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Vice Questore Caterina Ruggeri leitet die Mordkommission im Polizeipräsidium Ancona in der italienischen Region Marken. Zusammen mit Kommissar Sergio Adinolfi aus Senigallia, einem erfahrenen Profiler, versucht Ruggeri, einen psychopathischen Serienmörder zu fassen, der merkwürdige Spuren an seinen Tatorten hinterlässt. Eine Herausforderung im Dunklen für Dottoressa Ruggeri, deren Ermittlungen sie ganz in die Nähe ihres familiären Umfelds führen.
Dies ist der dritte Roman um die tüchtige Kommissarin, die ihre Leser nunmehr ins Herz geschlossen haben. Unterstützt wird sie bei diesem Abenteuer von einem neuen Kollegen, dem Kommissar Sergio Adinolfi aus Senigallia, einem erfahrenen Profiler, mit dem sie einem psychopathischen Serienmörder auf der Spur ist. An einem gewissen Punkt erliegt unsere Heldin fast der Faszination ihres Kollegen, aber die Ermittlungen lassen keinen Raum für Liebeleien. Eine Herausforderung im Dunklen für Kommissarin Caterina Ruggeri, die sich diesmal mit einem wirklich komplizierten Fall auseinanderzusetzen hat, bei dem es um die tiefsten Abgründe des menschlichen Wesens geht. Sie entdeckt nämlich, dass der Mörder ihr so nah ist, wie es sich keiner hätte vorstellen können, ja vielleicht sogar ihrer eigenen Familie angehört. Sie muss in ihrer Vergangenheit und in ihrem Unterbewusstsein graben, um die Lösung zu finden, aber als der Fall fast aufgeklärt scheint, gibt es neue Überraschungen, die die Karten noch einmal durchmischen. Der Mörder scheint sich einen Spaß daraus zu machen, Situationen zu schaffen, die unsere Kommissarin in Bedrängnis bringen. Dieser sitzen ihre Vorgesetzten, die Staatsanwaltschaft und die Presse im Nacken, weswegen sie schnell zu einem plausiblen Abschluss kommen muss. Wird ihr das gelingen? Das muss der Leser schon selbst herausfinden, der mit Freude alte Bekannte, die bereits an den früheren Abenteuern der Kommissarin beteiligt waren, wiedertreffen, aber auch neue interessante Bekanntschaften schließen wird, die in diesem Fall eine bedeutende Rolle spielen. Vor allem aber bietet das Buch einen Anstoß zur Reflexion über heikle Themen, insbesondere Dramen, die mehr oder minder verschleiert auch in ganz normalen Familien stattfinden können. Und dabei geht es nicht nur um Gewalt oder sexuellen Missbrauch, sondern vor allem um Konflikte und Spannungen in der Familie, deren Zeugen oftmals Kinder und Heranwachsende sind, die deren Leben für immer prägen, auch wenn das den Erwachsenen meistens völlig entgeht. Eine Ermahnung somit an die Eltern, ihren Kindern eine möglichst unbeschwerte Kindheit zu schenken, die sie zu ausgewogenen und verantwortungsbewussten Erwachsenen werden lässt. Wie immer fehlt es nicht an Verweisen auf die lokale Geschichte und Traditionen, die auch dazu dienen, das Thema etwas aufzulockern und Abstand zur Beschreibung makabrer Verbrechen zu gewinnen. Caterina ist zwar auch in diesem Roman immer noch impulsiv, aber vielleicht etwas reflektierter und reifer. Schließlich wird auch sie älter, und die familiären Verantwortungen führen bei jedem von uns zu Veränderungen im Verhalten und Charakter, und auch sie ist nicht immun dagegen. An der Grundlage ihrer Erfolge bei der Aufklärung von Verbrechen stehen weiterhin ihr Scharfsinn und ihre Intuition, aber auch die Hilfe ihres Teams und ihres treuen Hunds, Furia.
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Seitenzahl: 472
Veröffentlichungsjahr: 2025
Stefano Vignaroli
TAGEBUCH EINES
PSYCHOPATHEN
Kommissarin Caterina Ruggeri tappt im Dunklen
TAGEBUCH EINES PSYCHOPATHEN
Stefano Vignaroli
Übersetzung von Ulrike Sengfelder
Copyright © 2022 AltroMondo Editore
Deutsche Ausgabe Februar 2024
Tektime Editionen
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Instagram: @stedevigna5
Dieses Buch ist ein reines Fantasiewerk. Verweise auf Personen oder tatsächlich vorgefallene Ereignisse sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Die in diesem Buch geäußerten Ideen und Konzepte stellen die persönliche Meinung des Autors dar und nicht unbedingt die des Herausgebers und dessen Mitarbeitenden.
Für meine Frau Paola
und für meine Kinder Diego und Debora
***
Es gibt hundert Arten, um zu sterben,
hundert Arten, um zu sterben,
hundert Arten, hundert Arten, hundert Arten, um zu sterben.
Es gibt hundert Arten, um zu sterben,
hundert Arten, um zu sterben,
hundert Arten, hundert Arten, hundert Arten, um zu sterben.
Die erste Art ist, wenn du Wäsche bügelst
und die Wäscheklammern sich zwischen den Leinen verhaken,
du aus dem Gleichgewicht geräts, während du einen Pullover nimmst,
sich der Wäscheständer löst und du vom Balkon fällst,
deswegen bügle ich nicht, und manchmal wasche ich auch nicht,
bei Wasser und Strom bekomme ich einen Schlag vom Kabel,
du riskierst dein Leben, ab dem Tag, an dem du geboren wirst,
dafür ist jeder Augenblick, den du hinterlässt, entscheidend,
Risiken gibt es überall in der Stadt,
du wirst an der Straßenbahnhaltestelle überfahren,
heute ist es heiß, ich nehme eine kühle Dusche,
dann rutsche ich auf dem Marmorfußboden aus und schlage mit dem Kopf auf,
ich habe ein Fest mit Feuerwerk gegeben,
ich habe die Kontrolle verloren, das Gebäude ist explodiert,
und auch das daneben, siehst du die Toten im Hof,
du bist mit dem Booster vorbeigefahren und auf dem Sitz explodiert.
(Freie Übersetzung eines Songtexts des italienischen Rappers Fabri Fibra)
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
PROLOG
KAPITEL 1
KAPITEL 2
KAPITEL 3
KAPITEL 4
INTERMEZZO 1
KAPITEL 5
KAPITEL 6
KAPITEL 7
KAPITEL 8
KAPITEL 9
KAPITEL 10
INTERMEZZO 2
KAPITEL 11
KAPITEL 12
KAPITEL 13
KAPITEL 14
KAPITEL 15
INTERMEZZO 3
KAPITEL 16
KAPITEL 17
KAPITEL 18
INTERMEZZO 4
KAPITEL 19
INTERMEZZO 5
KAPITEL 20
KAPITEL 21
KAPITEL 22
KAPITEL 23
EPILOG
ANMERKUNGEN DES AUTORS UND DANKSAGUNGEN
***
Ich hatte schon immer eine Schwäche für Pscychothriller. In den Kopf des Mörders eindringen, seine verborgensten Gedanken erkunden und verstehen, was eine augenscheinlich normale Person dazu gebracht hat, grausame Morde zu begehen, fasziniert und begeistert mich.
Und genau dieses Thema steht im Mittelpunkt von Vignarolis neuem Roman: Was passiert, wenn eine Person, die die meisten von uns als anständig bezeichnen würden, grausame Verbrechen begeht? Wir sind so an den Gedanken gewöhnt, dass Mörder eine Borderline-Persönlichkeit haben, unter einer gewaltsamen, traumatischen Vergangenheit leiden, dass uns das Gegenteil als inakzeptabel erscheint.
Die schlimmste Eigenschaft des Bösen ist jedoch, dass es überall zu finden ist. Wie würden Sie sich beispielsweise verhalten, wenn der Verdacht besteht, dass ein Mörder in Ihrer Familie ist? Das passiert nämlich Kommissarin Caterina Ruggeri, der Hauptfigur des Romans, während sie Ermittlungen zum Tod von zwei Frauen anstellt, die in einem brennenden Auto verkohlten. Dies und ein beunruhigendes Tagebuch, das Tagebuch eines Psychopathen, das neben dem Auto gefunden wurde, lassen ein aufregendes und gleichzeitig düsteres Buch entstehen.
Stefano Vignarolis Romane besitzen jedoch noch eine weitere herausragende Eigenschaft: Beim Lesen bekommt man den Eindruck, durch die Gassen der kleinen Städtchen der Marken, die der Autor beschreibt, zu bummeln. Verweise auf die lokale Geschichte und die örtlichen Traditionen bereichern die Erzählung und erwecken das Interesse der Leserinnen und Leser an den kleinen, oft unterschätzten italienischen Dörfern.
Tagebuch eines Psychopathen ist meines Erachtens nach einer jener Krimis, die einen merkwürdigen Nachgeschmack hinterlassen, die zum Nachdenken anregen und etwas lehren. Denn, nachdem Sie dieses Buch gelesen haben, werden Sie begriffen haben, dass ein krimineller Geist auch unter anständigen Leuten gedeihen kann und dass Perversionen der übelsten Sorte auch ohne augenscheinliche Traumata entstehen können. Der menschliche Geist ist ein dunkles, unerforschtes Gassengewirr, und Stefano Vignarolis Thriller ist der Beweis dafür.
Filippo Munaro
Bevor Eleonora ins Haus ging, nahm sie die Post aus dem Briefkasten. Es war der 21. Dezember 2012, früh am Nachmittag. Der Himmel war klar. Ein kalter Mistral hatte alle Wolken weggeblasen, und die Sonne schien. Doch dieser gelang es trotz aller Bemühungen nicht, die Luft auf eine angenehme Temperatur zu erwärmen. Hatte nicht irgendjemand gesagt oder geschrieben, dass an diesem Tag das Ende der Welt sein sollte? Eleonora konnte nichts wahrnehmen, was auf Erdbeben, Überschwemmungen oder sonstige, unmittelbar bevorstehende Naturkatastrophen hingedeutet hätte. Jedoch war ihr Herz seit ein paar Tagen in die völlige Dunkelheit abgerutscht. Seit ihre Freundin Cecilia ihr verkündet hatte, dass sie sich in einen Mann verliebt habe und nichts mehr von ihr wissen wolle. Warum nur? Sie hatten so gut zueinandergepasst, konnten ihre Sexualität völlig frei ausleben und hatten auch sonst viel Spaß miteinander. Cecilia würde mit einem Mann nie so glücklich werden wie mit ihr. Sie musste unbedingt einen weiteren Versuch unternehmen, um ihre geliebte Partnerin zurückzuerobern. Sie betrat die Wohnung, stellte die Einkaufstüten mit dem, was sie im Supermarkt, in dem sie an der Kasse arbeitete, hatte ergattern können, auf dem Boden ab und legte die Post auf den Tisch.
Dabei fiel ihr Blick auf einen gefütterten Briefumschlag in der Art, wie sie zum Senden von CDs oder Taschenbüchern verwendet werden, um zu vermeiden, dass der Inhalt beschädigt wird. Es stand kein Absender darauf. Als sie den Umschlag öffnete, schlug ihr Herz wild, in der Hoffnung, es sei eine Nachricht von Cecilia. Doch er enthielt nur ein rechteckiges Kärtchen mit einer merkwürdigen Zeichnung: miteinander verflochtene und sich überschneidende Kreise und Kreisbögen, die einen seltsamen dreidimensionalen Effekt erzeugten. Eleonora starrte auf das Bild, das sich zu drehen begann, immer schneller und immer schneller wie ein Strudel, der alles in seine Mitte ziehen will. Sie verlor den Sinn für die Realität und sah, wie Buchstaben aus der Mitte der Figur heraustraten, die in ihren Kopf schwirrten und sich in einer entfernten Ecke ihres Gehirns festsetzten, als ob es mit einem Hammer eingeschlagene Nägel wären. Und diese Buchstaben setzten sich schließlich zu Wörtern zusammen: TÖTE UND BRING DICH UM. FEUER IST DEINE WAFFE.
Langsam hörte das Bild auf sich zu drehen, und Eleonora wurde sich ihrer selbst und der Umgebung wieder bewusst. Aber nicht ihrer Handlungen, die nun von jenen Worten, die sich in ihr Unterbewusstsein eingeschlichen hatten, geleitet wurden.
So griff sie zum Handy und rief Cecilia an.
»Ich muss mit dir sprechen. Keine Sorge, es wird das letzte Mal sein. Danach kannst du ruhig mit deinem Freund deiner Wege gehen. In zwei Stunden, vor dem Sportplatz. Ich warte im Auto auf dich.«
Sie beendete das Gespräch, ohne Cecilia die Möglichkeit einer Antwort zu geben. Sie wusste, dass sie kommen würde. Sie machte sich sorgfältig zurecht. Wählte ein elegantes Outfit und trug reichlich Deo auf. Sie ordnete ihr Haar und fixierte es mit viel Haarlack. Sie prüfte ihre Ohrringe und ihre Piercings und nahm sich schließlich Zeit zum Schminken: Make-up, Wimperntusche, Lippenstift. Schließlich blickte sie zufrieden in den Spiegel.
Sie wusste nun genau, was sie machen musste. Bevor sie sich zum Treffpunkt begab, kaufte sie in einem Tabakladen ein Päckchen Zigaretten und ein paar Fläschchen Feuerzeugbenzin. Vor ihrem Tod würde sie noch einen ultimativen Augenblick des Genusses erleben.
***
Ich erklärte gerade meinem Kollegen, Hauptkommissar Sergio Adinolfi aus Senigallia, die Aufgabe meines Teams auf regionaler Ebene und welche Möglichkeiten für die Zusammenarbeit und den Austausch mit den lokalen Polizeidienststellen bei den Ermittlungen zu grausamen Verbrechen, die auch in unserer Gegend immer häufiger wurden, es gab. Adinolfi, ein Mann um die vierzig, hochgewachsen, sportlich, dessen blaue Augen scharfsinnig durch die Brillengläser blickten, hörte mir aufmerksam zu.
»Mein Lieber, irgendwann werden vermutlich alle Ordnungskräfte – also wir, die Carabinieri und die Guardia di Finanza – zusammengelegt, um der Staatskasse erhebliche Einsparungen zu verschaffen. Viele unserer kleinen Dienststellen wie auch die kleinen Kasernen der Carabinieri oder der Guardia di Finanza werden geschlossen, und es werden große regionale Zentren mit gemischtem Personal der früheren Einheiten eingerichtet. Wir wissen noch nicht, wann diese Reform durchgeführt werden wird, wie lang die Umsetzung dauert und wie wir dann heißen werden, aber eins ist sicher: Wir müssen zu diesem Zeitpunkt stark und entschlossen auftreten und dürfen uns nicht von den anderen vereinnahmen lassen. Die unter meiner Leitung stehende Kommission für ›Mord und Vermisste‹ ist unsere Stärke. Das möchte ich unter Beweis stellen, um unseren Fortbestand zu sichern, und dafür benötige ich die Unterstützung von allen, die in den kleinen Dienststellen tätig sind und in direktem Kontakt zum Alltag stehen.«
Der Kollege wollte gerade etwas erwidern, als ein ungewöhnliches, von der Straße herauftönendes Durcheinander unsere Aufmerksamkeit erregte. Scheinbar war das nicht weit weg von dem Gebäude, in dem wir uns befanden, in einem Randbezirk von Senigallia gegenüber dem Sportplatz. Eigentlich eine eher ruhige Zone, in der um diese Jahreszeit nicht viele Leute verkehrten. Es war Ende Dezember, die Tage waren kurz, und um vier Uhr nachmittags ging die Sonne bereits unter.
Aus dem Fenster sahen wir, dass ein geparktes Auto in Brand geraten war. Schon stieg eine schwarze Rauchsäule auf. Im ersten Moment dachte ich, dass nichts Schlimmes geschehen sei, abgesehen vom finanziellen Schaden durch den Verlust des Fahrzeugs, aber als wir die Szene genauer betrachteten, wurde uns bewusst, dass wir es wohl mit einer Tragödie zu tun hatten. Das Auto war nicht leer, es waren zwei Menschen an Bord. Ohne uns etwas überzuwerfen, rannten wir nach unten. Sergio packte den ersten Feuerlöscher, den er sah, ich machte es ihm gleich. Als wir die Pförtnerloge passierten, rief ich dem Wachmann zu, er solle Krankenwagen und Feuerwehr verständigen. Als wir uns dem brennenden Auto, einem Peugeot 207, näherten, testeten wir die Effizienz unserer Feuerlöscher. Meiner war völlig leer. Der, den Kommissar Adinolfi in der Hand hielt, konnte die Flammen gerade so weit ersticken, dass man die auf der Fahrerseite sitzende Person erkennen konnte, für die wohl jede Hilfe zu spät kam. Nachdem auch Adinolfis Feuerlöscher den Geist aufgegeben hatte, vollendeten die Flammen ihr Werk und hinterließen ein schwarzes Wrack. Zum Glück – wenn man das so sagen kann – war es wohl ein Dieselfahrzeug, weswegen es keine Explosion gab.
Mit laut tönenden Sirenen traf die Feuerwehr ein, und im Bruchteil einer Sekunde war der Brand gelöscht. Nicht weit entfernt versorgten die Sanitäter eine Person, die noch ein Metallrohr umklammert hielt und leichte Verbrennungen im Gesicht erlitten hatte. Bewusstlos auf dem Boden lag eine Frau. Mit aller Wahrscheinlichkeit war es ihr gelungen, das Auto durch die Beifahrertür zu verlassen, hatte sich – vom Feuer eingehüllt – ein paar Meter weit geschleppt und war dann zusammengebrochen. Wie dumm ich doch gewesen war. Wenn ich keine Zeit mit dem Feuerlöscher verschwendet hätte, hätte ich sie bemerken und ihr etwas überwerfen können, um die Flammen zu ersticken und ihr fürchterliche Schmerzen zu ersparen. Aber in der allgemeinen Verwirrung hatte ich nicht einmal ihre Schreie gehört. Die Sanitäter drehten sie vorsichtig um, einer legte ihr zwei Finger an den Hals und konstatierte: »Sie lebt noch! Los, helfen wir ihr.«
Der andere Sanitäter schüttelte den Kopf. »Wir können nichts mehr für sie tun, sie ist in einem schrecklichen Zustand. Wenn sie überlebt, wird sie für immer verunstaltet sein. Geben wir ihr Sauerstoff und rufen wir den Rettungshubschrauber, der sie ins Zentrum für Brandverletzte bringen wird.«
Die Szene war grauenvoll. Mein Magen krampfte zusammen und ich musste mich zusammennehmen, um mich nicht zu übergeben. Dann ging ich zu meinem Kollegen, der entsetzt die verkohlte Leiche der im Fahrzeug gebliebenen Person anstarrte, und rüttelte ihn, um ihn wieder in die Wirklichkeit zurückzubringen.
»Sergio, wir haben alles getan, was möglich war. Lass uns nun versuchen zu verstehen, was passiert ist. Wir müssen den Mann dort, der das Brecheisen noch in der Hand hält, befragen, bevor er in die Notaufnahme gebracht wird. Hören wir mal, was er zu sagen hat. Nimm du bitte ihre Personalien auf. Ich rufe Cimino an. Ein paar kriminaltechnische Untersuchungen werden uns sicher nützlich sein.«
Während ich telefonierte, waren zwei Beamte aus der Polizeidienststelle nach unten gekommen und hatten mir und Sergio unsere Jacken gebracht. Ich war erleichtert, als ich in meine Jacke schlüpfte, da ich inzwischen vor Kälte zitterte. Nachdem ich das Telefongespräch beendet hatte, achtete ich auf die Worte des von meinem Kollegen befragten Manns.
»Ich kam zufällig hier vorbei, als ich etwas Merkwürdiges in diesem Auto bemerkte. Die Fensterscheiben wurden schwarz vom Rauch, der sich im Innenraum entwickelt hatte. Es brannte, aber die Flammen waren nicht sehr hoch, sie traten nicht aus dem Auto heraus, und ich hörte eine Frau verzweifelt schreien. Ich habe versucht, die Tür zu öffnen, der Türgriff glühte, aber ich habe es trotzdem weiterversucht. Die Tür ging nicht auf, weil sie von innen verriegelt war. Also habe ich mit diesem Brecheisen, das ich gefunden hatte, die Fensterscheibe zertrümmert. Das war aber dumm, ich habe die Situation nur verschlimmert, weil dem Brand so Sauerstoff zugeführt wurde, ich von einer Stichflamme getroffen und zurückgeschleudert wurde. Ich sah eine in Flammen stehende Frau, die wohl aus dem Fenster geklettert ist, einige Meter weit laufen. Dabei hinterließ sie eine Spur von Glassplittern, verkohlter Kleidung und Fleischfetzen und brach dann zusammen. Die andere Person ist unbeweglich am Steuer sitzengeblieben. Ich konnte nicht sehen, ob sie bereits tot war oder ob sie sich einfach nicht bewegt hat, weil sie auf diese schreckliche Weise sterben wollte.«
Die Sanitäter warfen uns einen strengen Blick zu und bugsierten Herrn Giovanni Bartoli, so der Name, den er uns genannt hatte, in den Krankenwagen.
»Sie werden genug Zeit haben, ihn zu vernehmen. Er muss jetzt dringend versorgt werden.«
Der Krankenwagen fuhr mit laut tönendem Signalhorn los, während vom durch den Rauch verdunkelten Himmel das Geräusch des Rettungshubschraubers zu vernehmen war, der kurz danach auf dem nahen Fußballplatz landete. Später würde auch die Leiche abgeholt werden, und die Kriminaltechniker würden eintreffen. In der Zwischenzeit nahmen wir auch die Zeugenaussage des Feuerwehrhauptmanns auf.
»Das Fahrzeug war von innen verriegelt. Vermutlich hatte die Person am Steuer die Zentralverriegelung betätigt. Ich habe nichts berührt, aber im Insassenraum habe ich unter den verkohlten Resten mindestens vier Butangasflaschen gesehen. Solche, die man benutzt, um Feuerzeuge nachzufüllen. Das Opfer – ich glaube, es handelt sich ebenfalls um eine Frau – hält noch ein Feuerzeug in der Hand. Sie scheint selbst die Tragödie herbeigeführt zu haben. Vielleicht hatten die beiden beschlossen, sich das Leben zu nehmen, die Zentralverriegelung betätigt und den Insassenraum mit Gas gesättigt, um sich zu betäuben. Ein mit dem Feuerzeug erzeugter Funke war mehr als ausreichend, um den Brand auszulösen.«
»Eine scheußliche Art, sich das Leben zu nehmen«, konstatierte ich. »Und eine von beiden war wohl nicht damit einverstanden, geröstet zu werden. Lassen wir die Kriminaltechniker ihre Arbeit machen, Sergio. In den nächsten Tagen werden wir Genaueres über den Tatsachenhergang und die Beweggründe dieser beiden Frauen erfahren. In der Zwischenzeit versuchen wir, der Leiche und der Frau, die mit ihr sterben sollte, anhand des Fahrzeugkennzeichnens einen Namen zu geben. Da ich nunmehr in diesen Fall verwickelt bin, werden wir die Ermittlungen gemeinsam führen. Ich fahre jetzt ins Präsidium zurück, aber wir bleiben in Kontakt.«
»Darauf kannst du Gift nehmen!«, erwiderte Adinolfi und verabschiedete sich.
In den nächsten Tagen lernte ich die beruflichen Vorzüge dieses Manns, den ich soeben kennengelernt und der mich sofort positiv beeindruckt hatte, schätzen. Hätte ich ihn anstatt Santinelli als meinen Stellvertreter an meiner Seite, wäre mein Team sicher um einiges besser.
Ein paar Tage später trafen wir uns in seinem Büro in Senigallia.
»Das Fahrzeug, ein Peugeot 207, ist auf eine gewisse Eleonora Giulianelli, 36 Jahre, zugelassen. Sie war als Verkäuferin in einem Einkaufszentrum beschäftigt und wohnte nur wenige Schritte von hier entfernt in einem Mehrfamilienhaus«, begann Sergio. »Sie ist uns bekannt, weil sie ein paarmal im Besitz einer geringfügigen Drogenmenge angetroffen wurde. Wenig, für den persönlichen Gebrauch. Deswegen wurde sie nie festgenommen, und ihr Strafregister enthält keine Einträge. Wie wissen jedoch, dass sie im Rapper-Milieu verkehrte. Sie nahm häufig an Rave-Partys teil, wohl auf der Suche nach dem großen Kick. Bei der Identifizierung der Leiche war ihre Mutter verzweifelt, sagte jedoch aus, sie hätte früher oder später damit gerechnet, dass es mit Eleonora ein übles Ende nehmen würde. Und so war es dann auch. Wir haben die Leute befragt, die sie kannten. Deren Aussagen zufolge war sie lesbisch und hatte nunmehr seit einiger Zeit ein Verhältnis mit Cecilia Bertini, 37 Jahre. Sie ist die andere Frau, die mit ihr zusammen im Auto war. Cecilia hatte jedoch kürzlich einen Mann kennengelernt und sich verliebt und daher versucht, mit Eleonora Schluss zu machen. Wenn wir all diese Erkenntnisse zusammennehmen, können wir wohl eine Schlussfolgerung ziehen, die sich der Wahrheit nähert.«
»Lass mich das sagen: Eleonora hatte eine morbide Beziehung zu ihrer Partnerin und konnte sich nicht damit abfinden, dass diese sie für einen Mann verlassen wollte. Sie wollte einen letzten Versuch unternehmen und forderte ihre Freundin zu einem Gespräch in ihrem Auto auf, um sie zu überreden, bei ihr zu bleiben, hatte jedoch bereits alles vorbereitet, sofern diese sich nicht überzeugen ließe: Sie hatten bereits andere Male Butangas inhaliert, um sich für wenig Geld zu berauschen. Deswegen schöpfte Cecilia keinen Verdacht, als sie die vier Gasflaschen im Auto sah. Eleonora hatte wohl die Flaschen manipuliert, sodass aus diesen langsam Gas in den Insassenraum strömte. Cecilia hörte ihrer Freundin eine Weile zu, und etwas benommen vom Gas hatte sie sich vielleicht auch streicheln und küssen lassen. Dann aber leistete sie Widerstand, wollte sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Mit fast vierzig Jahren war es für sie an der Zeit, sich einer richtigen Beziehung zu widmen, mit einem Mann, vielleicht auch heiraten, wer weiß! In der Zwischenzeit hatte Eleonora die Fenster raufgekurbelt und die Zentralverriegelung betätigt. Lässig hatte sie ein Päckchen Zigaretten hervorgezogen, ihrer Freundin eine angeboten, sich selbst eine in den Mund gesteckt und das Feuerzeug genommen. Um sicherzugehen, dass die Funken des Feuerzeugs fingen, hatte sie sich auch mit viel Parfüm und mit Haarlack besprüht und darüber hinaus Kleidung aus leicht brennbaren Synthetikfasern gewählt. Ein Funke und der Insassenraum wurde zur Hölle. Eleonora blieb sitzen. Der Tod war für sie an diesem Punkt eine Befreiung, auch wenn sie eine schreckliche Art zu sterben gewählt hatte. Cecilia war aber anderer Meinung. Sie versuchte, den Flammen zu entkommen, versuchte, die Tür zu öffnen, die jedoch verriegelt war, das Fenster herunterzulassen, das ebenfalls verriegelt war, schrie verzweifelt, versuchte, an den Knopf der Zentralverriegelung zu gelangen, was ihr vielleicht auch gelang. Aber der funktionierte aufgrund der Hitze nicht mehr, weil die Elektroanlage des Fahrzeugs inzwischen hinüber war. Sie hustete, ihre Augen tränten, sie war verzweifelt, die Flammen bemächtigten sich ihrer Kleider und bereiteten ihr beim Hautkontakt unerträgliche Schmerzen. Als sie schon dachte, alles sei zu spät, hörte sie die Fensterscheiben zersplittern, und ein Glassplitterregen erging auf sie nieder. Jemand versuchte, ihr zu helfen, aber im Handumdrehen loderten die Flammen höher, bekamen durch den eingeleiteten Sauerstoff mehr Kraft. Ihr gelang es, sich durch die zersplitterte Fensterscheibe ins Freie zu stürzen, war aber nunmehr eine menschliche Fackel und brach nach wenigen Schritten zusammen. Den Rest haben wir mit eigenen Augen gesehen.«
»Also können wir den Fall als Mord/Selbstmord zu den Akten legen. Egal, ob die Bertini mit dem Leben davonkommt oder nicht. Ihre Peinigerin ist tot. Der Fall ist also abgeschlossen.«
»Nun, das ist richtig, wenn es nicht einige Beweisstücke gäbe, die die Kriminaltechniker nicht weit vom Tatort entfernt gefunden haben: ein kleines Buch mit fein gearbeitetem, purpurfarbenem Ledereinband, eine teils heruntergebrannte Kerze und ein in vier Stücke gerissenes Foto von Cecilia Bertini. Cimino hat mir berichtet, dass das Büchlein auf den ersten Blick wie ein Exemplar der Bibel oder des Neuen Testaments aussah, aber dass die Seiten fast alle leer waren, bis auf einige am Anfang, die handschriftlich beschrieben waren. Auf dem Deckblatt ist in Druckbuchstaben der Titel ›TAGEBUCH EINES PSYCHOPATHEN‹ vermerkt. Die folgenden Seiten enthalten eine Erörterung, die eines echten Psychopathen würdig ist und die ich lesen werde, wenn die Kriminaltechniker mit ihrer Arbeit fertig sind und mir das Buch übergeben haben. Darüber hinaus gibt es ein Zitat aus dem Matthäus-Evangelium: ›Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu rufen; doch sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit! Aber sie verachteten das und gingen weg, einer auf seinen Acker, der andere an sein Geschäft. Die Übrigen aber ergriffen seine Knechte, verhöhnten und töteten sie. Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an. Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren’s nicht wert. Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet. Und die Knechte gingen auf die Straßen hinaus und brachten zusammen alle, die sie fanden, Böse und Gute; und der Hochzeitssaal war voll mit Gästen. Da ging der König hinein zum Mahl, sich die Gäste anzusehen, und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an, und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? Er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die äußerste Finsternis! Da wird sein Heulen und Zähneklappern. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.‹«
»Beunruhigend. Es geht um Anzünden, um Finsternis, aber welche Bedeutung kann das alles haben? Vielleicht hat Eleonora all das selbst vorbereitet. Schließlich hatte sie mit Cecilia gebrochen und geplant, sie umzubringen. Alles ist da: ein zerrissenes Foto, der Verweis aufs Feuer, die abgebrannte Kerze, die sorgfältig ausgewählte Stelle aus dem Evangelium.«
»Da stimmt irgendwas nicht. Wenn das eine Frau geschrieben hätte, hätte sie es ›Tagebuch einer Psychopathin‹ genannt, nicht ›eines Psychopathen‹. Was mich auch stutzen lässt, ob sie dieses Buch geschrieben hat, ist ihr Bildungsniveau. Eleonora hat als Verkäuferin in einem Supermarkt gearbeitet, sie war drogenabhängig und verkehrte in der Rapper-Szene. Wir müssen aufmerksam lesen, was in diesem Tagebuch steht. Aber es ist wohl eindeutig, dass es von einer kultivierten, gebildeten Person verfasst wurde. Ich befürchte, dass wir es mit einem Wahnsinnigen, einem Manipulator zu tun haben, der Eleonora als Werkzeug benutzt hat, um sein Opfer zur Strecke zu bringen, vielleicht gar in der Nähe war, um das Ganze zu beobachten und unbemerkt auf dem Boden das zurückzulassen, was wir gefunden haben und eine Herausforderung uns gegenüber darstellen soll. Es könnte sich um einen Serienmörder handeln: ›Fasst mich, wenn ihr könnt‹, sagt er uns, ›anderenfalls werde ich wieder zuschlagen‹.«
»Aber, Caterina, das sind doch nur Vermutungen. Beweise gibt es keine. Du hast aber im Plural gesprochen, und das macht mir Sorgen: Wir müssen aufmerksam lesen ... was soll das bedeuten?«
»Ach ja, ich vergaß! Hier, die Dienstanweisung des Questore. Ab morgen bist du in meinem Büro im Dienst. Du wirst anstatt Santinelli mein Stellvertreter. Dieser übernimmt vorübergehend die Leitung der Polizeidienststelle Senigallia. Wir haben da was Brenzliges in den Händen, und Dottor Spanò ist der Meinung, dass du im Moment nützlicher für die Mordkommission bist als in dieser Bezirksdienststelle. Du wirst sehen, du wirst dich im Team wohlfühlen!«
»Aber ...«, versuchte Adinolfi einzuwenden. Ich ließ ihn nicht weiterreden, machte auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür.
»Bis morgen. Um acht. Ich lege Wert auf Pünktlichkeit!«
***
Die menschliche Psyche setzt zuweilen unerwartete Mechanismen in Gang und verwandelt einen augenscheinlich normalen Menschen in einen grausamen Kriminellen. Die Auslöser sind nicht immer bekannt. Sie sind in der jüngeren und länger zurückliegenden Vergangenheit, in der Psyche, in ungewöhnlichen Vorfällen, die allen passieren können, zu suchen, die bei einigen Menschen anormale Reaktionen herbeiführen. Kriminologie und forensische Psychologie sind Wissenschaften, die zwar nicht exakt und in kontinuierlicher Weiterentwicklung befindlich sind, aber den Ermittlern helfen, jene Personen ausfindig zu machen, bei denen es aufgrund ihrer psychischen Eigenschaften nur wenig braucht, um jene dünne Linie zu überschreiten, die Rationalität und Normalität von Verhaltensweisen trennt, die einen selbst und vor allem andere schädigen. Hier geht es natürlich nicht um gewöhnliche Verbrecher: Für einen Polizisten ist es einfach, einen Dieb, einen Drogenhändler oder einen Hehler in jenen Abgründen der Gesellschaft zu verhaften, in denen an der Grenze zur Legalität gelebt wird: in den heruntergekommenen Vierteln der Großstädte oder in den Diskotheken in Randbezirken oder in den vorstädtischen Ghettos, in denen zum Großteil Familien aus einfachen Verhältnissen wohnen. Uns geht es hier um scharfsinnige Personen, die einen ganz normalen Alltag führen, etwa als unauffällige Angestellte, vielleicht als Freiberufler, manchmal als Familienväter, bei denen zuweilen irgendwas, eine Antriebsfeder, ein unbezwingbares Verlangen auslöst, das sie dazu bringt, Verbrechen an Menschen zu verüben, die sie manchmal überhaupt nicht kennen, die meistens dem anderen Geschlecht angehören, und sie zu Serienmördern werden lässt. Nach dem Verbrechen stellt sich eine Phase der Befriedigung ein, in der der Täter zu seinem normalen Leben zurückkehrt und sich auch überlegt, was an dem, was er getan ist, schlimm sein könnte. Aber es ist ihm gut gelungen, seine Übeltat zu verbergen, niemand verdächtigt ihn, er hat sie vor der Nase der Polizei verübt, die ihn vielleicht sogar vernommen hat, und es ist ihm gelungen, sich exzellent aus der Sache zu ziehen und die Fragen einwandfrei zu beantworten. Ihm scheint fast, dass das, was passiert ist, einer anderen Person zuzuschreiben ist, einer doppelten Persönlichkeit, die seiner Schizophrenie zugrunde liegt. Aber er hat etwas als Erinnerung behalten: ein Foto, ein Video, einen Körperteil des Opfers, vielleicht nur ein paar Haare oder einen Gegenstand oder ein Kleidungsstück, das ihm gehörte. Und wenn er dann diesen ›Fetisch‹ betrachtet oder berührt, erregt er sich, bis er – nach einer Phase der Ruhe – erneut den Drang verspürt zu handeln, zu töten, auch wenn seine Vernunft ihm sagt, dass das schlecht ist. Dies alles vollzieht sich in einem Teufelskreis, der immer wieder von vorn beginnt und Opfer fordert, bis es einem geschickten Ermittler gelingt, den Mörder zu entlarven und zu fassen. Dieser hat den unbewussten Wunsch, gefasst zu werden, was so weit geht, dass er immer häufiger und immer rätselhaftere Indizien hinterlässt, diejenigen, die ihm auf den Fersen sind, herausfordert, als wollte er ihnen vermitteln, dass er gefasst werden will, jedoch viel zu intelligent ist und nicht so leicht aufgespürt werden kann. Solche Subjekte füllen die Geschichtsbücher der nahen und weiter zurückliegenden Vergangenheit: Dracula, Jack the Ripper, Gianfranco Stevanin, das Monster von Florenz, Alfredo Ballí Trevino, dem die fiktive Figur Hannibal Lecter nachempfunden ist, sind nur einige davon.
Aber abgesehen davon gibt es Personen, die an sich nicht gefährlich sind, sich jedoch abweichend verhalten, um ihre Instinkte oder ihre unterdrückte Sexualität zu befriedigen und sich irgendwie Lust zu verschaffen. Dabei kann es um Handlungen gehen, die Gewalt an sich oder Partnern, etwa mit deren Einwilligung im Rahmen der sogenannten sadomasochistischen Praktiken, simulieren, oder die einfach auf der Nutzung von Fetischen basieren. Es gibt Männer, die bei Frauen mit hohen Absätzen oder halterlosen Strümpfen usw. Erregung verspüren. In der Regel sind es Männer, die Fetischismus praktizieren, äußerst selten kommt es vor, dass eine Frau diese Leidenschaft pflegt, außer, um ihrem Partner entgegenzukommen, der ohne solche Elemente mit aller Wahrscheinlichkeit keinen Sexualakt vollziehen könnte. Meistens ist ja auch nichts dabei, erotische Spielchen mit dem Partner zu machen. Manchmal weiß die Person, mit der Geschlechtsverkehr getrieben wird, gar nichts von diesen Mechanismen, die lediglich im Kopf dessen bleiben, der sich beispielsweise vorstellt, seine Partnerin beim Sex zu erwürgen, um zum Orgasmus zu gelangen. Er würde das nie wirklich tun, aber würde sich diese Gewaltfantasie nicht in seinem Kopf entwickeln, würde er vermutlich nicht einmal ejakulieren. Aber woher kommen solche Perversionen? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person, die solche Gedanken, solche Fantasien, die sie vielleicht niemals ausgelebt, niemals irgendjemandem gegenüber preisgegeben hat, hegt, plötzlich gefährlich wird?
Ein paar Beispiele:
Artemio, ein reiner Fantasiename, den wir nicht mit irgendeiner wirklichen Person verknüpfen wollen, ist ein fünfzigjähriger Architekt, nicht reich, aber wohlhabend. Er besitzt eine Eigentumswohnung und hat eine Frau, die ihn liebt und achtet, auch wenn es in der letzten Zeit immer seltener zu Geschlechtsverkehr kommt, sowie zwei nunmehr zwanzigjährige Kinder. Ein ganz normaler Mann. Aber gehen wir in seine Vergangenheit bis zum Alter von elf Jahren zurück. Anfang der 1970er-Jahre ist Artemio ein aufgeweckter, intelligenter Junge. Er besucht die 6. Klasse, sitzt in der ersten Reihe genau vor dem Lehrerpult und ist gut in der Schule. Die Literaturlehrerin ist eine Dreißigjährige, nicht hässlich, aber auch nicht bildhübsch, die aber schöne Beine hat und diese auch stets zur Schau stellt, indem sie kurze Röcke oder Kleider trägt, die ja in dieser Zeit auch in Mode waren. Artemio ist kurz vor der Pubertät, und von seiner Position in der ersten Reihe genau vor dem Lehrerpult aus hat er einen wunderbaren Blick auf die Beine der Lehrerin, die diese fast künstlerisch übereinanderlegt, ja sogar miteinander verschlingt. Diese Beine muten zwei Schlangen an, so wie es ihnen gelingt, sich ineinander zu verschlingen. Manchmal hebt sie das eine Bein, senkt das andere, und bei jeder dieser Bewegungen rutscht der Rock ein bisschen höher und lässt viel Schenkel zum Vorschein kommen. Bis zum Tag X ließen diese Bewegungen Artemio kalt. Aber am Tag Y kommt es zu einem unerwarteten Vorfall. Beim x-ten Übereinanderlegen spitzt das Höschen der Lehrerin hervor, und davor ist die Naht der halterlosen Strümpfe zu sehen, mit der die Frau ihre Beine bedeckt. Artemio starrt auf die Naht und auf die Farbe der Beine, ein dunkles, durch die Strümpfe hervorgerufenes Rauchgrau.
Und denkt: Diese schönen Beine sind nicht nackt.Meine Mutter zieht morgens auch Strümpfe an.
Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gehen, bewirkt ein unerwarteter Testosteronschub eine Erektion. Seine Fantasie spielt weiter, und er stellt sich vor, wie er ihr die Strümpfe langsam auszieht und ...
Eine normale Person würde denken: Und dann kommt es zum Geschlechtsakt.
Aber noch niemand hat Artemio erklärt, was zwischen einem Mann und einer Frau passiert, wenn sie sich lieben. Sein Gehirn verarbeitet einen anderen Gedanken: Jetzt, wo ich ihre Strümpfe in der Hand habe, was mache ich damit?Aber ja doch, ich schlinge sie ihr um den Hals, ziehe an den Enden, sodass sie immer fester zugezogen werden und schnüre der Lehrerin die Kehle zu.Ich habe nichts gegen sie, sie hat mir nichts getan, sie gibt mir auch gute Noten, fast bin ich verliebt in sie, aber es erregt mich, sie leiden zu sehen.Sie beginnt zu schreien, fleht mich an, aufzuhören, bis ihre Schreie leiser werden und das Leben aus ihrem Körper schwindet. Das rote Gesicht wird blass und ... und da ist sie wieder die Erektion. Und das war der erste autoerotische Akt des Kinds, völlig in Gedanken, ohne sein Glied nur auch zu berühren.
Zu Hause kehrt Artemio immer wieder zu diesen Gedanken zurück und berührt sich nun wiederholt, masturbiert sich unaufhörlich, bis er nicht mehr kann, und stellt sich dabei immer wieder die gleiche Szene vor: nämlich die Lehrerin mit ihren Strümpfen zu erdrosseln. Diese Abweichung wird ihn sein ganzes Leben begleiten, niemals wird er irgendeiner Partnerin davon erzählen, und beim Sex erreicht er den Höhepunkt, indem er sich vorstellt, sie mit einem Strumpf zu erwürgen. Und jetzt, wo er über fünfzig Jahre alt ist, befriedigt ihn seine Frau immer weniger im Bett, und immer häufiger sucht er sich käuflichen Sex, hat eine Prostituierte gefunden, der er zusätzlich zum vereinbarten Preis noch ein Trinkgeld gibt, wenn sie sich die Strümpfe ausziehen, sich um den Hals legen lässt und so tut, als würde sie sich erwürgen lassen. Bleibt das nur ein Spiel, nur ein Trick, um den Höhepunkt zu erreichen, oder wird Artemio eines Tages wirklich den Strumpf zuziehen und die arme Prostituierte töten, die ihm vertraute? Eine abwegige, jedoch nicht unmögliche Wahrscheinlichkeit. Artemio ist ein ausgewogener Mann, weiß, dass er kein Verbrecher ist, dass Töten viel zu weit von seinem Wesen und Handeln entfernt ist. Sicher wird er sich mit dem Spiel begnügen.
Anders ist es bei Gualberto. Auch in diesem Fall ein reiner Fantasiename, der mit keiner wirklichen Person verknüpft werden kann. Anfang der 1960er-Jahre ist Gualberto fünf Jahre alt, ein Kind im Vorschulalter, das für sein Alter äußerst intelligent, wenn auch etwas schüchtern ist. Er ist Einzelkind und lebt in einer Familie, in der es große Spannungen zwischen den Eltern gibt. Häufig sieht er sie streiten, wohnt Eifersuchtsszenen seiner Mutter bei, vor allem, wenn sein Vater aus beruflichen Gründen – so behauptet er jedenfalls – sehr spät nach Hause kommt. Das Kind versteht den Sinn dieser Streitereien nicht. Ihm hat es der Fernseher angetan, ein neues Gerät, das sich die Familie erst vor Kurzem zugelegt hat. Insbesondere ein Programm gefällt ihm sehr, in dem Analphabeten, von denen es zur damaligen Zeit sehr viele gab, das Lesen und Schreiben beigebracht wird. Im Handumdrehen lernt das intelligente Kind, indem es sich diese Sendung ansieht, im Vorschulalter lesen und schreiben, ohne dass die Eltern auch nur die geringste Ahnung haben. Als seine Mutter ihn dabei sieht, wie er Zeitschriften durchblättert, die sie selbst gekauft hat, geht sie deswegen davon aus, dass er sich nur die Bilder anschaut und nicht lesen kann. Wenn Gualberto jedoch allein bleibt, murmelt er vor sich hin, hilft sich mit dem Zeigefingerchen und liest das, was in den Comic-Strips, die ihm so sehr gefallen, steht. In einer von Mamas Zeitschriften erzählen diese die Geschichten eines Männchens namens Atomino. In diesem Alter passiert bei einigen Kindern etwas Seltsames, was aber völlig normal ist. Das Kind berührt sich und entdeckt seine Genitalien, findet heraus, das sein Pimmelchen steif werden kann und dass das Spaß macht. Den Sinn versteht es jedoch nicht. Dabei handelt es sich nicht um eine richtige Masturbation, denn der Genitalapparat ist noch nicht voll entwickelt und eine Ejakulation ist noch nicht möglich, aber manchmal empfinden kleine Jungs eine Art Befriedigung und berühren sich daher häufig.
Nach dieser Wachstumsphase entwickelt das Kind andere Interessen und vergisst diesen kleinen Genuss, bis es zirka zwölf oder dreizehn Jahre alt ist, somit die Pubertät erreicht hat und sich der eigentlichen Masturbation, der normalen Entdeckung seiner Sexualität widmet. Anschließend findet der Junge früher oder später ein Mädchen, das sich ihm hingibt, wodurch der Übergang vom Alleingang zur Entdeckung der Liebe erfolgt.
Machen wir nun einen Schritt zurück zum fünfjährigen Gualberto, der den Atomino-Comic liest. In diesem Comic wurde Atominos Freundin Smeraldina von Indianern geraubt und an einen Pfahl gebunden. Unter ihren Füßen hatten die Indianer Reisig aufgehäuft, weil sie beabsichtigen, sie bei lebendigem Leib zu verbrennen, wenn der Sheriff – Atomino – ihren Forderungen nicht nachkommt. Smeraldina schreit ›HILFEEE! ATOMINOOO!‹, während einer der Indianer ihrem Pfahl eine brennende Fackel nähert. Beim Lesen rutscht Gualbertos Hand in die Hose, um seinen kleinen Penis zu suchen und ihn bei jenem Spielchen, das ihm ein angenehmes Gefühl beschert, steif zu machen. Völlig unterbewusst wird die sexuelle Lust in diesem Augenblick mit dem Anblick des Feuers assoziiert. An und für sich wäre das nichts Schlimmes. Im Grunde genommen assoziieren wir alle Feuer, Wärme und die Farbe Rot mit Liebe, Leidenschaft und Verlangen. Aber bei Gualberto ist das anders. Er assoziiert den Genuss mit dem Feuer, das ein Opfer, eine Frau, die bei lebendigem Leib verbrannt wird, verschlingt, auch wenn Atomino im Comic seine Freundin schließlich aus den Flammen rettet.
In den nächsten Tagen nimmt das Kind die Zeitschrift mehrmals in die Hand und konzentriert sich dabei vor allem auf diesen Strip. Mit seinen Händchen bedeckt es die nächsten Bilder, in denen Smeraldina von Atomino gerettet wird, dabei berührt es sich und verspürt Gefallen beim Gedanken an eine Frau, die durch Feuer getötet wird.
Gualberto versteckt sogar die Zeitschrift, aus Angst, dass seine Mutter sie irgendwann in den Müll wirft.
Die Zeit vergeht, und wie viele andere Dinge gerät auch dieses Spiel in Vergessenheit. Gualberto geht zur Schule, er ist gut, intelligent, hat ausgezeichnete Noten in Italienisch und Mathe, geht in die dritte Klasse und hat bereits eine Schwäche fürs Lesen. Aber zu Hause streiten seine Eltern immer häufiger. Der Vater betrügt die Mutter, sie weiß das, aber das Kind versteht das nicht. Eines Abends hat die Mutter schon seit längerer Zeit den Tisch fürs Abendessen gedeckt. Der Vater kommt diesmal extrem spät, es ist schon nach zweiundzwanzig Uhr, und er ist noch nicht zu Hause. Die Mutter bekommt einen Wutanfall, wirft Geschirr, Teller und Gläser auf den Boden oder an die Wand, wo sie zerbrechen. Nachdem alles, was auf dem Tisch war, in Trümmern liegt, leert sie den Geschirrschrank und zertrümmert alles, was drinnen ist. Der Fußboden sieht wie ein Schlachtfeld aus. Den letzten heilen Teller wirft sie an die Tür, genau in dem Augenblick, in dem der Vater nach Hause kommt. Dieser kann dem Geschoss gerade noch ausweichen und wird dann mit heftigen Schimpfworten attackiert und von seiner Frau auch etwas geprügelt, bevor er beschließt, wieder umzukehren und wegzugehen.
Gualbertos Vater kam nie wieder in dieses Haus zurück. Der Junge denkt, dass seine Mutter auch auf ihn wütend ist, kauert sich in eine Ecke und weint leise, um nicht bemerkt zu werden. Schluchzend schläft er schließlich in der Ecke ein. Erst einige Stunden wird er von der Mutter, die sich inzwischen beruhigt hat, bemerkt. Sie hebt ihn hoch und bringt ihn zu Bett. An jenem Abend entwickelt der Junge unbewusst einen tiefen Hass auf seine Mutter, die ihn der väterlichen Liebe beraubt hat, den er später auf das gesamte weibliche Geschlecht ausdehnt und der jeder Frau gilt, mit der er in der Zukunft zu tun haben wird. Nie wird er in der Lage sein, eine Frau zu lieben. Er sieht Frauen stets als Gegnerinnen, gegen die man sich verteidigen muss, anstatt ihnen das Herz auszuschütten und seine Gefühle zu schenken.
Aber immer der Reihenfolge nach. Was passiert dann? Im Charakter des Jungen geht ein stufenweiser Wandel vonstatten. Obwohl er äußerst intelligent ist, hat er sich verschlossen, ist schweigsam, hat Schwierigkeiten bei den Beziehungen zu den anderen, vor allem zu Mädchen und zu Erwachsenen, die er nicht gut kennt. Oft errötet er, wenn er mit jemandem zum ersten Mal spricht, und dies erweckt in ihm großes Unbehagen, sodass er lieber allein bleibt als inmitten seiner Altersgenossen.
Die Jahre vergehen, die Pubertät kommt. Wie alle Jungs seines Alters masturbiert er sich manchmal und denkt dabei mal an dieses, mal an jenes Mädchen aus der Mädchenklasse – damals gab es noch keine gemischten Klassen –, das seine Aufmerksamkeit aufgrund der Art wie es an jenem Tag gekleidet war, erregte und auf das er beim Betreten oder Verlassen der Schule oder im Gang während der Pause ein Auge geworfen hatte. Während er sich masturbiert, kommen kindliche Erinnerungen hoch: der Genuss in Verbindung mit dem Feuer, der Genuss in Assoziation mit dem Bild der Frau, die bei lebendigem Leib verbrannt wird. Er denkt an das Mädchen seiner Träume: Wie hieß sie doch gleich? Silvia, ja, ihre Freundinnen hatten sie so genannt. Heute war sie wirklich hübsch, sie trug ein Miniröckchen unter der schwarzen Schürze, die sie offen ließ, um ihre Beine zu zeigen. Der Gedanke an die Beine erregt ihn, aber noch mehr erregt ihn die Vorstellung von Silvia, die an einen Pfahl gebunden ist, während sich ihr eine brennende Fackel nähert, um sie in Brand zu stecken. Ja, Silvia, verbrennen sollst du bei lebendigem Leib!, denkt Gualberto, und erregt sich noch mehr. Schrei, schrei nur wie Smeraldina – HILFEEE! GUALBERTOOOO! – aber ich werde mit meinen Händen die nächsten Bilder bedecken, sodass dir niemand zu Hilfe eilt.Die Flammen werden dich auffressen, genau wie du es verdienst, weil du ein Mädchen bist.Brennen sollst du!Bei lebendigem Leib!Ja, ja, jaaaaaaa!
Aufgrund seiner Schüchternheit und seines Hasses auf Frauen im Allgemeinen hat Gualberto bis zwanzig, obwohl er sich vom weiblichen Geschlecht angezogen fühlt, keine Freundin. Er setzt seinen Autoerotismus fort, stellt sich immer dieses oder jenes mehr oder minder bekannte Mädchen dabei vor, das wie eine mittelalterliche Hexe auf dem Scheiterhaufen oder bei einem Brand stirbt. Immer malt er sich eine andere Szene aus, aber jedes Mal steht Feuer im Mittelpunkt seiner perversen Erotik.
Gualberto geht zur Universität. Er studiert Agrarwissenschaften in Perugia, an einem Ort weit weg von der Stadt, aus der er stammt, weit weg von seiner Mutter, deren Nähe ihn zunehmend erdrückt. An den ersten Vorlesungstagen geschieht etwas Ungewöhnliches. Eine Kommilitonin setzt sich neben ihn. Sie ist hübsch, hat blondes glattes Haar, einen hellen Teint, ein paar Sommersprossen, blaue Augen, einen unaufdringlichen Duft und einen Rock bis zum Knie, der beim Hinsetzen bis zum Oberschenkel hinaufrutscht. Gualberto versucht, ihr keine Beachtung zu schenken, macht sich wie gewöhnlich Notizen, während das Mädchen nur ein kariertes Blatt Papier auf dem Drehtisch des Stuhls liegen hat. Sie schreibt nicht mit. Oben links schreibt sie ihren Namen in großen Druckbuchstaben: LAURA. Daneben zeichnet sie mit einem roten Stift ein Herzchen, und dann beginnt sie, ihren Sitznachbarn zu provozieren.
»Oh, verflixt, mir ist der Stift runtergefallen.«
Gualberto bückt sich, um den Stift in der Nähe ihres Fußes aufzuheben und kommt nicht umhin, ihre Beine zu bewundern, die genau vor seinen Augen sind. Als er ihr den Stift zurückgeben will, bittet sie ihn, seinen Namen auf die andere Seite des Herzchens zu schreiben, das sie auf das Blatt Papier gemalt hat. Dann nimmt sie den Stift, lässt aber seine Hand nicht los, führt sie auf ihren Schenkel, wohl in der Erwartung, gestreichelt zu werden.
»Gualberto. Ein merkwürdiger Name.«
Sie bemerkt, dass er sich schämt, da er sofort seine Hand zurückgezogen hat, ohne zu versuchen, sie bis zu ihrem Unterbauch zu führen, was jeder andere getan hätte, also setzt sie alles daran, ihn auf eine andere Weise zu verführen.
»Ich bin nicht gut im Mitschreiben. Du kannst das viel besser als ich. Können wir vielleicht zusammen bei dir lernen?«
»Das ist keine schlechte Idee, aber ich wohne in einem religiösen Wohnheim. Dort dürfen wir keine Mädchen mitbringen.«
»Dann könntest du ja zu mir kommen. Ich wohne allein in einer Einzimmerwohnung im Zentrum. Wenn du Lust hast, komm nach der Vorlesung mit zu mir, wir essen was zusammen und dann lernen wir den ganzen Nachmittag.«
Gualberto ist völlig klar, dass Laura keineswegs vorhat zu lernen, sondern dass sie an jenem Nachmittag etwas ganz anderes machen möchte, und das verdattert ihn. Er war immer so schüchtern gewesen, dass er es noch nie mit einem Mädchen versucht hatte, und jetzt wurde er so schamlos von ihr angemacht? Was sie wohl an ihm findet? Es gibt viele Jungs im Hörsaal, warum hat sie es ausgerechnet auf ihn abgesehen? Er nimmt die Einladung an, in der Hoffnung, dass Laura wirklich nur lernen will, dass dieses Verhalten nur eine Art von ihr ist. Aber das ist nicht der Fall. Sie will mit ihm ins Bett.
Bei Laura zu Hause angelangt, macht sie es sich gemütlich und zieht ein winziges Etwas an, das ein Negligé sein soll, das ihre weiblichen Vorzüge, ihre Beine, ihren Ausschnitt kaum verdeckt lässt. Nach dem Mittagessen drapiert Gualberto Bücher und Hefte auf dem Tisch, aber sie nimmt ihn an der Hand und führt ihn ins Schlafzimmer. Die Fensterläden sind geschlossen, der Raum liegt im Halbdunkel. Sie streift sich das Negligé ab, ist nackt, und beginnt nun auch, ihn auszuziehen, drückt mit ihren Brüsten gegen seine Brust, lässt sich streicheln und streichelt. Gualberto gefällt das Mädchen, er könnte mit ihr schlafen, aber die Situation beschämt ihn, sein Glied wird nicht steif. Laura liebkost es so lang, bis es steif ist, aber einmal auf dem Bett und kurz vor dem Geschlechtsakt ist die Erektion wieder weg. An dieser Stelle wickelt sie sich in die Decke ein und sagt beleidigt: »Was ist los? Ich gefalle dir wohl nicht, oder bist du vielleicht schwul?«
Gualberto steigt das Blut in die Wangen und dankt dem Himmel, dass der Raum so dunkel ist. In Erwartung seiner Antwort greift Laura nach einem Päckchen Zigaretten auf dem Nachttisch, nimmt eine und zündet sie an. Als das gelbliche Licht des Feuerzeugs Lauras Gesicht erhellt, wird Gualberto von einer Reihe von unerwarteten Gedanken und Gefühlen übermannt. Der Anblick der Flamme allein erregt ihn, dann stellt er sich das Feuerzeug als Waffe vor, die, wenn sie ans Haar, die Kleidung, oder warum nicht, die Bettwäsche herangeführt wird, genutzt werden könnte, um jener Hexe, die er vor sich hat, das Ende zu bereiten, das sie verdient. Die glühende Zigarette, an der Laura zieht, ruft die gleiche Wirkung hervor, und das erregt ihn immer mehr. Du sollst bei lebendigem Leib verbrennen, du Hexe, denkt er. Und pünktlich meldet sich auch seine Erektion. Er nähert sich Laura, die die Zigarette im Aschenbecher ausdrückt und bereit ist. Der Verkehr ist lang und intensiv, und zum Schluss begleitet sie ihren Orgasmus mit einem durchdringenden Schrei. Der Schrei gefällt Gualberto, der ihn in seiner Fantasie mit dem Schrei der Hexe assoziiert, die auf einem lodernden Scheiterhaufen in den Flammen stirbt.
Niemals enthüllt er Laura seine intimen Gedanken. Er sagt ihr nur, dass es ihm ungemein gefällt, wenn sie raucht. Und das ist erstaunlich, denn er selbst raucht nicht, und darüber hinaus stört ihn auch der Rauch anderer.
Seit jenem Tag wird Gualbertos Fantasie davon angeregt. Wenn er eine Frau rauchen sieht, sie ein Feuerzeug oder ein Streichholz nutzt, um eine Zigarette anzuzünden, stimuliert ihn das besonders. Jedes Mal stellt er sich vor, dass aus dieser kleinen Flamme ein großer Brand entsteht und Opfer fordert. Er lässt Laura rauchen, auch wenn es ihn stört, weil ihn das erregt und ihr für beide befriedigendes Sexualleben in Schwung hält. Nach einem ersten Höhepunkt zündet er oft selbst Laura eine Zigarette an, um das Feuer ihrem Gesicht zu nähern und sich dabei vorzustellen, wie sie brennt. Damit wird sein Verlangen erneut geschürt, und sie schlafen noch einmal miteinander.
Die Beziehung hält vier Jahre, während des gesamten Studiums. Aber wie alle schönen Dinge verblüht auch die Liebe früher oder später. Laura hat sich vielleicht in einen anderen Jungen verliebt oder ist es vielleicht müde, Gualbertos seltsames Verhalten, sein langes Schweigen, die Tatsache, dass er oft allein sein möchte, zu ertragen und verlässt ihn eines Tages. Sie versucht dabei, möglichst schmerzlos vorzugehen, die richtigen Worte zu finden. Sie kennt Gualberto, möchte ihn nicht verletzen, aber gleichzeitig möchte sie sich von ihm trennen, ihre Freiheit wiedererlangen.
»Du bist intelligent, du bist gut, du wirst deinen Abschluss mit Höchstnote machen. Glaub mir, ich bin deiner nicht würdig. Du wirst eine andere Frau finden, auch wenn ich im Augenblick nicht so recht eine andere Person als mich an deiner Seite sehe.«
Gualberto hört stumm zu, nickt. Scheinbar findet er keine Worte, um ihr zu antworten, aber in ihm sind die Worte schneidend wie scharfe Messer.
Ich hätte es wissen müssen, alle Frauen sind gleich.Wie meine Mutter.Sie behalten dich an ihrer Seite, solange es ihnen passt, dann verlassen sie dich, um sich einem anderen Mann in die Arme zu werfen.Bis sie auch dessen überdrüssig werden.Hexen, alles nur Hexen.Ihr verdient alle das gleiche Ende: den Scheiterhaufen!
In Gualbertos Gedanken bahnt sich eine neue Vorstellung den Weg: Laura mit Feuer wirklich umzubringen. Er wüsste auch schon wie. Er könnte sie an jenen einsamen Ort führen, an dem sie oft zusammen waren, ein schönes Plätzchen am Waldrand an der Straße zum Monte Tezio. Dort gibt es ein Mäuerchen, auf dem sie oft im Gespräch vertieft saßen, und wo sie unvergessliche Stunden verbrachten. Er müsste einfach nur einen Kanister Benzin hinter dem Mäuerchen verstecken. Früher oder später würde sich Laura eine Zigarette anzünden, dann würde er sie mit einer schnellen Handbewegung mit der brennbaren Flüssigkeit übergießen und könnte das Schauspiel genießen, wie Flammen sie umlodern.
Er setzt das Vorhaben in die Tat um. An einer Selbstbedienungstankstelle tankt er Benzin in einen Kanister und versteckt diesen hinter dem Mäuerchen im Gras. Am nächsten Tag bittet er Laura, mit ihm zum letzten Mal an jenen Ort zu gehen, den sie beide so sehr lieben, um ein letztes Gespräch zu führen. Sie willigt ein und denkt, dass Gualberto ihr endlich sein Herz öffnet und das Ende ihrer Beziehung akzeptiert. Als sie dort sind, bemerkt sie, dass er trauriger und schweigsamer ist als sonst. Nur sie spricht, er antwortet nicht, schweigt, nickt nur mit dem Kopf. Nervös holt sie schließlich ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche und zündet sich eine an. Das ist der Moment. Gualbertos Herz schlägt wild, seine Hand liegt bereits auf dem Kanistergriff. Nein, aber das kann er nicht tun. Er ist kein Mörder, er mag sie. Nur in seiner Fantasie ist er ein Scharfrichter, aber das darf nicht Wirklichkeit werden. Und wenn sich der Brand unkontrolliert ausbreitet? Dann könnte auch er sterben, was ihm jedoch egal wäre, aber es könnte auch dieses schöne Plätzchen zerstört werden, der Wald, die herrliche Natur. Er lockert den Griff am Kanister und wartet, bis sein Herz wieder normal schlägt. In der Zwischenzeit hat Laura zu Ende geraucht und drückt die Zigarette aus. Er nähert seine Lippen den ihren, auf der Suche nach einem letzten Kuss, der nach Rauch schmeckt, dann sagt er einige wenige Worte: »Vielleicht ist das das letzte Mal, das ich ein Mädchen küsse. Leb wohl, Laura!«
Er begleitet sie nach Hause und wird sie nie mehr wiedersehen. Tagelang denkt er an diese Szene zurück, befriedigt sich mehrmals selbst und stellt sich dabei vor, wie er Laura mit Benzin übergießt und ihre Schreie genießt, während sie von den Flammen verschlungen wird. Es ist nicht leicht, Laura zu vergessen, ihren Duft, ihren Körper, ihre Stimme, ihre Zigaretten.
Aber die Zeit ist eine gute Verbündete und hilft dabei, schwierige Momente zu überwinden. Nach dem Universitätsabschluss kehrt Gualberto in seine Geburtsstadt zurück. Da der Gedanke, wieder bei seiner Mutter zu wohnen inakzeptabel ist, nimmt er sich eine Wohnung, die gleichzeitig sein Büro wird, in der er seiner freiberuflichen Tätigkeit nachgeht.
Ohne Partnerin befriedigt er seine sexuellen Bedürfnisse durch Masturbation. Mit der Zeit reicht ihm jedoch die Fantasie nicht mehr. Gualberto nutzt seinen offenen Kamin, um kleine Schauspiele, Scheiterhaufen in Miniaturform, zu inszenieren. Aus Zeitschriften schneidet er sorgfältig Frauenbilder aus, legt sie auf einige Hölzchen, zündet ein Feuerchen an und verspürt so Genuss. Manchmal sind es gleich mehrere ›Opfer‹, die auf dem ›Scheiterhaufen‹ landen. Mit der Zeit perfektioniert er seine Technik, simuliert einen richtigen Hexenprozess, bei dem er die Rolle des Inquisitors, der die Frau verurteilt, dann die des Henkers, der den Scheiterhaufen in Brand setzt, übernimmt. Er hat sogar einen Song gefunden, von Carmen Consoli, L‘ultima preghiera, der seine Spielchen untermalt.
Auf den Scheiterhaufen, du böse Hexe,
auf dass deine Asche sich in alle Winde verstreut.
Auf den Scheiterhaufen, du schlimme Hexe, auf dass deine Hände nie mehr Übles verbreiten.1
Jedes Mal versucht Gualberto, seine Darstellungen zu verbessern, sucht immer größere Frauenposter in mehr oder minder sexy Posen, mehr oder minder nackt. Diese schneidet er sorgfältig aus, klebt sie auf einen Pappkarton auf, damit sie steifer sind, bringt diesen an einem Pfosten an, schichtet mehrere Hölzchen darunter auf und simuliert damit Scheiterhaufen, die zunehmend realitätsgetreuer sind. An einem gewissen Punkt reicht ihm sein offener Kamin nicht mehr. Gualberto möchte einen Scheiterhaufen in Lebensgröße einrichten. Er besorgt sich ein 1,60 m großes Bild einer jungen Frau aus dicker Pappe, das für eine Frauenstrumpfwerbung genutzt wurde. Sie hat nur einen Slip, einen BH und halterlose Strümpfe an. Das Werbeplakat ist in einem Geschäft in der Nähe seiner Wohnung aufgestellt. Gualberto kennt den Ladenbesitzer und nimmt ihm das Versprechen ab, dass er ihm das Plakat schenkt, wenn die Werbekampagne vorbei ist, es würde ja sonst weggeworfen werden. In der Zwischenzeit sucht er sich ein für seine Zwecke geeignetes Plätzchen, ein entlegenes Landhaus, das seit geraumer Zeit unbewohnt und halb verfallen ist. In einem Winkel des Hofs inszeniert er sein Schauspiel, ohne Gefahr zu laufen, dass ein Brand ausbricht. Wenn jemand den Rauch aus der Ferne sieht, wird er denken, dass ein alter Bauer etwas verbrennt.
Die Sache gelingt ihm gut: etwas Reisig, ein Pfahl, das Pappopfer auf dem Scheiterhaufen, der Song von Carmen Consoli auf dem MP3-Player. Die Szene erregt Gualberto sehr. Das Ganze dauert ziemlich lang, die Flammen benötigen mehrere Minuten, um das Pappposter zu Asche zerfallen zu lassen. Das Profil seiner Hexe verschwindet langsam, es ist heiß, und Gualberto muss sich etwas von der Szene entfernen, damit er sich nicht verbrennt, aber alles ist so aufregend! Der Orgasmus am Schluss schlägt wie eine Bombe ein. So etwas könnte er beim Sex mit einer echten Frau nie verspüren. Nachdem er sich wieder gefasst hat, säubert Gualberto den Ort wieder, entfernt alles und hinterlässt keine Spuren dessen, was er dort gemacht hat. Sicher, so etwas ist ziemlich risikoreich, so etwas kann man nicht alle Tage machen, aber der Ort eignet sich sehr gut, und zuweilen wiederholt Gualberto sein Vergnügen als Autor und Regisseur. Eines Tages gelingt es ihm sogar, sich eine Schaufensterpuppe zu besorgen, die einer echten Frau ziemlich ähnlich ist. Er bereitet sie vor, bekleidet sie mit Nylonstrümpfen und einem gewagten Kleidchen, bevor er sie den Flammen übergibt.
Von diesem Punkt bis zu einer echten Frau, der er einen Hexenprozess macht und die er zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, ist es nicht weit. Gualberto überlegt sich schon, wie er das machen könnte. Es wäre nicht einfach, eine Frau gegen ihren Willen dorthin zu bringen, aber vielleicht würde es mit ein paar Tricks klappen. In sowas ist er nicht sehr gut, aber wenn er seine Schüchternheit überwindet, könnte er versuchen, eine Frau, möglichst eine Raucherin, zu verführen, sie dazu bringen, dass sie ihm vertraut, vielleicht ein paarmal Sex mit ihr haben. Er könnte sich ein Betäubungsmittel besorgen, irgendwas, um sie benommen zu machen, sie dann zum Landhaus bringen, sie an den Pfahl binden, darauf warten, dass sie wieder zu Besinnung kommt ...
Was zum Teufel denkst du da, sagt Gualberto zu sich selbst, und ist sich der Bösartigkeit seiner Gedanken durchaus bewusst Werde ich jetzt verrückt? So etwas kann ich nicht machen. Gut, ich hasse Frauen und hege einen Groll gegen sie, aber ich kann das nicht an einer rauslassen, die nichts mit meinem Leben zu tun hat.
Wie viele Jahre zuvor, als er die Hand vom Benzinkanister nahm, verwandelt er sich auch diesmal nicht in einen Mörder, auch diesmal hilft ihm sein Verstand, sich zu schützen.
Gualberto sucht sich einen guten Psychotherapeuten und lässt sich einen Termin geben, fest entschlossen, alles zu beichten und seine psychischen Probleme zu lösen. Als er bei Dr. Battaglini eintrifft, bittet die Sekretärin ihn, Platz zu nehmen und es sich bequem zu machen, der Doktor sei in Kürze bei ihm. Beim Betrachten der Spiegelwand wird Gualberto klar, dass die Sitzung bereits begonnen hat, und dass sein Therapeut ihn studiert, noch bevor das Gespräch beginnt. Sein Unbehagen erhöht sich, als er feststellt, dass Dr. Battaglini mit Vornamen Claudia heißt und eine hübsche Mittvierzigerin ist. Er berichtet ihr von seinen Problemen mit Frauen, davon, dass es ihn erregt, wenn eine Frau raucht, davon, dass er nach der Beziehung zu Laura zu keiner anderen Beziehung mehr in der Lage war, erzählt aber nichts von seinen Selbstbefriedigungen vor fiktiven Scheiterhaufen und seinem tiefen Hass auf das weibliche Geschlecht. Er kann dies sicher nicht einer Frau anvertrauen, die würde ihn nie verstehen.
»Einen Fetisch haben, ist an sich nichts Schlimmes. Viele nutzen das, um befriedigenden Geschlechtsverkehr zu haben. Du musst dir keine allzu großen Sorgen machen. Ich darf dich doch duzen? Das ist für mich einfacher. Sag einfach Claudia zu mir.« Die Psychologin versucht, Gualbertos Vertrauen zu gewinnen, wohl im Bewusstsein, dass er ihr, seinem Verhalten nach zu urteilen, noch vieles verbirgt. Er wendet ständig den Blick ab, sieht ihr fast nie direkt in die Augen, konzentriert sich auf einige Dinge auf dem Schreibtisch, die er zuweilen in die Hand nimmt und damit spielt. Am offensichtlichsten ist jedoch seine sogenannte Selbstschutzhaltung: Seine Hände sind vor seinem Bauch verschränkt, der Oberkörper ist leicht nach vorn gebeugt. Ja, dieser Patient ist rätselhaft, er verbirgt momentan noch viele Dinge. Sicher muss hier umfangreiche Arbeit geleistet werden, damit er sich öffnet. Diese Herausforderung gefällt Claudia.
Bei der nächsten Sitzung achtet die Psychologin darauf, ihre Beine zur Schau zu stellen, nur etwas, nicht zu viel, und hat sich auch gut sichtbar ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug zurechtgelegt. Allein der Anblick der Zigarettenschachtel versetzt Gualberto in Aufruhr. Während des Gesprächs gibt Claudia vor, zerstreut mit dem Päckchen zu spielen, nimmt es ihn die Hand, öffnet es, verschließt es wieder, legt es auf den Schreibtisch, nimmt es wieder in die Hand und zieht dann nach einiger Zeit eine Zigarette hervor, führt sich diese an den Mund und nähert sich dem Patienten, der nicht mehr weiß, wie er sich jetzt verhalten soll. Sie versucht, ihn auf jede nur erdenkliche Art zu provozieren, um seine Reaktionen zu studieren.
Unglaublich!Wenn sie mich bittet, ihr eine Zigarette anzuzünden, nehme ich das Feuerzeug und setze sie in Brand, ausgehend von ihrem schwarzen wallenden Haar.Das kann sie nicht mit mir machen.Das kann sie nicht!,