Sturm bei uns in Ammerlo! - Antonia Michaelis - E-Book

Sturm bei uns in Ammerlo! E-Book

Antonia Michaelis

0,0

Beschreibung

Lukas, Luisa, Mandy und Aik haben wieder eine Menge vor - denn der Herbst im kleinen Fischerdorf Ammerlo ist ein Herbst voller Abenteuer: Die ersten großen Stürme bringen das Hochwasser mit, ein Drache muss vom Turm gerettet werden, ein Blitz schlägt in die Zugbrücke ein und selbst das Einkochen von Marmelade kann lebensgefährlich sein. Aber es ist auch ein Herbst voller Geheimnisse: Unter welcher mysteriösen Krankheit leidet Lukas schweigsamer Vater? Wie kommt es, dass das Kaninchen Erik trotz Diät immer dicker wird? Und worüber reden Mandys Eltern dauernd hinter geschlossenen Türen? Jedes Kapitel ein neues Abenteuer - zum Vorlesen und zum Selberlesen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 117

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Antonia Michaelis

Sturm bei uns in Ammerlo!

Antonia Michaelis

Sturm bei uns in

Ammerlo!

Für Luisa und Oli und alle anderen,

die die Stürme von Ammerlo lieben

© 2010 Antonia Michaelis, Bauer-Wehrland

www.antonia-michaelis.de

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN: 978-3-8495-4365-5

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und

des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische

oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche

Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in

der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten

sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Luisa (die gerade in einem Schul-Theater-Stück

aufgetreten war), in ihr Handy:

„Ich komm gleich. Es dauert noch. Ich bin hier mit einer

Reporterin und der Schrifstellerin, weißt du, der von den

Ammerlo-Büchern. Und ich bin gerade auf ein Interview getreten.“

Inhalt

1. Kapitel,

in welchem Levke seltsame Dinge an hat und mehrere Leute einem Ungeheuer begegnen. Luisa tauft das Ungeheuer Oli, und Mandys Eltern haben ein Geheimnis.

2. Kapitel,

in welchem eine Menge Leute Sandsäcke schleppen. Andere Leute schleppen Kameras, und es wird biblisch. Aiks Vater jedoch kriegt mal wieder nichts mit.

3. Kapitel,

in welchem wir erfahren, was alles zu einem Absegeln gehört: Außer kaltem Roll-Spiegelei zum Beispiel Kaninchenfutter, schwarze Wolken, ein Flintknacker und etwas, das hüpft, aber kein Hase ist. Und auch kein Kaninchen.

4. Kapitel,

in welchem verschiedene erstaunliche Dinge eingekocht werden. Levke schließt durch Zufall eine beinahe echte Blutsbrüderschaft mit Frederick, und ein Geheimnis wird endlich gelüftet.

5. Kapitel,

in welchem Levke die Kleider von jemandem anprobiert, der das ganze Kapitel über schläft. Es gibt beinahe Schokoladenfondue und eine Ansprache. Aber nur beinahe.

6. Kapitel,

in welchem die Flugbahn einer Kastanie falsch berechnet wird. Zeitungshüte kommen unerwartet in Mode, die Welt geht mal wieder unter und die Brücke ändert ihre Farbe.

7. Kapitel,

in welchem es schon wieder kein Schokoladenfondue gibt. Eine Fischkiste erlebt, was wenige Fischkisten erleben, und auch der Pfarrer macht eine eher ungewöhnliche Erfahrung.

8. Kapitel,

in welchem Pharaonen-Wolle sowie eine fliegende Rasen-Rolle vorkommt. Jemand taucht wieder auf, und einer, von dem man es nicht erwartet hätte, malt grinsende Fische.

9. Kapitel,

in welchem der Pfarrer am Sonnenuntergang zunächst etwas vermisst. Dann wird Abhilfe geschaffen, und etwas fliegt in die Luft. Mit einem Knall.

10. Kapitel,

in welchem jemand Ammerlo verlässt. Ein Telefon klingelt im richtigen Moment, verschiedene Dinge kommen ans Licht, Schwindel ist offenbar ansteckend, und der Herbst in Ammerlo endet so stürmisch, wie er begonnen hat.

Personen

Luisa: 9 Jahre alt, sehr blond und genauso energisch, meist auf dem Kirschbaum neben dem Fischstand anzutreffen.

Ann-Kathrin: ihre große Schwester. Eine Schönheit, aber eher praktisch veranlagt. Studiert in der Stadt und fährt Moped.

Martin: Luisas und Ann-Kathrins überforderter und leicht verwirrter Vater. Verkauft Fisch.

Herr Moosbach: der Hund der Familie, genauso uralt wie ihr roter Lieferwagen, aber sehr viel fusseliger um die Schnauze herum.

Mandy: 9 Jahre alt, ist im letzten Frühjahr aus Frankfurt nach Ammerlo gezogen, liebt Dinge, die rosa sind, und klettert nicht auf Bäume.

Erik: Mandys übergewichtiges weißes Schlappohrkaninchen.

Aik: 10 Jahre alt, wohnt mit seiner Familie in einem großen Backsteinhaus am Hafen. Ist etwas vernünftiger als die anderen.

Levke: 4 Jahre alt, Aiks kleine Schwester.

Aiks und Levkes Mutter: wäre auch lieber ein Kind.

Aiks und Levkes Vater: ist Anwalt in der Stadt, nie da und stellt des Öfteren am Ende eines Abenteuers fest, dass sein halber Besitz verschenkt und er wieder mal in nichts eingeweiht wurde.

Lukas: 8 Jahre alt, schmächtig, blass und beseelt von dem Wunsch, seinen Vater, der Fischer ist, mit Stolz zu erfüllen. Was selten gelingt.

Norbert und Ronny: sind älter und vornehmlich damit beschäftigt, cool zu sein.

Frederick: ein Student, liebt Ann-Kathrin und froschgrüne Cordhosen.

Der Griesgram: hat einen bösen schwarzen Hund, wohnt mitten in der Dorfstraße in einem eklig gepflegten Garten und ist griesgrämig.

Der Pfarrer: immer in unförmigen Wollpullovern unterwegs und sehr musikalisch.

1. Kapitel,

in welchem Levke seltsame Dinge an hat und mehrere Leute einem Ungeheuer begegnen. Luisa tauft das Ungeheuer Oli, und Mandys Eltern haben ein Geheimnis.

„Luisa!“, rief jemand unter dem Kirschbaum. „Komm mal runter! Ich hab was gefunden!“

„Was denn?“

Luisa schob die Blätter des Kirschbaums zur Seite, um zu sehen, wer nach ihr rief. Die Blätter waren zur Hälfte gelb und zur Hälfte rot, und einige rieselten in Luisas Kragen. Seit Tagen blies ein ständiger scharfer Wind vom Meer her. Der Herbst war nach Ammerlo gekommen, und in der Luft lag ein Geruch von Holzfeuer und von Veränderung. Immerhin war Luisa seit kurzem in einer neuen Klasse und beinahe erwachsen.

„Da ist ein Ungeheuer im Café!“, rief der Rufer.

„In wessen Kaffee ist ein Ungeheuer?“, fragte Luisa. Der Rufer war ein sehr kleiner Rufer. Es musste sich, dachte Luisa, auch um ein sehr kleines Ungeheuer handeln.

„Vielleicht wurde es mit einem Keks verwechselt“, sagte sie zu Herrn Moosbach, der neben ihr im Baum saß. Herr Moosbach sah unglücklich aus. Er saß das erstemal auf einem Baum. Luisa fand, es wurde höchste Zeit, dass Herr Moosbach lernte, auf Bäume zu klettern. So alt, wie er war.

Aber Herr Moosbach wollte nicht auf Bäume klettern. Was daran lag, dass er schon so alt war. Oder vielleicht lag es daran, dass er ein Hund war.

„Es ist nicht im Kaffee!“, rief derjenige von unten. „Es ist im Café!“

„Also wie-jetzt-wo-jetzt?“, fragte Luisa, kletterte vom Baum und half dem unglücklichen Herrn Moosbach herunter.

„Wouh?“, sagte er.

„Siehst du“, sagte Luisa. „Herr Moosbach hat auch nicht verstanden, wo.“

Jetzt endlich sah sie, wer gerufen hatte. Es war eine kleine Gestalt in einer geblümten Bluse, die ihr bis zu den Knien reichte. Die Füße der Gestalt steckten in Stiefeln mit hohen Hacken, die ihr ungefähr zehn Nummern zu groß waren.

„Levke!“, rief Luisa erstaunt. „Wenn ich nicht ziemlich genau wüsste, dass du es bist, würde ich denken, es wäre jemand anders! Was ist mit deinen Kleidern passiert?“

„Es sind nicht meine Kleider“, sagte Levke. „Ich hab sie nur geliehen. Sie gehören meiner Mutter.“

„Schön“, sagte Luisa und seufzte. „Und was soll das ganze?“

„Ich probiere aus, was ich später mal anziehen will“, sagte Levke ernst. „Wenn man vier ist, sollte man langsam anfangen, das herauszufinden.“

Luisa sah an sich herab. Sie hatte noch nie darüber nachgedacht, was sie an hatte. Hauptsache, es war stabil und hatte genügend Taschen.

„Und was ist nun mit dem Ungeheuer?“, fragte sie.

„Ach ja“, sagte Levke. „Das hätte ich fast vergessen. Es sitzt unter der Terrasse vom großen Café. Da, wo es ganz dunkel ist. Und es hat mich gebissen!“

Sie zog den zu großen Blusenärmel zurück und hielt Luisa stolz ihren Arm entgegen. Dort zeichneten sich zwei Reihen roter Zahnabdrücke ab. Luisa schluckte. Es gab das Ungeheuer also wirklich. Einen Moment lang hatte sie gedacht, es wäre vielleicht Erik, Mandys fettes, weißes Schlappohr-Kaninchen. Aber obwohl Erik hauptberuflich aß, biss er sicherlich nicht in Leute.

„Wir müssen es natürlich fangen“, sagte sie. „Wie sieht es aus?“

„Hab ich nicht gesehen“, sagte Levke. „Zu dunkel. Hat Augen.“

Luisa bückte sich und nahm Herrn Moosbachs alten, fusseligen Kopf zwischen die Hände. „Herr Moosbach“, fragte sie eindringlich, „hast du Angst vor Ungeheuern?“

„Wouh“, sagte Herr Moosbach.

„Jedenfalls hat er nicht JA gesagt“, meinte Luisa. „Also nehmen wir ihn mit. Vielleicht ist es sicherer mit einem Hund. Komm. Hast du den anderen Bescheid gesagt?“

„Nee“, sagte Levke. „Konnt ich nirgends finden.“

Sie schlurfte hinter Luisa her am Fluss entlang, wobei sie die Stiefel mehrmals beinahe verlor. Ihre langen Blusenärmel flatterten im Wind. Im Fluss, der gleichzeitig der Hafen war, lagen schon weniger Schiffe als im Sommer. Bald wäre es zu kalt zum Segeln. Bald kämen die Stürme und das kalte Wetter. Sicher würde es wunderbar werden. Luisa liebte Stürme.

Ganz vorne, wo der Fluss ins Meer mündete, lag das große Café mit seinem eckigen Aussichtsturm. Auf der Terrasse, die aus Holzbohlen bestand wie ein Schiff, saßen die Leute in der Herbstsonne und tranken heißen Tee. Und unter der Terrasse … „Da ist das Ungeheuer“, sagte Levke.

Sie gingen in die Knie und lugten in den dusteren, niedrigen Raum. Luisa konnte nur ein paar Teile des Metallgerüsts sehen, auf dem die Terrasse ruhte.

„Da ist nichts“, sagte sie. „Keine Augen.“

„War aber was da“, sagte Levke. „Hat vielleicht jetzt die Augen zu.“

Etwas tippte Luisa auf die Schulter und sie fuhr herum. Hinter ihr stand kein Ungeheuer, sondern ein kleiner, schmächtiger Junge in einem sehr abgetragenen blau-weiß-gestreiften Fischerhemd. „Lukas!“, sagte Luisa vorwurfsvoll. „Musst du einen so erschrecken?“

„Was macht ihr da?“, fragte Lukas.

„Wir beobachten ein Ungeheuer“, sagten Levke und Luisa im Chor.

Lukas kniete sich neben sie. „Wo ist es denn?“

„Wissen wir nicht!“, rief Levke. „Aber es hat mich gebissen. Persönlich. Ich hab nen Zahnabdruck. Willst du mal sehen?“

Und sie schob den Ärmel ein zweites Mal hoch. Lukas machte ein sehr besorgtes Gesicht. „Wenn einen was beißt“, sagte er, „das kann gefährlich sein. Sagt mein Vater. Der musste gerade erst zum Arzt, wegen Impfen. Ich hoffe, Levke, du bist gegen Ungeheuer geimpft?“

„Glaub schon“, sagte Levke. „Und wisst ihr was? Wenn es mich nochmal beißt, beiß ich einfach zurück. Wetten, das Ungeheuer ist nicht gegen mich geimpft?“

„Psst“, machte Luisa und lauschte. „Hört ihr das?“

Etwas zischte ganz hinten im dunkelsten Dunkel. Luisa kroch unter die Terrasse auf das Zischen zu. Levke kroch ihr nach. „Ich bleib … äh … hier, und passe auf!“, wisperte Lukas. Worauf er aufpassen wollte, erwähnte er nicht, aber Luisa vermutete: Auf sich selbst. Lukas war ein bisschen ängstlich, wenn es um Ungeheuer ging. Es zischte noch einmal, lauter und gefährlicher.

Da wurde auch Luisa ein bisschen ängstlich.

Und dann sah sie die Augen. Sie waren gelb und glühten in der Schwärze wie zwei winzige Scheinwerfer. Levke drängte sich an Luisa wie ein kleines, ängstliches Tier. „Was ist, wenn es Kinder frisst?“, fragte sie. „Auch … geimpfte Kinder?“

Luisas Hände schwitzten. Sie griff in ihre Tasche und fand dort: Einen Angelhaken, eine leere Streichholzschachtel, einen verstorbenen Käfer, ein klebriges Stück Schokolade und eine Serviette. Die Serviette war mal um ein Fischbrötchen herum gewickelt gewesen. Luisas Vater Martin wickelte die Fischbrötchen, die er verkaufte, immer sehr ordentlich in Servietten wie wertvolle kleine Geschenke. Jetzt holte Luisa die Serviette heraus, um sich die schweißnassen Hände daran abzuwischen.

Die Serviette roch noch immer nach Räucherfisch. Luisa hörte jemanden ganz leise schnüffeln. Kurz darauf ging etwas wie ein Motor vor ihnen in der Dunkelheit an. Der Motor befand sich genau hinter den glühenden Augen und summte, ungefähr so wie die Nähmaschine von Aiks und Levkes Mutter.

Ehe Luisa darüber nachdenken konnte, kamen die Augen und das Summen näher, und gleich darauf spürte sie etwas Felliges an ihrer Hand – und etwas oder jemand versuchte, die Serviette zu essen.

Vor Schreck ließ Luisa sie fallen. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit, konnte aber noch immer nichts erkennen. Sie streckte vorsichtig die Hand aus, und eine raue Zunge leckte ihre Fingerspitzen ab. Dann biss das Ungeheuer ganz behutsam in ihren Zeigefinger.

„He!“, rief Luisa.

Da antwortete das Ungeheuer.

„Möö“, sagte es. Wenn es nicht zischte, hatte es keine sehr große Stimme. Vielleicht hätte es tatsächlich in eine Kaffeetasse gepasst. Luisa spürte, wie etwas an ihrem Hemd hochkletterte und seinen Kopf an ihren Hals schmiegte. Ihr wurde gleichzeitig heiß und kalt – denn es war doch unheimlich, ein Ungeheuer am Hals zu haben. Gleichzeitig fühlte es sich warm und freundlich an. Allerdings stank es. Sehr. Nach Abfalltonne.

„Dein … dein Ungeheuer sitzt auf mir!“, flüsterte Luisa.

„Dann ist es jetzt dein Ungeheuer“, entschied Levke mit einer Mischung aus Großzügigkeit und Erleichterung. „Ich schenk es dir.“

Luisa kroch langsam rückwärts, kroch unter der Terrasse hervor … kroch ans Tageslicht, wo Lukas ihr ängstlich entgegenblickte. Als er Luisa sah, wirkte er erst erleichtert und danach verwundert.

„Ist es … ist es ein getarntes Ungeheuer?“, fragte er misstrauisch.

„Wie – getarnt?“, fragte Luisa. Sie konnte das Ungeheuer immer noch nicht sehen, da es sich direkt unterhalb von ihrem Kinn befand.

„Naaaa ja“, sagte Lukas langsam und bedächtig. „Es sieht aus wie … eine ganz kleine, löchrige Katze.“

In diesem Moment beugte sich jemand über das Geländer der Café-Terrasse. Es war jemand in einem Pullover aus rosa Glitzerwolle und mit rosa Schal.

„Mandy!“, rief Lukas. „Was machst du denn auf der Café-Terrasse?“

„Jedenfalls krieche ich nicht unter der Terrasse herum“, antwortete Mandy.

„Meine Eltern sitzen drinnen im Café. Sie wollten irgendwas Wichtiges besprechen, mit mir, und mit sich gegenseitig, und jetzt reden sie schon seit einer halben Stunde über das Wetter. Aber das Wetter kenne ich schon, und deshalb habe ich gedacht, ich gehe mal raus. Außerdem war Erik drinnen zu warm.“

Erik, Mandys übergewichtiges weißes Kaninchen, ließ seine Schlappohren neben Mandy übers Geländer baumeln und schnupperte. „Miiiii!“, sagte die kleine Katze zu Erik.

„Fiii“, sage Erik.

„Sie unterhalten sich“, stellte Luisa erstaunt fest.

„Wouh“, sagte Herr Moosbach, der sich auch unterhalten wollte.

Da kam Mandy eilig die Treppe von der Terrasse hinunter und sah sich die kleine Katze auf Luisas Arm an. Luisa beäugte sie ebenfalls. Ihr Fell sah aus, als müsste sie dringend zum Friseur, und als wäre es vielleicht schon zu spät. Das rechte Ohr war seitlich etwas eingerissen, und sie hatte eine Schramme auf der Nase. „Wo habt ihr denn die her?“, fragte Mandy, hin und her gerissen zwischen Abscheu und Neugier.

„Haben wir eigenhändig gefunden“, erklärte Luisa.

„Gar nicht wahr!“, schrie Levke und hopste neben ihnen auf und ab. „Ich! Ich hab sie gefunden! Ich ganz allein!“

„Und dazu musstest du diese riesigen Stiefel anziehen?“, fragte Mandy erstaunt.

„Nee, ich probiere, was für Kleider mir am besten …“, fing Levke an.

Doch sie kam nicht weiter. Die kleine Katze hatte soeben begonnen, Luisas Hemdkragen zu fressen. „He!“, rief Luisa. „Ich glaub, sie hat Hunger!“

„Sie sieht ein bisschen gebraucht aus“, bemerkte Mandy. „Irgendwie oll.“

„Dann nennen wir sie Oli“, beschloss Luisa. „Wir sollten ihr ein Fischbrötchen besorgen …“

„Schhhht!“, machte Mandy und zog Luisa und Lukas auf den Boden, in den Schatten der Terrassen-Bretter.