Star Wars. Das Verhängnis der Jedi-Ritter 4. Rückschlag - Aaron Allston - E-Book

Star Wars. Das Verhängnis der Jedi-Ritter 4. Rückschlag E-Book

Aaron Allston

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Beschreibung

Die Jedis Luke Skywalker und sein Sohn Ben verfolgen die Sith, die den Kampf im Nexus überlebt haben. Doch ihre Absichten bleiben nicht unbemerkt. Plötzlich stehen sie einer großen Abordnung der Sith gegenüber. Zwar behauptet diese, keinen Kampf zu wünschen – doch wie sollen die beiden Jedis Anhängern der dunklen Seite der Macht vertrauen?

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Aaron Allston

RÜCKSCHLAG

Das Verhängnis der Jedi-Ritter 4

Aus dem Englischen

von Andreas Kasprzak

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Star Wars™ Fate of the Jedi 04« bei Del Rey/The Ballantine Publishing Group, Inc., New York.

Deutsche Erstveröffentlichung Januar 2011 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München.

Copyright © 2010 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved. Used under authorization.

Translation Copyright © 2011 by Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, Neumarkter Str. 28, 81673 München.

Umschlaggestaltung: HildenDesign, München

Cover Art Copyright © 2010 by Lucasfilm Ltd.

Cover illustration by Ian Keltie

Redaktion: Marc Winter

HK · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-07742-6V002

www.blanvalet.de

Für alle, die mir 2009 durch eine sehr schwere Zeit geholfen haben.

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Dramatis Personae

ALLANA SOLO; junges Mädchen (Mensch)

BEN SKYWALKER; Jedi-Ritter (Mensch)

C-3PO; Protokolldroide

DRIKL LECERSEN; Moff (Mensch)

DYON STADD; ehemaliger Jedi-Kandidat (Mensch)

HAN SOLO; Captain des Millennium Falken (Mensch)

JAGGED FEL; Staatschef des Galaktischen Imperiums (Mensch)

JAINA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)

KAMINNE SIHN; Anführerin des Clans der Herabregnenden Blätter (Dathomiri)

LEIA ORGANA SOLO; Jedi-Ritterin (Mensch)

LUKE SKYWALKER; Jedi-Großmeister (Mensch)

NATASI DAALA; Staatschefin der Galaktischen Allianz (Mensch)

R2-D2; Astromech-Droide

VESTARA KHAI; Sith-Schülerin (Mensch)

1. Kapitel

LEERER RAUM NAHE KESSEL

Es war ein einziges Dunkel, ringsherum entfernte Sterne – einer davon, die trostlose Sonne von Kessel, war näher als die übrigen, aber nur gerade eben nah genug, dass man sie nicht nur als Lichtpunkt, sondern als strahlende Kugel wahrnehmen konnte –, und dann war die Leere nicht mehr leer, unvermittelt wurde sie beherrscht von einer Raumyacht mit fließenden, anmutigen Linien und abblätterndem Lack. Genau so hätte die Yacht auf andere in der Ankunftszone gewirkt, wenn es denn Zeugen gegeben hätte – wie ein Schiff, das den Hyperraum verließ. Erst war gar nichts da, dann im nächsten Moment doch – ein blitzschneller Wandel.

Die einzige Person an Bord der uralten Yacht saß auf der Brücke, ein jugendliches Mädchen, das einen mitgenommenen Kampfschutzanzug trug. Sie blickte von Sensorschirm zu Sensorschirm, unsicher und langsam, weil sie mit diesem Raumschiffmodell nicht vertraut war. Zudem lag so etwas wie Schock in ihren Augen.

Als sie sich schließlich sicher sein konnte, dass in der Nähe kein anderes Schiff aus dem Hyperraum gekommen war oder sich an diesem abgelegenen Ort an sie heranschleichen würde, lehnte sie sich im Pilotensessel zurück und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.

Ihr Name war Vestara Khai, und sie war eine Sith des Vergessenen Stammes. Sie war eine stolze Sith, keine von denen, die sich hinter falschen Identitäten und verschleiernden Gewändern versteckten, bis sich irgendein grandioser, jahrzehntelanger Plan der Vollendung näherte, und jetzt hatte sie sogar noch mehr Grund als gewöhnlich, in Stolz zu schwelgen. Wenige Stunden zuvor hatten sie und ihre Sith-Meisterin, Lady Rhea, Jedi-Großmeister Luke Skywalker die Stirn geboten. Lady Rhea und Vestara hatten gegen den erfahrensten, berühmtesten Jedi der Galaxis gekämpft und waren ihm nicht unterlegen. Stattdessen endete das Gefecht mit einem Patt. Vestara hatte Skywalker sogar eine Wunde beigebracht, einen Schnitt an Wange und Kinn, der sie mit Blut bespritzt hatte – mit Blut, das sie später gekostet hatte, mit Blut, von dem sie wünschte, sie hätte davon eine Probe nehmen und es für immer als Andenken behalten können.

Gleichwohl, kurz darauf hatte Skywalker gezeigt, warum er diesen Ruf besaß. Ein Moment der Unachtsamkeit, und mit einem Mal war Lady Rhea in vier Teile zerstückelt, von denen jedes in eine andere Richtung schwebte, und Vestara war hoffnungslos unterlegen. Sie hatte salutiert und war geflohen.

Jetzt, nachdem sie eine Raumyacht in ihren Besitz gebracht hatte, die zweifellos schon alt gewesen war, als ihre Urururgroßväter noch in den Windeln lagen, deren Computer zu ihrer ewigen Dankbarkeit jedoch noch immer die Navigationsgeheimnisse der Ansammlung Schwarzer Löcher hier im Schlund barg, war sie frei. Und die unerträgliche Last der Realität und ihrer Verantwortung senkte sich auf ihre Schultern herab.

Lady Rhea war tot. Vestara war allein, und ihr Stolz auf Lady Rheas Leistung, auf ihren eigenen Beinaheerfolg im Duell mit dem Jedi, genügte nicht, um das Gefühl der Niederlage fortzuspülen.

Dann war da noch die Frage, was sie als Nächstes tun sollte, wohin sie gehen sollte. Sie musste Kontakt zu ihrem Volk aufnehmen, um ihnen von den Zwischenfällen im Schlund zu berichten. Leider verfügte diese knarrende, allmählich auseinanderfallende SoroSuub-SternenTänzer-Raumyacht jedoch nicht über eine Hyperkom-Einheit. Sie musste sich zu irgendeinem zivilisierteren Planeten begeben, um eine Verbindung herzustellen. Das bedeutete, unbemerkt zu landen oder so rasch runterzugehen und wieder zu verschwinden, dass die Jedi sie nicht rechtzeitig aufspüren konnten, um sie zu schnappen. Außerdem hieß das, ausreichend Credits zu besorgen, um eine geheime, nicht zu verfolgende Hyperkom-Nachricht bezahlen zu können. Es würde Zeit kosten, einen dieser Pläne in die Tat umzusetzen.

Tief in ihrem Herzen wusste Vestara – nicht zuletzt durch die warnenden Strömungen in der Macht –, dass Luke Skywalker die Absicht hatte, ihr zu ihrem Heimatplaneten Kesh zu folgen. Sie vermochte nicht zu sagen, wie er das bewerkstelligen wollte, doch ihr Sinn für Paranoia, den Lady Rhea ihr antrainiert hatte, brannte so heftig in ihrem Innern, als bestünde ihr Blut selbst aus Säure. Sie musste einen Weg finden, um einen Machtnutzer zu überlisten, der um ein Vielfaches älter war und weithin bekannt für seine Fähigkeiten.

Sie musste sich irgendwohin begeben, wo Machtnutzer nichts Besonderes waren. Andernfalls würde jeder Einsatz der Macht von ihrer Seite auf erfahrene Jedi in der näheren Umgebung wie ein Signalfeuer wirken. Es gab nicht allzu viele solcher Orte. Die logische Antwort war Coruscant. Doch falls ihre Spur in Richtung des Regierungssitzes der Galaktischen Allianz wies, konnte Skywalker die dortigen Jedi warnen, und dann würde sich Vestara einem nahezu unmöglich zu umgehenden Netzwerk von Machtnutzern gegenübersehen, die zwischen ihr und ihrem Ziel standen.

Die gegenwärtige Position der Jedi-Schule war nicht bekannt. Hapes wurde von einer ehemaligen Jedi regiert, und es gingen Gerüchte, dass Machtsensitive dort Zuflucht fanden, doch die Hapaner waren eine so auf Sicherheit bedachte Zivilisation, dass Vestara bezweifelte, ihre Mission dort im Geheimen durchführen zu können.

Dann dämmerte ihr die Lösung, so offensichtlich und so perfekt, dass sie laut auflachte.

Sie bezweifelte, dass sich ein Ziel wie das, an das sie dachte, auf einer galaktischen Sternenkarte fand, die so alt war wie die antiquierte Yacht, die sie flog. Sie würde sich irgendwohin begeben und die Karten auf den neuesten Stand bringen lassen. Sie nickte, und ihr Stolz, das Gefühl der Niederlage und die Paranoia – das alles verblasste, als sie sich auf ihre neue Aufgabe konzentrierte.

DIE VERGÄNGLICHEN NEBEL

Jedi-Ritterin Leia Organa Solo saß an der Kommunikationskonsole des Millennium Falken. Sie runzelte die Stirn und schürzte die Lippen, als würde sie eine komplizierte mathematische Gleichung lösen, während sie die Textnachricht, die der Falke soeben über Hyperkom empfangen hatte, einmal und dann noch ein weiteres Mal las.

Das Schweigen, das sich über sie gesenkt hatte, rief schließlich ihren Ehemann, Han Solo, an ihre Seite. Seine jungenhafte, häufig unsensible Persönlichkeit war zum Teil reine Fassade, und er kannte seine Frau gut genug, um ihre Stimmungen zu spüren. Das Frösteln und das Schweigen, die mit ihrer völligen Konzentration einhergingen, bedeuteten für gewöhnlich Schwierigkeiten. Er wedelte mit einer Hand vor ihren Augen und dem Monitor der Computerkonsole herum. »Hey!«

Sie nahm seine Gegenwart kaum wahr. »Hm.«

»Eine neue Nachricht?«

»Von Ben.«

»Noch ein Brief voller Teenagergebrabbel, nehme ich an. Mädchen, Flitzer, Gemecker übers Taschengeld …«

Leia ignorierte seine Scherze. »Sith«, sagte sie.

»Und Sith natürlich.« Han setzte sich in den Sessel neben dem ihren, verfiel jedoch nicht in seine übliche, lässige Haltung. Die Neuigkeit sorgte dafür, dass sich sein Kreuz versteifte. »Die sind auf einen neuen Sith-Lord gestoßen?«

»Schlimmer, denke ich.« Endlich kehrte etwas Leben in Leias Stimme zurück. »Sie haben im Schlund eine uralte Raumstation gefunden und wurden von einer Bande Sith angegriffen. Von einem ganzen Überfallkommando. Mit der Möglichkeit, dass sich da draußen noch mehr tummeln.«

»Ich dachte, Sith kommen immer bloß im Doppelpack vor. Wenn man beiden den Garaus macht, findet ihr Wahnsinn für alle Zeiten ein Ende – oder zumindest für ein paar Jahre, bis die nächsten beiden auftauchen.« Han versuchte, seine Stimme ruhig zu halten, doch der letzte Sith, der die Galaxis in Schwierigkeiten gebracht hatte, war Jacen Solo gewesen, Leias und sein ältester Sohn. Obwohl Jacen mittlerweile seit fast drei Jahren tot war, verursachten die Nachwehen des Bösen, das er verursacht hatte, überall in der zur Ruhe gekommenen Galaxis noch immer Schaden und Kummer. Und sowohl seine Taten als auch sein Tod hatten ein Loch in Hans Herz gerissen, das sich anfühlte, als würde es sich niemals wieder schließen.

»Ja, nun, nein. Offensichtlich jetzt nicht mehr. Ben schreibt außerdem – und wir werden Luke gewiss nicht auf die Nase binden, dass er das getan hat –, dass Luke erschöpft ist. Wirklich erschöpft, als wäre das Leben aus ihm herausgequetscht worden. Ben möchte, dass wir in ihre Nähe kommen und Luke ein wenig unter die Arme greifen.«

»Natürlich.« Doch dann zog Han eine Grimasse. »Zurück in den Schlund. An den einzigen Ort in der Galaxis, der düster genug ist, dass sein direkter nächster Nachbar, Kessel, dagegen wie ein Blumengarten wirkt.«

Leia schüttelte den Kopf. »Sie sind einem Sith-Mädchen auf der Fährte, das sich auf der Flucht befindet. Deshalb geht es wahrscheinlich nicht in den Schlund.«

»Ah, gut.« Han rieb wie in Erwartung einer leckeren Mahlzeit oder eines Kampfes die Hände zusammen. »Warum nicht? Nachdem wir mit diesen ganzen durchgeknallten Jedi abgehauen sind, die Daala einfrieren wollte, wartet auf Coruscant vermutlich ohnehin ein Haftbefehl auf uns.«

Endlich lächelte Leia und schaute zu Han hinüber. »Das ist eine gute Sache bei den Solos und den Skywalkers. Uns wird niemals langweilig.«

JEDI-TEMPEL, CORUSCANT

Meisterin Cilghal, eine Mon Calamari und die kompetenteste Ärztin der gegenwärtigen Jedi-Generation, zögerte, als sie die Taste auf der Computerkonsole betätigten wollte, um die Nachricht zu löschen, die sie gerade langwierig entschlüsselt hatte. Es handelte sich um eine Videoübertragung von Ben Skywalker, eine Botschaft, die sorgsam über mehrere verschiedene Hyperkom-Knoten umgeleitet worden und so formuliert war, dass man nicht ersehen konnte, dass sie für Cilghals Mittelohrmembranen oder auch nur für irgendwen auf Coruscant bestimmt war.

Der Inhalt der Nachricht war jedoch an die Jedi gerichtet. Cilghal fasste ihn in einem einzigen Wort zusammen, und bei ihr klang dieses Wort wie ein bösartiger Fluch: »Sith.«

Die Botschaft musste innerhalb des Jedi-Ordens verbreitet werden. Und bei rückblickender Betrachtung barg die Übermittlung nichts, das ihr geraten hätte, sie nicht aufzubewahren, nichts, das dagegen gesprochen hätte, dass sie von einem zivilen Freund der Skywalkers an sie weitergeleitet worden war. Luke Skywalker selbst durfte sich nicht mit dem Jedi-Tempel in Verbindung setzen, doch diese Aufzeichnung war offenkundig frei von Belegen dafür, dass der ins Exil verbannte Großmeister irgendwelchen Einfluss auf den Orden übte. Sie konnte sie weitergeben.

Und das würde sie auch tun, jetzt sofort.

TIEFER RAUM NAHE KESSEL

Die Jadeschatten, einstmals das Raumschiff von Mara Jade Skywalker, jetzt Vollzeittransportmittel und Zuhause für ihren Witwer und ihren Sohn, verließ den Hyperraum und trat in die schwarze Leere ein gutes Stück außerhalb des Kessel-Systems ein. Dort hing das Schiff reglos für einige Minuten, lange genug, dass eines der Besatzungsmitglieder in der Macht eine Spur seines eigenen Blutes gewahrte, das sich hier ganz in der Nähe befunden hatte. Dann nahm das Schiff Kurs auf Kessel und verschwand aufs Neue im Hyperraum.

JADESCHATTEN, IM ORBIT ÜBER KESSEL

Ben Skywalker stieß mit der Schulter die schmale Luke auf, die ihm Zutritt zur Kabine seines Vaters gewährte. Der Jugendliche mit dem rostroten Haar war ein bisschen kleiner als der Durchschnitt, jedoch auf eine Art und Weise muskulös, dass sein unscheinbares Hemd und die Hose es nicht verbergen konnten.

Luke Skywalker lag auf dem Bett der Kabine unter einer braunen Decke. Ähnlich gebaut wie sein Sohn, war er von weitaus mehr Jahren des harten Lebens gezeichnet, einschließlich alter, verblasster Narben in seinem Gesicht und auf den freiliegenden Bereichen seiner Arme. Weit weniger offensichtlich war der Umstand, dass es sich bei seiner rechten Hand, die so gewöhnlich wirkte, um eine Prothese handelte.

Lukes Augen waren geschlossen, doch er regte sich. »Was hast du in Erfahrung gebracht?«

»Ich habe Nien Nunb erreicht.« Nunb, ein Sullustaner, Mitbesitzer und Geschäftsführer eines der bekanntesten Bergbauunternehmen auf Kessel, war seit Jahrzehnten ein Freund der Solos und Skywalkers. »Diese Yacht ist auf dem Planeten gelandet. Die Pilotin hat sich Captain Khai genannt. Sie hat einen Raumhafenarbeiter übers Ohr gehauen, indem sie ihn irgendwie dazu gebracht hat zu glauben, sie hätte für eine komplette Betankung bezahlt, obwohl dem nicht so war …«

Luke lächelte. »›Die Macht kann großen Einfluss haben …‹«

»Ja, genau wie ein gut aussehendes Mädchen. Wie auch immer, interessant ist, dass sie ihre Navigationskarten hat aktualisieren lassen. Nunb hat sich die Übertragungszeit angesehen und ist zu dem Schluss gelangt, dass das Runtergeladene ziemlich umfangreich war. Anders ausgedrückt, sie konzentriert sich nicht auf irgendeinen bestimmten Bereich oder eine spezielle Route. Das bringt uns also nicht weiter.«

»Aber zumindest weist es darauf hin, dass sie einige neuere Informationen benötigt. Neue Hyperraumrouten oder Planetenverzeichnisse.«

»Stimmt.«

»Und jetzt ist sie fort?«, fragte Luke.

»Ist gestartet, sobald ihre Yacht wieder aufgetankt war. Übrigens, der Name ihres Schiffs lautet Heißsporn.«

»Irgendwie passend.« Schließlich öffnete Luke die Augen, und einmal mehr wurde Ben bewusst, wie müde sein Vater wirkte. »Ich kann ihre Fährte immer noch fühlen. Ich bin in einer Minute da, um den Kurs zu programmieren.«

»In Ordnung. Lass dir ruhig Zeit!« Ben verließ die Kabine, und die Tür glitt hinter ihm zu.

EINIGE TAGE SPÄTER – JADESCHATTEN, IM HOHEN ORBIT ÜBER DATHOMIR

Luke betrachtete den marmorierten, bunten Planeten Dathomir durch das vordere Sichtfenster. Er nickte ein wenig verlegen. Natürlich war es Dathomir.

Ben, der linker Hand von Luke auf dem Pilotensessel saß, schaute zu ihm herüber. »Was ist los, Dad?«

»Ich fühle mich bloß ein bisschen dämlich. Es gibt keine Welt, die eine bessere Heimat für diesen neuen Sith-Orden abgeben würde als Dathomir. Ich hätte das erkennen müssen, lange bevor wir auf der letzten Etappe hierher waren.«

»Warum das?«

»Unter der Bevölkerung gibt es eine Menge Machtsensitive, von denen die meisten in der sogenannten Hexenkunst von Dathomir geschult sind. Es gibt keine nennenswerte Regierungsaufsicht. Das ist der perfekte Ort für einen Machtnutzer, um sich zu verstecken. Und wenn sie schließlich dahinterkommt, dass ich meinem eigenen Blut direkt zu ihr folge, schafft sie es sich vermutlich vom Hals und entwischt uns endgültig.« Luke hielt inne, um nachzudenken. »In alten Aufzeichnungen finden sich Hinweise darauf, dass sich hier vor langer, langer Zeit eine Sith-Akademie befand. Ich frage mich, ob sie vielleicht danach sucht?«

Ben nickte. »Nun, ich werde Moms Kopfjäger startklar machen und dort runterfliegen. Ich werde deine Augen und Ohren am Boden sein.«

Luke warf seinem Sohn einen verwirrten Blick zu. »Ich soll dich nicht auf den Planeten begleiten? Ich fühle mich schon viel besser. Wesentlich ausgeruhter.«

»Ja, aber dort unten gibt es eine Jedi-Schule. Die Bestimmungen deiner Verbannung besagen, dass du nicht …«

Luke grinste und hielt eine Hand hoch, um seinem Sohn das Wort abzuschneiden. »Du bist nicht ganz auf dem neuesten Stand, Ben. Vielleicht solltest du mal deine eigene Galaxiskarte aktualisieren. Erinnerst du dich noch, vor gut zwei Jahren, als sich die Jedi auf Kuat gegen Jacen gewandt haben?«

»Ja, da haben wir unser Lager für eine Weile auf Endor aufgeschlagen. Was ist damit?«

»Als Jacens Regierung die Schule geschlossen hat, haben wir alle von Dathomir abgezogen. Die Jedi müssen sie erst wieder aufmachen.«

Ben dämmerte es langsam. »Dann gibt es dort also keine Schule, und es ist rechtens, wenn du dem Planeten einen Besuch abstattest.«

»Ja.«

»Das Ganze läuft am Ende irgendwie auf eine Formsache hinaus, oder?«

»Jedes Gesetz ist eine Formsache, Ben. Hol die Landegenehmigung ein!«

DATHOMIR

Eine halbe Stunde später musste Luke zugeben, dass er sich geirrt hatte. Die meisten Gesetze waren reine Formsache. Bei den übrigen handelte es sich um Sonderfälle, und er war offenkundig so ein Sonderfall.

Er stand auf dem Landefeld von Dathomirs Raumhafen. Vielleicht war der Begriff Raumhafen ein wenig übertrieben. In Wahrheit war es ein weites, sonniges Feld, an einigen Stellen grasbewachsen, matschig an anderen, mit Schubdüsenbrandmalen hier und da. Triste graue Permabetonkuppeln, die meisten davon eindeutig vorfabriziert, sprenkelten das Feld – die größte Kuppel war so eine Art Verwaltungsgebäude, die kleineren Hangars für Schiffe, die nicht größer als Raumfähren und Sternenjäger waren. Ein hoher Maschendrahtzaun aus Durastahl umgab den Komplex, gesäumt von hohen Wachtürmen, und Luke konnte die Kabel sehen, die vom Zaun zu einer der Permabetonkuppeln verliefen und verrieten, dass er unter Strom stand.

Die Raumhafengebäude boten wenig Schatten, deshalb standen die Skywalkers in dem Dunkel, das die Jadeschatten warf, aber selbst ohne die Wärme des direkten Sonnenscheins war die feuchte, windstille Luft so drückend wie eine Decke.

Luke ließ Gedanken von Hilfsbereitschaft und Vernunft in die Macht strömen, doch es hatte keinen Sinn. Der Mann vor ihm – nahezu zwei spindeldürre Meter rothaariger Uneinsichtigkeit – gab keinen einzigen Zentimeter nach.

Wieder wedelte der Mann, der sich ihnen als Tarth Vames vorgestellt hat, mit seinem Datapad vor Lukes Nase herum. »Es ist ganz einfach. Dieses Raumschiff …« Sein Wink galt der Jadeschatten. »Weder dieses Schiff noch irgendein anderes Vehikel mit einem geschlossenen oder schließbaren Innenbereich darf unter Eurem Kommando oder dem Eures Sohnes auf diesem Planeten landen.« Er wandte seine Aufmerksamkeit Ben zu, der mit vor der Brust verschränkten Armen neben seinem Vater stand. Ben blickte finster drein, erwiderte jedoch nichts.

Luke seufzte. »Gelten diese Beschränkungen noch für irgendeinen anderen Besucher von Dathomir?«

»Ich glaube nicht, nein.«

»Warum dann für uns?«

Vames tippte mit dem Daumen auf das Tastenfeld des Datapads, sodass eine lange Nachricht über den Bildschirm rollte. »Hier, genau hier steht’s. Gemäß dieser Präzedenzfälle – und ich habe hier acht Bildschirme voller rechtlicher Präzedenzfälle, was diese Angelegenheit betrifft – kann ein geschlossenes Vehikel als mobile Schule interpretiert werden, besonders, wenn Ihr an Bord seid, und insbesondere, wenn die Anwesenheit dieses Vehikels die Weiterführung einer schulischen Einrichtung darstellt, die es hier in der Vergangenheit gegeben hat.«

»Das ist Schikane.« Bens Worte waren leise, aber laut genug, dass Vames sie hörte.

Der großgewachsene Mann bedachte Ben mit einem finsteren Blick. »Natürlich ist das keine Schikane. Die Anweisung kam direkt von Staatschefin Daalas Büro. In der Öffentlichkeit stehende Amtspersonen auf dieser Ebene schikanieren niemanden.«

Ben rollte mit den Augen. »Wie auch immer.«

»Ben.« Luke verlieh seiner Stimme einen tadelnden Unterton. »Es hat keinen Sinn, sich dem zu widersetzen. Vames, ist es auch untersagt, uns einige Fragen zu beantworten?«

»Ist mir immer ein Vergnügen zu helfen. Solange sich Eure Fragen innerhalb des Rahmens bewegen, den die Vorschriften billigen.«

»Gab es in den vergangenen paar Tagen irgendeine Spur von einer heruntergekommenen Raumyacht namens Heißsporn?« Luke wusste, dass die Yacht hier sein musste. Er war seiner Blutfährte bis zur Oberfläche von Dathomir gefolgt, und das Mädchen hatte diese Welt nicht wieder verlassen. Doch alles, was dieser Mann seinem dürftigen Vorrat an Wissen hinzufügen konnte, konnte sich als hilfreich erweisen.

Vames gab den Schiffsnamen in sein Datapad ein und schüttelte dann den Kopf. »Kein Vehikel dieses Namens ist rechtmäßig auf dem Planeten gelandet.«

»Aha.«

»Heruntergekommen, sagt Ihr? Eine Yacht?«

»Das ist richtig.«

Vames tippte einige weitere Informationen ein. »Letzte Nacht, kurz nach der Abenddämmerung, Ortszeit, stieß ein Schiff mit den Funktionsmerkmalen einer SoroSuub-Raumyacht aus dem Orbit herunter, überflog diesen Raumhafen hier und wandte sich gen Norden. Es gab einiges Kom-Geplapper seitens der Pilotin über außer Kontrolle geratene Triebwerke – dass sie den Schub nicht abstellen oder ihre Repulsoren aktivieren könne, um ordnungsgemäß zu landen.«

Bei diesen Worten runzelte Ben die Stirn. »Letzte Nacht? Und es wurde kein Rettungstrupp losgeschickt?«

»Aber selbstverständlich haben wir das gemacht! Ganz nach Vorschrift. Wir konnten die Absturzstelle jedoch nicht finden. Und es gab keinen weiteren Kom-Kontakt zu dem Schiff. Wir haben immer noch Suchtrupps da oben, aber bislang ohne Erfolg.«

»Das ist tatsächlich hilfreich.« Luke wandte sich an seinen Sohn. »Ben, keine geschlossenen Vehikel!«

»Wie bitte?«

»Besorg uns zwei Düsenschlitten, in Ordnung? Schwatz sie jemandem ab, leih sie dir …« Luke sah den Raumhafen-Beamten an und gelangte zu dem Schluss, dass der Mann nicht begreifen würde, dass stehlen bloß ein Scherz gewesen wäre. »Oder miete sie.«

Ben grinste. »Ja, Sir.«

Fünfzehn Minuten später waren sie dank der Fragen, die Luke gestellt, und der Credmünzen, die er ausgegeben hatte, unterwegs, ausgestattet mit zwei gemieteten Düsenschlitten und einer nützlichen Information, über die sie zuvor nicht verfügt hatten.

Das Modell der SoroSuub-Raumyacht, mit dem das Sith-Mädchen aus der Schlundloch-Station geflohen war, war normalerweise nicht mit einem Hyperkom-System ausgerüstet. Von dem Moment an, als sie den Schlund verlassen hatte, bis zu ihrer Ankunft auf Dathomir hatte sich das Schiff nicht lange genug in irgendeinem Sternensystem aufgehalten, um ein Nachrichtenpaket abzuschicken, das groß genug war, um die komplexen Navigationsdaten zu beinhalten, die nötig waren, um jemanden darüber zu informieren, wie man sich im Schlund zurechtfand und zur Schlundloch-Station gelangte.

Unterm Strich bedeutete das, dass es dem Sith-Mädchen höchstwahrscheinlich nicht möglich gewesen war, ihren Sith-Meistern Instruktionen zukommen zu lassen, wie man zu der Station gelangte oder was für ein gewaltiges, dunkles Macht-Mysterium sie barg. Vermutlich brauchte Luke nicht zu fürchten, dass die Sith diese Macht finden würden – zumindest bis und falls sie das Sith-Mädchen wieder in die Finger bekamen.

Fürs Erste jedoch – wenn auch nur vorübergehend – war die Zeit auf Lukes Seite.

2. Kapitel

REGENWALD, DATHOMIR

Die Luft des Regenwaldes war so dicht, so schwül und feucht, dass selbst mit Düsenschlitten-Geschwindigkeit zwischen den Bäumen hindurchzubrausen Luke Skywalker keinerlei Erfrischung bescherte. Das Tempo sorgte bloß dafür, dass die Luft schneller an ihm vorbeiglitt, wie ein glitschiger Waschlappen, der von einem übereifrigen Kindermädchendroiden geschwungen wurde, um sämtliche freiliegenden Bereiche seines Körpers in Schweiß zu baden.

Nicht, dass ihn das kümmerte. Er konnte seine Beute nicht sehen, aber er konnte sie spüren, nicht weit voraus: die Person, für die er auf seiner Suche so viele Lichtjahre zurückgelegt hatte.

Und er konnte noch viel mehr als das wahrnehmen. Der Wald wimmelte nur so vor Leben – vor Leben, das seine Energie in die Macht ergoss, zu viele verschiedene Formen, um sie zu katalogisieren, als er an ihnen vorbeidonnerte. Er konnte uralte Bäume und junge Ranken fühlen, schleichende Raubtiere und aufgescheuchte Beutetiere. Er konnte seinen Sohn fühlen, Ben, als der Jugendliche aufholte und sich mit seinem eigenen Flitzer neben ihn setzte, die Augen vom Helm beschattet, jedoch mit einem wetteifernden Grinsen auf den Lippen. Dann war Ben ein paar Meter vor ihm, wich nach links aus, um der Kollision mit dem gegabelten Stamm eines Baumes zu entgehen, und der Leichtsinn der Jugend verschaffte ihm einen vorübergehenden Tempovorteil gegenüber Lukes überlegener Pilotenfähigkeit.

Dann war da noch mehr Leben, großes Leben, direkt voraus, mit bösartiger Absicht …

Aus einem dichten, mit violetten Blüten gesprenkelten Nest von Gestrüpp, doppelt so groß wie ein menschlicher Mann, gleich rechts des Pfads, der vor Luke lag, schoss ein Arm hervor, um enorm schnell und gezielt zuzuschlagen. Der Arm war menschenartig, knorrig, riesig, lang genug, um sich weit von den Blumen auszustrecken und gegen die vordere Spitze von Lukes Flitzer zu donnern, als dieser vorbeisauste.

Das Unheil nahm innerhalb eines Sekundenbruchteils seinen Lauf. Im einen Moment raste Luke dahin, auf seine ferne Beute konzentriert, und genoss die Augenblicke des Wettstreits; im nächsten jagte er geradewegs auf einen Baum zu, dessen vier Meter breiter Stamm seinen Reisen und seinem Leben ein abruptes Ende bereiten würde.

Er löste sich von dem Düsenschlitten, der sich durch den Hieb der riesigen Kreatur unter ihm drehte. Er sauste immer noch auf den Baumstamm zu. Er versetzte sich selbst einen adrenalinbefeuerten Machtstoß und trudelte zwei Meter weiter nach links, was es ihm ermöglichte, an dem Stamm vorbeizusegeln anstatt dagegenzukrachen; er konnte fühlen, wie die Borke des Baums an der rechten Schulter seines Hemds riss. Ein Zentimeter näher und die Berührung hätte ihm eine ernste Schürfwunde beschert.

Er rollte sich zu einer Kugel zusammen und ließ sich von anderen Sinnen leiten als von seinem Sehvermögen. Ein Machtstoß nach rechts verhinderte, dass er gegen einen viel dünneren Baum donnerte, gegen einen, der kaum kräftig genug war, um Luke das Rückgrat oder irgendwelche Knochen zu brechen, die den Baum trafen. Um zwischen den Gabeln eines dritten Baums hindurchzuschießen, brauchte er nicht auf die Macht zurückzugreifen. Der Kontakt mit einem Vorhang aus Ranken bremste ihn; die Ranken rissen unter der Wucht seines Körpers, reduzierten jedoch schmerzlos sein Tempo. Dann krachte er in eine Masse von Tentakeln, die in einem Beet großblättriger gelber Blumen endeten, von denen einige reflexartig nach ihm schnappten, als er durch sie hindurchpflügte.

Dann schlidderte er auf einer dichten Schicht aus verrottenden Blättern und anderem Zeug, über dessen Natur er wirklich nicht näher spekulieren wollte, über den Boden.

Schließlich rollte er aus und kam zum Stillstand. Er streckte sich aus, vorübergehend benommen, aber unverletzt, und blickte durch die Bäume nach oben. Er konnte einen einzelnen breiten Strahl Sonnenlicht sehen, der das Blätterdach des Waldes durchdrang und nicht weit hinter ihm eine Wolke herumwirbelnder Pollen von der Ansammlung gelber Blumen beleuchtete, durch die er soeben hindurchgedonnert war. In einiger Entfernung konnte er das Brüllen von Bens Düsenschlitten vernehmen, konnte das Heulen des Triebwerks hören, als der Junge den Flitzer in eine harte Kurve zog, um zu Luke zurückzugelangen.

Ganz in der Nähe ertönten Schritte. Schwere, behäbige Schritte.

Einen Moment später ragte der Besitzer dieses riesigen Arms über Luke auf. Es war ein Rancor, aufrecht stehend, wenngleich etwas nach vorn gebeugt.

Die Rancoren dieses Planeten hatten sich weiterentwickelt und waren klüger als anderswo. Dieser hier war zweifellos als Wachposten trainiert worden. Außerdem hatte man ihm beigebracht, »Schutzkleidung« zu tragen. Sein Schädel wurde von einem Helm bedeckt, einer rostfleckigen Metallschale, die groß genug war, um als Provinzbadewanne zu dienen, mit Lederriemen, die sich unter dem Kinn der Bestie trafen. An den linken Unterarm des Rancors war ein dicker, runder Durastahlschild geschnallt, der verglichen mit den gewaltigen Proportionen der Kreatur lächerlich winzig wirkte, vermutlich jedoch stabil genug war, um einer oder zwei Salven eines militärischen Lasergeschützes standzuhalten.

Die Kreatur starrte auf Luke herab. Sie öffnete ihr Maul und stieß ein drohendes Knurren aus.

Luke blickte das Ungetüm mit finsterer Miene an. »Willst du dich wirklich ausgerechnet jetzt mit mir anlegen? Das würde ich dir nicht empfehlen.«

Der Rancor streckte seine Pranke nach ihm aus.

Die außergewöhnliche Muskulatur des Rancors verlieh ihm eine Flinkheit, die man bei Kreaturen dieser Größe normalerweise nicht fand. Luke stieß sich ab, katapultierte sich mit einem Salto nach hinten und kam wieder auf die Beine, als die Finger des Rancors dort, wo er eben noch gelegen hatte, die weiche, moosige Erde durchpflügten. Er verlieh sowohl seiner Stimme als auch seiner Machtaura einen Anflug von Zorn und Bedrohlichkeit. »Es ist an der Zeit, dass du verschwindest, bevor du Schaden nimmst! Großen Schaden.«

Doch der Rancor brüllte ihn bloß von Neuem an, offenkundig unbeeindruckt von der mentalen Berührung des Jedi. Er machte sich nicht die Mühe zu versuchen, Luke ein zweites Mal zu packen. Stattdessen ließ er seinen anderen Arm mit dem massigen Schild auf Luke herniedersausen, und der Umfang des Gegenstands machte ihn zu einer riesigen Waffe, der man bloß schwer ausweichen konnte.

Zumindest, wenn man ein gewöhnlicher Mensch war. Luke jedoch sprang mit einem Satz darüber hinweg, als der Schild auf ihn zusauste. Er landete unmittelbar vor dem Rancor.

Er konnte den Widerstand des riesigen Ungetüms gegen seinen Machtschub spüren, und dieser Widerstand war nicht natürlich. Irgendjemand in der Nähe fütterte den Rancor mit Gedanken und Antrieb, ebenfalls durch die Macht. Und diese Person war von beiden der gefährlichere Gegner, doch Luke konnte dem Rancor kaum den Rücken zukehren, um nach dem Machtnutzer zu suchen.

In der Ferne hörte er, wie Bens Düsenschlitten eine scharfe Kurve beschrieb und dann auf eine eher geradlinige Flugroute einschwenkte, die ihn rasch auf Lukes Position zurasen ließ. Durch die Macht schickte Luke seinem Sohn ein Gefühl der Vorsicht, warnte Ben, sich vor anderen möglichen Gefahren in Acht zu nehmen. Gleichzeitig löste er sein Lichtschwert vom Gürtel und schaltete es ein, ehe er mit einem Satz auf die ausgestreckte Schildhand des Rancors zusprang, die noch immer von ihm wegschwang.

Seine Energieklinge traf das Handgelenk des Rancors und grub an dieser Stelle eine tiefe, blutige Furche in den Unterarm des Ungetüms, um die Riemen des Schilds zu durchtrennen – Leder oder sehnenartige Kabel, so dick wie die, die auf uralten seefahrenden Schiffen verwendet worden waren. Für gewöhnlich kauterisierten Lichtschwertangriffe das Fleisch, mit dem sie in Kontakt kamen, doch dafür war die Gliedmaße des Rancors zu umfangreich, die Wunde zu tief. Dunkles Rancorblut spritzte hervor, und der Schild fiel vom Arm ab.

Der Rancor heulte und richtete sich auf. Er warf einen Blick auf die Wunde – Luke wusste, dass es sich nach Rancor-Maßstäben gemessen nicht um eine lebensbedrohliche Verletzung handelte, auch wenn sein Hieb ein Tauntaun-Bein oder einen Wampa-Arm abgetrennt hätte – und starrte Luke finster an. Dann trat er einen Schritt zurück, sah nach links und nach rechts und fand, was er suchte: einen umgestürzten Baumstamm von etwa acht Metern Länge. Die Kreatur stapfte seitwärts zum Stamm und hob ihn mit beiden Händen an einem Ende hoch, unbeeindruckt von Lukes Attacke, fraglos mit der Absicht, ihn als Knüppel zu benutzen.

Am Rande seines Blickfelds machte Luke eine Bewegung aus, das Tänzeln von Bens Düsenschlitten.

Beinahe im selben Augenblick nahm Luke aus der anderen Richtung einen Impuls in der Macht wahr. Er wirbelte herum und ließ sich in eine niedrige Angriffsposition fallen.

Zehn Meter entfernt stand eine menschliche Frau vor einem Dornenbusch. Luke sah eine Mähne schwarzen Haars, von dem Strähnen mit weißen Tierzähnen hingen, die ihr Gesicht einrahmten, und knappe Kleidungsstücke und Staffage, die aus rotbraunem Leder hergestellt worden war.

Dann war es, als ob Luke, der Rancor, ja, alles in Sichtweite von einem Lichtball umschlossen würde. Bögen von Elektrizität – einige Zentimeter dick und mehrere Meter lang – knisterten und schwirrten zwischen Boden und Himmel, steckten Ranken in Brand, entfachten Blätter, ließen den Rancor aufheulen, als würde er dem Ende der Galaxis beiwohnen. Als das Spektakel begann, öffnete sich Luke der Macht, ließ sich von ihr durchdringen, ließ seine Instinkte davon leiten und sprang dorthin, wohin sie ihn führte, um in einem scheinbar zufälligen Muster nach-vorn-nach-links-nach-rechts zu hechten, das verhinderte, dass ihn ein paar verirrte Blitzschläge trafen. Die Frau verschwand aus seinem Blickfeld und seinen anderen Sinnen, als er sich bewegte.

Die Blitze, die Luke erwischten, wirkten nicht allzu gefährlich, auch wenn er spürte, wie die Härchen auf seinem ganzen Leib zu Berge standen. Mit einem Mal erlosch sein Lichtschwert.

Das Triebwerksheulen von Bens Düsenschlitten verwandelte sich in eine Abfolge von Hustern, um dann vollends zu verstummen.

Und dann war der Blitzsturm vorüber. Luke sah, wie sich der näherkommende Düsenschlitten mit gesenkter Front nach unten neigte, auf einen Felsvorsprung zuraste. Ben sprang ab, sauste weniger als einen Meter an dem zerklüfteten schwarzen Gestein vorbei und vollführte einen Salto in Richtung dreier Baumstämme.

Luke hob eine Hand, konzentrierte sich auf die Macht, um die Kontrolle zu erlangen, und dirigierte seinen durch die Luft segelnden Sohn zu einer Seite der Bäume und verlangsamte gleichzeitig Bens Geschwindigkeit. Als dieser schließlich auf dem Boden landete, bewegte er sich mit einem Tempo, dem seine gymnastischen Fähigkeiten gewachsen waren. Der Junge rollte sich auf einem schmalen Moosbett über die Schulter ab und kam wieder auf die Beine; glitschiger grüner Schleim klebte an seinem Rücken und seinem rechten Arm, doch er war im Gleichgewicht und bereit zu kämpfen.

Doch daran hatte ihr sichtbarer Gegner kein Interesse mehr. Der Rancor schaute sich mit einem beinahe menschlichen Ausdruck der Furcht auf dem Antlitz um und warf dann einen weiteren Blick auf seine Unterarmwunde. Schließlich wandte er sich von den beiden Jedi ab und tauchte im Wald unter, um sich schleunigst von ihnen zu entfernen.

Ben runzelte die Stirn und bereitete sich darauf vor, die Verfolgung aufzunehmen, doch Luke bedeutete ihm mit einer Geste zu bleiben, wo er war. »Das ist nicht unser wahrer Feind. Such nach der Machtnutzerin!«

»Nach der Frau? Wer war sie?«

Luke zuckte die Schultern. »Eine Dathomir-Hexe, nehme ich an.«

Sie forschten in der Macht nach ihr, doch die Frau war nicht zu finden. Sie konnten das Gewimmel von Regenwaldleben in der Macht fühlen, konnten den schwerfälligen Rancor wahrnehmen, der sich mit hohem Tempo von ihnen entfernte, und Luke konnte immer noch schwach sein eigenes Blut spüren, welches das Sith-Mädchen an sich trug, doch es gab keinen Impuls, der darauf hingedeutet hätte, dass irgendjemand die Macht einsetzte.

Ben seufzte. »Was sollte das alles?«

»Irgendwer will nicht, dass wir weiter in diese Richtung vorrücken.« Luke aktivierte sein Lichtschwert erneut. Das Schwert flammte zwar auf, doch das Zzssssch, mit dem die Klinge zum Leben erwachte, klang halbherzig, unbeständiger als gewöhnlich, und die Waffe blieb bloß einige Sekunden aktiv. Dann zog sich die Energieklinge wieder ins Heft zurück. »Versuch deins!«

Ben tat, wie geheißen. Die Klinge ließ sich nicht einschalten. »Stang!« Er blickte finster drein, dann überprüfte er nacheinander sein Komlink und sein Datapad. »Tot, Dad.«

»Meine Geräte auch.«

»Wie kommt es, dass deine Hand noch funktioniert?«

Luke sah seine rechte Hand an – die Prothese. Seine richtige Hand hatte er verloren, als er kaum einige Jahre älter als Ben gewesen war. »Die künstliche Haut bietet der Elektronik ein gutes Maß an Isolierung.« Er ballte die Hand zur Faust und spürte keine Hinweise darauf, dass sie beschädigt war. »Komm, verschwinden wir von hier – für den Fall, dass unsere Gegner zurückkehren –, und lass uns dann sehen, ob wir irgendwelche dieser Geräte wieder zum Laufen bekommen. Ein Jedi ohne Lichtschwert …«

»… wirkt auf die Mädels weit weniger heldenhaft.«

»Das ist zwar nicht das, was ich sagen wollte, aber wahrscheinlich hast du recht.«

JEDI-TEMPEL, CORUSCANT

Meisterin Cilghal – die, wie alle Mon Calamari, einen stämmigen, kräftigen Körperbau und einen knollenförmigen Kopf besaß, mit vorstehenden Augen, die sich üblicherweise unabhängig voneinander in ihren Höhlen bewegten – verließ mit schnellen Schritten Meister Hamners Quartier. Dieses ungewohnte Tempo sorgte dafür, dass ihre Jedi-Robe um sie her flatterte.

Jaina Solo, Jedi-Ritterin und Tochter von Han und Leia, die ein schlichtes Gewand trug, das wie eine abgespeckte Version von Cilghals wirkte, sah sie herauskommen. Jaina beeilte sich, zu ihr aufzuschließen, und ging neben der Jedi-Meisterin her. Wäre Jaina, eine kleine Frau von zarter Schönheit, nicht wegen ihrer legendären Eltern und ihrer eigenen Heldentaten berühmt gewesen, hätte man sie womöglich fälschlicherweise für eine Art Athletin gehalten, der irgendwelche sportlichen Erfolge zu Ruhm verholfen hatten, ehe sie den Rest ihrer Profilaufbahn darauf verwandte, lukrative Produktbefürwortungsverträge zu erfüllen. In Wahrheit scherte sie sich wenig um Geld oder ihr Aussehen. Dass sie weiterhin in den Diensten der Jedi stand, war für Letzteres Beweis genug. Sie winkte, um Cilghals Aufmerksamkeit zu erlangen. »Ich nehme an, es gibt Probleme?«

Cilghal nickte. »Es gibt sehr, sehr große Probleme. Ich habe gerade eine Nachricht von deinem Cousin erhalten.« Cilghals Stimme war die Art von nachhallendem, harschem Knurren, das unter den Mon Calamari verbreitet war. Für gewöhnlich klang ihre Stimme geringfügig sanfter, wie es sich für eine Heilerin geziemte, doch jetzt war sie so hart wie von jedem anderen Angehörigen ihrer Spezies.

»Von Ben? Geht es Luke gut?«

»Er ist verletzt und erschöpft, aber er wird sich erholen.«

»Und?« Jaina, der das diplomatische Feingefühl ihrer Mutter fehlte, machte sich nicht die Mühe, die Ungeduld aus ihrer Stimme zu verbannen.

»Jedi Skywalker hat uns darüber unterrichtet – und ich betone eigens, dass diese Botschaft vom jungen Ben kommt und damit keinen Verstoß gegen die Exilbestimmungen des Großmeisters darstellt …«

»Das ist Haarspalterei.«

»Ich habe keine Haare, die man spalten könnte. Wie auch immer, der junge Ben hat uns darüber informiert, dass die dunkle Seite der Macht im Schlund sehr stark ist und die Sith wieder die Galaxis unsicher machen.«

»Was?«

»Sith. Dein Onkel und dein Cousin haben gegen sie gekämpft. Allerdings halten sich diese neuen Sith nicht an die Regel der Zwei. Offensichtlich hängen sie einem Sith-Gesetz an, das so viele von ihnen zulässt, wie eben notwendig sind. Der Großmeister ist einer von ihnen auf den Fersen, um ihren Ursprungsplaneten zu finden.«

Jaina schwieg, bis sie beide das Ende des marmorgefliesten Korridors und den Turbolift erreichten. Die Aufzugtüren öffneten sich vor ihnen, und sie traten ein. »Wie hat Meister Hamner darauf reagiert? Geht er davon aus, dass Ben sich irrt? Will er das Problem ignorieren?«

»Der Meister ist kein Narr. Zum Medizentrum, bitte!« Die Turbolifttüren schlossen sich, und der Lift sauste in die Tiefe. Unberührt von der ungeheuerlichen Geschwindigkeit des Aufzugs, fuhr Cilghal fort: »Er weiß, dass kein Jedi-Ritter in einer derartigen Angelegenheit lügen würde – oder uns auch nur darüber unterrichten würde, sofern er sich nicht vollkommen sicher ist. Meister Hamner wird die anderen Meister zusammenrufen, um sich zu beraten und das weitere Vorgehen zu besprechen.« Der Lift kam mit einem leichten Zittern zum Stehen, und die Türen gingen auf, um die beiden Jedi in der Etage aussteigen zu lassen, in der sich die meisten medizinischen Büros befanden. »Allerdings können wir davon ausgehen, dass die Entscheidung, die wir treffen, dass das, was auch immer wir unternehmen, ohne das Wissen oder die Zustimmung der Regierung der Galaktischen Allianz stattfinden wird.«

Jaina nickte. Das war unumgänglich. Die GA-Staatschefin, Natasi Daala, war keine Freundin der Jedi und würde sich jeder militärischen Aktion widersetzen, die einseitig vom Jedi-Orden ausging. Gleichwohl, die Sith waren eine Bedrohung, mit der die Jedi bestens vertraut waren; für den Großteil der Bevölkerung hingegen waren sie entweder Sagenmonster oder lediglich ein weiterer philosophischer Ordenszweig, der sich kaum von den Jedi selbst unterschied. Tatsächlich war Jainas Bruder Jacen zu anderen Zeiten sowohl Jedi als auch Sith gewesen, was die Wahrnehmung beider Gruppen in den Augen der Öffentlichkeit hatte verschwimmen lassen.

»Sorgt bitte dafür, dass ich ebenfalls zu diesem Treffen eingeladen werde«, bat Jaina. »Falls über die Sith diskutiert wird, sollte das Schwert der Jedi dabei sein.« Sie hatte zwar eine Abneigung dagegen, sich auf ihren Titel zu berufen, der ihr während des Yuuzhan-Vong-Kriegs verliehen worden war, doch in Zeiten wie diesen konnte es nicht schaden, sich auf diese Weise Geltung zu verschaffen.

Cilghal nickte abermals. »Das Schwert der Jedi muss entflammt und gegen den Feind geschwungen werden.«

MILLENNIUM FALKE, ÜBER DEM RAUMHAFEN VON DATHOMIR

Han blickte durch sein Sichtfenster auf die wenig verheißungsvolle Szenerie des grasbewachsenen Feldes und der vorfabrizierten Gebäudekuppeln hinunter, die Dathomirs großartigen Raumhafen darstellten. Er seufzte und schüttelte den Kopf. Er würde etwas Verstärkung rufen müssen, denn wenn Luke und Ben irgendwo da unten auf der Jagd nach Sith waren, war das Letzte, was er tun würde, Leia alleine nach ihnen suchen zu lassen, und Dathomir war der letzte Ort, an dem man ein kleines Mädchen sich selbst überlassen wollte – insbesondere ein machtsensitives Mädchen, das zufällig die Chume’da des Hapes-Konsortiums war, die angeblich verstorbene Tochter von Jacen Solo und der ehemaligen Jedi-Ritterin und Königinmutter Tenel Ka.

Letzteres war natürlich ein wohlgehütetes Geheimnis, welches nötig war, um das Leben der jungen Allana zu schützen. Für alle anderen als die nächsten Familienangehörigen war das kleine Mädchen, das jetzt auf dem Kopilotensitz auf Leias Schoß saß, »Amelia«, ein Kind, das Han und Leia adoptiert hatten, um ihnen dabei zu helfen, über den Kummer ob des Verlusts ihrer beiden Söhne hinwegzukommen. Praktisch von Kleinkindesbeinen an hatte Allana gelernt, diese Tarnung in der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten, selbst wenn sie die Gründe dafür nicht verstand.

Jetzt drehte sie sich um und sah Han an. »Was ist los, Opi? Ist das hier ein schlechter Ort zum Landen?«

»Nein, Liebes. Ich kann den Falken während eines Erdbebens landen, ohne dass dein Becher Milch überschwappt. Das hier ist einfach bloß ganz allgemein ein schlechter Ort.«

Leia kicherte. »Ob du es glaubst oder nicht, dieser Planet hat mal deinem Opa gehört. Für ein paar Wochen zumindest und nicht ganz legal. Er hatte hier einige unschöne Begegnungen – mit Hexen und Monstern und einem imperialen Admiral, der einfach nicht weggehen wollte, und einem reichen, hübschen Prinzen, der mich heiraten wollte.«

»Das denkst du dir alles bloß aus.«

Leia schüttelte den Kopf. »Der Prinz war dein anderer Großvater, Isolder.«

Allanas Augen wurden groß. »Isolder wollte dich heiraten?«

Leia nickte. »Das wollte er. Aber ich war in Han verliebt, trotz seiner …«

Han räusperte sich. Er wirkte unbehaglich. »Vergiss den Teil!«

Allana blinzelte und schaute nachdenklich drein. »Dann wärst du also in jedem Fall meine Großmutter gewesen, ganz egal, was passiert wäre.«

Leias Miene wurde ausdruckslos. Han wusste, dass die Worte des kleinen Mädchens sie überrumpelt hatten und sie wirklich nachdenklich machten – etwas, das Allana wesentlich häufiger fertigbrachte, als irgendwelche Erwachsenen in Leias Bekanntenkreis.

Schließlich lächelte sie zu dem Mädchen hinab. »Weißt du, die Jedi sagen, dass die Zukunft immer in Bewegung ist. Das bedeutet, dass Dinge manchmal auch dann nicht passieren, selbst wenn wir denken, dass sie eigentlich passieren müssen. Aber ich glaube, du hast recht. Ganz gleich was, ich denke, ich war stets dazu bestimmt, deine Großmutter zu sein.«

»Gut.«

Han gestand den beiden einen liebevollen Augenblick zu, ehe er vorschlug: »Allana, geh und sieh mal nach Anji. Du weißt doch, wie unruhig sie wird, wenn es Zeit wird zu landen.«

»Ja.« Allana schaute zu ihrer Großmutter auf. »Du hättest die ganze Nexu-Kotze sehen sollen, als wir auf Shedu Maad gelandet sind!«

»Ich habe sie gesehen«, erinnerte Leia sie. »Ich war diejenige, die Anjis Reisekäfig sauber gemacht hat, schon vergessen?«

»Oh … ja.« Allana hüpfte von Leias Schoß herunter. »Dann gehe ich mal und passe auf, dass du das nicht wieder machen musst.«

Leia lächelte. »Danke.« Sie wartete, bis Allana den Gang hinunter verschwunden war, ehe sie sich an Han wandte. »In Ordnung, jetzt sag mir, was das sollte! Du weißt genau, dass Anji schlecht wird, ganz gleich ob Allana bei ihr ist oder nicht.«

»Sicher, aber du musst Zekk und Taryn kontaktieren.«

Bis vor einigen Jahren, als er während der Schlacht bei der Uroro-Station im Einsatz verscholl, war Zekk der Missionspartner ihrer Tochter gewesen – und Jagged Fels Rivale um ihre Gunst. Nach einer wochenlangen Suche hatten die Solos und der gesamte Jedi-Orden ihre Bemühungen schließlich aufgegeben und ihn für tot erklärt … nur, dass er sechs Monate später wieder aufgetaucht war, vollkommen genesen und mit einer Agentin des hapanischen Königshauses liiert, Taryn Zel. Weder Zekk noch Taryn wollten darüber reden, was in diesen sechs Monaten geschehen war – oder warum Taryn darauf verzichtet hatte, die Jedi von seinem Überleben in Kenntnis zu setzen –, doch Leia nahm an, dass sie vermutlich auf einer Mission für Allanas Mutter gewesen waren, Königinmutter Tenel Ka.

Wenn man bedachte, dass Taryn Anweisungen hatte, den Solos zur Seite zu stehen, wann immer es erforderlich war, konnte Leia verstehen, warum Han nach dem Pärchen schicken wollte, doch sie begriff nicht, warum Han wollte, dass sie das tat, ohne dass Allana zugegen war. »Gibt es einen Grund dafür, warum du nicht willst, dass Allana mitbekommt, dass wir ein Sicherheitsteam rufen?«

Han nickte. »Erstens: Ich möchte nicht, dass sie sich Sorgen um uns macht, während wir fort sind. Und zweitens: Sie muss lernen, selbstständig zu sein.«

»Selbstständig, Han?«, fragte Leia. »Mit acht?«

»He, sie ist diesbezüglich bereits hinterher«, meinte Han. »Mit acht Jahren habe ich bereits mein erstes Raumschiff gestohlen.«

Leia schüttelte verzweifelt den Kopf, ehe sie sich vorbeugte, um den Holonet-Sendeempfänger zu aktivieren. »Warum glaube ich dir das sogar?«

Han lächelte stolz, ehe er den Anflug auf Dathomir fortsetzte. Natürlich bestand die vage Möglichkeit, dass sie in der Raumhafen-Cantina auf Luke und Ben stoßen würden, wo die beiden herumhingen, und sie Allana überhaupt nicht zurücklassen mussten – doch darauf wollte er nicht wetten, nicht, wenn sie hergekommen waren, um eine Sith auf einem Dschungelplaneten voller Macht-Hexen zu jagen.

»Ich bin nicht dämlich.« Und obgleich der Mann ein bisschen streitlustig war, gab es tatsächlich keine Hinweise darauf, dass er geistig nicht ganz auf der Höhe war.

Han, der im Schatten zwischen dem Falken und der Jadeschatten in der Nähe des Mannes stand, verschränkte die Arme und grinste. »Was immer Sie sagen, Darth.«

»Es heißt Tarth. Tarth Vames. Und es ist mir gleich, ob Ihr Transponder behauptet, Ihr Schiff heiße Naboo-Entlein. Das ist der Millennium Falke, und Sie sind die Solos – und von Coruscant liegt uns ein Gesuch vor, Ihren Aufenthaltsort sofort zu melden, falls Sie irgendwo auftauchen.«

Han schürzte die Lippen und drehte sich mit einem Gesichtsausdruck zu seiner Frau um, der besagte: Übernimm du das!

Leia runzelte die Stirn. »Dann wissen Sie also, wer wir sind.«

Tarth nickte; die Bewegung war forsch genug, dass sein rotes Haar mitschwang. »Sie haben ja auch keine Anstrengungen unternommen, das zu verbergen.«

»Natürlich nicht. Zweifellos hätten wir Sie nicht an der Nase herumführen können. Dann kann ich wohl auch davon ausgehen, dass Sie etwas über unsere Vergangenheit wissen?«

Offenbar ein wenig besänftigt, nickte Tarth von Neuem. »Wer tut das nicht?«

»Also, historisch betrachtet, wenn die Regierung in irgendeiner unbedeutenden Angelegenheit anderer Ansicht war als wir, wie ist das Ganze dann für gewöhnlich ausgegangen?«

»Nun, ähm, die meisten von denen sind jetzt nicht mehr im Amt. Oder tot. Die, die nicht Ihrer Meinung waren, meine ich. Und Sie sind immer noch hier. Genau hier.«

Han suchte Tarth’ Blick. »Das liegt daran, dass es den Politikern in erster Linie darum geht, ihre Jobs zu retten, während es uns wichtiger ist, irgendeinen kleinen Kerl zu retten.«

»Oder eine Menge kleiner Kerle«, setzte Leia hinzu.

»Oder ein Familienmitglied. Oder einen ganzen Haufen Familienmitglieder«, ergänzte Han.

Tarth, dem die Richtung, in die sich diese Unterhaltung entwickelte, offenkundig nicht behagte, zog eine Grimasse. »Ich bin hier der stellvertretende Einsatzleiter. Die Reputation, die Sie besitzen, ähm, Ihre Erfolgsgeschichte bezüglich Ihrer Auseinandersetzungen mit der Regierung bedeutet nicht, dass ich einfach meine Pflicht außer Acht lassen kann. Genauso wenig wie die Tatsache, dass Ihr Mann einen Blaster am Gürtel trägt. Oh, ich habe mit Sicherheit nicht vor, mich auf ein Tänzchen mit ihm einzulassen. Aber …«

»Wir bitten Sie nicht darum, Ihre Pflicht zu vernachlässigen.« Leia schüttelte den Kopf. »Wir bitten Sie darum, sie zu erfüllen. Bloß auf andere Weise.«

»Ähm … Auf welche Weise?«

Han grinste. Tarth war verloren. Er hatte Leias Köder geschluckt, und der Haken würde greifen, lange bevor dem Mann auch nur klar wurde, dass er da war.

»Begleiten Sie uns!« Leia setzte ihr strahlendstes Willkommen-im-Team-Lächeln auf. »Da sie nicht auf unsere Kom-Rufe reagieren, werden wir nach meinem Bruder und meinem Neffen suchen. Wir brauchen lokale Führer und einen Koordinator vor Ort. Das sind Sie. Sie sorgen dafür, dass alle hiesigen Verordnungen befolgt werden …«

Han unterdrückte ein Grinsen.

»… und dann können Sie in diesem Sinne aktiv werden, wenn es Zeit wird, sich mit den Behörden auseinanderzusetzen.«

»Und anschließend haben Sie eine tolle Geschichte zu erzählen … oder zu verkaufen.« Han tat so, als würde er auf einem imaginären Datapad herumtippen. »Wie ich Luke Skywalker gerettet habe. Von Darth Vames.«

»Tarth Vames.« Tarth’ Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Ich weiß nicht recht …«

Leia deutete hoch auf das Cockpit des Falken. Dort war Allana in der Kanzel zu sehen. Mit ihrem Nexu neben sich, schaute sie zu ihren Großeltern hinunter. »Sehen Sie dieses kleine Mädchen? Das ist meine Adoptivtochter. Allein beim Gedanken daran, dass ihrem Onkel Luke irgendetwas zugestoßen sein könnte, ist sie bereits von Kummer geplagt.«

Hinter Tarth’ Rücken sah Han zu Allana hinauf, zog ein trauriges Gesicht und strich sich über beide Wangen, als würden Tränen darüberlaufen. Allana setzte bereitwillig eine kindliche Miene der Trauer auf und rieb sich mit einem Fingerknöchel das Auge.

Tarth’ Gesichtsausdruck zeigte, dass er geschlagen war. »Oh … meinetwegen.«

Leias Tonfall wurde forsch. »Wir brauchen zwei Luftgleiter, Campingvorräte, Konserven und Führer, die mit dem hiesigen Terrain und den Clans vertraut sind. Wir zahlen den üblichen Kurs, aber wenn Sie mir für alles und jeden, den Sie anheuern, die allgemeinen Preisbestimmungen zeigen und Sie sie dann unter diesen Preis runterhandeln, bekommen Sie zusätzlich zu Ihrem eigenen Honorar noch die Hälfte der Differenz obendrauf.«

»Guter Mann.« Han nickte anerkennend. »Gute Entscheidung, Tarth.«

Als Tarth fort war, warf Han seiner Frau einen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass von allen Leuten ausgerechnet du die Trauriges-kleines-Mädchen-Nummer abgezogen hast.«

»Ich weiß, ich weiß. Mein Mann hat einen schlechten Einfluss auf mich.«

Allanas Augen wurden groß. »Alleine?«, japste sie und schaute vom Kapitänssitz im Cockpit auf. »Seid ihr verrückt geworden? Ich bin acht!«

»Na und?« Han zuckte die Schultern. »Als ich in deinem Alter war …«

»Han!« Leia schüttelte den Kopf. »Bring sie nicht auf irgendwelche dummen Gedanken!«

Han blickte finster drein. »Komm schon, sie würde doch niemals …«

»Aber sie könnte«, beharrte Leia. »Sag ihr einfach, wann wir wieder zurück sein werden!«

Han seufzte. Er sah wieder Allana an. »Wir wissen noch nicht genau, wann wir wieder hier sein werden. Es könnte eine Weile dauern.«

Ein ungläubiger Ausdruck trat in Allanas Augen. »So was wie eine Stunde?«

»Länger«, sagte Leia.

»Ein Tag?«

»Länger«, sagte Han.

Allanas Kinnlade klappte herunter. »Eine Woche?«

»Ja«, sagte Han. »Mehr wie eine Woche.«

»Vielleicht sogar noch länger«, meinte Leia. »Das lässt sich schwer mit Sicherheit sagen. Also mach dir keine Sorgen, wenn wir länger fort sind, in Ordnung?«

Allana schaute zwischen ihnen hin und her, ehe sie anfing zu kichern. »Der war gut! Ihr habt mich wirklich an der Nase rumgeführt.«

Leia sank auf die Knie und ergriff Allanas Hände. »Liebling, dein Großvater und ich müssen gehen, um Luke und Ben zu finden. Sie brauchen unsere Hilfe, und womöglich ist ihr Leben in Gefahr. Deshalb zählen wir darauf, dass du an Bord des Falken bleibst und auf dich und das Schiff aufpasst. Kannst du das?«

Allanas Gesicht wurde ernst. »Ihr macht keine Scherze, oder?«

Han schüttelte den Kopf. »Nicht im Geringsten, Kleines. Denkst du, du kriegst das hin?«

Allana blickte ihn finster an. »Natürlich kriege ich das hin. Was denkst du, was ich bin, ein Kind?«

»Ja, aber ein verdammt toughes«, antwortete Han. Er sah zur Cockpitkanzel hinaus zu einem kleinen Batag-Nadelschiff, das etwa fünfzig Meter entfernt auf seinen Landestützen ruhte. Darunter stand ein großgewachsener, dunkelhaariger Mann in einem teuren Elektrotex-Overall, der vorgab, an der klemmenden Frachtluke zu arbeiten: ein Jedi-Ritter mit dem schlichten Namen Zekk. »Trotzdem werden Anji und du hier auf euch allein gestellt sein. Also bleib an Bord des Falken, halt alles sorgsam verschlossen und lass keine Fremden herein! Verstanden?«

Allana salutierte zackig. »Verstanden, Captain.«

»Also gut.« Han blickte weiterhin zur Kanzel hinaus, diesmal auf zwei Luftgleiter, die auf den Falken zubrausten. »Sieht so aus, als hätte Tarth endlich alles geklärt. Zeit für uns aufzubrechen.«

Er beugte sich nach unten, um Allana, die auf dem Kapitänssessel saß, einen Kuss zu geben, dann wartete er, während Leia es ihm gleichtat.

»Tu, was Dreipeo dir sagt«, wies Leia sie an, »und melde dich über Komlink, falls du irgendwelche Schwierigkeiten hast!«

»Oma, ich hab’s kapiert«, erwiderte Allana und winkte sie zur Rückseite des Flugdecks. »Jetzt geht und rettet Onkel Luke und Ben!«

Han nahm Leias Hand und führte sie den Gang hinunter. »Komm mit, Oma! Siehst du nicht, dass wir hier nicht gebraucht werden?«

Draußen wartete Tarth mit zwei Luftgleitern auf sie – einer davon ein schwerfälliger gelber Schlepper mit einem großen Tiefladebereich am Heck, während es sich bei dem anderen um ein sportliches rotes Modell handelte, das zu der Zeit hergestellt worden sein musste, als Han geboren wurde. Beide Speeder waren oben offen. Und dann waren da noch vier Männer und Frauen.

Ohne auf Zekk und sein Batag-Nadelschiff zu achten, traten Han und Leia vom Falken weg, um die Gruppe zu begrüßen. Als er ein Gesicht ausmachte, das ihm irgendwie bekannt vorkam, ging Han auf den Mann zu, der jung, glattrasiert und braunhaarig war und dunkle Hosen und eine Weste aus strapazierfähigem grünem Stoff trug. Die Weste besaß viele Taschen, die mit Werkzeugen, Messern und elektronischer Ausrüstung vollgestopft waren, seine kniehohen Stiefel bestanden aus widerstandsfähigem braunem Leder, und er trug einen dazu passenden Gürtel und Handgelenkstutzen.

Han bedachte ihn mit einem neugierigen Blick. »Ich kenne dich, oder?«

Der Mann streckte eine Hand aus. »Sie haben ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Damals war ich noch ein Junge.« Sein Akzent war Coruscanti. »Dyon Stadd. Wir sind uns während des Yuuzhan-Vong-Kriegs begegnet. Ich war ein Jedi-Kandidat.«

Han ließ den Blick über die Ausrüstung des Mannes schweifen, sah jedoch kein Lichtschwert. »Ein Kandidat?«

Dyon stellte ein Grinsen zur Schau, dem eine gewisse Selbstzerfleischung innelag. »Ich habe nicht ganz das Zeug dazu, ein Jedi zu sein. Ich bin mehr ein Machtsensitiver als ein wirklicher Machtnutzer. Aber ich habe auf Coruscant meinen Abschluss in Xenopologie und Sprachwissenschaften gemacht. Hier helfe ich bei den Geschäftsgesprächen zwischen Händlern und den Dathomiri-Clans.«

Leia reichte ihm die Hand. »Und du weißt, wie man sich bei dem Klima hier anzuziehen hat.«

Dyon spannte einen der nackten Arme an und präsentierte seine wohldefinierten Muskeln. »Ja – und außerdem sehen die Damen hier auf Dathomir gerne etwas Haut. Hilft bei den Verhandlungen.«

Han prustete. »Stell uns die anderen vor, ja?«

Das kleinste Mitglied der Gruppe – sogar noch kleiner als Leia – war eine Dathomiri namens Sha’natrac Tsu, Spitzname: Stammlose Sha. Mit dunklem Haar, ernster Miene und von so hagerem Körperbau, als wäre sie künstlich aus Kabeln und Knochen erschaffen worden, die unmittelbar unter ihrer Haut verliefen, trug sie eine interessante, luftige Hose und eine Tunika aus importiertem rostfarbenem Eisenstoff. Zusätzlich zu dem authentischen Dathomiri-Messer mit einem Griff aus geschnitztem Stoßzahn hatte sie eine Blasterpistole an der Hüfte und war barfuß.

Der zweite Mann, der ihnen als Carrack vorgestellt wurde, war mehr als zwei Meter groß und so muskulös, als bestünde sein einziges intellektuelles Bestreben darin, seinen Körper noch mehr zu trainieren. Er war hellhäutig und hellhaarig, doch sein Gesicht war alles, was Han oder Leia von ihm erkennen konnten, da er eine umfunktionierte imperiale Sturmtruppen-Rüstung trug, die mit einem grün-schwarzen Tarnmuster bemalt war – ebenso wie sein übergroßes Blastergewehr und die Blasterpistolen, die er in einem Gurt quer über seiner Brust trug. Seine Rüstung ließ das leise, aber typische Heulen eines eingebauten Kühlsystems vernehmen.

»Ich vermute, du bist der Kammerdiener«, sagte Han.

Carrack grinste. Als er antwortete, sprach er leise. »Die Hexen haben Respekt vor Machtdemonstrationen.« Er hob die Achseln. »Meistens jage ich einfach bloß Sachen in die Luft.«

Das letzte Mitglied der Gruppe, die Tarth aufgetrieben hatte, war eine weitere Frau. Ihre Schönheit und die charakteristische Zartheit ihrer Gesichtszüge verrieten sie als Hapanerin, und sie trug Kleider, die nur eine Hapanerin für Dathomir als angemessen betrachten konnte: ein rotes Minikleid, goldene Sandalen und Accessoires, die beinahe der Farbe ihres Haars entsprachen, sowie eine gehalfterte Blasterpistole, die mit einem reflektierenden Metall plattiert war, das so glänzte, dass es blendete. Ihr Akzent jedoch war reinstes Hinterwäldler-Corellianisch: »Yliri Consta. Ich bin Ihre Cheffahrerin.«

Han schnaubte. »Ich bin mein eigener Cheffahrer.« Dann runzelte er die Stirn. »Sie haben große Ähnlichkeit mit …« Er suchte einen Moment lang nach dem Namen, ehe er ihm einfiel. »Sarita Consta, dem Holodrama-Star.«

»Das ist meine ältere Schwester. Früher habe ich die Stunts für sie gemacht. Als sie dann ins Komödienfach gewechselt ist, wurde es einfach zu langweilig, noch länger für sie zu arbeiten.«

Leia nickte verständnisvoll. »Genauso ging es mir auch, als Han ins Komödienfach gewechselt ist.«

Han bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Hey!«

Tarth räusperte sich. »Die letzten Ihrer Vorräte werden in einigen Minuten hier sein. Sie haben Freigabe für beide Gleiter, den Raumhafen-Distrikt zu verlassen.«

»Das lässt uns noch genügend Zeit, um uns zu tarnen.« Leia drehte sich wieder zum Falken um.

Tarth fuhr fort: »Aber wo wollen Sie mit Ihrer Suche beginnen? Der Wald ist groß … und die Skywalkers haben sich nie über Kom gemeldet.«

Leia streckte den Finger aus. »Im Norden. Sie sind irgendwo im Norden.«

»Aha. Nun, das ist zwar nicht sonderlich genau, aber immerhin ein Anfang.«

3. Kapitel

BOTSCHAFTSKOMPLEX DES GALAKTISCHEN IMPERIUMS, CORUSCANT

Die Tür glitt hinter Jagged Fel zu, um den Staatschef des Galaktischen Imperiums in seinem Botschaftsquartier abzuschotten, und er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.

Allein. Nach einem Tag voller Verhandlungen mit den Abgesandten der Galaktischen Allianz, Auftritten bei öffentlichen Veranstaltungen, mit Bedacht geführten Presseinterviews, Hyperkom-Gesprächen mit Ministern und Funktionären in der Heimat, die die meisten Leute nach wie vor als die Imperialen Restwelten bezeichneten, konnte er ein wenig Zeit allein gebrauchen. Das war beinahe ebenso entspannend, so erholsam, wie Zeit mit Jaina zu verbringen … doch bedauerlicherweise konnten sie nicht jede wache Stunde miteinander verbringen.

Er zupfte an seiner Paradeuniform, knöpfte den Verschluss der Jacke auf seiner rechten Brustseite bis ganz nach unten auf und spürte, wie die darunter aufgestaute Wärme von ihm abfiel. Es war schön, sich nicht länger für die Holokameras zusammenreißen zu müssen, um eine gute Figur abzugeben. Als muskulöser Mann von nicht ganz durchschnittlicher Größe wusste er, dass er gut aussah – zumindest behauptete das die Presse hier und zu Hause. Sein dunkles Haar und der kurz gestutzte Vollbart trugen dazu bei, ihm ein grüblerisches Aussehen zu verleihen, auch wenn er nur selten vor sich hin brütete. Am Haaransatz zeigten sich jede Menge weißer Haare, genau an der Stelle, wo er sich einige Jahre zuvor eine Narbe geholt hatte, und beides verlieh ihm einen Hauch von Würde. Seine Vorliebe für dunkle, militärische Kleidung verstärkte noch den Eindruck eines entschlossenen Anführers mit nützlicher Kriegserfahrung.

Doch das war alles bloß Fassade. Am wohlsten fühlte er sich in einem Pilotenoverall, wenn er gegen einen Gegner flog, den er abschießen konnte. Leider waren diese Zeiten für ihn vorbei.

Er stand einen Moment lang mit geschlossenen Augen da, atmete langsam, um sich zu sammeln und zur Ruhe zu kommen, und rief sich das wichtigste Wort seines Lebens ins Gedächtnis: Pflicht.

Das Pflichtgefühl, das sein Vater und jeder einzelne Aspekt der Chiss-Gesellschaft in ihm geweckt hatten, in der er aufgewachsen und erwachsen geworden war, begleitete ihn auf Schritt und Tritt. Manchmal allerdings schien es, als würden seine Bemühungen trotz allem zu keinerlei Erfolg führen, zu nichts Konkretem, und dann fühlte er sich leer.

Er war die mächtigste Person des Galaktischen Imperiums, und doch verbrachte er seine Zeit so häufig damit, bloß zu … verhandeln, um abwechselnd mit Hunderten von Leuten zu reden und zu versuchen, jeden Einzelnen davon dazu zu bringen, sein eigenes individuelles Gleichgewicht ein wenig vom reinen Eigennutz wegzuneigen, und ein bisschen hin zu den Bedürfnissen des Imperiums. Oftmals war das, als würde man versuchen, eine Horde von Hunderten schmierigen Mausdroiden zu hüten, von denen jeder von einem anderen verhaltensgestörten Kind programmiert worden war. Und am Ende eines typischen Tages fühlte er sich für gewöhnlich genauso zufrieden und erfolgreich, als hätte er tatsächlich Stunden damit zugebracht, sich mit diesen glitschigen Mausdroiden herumzuplagen.

Er stieß ein Seufzen aus, schüttelte die letzten Reste der Frustration dieses Tages ab und ging durch seine Unterkunft – durch den Empfangsraum mit seinen bequemen Möbelstücken, dann in den Vorraum, von dem aus man Zutritt zu den meisten Räumen seines Apartments hatte. Er passierte die Tür in sein Schlafzimmer und ging weiter zu einem kleineren, schmaleren Portal, einem, das sich allein mit seiner Stimme öffnen ließ. Er richtete sich an den verborgenen Sprachsensor oben an der Tür: »Nek und Nek.«

Die Tür glitt auf und offenbarte eine kleine Kammer, die beinahe zur Gänze von einem schwarzen, kugelförmigen Apparat von der Höhe eines Mannes beherrscht wurde: einem Sternenjäger-Simulator. An der Seite, die der Tür zugewandt war, war eine Leiter angebracht, die zu einer offenen Luke an der Oberseite führte. Von neuer Energie erfüllt, stieg Jag die Stiegen hoch, während seine Absätze auf den Durastahlsprossen klapperten, und dann ließ er sich durch die Luke auf den Pilotensessel darunter fallen.