Stille - Klaus-Günter Pache - E-Book

Stille E-Book

Klaus-Günter Pache

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Beschreibung

Dieses 40-Tage-Andachtsbuch ermutigt dazu, still vor Gott zu werden und ihm in Augenblicken der Ruhe zu begegnen. So wird der Leser über Gottes Herrlichkeit staunen und einen neuen Blick auf sich selbst, seinen Alltag und seine Umgebung bekommen. Er wird eine unerschöpfliche Quelle entdecken, die ihm immer neue Kraft gibt und ihn freisetzt, sein Leben ganz für Gott zu leben. Jede Woche steht dabei unter einem anderen Thema: Was passiert, wenn man Gott in der Stille begegnet? Wie kann man seine Stimme hören? Was ist, wenn Gott nicht spricht? Wie kann man das Empfangene weitergeben? Die Autoren, Elke Werner und Klaus-Günter Pache, erzählen von ihren eigenen Erfahrungen und nehmen den Leser mit auf eine ganz besondere Reise. Viele praktische Übungen am Ende jeder Einheit helfen dabei, das Gelesene umzusetzen und in den Alltag zu integrieren. Das Buch ist Teil der deutschlandweiten Aktion "40 Tage Gott erleben", die zum Jahr der Stille 2010 startet. An ihr können sich auch ganze Gemeinden beteiligen. Sie erhalten dann viele weitere Materialien, die sie bei der Durchführung von Gottesdiensten, bei der Gestaltung von Kinderstunden und Jugendgruppen sowie der Hauskreisarbeit unterstützen. Infos: www.kirchemitvision.de

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Elke Werner · Klaus-Günter Pache

Stille

ELKE WERNER · KLAUS-GÜNTER PACHE

Die zitierten Bibelverse sind folgenden Übersetzungen entnommen:

Hoffnung für alle®, Copyright © 1983,1996, 2002 by International Bible Society®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlags. (HFA)

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. (LUT)

Neues Leben. Die Bibel, © Copyright der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 by SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten. (NLB)

Das Buch. Neues Testament – übersetzt von Roland Werner. © 2009 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten. (DBU)

Elberfelder Bibel, © 1985/1991/2006 SCM R. Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Bildnachweise: iStockphoto, MEV

Zitate von Dietrich Bonhoeffer aus: ders., Widerstand und Ergebung, © Copyright by Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.

Text von Werner Hoffmann aus: ders., Hotline © Kawohl-Verlag, 46485 Wesel.

Texte von Wolfgang Vorländer © beim Autor.

Dieses E-Book darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, E-Reader) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das E-Book selbst, im von uns autorisierten E-Book Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.

© 2009 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten

Gesamtgestaltung: Provinzglück GmbH – www.provinzglueck.com

Druck: CPI-Ebner & Spiegel, Ulm

ISBN 978-3-417-21952-4 (E-Book)

ISBN 978-3-417-26296-4 (lieferbare Buchausgabe)

Bestell-Nr. 226.296

Datenkonvertierung E-Book:

Fischer, Knoblauch & Co. Medienproduktionsgesellschaft mbH, 80801 München

Inhalt

Vorwort von Ulrich Eggers

Vorwort der Autoren

1. Woche Sehnsucht nach mehr – Die Stille entdecken

Unsere Sehnsucht, Gottes Einladung

Sie haben Ihr Ziel erreicht!

Stille – nur wie?

Wie wir beten können

Ja zu Gottes Weg

Stille Wunder

Gott hören – an allen Orten, zu jeder Zeit

2. Woche Lichtblicke im Alltag – Gott in der Stille begegnen

Lass mich deine Herrlichkeit sehen!

Gottes Herrlichkeit in meinem Leben

Gottes Heiligkeit in meinem Leben

Mit allem für den Einen

Gott ehren im Alltagstrott

Reich und beschenkt!

Gottes Zeit und meine Zeit

3. Woche Eine Stimme in der Stille – Gott in der Stille hören

Wenn uns ein Licht aufgeht

Es gibt Einen, der dich versteht

Auch ohne Worte

Meine Schafe hören meine Stimme

Botschaften von Gott

Viele Stimmen, aber nur eine zählt

Ganz und gar

4. Woche Stilles Staunen – Die Größe Gottes in der Stille erleben

Erstaunt – weil Gottes Liebe Menschen rettet!

Erstaunt – weil wir für Gott unendlich wertvoll sind!

Erstaunt – weil Gott uns zum Staunen bringt!

Erstaunt – weil er derselbe bleibt!

Erstaunt – weil Gott treu ist!

Erstaunt – über die Wunder seiner Schöpfung!

Erstaunt – und Gott ist immer noch Gott!

5. Woche Stille Stille – In der Stille ausharren

Gott gönnt dir ein wenig Ruhe

Große Erwartungen

Gottes Plan in schwierigen Zeiten

Gott greift ein

Ruhet – ein wenig!

Wenn Gott schweigt …

Und Gott hat es gut gemacht

6. Woche Stille Kraft – Aus der Stille leben

Gott lässt uns neu anfangen

Gott hält an seiner Berufung fest

Gott rüstet uns aus

Gott will durch uns Wunder tun

Gott führt uns ans Ziel

Vorwort von Ulrich Eggers

In keiner Situation meines Lebens bin ich Gott so intensiv begegnet, wie in der Stille. Egal, ob bewusst gesucht oder »zufällig« gefunden.

Mit wenig anderen geistlichen Themen habe ich solche Frust-Erfahrungen gemacht wie mit Stiller Zeit. Die Begegnung gesucht, den Buchstaben gefunden. Gescheitert an der Form und mangelnder Disziplin.

Stille – Faszination und Frust. Ersehnt und vermieden. Gewollt und verdrängt. Gelobt und abgewehrt. Unglaublich ambivalent ist unser Empfinden hier. Da ist eine dunkle Ahnung oder ein Wissen im Kopf – vielleicht auch nur eine flache Überzeugung durch Hörensagen: Stille könnte gut tun. Ich bräuchte sie wohl. Aber zugleich ist da eine tief verborgene Angst und Abwehr vor der Leere, vor den Gedanken, den Fragen, die nicht beantwortet werden. Panik, weil ich dann schlicht nicht mehr weiß, was zu tun ist. Angst vielleicht auch vor einem negativen Gottesbeweis: Gott zu suchen in der Stille – aber nichts zu finden.

Und dennoch gibt es da die vielen, die sich einig sind: Stille hilft wie kaum etwas anderes dabei, Gott zu begegnen. Meine Sehnsucht nach Geborgenheit, Liebe und Leben in der Fülle gestillt zu bekommen. Verankert zu sein. Einen Zufluchtsort zu haben. Stille wirkt!

Wenn ich mich ihr aussetze. Wenn ich endlich entdecke, dass sie kein Gegensatz zu Arbeit oder Aktion, sondern die natürliche und notwendige Ergänzung ist. So wie die Nacht und der Schlaf zum Tag und zur Aktivität gehören. So wie der Sonntag zur Woche. Das ist Gottes Lebensrhythmus. Stille gehört dazu.

Aber ich muss meinen eigenen Weg finden. Meinen Stille-Stil. Die Zeit und die Methode, die mir am besten hilft, Gott zu begegnen. Dieses Buch kann ein erster Einstieg dazu sein. Ein Kapitel pro Tag. Immer wieder einmal einen Abschnitt lesen. Sich von den Erfahrungen anderer inspirieren lassen, die Gott in der Stille gefunden haben. Stille suchen. Es wirklich tun.

Und den persönlichen Stil finden. Deswegen gibt es dieses Buch auch auf CD. Denn ich zum Beispiel finde stille Zeiten am besten bei langen Autofahrten – da, wo nichts mehr ablenkt. Wo ich bewusst bete und rede und höre und denke – und mich und mein Leben Gott hinhalte. Gutes empfange. Darüber nachdenke. Gott Zeit gebe. Hinhöre.

Stille wirkt. Warum? Weil wir einen redenden Gott haben, der die Beziehung zu uns will. Der uns nahekommen will. Der nicht Teil eines religiösen Systems aus Vorschriften und Überzeugungen ist, sondern naher Vater, der sich nach gelebter Beziehung zu seinen Kindern sehnt. Dass das auch für Sie gilt, sagt mir dieser alte Satz, den ich immer wieder erfahren habe: »Als ich still wurde, da sprach Gott zu mir. Und ich entdeckte, dass er schon lange geredet hatte – aber ich war viel zu laut und beschäftigt, um ihn zu hören.«

Genau das haben auch die Autoren dieses Buches erlebt. Elke Werner und Klaus-Günter Pache bringen nicht nur großes biblisches Wissen ein, sondern die persönliche Erfahrung des Unterwegsseins mit Gott auf der Langstrecke. Ohne persönliche Begegnung mit ihm, ohne das persönliche Suchen und Finden in der Stille, hält Glaube nicht durch. Gerade deswegen empfehle ich dieses Buch so sehr: für Sie persönlich – oder am besten als gemeinsame Aktion mit Ihrem Hauskreis oder Ihrer ganzen Gemeinde. Im Jahr der Stille 2010 – und darüber hinaus. Denn Stille wirkt. Wenn wir sie suchen.

Ulrich Eggers

Redaktionsleiter Magazin AUFATMEN,

Verlagsleiter Bundes-Verlag

Vorwort der Autoren

Dieses Buch soll ein leiser Akzent in einer lauten Zeit sein, eine stille Aufforderung, Gottes Nähe zu suchen. Das erscheint uns in allem Lärm und aller Hektik nötiger denn je. Stille erfahren, einfach mal still sein und in diesen 40 Tagen Gott zu Wort kommen lassen – das ist das Anliegen.

Sie werden dieses Buch alleine oder zusammen mit anderen Menschen aus Ihrem Freundeskreis oder Ihrer Gemeinde lesen. Für jeden Tag dieser sechs besonderen Wochen gibt es eine Andacht, verbunden mit einer praktischen Idee, wie Sie zur Ruhe kommen können, damit Gott zu Wort kommt. Ein Zitat, das die Kernaussage des Tages noch einmal prägnant zusammenfasst und zum Nachdenken anregt, rundet die Andachten ab. 40 Tage, und jeden Tag bietet sich Ihnen die Möglichkeit, die Bibel etwas besser kennenzulernen und ein wenig Zeit in Gottes Nähe zu verbringen.

Wenn Sie das Buch alleine lesen, können Sie die 40 Tage zu Ihren Tagen mit Gott erklären – ein besonderer Akzent der Stille in einem neuen Jahr. Da sich viele Gemeinden an der Aktion »40 Tage Gott erleben« beteiligen werden, können Sie sich für diese Zeit auch einem Hauskreis oder einer Kleingruppe anschließen. Hier sprechen Sie in den wöchentlichen Treffen über das Thema der Woche. An den sechs Sonntagen werden in den Predigten die Themen aufgenommen und Sie erhalten so einen ersten Impuls zu dem, was in der jeweiligen Woche wichtig ist.

Sechs Wochen, in denen uns sechs Personen aus der Bibel helfen, Wesentliches in den Blick zu bekommen:

In der ersten Woche ist es Jesus selbst, der uns hilft, die Stille neu zu entdecken. Er hat uns die besondere Verheißung gegeben, dass er unsere Sehnsucht nach Mehr stillen will.

In der zweiten Woche wollen wir lernen, Gott in der Stille zu begegnen. Wir werden sehen, dass diese besonderen Zeiten. Lichtblicke in unserem Alltag sind. Mit Mose wollen wir mehr von der Herrlichkeit Gottes erfahren.

In der dritten Woche durchbricht Gott die Stille, so wie bei Samuel, als er mitten in der Nacht von der Stimme Gottes überrascht wurde. Dieses Hören auf Gott veränderte sein Leben.

In der vierten Woche lehrt uns die Gegenwart Gottes das Staunen. Wir werden still und hören zu. Wir lernen mit Maria, Gott anzubeten.

In der fünften Woche ist es Ester, diese besondere Frau aus Persien, die eine unglaubliche Berufung erlebt und dann im Palast des persischen Monarchen zur Retterin ihres Volkes wird. Stille war ihr Geheimnis, der unbedingte Wille, auf Gott zu hören und ihm zu gehorchen. In der letzten, der sechsten Woche schließt sich der Kreis. Leben aus der Stille ist ein Leben in der Kraft Gottes. Petrus hat das erlebt. Aus dem Macher, dem Mann der großen Worte, wurde der Apostel der Hoffnung. Aus der Stille heraus durfte er noch einmal von vorne anfangen.

Das Schlüsselanhängerbüchlein Eine Minute Stille, das die Gedanken des Tages enthält und im Buchhandel erhältlich ist, soll Ihnen schließlich dabei helfen, immer und überall still zu werden und sich auf den zu konzentrieren, der uns jederzeit gerne begegnen will. Ob beim Warten an der Kasse, in der Straßenbahn, in der Mittagspause oder einfach zwischendrin: Erinnern Sie sich an das, was Sie am Morgen gelesen haben, und lassen Sie es ins Herz rutschen.

Von Herzen wünschen wir Ihnen beim Lesen dieses Buches Gottes Nähe, die Begegnung mit dem Auferstandenen. Gott erleben, dem begegnen, der alle Sehnsucht stillt – wenn das in diesen 40 Tagen geschieht, dann wird das Ihr Leben für alle Zeiten verändern.

Elke Werner und Klaus-Günter Pache

Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden.

Psalm 46,11 (LUT)

Unsere Sehnsucht, Gottes Einladung

Stille.

Stille ist nicht die Abwesenheit von Lärm.

Stille ist eine innere Haltung, eine Insel im Herzen.

Es geht um eine heilige Unruhe. Um Fülle und Erfüllung.

Um Momente des inneren Still-Werdens, des Ge-still-t-Werdens.

In Khartum, der Hauptstadt des Sudan, gibt es ein kleines Café, das bei unseren jährlichen Reisen dorthin mein Lieblingsplatz geworden ist. Mitten auf einer großen Verkehrsinsel kann man unter Bäumen sitzen und einen guten Kaffee trinken, ein Eis essen, Freunde treffen, entspannen. Rundherum fahren Tausende Autos. Doch ist man erst einmal heil über die Straße gekommen und sitzt im Café auf dieser kleinen Insel, vergisst man die Autos. Mitten in der Hektik des Alltags, mitten an einem großen Straßenknotenpunkt hat man das Gefühl, in einem kleinen Garten Eden zu sitzen. Menschen unterhalten sich angeregt. Kinder spielen miteinander. Die Jugendlichen sind auf Brautschau unterwegs. Es ist fast so, als würde man in eine andere Wirklichkeit eintauchen, wenn man die hektische Straße verlässt und bei dem Café angekommen ist. Und wenn man es wieder verlässt und sich durch die vielen Autos, die den Kreisel umrunden, einen Weg zurückbahnt, kann man kaum glauben, dass man im Café von all dem Lärm und der Hektik gar nichts mitbekommen hat.

Das ist die Art von Stille, um die es in diesem Buch geht. Mitten in der Hektik um uns herum können wir eintauchen in die Wirklichkeit Gottes, die uns in unserem Leben umgibt. Wir können den Stress für einige Momente vorbeiziehen lassen und abschalten, hinhören, genießen, gestärkt wieder zurückgehen in den Alltag.

Stille hat immer schon Menschen fasziniert. Auch wenn wir letztlich selbst für all den Lärm um uns herum verantwortlich sind, auch wenn wir selbst oft die Stille meiden und kaum einmal einen Augenblick innehalten, sondern uns berieseln lassen von Musik oder Fernsehen: Wir sehnen uns nach Stille. Nach einer Pause für unsere Seele. Wenn wir nach einem hektischen Tag nach Hause kommen, wollen wir nur noch eines: abschalten. Und was machen wir? Wir schalten an. Den Fernseher, den Computer, das Radio. Irgendwie scheinen wir zu ahnen, dass Stille gefährlich sein kann. Wir sehnen uns nach ihr, aber wir haben auch Angst vor ihr.

Als Jugendliche ging ich mit Freundinnen immer wieder einmal in ein kleines, katholisches Karmelitinnenkloster – obwohl ich evangelisch war. Wir durften die Schwestern besuchen und durch eine Scheibe mit ihnen sprechen. Gemeinsam lasen wir in der Bibel und redeten über das, was uns wichtig wurde. Danach feierten sie ihren Gottesdienst. Wir durften dabei sein, aber wieder durch ein Gitter abgetrennt von den Schwestern, quasi als Zuschauer in der hintersten Reihe. Private Kontakte, persönliche Gespräche waren nicht erlaubt. Sie lebten abgeschieden von allem Weltlichen in ihrem Kloster. Sozusagen auf ihrer kleinen Insel. Schon immer haben Mönche und Nonnen sich aus der Welt zurückgezogen, um völlig für Gott da zu sein, in der Stille seine Stimme zu hören und sich ganz dem Gebet zu widmen. Damals fragte ich mich bereits: »Muss man einen solch radikalen Weg gehen, um Gottes Stimme hören zu können? Muss man sich von der Welt verabschieden, um für Gott da zu sein?«

Was brachte in all den Jahrhunderten so viele Menschen dazu, in ein Kloster zu gehen oder in die Einsiedelei? Die Frage dahinter ist die: Woher kommt die Sehnsucht des Menschen nach solch absoluter Stille? Ich denke, sie kommt aus unserem Innersten, aus unserer Seele. So sind wir Menschen geschaffen. Wir tragen in uns das Wissen, dass es im Leben mehr gibt als das Materielle, das Sichtbare. Wir spüren in uns eine Sehnsucht nach der Transzendenz, nach der Wirklichkeit Gottes. Das kommt daher, dass Gott uns Menschen als sein Gegenüber geschaffen hat. Als Gefährten, als Freunde, als Gesprächspartner. Er hat viel von sich in uns Menschen hineingelegt, als er uns in seinem Bild erschuf. Als Mann und als Frau sind wir dazu gemacht, neben all der Arbeit still zu werden, auszuruhen und auf Gott zu hören. Er selbst erdachte den Rhythmus von Tag und Nacht, von Arbeiten und Ruhen:

Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte (1. Mose 2,2-3; LUT).

Gott selbst wurde still. Er ließ alles los, schaute sich an, was er gemacht hatte, und konnte sich an allem freuen. Er gebot auch den Menschen, diesen siebten Tag zu heiligen, das heißt abzusondern von den anderen Tagen. An diesem Tag sollte man die Stille besonders suchen, um Gott zu begegnen. Unsere innere Sehnsucht nach Stille ist also angetrieben von unserer inneren, von Gott in uns Menschen hineingelegten Uhr, die den Rhythmus des Lebens in sich trägt: Arbeiten und Ruhen.

Doch nicht nur der wöchentliche Ruhetag bringt Stille in unser Leben. Auch mitten im Alltag können wir kleine Inseln der Ruhe schaffen und dort der Seele ihren Raum geben, sie »baumeln« lassen. Wir können entspannen und gleichzeitig gespannt hinhören, was Gott uns zu sagen hat.

Nehmen wir als Beispiel ein Formel-1-Rennen. Obwohl es bei diesem Rennen um Hundertstelsekunden geht, vergisst keiner der Fahrer, in die Box zu fahren, um dort zu tanken, sein Fahrzeug zu überprüfen und neu rüsten zu lassen. In den wenigen Augenblicken in der Box geschieht sehr Wesentliches. Jede Hundertstelsekunde entscheidet über Sieg oder Niederlage. Wer meint, auf solche Stopps verzichten zu können, kommt vielleicht eine Zeit lang schneller voran, wird aber am Ende nicht das Ziel erreichen. Ohne Benzin im Tank fährt auch ein Formel-1-Auto nicht. Und wer die falschen Reifen aufzieht, riskiert bei den dortigen Geschwindigkeiten sein Leben.

Ähnlich ist es bei uns: Wer das Ziel seines Lebens erreichen will, braucht regelmäßige Stopps bei Gott. Anhalten, innehalten, hinhalten, aushalten, neue Kraft erhalten, einen Halt im Leben bekommen. Darum geht es in der Stille.

Gott ist bereit für unseren Boxenstopp. Er lädt Sie ein, bei ihm anzuhalten. In seiner Gegenwart, an diesem heiligen Ort der Nähe Gottes, erhält unser Leben eine neue Richtung. Vielleicht kennen Sie Gott noch gar nicht. Aber Sie spüren diese Sehnsucht nach mehr. Nach Ruhe im Herzen. Nach Geborgenheit. Nach Sicherheit und Schutz. Nach Nähe und Frieden. Dann sollten Sie sich aufmachen, Gott zu suchen. Dieses Buch möchte Ihnen dabei helfen. Schon Augustinus meinte: »Unser Herz ist unruhig, bis es Ruhe findet, o Gott, in dir.«

Vielleicht leben Sie auch schon viele Jahre mit Gott und aus einer lebendigen persönlichen Beziehung zu ihm ist Routine geworden, der Stopp bei Gott eine lästige Pflicht. Dann möchte dieses Buch Sie dazu einladen, sich neu auf das Abenteuer des Hörens auf Gott einzulassen. Ihm in der Stille zu begegnen. Neue Kraft bei ihm zu tanken. Sie werden überrascht sein, wie klar Gott redet, und wie spannend das ist.

Stille ist nicht die Abwesenheit von Lärm, sondern die Anwesenheit von Gott. Mitten im Alltag. Nicht hinter Mauern, nicht hinter Glas, sondern mitten in Ihrem eigenen Leben. Gott ist bereit. Lassen Sie sich auf das Abenteuer ein? (EW)

Stille praktisch:

Schon seit vielen Jahrhunderten üben sich Christen darin, auf Gott zu hören. Um still werden zu können und der Seele Raum zu verschaffen, gibt es eine kleine Übung, mit der wir uns heute und in dieser Woche beschäftigen wollen: das Herzensgebet.

Das geht so: Achten Sie auf Ihren Atemrhythmus. Einatmen und Ausatmen wechseln regelmäßig ab. Sie atmen gleichmäßig und entspannt. Dabei sprechen Sie in Ihrem Herzen beim Einatmen: »Jesus«, und beim Ausatmen: »Christus«. Versuchen Sie das doch einfach einmal für einige Minuten.

Man kann diese Übung jederzeit und an allen Orten wiederholen. Sie hilft dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und lenkt den Blick des Herzens auf Jesus Christus. Wer möchte, kann auch beim Einatmen: »Jesus Christus«, und beim Ausatmen: »Erbarme dich meiner!«, sagen.

Der Gedanke des Tages:

»Das ewige Wort wird nur in der Stille laut.« (Meister Eckhart)

Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.

Psalm 32,8 (LUT)

Sie haben Ihr Ziel erreicht!

Mit einem kleinen Zettel auf dem Schoß fuhr ich früh am Samstagmorgen zu einem Seminar, bei dem ich sprechen sollte. Auf dem Zettel stand die Wegbeschreibung. Ich war nach Essen unterwegs. Dort sollte ich an einer bestimmten Stelle von der Stadtautobahn abfahren und mich dann Richtung Baldeneysee halten. Dort würden dann schon die Hinweisschilder auf das Haus stehen, das ich suchte. Am Baldeneysee angekommen, sah ich kein einziges solches Schild. Was blieb mir anderes übrig, als um den See herumzufahren? Um diese Uhrzeit – gegen 8 Uhr an einem Samstagmorgen – sind die Straßen menschenleer. Der Termin meines Vortrags rückte immer näher. Endlich sah ich einen Mann, der die Straße fegte. Er kannte das Haus. Ich war mittlerweile am falschen Ende des Sees angekommen. Also entweder weiter um den See herumfahren oder umdrehen. Ich entschied mich fürs Weiterfahren und kam mit etwas Verspätung an.

Wie anders ist es, wenn ich heute unterwegs bin. Ich habe eine »Regina«, eine »Herrscherin« im Auto. Sie bringt mich von jedem beliebigen Ort an jeden anderen beliebigen Ort. Ich muss ihr einfach nur gehorchen. Manchmal fahre ich dennoch »nach Gefühl« und nicht nach ihren Vorschlägen. Aber »Regina« ist ja kein Unmensch. Sie ist barmherzig und wo auch immer ich gelandet bin, sie bringt mich doch zum Ziel. Oft sagt sie: »Wenn möglich, bitte wenden«, oder: »Ihre Route wird neu berechnet. Fahren Sie zur geplanten Route.«

Wie ist es in unserem Leben mit der Orientierung? Viele von uns leben nach ihrem Bauchgefühl. Sie lassen sich treiben, entscheiden spontan oder warten ab, bis sich ihnen Gelegenheiten im Leben bieten, die sie dann fröhlich ergreifen. Andere träumen vom großen Glück, während das kleine ungeachtet an ihnen vorbeizieht. Sie denken: erst die Ausbildung, dann heiraten, dann Kinder, dann das kleine Häuschen am Waldrand, dann in die Rente gehen und nur noch reisen und das Leben genießen. Doch was, wenn das Leben uns übel mitspielt, wenn wir krank werden, arbeitslos? Wenn wir zerstritten sind mit geliebten Menschen oder in Konflikten mit Arbeitskollegen und Nachbarn stecken? Was gibt uns Orientierung im Alltagsdschungel? Wer kann uns helfen, auf wen können wir hören? Ist Stille die Antwort?

Unterschiedliche Weltanschauungen bieten verschiedene Methoden an, wie man in Stille, in Meditation einsteigen kann. Die Frage ist: Was will ich in der Stille erreichen? Will ich mich in mich selbst versenken? Oder will ich mit der übernatürlichen Wirklichkeit, der Transzendenz in Kontakt treten? Was suche ich, wenn ich still werde? Oder besser gesagt: Wen suche ich? Wer sich selbst sucht, wird mit sich selbst allein bleiben. Wer Stille sucht, um Orientierung im Leben zu finden, sollte sich an den Erfinder des Lebens wenden, an den lebendigen Gott selbst, der sich in Jesus Christus offenbart hat. Und in diesem Buch geht es genau darum, auf diesen Gott zu hören, der sich uns in der Bibel zeigt. Es geht um den Vater im Himmel, um Jesus Christus und um den Heiligen Geist. Drei und doch – eins. Seit mittlerweile fast zweitausend Jahren haben sich Menschen in ihrer Sinnsuche und mit ihren Glaubensfragen an Jesus Christus orientiert. Wir laden jeden Leser dieses Buchs ein, sich darauf einzulassen, Jesus Christus zu entdecken und auf ihn zu hören. Gerade in dieser ersten Woche wollen wir auf sein Beispiel sehen: Was können wir von ihm über die Stille lernen?

Jesus führte ein sehr spannendes, arbeitsintensives, aufregendes und anstrengendes Leben. Von dem Zeitpunkt seines öffentlichen Auftretens an nahm seine Arbeitslast täglich zu. Die Nachricht, dass er Menschen heilte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Jeder wollte ihn sehen, ihm zuhören, von ihm geheilt werden. Egal, wohin er kam, er wurde von Menschen bedrängt.

Jesus war mit einem klaren Auftrag auf diese Welt gekommen. Er wusste, dass er gekreuzigt werden würde, um die Menschen mit Gott zu versöhnen. Wie sollte er bei den täglichen Anforderungen noch den Durchblick behalten, was wichtig war und was nicht? Wie konnte er den Kurs seines Lebens beibehalten? Wie fand er Orientierung?

Jesus zog sich immer wieder zurück aus all dem Trubel, um allein auf Gott zu hören. Er tat das zu zwei verschiedenen Zeitpunkten. Entweder stand er sehr früh auf und suchte die Stille allein und betete:

Ganz früh am nächsten Morgen, noch halb in der Nacht, ging Jesus aus dem Ort hinaus an einsame Stelle. Dort betete er (Markus 1,35; DBU).

Oder er schickte die Leute am Abend nach Hause und suchte sich dann eine Möglichkeit, allein mit Gott zu sein: Nachdem sie gegangen waren, stieg Jesus allein auf den Berg, um zu beten. Es war inzwischen Abend geworden und er war ganz allein dort (Matthäus 14,23; DBU).

Morgens und abends – das sind auch für uns oft die einzigen Zeiten, über die wir frei verfügen können. Eine Freundin von mir, Mutter von drei kleinen Kindern, steht sehr früh auf, trinkt ihren Kaffee und nimmt sich Zeit, mit Gott zu reden, bevor der Rest der Familie aufsteht.

Es gibt aber auch Menschen, die so früh morgens noch nicht einmal wissen, wie sie heißen, deren biologischer Rhythmus anders ist. Denen zu sagen, sie sollten noch früher aufstehen, um mit Gott zu reden, wäre kein guter Rat. Doch sie können sich abends Zeit nehmen, wenn die Frühaufsteher schon längst nicht mehr denken können. Mein Mann zum Beispiel ist abends viel fitter als morgens früh. Welcher Typ sind Sie?

Jesus hat sich auch zwischendurch, mitten im Alltag, immer wieder im Gebet an Gott gewandt. Er wusste, dass er nur durch die Kraft Gottes Wunder tun konnte. So heißt es oft, dass er seine Augen zum Himmel erhob und dann handelte. Das heißt: Er betete, und dann erst tat er die Wunder oder sprach zu den Anwesenden. Er war im ständigen Kontakt mit dem Vater im Himmel. Er suchte die Stille, auch mitten im Trubel, wenn eigentlich nicht an Stille zu denken gewesen wäre. Durch sie bzw. aus ihr heraus sprach er, handelte er, entschied er, lebte er. Stille war die Grundlage seines Lebens. In der Stille begegnete er dem Vater.

Die Frage ist: Wer oder was steuert mein Leben? Komme ich ohne die Anleitung Gottes auch wirklich am Ziel meines Lebens an? Oder brauche ich seine Hinweise: Wenn möglich, bitte wenden? Wo führe ich mein Leben nach meinen eigenen Vorstellungen und wo lasse ich mich von Gott führen? Entscheidungen treffen wir selten während des Gottesdienstes. Wir treffen sie mitten im Leben. Welche Ausbildung soll ich machen? Wechsle ich meine Arbeitsstelle? Wie gehe ich mit Kollegen um? Wie kann ich mein Kind richtig erziehen? Wie können wir als Ehepaar neu zueinander finden? Soll ich den Krebstest machen lassen? Wofür gebe ich mein Geld aus? Das sind die Entscheidungen, die unser weiteres Leben prägen werden. Und bei ihnen brauchen wir Hilfe. Wir brauchen Gottes »himmlisches Navi«, das uns durchs Leben führt. Doch Achtung! Gott ist kein seelenloses Navi, das an unserem Leben und Ergehen nicht interessiert und beteiligt ist und uns einfach nur auf schnellstem Weg ans Ziel bringen will. Er ist wie ein Vater, der aus Liebe gute Ratschläge für den Lebensweg gibt, oder wie eine Mutter, die ihren Kindern zuhört und ihnen hilft, sich in der Welt zu orientieren.

Jesus brauchte diese Pausen bei Gott, die ihm neue Orientierung ermöglichten. Er brauchte Stille, und sie veränderte seinen Alltag. Wie viel mehr brauchen wir sie! (EW)

Stille praktisch:

Nehmen Sie sich heute noch einmal Zeit für das Herzensgebet. Beim Einatmen könnten Sie sagen: »Jesus Christus«, und beim Ausatmen: »Hier bin ich«. Achten Sie darauf, dass Sie gleichmäßig atmen und Ihre Gedanken auf die Worte beschränken, die Sie innerlich sprechen.

Der Gedanke des Tages:

»Das Ziel gibt der Richtung einen Sinn.« (Werner Mitsch)

In dieser Zeit stieg Jesus auf einen Berg, um zu beten. Er betete die ganze Nacht. Als es hell wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte zwölf von ihnen aus, die er »Apostel« nannte. Als Jesus mit seinen Jüngern den Berg hinuntergestiegen war, kamen sie zu einem großen freien Platz (…) Hier hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt, darunter viele seiner Anhänger. Die Leute kamen sogar aus Judäa, aus Jerusalem und aus den Hafenstädten Tyrus und Sidon. Sie waren gekommen, um Jesus zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Alle, die von bösen Geistern beherrscht waren, wurden befreit. Jeder versuchte, Jesus zu berühren; denn von ihm ging eine Kraft aus, die sie alle heilte.

Lukas 6,12-13.17-19 (HFA)

Stille – nur wie?

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