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Inhaltlich ist dieses Buch eine Ergänzung des Buches "Mit Pulver und Blei - Schießen mit Vorderladerwaffen". Es richtet sich weniger an Historiker, sondern an die Schützen, die mehr über den Umgang und das Schießen mit Steinschlosswaffen wissen wollen. Gerade in den üblichen Kursen, die für die Erlangung des "Pulverscheins" notwendig sind, wird das Steinschloss bestenfalls kurz vorgestellt, Details zum Umgang mit Waffen dieser Zündungsart werden kaum vermittelt. Wer solche Kenntnisse sucht, wird hier fündig werden. Fast 170 Jahre lang (von etwa 1660 bis etwa 1830, in einigen Regionen auch deutlich länger) wurden alle Waffen mit dem Steinschloss gezündet. Das galt für Scheibenbüchsen genauso wie für glattläufige Militärmusketen, gezogene militärische Jägerbüchsen und glattläufige oder gezogene Jagdwaffen. Heute werden Steinschlosswaffen nur noch sportlich geschossen. Wenn man sportlich Höchstleistungen erbringen will, muss man seine Waffe, das Steinschloss und die Eigenheiten des Steinschlosses kennen und berücksichtigen. Was genau alles zu berücksichtigen ist, erfährt man in diesem Buch.
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Seitenzahl: 70
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Vorwort
Einleitung
Funktionsweise
Äußere Bestandteile
Innere Bestandteile
Sicherungen
Einflüsse auf Größe der Zündzeit
Einflussfaktoren im Schloss
Reibung
Federn
Form der Pfanne
Material des Steins
Stellung des Steins zur Pfanne
Die Batterie
Einflussfaktoren am Lauf
Geometrie des Schlosses
Basiswissen
Geschosse
Kaliber
Pulver
Ladungsgrößen
Zündversager
Laden beim sportlichen Schießen
Abfüllen der Ladungen
Einbringen des Pulvers
Laden einer Büchse
Pflaster
Pflasterfett
Zwischenmittel
Ladevorgang
Laden einer Muskete oder einer smooth rifle
Laden einer Flinte
Pulverpfanne füllen
Schussbereit machen
Jägerstecher
Trainingsmöglichkeiten
Schießen mit Steinschlosswaffen
Nach dem Schuss
Wischen nach jedem Schuss
Zivile Waffen mit Steinschloss
Pflastermaterial und Fett
Kaliber
Zündlochdurchmesser
Das militärische Steinschloss
Waffen mit glattem Lauf
Laden glattläufiger Gewehre beim Militär
Waffen mit gezogenem Lauf
Pflaster und Pflasterfett
Trefferleistung der Jägerbüchsen
Anlagen
Das Steinschloss und das Waffengesetz
Steinschlosswaffen selbst bauen
Das Steinschloss und der Schießsport
Weltverband für Vorderladerschießen (MLAIC)
Deutscher Schützenbund (DSB)
Bund Deutscher Sportschützen (BDS)
Feuersteine
Angloamerikanisches Maßsystem
Historische Längen- und Gewichtsmaße
Literatur
Inhaltlich ist dieses Buch eine Ergänzung zum Buch „Mit Pulver und Blei – Schießen mit Vorderladerwaffen“. Es richtet sich weniger an Historiker, sondern vor allem an die Schützen, die mehr über den Umgang und das Schießen mit Steinschlosswaffen wissen wollen. Gerade in den üblichen Kursen, die für die Erlangung des „Pulverscheins“ notwendig sind, wird das Steinschloss bestenfalls kurz vorgestellt, Details zum Umgang mit Waffen dieser Zündungsart werden kaum vermittelt. Wer solche Kenntnisse sucht, wird hier fündig werden.
Das Buch wurde von einem Schützen für andere Schützen geschrieben. Es enthält keine umfassende Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des Steinschlosses, aber eine Reihe wissenswerter und interessanter historischer Tatsachen rund um Steinschlosswaffen.
Fast 170 Jahre lang (von etwa 1660 bis etwa 1830, in einigen Regionen auch deutlich länger), wurden Vorderlader fast1 ausschließlich mit dem Steinschloss gezündet. Das galt für Scheibenbüchsen genauso wie für glattläufige Militärmusketen, gezogene militärische Jägerbüchsen und glattläufige oder gezogene Jagdwaffen. Alle diese Waffen, so unterschiedlich sie auch aussehen mögen, haben eines gemeinsam: Die Zündung.
Nach dem Aufkommen der Perkussionszündung wurde das Steinschloss schnell von der Perkussionszündung verdrängt, beim Militär dauerte das allerdings länger als im zivilen Bereich. Auch in manchen ländlichen Gebieten der USA erfolgte der Übergang zur Perkussionszündung nur sehr langsam, denn Perkussionszündhütchen waren nicht immer und überall verfügbar, wogegen man sich Feuersteine im Notfall selbst herstellen konnte. Das ist auch heute wieder von Interesse. Zwar wird sich trotz massiv steigender Preise für Zündhütchen niemand nur Steinschlosswaffen kaufen, aber so mancher Schütze wird daran denken, mit einem vorhandenen, bisher aber eher zur Dekoration dienenden Steinschlossgewehr doch wieder zu schießen.
Nach dem Übergang zu Hinterladern mit Metallpatronen galten Vorderlader, insbesondere solche mit Steinschloss, als veraltet. Ihre Zeit schien abgelaufen zu sein.
Ein Irrtum, wie sich zeigte, denn schon ab den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es in den USA ein ständig steigendes Interesse an der eigenen Geschichte und am Schießen mit der typisch amerikanischen Steinschloss-Long-Rifle.
Auch weil es kaum noch originale Steinschloss-Waffen im schussfähigen Zustand gibt, wird heute so gut wie ausschließlich mit Nachbauten historischer Waffen (Neo-Classikern) geschossen. Überwiegend werden dazu, in Italien industriell gefertigt, mehr oder weniger originalgetreue Nachbauten historischer Vorbilder verwendet. Diese Waffen treffen meist deutlich besser als angenommen. Daneben gab und gibt es, vor allem in den USA, eine Reihe Büchsenmacher, die heute noch in Einzelanfertigung hervorragende Steinschlosswaffen bauen, die ihren Vorbildern bis ins Detail gleichen. Sie schießen auch nicht schlechter als ihre über 200 Jahre alten Vorbilder, von denen sie oft erst auf den zweiten Blick zu unterscheiden sind.
Abschließend noch ein notwendiger Hinweis: Der Autor übernimmt keinerlei Verantwortung für die Anwendung irgendwelcher im Buch vorgestellten Dinge oder Abläufe. Jeder Schütze ist für sein Handeln und seinen Schuss ausschließlich selbst verantwortlich.
1 Bei den Scheibenschützen waren auch nach 1800 vereinzelt noch Radschlosswaffen wegen ihrer erschütterungsfreien Zündung im Gebrauch.
Auch wenn Steinschlosswaffen altertümlich aussehen, sind es doch Schusswaffen, für die die gleichen Sicherheitsbedingungen gelten wie für andere Schusswaffen.
Die Waffe ist so lange als geladen zu betrachten, bis man sich selbst vom Gegenteil überzeugt hat. Bei mehrläufigen Waffen gilt das für jeden Lauf.
Die Waffe darf, außer im Notwehrfall, nie auf Menschen gerichtet werden.
Der Finger gehört nur dann an den Abzug, wenn tatsächlich geschossen werden soll.
Das Steinschloss (auch als französisches Batterieschloss oder Feuerschloss bezeichnet) entstand in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Frankreich. Wahrscheinlich ist es nicht die Erfindung eines einzelnen Büchsenmachers, sondern das Ergebnis einer längeren Entwicklung. Die Kriterien2 für ein gutes Schloss sind immer noch die gleichen wie vor 180 Jahren.
„Ein sehr genauer Anschluss der Pfanne an das Rohr ist, damit nicht Pulverschleim in das Innere des Schlosses eindringe, ein durchaus nöthiges Erforderniß. … Die Stellung des Hahns zur Batterie muss in der Weise reguliert werden, das der im Hahnmaul befestigte Feuerstein die Batterie beim Vorschlagen etwas über deren Mitte und zwar auf ihrer ganzen Breite trifft, damit eine genügende Anzahl von Funken erzeugt und direkt in den Pfannentrog geschleudert werde, was bei jener Stellung durch die gleichzeitige Öffnung der Pfanne erreicht wird. Ist der Hahn vollständig vor-, also der Deckel vollständig zurückgeschlagen, so muß der Stein auf die Mitte des Pfannentroges zeigen.“
2 Rüstow, Caesar: Die Kriegshandfeuerwaffen.
Um schießen zu können, braucht man einen Feuerstein. Er wird, mit einem Futter versehen, fest in die Lippen des Hahns eingeschraubt. Beim Betätigen des Abzugs trifft der Stein auf die Schlagfläche der Batterie, gleitet an ihr entlang, schlägt dabei Funken und öffnet den Batteriedeckel. Dabei wird die Pfanne frei. Die erzeugten Funken treffen auf das Pulver auf der Pfanne und entzünden es. Der dabei entstehende Feuerball dringt durch das Zündloch in den Lauf und entzündet so die Ladung.
Ziviles Steinschloss (Außenansicht), Hahn in der Laderast, Pfanndeckel geschlossen
Ziviles Steinschloss (Außenansicht). Hahn in Laderast, Pfanndeckel geöffnet
Die US-amerikanische Literatur unterscheidet deutsche und englische Schlösser, wobei die Unterscheidung vordergründig durch die Herkunft des Schlosses (Schlösser wurden oft importiert) bestimmt wurde. Beim „englischen Schloss“ sind Schlossplatte und Pfanne ein Teil, während beim „deutschen Schloss“ Pfanne und Schlossplatte getrennte Teile sind, die Pfanne wird auf das Schlossblech geschraubt. Das bietet den Vorteil, dass die Pfanne aus einem anderen Material als das Schlossblech bestehen kann (z.B. aus Messing) und austauschbar ist. Bei italienischen Nachbauten von Zivilwaffen sind üblicherweise Pfanne und Schlossplatte ein Teil.
Innenansicht eines klassischen Steinschlosses der „englischen“ Variante, die Pfanne ist Teil des Schlossblechs
Innenansicht eines klassischen Steinschlosses der „deutschen“ Variante, die Pfanne ist ein separates Bauteil und auf das Schlossblech geschraubt.
Manche zivile Steinschlosswaffen weisen eine Sicherung auf, die den Hahn in der Laderast sichert. Wenn sie nach vorn geschoben ist, verhindert sie, dass der Hahn aus der Laderast springt und so die Waffe zündet. Die Sicherung wird automatisch deaktiviert, wenn der Hahn in die Spannrast gezogen wird. Solche Sicherungen waren sinnvoll, da es üblich war, zuerst die Pfanne mit Pulver zu füllen und dann erst die Waffe zu laden.
Außenansicht eines Schlosses mit Sicherung.
Innenansicht Schlosses mit Sicherung.
Die Zeit, die zwischen dem Ziehen des Abzugs und dem Brechen des Schusses vergeht (die Zündzeit), ist bei Steinschlosswaffen immer größer als bei Waffen mit Perkussionszündung. Ist das Schloss optimal abgestimmt, ist diese Zeit nur unwesentlich länger als beim Perkussionsschloss, während sie bei einem schlecht abgestimmten Schloss, einer nicht korrekt gefüllten Pfanne oder einem Schützen, der den Umgang mit dem Steinschloss nicht beherrscht, durchaus eine oder mehreren Zehntelsekunden betragen kann.
Die Zündzeit setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Der erste Teil ist die Zeit, die zwischen Betätigen des Abzugs und dem Aufflammen der Ladung auf der Pfanne verstreicht. Sie wird von der technischen Gestaltung des Schlosses und von der Stellung des Steins zur Batterie beeinflusst. Der zweite Teil wird von der Größe und Stellung des Zündlochs im Lauf beeinflusst. Bei Stutz3 werden 38,8 Millisekunden als Zündzeit eines guten Steinschlosses angegeben. In einer amerikanischen Veröffentlichung4