Star Wars™ Thrawn - Verrat - Timothy Zahn - E-Book

Star Wars™ Thrawn - Verrat E-Book

Timothy Zahn

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Beschreibung

»Eine fesselnde Geschichte über politische Intrigen. Großadmiral Thrawns Beobachtungen und sein taktisches Denken sind absolut faszinierend.« New York Daily News

Großadmiral Thrawn ist die effektivste Waffe des Imperators, um die Galaxis zu unterdrücken. Seinem strategischen Scharfsinn und taktischem Geschick ist keiner gewachsen. Doch da wird gegen Thrawns Willen ein Entwicklungsprogramm mit schier unerschöpflichem Budget gestartet. Der Großadmiral erkennt, dass sich die Machtverhältnisse im Imperium geändert haben. Seine Macht, sein Einfluss und seine Privilegien stehen auf dem Spiel. Denn was ist schon seine Meisterschaft in der Schlacht gegen einen planetenvernichtenden Todesstern?

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Buch

Großadmiral Thrawn ist die effektivste Waffe des Imperators, um die Galaxis zu unterdrücken. Seinem strategischen Scharfsinn und taktischem Geschick ist keiner gewachsen. Doch da wird gegen Thrawns Willen ein Entwicklungsprogramm mit schier unerschöpflichem Budget gestartet. Der Großadmiral erkennt, dass sich die Machtverhältnisse im Imperium geändert haben. Seine Macht, sein Einfluss und seine Privilegien stehen auf dem Spiel. Denn was ist schon seine Meisterschaft in der Schlacht gegen einen planetenvernichtenden Todesstern?

Autor

Timothy Zahn wurde 1951 in Chicago geboren, lebt in Oregon und ist heute einer der beliebtesten Science-Fiction-Autoren der USA. Für seine Novelle »Cascade Point« wurde Zahn mit dem renommierten Hugo Award ausgezeichnet.

Timothy Zahn

THRAWNVERRAT

Deutsch von Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel »Star Wars™: Thrawn – Treason« bei Del Rey, an imprint of Random House, a division of Penguin Random House LLC, New York. Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright der Originalausgabe Copyright © 2019 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated. All rights reserved. Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2020 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Redaktion: Rainer Michael Rahn Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft, nach einer Originalvorlage © & TM 2019 LUCASFILM LTD Umschlagillustration: Two Dots Umschlagdesign: Scott Biel Copyright © 2019 by Lucasfilm Ltd. & ™ HK · Herstellung: sam Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN: 978-3-641-25231-1V004 www.blanvalet.de

Für alle, die je das Richtige taten und den Preis dafür bezahlen mussten.

Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis …

PROLOG

Der imperiale Sternzerstörer trieb gemächlich über dem grün-blauen Planeten dahin, und dort, wo die ferne Sonne Schatten auf seine Hülle warf, spiegelte sich ein schwacher Hauch dieser Farben wider. Das Schlachtschiff erreichte gerade den Endpunkt seines Patrouillenfluges, und da es nichts Verdächtiges in der Umgebung entdeckt hatte, wandte es sich dem tiefen Raum zu. Weiter seinem gemächlichen Kurs folgend, erreichte es schließlich den Rand des Gravitationsfeldes um den Planeten, und einen Moment später sprang es in einem blitzenden Lichterwirbel in den Hyperraum.

Admiral Ar’alani verzog das Gesicht. Sie saß in ihrem Kommandosessel auf der Brücke des Kriegsschiffes Steadfast der Chiss-Verteidigungsflotte, eingehüllt in tiefe Dunkelheit, die nur von den Sternen draußen und einer Handvoll aktiver Anzeigen aufgehellt wurde. Der Störenfried, der die Steadfast durch sein zufälliges Auftauchen zum Herunterfahren sämtlicher Systeme gezwungen hatte, war fort. Jetzt lautete die Frage, ob ihre Beute diese Zeit hatte nutzen können, um genug Abstand zwischen sie zu bringen und zu entkommen. »Subkommandant Tanik?«, fragte sie leise.

»Einen Moment, Admiral«, antwortete Tanik ebenso leise. Es gab keinen Grund, mit gesenkter Stimme zu sprechen – ihre Beute konnte sie wohl kaum über tausend Kilometer Vakuum hinweg hören –, aber Ar’alani war schon vor Langem aufgefallen, dass der Dunkelmodus einen dämpfenden Effekt auf die Mannschaft eines Schiffes hatte. »Ich suche entlang des letzten bekannten Vektors.«

»Vorausgesetzt, sie haben nicht die Gelegenheit genutzt, um ihren Vektor zu ändern«, grollte Seniorkapitän Khresh von seiner Position neben Ar’alanis Sessel. »Imperiale Narren. Einen schlechteren Zeitpunkt hätten sie sich nicht aussuchen können, um hier …«

»Geduld, Seniorkapitän«, tadelte Ar’alani ihn, den Blick auf das Sternenfeld gerichtet, das die Aussichtsfenster der Brücke umgab. Die unerwartete und unbewusste Störung durch den Sternzerstörer frustrierte sie ebenso wie Khresh, aber das war kein Grund, Würde und Selbstbeherrschung zu vergessen.

Erst recht nicht, wenn Tanik in Hörweite saß, dachte sie, während sie sich erneut der Sensorstation zuwandte.

Und tatsächlich hatte der Sensoroffizier ein schmales Lächeln auf den Lippen, während er versuchte, das Ziel der Steadfast wiederzufinden. Zweifelsohne würde die Geschichte von Khreshs kleinem Kontrollverlust – so milde er auch gewesen sein mochte – schon bald ihren Weg in die oberen Ränge der Aszendenz finden und das Feuer zwischen ihren beiden Familien nähren.

Leider bemerkte Khresh Taniks Lächeln ebenfalls. »Finden Sie etwas amüsant, Subkommandant?«, fragte er.

»Nein, Seniorkapitän«, versicherte Tanik ihm ruhig.

»Haben Sie das Ziel gefunden? Falls nicht, schlage ich vor, Sie stellen Ihre Belustigung hinten an und konzentrieren sich auf Ihre Arbeit.«

»Jawohl, Sir.« Tanik richtete sich in seinem Sessel auf. »Oh, einen Moment«, sagte er, und sein Gesicht hellte sich sichtbar auf. »Korrektur, Admiral. Ich habe sie.«

»Auf den Schirm«, befahl Ar’alani.

»Da!« Khresh deutete auf die Triebwerksemissionen, die auf dem Taktikschirm durch einen glühenden Kreis dargestellt wurden. »Sieht aus, als hätten sie ihren ursprünglichen Kurs beibehalten.«

»Ihre Zuversicht grenzt an Arroganz«, nickte Ar’alani. Das Ziel hatte natürlich sein Tarnfeld aktiviert, als der Sternzerstörer in das System gesprungen war, um sich vor dem potenziellen Feind zu verbergen. Aber anstatt auch die Triebwerke herunterzufahren und sich tot zu stellen, wie die Steadfast es getan hatte, war das andere Schiff weiter seinem Kurs gefolgt. Sie mussten ziemlich zuversichtlich gewesen sein, dass die Imperialen ihre Emissionen nicht entdecken würden.

Aber ihr Plan war nicht aufgegangen.

»Sieht aus, als würden sie Sprungvorbereitungen treffen«, sagte Khresh. »… und weg sind sie.«

»Dunkelmodus aufheben«, rief Ar’alani. »Haben wir ihren Vektor?«

»Ja, Admiral«, bestätigte Tanik, während die Brücke und die Steadfast ringsum wieder zu summendem, blinkendem Leben erwachte. »Ich übermittle die Daten an die Navigationsstation.«

Ar’alani wandte sich dem jungen Mädchen zu, das stumm auf dem Sessel des Navigators saß. »Wann immer Sie so weit sind, Navigatorin Mi’yaric.«

»Jawohl, Admiral.« Die Navigatorin straffte die Schultern, als sie nach den Kontrollen griff, dann senkte sie den Kopf und verharrte eine Sekunde in dieser Haltung, ehe sie geräuschvoll den Atem entweichen ließ.

Einen Moment später war die Steadfast im Hyperraum.

»Hoffen wir, dass sie alle so inkompetent sind wie dieser eine Sternzerstörer«, murmelte Khresh neben Ar’alani.

»Wohl kaum«, erwiderte sie, wobei sie versuchte, nicht über ihre eigenen Fehler nachzudenken. Ein feindliches Schiff zu verfolgen, um sein Ziel und seine Mission in Erfahrung zu bringen, war eine Sache. Ihm über territoriale Grenzen ins Herz eines fremden Gebiets zu folgen – das war etwas vollkommen anderes. »Informieren Sie alle rangoberen Offiziere, dass ich sie in zehn Minuten im Konferenzraum erwarte. Wir müssen die gegenwärtige Lage besprechen.«

»Jawohl, Admiral«, sagte Khresh. »Und …?« Er ließ die Frage in der Luft hängen.

Natürlich wusste Ar’alani genau, was er meinte. Das Problem war, dass einige Offiziere und Mannschaftsmitglieder den Neuankömmling – den Fremdweltler – noch immer nicht akzeptierten. In einer Krisensituation oder einer politisch aufgeheizten Lage konnte ein Mangel an Vertrauen zu Zögern führen. Und Zögern hatte nicht selten fatale Folgen.

Doch dessen ungeachtet brauchte sie seine Sichtweise und seine Analyse der Situation; er war mit Abstand die wertvollste Ressource, die die Steadfast im Augenblick hatte.

»Ja«, wies sie Khresh an. »Geben Sie ihm Bescheid. Lieutenant Eli’van’to soll sich ebenfalls zu uns gesellen.«

1

Die Kommunikation von und zu einem Sternzerstörer wie dem ISZ Chimaera war multidirektional, vielschichtig und mit unterschiedlichen Sicherheitsfreigaben versehen. Jede Nachricht hatte einen speziellen Nummerncode, der die Dringlichkeitsstufe anzeigte, und diese Codes definierten, wie und von wem die Übertragungen bearbeitet wurden.

Commodore Karyn Faro kannte sämtliche Codes. Und in dem Teil ihres Geistes, der sich auch nach Jahren imperialer militärischer Regeln einen Teil ihrer Jugendlichkeit bewahrt hatte, hatte sie allen Codes eine Farbe zugeordnet.

Signale von nahen Schiffen oder Statusberichte von Basen in mittlerer Distanz und Routineangelegenheiten, um die sich rangniedere Offiziere kümmern konnten, waren grün oder blau. Der kleine Prozentsatz der wichtigeren Befehle und Meldungen von Coruscant – dieser Tage im bürokratischen Apparat besser bekannt als das Imperiale Zentrum – stellten sich ihr in Tönen von Gelb und Orange dar. Die wurden von den erfahreneren Offizieren der Chimaera in Augenschein genommen. Dann gab es noch die Handvoll streng geheimer Nachrichten, die von den Admiralen des Oberkommandos stammten. Um die kümmerte Faro sich persönlich, und sie fielen auf dem Farbspektrum in den Bereich Dunkelrot und Lila.

Die wenigen – sehr, sehr seltenen – Übertragungen, die von außerhalb der offiziellen Befehlskette stammten und direkt an Großadmiral Thrawn weitergeleitet wurden, waren tiefschwarz.

Und sie hatten nie etwas Gutes zu bedeuten.

»Ihr TIE-Defender-Programm ist in Gefahr«, sagte Großmoff Tarkin.

Faro stand am Eingang zu Thrawns Büro, und das Bild über dem Holoprojektor war von ihr abgewandt, sie konnte Tarkins Miene also nicht sehen. Aber sie konnte Thrawn sehen, und ihr entging nicht, wie sich seine Gesichtsmuskeln unmerklich verhärteten. Ein Schauder rann über ihren Rücken.

»Orson Krennic hat sehr überzeugende Argumente vorgelegt«, fuhr Tarkin fort, »warum die Mittel besser zur Umsetzung seines eigenen Projekts Stardust geeignet wären.«

»Der Imperator hat mir versichert, dass er mein Projekt unterstützt«, erwiderte Thrawn. Seine Gesichtszüge waren wieder unter Kontrolle, wie Faro bemerkte, und seine Stimme war so gefasst wie immer.

Aber da war ein Unterton, den Faro nie zuvor gehört hatte. Der Imperator und Thrawn hatten eine spezielle Beziehung, die bis zu Thrawns ursprünglicher Ankunft auf Coruscant zurückreichte. Gerüchten zufolge hatten die beiden Männer während jener frühen Jahre oft stundenlang im strategischen Planungszentrum des Palasts gebrütet, und nur ein paar hochrangige Admirale und Moffs hatten Zugang zu ihren Sitzungen erhalten. Worum es dabei gegangen war, blieb bis heute ein Geheimnis. Falls Krennic glaubte, er könnte einen der liebsten Zöglinge des Imperators ausbooten, bewegte er sich auf dünnem Eis.

Und abgesehen davon, dass es ein lächerliches, politisches Manöver war, gefährdete Krennics Vorschlag das Überleben des Imperiums. Die TIE-Defender-Fertigungsanlage, die Thrawn auf dem Planeten Lothal am Äußeren Rand ins Leben gerufen hatte, würde die besten Sternjäger hervorbringen, die die Galaxis je gesehen hatte: schnell, wendig, manövrierfähig, schwer bewaffnet und zudem mit Schilden und Hyperantrieben ausgestattet – eine radikale Abkehr von allen anderen TIE-Baureihen. Sie wären allem gewachsen, was Piratenbanden oder unkooperative Sternsysteme ihnen entgegensetzen könnten, und sie würden die langsam wachsende Rebellenbewegung zu Staub zermalmen.

Ohne die TIE-Defender stand Coruscant an allen drei Fronten ein langer Kampf bevor. Mit den neuen Sternjägern wäre das Imperium unbesiegbar.

»Meiner eigenen Ansicht nach besteht Direktor Krennics Projekt bislang nur aus exzessiven Ausgaben und Ausflüchten«, sagte Tarkin. »Falls die Produktion Ihrer Defender weiter voranschreiten soll, müssen Sie den Imperator persönlich überzeugen. Ich habe bereits eine Audienz arrangiert.«

»Ich werde sofort aufbrechen, Gouverneur Tarkin«, erwiderte Thrawn.

Der Holoprojektor erlosch, und Thrawn drückte den Kommknopf. »Commander, informieren Sie Gouverneurin Pryce, dass ich unverzüglich nach Coruscant aufbreche«, befahl er. »Sobald Sie Ihren neuen Kurs haben, springen Sie in den Hyperraum.«

Nachdem die Brücke bestätigt hatte, blickte Thrawn kurz auf seinen Schreibtisch hinab, als würde er seine Optionen abwägen. Anschließend wandte er sich Faro zu. »Commodore«, sagte er ernst. »Ist das der Kommunikationsbericht, den ich angefordert habe?«

»Ja, Sir.« Sie trat vor und hielt ihm ihr Notepad hin. »Ich fürchte, wir konnten kein Muster entdecken.«

Thrawn nahm das Notepad und studierte die Zahlen einen Moment lang schweigend. Faro beobachtete ihn. Ob er wohl auch vermutete, dass Commander Eli Vanto dieser scheinbar willkürlichen Ansammlung von Zeiten, Daten und Kommfrequenzen einen Sinn hätte geben können? Sie war jedenfalls davon überzeugt; Vanto hatte ein Talent für solche Dinge.

Aber Vanto war nicht mehr hier. Er war eines Tages ohne jede Spur von der Chimaera verschwunden. Es gab wilde Gerüchte, wonach er sich im Wilden Raum herumtrieb; oder als Teil einer geheimen Planungsgruppe des Imperators im Palast auf Coruscant arbeitete; oder tot im All umhertrieb. Letztlich wusste aber niemand, was wirklich mit ihm geschehen war.

Einmal hatte Faro Thrawn danach gefragt. Die Antwort des Großadmirals war höflich gewesen, hatte aber auch unmissverständlich klargemacht, dass sie nie wieder solche Fragen stellen sollte.

Insgeheim war Faro ziemlich sicher, dass Vanto tot war. In ihren Augen gab es keinen logischen Grund, warum er die Chimaera verlassen haben sollte. Thrawn hatte ihn stets gemocht, und die beiden hatten eine ganz besondere Lehrer-Schüler-Beziehung geteilt, ganz zu schweigen davon, dass Thrawn Vantos Karriere vorangetrieben hatte.

»Vielleicht sind die Rebellen ungewöhnlich vorsichtig«, sagte Thrawn, als er ihr das Notepad zurückgab. »Vielleicht ist die Gruppe, die Hera Syndullas Rettung plant, aber auch so klein, dass keine offene Kommunikation nötig ist.«

Faro merkte, wie ihre Lippe zuckte. Ja, es war eine kleine Gruppe, die Syndulla aus Gouverneurin Pryce’ Gefängnisblock befreien wollte. Aber das hieß nicht, dass man sie einfach so ignorieren durfte; immerhin gehörten ihr der ehemalige Jedi Kanan Jarrus und der junge Möchtegern-Jedi Ezra Bridger an.

In gewisser Weise wäre es Faro lieber gewesen, Syndulla wäre mit dem Rest ihres X-Flügler-Geschwaders gestorben. Ihr Versuch, die Chimaera und den Rest von Thrawns Truppen von Lothal zu vertreiben, war grandios gescheitert. Sicher, Gefangene konnten auf mehrerlei Weise von Nutzen sein, aber sie waren auch ein Quell von Kopfschmerzen, und sie gaben dem Feind Anlass, neue Angriffe zu planen.

Solange Thrawn das Kommando hatte, war Faro überzeugt, dass der Nutzen die Risiken wert sein würde. Aber die Gefangene befand sich in Pryce’ Obhut, und der Gouverneurin mangelte es an Thrawns Intelligenz, Subtilität und strategischem Geschick.

Schlimmer noch: Pryce war emotional in die Situation involviert. Sie nahm den Rebellenangriff auf ihren Planeten persönlich, und sie traf Entscheidungen emotional, nicht rational. Falls Lothal ohne Thrawns Einfluss und Rat auskommen musste, und sei es nur für ein paar Tage, dann könnte das katastrophale Folgen haben.

Selbst im besten Fall würde Pryce Syndulla töten, bevor sie dem Imperium nützliche Informationen preisgeben konnte. Das wäre eine schreckliche Verschwendung, aber die Gouverneurin schien sich nicht um solche Dinge zu kümmern.

»Ich nehme an, Sie sind dagegen, dass die Chimaera nach Coruscant fliegt.«

»Ja, Sir, das bin ich«, nickte Faro. Thrawn hatte schon vor Langem gelernt, ihre Mimik und Körpersprache zu deuten, und sie hatte sich inzwischen so weit daran gewöhnt, dass es sie nicht mehr erschreckte. »Ich glaube, Gouverneurin Pryce hat keine Ahnung, was für eine wichtige Gefangene sie da hat. Falls Jarrus und seine Leute versuchen, Syndulla zu befreien, wird Pryce sie nicht aufhalten können.«

»Das sehe ich genauso«, erwiderte Thrawn. »Aber Syndulla wäre ein vergleichsweise kleiner Verlust. Aber das TIE-Defender-Programm zu verlieren … das wäre fatal. Falls Direktor Krennics Projekt das ist, was ich vermute, dann basiert es auf einer strategisch kurzsichtigen Anschauung moderner Kriegsführung, sowohl offensiv als auch defensiv. Sollte er den Imperator tatsächlich davon überzeugt haben, die Finanzierung des Defender-Programms zu streichen, dann würde das weitreichende Konsequenzen für die Zukunft des Imperiums haben.«

»Ja, Sir.« Faro wusste, dass auch Lord Vader Interesse an den TIE-Defendern geäußert hatte, insbesondere nachdem er im Kampf gegen die Grysk-Truppen in den Unbekannten Regionen selbst einen geflogen hatte. Seine Unterstützung sollte normalerweise ein großer Vorteil für Thrawn sein.

Aber Vader sprach für den Imperator. Und falls der Imperator sich von dem neuen TIE-Bautyp abwandte, dann würde Vader es ebenfalls tun.

Das Komm summte. »Admiral, Brücke hier«, drang Commander Hammerlys Stimme aus dem Lautsprecher. »Wir haben gerade neue Zielkoordinaten von Gouverneur Tarkin erhalten. Demnach sollen wir uns an Bord der Firedrake mit ihm treffen. Das Schiff ist gegenwärtig im Sev-Tok-System.«

Der Schatten eines Stirnrunzelns huschte über Thrawns Gesicht. »Interessant. Hat er erwähnt, ob der Imperator ebenfalls zugegen sein wird?«

»Nein, Sir, das nicht«, antwortete Hammerly. »Aber er hat darauf hingewiesen, dass Direktor Krennic und einige andere zugegen sein würden. Ich habe die Übertragung überprüft, und die Nachricht und die Koordinaten stammen definitiv von Tarkin.«

»Sehr gut, Commander«, sagte Thrawn. »Passen Sie den Kurs an und springen Sie in den Hyperraum, sobald wir bereit sind.«

»Jawohl, Sir.«

Thrawn deaktivierte das Komm. »Was denken Sie, Commodore?«

»Ziemlich viel Geheimniskrämerei«, murmelte Faro, während sie auf ihrem Notepad Informationen über die Firedrake aufrief. Ein Imperialer Sternzerstörer, das Flaggschiff von Großadmiral Balanhai Savit und der Dritten Flotte. »Falls Tarkin will, dass wir uns auf einem Sternzerstörer treffen, warum dann nicht einfach hier, an Bord der Chimaera?«

»Ich bin sicher, Tarkin hat seine Gründe«, entgegnete Thrawn. »Die hat er meistens.«

Ein Warnsignal erklang von den Bildschirmen auf dem Schreibtisch; die Chimaera hatte sich in Bewegung gesetzt. »Ja, Sir«, sagte Faro. »Mit Ihrer Erlaubnis würde ich gerne auf die Brücke zurückkehren und noch mal alles überprüfen.«

»Aber natürlich, Commodore. Sie sind sicher erleichtert, dass nun zumindest eines Ihrer Bedenken weggefallen ist.«

Faro runzelte die Stirn. »Sir?«

Thrawns Augen wurden hart. »Wir fliegen nicht nach Coruscant.«

»Admiral?«, rief Captain Boulag vom Kommandosteg des Sternzerstörers Firedrake. »Direktor Krennics Shuttle ist soeben im Hangar gelandet.«

»Verstanden«, rief Großadmiral Savit vom hinteren Teil der Brücke zurück. Er zog die Brauen zusammen. Terminänderungen in letzter Minute, hochrangige Persönlichkeiten, die sein Schiff in Beschlag nahmen, politische Manöver über politische Manöver … Es war, als wäre die Republik innerhalb des Imperiums wiedergeboren, und Savits alte Kopfschmerzen und Frustration hatte dies ebenfalls wieder zum Leben erweckt.

»Sie wirken unzufrieden, Admiral«, bemerkte der dünne, grauhaarige Mann, der an der Kommstation stand.

Savit wandte sich zu ihm herum. Von all den politischen Strippenziehern des Imperiums war Großmoff Tarkin einer der schlimmsten, zu diesem Entschluss war Savit schon vor langer Zeit gelangt. »Ich bezweifle, dass mein Gemütszustand große Priorität für den Imperator hatte, als er dieses Treffen von Coruscant auf die Firedrake verlegen ließ«, brummte er.

Tarkin zog unmerklich eine Braue hoch. »Hätte es denn eine Priorität für ihn sein sollen?«

Savits Oberlippe zuckte. Er hasste politische Manöver, aber immerhin hatte Tarkin einen Sinn für Humor. »Natürlich nicht«, winkte er ab. »Die Firedrake und ich sind nur hier, um dem Imperator und seinem Imperium zu dienen.«

»So wie wir alle«, erwiderte Tarkin. »Wären alle Teilnehmer dieses Treffens nach Coruscant geflogen, hätte das unverhältnismäßig viel Zeit gekostet. Ich bin sicher, Sie verstehen, dass der Imperator das nicht wollte. Die gegenwärtige Position der Firedrake war einer der Hauptgründe, warum seine Wahl auf dieses Schiff fiel.«

Savit stellte die Ohren auf. Einer der Hauptgründe? »Gewiss«, sagte er. »Und die anderen Gründe?«

Tarkin bedachte ihn mit einem schmalen Lächeln, dann schweifte sein Blick an Savit vorbei über die Hauptbrücke. »Sagen Sie, Admiral, was ist Ihre Meinung zu Projekt Stardust?«

»Eine interessante Frage.« Savits Gehirn wechselte instinktiv in den Kampfmodus. Das Lieblingsprojekt des Imperators, an dem auch Tarkin ein stilles Interesse hatte … »Es ist ein gewagter, einzigartiger Ansatz, um die Frage der imperialen Sicherheit zu beantworten«, erklärte er, jedes Wort vorsichtig gewählt. »Ich freue mich schon, das Endresultat zu sehen.«

»Da sind Sie nicht allein«, sagte Tarkin. »Aber es gibt … Probleme. Vor allem mit Hinblick auf die Ressourcenverteilung. Sind Sie mit Großadmiral Thrawns TIE-Defender-Programm vertraut?«

»Ein wenig«, gestand Savit. »Ich habe mir die Baupläne angesehen, aber ich konnte die Sternjäger noch nicht in Aktion erleben.«

»Thrawn ist überzeugt davon, dass die Flotte seine Defender braucht«, informierte Tarkin ihn. »Und es ist kein Geheimnis, dass der Imperator große Stücke auf ihn hält. Nur hält er auch große Stücke auf sein Projekt Stardust.«

»Aha«, machte Savit. »Wir sind beide viel beschäftigte Männer, Gouverneur. Worauf genau wollen Sie hinaus?«

Tarkins Stirn furchte sich kurz, während er Savits Gesicht musterte. »Können Sie ein Geheimnis für sich behalten, Admiral?«

Das ließ Savit lächeln. »Natürlich.«

»Ich glaube, das Treffen, das in Kürze auf Ihrem Schiff stattfinden wird, soll diese Frage klären«, sagte Tarkin. »Direktor Krennic wird auf der einen Seite sitzen, Admiral Thrawn auf der anderen.«

»Klingt nach einem interessanten Duell«, kommentierte Savit. »Und welchen von beiden wollen Sie als Sieger sehen?«

»Thrawn ist ein stolzer Offizier«, erwiderte Tarkin, und seine Stimme nahm einen nachdenklichen Klang an. »Effizient, fähig – aber definitiv stolz.« Ein weiteres schmales Lächeln. »Genauso wie Sie, Admiral. Er würde nie um Hilfe bitten, noch würde er wissentlich welche annehmen.«

»Aber falls ich einen Weg fände, ihm zu helfen, ohne dass er es herausfindet …?«, begann Savit.

»Ich finde, eine solche Unterstützung wäre dem Imperium von großem Nutzen«, erklärte Tarkin ernst.

Oder zumindest, überlegte Savit, wäre es Tarkin von großem Nutzen.

Aber so wurde dieses Spiel nun mal gespielt, und ganz nebenbei: Solange dieser Rückschlag für Stardust Krennic ein wenig Demut lehrte, sollte es Savit nur recht sein. »Ich verstehe«, sagte er. »Falls Sie mich jetzt entschuldigen würden. Direktor Krennic wartet bereits darauf, dass ich ihn auf dem Hangardeck persönlich in Empfang nehme. Haben Sie Thrawn schon über die Planänderung informiert?«

»Ja, und die Chimaera hat den Erhalt meiner Nachricht bestätigt«, erwiderte Thrawn. »Bitte, richten Sie Direktor Krennic meine Grüße aus. Wir sehen uns dann in ein paar Stunden.«

»Natürlich, Gouverneur.« Savit lächelte. »Ich freue mich schon auf diese Besprechung.«

Drei Männer sitzen im großen Konferenzraum des Sternzerstörers Firedrake um den Tisch. Der Raum selbst ist ein exaktes Ebenbild des Konferenzraums an Bord der Chimaera. Der einzige Unterschied: Der Tisch und die Stühle sind neuer und etwas kunstvoller.

»Ah, Großadmiral Thrawn«, grüßte Tarkin ihn. Seine Miene wirkt erwartungsvoll, vielleicht auch ein wenig berechnend. Seine Stimme ist ruhig – vielleicht die mentale Vorbereitung auf eine bevorstehende Konfrontation. »Darf ich Ihnen Großadmiral Savit vorstellen, den Kommandanten der Firedrake und der Dritten Flotte. Ich glaube, Sie sind einander noch nicht begegnet.«

»Nein, Gouverneur, sind wir nicht«, sagte Savit. Seine Stimme birgt unterschwelliges Wohlwollen. Auf seinem Gesicht liegt ein vorsichtiger, abschätzender Ausdruck. Seine Körperhaltung strahlt eine Mischung aus Zuversicht und Stolz aus. »Willkommen an Bord, Admiral.«

»Sie kennen Admiral Savit vielleicht durch das Musikprogramm seiner Familie«, ergriff Tarkin wieder das Wort. Der berechnende Klang in seiner Stimme wird deutlicher. Sein Tonfall verrät Vorsicht. Vielleicht eine übervorsichtige politische Einschätzung der kulturellen Position von Savits Familie.

»Davon habe ich gehört, und ich würde mich freuen, eines Tages eine Ihrer Aufführungen zu sehen.«

»Sie wären jedenfalls willkommen«, erwiderte Savit. In seiner Stimme vermengen sich Stolz und Selbstzufriedenheit; eine Reflexion des Bildes, das er selbst von seiner Familie hat.

»Und das …« Tarkins Stimme wird steifer, als würde die erwartete Konfrontation näher rücken. Seine Miene wirkt reserviert, möglicherweise ablehnend. »… ist Direktor Orson Krennic.«

»Admiral.« Krennics Tonfall könnte abwartend sein, seine Miene unfreundlich. Seine Körperhaltung lässt entweder auf Wut oder auf Trotz schließen. »Ich hörte, Sie wollen Ressourcen von meinem Projekt abziehen?«

»Mitnichten. Ich möchte nur die Mittel behalten, die mir bereits zugesichert wurden.«

»Vom Imperator höchstselbst, falls ich das hinzufügen darf«, warf Tarkin ein. Er blickt Krennic eine halbe Sekunde an, ohne zu blinzeln, dann berührt er eine Taste an der Konsole vor ihm. Die Bewegung ist steif, als würde er sich bereithalten, einen Angriff abzuwehren. »Jetzt, wo wir alle hier sind, sollte ich ihn informieren, dass wir beginnen können.«

Es folgt eine Pause von elf Sekunden. Niemand spricht. Tarkins Augen bleiben auf Krennic gerichtet. Krennic seinerseits blickt von Thrawn zu Tarkin und wieder zurück. Savit ist auf das Holofeld des Tisches konzentriert, einen Ausdruck wachsamer Ruhe auf seinem Gesicht.

Das Holofeld leuchtet auf, und das Abbild des Imperators erscheint darüber. »Guten Tag, Gouverneur Tarkin«, sagte er. Seine Stimme klingt erwartungsvoll und interessiert. Das flackernde Bild, das ihn gegenwärtig im Profil zeigt, macht es unmöglich, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. »Direktor Krennic. Großadmiral Savit. Großadmiral Thrawn.«

»Guten Tag, Euer Majestät«, erwiderte Tarkin. Er neigt den Kopf zum Gruß und vermutlich auch aus Respekt. Die anderen tun es ihm nach. Krennic hat ein schmales Lächeln aufgesetzt, das womöglich Zuversicht anzeigt. »Wir Ihr wisst, gibt es ein kleines Problem beim Projekt Stardust, und ich dachte, wir sollten es klären.«

»So, so.« Das Gesicht des Imperators wendet sich Krennic zu. Seine Mundwinkel wandern nach oben. »Ich hatte den Eindruck, Stardust würde in zufriedenstellendem Tempo voranschreiten.«

»Das Projekt an sich schon, Euer Majestät«, erklärte Krennic. Seine Stimme strahlt weiter Zuversicht aus. »Das Problem betrifft lediglich die Versorgungskette, und ich versichere Euch, alles ist unter Kontrolle.«

»Wirklich?«, entgegnete der Imperator. »Gouverneur Tarkin scheint das anders zu sehen.«

»So ist es, Euer Majestät«, nickte Tarkin. Seine Miene ist unverändert, aber seine Gesichtsmuskeln entspannen sich, als würde er am liebsten lächeln. »Und da Direktor Krennic nicht willens oder nicht in der Lage ist, sich diesem Problem zu stellen, habe ich Großadmiral Thrawn hierher eingeladen, damit er seine Meinung beisteuern kann.«

»Ich verstehe«, sagte der Imperator. Das Hologramm dreht den Kopf, und ein schmales Lächeln huscht über seine Lippen. »Und was genau hält Großadmiral Mitth’raw’nuruodo von der Situation?«

»Um die Wahrheit zu sagen, Euer Majestät, hatte ich noch nicht Gelegenheit, den Admiral in die Details einzuweihen«, erklärte Tarkin. »Aufgrund der extremen Sicherheitsmaßnahmen, die für Stardust gelten, wollte ich keine Informationen über das HoloNetz weitergeben.«

»Überaus weise, Gouverneur Tarkin«, lobte der Imperator. »Direktor Krennic, falls Sie so nett wären, die Situation aus Ihrer Sicht zu schildern.« Seine Mundwinkel sinken wieder nach unten. »Um Admiral Thrawns und meinetwillen.«

Die Muskeln in Krennics Hals spannen sich kurz. »Wie ich bereits erwähnte, Euer Majestät, die Lage ist unter Kontrolle. Wir haben lediglich ein paar Probleme mit Mynocks am Transferpunkt für die Ausrüstungslieferungen.«

»Grallocs«, murmelte Tarkin.

»Grallocs sind eine eng mit Mynocks verwandte Spezies«, entgegnete Krennic. Seine Miene verhärtet sich, seine Haut rötet sich leicht – möglicherweise vor Verärgerung, vielleicht vor Zorn, unter Umständen auch vor Scham. »Sie leben im Vakuum und heften sich an Stromleitungen und – kupplungen …«

»Sie sind aber beträchtlich größer und zäher als normale Mynocks«, warf Savit ein. Seine Miene lässt auf heimliche Belustigung schließen. »Gouverneurin Haveland und ihre Leute haben im Esaga-Sektor beträchtliche Schwierigkeiten mit diesen Biestern.«

»Der Punkt ist, sie sind ein kleines Ärgernis, nichts weiter«, beharrte Krennic. Die Röte seiner Haut ist gewichen, und seine Stimme klingt wieder beherrscht. Die Augen hat er fest auf Tarkin gerichtet. Vielleicht eine Herausforderung.

»Ein Ärgernis?«, echote Tarkin. Seine Miene wirkt triumphierend. »Ihre eigenen Berichte zeigen, dass die letzten Lieferungen von Ausrüstung und Kurzstrecken-Turbolasern bereits drei Wochen im Verzug sind. Ich weiß nicht, ob man so etwas noch ein Ärgernis nennen kann?«

»Soll das heißen, Ihr Projekt wird nicht mit Weltraumungeziefer fertig?« Die Stimme des Imperators spiegelt beherrschten Zorn wider. Seine Augen sind auf Krennic fixiert.

»Euer Majestät, Ich versichere Euch, dass wir das Problem unter Kontrolle haben.« Der Tonfall des Direktors klingt nun vorsichtiger, aber seine Zuversicht ist nach wie vor intakt.

»Admiral Mitth’raw’nuruodo?«, richtete sich der Imperator an ihn. »Teilen Sie Direktor Krennics Einschätzung?«

»Eine Verzögerung von drei Wochen ist mehr als ein Ärgernis. Aber meine eigenen Pflichten verlangen, dass ich schnellstmöglich nach Lothal zurückkehre.«

»Wir alle haben Pflichten«, konterte Tarkin. »Und Gouverneurin Pryce hat den Großteil Ihrer Flotte, um für Ordnung zu sorgen. Sicherlich können Sie ein wenig Zeit erübrigen, um unser Problem zu besprechen.«

»Es scheint mir, dass Admiral Savit mehr Informationen und mehr Erfahrung mit diesen Kreaturen hat als ich. Er wäre sicher besser geeignet, eine Lösung zu finden.«

»Admiral Savit hat ebenfalls seine Pflichten«, erwiderte Tarkin. »Und ihm fehlen Ihre taktischen Fähigkeiten und Ihre einzigartigen Ansätze zur Lösung solcher Probleme.«

»Genug von diesem Gezänk«, sagte der Imperator. »Gouverneur, Sie waren derjenige, der dieses Treffen einberufen hat. Was genau war Ihre Absicht?«

Tarkins Augen sind ruhig, und er hat einmal mehr einen siegessicheren Ausdruck auf den Zügen. »Direktor Krennic hat Eurer Majestät vorgeschlagen, fremde Ressourcen für Stardust zu nutzen – Ressourcen, die eigentlich für das TIE-Defender-Programm bestimmt waren. Meiner Meinung nach stellen die Verzögerungen bei seinem Projekt nicht nur eine Gefährdung unseres Zeitplans dar, sondern auch eine Verschwendung von Mitteln, die andernorts verwendet werden könnten und sollten.«

»Sie schlagen also einen Handel vor?«, fragte der Imperator. Sein Ton ist erwartungsvoll.

»In der Tat, Euer Majestät«, antwortete Tarkin. »Ich schlage vor, dass die betreffenden Mittel wieder Admiral Thrawns Defender-Programm zugeführt werden, falls er dieses Problem lösen und die Grallocs vernichten kann.«

»Direktor?«, forderte der Imperator Krennic auf.

Krennic schweigt eine volle Sekunde. »Ich wäre damit einverstanden«, erwiderte er schließlich. Seine Miene ist beherrscht. Aber seine Augen sind misstrauisch, als würde er ein umherpirschendes Raubtier beobachten. »Sofern Admiral Thrawn sie innerhalb einer Woche ausschalten kann.«

»Das ist wohl kaum gerecht«, protestierte Savit. Sein Gesichtsausdruck und sein Tonfall bringen Empörung zum Ausdruck. »Ich sagte doch, dass Gouverneurin Haveland sich seit Jahren mit diesen Biestern herumschlägt.«

»Falls Admiral Thrawn das Problem nicht innerhalb dieser Zeit beheben kann, welchen Nutzen hat er dann für uns?«, hielt Krennic dagegen. »Ich finde, ein Versagen würde seine hochgelobten Lösungsansätze mehr als infrage stellen.«

»Admiral Mitth’raw’nuruodo?«, fragte der Imperator. »Die Entscheidung liegt bei Ihnen?«

»Ich nehme Gouverneur Tarkins Angebot an. Und ich akzeptiere Direktor Krennics Bedingungen.«

»Sehr gut«, nickte der Imperator. Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem zufriedenen Lächeln. »Eine Woche. Direktor Krennic, Sie werden die nötigen Koordinaten übermitteln. Admiral Savit, Sie stellen ihm sämtliche Informationen zur Verfügung, die Gouverneurin Haveland über diese Kreaturen gesammelt hat. Admiral Mitth’raw’nuruodo, Sie haben eine Woche.« Das Bild löste sich auf, und das Holofeld wurde dunkel.

»Eines noch«, sagte Krennic. Seine Augen richten sich auf Thrawn. Seine Züge geben Anspannung preis, vielleicht auch Misstrauen oder simple Feindseligkeit. »Ich werde einen Beobachter schicken, der Ihre Methoden und Ihren Fortschritt überwachen wird.«

»Das wird wohl kaum nötig sein«, warf Tarkin ein. »Admiral Thrawns Erfolgsbilanz spricht für sich selbst.«

»In seiner Akte gibt es aber auch genug Beispiele für hochgradig irreguläres Vorgehen«, beharrte Krennic. Seine Stimme ist harsch, nun, da er nicht länger den Schein der Höflichkeit wahren muss. »Ich weiß, was Sie vorhaben, Tarkin. Falls ich auf irgendwelche Mittel verzichten soll, dann werde ich wenigstens sicherstellen, dass die imperialen Vorschriften eingehalten werden. Und zwar bis ins kleinste Detail.«

»Das werden sie. Übermitteln Sie die Koordinaten bitte innerhalb der nächsten fünfzehn Minuten an die Chimaera. Ihr Beobachter sollte binnen desselben Zeitraums an Bord kommen, falls er uns begleiten will.«

»Kein Problem, Admiral Thrawn«, erwiderte Krennic. Sein Gesichtsausdruck verwandelt sich in ein Lächeln, das entweder spöttisch oder triumphierend wirken soll. »Beides wird gleichzeitig eintreffen; ich werde Vizedirektor Ronan die Daten persönlich mitgeben.« Sein Lächeln verblasst, als er Tarkin anblickt. Seine Züge verhärten sich, aber sie drücken nun wieder vorgetäuschte Höflichkeit aus. »Wie Gouverneur Tarkin schon sagte, diese Daten sind zu sensibel, um sie per Komm zu übertragen.«

Savit erhebt sich von seinem Stuhl. Sein Gesicht wirkt zu gleichen Teilen amüsiert und abfällig. »Kommen Sie, Admiral. Ich bringe Sie zurück zu Ihrem Shuttle.« Er schmunzelt, wobei die Belustigung nachlässt und die Geringschätzung zunimmt. »Unterwegs kann ich noch ein wenig über die Grallocs erzählen. Und über andere Raubtiere.«

Die Tür der Kabine öffnete sich, und als Brierly Ronan aufblickte, sah er Direktor Krennic eintreten. Sein langer weißer Umhang bauschte sich hinter ihm. »Direktor«, grüßte Ronan ihn, während er hastig von seinem Sessel aufstand. »Ich nehme an, die Besprechung verlief positiv?«

»Nein.« Krennic spuckte das Wort förmlich aus. »Was wissen Sie über Großadmiral Thrawn?«

»Nun … Ich kenne seinen Namen, Sir«, antwortete Ronan zögerlich. »Das ist alles.«

»Dann sollten Sie sich schleunigst kundig machen«, grollte der Direktor. »Das Terminal da drüben – laden Sie alles runter, was Sie in den Datenbanken der Firedrake über ihn finden können.«

»Ja, Sir«, presste Ronan hervor, als er zu dem Terminal hinübereilte. »Darf ich fragen, worum es hier geht?«

»Thrawn ist die neueste Waffe, die Tarkin gegen mich einsetzen will«, erklärte Krennic säuerlich.

»Waffe, Sir?«

»Waffe.« Der Direktor ließ sich auf einen Stuhl fallen, wobei er seinen Umhang mit den Händen nach hinten wirbelte, damit er über die Rückenlehne fiel. »Unser lieber Großmoff versucht noch immer, mir das Projekt Stardust wegzunehmen.« Er schnaubte. »Und der Imperator saß einfach nur da und lächelte. Er lächelte.« Ronan spürte eine Woge der Verachtung in sich hochsteigen, während er auf das Computerterminal eintippte. Typisch. Anstatt sich wie ein wahrer Anführer zu verhalten – wie Krennic sich jeden Tag gegenüber seinem Stab und seinen Mitarbeitern verhielt –, machte sich Imperator Palpatine einen Spaß daraus, Rivalitäten unter seinen Untergebenen zu nähren und zu beobachten, wie sie einander an die Kehle gingen. »Was soll ich tun, Sir?«

Direktor Krennic atmete tief ein, um sich zu beruhigen. »Tarkin hat eine Wette aus der ganzen Sache gemacht. Thrawn bekommt seine Mittel für das TIE-Defender-Programm zurück, falls er das Gralloc-Problem auf unserer Route durch den Kurost-Sektor löst. Er hat eine Woche, um uns die Grallocs vom Leib zu schaffen. Falls er scheitert, bekommt Stardust die Ressourcen.«

»Und Thrawn ist darauf eingegangen?«

»Ja«, antwortete der Direktor grimmig. »Was uns in eine interessante Lage bringt. Ich will, dass Thrawn uns von dieser Plage befreit – aber erst, nachdem diese Woche vorbei ist.«

Ronan dachte darüber nach. »Das wäre sicherlich die beste Lösung«, murmelte er. »Aber würde er nicht einfach aufhören, wenn ihm die Zeit ausgeht?«

»Theoretisch, ja«, gestand Krennic. »Aber er scheint mir von der sturen Sorte zu sein. Falls er dem Ziel nahe ist, wird er auch weitermachen.« Er deutete auf Ronan. »Und genau da kommen Sie ins Spiel. Ich habe arrangiert, dass Thrawn Sie als Beobachter an Bord der Chimaera mitnimmt. Sie werden die Operation überwachen und mir Bericht erstatten. Ich will über alles informiert werden, was auch nur nach einem Fortschritt aussieht, und zwar in allen Details.«

»Ja, Sir.« Ronan warf einen Blick auf das Display. Ah, da war es ja: Thrawns Flottenprofil. Es gab inoffizielle Akten, angelegt von hochrangigen Mitgliedern der imperialen Hierarchie, welche vermutlich tiefere Einblicke zuließen, aber diese Akten waren natürlich verschlüsselt, und Ronan konnte nicht einfach Savits private Daten hacken. »Falls er also nach dieser Woche beschließt aufzugeben …?«, fragte er, nachdem er eine Datenkarte in den Schlitz geschoben hatte.

»Dann ist es Ihre Aufgabe, das zu verhindern«, sagte der Direktor. »Und falls er sich nicht überzeugen lässt, werden Sie mir zumindest alle seine Theorien und Ergebnisse bringen, damit wir daraus eine eigene Lösung basteln können. Noch Fragen?«

»Nein, Sir.«

»Dann können Sie jetzt gehen«, brummte Krennic. »Thrawn erwartet Sie bereits im Hangar.« Er zog eine Datenkarte hervor und reichte sie ihm. »Das sind die Koordinaten des Transferpunktes. Thrawn wird schon wissen, wie sie zu entschlüsseln sind.«

»Ich verstehe, Sir.« Ronan steckte die Karte ein, nickte ein letztes Mal und wandte sich dann zur Tür.

»Ach, und Ronan?«

Er drehte sich wieder um. »Ja?«

»Behalten Sie ihn genau im Auge«, sagte der Direktor leise. »Er hätte es nicht zum Großadmiral geschafft, wenn er nicht schlau wäre. Und vielleicht steckt mehr hinter Tarkins Manöver, als im Moment offensichtlich ist.«

»Natürlich, Sir«, versprach Ronan. »Was immer Tarkin plant, ich werde darauf vorbereitet sein.«

Savit war Thrawn noch nie zuvor begegnet. Aber natürlich hatte er Geschichten über den Mann gehört, genauso wie über Krennic.

Nun, da er ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, musste er zugeben, dass er ein wenig enttäuscht war.

Rein optisch bot Thrawn einen beeindruckenden Anblick. Die blaue Haut und die rot glühenden Augen boten einen netten Kontrast zur weißen Uniform und den goldenen Schulterstücken des Großadmirals. Eine Aura der Autorität umgab ihn, eine Ruhe und Aufmerksamkeit, die ihn von so vielen anderen Offizieren – selbst Admiralen – abhob, mit denen Savit im Lauf seiner langen Karriere Kontakt gehabt oder zusammengearbeitet hatte.

Hinzu kam die Tatsache, dass seine Haut und seine Augen ihn für jeden sichtbar als Nichtmenschen brandmarkten. Für so jemanden war es ungleich schwerer, in der imperialen Hierarchie aufzusteigen oder auch nur in die Flotte aufgenommen zu werden. Die Tatsache, dass er es bis an die Spitze geschafft hatte, war ein Beweis für seine strategischen und taktischen Fähigkeiten.

Aber Thrawn hatte einen eklatanten, fatalen Makel: Er besaß keinerlei politische Kompetenz.

Seine Reaktion auf Krennics und Tarkins Worte bewies das über jeden Zweifel hinaus. Brillanter Taktiker hin oder her, Liebling des Imperators oder nicht – er hatte ausgesehen wie eine Womp-Ratte im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Gleiters.

Tatsächlich hätte Savit eine große Summe Geld darauf gewettet, dass Thrawn selbst jetzt noch keine Ahnung hatte, worum es bei diesem Gespräch eigentlich gegangen war.

Aber das sollte sich ja leicht herausfinden lassen. »Interessant, nicht wahr?«, fragte er beifällig, während sie durch den Korridor zum Hangar der Firedrake schritten. »Dieses kleine Tänzchen.«

»Verzeihung?«

Innerlich schüttelte Savit den Kopf. Damit war seine Vermutung bestätigt. »Das Tänzchen zwischen Krennic und Tarkin«, erklärte er. »Krennic leitet Stardust. Tarkin will ihm das Projekt wegnehmen. Darum hat er Sie ins Spiel gebracht.«

Thrawn schien ein paar Schritte zu brauchen, um das zu verarbeiten. »Glaubt er, dass ich ihm bei diesem Konflikt helfen werde?«

»Vielleicht«, erwiderte Savit. »Aber in erster Linie geht es ihm wohl darum zu zeigen, dass er ein besserer Administrator ist. Er hat einen Experten hinzugezogen, um das Problem zu lösen – Krennic nicht. Das lässt ihn schlecht aussehen.«

Zwei weitere Schritte herrschte Stille. »Sie sagen also, meine Aufgabe hier ist nicht die eines Problemlösers, sondern lediglich die einer Waffe?«

»Exakt«, bestätigte Savit. Er korrigierte seine Einschätzung des Chiss ein wenig nach oben.

Aber nur ein klein wenig. Schließlich hatte er Thrawn erst alles buchstabieren müssen. Und selbst dann hatte der Admiral die Sache noch in militärische Begriffe umwandeln müssen, ehe er das zugrundeliegende Konzept erkannte.

»Und machen Sie sich keine Illusionen«, fuhr er fort. »Jetzt, wo Tarkin Sie auf sein kleines Schlachtfeld geführt hat, werden beide Seiten versuchen, Sie zu benutzen. Für Tarkin sind Sie der Knüppel, den er Krennic zwischen die Beine werfen kann. Und Krennic wird natürlich auf Tarkins Verbindung zu Ihnen pochen, um dessen Ansehen beim Imperator zu schmälern.«

»Aber nur, falls ich scheitere.«

»Vertrauen Sie mir«, sagte Savit mit einem schnaubenden Lachen. »Wenn Gouverneurin Haveland diesen verfluchten Dingern selbst nach drei Jahren nicht Herr werden konnte, dann werden Sie es nicht in einer Woche schaffen.«

»Wir werden sehen«, entgegnete Thrawn. »Haben Sie die Informationen über die Grallocs, die Sie mir geben sollten?«

Der Mann hatte Selbstvertrauen, das musste Savit ihm lassen. »Ja, hier.« Er zog eine Datenkarte aus seiner Tasche und reichte sie dem Chiss. »Wie genau wollen Sie denn …?«

»Admiral?«, ertönte da eine Stimme hinter ihnen.

Savit drehte sich um und sah einen Mann mittleren Alters auf sich zukommen, gekleidet in eine weiße Uniformjacke mit den Rangabzeichen eines Colonels.

Und hinter der Uniformjacke bauschte sich ein schenkellanger weißer Umhang.

Einmal mehr schüttelte Savit innerlich den Kopf. Er wusste, dass Krennics Umhang ein Ausdruck seiner selbstverliebten Allüren war. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass diese Allüren auch auf seine Mitarbeiter abgefärbt hatten.

»Ich hatte gehofft, Sie noch zu sprechen, bevor Sie auf die Chimaera zurückkehren«, sagte der Fremde. Trotz seines drängenden Tonfalls schien er es nicht wirklich eilig zu haben. Vermutlich rief sein Umhang bei anderen normalerweise so viel Respekt hervor, dass sie ihre Zeit opferten, um ihm Zeit zu sparen.

Falls die Dinge bei Projekt Stardust so liefen, fein. Aber das war das Flaggschiff eines Großadmirals. »Dann beeilen Sie sich mal besser«, grollte Savit. Anschließend wandte er sich ab und ging weiter.

Erst nach drei Schritten bemerkte er, dass Thrawn ihm nicht folgte.

Also blieb er stehen und drehte sich erneut um. Thrawn stand noch immer drei Schritte hinter ihm und wartete geduldig darauf, dass der Kerl mit dem Umhang zu ihm aufschloss.

Diesmal schüttelte Savit wirklich den Kopf, ohne seine Verärgerung zu verbergen. Hatte er Thrawn nicht gerade erklärt, dass er Tarkins Waffe war? Und jetzt konnte der Admiral nicht mal einem von Krennics Lakaien die Stirn bieten?

Ein hoffnungsloser Fall. Für Savit blieb nur noch eine Frage: Welcher von beiden, Krennic oder Tarkin, würde Thrawn besser manipulieren, bevor sie ihn wegwarfen?

Der Fremde kam gemächlichen Schrittes näher. Er war noch nicht ganz mittleren Alters, wie Savit jetzt erkannte – zumindest nicht seinem Äußeren nach.

Aber das betraf nur seine Haut und seine Haltung. Seine Augen waren die eines ungleich älteren Mannes.

»Ich bin Vizedirektor Brierly Ronan«, stellte er sich vor, als hätten die beiden Admirale sich das nicht schon längst gedacht. »Direktor Krennic hat mich angewiesen, Sie als Beobachter bei Ihrer Operation zu begleiten, Admiral Thrawn.«

»Sie sind an Bord der Chimaera willkommen«, erwiderte Thrawn, dann wandte er sich Savit zu. »Was wollten Sie gerade sagen, Admiral?«

Savit brauchte mehrere Sekunden, um sich daran zu erinnern, was Thrawn meinte. »Ich wollte Sie fragen, wie genau Sie gegen die Grallocs vorzugehen gedenken.«

»Schritt für Schritt natürlich«, sagte Thrawn, den Kopf auf die Seite gelegt. »Danke für Ihre Zeit und Ihren Rat, Admiral. Ich glaube, Vizedirektor Ronan und ich finden den Weg zum Hangar von hier aus alleine.«

»Sicher«, erwiderte Savit. »Viel Glück, Admiral.«

»Danke.« Thrawn drehte sich wieder zu Ronan herum und nickte ihm zu. »Falls Sie mir folgen würden, Vizedirektor. Wir haben keine Zeit zu verlieren.«

»Ich hoffe, das ist zufriedenstellend«, sagte Commodore Faro, als sie die Tür zu Ronans neuem Quartier öffnete und ihn hineinwinkte.

Ronan trat an ihr vorbei und blickte sich um. Als einer von Direktor Krennics ranghöchsten Mitarbeitern hatte er schon viele Sternzerstörer von innen gesehen. Die Suite, die man ihm zugewiesen hatte, war sicher keine Zumutung für jemandem in seiner Position, aber es war auch bei Weitem nicht die luxuriöseste Unterkunft, die die Chimaera zu bieten hatte. Sie kam auf jeden Fall nicht an die Quartiere heran, die Savit für Krennic und seine Leute bereitgestellt hatte. Vermutlich wollten Faro und ihr Vorgesetzter auf Nummer sicher gehen; sie gaben Ronan etwas, was ihn befriedigen sollte, behielten aber bessere Suiten für jemand von höherem Rang in der Hinterhand – man konnte schließlich nie wissen, wer an Bord kam. Vielleicht würde Tarkin sie besuchen. Oder gar Direktor Krennic höchstselbst.

Das war genau die Art politischer Winkelzüge, die er erwartet hatte. Man wollte sich schließlich möglichst viele Optionen freihalten. Alle sollten zufrieden sein, während man selbst nach einem Vorteil für sich suchte. Jeder spielte dieses Spiel, vom Imperator bis hinab zum unbedeutendsten Bürokraten.

Ronan war nur froh, dass er sich nicht mit diesem Unsinn herumärgern musste. Direktor Krennics schiere Brillanz und Können befreiten ihn von der Pflicht, an diesen törichten Spielchen teilzunehmen.

»Überaus zufriedenstellend«, wandte er sich an Faro. Er hätte anmerken können, dass es auf der Chimaera bessere Unterkünfte gab, aber er widerstand dem Drang. Warum sich zu diesen politischen Spielchen herablassen, wenn es nicht sein musste? »Ich hoffe doch, er wird die Datenkarte schnellstmöglich decodieren, damit wir anfangen können.«

»Natürlich«, versicherte Faro ihm. »Obwohl ich gestehen muss, dass ich nicht ganz verstehe, warum eine Datenkarte verschlüsselt werden muss, wenn sie dann doch persönlich übergeben wird.«

»Direktor Krennics Anweisung«, erwiderte Ronan. »Auch an Bord eines imperialen Schiffes kann es Spione geben. Und auch ein vertrauenswürdiger Kurier kann überrumpelt oder bestohlen werden. Auf diese Weise würde selbst der dreisteste Dieb mit leeren Händen dastehen.«

»Ich verstehe«, sagte Faro. Ihr Ton war höflich, aber Ronan konnte heraushören, dass sie ihn für paranoid hielt.

Nicht dass ihre Meinung ihn interessierte. Vorkehrungen wie diese waren logisch und notwendig. Andernfalls wäre das Projekt Stardust nie so lange vor neugierigen Augen und gierigen Fingern verborgen geblieben.

»Zum Glück wird die Decodierung unsere Reise nicht allzu lange hinauszögern«, fuhr Faro fort. »Admiral Thrawn wusste bereits, dass das Ziel nicht weiter als drei Stunden entfernt sein kann, vermutlich sogar weniger als zwei.«

Ronans Augen wurden schmal. Ein Sternzerstörer konnte die Position des Transferpunktes in der Tat in nur anderthalb Stunden erreichen. Aber diese Information sollte eigentlich ein gut behütetes Geheimnis sein. »Darf ich fragen, woher er das weiß?«, erkundigte er sich, einen herrischen Ton in der Stimme.

»Der Admiral ging davon aus, dass Direktor Krennic einen letzten Versuch unternehmen würde, das Problem zu lösen, bevor er Gouverneur Tarkin gegenübertritt«, erklärte Faro. Sie hatte den Hauch eines amüsierten Funkelns in den Augen, was Ronan ganz und gar nicht gefiel. »Admiral Savits Kommandobereich umfasst außerdem ein klar umrissenes Gebiet innerhalb dieser Region, und da Gouverneur Tarkin erst gestern an einem Handelsgipfel auf Charra teilgenommen hat, war sein Reisevektor ebenfalls berechenbar. Der Rest war für Admiral Thrawn nur eine simple Rechenaufgabe.«

»Aha«, machte Ronan, wobei er Faros Gesicht studierte. Er war davon ausgegangen, dass Thrawn seinen Rang durch politische Einflussnahme erlangt hätte, wie die meisten der elf Großadmirale – auch wenn in seinem Fall der Imperator persönlich die Strippen gezogen hatte und nicht eine der imperialen Dynastien. Aber offensichtlich besaß der Mann ein gewisses Maß an eigener Intelligenz.

Was nicht unbedingt etwas Gutes war. Um sicherzustellen, dass Stardust keine Ressourcen an das kurzsichtige TIE-Defender-Programm verlor, durfte Thrawn das Gralloc-Problem nicht vor Ende seiner Frist lösen. Ein halber Sieg wäre in diesem Fall eine völlige Niederlage.

Andererseits waren Gouverneurin Haveland und Großadmiral Savit selbst nach mehreren Jahren nicht in der Lage gewesen, den Grallocs den Garaus zu machen. Dass jemand, der keinerlei Erfahrung mit der Problematik hatte, diese Aufgabe innerhalb einer Woche erledigen könnte, war völlig ausgeschlossen, da konnte er noch so clever sein. Ronan musste nur sicherstellen, dass Thrawn scheiterte und genügend Ansätze und Theorien hinterließ, damit Direktor Krennic daraus selbst eine Lösung basteln könnte.

»Dann werden wir ja bald sehen, ob der Großadmiral richtig geschlussfolgert hat«, sagte Ronan. Er hatte nicht vor, Faro mehr Informationen – oder persönliche Belustigung – zuzugestehen, als unbedingt nötig war. »Geben Sie mir Bescheid, wenn wir ankommen.«

2

Das Transfersystem war ein atemberaubender Bienenstock voller Aktivität. Hunderte von Schiffen verschiedener Größen flogen in Gruppen und Reihen umher oder sprangen in den Randbereichen in oder aus dem Hyperraum. Die Brennpunkte all dieser Aktivität waren ein Dutzend großer Frachter, die über das Areal verteilt waren, jeder mit einem unscheinbaren, zivilen Transpondercode. Die kleineren Schiffe drängten sich um die Frachter zusammen und warteten, bis sie an der Reihe waren, ihre Fracht zu entladen. Eine Handvoll mittelgroßer Kriegsschiffe patrouillierte derweil rings um den Bereich, und TIE-Jäger brausten dazwischen hin und her.

Faro hatte schon mal eine ähnliche Szene gesehen, als ein neu gebauter Sternzerstörer gerade mit seiner Ausrüstung und Mannschaft bestückt worden war. Aber nicht mal da war das Treiben so komplex gewesen wie hier.

Mit einem Anflug hämischer Freude stellte sie fest, dass das System genau eine Stunde und zweiunddreißig Minuten von ihrem Treffpunkt mit der Firedrake entfernt lag. Thrawns Annahme, dass die Flugzeit unter zwei Stunden liegen würde, war goldrichtig gewesen. Sie hoffte, dass die Treffsicherheit des Großadmirals Ronan in gebührendem Maße beeindrucken würde.

Seine versteinerte Miene ließ aber anderes vermuten, als er auf der Brücke der Chimaera auftauchte.

»Vizedirektor Ronan«, grüßte Thrawn ihn, als der Mann auf den Kommandosteg zuschritt. »Oder bevorzugen Sie den Titel Colonel?«

»Beides ist akzeptabel«, sagte Ronan.

»Aber was bevorzugen Sie?«, fragte Thrawn erneut. »Ich nehme an, der militärische Rang ist größtenteils dekorativer Natur.«

Ein Muskel in Ronans Wange zuckte. »Es ist vielleicht nur ein Ehrentitel, aber er ist überaus wichtig für meine Arbeit. Sie würden sich wundern, wie viele Mitglieder des imperialen Militärs sich weigern, Zivilisten und deren Befehle ernst zu nehmen.«

»Ich verstehe, was Sie meinen«, erwiderte Thrawn, dann deutete er nach vorne, in Richtung der Aussichtsfenster. »Bitte, erklären Sie mir das hier.«

Ronans Lippe zuckte abschätzig. »Es ist nicht wirklich kompliziert«, begann er, und eine Spur Herablassung mischte sich in seine Arroganz. »Lieferungen aus den umliegenden Sektoren treffen hier ein und werden auf die größeren Frachter verladen, die sie dann zum Standort von Stardust transportieren. Auf diese Weise kennt nur eine Handvoll handverlesener und genauestens überwachter Piloten die Zielkoordinaten.«

»Der Teil ist offensichtlich«, erwiderte Thrawn nachsichtig. »Ich hoffte eigentlich auf genauere Details.«

»Was für Details?«

»Mich interessiert, welche Schiffe aus welchen Systemen in welchen Sektoren stammen«, erklärte Thrawn. »Ich möchte die Namen der Kommandanten und Mannschaften, die einzelnen Ladungsverzeichnisse und eine Liste der Unternehmen, die diese Fracht bereitstellen.«

»Warum wollen Sie das wissen?«, fragte Ronan mit gefurchter Stirn. »Sie sind hier, um uns die Grallocs vom Hals zu schaffen.«

»Wir sind hier, um ein Problem zu lösen«, korrigierte Thrawn. »Und um das zu tun, muss ich alles wissen, was relevant sein könnte.«

»Das sind sensible Informationen«, erklärte Ronan. »Falls es mit Ihrer Aufgabe zu tun hätte – vielleicht. Aber das hat es nicht.«

»Das sehe ich anders«, beharrte Thrawn. »Sollen wir Direktor Krennic um seine Meinung bitten? Oder, besser noch, den Imperator?«

Ronan presste die Lippen zusammen und wandte den Kopf ab, um aus dem Fenster zu starren. Einen Moment lang verharrte er in dieser Haltung, dann nickte er steif. »Auf einem dieser Schiffe ist ein Hafenmeister. Ich werde ihm sagen, dass er Ihnen die Listen senden soll.«

»Lieutenant Lomar ist unser Hauptkommunikationsoffizier.« Thrawn deutete auf die Kommstation in der Mannschaftsgrube. »Er wird Ihnen helfen, die Nachricht zu senden.« Anschließend wanderte sein ausgestreckter Finger weiter zu den Aussichtsfenstern. »Aber fürs Erste würde mich interessieren: Ist das da ein Gralloc?«

Ronan schnaubte leise. »Ja.«

Faro beugte sich ein wenig vor. Im Licht der umherschwirrenden Schiffe war es kaum zu erkennen; ein dunkler Umriss, der an einem der näher gelegenen Transporter vorbeitrieb. Oder vorbeiflatterte. Oder vorbeischlingerte. Es hatte fledermausartige Flügel, einen schlanken Körper und ein gewaltiges, mit Tentakeln besetztes Saugnapfmaul, welches das Wesen sofort als Verwandten der Mynocks kennzeichnete.

Und was für ein Verwandter! Während Mynocks nur selten größer als zwei Meter wurden, war diese Kreatur mindestens fünf Meter lang, mit einer ebenso gewaltigen Flügelspanne. Das allein war vermutlich schon genug, um die Grallocs von einem Ärgernis zu einem echten Sicherheitsrisiko hochzustufen. »Ziemlich schnell«, kommentierte Faro. »Und ich glaube auch nicht, dass Mynocks so wendig sind.«

»Direktor Krennic sagte doch, dass sie ein ernstes Problem darstellen«, brummte Ronan. »Wo ist es hin? Ich kann es nicht mehr sehen.«

»Ich glaube, es hat sich an diesem VCX-2000-Frachter festgesaugt.« Thrawn deutete auf das Schiff, auf das das Gralloc zugeflogen war. »Lieutenant Pyrondi?«

»Sir?«, rief die Waffenoffizierin.

»Ihre Einschätzung, Lieutenant«, forderte Thrawn. »Falls wir eine solche Kreatur ausschalten wollten, welche Methode sollten wir wählen?«

»Turbolaser wären am schnellsten«, antwortete Pyrondi. »Aber bei so vielen Schiffen könnte jeder Schuss, der danebengeht, schwere Kollateralschäden anrichten.«

»Und ein direkter Treffer würde nichts übrig lassen, was wir untersuchen könnten«, fügte Thrawn an.

»Ja, Sir, das wäre das andere Problem«, nickte Pyrondi. »Falls wir stattdessen eine unserer Laserkanonen benutzen …«

»Weshalb wollen Sie sie untersuchen?«, unterbrach Ronan die Unterhaltung. »Ich dachte, Savit hätte Ihnen Gouverneurin Havelands gesammelte Informationen gegeben.«

»Das hat er«, bestätigte Thrawn. »Ich finde es aber nützlich, meine eigenen Daten zu sammeln.«

Ronan setzte zu einer Entgegnung an, überlegte es sich dann aber wohl besser, denn er hob entschuldigend die Hand. »Gewiss. Verzeihen Sie bitte.«

»Danke. Was wollten Sie gerade sagen, Lieutenant?«

»Laserkanonen wären sicherer für die anderen Schiffe«, erklärte Pyrondi. »Aber wir müssten näher ran, um sie einzusetzen. Traktorstrahlen wären ebenfalls eine Option. Sie haben eine größere Reichweite als die Laserkanonen, nur bin ich nicht sicher, ob wir sie weit genug fokussieren können, um etwas so Kleines damit zu erfassen. Vor allem, wenn es sich so schnell bewegt wie diese Dinger.«

»Was ist mit den Ionenkanonen?«, fragte Faro.

»Ich bezweifle, dass sie effektiv wären, Commodore«, erwiderte Pyrondi. »Wenn man sich den Lebensraum der Grallocs so ansieht, haben sie vermutlich eine angeborene Resistenz gegen Ionenstöße jeglicher Art.«

»Sonnenwinde scheinen Ihnen jedenfalls nichts auszumachen«, sagte Thrawn. »Ihre Einschätzung klingt logisch, Lieutenant. Aber um eine Theorie zu prüfen, muss man sie mit der Realität abgleichen. Wir fangen mit den Ionenkanonen an und sehen, was passiert.«

Was passierte war … nichts.

Die Chimaera in Position zu bringen, damit sie überhaupt auf einen der Grallocs feuern konnte, war die erste Herausforderung. Als sie näher heranflogen, stellte Faro fest, dass sie aus einer Vielzahl von Zielen wählen konnten: Hunderte der dunkelgrauen Kreaturen huschten auf der Suche nach Stromleitungen oder schlecht abgeschirmten Sensoranlagen hin und her, sofern sie sich nichts bereits an verwundbaren Stellen festgesaugt hatten. Aber wie Pyrondi befürchtet hatte, bewegten die Grallocs sich so schnell und unberechenbar, dass es unmöglich war, sie anzuvisieren. Nachdem sie fast eine Stunde versucht hatten, bis auf Feuerreichweite an die Geschöpfe heranzukommen, befahl Thrawn Pyrondi schließlich, einen Gralloc zu finden, der bereits an einem Frachter hing, und den abzuschießen.

Auch dieser Versuch erwies sich als fruchtlos. Das Tier flatterte aus dem Ionenstrahl heraus, ohne sichtlichen Schaden zu nehmen. Der Frachter selbst kam nicht so glimpflich davon, und nachdem der Captain das Kommsystem wieder zum Laufen gebracht hatte, drohte er damit, Krennic oder Tarkin oder gleich den Imperator persönlich zu informieren, damit sie diesen einfältigen Sternzerstörer-Kommandanten für seinen Leichtsinn bestraften.

Thrawn konnten die Drohungen nicht beeindrucken, Ronan hingegen schon. Fasziniert beobachtete Faro das Wechselspiel der Emotionen, die über sein Gesicht huschten. Kurz glaubte sie, dass er zur Kommstation hinübermarschieren und Krennic selbst kontaktieren würde.

Zum Glück hielt er sich zurück.

Aber vermutlich bereute er diese Entscheidung, als Thrawn Befehl gab, drei weitere Grallocs anzugreifen, die sich an drei weiteren Frachtern festgesaugt hatten.

»Interessant«, befand Thrawn mit ruhiger Stimme, nachdem der letzte verbale Feuersturm aus dem Komm verstummt war. »Commodore, ist Ihnen aufgefallen, in welchem Vektor die Grallocs vor unseren Ionenstrahlen davongeflogen sind?«

Faro runzelte die Stirn und durchforstete ihr Gedächtnis. Soweit sie es hatte erkennen können, waren die Grallocs einfach von den Schiffshüllen fortgeglitten und in Sicherheit geflogen. Aber Thrawn hatte offensichtlich mehr gesehen. »Nein, Sir, nicht wirklich«, räumte sie ein. »Ich war auch mit der Abschätzung möglicher Schäden an den Schiffen beschäftigt, nachdem unsere Angriffe fehlschlugen.«

»Commander Hammerly, holen Sie die Sensordaten auf den Hauptschirm«, befahl Thrawn. »Sehen wir uns das noch mal genauer an.«

Faro sah sich die Aufzeichnungen genau an. Als sie beim dritten Angriff angelangten, glaubte sie, ein Muster zu erkennen.

Beim vierten Angriff war sie überzeugt.

»Die Grallocs folgen bei ihrer Flucht dem Zerstreuungsmuster der Ionenstrahlen«, sagte sie.

»Sehr gut«, lobte Thrawn. »Commander, noch einmal, bitte. Commodore, Ihre Theorie?«

Faro blickte mit gefurchter Stirn zum Schirm hoch, während Hammerly die Aufzeichnung ein weiteres Mal ablaufen ließ. »Ich bin mir nicht sicher, Sir«, gestand sie. »Vielleicht verwirren die Strahlen sie. So wie Insekten, die einem Leuchtstab folgen, weil sie sein Licht mit dem eines planetaren Mondes verwechseln. Oder die Grallocs nähren sich von den Ionen.«

»Vizedirektor?« Thrawn wandte sich auffordernd zu Ronan um. »Fällt Ihnen vielleicht etwas dazu ein?«

»Nur, dass das Ihr Problem ist und nicht meines«, entgegnete Ronan schroff. »Und, dass Sie Ihre Zeit vergeuden.« Als er innehielt, hatte Faro einmal mehr den Eindruck, dass er sich zwang, seine Gedanken neu zu ordnen. »Aber es ist Ihre Mission und Ihre Zeit«, fuhr er schließlich mit ruhigerer Stimme fort. »Falls Sie lieber Informationen für die imperialen Datenbanken sammeln wollen, anstatt diese Dinger zu töten, dann ist das Ihre Sache.«

»Ich weiß Ihre Nachsicht zu schätzen«, sagte Thrawn. »Lieutenant Pyrondi, bereiten Sie einen Test mit den Laserkanonen vor. Vizedirektor Ronan möchte wissen, wie man diese Kreaturen tötet.«

Wenn ein Frachter von einer Salve aus einer Ionenkanone getroffen wurde, dann setzte ihn das für ein paar Minuten oder auch ein paar Stunden außer Gefecht, aber es blieben nur selten echte Schäden zurück. Bei einer Salve aus einer Laserkanone verhielt sich das anders. Folglich gab Thrawn den Kanonieren der Chimaera genaue Anweisungen, wie schnell, mit welchen Energieeinstellungen und auf welche Schiffsteile sie schießen durften.

Das Resultat war noch weniger hilfreich als die Ionentests. In einem Zeitraum von zwei Stunden fand die Chimaera gerade mal drei Grallocs, die sich in einer günstigen Position befanden, und das unberechenbare Flugmuster der Kreaturen sorgte dafür, dass alle drei Salven danebengingen.

»Sollen wir es jetzt mit den Turbolasern versuchen?«, fragte Ronan im Tonfall mühsam unterdrückter Ungeduld, nachdem der letzte der Grallocs hinter einem YT-2400-Frachter außer Sicht und außer Reichweite entschwunden war. »Mit einem weiter gefächerten Feuerfeld könnten wir ihnen zumindest die Flügelspitzen verbrennen.«

»Admiral!«, rief Hammerly drängend. »Der Allanar-N3-Frachter, Peilung zwei-siebenundvierzig zu dreiunddreißig, scheint die Kontrolle verloren zu haben. Sein Hyperantrieb fährt hoch. Ich zähle vier bis sechs Grallocs an seiner Hülle.«

»Sie müssen die Energieversorgung kurzgeschlossen haben«, stieß Ronan hervor. »Falls er jetzt in den Hyperraum springt …«

»Ionenkanonen«, schnappte Thrawn. »Den Allanar N3 anvisieren und feuern.«

Doch es war zu spät. Noch während die Chimaera dem Schiff eine Salve aus Ionenimpulsen entgegenspie, gab es ein Flackern von Pseudobewegung, und der Frachter verschwand in den Hyperraum.

Ronan stieß einen leisen Fluch aus. »Der nächste Verlust. Vermutlich war er noch nicht mal entladen.«

Faros Augen wurden zu Schlitzen. »Ist das alles, was Sie interessiert?«, fragte sie. »Die Fracht?«

»Und natürlich auch seine Mannschaft«, entgegnete er steif, wobei er ihren stechenden Blick ebenso stechend erwiderte. »Ich bin kein Monster.«

»Nein, natürlich nicht«, sagte Faro. Ihr Tonfall war nur eine Winzigkeit von offener Insubordination entfernt.

»Wie viele Schiffe haben Sie schon auf diese Weise verloren?«, wollte Thrawn wissen.

»Keine Ahnung.« Ronans wütender Blick richtete sich auf den Admiral. »Zu viele. Was macht das für einen Unterschied?«

»Und sie verschwinden immer?«

»Was ist das für eine Frage?«, blaffte Ronan. »Natürlich verschwinden sie. Diese verfluchten Grallocs fressen sich weiter durch die Strom- und Kontrollleitungen, bis der Hyperantrieb ausfällt, und dann treiben die Schiffe für alle Ewigkeit irgendwo im interstellaren Raum.«

»Das scheint mir kontraproduktiv für die Grallocs«, kommentierte Thrawn. »Ausgerechnet den Teil eines Schiffes anzugreifen, der sie selbst und ihre Nahrungsquelle irgendwo im All stranden lässt.«

»Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, Grallocs sind nicht gerade eine intelligente Spezies.«

»Mag sein«, erwiderte Thrawn. »Ich glaube, Sie hatten den Wechsel zu Turbolaserfeuer vorgeschlagen?«

»Ich habe was …?« Ronans Nase zuckte, und Faro sah den Schatten boshaften Amüsements über sein Gesicht huschen. Thrawn war besser darin, den Faden einer unterbrochenen Unterhaltung wiederaufzunehmen, als die meisten Leute erwarteten, und das sorgte nicht selten für Verwirrung. »Oh. Nein, das war sarkastisch gemeint.«

»Ah«, machte Thrawn. »Aber Sie haben recht. Es ist Zeit, eine neue Strategie auszuprobieren.« Er hob die Stimme. »Captain Dobbs? Haben Sie alles mitbeobachtet?«

»Ja, Sir«, drang die Stimme des TIE-Defender-Geschwaderkommandanten aus den Lautsprechern.

Faro runzelte die Stirn. Sie hatte völlig übersehen, dass Thrawn Dobbs auf die Brücke durchgestellt hatte.

»Ihre Einschätzung?«, forderte Thrawn.

»Das wird knifflig, Sir«, erwiderte Dobbs. »Sie sind ziemlich schnell und viel beweglicher als jeder Sternjäger. Aber ich glaube, ich kann Ihnen einen besorgen.«

»Sehr gut, Captain«, sagte der Admiral. »Starten Sie, sobald Sie bereit sind. Wir suchen dann ein Ziel für Sie.«

»Jawohl, Sir.«

»Was soll das?«, fragte Ronan. »Wer ist Captain Dobbs?«

»Captain Benj Dobbs ist der neue Kommandant meines TIE-Defender-Geschwaders«, informierte ihn Thrawn.

Faro zuckte innerlich zusammen. Der neue. Dobbs war der Ersatz für Captain Vult Skerris, der wegen seiner Arroganz bei einer Raumschlacht über Lothal das Leben verloren hatte.

Leider war Skerris nicht nur arrogant gewesen, sondern auch ein brillanter Kampfpilot. Weder Dobbs noch einer der anderen TIE-Piloten kam auch nur ansatzweise an sein Geschick heran.

Und das könnte ein Problem werden. Denn sobald Thrawn dieses Gralloc-Problem gelöst hätte und sie nicht länger in Tarkins und Krennics kleinen Machtkampf verwickelt wären, würde die Chimaera nämlich mit Sicherheit wieder Kampfeinsätze übernehmen.

Faro konnte nur hoffen, dass Dobbs und seine Piloten den kommenden Herausforderungen gewachsen waren.

Ronan hatte schon ein- oder zweimal Demonstrationen von Thrawns hochgelobten TIE-Defendern gesehen. Sie hatten ihn nicht beeindruckt.

Und sie taten es auch jetzt nicht.

Der Pilot – Dobbs – war augenscheinlich kompetent; er wirbelte und sauste durch das Meer der Frachtschiffe und erinnerte dabei selbst ein wenig an einen übergroßen Gralloc, nur dass der TIE-Defender eben seine drei unverkennbaren Flügel hatte, und nicht bloß zwei, so wie die Grallocs. Seine Konzentration und seine Entschlossenheit schienen gleichermaßen unerschütterlich, und wann immer Thrawns Sensoroffizier ihm neue Koordinaten schickte, raste er los und machte Jagd auf sein Ziel.

Leider waren Konzentration und Entschlossenheit kein Ersatz für Erfolg. Auch nach zwei Stunden war Dobbs seinem Ziel keinen Schritt näher gekommen.

Der Großadmiral schien derweil jegliches Interesse an der ganzen Sache verloren zu haben. Keine zehn Minuten, nachdem Dobbs gestartet war, war Thrawn davonstolziert, um unten in der Mannschaftsgrube mit Commodore Faro zu sprechen. Ronan war allein auf dem Kommandosteg zurückgeblieben, um die hoffnungslosen Bemühungen des TIE-Defenders zu beobachten.

Oh, wie er diese hochrangigen Flottenoffiziere hasste. Schicke Uniform und nichts dahinter, einer wie der andere.

Er atmete tief durch. Jeder Instinkt in ihm wollte gegen die unglaubliche Ineffizienz dieser Operation protestieren – von Thrawns Faszination von dem Verhalten der Grallocs über die sinn- und zwecklosen Feuerversuche mit den Ionenkanonen bis hin zu diesem jüngsten Fehlschlag mit dem TIE-Defender. Nichts davon hatte auch nur ansatzweise mit der Lösung ihres Problems zu tun. Direktor Krennic verlangte von all seinen Mitarbeitern höchste Effizienz, und Ronan hatte dieses Talent im Lauf der Jahre zur Perfektion gebracht.

Aber das war nicht seine Aufgabe hier an Bord der Chimaera. Ja, Thrawn sollte das Gralloc-Problem lösen … aber nicht zu schnell oder zu effektiv. Je mehr Zeit der Großadmiral mit diesem Vorgeplänkel vergeudete, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass er Krennics Bedingungen nicht rechtzeitig erfüllen konnte.

Und dann würden die Mittel für das TIE-Defender-Programm wieder dem Projekt Stardust zugeführt werden, wo sie gebraucht wurden. Wo sie hingehörten.

»Was denken Sie, Vizedirektor?«

Ronan schreckte hoch. Seine Augen waren ganz auf Dobbs konzentriert gewesen, seine Gedanken auf die Inkompetenz, die Stardust von allen Seiten bedrohte, und er hatte gar nicht bemerkt, dass Thrawn wieder zu ihm getreten war. »Wie ich schon vor zwei Stunden sagte, das ist Zeitverschwendung«, antwortete er. »Nicht mal ihr schicker Sternjäger kann die Grallocs fangen.«

»Ja«, nickte Thrawn. »Aber das liegt hauptsächlich daran, dass die Grallocs ihm ausweichen wollen.«

Ronan schnaubte. »Natürlich wollen sie ihm ausweichen. Sie sehen eine Bedrohung in ihm.«

»Und genau das ist der Schlüssel«, erklärte Thrawn. »Commodore?«