Star Wars™ Die Hand von Thrawn - Der Zorn des Admirals - Timothy Zahn - E-Book

Star Wars™ Die Hand von Thrawn - Der Zorn des Admirals E-Book

Timothy Zahn

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Beschreibung

Nicht einmal der Tod nimmt ihm seinen Schrecken! Das Finale der großen Trilogie »Die Hand von Thrawn«.

Wer oder was ist die Hand von Thrawn? Während Prinzessin Leia, Han Solo und ihre Freunde um das Erbe der Rebellion und das Überleben der Neuen Republik kämpfen, dringen der Jedi-Ritter Luke Skywalker und Mara Jade in einen geheimen Stützpunkt des Imperiums vor. Hier erhoffen Sie sich die Antwort auf diese Frage. Doch was sie finden, ist schlimmer, als sie gefürchtet haben. Hier wurde nicht die unheilvolle Intrige geschmiedet, die die Neue Republik ins Chaos stürzte. Hier entsteht der Grundstein für ein neues Imperium!


»Großadmiral Thrawn – Die Legende« ist die erfolgreichste Star-Wars-Buchtrilgoie aller Zeiten. »Die Hand von Thrawn« ist die spektakuläre Fortsetzung, und endlich ist auch diese Trilogie wieder lieferbar.
»Die Hand von Thrawn« ist wie »Großadmiral Thrawn – Die Legende« eine Star-Wars-Legends-Trilogie. Die beschriebenen Geschehnisse können daher von der Geschichte der Filme und Streamingserien abweichen.

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Seitenzahl: 555

Veröffentlichungsjahr: 2025

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»Die Hand von Thrawn« ist wie »Großadmiral Thrawn – Die Legende« eine Star-Wars-Legends-Trilogie. Die beschriebenen Geschehnisse können daher von der Geschichte der Filme und Streamingserien abweichen. »Thrawn – Der Aufstieg« sowie »Thrawn – Im Dienste des Imperiums« entsprechen dem offiziellen Kanon.

Großadmiral Thrawn – Die Legende

1. Erben des Imperiums

2. Die dunkle Seite der Macht

3. Das letzte Kommando

Die Hand von Thrawn

1. Schatten der Vergangenheit

2. Blick in die Zukunft

3. Der Zorn des Admirals

Thrawn – Der Aufstieg

1. Drohendes Unheil

2. Verborgener Feind

3. Teurer Sieg

Thrawn – Im Dienste des Imperiums

1. Thrawn

2. Allianzen

3. Verrat

Buch

Wer oder was ist die Hand von Thrawn? Während Prinzessin Leia, Han Solo und ihre Freunde um das Erbe der Rebellion und das Überleben der Neuen Republik kämpfen, dringen der Jedi-Ritter Luke Skywalker und Mara Jade in einen geheimen Stützpunkt des Imperiums vor. Hier erhoffen sie sich die Antwort auf diese Frage. Doch was sie finden, ist schlimmer, als sie befürchtet haben. Hier wurde nicht die unheilvolle Intrige geschmiedet, die die Neue Republik ins Chaos stürzte. Hier entsteht der Grundstein für ein neues Imperium!

Timothy Zahn

Die Hand von Thrawn

Der Zorn des Admirals

Deutsch von Ralf Schmitz

Die Originalausgabe erschien 1998 unter dem Titel »Star Wars: The Hand of Thrawn: Visions of the Future (Teil 2)« bei Bantam Spectra, New York.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Copyright der Originalausgabe © 1998 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2025 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Alexander Groß

Covergestaltung: © Isabelle Hirtz, Hamburg

Emblem: Melanie Korte

HK · Herstellung: fe

Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783641329877

www.blanvalet.de

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

1

Während des ersten Navigationsstopps, den die Wild Karrde einlegte, nachdem sie Dayark verlassen hatten, befand sich vor ihnen nur leerer Raum. Leer bis auf das sich drehende Glühen des Kathol-Spalts und die feurig erstarrten Schleier ionisierter Gase und Miniaturnebel, die aussahen, als hätte man sie mit Gewalt aus den Gasresten gerissen. Das wiederholte sich beim zweiten und auch beim dritten Zwischenhalt, und Shada fragte sich allmählich, ob die legendäre Welt Exocron in Wahrheit nur ein Mythos war.

Aber beim fünften Stopp wurden sie fündig.

»Der Planet sieht recht erfreulich aus«, bemerkte C-3PO, der neben Shada stand, als sie aus dem Aussichtsfenster der Wild Karrde auf die rasch näher kommende kleine Welt blickten. »Ich hoffe nur, dass man uns freundlich empfängt.«

»Darauf würde ich mich nicht verlassen«, warnte ihn Shada, deren Mund sich unangenehm trocken anfühlte. Falls Jade und Calrissian recht hatten, wartete irgendwo dort unten Jori Car’das auf sie.

Odonnl drehte sich auf seinem Platz vor der Steuerkonsole um. »Sollten wir nicht lieber die Turbolaser schussbereit machen?«, fragte er Karrde. »Bloß für den Fall, dass die da unten nicht glücklich darüber sind, wenn wir in ihre Privatsphäre eindringen.«

Shada sah Karrde an. Er verbarg seine Nervosität gut, aber es bereitete ihr keinerlei Mühe, sie trotzdem zu erkennen. »Wir sind hier, um zu reden, nicht, um zu kämpfen«, erinnerte er Odonnl mit fester Stimme. »Ich möchte nicht, dass irgendjemand da unten einen falschen Eindruck von uns bekommt.«

»Schon, aber nach Dayark …«

»Wir sind hier, um zu reden«, wiederholte Karrde. Sein Tonfall verbot jeden weiteren Streit. »H’sishi, haben wir irgendwelche Sensorsonden auf dem Schirm?«

»Bisher keine Sonden, Hauptmann«, antwortete die Togorianerin. Ihr Fell, bemerkte Shada, hatte sich kaum merklich gesträubt. Anscheinend war ihr Karrdes Stimmung auch nicht entgangen.

»Und auch keine Spur von Übertragungen, Capt’n«, fügte Chin hinzu. »Vielleicht haben sie uns nicht kommen sehen.«

»Oh, und ob die uns sehen«, erwiderte Karrde, wobei ein Anflug von Verbissenheit in seiner Stimme mitschwang. »Die Frage ist nur …«

Er verstummte, als das Komm sich piepsend meldete. »Raumschiff im Anflug, hier spricht Admiral Trey David, Erster Offizier des Hochadmirals Horzao Darr von den Vereinten Luft- und Raumstreitkräften des Planeten Exocron«, meldete sich eine höfliche, aber auch strenge Stimme. »Bitte geben Sie sich zu erkennen.«

Chin streckte die Hand nach seiner Konsole aus.

»Nein, ich mache das«, rief Karrde, der sich sichtlich zusammennahm, als er den Kommschalter drückte. »Hier spricht Talon Karrde an Bord des Frachters Wild Karrde, Admiral David. Wir verfolgen friedliche Absichten und bitten um Landeerlaubnis.«

Es entstand eine lange Pause. Eine sehr lange Pause. Shada rieb sich sanft die Fingerknöchel und stellte sich vor, wie im Büro der Vereinten Flotte von Exocron ein hitziger Streit entbrannte …

»Wild Karrde, Admiral David hier«, ertönte die Stimme erneut. »Man sagte mir, Sie sind hier, um mit Jori Car’das zu sprechen. Können Sie das bestätigen?«

Shada ließ Karrde keinen Moment aus den Augen, doch außer dem kurzen Zucken eines Mundwinkels erfolgte keine sichtbare Reaktion. »Ja, das kann ich«, antwortete er. Seine Stimme klang ein bisschen dumpf, aber beherrscht. »Ich muss dringend mit ihm über eine äußerst wichtige Angelegenheit diskutieren.«

»Ich verstehe.« Wieder gab es eine Pause, kürzer diesmal. »Erwartet er Sie?«

Erneut zuckte es in Karrdes Gesicht. »Ich bin nicht sicher, ob erwarten das richtige Wort ist. Aber ich glaube, er weiß, dass ich komme.«

»So, glauben Sie das?«, murmelte David, dessen Stimme auf einmal ein wenig sonderbar klang. »Nun gut, Wild Karrde, Sie erhalten Freigabe für Zirkel 15 auf dem militärischen Landefeld von Rintatta City. Die Koordinaten werden Ihnen umgehend übermittelt.«

»Danke«, entgegnete Karrde.

»Ich habe sie«, meldete Odonnl leise und studierte seine Navigationsanzeigen. »Sieht ziemlich unkompliziert aus.«

»Wir schicken Ihnen eine Eskorte«, fuhr David fort. »Ich muss Ihnen ja wohl nicht sagen, dass Sie kooperieren sollten.«

»Ich verstehe vollkommen«, sagte Karrde. »Werde ich Sie treffen?«

»Das bezweifle ich«, erwiderte David, und dieses Mal verfinsterte sich seine Stimme ohne jeden Zweifel. »Aber vielleicht haben wir ja Glück. Das weiß man nie. David Ende.«

Auf der Brücke blieb es einen Moment lang still. Shada blickte in die Runde und sah verkniffene Gesichter, angespannte Schultern und grimmige Mienen. Wenn sie bisher noch nicht gewusst hatten, worauf sie sich hier einließen, so wussten sie es jetzt ganz sicher.

Und doch erkannte sie kein Anzeichen, dass einer von ihnen auch nur daran dachte, sich zu drücken. Es handelte sich um eine wirklich loyale, eng verbundene Mannschaft, die sich ihrem Boss zutiefst verpflichtet fühlte.

Ziemlich genau so, wie Shada sich einst den Idealen der Mistryl verpflichtet gefühlt hatte. Sogar dann noch, als die Mistryl selbst diese Ideale schon längst vergessen hatten.

Und auch im Angesicht der drohenden Gefahr schmerzte sie die Erinnerung an ihren Verlust.

»Befehle, Captain?«, fragte Odonnl leise.

Karrde zögerte keinen Augenblick. »Bringen Sie uns runter.«

Rintatta City war eine mittelgroße Anhäufung von militärisch anmutenden Gebäuden, zwischen denen ungefähr fünfzig Landeflächen unterschiedlicher Größe verstreut lagen. Auf vielen davon hatten bereits Raumschiffe aufgesetzt. Das Militärgebiet wiederum war von einem Ring aus Häusern ziviler Bauart sowie Geschäfts- und Gemeinschaftseinrichtungen umgeben. Das Ganze schmiegte sich an den Rand eines kurzen, schroffen Höhenzugs, während die Stadt auf der anderen Seite in einer grasbedeckten Ebene auslief.

Sie wurden hier nicht wie auf Pembric zwei gefilzt, und es gab, während die Wild Karrde sich der Planetenoberfläche näherte, auch keinerlei Befragung durch eine Zoll- oder Einreisebehörde. Die beiden betagten Schiffe der Systemüberwachung, die Admiral David ihnen geschickt hatte, eskortierten den Raumfrachter zu seinem vorgesehenen Landezirkel, beobachteten die Landung und stiegen anschließend kommentarlos wieder in den Himmel. Um die übrigen Raumschiffe wimmelten Hunderte Männer und Frauen sowie Dutzende von Fahrzeugen und verfolgten eilig ihre eigenen Angelegenheiten. Sie schenkten dem Außenweltschiff, das sich in ihrer Mitte niedergelassen hatte, absolut keine Beachtung. Allem Anschein nach, so dachte Karrde, während er mit den anderen die Landerampe hinunterging, tat ganz Exocron so, als würden die Besucher gar nicht existieren.

Mit einer bemerkenswerten Ausnahme.

»Guten Tag, Captain Karrde«, dröhnte vom Fuß der Rampe Enzwo Nees Stimme zu ihnen herauf. »Willkommen auf Exocron. Wie ich sehe, ist es Ihnen gelungen, auch ohne meine Hilfe zu uns zu finden. Hallo, Shada; hallo, 3PO.«

»Hallo, Meister Enzwo Nee«, erwiderte C-3PO, der sich unverkennbar erleichtert anhörte, weil er ein vertrautes Gesicht erblickte. »Ich gestehe, dass ich nicht damit gerechnet habe, Sie hier zu treffen.«

»Was Sie alle angeht, war das auch eher fraglich«, verkündete Enzwo Nee gut gelaunt. »Als ich Sie zuletzt auf Dayark sah, schienen Sie Ärger mit Piraten zu haben.« Er trat einen Schritt näher an die Rampe heran und warf einen verstohlenen Blick in das Schiff. »Wird Ihre charmante Togorianerin sich uns nicht anschließen?«

»Nein, H’sishi bleibt im Schiff«, erklärte Karrde und betrachtete den kleinen Mann mit einiger Verwirrung. H’sishi war ein Mitglied seiner Crew, das für ihn immer wertvoller geworden war, doch charmant war nicht unbedingt das Wort, das einem im Zusammenhang mit ihr in den Sinn kam.

»Zu schade«, sagte Enzwo Nee und richtete den Blick erneut auf Shada und C-3PO. »Sind das alle? Wollen Sie sonst niemanden mitnehmen?«

Karrde spürte, wie sich trotz aller Bemühungen, sich zu entspannen, abermals seine Muskeln verkrampften. Natürlich wollte er mehr Leute mitnehmen: die gesamte Besatzung der Wild Karrde, dazu noch die Mannschaften der Starry Ice und der Etherway sowie General Bel Iblis’ komplette Eingreiftruppe der Neuen Republik, das Renegaten-Geschwader und ungefähr vier Clans Noghri-Krieger.

Doch selbst wenn er all diese Kräfte zur Verfügung gehabt hätte, wäre deren Beteiligung lediglich einer nutzlosen Geste gleichgekommen. Car’das erwartete ihn; und mehr Leute mitzunehmen, bedeutete bloß, mehr Leute einem hohen Risiko auszusetzen. Und deshalb war er nicht hier. »Ja«, antwortete er Enzwo Nee. »Das sind alle. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie gekommen sind, um uns zu Jori Car’das zu bringen?«

»Wenn Sie ihn sehen wollen«, sagte der kleine Mann und richtete einen nachdenklichen Blick auf Karrdes Gesicht. Und wieder schimmerte der wahre Enzwo Nee durch die sorgfältig aufrechterhaltene Fassade der Harmlosigkeit. »Nun, gehen wir?«

Er führte sie zu einem Landgleiter mit offenem Verdeck am Rand des Landezirkels – ein Gleiter, der trotz der vorgeblichen Überraschung Enzwo Nees angesichts der Größe der Gruppe nur über vier Sitze verfügte. Der kleine Mann schlängelte sich gekonnt durch den lebhaften Verkehr und hielt auf die Berge zu. »Was geht hier vor?«, erkundigte sich Shada und deutete auf die Umgebung, während Enzwo Nee um einen besonders langsam fliegenden Tanklastgleiter kurvte.

»Ich vermute, man bereitet sich auf irgendein Manöver vor«, erwiderte Enzwo Nee. »Das Militär manövriert ständig in die eine oder andere Richtung.«

»Wie weit ist es bis zu dem Ort, an dem wir Car’das treffen?«, fragte Karrde, der sich nicht sonderlich dafür interessierte, was an diesem Tag auf dem Plan der Vereinten Luft- und Raumflotte von Exocron stand.

»Nicht weit«, versicherte Enzwo Nee. »Sehen Sie das hellblaue Gebäude genau vor uns, ein kleines Stück den Berghang hinauf? Da ist er.«

Karrde schirmte die Augen vor dem hellen Sonnenlicht ab. Aus dieser Entfernung wirkte der Bau nicht sehr eindrucksvoll. Keine Festung, nicht einmal ein herrschaftliches Haus.

Als Enzwo Nee den militärischen Bereich verließ und den spärlicher befahrenen zivilen Sektor der Stadt durchfuhr, sah das hellblaue Gebäude vor ihnen mehr und mehr wie ein ganz einfaches, bescheidenes Wohnhaus aus.

Shadas Gedanken gingen offenbar in die gleiche Richtung. »Lebt Car’das dort, oder treffen wir ihn da bloß?«, wollte sie wissen.

Enzwo Nee schenkte ihr ein kurzes Lächeln. »Sie stellen immer nur Fragen, nicht wahr? So ein wacher, kritischer Verstand.«

»Fragen stellen gehört zu meinem Job«, konterte Shada. »Und Sie sind mir noch eine Antwort schuldig.«

»Fragen beantworten gehört nicht zu meinem Job«, sagte Enzwo Nee. »Kommen Sie, es gibt keinen Grund, ungeduldig zu sein – es ist nur noch ein kurzes Stück. Lehnen Sie sich zurück, und genießen Sie die Fahrt.«

Das blaue Gebäude wirkte immer kleiner und unscheinbarer, je näher sie kamen. Kleiner, unscheinbarer, älter und um einiges schäbiger. »Wie Sie sehen können, wurde es direkt an den Abhang gebaut«, kommentierte Enzwo Nee, während sie die letzte Häusergruppe vor dem Ziel passierten und dann eine Grasfläche überquerten, durch deren Mitte ein munterer Bach plätscherte. »Ich glaube, der ursprüngliche Eigentümer dachte, sich auf diese Weise vor den Winterstürmen schützen zu können.«

»Was ist denn mit der linken Seite passiert?«, fragte Shada und deutete darauf. »Wurde einer der Flügel abgerissen?«

»Nein, er wurde niemals gebaut«, klärte Enzwo Nee sie auf. »Car’das hat zwar mal damit angefangen, das Haus auszubauen, aber … nun, Sie werden ja sehen.«

Ein unbehaglicher Schauer lief Karrde über den Rücken. »Was soll das heißen, wir werden sehen? Was hat ihn aufgehalten?«

Enzwo Nee antwortete nicht. Karrde warf Shada einen Blick zu und fand, dass sie ihn ihrerseits mit einem sonderbaren Gesichtsausdruck ansah.

Eine Minute später waren sie da. Enzwo Nee brachte den Landgleiter vor einer ehemals weißen Tür, deren Farbe infolge des Alters und der Verwahrlosung abgeblättert war, sanft zum Stehen. »Sie gehen vor«, wandte sich Shada an Enzwo Nee und drängte sich dann mit Nachdruck zwischen Karrde und das Haus. »Ich bin hinter Ihnen – und Karrde geht hinter mir.«

»O nein, so wird das nicht ablaufen«, widersprach Enzwo Nee. Er schüttelte mit einer knappen, nervös wirkenden Bewegung den Kopf. »Nur Captain Karrde und ich werden dort hineingehen.«

Shadas Augen wurden schmal. »Lassen Sie es mich anders ausdrücken …«

»Nein, ist schon gut, Shada«, sagte Karrde, ging um sie herum und machte einen Schritt auf die Tür zu. Derart getrennt vom Rest der kleinen Gruppe und mit nichts zwischen ihm selbst und den leeren Fensterhöhlen, fühlte er sich schmerzlich bloßgestellt. »Wenn Car’das mich allein sehen will, dann wird das wohl so ablaufen müssen.«

»Vergessen Sie es«, entgegnete Shada kategorisch, ergriff Karrdes Arm und zog ihn zurück. »Enzwo Nee, entweder gehe ich mit ihm, oder er geht überhaupt nicht da rein.«

»Shada, das bringt doch nichts«, brummte Karrde und starrte sie finster an. Wollte sie, dass sie über den Haufen geschossen wurden, ehe er die Chance bekam, als Bittsteller der Neuen Republik aufzutreten? »Wenn er mich tot sehen wollte, hätte er das auf dem Hinweg schon hundert Mal machen können. Oder er könnte mich auch gleich hier umbringen.«

»Das weiß ich«, entgegnete Shada. »Aber das spielt keine Rolle. Ich bin als Ihre Leibwächterin mitgekommen, und genau das werde ich auch sein.«

Karrde sah sie unverwandt an, und plötzlich beschlich ihn ein seltsames Gefühl. Damals, während des Treffens mit Solo, Leia und Calrissian im Orowood Tower, hatte Shada sich lediglich dazu bereit erklärt, sie auf dieser Reise zu begleiten, und ihre Hilfe angeboten. Wann während der zurückliegenden zweieinhalb Wochen war aus dieser widerwillig getroffenen Übereinkunft die viel weiter reichende Verpflichtung als Leibwächterin geworden? »Shada, ich weiß Ihre Sorge zu schätzen«, sagte er ebenso ruhig wie entschieden und legte seine Hand sanft auf die ihre, die noch immer seinen Arm umklammert hielt. »Aber Sie müssen sich das ganze Bild ins Gedächtnis rufen: Hier kommt es nicht in erster Linie auf mein Leben an und auf das, was damit geschieht.«

»Ich bin Ihre Leibwächterin«, erwiderte Shada nicht weniger ruhig und entschieden. »Für mich kommt es nur darauf an.«

»Bitte«, ergriff Enzwo Nee das Wort. »Bitte. Ich glaube, Sie verstehen nicht. Captain Karrde und ich müssen zuerst hineingehen, aber Sie dürfen selbstverständlich direkt nach uns eintreten. Es ist bloß so, dass … nun, Sie werden ja sehen.«

Shada wirkte immer noch nicht glücklich, doch sie nickte widerstrebend. »Also gut, schön«, sagte sie. »Aber denken Sie daran: Falls etwas geschieht, befinden Sie sich unmittelbar in meiner Schusslinie. Sie beide zuerst, dann ich, dann 3PO.«

»Wirklich, Mistress Shada, es ist bestimmt nicht notwendig, dass ich mit Ihnen dort hineingehe«, erklärte der Droide und wich einen schlurfenden Schritt zurück. »Vielleicht sollte ich lieber hier warten und den Gleiter bewachen …«

»Er könnte vielleicht ganz nützlich sein«, sagte Enzwo Nee und lächelte ermutigend. »Komm, 3PO. Es ist alles in Ordnung.«

»Ja, Meister Enzwo Nee«, entgegnete C-3PO resignierend. Er jammerte kaum hörbar vor sich hin und trippelte bis auf einen halben Meter an Shada heran. »Aber ich muss sagen, ich habe ein schlechtes Gefühl …«

»Gut«, rief Enzwo Nee entzückt. Nachdem der ernste Augenblick verstrichen war, strahlte er wieder seine gewöhnliche Harmlosigkeit aus. »Gehen wir?«

Die Tür war nicht verschlossen. Karrde folgte dem kleinen Mann ins Innere des Hauses und fühlte sich verwundbarer denn je, als sie aus dem Sonnenlicht in einen muffigen, düsteren Raum traten.

Ein Raum, der zu seiner Überraschung offenbar bereits seit einiger Zeit nicht mehr benutzt worden war. Die paar Möbelstücke, die darin verteilt waren, sahen alt und verstaubt aus und wiesen die gleichen Anzeichen von Vernachlässigung auf, die sie bereits an der Außenseite des Hauses bemerkt hatten. Die drei Fenster, die von draußen so dunkel und bedrohlich gewirkt hatten, erwiesen sich von innen nur noch als unvorstellbar dreckig. Dazu kam der leichte Milchglaseffekt, der darauf zurückzuführen war, dass der Wind über lange Jahre Staub oder Sand gegen die Fenster getrieben hatte. In den Streifen aus trübem Sonnenlicht, denen es gelang, den Schmutz zu durchdringen, waren lange Spinnweben zu erkennen, die von einigen der Sitzgelegenheiten bis zur Decke reichten.

»Hier entlang«, sagte Enzwo Nee leise. Seine Stimme wirkte wie ein Eindringling in der unheimlichen Stille, als er sie quer durch den Raum zu einer verschlossenen Tür führte. »Er ist da drin, Captain Karrde. Machen Sie sich bereit.«

Karrde atmete tief durch. Hinter sich vernahm er ein leises Kratzgeräusch, als Shadas Blaster aus dem Holster glitt. »Ich bin bereit«, sagte er. »Bringen wir es hinter uns.«

»Wirklich?« Enzwo Nee langte an ihm vorbei und berührte die Türkontrolle. Die Tür öffnete sich mit einem verhaltenen Quietschen.

Der Gestank traf Karrde zuerst. Der Geruch des Alters und ferner Erinnerungen und verlorener Hoffnung. Und der Geruch von Krankheit und Erschöpfung.

Der Geruch des Todes.

Der Raum war klein, viel kleiner, als Karrde es erwartet hätte. Auf beiden Seiten bedeckten Einbauregale die Wände, die mit einem seltsamen Sortiment kleiner Kunstgegenstände sowie mit Arzneifläschchen und medizinischen Gerätschaften vollgestopft waren. Ein riesiges Bett beanspruchte den größten Teil des übrigen Platzes, dessen Fußende bis auf einen Meter an den Eingang heranreichte und das nur gerade so viel Raum ließ, dass zwei Humanoide darin stehen konnten.

Und in diesem Bett lag unter einem Stapel Decken ein alter Mann, der still vor sich hin summte, während er an die Decke starrte.

»Jori?«, rief Enzwo Nee leise, als er durch die Tür trat. Das Summen hörte auf, doch der Blick des Alten wich nicht von der Zimmerdecke. »Jori? Hier ist jemand, der Sie sprechen möchte.«

Karrde trat neben ihm ein und drückte sich in den verbliebenen Zwischenraum. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Nein. Dies konnte unmöglich Jori Car’das sein – der energische, hitzköpfige, ehrgeizige Mann, der beinahe im Alleingang eine der größten Schmuggelorganisationen aller Zeiten aufgebaut hatte. »Jori«, sagte er zaghaft.

Das runzlige Gesicht zeigte einen misstrauischen Ausdruck, und der Alte hob den Kopf. »Mertan?«, fragte eine zitternde Stimme. »Mertan? Bist du das?«

Karrde ließ mit einem kraftlosen Seufzer die angehaltene Luft entweichen. Diese Stimme … Und diese Augen … Ja, er war es wirklich. »Nein, Jori«, erwiderte er sanft. »Nicht Mertan. Ich bin es, Karrde. Talon Karrde. Erinnerst du dich?«

Die Augen des alten Mannes blinzelten mehrmals. »Karrde?«, fragte er mit derselben unsicheren Stimme. »Bist du das?«

»Ja, Jori, ich bin es«, versicherte ihm Karrde. »Erinnerst du dich noch an mich?«

Auf dem Gesicht des alten Mannes erschien zögernd ein Lächeln, das sogleich wieder verschwand, als wären die Muskeln zu alt oder zu erschöpft, um es länger zu halten. »Ja«, antwortete er. »Nein. Wer bist du noch gleich?«

»Talon Karrde«, sagte der Captain noch einmal, der den bitteren Geschmack von Versagen und Enttäuschung und endgültiger Ermüdung im Mund spürte. Sie waren den ganzen Weg hierhergekommen, um Jori Car’das zu begegnen und ihn um Hilfe zu bitten. All die Ängste, die Karrde vor dieser Begegnung ausgestanden hatte – seine Ängste, seine Reue, seine Schuldgefühle –, waren vergebens gewesen. Der Jori Car’das, vor dem er all die Jahre Angst gehabt hatte, existierte schon lange nicht mehr.

An seiner Stelle sah er eine leere Hülle.

Nur entfernt fühlte er durch den finsteren Strudel seiner Gedanken eine Hand, die sich auf seine Schulter legte. »Kommen Sie, Karrde«, sagte Shada leise. »Es gibt hier nichts mehr für Sie zu tun.«

»Das war Karrde, nicht wahr?«, fragte da der alte Mann. »Tarron Karrde?«

»Er heißt Talon Karrde, Jori«, verbesserte Enzwo Nee mit der Stimme eines geduldigen Vaters, der sein kleines Kind zurechtweist. »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«

Car’das runzelte die Stirn; er bettete den Kopf auf die Kissen, während sein Blick abermals zu einem unbestimmten Punkt an der Decke abschweifte. »Shem-mebal ostorran se’mmitas Mertan anial?«, murmelte er mit fast unhörbarer Stimme. »Karmida David shumidas kree?«

»Altes Tarmidianisch«, flüsterte Enzwo Nee. »Die Sprache seiner Kindheit. In letzter Zeit verliert er sich mehr und mehr darin.«

»3PO?«, fragte Shada.

»Er will wissen, ob Mertan heute schon hier gewesen ist«, übersetzte der Droide; und dieses eine Mal wies er nicht darauf hin, wie viele Kommunikationsformen er fließend beherrschte. »Oder dieser liebenswürdige Admiral David.«

»Nein, keiner von beiden«, sagte Enzwo Nee zu der Gestalt im Bett, während er Karrde bedeutete, den Raum zu verlassen. »Ich komme später wieder, Jori. Versuchen Sie, ein wenig zu schlafen, ja?« Er folgte Karrde nach draußen und griff nach der Türkontrolle.

»Schlafen?«, schnaubte der alte Mann schwach und ließ ein meckerndes Lachen hören. »Ich kann doch jetzt nicht schlafen, Mertan. Es gibt zu viel zu tun. Viel zu viel zu tun …«

Die Tür schloss sich und schnitt den Rest gnädig ab. »Nun wissen Sie, wie es steht«, sagte Enzwo Nee leise.

Karrde nickte. Er hatte einen Geschmack nach Asche im Mund. So viele Jahre … »Wie lange geht das schon so?«

»Und vor allem, warum haben Sie sich eigentlich damit abgegeben, uns hierherzubringen?«, wollte Shada wissen.

»Was soll ich sagen?«, entgegnete Enzwo Nee. »Es ist das Alter – ein sehr hohes Alter –, einschließlich der zahlreichen Gebrechen, die ein so hohes Alter häufig mit sich bringt.« Seine hellen Augen wanderten weiter zu Shada. »Und weshalb ich Sie hergebracht habe? Nun, Sie wollten doch unbedingt kommen.«

»Wir wollten Jori Car’das treffen«, erwiderte Shada bissig. »Das Wesen, das da drin liegt, hatten wir dabei eigentlich nicht im Sinn.«

»Schon gut, Shada«, sagte Karrde. So viele Jahre … »Es ist mein Fehler, nicht der von Enzwo Nee. Ich hätte schon vor Jahren herkommen sollen.« Er blinzelte plötzlich aufsteigende Tränen aus den Augen. »Ich schätze, nun bleibt nur noch eine Frage zu stellen. Enzwo Nee, Car’das besaß früher einmal ein riesiges Datenkartenarchiv. Haben Sie eine Ahnung, wo es heute sein könnte?«

Enzwo Nee zuckte die Achseln. »Was immer er damit gemacht hat, geschah lange bevor ich in seinen Dienst getreten bin.«

Karrde nickte. Damit verging auch ihre letzte Hoffnung, hier eine intakte Kopie des Caamas-Dokuments zu finden. Vergebliche Ängste und nun auch eine vergebliche Reise. Er fühlte sich mit einem Mal sehr alt. »Danke«, sagte er, zog sein Kommlink hervor und aktivierte es. »Dankin?«

»Zur Stelle, Boss«, drang prompt Dankins leicht angespannt klingende Stimme aus dem Gerät. »Wie sieht es aus?«

»Ganz gut, danke«, erwiderte Karrde, indem er den Bereitschaftscode benutzte. »Die Mission ist abgeschlossen. Machen Sie das Schiff startklar; wir starten, sobald wir wieder an Bord sind.«

»Tja, das dürfte wohl ein bisschen knifflig werden«, antwortete Dankin düster. »Hier draußen tut sich nämlich was, Boss, etwas Großes. Sämtliche Raumschiffe auf dem Landefeld rüsten sich zum Kampf.«

Karrde runzelte die Stirn. »Sind Sie sicher?«

»Ganz sicher«, sagte Dankin. »Die bringen Raketenträger an Bord, Vakuumschutzanzüge für Bordschützen und den ganzen übrigen Kram. Außerdem scheinen sie eine Menge ziviler Raumschiffe zu bewaffnen.«

»Es geht um Rei’Kas und seine Piraten«, ließ sich Enzwo Nee neben Karrde leise vernehmen. »So wie es aussieht, ist Ihnen einer von denen hierher gefolgt.«

Karrde verzog das Gesicht. Ein weiteres Detail des Bildes, das er sich in Gedanken so sorgfältig ausgemalt hatte, wurde soeben ausradiert. Er war sich so sicher gewesen, dass Rei’Kas von Car’das angeworben und hierhergebracht worden war. »Uns kann eigentlich niemand gefolgt sein«, teilte er Enzwo Nee mit. »Wir achten immer sehr genau darauf, was hinter uns passiert.«

Enzwo Nee zuckte erneut mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie sie es gemacht haben. Ich weiß bloß, dass sie es getan haben. Laut Admiral David hat ihre gesamte Flotte die geheime Basis verlassen und ist auf dem Weg nach Exocron.«

»Sie wussten schon davon, bevor wir gelandet waren?«, wollte Shada wissen. »Warum haben Sie nichts gesagt?«

»Was hätte ich denn sagen sollen?«, konterte Enzwo Nee. »Der Schaden war ja bereits angerichtet. Sie hatten Exocron gefunden.« Er deutete nach oben. »Das war der Grund, weshalb ich Sie selbst von Dayark hierherbringen wollte, Captain Karrde. Mein Schiff hätten sie nicht verfolgen können.«

Karrde verzog das Gesicht. Als würde er an seiner Schuld nicht schon schwer genug tragen. Und jetzt das. »Wie lange noch, bis sie den Planeten erreichen?«

»Verzeihung«, ergriff C-3PO das Wort, ehe Enzwo Nee antworten konnte. »Aber sollten wir uns, wenn Piraten auf dem Weg hierher sind, nicht um unsere Abreise kümmern?«

»Er hat recht«, pflichtete Enzwo Nee ihm bei. »Trotzdem besteht für Sie kein Grund zu besonderer Eile. Sie werden frühestens in acht Stunden hier sein. Möglicherweise später.«

»Was ist mit Ihnen?«, fragte Shada.

Enzwo Nees Lippen bebten. »Ich bin sicher, uns wird nichts geschehen. Man sagte mir, die Vereinte Luft- und Raumflotte sei recht gut.«

»Vielleicht gegen gewöhnliche Schmuggler oder Wegelagerer«, entgegnete Shada düster. »Aber wir reden hier über Rei’Kas.«

»Das ist unser Problem, nicht Ihres«, sagte Enzwo Nee entschlossen. »Sie bereiten sich besser auf den Abflug vor.«

Karrde stellte plötzlich fest, dass sein Kommlink noch immer aktiv war. »Dankin?«, rief er. »Haben Sie mitgehört?«

»Alles angekommen, Boss«, antwortete Dankin. »Wollen Sie immer noch, dass ich das Schiff startklar mache?«

Karrde blickte an Enzwo Nee vorbei durch die dunklen Fensterhöhlen auf die Stadt. Dort lebten Wesen, die er, ob gewollt oder nicht, durch seine Handlungsweise in tödliche Gefahr gebracht hatte.

Was bedeutete, dass er hier nur eine Entscheidung treffen konnte. »Ja, machen Sie das Schiff bereit«, teilte er Dankin mit. »Bereit zum Gefecht.« Dann sah er wieder Enzwo-Nee an. »Wir werden bleiben und kämpfen.«

2

Das Chaos an Bord der Errant Venture, dachte Booster Terrik, war noch nie so groß gewesen wie jetzt. Und da es um die Errant Venture ging, sollte das schon etwas heißen.

Sie waren überall: Ingenieure und Arbeiter und Offiziere der Neuen Republik, zu Tausenden schlichen sie um jede Ecke seines Sternzerstörers. Sie reparierten Dinge, fügten Dinge hinzu, bauten Dinge aus, erneuerten Dinge und stellten bei jeder Gelegenheit alles auf den Kopf, bloß weil es ihnen Spaß machte. Seine eigenen Leute waren einfach zur Seite gestoßen, ersetzt oder schlicht über den Haufen gerannt worden, als dieser übermächtige Rancor, der sich Umbaumannschaft nannte, sein Schiff verstopfte.

Und mitten in dem ganzen Durcheinander bewegte sich General Bel Iblis – wie das stille Auge eines Wirbelsturms.

»Letzte Nacht sind fünf weitere Kriegsschiffe im System eingetroffen«, meldete ein abgekämpft wirkender Adjutant, der mit Bel Iblis mitzuhalten versuchte, während der General mit beherzten großen Schritten durch den Gang Steuerbord 16 zu den dort angesiedelten Geschützstellungen marschierte. Booster hatte mit seinen längeren Beinen in dieser Hinsicht weniger Probleme. Gleichwohl besaß Bel Iblis seiner Meinung nach weit mehr Energie als irgendjemand sonst, der so früh am Morgen schon auf den Beinen war. »Die Furor der Freiheit, Geist von Mindor, Starline Warrior, Stellar Sentinel und die Wellings Rache.«

»Gut«, erwiderte Bel Iblis und blieb an einer Überwachungskonsole für Turbolaser stehen. »Was ist mit der Garfin und der Beledeen II?«

»Noch keine Nachricht«, antwortete der Adjutant und blickte prüfend auf seinen Datenblock. »Ich habe Gerüchte gehört, dass auch die Webley hier sei, aber bis jetzt hat sie sich noch nicht gemeldet.« Die Augen des Adjutanten verdunkelten sich. »Alle eintreffenden Raumschiffe sollen unverzüglich Meldung machen …«

»Schon gut«, beruhigte ihn Bel Iblis. »Keine Sorge, sie wird schon früh genug auftauchen. Alex wollte ihrer Mannschaft bestimmt nur ein wenig Ruhe gönnen, ehe die Befehle rausgingen.«

»Sie sind nicht die Einzigen, die ein wenig Ruhe gut gebrauchen könnten«, murmelte Booster.

Bel Iblis runzelte darauf leicht die Stirn, als würde er die Gegenwart des großen Mannes jetzt erst bemerken. »Wollten Sie etwas von mir, Terrik?«, fragte er.

»Ich frage mich bloß, wann die Arbeiten an meinem Schiff abgeschlossen sein werden.«

»Wir sind fast fertig«, entgegnete Bel Iblis. »Lieutenant?«

»So wie es aussieht, werden die wichtigsten Reparaturen binnen zwölf Stunden beendet sein«, bekräftigte der jüngere Mann, nachdem er seinen Datenblock zurate gezogen hatte. »Womöglich werden ein paar Kleinigkeiten übrig bleiben, aber die können auch noch während der Reise nach Yaga Minor erledigt werden.«

Bel Iblis blickte Booster an. »War das alles?«, erkundigte er sich.

»Nein, keineswegs«, entgegnete Booster. Er blieb stehen und sah den Adjutanten vielsagend an.

Bel Iblis verstand den Hinweis. »Lieutenant, gehen Sie, und überprüfen Sie die Traktorstrahlstellung Nummer sieben«, sagte er. »Überzeugen Sie sich davon, dass die Einstellung der Balance richtig ausgeführt wurde.«

»Jawohl, Sir«, erwiderte der Adjutant. Er warf Booster einen grüblerischen Blick zu und ging dann mit schnellen Schritten durch den Korridor davon.

Sie traten ein. »Sie haben sich bisher ziemlich bedeckt gehalten, wie Ihre Planung bei diesem kleinen Überfall aussieht«, sagte Booster, nachdem sich die Tür hinter ihnen wieder geschlossen hatte. »Ich denke, es ist Zeit, dass ich ein paar Einzelheiten erfahre.«

»Da gibt es nicht viel zu berichten«, erwiderte Bel Iblis. »Wir werden die Errant Venture an ihren Wachposten vorbei und, so ist zu hoffen, durch ihre Hauptverteidigungslinie bringen. Sobald wir drin sind, wird der Rest der Einsatztruppe hinter uns aus dem Hyperraum springen und ihre Defensivlinie angreifen. Mit ein wenig Glück werden die Imperialen so beschäftigt sein, dass sie für uns keinen zweiten Blick mehr haben.«

»Das setzt natürlich voraus, dass ihr erster Blick uns nicht an die Wand nagelt«, stellte Booster düster fest. »Und das mal vorausgesetzt … was dann?«

»Yaga Minor hat eine Besonderheit, die, soviel ich weiß, unter allen Einrichtungen des Imperiums einzigartig ist«, erklärte Bel Iblis. »Es gibt dort ein paar externe Computerterminals, die am Ende eines Korridors oder Fußsteigs im Innern einer Röhre installiert wurden, die sich ungefähr hundert Meter von der Allgegenwärtigkeitsstation im Orbit ins All erstreckt.«

Booster runzelte die Stirn. »Merkwürdige Bauweise.«

»Die Idee war, hochrangigen zivilen Forschern Zugang zu den Computerarchiven zu gewähren, ohne sie deshalb gleich in die Allgegenwärtigkeitsbasis hineinzulassen«, teilte der General ihm mit. »Großmoff Tarkin hat eine Menge seiner eher persönlichen Aufzeichnungen über Yaga Minor laufen lassen, und er wollte nicht, dass seine politischen Gegner auch nur die geringste Ahnung davon bekamen, was er im Schilde führte.«

»Na gut, damit haben wir eine Fernverbindung zum Hauptcomputer«, sagte Booster. »Ich nehme jedoch nicht an, dass es auch eine passende Durchreiche gibt, durch die wir hineinkommen können.«

»Es gibt Zugangsschotts, aber unglücklicherweise sind sie nicht zu gebrauchen«, entgegnete Bel Iblis, dessen Stimme plötzlich grimmig klang. »Wahrscheinlich müssen wir ein Loch in eine Seite der Zugangsröhre sprengen und unsere Hacker in Vakuumanzügen hineinschicken.«

Booster schnaubte verächtlich. »Klar, wir sprengen einfach ein Loch in die Station. Das merkt bestimmt keiner.«

»Vielleicht wirklich nicht«, sagte Bel Iblis. »Unsere Hauptstreitkräfte werden zur gleichen Zeit mit Protonentorpedos einen Sperrgürtel legen. So werden die Imperialen denken, dass einer der Torpedos durchgekommen ist.«

»Und falls nicht?«

Bel Iblis zuckte die Achseln. »Dann müssen Sie und ich und der Rest der Besatzung der Errant Venture uns unseren Lohn auf die harte Tour verdienen. Wir werden sie so lange aufhalten müssen, bis die Hacker eine Kopie des Caamas-Dokuments angefertigt und an die angreifenden Raumschiffe übermittelt haben.«

Booster schnaubte erneut. »Nichts für ungut, General, aber das ist wohl der miserabelste Plan, den ich in meinem ganzen Leben gehört habe. Was geschieht mit uns, wenn wir das Dokument haben?«

Bel Iblis sah ihn unverwandt an. »Was dann mit uns geschieht, spielt keine Rolle«, erwiderte er unverblümt. »Wenn sie unsere Kapitulation annehmen, gut. Wenn nicht … werden sie die Errant Venture mit uns an Bord in Schrott verwandeln.«

»Augenblick mal«, rief Booster. Er hatte in dieser atemberaubend lausigen Strategie soeben ein äußerst bedeutsames Wort entdeckt. »Wen meinen Sie mit uns? Ich dachte, Sie wären mit der Hauptstreitmacht da draußen.«

Bel Iblis schüttelte den Kopf. »Dieses Schiff ist der Schlüssel zu der gesamten Operation«, erklärte er seelenruhig. »Dieses Schiff muss lange genug standhalten, um das Caamas-Dokument als Erstes zu empfangen und dann durch jedes nur denkbare Störmanöver der Imperialen zu bringen. Hier werde ich am meisten gebraucht. Also werde ich auch hier sein.«

»Nun warten Sie mal eine Minute«, erwiderte Booster und richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter neunzig auf. »Das ist mein Schiff. Und Sie haben gesagt, dass ich der Captain bleibe.«

»Sie sind der Captain«, erklärte Bel Iblis. »Ich bin bloß der Admiral.«

Booster stieß ein langes, fauchendes Geräusch aus. Er hätte wissen müssen, dass Bel Iblis sich auf gar nichts eingelassen hatte. Er hätte es wissen müssen. »Und wenn ich mich weigere, Ihnen das Kommando zu übergeben?«

Bel Iblis zog ein wenig die Augenbrauen in die Höhe. Booster nickte. Er hatte einen sauren Geschmack im Mund. Da es auf der Errant Venture nur so von Bel Iblis’ Leuten wimmelte, lohnte es sich nicht mal, die Frage zu beantworten.

»Gut«, sagte er leise. »Ich wusste, ich würde das hier noch bedauern.«

»Sie können hierbleiben, wenn Sie wollen«, bot Bel Iblis ihm an. »Ich bin sicher, Coruscant wird Sie entschädigen für …«

»Vergessen Sie’s«, blaffte Booster. »Dies ist mein Raumschiff, und Sie werden es nicht ohne mich in eine Schlacht lenken. Punkt. Aus. Ende.«

Bel Iblis lächelte leicht. »Ich verstehe«, sagte er. »Glauben Sie mir, ich verstehe durchaus. War das jetzt alles?«

»Nein, doch das sollte fürs Erste reichen«, erwiderte Booster niedergeschlagen. »Aber Sie sollten zusehen, ob Sie innerhalb der nächsten drei Tage nicht mit einem besseren Plan aufwarten können.«

»Ich werde es versuchen«, murmelte Bel Iblis. Er drehte sich um und wollte zur Tür gehen …

»Sekunde noch«, rief Booster, als ihm ein neuer Gedanke kam. »Sie sagten eben, wir sprengen ein Loch in die äußere Computerstation. Was, wenn zu dem Zeitpunkt jemand da drin ist?«

»Ich erwarte nicht, dass jemand dort sein wird«, erklärte General Bel Iblis. »Ich bezweifle, dass diese Station noch häufig benutzt wird. Abgesehen davon sehe ich keine andere Möglichkeit.«

»Aber was, wenn doch jemand dort ist?«, wiederholte Booster beharrlich. »Sie sagten selbst, dass die Computerterminals nur von Zivilisten benutzt wurden. Wenn Sie ein Loch in die Wand sprengen, werden Sie sie töten.«

Ein Schatten schien über Bel Iblis’ Züge zu huschen. »Ja«, sagte er leise. »Ich weiß.«

»Tja«, sagte Klif und konsultierte sein Chrono. »Jetzt sind es vier Stunden. Was meinen Sie – noch zwei, bis jemand den Panikknopf drückt?«

Navett hob die Schultern und ging im Kopf rasch die eigenen Berechnungen durch. Er und Klif waren zu dem Zeitpunkt nachweisbar woanders gewesen, falls irgendjemand dies nachprüfen sollte, aber laut Pensin war der heimliche Transfer ihrer kleinen organischen Zeitbomben in die Kleidung der Bothan-Techniker so glatt wie gesponnenes Kristallgarn verlaufen. Es war jetzt vier Stunden her, dass ebendiese Techniker im Gebäude des Schildgenerators von Drev’starn verschwunden waren. Noch eine Stunde, bis sie sie bemerkten; zwei weitere, bis die Bothans die ganze Tragweite ihres Problems erkannten und alle übrigen Möglichkeiten, damit klarzukommen, erschöpft waren … »Ich schätze, noch mindestens drei Stunden«, teilte er Klif mit. »Sie werden es nicht eilig haben, Außenweltler um Hilfe zu bitten.«

»Also, das Zeug ist so weit, wann immer sie es doch tun«, erwiderte Klif mit einem Achselzucken.

Im vorderen Teil des Ladens schlug das lästige heitere Glöckchen an, und die Tür ging auf. Navett setzte die Miene auf, die Klif ihre aufrichtigen, aber dummen Gesichter genannt hatte, hob den Blick …

… und spürte, wie der Ausdruck auf seinem Gesicht gefror. Soeben betraten die beiden Typen vom Militär der Neuen Republik den Laden.

Neben ihm gab Klif ein kaum hörbares Krächzen von sich. »Still«, zischte Navett, fügte seiner Miene noch ein leicht dämliches Lächeln hinzu und bog beflissen um das Ende des Tresens, um ihren Besuchern entgegenzueilen. »Ich wünsche Ihnen einen erfreulichen und Gewinn bringenden Tag, oder wie das heißt«, rief er und stimmte den freundlichen, jedoch ein wenig aufdringlichen Ton eines Händlers an, der ein Geschäft abschließen will. »Kann ich Ihnen helfen?«

»Wir schauen uns nur mal um, danke«, antwortete einer der Männer, während sie an den Käfigreihen entlanggingen. Sie waren zwei Exemplare der gleichen Sorte, bemerkte Navett: beide ein wenig klein geraten, beide mit bereits ergrauendem braunem Haar. Der Sprecher hatte braune Augen, während die seines Begleiters grün waren.

Und aus der Nähe betrachtet kam ihm vor allem Braunauge irgendwie bekannt vor.

»Sicher, sicher«, sagte Navett und blieb nach Art der Ladenbesitzer immer in ihrer Nähe. »Suchen Sie etwas Bestimmtes?«

»Eigentlich nicht«, sagte Grünauge und warf einen Blick in den Käfig mit den Polpians. »Was sind das für Tiere? Polpians?«

»Ja, genau«, erwiderte Navett. Beide Männer hatten einen schwachen corellianischen Akzent. »Sie kennen sich aus.«

»Ein wenig«, sagte Grünauge und sah ihn mit einem Glitzern in den Augen an, auf das Navett gut hätte verzichten können. »Ich dachte, Bothans wären allergisch gegen Polpians.«

»Ja, einige schon, nehme ich an«, erwiderte Navett und zuckte mit den Achseln.

»Und Sie haben sie trotzdem nach Bothawui gebracht?«

Navett setzte einen verwirrten Gesichtsausdruck auf. »Ja, sicher«, sagte er und versuchte, ein bisschen verletzt zu klingen. »Dass manche Leute gegen irgendwas allergisch sind, heißt doch noch lange nicht, dass andere es nicht kaufen wollen. Und nicht alle Bothans sind gegen sie allergisch. Außerdem gibt es hier neben den Bothans auch noch eine Menge anderer Leute …«

Er verstummte, als Braunauge nieste. »Da! Sehen Sie?«, rief er und stieß mit dem Finger nach dem anderen, als sei dessen Niesen so etwas wie eine Bestätigung. »Vermutlich ist er auch gegen irgendwas hier drin allergisch. Aber Sie beide sind trotzdem hereingekommen, stimmt’s? Und ich wette, ich finde etwas, das ein wirklich tolles Haustier für Sie abgeben wird.«

Die Türglocke läutete erneut. Navett drehte sich um und sah eine dürre alte Frau eintreten. Ihre Begleiterin, von der Klif gesprochen hatte?

»Hallo, guten Tag«, sagte er und nickte ihr zu. »Ich wünsche Ihnen einen erfreulichen und Gewinn bringenden Tag. Kann ich Ihnen helfen?«

»Das hoffe ich«, antwortete die Frau. »Haben Sie Diestelratten?«

Navett spürte, dass ihm der Kragen zu eng wurde. Was, zum Teufel, war eine Diestelratte? »Ich glaube, davon habe ich noch nie gehört«, sagte er vorsichtig. Er war nicht so dumm, ein Wissen vorzutäuschen, das er nicht besaß. »Aber ich kann ja mal die Listen durchgehen, um zu schauen, ob wir sie irgendwo bestellen können. Um was für Kreaturen handelt es sich?«

»Sie sind wirklich nicht besonders beliebt«, erklärte die Frau. Ihre Stimme klang ganz beiläufig, doch sie beobachtete ihn ebenso aufmerksam wie Grünauge. »Sie sind klein und lebhaft, haben ein gestreiftes Fell und bewegliche Krallen. In manchen gebirgigen Gegenden werden sie zur Beaufsichtigung des Viehs verwendet.«

»Ah, klar«, rief Klif von der anderen Seite des Tresens. So wie er sich lässig über den Ladentisch lehnte, war von dem Datenblock, den er zweifellos unter der glatten Tischplatte hatte verschwinden lassen, nichts zu sehen. »Sie sprechen von kordulianischen Krissen.«

»Oh, kordulianische Krissen«, warf Navett mit einem wissenden Nicken ein. Davon hatte er allerdings auch noch nie gehört, aber Klifs Wink war nicht zu missdeuten. »Natürlich, ich hatte bloß den anderen Namen noch nie gehört. Klif, können wir welche bestellen?«

»Ich werde nachsehen«, entgegnete Klif, zog mit großem Getue den Datenblock unter dem Tresen hervor und tat so, als würde er das Gerät einschalten.

»Und was ist das hier?«, rief Braunauge. Er stand über den Tank mit den Mawkrens gebeugt und spähte mit leicht skeptischer Miene hinein.

»Baby-Mawkrens«, erklärte Navett, trat neben ihn und blickte liebevoll durch den durchsichtigen Plastikdeckel auf die winzigen Eidechsen, die rastlos übereinanderkrochen. »Erst heute Morgen geschlüpft. Niedlich, nicht?«

»Allerliebst«, bemerkte Braunauge, hörte sich indes nicht so an, als würde er es ehrlich meinen.

»Da haben wir es«, rief Klif. »Kordulianische Krissen. Mal sehen …«

Da meldete sich piepsend Navetts Kommlink. »Entschuldigen Sie mich«, sagte er und zog das kleine Gerät hervor, während ihn plötzlich eine Welle von Furcht überkam. Wenn das jetzt der Anruf war, den sie erwarteten … »Hallo?«

»Spreche ich mit Navett, dem Besitzer der Exoticalia-Tierhandlung?«, erkundigte sich die steife, gehetzt klingende Stimme eines Bothans.

»Aber sicher«, antwortete Navett, der sich um aufrichtige, dümmliche Fröhlichkeit in der Stimme bemühte. Es war der Anruf, ja, und bei ihrem Glück kam er natürlich genau in dem Moment, da ein Agentenduo der Neuen Republik vor ihnen stand und zuhörte. »Was kann ich für Sie tun?«

»Wir haben hier ein kleines, gleichwohl ärgerliches Problem mit einer Insekteninvasion«, berichtete der Bothan. »Alle unsere Versuche, die Biester zu eliminieren, waren vergeblich. Wir dachten, dass Sie als Händler exotischer Tierarten vielleicht ein paar Vorschläge haben.«

»Wahrscheinlich«, entgegnete Navett. »Klif und ich haben mal als Kammerjäger gearbeitet, bevor wir in das Geschäft mit den Haustieren eingestiegen sind. Was für Insekten sind es denn?«

»Unsere Experten kennen sie nicht«, sagte der Bothan. Er klang angewidert. »Wir wissen bloß, dass sie sehr klein sind, auf keine unserer Ausrottungsmethoden reagieren und in unregelmäßigen Abständen allesamt laut zu summen anfangen.«

»Das könnten Skronkies sein«, vermutete Navett. »Die veranstalten einen ziemlich unangenehmen Lärm. Oder Aphrens. Oder – warten Sie mal. Ich wette, es handelt sich um Metallmilben. Gibt es bei Ihnen Elektronik oder irgendwelche schweren Maschinen?«

Aus dem Kommlink drang eine Art ersticktes Würgen. »Allerdings. Eine ziemliche Menge«, erwiderte der Bothan. »Und was tun diese Metallmilben?«

»Sie beißen sich durch Metall«, erklärte Navett. »Natürlich fressen sie sich nicht wirklich durch das Material. Sie besitzen bestimmte Enzyme, die …«

»Ich brauche keine biologischen Einzelheiten«, fiel ihm der Bothan ins Wort. »Wie können wir sie vernichten?«

»Tja, mal überlegen«, sagte Navett und rieb sich vor den Agenten der Neuen Republik nachdenklich das Kinn. Grünauge hatte wieder dieses Glitzern in den Augen … »Zuerst müssen Sie sprühen. Haben Sie – ich muss nachdenken – CorTrehan im Haus? Das ist Cordiolin Trehansicol, falls Sie den vollständigen Namen benötigen.«

»Ich weiß nicht«, erwiderte der Bothan. »Aber ich bin mir sicher, wir können welches auftreiben.«

»Bevor Sie das tun, überzeugen Sie sich davon, dass Sie jemanden haben, der sich damit auskennt«, warnte ihn Navett. »Es wird Ihnen gar nichts einbringen, wenn Sie das Zeug einfach so verspritzen.«

Es entstand eine kurze Pause. »Was soll das heißen?«

»Das soll heißen, Sie können das Zeug nicht einfach so in der Gegend verspritzen, das ist alles«, antwortete Navett, wobei er ein wenig Ungeduld in seine Stimme einfließen ließ. »Sie müssen alle Stellen erwischen, wo sie zu fressen beginnen, müssen aber auch ein paar Stellen für sie freilassen …« Er seufzte. »Schauen Sie, das ist nichts, womit sich Amateure abgeben sollten. Wir haben hier die Ausrüstung, die zum Sprühen notwendig ist – wir haben damit unsere Käfige und unseren Bestand desinfiziert. Besorgen Sie das CorTrehan, und Klif und ich erledigen das für Sie.«

»Unmöglich«, entgegnete der Bothan. »Außenweltler haben keinen Zutritt zu unserer Anlage.«

»Oh, verstehe.« Navett zuckte die Achseln. Er hatte die unwillkürliche Zurückweisung seines ersten Angebots erwartet. »Ich möchte nur helfen. Sie haben jede Menge Zeit, eine einzelne Brut loszuwerden, ehe sie allzu großen Schaden anrichtet …« Er runzelte Stirn, als wäre ihm plötzlich etwas eingefallen. »Es ist doch nur eine einzelne Brut, oder? Geben sie, wenn sie summen, alle nur einen Ton von sich – oder gibt es verschiedene Höhen und Tiefen?«

Wieder eine kurze Pause. »Es sind verschiedene Tonlagen«, sagte der Bothan. »Fünf, vielleicht sechs.«

Navett ließ ein leises Pfeifen hören. »Fünf Tonlagen. Junge, Junge … he, Klif, die haben da schon fünf verschiedene Tonlagen. Na, dann viel Glück. Ich hoffe allerdings, Sie setzen jemanden auf sie an, ehe der Brutkrieg beginnt.« Er schaltete das Kommlink ab. »Fünf«, murmelte er und schüttelte den Kopf. »Wow!«

»Schockierend«, pflichtete Grünauge ihm bei, dessen Augen immer noch glitzerten. »Metallmilben sind allerdings ziemlich exotische Haustiere.«

»Sie werden manchmal auf Raumschiffen eingeschleppt«, erklärte Navett, der sich wünschte, diesen Gesichtsausdruck deuten zu können. Grünauge war misstrauisch, keine Frage. Aber misstraute er ihm, Navett, persönlich oder bloß der Metallmilbenkrise im Allgemeinen? »Ich habe auch gehört, dass sie sich auf Mynocks niederlassen. Sie leben anscheinend von dem, was diese Biester hinterlassen …«

Wieder piepste das Kommlink. »Bitte nochmals um Entschuldigung«, sagte er und griff danach. »Hallo?«

»Hier ist noch einmal Feldkontrolleur Tri’byia«, ließ sich dieselbe angewiderte Bothan-Stimme vernehmen. »Ich habe eben mit Ihnen gesprochen.«

»Ja, klar«, sagte Navett. »Was kann ich für Sie tun?«

»Ich wurde angewiesen, mich zu erkundigen, wie viel Sie für die Beseitigung der Metallmilben verlangen«, erklärte Tri’byia.

»Oh, nicht viel«, entgegnete Navett und verkniff sich sorgfältig ein Lächeln. Der Tonfall des Bothans verriet eindeutig, dass der unvermittelte offizielle Sinneswandel nicht seine Idee gewesen war. »Solange Sie das CorTrehan besorgen … Schauen Sie, der Mann vom Zoll hat gemeint, dass wir eine spezielle Händlerlizenz benötigen, wenn wir unsere Haustiere außerhalb von Drev’starn verkaufen wollen. Wenn Sie uns diese Genehmigung besorgen, machen wir es umsonst.«

»Umsonst?«, wiederholte Tri’byia. Seine Stimme sprang die Tonleiter ein paar Stufen hinauf. »Warum so großzügig?«

»Hören Sie, ich habe gesehen, was Metallmilben anstellen können«, sagte Navett steif. »Wenn Sie glauben, ich wollte ein Geschäft in einer Stadt betreiben, in der sie sich eingenistet haben, denken Sie besser noch einmal nach. Und je schneller wir anfangen, desto einfacher wird es sein, sie loszuwerden. Sie besorgen uns die Händlerlizenz und das Zeug, und wir sind quitt.«

»Ich denke, das wird sich machen lassen«, erwiderte Tri’byia widerstrebend. »Sie und Ihre Ausrüstung werden sich allerdings einem vollständigen Scan unterziehen müssen, bevor wir Sie in die Anlage hineinlassen können.«

»Kein Problem«, versicherte Navett. »Eigentlich dürfte das ganz lustig werden – wie in den alten Zeiten. Wann sollen wir kommen?«

»Ein Gleiter wird Sie in dreißig Minuten abholen«, erwiderte der Bothan. Er klang noch immer nicht glücklich, doch in seiner Stimme lag ein Unterton verhaltener Erleichterung. »Halten Sie sich bereit.«

»Tun wir«, versprach Navett.

Der Bothan unterbrach die Verbindung ohne ein Wort des Abschieds.

Navett steckte das Kommlink ein. »Tut mir leid, Leute. Wollen Sie, dass wir ein paar von den Krissen für Sie bestellen, Ma’am? Klif, haben Sie in den Listen welche gefunden?«

»Sieht so aus, als könnten wir sie von einem Großhändler auf Eislo bekommen. Sie werden in zwei bis drei Tagen hier sein«, berichtete Klif. »Oder wir lassen sie direkt von Kordu per Schiff hierhertransportieren. Das ist wahrscheinlich ein wenig billiger, wird aber länger dauern.«

»Wollen Sie heute bestellen?«, fragte Navett hoffnungsvoll. »Sie müssen lediglich einen Zehner im Voraus bezahlen.«

Die alte Frau schüttelte den Kopf. »Ich denke, ich werde zuerst mal schauen, ob ein anderer Händler in der Stadt sie vorrätig hat.«

»Nun, kommen Sie zurück, wenn Sie niemanden finden«, rief Klif, als die drei Besucher zur Tür gingen. »Wir können für einen sehr vernünftigen Preis auch Lieferung per Express anbieten.«

»Wir werden daran denken«, versprach Braunauge. »Danke. Kann gut sein, dass wir wiederkommen.«

Sie marschierten nacheinander aus dem Laden, am Schaufenster vorbei und verließen Navetts Blickfeld, nachdem die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte. »Darauf würde ich wetten«, sagte er leise zu sich selbst. Er schüttelte den Kopf und verscheuchte den Gedanken an sie. Diebinnen vom Rand und sogar Agenten der Neuen Republik waren jetzt ohne jede Bedeutung. Von Bedeutung war indes, dass ihre kleinen Metallmilben-Zeitbomben, die sie den Technikern des Schildgenerators unter die Kleidung geschmuggelt hatten, ihre Arbeit getan hatten.

Und jetzt war es an der Zeit, dass Klif und er ihre Arbeit taten.

»Machen wir uns fertig«, sagte er, während er auf das Hinterzimmer zuging. »Wir wollen die Bothans nicht warten lassen.«

»Und hier«, sagte General Hestiv und gab eine Kombination in die Tastatur ein, »werden Sie arbeiten.«

»In Ordnung«, erwiderte Ghent und warf einen nervösen Blick in die Passage, die hinter ihnen lag. Es war ein weiter Weg zurück zur Hauptbasis, und Hestiv hatte ihm versichert, dass heutzutage kaum noch jemand hierherkam. Doch hinter ihm lag eine ganze imperiale Allgegenwärtigkeitsstation, und er konnte das Gefühl nicht loswerden, dass er von unfreundlichen Augen beobachtet wurde.

Das Schott schwang auf und entließ fauchend einen Schwall abgestandener Luft. »Wir sind da«, erklärte Hestiv und winkte ihn weiter. »Gehen Sie nur hinein.«

Ghent trat durch den Eingang und warf Hestiv im Vorbeigehen einen schiefen Blick zu. Sicher, er wusste, dass Admiral Pellaeon sich für ihn verbürgt hatte. Aber er blieb ein imperialer Offizier, und Ghent gehörte der Neuen Republik an. Und falls dieser Moff Disra ihn verschwinden lassen wollte, war dies hier genau der richtige Ort dafür.

Und dann fiel sein Blick zum ersten Mal auf den Raum selbst …

»Dies ist Ihr neues zeitweiliges Zuhause«, sagte Hestiv hinter ihm. »Was meinen Sie?«

Ghent hörte ihn kaum. Er wollte, als er sich in dem winzigen Raum umsah, kaum seinen Augen trauen. Hier standen dicht an dicht ein Everest-448-Datensieb, ein Paar Fedukowski-D/Quadratchiffren-Dechiffrierer, fünf Wickstrom-K220-Hochleistungs-Peripherieprozessoren, ein numerischer Analyzer des Typs Merilang-1221 für das gesamte Spektrum …

»Das Equipment entspricht vermutlich nicht ganz dem, an das Sie gewöhnt sind«, bemerkte Hestiv entschuldigend. »Aber ich hoffe, es wird genügen.«

… und da, genau im Zentrum, stand nichts weniger als ein brandneues Rikhous-Meisterline-70-OcTerminal. Ein Meisterline-70! »Nein, nicht ganz«, brachte Ghent heraus und starrte die Reihe glänzender Geräte aus hervorquellenden Augen an. Und sie wollten ihm diesen ganzen Raum überlassen? Ihm allein? »Es wird auf jeden Fall genügen.«

»Gut«, erwiderte Hestiv, durchquerte den Raum vor ihm und schloss eine zweite Tür auf, die Ghent noch gar nicht bemerkt hatte. »Ihr Quartier befindet sich hier drin, sodass Sie diese Sektion überhaupt nicht verlassen müssen. Sie werden sicher den Code des Türschlosses ändern wollen, sobald ich weg bin, damit nicht einmal ich unangemeldet zu Ihnen hereinkommen kann.«

»Sicher«, entgegnete Ghent, der seine Nervosität bereits vergessen hatte. »Ich kann alles todsicher versiegeln. Einverstanden, wenn ich anfange?«

»Wann immer Sie so weit sind«, sagte Hestiv, und Ghent war sich vage der Tatsache bewusst, dass der andere ihn mit einem sonderbaren Blick musterte. »Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen, falls Sie irgendetwas brauchen. Viel Glück.«

»Sicher«, sagte Ghent, als Hestiv wieder in die Passage trat. Es gab einen erneuten Luftstoß, und er war allein.

Er ließ seinen Rucksack auf den Boden fallen und stieß ihn mit dem Fuß in die ungefähre Richtung seines Quartiers. Imperiale Moffs, lauernde Gefahren, sogar der bevorstehende Bürgerkrieg – all das war vergessen. Er zog sich einen Stuhl vor das Meisterline-70 und nahm Platz.

Er würde hier eine Menge Spaß haben.

Es bedurfte einer vollen Stunde intensiver Scans und Untersuchungen durch die wachsamen Augen und unsanften Hände der – so kam es Navett jedenfalls vor – Hälfte aller bothanischen Sicherheitskräfte von Drev’starn. Doch schließlich führte der Feldkontrolleur Tri’byia ihn und Klif mit dem offensichtlichen Widerwillen eines Wesens, das seine Lage herzlich verabscheut, aber keine andere Wahl hat, in die unteren Ebenen des Gebäudes, das den Schildgenerator beherbergte.

Und damit in das Zentrum der Verteidigungsanlage von Drev’starn.

»Eindrucksvolles Zeug hier«, bemerkte Navett gegenüber den finster blickenden Wächtern, als er sich scheinbar gleichgültig umsah. »Jetzt verstehe ich, warum Sie die Biester schnell loswerden wollen.« Er wuchtete sich den mit CorTrehan gefüllten Kanister ein wenig höher auf die Schulter. »Also gut«, sagte er und schwenkte den schmalen Sprühkopf locker in der Hand. »Zuerst müssen Sie mir mal alle besonders empfindlichen und kritischen Systeme zeigen, in die sie auf keinen Fall eindringen sollen.«

»Sie sollen in gar nichts hier eindringen«, knurrte Tri’byia, und sein Fell sträubte sich.

»Ja, schon klar«, besänftigte ihn Navett. »Ich habe bloß gemeint, wir sollten mit den empfindlichsten Geräten anfangen.«

Tri’byias Fell richtete sich abermals auf. »Ich vermute, das ist nur vernünftig«, entgegnete er unglücklich. Das Letzte, was er tun wollte, war ohne Frage, ein paar Menschen die wichtigsten Bestandteile ihres kostbaren Schildgenerators zu zeigen. »Hier entlang.«

Aber das spielte natürlich überhaupt keine Rolle. Navett wusste ganz genau und in allen Einzelheiten, womit er es in dieser Anlage zu tun hatte, und weder er noch Klif waren darauf angewiesen, dass die Bothans ihnen die Schwachstellen zeigten. Doch von einem aufrichtigen, aber dummen Besitzer einer Tierhandlung würde man erwarten, dass er solche Fragen stellte. Abgesehen davon war er neugierig, wie ehrlich die Bothans in einer Krise wie dieser sein würden.

»Sie könnten dort beginnen«, sagte Tri’byia, blieb stehen und deutete auf eine völlig nebensächliche Kommkonsole.

»In Ordnung«, antwortete Navett. Offenbar waren sie nicht besonders ehrlich.

Sie versprühten bereits seit fünfzehn Minuten das einzige zuverlässig tödliche Mittel gegen Metallmilben, als es endlich interessant wurde. »Das hier als Nächstes«, sagte Tri’byia und legte eine Hand auf den Rand einer der Konsolen, die dazu dienten, die Verbindungen zwischen den Energiefrequenzen der verschiedenen Pole des planetaren Schutzschirms aufrechtzuerhalten.

»Gut«, sagte Navett, dessen Herz schneller klopfte, als er an die Konsole trat. Das würde es sein: der erste Dolchstoß ins Herz der Spezies, deren Handlungsweise das Imperium im Lauf der Jahre so unsagbar viel gekostet hatte. Die Bothan-Techniker hatten die Verkleidung bereits entfernt, und als Navett in die Hocke ging, verschob er unmerklich den Griff an dem Sprühkopf, führte die Spitze vorsichtig in das Labyrinth aus Elektronik ein und gab einen dünnen Strahl ab.

Nur dass er diesmal mehr als nur das für Metallmilben tödliche CorTrehan über die Steckkarten verteilte. Die Substanz tropfte von dort langsam auf die Energieversorgung und das Gehäuse der Ventilation darunter. Dieses Mal hatte der schlanke Tank, der in den Griff des Sprühkopfs eingelassen war, der Mischung ein wenig von seinem speziellen Inhalt beigefügt.

Die eine Stunde währende Überprüfung ihrer Ausrüstung hatte nach allem gefahndet, was die paranoiden Bothan-Hirne sich auszumalen vermochten: nach Waffen, Spionageausrüstung, Explosivstoffen, Gift, Schlafmitteln, Säuren, Abhörgeräten und fünfzig anderen potenziellen Sicherheitsrisiken.

Doch bei all diesen vielfältigen Vorsichtsmaßnahmen hatte niemand daran gedacht, eine Suche nach Nahrungsmitteln durchzuführen.

Was nicht heißen sollte, dass irgendwer im Generatorgebäude dieses spezielle Gebräu für besonders appetitlich gehalten hätte – nicht einmal die Metallmilben. Aber da dieses verdammte Ungeziefer seinen Zweck erfüllt hatte, war es für die Milben Zeit zu sterben.

Er und Klif verbrachten die nächsten beiden Stunden damit, sich systematisch durch die Anlage zu arbeiten. Sie legten ihre giftigen Pfade und fügten ihnen an ungefähr zwanzig Stellen einen kleinen Spritzer ihres flüssigen Nährstoffs hinzu. Als sie fertig waren, lag der schwere süßsaure Geruch des CorTrehan beinahe wie eine dichte Wand vor ihnen.

»Gut«, sagte Navett freudig, als sie schließlich wieder in den Bereich der Sicherheitsschleuse geführt wurden. »Der erste Schritt ist getan. Jetzt müssen Sie nur noch einen Lautsprecher installieren, aus dem die von Brut zu Brut unterschiedlichen Tonlagen dröhnen. Das hält sie davon ab, innerhalb der einzelnen Gruppen Zwiegespräche zu halten, und das wiederum hindert sie daran, sich schneller zu vermehren und mit den anderen Gruppen zu kämpfen. Das gibt dem CorTrehan Zeit, seine Wirkung zu entfalten. Verstehen Sie?«

»Ja«, erwiderte Tri’byia, der jetzt, da die Außenweltler nicht länger in direkten Kontakt mit seinen kostbaren Maschinen standen, ein kleines bisschen weniger unglücklich wirkte. »Wie lange wird das nötigenfalls dauern?«

»Oh, eine Woche müsste reichen«, erklärte Navett. »Acht oder neun Tage, um ganz sicher zu sein. Manche Brut ist schwerer zu töten als andere. Aber machen Sie sich keine Sorgen – sie werden während dieser Zeit nichts anfressen. Sie werden bloß sterben.«

»Sehr schön«, stimmte Tri’byia widerstrebend zu. »Ich habe da nur noch eine Frage: Man sagte mir, dass diese Schädlinge ziemlich selten sind. Wie kommt es, dass sie hier eindringen konnten?«

Navett zuckte so unbeeindruckt wie möglich die Achseln. Die Basisarbeit war getan, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie aus der Schlangengrube heraus waren. Falls die Bothans so misstrauisch sein sollten, dass sie in ihre Anlage zurückkehrten und alles säuberten, was er und Klif eben besprüht hatten, wäre der ganze Aufwand vergeblich gewesen. »Wer weiß?«, antwortete er. »Haben Sie in den vergangenen zwei Wochen irgendwelche neuen Geräte hier hereingebracht?«

Dem Bothan sträubte sich unbehaglich das Fell. »Vor sieben Tagen wurden zwei neue Maschinen geliefert. Doch sie wurden beide vor der Installation gründlich überprüft.«

»Schon, aber ich wette, Ihre Scanner sind nicht auf Lebensformen programmiert, die so sehr auf Metall angewiesen sind wie diese Biester«, stellte Navett fest. Eine todsichere Wette, denn die Scanner der Bothans hatten ja auch nicht bemerkt, wie die kleinen Quälgeister in den Kleidern ihrer Techniker in die Anlage eingedrungen waren. »Um die Wahrheit zu sagen, ich habe keine Ahnung, ob irgendjemand wirklich weiß, wo sie herkommen oder wie sie sich ausbreiten. Sie tauchen einfach hier und da auf und machen Ärger. Aber wahrscheinlich sind sie mit diesen neuen Maschinen hier reingekommen. Vielleicht sollten Sie eine Handvoll einfangen, um mit ihrer Hilfe Ihre Scanner neu zu programmieren, damit sie in Zukunft keine Schwierigkeiten mehr verursachen.«

»Danke«, sagte Tri’byia ein wenig mürrisch. Anscheinend waren Bothans seiner Sorte nicht daran gewöhnt, dass man sie auf das Offensichtliche aufmerksam machte.

»Keine Ursache«, erwiderte Navett gut gelaunt. Aufrichtig und dumm, wie er war, gehörte er zu der Sorte, die alles wörtlich nahm, ohne Untertöne zu bemerken. »Wir sind froh, dass wir helfen konnten. Und Sie besorgen uns diese Händlerlizenz, ja?«

»Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen behilflich zu sein«, antwortete Tri’byia.

Was, wie Navett registrierte, nicht ganz das war, was er ursprünglich versprochen hatte. Aber das war schon in Ordnung. In sechs Tagen würde Tri’byia, falls alles nach Plan lief, aufhören zu existieren und mit ihm die Stadt Drev’starn sowie der größte Teil von Bothawui – die am Himmel verborgenen Sternzerstörer würden dafür sorgen.

Und an diesem Tag wollte Navett von einem der Sternzerstörer aus auf die verheerte Welt blicken und über sie lachen. Doch in diesem Augenblick genügte ein Lächeln. »Schön«, sagte er vergnügt. »Vielen Dank. Und wenn Ihr Jungs mal irgendwas anderes braucht, ruft einfach an.«

Er und Klif sprachen während der Rückfahrt zur Tierhandlung kein Wort miteinander. Sie sprachen auch nicht, als sie dort angekommen waren – zumindest nichts von Bedeutung –, bis sie einander von Kopf bis Fuß mit dem Wanzendetektor überprüft hatten, der im doppelten Boden des Käfigs mit den Doppelfliegen verborgen war.

Aber auch wenn Tri’byia sie nicht gerade gemocht hatte, hatte sich sein Misstrauen ihnen gegenüber offenbar in Grenzen gehalten. Der Wanzentest verlief ergebnislos.

»Schlampig«, kommentierte Klif, als sie den Detektor wieder in seinem Versteck verstauten. »Man sollte meinen, dass sie wenigstens mitkriegen wollen, wie wir uns gegenseitig auf die Schulter klopfen, weil wir so billig an eine Lizenz kommen.«

»Ich bin sicher, sie haben die Aufzeichnungen über uns überprüft, ehe sie uns gerufen haben«, sagte Navett, der angewidert schnaubte, während er sein Hemd abklopfte. Dieses verfluchte CorTrehan klebte einfach an allem. »Haben Sie feststellen können, wo unser Leitungsrohr in die Anlage führt? Ich bin nicht in diesen Teil des Gebäudes gekommen.«

»Ich habe es gesehen«, sagte Klif. »Dort geht ein Verbindungsstück von einer der Energieleitungen ab, wahrscheinlich, um die neuen Maschinen anzuschließen, von denen Tri’byia gesprochen hat.«

»Aber es war kein Loch in der Wand?«

Klif schüttelte den Kopf. »So blöd sind sie auch wieder nicht. Nein, die Wand ist noch völlig intakt.«

»Gut«, erwiderte Navett achselzuckend. Es wäre natürlich praktisch gewesen, wenn ein Teil der meterdicken, verstärkten, vielfach abgestützten, mehrschichtigen Mauer für sie aus dem Weg geräumt worden wäre. Aber andererseits war dies nicht wirklich notwendig.

»Ich mache mir nur Sorgen, dass es noch mal sechs Tage dauern könnte, bevor wir die Falle zuschnappen lassen können«, fuhr Klif fort. »Wird das Zeug, das wir dort zurückgelassen haben, bis dahin nicht vergammeln?«

»Das ist kein Problem«, versicherte Navett. »Der knifflige Teil besteht jetzt darin, sich von der Ho’Din-Spelunke aus bis zu der Rohrleitung zu graben und anschließend ein Loch in die Röhre zu schneiden, ohne sämtliche Sensoren von hier bis Odve’starn auszulösen.«

»Glauben Sie, die haben auch die Leitung verkabelt?«

»Wenn ich dort das Sagen hätte, würde ich es so machen«, entgegnete Navett. »Horvic und Pensin können uns nach der Sperrstunde in die Bar schmuggeln, aber wir werden in den Nächten nicht viel Zeit zum Arbeiten haben. Wir müssen langsam und stetig vorgehen – sechs Tage müssten da eigentlich ausreichen.«

»Vermutlich«, sagte Klif. »Das setzt allerdings voraus, dass uns noch sechs weitere Tage bleiben. Oder haben Sie sich doch noch entschlossen, etwas gegen diese Agenten der Neuen Republik zu unternehmen?« Im nächsten Moment schnippte er mit den Fingern. »Oh, verdammt … jetzt erinnere ich mich an diese Visage. Wedge Antilles.«