Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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© 2010 E-Book-Ausgabe (EPUB)
2. Auflage 2006© 2005 Verlag Bertelsmann Stiftung, GüterslohVerantwortlich: Karsten TimmerLektorat: Michael KühlenHerstellung: Christiane RaffelUmschlaggestaltung: Nadine HumannUmschlagabbildung: Thomas Kunsch, BielefeldGesamtherstellung: Hans Kock Buch- und Offsetdruck GmbH, Bielefeld
ISBN : 978-3-86793-171-7
www.bertelsmann-stiftung.de/verlag
Vorwort
Im 20. Jahrhundert hat Deutschland die längste Friedensperiode seiner Geschichte erlebt. Parlamentarische Demokratie und soziale Marktwirtschaft eröffneten den Bundesbürgern nicht nur erhebliche politische Freiheiten, sondern auch große wirtschaftliche Chancen.
Mit dem Wohlstandswachstum in privater Hand geht ein Bedeutungswachstum bürgerschaftlichen Engagements einher. Ein halbes Jahrhundert nach der Einführung der sozialen Marktwirtschaft in Deutschland rückt die Diskussion um die Rolle und das Verhältnis von Staat, Wirtschaft und Bürgern wieder in den Vordergrund. Es wird immer deutlicher, dass der Staat die alleinige Verantwortung für alle Lebensbereiche weder übernehmen kann noch soll. Der Einsatz der Bürger für das Gemeinwohl, also die Stärkung der Bürgergesellschaft, ist vor diesem Hintergrund wichtiger denn je.
Stiftungen kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Aufgrund ihrer großen Unabhängigkeit sind sie besser als alle anderen Institutionen in der Lage, unbequeme Themen aufzugreifen, Risiken einzugehen und in Zukunftsaufgaben zu investieren. Für den einzelnen Stifter bietet eine Stiftung zu Lebzeiten eine Plattform, um sich aktiv zu engagieren. Mit ihr ist zugleich die Sicherheit verbunden, dass die Stiftung auch nach dem Tod des Stifters weiter in seinem Sinne wirken wird.
Stiftungen sind ein ideales Instrument, um den privaten Wohlstand in Deutschland für öffentliche Aufgaben zu erschließen. Nicht zuletzt angesichts der Erbschaftswelle, in deren Verlauf bis 2010 weit über eine Billion Euro an die nächste Generation vererbt werden wird, sprechen viele Anzeichen für ein weiteres Wachstum des Stiftungssektors. Neben diesen positiven ökonomischen Voraussetzungen mangelt es auch nicht an der prinzipiellen Bereitschaft der Bundesbürger, sich für das Gemeinwohl zu engagieren, wie zuletzt die Spendenbereitschaft anlässlich der Flutkatastrophe in Südost-Asien zeigte.
Im Gegensatz zu der Spendenbereitschaft ist die Stiftungsbereitschaft in Deutschland wesentlich geringer ausgeprägt. Einen wichtigen Grund dafür benennt das Zentralinstitut für kirchliche Fragen: Einer Umfrage des Instituts zufolge ist nicht einmal jedem zweiten Deutschen die Möglichkeit bewusst, dass grundsätzlich jeder eine Stiftung gründen kann. Dieser Befund ist umso bedauerlicher, als dass für eine Stiftungsgründung keine Millionenbeträge erforderlich sind. Bürgerstiftungen und andere innovative Formen gemeinnütziger Aktivitäten ermöglichen es, bereits mit vergleichsweise bescheidenen Beträgen dauerhaft Gutes »anzustiften«.
Die zentrale Herausforderung für die weitere Verbreitung des Stiftungsgedankens besteht daher in der Aufgabe, mehr Transparenz über Stifter und Stiftungen zu schaffen. Die Verantwortung für diese Aufgabe liegt beim Stiftungssektor selbst. Stiftungen müssen stärker und professioneller an die Öffentlichkeit treten, um Aufmerksamkeit und Vertrauen zu gewinnen. Die Bevölkerung erfährt und weiß nur wenig über Stiftungen und ihre Aktivitäten. Noch weniger ist allerdings über die Stifter, die hinter den Stiftungen stehen, bekannt. Verlässliche Informationen und anschauliche Beispiele sind jedoch eine wichtige Voraussetzung, um mehr Menschen für den Gedanken zu werben, selbst Stifter zu werden.
Vor diesem Hintergrund hat die Bertelsmann Stiftung das Projekt StifterStudie gestartet. Die mit Methoden der quantitativen und qualitativen Sozialforschung durchgeführte Studie verfolgt mehrere Ziele: Einmal soll die Studie der Öffentlichkeit ein besseres Bild über die Motive und Ziele von Stiftern vermitteln. Zum anderen möchten wir mit diesen Informationen potenzielle Stifter ansprechen und für den Stiftungsgedanken gewinnen. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse zur weiteren Professionalisierung des Stiftungssektors beitragen und es den Beratern von Stiftern ermöglichen, ihre Beratungs-, Service- und Informationsangebote weiter zu verbessern.
Die Studie war nur möglich dank der Auskunftsbereitschaft vieler Stifter, die uns einen Einblick in ihre Motive und Erfahrungen gegeben haben. Dazu zählen vor allem die über 600 Stifter, die an unserer Umfrage teilgenommen haben. Ohne ihre Unterstützung hätte diese Studie nicht entstehen können. Auch denjenigen Stiftern, die uns Zeit für ein Interview gewährt haben, sind wir zu besonderem Dank verpflichtet.
Unverzichtbar war darüber hinaus auch die Mitwirkung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen. Die Informationen aus der Datenbank deutscher Stiftungen bildeten die Grundlage unserer Stichprobe. Bei der Vorbereitung und Durchführung der Stifter-Umfrage sind wir vom Berliner Institut für Sozialforschung unterstützt worden; Frau Nina Fritsch vom Marketing Centrum Münster hat das Team der Bertelsmann Stiftung kompetent begleitet.
Mein besonderer Dank gilt schließlich Frau Prof. Dr. Rita Süssmuth, die die Schirmherrschaft der Studie übernommen hat.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heribert MeffertVorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung
Inhaltsverzeichnis
Titel
Impressum
Vorwort
Einleitung
I - Stifter in Deutschland
Die Beweggründe von Stiftern
Äußere Anlässe für die Gründung einer Stiftung
Das Profil der deutschen Stifter: Alter, Beruf, Herkunft, Vermögen und Werte
Warum wählen Stifter die Rechtsform der Stiftung?
Stiftungen in der Biographie ihrer Stifter
II - Gründung und Führung der Stiftungen
Wie laufen die Gründungen ab?
Die Stiftungen - Vermögen, Zwecke, Struktur und Arbeitsweise
Die Rolle der Stifter in ihrer Stiftung
Herausforderungen bei der Gründung und Führung einer Stiftung
Die Beratung von Stiftern
III - Stifter und Gesellschaft
Stifter und Stiftungen in der öffentlichen Wahrnehmung
Aufgaben und Rollen von Stiftungen gegenüber Staat und Gesellschaft
IV - Folgerungen und Empfehlungen
Maßnahmen zur weiteren Förderung des Stiftungsgedankens
Stifter raten Stiftern - Empfehlungen für eine erfolgreiche Stiftungsgründung
V Anhang
Einleitung
Den typischen Stifter gibt es nicht
Den typischen Stifter gibt es nicht - dies ist das zentrale Ergebnis der StifterStudie. Reiche und weniger Vermögende, Prominente und Unbekannte, Junge und Alte, Frauen und Männer, Ost- und West-, Nord- und Süddeutsche - sie alle gründen Stiftungen. Die Studie zeigt auch, dass Stiftungen etwas höchst Individuelles sind. Das ist ein wesentlicher Teil ihres Reizes. Jede Stiftung ist so einzigartig wie ihr Stifter. Die Beweggründe, die Menschen dazu bringen, eine Stiftung zu gründen, sind so vielfältig wie die Stiftungszwecke.
Günter Grass etwa, der Literatur-Nobelpreisträger, sieht sich in der Tradition Lübecker hanseatischer Kaufleute: »Doch auch dem Künstler öffnet sich - so er zu einigem Vermögen gekommen ist - die Möglichkeit, als Bürger gesellschaftlich zu handeln.« In seiner Ansprache anlässlich der Gründung der Stiftung zugunsten des Roma-Volkes erklärte er weiter: »Von des Lesers Lust auf erzählte Geschichten seit Jahrzehnten begleitet, war es mir mehrmals möglich, gestützt auf den Erfolg des einen oder anderen Romans, einen Teil meines Vermögens den ohnehin begünstigten Erben zu entziehen, sie also vor Leichtsinn zu bewahren und mit einer nicht gerade spektakulären, aber doch handfesten Summe den Grundstein für eine Stiftung zu legen.«
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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