Suite 6: Alles oder nichts - Layla Sommer - E-Book

Suite 6: Alles oder nichts E-Book

Layla Sommer

2,0

Beschreibung

Spontan flieht die Malerin Lydia vor ihrem Lebensgefährten Steffen, der sie ständig überwacht und ihr die Luft zum Atmen nimmt. Sie bucht sich ein Zimmer im Wellnesshotel "Suite 6" und lernt den dominanten Hotelier Sandro kennen. Der attraktive Mann nimmt sie mit auf eine aufregende Reise in eine Welt, nach der sie sich schon lange heimlich sehnt, die sie aber noch nie betreten hat. Plötzlich steht Lydia vor der Entscheidung ihres Lebens.

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Seitenzahl: 121

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Layla Sommer

Suite 6: Alles oder nichts

© 2019 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

Covergestaltung: © Mia Schulte

Coverfoto: © Periodimages.com

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-427-6

ISBN eBook: 978-3-86495-428-3

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses Buch darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Epilog

Autorin

Kapitel 1

Die Scheibenwischer bewegten sich von links nach rechts und schafften es kaum, der Wassermassen, die über die Windschutzscheibe des Taxis liefen, Herr zu werden.

„Ein schreckliches Wetter haben Sie in Ihrem Urlaub erwischt.“ Der Taxifahrer wollte schon die ganze Zeit über Konversation betreiben, aber Lydia war nicht nach Small Talk zumute. Stets wurde von ihr verlangt, höflich zu lächeln. Zumindest in der Öffentlichkeit. Dabei war sie tief in ihrem Inneren nicht der gesprächige Typ, sondern eher schweigsam.

Das war nicht immer so gewesen. Okay, beim Malen hatte sie sich noch nie gern unterhalten, doch früher hatte sie dabei Musik gehört oder gesungen.

Aber Steffen, ihr Lebensabschnittsgefährte, mochte das nicht. Weder Musik noch den Klang ihrer Stimme. Er hatte sie ausgelacht oder alternativ die Stereoanlage ausgeschaltet. Als sie auf Kopfhörer umgestiegen war, hatte er sich über ihr ulkiges Aussehen aufgeregt.

Nach außen hin wirkte ihre Beziehung perfekt. Er, der fürsorgliche Freund der angesehenen Künstlerin. Manchmal fragte sich Lydia, warum ihre Gemälde nicht düsterer wurden, aber sie brauchte als Ausgleich für ihre Einsamkeit helle, freundliche Farben, denn sie entführten sie in eine andere Welt. Eine Welt, in der die Sonne schien und nicht der Regen auf eine Windschutzscheibe trommelte.

„Die nächsten Tage soll es besser werden. Sommerlich warm haben sie vorhin im Radio gesagt“, redete der Mann weiter.

Sommerlich warm?

Das würde ihr guttun. Ansonsten hatte sie dem Wetterbericht schon seit Monaten nicht mehr gelauscht, denn es war ihr egal geworden, ob der Himmel blau, grau oder schwarz war.

„Das Hotel hat eben erst Wiedereröffnung gefeiert. Wellness wird jetzt angeboten. Davor war es ein heruntergekommenes Casino.“ Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Ich habe letztens eine Dame vom Suite 6 zum Bahnhof gefahren. Die Frau hat sich sehr positiv über das Haus geäußert.“

Das hörte sich doch gut an …

Heruntergekommenes Casino – die Worte des Taxifahrers hatten sie schon etwas geschockt, aber das Hotel schien jetzt komplett renoviert worden zu sein. So hatten es zumindest die Fotos in dem Flyer versprochen.

Aber noch viel besser war, dass Steffen sie hier nicht finden würde. Er würde ihre Freunde kontaktieren, aber die wussten von nichts, denn sie hatte seit Monaten keinen Kontakt mehr zu irgendwem gepflegt. Selbst ihren Vater hatte sie bereits längere Zeit nicht mehr besucht und ihre Mutter lebte schon lange nicht mehr.

„Ist Ihnen die Anreise mit dem eigenen Auto zu weit gewesen?“

Sie räusperte sich. „Ja.“

Dabei lag ihr Zuhause gar nicht so weit von ihrem Urlaubsziel entfernt. Ein bisschen mehr als hundert Kilometer. Aber sie hatte sich nicht getraut, ihren Wagen zu benutzen. Steffen kontrollierte so ziemlich alles, was ihr tägliches Leben betraf. Es gab eine Kamera vor der Haustür – zum Abschrecken von Einbrechern, behauptete er. Letztendlich überprüfte er damit jedoch jeden ihrer Schritte, was ihr gar nicht so bewusst gewesen war, bis er sich darüber aufgeregt hatte, als sie in dieser Woche zwei Päckchen per Post erhalten hatte. Er mochte es nicht, wenn sie das Geld unüberlegt ausgab und ihn nicht um seine Zustimmung bat. Jetzt musste sie erkennen, dass er die Aufnahmen tatsächlich akribisch auswertete. Auch im Garten hing eine Kamera, und in der Wohnung lag eine auf dem Garderobenschrank, die angeblich nicht funktionstüchtig war. Sie fühlte sich richtiggehend verfolgt und Steffens abnormales Verhalten machte ihr Angst. Wie ein Dieb hatte sie sich heute Vormittag, nachdem er zur Arbeit gegangen war, zur Hintertür hinausgeschlichen. Stets darauf achtend, nicht in irgendeinen Aufnahmebereich zu gelangen, da fast die komplette Terrasse überwacht wurde. Sie hatte mit ihrem Handy ein Taxi gerufen, es in die Nebenstraße bestellt und sich zum Bahnhof bringen lassen. Die Fahrkarte hatte sie erst kurz bevor sie in den Zug gestiegen war aus dem Automaten geholt. Auch auf den Namen des Hotels konnte Steffen nicht kommen. Der Verlauf ihres Browsers zeigte keine etwaigen Ferienorte an, denn sie hatte Google vorsichtshalber nicht befragt. Es war ein Zufall gewesen, der sie auf das Wellnesshotel aufmerksam gemacht hatte; ein kleiner Stapel farbenfroher Flyer zur Neueröffnung eines Reisebüros in der Stadt. Gebucht hatte sie dann telefonisch von ihrem Handy aus. Ein Smartphone, das sie bei sich trug und für das es keinen Einzelverbindungsnachweis gab.

Lydia wusste nicht, was sie mit ihrer Flucht bezwecken wollte. In ein paar Tagen würde sie zurückkehren müssen und noch wesentlich mehr Schwierigkeiten haben als im Moment. Aber wäre sie jetzt nicht davongelaufen, wäre sie irgendwann zugrunde gegangen. Sie wollte doch das Leben endlich wieder genießen können, wusste nur nicht, wie sie es anstellen sollte. Sie war in eine Art Abhängigkeitsverhältnis zu Steffen geraten, entstanden aus kleinen Ängsten, die er immer weiter geschürt hatte.

Lydia sah aus dem Fenster. Stetig ging es den Berg hinauf. Bizarre Felsenwände ragten neben ihr in die Höhe.

„Nachdem hier schon viele Motorradfahrer verunglückt sind, ist das Tempo auf dreißig Stundenkilometern begrenzt worden. Streckenweise sind sogar nur zehn erlaubt.“

Lydia konnte sich gut vorstellen, wie sehr es Motorradfahrer faszinieren musste, die Geschwindigkeit ihres Fahrzeugs in den Serpentinen auszureizen und sich tief in die Kurven zu legen. Es stimmte sie traurig, dass diese Leidenschaft so vielen Menschen das Leben kostete, und es zeigte ihr auch, wie eng Spaß und Tod beieinanderliegen konnten. Dieses Wissen gab der Schönheit der Landschaft einen Punkt Abzug, was nicht einmal der Regen schaffte, denn der vermittelte ihr sogar ein Gefühl von Heimeligkeit. Kurz schloss Lydia die Augen und sofort hatte sie Farben in ihrem Kopf. Farben, die auf die Leinwand wollten. Sie würde sie verlaufen und ineinander verschmelzen lassen, um ihre Gefühle auszudrücken. Manchmal mochte sie auch diese Art der Malerei, die ihre Träume widerspiegelte. Doch damit verdiente sie kein Geld; diese Bilder gehörten ausschließlich ihr.

„So, jetzt sind wir oben. Wir müssen noch durch das Dorf, dann können wir das Hotel bereits sehen“, unterbrach der Fahrer ihre Gedanken.

Lydia nickte. Der Regen ließ ein wenig nach, als sie durch den kleinen Ort fuhren, in dem es nur ein paar Straßen zu geben schien. Kein Supermarkt, keine Gaststätten, nichts, was auf ein öffentliches Leben hinwies.

Ob ihr das nicht doch ein wenig langweilig werden würde?

Einsamkeit hatte sie bereits zu Hause genug. Außer Steffen hatte sie kaum einen Menschen zum Reden. Ab und zu ein paar Worte mit den Nachbarn – das war’s. Und nun hatte sie in einer Gegend Urlaub gebucht, in der Freizeitmöglichkeiten rar gesät waren.

Oh, eine Bäckerei …

Auch egal, wenn es nur ein Geschäft in diesem Ort gab. Dann würde sie eben das Schwimmbad im Hotel nutzen, in die Sauna gehen, sich massieren lassen. Alles Dinge, die sie seit Jahren nicht mehr getan hatte und die besser waren, als daheim zu sein.

„Sehen Sie den See?“

Wieder nickte sie.

„Das Gebäude dahinter?“

„Ja.“

„Früher hieß es Seegrün.“

„Warum ist es unbenannt worden?“

„Der alte Hotelier ist verstorben. Seine Söhne führen nun das Haus und haben es komplett renovieren lassen.“

„Mehrere Brüder?“

„Ja.“

„Das ist schön“, sagte sie leichthin.

„Ja, ja. Nicht nur das Hotel ist was Feines. Auch nach den drei Hoteliers verrenken sich die Frauen die Köpfe.“

„Woher wissen Sie das?“, erkundigte sie sich interessiert.

„Das hat sich mittlerweile herumgesprochen.“

„Dann scheinen die Hoteliers ja ziemlich beliebt zu sein.“

„Nein, so einfach haben die es hier nicht, denn sie sind nicht aus der Gegend.“

Lydia verkniff sich ein „Aha“. Dem Vater hatte das Hotel gehört, aber seine Söhne waren nicht aus der Gegend? Seltsam, aber egal; die Familiengeschichte anderer Menschen ging sie nichts an und interessierte sie auch nicht.

„So, wir sind angekommen.“ Der Mann trat auf die Bremse und parkte den Wagen am Straßenrand.

Eigentlich hätte er wenigstens bis zum Eingang fahren können, aber sie sagte nichts.

„Das wären vierunddreißig Euro.“

Lydia holte ihren Geldbeutel aus ihrer Handtasche und zahlte. Dann stieg sie aus. Mit einem Mal fühlte sie sich gar nicht mehr so gut. Sie war unsicher. Schließlich hatte sie schon lange nichts mehr allein unternommen. Stets war Steffen dabei gewesen. Er hatte auch immer das Wort geführt und ihr untersagt, ihre Meinung zu äußern.

Aber: Was hieß untersagt?

Er hatte es nicht explizit verboten, hatte es sie sofort spüren lassen, wenn er mit ihrem Auftreten nicht zufrieden war. Meist nicht nur in diesem Moment, sondern tagelang.

Der Fahrer trat um den Wagen herum, öffnete den Kofferraum und reichte ihr ihr Gepäck.

„Dann wünsche ich einen schönen Urlaub!“ Er hob die Hand zum Gruß und stieg in sein Taxi.

Der Regen war mittlerweile in ein leichtes Nieseln übergegangen.

Da stand sie nun mit ihrer Reisetasche in der Hand.

Und jetzt?, fragte sich Lydia.

Jetzt gehst du hinein und lässt dir den Schlüssel für dein Zimmer geben, sagte die Vernunft.

Ja, so einfach war das normalerweise, aber nicht für sie. Sie fühlte sich mit einem Mal vollkommen überfordert.

Was hatte sie nur getan?

Sie hatte sich davongeschlichen, war in den Zug gestiegen und würde abends nicht zu Hause sein.

Steffen würde ausrasten.

Er würde ihr diese Aktion nie verzeihen.

Oh Gott! Wie hatte sie nur so etwas Dummes anstellen können? Hoffentlich ließ Steffen seine Wut nicht an ihren Arbeiten aus.

Sie hätte nie davonlaufen dürfen. Schließlich würde sie bald zurückkehren müssen. Sie hatte einen Job, den sie ausüben musste, und massenhaft Aufträge, die auf Erledigung warteten.

„Kann ich Ihnen helfen?“

Lydia zuckte zusammen, dann schoss sie herum. Ein Mann stand direkt hinter beziehungsweise nun vor ihr. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie sein Kommen gar nicht bemerkt hatte. Verdattert blickte sie ihn an. Er war groß. So groß, dass sie ihren Kopf heben musste, um kurz in sein Gesicht zu schauen. Kurz, weil ihr Blick magisch von seiner muskulösen Brust angezogen wurde. Auch die breiten Schultern waren nicht zu verachten. Der Mann trug ein weißes kurzärmeliges Hemd, das an den Oberarmen knackig eng saß und im starken Kontrast zu seiner gebräunten Haut stand.

„Wie bitte?“, fragte sie irritiert.

„Ich habe gefragt, ob ich Ihnen helfen kann.“ Seine Stimme klang leicht amüsiert.

Dunkel und amüsiert, berichtigte sie ihren Gedanken.

Da traf sein Blick auf ihren und er wurde sofort ernst. „Alles in Ordnung?“

Sie nickte. Ihr Mund fühlte sich plötzlich staubtrocken an. Das anfängliche Erschrecken war bereits in dem Moment gewichen, als sie in den Anblick seines Körpers versunken gewesen war. Doch nun zog auch noch das Dunkel seiner Augen sie magisch an. Dieser Mann war äußerst attraktiv, und diese gewaltige Portion Selbstbewusstsein, die ihn umgab, war beinahe greifbar. Wäre er nicht so freundlich aufgetreten, hätte sie ihn – rein der Optik wegen - als arrogant eingeschätzt. Gern hätte sie ihn auf ein Bild gebannt und ihn in einen feurigen Spanier, der wilde Pferde zähmte, verwandelt. Kräftige Farben und ein strahlend blauer Himmel schwebten ihr vor. Muskeln, die sich bewegten, und Haut, die in der Sonne glänzte.

Was für seltsame Gedanken …

Und doch schien er genau in diese Rolle zu passen.

Aber jetzt sollte sie wohl besser seine Frage beantworten, bevor er sie für völlig verpeilt hielt.

„Ja“, krächzte sie.

„Sie haben einen Aufenthalt im Hotel gebucht?“

Sie nickte.

„Darf ich Ihnen beim Tragen helfen?“

Beim Tragen?

Natürlich, ihre Reisetasche.

„Ich weiß nicht.“

„Sie wissen nicht?“

„Die Tasche ist nicht schwer.“

„Na, dann.“ Er machte eine einladende Handbewegung Richtung Hotel.

Sie starrte ihn an, bewegte sich jedoch nicht.

„Ist wirklich alles in Ordnung?“

Lydia schüttelte verwirrt den Kopf. Erst in dem Moment registrierte sie, dass sie immer noch auf dem gleichen Fleck stand und ihn anstarrte. Prompt schoss ihr das Blut in die Wangen. Sie räusperte sich. „Natürlich.“ Dann gab sie sich einen Ruck und lief mit festen Schritten der Eingangstür entgegen. Feste Schritte, die sich in Wirklichkeit gar nicht so anfühlten.

Der Mann ging neben ihr her.

Lydia versuchte, ihren Herzschlag durch bewusst langsames Atmen zu kontrollieren.

So weit war es also schon mit ihr gekommen. Sie wurde bereits nervös, wenn sie auf einen gut aussehenden Mann traf. Aber so war das wohl, wenn man jahrelang nur für seine Arbeit gelebt hatte.

Oder sich von seinem Partner alles vorschreiben lässt, sagte ein Stimmchen in ihrem Kopf.

Egal.

Starr blickte sie geradeaus. Auf der einen Seite hoffte sie, der Mann würde noch etwas sagen, auf der anderen wäre es ihr lieber, wenn er endlich seiner Wege ginge. Dann würde wenigstens ein Teil ihrer Unsicherheit weichen. Aber er tat ihr weder den einen noch den anderen Gefallen. Schweigend schritt er neben ihr her, ohne dabei schneller oder langsamer zu werden. Sie verkniff sich ein Seufzen und hoffte, dass die Farbe ihrer Wangen sich langsam wieder normalisieren würde. Jetzt überholte er sie, um ihr die Eingangstür zu öffnen.

Lydia trat ein, dann blieb sie stehen und versuchte, sich erst einmal zurechtzufinden. Auch der Mann hielt kurz inne, wartete anscheinend ab, ob sie es selbstständig zur Rezeption schaffte. Und nein, sie war nicht blind, auch sie sah die Theke und die junge, rothaarige Frau dahinter.

Bevor er wieder auf die Idee kam, sie zu fragen, ob alles in Ordnung sei, ging sie zielstrebig auf die Empfangsdame zu, als wüsste sie genau, wie man sich in einem Hotel verhielt. Dabei hatte sie keine Ahnung, war seit ihrer Kindheit nicht mehr im Urlaub gewesen und kannte Wellness nur aus der Werbung. Das mochte ihr zwar niemand glauben, aber sie hatte in ihrem ganzen Leben noch keine Sauna betreten, und eine Massage war ihrem Körper völlig unbekannt. Selbst ihr letzter Schwimmbadbesuch lag gut zehn Jahre zurück.

Die rothaarige Frau sah ihr lächelnd entgegen.

„Lieb“, begann sie. „Ich habe telefonisch gebucht.“

„Lieb“, murmelte die Frau. „Einzelzimmer mit Balkon.“ Sie überreichte ihr einen Schlüssel. „Wir nutzen noch keine Keycards.“

Lydia nickte, obwohl ihr das gar nichts sagte. Zwar hatte sie bereits im Fernsehen gesehen, dass viele Schlösser mit Karten geöffnet wurden, aber sie wunderte sich auch nicht über einen Schlüssel. Mit dem wusste sie wenigstens umzugehen.

„Sandro, bist du so nett und zeigst Frau Lieb den Aufzug?“

Sandro?

Der Name passte zu dem südländisch wirkenden Mann.

Er trat neben sie. Sofort spürte sie beinahe körperlich seine Präsenz.

„Nach Ihnen.“ Wieder machte er eine einladende Handbewegung. Dieses Mal Richtung Aufzug.