Star Wars. X-Wing. Kommando Han Solo - Aaron Allston - E-Book

Star Wars. X-Wing. Kommando Han Solo E-Book

Aaron Allston

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Beschreibung

Die Gespensterstaffel gegen die Schergen der "Eisenfaust"! Ein Leckerbissen für alle Star-Wars-Fans!

Kriegsherr Zsinj, Herr des Super-Sternenzerstörers "Eisenfaust", wird plötzlich zur größten Bedrohung der Neuen Republik. Wedge Antilles, der Kommandeur der Gespensterstaffel, schmiedet einen kühnen Plan, den allerdings nur ein Mann durchführen kann, der ebenso gerissen ist wie Zsinj selbst: Han Solo, die lebende Legende aus dem Krieg gegen das Imperium. Doch als die mörderische Schlacht beginnt, tauchen die Feinde aus völlig unerwarteter Richtung auf.

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Seitenzahl: 581

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Kapitel 2Kapitel 3Kapitel 4Kapitel 5Kapitel 6Kapitel 7Kapitel 8Kapitel 9Kapitel 10Kapitel 11Kapitel 12Kapitel 13Kapitel 14Kapitel 15Kapitel 16Kapitel 17Kapitel 18DanksagungCopyright

1

Lieutenant Jart Eyan wirkte ausgeruht und recht vergnügt. Die Tatsache, dass er nur noch zwölf Minuten zu leben hatte, würde seine Stimmung sicherlich beeinträchtigt haben, aber über dieses Wissen verfügte er nicht.

Er ging die Shuttlerampe hinunter und sah sich eine Weile im Hangar des Kreuzers Home One um. Als er diesen Teil des Schiffes zuletzt gesehen hatte, hatte ein großer Teil der Shuttles und Versorgungsfahrzeuge in dem Hangar deutliche Kampfspuren gezeigt, wie sie bei längeren Einsätzen unvermeidbar waren. Jetzt befanden sie sich größtenteils wieder im tadellosen Zustand. Offenbar war die Zeit, die die Home One im Reparaturdock von Coruscant verbracht hatte, gut genutzt worden.

Eyan war ein Twi’lek. Diese Humanoiden waren hauptsächlich an zwei fleischigen Kopftentakeln zu erkennen, den so genannten Lekku, die dort, wo Menschen Haare haben, von ihrem Kopf herabhängen. Viele Menschen vergessen, dass die gelegentlich auch als Hirnschwänze bezeichneten Lekku dicht gebündelte Sinnesorgane darstellen, die Twi’leks häufig bei der Beurteilung ihrer Umgebung und möglicher Bedrohungen helfen. Eyan fröstelte. Ryloth, die Heimatwelt der Twi’lek, war ein heißer Planet. Auf der Home One, einem Schiff, das für eine Brückenmannschaft aus Mon-Calamari gebaut war, einer im Wasser lebenden Spezies, wurde die Raumtemperatur so niedrig gehalten, dass sie ihm unangenehm war. Die Uniform eines Offiziers der Neuen Republik, die er trug, konnte eine unbehagliche Kälte nie ganz ausgleichen.

Trotzdem lächelte er und ließ dabei zwei breite Reihen von Raubtierzähnen sehen. Es war gut, wieder zu Hause zu sein.

Eine Untergebene, eine menschliche Frau, trat auf ihn zu und salutierte. »Willkommen, Sir. Ich hoffe, Sie hatten einen schönen Urlaub.«

»Oh, den hatte ich allerdings.« Eyan runzelte kurz die Stirn und versuchte sich daran zu erinnern, was er im Urlaub eigentlich getrieben hatte, aber dann war der Augenblick auch schon vorbei. Er machte eine weit ausholende Handbewegung, die den ganzen Hangar einschloss und sichtlich dem ganzen Schiff galt. »Und – wie ist der Zustand?«

»Einhundert Prozent, Sir. Der Admiral braucht bloß zu sagen, wo es hingehen soll, dann sind wir schon unterwegs.«

»Ausgezeichnet.«

»Ich wollte Ihnen nur Bescheid sagen, dass vor ein paar Minuten eine Nachricht von Ihrer Frau hereingekommen ist. Sie ist als dringlich gekennzeichnet.«

»Ist der Captain im Dienst?«

»Nein, im Augenblick nicht, Sir.«

»Gut. Dann kann ich mir die Nachricht noch ansehen, ehe ich offiziell meinen Dienst antrete.« Eyan nickte ihr zu.

Was mochte da los sein? Er hatte doch gerade erst sein Haus verlassen; wie so viele Offiziere der Neuen Republik hatte er seine Familie nach Coruscant gebracht, nachdem er auf die ehemalige imperiale Thronwelt abkommandiert worden war.

Er hatte praktisch seinen ganzen Urlaub zu Hause verbracht. Jetzt runzelte er die Stirn und versuchte sich daran zu erinnern, was sie in dieser Zeit gemeinsam erlebt hatten, aber es wollte sich keine klare Erinnerung einstellen. Er hatte das nagende Gefühl, dass es da irgendetwas Wichtiges gab, das ihm entfallen war.

Als er sich in seiner Kabine befand, schaltete er sein Terminal ein und rief seine Post auf. Neben einer großen Zahl dienstlicher Mitteilungen war da auch die als dringend gekennzeichnete Nachricht seiner Frau. Er rief sie auf.

Da saß sie auf dem kitschigen, hochlehnigen Sessel vor ihrem Terminal zu Hause und machte einen auffällig unglücklichen Eindruck; ihre grünliche Haut wirkte noch ein wenig blasser, als das sonst der Fall war. Sie blickte zur Seite, gerade als würde sie sich mit jemandem außerhalb des Aufnahmewinkels des Objektivs beraten. »Jart«, sagte sie, »diese Wookies tanzen schon wieder im Salon.«

Eyan schaltete das Bild ab, hörte sich die Nachricht gar nicht ganz an und löschte sie. Dann gab er schnell einen Befehl mit der Tastatur ein. Er sah zu, wie der Vorgang auf dem Bildschirm ablief, und wunderte sich unwillkürlich darüber, wie er es eigentlich schaffte, so schnell und akkurat zu handeln, ohne doch die leiseste Ahnung davon zu haben, was er eigentlich machte. Natürlich, dachte er. Wie unangenehm. Diese verdammten Wookies tanzen schon wieder im Salon. Er holte seine Waffe heraus, eine kleine, sehr leistungsstarke Blasterpistole, und vergewisserte sich, dass sie voll geladen war. Er stopfte sie sich in die Tasche und verließ die Kabine wieder. Er wusste ganz genau, was zu tun war, um diese verdammten tanzenden Wookies loszuwerden.

 

»Strategisch betrachtet, gab es zwischen den kapitalen Schiffen in der Auseinandersetzung zwischen der Mon Remonda und der Eisernen Faust nichts von besonderem Interesse.« Der das sagte, war ein Gamorreaner, einer jener schweineähnlichen Humanoiden, die allgemein wegen ihrer gewalttätigen Neigungen bekannt sind. Allerdings gab es mit Ausnahme seines Äußeren praktisch nichts, was ihn als Angehörigen jener Spezies auswies.

Er sprach Basic, wozu kaum ein Gamorreaner imstande war. Und seine Stimme war auch nicht seine natürliche Stimme; was er sagte, war zweimal zu hören, einmal als kehliges Geplapper, das für die meisten Leute völlig unverständlich klang, und einmal mit einer von einem Kehlkopf-lmplantat erzeugten mechanischen Stimme. Er war vermutlich der einzige Gamorreaner in der ganzen Galaxis, der eine Uniform des Flottenkommandos der Neuen Republik trug.

Die Schulterpartie seiner orangefarbenen Pilotenkombination zierte ein Emblem, das wesentlich sauberer war als der Rest der Uniform. Es bestand aus einem weißen Kreis, über dem in hellem Grau das zentrale Symbol der Neuen Republik zu erkennen war, ein stilisierter Vogel mit ausgebreiteten Flügeln. Darüber waren zwölf schwarze X-Flügler-Silhouetten zu sehen, eine davon im linken unteren Bereich des Kreises war groß, und die elf darum herum angeordneten waren um zwei Drittel kleiner. Sie waren alle von links unten nach rechts oben angeordnet, gerade als würden sie in präziser Formation fliegen. Den weißen Kreis umgab ein breiter, von zwei schmalen goldenen Streifen gesäumter blauer Ring. Es handelte sich um ein völlig neues Emblem für eine fast neue Einheit, die Gespensterstaffel.

Das Geschöpf, mit dem der Gamorreaner an dem breiten Holotisch sprach, war ebenfalls ungewöhnlich, obwohl Angehörige dieser Gattung in den Rängen der Streitkräfte der Neuen Republik reichlich vertreten waren. Admiral Ackbar gehörte der Mon-Calamari-Spezies an. Diese Humanoiden besaßen fischähnliche Gesichtszüge und eine gummiartige Haut. Obwohl viele Mon-Calamari im Dienste der Neuen Republik standen, gab es nur wenige, nach denen Marinemanöver benannt waren oder die selbst Kampfflugzeuge konstruiert hatten, wie das bei Ackbar der Fall war.

»lm Grunde genommen«, fuhr der Gamorreaner fort, »haben wir Zsinj nur eine Möglichkeit gelassen, falls er die Razor’s Kiss retten wollte.« Er wies auf den Holotisch, wo die Wiedergabe des Schlachtgeschehens projiziert wurde. »Sie sehen ja seine Manöver, mit denen er sich bemüht hat, die Eiserne Faust zwischen uns und der Razor’s Kiss zu halten. Sie sehen, dass er bewusst langsam geflogen ist, um in der Nähe des schwer angeschlagenen Schiffes zu bleiben.«

Admiral Ackbars Stimme klang tief und kehlig, fast reibeisenartig, jedenfalls deutlich beeindruckender als das bei den Angehörigen seiner Gattung sonst die Regel war. »Sie haben also an den Kampfhandlungen nichts sonderlich interessant gefunden.«

»Verzeihen Sie, Sir, aber das habe ich nicht gesagt.« Der Gamorreaner veränderte die Vergrößerung des Holoprojektors, so dass der zweite der beiden Super-Sternzerstörer deutlicher hervortrat. Auf diese kurze Distanz war jetzt zu erkennen, dass das mächtige Schiff an vielen Stellen brannte. Außerdem konnten sie Schwärme von Sternjägern sehen – solche der Neuen Republik und auch solche des Imperiums –, die über dem brennenden Riesen miteinander kämpften.

»Mathematisch betrachtet«, fuhr der Gamorreaner fort, »ist das Verhalten der Einhunderteinundachtzigsten recht interessant. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass eine loyale imperiale Elitestaffel eigentlich nicht mit einem Kriegsherrn wie Zsinj zusammenarbeiten sollte, ist auch an der Art und Weise, wie sie kämpfen, etwas Seltsames.«

Ackbars Gesichtsausdruck ließ Neugierde erkennen. »Wir haben bei unserer Analyse der Aufzeichnungen nichts Ungewöhnliches festgestellt. Aber Sie waren natürlich vor Ort.«

»Wenn Sie gestatten, darf ich das korrigieren, Sir: In Wirklichkeit saß ich während des größten Teils der Kampfhandlungen auf dem Rumpf der Eisernen Faust fest und versuchte, meinen Sternjäger dazu zu überreden, wieder anzuspringen. Nein, ich habe das erst bemerkt, nachdem Sie mir diese Aufzeichnungen gezeigt haben. Man hat den Eindruck, als würden individuelle Jägerpaare versuchen, in geradezu verblüffend gleichartiger Weise auf spezielle Angriffsschemata zu reagieren. Da, sehen Sie …« Der Gamorreaner deutete auf ein Paar TIE-Abfangjäger mit auffälligen roten Streifen auf ihren Solarflächen. Als ein Paar X-Flügler von hinten herangeflogen kam, wichen die TIEs in einem engen Bogen nach Backbord und unten aus und bewegten sich in einem Winkel, dem die X-Flügler nicht folgen konnten.

Der Gamorreaner hielt die Holoprojektion an, verschob den Betrachtungspunkt über die Eiserne Faust und fing ein weiteres Paar Abfangjäger der Einhunderteinundachtzigsten ein. Dann ließ er die Aufzeichnung schnell vorlaufen, während die Abfangjäger sich auf ein kleines Scharmützel zubewegten, und schaltete dann auf Normalgeschwindigkeit zurück. »Hier, zwei A-Flügler von der Polearmstaffel nähern sich von hinten im selben Vektor. Sie sehen, wie die Abfangjäger exakt identisch reagieren, wobei der an der Spitze die höhere Position und den etwas weiteren Winkel übernimmt, während sein Flügelmann tiefer geht und einen spitzeren Winkel einschlägt.«

»Zufall.«

»Nein. Das Wendemanöver wird exakt vom Angriffswinkel bestimmt. Aber das trifft nur für die Einhunderteinundachtzigste zu. Ich weiß auch nicht, was das zu bedeuten hat.«

Ackbar beugte sich vor, und seine Haltung ließ erkennen, dass sein Interesse geweckt war. »Zeigen Sie mir mehr davon.«

 

Als Lieutenant Eyan das Vorzimmer des Admirals betrat, stand ein breites Fleischfresserlächeln in seinem Gesicht.

Der Adjutant des Admirals, der an einem Schreibtisch vor der Tür zu Ackbars Büro saß, erwiderte das Lächeln. Er war ein menschlicher Mann, dem das von der Marine ausgegebene Essen sichtlich gut bekam und der den Eindruck machte, dass es durchaus nicht von Nachteil wäre, wenn es ihm etwas weniger gut schmeckte. Er stand auf und salutierte. »Herzlich willkommen, Sir. Sie sehen so aus, als ob Sie sich im Urlaub gut erholt hätten.«

Eyan zog die Blasterpistole aus seiner Tasche, rammte sie dem Mann in den Bauch und drückte ab. Der Schuss warf den Mann in seinen Sessel zurück, wurde aber durch den unmittelbaren Kontakt mit dem Opfer gedämpft, so dass man ihn kaum hören konnte. »Allerdings«, sagte er.

Eyan griff an der noch zuckenden Leiche vorbei und drückte den Knopf an der Unterseite der Schreibtischplatte. Die Tür zu Ackbars Büro öffnete sich.

 

Der Admiral blickte auf, als der Offizier eintrat. »Ah, Lieutenant Eyan. Erlauben Sie, dass ich Ihnen Flight Officer Voort saBinring vorstelle, auch Piggy genannt. Er ist Pilot der Gespensterstaffel und so etwas wie ein mathematisches Genie. saBinring, das ist Lieutenant Jart Eyan von der Sicherheitsabteilung.«

Piggy richtete sich auf und salutierte. »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Eyan erwiderte die Ehrenbezeigung. »Ganz meinerseits.« Dann holte er den Blaster hinter seinem Rücken hervor, presste ihn Piggy in den Bauch und drückte ab.

 

Erstaunlich, dachte Piggy, wie plötzlich das passiert. Der Übergang von perfekter Gesundheit zu perfekter Agonie. Er konnte nichts sehen, sein Bauch schmerzte so höllisch, als hätte jemand ein Freudenfeuer in seinem Magen entzündet, das sich langsam durch ihn hindurchfraß, und er konnte auch kaum etwas hören. Er wusste, dass er auf dem Rücken lag, wusste aber nicht, wie er in diese Lage gekommen war.

Ich denke, ich habe nur noch wenige Augenblicke zu leben. Interessant.

Aber die neuralen Veränderungen, die ihm Kontrolle über seine Emotionen und die mathematischen Fähigkeiten verliehen, die die Aufmerksamkeit Admiral Ackbars auf ihn gelenkt hatten, hatten all die anderen biologischen Impulse nicht auslöschen können, die einen Gamorreaner ausmachten. Da war eine andere Stimme in ihm, die jetzt immer lauter wurde: Leben, sterben, egal – töte ihn! Schlag auf ihn ein, schlag seine Knochen zu Brei, bohre deine Hauer in das warme Fleisch seiner Kehle und reiße sie ihm heraus! TÖTE IHN!

Piggys Augen klappten auf. Der Attentäter stand vielleicht zwei Meter von ihm entfernt, die Waffe auf Ackbar gerichtet, und sein Mund formte Worte, die Piggy nicht hören konnte.

Doch das war unwichtig. Der Twi’lek hatte noch nicht auf Ackbar geschossen. Piggy griff unter seinen linken Ärmel und zog mit zitternder Hand eine Vibroklinge heraus, wie sie die meisten seiner Staffelkameraden dort trugen. Ein Druck mit dem Daumen schaltete die Waffe ein. Dann brüllte er, ein Brüllen, von dem er wusste, dass es Menschen Angst machte, und warf das Messer.

Sein Ziel zuckte bei dem plötzlichen Lärm zusammen und fuhr herum, um seine Waffe auf Piggy zu richten. So kam es, dass das Vibromesser ihn nicht an der Brust traf, sondern an der Stelle, wo Lauf und Abzug zusammentreffen, in seinen Blaster fuhr. Ein greller Blitz schoss aus der Waffe, und der Attentäter warf sie in weitem Bogen von sich.

Piggy versuchte aufzustehen, musste aber feststellen, dass seine Gliedmaßen dafür zu schwach waren. Er sah, wie Ackbar sich von der Seite gegen den Attentäter warf, sah, wie die Flossenhände des Mon-Calamari sich um den Hals des Twi’lek schlossen … aber Lieutenant Eyan schob Ackbars Hände mühelos zur Seite und schleuderte den Admiral gegen die Wand. Dann setzte sich Eyan, zielsicher wie ein Gast, der sich in einem Lokal an einen Tisch setzt, rittlings auf Ackbar und schlang die eigenen Hände um den Hals des Admirals.

Piggy arbeitete sich mühsam hoch. Noch vorhandene Zeit … geschätzte zehn oder zwölf Sekunden. Ihn töten, ihn töten, ihn töten. Kann kaum etwas sehen. Beengte Sicht. Eine Nebenwirkung des Schocks. Einen Arm aus der Starre lösen und auf ihn einschlagen, bis er kreischt und um den Tod fleht. Er ist stark, unnatürlich stark.

Er ging unsicher auf Ackbars Schreibtisch zu und stemmte die Schulter unter die Tischplatte, drückte mit aller Kraft, bis der Tisch sich vom Boden hob und er beinahe selbst darunter zusammenbrach. Gut. Meine Kräfte haben mich also nicht verlassen. Ich muss ihn jetzt mit solcher Wucht treffen, dass seine Familie Lichtjahre entfernt vor Angst und Schrecken aufschreit.

Er setzte sich torkelnd in Richtung auf den Attentäter in Bewegung, schob den Schreibtisch vor sich her, wurde immer schneller und stellte befriedigt fest, dass sich die Züge des Twi’lek überrascht weiteten, als er ihn sah. Dann prallten sie zusammen.

 

Auf der anderen Seite der Trennwand wurde ein weiblicher Fähnrich, der dort lehnte, plötzlich nach vorn geschleudert. Sie stürzte zu Boden, der Becher mit Kaf entfiel ihr, sein Inhalt ergoss sich über die Stiefel eines anderen Fähnrichs, der auf der anderen Seite des Raums stand.

Die anderen Insassen des Raums blickten erschreckt auf die Beule in der Metallwand, einer kniete neben der verletzten Frau nieder, die anderen hasteten zur Tür.

 

Piggy ließ den Schreibtisch fallen, um nicht Admiral Ackbar damit zu treffen. Die Bewegung fiel schlaffer aus, als er sich das gewünscht hätte. Offenbar hatte er seine Energiereserven falsch eingeschätzt.

Er warf einen Blick auf sein Werk. Der Kopf des Twi’lek war auf ein Viertel seiner ursprünglichen Breite zusammengequetscht, eine breiige Masse, die die Stimme in Piggys Kopf ebenso befriedigte wie sie einen anderen Teil seines Wesens entsetzte.

Admiral Ackbar rappelte sich mühsam hoch. Er redete. Doch Piggy vernahm seine Worte, als kämen sie aus weiter Ferne.

Dann wurden die Hitze und der Schmerz in seinem Bauch unerträglich, und der Gamorreaner kippte nach hinten um.

 

Die beiden TIE-Abfangjäger kippten seitlich ab, flogen einen weiten Bogen und suchten ihre Umgebung nach Feinden ab, während unter ihnen die Mondoberfläche dahinfegte.

Für jemanden, der diese Sternjäger zum ersten Mal sah, mussten sie einen äußerst komischen Anblick bieten. Ihre Cockpits waren kugelförmig und alles andere als aerodynamisch konstruiert und etwas größer als ein Mensch. Aus den Cockpits ragten beiderseits dicke Flügelträger von etwa der gleichen Länge wie das Cockpit. Am Ende der Träger waren jeweils Solarpaneele angeordnet, gekrümmte ovale Flächen mit einem tiefen Einschnitt an der Vorderkante. Während normale TIE-Jäger wegen ihrer kugelförmigen Cockpits als Augäpfel bezeichnet wurden, nannten die Piloten der Neuen Republik die Abfangjäger mit ihrem schmaleren Profil Schielaugen.

Aber wenn man sie manövrieren oder kämpfen sah, hatten sie nichts Erheiterndes mehr an sich. Die beweglichen, schnellen Maschinen mit ihren vier Lasern, von denen jeder die Panzerung eines Sternjägers durchschlagen konnte, gehörten zu den tödlichsten Maschinen im Arsenal des Imperiums. Nicht, dass am Steuer dieser beiden TIEs imperiale Piloten gesessen hätten.

»Sonderstaffel Zwei, hier Führer. Kom-Check.«

»Verstanden.«

»Zwei Unbekannte sind auf meinen Sensorschirmen aufgetaucht, auf Zwei Acht Fünf. Mir nach.«

»Übernehme Flügelposition.«

Der vordere Abfangjäger bog ab und nahm Kurs auf die entfernte Markierung, der zweite schloss sich ihm an. Binnen weniger Augenblicke tauchte der Feind – zwei winzige helle Punkte in der Nähe des Horizonts – vor ihnen auf.

»Zwei, Computer liefert vorläufige Identifizierung als ein Abfangjäger und ein X-Flügler.«

»So fasse ich das auch auf. Der X-Flügler fliegt voraus. Wollen wir uns trennen, damit die sich voneinander lösen müssen, um uns beide zu erwischen?«

»Äh … jetzt noch nicht. Halten wir uns zunächst an das imperiale Protokoll, damit das auch ein richtiger Test wird.«

»Geht in Ordnung.«

Während auf den Displays die Zahlen der Entfernungsmesser abrollten, eröffneten die herankommenden Sternjäger das Feuer. Eigenartigerweise hielt sich der feindliche TIE-Abfangjäger dicht hinter dem X-Flügler, tauchte gelegentlich ein Stück ab, um zu feuern, oder stieg höher als die andere Maschine, um einen erneuten Feuerstoß abzugeben.

Die beiden Abfangjäger tänzelten auf und ab, wichen dem feindlichen Feuer aus und feuerten ihrerseits. Ihre Schüsse trafen auf die vorderen Schilde des X-Flüglers und verteilten sich ein paar Meter vor dessen Leitwerk.

»Hey, jetzt hab ich’s kapiert«, sagte Zwei. »Du musst den …«

Ein roter Laserstrahl des X-Flüglers traf ihn unten an der kreisförmigen Transparistahl-Sichtluke. Zwei weitere Schüsse explodierten in einem grellen Blitz, und der Abfangjäger des Führers geriet ins Trudeln, als ihn die Explosionsgase trafen. Der feindliche Abfangjäger und der X-Flügler fegten vorbei.

Trotz seines Abgangs redete Zwei weiter, und seine Stimme drang aus der Komeinheit seines Führers wie eine Sendung aus dem Land der Toten. »Hey, tut mir Leid, Wedge.«

»Kein Problem, Tycho.« Wedge Antilles bog scharf nach Backbord ab und kam hinter den beiden Angreifern hoch.

Anstatt sich aufzuteilen, wobei der schnellere Abfangjäger sich dann Wedge hätte vornehmen können, waren die Angreifer zusammengeblieben, hatten allerdings ihre Formation geändert: Der X-Flügler flog jetzt hinten, und der Abfangjäger tänzelte dicht vor ihm herum. Das war ein äußerst geschicktes, ökonomisches Flugmanöver, und Wedge nickte. Beim Anflug hatte der feindliche Abfangjäger den X-Flügler als Schutzschild benutzt und war mit Ausnahme der wenigen Sekunden, die er zum Schießen brauchte, im Schutz seiner stärkeren Schilde geblieben. Der X-Flügler musste fast seine gesamte Schildenergie nach vorne verlegt haben. Jetzt zogen sich die beiden zurück, und der Abfangjäger konnte immer noch den Schutz des X-Flüglers nutzen, nur dass dessen Schildenergie jetzt nach hinten konzentriert war.

Wedge beschleunigte auf das Paar zu und ging höher, bis er sich etwas über ihrer Flugebene befand. Sie wussten, dass er sie nicht überholen würde; er würde ihnen folgen und ihre relativ ungeschützten Heckpartien unter Beschuss nehmen, bis sie zerstört waren. Ihre Taktik musste also darauf abzielen, sich möglichst bald zu trennen. Der X-Flügler würde nicht imstande sein, ihn auszumanövrieren, deshalb würde der Abfangjäger versuchen, hinter ihn zu kommen. Und das bedeutete, dass sie so lange warten würden, bis er mit dem X-Flügler in einen Kampf verwickelt war, ehe sie sich trennten.

Das den X-Flügler darstellende Computerbild zitterte jetzt auf seinem Sensorschirm und zeigte damit Lasererfassung an. Er ignorierte das Bild und setzte zum Senkflug an, tauchte unter die Flugebene des X-Flüglers und erweckte damit den Anschein, als würde er einen Schuss auf den Abfangjäger abgeben wollen. Aber mitten im Manöver zog er den Knüppel scharf zu sich heran und riss seine Maschine steil nach oben.

Der feindliche Abfangjäger stieg sofort an der Nase des X-Flüglers vorbei, bemüht, den X-Flügler zwischen sich und Wedge zu lassen, der plötzlich auf demselben Sensorschirm aufgetaucht war. Wedge feuerte und sah, wie die grünen Blitze von dreien seiner Laser die Antriebsaggregate des Abfangjägers trafen. Das Schielauge explodierte, und Wedge riss am Knüppel, um der Trümmerwolke auszuweichen.

Der X-Flügler nutzte dieses plötzliche Manöver dazu aus, um nach Steuerbord abzukippen, eine scharfe Wende – offensichtlich ein Versuch, einen zweiten Frontalangriff einzuleiten. Aber Wedge schaltete seine Komeinheit auf die allgemeine Sendefrequenz und sagte: »Übung beendet.«

Die Stimme von Garik »Face« Loran, ehemals Kinderstar des Imperiums und jetzt Flieger der Neuen Republik, antwortete: »Aber ich bin noch nicht tot.«

»Ist das ein Einspruch?«

»Das nicht gerade. Ich bin bloß neugierig.«

Das Panorama der Mondoberfläche und des manövrierenden X-Flüglers verschwand plötzlich, wich gleichmäßigem Schwarz. Wedge griff nach hinten, um die Zugangsklappe zu öffnen, die sich an der Stelle befand, wo in einem echten TIE-Abfangjäger die Zwillings-Ionenmotoren untergebracht waren, und stieg, plötzlich von Helligkeit umgeben, aus.

Er befand sich in einem großen Saal, der mit Tischen, Stühlen und Simulatoreinheiten vollgepackt war. Die meisten waren schmaler gebaut und entsprachen damit eher den von der Neuen Republik benutzten Cockpits der X-Flügler, Y-Flügler und A-Flügler-Sternjäger, aber einige wenige waren kugelförmig wie der, den Wedge gerade verlassen hatte. In dem Raum herrschte ein reges Kommen und Gehen von Piloten, von denen viele die orangefarbenen Pilotenkombinationen der Neuen Republik trugen, und dazu kamen noch eine ganze Menge Techniker in etwas gedeckteren Farben. Die meisten Piloten drängten sich um die verschiedenen Simulatoreinheiten und beobachteten die Bemühungen der übenden Piloten auf über den Simulatoren angebrachten Holodisplays.

Auf der anderen Seite eines schmalen Ganges sprang Face Loran aus seinem Simulator und sah erwartungsvoll zu Wedge hinüber. Wedge sah, wie eine junge Pilotenanwärterin zu ihm hinübersah, zusammenzuckte, sich dann mit beiden Händen ins Gesicht griff und einer Kollegin etwas zuflüsterte. Face, mit seinen auffällig gutgeschnittenen Zügen, seinen leuchtenden grünen Augen und dem leicht zerzausten, schwarzen Haar, hatte oft diese Wirkung auf Frauen. Wedge winkte ihn zu sich herüber.

Kurz darauf traten zwei andere Piloten zu ihnen. Flight Officer Lara Notsil, eine schmächtig gebaute Frau mit vollem blondem Haar, war so auffallend hübsch, dass man ihr auf den ersten Blick die geschickte Kampfpilotin gar nicht glauben wollte. Captain Tycho Celchu, ein blonder Mann, dessen Gesichtszüge erkennen ließen, dass er schon so manches erlebt hatte, ergriff als Erster das Wort: »Warum haben Sie die Simulation abgebrochen, Commander?«

»Wir wollten sehen, wie die jungen Leute mit der neuen Kombinationstaktik klarkommen«, sagte Wedge. »Sobald Sie und Lara draußen waren, war das bloß mehr eine Übung X-Flügler gegen TIE. Die sind natürlich auch nützlich, aber dazu sind wir nicht hierher gekommen.« Er wandte sich Face zu. »Was meinen Sie, ist Ihre Taktik wirksam?«

Face zuckte die Achseln; er wirkte nicht besonders glücklich. »Bei weitem nicht so, wie ich das gehofft hatte.«

»Sie hatten vermutet, das, was Sie da machen, sei so überraschend, dass es selbst erfahrene Piloten aus dem Konzept bringt?«

»Erwartet? Nein, das nicht, Sir, aber gehofft.«

»Lara, was meinen Sie?«

»Nun, eine einzige Übung ist statistisch noch nicht aussagekräftig«, erklärte sie. »Wenn ich mich daher jetzt äußern würde, wäre das voreilig. Und insoweit ohne Bedeutung. Aber ich denke, die Taktik hat so funktioniert, wie wir das erwartet haben. Die Schilde von Face haben mich sowohl beim Anflug wie auch beim Rückzug geschützt – und das sage ich, obwohl Sie mich schnell herausgelockt haben. Ich meine, die Taktik funktioniert.«

Tycho nickte. »Das glaube ich auch. Aber ich denke, öfter als einmal kann man sie nicht einsetzen. Man kann sie nur beim paarweisen Frontalangriff einsetzen oder wenn ein X-Flügler und ein TIE gemeinsam ein einzelnes Ziel verfolgen. Am besten setzt man sie zu Beginn eines Gefechts ein und gibt sie dann auf.«

»Ich finde, sie lohnt weiteres Üben und gründliche Analyse«, entschied Wedge. »Face, Lara, Sie beide sollten ein paar automatisierte Übungen entwickeln, damit alle Gespenster Gelegenheit bekommen, ein wenig damit zu spielen.« Er warf einen Blick auf das Chrono, das er am Handgelenk trug. »Aber nicht jetzt. Wir haben noch etwa zehn Minuten Zeit bis zu unserer Einsatzbesprechung. Wegtreten.«

Die beiden jüngeren Piloten salutierten und entfernten sich.

Wedge rief ihnen nach: »Hey!«

Die beiden drehten sich um, Face ein wenig verblüfft und Lara mit schuldbewusster Miene, gerade als würde sie sich fragen, ob sie vielleicht zu salutieren vergessen hatte.

»Ich wollte nur noch sagen«, meinte Wedge, »dass ich die Gespensterstaffel genau zu dem Zweck aufgestellt habe, um solche Taktiken zu entwickeln. Das war saubere Arbeit. Weiter so.« Die beiden lächelten und strebten dem Ausgang zu.

 

Als Wedge und Tycho eintrafen, hatten die meisten Angehörigen der Sonderstaffel und der Gespensterstaffel bereits in dem halbkreisförmig angeordneten Besprechungssaal Platz genommen.

»Commander Antilles – ziehen!«

Wedge drehte sich um, als er Wes Jansons Stimme hörte. Der ewig jungenhaft wirkende Pilot, stellvertretender Kommandant der Gespensterstaffel, war aufgestanden und zielte mit seinem Datapad, als wäre es eine Blasterpistole, und drückte wie wild mit dem Daumen auf den Sendeknopf. Wedge seufzte und holte sein eigenes Datapad heraus, um die übertragene Datei zu empfangen. Aber Jansons Verhalten war ein gutes Zeichen. Es deutete darauf hin, dass die Nachricht, die Wedge erwartete, eingetroffen war – und dass sie gut war. Während er zu dem Rednerpult ging, warf er einen Blick auf den stellvertretenden Kommandanten der Sonderstaffel, Nawara Ven, einen vornehm wirkenden Twi’lek, der seine Hirnschwänze elegant über seine Schultern drapiert hatte, und empfing von diesem ebenfalls eine Datei. Er überflog die beiden Dateien schnell, während er hinter das Rednerpult trat, und blickte dann zu den versammelten Piloten auf.

Es waren zwei Staffeln, fast in voller Kampfstärke, die besten Piloten, die er um sich versammeln und ausbilden konnte. Eine Aufwallung von Stolz überkam ihn, wenn er daran dachte, was er mit diesen beiden Einheiten geschafft hatte, zu welcher Leistung sie aufgelaufen waren, aber er ließ es sich nicht anmerken. »Heute habe ich überwiegend gute Nachrichten. Zunächst einmal und zu allererst – Piggy saBinring spricht gut auf die Bacta-Behandlung an; er hat das Bewusstsein wiedererlangt, und alles deutet darauf hin, dass er in vollem Maße genesen wird.« Das löste Beifall und erleichterte Zurufe der versammelten Piloten aus. »Unglücklicherweise besitzen wir noch keine Informationen über das Motiv des Attentäters, das ihn dazu veranlasst hat, Ackbar anzugreifen. Als der Admiral ihn fragte, warum er das getan habe, antwortete der Attentäter, er, Ackbar, wisse schon weshalb. Wir wissen alle, dass der Attentäter seine Tat nicht überlebt hat. Seine Frau und seine Kinder sind verschwunden, und die Ermittlungen sind im Gange.

Zweitens – die Mon Remonda wird innerhalb von vierundzwanzig Stunden die Reparaturwerft verlassen. Morgen um diese Zeit werden wir uns wieder im Weltraum befinden und den Kampf gegen Kriegsherr Zsinj fortsetzen.«

Das löste wiederum Applaus aus. Die Mon Remonda, das mächtige Mon-Calamari-Flaggschiff der von Han Solo befehligten Flotte, hatte bei dem kürzlichen Zweikampf mit dem Flaggschiff von Kriegsherr Zsinj, dem Super-Sternzerstörer Eiserne Faust, beträchtliche Schäden davongetragen. Aber Zsinjs Schäden waren wesentlich größer.

»Drittens, und das steht damit in unmittelbarem Zusammenhang, bekommen Sie alle vor dem Start noch einmal Urlaub. Melden Sie sich morgen mit vollständigem Gepäck um fünfzehn Uhr im Shuttlehangar; bis dahin haben Sie frei. Viel Spaß.

Wir dürfen dabei allerdings nicht vergessen, dass es bei unserem letzten Urlaub hier auf Coruscant eine verdeckte Einheit, die vermutlich unter Zsinjs Befehl stand, beinahe geschafft hätte, die Gespenster zu ermorden. Aus diesem Grunde ordne ich Zivilkleidung an. Ich weiß, dass die Gespenster gerade ihre neuen Embleme bekommen haben, aber ich möchte nicht, dass Sie diese Embleme während dieses Urlaubs zeigen. Die Auffälligeren unter Ihnen – die Betreffenden wissen schon, wen ich meine – sollten versuchen, ihre Gesichtszüge etwas zu tarnen. Und halten Sie sich den hauptsächlich von Piloten besuchten Bars und Lokalen fern.

Viertens gibt es noch einige Änderungen bekannt zu geben. Die Gespenster haben einen neuen Pilotenkollegen – Targon, bitte stehen Sie auf.«

Im hinteren Bereich des Saals erhob sich ein Pilot, und die anderen drehten sich zu ihm herum.

Der neue Pilot war Devaronianer – grauhäutig mit diabolisch wirkenden Hörnern an der Stirn und fangähnlichen Zähnen, die jedem Fleischfresser Respekt abnötigen mussten. Seine Stimme klang in Anbetracht seiner offenkundigen Jugend erstaunlich tief. »Flight Officer Elassar Targon meldet sich zum Dienst, Sir.«

»Targon kommt frisch von der Flottenakademie zu uns; er ist nicht nur ein sehr geschickter Pilot, sondern hat auch eine abgeschlossene Ausbildung als Sanitäter. Wir verfügen damit in der Einheit wieder über einen Sanitäter, der mehr kann als bloß Druckverbände anlegen und erschreckte Geräusche von sich geben. Und im Gegensatz zu Ihnen anderen hatte er bis jetzt noch keine Zeit, seine Karriere oder seinen Verstand zu ruinieren.«

»Dann passt er nicht zu uns.« Das war Janson. »Schicken Sie ihn nach Hause. Besorgen Sie uns einen Verrückten.«

»Einen Augenblick mal!« Der devaronianische Pilot sprang auf seinen Stuhl, stellte den rechten Fuß auf den Stuhl daneben, warf sich in die Brust und posierte wie ein übermenschlicher Held aus einem der lächerlichsten von Face Lorans Holodramen. »Elassar Targon, Master of the Universe, meldet sich zur Stelle!«

Wedge musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Interessant, dass ein frisch gebackener Offizier sich gleich in der ersten Viertelstunde bei seiner neuen Einheit so zur Schau stellte. Entweder hatte ihn der Ruf der Gespensterstaffel davon überzeugt, dass das jetzt passend wäre … oder er war ein vollendeter Irrer, und das Flottenkommando hatte ihm wieder einmal einen Verrückten zugespielt. Über dem Gelächter der versammelten Piloten konnte Wedge deutlich Jansons Stimme hören: »Ich ziehe meinen Einwand zurück.«

Wedge sah wieder die Piloten an. »Targon, setzen Sie sich. Ruhe, das gilt für alle. Fünftens und letztens, in meinen Staffeln kommt es zu ein paar kleineren organisatorischen Änderungen. Bis es uns gelingt, das Sternjägerkommando davon zu überzeugen, dass wir wieder einen ausgedehnten Außeneinsatz brauchen, werden wir auf der Mon Remonda aktiven Dienst leisten. Man hat mir den Oberbefehl über die vier Jägerstaffeln des Schiffes übertragen. Ich übernehme deshalb mit sofortiger Wirkung wieder das Kommando der Sonderstaffel. Wenn die Umstände das erfordern, werde ich weiterhin mit den Gespenstern und auch mit Nova und Polearm fliegen, aber das Staffelkommando gebe ich ab.« Er sah, dass die Gesichter der Piloten der Sonderstaffel fröhlich blieben, während die Gespenster ernst blickten, weil ihnen bewusst war, dass ihr bester Pilot sie verließ. Wedge fuhr fort: »Lieutenant Loran, Achtung.«

Face stand auf. Wedge sah, wie sein Gesichtsausdruck kurz argwöhnisch wurde, aber dann hatte der Schauspieler sich sofort wieder im Griff.

Wedge sagte: »Das ist keine Beförderung auf Dauer – noch nicht. Wir werden mit Ihnen also nichts unternehmen, das dauernde Spuren hinterlässt. Aber es ist mir eine Freude, Sie zum Brevet Captain zu ernennen, womit Sie berechtigt sind, eine Einheit wie die Gespensterstaffel zu befehligen. Meine Gratulation, Face.« Er zog einen Umschlag aus der Tasche und warf ihn dem Piloten zu. »Ihre neuen Rangabzeichen.«

Während die anderen Piloten applaudierten, sah sich Wedge unter den übrigen Piloten der Gespensterstaffel um und bemühte sich, ihre Reaktionen zu erkennen.

Wes Janson, der rangälteste Lieutenant der Staffel, klatschte und lächelte dabei. Das überraschte ihn nicht; Janson war nicht an einer Kommandoposition interessiert, ja nicht einmal daran, auf Dauer bei den Gespenstern zu bleiben; er zog es vor, so bald wie möglich wieder zur Sonderstaffel zurückzukehren; dass also Face ihm vor die Nase gesetzt wurde, stellte für ihn keine Belastung dar.

Kell Tainer, der größte Mensch in der Gespensterstaffel und nach Face der hologenste, erweckte ebenfalls den Eindruck, dass ihm die Entscheidung nichts ausmachte. Vielleicht hatte er sogar erkannt, dass er zwar ein brillanter Flieger und ein äußerst fähiger Techniker war, aber weder das Temperament noch echtes Interesse an einer Kommandoposition besaß.

Das Lächeln Shalla Nelprins, des jüngsten Lieutenants der Staffel, war breit und aufrichtig.

Blieb noch Myn Donos, ein Lieutenant mit größerer Erfahrung und deutlich mehr Dienstjahren als Face. Er blickte ernst und nachdenklich. Aber gegenüber dem Ausdruck grüblerischen Selbstzweifels, den er gewöhnlich zur Schau trug, war das bereits ein großer Fortschritt. Trotzdem konnte ihm nicht verborgen bleiben, dass diese Beförderung Zweifel an seinen Kommandofähigkeiten widerspiegelte. Noch vor wenigen Monaten hatte Donos, damals selbst im Rang eines Brevet Captain, eine X-Flügler-Einheit befehligt, die von einem Verbündeten Zsinjs, Admiral Apwar Trigit, zusammengeschossen worden war, und hatte infolge dieses Ereignisses ein emotionales Trauma davongetragen. Wahrscheinlich dachte er, dass Wedge ihm immer noch nicht vertraute.

Was keineswegs den Tatsachen entsprach. Aber Ränge in von Wedge Antilles befehligten Einheiten hingen im hohen Maße von Verdiensten ab. Diejenigen Piloten, die sich die meisten Verdienste erwarben, wurden am schnellsten befördert, und Face hatte mehr taktisches Geschick und mehr Kommandofähigkeiten an den Tag gelegt als Donos, obwohl Wedge diesen für durchaus verlässlich hielt.

Als der Beifall verebbt war, sagte Wedge: »Das wäre für den Augenblick alles. Irgendwelche Fragen?«

Face’ Hand schoss als erste in die Höhe. »Wenn wir morgen starten, Sir, wann bekommen wir dann Piggy zurück?«

»Wir werden ihn nicht verlieren. Er hat darum gebeten, in die Bacta-Behandlungseinheit an Bord der Mon Remonda verlegt zu werden. General Solo hat den Antrag genehmigt. Wir werden ihn so lange mit uns herumschleppen, bis er aus dem Container steigen kann, und dann muss er wieder arbeiten. Wes?«

Der stellvertretende Kommandant der Gespenster ließ die Hand sinken. »Das Übliche.«

»Dann sollen Sie auch die übliche Antwort bekommen. Wir konnten von Glück reden, dass Face’ X-Flügler komplett repariert wurde. Die Gespensterstaffel kann in nächster Zeit nicht mit Ersatz-X-Flüglern rechnen. Die Gespenster werden weiterhin gemischt X-Flügler und TIE- Abfangjäger fliegen. Sonst noch etwas? Nein? Wegtreten.«

 

Dreißig Minuten später öffnete Wedge die Tür, um sein Quartier zu verlassen. Als er davor Wes Janson und den Piloten Derek »Hobbie« Klivian von der Sonderstaffel Schulter an Schulter sah, trat er unwillkürlich einen Schritt zurück. Hobbie hatte alle Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen; Jansons Ausdruck wirkte vergnügt. »Gehen Sie aus, Commander?«, fragte er.

Wedge schob sich zwischen den beiden durch. »Wir haben Urlaub, haben Sie das vergessen? Das solltet ihr beide auch nutzen. Wegtreten.«

Sie schlossen sich ihm links und rechts an. Dieser Korridor tief unten in den Wohnetagen der Sivantlie-Basis auf Coruscant führte zu den Turbolifts.

»Sieh ihn dir doch an«, sagte Janson. »Das Haar gekämmt, perfekte Abendgala. Ich muss schon sagen, chic.«

Hobbie, dessen langes Gesicht so traurig wie eh und je wirkte, sagte: »Und er duftet wie ein junger Frühlingsmorgen.«

»Ich denke, unser Commander geht zu einer Verabredung.«

»Ich denke, da hast du Recht.«

»Und das bedeutet, dass er wirklich unsere Hilfe braucht. Wie lange ist es eigentlich her, dass du zuletzt verabredet warst, Wedge? Ich glaube, die meisten Gespenster waren damals noch gar nicht auf der Welt.«

»Wir sind deine Eskorte«, sagte Hobbie. »Wir werden dich vor dir selbst beschützen.«

»Also, wer erwartet dich?«, fragte Janson.

»Was euch erwartet, ist ein paar Wochen Küchendienst«, sagte Wedge. Inzwischen hatten sie die Turbolifts erreicht und warteten darauf, dass eine Kabine kam.

»Es ist doch Iella, oder?«, fuhr Janson fort.

Wedge’ Gesicht verfinsterte sich. »Wie kommst du denn darauf?«

»Ach, bloß so. Du hast immer einen so komischen Gesichtsausdruck, wenn ihr Name erwähnt wird. Ist dir das auch aufgefallen, Hobbie?«

»Oh, ich habe das bemerkt. Was meinst du?«

»Ich bin mir noch nicht recht klar darüber, ob sie die Richtige für unseren Commander ist. Und der Rest der Staffel hat auch noch nicht abgestimmt.«

Die Türen des Turbolifts öffneten sich; die drei betraten die enge Kabine und drehten sich zum Flur um. Wedge streckte die Hand aus und verhinderte damit, dass die Türen sich schlossen. »Dach«, sagte er.

»Dach?«, wiederholte Janson verblüfft. »Doch nicht der Hangar für die persönlichen Fahrzeuge?«

»Dach.« Und dann holte Wedge tief Luft und brüllte: »Rückwärts marsch!«

Die beiden Piloten reagierten reflexartig. Wedge trat einen Schritt vor auf den Korridor und hörte, wie Janson und Hobbie gegen die Rückwand der Liftkabine prallten. Dann schlossen sich die Türen des Turbolifts, und die Kabine trug die beiden Piloten in die Höhe.

Wedge lächelte und drückte den Kopf, um eine andere Kabine herbeizurufen.

 

Zwei Stockwerke tiefer näherten sich vier Gespenster einer namenlosen Tür.

Donos sagte: »Er ist gerade befördert worden. Wir sollten ihn nicht als allererste Amtshandlung mit einer Meuterei konfrontieren.« Seine Gesichtszüge blieben unbewegt, als er das sagte, und ließen das Unbehagen nicht erkennen, das er empfand.

Dia Passik, die Twi’lek-Frau, meinte: »Er hat gesagt, er würde sich nicht wohl fühlen.«

Lara Notsil dreht sich halb zu ihnen herum und lächelte. »Da hat er gelogen. Er lügt ständig, müsst ihr wissen.«

»Ja, das weiß ich. Aber es klang so echt.«

»Das macht er auch ständig so. Glaubt mir, wir sollten das tun. Myn, Elassar, helft mir doch.«

Die beiden Männer wechselten Blicke. »Unbedingt«, sagte Donos schließlich.

Der Devaronianer wirkte verwirrt. »Sie ändern Ihre Meinung aber ziemlich schnell, nicht wahr, Lieutenant? Ich habe Captain Loran ja gerade erst kennen gelernt.«

Lara sah ihn finster an. »Augenblick mal. Ein Gespensterkollege sagt: ›Mach mit‹, und du sagst: ›Ich weiß nicht‹?«

Der Devaronianer richtete sich auf. Seine Stimme wurde tiefer. »Ich bitte um Entschuldigung. Völlig klar. Du hast Recht. Wir sollten eigentlich gar nicht klopfen. Wir sollten einfach das Schloss zerschießen und die Tür eintreten.«

»Wir werden klopfen«, sagte Lara. Sie klopfte an die Tür. Keine Antwort. Sie klopfte noch einmal, diesmal mit mehr Nachdruck.

Von drinnen war jetzt Face’ Stimme zu hören. »Ja?«

»Dürfen wir eintreten?«

»Ich bin nicht ordentlich angezogen.«

»Wann bist du das je?« Lara öffnete die Tür und sah hinein. Donos konnte über ihre Schulter sehen; Face lag auf dem Bett, immer noch in Uniform, und starrte zur Decke.

Lara schob sich ins Zimmer und hörte, wie die anderen nachdrängten. »Was machst du?«

»Ich lerne eine Vielzahl von Musikinstrumenten und benutze dazu nur meine geistigen Kräfte.«

»Genauso habe ich mir das vorgestellt. Jetzt ist der Augenblick, auszugehen und Spaß zu haben.«

»Du hast vielleicht nicht gehört, was der Commander über die auffälligeren Staffelmitglieder gesagt hat?«

Sie schnaubte geringschätzig. »Das galt hauptsächlich Knirps. Wenn man zwei Meter groß ist, über und über mit Pelz bedeckt und das einzige Mitglied seiner Gattung im Sternjäger-Kommando ist, muss man sich manchmal ein wenig bedeckt halten. Aber du kannst dich doch verkleiden. Ich hatte schon oft den Verdacht, dass du dich manchmal verkleidest, bloß um zum Erfrischer zu gehen.«

»Also, das ist eine gute Idee.« Face sah sie zum erstenmal an und grinste vergnügt. »Geht nur. Ich komme schon allein klar.«

»Hey, ich bin jetzt dein Flügelmann. Meine Aufgabe ist es, dich davon abzuhalten, große Fehler zu machen. Und es wäre wirklich ein großer Fehler, den letzten Urlaub nicht zu genießen, den du für lange Zeit haben wirst.«

»Muss ich jetzt meinen Rang ausspielen?«

»Das darfst du nur dann, wenn es angemessen ist. So lautet das ungeschriebene Gesetz.«

»Wo hast du das denn gehört?«

»Das habe ich irgendwo gelesen.«

Face schnaubte. »Na schön. Lasst mir fünf Minuten Zeit, mich in irgendetwas Unauffälliges zu verwandeln. Wo soll es denn hingehen?«

Lara deutete mit dem Daumen auf ihre Begleiter. »Da Elassar bis jetzt noch nie mit Zsinj zu tun gehabt hat – praktisch mit überhaupt niemandem, außer seinen Ausbildern –, werden wir mit ihm in die neue Abteilung über die imperialen Geheimdienste im Galaktischen Museum gehen. Dann bekommt er eine Vorstellung, was ihn erwartet. Und dann gehen wir einen trinken. Anschließend werden du und Myn und Elassar den Geboten der männlichen Biologie folgen und eine Kneipe voll Soldaten beleidigen, und Dia und ich werden das, was dann von euch übrig geblieben ist, zum Stützpunkt zurückschaffen.«

Face warf Donos und Elassar einen hilflosen Blick zu. »Da sieht man wieder einmal, was passiert, wenn man nicht in die Planungsphase eines Einsatzes eingeschaltet war!«

 

Was das Museum zum Thema imperiale Geheimdienste zu bieten hatte, war nicht so einseitig, wie Donos das befürchtet hatte.

In den ersten Räumen waren Einzelheiten der Spionageabwehr der Alten Republik zu sehen, der Geheimpolizei, die den Auftrag gehabt hatte, die Republik vor subversiven Elementen und Verrätern zu schützen. Ein Display, ein Holoschirm in einem Container etwa von der Größe eines Bacta-Tanks, zeigte eine dramatisierte Darstellung, in der Kommandoeinheiten des Republik-Abschirmdienstes einen Attentatsversuch gegen Mitglieder des alten Republiksenates vereitelten. Dann war da ein Transparistahl-Behälter zu sehen, in dem ein Dutzend Waffen und Geräte ausgestellt war, wie sie von Außenagenten benutzt wurden; Donos erkannte die technologischen Vorläufer von Geräten, wie die Gespenster selbst sie im Einsatz benutzt hatten.

Eine weitere Holoprojektion zeigte einen Mann in dunklerer Kommandomontur. Er war dunkelhäutig, zeigte bereits Grau an den Schläfen, und seine Gesichtszüge unter den eindringlich blickenden Augen waren nur eine Spur zu diabolisch, um schön genannt werden zu können. »Ich war Vyn Narcassan«, sagte das Holo. »ln meiner zwanzigjährigen Karriere beim Geheimdienst der Republik habe ich mit Erfolg über hundert verdeckte Einsätze durchgeführt. Ich konnte den Aufstieg Senator Palpatines zur Macht und die sich daran anschließende Herrschaft als Imperator nicht verhindern. Aber mein eigenes Verschwinden konnte ich vorbereiten und auch durchführen. Und trotz des eindringlichen Wunsches der imperialen Abwehr, mich zum Schweigen zu bringen und all die Geheimnisse auszulöschen, die ich erfahren hatte …« Die Holoprojektion beugte sich vor wie um jemandem ein Geheimnis anzuvertrauen. »… haben sie mich nie gefunden.« Er richtete sich wieder auf und lächelte; die Grübchen links und rechts von seinem Mund und sein Ausdruck der Befriedigung ließen ihn beinahe arrogant erscheinen.

Die Projektion erinnerte Donos an etwas, aber er kam nicht dahinter, was es war, und beschloss daher, später noch einmal darüber nachzudenken. Irgendwann einmal, wenn er versuchte, sich an etwas völlig anderes zu erinnern, würde die Antwort plötzlich da sein und ihm schrecklich lästig fallen.

Nach ein paar weiteren schwarz getünchten, schlecht beleuchteten Sälen – das sollte vermutlich ein Versuch sein, dachte Donos, um Besucher in jene paranoide Geisteshaltung zu versetzen, die einem Thema wie der imperialen Abwehr angemessen war – wurden die Exponate geradezu beunruhigend. Als Palpatine die Macht übernahm, wurde die Abwehrabteilung zu einem Werkzeug des Terrors und der Vergeltung. Die Exponate zeigten Attentate, Entführungen von loyalen Anhängern der Alten Republik, Folterungen und dergleichen. Eine Verhörkammer wurde in allen Einzelheiten gezeigt, und man konnte holografische Aufnahmen einer Person zeigen, die wegen Gerüchten über einen bevorstehenden Aufstand befragt wurde. Das Opfer, ein Mann von Chandrila, starb während der Befragung. Der Darstellung schloss sich ein Hinweis an, dass der Aufstand lediglich in der Phantasie der Abwehr existiert hatte.

Ein Schaubild zeigte den langjährigen Leiter der Abwehr, Armand Isard, einen alternden Mann, dessen Gesichtszüge selbst in der holografischen Wiedergabe grausam wirkten. Ein weiteres Exponat zeigte seine Tochter, Ysanne Isard, die den Spitznamen Iceheart getragen hatte, eine hochgewachsene, elegante Frau mit majestätischer Haltung; ein Kommentar schilderte ihren schnellen Aufstieg zur Macht, den sie zwei geschickten Schachzügen zu verdanken hatte: Zunächst hatte sie ihren eigenen Vater wegen verräterischen Denkens denunziert und anschließend das Auge des Imperators auf sich gezogen. Nach Palpatines Tod hatte sie es sogar fertig gebracht, insgeheim für eine Weile die Kontrolle über das Imperium an sich zu bringen.

Face, der seine Gesichtszüge unter einem dichten braunen Bart verborgen hatte, blieb lange vor der Projektion Ysanne Isards stehen, und Donos sah, wie er schauderte – eine kaum wahrnehmbare Bewegung, die nur jemand erkennen konnte, der ihn sehr gut kannte. Die Gespenster wussten, dass Face als Holo-Kinderstar Iceheart tatsächlich kennen gelernt hatte, sogar auf ihrem Schoß hatte sitzen dürfen. Jetzt war Iceheart tot, getötet von Tycho Celchu von der Sonderstaffel, und Donos wusste, es war für das Universum ein großer Gewinn, dass es sie nicht mehr gab.

In gewissem Maße war die imperiale Abwehr mit ihr gestorben. Selbstverständlich hatte eine Organisation mit dieser Bezeichnung unter der Koalition überlebt, die an die Stelle Icehearts getreten war, aber diese Organisation wurde nicht mit derselben erfinderischen Brutalität geleitet, die Isard und ihren Vater gekennzeichnet hatte. Die Organisation war immer noch eine Gefahr … aber für immer weniger Leute, je mehr Zeit verstrich.

Statt am Ende der Ausstellung das Gebäude zu verlassen, machten die Gespenster kehrt und gingen den Weg zurück, den sie gekommen waren, um Targon auf diese Weise Gelegenheit zu bieten, sich die Exponate noch einmal anzusehen. Als sie an dem Holo von Iceheart vorbeikamen, sah Donos, wie der devaronianische Pilot nach einem Gegenstand griff, der an einer Kette um seinen Hals hing, und ihn sich an die Stirn drückte.

»Ein Amulett?«, fragte Donos.

Targon nickte. »Eine Münze der Alten Republik. Sie bringt Glück.«

»Woher weißt du das?«

»Mein Bruder wurde nie abgeschossen, solange er sie trug. Das ist besser als alles andere, was ich sonst habe. Er hat mir die Münze geschickt, als ich in die Akademie eintrat. Das ist besser als Banthaknochen. Besser als meine glücksbringende Gürtelschnalle. Oder mein Vergolderwerkzeug. Oder mein …«

Face fiel ihm ins Wort. »Was ist ein Vergolderwerkzeug?«

»Nun, du weißt schon. Für meine Hörner.«

»Ich weiß nicht. Was ist mit deinen Hörnern?«

Targon zuckte die Achseln. »Zu besonderen Anlässen, wichtigen Festen, legen wir – Devaronianer meine ich – manchmal Goldblättchen auf unsere Hörner. Als Schmuck.«

»Und das ist ein Gerät, das du dazu brauchst?«

»So ist es.«

»Und wieso bringt es Glück?«

»Nun, als ich es benutzt habe, kurz bevor ich in die Akademie eintrat, wurde eine junge Dame auf mich aufmerksam …«

»Ja, lass nur.«

Donos und Face tauschten Blicke. Die Gespenster – ebenso wie die Sonderstaffel – hielten nicht viel von Piloten, die auf Amulette schworen, aber in der Neuen Republik und im Imperium gab es davon eine ganze Menge. Donos sah ein plötzliches Aufblitzen in Face’ Augen, wahrscheinlich, weil ihm gerade eine Idee für einen Streich gekommen war.

»Ich war Vyn Narcassan. In meiner zwanzigjährigen Karriere beim Geheimdienst der Republik habe ich mit Erfolg über hundert verdeckte Einsätze durchgeführt.« Als sie an dem Holo des letzten Helden der Abwehr der Alten Republik vorbeikamen, warf Donos dem Mann einen letzten Blick zu, sah wieder die Grübchen in seinen Wangen, und dann wurde ihm plötzlich bewusst, woran ihn der Mann erinnerte.

Nicht woran – an wen. Die Hautfarbe des Mannes, seine Grübchen, sein ungewöhnlich gutes Aussehen – das alles erinnerte ihn an Shalla Nelprin, seine Kollegin bei den Gespenstern.

Donos zuckte zusammen. Die Ähnlichkeit war verblüffend.

Donos warf dem seit langem verschwundenen Agenten ein Lächeln zu. »Das soll unser kleines Geheimnis bleiben, Narcassan«, sagte er halblaut. »Aber ich werde Shalla eine Nachricht zukommen lassen und sie auffordern, diese Ausstellung heute zu besuchen. Ohne Begründung. Nur dass sie das tun soll. Falls es ihr etwas bedeutet.«

»Mit wem redest du?« Das war Lara. Face und Dia waren bereits Arm in Arm ein paar Schritte vorangegangen, und Targon ging ein Stück hinter ihnen.

»Das werde ich dir irgendwann sagen.«

»Edallia?« Die Stimme, etwas zitterig und unsicher, ertönte hinter ihnen. »Edallia Monotheer, was für eine Freude, dich zu sehen!«

Donos sah sich um. Ein alter Mann mit schütterem weißem Haar kam auf sie zu; er wirkte dürr und ausgemergelt, wie ein Skelett, aber sein Lächeln, mit dem er Lara ansah, hatte nichts Bedrohliches an sich.

Hinter ihm, vielleicht zehn Meter entfernt, hastete eine Frau in mittleren Jahren, übergewichtig und matronenhaft und mit besorgter Miene. »Vater«, rief sie hörbar außer Atem. »Nicht schon wieder.«

Der alte Mann hatte inzwischen Lara erreicht, packte jetzt ihre Hand und schüttelte sie heftig. »Edallia, das war ja eine Ewigkeit. Hast du diesen jungen Mann geheiratet? Hast du deine Prüfung gemacht? Was hast du gemacht?«

Lara versuchte erfolglos, ihm ihre Hand zu entwinden. »Sie … Sie müssen sich täuschen, ich bin nicht …«

»Es tut mir furchtbar Leid.« Das war die Tochter. Sie hatte inzwischen ihren Vater eingeholt, griff nach seiner Hand und zwang ihn, Lara loszulassen. »Er ist … wirr. Er weiß nicht immer, wo er ist. Oder in welcher Zeit.«

»Ist schon gut«, sagte Lara ein wenig konfus.

»Kind, ich muss dir Edallia Monotheer vorstellen«, sagte der alte Mann. »Eine meiner besten Schülerinnen.«

»Wann?«, fragte seine Tochter.

Er sah sie verstört an. »Was?«

»Wann war sie eine deiner besten Schülerinnen?«

Der alte Mann sah wieder Lara an, und sein Blick war jetzt unsicher geworden. »Nun, das war vor dreißig, vielleicht auch fünfunddreißig Jahren.«

»Sieh sie dir doch an, Vater. Sie ist noch keine dreißig Jahre alt.«

Der alte Mann beugte sich vor und starrte Laras Gesicht an. »Edallia?«

Lara schüttelte den Kopf und hatte Mühe, freundlich zu bleiben. »Tut mir Leid«, sagte sie. »Ich heiße Lara.«

»Oh.« Der alte Mann trat einen Schritt zurück und sah sich um. »Wo ist sie dann?«

»Vielleicht ein Stück weiter vorn, in einem der nächsten Säle, Vater. Sieh nur nach. Ich komme gleich.«

Der alte Mann verbeugte sich höflich, wenn auch ein wenig abwesend, vor den Gespenstern und machte kehrt. Er ging den Weg zurück, den er gekommen war.

»Es tut mir wirklich Leid«, sagte die Frau. »Er war einmal bei der Abwehr der Alten Republik, und deshalb kommt er jeden Tag hierher. Er ist kurz nach der Machtübernahme durch den Imperator angeschossen worden.« Sie deutete auf eine Stelle vor ihrer Schläfe. »Seitdem hat er sich völlig verändert.«

»Es macht wirklich nichts«, sagte Lara. »Er war sehr nett.«

2

Sternjäger schwärmten aus den Seiten des Mon-Calamari-Kreuzers Mon Remonda wie Insekten aus einem Tiefraumnest. Sie formierten sich zu vier Gruppen – zwei X-Flügler-, eine A-Flügler-, eine B-Flügler-Gruppe – und rasten gemeinsam auf Levian Zwei zu, die Welt, um die die Mon Remonda jetzt kreiste. Aus dieser Höhe wirkte der Planet steinig und orangefarben und geradezu unwirklich, aber das Kom-Geschnatter, das die Piloten auffingen, schien dem zu widersprechen.

»Treten in Sektor Delta ein. Ähnliche Situation. Ich markiere Positionen von Überlebenden.« »Hier Ravine Sechs. Repulsorlift ist ausgefallen. Ich werde eine Hochgeschwindigkeitslandung versuchen müssen.« »Ravine Sechs, schalten Sie auf Zehn-Null-Drei. Ihr eigener Controller überwacht sie.« »Basissektor Beta, hier Beta Zehn. Registriere Unbekannte im Landeanflug, vier Gruppen.« »Beta Zehn, hier Basis. Bei den Unbekannten sind ein paar TIEs, aber es sind hauptsächlich befreundete.«

Wedge seufzte und schaltete seine eigene Komeinheit ein. »Basis Betasektor, hier Führer Sonderstaffel. Sie haben die Sonderstaffeln und die Staffeln Gespenster, Polearm und Nova im Anflug auf Ihre Position. Wie es aussieht, haben wir uns ein wenig verspätet.«

»Ich fürchte, das stimmt, Sonderstaffelführer. Sie haben einen Raptorangriff verpasst. Die sind hier vor einer halben Stunde wieder abgebraust. Wir haben auf der ganzen Hemisphäre eine Unmenge Treffer in Siedlungen und militärischen Anlagen. Könnten wir Sie dafür begeistern, für uns ein paar Sucheinsätze zu fliegen?«

»Mit dem größten Vergnügen. Geben Sie uns Vektoren für zwanzig Suchpaare durch, dann übernehmen wir das.«

 

»Schiffe kommen ans dem Hyperraum!« Das war der Sensoroffizier der Mon Remonda, Golorno, ein Mensch, der noch jung genug war, um seine Stimme unter starker Belastung nicht ganz unter Kontrolle zu haben. »Ich zähle vier, fünf, sechs kapitale Schiffe!«

Han Solo erhob sich aus seinem Kommandantensessel und trat hinter Golorno. Er wandte sich seinem Kommunikationsoffizier zu: »Sternjäger sofort zurückrufen.« Dann beugte er sich über Golornos Schulter. »Einzelheiten, ich brauche Einzelheiten«, sagte er.

»Äh, zwei Sternzerstörer, einer Imperial-Klasse, einer Victory-Klasse. Ein schwerer Kreuzer, ein Dreadnaught, denke ich. Zwei leichte Kreuzer – nach den Angaben der Telemetrie wahrscheinlich Carrack-Klasse. Im hinteren Bereich der Formation …« Die Stimme des jungen Offiziers wurde ganz leise. »Ein Sternzerstörer der Super-Klasse.«

»Eiserne Faust.« Solo richtete sich auf und klatschte in die Hände. »Endlich stellt er sich zum Kampf!«

Er überschlug die Kampfstärke seiner Einheiten. Sein Flaggschiff war die Mon Remonda, einer der mächtigsten Mon-Calamari-Kreuzer, und eine bessere Jägerstaffel als die unter Wedge Antilles konnte man sich nur schwer vorstellen. Außerdem gehörten diesem Teil seiner Flotte die Mon Karren an, ein Mon-Cal-Kreuzer eher normaler Stärke, die Tedevium, eine kürzlich aus einem Trainingsschiff wieder zum Kriegsschiff umgebaute Fregatte, und die Etherhawk, eine Korvette der Marauder-Klasse, die höchstens noch eine Komplettüberholung überstehen würde. Das reichte bei weitem nicht aus, um sich mit der Flotte anzulegen, die Zsinj gegen ihn zusammengetrommelt hatte … aber Zsinj wusste nicht, dass Solos Gruppe Zwei außerhalb des Levian-Systems bereitstand. Ein Holokomanruf, und Solos Kampfstärke würde doppelt so groß sein, und damit war der Kampf dann wesentlich ausgeglichener. »Rufen Sie Gruppe Zwei«, befahl er. »Wie lange wird es dauern, bis Zsinjs Flotte uns erreicht?«

»Drei Minuten, Sir.«

»Wie lange, bis die Sternjäger zurückkehren?«

»Die gruppieren sich bereits. Vier oder fünf Minuten, Sir.«

Solo seufzte. Das würde verdammt knapp werden.

Dann veranlasste ihn eine instinktive Regung, sich umzusehen und den Blick auf die Zugangstür zur Brücke zu richten. Wie er vermutet hatte, stand dort Chewbacca in der Tür und hielt sich bereit. Der Wookie, der in der Anti-Zsinj-Gruppe keine offizielle Stellung bekleidete, sich jedoch am liebsten in der Nähe der Brücke und Han Solos aufhielt, war in dem Augenblick aufgetaucht, als die Stimmen auf der Brücke aufgeregter geworden waren Solo sah ihn an und grinste.

»Eine zweite Gruppe tritt aus dem Hyperraum, Sir!«

Solo fuhr herum und sah erneut auf den Sensorschirm. Das Bild fing an breiter zu werden, aktualisierte sich – der Datenstrom darunter deutete an, dass gerade neue Informationen von der Tedevium hereinkamen.

Auf dem Bildschirm war zu erkennen, dass auf der anderen Seite von Levian Zwei eine weitere Gruppe kapitaler Schiffe auftauchte. Den Telemetriedaten nach zwei Sternzerstörer, zwei Dreadnaughts, ein leichter Kreuzer und eine Fregatte der Lancer-Klasse – ein speziell für den Kampf gegen Sternjägerschwärme entwickelter Schiffstyp.

»Jetzt wird es heiß«, sagte Solo.

Golorno drehte sich um und blickte zu Solo auf. Er hatte einige Mühe, seine Angst zu verbergen.

Solo versuchte ihn mit einem Grinsen aufzumuntern. »Keine Sorge. Ich weiß, wann ich meine Ladung abwerfen und abhauen muss.« Er wandte sich dem Navigator zu. »Setzen Sie einen Kurs, der uns hier wegbringt. Wie kommen wir am schnellsten aus dem Schwerkrafttrichter von Levian Zwei?«

Der Mon-Calamari-Navigator warf einen Blick auf sein Display. »Direkt durch den Verband des Super-Sternzerstörers, Sir.«

»So habe ich mir das vorgestellt. Machen Sie das zu unserem Primärkurs. Geben Sie ihn an unsere Gruppe weiter.«

»Wird gemacht, Sir.«

»Kommunikation, meine Anweisung an Gruppe Zwei revidieren. Sagen Sie denen, die sollen auf Kurs bleiben und sich jede Sekunde zum Sprung bereithalten. Aber sie sollen noch warten.«

»Ja, Sir.«

Er wandte sich Captain Onoma zu, einem Mon-Calamari-Mann mit lachsfarbener Haut. »Captain, bringen Sie uns hier weg.«

»Yes, Sir.«

»Dritte feindliche Gruppe kommt aus dem Hyperraum!«

Solo drehte sich um und sah Golorno mit ungläubiger Miene an. »Das soll wohl ein Witz sein.«

 

Wedge Antilles stellte seinen X-Flügler auf den Schwanz und schoss steil in den Himmel. Er hatte die Polearmstaffel, die von Captain Todra Mayn befehligte A-Flügler-Einheit, vorausgeschickt. Taktisch machte es wenig Sinn, die schnelleren Fahrzeuge zusammen mit den X-Flüglern und den B-Flüglern zurückzuhalten. Jetzt führte Wedge die Sonderstaffel und die Gespensterstaffel und eskortierte die Novastaffel, die B-Flügler-Einheit.

Von der Mon Remonda eingehende Sensordaten zeigten an, dass Solos Gruppe sich langsam einer aus sechs kapitalen Schiffen bestehenden Einheit näherte. Der Mon-Cal-Kreuzer war bereits von feindlichen Sternjägern und Verteidigern von der Mon Karren und der Tedevium umschwärmt.

Wedge zählte zusammen, was er sah. Jene beiden Schiffe konnten zusammen fünf Staffeln Sternjäger zum Einsatz bringen. Der feindliche Verband, der vor ihnen stand, konnte fast zweiundzwanzig Staffeln einsetzen. Und dann waren da auch noch Feinde, die von hinten herankamen – als Wedge’ Staffeln die Atmosphäre hinter sich ließen, erfassten seine Sensoren zwei zusätzliche Verbände aus kapitalen Schiffen, die Jagd auf Solos Verband machten.

Das sah alles andere als gut aus.

Wedge fragte sich, ob sich unter den Piloten, die die Mon Remonda angriffen, wohl auch Baron Fel befinden mochte. Soontir Fel war einer der besten Piloten, die die Imperiale Akademie je hervorgebracht hatte, einer der besten, die je in der Sonderstaffel geflogen waren – und ein Mann, der mit Wedge Antilles ein Geheimnis teilte.

Sie waren verschwägert. Nur sie und ganz wenige andere wussten, dass die berühmte imperiale Schauspielerin Wynssa Starflare Wedge’ Schwester war und den bürgerlichen Namen Syal Antilles trug. Seit Fel und Syal vor mehreren Jahren verschwunden waren, hatte Wedge nie mehr etwas von seiner Schwester gehört. Jetzt war Fel wieder aufgetaucht, flog aber für die falsche Seite, und von Syal war immer noch nichts zu hören. Wedge hütete dieses Geheimnis sehr gut. Einer seiner eigenen Piloten, Face Loran, war einmal in einem Holodrama zusammen mit Wynssa Starflare aufgetreten, aber Wedge hatte sich ihm nie anvertraut, obwohl das bedeutete, dass er mit Face auch keine Erinnerungen an seine Schwester austauschen konnte.

Und jetzt war es wieder einmal so weit, dass Wedge sich zum Kampf gegen einen Verband vorbereitete, dem möglicherweise Fel angehörte, und somit würde er sich möglicherweise gezwungen sehen, seinen eigenen Schwager abzuschießen … und auf diese Weise vielleicht seine letzte Chance zunichte machen, Hinweise auf den Verbleib Syals zu erhalten.

Die Sensoren zeigten an, dass der Verband der Eisernen Faust, seit Wedge zuletzt Verbindung mit der Mon Riemonda gehabt hatte, eine Kehrtwendung vollzogen hatte und sich jetzt vor Han Solos Verband zurückzog. Wedge nickte. Wenn Zsinj den Kurs auf den Planeten beibehielt, würden sein Verband und der Solos in Sekundenbruchteilen aneinander vorbeirasen; dabei würde es zu einem kurzen, nicht sonderlich zielsicheren Schusswechsel kommen, und dann würde Zsinj eine Kehrtwendung vollführen und die Verfolgung antreten müssen. Indem er sich vor Solo auf dem kürzesten Kurs in einen Weltraumbereich zurückzog, in dem die Republik-Flotte ihre Hyperdrives einsetzen konnte, zog er das Gefecht in die Länge.

Wedge’ Staffeln schlossen zur Mon Remonda auf und kreisten einige Kilometer von dem Mon-Cal-Kreuzer entfernt. Auf diese Distanz sahen die kämpfenden Sternjäger in der Nähe des Kreuzers wie Sternschnuppen aus. Ein makabrer Vergleich – Wedge rief sich ins Gedächtnis, dass einige dieser Blitze Explosionen waren, in denen Freunde und Verbündete starben.

»S-Flächen in Angriffsposition«, befahl er und ließ den Worten die Tat folgen, indem er den entsprechenden Schalter an seiner Konsole umlegte. Seine S-Flächen teilten sich und nahmen das vertraute Profil an, dem der X-Flügler seinen Namen verdankte. »B-Flügler, Waffensysteme scharfmachen.«

Seine Sensoren zeigten Zsinjs Verband, der vor der näher rückenden Mon Remonda ausgeschwärmt war. Ein klares taktisches Manöver; das bedeutete, dass die Mon Remonda keine Chance hatte, einen auch noch so kleinen Kurswechsel vorzunehmen, weil dieser sie unfehlbar in Kontakt mit dem dicht gespannten Schirm aus feindlichen Schiffen bringen würde; und ein größerer Kurswechsel würde den Verfolgern die Möglichkeit zum Aufschließen geben.

Aber diese Taktik würde auch Wedge zustatten kommen.

Sie jagten auf das Heck der Eisernen Faust zu. Die Sensoren zeigten keine Sternjägerreaktion seitens des Super-Sternzerstörers – entweder ließen sich die dort zurückgebliebenen Staffeln Zeit mit dem Start, oder sämtliche Staffeln waren bereits aufgestiegen.

Dann blitzte es am Heck des Zerstörers auf, und die Blitze sammelten sich um Wedge’ Verband, und kurz darauf füllte sich der Weltraum rings um sie mit kugelförmigen Explosionswolken von Sprenggeschossen. Wedge verspürte ein Zittern, als ganz in der Nähe seines X-Flüglers eines der Geschosse detonierte. »Ausweichmanöver einleiten«, sagte er. »X-Flügler, Torpedos in Bereitschaft. Und daran denken – nur die Backbordmaschinen.«

Seine X-Flügler begannen Paar für Paar zu tanzen, flogen Zickzackkurs, um dem Feuer der imperialen Kanoniere auszuweichen, denen sie sich schnell näherten. Die B-Flügler hielten sich zurück und überließen es den X-Flüglern, das feindliche Feuer auf sich zu ziehen.

Wedge’ Entfernungsmesser zeigte weniger als zwei Kilometer an, die maximale Reichweite seines Zielcomputers. Das gegnerische Turbo-Laserfeuer steigerte sich – und kam immer näher.

Auf fünfzehnhundert Meter Distanz sagte er: »Torpedo Eins, ab, Torpedo Zwei, ab.« Er feuerte und jagte ein Paar Protonentorpedos zu einem der Hecktriebwerke der Eisernen Faust hinüber. Mehr blaue Strahlen, als er zählen konnte, gingen von seinen X-Flüglern aus, konzentrierten sich alle auf den Zerstörer, der plötzlich von den Detonationen an der Backbordseite seines Hecks strahlend hell beleuchtet war.

Er kippte nach Backbord ab. »Novas, jetzt seid ihr an der Reihe.«

»Bestätigt und danke, Sonderstaffelführer.« Das war die Stimme von Nova Eins. »Novas, Torpedos absetzen und Ionenbeschuss beginnen.«

Von den B-Flüglern sprangen blaue Strahlen hinaus. Dann stürzten sich die schwerfällig wirkenden Schiffe auf die Triebwerke der Eisernen Faust, und ihre Ionenkanonen nahmen das Heck des Zerstörers unter Feuer.

Wedge wünschte ihnen Erfolg. Sie waren dazu konstruiert, kapitalen Schiffen Schaden zuzufügen; ihre Piloten wussten, was sie taten. Aber wenn die Eiserne Faust ihre Sternjäger zurückrief und die Novas das nicht rechtzeitig bemerkten, konnte die ganze Staffel verloren sein.

Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, sich das schwächste Glied des feindlichen Verbandes vorzunehmen: Zsinjs leichte Kreuzer.

 

Die Mon Remonda bebte unter den Schüssen der angreifenden Sternjäger. Solo ignorierte die Vibrationen. Die Schildintegrität war gut, und ihre Hülle hielt – sie hatten immer noch eine Chance.

Sein Kommunikationsoffizier meldete: »Nova Eins meldet Schaden an den Triebwerken der Eisernen Faust.«

»Ausmaß?«, fragte Solo.

»Unbekannt.«