Stark im Wandel - Tineke Osterloh - E-Book
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Stark im Wandel E-Book

Tineke Osterloh

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Beschreibung

Mut zur Veränderung Erst der Wandel macht das Leben intensiv und lebenswert. Doch oft fühlt es sich anders an, und wir wehren uns vehement Veränderungen, obwohl alle Zeichen auf Loslassen und Neubeginn stehen. Oder wir würden gerne etwas verändern, wissen aber nicht, wie wir es angehen sollen. Der Ratgeber beantwortet Fragen wie: Wie finde ich kreative Stärke und Leichtigkeit im Umgang mit Veränderungen? Wie gehe ich achtsam mit Hoffnungen und Befürchtungen um? Die Autorin beleuchtet den Prozess des Wandels aus buddhistischer Perspektive. Die Dinge anzunehmen, wie sie sind und loszulassen, ist dabei ebenso wichtig wie die Fähigkeit zum Selbstmitgefühl. Mit Ansätzen aus Psychotherapie und Coaching unterstützt der Ratgeber die Leser bei der Planung und Gestaltung ihres Lebens. Es geht darum, die Ängste, die oft mit Veränderungen einhergehen, feinfühlig wahrzunehmen und Mut zu entwickeln für Neues.

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Seitenzahl: 183

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Vorwort

Veränderungen und Umbruchphasen im Leben so nehmen können, dass man an ihnen wächst – wer möchte das nicht? Doch obwohl wir immer wieder erleben, dass die Dinge sich wandeln und verändern, fehlt es uns oft an Zuversicht und auch an konkretem »Handwerkszeug«, wenn wir mit einer Veränderungssituation umgehen müssen.

Als Coach begleite ich seit vielen Jahren Menschen, die sich gerade mitten in solch einer Umbruchphase befinden oder aber eine Veränderung wünschen und für diesen Prozess Unterstützung suchen. Wir arbeiten dann intensiv daran, die individuelle Situation aus verschiedenen Perspektiven heraus zu verstehen. Auf diese Weise entwickeln sich eine mitfühlende Haltung sowie ein konstruktiver Umgang mit den anstehenden Entscheidungen. Dabei ist es für mich oft berührend zu erleben, wie viel Freude es auslösen kann, wenn ein Mensch das Gefühl und die vielfältigen Möglichkeiten (wieder)entdeckt, selbst etwas in seinem Leben gestalten und verändern zu können.

Vieles von dem, worüber ich schreibe, basiert nicht nur auf meinen Erfahrungen als Coach, sondern auch auf meinem Verständnis der buddhistischen Weisheitslehren, die ich seit nahezu zwanzig Jahren als autorisierte buddhistische Meditationslehrerin unterrichte. Die meditative Herangehensweise kann Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, helfen, in ruhiger und vertrauensvoller Atmosphäre zu über­legen, wo Sie gerade stehen und was für Sie derzeit von Bedeutung ist, und Sie darin unterstützen, Veränderungen und Wandel anzunehmen, mutig anzugehen und gut zu bewältigen!

Leben heißt Veränderung

Unzählige Erfahrungen von Wandel und Veränderungen prägen das Leben jedes Einzelnen von uns – ob wir es wollen oder nicht. Sie zwingen uns, loszulassen und uns auf etwas Neues einzulassen. Keine Kleinigkeit! Veränderungssituationen können unter die Haut gehen und uns herausfordern. Wir können sie aber auch meistern und daran wachsen.

AUS HERAUSFORDERUNGEN WERDEN CHANCEN

Vielleicht befinden Sie sich gerade in einer Situation wie dieser: Seit einiger Zeit zeichnet sich eine bestimmte Veränderung in Ihrem Leben ab. Möglicherweise ist es eine, die Sie selbst herbeisehnen, oder aber sie wird von außen an Sie herangetragen. Vielleicht ist aber auch ganz plötzlich etwas passiert, das Ihr Leben von Grund auf umkrempelt. Klar ist in jedem Fall, dass demnächst einige Entscheidungen zu treffen sind, und das verursacht Ihnen zunehmend Kopfschmerzen. Was können Sie jetzt tun, um klarer und gelassener zu handeln? Bleiben Sie vor allem geduldig und sich selbst gegenüber mitfühlend. Lebensveränderungen sind oft nicht so leicht wegzustecken! Gemeinsam können wir uns ein paar Gedanken machen, wie man sie annehmen und gestalten kann.

Als Coach habe ich viele Klientinnen und Klienten durch Veränderungsprozesse begleitet – Schritt für Schritt, von Woche zu Woche. Darüber hinaus biete ich seit Jahren Coaching-Seminare an, in denen die Teilnehmenden Abstand vom Alltagsgeschäft finden und sich ungestört mit den gegenwärtigen oder zukünftigen Veränderungen in ihrem Leben beschäftigen können. Dreimal pro Jahr finden diese sechstägigen Seminare auf der Insel Amrum statt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie wichtig es ist, Zeit zu haben, um sich den anstehenden Fragen und Themen möglichst gefasst zuzuwenden. Doch Ruhe ist eigentlich so ziemlich das Letzte, was einem in Zeiten des Umbruchs üppig zur Verfügung steht. Stattdessen fühlt man sich eher geplagt von Sorgen und Zweifeln, getrieben von Hoffnungen und Wünschen. In der Flut von Gedanken möchte man am liebsten nach einer schnellen Lösung greifen. Doch die Dinge brauchen ihre Zeit, um sich zu klären, und vorübergehende Phasen der Ungewissheit und Unklarheit wollen toleriert werden. Etwas Abstand zu finden, tut

da häufig gut. Aber auch wenn für Sie im Moment keine längere Auszeit möglich ist, kann dieses Buch Ihnen helfen, Mut zu fassen und eine für Sie richtige Lösung auszuloten. Weil ich auch buddhistische Meditationslehrerin bin, beziehe ich häufig Aspekte der Lehren über Weisheit und Mitgefühl sowie entsprechende Übungen in den Coaching-Prozess mit ein. Sie schenken Ruhe, schärfen den Blick und verändern die Perspektive. Sie sind eine wertvolle Hilfe, auch ohne dass man sich als Buddhist versteht.

SITUATIONEN, DIE UNS FORDERN

Zeiten, in denen sich Lebensumstände spürbar verändern, kennt jeder. Sie führen dazu, dass wir vertraute Gewohnheiten und Konstellationen loslassen und uns auf eine weniger vertraute oder bis dahin sogar unbekannte Situation einlassen müssen. Solche Veränderungen kommen als gewollte Herausforderungen oder auch als ungewollte Überraschungen daher. Sie wecken Hoffnungen und Ängste gleichermaßen. Diese Erfahrung machen beispielsweise Mitarbeiter eines Unternehmens, wenn ein struktureller Umbau ansteht oder eine Fusion geplant ist. Weil am Anfang noch keiner genau weiß, was auf ihn zukommt, tauchen verständlicherweise bange Fragen auf: »Was wird aus meinem Job? Wird er gestrichen? Wird mir gekündigt? Womit werde ich in Zukunft mein Geld verdienen?« Oder geheime Wünsche nach einer Beförderung oder einem Jobwechsel werden wach. Doch auch dann ist die Ruhe erst einmal dahin.

Ganz gleich, mit welcher Art von Veränderung wir es gerade zu tun haben, wir müssen einen Weg finden, um angemessen mit Befürchtungen und potenziellen Chancen umzugehen. Ein Schwerpunkt unserer Überlegungen wird daher sein, wie man gegenüber den Ängsten und anderen Gefühlen ein gesundes Maß an Toleranz entwickeln kann. Dann können wir auch die Klarheit finden, um Veränderungen und Umbrüche besser zu durchdenken und umsichtig zu gestalten.

DIE PHASEN DES LEBENS

Einschneidende Lebensveränderungen sind oft mit markanten Wendepunkten oder empfindlichen Übergangszeiten verbunden. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie uns emotional berühren, ja aufwühlen können. Schon die Geburt eines Menschen ist einer der beeindruckendsten Wendepunkte im Leben: Mutter und Kind müssen einander loslassen, sich körperlich entflechten – und gleichzeitig in einen neuen innigen Kontakt miteinander treten. Ein psychologisches (und manchmal auch körperliches) Kunststück!

Sowohl der Beginn als auch das Ende der Kindergarten- und Schulzeit sind für jedes Kind einschneidende Lebensveränderungen, die immer eine Zeit des Übergangs, der Verunsicherung und schließlich der Anpassung an die neue Lebenssituation erfordern. Schließlich kommt der bis dahin kaum vorstellbare Moment des Abschieds von der Schulzeit, und nicht selten fließen dabei Tränen. Übergänge, Umbrüche und Veränderungen treffen uns eben stark emotional. Wir sind aufgeregt oder fühlen uns ratlos: Wie wird es weitergehen? Dem einen schwirrt der Kopf vor lauter Ideen, nur weiß er nicht, welche er davon auswählen und weiterverfolgen soll. Der andere fürchtet sich und tut sich auf seine Weise schwer: Er fühlt sich wie allein an einem nebeligen Novembertag in der obersten Etage des Empire State Building in New York – und möchte am liebsten wieder nach Hause! Wandlungsprozesse sind oft gefühlsmäßig anstrengend und eben auch ein wenig verunsichernd, sodass wir neue Orientierung suchen.

Auch in Liebesbeziehungen gibt es im Laufe der Jahre Wendepunkte. Paare müssen sich immer wieder neu aufeinander einstellen und die Veränderungen gestalten. Das wird besonders dann schwierig, wenn sich zwei Menschen eingestehen müssen, dass sie ihre Liebe füreinander verloren haben und sie ihre Partnerschaft beenden wollen. Sie lösen die vertraute, aber nun nicht mehr passende Lebenssituation auf. Beide müssen es aushalten, sich auf neue Wege einzulassen, die sie sich vielleicht in der Gegenwart noch gar nicht vorstellen können.

RUHE BEWAHREN – TROTZ ALLEDEM

Sobald Veränderungen auf uns zukommen, tendieren wir dazu, uns anzuspannen. Die Mehrzahl der anstehenden Neuerungen lässt sich jedoch auch ruhig und besonnen angehen. Es ist nicht notwendig, sich unter Druck zu setzen. Meistens ist dies ohnehin kontraproduktiv. Gerade unter Stress reflektiert man seine Argumente für oder gegen eine Entscheidung weniger ausführlich. Daher kommt es leichter zu Fehlentscheidungen. Abstand und ein gewisser zeitlicher Spielraum sind notwendig, um gründlich nachzudenken und abzuwägen.

Und noch ein weiterer Grund spricht dafür, Umbruchsituationen möglichst in Ruhe zu gestalten: Man braucht Zeit, um sich mit Leib und Seele auf einen Wandel einzulassen. Sogar eine herbeigewünschte Veränderung lässt ja nicht nur eine neue, spannende Zeit anbrechen. Sie erfordert auch, Altes loszulassen. Daher ist es für viele Menschen ein seelisches Bedürfnis, noch einmal anzuhalten und zurückzuschauen. Sie möchten das, was sie erlebt haben, würdigen und bewusst verabschieden. Immer wieder höre ich von Klienten, wie gut es für sie war, sich während eines Veränderungsprozesses eine gewisse Auszeit zu nehmen. Ein Seminarteilnehmer, der für zwei Monate freigestellt wurde, weil sein Arbeitsplatz eingespart werden sollte, sagte: »Das war Glück im Unglück, denn ich konnte mich während der Zeit in Ruhe sortieren und überlegen, was jetzt für mich ansteht.«

»Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.«

CHINESISCHES SPRICHWORT

AKZEPTIEREN LERNEN

Oft fällt es uns allerdings schwer, eine Veränderung anzunehmen, besonders dann, wenn diese überraschend kommt und uns aufgezwungen wird. Sie haben bestimmt selbst schon die Erfahrung gemacht, dass Sie mit einer neuen Situation konfrontiert waren, die Sie partout nicht wollten, und diese schließlich doch akzeptieren mussten. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Es ist wichtig, dass wir unsere Stimme erheben und nicht alles hinnehmen. Oft kann man unliebsame Pläne ganz oder teilweise verhindern oder sie wenigstens mitgestalten.

FALLGESCHICHTE Nicht vergeblich eingesetzt

Eines Tages hielt Martin die Kündigung seiner Mietwohnung in den Händen. Sein Vermieter machte darin Eigenbedarf geltend und wollte in absehbarer Zeit wieder selbst in der Wohnung leben. Auszug? Für Martin ein ganz unvorstellbarer Gedanke. Es begann ein monatelanges Ringen um die sich abzeichnende Veränderung seiner Wohnsituation. Martin wehrte sich, protestierte, klagte vor Gott, schrieb Briefe und stand schließlich auch einen Gerichtsprozess durch, den er allerdings verlor. Am Ende musste er sich eine neue Wohnung suchen. Eine einschneidende Lebensveränderung, die er sich nicht ausgesucht hatte und nun doch akzeptieren musste. Überraschenderweise fiel ihm dies nun nicht mehr schwer. Als ein Freund ihn fragte, wie das sein könne, antwortete er: »Weißt du, als die Kündigung kam, konnte ich es wirklich nicht glauben. Aber ich denke, gerade weil ich alles versucht habe, was ich konnte, um den Umzug zu verhindern, kann ich jetzt akzeptieren, dass es so ist.«

Aber auch dann wird man die erzielten Kompromisse akzeptieren müssen, um mit ihnen ihren Frieden machen zu können. Viele Veränderungen, die wir in unserem Leben durchmachen, fragen nicht, ob wir sie wollen und ob sie uns willkommen sind. Sie geschehen einfach – etwa das Älterwerden. Suchen wir es uns aus, dass unser Körper diese unglaubliche Veränderung durchmacht? Als Kinder dachten wir, dass doch nur unsere Großeltern alt sind. Doch eines Tages bemerken wir, dass unser eigener Körper von Jahr zu Jahr altert. Im Zeitlupentempo verwandelt er sich. Auch manche Krankheiten kommen daher, ohne dass man mit ihnen gerechnet hat. Sie schleichen sich ein oder überfallen uns regelrecht und verändern unser Leben in einschneidender Weise – vorübergehend oder dauerhaft. Wir wählen das alles nicht so aus, und wir sind auch nicht »schuld« daran.

Gerade diese ungebetenen Lebensveränderungen stellen uns vor das Rätsel, wie wir diese Entwicklungen akzeptieren und eine versöhnliche innere Haltung dazu entwickeln können. Dabei ist wichtig, sich vor Augen zu führen: In Veränderungsprozessen sind wir nicht nur Spielball machtvoller Kräfte, sondern können auch selbst mitgestalten. Wenn wir einen Weg finden, die neue Situation anzunehmen, liegt darin immer auch eine Chance auf Weiterentwicklung. Denn Krisenzeiten können zum Motor für wichtige Entscheidungen werden.

ÄNGSTE TOLERIEREN

Die Möglichkeit, unser Leben selbst zu gestalten und Entscheidungen darüber zu treffen, wo und mit wem wir leben und arbeiten wollen, gehört zu den großen Privilegien der Freiheit. In der Geschichte Europas ging es bei den gesellschaftlichen Umwälzungen immer wieder um diese Freiheit, die viele Menschen zu Recht eingefordert haben. Sie ist ein tiefes menschliches Bedürfnis. Doch sobald wir diese Freiheit haben, fällt es uns oft schwer, unsere Chancen in konkretes, bewusstes Handeln umzusetzen – denn Freiheit muss gestaltet werden.

Das größte Hindernis ist unsere Tendenz, den Ängsten zu viel Macht zu geben. Dies hindert uns daran, mutig loszulassen, Risiken einzugehen und den Schritt auf neues, unbekanntes Terrain zu wagen.

FALLGESCHICHTE Angst vor dem Unbekannten

Christina hat einen stressigen Job als Führungskraft in einer Versicherung. Schon seit Jahren träumt sie davon, etwas ganz anderes zu machen: Am liebsten würde die 42-Jährige als Reiseleiterin arbeiten und anspruchsvolle Studienreisen nach Südamerika begleiten. Sie spricht drei Sprachen fließend und hat vor ihrem Studium ein Jahr in Peru gearbeitet. »Eigentlich«, sagt die alleinstehende Frau, »wäre es doch ganz einfach, mein Leben zu verändern. Aber ich habe wirklich eine Heidenangst, was auf mich zukommen würde und ob ich das packe.« Christina wünscht sich nichts mehr als den Mut, der sie bestärkt, trotz aller Ängste vor Veränderungen, einen Neuanfang zu machen.

Nicht hektisch zu werden, Veränderungen anzunehmen und Ängste zu tolerieren, darum wird es in diesem Buch immer wieder gehen. Es ist die Voraussetzung dafür, das eigene Leben – auch und gerade in Umbruchzeiten – selbst in die Hand zu nehmen.

ZUKUNFT GESTALTEN

In Veränderungsprozessen geht es immer darum, die Zukunft bewusst und umsichtig zu gestalten: Wenn wir planen, erfinden wir eigentlich ein Stück der Zukunft. Denn alles, was wir tun, basiert auf unseren Gedanken, Ideen und Gefühlen – auch wenn wir einen großen Teil davon nicht immer bewusst erleben. Es gibt kein Handeln ohne eine vorausgehende Idee davon im Geist. Unser Denken bestimmt unser Handeln. Stellen Sie sich die folgende Situation vor: Sabine und Michael leben schon eine Weile zusammen. Eines Tages hört Michael beim Mittagessen von einem Kollegen, dass dieser am Wochenende mit

seiner Frau auf einer Hochzeit war. Da kommt Michael auf eine Idee: Heirat? Zurück am Schreibtisch hat er den Gedanken bald wieder vergessen, doch fällt ihm am Abend auf dem Heimweg ein Juwelierladen auf, in dem Eheringe verkauft werden. In den nächsten Wochen kreisen seine Gedanken immer häufiger um das Thema Heiraten. Dabei probiert er ab und zu aus, wie es sich anfühlt, wenn er sich vorstellt, mit Sabine verheiratet zu sein. Bis schließlich der Tag kommt, an dem er überzeugt ist, dass dies die richtige Entscheidung wäre.

VERÄNDERUNGSPROZESSE BEGINNEN IM KOPF

Vielleicht ist Ihnen beim Lesen aufgefallen, dass es bis hierhin nur den Gedanken an eine mögliche Heirat gibt. Doch damit hat die anstehende Lebensveränderung schon lange ihren Anfang genommen. Noch kann Michael zwar den Gedanken jederzeit wieder verwerfen, ohne dass Sabine je davon erfährt. Aber wenn er es nicht tut, wird er versuchen, das, was gedanklich in seinem Geist bereits stattfindet, auch in die Tat umzusetzen, und Sabine einen Heiratsantrag machen. Erst wenn auch sie gedanklich und emotional einverstanden ist, werden sie sich einigen und anschließend ihre Gedanken der Hochzeitsplanung widmen – um diesen Tag, der noch in der Zukunft liegt, so zu gestalten, dass er unvergesslich für sie beide wird.

Auch wenn Sie mit einer plötzlichen Veränderung konfrontiert sind, beeinflusst der gedankliche Umgang damit, wie Sie später konkret darauf reagieren. Wichtig ist es also in jedem Fall, sich bewusst zu machen, welche Rolle das Denken in Veränderungsprozessen spielt. Denn unser Handeln orientiert sich daran. Es ist nicht egal, was Sie und ich denken! Mehr noch: Wenn wir unsere Fähigkeit, bewusst zu denken, geschickt einsetzen, lässt sich mehr planen und in eine positive Richtung für uns selbst und andere verändern, als wir vielleicht bisher angenommen haben. Nutzen wir diese Tatsache, entwerfen wir unsere Zukunft in einem gewissen Umfang selbst und gestalten wir unser Leben entsprechend (siehe dazu auch >).

UMSICHTIG UND RESPEKTVOLL HANDELN

Natürlich haben wir als Individuen nicht uneingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten oder gar letzte Kontrolle über unser Los. Das ist in einer komplexen, vielschichtig und interdependent verwobenen Welt wie der unseren nicht möglich. Das Unvorhersehbare, Unplanbare kann immer dazwischenkommen. Es lässt sich nicht ausschließen, dass die Dinge auch mal einen völlig anderen Verlauf nehmen, als wir dachten und geplant haben.

Auf der anderen Seite müssen wir die individuellen und gemeinschaftlichen Gestaltungskräfte, die uns zur Verfügung stehen, mit Respekt und Umsicht nutzen – gerade weil unsere Welt so dicht verwoben ist und unser Tun deshalb weitverzweigte Konsequenzen haben kann. Soweit dies möglich ist, sollten wir die Auswirkungen, die unser Handeln auf andere hat, von Anfang an mit berücksichtigen.

Doch wie lässt sich das bewerkstelligen? Wie kann man in verantwortungsvoller Weise mit den verschiedenen Lebenssituationen umgehen? Was wir ins Leben rufen, hat nicht nur Folgen für uns selbst. Es wirkt sich auch auf andere aus. Hier bietet uns die buddhistische Ethik Orientierung. »Respekt« und »Mitgefühl« gelten als Maßstab für unser Handeln. Die weltweit bekannte US-amerikanische Meditationslehrerin Pema Chödrön fasst die buddhistische Haltung so zusammen: »Am Anfang uns selbst und anderen nicht zu schaden, in der Mitte uns selbst und anderen nicht zu schaden und am Ende uns selbst und anderen nicht zu schaden, das ist die Grundlage einer erleuchteten Gesellschaft.«

Und damit sind wir wieder beim großen Thema Wandel angekommen. Bevor wir uns in den folgenden Kapiteln mit der Macht der Gedanken, ethischer Haltung und innerer Kultur, dem Umgang mit Gefühlen und mit sich selbst widmen, schauen wir noch einmal auf Änderungsprozesse im Allgemeinen: Wie und in welchen Phasen vollzieht sich ein Wandel? Das Wissen um allgemeingültige Aspekte ist hilfreich, wenn es darum geht, über unsere konkrete Lebenssituation nachzudenken.

DAS RAD DES WANDELS

Veränderungen und eine gewisse Unbeständigkeit im Leben sind normal. Die Dinge sind von Natur aus in Bewegung – ob lebendig oder unbelebt. Selbst ein Hochgebirge wie die majestätisch sich emporhebenden Alpen oder die beeindruckende Bergwelt des Himalayas verschiebt sich unablässig. Es ist objektiv unmöglich, sich gegen den Wandel zu entscheiden. Auf einer ganz elementaren Ebene unseres Daseins haben wir hier keine Wahl. Das wäre so, als würde man sich gegen die Auswirkungen der Schwerkraft wehren wollen.

ALLES IST IN BEWEGUNG

Nicht nur die buddhistischen Weisheitslehren betonen unermüdlich, dass alles, was entsteht, in Bewegung bleibt und wieder vergeht. Auch ein Zeitgenosse des Buddha, der griechische Philosoph Heraklit, erkannte, dass »alles fließt« und man »nicht zweimal in denselben Fluss steigen« kann, weil das Wasser des Flusses unermüdlich weiterfließt – ebenso wie der gesamte Strom des Lebens. Und auch wer in einem Fluss badet, sagt Heraklit, verändert sich dabei mit jedem Moment und ist, bildlich gesprochen, selbst wie ein Fluss von Gedanken und Gefühlen, körperlichen Empfindungen und Rhythmen, die kommen und gehen. Daher ist es unmöglich, zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten exakt derselbe Mensch zu sein. Es kann also – so könnte man erweitern – nicht derselbe Mensch zweimal in denselben Fluss steigen. Denn der Fluss des Lebens verändert alles von Moment zu Moment, Woche zu Woche, Jahr zu Jahr.

Mit Sicherheit haben Sie diese Erfahrung selbst schon unzählige Male gemacht. Wenn Sie zurückdenken, wie Ihr Leben vor fünf Jahren, zehn Jahren oder zwanzig Jahren aussah, werden Sie vermutlich zustimmen, dass die Welt sich spürbar gedreht hat und Sie selbst sich auch verändert haben. Noch deutlicher sehen wir es meistens an anderen. Keiner ist an zwei Tagen exakt der gleiche Mensch. Die Verschiebungen sind fein, aber sie sind da. »Zum Glück!«, möchte man ausrufen. Stellen Sie sich vor, das Leben wäre nicht im Fluss, sondern alles würde so stehen bleiben, wie es ist. Keine Bewegung, keine Entwicklung, kein Sonnenlauf, keine Jahreszeiten, keine Kinder, keine Alten, keine Geburtstage, keine Abschiede, keine neuen Begegnungen. Können Sie sich das ausmalen? Vermutlich nicht!

JEGLICHES HAT SEINE ZEIT

Im Alten Testament predigt Salomon in fast schon poetischer Weise: »Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit …« Meiner Auffassung nach beschreibt Salomon damit sogar mehr als die Vergänglichkeit aller Dinge. Er deutet an, dass es Phasen und Zyklen gibt: Es gibt eine bestimmte Zeit im Jahr, da sind die Bedingungen optimal, um zu pflanzen, und es gibt eine Zeit, in der geerntet werden kann. Doch ist es nicht möglich, im Frühling reife Früchte einzufahren.

Es geht also nicht nur um Wandel und Vergänglichkeit, sondern auch darum, ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt zu entwickeln. Die Themen und Aufgaben, die sich im Veränderungsprozess stellen, sind nicht alle zum gleichen Zeitpunkt zu lösen. Keiner kann das, weil es objektiv unmöglich ist. Alles hat seine Zeit, und bestimmte Perspektiven und Antworten, die Sie sich vielleicht jetzt so dringlich herbeisehnen, zeigen sich oft erst allmählich. Wir können uns immer nur mit den Themen und Dingen auseinandersetzen, die jetzt tatsächlich schon greifbar und planbar sind. Die übrigen Dinge behalten wir im Blick und vertrauen darauf, dass die Zeit sie reifen lässt.

DIE STILLE, DIE ALLES TRÄGT

Salomon zeigt noch auf eine weitere Dimension, die allem innewohnt und vielleicht unsere tiefsten Erfahrungen berührt. Diese Ebene ist ebenso offensichtlich wie verborgen und nicht getrennt von der fließenden Qualität des Lebens, die hinter Wandel und Vergänglichkeit steht. Salomon sagt, Gott habe den Menschen die Ewigkeit in ihr Herz gelegt, und deutet damit etwas an, was man im buddhistischen Kontext so beschreiben kann: Inmitten des Wandels trägt uns eine ursprüngliche und unvergängliche Stille. Es gibt in ihr kein Kommen und Gehen, sondern nur eine stille, klare Wachheit.

Diese Erfahrung haben Sie möglicherweise schon gemacht, ohne sie weiter zu beachten oder irgendwie einzuordnen. Einige Menschen berichten von entsprechenden Erlebnissen in der Natur, die in diese Richtung deuten, beispielsweise während einer Zeit, die sie in den Bergen, im Wald oder in der Wüste verbracht haben, ohne viel zu reden. Der sonst oft so geschäftige Geist wird wunderbar ruhig – fast ist es, als käme man endlich nach Hause. Selbstvergessen spürt man, dass alles auf eine unfassbare Weise getragen ist.

 

ÜBUNG Innehalten und ruhig werden

Nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um sich zu entspannen, und überlegen Sie, wann Ihr Herz und Geist das letzte Mal wirklich zur Ruhe gekommen sind und Sie sich getragen fühlen konnten. Was war das für ein Moment? Wo waren Sie damals? Wie alt waren Sie? Können Sie sich noch erinnern?

Diese Erfahrungen können ein tiefes Gefühl von Glück erwecken – die Erfahrung, trotz allen Wandels immer zu Hause zu sein. Dies löst noch nicht die konkreten Herausforderungen des Alltags oder einer Krise, aber es ermutigt uns, den anstehenden Themen aus einem gesunden Grundvertrauen heraus einen Stellenwert zu geben, der angemessen ist und weniger stressbetont.

DIE PHASEN DER VERÄNDERUNG

In allen Veränderungsprozessen lassen sich außerdem unterschiedliche Phasen erkennen. Jede dieser vier Phasen hat ihre Zeit, ihre besonderen Merkmale und ihre spezifische Energie, die sie braucht, um sich zu entfalten. In jeder dieser Phasen sind wir auf unterschiedliche Art gefordert, uns den jeweils anstehenden Aufgaben zu stellen.

Anfangsphase