Stillsitzen wie ein kleiner Frosch - Eline Snel - E-Book

Stillsitzen wie ein kleiner Frosch E-Book

Eline Snel

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Beschreibung

Wie erzieht man ein Kind dazu, Freude und Zuversicht zu empfinden? Wie bringt man ihm bei, sich selbst und andere zu lieben? Wie sich zu beruhigen? Eline Snels neues Buch für die ganze Familie bietet zahlreiche Meditationen, interaktive Geschichten und spielerische Übungen, um zur Ruhe zu kommen. Es unterstützt Kleinkinder bei der Erforschung ihrer inneren Welt und hilft ihnen, sich anderen zu öffnen. Eltern zeigt es verschiedene Möglichkeiten auf, ihren Stress abzubauen, um uneingeschränkt für ihre Kleinen da sein zu können. So können sich Eltern und Kindern auf einfache und spielerische Weise mit den Methoden der Achtsamkeit vertraut machen.

Mit Audio-Übungen als Download - diese eignen sich für Kinder ab 18 Monaten bis vier Jahren, Spieldauer ca. 70 Min.

Der Weltbestseller mit über 1 Million verkaufter Bücher!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 133

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Eline Snel

Übersetzt von Katja Hald

Die französische Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel »L’Éveil de la Petite Grenouille« bei Les Arènes in Paris, Frankreich.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Deutsche Erstausgabe Dezember 2021

© 2021 Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Originalausgabe: © Les Arènes, Paris, 2020

Eline Snel Method ©

© Audioskript: Eline Snel

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotiv: © Marc Boutavant

Illustrationen: Marc Boutavant

Lektorat: Werner Wahls

JG ∙ Herstellung: cb

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-27455-9V001Besuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz

Inhalt

Vorwort: Warum dieses Buch?

Zum Einstieg ein paar Worte über Erziehung

An wen richtet sich dieses Buch?

1. So ein Vater werde ich nie

Ein Kind erziehen, wie mache ich das?

Negative Auswirkungen von Stress

Positive Effekte der Achtsamkeit bei Kindern

Wie nutze ich dieses Buch?

Den Aufmerksamkeitsmuskel trainieren

Sich in Geduld üben

Beim Achtsamsein kann man nichts falsch machen

Meditieren, gemeinsam oder alleine

2. Fangen wir ganz vorne an

Sich hin und wieder zurückziehen

Kinder lernen, indem sie ihre Eltern imitieren

Auf den Atem achten

Auftritt Frosch

3. Was wirklich zählt

Eine starke Bindung

Aufmerksamkeit und Liebe

Akzeptanz und Authentizität

Wenn es stressig wird

Grenzen und Freiräume

Samen eines gesunden Selbstvertrauens

Noch ein Wort zu Grenzen, Tablets und dem Gehirn von Kleinkindern

4. Eintreten in die innere Welt

Morgendlicher Stress

Auf Situationen eingehen, anstatt nur zu reagieren

5. Unser Körper, unser Freund

Hörtest: Verstehen Sie Ihren Körper?

Beruhige dich!

Hautkontakt

Die Magie der Berührung

Sich langweilen macht Spaß!

6. Leben im Augenblick – ein vergessenes Bedürfnis

Mit dem Mut einer Blume

Die Kunst des Beobachtens

Eisschollen, die im Meer treiben

Engelsgeduld oder Überlebensstrategie?

Der große und der kleine Häuptling

Sich öffnen, anstatt zu verdrängen

7. Wenn einen die Gefühle überkommen

Raum geben für Gefühle, Grenzen setzen für das Verhalten

Gefühle verneinen

Gefühle bejahen

Seidene Fäden

Das heimliche Leiden von Kleinkindern

Rettungsschwimmer sein

Was man als Kind lernt, vergisst man so schnell nicht wieder

8. Elternsein ist nichts für Waschlappen

Und was machen wir nun?

Wenn das Unerwartete geschieht

9. Wenn der Körper schlafen will, der Kopf aber nicht

Schlafen kann man lernen wie Rad fahren

10. Der Garten der Seele

Wir haben weniger Einfluss, als wir glauben

Kinder sind eine Spezies für sich

Unvollkommenheit wohlwollend akzeptieren

Dank

Inspirierende Literatur für Eltern

Über die Autorin

Meditationen zum Download

8 Tipps zum Meditieren

Bildnachweis

Inhalt Meditationen und Übungen

Meditationen und Übungen für Kinder

Die Stopptaste

Wach werden mit den kleinen Schalen

Achtsam essen

Das Haus der Kuscheltiere

Zum Einschlafen

Geschichten zum Meditieren für Kinder

Der kleine Frosch atmet

Ganz nah beim Herzen

Das Geheimnis des kleinen Schlaftiers

Ruhezeiten

Die goldene Viertelstunde

Auch mal fünf gerade sein lassen!

Erste Hilfe bei Bauchweh

Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf

Eltern-Kind-Aktivitäten

Massage für die Kleinsten

Die Kunst der Berührung

Achtsamkeit beim Kinderwagenschieben

Was siehst du? Was fühlst du? Was ist verschwunden?

Ein kleiner »Wachmacher« für alle

Tanzen wir!

Meditationen für Eltern

Bewusst atmen

Innehalten und in sich gehen

Stress abbauen

Achtsam mit dem eigenen Körper umgehen

Atmen, um zu akzeptieren

Sich selbst und anderen mit Wohlwollen begegnen

Vorwort: Warum dieses Buch?

Meine Lehrer waren meine Kinder. Vor 28 Jahren wollte meine jüngste Tochter Anne einmal von mir wissen »Wie machst du es, dass du einschläfst?«, eine Frage, die mich lange beschäftigt hat. Was antwortet man auf eine solche Frage? Wie findet man überhaupt gute Antworten auf die Fragen von Kindern? In der Schule ermahnte die Lehrerin Anne immer wieder, still zu sein und sich zu konzentrieren. Aber wie man das anstellt, hat sie ihr nicht erklärt … Da ich selbst schon seit Jahren meditierte, habe ich angefangen, nach Konzentrations- und Achtsamkeitsübungen für Kinder zu suchen, und festgestellt, dass diese meiner Tochter sehr guttaten.

Später dann, als ich für eine Gruppe von Erziehern und Erzieherinnen eine Schulung zu diesem Thema abhielt, meinte eine der Teilnehmerinnen: »Schade, dass ich das alles nicht schon als Kind gelernt habe!«, was mich schließlich dazu inspirierte, eine Methode zu entwickeln, mit der Kinder lernen können, aufmerksamer zu sein. Damals hat das niederländische Bildungsministerium die Kosten für dieses Aufmerksamkeitstraining auf Nachfrage sogar einige Jahre lang erstattet.

Im Jahr 2010 habe ich mein erstes Buch Stillsitzen wie ein Frosch veröffentlicht, das 2013 auch ins Deutsche übersetzt wurde. Mithilfe eines kleinen Frosches wollte ich Eltern und Kinder auf einfache und spielerische Weise mit den Methoden der Achtsamkeit vertraut machen. Das Buch vermittelt, wie es gelingt, uneingeschränkt präsent zu sein, mit dem Kopf, mit dem Herzen und mit dem Körper. Beim Schreiben konnte ich auf eine 30-jährige Erfahrung als Meditations- und Achtsamkeitstrainerin zurückgreifen, die mich immer wieder gelehrt hat, wie wichtig es in unserer immer schnelllebigeren Welt ist, nicht nur die angeborene Neugier von Kindern zu fördern, sondern auch ihre natürliche Empathie und Anteilnahme. Das Buch wurde zu einem internationalen Bestseller.

Heute hilft der kleine Frosch Kindern auf der ganzen Welt und aus den unterschiedlichsten Kulturen dabei, ihren »Aufmerksamkeitsmuskel« zu trainieren. Er erklärt ihnen, wie unliebsame Gefühle zu Freunden werden, warum wir unseren Gedanken nicht immer vertrauen können und dass Freundlichkeit wie ein warmer Sommerregen ist, der alles und jeden wachsen lässt, ohne Ausnahme. Tausende Kinder ab fünf Jahren praktizieren täglich mit dem Frosch ihre Lieblingsmeditation. Nicht, weil sie es müssen, sondern weil sie es gerne tun. Sie finden Geborgenheit und Ruhe vor dem alltäglichen Trubel und lassen ihre großen und kleinen Probleme hinter sich. Mittlerweile haben sich viele Erzieher, Psychologinnen und Eltern mit diesem Ansatz (der Methode Eline Snel) auseinandergesetzt und ihn in die Schulen, Erziehungseinrichtungen und Familien getragen.

Während der zahlreichen Workshops und Schulungen, die ich regelmäßig abhalte, wurde ich oft gefragt, ob es nicht auch ein Buch für Eltern von Kleinkindern gibt mit Tipps zum Umgang mit der morgendlichen Hektik und dem Stress am Abend. Wie schaffe ich es, geduldig und stark zu bleiben? Wo im Körper manifestiert sich meine Erschöpfung? Wie beherrsche ich meine Wut? Niemand kann in unserer rastlosen Zeit im Einklang mit sich selbst leben, ohne die eigene Unvollkommenheit zu akzeptieren und sich auf die Dinge zu besinnen, die wirklich wichtig sind. Die Zeit am Bildschirm zu begrenzen fällt uns allen schwer, genauso wie die Fürsorge und das Mitgefühl für uns selbst. Es ist wie mit dem Erlernen einer Sprache: Wir müssen es unablässig üben. Und unsere Kinder … die lernen es dann von uns.

Hier also Stillsitzen wie ein kleiner Frosch für Eltern mit Kindern zwischen 18 Monaten und vier Jahren, mit zahlreichen Aufmerksamkeitsübungen und Anregungen für Momente der Achtsamkeit für die ganze Familie.

Das Buch enthält interaktive Geschichten und spielerische Übungen, mit deren Hilfe Kinder unter drei Jahre lernen, sich besser zu konzentrieren. Das meiste lernen Kinder jedoch durch das Beispiel, das wir als Erwachsene ihnen geben.

Die kurzen Meditationen in diesem Buch sind ideal für Kinder bis zu drei Jahren. Ab vier Jahren ist das kindliche Gehirn dann so weit entwickelt, dass mit den Meditationen in Stillsitzen wie ein Frosch begonnen werden kann. Kinder lernen, ihre Gefühle zu benennen und selbst die unangenehmsten Emotionen und verrücktesten Gedanken zuzulassen, und das wiederum hilft ihnen, besser damit umzugehen. Dieser Prozess unterstützt positives Verhalten und bildet die Basis für ein gesundes Selbstvertrauen.

Dieses Buch kann Antworten auf viele Ihrer Fragen geben, wenn auch nicht auf alle. Das Leben ist zu vielschichtig und unberechenbar, um auf alles eine Antwort zu haben. Aber die Fähigkeit, sich dem Reichtum des Augenblicks zu öffnen – dem Hier und Jetzt –, ist ein Anfang. Und dazu genügt ein Lächeln, eine kleine Hand in der Ihren oder ein erleichtertes Aufatmen, wenn die Kinder endlich schlafen.

Sie müssen nichts weiter tun, als sich Ihre Kleinen richtig anzusehen und ihnen zuzuhören – sie in der Gesamtheit ihres Wesens wahrnehmen, die getrieben ist von dem tiefen Bedürfnis, integer und richtig zu handeln.

Dieses Buch erklärt, wie wir Kleinkinder dabei unterstützen, zu achtsamen Erwachsenen heranzuwachsen – zu sanftmütigen, warmherzigen Menschen mit einem klaren Blick für die eigenen Bedürfnisse und das, was sie der Welt zu bieten haben.

Zum Einstieg ein paar Worte über Erziehung

Wer kleine Kinder hat, macht sich ständig Gedanken über deren Erziehung: »Mache ich alles richtig?«, »Bin ich zu streng?«, »Oder zu gutmütig?«, »Übe ich zu viel Kontrolle aus?«, »Nehme ich die Sache zu locker?«

Wahrscheinlich sind Sie eine bessere Mutter oder ein besserer Vater, als Sie glauben – sehr viel stärker, aber auch verwundbarer, womöglich viel verrückter, als sie denken, und dabei extrem mutig. Eines sind Sie jedoch in jedem Fall, Sie sind nicht perfekt. Sich das immer wieder bewusst zu machen kann ungemein beruhigend sein. Wie alle Eltern müssen auch Sie lernen, mit Ihrem Stress umzugehen, und bestimmte »Übungen« können Ihnen dabei helfen. Genau darum geht es in diesem Buch. Kinder ohne Kratzer und Schrammen großzuziehen ist schlicht und ergreifend unmöglich. Wir alle sind Produkte unserer Vergangenheit, die ihre Spuren und Narben hinterlassen hat. Die verinnerlichten Verhaltensregeln, Gewohnheiten und Traditionen unserer Kindheit kommen wieder zum Vorschein, sobald wir eine eigene Familie gründen, oft sogar ausgeprägter als zuvor. So ist es für jemanden, der selbst streng erzogen wurde, beispielsweise nicht leicht, sich einzugestehen, dass er sich viel zu schnell zu Machtkämpfen mit seinem Kind hinreißen lässt. Und für Menschen, die ihre Freiheit lieben und einen ungezwungenen Lebensstil, kann die Ankunft eines Babys einem Erdbeben gleichkommen. Genauso erfordert es einigen Mut zuzugeben, dass man seinen Partner in Erziehungsprozesse manchmal nicht miteinbezieht, weil man glaubt, es besser zu wissen.

Achtsamkeit bedeutet nicht, sich zu fragen, ob etwas »gut« oder »schlecht« ist. Vielmehr ist sie eine Einladung, sich regelmäßig hinzusetzen und dann einfach einmal sitzen zu bleiben. Nicht ständig durch die Gegend zu hetzen und Dinge zu tun, die man auch später noch erledigen kann. Sie ist eine Einladung, sich Zeit zu nehmen, die Schultern zu entspannen, eine natürliche Haltung einzunehmen und bewusst zu atmen … den Augenblick tief einzuatmen … und wieder loszulassen … zu spüren, wie der Atem sanft die Brust hebt … den Bauch … und seinen Gedanken dabei freien Lauf zu lassen … ohne sich gegen sie zu wehren … für einen Moment alle Sorgen an sich abgleiten zu lassen … und seine gesamte Aufmerksamkeit ausnahmslos sich selbst und diesem Moment zu widmen … Das ist Achtsamkeit!

An wen richtet sich dieses Buch?

Ich habe dieses Buch für Eltern mit Kindern im Alter zwischen anderthalb und vier Jahren geschrieben, für ihre Großväter und Großmütter, für Erzieher und Erzieherinnen in Krippen, Kindergärten und Kindertagesstätten und für Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten.

Dieses Buch ist kein Rezeptbuch, kein Erziehungsratgeber und auch keine Erste-Hilfe-Anleitung, sondern richtet sich an:

alle, die lernen möchten, mehr auf sich selbst zu vertrauen (weil die anderen es auch nicht besser wissen).alle, die auf Kinder vertrauen, weil sie von Anfang an ehrlich, empathisch, verletzlich und stark sind.alle, die sich große Sorgen machen, aber nicht immer wollen, dass andere es mitbekommen.alle, die Kindern ohne Vorurteile begegnen und ihnen keine Etiketten anheften von der Sorte: »Sie ist die Musikalische in der Familie, und er funktioniert wie ein Uhrwerk.«alle, die Kinder auch die Dinge ausprobieren lassen, die schiefgehen können.alle, die Kindern ihre volle Aufmerksamkeit schenken, sie wahrnehmen, ihnen zuhören, zusehen, und das, ohne sie ständig zu analysieren und zu kritisieren oder so früh wie möglich zu beeinflussen, wie es in unserer Gesellschaft allgemein üblich ist.

In diesem Buch lernen Sie, wie Sie sich in dieser Welt, in der alle immerzu auf der Jagd nach Erfolg und Anerkennung sind, eine Pufferzone schaffen, in der Sie dem Stress, den hohen Erwartungen, den Enttäuschungen und all den anderen Herausforderungen, vor die die Erziehung eines Kindes uns stellt, entkommen. Lernen Sie, auf sich selbst zu vertrauen, um das Beste in Ihnen an den Menschen weitergeben zu können, der Ihnen auf dieser Welt am wichtigsten ist: an Ihr Kind.

1So ein Vater werde ich nie

Haben Sie eine solche Szene auch schon erlebt? Auf dem Weg durch die Regalreihen im Supermarkt begegnet Ihnen ein Vater, der einen Einkaufswagen mit einem kleinen Kind schiebt. Der Kleine greift nach allem, was er in die Finger bekommt, und wirft es in den Wagen. Der Vater nimmt die Waren geduldig wieder heraus und sagt: »Nein, Sam, das brauchen wir heute nicht.« Er stellt die Sachen zurück ins Regal; das Kind fängt an zu weinen, und kurz darauf brüllt es den ganzen Supermarkt zusammen. Sie schütteln den Kopf und denken: »So ein Vater werde ich nie. Mein Kind kann auf den Boden stampfen, schreien und toben, solange es will, ich werde auf keinen Fall nachgeben. Ein solches Verhalten würde ich nie akzeptieren. Mein Kind werde ich besser erziehen.«

Heute bin ich dieser Vater. Nicht im Supermarkt, aber im Auto und auf einem riesigen, fast vollen Parkplatz. Meine kleine Tochter, zwei Jahre alt und normalerweise begeistert, wenn wir einen Ausflug mit dem Auto machen, will um keinen Preis den Sicherheitsgurt anlegen. Sie strampelt und schreit und versucht sich loszumachen, bis sie rot wird vor Zorn. Mehrere Leute auf dem Weg zu ihrem Auto werfen uns mitleidige Blicke zu. Ich fühle mich hilflos, und mir wird schmerzlich bewusst, dass ich nicht die leiseste Ahnung habe, wie man mit einem Kleinkind, das völlig außer Rand und Band geraten ist, umgeht. Was soll ich tun? Mit ihr reden? Singen? Sie beruhigen? Zur Ordnung rufen? Was ich auch tue, gegen ihren Zorn habe ich keine Chance. Mir ist heiß, und ich würde am liebsten im Erdboden versinken.

Eine Familie mit ruhigen, wohlerzogenen Kindern nähert sich. Ihr Auto steht direkt neben unserem. Der Vater betrachtet mit einer gewissen Überheblichkeit das Gewirr wild fuchtelnder Arme und Beine. Soll er doch. Ist mir doch egal, wenn sie uns anglotzen, denke ich. Aber wenn ich ehrlich bin, wäre es mir lieber, dass uns überhaupt niemand so sieht. Ich will nur, dass meine Tochter endlich aufhört zu toben, aber stattdessen schlägt und tritt sie weiter um sich. Plötzlich gelingt es ihr, sich mit einem wütenden Schrei aus meinem Griff zu befreien und fällt dabei fast aus dem Auto. Ich kann sie gerade noch an einem Bein festhalten.

Ein Kind erziehen, wie mache ich das?

Was genau ist in einem solchen Fall gute Erziehung? Einfach weggehen? Schreien? Schlagen? Wie beruhigt man ein Kind, das einem den Dritten Weltkrieg erklärt hat?

Ich nehme meine Tochter aus dem Auto und drücke sie fest an mich. Zuerst einmal muss ich mich selbst beruhigen. Ich atme mehrfach tief durch und fange an, beruhigend auf sie einzureden, während ich sie hin und her wiege und mit ihr über den Parkplatz gehe. Ich zähle ihr die Farben der Autos auf, an denen wir vorübergehen … ein blaues, ein rotes und ein weißes … und da, noch ein rotes … dann summe ich ihr Lieblingslied … dann noch mal … und dann noch mal. Aber sie gibt sich noch nicht geschlagen. Noch ist sie nicht so weit. Mit neuer Energie versetzt sie mir Fußtritte und brüllt: »Lass mich los!« Und dann … nachdem wir die Reihe der roten, weißen und blauen Autos fünf Mal auf und ab gegangen sind, hört es so plötzlich wieder auf, wie es angefangen hat. Sie schluchzt noch ein bisschen, dann legt sie ihr blondes Lockenköpfchen an meine Schulter … und der Sturm ist vorüber … ihr Zorn verflogen …

Das war sicher nicht ihr letzter Wutausbruch … Aber auch der nächste wird vorübergehen. Manchmal bedeutet erziehen einfach nur abzuwarten! Warten, bis der Sturm sich legt. Denn genau das geschieht am Ende immer.

Negative Auswirkungen von Stress