Sturm und Drang. Ein Schauspiel - Friedrich Maximilian Klinger - E-Book

Sturm und Drang. Ein Schauspiel E-Book

Friedrich Maximilian Klinger

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Beschreibung

Klingers 1776 entstandenes Schauspiel Sturm und Drang gab einer kurzen und doch einflussreichen literarischen Epoche der deutschen Literatur den Namen. Treffend bringt der Titel zum Ausdruck, was die junge Autorengeneration damals bewegte: dem leidenschaftlichen Ausdruck den Vorrang zu geben vor strengem Formwillen und gesellschaftlichen Konventionen. Klingers Stück, eine rasante Verwechslungskomödie, in der man unschwer das große Vorbild Shakespeare erkennt, spielt in Amerika zur Zeit des Unabhängigkeitskriegs. Das zum Kernbestand der Universal-Bibliothek zählende Drama liegt mit dieser Neuausgabe in einem aufgefrischten Erscheinungsbild vor. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

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Friedrich Maximilian Klinger

Sturm und Drang

Ein Schauspiel

Mit einem Anhang zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte herausgegeben von Jörg-Ulrich Fechner

Reclam

Zu Klingers Sturm und Drang gibt es in Reclams Universal-Bibliothek eine Interpretation in: Dramen des Sturm und Drang in der Reihe »Interpretationen« (Nr. 8410).

 

 

Hinweis zu dieser E-Book-Ausgabe: Die Originalpaginierung wird in größerem Schriftgrad in eckigen Klammern wiedergegeben, die Paginierung der UB-Ausgabe im kleineren Schriftgrad in eckigen Klammern.

 

1970, 2020 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Cornelia Feyll, Friedrich Forssman

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2020

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-960969-0

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-014002-4

www.reclam.de

Inhalt

Sturm und Drang (1776)Zu dieser AusgabeAnmerkungenDokumente zur Entstehungs- und WirkungsgeschichteJohann Caspar Lavater: GenieZeittafelBibliographieNachwort

[5]Sturm und Drang (1776)

Ein Schauspiel

[6][(2)] Personen.

WILD.

LA FEU.

BLASIUS.

LORD BERKLEY.

JENNY CAROLINE, seine Tochter.

LADY KATHARINE, die Tante.

LOUISE, Nichte.

SCHIFFCAPITAIN BOYET.

LORD BUSHY.

EIN JUNGER MOHR.

DER WIRTH.

BETTY.

 

Die Scene Amerika.

[7][(3)] Erster Akt.

Erste Scene.

(Zimmer im Gasthofe.)

Wild. La Feu. Blasius. (treten auf in Reisekleidern.)

 

WILD. Heyda! nun einmal in Tumult und Lermen, daß die Sinnen herumfahren wie Dach-Fahnen beym Sturm. Das wilde Geräusch hat mir schon so viel Wohlseyn entgegen gebrüllt, daß mir’s würklich ein wenig anfängt besser zu werden. So viel Hundert Meilen gereiset um dich in vergessenden Lermen zu bringen – Tolles Herz! du sollst mirs danken! Ha! tobe und spanne dich dann aus, labe dich im Wirrwar! – Wie ists Euch?

[4]BLASIUS. Geh zum Teufel! Kommt meine Donna nach?

LA FEU. Mach dir Illusion Narr! sollt’ mir nicht fehlen, sie von meinem Nagel in mich zu schlürfen, wie einen Tropfen Wasser. Es lebe die Illusion! – Ey! ey, Zauber meiner Phantasie, wandle in den Rosengärten von Phillis Hand geführt –

WILD. Stärk dich Apoll närrischer Junge!

LA FEU. Es soll mir nicht fehlen, das schwarze verrauchte Haus gegen über, mit sammt dem alten Thurm, in ein Feenschloß zu verwandeln. Zauber, Zauber Phantasie! – (lauschend) Welch lieblich, geistige Symphonien treffen mein Ohr? – – Beym Amor! ich will mich in ein alt Weib verlieben, in einem alten, baufälligen Haus wohnen, meinen zarten Leib in stinkenden Mistlachen baden, bloß um meine Phantasie zu scheren. Ist keine alte Hexe da mit der ich scharmiren könnte? Ihre Runzeln sollen [8]mir zu Wellenlinien der Schönheit werden; ihre herausstehende schwarze Zähne, zu marmornen Säulen an Dianens Tempel; ihre herabhangende lederne Zizzen, Helenens Busen übertreffen. Einen so aufzutrocknen, wie mich! – He meine phantastische Göttin! – Wild, ich kann dir sagen, ich hab mich brav ge[5]halten die Tour her. Hab Dinge gesehen, gefühlt, die kein Mund geschmeckt, keine Nase gerochen, kein Aug’ gesehen, kein Geist erschwungen –

WILD. Besonders wenn ich dir die Augen zuband. Ha! Ha!

LA FEU. Zum Orkus! du Ungestüm! – Aber sag’ mir nun auch einmal, wo sind wir in der würklichen Welt jetzt. In London doch?

WILD. Freylich. Merktest du denn nicht daß wir uns einschiften? Du warst ja Seekrank.

LA FEU. Weiß von allem nichts, bin an allem unschuldig? – Lebt denn mein Vater noch? Schick doch einmal zu ihm Wild, und laß ihm sagen, sein Sohn lebe noch. Käme so eben von den Pyrenäischen Gebürgen aus Frießland. Weiter nichts.

WILD. Aus Frießland? –

LA FEU. In welchem Viertel der Stadt sind wir dann?

WILD. In einem Feenschloß la Feu! Siehst du nicht den goldnen Himmel? die Amors und Amouretten? die Damen und Zwerchen?

LA FEU. Bind mir die Augen zu! (Wild bindet ihm zu) Wild! Esel! Wild! Ochse! nicht zu hart! [6](Wild bindet ihn los) He! Blasius, lieber bißiger, kranker Blasius, wo sind wir?

BLASIUS. Was weiß ich.

WILD. Um euch auf einmal aus dem Traum zu helfen, so [9]wißt; daß ich euch aus Rußland nach Spanien führte, weil ich glaubte, der König fange mit dem Mogol Krieg an. Wie aber die Spanische Nation träge ist, so wars auch hier. Ich packte euch also wieder auf, und nun seyd ihr mitten im Krieg in Amerika. Ha laßt michs nur recht fühlen auf Amerikanischen Boden zu stehn, wo alles neu, alles bedeutend ist. Ich trat ans Land – O! daß ich keine Freude rein fühlen kann!

LA FEU. Krieg und Mord! o meine Gebeine! o meine Schutzgeister! – So gieb mir doch ein Feenmärchen! o weh mir!

BLASIUS. Daß dich der Donner erschlug, toller Wild! was hast du wieder gemacht? Ist Donna Isabella noch? He! willst du reden! meine Donna!

WILD. Ha! Ha! Ha! du wirst ja einmal ordentlich aufgebracht.

BLASIUS. Aufgebracht? Einmal aufgebracht? Du sollst mirs mit deinem Leben bezahlen, Wild! [7] Was? bin wenigstens ein freyer Mensch. Geht Freundschaft so weit, daß du in deinen Rasereyen einen durch die Welt schleppst wie Kuppelhunde? Uns in die Kutsche zu binden, die Pistole vor die Stirn zu halten, immer fort, klitsch! klatsch! In der Kutsche essen, trinken, uns für Rasende auszugeben. In Krieg und Getümmel von meiner Paßion weg, das einzige was mir übrig blieb –

WILD. Du liebst ja nichts Blasius.

BLASIUS. Nein, ich lieb nichts. Ich habs so weit gebracht, nichts zu lieben, und im Augenblick alles zu lieben, und im Augenblick alles zu vergessen. Ich betrüg alle Weiber, dafür betrügen und betrogen mich alle Weiber. Sie haben mich geschunden und zusammen gedrückt, das [10]Gott erbarm! Ich hab’ alle Figuren angenommen. Dort war ich Stutzer, dort Wildfang, dort tölpisch, dort empfindsam, dort Engelländer, und meine größte Conquette machte ich, da ich nichts war. Das war bey Donna Isabella. Um wieder zurück zu kommen – deine Pistolen sind geladen –

WILD. Du bist ein Narr, Blasius, und verstehst keinen Spaß.

[8]BLASIUS. Schöner Spaß dies! Greif zu! ich bin dein Feind den Augenblick.

WILD. Mit dir mich schießen! Sieh, Blasius! ich wünschte jetzt in der Welt nichts als mich herum zu schlagen, um meinem Herzen einen Lieblings-Schmauß zu geben. Aber mit dir? Ha! Ha! (hält ihm die Pistole vor) Sieh ins Mundloch und sag, ob dirs nicht größer vorkommt als ein Thor in London? Sey gescheid Freund! Ich brauch und lieb euch, und ihr mich vielleicht auch. Der Teufel konnte keine größre Narren und Unglücks-Vögel zusammen führen, als uns. Deßwegen müssen wir zusammen bleiben, und auch des Spaßes halben. Unser Unglück kommt aus unserer eigenen Stimmung des Herzens, die Welt hat dabey gethan, aber weniger als wir.

BLASIUS. Toller Kerl! ich bin ja ewig am Bratspieß.

LA FEU. Mich haben sie lebendig geschunden, und mit Pfeffer eingepökelt. – Die Hunde!

WILD. Wir sind nun mitten im Krieg hier, die einzige Glückseligkeit die ich kenne, im Krieg zu seyn. Genießt der Scenen, thut was ihr wollt.

LA FEU. Ich bin nicht fürn Krieg.

BLASIUS. Ich bin für nichts.

[9]WILD. Gott mach’ Euch noch matter! – Es ist mir wieder [11]so taub vorm Sinn. So gar dumpf. Ich will mich über eine Trommel spannen lassen, um eine neue Ausdehnung zu kriegen. Mir ist so weh wieder. O könnte ich in dem Raum dieser Pistole existiren, bis mich eine Hand in die Luft knallte. O Unbestimmtheit! wie weit, wie schief führst du den Menschen!

BLASIUS. Was solls aber hier am Ende noch werden?

WILD. Daß Ihr nichts seht! Um aus der gräßlichen Unbehaglichkeit und Unbestimmtheit zu kommen, mußt’ ich fliehen. Ich meinte die Erde wankte unter mir, so ungewiß waren meine Tritte. Alle gute Menschen, die sich für mich intereßirten, hab ich durch meine Gegenwart geplagt, weil sie mir nicht helfen konnten. –

BLASIUS. Sag lieber nicht wollten.

WILD. Ja, sie wollten. Ich mußte überall die Flucht ergreiffen. Bin alles gewesen. Ward Handlanger um was zu seyn. Lebte auf den Alpen, weidete die Ziegen, lag Tag und Nacht unter dem unendlichen Gewölbe des Himmels, von den Winden gekühlt und von innern Feuer gebrannt. Nirgends Ruh, nirgends Rast. Die [10] Edelsten aus Engelland irren verlohren in der Welt. Ach! und ich finde die Herrliche nicht, die einzige, die da steht. – Seht, so strotze ich voll Kraft und Gesundheit, und kann mich nicht aufreiben. Ich will die Kampagne hier mit machen, als Volontair, da kann sich meine Seele ausrecken, und thun sie mir den Dienst, und schießen mich nieder; gut dann! Ihr nehmet meine Baarschaft, und zieht.

BLASIUS. Hohl mich der Teufel! Dich soll keiner todt schießen, edler Wild.

LA FEU. Sie könntens doch thun.

WILD. Können Sie’s besser mit mir meynen? – Stellt Euch [12]vor, als wir uns einschifften, sah ich in der Ferne den Schiffscapitain auf seinem Schiff.

BLASIUS. Der die feindliche Antipathie auf Dich hat. Ich meyn Du hätt’st ihn in Holland todt geschossen.

WILD. Dreymal schon mit ihm auf Leben und Tod gestanden, und noch läßt er mir keine Ruhe, und nie beleidigte ich den Menschen. Ich gab ihm eine Kugel, und er mir einen Stoß. Es ist grausam wie er mich haßt ohne Ursach. Und ich muß gestehen, ich lieb’ ihn. Es ist ein braver, rauher Mann. Weiß der Himmel, was er mit uns vor hat. Laßt mich eine Stunde allein!

[11]DER WIRTH. Die Zimmer sind bereit Mylords. Sonst was gefällig?

WILD. Wo sind meine Leute?

WIRTH. Haben gessen und schlafen.

WILD. Sie lassen sich wohl seyn.

WIRTH. Und Sie befehlen nichts?

WILD. Den stärksten Punsch, Herr Wirth.

LA FEU. Der fehlt dir noch, Wild.

WILD. Ist der General hier?

WIRTH. Ja, Mylord!

WILD. Was für Fremde sind im Hause? Doch ich mags nicht wissen. (Geht ab.)

BLASIUS. Mich schläfert.

LA FEU. Mich hungert.

BLASIUS. Mach dir Illusion, Narr! – Alle Welt Teufel von meiner Donna weg! (Alle gehen ab.)

[13]Zweyte Scene.

(Lord Berkleys Zimmer.)

Lord Berkley. Miß Caroline.

 

CAROLINE.(Auf einem Clavier in süßer melancholischer Schwermuth phantasirend.)

BERKLEY.(Ein Kartenhaus auf kindische phantastische Art bauend.) So ganz zum Kind zu werden! Alles gol[12]den, alles herrlich und gut! Dieses Schloß bewohnen, Zimmer, Saal, Keller und Stall! – All des bunten, verworrnen, undeutlichen Zeugs! – Ich find an nichts Freude mehr. Glückliche Augenblicke der Kindheit, die ihr rückkehrt! Find an nichts Freude mehr, als an diesen Kartenschloß. Bedeutend Sinnbild meines verworrnen Lebens! Ein Stoß, ein harter Tritt, ein leichtes Windchen, wirft dich zusammen; aber der feste unermüdete Muth des Kindes, der dich wieder aufbaut! Ha! so will ich mich mit ganzer Seel nein verschließen, und denken und fühlen nichts anders, als wie herrlich es ist in dir zu weben und zu seyn. – Lord Bushy! ja mein Seel! ich räumte dir ein Zimmer ein. So unfreundlich du gegen mich warst, sollst du Berkleys bestes Zimmer bewohnen. Ha! es kehrt sich doch immer in mir herum, störrischer Bushy! so oft ich rückdenk. Einen von Haus und Hof vertreiben, blos weil Berkley fetter stund als Bushy – es ist schändlich. Und doch dies Zimmer, ausgemahlt mit meiner Geschichte, steht dir zu Dienst. – Ja wer das zusammen fassen könnte, da mein Herz so klein zu ist – Ha! Ha! Lord Berkley! dir ist wohl, da du wieder zum Kind wirst! – Tochter!

[14][13]CAROLINE. Mein Vater!

BERKLEY. Kind! Du glaubst nicht wie wohl einem werden kann. Sieh! So eben bau ich Bushys Zimmer. Wie gefällt dirs?

CAROLINE. Recht wohl Mylord! Wahrhaftig, ich wollte seine Magd werden und ihm dienen, Ihrer Ruhe wegen.

BERKLEY. Wo er sich herumtreiben mag, der feindliche Bushy! – Von Haus und Hof! Von Weib und Gut! – Bushy es kann nicht seyn! – Und da mein süßes Kind um alles zu bringen. – Nein, Mylord, wir können nicht zusammen wohnen. (Zerschlägt das Kartenhaus.)

CAROLINE. Mein Vater!

BERKLEY. Wie, Miß? Schäme dich! bist du Berkleys Tochter! Bushy dienen? Bushys Magd? keiner Königin nicht. Ha! das könnte mir in tiefen Schlaf einfallen und mich toll machen. Bushys Magd Miß! Wollen Miß nicht widerrufen? Bushys Magd?

CAROLINE. Nein, Lord! Nur nenne mich Tochter! O, das Wort Miß, ist ein herber Schall für Berkleys Tochter aus Vater Berkleys Mund. (Seine Hand küssend.)

[14]BERKLEY. Hm! gute Jenny! – Lebe unsre Lord- und Mißschaft! – Aber ich kann nicht mit ihm zusammen wohnen. Wahrhaftig, ich käm in Versuchung ihn im Schlaf zu erwürgen. – O, gieb mir kindische Ideen! Ich find an nichts Freude mehr. All meine Lieblingssachen, meine Kupfer, meine Gemählde, meine Blumen, alles ist mir gleichgültig geworden.

CAROLINE. Wenn Sie’s mit der Musik versuchten – vielleicht daß dies –

BERKLEY. Nu! laß doch sehen! –

CAROLINE.(spielt ihm vor.)

[15]BERKLEY. Nein! Nein! o ich bin doch immer der weiche, närrische Kerl, aus dem ein reiner Ton machen kann, was er will. Und curios ist’s Kind, es giebt Töne, die mir ein ganzes, trauriges Gemählde durch einen Klang, aus meinen widrigem Leben vor die Augen stellen; und wiederum welche, die meine Nerven so freudig treffen, daß wie der Ton zum Ohr kommt, eine der Freudens-Scenen aus meinem Leben da steht. Zum Beyspiel, so eben begegnete mir deine Mutter in dem Park zu Yorkshire, und hüpfte so recht freudig aus der dichten Allee, wo seitwärts der Bach sich schlängelt und murmelt, wie du dich [15] erinnern wirst. Ich hört es genau, und so das Fliegen-Gesums im Sommer um einen. Ich wollt sie so eben herzen, und ihr was lustiges erzählen, als du andre Saiten grifst. –

CAROLINE. Bester Vater! o meine Mutter! (die Augen gen Himmel.)

BERKLEY. Ja, so mit naßem Aug hinauf, ich weiß wie das ist. So sah sie oft, und ihr Aug, das redete wie das deinige. O Kind! Und wie du nun die Töne wandeltest, freylich wars Bushy und Hubert. Du siehst also daß das nicht geht. Ich weiß nicht wie’s ist, daß ich just in mir so ganz anders aufgespannt bin.

CAROLINE. Ich weiß was Musik thut, was sie diesem Herzen giebt und nimmt. Sich so in eine Zauber-Idee hineinspielen, und wenn man sich denn umsieht ob er da ist – der! der! aller Töne Innhalt und Wiederklang – der! – Herz! mein Herz! (erschrocken, ihre Augen verbergend.)

BERKLEY. Hm! Hm! Herz mein Herz! – Setz dich zu mir und hilf mein Schloß wiederaufbauen. Siehst du! ich [16]habs weit gebracht Gottlob! zerschlagen und wiederaufbauen! Ha! Ha! – Nu lustig! Nimm du den rechten Flügel und ich den linken. Und wenn der Pallast steht, so wollen wir die [16] bleierne Soldaten nehmen, und du commandirst ein Bataillon und ich eins. Wir schlagen uns herum wie Bushy und Hubert, dann machen wir Complot, greifen das Schloß an, werfen den alten Berkley nakend mit seiner kleinen Jenny und guten Weib heraus. Steckens an – Feuer und Flammen – he Miß!

CAROLINE.(ihre Augen wischend, seine Stirne küßend) Unglückliches Gedächtniß! daß der Himmel ruhige Vergeßenheit auf dein graues Haupt träufelte, alter Berkley! Vater uns mangelt nichts, uns ist wohl. Was ist Bushy, daß der edle Berkley in seinem sechzigsten Jahr seiner denken sollte.

BERKLEY. Ich denk seiner nicht, närrisch Kind! Was kann ich dafür daß mirs immer noch so bitter aufquillt. Ich fühls nur so.

CAROLINE. Das eben.

BERKLEY. Ich will dirs vorposaunen wie er mit deinem Vater umgieng. – Laß mich mit dem Blick! Nun ja, ich wollt ich hätt ihn, er sollte ruhig und friedlich sein Haupt in meinen Schooß legen. Aber hier müßtest du stehen und keinen Schritt weichen, sonst wenn er so vor mir stünde – o Gott! du hast uns wunderbar gebaut, wunderbar unsre Nerven gespannt, wunderbar unser Herz gestimmt!

[17]CAROLINE. Hatte Bushy nicht einen Sohn?

BERKLEY. Freylich. Ich möchte fast sagen einen braven rüstigen, wilden Knaben, wenns Bushys Sohn nicht wäre.

CAROLINE. Hieß er nicht Carl? hatte blaue Augen, braune [17]Haare, und war grösser als alle Knaben seines Alters? Es war ein hübscher, wilder rothwangigter Junge. Er machte immer meinen Ritter und stritt für mich.

BERKLEY.(wild.) Bushy! Bushy!

CAROLINE. Vater! o mein Vater! Ihre böse Stunde kommt. (schmiegt sich an ihn.)

BERKLEY. Geh weg! hatte ich nicht einen Sohn, einen braven, ungestümen, eigensinnigen Jungen, den ich in der schrecklichen Nacht verlohr? Leben gegen Leben wo ich Carl Bushy ertapp! Wär mein Harry da, ich wollte seine Faust eisern machen, sein Herz grimmig, seine Zähne gierig, er sollte mir Welt auf Welt ab traben, biß er Berkley an Bushy gerochen hätte.

CAROLINE. Mylord! schone deiner Tochter.

BERKLEY.(verworren.) Nun da! Laß mich doch was sinnen – ja was – willst du mit, Kind! – Ha ich will auf die Parade. Ich denk der Feind soll in einigen Tagen angreifen, und [18] dann rücken wir aus. Ha! Ha! Ich bin ein grauer, alter Kerl, gieb mir nur Kindheit und närrisch Zeug! Ha! Ha! Es ist toll Miß, und gut, daß heiß, heiß bleibt, und Haß, Haß, wies einem braven Menschen zukommt. Das Alter ist so kalt nicht, das sollen sie mir fühlen. Pack da mein Schloß zusammen, damit mir nichts verdorben wird. Adieu Miß, die Trommel geht. (ab.)

CAROLINE.(ihm nachrufend.) Nur gute Stunden, lieber Vater!

BERKLEY.(kommt hastig zurück.) Das weiß Gott, Miß, es war um Mitternacht, stockfinster, und er überfiel uns. Und wie ich morgens aus starrer Taubheit erwachte, mein Weib und keins meiner Kinder hatte, und ich schrie, winselte, und ächzte in Tönen – in Tönen – he! [18]und so die Hände hub, zum trüben Himmel: Gieb mir meine Kinder! Mach Bushy kinderlos, daß er fühle, was das ist kinderlos! da fand ich dich naß, kalt und erstarrt, hingst an meinen Hals, und schlugen deine zarte Hände und Beine zusammen. Miß Berkley! Ich stund da so trüb und todt in endlosem Schmerz, in endloser Freud eins meiner Kinder gerettet zu haben. Und du strichst mit zitternder Hand über meiner Stirne den kal[19]ten Schweiß hinweg. He! das war ein Augenblick Miß! (fällt ihr um den Hals, herzt sie, bleibt stumm und unbeweglich. Erwachend.) Ja Miß! sieh! es greift mich so an! – Und da ein Bote: Todt deine Lady! Und da ein Bote: Verschwunden dein Harry! – Ja Miß! und dieses Haus sollte Bushy haben! Nein, bey Gott nein! Adieu Kind! weine nicht.

CAROLINE. Nicht weinen? dein Kind nicht weinen? Lord Berkley geh jetzt nicht weg! Hier wirds so eng mein Vater! (die Hand aufs Herz.)

BERKLEY. Nein! Nein! Ich will dir die Tante und Nichte schicken. Berkley ist ein guter Soldat, und wenn er seine Späße getrieben hat, ists ihm gut. Adieu!

CAROLINE.(allein.) Wie wird das all noch werden? o seine Schmerzen nehmen Ausbrüche die mich zittern machen. Krieg da! und meine Thränen und Bitten vermögen nichts. Wohin denn ich? – Ich fürchte – ach des Leidens so viel und noch fürchten. Und ewig dieses Herzens Verlangen? (nach dem Clavier) Nimm mich in deinen Schutz! Nur du verstehst mich, dein Einklang, der Wiederhall meiner geheimen Empfindungen ist mir Trost und Erstattung. Ach jeder Ton, Er! Er! (spielt einige Passagen, endet plötzlich[20]und fährt zusammen.) Ja Er! (in schwermüthigen Träumereyen versinkend.)

[19]Dritte Scene.

LOUISE.(Tritt auf, tanzend und hüpfend.) Guten Morgen Miß! – ja sieh nur liebes Bäschen! habe keine gute Laune. Ein Tag voller Vapeurs. Das ewige Gekeif mit der Tante um die Cavaliers! Es ist nicht zum Ausstehn. »Er macht mir die Cour, Nichte! Er hat mir die zärtlichste Dinge gesagt.« So geht das ewig fort. Ja wenn Lady Kathrin nur bedächte, daß Winter, Winter, und Frühling, Frühling bliebe, trotz aller unserer Kunst. Haben Miß unruhige Träume gehabt? Was hängst du den Kopf? Was ist dir Kind?

CAROLINE. Nichts, Nichts – mein Vater –

LOUISE. Ist er störrisch? Ist er wild? Ja was wollt ihr sagen. Wenn wir nur aus diesem abscheulichen Lande wären. Nach Londen Bäschen! nach Londen! da ist der Ort des Glanzes und der Herrlichkeit. (sieht in Spiegel) Für was bin ich schön hier? Für was dieses blaue, spielende Auge? Ganz Londen würde davon reden. Was nützen mir meine Talente, meine Lektüre, mein Fran[21]zösisch und Italienisch? Herzen zu fangen, das mein ich, wär unser Wesen. Hier! o ich vergehe. Glaub mir, ich laß mich vom ersten Engelländer entführen, der mir gefällt.

CAROLINE. Es ist dein Ernst nicht.

LOUISE. So ganz freilich nicht. Ich bin dir ja gut, und überhaupt bin ich gut, wenn ich nur viele Liebhaber zusammen hab, um meine Gewalt auszuüben. Aber Liebchen, du fühlst selbst, daß wir nicht am Platze sind. Wie viel meynst du, daß ich gegenwärtig Liebhaber zusammen hab?

CAROLINE.(immer in Träumen.)

[20]LOUISE.(im Gedächtniß mit lebhafter Aktion zusammen zählend.) Ich kann ihrer doch nicht mehr als sechse zusammen zählen, weil ich die halben und verscheuchten auslasse. – Silly, der so lang und schwank ist, und immer die Augen fest zuhält, wenn er mit mir redet, als leimte sie mein Blick zusammen. Lezthin stotterte er mir so vor, immer mit geschlossenen Augen, und ich bohrte ihm mitlerweile Esel, die Tante lachte, als wollte sie bersten, daß ers nicht merkte. Und Boyet, der immer und ewig nichts anders sagt als: »Miß! ich liebe Sie!« Just als wenn im Dictionair der Galanterie weiter nichts stünde. Nicht einmal, Miß! [22] ich liebe Sie zärtlich; oder zum Sterben, oder so etwas. O, seine Sprache ist so kurz wie seine Finger. Ich kann ihn allenfals zum Zwergen brauchen, wenn sich einmal ein irrender Ritter hieher verirren sollte. Toby –

CAROLINE. Wars nicht ein lieber guter Junge, Carl Bushy?

LOUISE. Ein braver Junge von feurigem Muth und Sinn! – Den Hauptmann Dudley hab ich verbannt Miß! Stell dir einmal vor – ich weiß nicht was der Narr will. Vor einigen Tagen sagte er so recht weise: »Wir Frauenzimmer hätten gemeiniglich weit weniger Liebe, handelten mit weit weniger Liebe, als die Männer, und das wegen unsrer Weiblichkeiten.« Was will der ernsthafte Narr damit?

CAROLINE. Ich weiß es nicht.

LOUISE. Weiblichkeiten! denk doch! Weil ich etwa verdrüßlich schien, daß er dir letzthin so was sagte – ich verstunds nicht, aber er sagte es so, und sah so aus, als fühlte er etwas dabey, das ich noch keinem meiner Liebhaber abgemerkt hab. Ich bin nicht neidisch Base, du bist [21]sanft, empfindsam, lieb, gut, ich schön, wild und launisch. – Und denn ist noch Stockley, den ich blos um mich [23] leide, damit er Miß Tranch nicht mehr besuche, denn die kann ich gar nicht ausstehen. Am Ende narr ich sie doch alle, und spiel sie herum wie der Knabe den Kräusel, ihnen ist doch wohl dabey. Die Liebe muß man nicht kennen, sagt Tantchen, bis man fünf und zwanzig Jahr alt ist, und dann hats seine Ursachen. Und ich weiß auch nicht was das heißen soll, lieben.

CAROLINE. Du bist glücklich Base, ich weiß es auch nicht; aber –

LOUISE. Wenn sie mich nur amusiren, mir die lange Weile vertreiben, meine Launen und Caprizen ausführen, ist’s schon gut. Aber du weist was Liebe ist. –

CAROLINE.(verwirrt.) Wie heißen deine Bewunderer?

LOUISE. Ich hör die Tante husten.

Vierte Scene.

Lady Kathrin und Vorige.

 

KATHRIN. O, zum Sterben ärgerlich! Schnupfen, Husten, und so ein merkwürdiger Tag! Ja Ladys! – Kommt doch geschwind und macht euch zurecht. – Die Luft in diesem Lande ist mein [24] Tod. – Louischen, du mußt dich besser zurecht setzen. Du siehst nicht so ganz aus, wie du solltest.

LOUISE. Was ists denn, Tantchen?

KATHRIN. Das fühlt ich doch hier im Herzen so recht zum voraus. Drey Fremden sind angelangt.

[22]CAROLINE. Ist das alles, Tante?

LOUISE. Nicht genug?

KATHRIN. Schöne Leute! o ein langer, wilder Bursche dabey, ich konnt ihm kaum am Bart reichen. Er fluchte und sah gen Himmel, als wenn er etwas so recht tief fühlte. Ich sah eben hinaus. O Ladys, es ist ein gutes Zeichen, wenn eine junge Mannsperson flucht. Engelländer sinds. Sag mir doch Louischen, wie seh ich heute aus? Engelländer sinds.

LOUISE. Und ich, Tantchen?

CAROLINE. Engelländer? Wie sieht er aus, Tante?

KATHRIN. Sie werden uns Visite machen – ja wie – wenn ich grün mit rosenroth gienge?

LOUISE. Es ist zu jung, zu alt, Tantchen. Kommen Sie, ich kann nie vor einer Stunde in so wichtigen Dingen zum Entschluß kommen. Wir [25] wollen Conseil mit Betty halten. Engelländer! o meine Engelländer!

KATHRIN. Tugendhaft und sittsam Miß! Lauf doch nicht so, ich komm ja außer Athem.

LOUISE.(beyseit.) Weil sie nicht fort kann. Ha! Ha! (faßt sie am Arm.) kommen Sie Tantchen, wir jungen Mädchens springen und hüpfen. –

KATHRIN. Böses Ding: (gehn ab.)

[23]Zweyter Akt.

Erste Scene.

Betty führt Wild, Blasius und La Feu auf.

 

BETTY. Hier Mylords, belieben Sie zu warten, Myladys werden gleich die Ehre haben. (geht ab.)

LA FEU. Gut, meine schöne Iris! (sich umsehend.) Ey! es hatt schon so was liebes, anlockendes im Hereintreten. Es ist einem doch ganz anders in einem Damen-Zimmer. Es schauert mir so anmuthig ums Herz. Was schneidst du vor Gesichter, Wild?

WILD. Ich begreif mich noch nicht. So gut ist mir’s, alle Gegenstände reden mit mir in die[26]sem Zimmer und ziehen mich an, und so erschrecklich elend, so erschrecklich ungewiß. Ich spring von Gedanken zu Gedanken, ich kann mich an nichts halten. Ach! dann nur, wenn es ganz rein zurückkehrt das unendliche hohe Gefühl, wo meine Seele in Schwingungen sich verliert, in der herrlichen Ferne ihr Liebesbild erblickt, in der Abendsonne, im Mondschein – Und ach! wenn ich denn auf den schnellen Fittigen der Liebe hineil, und es schwindet, verlieret sich immer vor mir. – Ja ich bin elend, ganz in den Gedanken lebend, ich bin elend! o mir! ich glaubte in diesem andern Welttheil zu finden, was dort nicht war. Aber hier ists, wie dort, und dort wie hier. Gott sey Dank! daß die Einbildung die Ferne so herrlich sieht, und steht sie nun am sehnlich erwünschten Punkt, wie der herum streifende Vagabond weiter flüchtet, im sichern Glauben, dort werde der unruhige Geist alles [24]finden. So Welt auf, Welt ab, in zauberhafter, drängender Phantasie, und ewig das einerley, hier wie dort. Wohl Geist! ich folge dir!

BLASIUS. Traben die Centauren wieder vor deiner Einbildung. – Ich bin wieder so gar nichts, mag so gar nichts seyn. – Wild, es ist schänd[27]lich, was du dich ewig mit Gespenstern herum treibst.

WILD. Ich bitte dich – ich werde sie finden. –

LA FEU. Die Damen bleiben so lange!

WILD. Hört! ihr wißt, wie ich bin. Wann die Damen einen fatalen Eindruck auf mich machen, so denkt auf eine Entschuldigung, ich zieh ab.

BLASIUS. Und da hat man wieder seine Flegeley zu entschuldigen. Geh! machs wie du willst. Ich bin gar nicht gestimmt für Weiber, und doch muß ich mich mit ihnen abgeben, weil sie meistens so wenig sind, und ich gar nichts. – Du bist mir zum Ekel, Wild! mir wär’s lieb, wenn du mich eine Zeitlang ungeplagt liessest.

WILD. Fällt mirs ein, dich aufzusuchen?

BLASIUS. Ich kann dich nicht ausstehen. Deine Kraft ist mir zuwider, du drückst mich todt, und daß du ewig nach Phantomen rennst – ich haß dich!

WILD. Wie Du willst. Du liebst mich auch wieder.

BLASIUS.(ihn umarmend.) Wer widersteht Dir? – Junge! Junge! ich bin unbehaglicher wie Du. Ich bin zerrissen in mir, und kann die Fäden nicht wieder auffinden das Leben anzuknüpfen. Laß! ich will melancholisch werden; nein ich will nichts [28] werden. Du sahst mein edles Roß in Madrid den Karren ziehen, ich weinte aus tiefer Seele, und Isebella wischte meine Thränen. Herrlichkeit der Welt! ich kann keine deiner Blumen mehr brechen. Ja [25]wer diesen Sinn verlohren hat, wer dich verlohren hat ewige Liebe, die du in uns alles zusammen hältst!

WILD. Blasius, Du hast mehr als Du glaubst.

LA FEU. Wo die Damen bleiben? (die Bücher durchsuchend.) Myladys Bücher machen mir grosse Hofnung daß sie mit süsser Phantasie begabt sind. O die Romanen! o die Feenmärchen! Ach wie herrlich um all die Lügen! Wie wohl dem der sich vorlügen kann!

Zweyte Scene.

Lady Kathrin, Louise, (treten complimentirend auf. Verbeugungen von beyden Seiten.)

 

LA FEU.(indem er sie erblickt)Venus Uranie! Paphos Hayne! (zu Lady Cathrin.) Reizende Göttin dieser Insul! Ihr Anblick stimmt mein Herz zu Tönen der Liebe, und meine Nerven klingen das lieblichste Concert.

[29]KATHRIN. Mylord! (eine Verbeugung.) Mylord! (coquetirend) Fremde von Ihrem Werth machen uns das traurige Leben hier, leicht und angenehm. Ich habe die Ehre zu reden –

LA FEU. Du Blasius, sag doch wie ich heiße – das ist mein Vormund Mylady!

BLASIUS. La Feu, Mylady! (zu Louise) Miß ich wünschte Sie nicht gesehen zu haben, wenigstens in diesem Augenblick nicht. Ich bin so wenig –

LOUISE. Ha! Ha! Mylord – Blasius – nicht recht?

BLASIUS. So nennt man mich.

LOUISE. Also Mylord Blasius, mir ist leid, daß Ihnen mein [26]Anblick so schwer fällt. Freylich Mylord – (eine spöttische Verbeugung.) – Ha! Ha! Tantens Gegenwart macht den Herrn zum klingenden Instrument. La Vache sonante! Ha! Ha! o das ist zum Sterben! Nu Mylord so ernsthaft? –

BLASIUS. Ich bin nicht lustig – Schön und dumm! o mir!

WILD. Hier halts der Satan aus! (ab)

KATHRIN und LOUISE. Aber warum geht Mylord weg?

[30]LA FEU. Ich muß Ihnen sagen Mylady – Blasius Du weißts ja.

BLASIUS. Er hat Anfälle von Tollheit, Mylady’s, und wenns ihn überfällt, treibts ihn weg.

LA FEU.(auf Kathrin zeigend.) Und der Anblick dieser Göttin könnte ihn nicht aufhalten?

KATHRIN. O Mylord – – – aber wie sehr bedaure ich, ein so schöner Mensch, ein so starkes wildes Ansehn.

LA FEU. Aber ein toller Mensch. Denken Sie er will in Krieg gehen.

KATHRIN. Und Sie?

LA FEU.(sich kniend.) Hier ist meine Wahlstatt.

LOUISE.(verdrüßlich) Nicht auszuhalten!

KATHRIN.(La Feu ernsthaft aufrichtend) Das Knien läßt Ihnen schön Mylord, vermuthlich deßwegen –

LA FEU. Ach! Sie richten auf mit einer Gottheit, mit einer Größe – Vor Mylady, mag sich schon manches Knie wund gekniet haben –

KATHRIN. O Mylord! wenn man nur nicht unbemerkt durchs Leben gegangen ist.

LOUISE.(ärgerlich und schläfrig.) Wo sind Sie Mylord? Der andere Welttheil wird Sie noch besitzen?

[31]BLASIUS.(verdrüßlich und langweilig) Mylady Sie befehlen –

[27]LOUISE.(eben so) Mylord! Nichts –

KATHRIN. Und Sie Mylord?

LA FEU. Ach hin! hin! in Liebe entzückt! Glückliches, seeliges Schicksal das mich diese Bahn führte! Endlich hat dein Grimm nachgelassen, wilder Unstern! und ich fühle wieder neu das Zucken in meinen Adern – Reizende Göttin! ich wünschte mir kleine, kleine Mücken-Augen um alle ihre Reize und Schönheiten im Detail zu durchschauen.

KATHRIN.