Stricktraum und Weihnachtszauber. Eine Kreativ-Romance. Mit Multimuster-Tuch-Knit-Along. Adventskalenderbuch - Gabriella Sander - E-Book

Stricktraum und Weihnachtszauber. Eine Kreativ-Romance. Mit Multimuster-Tuch-Knit-Along. Adventskalenderbuch E-Book

Gabriella Sander

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Beschreibung

Nicht verpassen! Die erste Kreativ-Romance als Adventskalenderbuch! Erlebe eine bezaubernde Adventsromanze, in der eine Workaholic auf der Suche nach etwas Ruhe zum Arbeiten vor ihrem Ex-Freund aus der gemeinsamen Londoner Wohnung flüchtet und einem hilfsbereiten Strickladeninhaber in den malerischen Cotswolds (England) begegnet. Finden Olivia und Jacob ihren ganz persönlichen Weihnachtszauber? In 24 adventlichen Kapiteln erwartet dich täglich ein neuer Abschnitt dieser romantischen Geschichte. Die Anwältin Olivia, ein echter Grinch und Workaholic, flüchtet kurz vor Weihnachten in das idyllische Weihnachtsdorf Greenhill. Dort trifft sie auf den fünfunddreißigjährigen Jacob, der nicht nur ihr neuer Vermieter, sondern auch der Besitzer des örtlichen Wolle- und Teeladens ist. Gemeinsam müssen sie lernen, ihre unterschiedlichen Lebensstile zu überwinden und eine Verbindung zueinander aufzubauen, während die charmanten Dorfbewohner alles daran setzen, ihre Strickträume wahr werden zu lassen. Freu dich auf eine herzerwärmende Liebesgeschichte, die dich durch den Advent begleitet – voller weihnachtlicher Stimmung und kuscheligem Strickflair! Als besondere Überraschung wartet auf dich ein kreativer Knit-Along im Buch. Die beliebte Designerin Veronika Hug hat zu diesem Titel ein einzigartiges Multimuster-Tuch beigesteuert. In jedem Türchen kannst du einen neuen Anleitungsabschnitt entdecken, sodass du jeden Tag ein Kapitel lesen und einen neuen Abschnitt stricken kannst und am Ende des 24. Kapitels das einzigartige Stricktraum-Tuch in den Händen hältst. Teile dein Strickprojekt auf Instagram unter #StricktraumKAL2025 und genieße die Beiträge anderer Stricker:innen! Das erwartet dich: Adventskalenderbuch zum Lesen und Stricken Strickflair und Weihnachtsstimmung Cosy-Romance in 24 Kapiteln täglich ein neues Kapitel und ein neuer Musterabschnitt zum Stricken inkl. Anleitung für ein kuscheliges Multimuster-Tuch (Knit-Along) von Designerin Veronika Hug Was ist ein "Knit-Along"? Der Begriff "Knit-Along" kommt eigentlich aus der englischsprachigen Strickszene und ist dort kurz als "KAL" bekannt. Hierbei verabreden sich interessierte Stricker:innen über einen festgelegten Zeitraum entweder dieselbe festgelegte Anleitung oder zu einem bestimmten übergeordneten Thema etwas zu stricken. Legt man sich auf eine bestimmte Anleitung fest, die noch nicht veröffentlicht ist und nur nach und nach von dem/der Designer:in herausgegeben wird, spricht man von einem "Mystery-Knit-Along", da das finale Aussehen des Models noch nicht bekannt ist. Was ist ein Multimuster-Tuch? Die Autorin Veronika Hug ist bekannt für ihre immer wieder außergewöhnlichen Designs. Eine ihrer liebsten Projektarten sind die sogenannten Multimuster-Tücher, die, wie der Name bereits verrät, eine Vielzahl an unterschiedlichen Mustern beinhalten und so für Abwechslung auf den Stricknadeln sorgen. Abschitt für Abschnitt kommt ein neues Muster hinzu und es entsteht ein spannendes, kuscheliges Design.

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Seitenzahl: 479

Veröffentlichungsjahr: 2025

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KREATIVROMANCEGABRIELLASANDERVERONIKAHUG
Stricktraum
Weihnachts
und
zauber
1Tag=1Kapitel=1Anleitungsteil=HappyEnd&fertigesTucham24.12.roman-adventskalendermitknit-along
Stricktraum
Weihnachts
und
zauber
GABRIELLA SANDERVERONIKA HUG
Stricktraum
Weihnachts
und
zauber
Stricktraum
Weihnachts
und
zauber
Stricktraum
Weihnachts
und
zauber
Wie kann man sich innerhalb so kurzer Zeit an einem Ort so wohlfühlen, so angekommen? Ich lasse das weiche Gefühl in mich hineinsickern und sitze eine Weile nur da. Genieße die Atmosphäre, die flackernden Kerzen, auf den Tischen, das Stimmengemurmel. Das warme Licht, das die Lichterketten ausstrahlen. Und den köstlichen Du des Tees.Nach einer Weile mache ich mich mit einem zufriedenen Grinsen daran, an meinem Strickprojekt weiterzuarbeiten (…)(Siehe Seite230)
Warum fühltsich alles in meinem Herzen plötzlich nach Kribbeln an? Nach wärmender, kuscheliger Wolle.(Siehe Seite126)
Sein Lachen klingt warm und weich, fast, wie die Wolle unter meinen Händen.(Siehe Seite141)
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Willkommen
in dieser kuscheligen Kreativ-Romance, die dir die Wartezeit im Advent mit gemütlicher Lese- und Strickzeit ein bisschen verkürzt.Auf den folgenden Seiten erwartet dich eine romantische Advents-geschichte in 24 Kapiteln – eines für jeden Tag bis Heiligabend.Die malerischen Cotswolds, eine starke Protagonistin, ein hilfsbereiter Woll- und Teeladenbesitzer und eine charmante Rauhaardackeldame warten schon darauf, dass du sie kennenlernst und mit ihnen Wolle, Maschen und Weihnachtszauber genießt. Aber nicht nur das: Zusätzlich versteckt sich im Buch ein wunderschönes Multimuster-Tuch der Designerin Veronika Hug. Am Ende jedes Kapitels findest du einen weiteren Teil der Anleitung, sodass du jeden Tag außerdem einen neuen Abschnitt stricken und ein neues Muster entdecken kannst.Zeig uns auf Instagram unter dem #StricktraumKAL2025 jeden Tag deine Fortschritte und wir freuen uns darauf mit dir zusammen die unterschiedlichen Projekte zu feiern.
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Stricktraum-
Tuch
WICHTIGE INFOS BEVOR ES LOS GEHTOb Anfänger:in oder Profi, dieses Tuch ist für jeden Maschenfan geeignet.Nachfolgend findest du alle wichtigen Informationen inklusive Material-angaben und Hilfestellung zum Musterüben schon einmal vorab für dich zusammengefasst. So bist du bestens gerüstet, wenn es mit dem eigentlichen Tuch losgeht.GRÖSSEca. 170cmx85cmMATERIALWoolly Hugs BOBBEL COTTON (50 % Baumwolle, 50 % Polyacryl, Lauflängeca. 800 m/200 g) von L&K (www.VeronikaHug.com) 1BOBBEL in Wunschfarbe (Original in Farbe Nr.73)1lange Rundstricknadel 3,0–4,0mm
– 9 –FOLGENDE MASCHEN WERDEN IN DER ANLEITUNG BENUTZT:Randmasche:Zu Beginnder Arbeit die Randmasche stetsabheben, dabei den Faden vor der Arbeitmitführen und nach dem Abheben hinter die Ar-beit legen. Am Ende der Reihe die Randmasche stets rechts stricken. Sollte die Kante an der linken Seite mit der Schrägung etwasspannen, dann die Randmasche auf dieser Seite nach dem Abstricken etwas langziehen.Kraus links: In der Hin- und Rückreihe die Maschen links stricken.Rechte Masche:In der Hinreihe 1Masche rechts, in der Rückreihe 1Masche links stricken.Linke Masche:In der Hinreihe 1Masche links, in der Rückreihe 1Masche rechts stricken.1Patent-Masche:In der Hinreihe 1Masche mit 1Umschlag abheben, in der Rückreihe die Masche mit dem Umschlag links zusammenstricken.1Umschlag:In der Hinreihe den Faden von vorne nach hinten um die rech-te Nadel legen, in der Rückreihe diesen Umschlag links stricken.1Masche rechts verschränkt: Wie eine rechte Masche stricken, jedoch hin-ter der Nadel in die Masche einstechen.2Maschen rechts zusammenstricken:In der Hinreihe 2Maschen rechts zusammenstricken, in der Rückreihe die Masche links stricken.2Maschen überzogen zusammenstricken:In der Hinreihe 1Masche wiezum Links-Stricken abheben,die folgende Masche rechts stricken, dann die abgehobene 1.Masche über die gestrickte 2.Masche ziehen.3 Maschen überzogen zusammenstricken:In der Hinreihe 1Masche wiezum Links-Stricken abheben, die folgenden 2Maschen rechts zusammen-stricken, dann die abgehobene 1.Masche über die 2zusammengestrickten Maschen ziehen.
– 11 –Um die Maschenprobe zu stricken, empfehle ich folgendes Muster,in dem alle Maschenarten enthalten sind, die im Tuch vorkommen. 1 3 5 7 9 21 11 13 15 17 19=1Randmasche=1Masche kraus links=1rechte Masche=1linke Masche=1Patent-Masche=1Umschlag=1Masche rechts verschränkt=1Links-ZunahmeWie die einzelnen Maschen gestrickt werden, steht auf Seite8-10.So kannst du alle Maschen schoneinmal üben, bevor das eigentliche Tuch am Ende von Kapitel1 beginnt.Eine Hilfestellung zum Üben der im Tuch enthaltenen Maschen findest du hier: frech.de/27176v1
– 13 –
1
Oh du
fröhliche
– 14 –OLIVIADie Landscha, die hinter dem Zugfenster vorbeizieht, kommt mirvor wie eine langweilige grün-braune Patchworkdecke, der Himmel darüber ein blasses Blau-Grau.Kurz bleibt mein Blick an ein paar Schafen aufeiner Weide hängen, bis ich mich wieder meinem Laptop zuwende, denn ich habezu tun. Ich arbeitean einem wichtigen Fall, den es unter allen Umständen zu gewinnen gilt.Doch es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren.»Olivia, du arbeitest zu viel. Olivia, du hast zu wenig Zeit für mich, Oli-viaaaaaaa und überhaupt …«, klingt mir Bens Stimme in den Ohren. Mir ist nicht bewusst gewesen, dass man den Namen Olivia in so vielen unter-schiedlichen Nuancen aussprechen kann,doch ich wurde eines Besseren be-lehrt.Undja, mir ist klar, dass er in gewissen Punkten recht hat. Ich arbeite viel und vielleichtist mein Privatlebenin letzter Zeit ein wenig zu kurz gekom-men. Doch mein Job als Anwältin für Familienrecht machtsich schließlich nicht vonallein. Außerdem habe ich als Frau immer das Gefühl, viel härter arbeiten zu müssen, als meine männlichen Kollegen in der Kanzlei, um auf der Erfolgsleiter nach oben zu klettern. Ich binfroh, dass ich Willow, meine beste Freundin und Kollegin an meiner Seite habe. Sobin ich nicht allein mit diesem Gefühl und ich werde mich nichtunterkriegen lassen. Lieber kneife ich meine Arschbacken zusammen und arbeite, um allen zu bewei-sen, dass ich es kann. Und zwar genauso gut, wie jeder Kerl. Diesollen sich mal warm anziehen.Einen Mann, der das nichtverstehen will oder kann – oder beides – und nicht bereit ist, mich darin zu unterstützen, brauche ich nichtin meinem Leben und an meiner Seite. Ich will nicht auch nochim Privaten kämpfen müssen.»Nächster Halt Reading.« Blechern erklingt die Durchsage. Bis zu mei-nem Ziel in den Cotswolds sind es noch gut fünfundvierzig Minuten Fahrt.Eigentlich wollte ich Weihnachtenin Londonverbringen, so wie jedes Jahr. Aber nach dem letzten Streit mit meinem Freund Ben – naja, jetzt eben
– 15 –Ex-Freund – habe ich keine andere Lösung gesehen als diese hier. Ich habemir ein kleines Haus gemietet, in einem Ort namens Greenhill.Was für die meisten romantisch klingen mag, ist für mich in Wirklich-keit nur eines: Flucht!Ich will in Ruhearbeiten und das ist in unserer Wohnung inLondon nicht möglich, schließlich kann ich meinen Ex-Freund so kurz vor Weih-nachten nicht einfach vor die Tür setzen. Also habe ich spontan beschlossen, selbst zu verschwinden.Und wenn ich ehrlich bin, bin icheigentlich ganz froh darüber.Denn ich hasse Weihnachten.Und London um die Weihnachtszeit ist so extrem ge-fühlsduselig. Ich verstehe dieses ganze eater nicht.Oh du fröhlicheist für mich eher Oh du schreckliche. Alle machen auf heile Welt und Besinnlich-keit, während ich überhaupt nichts damit anfangen kann.Und wenn ich mir dann dasenttäuschte Gesichtmeiner Mum vorstelle,das mich erwartet, wenn ich an Weihnachten ohne Ben auauche, läu es mir kalt den Rücken hinunter. Sie liebt meinen Ex. Und Weihnachten.Und wenn ich sage, sie liebt es, dann meine ich: so richtig. Wirmüssen jedes Jahr unterm Baum Lieder singen und meine Nichte spielt schräge Töne auf der Blockflötedazu. Es gibt – mindestens – ein Drei-Gänge-Menü, eine Tafel, die sich unter der Deko und dem Essen biegt und zig Sorten verschiedene natürlich selbstgebackene Christmas Cookies. Selbstverständlichhaben wir uns alle lieb.Auch wenn die Stimmung bis kurz vordem Essen noch im Keller ist, weil die Christbaumspitze nichtauffindbarist oder der Baum schief im Ständer hängt, mein Dad, den Braten fast verschmoren lässt, wäh-rend meine Mum noch schnelletwas besorgen muss – spätestens wenn alle am Tisch sitzen, wirddie schlechte Stimmung in die Ecke gefegt und weih-nachtlich verpackt. Mit Schleife versteht sich.Oh du schrecklicheeben. Ich bin so froh, mir das dieses Jahr nicht antun zu müssen. Stattdessen werde ich in Ruhe arbeiten und niemand wirdver-suchen, mich davon abzuhalten oder mir eine Weihnachtsstimmung auf-zwingen, die ich nicht fühle.
– 16 –Zufrieden lehne ichmich einen Moment zurück, lasse den Blickwieder nach draußen schweifen.Die grün-braune Landscha wurde von Wohn-straßen abgelöst und gleich darauf fahren wir in den Bahnhof Reading ein.Kaum haben wir uns wieder in Bewegung gesetzt, kommtder Zugbeglei-ter vorbei und überprü mein Ticket.»Na, junge Frau, wo darf es denn für sie hingehen?«Irritiert schiebe ich meine Lesebrille nach oben und blicke ihn an.»Ah, ich sehe schon. Greenhill. Na, das wird Ihnen gefallen, in der Weih-nachtszeit, da bin ich mir sicher«, beantwortet er sich seine Frage direkt selbst. Wie praktisch.Ich schüttleden Kopf, denkenicht weiter über seine Aussage nach und tauche wieder in meine Unterlagen ab.»Na, dann noch einen schönen Tag, die Dame«, verabschiedet er sich und zieht zum nächsten Fahrgast weiter.Während der nächsten zehn Minuten rattert der Zug monoton überdie Schienen, inzwischen habe ich mir meine Noise-Cancelling-Kopörer übergestülpt. Sofällt es mir leichter mich auf die Sachverhalte meines Falls zu konzentrieren und ich laufe weniger Gefahr, noch einmal angesprochen zu werden.An der nächsten Stationnimmt eine ältere Dame mir gegenüber Platz. Ich schätze sie auf Mitte sechzig, weißes Haar, sie trägt einen Bob und ein Lächeln im Gesicht.Das hat mir gerade noch gefehlt. Bewusst blickeich sie nur flüchtig an, nicke ihr zu, dann vertiefe ich mich wieder in meine Arbeit.Nach fünf Minuten tipptmich sachte eine Hand am Arm an. Mein Blick wandert vonder Hand in Richtung Gesicht der Frau, sie bewegt die Lippen und bedeutet mir leicht fuchtelnd, doch die Kopörer abzunehmen. Ent-nervt folge ich der Aufforderung und blicke sie an.»Ich wollte nur kurz Hallo sagen«, flötet sie.Echt jetzt? »Hallo«, sage ich und willdie Kopörer wieder anziehen, da plappert sie schon weiter.»Wohin sind Sie denn unterwegs?«Meine Güte, warum sind denn alle hier so neugierig?
– 17 –Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, denke ich.»Nach Greenhill«, antworte ich trotzdem und schiebe die Kopörer wieder in Richtung Ohren.»Das ist ja lustig. Ich wohne in Greenhill.«Lustig. Ja. Wirklich. Nicht. Kann ich denn verflucht nochmal nichtein-fach meine Ruhe haben? Ist das zu viel verlangt?»Schön«, sage ich knapp.»Na, dann will ich Sie nicht länger stören, Sie scheinen ja sehr beschäigt zu sein.«Ich nicke, sage weiter nichts, was sie entgegen meinen Hoffnungen dazu verleitet, die einseitige Konversation weiterzuführen.»Vielleicht sieht man sich dann mal. In Greenhill ist es …«»Es tut mir leid, aber ich habe wirklichzu tun«, unterbreche ich sie knapp und schiebe nun demonstrativ meine Kopörerüber die Ohren, ohne eine Antwort abzuwarten.Kurze Zeit später holt sie Wolle und Stricknadeln aus ihrer Tasche und ich bin froh, dass ich dank des Noise Cancelling das Klappernnicht höre. Ich habenoch nie verstanden, wie man mit etwas so Unnötigem seine Zeit verschwenden kann. Stricken. Ich meine, wie viel Zeit muss man übrigha-ben, um so etwas zu tun? Es ist mir ein Rätsel.Eine halbe Stunde später fährt der Zug mitquietschenden Bremsen imBahnhof in Greenhill ein. Ich steige aus, stehe mit meinem Trolley und der Laptoptasche auf dem Bahnsteig und schaue mich um. Es ist … beschaulich. Ein kleines Bahnhofsgebäude mit einem Kiosk, derwohl nichtmehr betrie-ben wird. Von weitem erkenne ich, dassdie Scheiben mit vergilbtem Papier abgeklebt sind, auf welchem mit verblichener Schri das Wort Closedsteht. Zwei Gleise, eine Unterführung. Das kleine Gebäude liegt eingebettet zwi-schen Wiesen und Hügeln.Ich spüre etwas Kaltes und Feuchtes auf der Nase und blicke in den Him-mel. Dicke weiße Flocken segeln auf michherab.Ich schließe für einen Mo-ment die Augen. Obwohlich meine teuren Kopörer sicher in meiner Ta-sche verstaut habe, ist es plötzlich so leise, dass ich meinen Herzschlag zu hören glaube. Der Zug ist bereits wieder außer Sichtweite, die Flocken rie-
– 18 –seln fast lautlos zu Boden und verstecken alles wie unter einer Daunendecke. Ein kleines Seufzen entfährtmir, das mir in der Stille plötzlich viel zu laut vorkommt.Unbewusst schleicht sich ein winziges Lächeln auf meine Lippen und es fühlt sich merkwürdig an. Seit die Situation mit Ben eskaliert ist, warmir nicht mehr nach Lachen zumute. Aber jetzt kann ich nicht anders.Ich glau-be, hier bin ich richtig! Diese Stille ist genau das, was ich jetzt brauche.Trotzdem bin ichfroh, dassich bei der Buchung des Häuschens einen Abholservicemitbestellt habe. Denn so,wie das hier aussieht, findeich wohl eher kein Taxi oder Uber. Ich bin mitten in der Einöde gelandet.Mit meinem Gepäck stiefle ich in Richtung Unterführung, die Räder meines Trolleys rattern über das Pflaster, hinterlassen kleine Fahrspuren imSchnee.Schon vomFuß der Treppe, die mich aus der Unterführung andie Ober-fläche bringt, sehe ich, dass oben ein dunkelhaariger Typwartet, der unge-fähr in meinem Alter sein muss. Er trägt einen gestrickten Weihnachtspull-over. Ach du Scheiße.»Olivia Grant?«, fragt er mich von weitem mit einem warmen Lächeln im Gesicht.»Ähm, ja, die bin ich«, bejahe ich, worauf er die letzten Stufen auf mich zu kommt, mir die Hand entgegenstreckt und gleichzeitig nach meinem Koffer grei.»Ich bin Jacob. Schön, dass du da bist. Ich bring dich zu deinem Cot-tage.«»Okay«, stimme ich zu, schüttle seine Hand und überlasse ihm erleich-tert mein Gepäck.Dann stapfe hinter ihm durch den zunehmenden Schnee. Meine Füße sind eiskalt, vermutlich hätte ich keine Pumps anziehen sollen.»So,da wären wir«, meint Jacob einige Schritte später, als er vor einem alten Auto stehen bleibt.Einem sehr alten Auto. Ich binmir nicht sicher, ob das Teil noch fahr-tüchtig ist, doch er scheint optimistisch und öffnet den Kofferraum, der ein lautes Ächzenvon sich gibt. Vermutlich, weil er sich fragt, warum er nicht endlich in den Ruhestand gehen darf.
– 19 –Während Jacob mein Gepäck einlädt, überlege ich kurz, ob ich nicht doch besser laufen soll, entscheide mich allerdings angesichts meiner Schuh-wahl dagegen.»Alles okay?«, unterbricht Jacob mich in meinen Gedanken.»Mhhh, ja, alles okay. Es ist nur … Das Auto fährt schon noch, oder?«Ich werfe einen Blick auf den Heckscheibenwischer, der, anstattan der Scheibebefestigt zu sein, leblos nach unten baumelt. Ich hebe ihn mitspit-zen Fingern anund lasse ihn dann wieder fallen, sodass er ein, zwei Mal hin und her schwingt.»Berry? Natürlich,die ist tadellos in Schuss, die Gute«, erklärt er la-chend.Das Auto hat einen Namen? Na klar.»Tadellos in Schuss?«, hake ich nach, meine Stimme klingt so ungläubig,ich kann mir ein Schnauben nicht verkneifen.»Und der Scheibenwischer da wischtgenau wasweg? Die Kratzer auf dem Lack? Wie muss denn für dich ein Auto aussehen, damit es nicht mehr in Schuss ist?«, frotzle ich und ziehe, die Laptoptasche unter die Armbeuge gepresst, an der Beifahrertür. Sie klemmt.»Du musst kräig ziehen«, erklärt Jacob, vermutlich blickeich ihn an, als hätte er nicht alle Latten am Zaun. Trotzdem kommt er mir unterstützend zur Hilfe. »Soooo.«Dass er sich beim Ziehen an der Tür,nicht mit einem Fuß dagegenstemmt, ist alles. Ich schüttle den Kopf. »Bitte schön.« Mit ei-nem Grinsen, in welchem ich meine,eine winzige Spur Verlegenheit auszu-machen, stehter an der offenen Tür und bedeutet mir mit einer leicht ironi-schen Verbeugung einzusteigen. »Soll ichdie Laptoptasche nicht lieber auch in den Kofferraum packen?«, fragt er, sobald ich sitze mit Blick auf meine beladenen Oberschenkel.»Ähm, nein. Die brauche ich.«»Während der Fahrt?«, hakt er nach.»Während der Fahrt«, gebe ichzurück. »Und ich wäre froh, wenn wirdann losfahren würden, ich erfriere sonst gleich.«Meine Füße sind inzwischen Eisklötze und ich schlottere vor Kälte.
– 20 –Jacob eilt ums Auto und startet den Motor.Gott sei Dank, immerhin der springt auf Anhieb an.»Ich nehme an, das Auto hat keine Sitzheizung?«»Haha, nein. Berry hatandere Qualitäten«, sagt er und klop zustim-mend aufs Lenkrad.»Welche sie sehr gutverbirgt«, gebe ich zurückund muss schmunzeln, verstecke esjedoch vorJacob, indem ich für einen Moment aus dem Seiten-fenster blicke. Dann ziehe ichmeinen Laptop aus der Tasche und klappe ihn auf, womit ich mir einen irritierten Blick von Jacob einfange.»Willst du nicht lieber die Fahrt genießen?«»Tue ich doch«, sageich kopfschüttelnd und öffne den Fall, den ich zu-letzt bearbeitet habe.»Na dann«, murmelt er und schaltet das Radio an, aus welchem Weih-nachtslieder dudeln.»Muss das sein?«»Muss was sein?«»Die Musik«, sage ich.»Magst du keine Musik?« Jacob zieht irritiert die Augenbrauennach oben, zum ersten Mal nehme ichseine Augen wahr. Sie sind … grün. Schön grün. Tannengrün-grün. Ich bleibe eine Sekunde daran hängen.»Doch. Aber keine Weihnachtsmusik. Und schon gar nicht, wenn ich arbeiten muss«, erkläre ich undernte wieder eine hochgezogene Augen-braue und ein schiefes Grinsen.»Na dann«, sagt er, doch er schaltet die Musik nicht aus.»Na dann?«, bohreich nach und meine Hand zuckt in Richtung Radio und ich drehe am Rädchen. Dann herrscht … Ruhe.»Ach, nichts«, meint er nur und wir mir einen kurzen Seitenblick zu, den ich nichtdeuten kann. Sehe ich da eine Spur von ironischem Grinsen auf seinen Lippen? Ich wische den Gedanken weg, als plötzlich ein leises knurrendes Geräusch von der Rückbankertönt. Erschrocken drehe ichmich um.»Da sitzt ein Ungeheuer auf deiner Rückbank!«
– 21 –Jacob wir einen Blick in den Rückspiegel, lachtund antwortet dann: »Ein Ungeheuer? Das ist Adele und sie ist alles, aber kein Ungeheuer.«»Adele? Wegen der Adele?«»Adele, wegen der Adele, genau.«Kopfschüttelnd bohre ich weiter. »Wer nennt einen Hund Adele?«»Adele ist kein Hund, sie ist ein Rauhaardackel und …« Jetzt spricht er an das Ungeheuer gewandt: »Hör ihr nicht zu, Adele, sie ist eine Städterin und hat offensichtlich keine Ahnung.«Das Ungeheuer gibteinen Laut von sich, der erschreckend nach einer Zustimmung klingt.»Und das Ungeheuer trägt einen Weihnachtspullover,weil …?« Ich ziehe fragend die Schulternund Augenbrauen hoch und ernte dafür denselben Gesichtsausdruck von Jacob, als wäre die Frage völlig überflüssig.»Ähm, vielleichtweil bald Weihnachtenist? Und weil es kaltist? Man erkennt es auch am Schnee. Den dusehen würdest, wenn du nicht die ganze Zeit in deinen Laptopstarren würdest.« Den letzten Satz murmelt er nur, ich höre die Spitze darin trotzdem.»Pff«, mache ich nur und hee meine Augen erst recht wieder auf das Display. Ich lasse mir von keinem Kerl der Welt mehr sagen, wann ich zu arbeiten habe und wann nicht. Die restliche Fahrt verbringen wir schwei-gend.Nur das Brummen des Motors, das Surren der Heizung, die – oh Wun-der – sogar funktioniert und das Klackern meiner Tastatur erfüllen den In-nenraum. Herrlich.»Wirsind da«, erklärtJacob ungefähr zwanzig Minuten später und ich blicke auf.Wir parken voreinem steinernen Cottage mittypisch grauem Steindach, welches von einem Staketenzaun umgeben ist. ImVorgarten stehen zahl-reiche Hortensienbüsche, deren verblühte Dolden bereitseine Schneehaube tragen, dazwischen getrimmte Buchskugeln – ebenfalls mit weißer Mütze.Jacob steigt aus und kommt um das Auto, ummir die klemmende Tür zu öffnen. Ich verstaue meinen Laptop und steige aus.
– 22 –Dann lädt er mein Gepäck aus dem Kofferraum und fischt in seiner Ho-sentasche nach dem Schlüssel für das Haus. Gott sei Dank, lässt er das Un-geheuer aufder Rückbank sitzen. Ja, der Hund ist nichtgroß, aber ich bin trotzdem kein Fan.Wir gehen durchden Vorgarten, unter der dünnen Schneedecke knirscht Kies, Jacob öffnet die braune Holztür, die von einer Tannengirlande umringt ist und über der ein Mistelzweig baumelt und bedeutet mir, einzutreten.Warme Luschlägt mir entgegen, als ichden kleinen Flur betrete. Ich erkläre dir kurz, wo du was findest«, bietet er an.»Nichtnötig«, erwidere ich knapp. »Ich komme zurecht.« Ich hoffe, er versteht meinen Wink, ich möchte einfach nur meine Ruhe haben.»Okay?« Es klingt eher nach einer Frage, als nach Zustimmung, er reibt sich mit der Hand über den Nacken, ich sehean seinem Blick, dass er damitringt, doch etwas zu erklären, doch dann lässt er die Hand sinken.»Gut, dann schönen Aufenthalt. Sollte etwas sein, einfach unter der Nummer melden.«Jacob strecktmir eine Karte entgegen, auf die eine Nummer gekritzelt ist. Ich nicke. »Danke. Wird schon alles klappen.«»Gut, dann bis bald.«Sicher nicht, denke ich. »Bye«, sage ich, wenige Sekunden später schließt er die Tür und das einrasten des Schlosses klingt wie eine Erlösung.Endlich kann ich in Ruhe arbeiten.
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Stricktraum-
Tuch
JETZT KANN ES LOSGEHENMUSTER 1Der Original-BOBBEL wurde aus der Mitte heraus gestrickt. An der seitli-chen Spitze beginnend 3Maschen anschlagen und 1Rückreihe linke Ma-schen stricken.Dann mit der 1.Reihe(=Hinreihe)der Strickschri beginnen: Randma-sche, 1Links-Zunahme, Randmasche.Dann die Arbeitwenden und die 2.Reihe(=Rückreihe) arbeiten: Randma-sche, 2Maschen links, Randmasche.Dann die Arbeit wenden und mit der3.Reihe der Strickschri fortfahren.Nun bis zur 68.Reihe laut Strickschri arbeiten.Die gezeichneten Maschen je 1x arbeiten.Es sind nur die Hinreihen gezeichnet. In den Rückreihen die Maschen stri-cken, wie sie erscheinen, Umschlägelinks stricken, kraus links gestrickte Maschen auch in den Rückreihen links stricken.
– 25 –STRICKSCHRIFT 1 3 5 7 9 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 61 63 65 67 51 53 55 57 59 11 13 15 17 19=1Randmasche=1Masche kraus links=1rechte Masche=1linke Masche=1Patent-Masche=1Umschlag=1Masche rechts verschränkt=1Links-ZunahmeWie die einzelnen Maschen gestrickt werden, steht auf Seite8-10.Ein Video, dass dir die Muster1 und Muster2 des Tuches noch einmal genau erklärt, findest du hier:frech.de/27176v2
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– 27 –
2
It’s beginning
to look a lot
like Christmas
– 28 –JACOBIch schließe die Ladentür auf, über dem Eingangbaumeltan einem ver-schnörkeltengusseisernen Haken das hölzerne Ladenschild. Cup of Woolsteht mit weißer Schri darauf. Darunter eine Tasse gefüllt mit einem Woll-knäuel. Adele tapst hinter mir her und ich höre das vertraute, leise Klack-Klack ihrer Pfoten auf dem Laminat, ich drehe das Schild, dasvon innen ander Glastür hängt, auf Weare opened, während Adele sich mit einem genüss-lichen Grunzen in ihrem Körbchen in der Ecke niederlässt.Der Du von Wolle und Tee liegt in der Lu, eine Mischung aus Orange, Zitrone und dem typischen Geruch der Camelliasinensis, der Teepflanze. An der Wand hinter dem Holztresen hängt ein großes, gerahmtes Bilddes dunkelgrünen Baumes mit den kleinen weißen Blüten. Daneben stehen in Regalen aufgereiht die Dosen mit verschiedensten Mischungen. Schwarztee, Grüntee, weißer Tee, mit und ohne Aromen und für die ganz mutigen Dorf-bewohner, ein paar ausgewählte Früchte- und Kräutertees. Hier in England trinkt maneben fast nur Schwarztee. Die linke Wand des Ladens wird kom-plett von hölzernen Regalen eingenommen, die mit nach Farben und Quali-tät sortierter Wolle befüllt sind. Hin und wieder lockert ein Korb mit Zube-hör das Bild auf. Zufrieden atme ich ein.Dann nehme ich ein paar der Holzscheite aus dem Korb vor dem Ofen und staplesie über zwei Anzündern, die ich mit dem Feuerzeug entfache. Wenige Minuten später knistert dasFeuer, ich schließe die gläserne Ofentür und beobachte für einen Moment das orangenen Farbspiel dahinter.Kurze Zeit später flutet Wärme den ungefähr fünfzig Quadratmeter gro-ßen Raum undich mache mich daran, leere Teedosen aufzufüllen und die gestrige Lieferung an Wolle auszupacken.Aus dem Lager höre ich das kurze Klingeln der Ladentür, das Kundschaankündigt, Schuhetrampeln vor der Tür,dann tönt Lindseys fröhliche Stim-me durch den Laden: »Good morning, Darling.« Ich trete ebenfalls in den Verkaufsraum. Ich kenne Lindseyseit sie mir das Schreiben und Lesen bei-gerbrachthat. Sie war meine Lehrerin in der Grundschule und kommt
– 29 –mehrmals die Woche im Laden vorbei, um Wolle zu kaufen oder auch nur, um einen Tee mir mir zu trinken.Ihr zu einem kinnlangen Bob geschnittenes, weißes Haar quilltunter einer Mütze hervor, die sie sich kurz darauf vom Kopf zieht.»Herrlich warm hast du es hier«, erklärtsie mit einem breiten Lächeln im Gesicht. »Ich bin heute zu Fuß unterwegs. Bei dem Schnee lasse ich das Auto lieber stehen. Sosicher fühle ich michdann doch nicht mehr. Als Wil-ly noch da war, was das etwas anderes. Der ist bei jedem Wetter gefahren, aber wem erzähle ichdas.« Kurz sehe ich einen wehmütigen Ausdruck in ihren blauen Augen, der aber sofort wieder verfliegt, als sie sich im Laden umsieht. »Machst du mir einen Tee, zum Aufwärmen? Einen richtigstar-ken?«»Earl Grey?«, biete ich an. »Oder lieber einen Lemon oder Orange Tee?«»Earl Grey klingt hervorragend«, erwidert sie und ich machemich an die Zubereitung.»Ist sie gut angekommen?«»Wen meinst du?«, hake ich nach und fülle nebenher die Teeblätter in den Filter, den ich in eine Kanne hänge und mit kochendem Wasser über-gieße. Dann stelle ich einen Timer und blicke sie an.»Na, die junge Frau. Die sich über die Weihnachtszeit in deinem Cottage eingemietet hat.« Lindsey blickt mich abwartend an. Ihre blauen Augen fun-keln dabei.»Hatte ich dir das erzählt?« Ich runzle die Stirn, der Timer piept, ich ent-ferne den Filter und fülle zwei Tassen von Grandma Elsas Weihnachtsge-schirr. Eine schiebe ich zu Lindsey über den Tresen, wobei das Porzellan leise klirrt.»Hast du noch etwasMilch für mich?«, bittet sie, mit einem Lächeln. Warum habe ich das Gefühl, dass sie meiner Frage ausweicht?»Kommtsofort«, erkläreich. »Hab ich glatt vergessen.« Im Gegensatz zuihr und vielen anderen hier, trinke ich meinen Tee lieber schwarz.Ich stelle die Milch vor ihr ab und setze mich zu ihr an den Tresen, sie rührt genüsslich im Tee, nachdem sie die Milch dazugegeben hat.
– 30 –»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sage ich und nippe an meinemGetränk. Die warmeFlüssigkeit rinntangenehm meinen Hals hinab und wärmt mich von innen. Ein zufriedenes Seufzen verlässt meinen Mund.»Ist mir gar nichtaufgefallen«, erwidert sie und nimmtebenfalls einen Schluck. »Welche Frage nochmal?« Ein verschmitztes Grinsen zup an ih-ren Mundwinkeln.»Lindsey!«»Okay, okay, deine Schwester hat es mir gesagt.«»Soso.«»Und vermutlich habe ich sie im Zug getroffen.«»Du hast sie im Zug getroffen?Ich habe sie am Bahnhof abgeholt, aber dich hab ich nicht gesehen.«Ich ernte ein verschmitztes Grinsen.»Vermutlich war ich auch nicht da. Ich …ähm … war ins Stricken ver-tie und da bin ich eine Station zu weit gefahren.«Sie zieht eine Schnute und nimmtgrinsend noch einen Schluck aus der mit kleinen Tannenbäumen verzierten Tasse.»Aha«, gebe ich lachend zurück.»Ist sie denn nett, die junge Frau?«, hakt sie nach.»Sie ist vor allem eins: sehr beschäigt. Oh verzeih, ich hab dir gar keine Scones angeboten.«Ich rutsche vomHocker und hole das Gebäck aus einer Dose, drapiere es auf einem mit einem Weihnachtsbaum verzierten Teller und stelle es vor Lindsey ab.»Das Weihnachtsgeschirr von Elsa. Dassdu das aufgehoben hast.«Sie lächelt mich dankbar an. »Ich freue mich immer so, daraus meinenTee zu genießen. Es ist dann ein bisschen so,als wäre sie noch hier. Ich bin noch immer so dankbar,dass du ihren Laden übernommen hast. Nicht auszu-denken, wenn es in Greenhill keine Wolle mehr zu kaufen gäbe. Ich meine, ich kann ja nicht ständig nach London fahren.«»Nein, das wäre ein bisschen teure Wolle«, bestätige ich. »Es ist übrigens eine neue Lieferunggekommen. Wir starten dieseWoche mit unserem Ad-ventsprojekt, die Wolle dafür müsste auch im Karton sein.«
– 31 –»Und das sagst duerst jetzt?« Lindsey rutscht aufgeregt, wie in junges Mädchen vom Stuhl und tippelt dann vor dem Tresen herum.»Warte, ich hab die Kartons eben erst geöffnet.«Sie klatscht indie Hände. »Das ist kein Problem, ich helfedir. Ich freu mich doch schon so darauf. Außerdem warteich auf die zartroséfarbene Merinowolle, für den Cardigan, den ich stricken möchte.Ich hieve zwei Kartons auf den Tresen und klappe sie auf. Lindsey steckt ihre Nase hinein und gemeinsam beginnen wir die Schätze auszupacken.»Da ist sie!« Ihre Augen leuchten. »Sie fühltsich so wunderbar weich an. Und fühl doch mal, sie kratzt einfach überhaupt nicht. Kann ich sie gleich mitnehmen?«Ihre Begeisterung lässt mich lächeln. »Ich muss den Preis noch berech-nen, aber ja, ich schreib es an. Du kannst später zahlen, aber trotzdem schonloslegen.«»Wundervoll. Und unser gemeinsames Projekt? Was wird es? Ich meine, was hast du dir überlegt?«Ihre Augen blitzen mich neugierig an.»Ein Multimustertuch. Ich habeeine Anleitung von Veronika Hug im Internet gefunden. Ich dachte, es wäre dochschön, für die kalte Jahreszeit, oder auchals Geschenkzu Weihnachten, falls man es nicht selbst tragen will. Was meinst du?« Ich packe die Bobbel der Marke Woolly Hugs aus, die sich, wie der Name verspricht, wie eine wollige Umarmung anfühlen. Der Farbverlauf der Wolle gehtvon einem satten Bordeaux, in ein warmes Orange über. Lindsey klatscht verzückt in die Hände.»Was ich meine? Das klingt fabulös, meine ich«, sagt sie und ich erwarte schon fast, dass sie vor Freude eine Pirouette dreht. Stattdessen nimmt sie im Stehen den letzten Schluck aus der Teetasse.»Bist du böse, wenn ich jetzt gleich verschwinde? Ich will unbedingt zu Hausedie ersten Maschen für den Cardigan anschlagen. Ich werde topdown stricken und die Ärmel mit der Magic-Loop Methode, was meinst du? Ver-mutlich ist es klug,wenn ich diesmal vorher eine Maschenprobe mache und sie auch wasche, nichtdass es mir wie beim letzten Mal passiert und ich in
– 32 –einem Kartoffelsack herumlaufen muss, wenn das gute Stück fertig ist.« Sie zwinkert mir zu und lächelt, während sie die Wolle in ihrer Tasche verstaut.»Damit bist du auf jeden Fall, auf der sicheren Seite.«Adele tapst verschlafen aus ihrem Körbchen und begrüßt Lindsey.Frü-her wäre sie direkt beiLindseys Ankun aufgesprungen und hätte sie schwanzwedelnd umgarnt. Abersie ist inzwischen zehn Jahre alt und über-legt es sich zweimal, ob es sich lohnt, ein Schläfchen zu unterbrechen.»Meine Güte, was hat dir dein Herrchen bitte für einen zuckersüßen Weihnachtspullover gestrickt? Ihr seid ja im Partnerlook. Verrate es ihm nicht, nicht, dass er sich noch etwas darauf einbildet, aber er ist einer von den Guten. Du hast solch ein Glück, dass er dich adoptiert hat, nachdem Elsa gestorben ist.« Sie tätschelt Adele den Kopf.»Ich würde eher sagen, Adele hat mich adoptiert und bei sich aufgenom-men, aber es kommt ja aufs Gleiche raus«, erwidere ich lachend.Lindsey richtet sich wieder auf und kommt auf mich zu, drücktmich kurz und wuschelt auch mir durchs Haar.»Nichtzu fassen, dass ich dich vor hundert Jahren in meiner Klasse sit-zen hatte. Wann bist du nur so groß geworden und ich so alt?«»Du bist nicht alt, Lindsey. Du bist höchstens weise.« Ich tätschle ihre Hand und sie schenkt mir ein liebevolles, dankbares Lächeln.»Dann hab einen schönen Tag. Ich geh stricken. Das ist das Schöne am Altsein. Man kann tun und lassen, was man will.«Mit einem glücklichen Lachen verschwindet sie aus dem Laden. Ich bli-cke ihr grinsend hinterher. Vermutlich ist das der Grund, warum ich Grand-ma Elsas Wolle-Laden damals übernommen habe. Ich liebe es, die glückli-chen Gesichter der Menschen zu sehen, wenn sie mich mitihrer Ausbeute verlassen. Und ich liebe mein jetziges entschleunigtes Leben. Ich würde es niemals wieder gegen das eintauschen, das noch vorvier Jahren mein Alltag gewesen ist.
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Stricktraum-
Tuch
WEITER GEHT’SMUSTER 2Weiter bis zur 100.Reihelaut Strickschri arbeiten. Mit den Maschen vor dem MS (=Mustersatz) beginnen, den MS 2x arbeiten, enden mit den Ma-schen nach dem MS. Es sind nur die Hinreihen gezeichnet. In den Rückrei-hen die Maschen stricken, wie sie erscheinen, Umschläge links stricken, Kraus links gestrickte M auch in den Rückreihen links stricken.
– 35 –STRICKSCHRIFT 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99MS2 x=1Randmasche=1Masche kraus links=1rechte Masche=1linke Masche=1Patent-Masche=1Umschlag=1Masche rechts verschränkt=1Links-ZunahmeWie die einzelnen Maschen gestrickt werden, steht auf Seite8-10.
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Ho, ho, ho
– 38 –OLIVIABin angekommen.Ich texte meiner Freundin Willow, worauf prompt eine Antwort folgt.Und, wie ist es?Wurde von einem Typen im Weihnachtspullover und einem Rauhaardackel Namens Adele, ineinem Auto, mit dem Namen Berry abgeholt, das aussah, als würde es den Weg nicht mehr allein schaffen. Aber sonstist alles klar. :-)Adele, Berry, Weihnachtspulli? Oha.Ah, ich vergaß, zu erwähnen, dass Adele auch einen Weihnachtspullover trug.Nicht dein Ernst! Du flüchtest vordem Weihnachtskitsch in London und das Erste, was dir begegnet, ist Weihnachts-kitsch? Hahaha. Das nenn ich mal Ironie des Schicksals.
– 39 –Beschrei es nicht, Willow. Das war bestimmt der pure Zufall. Wir lesen uns, ja?Hab ich dir schon erzählt, dass ich auch gerade wieder stri-cke? In der kalten Jahreszeit ist das so gemütlich, finde ich. Abends auf der Couch hab ich dafür genug Zeit und kann super abschalten. Aberdas willst duja nicht hören. Warte, wie lange versuche ich schon, dich von der meditativen Wirkung des Strickens zu überzeugen? ;-) Bye Olivia, wir lesen uns.Zu lange. ;-)Nachdem ich meinen Koffer ausgepackt habe, inspiziere ich das Cottage. Es ist überschaubar. Ein kleines Wohnzimmer mit Essbereich. An den De-cken verlaufen freigelegte Dachbalken. An der Seite, in einer gemauerten Einbuchtung an der Wand, steht ein verschnörkelter Ofen,der aussieht, als würde er aus einem anderen Jahrhundert stammen. Davor ein Korb mit Holz in verschiedenen Größen. Direkt neben einem zugegebenermaßen sehr gemütlich aussehenden Ohrensessel ein Korb mit Wolle in den ver-schiedensten Farbenund Stärken und mit unterschiedlichsten Stricknadeln. Ich nehme eines der bunten Knäuel in die Hand, werfe es dann wieder zu-rück in den Korb und schiebeihn zur Seite.Nichtdass ich noch aus Verse-hen drüber stolpere.Ich habenoch nie ein Feuer angemacht, doch so schwer kann das ja nicht sein, oder? Trotzdem setze ich erst meine Entdeckungstour fort.Neben der Küche mit salbeifarbenen Schränken und einem Gas-Herdliegt ein Badezimmer, in dem sich eine freistehende Badewanne mit Füßen befindet. Im kleinen Flur zwischen Eingangs- und Wohnbereich führt eine
– 40 –hölzerne Treppe nach oben. Dort liegt das Schlafzimmer unter der Dach-schräge.Nach meinemRundgangstehe ich wieder im Wohnzimmer und über-lege, was ich zuerst tue.Mein Magen knurrt, ich könnte zum örtlichen Supermarkt laufen, mir dann gemütlich ein Feuer anmachen und etwas kochen. Das klingt nach ei-nem gutenPlan Olivia, spreche ich mir selbst Mut zu und schlüpfe im Flur in warme Stiefel, Jacke und Schal. Den Rucksack geschultert, trete ich ins Freie. Blicke mich erstmal um und atme ein. Die kalte, klareLu tut mir gut und ich spüresofort, wie ein kleiner Teil meiner Anspannung vonmir ab-fällt.Doch ich habekeine Ahnung, wohin ich überhaupt muss. Ich ziehe die Handschuhe wieder ausund mein Handy aus demRucksack. Dann öffne ich Google Maps. Bis zum nächsten Supermarkt sind es fünfzehn Minuten Fuß-marsch, das ist machbar, entscheide ich und stapfe mit dem Handy in der Hand los.Links neben der Straße schmiegen sich Steinhäuser mitweiß gezucker-ten Dächern aneinander, gegenüber liegen nur Wiesen, von denen jedoch nur noch einzelne braune Grashalme aus der Schneedecke lugen. Schafetrampeln darüber undernten dieletzten kläglichen Halme. Zahlreiche Bäu-me recken ihre winterkahlen Arme in den grau-blauen Winterhimmel, da-zwischen schlängelt sich ein kleiner Bach. Hier ist es soverflucht still, dass ich meine Gedanken hören kann. Fangen die etwa gerade an zu klopfen? Irritiert halte ich inne, mein Blickwandert an einem der Bäume nach oben und stoppt, als ich einen Specht erblicke, der wie wild gegen den Stamm hämmert. Kurz schaue ich dem eifrigen Tier mit dem roten Fleck im Nacken zu, als sich in meinem Bauch ein Klumpen Wut formt.»Siehst du, Ben!«, schreie ichden Baum an. Oder den Specht, zumindest scheint er sich angesprochenzu fühlen, denn er flattert irritiert davon. Oder das ganze Patriarchat, so sicher bin ich mir da gerade nicht. »Der arbeitet auch fleißig.Würdest du ihm auch sagen, er soll sich mehr Zeitfür die Fami-lie nehmen? Neeeeein! Und soll ich dir auch sagen, warum nicht? Er ist ein Kerl!« Ich brülle nach oben, um meinem Frust Lu zu machen, und trete
– 41 –mit dem Stiefel gegen denStamm. Daertöntein »Hi«, hinter mir, gefolgt von einem Kläffen.Ich zucke erschrocken zusammen und suche gleichin der nächsten Se-kunde nach dem berühmten Loch im Erdboden, das sich auut, um mich zu verschlucken, doch das versteckt sich lieber selbst unter der Schneedecke.Also straffeich meine Schulternund versuche, ein seriöses Gesicht zu machen, drehe mich um und blickein das offensichtlichamüsierte Gesichtvon … Jacob. Verflucht.»Hi«, sageich betont gleichgültig, hebe wie ein Trottel die Hand und winke.»Links abbiegen, Richtung Oxford-Street«, plappert mein Handy.»Ich … ähm, bin auf dem Weg zum Supermarkt.« Ich beschleunige mei-nen Schritt, nicht, dass er noch auf die Idee kommt aus Gastfreundscha, mit seinem Ungeheuer mit mir mitgehen zu wollen.Die Gedanken rasen hinter meiner Stirn, die Wutist längst nicht ver-pu, vermutlich werden meine Schritte deshalb immer energischer. Doch es hil nicht. Ganz im Gegenteil. Meine Emotionen kochen immer höher.»Olivia, du arbeitest zu viel«, »Olivia, wann heiraten wir endlich?«, »Oli-via, deine biologische Uhr tickt, wollen wir nicht langsam mal an Kinder denken?«Nein! Wir wollen nichtan Kinder denken! Nicht jetzt, wo ich es endlich gescha habe, mich in der Kanzlei zu behaupten und nicht mehr nur die übriggebliebenen Fälle zugeteiltbekomme.Ich will mich nicht