Star Wars:  Die Hohe Republik Mission ins Verderben - Justina Ireland - E-Book

Star Wars: Die Hohe Republik Mission ins Verderben E-Book

Justina Ireland

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Beschreibung

Lange vor den Klonkriegen, dem Imperium und der Ersten Ordnung führten die Jedi die Galaxis in ein Goldenes Zeitalter, bekannt als die Hohe Republik! Die Jedi sind der festen Überzeugung, dass sie die gefürchteten Nihil-Marodeure endgültig in die Flucht geschlagen haben. Jedi-Ritterin Vernestra Rwoh hofft nun, dass sie jetzt in Ruhe die Ausbildung ihres Padawan Imri Cantaros fortsetzen kann – doch die Berichte über einen Nihil-Angriff auf Port Haileap machen alle Hoffnungen zunichte. Offenbar haben die ruchlosen Piraten nicht nur den friedlichen Außenposten angegriffen, sondern auch Vernestras und Imris Freundin Avon Starros entführt. Die beiden Jedi machen sich sofort auf den Weg, um sie zu retten. Unterdessen werden Avons Klugheit und Listenreichtum auf die Probe gestellt, als sie unter den Nihil ums Überleben kämpft – und dabei einen finsteren Plan aufdeckt.

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Seitenzahl: 259

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MISSION INS VERDERBEN

ROMAN

Von Justina Ireland

Mit Illustrationen von Petur Antonsson

Ins Deutsche übertragen von Andreas Kasprzak

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Titel der amerikanischen Originalausgabe: „Star Wars: The High Republic – Mission to Disaster“ by Justina Ireland, published by Lucasfilm Press, an imprint of Buena Vista Books Inc., January 2022.

© & TM 2022 LUCASFILM LTD. All Rights Reserved.

Design by Soyoung Kim and Scott Piehl

Deutsche Ausgabe 2022 by Panini Verlags GmbH, Schloßstr. 76,

70176 Stuttgart. Alle Rechte vorbehalten.

Geschäftsführer: Hermann Paul

Head of Editorial: Jo Löffler

Head of Marketing: Holger Wiest (E-Mail: [email protected])

Presse & PR: Steffen Volkmer

Übersetzung: Andreas Kasprzak

Lektorat: Marc Winter

Umschlaggestaltung: tab indivisuell, Stuttgart

Satz und E-Book: Greiner & Reichel, Köln

YDSWHRJ003E

ISBN 978-3-7367-9849-6

Gedruckte Ausgabe:

1. Auflage, März 2021, ISBN 978-3-8332-4194-9

Findet uns im Netz:

www.starwars.com

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PaniniComicsDE

Die tragischen Ereignisse bei der Republik-Schau haben die Galaxis wachgerüttelt. Jedi und Republik gingen in die Offensive, um den räuberischen NIHIL Einhalt zu gebieten. Als die skrupellosen Piraten nahezu besiegt waren, machte Jedi-Meisterin AVAR KRISS Jagd auf LOURNA DEE, das vermeintliche Auge der Nihil, und brach zu einer Mission auf, um sie ein für alle Mal dingfest zu machen.

Die Jedi ahnen nicht, dass der hinterhältige MARCHION RO, der wahre Anführer der Nihil, einen Angriff auf Jedi und Republik plant, wie man ihn Jahrhunderte nicht sah. Sollte er Erfolg haben, werden die Nihil siegen, und das Licht der Jedi wird erlöschen.

Nur die tapferen Jedi-Ritter der STARLIGHT-STATION stehen ihm noch im Weg. Womöglich sind aber nicht einmal sie Ro gewachsen – oder dem uralten Feind, der lauert …

1. KAPITEL

Jemand wie Avon Starros machte keine Freudensprünge. Die einzige Tochter von Senatorin Ghirra Starros, jüngstes Mitglied des erlauchten Starros-Clans von Hosnian Prime, hüpfte nicht vor Begeisterung umher. Immerhin war sie Wissenschaftlerin! Und doch hopste sie beschwingt durch den Korridor. „Wirklich? Heute? Ich darf endlich versuchen, einen Starros-Kristall zu synthetisieren?“, fragte Avon, während sie ihrer Mentorin, der Professorin Glenna Kip, zum Labor in Port Haileap folgte. Eigentlich war der Außenposten nicht mehr als eine Raststätte für die Raumschiffe, die unterwegs zu den entlegensten Winkeln der Galaxis waren oder von dort kamen, doch zugleich befand sich hier das Forschungslabor von Professorin Kip, einer bekannten Wissenschaftlerin.

„Ja, heute“, sagte Professorin Kip – ein Lächeln zierte das von silbernen Linien durchzogene Grün ihres Gesichts. „Bereite deine Proben vor. Nach dem Mittagessen sehen wir sie uns an.“

„Ja! Danke, Professorin Kip! Ich kümmere mich sofort um alles. Wir sehen uns nach dem Essen!“

Avon eilte den Gang entlang in Richtung Labor. Nachdem sie Monate damit zugebracht hatte, sich die Grundstruktur von Kyberkristallmolekülen einzuprägen, die Atome zu analysieren und ihre Energierefraktion und dergleichen zu testen, war Avon endlich kurz davor, das zu tun, was sie vom ersten Augenblick an machen wollte, als sie sich das defekte Lichtschwert von Padawan Imri Cantaros „ausgeborgt“ hatte: die Reproduktion eines Kyberkristalls herstellen!

Die Bauweise des Lichtschwerts war vergleichsweise simpel, und Avon kam nicht umhin, sich zu fragen, ob es wohl möglich war, die Kyberkristalle auch für ganz andere Dinge einzusetzen. Für ein Laserschwert hatte sie keinen Bedarf – schließlich war sie Wissenschaftlerin, keine Jedi –, doch es wäre beispielsweise eine tolle Sache, wenn man die fokussierenden Eigenschaften eines Kristalls irgendwie verwenden konnte, um die Umgebungsenergie des Weltraums nutzbar zu machen. Angesichts all der Strahlung, die einfach so im All trieb, gab es vielleicht eine Möglichkeit, die Struktur der Kyberkristalle derart zu verändern, dass man diese bündeln und so ganze Planeten mit Energie versorgen konnte. Avon war diesbezüglich recht zuversichtlich. Bedauerlicherweise war sie da die Einzige.

Es hatte Monate gedauert, ihre Mentorin davon zu überzeugen, dass etwas wie ein künstlicher Kyberkristall nützlich und die Mühe wert wäre. Professorin Kip hatte etliche Male versucht, Avon dazu zu bringen, ihre Aufmerksamkeit lieber naturwissenschaftlichen Projekten wie dem zur Ertragssteigerung von Nutzpflanzen zu widmen, an dem sie gegenwärtig arbeitete. Doch Avon hatte kein sonderliches Interesse daran, Getreide schneller wachsen zu lassen oder auszutüfteln, wie Vieh mehr Nachwuchs produzierte. Was sie wollte, war, Energie zu verstehen, und wie sich Ressourcen wie Tibanna noch effizienter nutzen oder womöglich sogar durch andere Stoffe ersetzen ließen. Schließlich wurde die Galaxis immer größer, und Treibstoff war unerlässlich, um die Grenzregionen weiter mit Vorräten zu versorgen. Das wusste Avon, weil ihre Mutter bei ihren wöchentlichen Hologesprächen regelmäßig davon redete.

Und nun, nachdem sie monatelang die Struktur des Kristalls schematisiert, sich unzählige Notizen gemacht und sämtliche relevanten Forschungsunterlagen zum Thema Kyber gesammelt hatte – von denen ihr die meisten dank Professorin Kips Hilfe vom Jedi-Tempel auf Coruscant zur Verfügung gestellt worden waren –, war Avon endlich so weit, ihre Theorie einer ersten Überprüfung zu unterziehen.

Professorin Kip würde zwar erst in einer guten Stunde zurück sein, doch sobald Avon im Labor war, verlor sie keine Zeit und bereitete eilends alles für ihr Experiment vor. Der Kyber ruhte in seiner Halterung, und der Lonnigan-Duplizierungsapparat war einsatzbereit. Das Einzige, das noch fehlte, war die Professorin. Irgendwann hüpfte Avon im Labor nur noch vergnügt im Kreis, während sie auf die Rückkehr ihrer Mentorin wartete. Im Kreis herumzuhüpfen, war schließlich nicht dasselbe, wie Freudensprünge zu machen, allerdings kam es dem schon sehr nahe.

Avon schaute immer wieder auf ihr Chrono. Ihr Magen grollte. Sie überlegte gerade, sich etwas vom Nudelwagen zu holen, als die Explosionen einsetzten. Avon lief zur Tür des Labors, riss sie auf und spähte in den Rest des Port-Haileap-Komplexes hinaus. Die Jedi und all die Vertreter der Republik wohnten auf dem Gelände, und es gab auch ein paar Zimmer für Durchgangsgäste. Doch für den Tumult, den Avon hörte, gab es keinen logisch nachvollziehbaren Grund.

Die Geräusche von Blasterfeuer und weit entfernten Detonationen wurden lauter, die Echos der Schlacht untermalt von Rufen und Schreien. Eine junge Togruta kam auf Avon zugerannt – die Kopftentakel des Mädchens schwangen beim Laufen hin und her.

„Talia!“, rief Avon. „Was ist los?“ Talia war ebenfalls eine Schülerin von Professorin Kip. Allerdings interessierte sie sich genau wie diese eher für Pflanzen und Biologie.

„Die Nihil! Sie greifen Port Haileap an!“

„Bist du sicher?“, fragte Avon. Ihr Magen zog sich vor Furcht zusammen. Die Nihil waren doch angeblich besiegt. Die Jedi und die Republik hatten jeden einzelnen Schlupfwinkel der Raumpiraten in der Galaxis ausgeräuchert. Doch das schien nicht ganz zu stimmen, denn daran, dass Haileap angegriffen wurde, bestand kein Zweifel.

„Ich hab die Brisenschiffe vorbeifliegen sehen“, erklärte Talia aufgeregt. „Die sahen wie Nihil aus!“

Avon winkte Talia ins Labor. „Komm rein!“, sagte sie. „Wir verstecken uns hier drin.“

„Hier drin?“, entgegnete Talia und blieb vor der Labortür ruckartig stehen. „Hier finden sie uns!“

„Unsinn! Wir verkriechen uns in einem der Vorratsschränke!“

Die Mädchen huschten ins Labor und verriegelten die Tür hinter sich. An der Rückwand befanden sich mehrere Schränke, in denen sie jede Menge Laborzeug aufbewahrten.

Avon wies auf den Schrank ganz links neben der Tür. „Du versteckst dich bei den Laborkitteln. Ich quetsche mich in die Droidenladenische. Meisterin Boffrey hat sich Jott-Sechs für heute ausgeliehen, da sollte also Platz sein.“

Talia nickte und eilte zu ihrem Versteck. Avon war direkt hinter ihr, doch dann fiel ihr ein, dass sie ihren Kyberkristall vergessen hatte, der noch immer in der Analysehalterung der Maschine festgeschnallt war. Den konnte sie nicht einfach so zurücklassen, oder?

Als Avon zu der Apparatur hinüberlief, wurde der Kampflärm draußen zusehends lauter. Vom Korridor her ertönte triumphierendes Gejohle, und schweren Schrittes näherte sich jemand dem Labor. Sie musste sich beeilen. Avon griff in die Apparatur und schloss die Finger genau in dem Moment um den Kristall, als die Tür nach innen hin explodierte, sodass sie sich hinter den Untersuchungstisch ducken musste, um den umherfliegenden Trümmern zu entgehen.

Im Türrahmen stand ein Menschenmann. Seine Haut unter der blauen Farbe, mit der er willkürlich seinen Körper eingeschmiert hatte, war bleich. „Hallo auch, Kleine“, sagte er mit tiefer, dumpfer Stimme durch die Maske, die er trug. Hinter ihm quoll violetter Rauch empor – den „Nebel des Krieges“ nannten die Nihil dieses Gas, das für die meisten Organismen der Galaxis toxisch war und einem die Sinne verwirren konnte. Die Maske des Mannes war mit einem Atemgerät ausgestattet, sodass für ihn keinerlei Gefahr bestand, das Giftgas einzuatmen.

Avon hingegen war weniger gut vorbereitet. Mit dem Kyberkristall in der Hand ließ sie den Blick durchs Labor schweifen und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Der Mann versperrte ihr den einzigen Fluchtweg, doch zumindest gab es im Labor jede Menge Dinge, die vielleicht von Nutzen waren. Sie musste bloß überlegen, was sie wie verwenden wollte, um anzugreifen.

Doch dazu kam sie nicht. Der Nihil richtete seinen Blaster auf Avon und feuerte. Der Betäubungsschuss traf sie direkt in die Brust, riss sie von den Füßen und schleuderte sie nach hinten. „Gute Nacht!“, sagte er noch.

2. KAPITEL

Vernestra Rwoh, Jedi-Ritterin und Meisterin von Padawan Imri Cantaros, brauchte dringend eine Pause.

„Na los, Vern, noch eine Runde! Ich glaube, langsam hab ich den Dreh raus!“, rief Imri ihr aus der Mitte der Schlucht zu, wo er nach dem vermasselten Sprung in der Luft schwebte.

Vernestra hielt Imri mithilfe der Macht oben und setzte ihn behutsam auf dem Boden neben sich ab. Das war gerade das dreiunddreißigste Mal gewesen, dass sie ihn aufgefangen hatte. Sie war erschöpft.

Seit Imri nach der Katastrophe mit der Steady Wing Vernestras Padawan geworden war, hatten sie kaum Gelegenheit gehabt, unter kontrollierten Bedingungen zu trainieren. Bei all den Kämpfen gegen die Drengir und dann gegen die Nihil und ihrer Reise nach Coruscant, um Meister Stellan zu helfen, waren sie zu beschäftigt gewesen, um auch nur einen einzigen Tag darauf zu verwenden, die Grundlagen zu üben. Doch nun war das geheimnisvolle Auge, das die Nihil anführte, auf der Flucht, und der Republik und den Jedi war es endlich gelungen, die Sicherheit an der Grenze und auf den Hyperraumrouten wiederherzustellen. Und Vernestra war der Ansicht, dass es höchste Zeit wurde, Imris Ausbildung in formellere Bahnen zu lenken.

Sie waren nach Kirima geflogen, um Imri die Möglichkeit zu geben, ein paar unterschiedliche Techniken zu trainieren, wie beispielsweise besonders weite und hohe Sprünge. Und Vernestra fand, es war ein guter Ort, um einige Fähigkeiten auszuprobieren, mit denen ihr Padawan sich bislang noch nicht eingehender befassen konnte.

Imri war so enthusiastisch wie immer, aber noch ziemlich unbeholfen darin, die Macht zu nutzen, um nennenswerte Kraftakte zu meistern. Er verstand sich großartig darauf, Verbindungen zu anderen herzustellen und die Macht einzusetzen, um aufgewühlte Gefühle zu beruhigen – etwas, das Vernestra anfangs mit Sorge erfüllt hatte, das sie mittlerweile jedoch als die Art und Weise betrachtete, wie Imri den Willen der Macht deutete.

Die Zusammenarbeit mit dem Jungen war für Vernestra eine ebensolche Lernerfahrung wie für Imri. Vernestra war bereits im zarten Alter von fünfzehn zur Jedi-Ritterin erhoben worden – viel früher als die meisten –, und nun, mit beinahe achtzehn Jahren, wurde ihr klar, dass sie dadurch, einen Padawanschüler zu haben, viel mehr gelernt hatte als von irgendeinem anderen Aspekt ihres Lebens als Jedi. Dafür war sie Imri dankbar. Das änderte allerdings nichts daran, dass sie es leid war, den Jungen ein ums andere Mal aufzufangen, um zu verhindern, dass er in den Tod stürzte. „Ich habe das Gefühl, Meister Sskeer hat vom besten Training für einen Padawan eine andere Vorstellung als ich“, sagte Vernestra, während sie den Blick ein weiteres Mal durch die Schlucht vor ihnen schweifen ließ.

Meister Sskeer war es gewesen, der Kirima als Ausbildungsort vorgeschlagen hatte, und seine ehemalige Padawanschülerin Keeve hatte gelacht, als Vernestra sich bei ihr nach ihren Erfahrungen auf Kirima erkundigt hatte. „Oh, für Imri wird es unvergesslich werden, glaub mir!“, hatte sie grinsend erklärt.

Vernestra hatte den Eindruck gehabt, sie würde das ironisch meinen, aber Imri schien tatsächlich großen Spaß zu haben. „Okay, noch einmal. Aber dann besorgen wir uns irgendwas zu essen“, sagte Vernestra. Sie hatte schon richtige Bauchschmerzen vor Hunger. „Bereit?“

Imri drückte die Schultern durch und ging in die Hocke. „Bereit!“

Vernestra lief auf Imri zu und nutzte die Macht, um sich vom Boden abzustoßen, sodass jeder Schritt kraftvoller war als der davor. Sie sprintete an ihm vorbei, auf den Rand der Klippe zu, hinter der der Abgrund der Schlucht gähnte. Im letztmöglichen Moment sprang sie, ließ sich von der Macht nach vorn und in die Höhe tragen, um ein Vielfaches schwungvoller, als es irgendein gewöhnliches Geschöpf aus eigener Kraft vermocht hätte. Auf der anderen Seite der Schlucht kam sie schlitternd zum Stehen. Als sie sich umdrehte, sah sie Imri grinsen. „In Ordnung, jetzt du!“, rief sie ihm zu, die Hände trichterförmig vor den Mund haltend, um sich über die Entfernung hinweg Gehör zu verschaffen.

Imri rannte auf den Rand der Schlucht zu, und Vernestra machte sich bereit, ihn aufzufangen, falls es erforderlich sein sollte. Die Wahrscheinlichkeit dafür war ziemlich groß. Sie waren schon den ganzen Tag auf Kirima, und bislang hatte er den Sprung nicht hinbekommen. Diesmal jedoch würde er es schaffen. Vernestra konnte es spüren.

Imri erreichte die Felskante und katapultierte sich nach vorn – seine Arme rotierten wie Windmühlenflügel, als er durch die Luft segelte.

Vernestra verfolgte die rasante Flugbahn ihres Schülers mit einem Grinsen. Ja, er würde es schaffen! Doch dann verschwand Kirima plötzlich, von einem Moment zum anderen, und auf einmal sah Vernestra einen Mann in Nihil-Montur vor sich, der auf Avon feuerte. Das Mädchen sackte in einem Labor zu Boden, in dem Vernestra noch nie gewesen war. Der Mann ragte über ihr auf, und unwillkürlich streckte Vernestra die Hand nach Avon aus, um ihrer Freundin zu helfen.

„Uff!“

Imri stieß gegen Vernestra, und beide fielen rücklings in den Dreck. Vernestra ächzte gequält, während Imri schon wieder aufsprang. „Vern!“, rief er aufgeregt. „Alles okay? Habt Ihr das gesehen? Ich hab’s geschafft! Ich hab’s echt geschafft!“ Imri hüpfte auf und ab und stieß triumphierend die Faust in die Luft.

„Ugh, ja, hast du. Gute Arbeit.“ Vernestra rappelte sich mit ernster Miene auf und klopfte sich den Staub vom Gewand.

„Vern? Was ist los? Ihr seht besorgt aus.“ Imris Gabe, die Emotionen derer um sich herum zu lesen, war stärker als bei den meisten Jedi, was ihn zu einem wertvollen Aktivposten bei diplomatischen Missionen machte. Zudem überforderten ihn die Gefühle anderer nicht mehr, da er inzwischen eine ganze Reihe spezieller Meditationen kannte, auf die er zurückgreifen konnte, wenn die fremden Emotionen ihn zu überwältigen drohten.

Vernestra war stolz darauf, dass Imri mittlerweile einen Weg gefunden hatte, mit seinen Fähigkeiten umzugehen, anstatt sie abzulehnen. Sie hatte ihm dabei zwar geholfen, doch letztlich war der Erfolg vor allem dem Umstand zu verdanken, dass er hart dafür gearbeitet hatte. Das war eine der Eigenschaften ihres Padawans, für die sie ihn am meisten schätzte: Er gab niemals auf. Sie wünschte, sie wäre so tapfer gewesen wie er. „Als du gerade gesprungen bist, hatte ich eine Vision“, sagte Vernestra.

Imris Mund klappte auf. „Hier? Aber ich dachte, so etwas passiert Euch eigentlich bloß im Hyperraum?“

„Ja, und genau deshalb ist es so beunruhigend. Vielleicht hat es was damit zu tun, dass die Sache diesmal persönlicher war? Ich habe Avon gesehen, und sie schien in Gefahr zu sein.“

„Denkt Ihr, in Port Haileap ist irgendwas nicht in Ordnung?“, fragte Imri. Der ferne Planet Haileap war eine Zeit lang ihr Zuhause gewesen, damals, als Vernestra noch eine frischgebackene Ritterin und Imri der Padawan von Jedi-Meister Douglas Sunvale gewesen war, der bei der Explosion der Steady Wing ums Leben gekommen war. Beide hatten noch immer einige Freunde auf Haileap, und der Gedanke, dass dort etwas Schlimmes geschehen war, machte Vernestra arg zu schaffen. „Glaubt Ihr, es sind die Nihil?“

Vernestra schüttelte den Kopf. „Nein … Eigentlich nicht. Dieser Mann war zwar wie ein Nihil gekleidet, aber die Jedi und die Republik haben diese Banditen praktisch ausgelöscht. Vielleicht hat das Ganze gar nichts zu bedeuten. Vielleicht brauche ich bloß etwas Wasser.“

Imris Miene wurde ernst. „Wir sollten Haileap kontaktieren, um auf Nummer sicher zu gehen.“

Vernestra nickte. „Schaden kann’s jedenfalls nicht.“

Sie machten sich auf den Rückweg zu ihrem Schiff, das nur einige Kilometer weit entfernt stand. Unterwegs versuchte Vernestra, sich keinen wilden Spekulationen hinzugeben. Davon hatte niemand etwas. Als sie das Schiff erreichten, hatte sich Imris Gesichtsausdruck von besorgt zu eindeutig verstört gewandelt.

„Lass dich nicht von deiner Unruhe verrückt machen, Imri. Akzeptiere einfach die Umstände und nimm deine Besorgnis als Antrieb, um Kraft daraus zu schöpfen“, sagte Vernestra mit einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es ihre eigene Nervosität verbarg. War diese plötzliche Verbindung zu Avon eine Vision der Zukunft gewesen – oder ein Hilferuf?

Seit einigen Monaten hatte Vernestra im Hyperraum wieder Visionen – eine Gabe, von der sie eigentlich angenommen hatte, sie seit ihren Tagen als Padawan verloren zu haben. Doch ihre Visionen hatten sie und Imri zu Mari San Tekka geführt, einer Hyperraumnavigatorin, die wegen ihrer Fähigkeit, mit unglaublicher Schnelligkeit scheinbar unmögliche und dennoch vollkommen sichere Hyperraumrouten zu berechnen, von den Nihil auf monströse Weise missbraucht worden war. Nach dem Tod der Frau dachte Vernestra, ihre Visionen würden verschwinden. Doch sie hörten nicht auf – sie veränderten sich bloß. Die flüchtigen Eindrücke, die auf sie einprasselten, ergaben nicht allzu viel Sinn, aber irgendwann hatte sie angefangen, mit einem kleinen Aufnahmegerät, das sie in einer Gürteltasche bei sich trug, Aufzeichnungen dazu zu machen. Vielleicht würde sie sie eines Tages besser verstehen. Fürs Erste aber behielt sie sie für sich.

Das änderte allerdings nichts an Vernestras Frustration. Dienten ihre Visionen dazu, sie auf etwas hinzuweisen, in das Avon gerade verwickelt war? Immer wieder sah sie Feuer auf einen wunderschönen grün-blauen Planeten herabregnen, und Leute, die verzweifelt nach Hilfe riefen. Sie war die Datenbanken durchgegangen, um herauszufinden, ob es auf irgendeinem Planeten eine Katastrophe des Ausmaßes gegeben hatte, wie sie es gesehen hatte, aber ohne Erfolg – was Vernestra auf den Gedanken brachte, dass das Unglück womöglich noch gar nicht passiert war. Doch das bedeutete, dass es erst recht Anlass zur Beunruhigung gab.

Vernestra hatte geglaubt, dieser Ausflug nach Kirima würde ihr dabei helfen, den Kopf klarzubekommen, doch nun machte sie sich sogar mit noch mehr Sorgen im Gepäck auf den Rückweg. Der Kampf gegen die Nihil hatte seinen Tribut von ihr gefordert, und Vernestra konnte nicht umhin zu denken, dass Imri vielleicht recht hatte. Vielleicht war Haileap tatsächlich in Gefahr.

Sie gingen an Bord der Wishful Thinking, des kleinen Schiffs, das man ihnen für diese Exkursion zur Verfügung gestellt hatte. Meistere* Nubarron, der Jedi, der den Posten des Quartiermeisters auf der Starlight-Station bekleidete, hatte Vernestra noch immer nicht verziehen, nicht bloß eins, sondern gleich zwei xieser kostbaren Schiffe gecrasht zu haben, doch zumindest überließ xier ihr kleinere Skiffs, wenn sie versprach, dass Imri die meiste Zeit über flog. Das war ein guter Kompromiss. Imri war ein fähiger Pilot.

An Bord des Shuttles tranken sie als Erstes etwas Wasser, um sich den Staub aus den Kehlen zu spülen. Dann machte Imri das Schiff startklar und fuhr die Triebwerke hoch, während Vernestra die Nachricht abspielte, die auf sie wartete.

„Jedi-Ritterin Vernestra Rwoh und Padawan Imri Cantaros“, begann die Botschaft, während das holografische Abbild von Meister Estala Maru vor ihnen in der Luft flimmerte, jenes Jedi-Meisters, der die Operationszentrale der Starlight-Station leitete und die Aktivitäten aller koordinierte, die dort lebten. „Wir wurden soeben von Meisterin Jorinda darüber unterrichtet, dass es einen potenziellen Nihil-Angriff auf Port Haileap gab, bei dem mehrere Opfer zu beklagen sind. Da Ihr Haileap am nächsten seid, bittet die Starlight-Station Euch, der Angelegenheit nachzugehen. Begebt Euch zum Außenposten, schätzt die Schwere der Schäden ein und erstattet dann Bericht. Erbitte Bestätigung über den Erhalt dieser Nachricht!“

Vernestra übermittelte Meister Maru die gewünschte Bestätigung und nickte Imri zu. „Tja, den Anruf in Port Haileap können wir uns wohl sparen. Machen wir uns gleich auf den Weg dorthin. Ich hole ein paar Rationen von hinten – die können wir unterwegs essen.“

Als das Shuttle vom Boden abhob, biss Imri sich auf die Unterlippe. „Ich hoffe, Avon geht es gut.“

„Ich auch“, sagte Vernestra, doch sie hatte das ungute Gefühl, dass ihre Vision ihr genau das gezeigt hatte, was geschehen war.

* Um nicht binären Charakteren wie Nubarron Rechnung zu tragen, die sich weder als männlich noch als weiblich definieren, kommen geschlechtsneutrale Substantive auf die Endung -e (wie Meistere) sowie das Personalpronomen xier zum Einsatz. Dabei handelt es sich nicht um eine offizielle Variante der deutschen Grammatik.

3. KAPITEL

Avon erwachte an Bord eines Raumschiffs. Der Gestank von Metall und Treibstoffabgasen begrüßte sie im Hier und Jetzt. Sie setzte sich auf und rieb sich die Augen, erleichtert darüber, dass ihre Hände nicht gefesselt waren. Ihr Kopf schmerzte, als sie sich zur Ruhe zwang und an das Letzte dachte, woran sie sich erinnerte. Das Labor. Sie hatte endlich die Erlaubnis erhalten, eine Kopie von Imris Kyberkristall herzustellen. Dann erinnerte sie sich noch an den Nebel des Krieges – und an einen Nihil, der im Türrahmen stand. Ein höchst vielversprechender Tag – geradewegs die Vakuumröhre heruntergespült.

Avon berührte die Seitentasche ihrer Hose und spürte das vertraute Gewicht von Imris Kyberkristall. Sie hatte ihn noch. Nicht, dass sie viel damit anfangen konnte. Doch wer wusste schon, wofür sie ihn vielleicht noch brauchte?

Avon schaute sich um. Sie war erleichtert, noch am Leben zu sein, was zugleich jedoch dafür sorgte, dass eine merkwürdige Panik in ihr aufstieg. Die Nihil machten normalerweise keine Gefangenen. Doch Avon war hier, im Frachtraum eines Schiffs, jedenfalls dem Geruch von Kavabeeren nach zu urteilen, der aus einer Kiste neben ihr drang.

„Hey, sie ist wach!“

Die Stimme klang jung, und als Avon sich umdrehte, sah sie sich einem Jungen gegenüber, der sie neugierig anschaute. Seine blassblaue Haut und die scharf geschnittenen Züge verrieten ihn als Umbaraner. „Hallo“, sagte sie. „Ich bin Avon.“ Fast hätte sie auch noch ihren Nachnamen genannt, doch im letzten Moment verkniff sie sich das. Der Junge sah nicht wie ein Nihil aus, aber wenn er nicht zu ihnen gehörte, was machte er dann auf diesem Schiff?

Außerdem war Starros ein ziemlich bekannter Name. Ihre Mutter, Ghirra Starros, war die Senatorin von Hosnian Prime, was ihr ein gewisses Maß an Bekanntheit eingebracht hatte. Trotzdem glaubte Avon nicht, dass irgendjemand wusste, wer sie war. Als man sie das letzte Mal entführt hatte, hatte man sie gezwungen, in einen Holorekorder zu sprechen, damit ihre Kidnapper ein Lösegeld verlangen konnten. Diesmal hingegen schien man sie einfach mit irgendwelchen anderen Kindern zusammengesperrt zu haben.

Wenn die Nihil also keine Ahnung hatten, dass Avon die Tochter einer Senatorin war und sie nicht allein deshalb am Leben ließen, um Lösegeld mit ihr zu erpressen (was angesichts des Umstands, dass sie nicht allein im Frachtraum war, die logischste Folgerung war), was wollten sie dann von ihr? Das Ganze war ihr ein Rätsel – und Avon mochte Rätsel. Natürlich wäre es ihr lieber gewesen, gar nicht erst gekidnappt worden zu sein, doch ihr wissenschaftlicher Verstand verdrängte diesen Gedanken und versuchte stattdessen, sich auf die Fakten zu konzentrieren.

„Ich bin Krylind“, sagte ein Kage-Mädchen mit blassgrüner Haut, rosa Augen mit schwarzer Iris und langem schwarzem Haar, das zu zwei Zöpfen geflochten war.

„Wo sind wir?“, fragte Avon. Ihr tat alles weh – höchstwahrscheinlich die Nachwirkungen des Gases. Oder vielleicht auch von dem Betäubungsschuss, mit dem der Nihil sie außer Gefecht gesetzt hatte. Allerdings war das Gas die wahrscheinlichere Ursache. Avon hatte einige Studien über den Nebel des Krieges gelesen, größtenteils, weil sie davon fasziniert war, dass sich die Wissenschaft für so viele unterschiedliche Zwecke einsetzen ließ, von denen nicht alle gut waren.

„Wir sind auf einem Nihil-Schiff. Dich haben sie nach dem Zwischenstopp in Port Haileap an Bord gebracht. Ich bin Liam, von Hetzal. Petri hier stammt von Hynestia“, sagte ein blasser Menschenjunge mit einem Schopf kastanienbraunen Haars. Der Umbaraner, Petri, winkte Avon flüchtig zu.

„Was wollen die von uns?“, fragte Avon. Sie stand auf und ging in dem kleinen Lagerraum umher, um sich einen besseren Eindruck von ihrer Umgebung zu verschaffen. Verschlossene Kisten, ein paar Päckchen abgepacktes Essen und ein Stapel Decken, die höchstwahrscheinlich für sie bestimmt waren, um sich damit zuzudecken, wenn sie sich schlafen legten. Das Ganze sah aus wie die Ausstattung für die übelste Übernachtungsparty aller Zeiten.

„Keine Ahnung“, sagte Petri, der auf dem Boden kauerte und seine Knie mit den Armen umschlang. „Erst dachte ich, die wollen uns fressen, aber offenbar ziehen sie andere Verpflegung vor.“

„Warum sollten die uns fressen, wenn sie einen ganzen Frachtraum voller Vorräte haben?“, fragte Krylind schniefend. „Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“ Sie schüttelte unmerklich den Kopf, ehe sie fortfuhr: „Ich hatte gehört, die Jedi hätten die Nihil vernichtet. Aber dann tauchten sie plötzlich in meinem Dorf auf und brannten alles nieder. Und kein einziger Jedi kam, um uns zu retten.“

„Die Jedi können nicht überall gleichzeitig sein“, sagte Avon. „Hätten die Jedi gewusst, dass ihr in Schwierigkeiten steckt, hätten sie euch geholfen.“

„Woher willst du das wissen?“, fragte Liam, dessen Unterlippe bebte. Der Junge hatte eine hässliche violette Schürfwunde auf der Wange, die aussah, als würde sie verdammt wehtun.

„Ich kenne die Jedi. Zwei von ihnen. Und sie haben mir etliche Male das Leben gerettet“, erklärte Avon sachlich. Denn das war die Wahrheit. „Wenn es uns irgendwie gelingt, eine Nachricht an die Starlight-Station zu übermitteln, schicken sie garantiert jemanden, um uns zu retten!“

„Ja klar. Und wie sollen wir das anstellen“, fragte Krylind mit einem genervten Schnauben. „Hast du etwa zufällig ein Komlink dabei?“

„Nein, habe ich nicht“, sagte Avon, während sie ihren Blick durch den Frachtraum schweifen ließ. „Aber vielleicht können wir uns von hier aus in ihr Kommunikationssystem einklinken.“

Die anderen Kinder setzten sich auf, plötzlich sehr interessiert an Avon, und das nicht nur, weil sie neu war. Avon durchwühlte den Inhalt der offenen Kisten – die verschlossenen wirkten, als wären sie ohne das nötige Werkzeug unmöglich aufzubekommen. Wäre J-6 da gewesen, wäre es ihr ein Leichtes gewesen, sich in jedes beliebige System zu hacken. Doch vermutlich hätte ihnen der Droide nur noch mehr Ärger eingebrockt. Bedauerlicherweise hatte Avons Dialog-Upgrade die unbeabsichtigte „Nebenwirkung“, dass J-6 bisweilen ein wenig zu aufrichtig war, und Avon hatte festgestellt, dass das Letzte, was die meisten Leute wollten, ein schonungslos ehrlicher Droide war. Aber das war gerade nicht von Belang. Avon war in ihrem Element. Es gab ein Problem mit einer möglichen Lösung. Nun musste sie sich nur noch überlegen, wie sie die Sache am besten anging.

Während Avon die Kisten durchsuchte und einige Dinge herausfischte, die sich womöglich als nützlich erweisen konnten, entspannten sich die anderen Kinder ein bisschen. Ihre Tränen versiegten, und in ihre furchtsamen Mienen schlich sich ein Anflug von Neugierde. Das sorgte dafür, dass sich auch Avon etwas beruhigte – was wesentlich besser war, als sich der Furcht zu ergeben, die sie zu überwältigen drohte.

„Können wir irgendwie helfen?“, fragte Liam.

Avon nickte. Die anderen Kinder drängten sich dicht um sie, und als Avon anfing, ihnen Fragen über die Piraten und ihre Tagesroutine zu stellen, nahm in ihrem Kopf allmählich ein Plan Gestalt an. Sie würden es schaffen, Vern und Imri eine Botschaft zu übermitteln, und sobald ihnen das gelungen war, waren sie gerettet. Konnte es wirklich so einfach sein?

Avon musste daran glauben, dass es so war, und das nicht bloß um ihrer selbst willen, sondern auch zum Wohle aller anderen bei ihr im Frachtraum.

4. KAPITEL

Imri bewältigte den Flug von dem im Mittleren Rand befindlichen Planeten Kirima nach Port Haileap in Rekordzeit. Vernestra unternahm nicht einmal den Versuch, das Kommando zu übernehmen. Stattdessen überließ sie Imri das Steuer, während sie vakuumverpackte Sandwiches aßen. Beim Sprung hatte sie keine ihrer sonderbaren Hyperraumvisionen, doch anders als sonst erfüllte sie das mit einem gewissen Bedauern. Es wäre beruhigend gewesen, wenn die Macht ihr gesagt hätte, dass Avon wohlauf war.

Sobald sie über Port Haileap in die Atmosphäre eintraten, wurde Imri und Vernestra klar, dass etwas Schreckliches passiert war. Die riesigen Marmorholzbäume rings um die Andockbuchten standen lichterloh in Flammen. Fliegende Löschdroiden sausten über den Wipfeln dahin und versuchten, das Inferno zu bekämpfen. Durch den dichtesten Teil des Waldes zog sich eine lange Schneise, fast wie eine Narbe, um einige Kilometer weiter beim Wrack eines Raumschiffs zu enden, das halb im Boden begraben war.

„Wow“, meinte Imri und deutete auf die Absturzstelle. „Sieht das wie ein Nihil-Schiff aus?“

„Nein, eher wie ein Vektor“, sagte Vernestra mit gedämpfter Stimme.

Wie war es den Nihil nur gelungen, ein Jedi-Schiff unschädlich zu machen? Nur Jedi konnten Vektorjäger fliegen, und diese Schiffe waren besser als so ziemlich alle anderen da draußen. Jedi stürzten nur selten ab. Der Anblick, der sich ihnen bot, deutete darauf hin, dass an diesem Ort eine gewaltige Schlacht getobt hatte.

Sie befolgten die Andockanweisungen, um die Wishful Thinking auf einem Teil des Raumhafengeländes zu landen, der noch vergleichsweise intakt war, und gingen dann rasch von Bord.

„Ahhh, der Nudelwagen!“, sagte Imri und hielt sich seufzend den Kopf, als sein Blick auf die qualmenden Überreste des Essensstands fiel. Doch sofort war ihm die Verlegenheit anzusehen. „Tut mir leid. Ich weiß, die anderen Schäden sind viel schlimmer. Aber da gab’s mein Lieblingsessen …“

„Dann hoffen wir mal, dass der Straßenhändler unbeschadet davongekommen ist“, meinte Vernestra und tätschelte ihrem Padawan den Arm.

Als sie das Shuttle verließen, kam eine Jedi-Meisterin auf sie zugeeilt. „Der Macht sei’s gedankt, dass Ihr hier seid! Wie seid Ihr von der Starlight so schnell hergekommen?“

Vernestra schüttelte den Kopf. „Wir kommen nicht von der Station. Imri und ich waren gerade auf Kirima, um an seiner Sprungtechnik zu arbeiten, aber als wir die Nachricht erhielten, sind wir unverzüglich hergeflogen.“

Jedi-Meisterin Jorinda Boffrey, eine Delphidianerin mit gefurchter nachtschwarzer Haut, nickte. „Nun, die Macht wusste, dass wir Euch brauchen. Ich bin froh, dass Ihr hier seid!“