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Immer häufiger leiden Menschen an scheinbar leichten Erkrankungen, die aber nur schwer ausheilen, viele fühlen sich gestresst und müde. Nicht wenige bekommen die Diagnose Depression, nehmen Antidepressiva, die aber nicht oder kaum helfen. Eine mögliche Ursache hinter diesen Beschwerden kann eine Nebennierenschwäche sein. Entscheidend in der Ausheilung dieser Krankheit ist es, den eigenen Stressoren nachzuspüren und diese zu verändern. Dieses Buch möchte Betroffenen helfen, indem es zum einen über diese Erkrankung in einer auch für Laien verständlichen Sprache aufklärt, und zum anderen Hinweise gibt, dem Stress im eigenen Leben auf die Spur zu kommen und Wege zu finden, diesen zu mindern.
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Seitenzahl: 118
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Bei Ihnen ist eine Nebennierenschwäche diagnostiziert worden, oder Sie vermuten bei sich diese Erkrankung? Dann ist dieses Buch für Sie geschrieben. Wir haben das Buch in zwei Teile aufgeteilt, im Ersten Teil erklären wir Ihnen die körperlichen Zusammenhänge und geben Informationen zur Erkrankung. Denn nur ein gut informierter Patient kann aktiv an der Heilung mitarbeiten.
Im zweiten Teil finden Sie viele Informationen, wie Sie aktiv an Ihrer Gesundung mitarbeiten können. Auch, wenn Sie meist nicht ohne therapeutische Hilfe auskommen werden, die entscheidenden Faktoren zu Ihrer Gesundung liegen in Ihrer Hand.
So möchte dieses Buch informieren und aufklären, aber vor allem mit vielen praktischen Hinweisen Mut machen, einen Weg aus der Erkrankung zu finden.
Alle Hinweise und Tipps stammen aus der langjährigen Erfahrung der beiden Autorinnen. Sie können und wollen aber keinen Besuch bei einem Arzt oder Heilpraktiker ersetzen.
Wir wünschen Ihnen von Herzen, dass Ihr persönlicher Stress nachlässt und Sie so einen Weg zu mehr Gesundheit und Lebensfreude finden.
Ihre Hildegard Nobis und Evelyn Wurster
Teil I
Informationen zur Nebenniere und zu Ursachen und Folgen einer Nebennierenschwäche.
1. Die Nebennieren – kleine Organe mit großer Wirkung
1.1 Was machen die Nebennieren?
1.2 Die Hormone der Nebenniere
1.3 Sympathikus und Parasympathikus - Ein kleiner Ausflug in die Steinzeit
1.4 Cortisol
2. Die Nebennierenschwäche
2.1 Was die Nebennierenschwäche (NNS)?
2.2 Unterschied zur Nebenniereninsuffizienz
3. Die Diagnose der NNS und ihre unterschiedlichen Ausprägungen
3.1 Stadium 1
3.2 Stadium 2, die Nebennierenschwäche
3.3 Stadium 3, die Nebennierenerschöpfung
4. Was sind Auslöser einer Nebennierenschwäche?
4.1 Die Physikalischen Stressoren:
4.2 Die toxischen Stressoren
4.3 Die biologischen Stressoren:
4.4 Die emotionalen Stressoren:
5. Mögliche Folgen einer Nebennierenschwäche
5.1 Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit
5.2 Auswirkungen auf unser Hormonsystem
5.3 Muskelschmerzen, Knochenschmerzen, Fibromyalgie
5.4 Auswirkungen auf die Verdauung
5.5 Sonstige Auswirkungen
Teil II
Besser leben lernen mit NNS
6. Tipps, um Stressoren zu identifizieren und zu minimieren
6.1 Physikalische Stressoren
6.2 Toxische Stressoren
6.3 Biologische Stressoren
6.4 Emotionale Stressoren
7. Was kann ich tun?
7.1 Gegen die Müdigkeit
7.2 Depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit, Lethargie
7.3 Konzentrationsstörungen, Merkfähigkeitsstörungen
7.4 Muskeln und Gelenke
7.5 Magenschmerzen, Sodbrennen, Gefühl von Steinen im Magen
7.6 Darmsymptome
7.7 Magnesiummangel, Muskelkrämpfe, Kopfschmerzen, Sehstörungen
7.8 Haarausfall, brüchige Nägel, trockene Haut
8. Die Behandlung der Nebennierenschwäche
8.1 6 Ziele in der Behandlung der Nebennierenschwäche
8.2 Wie lange dauert die Heilung?
8.3 Was soll ich vermeiden?
8.4 Wie findet man einen Therapeuten?
8.5 Wie verläuft eine Therapie?
9. Ernährung in der NNS
9.1 Einige Grundsätze
9.2 Rezeptideen und Vorschläge in der Nebennierenschwäche
Die Nebennieren haben mit der Niere, die das Blut filtert und Schadstoffe über den Urin ausscheidet, nichts zu tun. Ihren Namen haben sie nur erhalten, weil sie den beiden Nieren wie eine Mütze oben aufsitzen. Es gibt also zwei Nebennieren, eine rechte und eine linke.
Die Nebennieren produzieren Hormone. Viele Hormone. Solche, die mit der Reaktion auf Stress oder Gefahr zu tun haben, aber auch Hormone, die mit dem Geschlecht und der Fortpflanzung zu tun haben.
Die Nebenniere produziert Hormone, die mit Stress und Gefahr zu tun haben und Hormone, die mit der Fortpflanzung zu tun haben.
Man unterscheidet in den Nebennieren das Nebennierenmark von der Nebennierenrinde. Auch die Funktionen von Nebennierenmark und Nebennierenrinde unterscheiden sich, wie im Folgenden erläutert wird.
Im Nebennierenmark sind Nervenfasern, welche Adrenalin und Noradrenalin produzieren. Diese beiden gehören zu den Stresshormonen und werden ausgeschüttet, wenn Gefahr droht. Die Stressreaktion wird im folgenden Kapitel erklärt.
In der Nebennierenrinde werden viel mehr Hormone produziert. Zuerst kommt das Cholesterin über das Blut in die Nebennieren. Dort wird Cholesterin dann in andere Hormone umgebaut. Zuerst zu Pregnenolon, einer Vorstufe des Progesterons. Da zweigt es sich nochmal auf und in einem Ast wird aus dem Progesteron über weitere Zwischenschritte Cortisol (das Aktivitätshormon) gebildet. In einem anderen Ast wird Testosteron (das männliche Hormon) und dann auch die Östrogene (die weiblichen Hormone) gebildet.
Schaubild der Hormonproduktion in der Nebennierenrinde
Testosteron und Östrogene (Östron, Östradiol u. a.) sind Hormone, die unser Geschlecht bestimmen. Testosteron ist dabei das „männlich machende Hormon“ und die Östrogene sind die „weiblich machenden Hormone“. Sowohl Männer als auch Frauen haben jedoch alle Hormone, die männlich und weiblich machenden, und alle werden in der Nebenniere gebildet. Allerdings haben Männer sehr viel mehr Testosteron, denn bei ihnen wird es noch im Hoden gebildet. Durch diesen Testosteronüberschuss werden die männlichen Merkmale in der Pubertät ausgebildet.
Frauen hingegen haben sehr viel mehr Östrogene, die bei ihnen zusätzlich in den Eierstöcken gebildet werden. Mehr Östrogene sorgen für die Ausbildung der weiblich machenden Merkmale.
So sorgt der Überschuss an einzelnen Geschlechtshormonen aus den Geschlechtsdrüsen dafür, dass wir männlich oder weiblich sind.
Für das Cortisol ist die Nebenniere der einzige Bildungsort. Es ist ein überlebenswichtiges Hormon. Hätten wir keine Cortisolproduktion mehr, dann würde der Mensch sterben.
Das aber kann nur bei einer Nebenniereninsuffizienz passieren, die ärztlich behandelt werden muss. Näheres zum Unterschied zwischen Nebennierenschwäche und Nebenniereninsuffizienz finden Sie im Kapitel 2.2 auf Seite →.
Das sind zwei komplizierte Begriffe, die jedoch eine wichtige Rolle in unserem Leben spielen. Sie regulieren unsere Stressreaktion und das war für die Menschen schon immer überlebenswichtig.
Machen wir eine kleine Zeitreise und gehen zurück zu dem Ur-Menschen, der in Höhlen lebte, sich vor wilden Tieren in Acht nehmen musste und zudem sein Essen nicht im Supermarkt kaufen konnte, sondern selbst jagen oder sammeln musste.
Dieser Ur-Mensch war immer in Gefahr, selbst zur Beute zu werden für Raubtiere. Er musste ständig auf der Hut sein. Lärm in seiner Umgebung warnte ihn. Stand nun ein Säbelzahntiger vor ihm und fletschte die Zähne, war es wichtig, dass er all seine Energie für die Flucht verwendete.
Schauen wir uns mal an, was im Körper vorgeht, wenn der zähnefletschende Säbelzahntiger plötzlich vor dem Ur-Menschen steht:
Auge meldet an Gehirn: „Ich sehe einen Säbelzahntiger vor mir!“
Das Gehirn löst sofort roten Alarm aus und schüttet innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde Adrenalin und Noradrenalin aus.
Sofort werden alle Zuckerreserven im Körper mobilisiert. Aus Zucker gewinnt jede Zelle Energie, das heißt, es werden alle Energiereserven mobilisiert und zwar wirklich sehr schnell.
Der Zucker wird zu den Muskelzellen geschickt. Zucker ist für die Muskeln der Treibstoff. Sie werden also mit Treibstoff versorgt, damit sie Höchstleistung erbringen können.
Die Pupillen erweitern sich, damit man den Tiger im Auge behält und die Fluchtwege sieht.
Die inneren Organe wie Darm, Magen, Bauchspeicheldrüse, Leber, Galle, Niere und die Geschlechtsorgane werden weniger stark durchblutet. Das so gewonnene Blut wird zur Lunge und zu den Muskeln geleitet, damit diese nun so effektiv wie möglich arbeiten können. Flucht ist wichtiger wie Verdauen in diesem Moment. Sonst wird der Ur-Mensch selbst verdaut.
Der Herzschlag beschleunigt sich, die Atmung verstärkt sich.
Der Ur-Mensch nimmt die Beine in die Hand und rennt um sein Leben.
Damit er die Flucht noch eine Weile fortsetzen kann, schüttet der Körper nun Cortisol aus. Cortisol wiederum hält diese Stressreaktionen länger aufrecht, als es Adrenalin und Noradrenalin tun könnten. Diese beiden sind wie der „ALARM“ Schrei und verpuffen rasch. Cortisol jedoch kann länger ausgeschüttet werden. So kann der Ur-Mensch ein Versteck finden, dort aufmerksam sein, ob er gefunden wird, um dann rasch wieder weiter flüchten zu können.
Das macht der Sympathikus:
Adrenalin und Noradrenalin werden ausgeschüttetEtwas später auch CortisolDie Pupillen weiten sichZucker wird für die Muskeln mobilisiertLunge und Herz werden gut durchblutetPuls und Atmung beschleunigen sichDie Durchblutung der inneren Organe wie Magen und Darm reduziert sichGehen wir mal davon aus, die Flucht gelingt ihm. Er findet zurück zu seiner Höhle, kriecht rein und erzählt seiner Familie von seiner abenteuerlichen Flucht. In seinem Körper ist nun kein hoher Adrenalinspiegel mehr. Cortisol jedoch wird noch weiter ausgeschüttet. Das kann noch 24 Stunden ausgeschüttet werden. Erst wenn die Gefahr wirklich vorüber ist, beruhigt sich auch die Cortisolausschüttung und der Ur-Mensch kommt in die Ruhephase. Vielleicht sagt die Ur-Frau ja nach der Erzählung etwas zu ihm wie das folgende: „Na, sei froh, dass Du es geschafft hast, nun komm erstmal runter und iss etwas.“
Mit „runter kommen“ meint sie, dass er aufhören soll, noch weiter Cortisol zu produzieren. Er soll sich entspannen und nun in den parasympathischen Zustand kommen. Das ist die Phase der Ruhe, Entspannung und Erholung.
Was er bisher erlebt hatte, war der sympathische Zustand – die Phase der Erregung, des Stresses und der Gefahr.
Nun ist er in der Höhle vor den wilden Tieren sicher, seine Ur-Frau hat ihm ein leckeres Mammutsteak gegrillt und legt noch ein paar Wildbeeren dazu. Er entspannt sich und isst.
Was geschieht in seinem Körper, wenn der Ur-Mensch entspannt?
Durch die Entspannung und die parasympathische Regulierung werden nun die inneren Organe besonders gut durchblutet. Die Muskeln bekommen weniger Blut, sie sind nun auch nicht gefordert. Das Herz schlägt langsamer. Das Gehirn wird wieder besser durchblutet und das Denken fällt nun wieder leichter. Jedenfalls so lange, bis er dann einschläft.
Seine Verdauung bekommt nun die Energie, damit sie perfekt funktionieren kann. Die Bauchspeicheldrüse schüttet Verdauungsenzyme aus, die Muskeln im Magen arbeiten auf Hochtouren, um den Nahrungsbrei zu durchmischen. Die Pupillen werden kleiner, denn außer dem Essen muss er nun nicht mehr so viel sehen. Alle Verdauungsorgane funktionieren bestens in der Entspannung.
Das macht der Parasympatikus
Adrenalin und Noradrenalin bauen sich abDie Cortisolausschüttung wird gedrosseltHerzschlag und Atmung gehen ruhigerDie Durchblutung der inneren Organe wie Magen und Darm wird wieder hochgefahren. Sie arbeiten nun effektivDie Pupillen werden kleinerWir sehen also, dass im sympathischen Zustand – dem Zustand des Stresses oder der Gefahr, die Muskeln Höchstleistungen vollbringen können, die Verdauung jedoch nicht gut funktioniert, wohingegen im Zustand der Entspannung, dem parasympathischen Zustand, die Verdauung prima funktioniert, unsere Muskeln aber nicht zur Höchstleistung in der Lage sind.
Eine Nebennierenschwäche erwirbt man, wenn man häufiger im Zustand des Sympathikus ist, dem Stress also und zu selten im Parasympathikus, der Entspannung. Es wird so oft Adrenalin, Noradrenalin und auch Cortisol ausgeschüttet, dass sich die Nebennieren irgendwann erschöpfen. Selbst wenn der Körper dann noch mehr Cortisol wollte – es kann nicht mehr rechtzeitig oder nicht mehr genügend produziert werden.
Dieser Dauerstress hat den Körper müde gemacht.
Eine Nebennierenschwäche ist entstanden.
Cortisol ist unser Aktivitätshormon. Fehlt es zu sehr, sind wir müde und schlapp. Das ist ungefähr so, wie wenn der Akku leer ist. Es geht dann nichts mehr und der Akku muss geladen werden.
Akku leer Bitte laden
Eine Nebennierenschwäche kann man sehr gut mit einem alten Smartphone vergleichen. Als es neu war, hielt der Akku recht lange. Wenn es älter wird, hält er bei weitem nicht mehr so lange. Ständig muss er geladen werden.
Ihnen geht es während der NNS genauso. Sie haben bei weitem nicht mehr so viel Energie zur Verfügung, wie Sie das von sich kennen. Verwenden Sie diese Energie daher weise. Streichen Sie alle Verbraucher, auf die Sie verzichten können, raus. Je gründlicher Sie das tun, desto eher erlauben Sie Ihrer Nebenniere, sich wieder zu erholen.
Cortisol wird immer dann ausgeschüttet, wenn der Körper in einem Alarmzustand bleiben muss. Leider ist das in unserer Gesellschaft durch sehr viele Dinge der Fall. Der Umgebungslärm beispielsweise wird von unserem Körper noch immer als Gefahr eingestuft. Mit dem Auto über die Autobahn zu fahren, bedeutet permanent in Gefahr zu sein, auch wenn Ihnen das nicht bewusst ist, Ihr Körper reagiert darauf. Je geschwächter Sie sind, desto mehr reagiert er auch darauf. Denn die Schwäche an sich bedeutet auch Gefahr für ihn, nämlich die Gefahr, nicht mehr richtig und schnell reagieren zu können. Daher wird dann noch mehr Cortisol ausgeschüttet, die Nebenniere erschöpft sich weiter. Ein Teufelskreis entsteht.
Ohne Cortisol könnte man nicht leben. In der Nebennierenschwäche ist die Produktion jedoch nicht gänzlich kaputt, sie ist lediglich gestört. Je nach Ausprägung wird nicht so viel produziert, wie der Körper gerne wollte.
Das macht Cortisol
Ist das AktivitätshormonWird unter Daueralarm ausgeschüttetCortisol ist lebensnotwendigGeht es den Nebennieren schlecht, versuchen sie dennoch, weiter Cortisol auszuschütten.Wenn Cortisol erniedrigt ist, kann man davon ausgehen, dass es die anderen Hormone auch sind.Weil dem Körper das Cortisol so wichtig ist, fährt er die Produktion all der anderen Nebennierenhormone immer mehr runter. Er konzentriert sich bei fortgeschrittener Nebennierenschwäche ausschließlich auf das Cortisol.
Daher kann man die produzierte Menge an Cortisol sehr gut verwenden, um den Zustand der Nebenniere zu beurteilen. Wenn Sie schon kaum mehr Cortisol produzieren, ist es ganz normal, dass auch die Geschlechtshormone wie Testosteron oder die Östrogene weniger hergestellt werden.
Das trifft besonders Frauen in den Wechseljahren, da ihre Eierstöcke altersbedingt weniger Östrogene produzieren. Wenn nun auch die Nebenniere schwächelt, leiden sie an „Wechseljahressymptomen“, die aber eigentlich nur ein Zeichen der Nebennierenschwäche sind. Sie mit Östrogenen zu behandeln, bringt an der Stelle daher auch meist nur sehr wenig.