Storm oder Die Erfindung des Fußballs - Jan Birck - E-Book

Storm oder Die Erfindung des Fußballs E-Book

Jan Birck

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  • Herausgeber: Carlsen
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Das Fußballspielen kann nicht zufällig entstanden sein. Es muss richtig erfunden worden sein! Und zwar von einem Jungen namens Storm. Der wurde wegen seiner unzähligen Sünden in eine Klosterschule gesteckt. Doch er hat andere Pläne: Er will ein großer Seefahrer und Krieger werden und haut ab. Leider fällt er dann ausgerechnet Ansgar dem Haarigen in die Hände: Einem waschechten Wikinger, der - von einem Hexenschuss getroffen - seinen Überfall auf England ergebnislos abbrechen muss. Seine einzige Beute: Storm und ein kleiner Hund namens Luzifer. Von nun an müssen Storm und Luzifer beweisen, was sie wirklich draufhaben. Es ist alles nicht so leicht … bis Storm eine bahnbrechende Erfindung macht. Eine Erfindung, die alles verändert! Die digitale Ausgabe von »Storm oder Die Erfindung des Fußballs« ist ausschließlich als Fixed Format verfügbar und eignet sich deshalb nur für Tablets und Smartphone-Apps.

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Neu aufgeschrieben und gezeichnet von Jan Birck
JAN BIRCK
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Alle deutschen Rechte bei Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2019
Umschlag und Innenillustrationen: Jan Birck
Umschlaggrafik: Niklas Schütte
Herstellung: Constanze Hinz
E-Book-Umsetzung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt
978-3-646-90015-6
Dieses Buch habe ich vor einiger Zeit bei einem Händler für verflixt alte
Bücher aufgestöbert. Vieles darin war kaum noch zu entziffern, denn
es war in einer fremdartigen Schrift und vor sehr langer Zeit mit Tinte
und Feder geschrieben worden. Ich machte mich trotzdem an die Arbeit
und tauchte immer tiefer in ein unglaubliches Abenteuer ein:
Die Geschichte von der Erfindung des Fußballs!
Storms Klosterschule
ENGLAND
So etwa muss er ausgesehen haben .
Er wurde in einer stürmischen Nacht vor über 1000 Jahren geboren
und wuchs an der Küste einer großen Insel auf, die man heute Eng-
land nennt. Die Menschen, die dort lebten, wussten noch nicht viel
von der Welt. Deshalb hatten sie auch keine Ahnung davon, dass ihr
friedliches Leben in großer Gefahr war. Denn weit im Norden, auf der
anderen Seite des Meeres, lebten wilde Männer mit Zöpfen an den
Bärten: die Wikinger!
Die hatten genug davon, sich gegenseitig auszuplündern, und
bauten sich Langschiffe, mit denen sie auf Raubzug in ferne Länder
aufbrechen wollten.
Reydarfjordurthoft
LAND
DER WIKINGER
NORDSEE
Das ist
STORM
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Aber bis Storm etwa so alt geworden war, wie du jetzt bist, passierte
nicht viel an seiner Küste. Der Einzige, der für Ärger sorgte, war Storm
selbst:
Er fand keine Freude daran, frühmorgens aufzustehen, um gemein-
sam mit dem Vater und den älteren Brüdern fröstelnd zum Fischfang
hinauszurudern. Es machte ihm auch keinen Spaß, am Abend müde
die Netze zu flicken oder das Boot zu reparieren.
Dafür war er meisterhaft darin, sich davonzustehlen. Dann verkroch
er sich in einem versteckten Winkel am Ende des übernächsten Stran-
des, den nur er allein kannte. Hier fühlte er sich frei und blickte den
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Seevögeln nach, die die ganze Welt mit ein paar Flügelschlägen im
Wind erobern konnten. Und manchmal, wenn ihm kalt wurde oder
wenn ihm einfach danach war, spielte er ein Spiel gegen die Wellen,
die in regelmäßigen Abständen den Strand hinaufstürmten: Er holte
eine riesige, hohle Nuss aus einer Nische in den Felsen, die ihm das
Meer eines Tages genau vor die Füße gespült hatte. Die warf er weit
hinaus in die Brandung, bis die Nuss wieder den Strand hinaufgeku-
gelt kam.
Dann stoppte Storm das Ding mit den Füßen und spielte es dem Meer
zurück.
Dabei konnte es vorkommen, dass Storm völlig vergaß, dass sein
Vater stinksauer auf der Suche nach ihm war ...
Aber trotz aller Strafen, die er deshalb zusätzlich abzuarbeiten
hatte, zeigte Storm keine Anzeichen der Besserung. Und so kam es,
dass seine Eltern eines Tages überfallen wurden. Allerdings nicht von
den zopfbärtigen Männern, die noch an ihren Drachenschiffen her-
umzimmerten, sondern von der Sorge, dass ihr jüngster Sohn wegen
seiner großen Faulheit und Nutzlosigkeit später einmal in die Hölle
kommen könnte. Das mussten sie unbedingt verhindern. Und so be-
schlossen sie, dass Storm Mönch werden sollte. Sie steckten ihn in
eine Klosterschule, in der er Gehorsamkeit und wenigstens das Rech-
nen oder sogar das Lesen und Schreiben erlernen würde.
Die Schule war wie eine Festung auf einem Felsen erbaut, der von
allen Seiten vom Meer umspült wurde. Von hier war nie zuvor ein
Schüler entkommen.
Na ja, bis Storm kam. Denn für Storm stand längst fest, dass er See-
fahrer und Krieger werden würde! Schon weil „Storm“ ein Name für
ein stürmisches Leben in Freiheit und nicht in einem Klostergefäng-
nis ist. Er hatte ja keine Ahnung davon, dass man mit so einem Namen
auch noch was ganz anderes werden könnte:
Fußballstürmer!
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1. KAPITEL
Ein genialer Fluchtweg, auf den
noch keiner gekommen ist
S
torm schwitzt, obwohl ein kalter Wind durch die feuchte Lehrer-
toilette zieht.
Um den Bauch gebunden: ein Schwimmring.
Vor ihm befindet sich die steinerne Bank des Plumpsklos. Mit einem
großen Loch in der Sitzfläche. Unten sieht er die Wellen und Brecher,
die mit großem Krawall und viel weißer Gischt herumschwappen.
Sein Fluchtplan ist ziemlich verrückt: Er wird durch die Toilette
verduften! Einfach reinsteigen, ins Meer springen und im Schutz des
Morgennebels davonschwimmen.
Obwohl jetzt, so kurz vor dem Ziel, doch ein kleiner Zweifel in ihm
aufflammt, den er überhaupt nicht gebrauchen kann: Ist das Ganze
wirklich eine so gute Idee?
Und dann ist da ja auch noch Luzifer.
Der steht neben Storm und wedelt mit dem Schwanz, weil er mit
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hinaus in die Freiheit will. Der kleine Klosterhund war schon immer
hier. Doch seit dem Tag, an dem man auch Storm in die Schule ge-
sperrt hatte, weicht er ihm nicht mehr von der Seite.
„Du kannst wirklich nicht mitkommen, Luzifer“, flüstert Storm
dem Hund ins Ohr, obwohl ihm dabei beinahe die Tränen kommen.
„Ich weiß ja selbst noch nicht, ob ich schwimmen kann!“
Zugegeben, das klingt jetzt, als sei Storm ein Dummkopf. Kein
Mensch auf der Welt würde es wagen, in die Brandung eines wilden
Meeres zu springen, wenn er nicht ganz genau weiß, dass er schwim-
men kann! Aber Storm hat ja etwas dabei, das ihm helfen wird: den
Schwimmring. Ein Stück Schweinedarm, in den der Küchenmönch
normalerweise Wurst reinstopft. Storm hat den Darm einfach wie
einen langen Luftballon aufgeblasen und vorne und hinten fest zu-
geknotet, damit er ihn sich um den Bauch binden kann. Außerdem
kann er auf diese Weise hoffen, dass eine wichtige Sache trocken
bleibt, die er zuvor noch in die Schwimmwurst hineingesteckt hatte:
sein Tagebuch!
Storm hat jeden Abend etwas hineingeschrieben, denn das Schrei-
ben, das er in der Klosterschule gelernt hat, fällt ihm leicht.
Doch er musste sein Tagebuch geheim halten: Er lebte ja vor 1000
Jahren und das Buch war das allererste Buch, das das Kloster jemals
erreicht hatte. Ein fahrender Händler hatte das kleine, handliche
Ding mitgebracht, das viel praktischer war als die großen, schweren
Schriftrollen, die man bisher verwendete. Anfangs waren die Seiten
zwar noch leer, aber der Obermönch hatte schlimme Folgen befürch-
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tet, wenn sie erst einmal beschrieben sein würden: Ein mit Texten
und Bildern angefülltes Buch würde überall bequem gelesen werden
können. Sollte es Mode werden, Wissen in handlichen Büchern zum
Mitnehmen und nicht mehr auf endlos langen Schriftrollen in der
Klosterbibliothek festzuhalten, würde die ungehinderte Verbreitung
auch der dümmsten Gedanken nicht mehr aufzuhalten sein. Der
Obermönch hatte die Verwendung des Buches also verboten und den
Befehl gegeben, das Ding zu vernichten. Doch Storm hatte es gerettet
und zwischen das Stroh in seinem Kopfkissen gesteckt.
Und jetzt in seinen Schwimmring.
Storm starrt hinunter auf die Wellen und weiß, dass es keinen Weg
zurück gibt. Wenn er es jetzt nicht wagt, wird er es niemals wagen.
Oder sein genialer Fluchtweg wird schon sehr bald entdeckt werden.
Dann wird die Lehrertoilette ein großes Schloss bekommen und er
wird Mönch werden müssen. Und das wäre das Letzte für einen wie
Storm.
„Machs gut, Luzifer!“, flüstert Storm seinem kleinen Freund ins Ohr.
„Leb wohl und pass gut auf dich auf!“
Luzifer fiept so leise, dass er dabei noch viel trauriger als der trau-
rigste kleine rote Hund der Welt klingt.
Aber Storm muss jetzt stark bleiben. Er dreht sich um und steigt in
das Klo. Er hockt sich an den Rand der Öffnung … und weiß im selben
Moment, dass sein Plan wirklich komplett verrückt ist. Selbst wenn er
den Sprung in die Brandung überlebt und raus aufs Meer schwimmt –
was dann?
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In diesem Moment schlurft der Mathemönch um die Ecke und biegt
in den dunklen Gang ein, der zur Lehrertoilette führt.
„Heeeeeeee!“, brüllt er, als er Storm verkehrt herum auf seinem
Platz sitzen sieht.
Mist, denkt Storm, während der Mathemönch zum Laufschritt ansetzt.
„Was geht denn hier vor?“ Der Mathemönch verliert eine San-
dale und stolpert über die andere. Doch dann hat er die kleine Kammer
erreicht, in der sich Storms Fluchttoilette befindet.
„Hab ich dich!“, brüllt der Mönch siegessicher.
Hast du nicht, denkt Storm und knallt die schwere Holztür in seinem
Rücken zu, sodass der Mathemönch mit einem gewaltigen Schlag dage-
genrumpelt. Und Storm, der nicht darauf warten will, dass der alte Quäl-
geist wieder zu sich kommt, springt.
Und fällt.
Und fällt.
Erst sausen die Mauern des Klosters an ihm vorbei nach oben, dann
die Felswand der Klippe. Und dann knallt es.
Arschbombe!
Das salzige Wasser schließt sich über ihm. Es dringt in Mund und
Nase und Ohren, wirbelt ihn herum und drückt ihn unter Wasser.
Aber Storm hat ja seine Schwimmwurst, die ihn immer wieder zu-
rück an die Oberfläche zieht. Und da, genau vor ihm, liegt der kleine
Strand! Storm wird von einer Welle in die Luft gehoben und zurück
an die Küste geschossen, die er eigentlich verlassen wollte.
Er landet mit dem Gesicht im Sand und rappelt sich hoch. Er hustet
und spuckt einen kleinen Krebs aus, bis er endlich wieder ordentlich
Luft bekommt. Der Krebs macht sich so schnell wie möglich aus dem
Staub und Storm sieht sich um. Viel ist in der Dunkelheit nicht zu
erkennen. Gerade genug, um das kleine Boot hinter einem Felsen zu
bemerken.
Und da ein echter Storm niemals aufgibt, verliert er keine Zeit. Er
spurtet rüber zu dem Ruderboot und zieht und schiebt das Ding in die
Brandung. Er springt hinein, bevor das Boot ohne ihn auf Reisen geht,
schnappt sich die Riemen und legt los.
Storm rudert und rudert und macht erst Pause, als er es durch ein gan-
zes Dutzend Brecher geschafft hat. Zur Sicherheit paddelt er noch ein
halbes Dutzend Brecher weiter hinaus. Bis sich das Meer beruhigt hat.
Und bis tief hinein in den Nebel. Hier ist er weit genug weg von der
Klosterschule. Hier, im Nebel, ist er so gut wie unsichtbar. Erschöpft
zieht er die Riemen ins Boot. Und dann dauert es nicht mehr lange, bis
Storm in einen tiefen Schlaf fällt.