Stützpunkt in der Hölle - Achim Mehnert - E-Book

Stützpunkt in der Hölle E-Book

Achim Mehnert

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Beschreibung

Auf der Suche nach der Quelle der geheimnisvollen Schranke um Orn hat es Ren Dhark und sein Schiff auf einen Planeten verschlagen, der eigentlich nicht existieren kann. Hilfe findet er nur im Stützpunkt in der Hölle...

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Seitenzahl: 358

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Ren Dhark

Weg ins Weltall

 

Band 34

Stützpunkt in der Hölle

 

von

 

Jan Gardemann

(Kapitel 1 bis 3)

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 4 bis 9)

 

Achim Mehnert

(Kapitel 10 bis 15)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

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Impressum

Prolog

Ende des Jahres 2065 steht die Menschheit am Scheideweg: Obwohl die Erde wieder auftaut, wurden 36 Milliarden Menschen nach Babylon umgesiedelt und richten sich dort unter der Regierung Henner Trawisheims neu ein. Doch der entwickelt sich in eine Richtung, die gerade den Gutwilligen überhaupt nicht paßt…

Auf der nur noch von ein paar Millionen Menschen bewohnten Erde hat der Wächter Simon drei Personen für das neue Wächterprogramm rekrutiert: Svante Steinsvig, Arlo Guthrie und – Doris Doorn! Die INSTANZ von ARKAN-12 schickt sie nach erfolgter Umwandlung in die Milchstraße. Ihre Aufgabe: Reparatur der defekten Station ERRON-2 und Überwindung der Schranke um Orn, die Heimatgalaxis der Mysterious oder Worgun…

Genau in dieser Sterneninsel machen der ehemalige Rebell Gisol und seine Kampfgefährtin Juanita auf Epoy, dem Ursprungsplaneten der Worgun, eine erschreckende Entdeckung: Eine geheimnisvolle Macht jagt alle Mutanten und versucht, das Volk der Hohen zu einer Gemeinschaft der Dummen hinabzuzüchten. Ihr Bericht bewegt Margun und Sola dazu, einen Notruf abzustrahlen…

Zur gleichen Zeit muß Ren Dhark erkennen, daß sich vieles verändert hat in seiner Heimat: Terence Wallis macht ihm und wenigen Auserwählten das Angebot der relativen Unsterblichkeit! Und auf Babylon hat Henner Trawisheim eine Diktatur errichtet. Er läßt Ren Dhark und seine Getreuen verhaften. Als ihnen die Flucht zurück in die POINT OF gelingt, bleibt auch Dan Riker und seiner gesamten Flotte nur noch die Desertion. Von Trawisheim zu Vogelfreien erklärt, will sich das kleine Rebellenhäufchen auf Echri Ezbals neuer Forschungswelt Wischnu treffen. Doch als er den Notruf von Orn erhält, ist Ren Dhark nicht mehr zu bremsen…

Mit Hilfe des geheimnisvollen goldenen Planeten überwindet er die Schranke um Orn – und erfährt vom vergeblichen Versuch der großen Worgun Margun und Sola, den Frieden in der Galaxis mit Hilfe eines gigantischen Parakraftverstärkers wiederherzustellen. Als man das Gerät ans Laufen bringt, kommt es zu einem unvorhersehbaren Rückkopplungseffekt. Es explodiert – und mit ihm die Gigantstation ARKAN-54.

Ren Dhark findet Beweise dafür, daß die Worgun sämtliche Zyzzkt ausrotten wollen. Um diesen Massenmord zu verhindern, fliegt er Epoy an, den Zentralplaneten der Gestaltwandler. Aber er muß erkennen, daß er die Worgun nur an ihrem Tun hindern kann, wenn er Orn aus der Isolation durch die undurchdringliche Schranke rings um die Galaxis befreit. Er folgt einem vagen Hinweis und erreicht einen eigentlich unmöglichen Planeten im Neutrinojet eines Schwarzen Loches. Doch kaum gelandet, verliert er die Gewalt über sein Schiff…

In der Milchstraße ersinnt Henner Trawisheim einen perfiden Plan, um seine Umfragewerte zu verbessern: Er reaktiviert das Flottenschulschiff ANZIO und schickt es mit einem Fernsehteam an Bord auf eine Ausbildungsreise. Doch die Kandidaten wurden nicht nach Eignung, sondern nach Schönheit ausgesucht. Aber der Plan geht nach hinten los, und man findet Beweise für eine Unterwanderung der Regierung durch das menschenähnliche Fremdvolk der Kalamiten. Roy Vegas muß sich entscheiden, wem er dienen soll. Doch vorher muß er das Geheimnis einer alten Worgun-Station lösen, die die ANZIO mit Mann und Maus zu vernichten droht…

Zur gleichen Zeit versucht eine Gruppe unter der Führung von Steven Trainor, die Kalamiten vom Planeten Mediter zu evakuieren. Denn die Kalamiten auf Babylon, die die Menschheit unterwandert haben, wollen ihre Artgenossen dort aus unerfindlichen Gründen töten…

1.

»Sagen Sie mir, was uns daran hindern sollte, Ihnen Ihr schönes Raumschiff einfach wegzunehmen, Trainor?«

Der Mann, der dies sagte, trug sandfarbene Kleidung, die sich kaum von der Wüste abhob, welche sich um die vor dem Evakuierungsschiff Versammelten herum nach allen Seiten hin bis zum Horizont erstreckte. Der Mann mit dem dunkelblonden Haar war aus dem Wüstenboden hervorgeschnellt, kaum daß Steven Trainor die Rampe des Ikosaederschiffes hinabgeschritten war und einen Fuß auf die Wüstenwelt Mediter gesetzt hatte. Wenig später hatten sich dann auch die anderen Männer aus dem Sand erhoben. Der feine Puder rieselte den in lauernder Haltung Dastehenden noch immer in dünnen Rinnsalen aus den Falten der Kleidung und aus den Haaren.

Bis auf die waagerecht geschlitzten Pupillen sahen sie wie gewöhnliche Menschen aus.

Doch das waren sie nicht. Sie waren Kalamiten, die hier auf Mediter seit Jahrtausenden in der Verbannung existierten und seitdem versuchten, Raumschiffe herbeizulocken, um von dem unwirtlichen Planeten zu entkommen und ihre wahre Bestimmung zu leben: die Herrschaft über die Menschheit und alle von ihnen bewohnten Planeten.

In einigen Kilometern Entfernung erhoben sich die Häuser einer großen, weitläufigen Stadt aus den Sanddünen. Abgesehen von dem carboritschwarzen Ikosaederschiff, das vor wenigen Minuten inmitten der Wüste gelandet war, war diese Stadt der einzige Hinweis darauf, daß es auf dieser trostlosen Wüstenwelt intelligentes Leben gab.

Steven Trainor, der dem in sandfarbene Kleidung gehüllten Männern allein gegenüberstand, musterte den Kerl, der diesen aus mehreren Hundertschaften bestehenden Kalamitenhaufen offenbar anführte, mit zusammengekniffenen Augen.

Trainor hatte das lange schwarze Haar straff nach hinten gezogen und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Die am Zenit stehende Sonne Mediters warf harte Schatten auf das von markanten Wangenknochen geprägte, herb-männliche Gesicht. Er betrachtete den vor ihm stehenden Kalamiten ungerührt. Weder dessen Frage noch der Umstand, daß er allein mehreren hundert Kalamiten gegenüberstand, schien ihn sonderlich zu beunruhigen.

»Nun – es gibt zahlreiche Maßnahmen, die verhindern werden, daß Sie und Ihre Männer die E-18 stürmen und kapern, Erin«, sagte er gelassen. »Ich wüßte gar nicht, wo ich da anfangen sollte.«

Als würde er überlegen, welchen Punkt er zuerst erwähnen sollte, rieb Trainor sich das Kinn und verengte seine Augen noch um eine weitere Nuance. Doch dann, von einem Moment auf den anderen, schnellten seine Arme plötzlich vor. Er packte Erin am Kragen, zog ihn zu sich heran und wirbelte ihn dabei herum, so daß er mit dem Rücken gegen seine breite Brust prallte. In einer fließenden, blitzschnellen Bewegung legte Trainor dem Mann von hinten die eine Hand ans Kinn und umschloß mit der anderen die Schultern.

Erins Augen weiteten sich, als ihm bewußt wurde, daß er sich aus dem Würgegriff aus eigener Kraft nicht würde befreien können.

»Stehenbleiben – oder ich breche ihm das Genick!« rief Trainor Erins Männern mit dröhnender Stimme zu.

Wie vom Donner gerührt blieben die Kalamiten stehen. Sie hatten sich ohne Ausnahme in Bewegung gesetzt, um sich auf den von ihnen so sehr gehaßten Menschen zu stürzen, der maßgeblich dazu beigetragen hatte, daß ihr Versuch, den achtzig Lichtjahre von Mediter entfernten terranischen Kolonialplaneten Bel Air zu erobern, vereitelt wurde.

Die Fäuste geballt standen die Kalamiten da, während aufgewirbelter Pudersand um ihre Beine wallte.

»Wir sind mit dem Evakuierungsraumer nach Mediter gekommen, um euch zu helfen!« rief Trainor. »Eure Artgenossen, die seit Jahrhunderten unerkannt unter uns Menschen leben, haben versucht, Mediter zu zerstören und alle auf dieser Welt lebenden Kalamiten umzubringen. Dieser feige Anschlag konnte von uns in letzter Sekunde vereitelt werden. Doch wir sind sicher, daß eure Artgenossen nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen werden, um zu einem neuen Vernichtungsschlag auszuholen. Leider sind diese Kalamiten auf Babylon in einer Position, von der aus sie ein solches Unternehmen leicht in die Wege leiten könnten. Es liegt also in Ihrem eigenen Interesse, wenn Sie auf zeitraubende Versuche, das Evakuierungsschiff zu kapern, verzichten würden und mir einfach zuhörten.«

Trainor deutete mit einer Kopfbewegung auf das riesige schwarze Ikosaederschiff, vor dessen Rampe er stand. Der Ausstieg wurde von einem der unteren zwanzig dreieckigen Segmente gebildet, aus denen die Schiffshülle bestand. Es war heruntergeklappt und eröffnete den Blick ins Schiff.

»Selbst wenn Sie den Tod Ihres Anführers in Kauf nehmen und mich überrennen, nachdem ich ihm das Lebenslicht ausgepustet habe, wird Sie das nicht weiterbringen. Der Zugang zum Schiff ist mit einem Prallfeld gesichert. Sie werden zwischen diesem Energiefeld und der Rampe zerquetscht werden, wenn meine Kameraden genötigt sind, den Zugang wieder zu schließen.«

»Hört auf den Mann!« krächzte Erin, der sich offenbar nicht sicher war, ob Trainors Drohungen seine Leute tatsächlich davon abhalten würden, zu versuchen, das Raumschiff zu erstürmen.

Erins Reaktion verriet Steven aufs neue, wie versessen die hiesigen Kalamiten darauf waren, ein Raumschiff in ihre Gewalt zu bekommen, um endlich »ihrer Bestimmung« folgen zu können, die angeblich besagte, daß sie alle von Menschen bewohnten Welten beherrschen sollten.

Angeblich war ihnen dies von den sogenannten Verfluchten dereinst versprochen worden. Um dieses Ziel zu erreichen, schreckten die Kalamiten auch nicht davor zurück, die Wirtschaftssysteme der Menschen zu beeinflussen und zu schwächen oder Naturkatastrophen auszulösen. All dies war auf Bel Air vor kurzem geschehen.

Aufmerksam und mit zusammengekniffenen Lidern taxierte Trainor die Männer. Tatsächlich wirkten viele von ihnen unschlüssig. Sie scharrten mit den Stiefeln im Sand und sahen einander mit finsterer Miene an. Das Gehabe der Kalamiten wirkte auf Trainor wegen der fremd anmutenden, horizontal geschlitzten Pupillen besonders bedrohlich und unberechenbar.

Trainor erkannte, daß es offenbar nötig war, die Kalamiten mit anderen Mitteln als nur mit bloßen Drohungen davon zu überzeugen, daß sie die E-18 nicht kapern konnten.

»Mir ist aufgefallen, daß keiner von Ihnen eine Waffe trägt!« rief er den Männern zu. »Ihre Hände sind leer. Die Spürer der E-18 haben während des Landeanfluges überdies keine energetischen Signaturen festgestellt, während wir Ihre Bioimpulse unter der Wüstenoberfläche sehr wohl orteten. Sie haben dem Schiff unbewaffnet aufgelauert, weil Sie wußten, daß Sie mit den Ihnen zur Verfügung stehenden vergleichsweise primitiven Waffen keine Chance gegen die Bewaffnung eines terranischen Schiffes hätten. Dieses ganze Theater hier war nur ein Bluff, der es Ihnen ermöglichen sollte, das Schiff in Ihre Gewalt zu bekommen!«

Trainor hoffte inständig, daß die Kalamiten nicht bemerkten, daß er selber nur bluffte. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Ikosaederraumern, die als schwere Schlachtschiffe fungierten, hatten die Evakuierungsraumer nämlich keinerlei Bewaffnung. Das konnte selbst von Ungeübten mit bloßem Auge an den fehlenden Geschütztürmen erkannt werden, die üblicherweise aus den zwölf Eckpunkten des Schiffes hervorragten.

Erneut deutete er mit einer Kopfbewegung auf das carboritschwarze Raumschiff, das wie ein kubistisches Motiv in einem surrealistischen Gemälde hinter ihm auf seinem durchsichtigen Prallfeld dicht über den Wüstendünen schwebte.

Trainor holte tief Luft, damit seine Stimme weit genug trug, wenn er jetzt weitersprach. »Die Besatzung dieses Schiffes besteht aus Männern und Frauen, die genauestens über die Kalamiten auf Mediter informiert sind. Sie wissen, daß die Bewohner dieser Welt alles tun würden, um in den Besitz des Schiffes zu gelangen. Sie kennen die Tricks, mit denen die Kalamiten arbeiten, und sind auf alles vorbereitet.«

Trainor lächelte unterkühlt. »Außerdem sind die Mannschaft und unsere Kampfroboter mit Waffen bestens ausgerüstet. Waffen mit einer Schlagkraft, die eine Erstürmung des Schiffes spielend abwehren könnten!«

Einen Augenblick lang ließ Trainor die Worte auf die Kalamiten wirken. »Wir sind dennoch fest entschlossen, Ihr Volk vor den Kalamiten auf Babylon zu retten!« rief er dann mit durchdringender Stimme. »Doch werden wir uns sofort zurückziehen und Sie Ihrem Schicksal überlassen, wenn Sie jetzt nicht vernünftig sind und in die Stadt zurückkehren. Wir werden Sie mit allen Informationen versorgen, die Sie benötigen, um die Gefahr richtig einschätzen zu können, in der Sie alle schweben. Ich bin mir sicher, jeder einzelne von Ihnen wird schließlich einsehen, daß Ihnen nichts anderes übrigbleibt, als Ihre größenwahnsinnigen Bestrebungen nach der Weltherrschaft vorläufig hintanzustellen und sich statt dessen von uns helfen zu lassen!«

Trainor verstärkte den Griff um Erins Kinn und Schulter und zischte ihm zu: »Befehlen Sie Ihren Leuten, nach Hause zu gehen! Ich werde erst dann wieder von Ihnen ablassen, wenn Ihre Männer weit genug entfernt sind, um keine Gefahr mehr für mich darzustellen!«

Erin schluckte trocken und stierte mit seinen horizontal geschlitzten Pupillen gehetzt um sich. »Ihr habt gehört, was dieser Mensch gesagt hat!« keuchte er. »Zieht euch zurück. Unser Versuch, das Schiff zu übernehmen, ist vorerst gescheitert!«

Die Kalamiten begannen zu murren und zu fluchen. Als könnten sie sich an dem Raumschiff nicht sattsehen, starrten sie immer wieder zu dem imposanten, sechshundert Meter durchmessenden Ikosaeder empor.

Doch schließlich wandte sich einer nach dem anderen ab und ging Richtung Stadt davon. Dabei wirkten die Männer wie ein Haufen Verlorener.

Notgedrungen hatten sie sich in ein Schicksal gefügt, das nur Trostlosigkeit und Langeweile für sie bereithielt.

Trainor blieb die ganze Zeit über aufmerksam und hielt Erin fest im Würgegriff. Erst als die Kalamiten etwa einen halben Kilometer Strecke zurückgelegt hatten und ihre Silhouetten hinter der Staubwolke, die sie beim Gehen aufgewirbelt hatten, kaum noch auszumachen waren, stieß er Erin von sich.

Keuchend und nach Atem ringend drehte sich der Kalamit zu Trainor um. »Ihr Menschen tickt doch nicht richtig!« schrie er mit unterdrückter Wut. »Obwohl ihr genau wißt, daß eure Herrschaft über eure Welten beendet sein wird, wenn wir Kalamiten erst zu unserem Recht gekommen sind, geht ihr das Risiko ein, mit einem Schiff auf unsere Welt zu kommen, um uns vor der drohenden Vernichtung zu retten?«

Erin stieß ein rauhes Lachen aus und schüttelte den Kopf. »Warum laßt ihr uns nicht einfach krepieren? Dann wäre das Problem eurer drohenden Entmachtung durch uns für euch ein für allemal erledigt. Statt dessen setzt ihr euch der Gefahr aus, von uns überrumpelt zu werden und ein Schiff an uns zu verlieren.«

»Tatenlos zuzusehen, wie ein ganzes Sternenvolk ausgelöscht wird, ist als Problemlösung für uns nicht akzeptabel«, erwiderte Trainor kalt.

Erin trat einen Schritt auf den Terraner zu und stierte ihn mit seinen merkwürdigen Augen durchdringend an. »Kein Kalamit auf dieser Welt wird euch euer selbstloses Gehabe abkaufen. Sie werden argwöhnen, daß ihr in Wahrheit andere Pläne verfolgt, daß es euch nicht um unsere Rettung geht, sondern um unsere Vernichtung.«

»Warten Sie ab, bis wir Ihnen das uns zur Verfügung stehende Beweismaterial überspielt haben«, gab Trainor gelassen zurück. »Die Dokumente belegen unzweifelhaft, daß die Bedrohung, die von Ihren Artgenossen auf Babylon für Sie ausgeht, real ist.«

Trainor lächelte übertrieben liebenswürdig. »Darüberhinaus werden sich die Kalamiten von Mediter wohl mit dem Gedanken anfreunden müssen, daß die Menschen, die sie zu beherrschen trachten, ein völlig anderes Gemüt besitzen als die Kalamiten. Ihnen mag diese Rettungsaktion hirnrissig und idiotisch vorkommen. Wir Menschen aber betrachten es als unsere Pflicht, einzuschreiten, wenn es darum geht, einen Genozid zu verhindern.«

»Das schwächliche Gemüt der Menschen ist der beste Beweis dafür, daß sie eines anderen Sternenvolkes bedürfen, das sie führt und lenkt. Wir sind es, denen diese Aufgabe von den Verfluchten zugedacht wurde.«

Ungehalten fuchtelte Trainor mit der Hand. »Verschwinden Sie, Erin. Ich an Ihrer Stelle würde alles in meiner Macht stehende tun, um meine Leute von der Notwendigkeit dieser Evakuierungsaktion zu überzeugen. Andernfalls werden Sie und die Millionen anderer Kalamiten auf diesem Planeten schon in Kürze sterben!«

Erin sah Trainor einige Sekunden lang stumm an.

Irrte er sich, oder hatte er in den Augen mit den waagerecht geschlitzten Pupillen für einen flüchtigen Moment tatsächlich einen nachdenklichen Ausdruck wahrgenommen?

Ohne ein Wort zu sagen, drehte der Kalamit sich um und stapfte durch den Wüstensand hinter seinen Männern her, von denen in der Ferne nur noch die von ihnen aufgewirbelte Wüstenstaubwolke zu sehen war.

Der in Amerika geborene Terraner wartete, bis Erin sich zweihundert Meter von dem Raumschiff entfernt hatte. Dann drehte er sich um und strebte mit weit ausholenden Schritten die Rampe empor.

Nachdem er die Eingangsschleuse betreten hatte, schaltete sich das schützende Prallfeld hinter ihm wieder ein und das zur Rampe ausgeklappte Hüllensegment wurde wieder hochgefahren.

*

»Die Evakuierungsaktion scheint nun offenbar doch endlich ins Rollen zu kommen.«

Maximilian Berger verschränkte die Arme vor der Brust und blickte vom oberen Rand der Rampe aus auf das wuselige Treiben hinab, das rund um das Evakuierungsschiff herum herrschte. Der ehemalige Agent der GSO war über 1,90 Meter groß und wirkte extrem schlank. Seine geschmeidigen, kraftvollen Bewegungen verrieten, daß er keine Gelegenheit ausließ, seinen Körper mit sportlichen Ertüchtigungen zu stählen.

100 000 Kalamiten hatten die Stadt am frühen Morgen mit einem Konvoi aus sogenannten Wüstenbussen verlassen und waren zum Ikosaederschiff gekommen. Mit diesen mit übergroßen Ballonreifen ausgestatteten Fahrzeugen legten die Kalamiten normalerweise die weiten Strecken zurück, die sie durch die Wüste fahren mußten, wenn sie Verwandte oder Freunde in den weit verstreuten kleineren Städten besuchen wollten. Wegen der ständigen Sandverwehungen hatten sich Schienenfahrzeuge auf dieser Welt nicht durchgesetzt, wohl aber solarbetriebene Großraumbusse, deren Ballonreifen fast genauso hoch waren wie die Fahrzeugkabinen.

Noch herrschte in den Dünen rundum ein heilloses Durcheinander. Doch die für dieses Vorhaben vorprogrammierten humanoiden Großserienroboter der Terraner hatten bereits damit begonnen, ordnend in das Chaos einzugreifen, und wiesen die Kalamiten an, sich in Gruppen vor dem runtergeklappten Hüllensegment des Schiffes zu versammeln.

Noch waren die Schleusen aus Sicherheitsgründen mit Prallfeldern versiegelt. Diese Sperre würde erst aufgehoben werden, wenn die Kontrollstellen vor den Rampen ordnungsgemäß eingerichtet worden und einsatzbereit waren.

Aiko Kurosawa, ein 1,70 Meter großer, drahtig wirkender Japaner, der zusammen mit Berger wegen der Verschleierungspolitik der Galaktischen Sicherheitsorganisation bezüglich des Sterbens von Sol 2061 von der GSO zur Terranischen Flotte gewechselt war, grinste säuerlich. »Ich weiß ja, worauf ich mich bei diesem Unternehmen eingelassen habe. Trotzdem habe ich bei der Vorstellung, zusammen mit 100 000 Kalamiten in einem Evakuierungsschiff zusammengepfercht zu sein, ein mulmiges Gefühl.«

Obwohl Kurosawas laxe Bemerkung nicht ganz ernst gemeint war, nickte Steven Trainor gewichtig. Vor einem Jahre hatte er gemeinsam mit dem Japaner, Berger und Liao Morei, die sich zur Zeit zusammen mit seinem Vater Charles Norris in der Zentrale des Evakuierungsraumers aufhielt, auf Bel Air die umstürzlerischen Machenschaften der Kalamiten von Mediter vereitelt. Die Männer wußten daher, welche Gefahr es mit sich brachte, diese Evakuierungsaktion durchzuführen. Doch Gefahr hatte sie noch nie davon abgehalten, für ihre Überzeugungen einzutreten.

Aus diesem Grund war das ganze Gespann auch kürzlich aus der Terranischen Flotte ausgetreten, weil sie die diktatorischen Ambitionen des amtierenden Commanders der Planeten nicht länger unterstützen wollten.

»Wir müssen wachsam bleiben«, sagte Trainor. »Jeder von uns weiß, wozu diese Kalamiten fähig sind. Es ist uns zwar schon einmal gelungen, sie in ihre Schranken zu weisen. Wir dürfen sie deshalb aber nicht unterschätzen.«

Berger schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ob die Filmaufnahmen, die Carla Sesti auf der ANZIO machte, diese Typen wirklich davon überzeugt haben, daß von ihren auf Babylon lebenden Artgenossen eine tödliche Gefahr für sie ausgeht? Vielleicht haben sie sich nur deshalb zu dieser Reise entschlossen, weil sie hoffen, unser Schiff übernehmen zu können.«

»Letztendlich ist es egal, was die Kalamiten glauben«, gab Trainor zurück. »Was zählt, ist, daß wir sie dazu gebracht haben, in die E-18 zu steigen. Ob sie das nun tun, weil sie sich retten wollen oder weil sie meinen, das Ikosaederschiff am Ende doch noch kapern zu können, ist unerheblich. Unsere Aufgabe ist es, die Kalamiten von Mediter wegzubringen und zu einer anderen Welt zu fliegen. Und genau das beginnt in diesen Minuten.«

»Ich meine, es ist für uns durchaus wichtig zu wissen, welche Motive die Kalamiten dazu bewegt haben, die Evakuierung mitzumachen«, erwiderte Kurosawa. »Sollten sie es tun, weil sie uns vertrauen, werden sie die ganze Prozedur vielleicht über sich ergehen lassen, ohne uns Schwierigkeiten zu machen.«

Berger sah den Japaner von der Seite an. »Selbst wenn die Kalamiten überzeugt sind, daß sie ihre babylonischen Artgenossen fürchten müssen, heißt das noch lange nicht, daß sie aus lauter Dankbarkeit über diese Enthüllung ihre verqueren Vorstellungen, die Menschheit beherrschen zu müssen, aufgeben werden.«

»Das sicherlich nicht«, sagte Kurosawa. »Aber sie werden vielleicht wenigstens für die Dauer der Evakuierungsaktion stillhalten.«

Trainor nickte nachdenklich. »Ich glaube, Anzeichen dafür bei Erin gestern bereits bemerkt zu haben.«

»Da wir gerade von diesem Kalamitenteufel sprechen«, sagte Berger und deutete auf die Abfertigungsstation, die die Roboter zu Füßen der Rampe aufgebaut hatten. »Dort ist er auch schon. Erin steht direkt neben dem steilen Zahn mit den dunklen wallenden Haaren.«

Offenbar hatte sich Erin durch den Pulk wartender Kalamiten hindurch einen Weg bis zur Abfertigungsstation gebahnt. Diese bestand aus einem mit einem Transportband ausgestatteten Tisch, der in einen kastenförmigen Spürer mündete, in dem das Gepäck der Kalamiten durchleuchtet wurde. Bevor auch nur einer von ihnen die von Großserienrobotern kontrollierte Rampe betreten durfte, mußte er einen von mehreren portalartigen Durchgängen passieren. Dabei handelte es sich um aufgerüstete Sprengstoffspürer, wie es sie inzwischen auf fast jedem Transmitterbahnhof gab. Diese erweiterten Geräte, die ursprünglich dafür vorgesehen waren, Tel zu identifizieren, vermochten innerhalb weniger Augenblicke anhand von in den Spürer eingesaugten abgestoßenen Hautschuppen oder Haaren zu bestimmen, ob es sich bei dem den Apparat passierenden Passagier um einen Menschen handelte oder nicht. Darüber hinaus fungierte der Spürer auch als Metall- und Sprengstoffdetektor.

Erin hatte sich breitbeinig vor einem der Roboter aufgebaut und redete auf ihn ein. Die Maschine rührte sich jedoch weder noch reagierte sie mit einer Sprachbotschaft auf den Wortschwall.

Die Frau, die neben Erin stand, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und beobachtete das Geschehen sichtlich empört. Sie trug ein knapp sitzendes schwarzes Kleid, unter dem sich ihre aufregenden weiblichen Rundungen prall abzeichneten. Obwohl das tief ausgeschnittene Kleid, die hochhackigen Schuhe und der in der Sonne golden gleißende Schmuck in der öden Wüste deplaziert und unangemessen wirkten, strahlte dieser weibliche Kalamit trotzdem eine elegante Würde aus, die jeden Anschein von Lächerlichkeit im Keim erstickte.

»Meine Güte«, sagte Kurosawa und wischte sich imaginären Schweiß von der Stirn. »Beim Anblick dieses Püppchens könnte man glatt vergessen, daß sie kein Mensch ist.«

Berger grinste breit. »Wenn die Kleine erfährt, daß du sie mit den bloßen Händen töten könntest, Aiko, wird sie sich zweimal überlegen, ob sie sich mit dir einläßt.«

»In ihrem Fall würde ich sie mit meinen Händen ganz zärtlich killen«, gab der Japaner spitzfindig zurück.

Berger grinste breit. »Du bist kein Musiker, mein Freund. Killing Me Softly With His Song heißt es doch in dem alten Lied von Norman Gimbel und Charles Fox, auf das du da anspielst. Und singen kannst du nun wirklich nicht besonders gut, nicht wahr?«

»Meine Hände können singen«, erwiderte der Japaner. »Aber nur, wenn sie zu einer schönen Frau sprechen.«

Während die beiden Männer flachsten, hob Trainor den linken Arm vor sein Gesicht und schaltete das Armbandvipho ein. Das Gerät zeigte auf dem kleinen Hologrammschirm die Nummern der Roboter an, die sich vor der Rampe aufhielten. Er gab die Seriennummer der Maschine ein, vor der Erin stand, und stellte eine Verbindung her.

»Was will der Kalamit?« fragte er.

»Mister Erin verlangt vorgelassen zu werden«, antwortete der Roboter über Funk mit neutraler männlicher Stimme. »Die Spürer sind jedoch noch nicht einsatzbereit. Dies wird erst in etwa fünf Minuten soweit sein. So lange will Mister Erin jedoch nicht warten.«

»Führe eine manuelle Untersuchung bei Erin durch – und dann laß ihn zu uns«, befahl Trainor. »Wir werden ihn später durch den Spürer schicken.«

Unvermittelt begann der Roboter sich zu regen. Erin entrüstete sich, als die Maschine ihm mitteilte, er müsse sich einer Leibesvisitation unterziehen, bevor er auf die Rampe gelassen wurde. Schließlich fügte Erin sich jedoch und streckte die Arme zur Seite aus, damit der Roboter ihn abtasten konnte.

»Eine Frechheit!« ereiferte sich der Kalamit, als er wenig später die Rampe heraufkam. »Ich bin einer der Wortführer der Bewohner von Mediter. Mich in aller Öffentlichkeit einer derart herabwürdigenden Prozedur zu unterziehen schadet meinem Ansehen!«

»Es freut uns ganz außerordentlich, daß sich so viele Kalamiten eingefunden haben«, sagte Trainor, ohne auf den affektierten Protest des Mannes einzugehen. »Sestis Bericht über die von den Babylon-Kalamiten befohlene Vernichtung Mediters scheint Eindruck hinterlassen zu haben.«

Erin zuckte mit den Schultern. »Es haben sich weitaus mehr als nur 100 000 Kalamiten für diesen ersten Evakuierungsflug gemeldet«, sagte er. »Ausschlaggebend dafür war meines Erachtens die Aussicht, auf eine freundlichere Welt als diese hier gebracht zu werden. Für Geschöpfe, denen die Herrschaft über die Welten der Menschen versprochen wurde, ist es besonders herabwürdigend, auf einem kargen Wüstenplaneten leben zu müssen anstatt in den Herrschaftszentren der Menschenplaneten.«

»Terence Wallis, das Staatsoberhaupt von Eden, hat sich nicht lumpen lassen und eine wirklich schöne neue Welt für die Mediter-Kalamiten ausgewählt«, sagte Berger.

»Wo genau befindet sich dieser Planet?« wollte Erin nun wissen.

»Das können wir Ihnen leider nicht verraten«, entgegnete Kurosawa und lächelte übertrieben freundlich. »Die Landschaftsaufnahmen, die auf Ihrem neuen Exilplaneten aufgenommen wurden, müssen Ihnen vorläufig als Anhaltspunkt genügen. Diese Geheimhaltung ist leider notwendig.«

Erin nickte mürrisch. »Ich kann Ihr vorsichtiges Vorgehen durchaus nachvollziehen. Die Landschaftsaufnahmen haben unter den Kalamiten jedenfalls große Aufmerksamkeit erregt, als sie im Fernsehen ausgestrahlt und von den Radiomoderatoren in den Sendungen bildhaft beschrieben wurden.«

»Mit dieser neuen Welt haben Sie und Ihre Artgenossen auf jeden Fall ein besseres Los gezogen als mit Mediter«, sagte Berger.

»Das sehe ich auch so.« Erin straffte seine Körperhaltung. »Wenn ich ehrlich sein soll, bin ich sogar froh, dieser Wüstenei endlich zu entkommen.«

Er drehte sich der Landschaft zu und ließ den Blick über seine Landsleute schweifen, die sich vor der Rampe versammelt hatten.

Die Roboter hatten es tatsächlich geschafft, die mit Gepäck beladenen ungeduldigen Kalamiten dazu anzuhalten, mehrere Reihen zu bilden, die pfeilförmig auf die Kontrollstationen zuführten und dabei einem komplexen Reißverschlußsystem folgten, so daß es vor keinem der Kontrollpunkte zu Drängeleien kam.

Obwohl den Kalamiten gesagt worden war, daß sie nur ein Gepäckstück pro Kopf mit in das Raumschiff nehmen durften, hielten viele von ihnen mehrere Koffer in den Händen.

Die Spürer waren unterdessen aktiviert worden. Der erste Kalamit legte seine Reisetasche auf das Förderband und durchschritt die Kontrolle.

Vor den anderen Rampen des Evakuierungsschiffes bot sich ein ähnliches Bild. Die Abfertigung hatte begonnen. Die Durchsuchung eines Passagiers dauerte dabei nur wenige Sekunden. Die Reihen der Wartenden kamen langsam in Bewegung, während von den Stationen ausgehend reisefertige Kalamiten die Rampen zum Raumschiff emporstrebten. Eine in die zwanzig Zentimeter dicke Carboritwandung eingelassene grün blinkende Lampe verriet, daß das Prallfeld abgeschaltet worden und der Zugang zur Schleuse nun frei war. In der Halle warteten bereits mehrere Roboter auf die Eintreffenden, um ihnen den Weg zu den jeweiligen Unterkünften zu weisen.

Die drei Terraner und Erin traten an den Rand der Rampe, um den Kalamiten Platz zu machen, die mit ihren Koffern beladen aufs Schiffsinnere zustrebten.

»Es hat für ziemlichen Unmut gesorgt, daß jeder von uns nur einen einzigen Koffer als Reisegepäck mit in die neue Welt mitnehmen darf«, bemerkte Erin.

»Dies geschah aus Platzgründen – und um für ein höheres Maß an Sicherheit für die Schiffsbesatzung zu sorgen«, erklärte Trainor und kniff die Augen leicht zusammen. »Außerdem hätte es zu viel Zeit in Anspruch genommen, den gesamten Hausstand der zu Evakuierenden nach Waffen oder anderen Dingen, die der Besatzung gefährlich werden könnten, zu durchsuchen, bevor sie an Bord gelassen werden.«

»Wenn diese erste Evakuierungsmission reibungslos vonstatten geht und alle Kalamiten auf die neue Welt gebracht wurden, werden wichtige Installationen der Stadt vielleicht abgebaut und nachgeliefert«, stellte Berger in Aussicht.

»Es wird auf jeden Fall dafür gesorgt, daß Ihr Volk auf seiner neuen Welt ohne Schwierigkeiten überleben kann«, warf Kurosawa ein. Er sah Erin dabei nicht an. Sein Augenmerk galt der bildhübschen Kalamitenfrau, die ihm vorhin bereits aufgefallen war. Sie würde bald an die Reihe kommen, und er wollte auf keinen Fall versäumen, sie dabei zu beobachten, während sie die Rampe heranstolziert kam.

Der Japaner stellte sich vor, daß die Frau sich dabei wie auf einem Laufsteg bewegte und wie ein Supermodel die Hüften schwang.

»Meine Leute werden Ihnen ganz bestimmt keine Scherereien machen«, sagte Erin, der den Männern aufmerksam zugehört hatte. »Viele von ihnen leben in großer Sorge um ihre Lieben, seit sie von diesen bösartigen Kalamiten auf Babylon erfahren haben.«

»Ach – und die Kalamiten auf Mediter sind nicht bösartig?« spottete Berger.

»Ihre Leute brauchen sich keine Sorgen machen«, warf Kurosawa rasch ein, bevor Erin auf die spöttische Bemerkung des ehemaligen Leutnants reagieren konnte. »Die Kalamiten auf Babylon wissen nichts von dieser Evakuierungsmaßnahme. Die Welt, zu der die Mediter-Kalamiten gebracht werden, ist ihnen völlig unbekannt.«

Berger musterte Erin von oben herab. »Sind Sie sich wirklich sicher, daß niemand auf Mediter weiß, warum Ihre Artgenossen auf Babylon das Leben auf dieser Welt auslöschen wollen? Gibt es in der Geschichte der Kalamiten denn keinen Hinweis, worin dieser Haß begründet sein könnte?«

Erin schüttelte den Kopf. »Wir wußten ja nicht einmal, daß außerhalb Mediters noch andere Angehörige unseres Volkes existieren. Und wie ich Ihren Berichten zu entnehmen glaube, wußten die Kalamiten, die jahrhundertelang unerkannt unter den Menschen lebten, angeblich auch nichts von unserer Existenz. Doch nun haben sie von uns erfahren. Daran ist wahrscheinlich nicht zuletzt auch Ihr Vorgehen schuld, das uns daran hinderte, Bel Air zu erobern und dort die Herrschaft an uns zu reißen. Warum diese Babylon-Kalamiten uns allerdings unbedingt ausrotten wollen, ist mir ein völliges Rätsel.«

Plötzlich reckte Kurosawa den Hals und spähte angestrengt zum Kontrollpunkt hinunter.

Dieg Kalamitenfrau in dem schwarzen, knappen Kleid hatte zwei prall gefüllte Koffer auf das Förderband gewuchtet. Doch das Band war angehalten, und der Roboter machte Anstalten, einen der Koffer zu nehmen, um ihn auf den Haufen konfiszierter Gegenstände zu werfen, der sich neben der Einrichtung bereits gebildet hatte. Die Frau aber hielt den Koffer fest, zerrte daran und zeterte und gebärdete sich dabei auf eine Art und Weise, die Kurosawa als äußerst erotisch empfand.

»Dort unten gibt es offenbar Ärger«, sagte er und zog sein Jackett glatt. »Ich werde runtergehen und einschreiten. Der Roboter scheint mit der Situation überfordert.«

Ohne die Reaktion seiner Kameraden abzuwarten, marschierte der Japaner los.

Berger pfiff die Melodie von Killing Me Softly With His Song und grinste schräg, als Kurosawa ihm über die Schulter hinweg einen kühlen Blick zuwarf.

»Ich werde dann mal reingehen«, verkündete Erin und schickte sich an, auf die Schleuse zuzutreten. Doch Trainor hielt ihn am Arm zurück.

»Sie werden zuvor durch den Spürer gehen müssen, Erin. So wie Ihre Artgenossen auch.«

»Eine Frechheit!« schimpfte der und machte sich von dem Terraner los.

»Sie dürfen nicht glauben, daß unsere Hilfsbereitschaft uns zum Leichtsinn verleitet«, sagte Trainor kalt. »Wir wissen sehr wohl, was wir von den Kalamiten zu erwarten haben, wenn wir nicht aufpassen und uns eine Blöße geben.«

»Ihr Koffer steht doch auch noch dort drüben«, sagte Berger übertrieben höflich. »Wollten Sie den etwa auf Mediter zurücklassen?«

»Menschen!« stieß Erin verächtlich aus. Dann wandte er sich ab und stapfte wütend die Rampe entlang, um sich der angeordneten Kontrolle zu unterziehen.

*

»Du verdammte störrische Maschine!« rief die Kalamitenfrau und zerrte an dem Koffer, den der Roboter mit der Greifklaue festhielt. »Laß gefälligst meine Sachen los. Ich werde diese Welt nicht ohne meine Kleider verlassen. Was glaubst du, wieviel es mich gekostet hat, sie alle anzuschaffen? Und jetzt willst du sie in den Wüstenstaub schleudern. Du spinnst wohl!«

Kurosawa hatte sich neben das Spürerportal gestellt und betrachtete die Szene amüsiert. Diese Kalamitenfrau sah nicht nur rassig aus, darüberhinaus hatte sie auch noch ein feuriges Temperament. Kurosawa hätte stundenlang so dastehen und sie beobachten können, wie sie sich verausgabte und dabei Ausblicke auf ihren erotischen, agilen Körper ermöglichte, in dessen Genuß nur derjenige kommen würde, mit dem sie sich aus eigenem Entschluß intim einließ. Ihr langes dunkles Haar war aufgelöst, hing in Strähnen über das erhitzte Gesicht und flutete über die bloßen Schultern. Während sie an dem Koffer zog und zerrte, führten ihre Muskeln unter der samtenen Haut eine prickelnde Choreographie aus, die die Phantasie des Japaners enorm anheizte.

»Die Vorschrift besagt, daß jeder Passagier nur ein Gepäckstück mit an Bord nehmen darf«, wiederholte der Roboter den Satz, den er bereits mehrmals mit gleichmütiger Geduld von sich gegeben hatte.

»Ich lasse mir von einer von Menschen programmierten Maschine doch keine Vorschriften machen!« schrie die Frau und spie dem Roboter voller Verachtung in das konturlose Gesicht.

»Wenn Sie an Bord der E-18 möchten, müssen Sie sich den Vorschriften unterwerfen«, erklärte der Roboter, wobei ein Preßluftstrahl über die Optik fegte, um den Speichel von der Linse zu entfernen.

Die Frau hielt in ihrem Tun inne. »Unterwerfen?« fragte sie mit lauerndem Unterton in der Stimme. »Ich bin eine Kalamitin. Ich unterwerfe mich niemandem!«

Kurosawa fand es bezeichnend, wie die anderen Kalamiten auf den Streit reagierten. Anstatt zu murren, weil die Frau ihre Wartezeit in die Länge zog, standen sie abwartend da und beobachteten die Szene mit nicht weniger Interesse, als es der Japaner tat.

In den schlitzpupilligen Augen mancher Männer glaubte er tatsächlich, Lüsternheit zu erkennen. Diese Kalamiten genossen den Anblick der in Rage geratenen Schönheit offenbar mit dem gleichen Wohlbehagen, wie Kurosawa es tat. Doch es schien ihm, als beobachteten die meisten Kalamiten das Geschehen vor der Kontrollstelle aus einem anderen Grund. Sie wollten wissen, wie dieser Konflikt ausging. Das Selbstverständnis der Kalamiten, die es als ihr Geburtsrecht ansahen, alle bewohnten Welten zu beherrschen, traf auf das starre, vorprogrammierte Verhaltensmuster eines fremden Sternenvolkes. Würde diese Kalamitenfrau es schaffen, sich durchzusetzen und ihren Herrschaftsanspruch geltend zu machen? Wie stellte sie es an, das Programm zu unterwandern, um ihr Ziel letztendlich doch durchzudrücken, wie die Kalamiten es von Kindesalter an gelernt hatten?

Diese Überlegungen glaubte Kurosawa in den angespannten Gesichtern der Wartenden ablesen zu können. Die Frau konnte es sich in Anbetracht der sie beobachtenden Artgenossen gar nicht erlauben, klein beizugeben. Es war unmöglich für sie, sich damit abzufinden, daß sie nur einen Koffer mit in das Raumschiff nehmen sollte.

Kurosawa fand, daß es an der Zeit war einzuschreiten. Wie er die Situation einschätzte, war die Frau nicht mehr weit von einem hysterischen Anfall entfernt. Sie würde den Roboter nicht umstimmen können und die Pattsituation nicht so lange durchhalten wie die Maschine. Kurosawa sah es als seine ritterliche Pflicht an, die Frau zu erlösen. Daß er sich durch sein Eingreifen der Kalamitin gleichzeitig bemerkbar machen konnte, spornte ihn zusätzlich an.

Entschlossen trat er auf die Frau vor dem Förderband zu.

»Gibt es ein Problem, Fräulein?« fragte er ausgesprochen höflich.

Der Kopf der Frau ruckte zu ihm herum.

Sie hatte sich so sehr auf die Maschine konzentriert, daß sie den Menschen nicht bemerkt hatte, der an ihrer Seite erschienen war.

»Was wollen Sie?« schrie sie, wobei Kurosawa einen erschöpften, leicht verzweifelten Unterton in ihrer Stimme zu bemerken glaubte.

»Leider kann es keine Ausnahme von der Ein-Koffer-Regel geben«, sagte er und deutete vage auf den Haufen Gepäckstücke, die hinter dem Roboter im Wüstensand lagen. Zwischen den Koffern und Taschen sah man außerdem etliche Messer, Dolche und andere Waffen, die den Kalamiten während der Kontrolle abgenommen worden waren. »Wie Sie sehen, haben andere vor Ihnen diese Notwendigkeit auch eingesehen. Sie sollten es auch tun. Wir können uns derartige Verzögerungen nicht erlauben. Niemand weiß, wann Ihre Artgenossen auf Babylon den nächsten Schlag gegen Mediter starten werden.«

Die Frau warf das Haar zurück und sah Kurosawa von oben herab an. Sie war nur einige Zentimeter kleiner als der 1,70 Meter große Japaner. »Ich kann auf meine Kleider nicht verzichten. Als ich diese Koffer packte, habe ich mich bereits auf das Nötigste beschränkt.«

Kurosawa musterte sie ungeniert von oben bis unten. »Eine Frau, die so gut aussieht wie Sie, braucht keine schicken Kleider, um sich herauszuputzen. Sie würden selbst in Lumpen noch eine prima Figur abgeben.«

Um die Mundwinkel der Frau herum zuckte der Anflug eines Lächelns. Interessiert musterte sie den Japaner. »Sie können froh sein, daß Sie so verdammt gut aussehen, Mensch«, sagte sie. »Andernfalls hätte ich Ihre Schmeichelei als Beleidigung auffassen müssen.«

»Kurosawa. Aiko Kurosawa«, stellte er sich vor.

»Noami«, erwiderte sie kühl.

»Welchen Koffer wollen Sie denn nun mitnehmen?« erkundigte er sich freundlich und hoffte, daß die Kalamitin nicht bemerkte, daß sich sein Herzschlag soeben enorm beschleunigt hatte.

»Entscheiden Sie«, sagte sie.

Der Japaner grinste. Die Frau wollte ihn offenbar auf die Probe stellen.

Er wandte sich dem Roboter zu und befahl ihm den Koffer zu entfernen, der bereits durch den Spürer gelaufen war und auf der Auswurframpe lag.

Ohne zu zögern, löste die Maschine die Greifklaue von dem umstrittenen Gepäckstück, ging zu dem anderen Koffer, nahm ihn auf und legte ihn auf den Haufen der konfiszierten Gegenstände.

»Dumm sind Sie jedenfalls nicht, Kurosawa«, sagte Noami mit gedämpfter Stimme anerkennend. »Sie haben mir soeben geholfen, mein Gesicht zu wahren.«

Stolz, den Kampf um ihren Koffer gewonnen zu haben, schob sie ihn vor den Spürer. Der Roboter schaltete das Laufband wieder ein, und das Gepäckstück verschwand in dem kastenförmigen Gerät.

Die Maschine, die über Funk mit den Sensoren des Spürers verbunden war, blieb reglos stehen. Offenbar enthielt der Koffer nichts, was ein erneutes Eingreifen erforderlich machte. Auch als Noami durch den Körperspürer schritt, blieb der Roboter ruhig. Kurosawa konnte sich auch beim besten Willen nicht vorstellen, was diese aufregende Frau unter dem knapp sitzenden, ihren aufregenden Körper eng umschließenden Kleid auch noch hätte verbergen können.

Als Noami den Koffer von der Auswurframpe nehmen wollte, kam Kurosawa ihr zuvor und nahm das Gepäckstück an sich.

»Wenn Sie erlauben, werde ich Sie zu Ihrer Unterkunft geleiten, Noami.«

Sie hob leicht eine Augenbraue. »Warum glauben Sie, ich würde Ihnen diese Ehre gestatten?«

Kurosawa lächelte feinsinnig. »Nun – Sie sind eine zur Herrschaft bestimmte Kalamitenfrau, und ich bin bloß ein Menschenmann. In Ihrem Fall wäre es mir eine besonders große Freude, mich Ihnen zeitweilig zur Verfügung zu stellen.«

Sie nickte anerkennend. »Sie sind ein Charmeur, Kurosawa, und wissen, wie man mit einer Kalamitenfrau umzugehen hat. Das weiß ich durchaus zu schätzen.«

Mit einer eleganten Geste deutete sie auf die Einstiegsrampe des Evakuierungsschiffes. »Bitteschön, bringen Sie mich zu meiner Unterkunft, Menschenmann.«

Noami gestattete es Kurosawa, daß er mit dem Koffer in der Hand neben ihr herschritt. Wie beiläufig streifte sie dabei mit ihrer Hüfte seine Hand und lächelte aufmunternd, als Kurosawa ihr daraufhin in die waagerecht geschlitzten Pupillen sah.

Berger, der noch immer am oberen Rand der Rampe stand, pfiff die Melodie von Killing Me Softly With His Song, während der Japaner und die Kalamitin sich an ihm vorbei auf die Schleuse zu bewegten.

*

»Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst!« Noami war auf der Schwelle des Schlafraumes stehengeblieben. Sie stemmte eine Hand in die Hüfte und sah Kurosawa mit einem Ausdruck an, als wäre sie von einem schlechten Scherz genervt.

»Was ist denn los?« Der Japaner, der einige Schritte in den Schlafraum vorgegangen war, drehte sich – mit dem Koffer in der Hand – zu der Kalamitenfrau um und sah sie fragend an.

»Was los ist, wollen Sie wissen?« rief sie und deutete aufgebracht auf die Doppelstockbetten. In dem für hundert Passagiere ausgelegten Saal hielten sich zur Zeit nur etwa fünf Kalamitenfrauen auf. Sie richteten ihre Betten oder verstauten Kleidung in den Spinden. »Das hier ist eine Massenunterkunft! Ich kann unmöglich in einem solchen Bettenlager nächtigen!«

»Sie können unbesorgt sein. Die Schlafräume sind streng nach Geschlechtern getrennt«, sagte Kurosawa. »Die Hundertbettenräume für die Männer befinden sich auf einem anderen Deck.«

»Das ist mir schnurzegal! Was ich brauche, ist eine Einzelkabine.«

Kurosawa trat auf die Frau zu. »Von diesen Schlafräumen gibt es in den Evakuierungsschiffen jeweils eintausend«, sagte er. »In jedem können maximal einhundert Personen schlafen. Auf diese Weise können pro Evakuierungsflug 100 000 Personen transportiert werden. Der verbliebene Platz wird von den Sanitärräumen und den Lagerhallen für die Habseligkeiten der zu Evakuierenden eingenommen. Diese Transportkapazität konnte nur deshalb erreicht werden, weil die Konstrukteure sich bei der technischen Ausstattung der Ikosaederraumer auf das Notwendigste beschränkt haben. Diese Schiffe haben sich während der Evakuierung der Erde ausgezeichnet bewährt.«

»In diesen Betten haben zuvor Menschen geschlafen?« Noami lachte unfroh auf. »Es ist ausgeschlossen, daß ich mich auf eine Matratze lege, auf der zuvor ein Mensch gelegen und hineingeschwitzt hat!«

»Selbstverständlich wurde das Innere des gesamten Schiffes gereinigt und sterilisiert.«

Noami grinste süß-säuerlich. »Und ich dachte, Sie wären ein helles Köpfchen, Kurosawa. Offenbar verstehen Sie aber trotzdem nicht, daß eine Frau von meinem Format unmöglich mit anderen Weibern in einem solchen Bettenlager nächtigen kann.«

Der Kampfsportler seufzte und stellte den Koffer ab. »Ich fürchte, Sie werden sich für ein paar Tage zusammenreißen müssen, Noami. Denken Sie daran, es erwartet Sie eine Welt, die Ihnen im Vergleich zu Mediter wie das Paradies vorkommen wird.«

»Paradies? Dieser Begriff sagt mir nichts.«

»Das ist in der Mythologie vieler Menschen der schönste Ort, den man sich vorstellen kann.«

»In meinem Fall also eine Einzelkabine.« Sie trat dicht vor den Japaner hin. »Nächtigt die Besatzung dieses Raumschiffes denn auch in Massenunterkünften?«

Kurosawa lächelte süffisant. »Wir haben Einzelkabinen.«

»So? Das ist ja interessant.«

»Finden Sie?« Kurosawa leckte sich über die Lippen, die plötzlich spröde geworden zu sein schienen.

Noami nickte. »Eigentlich sind es die Menschen, die in Massenunterkünften hausen sollten. Uns Kalamiten stehen die exklusiveren Räumlichkeiten zu.«

Kurosawa grunzte entnervt. Er hatte erwartet, daß die Unterhaltung eine andere Richtung einschlagen würde. Doch wie es aussah, konnte diese Kalamitenfrau nicht über ihren Schatten springen. »Es ist schade, daß Sie eine so geringe Meinung von uns haben«, bemerkte er.

Noami winkte ab und sah sich in der Bettenhalle um. »Wie auch immer. Ich werde ein Bett im hinteren Teil der Halle wählen. Dort habe ich hoffentlich wenigstens etwas Ruhe.«

Sie zeigte auf ein Bett in der rechten Ecke des Raumes. »Bringen Sie meinen Koffer dorthin, Kurosawa. Ich werde die obere Bettstatt nehmen. Ich könnte nicht einschlafen mit dem Wissen, daß irgend so ein Weib über mir liegt.«

Kurosawa nahm den Koffer wieder auf und folgte der Frau zu dem angegebenen Doppelstockbett. Nachdem er das Gepäckstück verstimmt auf die Matratze geworfen hatte, legte Noami ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn mit ihren seltsamen Augen unverwandt an.

»Ich weiß, ich bin Ihnen für Ihren Gefallen nichts schuldig. Es war selbstverständlich, daß ein Menschenmann einer Kalamitin beim Koffertragen hilft. Trotzdem – danke.«

Sie neigte sich vor und hauchte Kurosawa einen Kuß auf die Wange.

»Und jetzt gehen Sie«, sagte sie schnippisch und wandte sich ab. »Ich muß mich in diesem Pferch häuslich einrichten.«

Kurosawas Laune hatte sich wieder etwas gehoben. Er winkte grüßend, drehte sich um und verließ den Schlafsaal. In seinen Gedanken pfiff er die Melodie von Killing Me Softly With His Song.

*

Als alle 100 000 Kalamiten endlich an Bord des Evakuierungsraumers waren, hatte sich die Abenddämmerung über die ferne Wüstenstadt gesenkt. Die Roboter hatten die Kontrollstationen abgebaut, und das heruntergeklappte Hüllensegment des Ikosaeders war wieder geschlossen worden. Nur die Berge aus überzähligen Koffern und Waffen und die zahlreichen Fußabdrücke im Wüstensand kündeten jetzt noch davon, was den ganzen Tag über rund um das E-Schiff herum losgewesen war.

Nun lagen die Dünen verlassen da. Nur am Rand der Wüstenstadt hatten sich einige Kalamiten versammelt, um den Start des Raumschiffs mit Nachtsichtferngläsern zu beobachten.

Viel gab es für die Schaulustigen allerdings nicht zu sehen, da sich um das gewaltige E-Schiff herum eine Wolke aus hochgewirbeltem Wüstensand erhob, als das Sublichteffekt-Triebwerk den Raumer abheben ließ.

Immer schneller werdend, stieg der carboritschwarze Ikosaeder dem sternenklaren Himmel entgegen. Und ehe die auf Mediter zurückgebliebenen Kalamiten es sich versahen, hatte das Evakuierungsschiff die Lufthülle des Planeten verlassen und flog ins Weltall hinaus.

Steven Trainor hatte es Erin gestattet, den Start in der Zentrale mitverfolgen zu dürfen. Obwohl der Kalamit sich alle Mühe gab, seine Neugier zu verbergen, entging es dem Amerikaner nicht, daß dieser die technischen Anlagen aufmerksam musterte.