gelingt ein Kontakt, wenn wir näher herankommen. He, da sind sie.«

Die Langstreckensensoren zeigten ein mittelgroßes Raumschiff, das antriebslos im All trieb. Es sollte die Winning Hand sein, ein Vergnügungskreuzer, der vom corellianischen Sektor aus einen Sprung gemacht hatte und dann verschwunden war. Der Sprung hatte die Winning Hand gefährlich nahe an Obroa-skai herangebracht, das jetzt im Raumbereich der Yuuzhan Vong lag. Seit dem Fall von Duro waren die Yuuzhan Vong nicht mehr gegen andere Planeten vorgegangen, aber am Rand des von ihnen kontrollierten Raumgebiets setzten sie gelegentlich Dovin-Basale ein, die Raumschiffe aus dem Hyperraum rissen, die so kühn oder sorglos gewesen waren, den nicht klar definierten Grenzen zu nahe zu kommen. Die meisten von ihnen verschwanden für immer, aber die Winning Hand hatte einen verstümmelten Notruf gesendet, der ihre Lokalisierung ermöglichte: an der Perlemianischen Handelsroute, nicht weit vom Meridian-Sektor entfernt. Der betreffende Bereich war noch immer ziemlich groß, aber seit sechs Jahren befasste sich Uldir mit Suche und Rettung. Im reifen Alter von zweiundzwanzig Jahren zählte er zu den besten Piloten im Korps.

»Genau getroffen«, sagte Dacholder. »Herzlichen Glückwunsch. Noch einmal.«

»Danke, Doc.«

Dacholder war ein wenig älter als Uldir. Frühe graue Strähnen zeigten sich in seinem Haar, das so schnell von der Stirn zurückwich, dass Uldir fast eine Rotverschiebung zu beobachten glaubte. Er war kein besonders guter Pilot, ansonsten aber recht tüchtig, und Uldir mochte ihn.

»Sag mal, Uldir«, begann Dacholder in neugierigem Tonfall, »ich habe dich nie gefragt … Als die Yuuzhan Vong kamen – warum hast du dich nicht zu einer militärischen Einheit versetzen lassen? So wie du fliegst … Du könntest ein echtes Ass sein.«

»Ist zu heiß für mich«, erwiderte Uldir.

»Kohlenstoffmist. Rettung ist doppelt so gefährlich – und das bei nur zehn Prozent der Feuerkraft. Ich habe gehört, dass du während des Falls von Duro drei gestrandete Piloten unter dem Feuer von vier Korallenskippern aufgenommen hast, noch dazu ohne Hilfe.«

»Ich hatte Glück«, sagte Uldir.

»Bist du sicher, dass nicht mehr dahinter steckt?«

»Wie meinst du das?«

»Mir ist zu Ohren gekommen, dass du Skywalkers Jedi-Akademie besucht hast.«

Uldir lachte. »Besucht ist zu viel gesagt. Ich war dort, habe innerhalb kurzer Zeit viele Probleme verursacht und überhaupt kein Talent für die Jedi-Angelegenheiten gezeigt. Aber vielleicht hast du trotzdem Recht. Mir wurde klar, dass ich kein echter Jedi sein konnte, aber ich kann versuchen, es ihnen gleichzutun. Suche und Rettung scheint am besten dafür geeignet zu sein. Und in Kriegszeiten braucht man uns ebenso dringend wie die anderen Piloten.«

»Und du musst nicht töten.«

Uldir zuckte mit den Schultern. »Klingt richtig. Wann hast du begonnen, so viel über mich nachzudenken, Doc?« Er schaltete den Bildschirm auf Vergrößerung. »Dort ist sie«, sagte er, als das Schiff auf dem Schirm erschien. »Sieht gar nicht so schlimm aus. Vielleicht kam niemand zu Schaden.«

»Hoffen wir’s«, meinte Dacholder.

»Fällt dir sonst etwas dort draußen auf?«

»Nein, nichts«, antwortete Dacholder.

»Gut. Wir sind hier außerhalb des von den Yuuzhan Vong kontrollierten Raumbereichs, aber nicht so weit außerhalb. Zwar habe ich an diesem Schiff herumgebastelt und es verbessert, aber ich möchte es nicht mit einem Interdiktionsfeld zu tun bekommen.«

»Mir ist aufgefallen, dass du zwanzig Prozent mehr Leistung aus den Trägheitskompensatoren herausgeholt hast. Gute Arbeit.«

»Es zeigt, was man leisten kann, wenn man überhaupt kein Privatleben hat.« Uldir korrigierte den Kurs. »Die Manövrierfähigkeit der Winning Hand scheint eingeschränkt zu sein, aber die Lebenserhaltungssysteme funktionieren offenbar.«

»Ja.«

Uldir sah kurz zur Seite und musterte seinen Kopiloten. Dacholder wirkte nervös, und das war seltsam. Zwar hatte er nicht die besten Nerven im Korps, aber als Feigling konnte man ihn gewiss nicht bezeichnen. Vielleicht lag es daran, dass sie so weit draußen waren, ganz allein. Der Krieg zwang alle, die Ressourcen immer mehr zu strecken.

»Uldir …«, sagte Dacholder plötzlich.

»Mhm?«

»Glaubst du, wir können sie schlagen? Die Vong?«

»Das ist eine verrückte Frage«, erwiderte Uldir. »Natürlich können wir sie schlagen. Sie haben uns nur überrascht, das ist alles. Du wirst sehen. Sobald das Militär richtig plant und die Jedi einsetzt … Dann dauert es nicht lange, bis die Yuuzhan Vong die Flucht ergreifen.«

Dacholder schwieg einige Sekunden lang und beobachtete, wie das Schiff auf dem Bildschirm größer wurde.

»Ich glaube nicht, dass wir sie schlagen können«, sagte er leise. »Ich glaube, wir sollten nicht einmal gegen sie kämpfen.«

»Wie meinst du das?«

»Von Anfang an haben sie uns eine Lektion nach der anderen erteilt. Wenn sie energisch genug vorstoßen, übernehmen sie Coruscant, bevor du zwinkern kannst.«

»Das ist ziemlich defätistisch.«

»Es ist ziemlich realistisch.«

»Und?«, fragte Uldir ein wenig zu hitzig. »Glaubst du, wir sollten aufgeben?«

»Das ist nicht nötig. Eigentlich sind die Vong gar nicht so zahlreich. Sie haben bereits so viele Planeten, wie sie brauchen, das haben sie selbst gesagt. Seit Duro sind sie recht passiv geblieben, und sie …«

Die Konsole beanspruchte Uldirs Aufmerksamkeit, und deshalb hörte er das Ende des Satzes nicht. »Augenblick«, sagte er. »Versuch noch einmal, einen Kontakt mit dem Schiff herzustellen.«

»Warum?«

»Alle Systeme der Winning Hand sind gerade aktiv geworden, und sie bemüht sich, einen Traktorstrahl auf uns zu richten.« Uldir begann mit Ausweichmanövern.

»Gib ihr die Möglichkeit, uns einzufangen, Uldir«, sagte Dacholder. »Zwing mich nicht, Gebrauch hiervon zu machen.«

Uldir stellte verblüfft fest, dass Dacholder mit einem Blaster auf seinen Kopf zielte.

»Was bedeutet das, Doc?«

»Tut mir Leid, Junge. Ich mag dich, wirklich. Dies ist mir ebenso zuwider wie das Trinken von Säure, aber es geht nicht anders.«

»Was geht nicht anders?«

»Der Kriegsmeister der Yuuzhan Vong hat sich sehr klar ausgedrückt. Er möchte alle Jedi.«

»Du verdammter Narr, Doc, ich bin kein Jedi.«

»Es gibt eine Liste, Uldir, und dein Name steht darauf.«

»Liste? Was für eine Liste? Wessen Liste? Es kann keine Liste der Yuuzhan Vong sein, denn sie wissen nicht, wer die Akademie besuchte und wer nicht.«

»Stimmt. Einige von uns sitzen weit oben.«

Uldir kniff die Augen zusammen. »Von uns? Gehörst du zur Friedensbrigade, Doc?«

»Ja.«

»Na, da soll mich doch …« Uldir unterbrach sich. »Und das Schiff da draußen. Es soll mich zu den Yuuzhan Vong bringen, nicht wahr?«

»Es war nicht meine Idee, Junge. Man hat mir Anweisungen gegeben, und die befolge ich. Schluss jetzt mit den Ausweichmanövern. Lass dich von der Winning Hand einfangen.«

»Ich bin kein Jedi«, wiederholte Uldir.

»Nein? Ich habe dein Gespür immer für zu gut gehalten. Du scheinst Dinge zu sehen, bevor sie da sind.«

»Ja, so wie dies, nicht wahr?«

»Es spielt ohnehin keine Rolle. Wichtig ist, dass sie dich für einen Jedi halten. Und bestimmt weißt du über Dinge Bescheid, die für sie von Interesse sind.«

»Tu es nicht, Doc, ich beschwöre dich. Du weißt, was die Yuuzhan Vong mit ihren Opfern anstellen. Wie kannst du auch nur daran denken, Vereinbarungen mit ihnen zu treffen? Lieber Himmel, sie haben Ithor zerstört!«

»Soweit ich weiß, war ein Jedi namens Corran Horn dafür verantwortlich.«

»Banthafutter.«

Dacholder seufzte. »Ich zähle bis drei, Uldir.«

»Bitte nicht, Doc.«

»Eins.«

»Ich lasse mich nicht zu den Yuuzhan Vong bringen.«

»Zwei.«

»Bitte.«

»Dr…«

Er bekam keine Gelegenheit, das Wort ganz auszusprechen. Bevor Dacholder es beenden konnte, war er im Vakuum, zwanzig Meter entfernt, und beschleunigte noch immer. Uldir versiegelte das Cockpit. Es knackte in seinen Ohren, und das Gesicht prickelte vom kurzen Kontakt mit dem Nichts. Er blickte dorthin, wo sich der Schleudersitz befunden hatte.

»Tut mir Leid, Doc«, sagte er. »Du hast mir keine andere Wahl gelassen. Ich glaube, es war ganz gut, dass ich dir nicht von allen Modifikationen an Bord erzählt habe.«

Er gab Schub und entfernte sich schnell von der Winning Hand. Als der Kreuzer ebenfalls schneller wurde und aufzuholen begann, sprang Uldir in den Hyperraum und war fort.

Er wusste nicht, wohin der Sprung führte. Wenn er ihn überlebte … Erwartete ihn dann Sicherheit?

Und selbst wenn er sich dann in Sicherheit wähnen durfte – was war mit den echten Jedi, mit seinen Freunden von der Akademie?

Uldir begriff, dass er sich vor dieser Sache nicht verstecken konnte. Meister Skywalker musste erfahren, was geschah. Erst nachdem er ihm Bericht erstattet hatte, durfte er an sich selbst denken.

Swilja Fenn versuchte, auf den Beinen zu bleiben. Eigentlich eine einfache Sache, das Stehen. Man dachte kaum darüber nach. Aber die lange Verfolgung auf Cujicor, reichlich Blutverlust und Gefangenschaft in einer kleinen Zelle an Bord eines Schiffes der Friedensbrigade – dadurch wurden selbst einfache Dinge schwer. Swilja besann sich auf die Macht, und Hilflosigkeit ließ ihre Lekku zucken.

Die Mistkerle von der Friedensbrigade hatten sie gefesselt, halb bewusstlos auf einem namenlosen Mond zurückgelassen und sich dann aus dem Staub gemacht. Wenig später waren die Yuuzhan Vong eingetroffen. Sie hatten Swilja die Fesseln abgenommen und sie durch eine lebende, gallertartige Substanz ersetzt, dabei die ganze Zeit über in einer Sprache gezischt, die nur aus Flüchen zu bestehen schien.

Es folgten weitere Reisen und dunkle Orte, und dann schließlich dies: Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten in einem großen Raum, der sich im Innern eines gewaltigen rohen Fleischstücks zu befinden schien. Er roch auch so.

»Was habt ihr Lylekdung-Wühler mit mir vor?«, knurrte Swilja und vergaß vorübergehend ihre Jedi-Ausbildung.

Diese unüberlegten Worte brachten ihr einen Schlag ins Gesicht ein, heftig genug, um sie von den Beinen zu stoßen.

Als sie sich wieder aufrappelte, stand er vor ihr.

Die Yuuzhan Vong mochten Narben. Sie fanden großen Gefallen an zerschnittenen Gesichtern und Tätowierungen, an abgetrennten Fingern und Zehen. Je weiter oben in der Hierarchie sie standen, desto weniger Extremitäten schienen sie zu haben, zumindest weniger von denen, mit denen sie geboren worden waren, denn sie mochten auch Implantate.

Der vor ihr stehende Yuuzhan Vong musste weit oben in der Hierarchie stehen, denn er sah aus, als wäre er in einen Behälter mit Vibroklingen gefallen. Schuppen in der Farbe von geronnenem Blut bedeckten den größten Teil seines Körpers; eine Art Umhang reichte von den Schultern herab und zuckte langsam.

Und wie die anderen Yuuzhan Vong war er nicht da. Wenn er ein Twi’lek, Mensch oder Rodianer gewesen wäre, hätte Swilja sein Herz mit der Macht anhalten oder sein Genick brechen können. Ob dunkle Seite oder nicht, sie hätte es getan, um die Galaxis für immer von ihm zu befreien.

Sie versuchte es auf die nächstbeste Weise und sprang mit der Absicht vor, ihm die Augen auszukratzen. Er stand nur einen Meter entfernt; es sollte ihr möglich sein, eine dieser Schottermaden ins Jenseits mitzunehmen.

Unglücklicherweise stellte sich heraus, dass die nächstbeste Weise exponential weniger wirksam war als die beste. Jener Wächter, der sie auch zuvor geschlagen hatte, streckte blitzschnell die Hand aus, packte ihre Lekku und zog sie zurück, bevor sie das Monstrum vor ihr erreichen konnte.

»Ich kenne Sie«, zischte Swilja, spuckte Zähne und Blut aus. »Sie sind derjenige, der unsere Köpfe verlangt. Tsavong Lah.«

»Ich bin Kriegsmeister Tsavong Lah«, bestätigte das Ungeheuer.

Sie spuckte nach ihm. Der Speichel traf seine Hand, aber er achtete nicht darauf, gönnte ihr nicht einmal die Genugtuung, ihn zu verärgern.

»Ich gratuliere Ihnen«, sagte Tsavong Lah. »Sie haben sich des ehrenvollen Opfers als würdig erwiesen. Sie sind weitaus bewundernswerter als der feige Abschaum, der Sie zu uns brachte. Er wird einfach nur sterben, wenn seine Zeit kommt. Wir beabsichtigen nicht, die Götter zu verhöhnen, indem wir ihn opfern.« Plötzlich zeigte er mehr vom Innern seines Munds, als Swilja sehen wollte. Vielleicht war es ein Grinsen.

»Wenn Sie wissen, wer ich bin, so dürfte Ihnen auch klar sein, was ich will«, sagte Tsavong Lah.

»Ich habe keine Ahnung, was Sie wollen. Aber nach dem zu urteilen, was ich von Ihnen weiß, würde vermutlich selbst ein Hutt das Kotzen kriegen.«

Tsavong Lah befeuchtete sich die Lippen und drehte den Kopf ein wenig. Sein Blick durchbohrte Swilja.

»Helfen Sie mir, Jacen Solo zu finden«, sagte er. »Mit Ihrer Hilfe werde ich ihn finden.«

»Fressen Sie Poodoo.«

Tsavong Lah schob ein Lachen durch den Schredder seiner Zähne.

»Es ist nicht meine Aufgabe, Sie zur Zusammenarbeit zu bewegen«, sagte er. »Dafür habe ich Spezialisten. Und wenn Sie sich trotzdem weigern, mir zu helfen … Es gibt noch andere, viele andere. Eines Tages werden Sie sich alle der Wahrheit öffnen – oder sterben.« Nach diesen Worten schien er Swilja einfach zu vergessen. Seine Augen leerten sich, bis in ihnen nichts mehr darauf hindeutete, dass er die Twi’lek sah oder gesehen hatte, und langsam ging er fort.

»Sie irren sich!«, schrie Swilja, als man sie fortzerrte. »Die Macht ist stärker als Sie. Die Jedi werden Ihr Ende sein, Tsavong Lah!«

Der Kriegsmeister drehte sich nicht um, ging ruhig weiter.

Eine Stunde später glaubte Swilja selbst nicht mehr an ihre tapferen Worte. Sie erinnerte sich nicht einmal an sie. Es existierte nur noch Schmerz für sie, und dann gar nichts mehr.

ERSTER TEIL

Praxeum

1

Luke Skywalker stand ruhig und kerzengerade vor den versammelten Jedi, das Gesicht gefasst und härter als Durastahl. Die straffen Schultern, seine präzisen Gesten, Bedeutung und Klang jedes einzelnen Wortes – alles kündete von Zuversicht und Kontrolle.

Doch Anakin Solo erkannte es als Lüge. Zorn und Furcht erfüllten den Raum wie mit hundert Atmosphären Überdruck, und unter diesem Gewicht zerbrach etwas in Meister Skywalker. Er schien die Hoffnung zu verlieren. Anakin glaubte, nie etwas Schlimmeres empfunden zu haben, und in den sechzehn Jahren seines Lebens hatte er viele schlimme Dinge erlebt.

Der Eindruck dauerte nicht lange. Nichts war gebrochen – nur verbogen, und was auch immer es sein mochte: Es wurde wieder gerade, und Meister Skywalker war erneut stark und zuversichtlich, in der Macht ebenso wie für das Auge. Anakin bezweifelte, dass außer ihm jemand etwas bemerkt hatte.

Aber ihm war es nicht entgangen. Etwas hatte das Unerschütterliche erschüttert. Und das würde Anakin nie vergessen. Wieder hatte er etwas verloren, das ihm unveränderlich erschienen war. Ein weiterer Gleiter sauste unter seinen Füßen fort, und er blieb flach auf dem Rücken liegen und fragte sich, was geschehen war. Lernte er es denn nie?

Er zwang sich, den Blick seiner eisblauen Augen auf Meister Skywalker zu fokussieren, auf sein vertrautes, vom Alter und von Narben gezeichnetes Gesicht. Hinter ihm, jenseits des großen Fensters aus Transparistahl, wogten das endlose Licht und Leben von Coruscant. Vor dem Hintergrund gewaltiger Gebäude und dahingleitender Lichtspuren wirkte der Meister irgendwie schwach oder abgelenkt.

Anakin gewann Abstand vom Kummer, indem er sich auf die Worte seines Onkels konzentrierte.

»Ich verstehe, wie du dich fühlst, Kyp«, sagte Meister Skywalker.

Kyp Durron war in gewisser Weise ehrlicher als Meister Skywalker. Der Zorn in seinem Herzen spiegelte sich auch in seinem Gesicht wider. Wenn die Jedi ein Planet gewesen wären, hätte Meister Skywalker an einem Pol gestanden, Ruhe ausstrahlend, und Kyp Durron am anderen, voller Wut die Fäuste geballt.

Irgendwo in der Nähe des Äquators begann der Planet auseinander zu brechen.

Kyp trat einen Schritt vor und strich sich mit der einen Hand durchs dunkle, von silbergrauen Strähnen durchzogene Haar. »Meister Skywalker«, sagte er, »ich behaupte, dass du nicht weißt, wie ich mich fühle. Wenn das der Fall wäre, würde ich es in der Macht spüren. Wir alle könnten das. Aber du verbirgst deine Gefühle vor uns.«

»Ich habe nicht gesagt, dass ich so fühle wie du«, erwiderte Skywalker ruhig. »Ich habe nur darauf hingewiesen, dass ich verstehe.«

»Ah.« Kyp nickte, hob den Zeigefinger und richtete ihn auf Skywalker, als würde ihm plötzlich klar, was er meinte. »Du meinst, du verstehst in intellektueller Hinsicht, aber nicht mit dem Herzen! Die von dir ausgebildeten und inspirierten Jedi werden überall in der Galaxis gejagt und getötet, und du ›verstehst‹ das so, wie man eine Gleichung versteht?«

»Natürlich möchte ich etwas unternehmen«, sagte Luke. »Deshalb habe ich diese Versammlung einberufen. Aber Zorn ist nicht die richtige Antwort. Auch Angriff ist keine Antwort, und Vergeltung erst recht nicht. Wir sind Jedi. Wir verteidigen und helfen.«

»Wen verteidigen wir? Und wo leisten wir Hilfe? Verteidigen wir die Wesen, die wir vor Palpatines Grausamkeit gerettet haben? Helfen wir der Neuen Republik und ihren Bürgern? Beschützen wir jene, für die wir immer wieder unser Blut vergossen haben, für die Sache des Friedens und des Allgemeinwohls? Die gleichen feigen Wesen verleumden und verhöhnen uns jetzt, opfern uns ihren neuen Yuuzhan-Vong-Herren. Niemand will unsere Hilfe. Man will uns tot und vergessen. Es wird Zeit, dass wir uns selbst verteidigen. Jedi für die Jedi!«

Applaus erklang im Saal, nicht ohrenbetäubend laut, aber auch nicht unbedeutend. Anakin musste einräumen, dass Kyps Ausführungen durchaus einen Sinn ergaben. Wem konnten die Jedi jetzt noch vertrauen? Offenbar nur anderen Jedi.

»Was sollten wir deiner Meinung nach tun, Kyp?«, fragte Luke sanft.

»Das habe ich bereits gesagt. Wir sollten uns verteidigen und gegen das Böse kämpfen, wie auch immer es sich tarnt. Und wir dürfen den Kampf nicht zu uns kommen lassen, auf dass er uns zu Hause überrascht, im Schlaf, bei unseren Kindern. Lasst uns aufbrechen und nach dem Feind suchen. Eine Offensive gegen das Böse ist Verteidigung.«

»Mit anderen Worten: Du möchtest, dass wir uns alle so verhalten wie du und deine Gruppe.«

»Ich möchte, dass wir uns ein Beispiel an dir nehmen, Meister Skywalker – als du gegen das Imperium gekämpft hast.«

Luke seufzte. »Damals war ich jung«, sagte er. »Es gab viele Dinge, die ich nicht verstand. Aggression ist der Weg der dunklen Seite.«

Kyp rieb sich das Kinn und lächelte kurz. »Und wer, Meister Skywalker, sollte das besser wissen als jemand, der den Weg der dunklen Seite beschritten hat?«

»Genau«, bestätigte Luke. »Ich fiel, obwohl ich es besser wusste. Wie du, Kyp. Wir beide glaubten, jeder auf seine Weise, wir wären klug und gewandt genug, um auf einem Laserstrahl zu gehen, ohne uns zu verbrennen. Wir irrten uns beide.«

»Aber wir kehrten zurück.«

»Mit Mühe und Not. Mit viel Hilfe und Liebe.«

»Zugegeben. Aber es gab andere. Kam Solusar, zum Beispiel, nicht zu vergessen dein eigener Vater …«

»Worauf willst du hinaus, Kyp? Dass es leicht ist, von der dunklen Seite zurückzukehren? Dass man deshalb ruhig ein Risiko eingehen kann?«

Kyp hob und senkte die Schultern. »Ich meine, die Grenze zwischen Dunkelheit und Licht ist nicht so scharf, wie du sie darstellst. Und sie befindet sich auch nicht dort, wo du sie zu erkennen glaubst.« Unterm Kinn presste er die Fingerspitzen aneinander und gab sich nachdenklich. »Meister Skywalker, wenn mich jemand mit einem Lichtschwert angreift, darf ich mich dann mit meinem eigenen Schwert verteidigen, auf dass mir der Angreifer nicht den Kopf abschlägt? Oder ist das zu aggressiv?«

»Natürlich darfst du dich verteidigen.«

»Und nachdem ich den Hieb des Angreifers pariert habe … Darf ich dann zum Gegenangriff übergehen und selbst zuschlagen? Wenn das nicht zulässig ist, müssen wir uns fragen, warum man uns überhaupt beibringt, mit dem Lichtschwert zu kämpfen. Warum lernen wir nicht nur, wie man sich verteidigt, um ständig zurückzuweichen, bis uns der Gegner in die Enge treibt und unsere Arme müde werden, bis wir schließlich nicht mehr in der Lage sind, alle Hiebe abzuwehren? Meister Skywalker, manchmal ist Angriff die beste Verteidigung. Das weißt du ebenso gut wie alle anderen.«

»Das stimmt, Kyp. Ich weiß es tatsächlich.« »Aber du vermeidest den Kampf, Meister Skywalker. Du blockierst und parierst, aber du schlägst nicht selbst zu. In der Zwischenzeit vermehren sich die gegen dich gerichteten Klingen. Und du beginnst zu verlieren, Meister Skywalker. Eine Gelegenheit nicht genutzt! Und dort liegt Daeshara’cor, tot. Ein weiterer Schnitzer in deiner Verteidigung, und Corran Horn wird als Zerstörer von Ithor verleumdet und gezwungen, sich zurückzuziehen. Wieder wird ein Angriff vernachlässigt, und Wurth Skidder leistet Daeshara’cor im Tod Gesellschaft. Es kommt gleich zu mehreren Fehlern, als eine Million Klingen auf dich zielen, und die Liste der Opfer erweitert sich um Dorsk 82, Seyyerin Itoklo und Swilja Fenn. Hinzu kommen jene, von deren Tod wir derzeit noch nichts wissen und die morgen sterben werden. Wann willst du angreifen, Meister Skywalker?«

»Das ist doch lächerlich!«, erklang eine scharfe Stimme, nur einen halben Meter von Anakins Ohr entfernt. Sie gehörte seiner Schwester Jaina, deren Gesicht zu glühen schien. »Vielleicht hörst du nicht alle Neuigkeiten, während du herumläufst und mit deiner Gruppe den Helden spielst, Kyp. Vielleicht bist du so überheblich geworden, dass du deinen Weg für den einzig möglichen hältst. Während du damit beschäftigt gewesen bist, dort draußen deine Waffen zu schwingen, hat Meister Skywalker in aller Stille hart gearbeitet, um dafür zu sorgen, dass nicht alles auseinander bricht.«

»Ja, und er hat wirklich gute Arbeit geleistet, nicht wahr?«, erwiderte Kyp. »Nehmen wir Duro. Wie viele Jedi waren dort betroffen? Fünf? Sechs? Und nicht einer von euch – Meister Skywalker eingeschlossen – hat den Verrat gewittert, bis es schließlich zu spät war. Warum hat die Macht euch nicht geleitet?« Er zögerte kurz und schlug dann mit der Faust auf die flache Hand. »Weil ihr euch wie Kindermädchen verhalten habt, nicht wie Jedi-Ritter! Ich habe gehört, dass sich einer von euch sogar geweigert hat, die Macht zu benutzen.« Er richtete einen viel sagenden Blick auf Jainas Zwillingsbruder, der mit steinerner Miene auf der anderen Seite des Saals saß.

»Lass Jacen aus dieser Sache heraus«, zischte Jaina.

»Dein Bruder war wenigstens ehrlich, als er sich weigerte, seine Fähigkeiten zu nutzen«, sagte Kyp. »Es war falsch, aber ehrlich. Und als ihm schließlich keine Wahl mehr blieb, machte er doch davon Gebrauch. Der Rest dieser Gruppe hat keine Entschuldigung für seine Zwiespältigkeit. Wenn die Rettung unserer Galaxis vor den Yuuzhan Vong kein ausreichendes Motiv ist, um unsere ganze Macht einzusetzen, so sollten wir uns auf die Selbsterhaltung besinnen!«

»Jedi für Jedi!«, rief Octa Ramis, die noch immer über den Verlust von Daeshara’cor trauerte.

»Ich versuche, sowohl uns selbst als auch die Galaxis zu schützen«, sagte Luke. »Wenn wir den Kampf gegen die Yuuzhan Vong mit der dunklen Seite der Macht gewinnen, so erringen wir keinen Sieg.«

Kyp rollte die Augen und verschränkte die Arme. »Ich wusste, dass es ein Fehler war, hierher zu kommen«, sagte er. »In jeder Sekunde, die ich hier mit diesem Gespräch vergeude, könnte ich einen Torpedo auf die Yuuzhan Vong abfeuern.«

»Wenn du das wusstest, warum bist du dann hierher gekommen?«

»Weil ich dachte, dass selbst du jetzt das Muster auf der Huj-Matte erkennst, Meister Skywalker. Nachdem du monatelang untätig gewesen bist, während wir immer weniger wurden; nachdem du die Lügen gehört hast, die man sich vom Rand bis zum Kern über uns Jedi erzählt … Ich dachte, du würdest endlich einsehen, dass es Zeit wird, zu handeln. Ich bin hierher gekommen, Meister Skywalker, um von dir zu hören: Jetzt reicht es. Ich habe gehofft, du wärst bereit, alle Jedi in den Kampf um eine gerechte Sache zu führen. Stattdessen erlebe ich erneut jene Unschlüssigkeit, die ich inzwischen satt habe.«

»Da irrst du dich, Kyp. Diese Versammlung wurde von mir einberufen, um echte Entscheidungen darüber zu treffen, was wir in Hinsicht auf die Krise unternehmen sollen.«

»Dies ist keine Krise, sondern ein Massaker!«, stieß Kyp hervor. »Und ich weiß bereits, was es zu unternehmen gilt. Ich kämpfe schon seit einer ganzen Weile gegen den Feind.«

»Die Leute haben Angst, Kyp. Sie erleben einen Albtraum, ebenso wie wir. Sie möchten daraus erwachen.«

»Ja. Und in der Hoffnung auf ein Erwachen geben sie den Albtraumungeheuern das, was sie verlangen. Droiden. Städte. Planeten. Flüchtlinge. Und jetzt auch Jedi. Indem du dich weigerst, gegen den Verrat vorzugehen, verzeihst du ihn fast, Meister Skywalker.«

»Banthafutter!«, schnappte Jacen und beendete damit sein Schweigen. »Meister Skywalker ist nicht selbstzufrieden gewesen. Das war niemand von uns. Aber die von dir vorgeschlagene unmittelbare Aggression ist …«

»Wirkungsvoll?«, höhnte Kyp.

»Glaubst du?«, fragte Jacen herausfordernd. »Was hat deine Gruppe denn erreicht? Es ist euch gelungen, einige Versorgungsschiffe der Yuuzhan Vong zu plündern. Wir hingegen haben zehntausende gerettet …«

»Und wozu gerettet? Damit sie von Planet zu Planet fliehen können, bis es keinen Ort mehr gibt, der Sicherheit bietet? Jacen Solo, der du die Macht geleugnet hast, willst du mir sagen, was wirkungsvoll ist und was nicht?«

»Dieser Streit führt zu nichts«, warf Luke ein. »Wir brauchen Ruhe. Wir müssen vernünftig über alles nachdenken.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob wir Ruhe und Rationalität brauchen«, erwiderte Kyp. »Denk nur daran, wohin uns rationale Politik gebracht hat. Wir sind jetzt allein, begreifst du das denn nicht? Alle wenden sich gegen uns.«

»Du übertreibst.«

Anakins Blick glitt zu der Person, von der die letzten Worte stammten: Cilghal. Die Mon Calamari drehte den fischartigen Kopf und sah mit knolligen Augen durch den Saal.

»Im Senat und bei den Völkern der Neuen Republik haben wir noch viele Verbündete«, sagte Cilghal.

»Wenn du damit Leute meinst, denen der Mumm fehlt, uns dem Feind auszuliefern, so stimme ich dir zu«, entgegnete Kyp. »Aber gedulde dich noch ein wenig. Weitere Jedi werden sterben oder in Gefangenschaft geraten. Bleib hier, denk nach und warte ab. Ich lege die Hände nicht in den Schoß. Ich weiß, worum es bei dem Kampf geht und wo er stattfindet.« Im Anschluss an diese Worte drehte sich Kyp um und schritt zum Ausgang.

»Nein!«, flüsterte Jaina Anakin zu. »Wenn Kyp geht, nimmt er zu viele mit.«

»Und?«, erwiderte Anakin. »Bist du so sicher, dass er Unrecht hat?«

»Natürlich bin ich …« Jaina unterbrach sich, zögerte und begann erneut. »Es hilft niemandem von uns, wenn wir uns spalten. Wir müssen versuchen, Onkel Luke zu helfen. Komm.«

Jaina folgte Kyp nach draußen, und nach zwei oder drei Sekunden schloss sich Anakin ihr an. Hinter ihnen begann die Debatte erneut, aber gedämpfter als vorher.

Kyp drehte sich um, als Jaina und Anakin näher kamen. »Was wollt ihr?«

»Wir möchten dich zur Vernunft bringen«, sagte Jaina.

»Ich habe jede Menge Vernunft«, erwiderte Kyp. »Du solltest es besser wissen. Wann seid ihr beide jemals einem Kampf ausgewichen? Es sieht euch gar nicht ähnlich, tatenlos dazusitzen, während andere kämpfen.«

»Ich bin nicht tatenlos gewesen«, brauste Jaina auf. »Auch Anakin nicht, oder Onkel Luke oder …«

»Schon gut, Jaina. Ich habe größten Respekt vor Meister Skywalker, aber er irrt sich. Ich sehe die Yuuzhan Vong ebenso wenig in der Macht wie er, aber das brauche ich auch gar nicht, um zu wissen, dass sie böse sind und dass wir sie aufhalten müssen.«

»Könntest du Onkel Luke nicht ausreden lassen und ihm ruhig zuhören?«

»Das habe ich. Er hat nichts gesagt, an dem ich interessiert gewesen wäre, und dabei wird es bleiben.« Kyp schüttelte den Kopf. »Euer Onkel hat sich verändert. Etwas geschieht mit Jedi-Meistern, wenn sie in der Macht älter werden. Etwas, das mit mir nicht passieren wird. Sie machen sich solche Sorgen um die lichte und die dunkle Seite, dass sie nicht mehr agieren können und passiv bleiben. Wie Obi-Wan Kenobi. Anstatt die Initiative zu ergreifen, gab er sich der Niederlage hin, um eins zu werden mit der Macht und Luke alle moralischen Risiken zu überlassen.«

»Onkel Luke erzählt es anders.«

»Euer Onkel hat zu wenig Abstand davon. Und jetzt ist er wie Kenobi geworden.«

»Was soll das heißen?«, fragte Jaina. »Behauptest du etwa, dass Onkel Luke ein Feigling ist?«

Kyp zuckte mit den Schultern und lächelte kurz. »Wenn es um sein Leben geht, nein. Aber wenn es die Macht betrifft …« Er winkte ab. »Frag deinen Bruder Jacen. Die ganze Galaxis bricht auseinander, und er grübelt über theoretische Philosophie.«

»Aber er hat die Macht genutzt, wie du zugegeben hast«, erwiderte Jaina.

»Um seiner Mutter das Leben zu retten, wie ich hörte. Und fast hätte er es nicht getan. Wie lange war sie im Bacta-Tank?«

»Er hat sie gerettet, und auch mich.«

»Natürlich. Aber hätte er die Macht benutzt, um einige ihm unbekannte Duros zu retten? Da er zuvor ausreichend Gelegenheit dazu hatte, lautet die Antwort ganz offensichtlich nein. Es war also kein allgemeiner Respekt vor der Erhaltung des Lebens oder etwas in der Art, das ihn veranlasste, gegen das selbst auferlegte Verbot zu verstoßen, oder?«

»Nein«, murmelte Anakin.

»Anakin!«, sagte Jaina scharf.

»Es stimmt«, erwiderte ihr Bruder. »Ich bin froh, dass er es getan hat, und ich bin froh, dass er den Kriegsmeister verletzt hat, als dieser die Auslieferung aller Jedi forderte. Aber Kyp hat Recht. Wenn es nicht um Mutter und dich gegangen wäre …«

»Jacen machte eine schwere Zeit durch«, sagte Jaina.

»Als ob das bei uns anderen nicht der Fall wäre«, gab Anakin zurück.

»Ich muss jetzt gehen«, sagte Kyp. »Wenn jemand von euch mit mir fliegen will, so setzt euch mit mir in Verbindung. Abgesehen davon hoffe ich, dass Meister Skywalker irgendwann ein Einsehen hat. Ich kann nur nicht bis dahin warten. Möge die Macht mit euch sein.«

Jaina und Anakin sahen ihm nach.

»Wenn ich doch nur nicht so oft denken würde, dass er Recht hat«, flüsterte Jaina. »Ich fühle mich so, als verriete ich Onkel Luke.«

Anakin nickte. »Ich weiß, was du meinst. Aber Kyp hat Recht, zumindest in einem Punkt. Was auch immer wir unternehmen: Wir müssen auf uns selbst achten.«

»Jedi für Jedi?« Jaina schnaubte. »Das ist Onkel Luke klar. Ich weiß nicht, wohin er Mutter, Vater, 3PO und R2 geschickt hat, aber es hat etwas mit dem Aufbau eines Netzwerks zu tun, das Jedi die Flucht ermöglichen soll, bevor sie den Yuuzhan Vong übergeben werden.«

Anakin schüttelte den Kopf. »Schön und gut, aber genau das meinte Kyp, als er davon sprach, dass wir uns nur verteidigen. Wir gewinnen diesen Krieg nie, wenn wir uns darauf beschränken, zu reagieren. Wir müssen agieren. Wir brauchen Informationen. Wir müssen herausfinden, welche Jedi in Gefahr sind, bevor man es auf sie abgesehen hat.«

»Wie sollen wir das erfahren?«

»Denk logisch. Jeder bereits von den Yuuzhan Vong übernommene Planet ist gefährlich. Gefahr droht auch auf den Welten, die dem von den Vong kontrollierten Raumbereich am nächsten sind – weil ihre Bewohner Angst haben und irgendeine Übereinkunft mit dem Yuuzhan Vong treffen wollen.«

»Der Kriegsmeister meinte, er würde den Rest der Galaxis verschonen, wenn man ihm alle Jedi übergäbe. So etwas veranlasst Leute, die dumm genug sind, ihm zu glauben, zu verzweifelten Maßnahmen. Auf Duro haben wir gesehen, was die Versprechen der Yuuzhan Vong wert sind. Wer sich ihnen widersetzt, wird niedergemäht. Wer zur Kooperation bereit ist, wird ebenfalls niedergemäht, während die Vong über die Dummheit der betreffenden Leute lachen.«

Anakin zuckte mit den Schultern. »Viele Leute sind eher bereit, den Lügen der Yuuzhan Vong zu glauben, als ein Risiko einzugehen. Die Frage lautet …«

»Die Frage lautet: Warum seid ihr beide hier draußen und nicht im Saal?«, fragte Jacen Solo vom Ende des Korridors.

»Wir wollten Kyp dazu bringen, zu bleiben«, teilte Anakin seinem älteren Bruder mit.

»Es wäre leichter, eine Siringana mit Worten in einen Käfig zu locken.«

»Mag sein«, gestand Jaina. »Aber wir mussten es wenigstens versuchen. Ich schätze, jetzt sollten wir in den Saal zurückkehren.«

»Schon gut. Kurz nachdem Kyp gegangen ist, hat Onkel Luke die Besprechung vertagt. Zu viel Sorge und Verwirrung.«

»Die Dinge entwickeln sich nicht besonders gut«, sagte Jaina.

»Nein. Zu viele glauben, dass Kyp Recht hat.«

»Was meinst du?«, fragte Anakin.

»Er hat Unrecht«, antwortete Jacen sofort. »Mit Aggression auf Aggression zu reagieren, das kann nicht die Lösung sein.«

»Nein? Wenn du nicht zu dieser besonderen Lösung gegriffen hättest, wärst du jetzt tot, ebenso Mutter und Jaina. Wäre das Universum dann besser dran?«

»Anakin, ich bin nicht stolz auf …«, begann Jacen.

Jaina unterbrach ihn. »Fangt nicht schon wieder an. Anakin und ich haben über etwas Konstruktives gesprochen, als du zu uns gekommen bist. Lasst uns nicht zanken, so wie die anderen. Immerhin sind wir Geschwister. Wenn wir nicht über diese Dinge reden können, ohne die Geduld zu verlieren – wie sollen wir es dann von den anderen erwarten?«

Jacen hielt den Blick auf Anakin gerichtet, um festzustellen, wer als Erster nachgab.

Nach einigen Sekunden senkte er selbst den Kopf.

»Worüber habt ihr gesprochen?«, fragte er leise.

Jaina wirkte erleichtert. »Wir haben uns gefragt, wie man herausfinden kann, wo den Jedi die größte Gefahr droht.«

Jacen verzog das Gesicht, als hätte er einen Hutt-Aperitif gekostet. »Angesichts der Friedensbrigade, die dort draußen unterwegs ist, lässt sich diese Frage nicht leicht beantworten. Sie ist nicht an die Interessen eines einzelnen Sonnensystems gebunden und wird uns vom Rand bis zum Kern jagen, wenn sie glaubt, den Yuuzhan Vong damit einen Gefallen zu erweisen.«

»Die Friedensbrigade kann nicht überall zugleich sein. Und sie ist nicht imstande, allen Gerüchten über Jedi nachzugehen.«

»Die Friedensbrigade hat viele Verbündete und einen guten Nachrichtendienst«, erwiderte Jacen. »Ihre bisherigen Erfolge deuten darauf hin, dass sie mehr als nur einige wenige Informanten hat, vielleicht sogar im Senat. Sie braucht keinen Gerüchten nachzujagen. Doch soweit ich weiß, gehen nicht halb so viele Gefangennahmen auf ihr Konto, wie sie behauptet. In vielen Fällen übernimmt sie die Gefangenen nur und gibt sie an die Yuuzhan Vong weiter.«

»Ich habe noch immer ein ungutes Gefühl in Hinsicht auf die Senatorin von Kuat, Viqi Shesh«, brummte Jaina.

»Es lässt sich kaum vorhersagen, wer von uns als Nächster auf der Liste der Friedensbrigade und der Yuuzhan Vong steht«, sagte Anakin. »Aber wenn sie mehrere gleichzeitig erwischen könnten, so würden sie die Gelegenheit nutzen, oder?«

Jaina riss die Augen auf. »Glaubst du, sie greifen an, während wir hier versammelt sind?«

Anakin schüttelte den Kopf. »So schlimm ist die Situation noch nicht. Wer würde es mit den mächtigsten Jedi der Galaxis aufnehmen wollen, mit ihnen allen gleichzeitig? Nein, wir sollen vermutlich einzeln an die Reihe kommen. Aber …«

»Das Praxeum!«, entfuhr es Jacen.

»Ja«, pflichtete Anakin ihm bei. »Die Jedi-Akademie!«

»Aber es sind doch nur Kinder!«, wandte Jaina ein.

»Hast du bemerkt, dass das für die Yuuzhan Vong irgendeinen Unterschied machen würde, oder für die Friedensbrigade?«, fragte Jacen. »Außerdem: Anakin ist erst sechzehn und hat bereits mehr Yuuzhan Vong im Nahkampf getötet als sonst jemand von uns. Das wissen die Yuuzhan Vong.«

»Was ist mit der Illusion, die Yavin Vier vor Entdeckung schützt? Sie hat Fremde bisher fern gehalten.«

»Seit die Jedi-Ritter den Mond verlassen haben, existiert die Illusion nicht mehr«, sagte Anakin. »Sie sind entweder nach Coruscant gekommen, um an der hiesigen Besprechung teilzunehmen, oder sie versuchen verschwundenen Freunden zu helfen. Soweit ich weiß, sind nur Kam und Tionne geblieben, vielleicht mit Streen und Meister Ikrit. Und ich fürchte, sie sind nicht stark genug, um weiterhin die Illusion zu projizieren. Wo ist Onkel Luke? Wir müssen ihm sofort Bescheid geben. Vielleicht ist es schon zu spät.«

»Gut überlegt, Anakin«, sagte Jacen.

»Danke.«

Anakin verschwieg seinen Geschwistern, dass er mitten in der Nacht mit klopfendem Herzen erwacht war, erfüllt von schrecklicher Angst. Er erinnerte sich nicht an den Traum, der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte, doch ein Bild blieb vor seinem inneren Auge: das blonde Haar und die grünen Augen seiner Freundin Tahiri.

Und Tahiri befand sich ebenfalls in der Akademie.

2

In seinem Arbeitszimmer sank Luke Skywalker in einen Sessel, strich sich mit der einen Hand über die Stirn und blickte hinaus in die Nacht – oder in das, was auf Coruscant als Nacht galt: hundert verschiedene Schattierungen von nächtlichem Glühen. Die Luftstraßen für Airwagen und Transporter schimmerten; von Lichtern besetzte Wolkenkratzer reichten zu den unsichtbaren Sternen empor. Wie viele Jahrtausende waren vergangen, seit zum letzten Mal ein Bewohner dieser Stadtwelt die Sterne gesehen hatte?

Auf Tatooine waren die Sterne hell leuchtende, glitzernde Versprechen gewesen für einen Jungen, der kein Feuchtigkeitsfarmer werden wollte und sich mehr vom Leben erhoffte. Die Sterne hatten ihm alles bedeutet, und die Sehnsucht nach ihnen stellte den Keim für all das dar, was aus ihm geworden war. Und jetzt, im Herzen der Galaxis, für die er so lange gekämpft hatte, konnte er sie nicht einmal mehr sehen.

Etwas trieb durch die Macht, eine Umarmung, die darauf wartete, geschehen zu können. Die auf Erlaubnis wartete.

»Komm herein, Mara.« Luke stand auf.

»Bleib sitzen«, sagte seine Frau. »Ich setze mich zu dir.«

Sie nahm im Sessel neben ihm Platz und griff nach seiner Hand. Er spürte ihre Berührung und zuckte instinktiv zurück.

»He, Skywalker«, sagte Mara. »Ich bin nicht gekommen, um dich zu töten.«

»Das ist ein beruhigender Hinweis.«

»Ach?« Maras Stimme gewann eine gewisse Schärfe. »Glaub nur nicht, ich hätte nicht daran gedacht. Es ist wie bei jenen Gelegenheiten, als ich das Frühstück nicht bei mir behalten konnte, oder wie bei einer der rasenden Touren durch alle Gefühle, die sich jemals in mir geregt haben – und durch einige, von deren Existenz ich bis dahin gar nichts wusste. Wenn meine Füße anschwellen und so dick werden wie die eines gamorreanischen Ebers und wenn ich auf dem besten Wege bin, mich in eine Hutt zu verwandeln … Dann weise ich alle anderen darauf hin, dass sie sich besser in Acht nehmen sollten.«

»Einen Augenblick. Ich erinnere mich nicht daran, dass wir beide diese Angelegenheit geplant haben. Ich war ebenso überrascht wie du. Außerdem: Mit deinem letzten Plan, mich zu töten, hat dies alles angefangen, die Schwangerschaft eingeschlossen. Wenn du so weitermachst, haben wir bald Han und Leia überholt.«