TASTE - Stanley Tucci - E-Book

TASTE E-Book

Stanley Tucci

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Beschreibung

Stanley Tuccis Auftritte in Filmen wie Der Teufel trägt Prada, Julie & Julia oder Terminal sind unvergesslich; seine große Leidenschaft jedoch gilt seit jeher dem Essen. In seiner kulinarischen Autobiografie TASTE erzählt er vom Aufwachsen in einer New Yorker Familie italienischer Abstammung, in der sich alles Wichtige in der Küche abspielte. Er lässt sich beim Kochen mit Meryl Streep, seiner Frau Felicity oder auch allein über die Schulter schauen, und er nimmt uns mit auf eine Reise durch Italien, wo er für seine Doku-Serie Searching for Italy die köstlichsten Spezialitäten des Landes erkundete. Dazu verrät Stanley Tucci mit Anekdoten gespickte Rezepte aus allen Phasen seines Lebens – eines Lebens, das von beeindruckenden Erfolgen ebenso wie schweren Schicksalsschlägen geprägt war. So ist TASTE nicht nur eine Ode an die beglückende und Verbindung stiftende Kraft des gemeinsamen Kochens und Essens, sondern auch die umwerfend witzige und warmherzige Begegnung mit einer großen Persönlichkeit unserer Zeit.

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Seitenzahl: 352

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Stanley Tucci

TASTE

Mein Leben für Küche und Kamera

Aus dem amerikanischen Englisch von Steffen Jacobs

© der deutschsprachigen Ausgabe

2023 Arche Literatur Verlag, ein Imprint der Atrium Verlag AG

Alle Rechte vorbehalten

Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel TASTE. My Life through Food bei Fig Tree (Penguin Random House).

© 2021 by Stanley Tucci

Aus dem amerikanischen Englisch von Steffen Jacobs

Lektorat: Johanna Schwering, Berlin

Covergestaltung: fuxbux, Berlin nach der britischen Originalausgabe

Coverfoto: François Berthier/Contour by Getty Images

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

ISBN978-3-03790-145-8

 

www.arche-verlag.com

www.facebook.com/ArcheVerlag

www.instagram.com/arche_verlag

Für meine unglaublichen Eltern, die mir und meinen Schwestern so viel gegeben und mir beigebracht haben, wie und warum man das Leben und das Essen lieben muss.

 

Für meine Frau Felicity, ihren außerordentlich scharfen Verstand, ihr offenes Herz und ihren Appetit.

 

Und für meine wundervollen Kinder – mögen sie Glück finden, wo auch immer sie sind, vor allem zu Tisch.

Eine Einleitung

Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die, wie so viele italienische Familien, großen Wert auf das Essen legte. Meine Mutter kochte ausgezeichnet, und es war bei uns völlig normal, sich täglich auf fast schon obsessive Weise mit der Qualität der Zutaten, ihrer sorgfältigen Zubereitung, der Weitergabe von Familienrezepten und unseren kulinarischen Traditionen zu beschäftigen. Vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren habe ich einen Film mit dem Titel Big Night – Nacht der Genüsse gedreht, der die Geschichte zweier italienischer Brüder erzählt, die sich mit einem italienischen Restaurant in den Vereinigten Staaten über Wasser zu halten versuchen. Danach interessierte ich mich noch mehr für alles Kulinarische, und der Film ließ mich Orte und Menschen kennenlernen und Dinge erleben, an die ich vorher nicht im Traum gedacht hätte. Bis heute erzählen mir Restaurantbetreiber, Köche und Feinschmecker aus aller Welt, wie sehr dieser Film sie berührt und beflügelt habe. Natürlich fühle ich mich von solchem Zuspruch und der Großzügigkeit, die oft damit einhergeht, ungemein geschmeichelt, ja fast schon beschämt. Ich bin in solchen Momenten ergriffen und dankbar, weil ich jeden bewundere, der ein gutes Restaurant führt, sich für das zermürbende Leben eines Kochs entschieden hat oder auch nur die Mühe auf sich nimmt, eine köstliche Mahlzeit für Menschen zuzubereiten, die ihm lieb sind.

Meine Liebe zu gutem Essen und allem, was damit einhergeht, wird mit jedem Jahr stärker. Sie hat mich dazu bewegt, Kochbücher zu schreiben, an gastronomischen Wohltätigkeitsveranstaltungen mitzuwirken und eine kulinarische Doku-Serie zu drehen. Und letztlich war es auch die Liebe zum Essen, die mich mit meiner Frau Felicity zusammengeführt hat.

Da man also durchaus sagen kann, dass ich inzwischen mehr Zeit damit verbringe, mich mit den verschiedenen Aspekten des Essens zu beschäftigen, als mit der Schauspielerei – wie man an einigen meiner jüngsten Produktionen erkennt –, scheint es mir nur angemessen, dass diese Leidenschaft nun ein weiteres Mal Gestalt annimmt: in Form einer kulinarischen Autobiografie. Die folgenden Seiten bieten eine Kostprobe dieses Schreibens. Ich hoffe, sie munden Ihnen.

 

S. Tucci

London, 2021

Westchester County, New York, Mitte der Sechzigerjahre

 

Meine Mutter und ich sitzen auf dem Boden unseres kleinen Wohnzimmers. Ich bin ungefähr sechs Jahre alt. Ich spiele mit Bauklötzen, und meine Mutter bügelt. Im Fernsehen läuft eine Kochsendung.

ICH: Was macht die da?

 

MEINE MUTTER: Sie kocht.

 

ICH: Was?

 

MEINE MUTTER: Sie kocht.

 

ICH: Ja, weiß ich. Ich meine … was kocht sie?

 

MEINE MUTTER: Sie kocht eine Ente.

 

ICH: Eine Ente?!!

 

MEINE MUTTER: Genau.

 

ICH: Aus einem Teich?

 

MEINE MUTTER: Wahrscheinlich. Ich weiß es nicht.

 

Ich schweige. Ich baue, sie bügelt.

 

MEINE MUTTER: Wie geht es dir?

 

ICH: Besser.

 

Sie befühlt meine Stirn.

 

MEINE MUTTER: Ich glaube, das Fieber ist weg.

 

ICH: Muss ich morgen in die Schule?

 

MEINE MUTTER: Mal sehen.

 

Wir sehen schweigend fern.

 

MEINE MUTTER: Hast du Hunger?

 

Ich nicke.

 

MEINE MUTTER: Was magst du essen?

 

ICH: Ich weiß nicht.

 

MEINE MUTTER: Ein Sandwich?

 

Ich antworte nicht.

 

MEINE MUTTER: Möchtest du ein Sandwich?

 

ICH: Ähm …

 

MEINE MUTTER: Wie wär’s mit einem Sandwich mit Erdnussbutter und Gelee?

 

ICH: Ähm … ja.

 

Ich sehe, dass meine Mutter die Stirn runzelt.

 

ICH: Ja, bitte.

 

MEINE MUTTER: In Ordnung. Die Sendung dauert noch zehn Minuten. Danach mache ich dir ein Sandwich.

 

ICH: Ich habe aber jetzt Hunger.

 

Meine Mutter sieht mich nur an, mit noch stärker gerunzelter Stirn. Ich beschäftige mich wieder mit meinen Bauklötzen.

 

MEINE MUTTER: Erinnerst du dich an die Sendung, in der sie Crêpes gemacht hat?

 

ICH: Was?

 

MEINE MUTTER: Crêpes. Diese Pfannkuchen.

 

ICH: Ähm …

 

MEINE MUTTER: Die ich manchmal auch mache …

 

ICH: Ich weiß nicht.

 

MEINE MUTTER: Na, wie auch immer. Willst du mir helfen, wenn ich sie am Wochenende mache?

 

ICH: Ähm, klar.

 

Kurze Pause.

 

ICH: Warum kocht sie eine Ente?

 

MEINE MUTTER: Ich nehme an, ihr schmeckt Ente.

 

Schweigen. Wir schauen fern.

 

ICH: Schmeckt dir Ente?

 

MEINE MUTTER: Ich habe noch nie welche gegessen.

 

Kurze Pause.

 

ICH: Schmeckt mir Ente?

 

MEINE MUTTER: Weiß ich nicht. Weißt du es?

 

ICH: Habe ich schon welche gegessen?

 

MEINE MUTTER: Nein.

 

ICH: Dann schmeckt sie mir wahrscheinlich nicht.

 

MEINE MUTTER: Du kannst nicht wissen, ob du etwas nicht magst, wenn du es noch nie gegessen hast. Du musst es probieren. Man muss alles probieren.

 

ICH: Hm. Vielleicht später mal. Wenn ich älter bin. Vielleicht.

 

Ich schaue mir weiter die Sendung an. Meine Mutter wirft mir einen Blick zu und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Schweigen. Als die Sendung zu Ende ist, gehen wir in die Küche.

Meine Mutter macht mir ein Sandwich mit Erdnussbutter und Traubengelee, und ich stürze mich heißhungrig darauf. Sie beobachtet mich.

 

MEINE MUTTER: Mensch! Du hattest aber wirklich Hunger.

 

Ich nicke und spreche mit vollem Mund:

 

ICH: Was gibt es zum Abendessen?

 

MEINE MUTTER: Schweinekoteletts.

 

ICH: Och nö! Ich mag keine Schweinekoteletts.

 

Meine Mutter seufzt.

 

MEINE MUTTER: Warum gehst du nicht zu den Nachbarn und schaust, was es bei denen gibt?

 

Ich stöhne theatralisch auf und esse weiter mein Sandwich. Meine Mutter lächelt und fängt an, in der Küche sauber zu machen.

»Magst du einen Drink?«

Diese Frage stellte mein Vater jedes Mal, sobald ein Gast unser Zuhause betreten hatte. Mein Vater liebte gute Cocktails – und tut es jetzt, mit einundneunzig, immer noch. Ausgefallene Sachen waren nicht sein Ding, aber wir hatten daheim immer eine gut sortierte Hausbar, die alle nötigen Zutaten für jeden nur erdenklichen Drink parat hielt, den unsere Gäste sich wünschen mochten. Mein Vater trank für gewöhnlich Scotch auf Eis in den Herbst- und Wintermonaten und Gin Tonic oder Bier im Sommer – und natürlich das ganze Jahr über Wein zum Essen. Ich sah ihm gern zu, wenn er die Drinks für unsere Gäste mixte, und als ich älter wurde, übernahm ich diese Aufgabe mit Stolz.

Heute stelle ich meinen Gästen dieselbe Frage, sobald sie durch meine Eingangstür kommen, und es bereitet mir große Freude, ihnen jeden erdenklichen Drink zu mixen. Auch mir selbst mache ich jeden Abend einen. Welche Gestalt er annimmt, hängt von der Jahreszeit und meiner Stimmung ab. Manchmal ist es ein Martini, manchmal ein Wodka Tonic, manchmal ein kalter Sake, ein Whiskey Sour oder ein schlichter Scotch auf Eis … und so weiter und so weiter. Im letzten Jahr habe ich ein Verhältnis mit einer Cocktailschönheit namens Negroni begonnen, und ich darf sagen, dass wir sehr gut miteinander auskommen.

Und so sieht sie aus:

Ein Negroni Up

Zutaten für 1 Person:

50 ml Gin

25 ml Campari

25 ml guter, süßer Wermut

Eis

1 Orangenscheibe

Alle Spirituosen in den mit Eis gefüllten Cocktailshaker geben.

Gut schütteln.

In eine Cocktailschale abseihen.

Mit einer Orangenscheibe garnieren.

Hinsetzen.

Trinken.

Jetzt geht die Sonne in Ihrem Bauch auf.

(Es soll Leute geben, die es als einen Akt hochprozentiger Ketzerei betrachten, diesen Cocktail ohne Eis zu servieren. Aber die brauchen sich gar nicht aufzuregen. Ich hatte ohnehin nie vor, sie zu mir nach Hause einzuladen.)

1

Ich bin in Katonah aufgewachsen, einer hübschen Kleinstadt rund hundert Kilometer nördlich von Manhattan. Als ich drei Jahre alt war, zogen wir aus Peekskill, NY dorthin. Peekskill ist eine kleine Stadt am Hudson River, in der sich viele Italiener angesiedelt hatten – so auch mein Vater, nachdem er aus Kalabrien immigriert war. Die Familie meiner Mutter stammte ebenfalls aus Kalabrien und lebte im benachbarten Verplanck, einem Städtchen, das damals überwiegend von italienischen und irischen Migranten bewohnt wurde. Meine Eltern Joan Tropiano und Stanley Tucci begegneten sich bei einem Picknick im Jahr 1959, und wenige Monate später machte mein Vater meiner Mutter einen Antrag. Sie heirateten bald darauf, und ich wurde zehn Monate nach der Hochzeit geboren. Sie hatten es ganz offensichtlich eilig mit der Fortpflanzung. Meine Schwester Gina kam drei Jahre später zur Welt, und meine Schwester Christine wieder drei Jahre darauf. Wir lebten in einem Haus mit drei Schlafzimmern, das auf einem Hügel am Ende einer Sackgasse lag und mehrheitlich von Wald umgeben war. Mein Vater leitete den Fachbereich Kunst an einer High School in einer Nachbarstadt, und meine Mutter arbeitete dort in einem Büro. Meine Schwestern und ich besuchten die örtlichen Schulen, von der Grundschule über die Mittelschule bis zur High School.

In den Sechziger- und Siebzigerjahren waren die Vororte im nördlichen Westchester County nicht annähernd so dicht besiedelt wie heute, sondern ein nahezu idealer Ort für Heranwachsende. Meine Schwestern und ich hatten viele Freunde, die in unserer Straße oder ganz in der Nähe wohnten und mit denen wir täglich und fast ausschließlich im Freien spielten. Es gab keine Videospiele oder Handys, und wir sahen nur gelegentlich fern. Stattdessen vergnügten wir uns das ganze Jahr über in den Gärten oder auf den benachbarten Feldern, vor allem aber in den Wäldern ringsum. Die Wälder hatten alles, was unser Herz begehrte: unendlich viele Bäume, in denen wir herumkletterten und »Festungen« bauten; Sümpfe, durch die wir wateten oder wo wir – im Winter – eislaufen konnten; Steinmauern aus der Zeit des Unabhängigkeitskrieges, die sich prima zum Klettern eigneten, und Hügel, von denen wir jeden Winter, wenn sie unter einer tiefen Schneedecke lagen, mit unseren Schlitten herabsausten.

Ich bin jetzt im Herbst meines Lebens angekommen (ich bin gerade sechzig geworden, was ungefähr dem mittleren oder späten Herbst entsprechen dürfte) und wünsche mir immer öfter, dass ich in jene Zeit, an jenen Ort und in mein unschuldiges, neugieriges, vitales Kindheits-Ich zurückkehren könnte. Schon meine damalige Haarpracht wäre Grund genug zur Rückkehr.

Die unbeschwerten Tage im Freien, zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung, waren ein großartiger Teil meiner Kindheit, aber noch großartiger war, was und wie in meiner Familie gekocht und gegessen wurde.

 

***

 

Essen und die Art, wie es zubereitet, serviert und genossen wurde, waren in meinem Elternhaus die vorrangige Beschäftigung und das wichtigste Gesprächsthema. Meine Mutter behauptet hartnäckig, dass sie nicht viel mehr als Tee kochen konnte, als sie meinen Vater heiratete. Wenn das stimmt, dann hat sie dieses Manko in den letzten fünfzig Jahren mehr als wettgemacht. Ich kann aufrichtig verkünden, dass sie auf dem Elektroherd mit vier Kochplatten, den sie während meiner Kindheit benutzte, und auf dem Gasherd, der ihn viele Jahre später ersetzte, niemals eine schlechte Mahlzeit zubereitet hat. Keine einzige. Im Mittelpunkt ihrer Kochkünste steht die italienische Küche, vor allem Rezepte aus ihrer eigenen Familie oder der Familie meines Vaters. (Sie hatte jedoch niemals Scheu vor Ausflügen in die norditalienische Küche. Ihr risotto alla milanese zählt immer noch zu den besten, die ich je gegessen habe.)

Im Lauf der Jahre eignete sie sich außerdem einige Gerichte aus anderen Ländern an, die zu weiteren Klassikern ihres Repertoires wurden. Eines Tages tauchte zum Beispiel Paella auf unserem Speiseplan auf, gekocht und serviert in einem eleganten orange-weißen Schmortopf, dicht gespickt mit Venus- und Miesmuscheln, Garnelen, Hähnchenfleisch und Hummerschwänzen (damals war Hummer noch halbwegs erschwinglich). Die Paella meiner Mutter wurde zu einer ganz besonderen Köstlichkeit, auf die wir uns immer wieder freuten. Irgendwann in den frühen Sechzigerjahren fanden Crêpes ihren Weg auf unseren Esstisch, wohl auf Anregung der Fernsehköchin Julia Child. Sie waren leicht und luftig, und meine Mutter servierte sie mit einer so köstlichen Füllung aus Hühnchen in Béchamelsoße, dass die ganze Familie sich gierig darüber hermachte. Gelegentlich kochte sie ein sämiges Chili con Carne, das sie mit grüner und roter Paprika zubereitete und dessen Hackfleisch seine Geschmeidigkeit gutem Olivenöl und vollreifen Tomaten verdankte. Dieses Gericht wurde oft eigens für die jährliche Superbowl-Party der Nachbarn zubereitet. Bei uns gab es keine solchen Feiern, denn in unserem Haushalt interessierte sich niemand für Football.

Inzwischen sollte klar sein, dass meine Mutter während meiner Kindheit den Großteil ihres Tages in der Küche verbrachte – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Kochen ist für sie eine schöpferische Tätigkeit und zugleich die Möglichkeit, ihre Familie gut zu ernähren. Ihre Kochkunst beweist, so wie die eines jeden herausragenden Kochs oder Küchenchefs, dass kulinarische Kreativität die vielleicht vollkommenste aller Kunstformen ist. Sie ermöglicht es, sich auf ähnlich freie Art persönlich auszudrücken wie in der Malerei, der Musik oder der Literatur, und zugleich erfüllt sie ein ganz pragmatisches Bedürfnis: das Essen. Essbare Kunst. Was könnte es Besseres geben?

Wegen der kulinarischen Fähigkeiten meiner Mutter war es für uns Kinder immer ein bisschen schwierig, bei den Nachbarn zu essen. Das Essen dort war fad oder einfach schlecht. Dafür waren meine Freunde nur allzu bereit, sich an unseren Esstisch zu setzen. Sie wussten, dass das Essen bei uns zu Hause etwas ganz Besonderes war. Die Zutaten wurden saisonal eingekauft oder im eigenen Garten angebaut, jedes Gericht hatte einen kulturellen Hintergrund und war mit Liebe zubereitet.

Es war nicht nur das Essen als solches, das meine Freunde begeisterte, sondern auch die Leidenschaft, mit der es zubereitet und serviert wurde, sowie nicht zuletzt die Freude, mit der unsere Familie es verzehrte. Die Seufzer der Befriedigung, die uns Mamas Mahlzeiten entlockten, überzeugten jeden von der überragenden Qualität ihrer Speisen. Außerdem tauschten wir uns bei Tisch rege darüber aus, wie köstlich das Essen sei und warum. »Das ist das Beste, was du je gekocht hast, Joan«, sagte mein Vater fast jeden Abend. Meine zwei Schwestern und ich stimmten ihm zu, während meine Mutter etwas von »nicht genug Salz« oder »nicht lange genug gekocht« murmelte oder sagte: »Es ist ein bisschen trocken, findet ihr nicht?«

Diesem Austausch folgten Gespräche über frühere Mahlzeiten, fiktive Mahlzeiten oder Wünsche für zukünftige Mahlzeiten, und ehe man sich’s versah, war das Essen vorbei, und man hatte über nichts anderes als Essen geredet. Politik stand zum Glück ganz unten auf der Liste unserer Konversationsthemen. Was immer wir aßen – selbst wenn es nur Aufschnitt und Oliven aus einem Feinkostgeschäft waren –, wurde in meinem Elternhaus auf eine neue Geschmacksebene gehoben. Als wir in meiner ersten eigenen Wohnung in New York einmal zusammen Prosciutto, Brot und Käse aßen, sagte ein Kommilitone zu mir: »Stan, ich kaufe dieselben Sachen im selben Geschäft – wieso schmecken sie bei dir einfach besser?«

»Du solltest mal meine Eltern besuchen«, sagte ich.

In italienischen Familien wird über nichts so oft geredet, nachgedacht oder gespaßt wie über das Essen (ausgenommen den Tod, aber dieses Thema hebe ich mir für ein anderes Buch auf), und so ist es nur folgerichtig, dass in meiner Familie seit langer Zeit etliche Redensarten mit Essensbezug kursieren, die von Generation zu Generation überliefert wurden und die ich bis zum heutigen Tag gern verwende.

Mein Vater ist ein unersättlicher Esser, und wenn er seine abendliche Hauptmahlzeit auskostet (in Wahrheit isst er sehr schnell, und das langsame Auskosten gehört weder zu seinen noch zu meinen Tugenden – dafür sind wir Experten, wenn es um jenen retrospektiven Genuss geht, der nach dem Ende der Mahlzeit einsetzt), stellt er unweigerlich die rhetorische Frage: »Meine Güte, was isst bloß der Rest der Welt?!«

Für mich war das angesichts der Qualität unseres Essens immer eine berechtigte Frage. Wenn es hieß, dass das Abendessen gleich auf den Tisch käme, nahm mein Vater einen Schluck von seinem Scotch, knallte das Glas auf den rustikalen Holztresen und verkündete lauthals: »Buono! Perché io ho una fame che parla con Dio!«

Was übersetzt heißt: »Gut! Denn ich habe einen Hunger, der mit Gott spricht!«

Gott hat sich, wie es scheint, nicht allzu sehr um die Sättigung meines Vaters geschert, denn sein Hunger kehrt jeden Abend in den gleichen biblischen Ausmaßen zurück.

Als mein Vater jung war, fragte er seine Mutter, so wie es alle Kinder tun: »Mama, was gibt es heute zu essen?«

Seine liebe Mutter (lieb nur dem Vernehmen nach, denn sie starb, als ich erst sieben Jahre alt war, und so kannte ich sie kaum) antwortete: »Cazzi e patate.«

Wörtlich übersetzt heißt das so viel wie: »Pimmel mit Kartoffeln«, sinngemäß also »Lass mich in Ruhe« oder »Verzieh dich«. In unserer Zeit der »politischen Korrektheit« wäre man wahrscheinlich geneigt, einen Sozialarbeiter in einen Haushalt zu schicken, wo die Eltern mit ihren Kindern in diesem Ton sprechen. Man müsste dann wohl auf einen Sozialarbeiter mit italienischen Wurzeln hoffen.

Wenn meine Schwestern und ich uns als Kinder über eine Mahlzeit beschwerten, die meine Mutter liebevoll zubereitet hatte, legte sie uns ziemlich brüsk nahe, mal bei den Nachbarn vorbeizuschauen, was es dort gebe. Und damit hatte sich die Sache erledigt. Der Grund war, wie gesagt, dass wir bereits bei vielen unserer Nachbarn gegessen hatten und nicht das Bedürfnis verspürten, ihren Esstischen einen erneuten Besuch abzustatten. Bei uns zu Hause kam jeden Tag ein wohlschmeckendes, ausgewogenes Gericht auf den Tisch, und auch wenn ein persönlicher Widerwille gegen Broccoli, Fisch, Salat oder Schweinekoteletts uns gelegentlich zum Nörgeln veranlasste, wussten wir doch, was wir an Mamas Kochkünsten hatten. Doch obwohl meine Mutter uns immer wieder aufforderte, uns in der Nachbarschaft umzutun und ein besseres Essen als ihres aufzuspüren, wenn wir uns einmal darüber beschwerten, so kannte sie unsere persönlichen Vorlieben und Abneigungen doch sehr gut und war bemüht, jeden Abend wenn schon nicht eine Hauptspeise, so doch zumindest einige Beilagen auf den Tisch zu bringen, die uns allen schmeckten. Eine ihrer typischen Mahlzeiten bestand zum Beispiel aus einer Schüssel Nudeln mit Broccoli, panierten Kalbsschnitzeln an sautierten Zucchini und einem grünen Salat. Bei einem solchen Aufgebot war für jeden von uns etwas dabei. Meine Schwester Christine aß liebend gern Fleisch, Gina bevorzugte Nudeln und Gemüse, und ich aß grundsätzlich alles, was nicht festgenagelt war. Am nächsten Abend bestand unsere Kost zum Beispiel aus pollo alla cacciatora, geschmortem Huhn in Tomatensoße mit Reis, sautierten Endivien und Krautsalat – und so weiter. Wie meine Mutter es trotz ihrer Vollzeitstelle fertigbrachte, Abend für Abend diese köstlichen, abwechslungsreichen und gesunden Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen, entzieht sich meinem Verständnis.

Wenn der Freitag nahte, herrschte Ebbe in unserer Haushaltskasse, und so wurden am Wochenende einfache, preiswerte Speisen serviert. In Anbetracht der angeborenen italienischen Fähigkeit, aus fast nichts noch etwas Gehaltvolles zu zaubern, mussten wir freilich kaum darben. Freitag war auch der einzige Tag, an dem mein Vater kochte, um meiner Mutter eine dringend benötigte Verschnaufpause zu verschaffen. Sie wurde dann zum Souschef und half, wo es nötig war. Üblicherweise rekrutierte sich unser Essen am Freitagabend aus der überschaubaren Reihe von Rezepten, die meinem Vater am leichtesten von der Hand gingen. Das einfachste und am häufigsten zubereitete Rezept war pasta con aglio e olio.

Hier ist es.

Pasta con Aglio e Olio

Zutaten für 4 Personen:

3 Knoblauchzehen, gedrittelt

4 Esslöffel Olivenöl

500 g Spaghetti

Den Knoblauch in Olivenöl anbraten, bis er leicht gebräunt ist.

Die Spaghetti al dente kochen.

Die Spaghetti abgießen und in der Öl-Knoblauch-Mischung schwenken.

Nach Geschmack Salz, Pfeffer und Paprika hinzufügen.

Käse ist nicht erlaubt.

Das zweite Standardgericht, das mein Vater an Freitagabenden gern kochte, war uova fra diavolo. Für Eierliebhaber wie meinen Vater und mich war nichts willkommener als dieses reichhaltige, auch optisch sehr ansprechende Gericht. Stellen Sie sich eine tiefe Bratpfanne voller köstlicher orangeroter Marinara-Soße vor (mit besonders vielen Zwiebeln darin, um die Süße zu betonen), in der sechs bis acht Eier pochiert werden. Das Resultat hat, wie der Name andeutet, etwas unbestreitbar Sündiges an sich. Dazu wurde bei uns leicht geröstetes Ciabatta gereicht, gefolgt von einem grünen Salat. Hier ist das Rezept.

Eier an Tomaten

Zutaten für 2 Personen:

50 ml Olivenöl

1 mittelgroße bis große Zwiebel, in dünne Ringe geschnitten

200 g Eiertomaten aus der Dose

4 große Eier

Meersalz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Das Olivenöl in einer mittelgroßen, beschichteten Pfanne auf mittlerer Hitze erwärmen. Die Zwiebel hinzufügen und garen, bis sie weich ist (ungefähr drei Minuten). Die Tomaten hinzufügen und mit der Hand oder der Unterseite eines Schaumlöffels zerdrücken. Unter gelegentlichem Umrühren kochen, bis die Tomaten die Süße der Zwiebel angenommen haben (ungefähr 20 Minuten).

Die Eier vorsichtig in die Soße schlagen und einen Deckel auf die Pfanne geben. Die Hitze nochmals reduzieren und auf kleiner bis mittlerer Flamme kochen, bis das Eiweiß gestockt und das Eigelb wachsweich ist (ungefähr 5 Minuten). Mit Salz und Pfeffer nach Geschmack würzen und sofort servieren.

Unser drittes Freitags-Lieblingsgericht waren gebratene Fleischklößchen. Dieses Gericht kochten meine Eltern gemeinsam: Meine Mutter knetete den Teig für die Fleischklößchen und formte ihn zu Kugeln, die mein Vater langsam in Olivenöl briet. Die beiden bereiteten dann immer eine große Menge an Fleischklößchen zu. Die Hälfte wurde noch am selben Abend verzehrt, die andere Hälfte für das sonntägliche ragù aufgehoben. Freitagabends wurden die Fleischklößchen »nackt« aufgetischt, also ohne Soße, nur von einem frischen grünen Salat und italienischem Brot begleitet. Dies war das einzige Gericht, zu dem bei uns Butter gereicht wurde.[1] Auf Brot verstrichen, bildete sie eine süße und weiche Ergänzung zu den knusprigen Fleischklößchen.[2]

Ich erinnere mich sehr gern an unsere Freitagsmahlzeiten, weil die Atmosphäre im Haus entspannter war als an den anderen Wochentagen. Die Arbeits- und Schulwoche war vorbei, und ein Wochenende mit Freunden und der obligatorischen Pyjamaparty am Freitag- oder Samstagabend lag vor mir und meinen Schwestern, während meine Eltern sich auf Einladungen zum Abendessen bei uns oder bei Freunden freuten. Zwar dräute am Sonntagvormittag die katholische Messe in all ihrer quälenden Schicksalhaftigkeit, aber uns tröstete der Gedanke, dass die vom Freitagabend verbliebenen Fleischklößchen am Sonntagnachmittag im Ragù meiner Mutter zu neuem und köstlichem Leben erweckt würden.

2

Wie so viele, die dem amerikanischen Vorstadtmilieu der Sechzigerjahre entstammen, ging auch ich jeden Tag mit einem Lunchpaket in die Schule. Es kam nur selten vor, dass ich das Mittagessen unserer Schulkantine aß. Das hatte zwei Gründe. Erstens war dieses Essen für meine Eltern auf Dauer zu teuer, und zweitens schmeckte es schlichtweg grauenhaft. Jeder, der zu dieser Zeit irgendwo in Amerika aufgewachsen ist, weiß genau, was ich meine, und so spare ich mir jede weitere Erläuterung. (Ich gestehe jedoch, dass ich eine Schwäche für den klebrigen weißen Reis hatte, der mit einem altmodischen Eiscremeportionierer in fast makelloser Kugelform in einer winzigen, pastellfarbenen Melaminschüssel serviert wurde.)

Es gab zwei Arten von Schülern: solche, die regelmäßig den Mittagstisch der Kantine nutzten, und solche, die es nur gelegentlich taten. Ich hingegen bekam von meinen Eltern nur das Kleingeld für ein Glas Milch. (Meine Laktoseintoleranz harrte damals noch der Diagnose.)

Zwar brachten viele meiner Freunde ihr Mittagessen in die Schule mit, doch der Inhalt meiner Pausenbrotdose unterschied sich deutlich von dem meiner Klassenkameraden. Ein erstklassiges Beispiel für eines der tragbaren Mittagessen meiner Kindheit, liebevoll verpackt in einem kindgerecht illustrierten Metallbehältnis (sprich: einer Stullendose mit der Partridge-Familie oder Batman darauf), sähe wie folgt aus:

Ein Sandwich mit Rührei, Bratkartoffeln und sautierter grüner Paprika, entweder zwischen zwei Scheiben Ciabatta oder in einem langen, horizontal aufgeschnittenen italienischen Weißbrot, das man nach Belieben belegen kann und in Amerika »Wedge« oder »Hero« nennt (in Philadelphia heißt es »Hoagie«)

 

Ein Stück Obst (Apfel, Birne oder Orange)

 

Ein industriell verarbeitetes, vorverpacktes, gekauftes Dessert (Twinkie, Devil Dog, Ring Ding oder Ho Ho. Die Namen erscheinen heute ähnlich unangemessen wie die Zutatenliste)

Das Stück Obst und das Dessert gehörten zum üblichen Repertoire der meisten Pausenbrotdosen. Meine Sandwiches waren das eigentliche Wunderwerk, und nicht selten weckten sie den Neid meiner Freunde.

Mein guter Freund Ricky S. und ich tauschten von Zeit zu Zeit unsere Sandwiches. Der schlichte Grund dafür war, dass seine Eltern ihm an jedem einzelnen Tag seiner Grundschulzeit ein Weißbrotsandwich mit Marshmallowcreme mitgaben. Heute würde man darin eine Form von Kindesmissbrauch sehen, doch damals kümmerte das keinen – am allerwenigsten mich, der ich nur allzu bereitwillig meine Gourmetverpflegung abtrat für die ungesündeste Schmiere zwischen zwei Brotscheiben, welche die Menschheit je gesehen hat. Ich bin sicher, Ricky nahm ähnlich bereitwillig ein Mittagessen zu sich, das ihm ausnahmsweise wirkliche Nahrung in seinem kulinarisch sonst sehr eintönigen Leben bescherte. Ich sollte noch anmerken, dass meine exotischen und heiß begehrten Pausenmahlzeiten meistens in direkter Beziehung zur Mahlzeit des vorangegangenen Abends standen. Eine typische Wochenfolge meiner Pausensandwiches sah zum Beispiel so aus:

Montag: Wedge mit Fleischklößchen. Da wir sonntags immer Fleischklößchen in Mamas Ragù aßen, ergab sich dieser Pausenbrotbelag quasi von selbst.

 

Dienstag: Hähnchenschnitzel auf italienischem Brot oder in einem Wedge mit einem Hauch Butter oder Mayonnaise nebst Kopfsalat.

 

Mittwoch: Wedge mit Auberginen-Parmigiana. Meine Mutter bereitete sie in einer leichten Tomatensoße mit wenig Käse und dünnen Kartoffelscheiben zu.

 

Donnerstag: Kalbsschnitzel auf Toastbrot oder Wedge mit etwas Butter und Kopfsalat. Damals war Kalbfleisch noch erschwinglich.

 

Freitag: Wedge mit Rührei, Paprika und Kartoffeln. Dies war ein preisgünstiges Pausenbrot, das dem zum Wochenende schwindenden Essensbudget entsprach und von meiner Mutter nach einem schlichten Abendessen am Donnerstag, bestehend aus Pasta und Salat, in Windeseile zubereitet wurde.

Für das Mittagessen am Wochenende waren wir Kinder uns selbst überlassen. Ob nun Freunde bei mir zu Hause waren oder ich bei ihnen – wir plünderten den Kühlschrank und schmierten stapelweise Sandwiches mit Erdnussbutter und Gelee. Als wir älter wurden, bereiteten wir auf sämtlichen Brotsorten, die gerade verfügbar waren (Weißbrot, Ciabatta, Bagels, Kaiserbrötchen etc.), alle erdenklichen Arten von Sandwiches zu: mit Thunfischsalat, mit Fleischwurst und Senf, mit Kochschinken und Käse, mit Leberwurst und roten Zwiebeln, mit Putenbrust und Mayonnaise, mit Schmelzkäsescheiben und Mayonnaise. Wir machten ganzen Gläsern mit Gewürzgurken den Garaus und verputzten Unmengen von Kartoffel- und Maischips. Das Ganze spülten wir mit literweise Milch, Orangensaft, Apfelsaft oder Limonade herunter (haben wir eigentlich jemals Wasser getrunken?). Zum Nachtisch erleichterten wir die Tiefkühltruhe um Wassereis in allen erdenklichen künstlichen Farben und Geschmacksrichtungen. Im Winter fügten wir unseren mittäglichen Völlereien noch heiße Schokolade hinzu (Swiss Miss aus Portionsbeuteln; es schwammen Marshmallows darin).

Während der Sommerferien spulten wir dasselbe Programm ab, als wären wir wild gewordene Ameisen während eines endlosen Picknicks. Ich erinnere mich nicht daran, dass jemand in unserer Nachbarschaft jemals einen längeren Sommerurlaub gemacht hätte, und so kam es, dass wir während dieser zwei feuchtwarmen Monate alle zusammen rumhingen, von einem Haus zum nächsten zogen und unseren Eltern die Vorräte wegfraßen. Ich fand die Sommerferien wunderbar. Die Tage waren so lang, dass wir bis neun Uhr abends draußen spielen konnten, und da wir bis dahin meist eine Pyjamaparty bei einem Freund verabredet hatten, mussten wir uns nicht einmal nachts trennen. In die Sommerzeit fiel auch mein Lieblingsfeiertag (nach Weihnachten): der Unabhängigkeitstag am vierten Juli.

 

***

 

Als ich ein Junge war, kam den Feiern zum Unabhängigkeitstag in meiner Familie ein hoher Stellenwert zu. Damals waren die meisten Familienmitglieder, die als Teil der großen italienischen Einwanderungswelle nach Amerika gekommen waren, noch am Leben. Verglichen mit der schrecklichen Armut in Süditalien, gab ihnen Amerika alles, was ihnen ihre Heimat nicht bieten konnte oder wollte. In Amerika hatten sich ihre Träume von einem neuen und erfolgreichen Leben erfüllt. Überall im Land entstanden italienische Enklaven, weil die Auswanderer, sobald sie Arbeit gefunden hatten, ihre Familien und Freunde nachkommen ließen. In Amerika genossen sie die Vorteile sowohl der Neuen als auch der Alten Welt: Sie lebten in einem Land mit vielfältigen Zukunftsaussichten und hatten zugleich die Möglichkeit, sich mit ihren Angehörigen zu umgeben. In der Neuen Welt brachten sie eine Generation zur Welt, deren Chancen alles überstiegen, was in den armen, korruptionsgeplagten Kleinstädten Süditaliens vorstellbar gewesen war. In Amerika arbeiteten sie zusammen, lebten zusammen – und manchmal lebten sie sich auch zusammen auseinander.

Die italienische Küche war gewissermaßen das Bindeglied, das sie ein ums andere Mal zusammenbrachte: in ihren Häusern und Gärten, auf Veranden und Campingplätzen, an Stränden – und in ihren Herzen. Wein brachte das Räderwerk der Emotionen in Schwung, und manchmal war er auch der Brennstoff für dunkle, schlummernde Gefühlsfeuer.

Ich erinnere mich an viele dieser Feiern zum Unabhängigkeitstag bei uns zu Hause. Wir bereiteten uns immer tagelang auf diesen Ansturm der Verwandten väterlicher- und mütterlicherseits vor. Mein Vater bastelte aus Papier, Bindfaden und Pappe die Dekoration, von handbemalten Wimpeln bis hin zu rot-weiß-blauen Zylinderhüten. Mit seiner Schweißerausrüstung fertigte er Stahlskulpturen an: Er schnitt Zweihundertliterfässer entzwei und setzte die Hälften auf Sägeböcke. Dann wurde Holzkohle hineingefüllt, und alte Gitterböden aus Kühlschränken und -truhen wurden darübergelegt, sodass zwei riesige Grills entstanden. Auf diesen Behelfsgrills wurden Unmengen von Hamburgern und Hotdog-Würstchen zubereitet, die Seite an Seite mit italienischen Würstchen auf äußerst schlichte Weise die Verschmelzung zweier unterschiedlicher Kulturen versinnbildlichten. Die Würstchen wurden auf langen italienischen Wedges serviert, zusammen mit geschmorten Zwiebeln und roten oder grünen Peperoni. Dazu gab es einfachen Wein aus Krügen und eisgekühltes Fassbier. Damals kaufte man das Eis noch blockweise, nicht als Würfel in Tüten, und als Junge machte es mir einen Riesenspaß, diese Blöcke mit einem spitzen Eispickel in kleinere Brocken zu zerschlagen. Diese umhüllten das stattliche Bierfass, das in einem dick mit Leinwand umwickelten Waschzuber stand und nur darauf wartete, endlich angezapft zu werden. Als Nachtisch servierte meine Mutter – neben in Wein eingelegten Pfirsichen – einen rechteckigen, selbst gebackenen Biskuitkuchen mit dem amerikanischen Sternenbanner darauf: Weiße Zuckerglasur bildete den Hintergrund, frische Erdbeeren formten die roten Streifen und Blaubeeren das Feld hinter den Sternen.

Nach dem Essen wurde so gewiss musiziert, wie vorher Hufeisenwerfen und Boccia gespielt wurden. Meine Onkel begleiteten sich auf der Mandoline oder dem Klavier zu alten italienischen Volksliedern oder den italienischen Varianten längst aus der Mode gekommener amerikanischer Liedchen wie »Darktown Strutters’ Ball«. Zusammen mit einigen amerikanischen Klassikern wie »Yankee Doodle« und »You’re a Grand Old Flag« bildeten sie die vollkommene Musikuntermalung für drei durch ihre italienischen Traditionen miteinander verbundene Generationen, die zusammengekommen waren, um den typischsten aller amerikanischen Feiertage zu begehen.

Als immer mehr der italienischen Immigranten der ersten Generation verstarben, verlor der Unabhängigkeitstag zunehmend an Bedeutung. Wir feierten ihn zwar noch, aber nicht mehr mit so vielen Menschen und auch nicht mehr mit der gleichen Inbrunst wie früher. Als meine Generation volljährig wurde, bildeten wir uns unsere eigenen politischen Meinungen, die in der Regel von denen der älteren Generationen abwichen, die eher konservativ eingestellt waren und immer noch glaubten, dass Amerika in allem das beste Land der Welt sei. Nach den schrecklichen Terroranschlägen von 9/11 vertieften sich diese politischen Unterschiede noch. Ich und einige andere eher liberal eingestellte Familienmitglieder hatten den Eindruck, dass der Patriotismus von jenen gekapert worden war, die diese schreckliche Untat mit militärischen Mitteln vergelten wollten – Menschen, welche die amerikanische Flagge wie eine Waffe, nicht wie ein Symbol für Freiheit, Akzeptanz und Chancenreichtum schwenkten. Wir entwickelten uns erneut zu einem Land, in dem Immigranten verunglimpft wurden, und es grenzte fast schon an Landesverrat, die Kriege, welche unsere Regierung im Nahen Osten führte, nicht zu billigen. Ultrakonservative gingen so weit, Pommes frites nicht mehr als »French Fries«, sondern als »Freedom Fries« zu bezeichnen und französischen Wein zu boykottieren oder sogar Weinflaschen zu zerschlagen – alles nur, weil Frankreich sich weigerte, seine Truppen zusammen mit den amerikanischen in den Irakkrieg zu schicken. Ich wünschte, sie hätten sie einfach zu mir geschickt. Nicht die Truppen, die Weinflaschen. Hoffentlich liegen diese Zeiten bald hinter uns.

Ich verbringe mittlerweile den Großteil meiner Zeit in London, und ich muss gestehen, dass es sich hier aus einem ziemlich offensichtlichen Grund etwas unbehaglich anfühlt, den amerikanischen Unabhängigkeitstag zu feiern: Die Kolonisten haben gewonnen und die Briten verloren. (Mir ist klar, dass der Unabhängigkeitskrieg lange zurückliegt, aber ich wusste nie recht, wie ich diesen siegreichen Tag hier in England feiern könnte, ohne das Gefühl zu haben, damit zugleich auch Engländer zu brüskieren – etwa meine Schwiegereltern.) Allerdings hatten meine Familie und ich das Glück, während der Regierungszeit von Präsident Obama zwei Mal zu den Feiern in Winfield House im Regent’s Park eingeladen zu werden, dem Sitz des amerikanischen Botschafters in London. Diese Feiern waren eine große Sache für uns Expats (ein nettes Wort für Immigranten): schick und trotzdem zwanglos, mit allem, was von der amerikanischen Militärkapelle über Jazzsänger bis hin zu üppigem amerikanischem Essen dazugehört.

Wie ironisch, dass ich ausgerechnet bei diesen zwei Gelegenheiten in England an all die positiven Aspekte dieses wichtigen amerikanischen Feiertages erinnert wurde. Auf ausländischem Boden an fröhlichen Festen teilzunehmen, welche die amerikanische Demokratie feiern, weckte in mir die Sehnsucht nach einer Zeit, als die Würstchen und Peperoni italienischer Immigranten friedlich auf dem Grill lagen – Seite an Seite mit ihren amerikanischen Verwandten, den Hotdogs und den Hamburgern.

 

***

 

Concetta, meine Großmutter mütterlicherseits, war einer der witzigsten und großzügigsten Menschen, denen ich jemals begegnet bin. Sie war außerdem eine ausgezeichnete Köchin. Als sie drei Jahre alt war, emigrierten ihre Eltern aus Kalabrien nach Verplanck, einer Kleinstadt im Staat New York, ungefähr sechzig Kilometer nördlich von Manhattan. Ihre Mutter hatte ihr das Kochen beigebracht, und ich finde, dass sie jedes Rezept zur Perfektion verfeinert hat. Wie meine Mutter hätte auch meine Großmutter ohne Weiteres eine sehr erfolgreiche Profiköchin werden können, wenn sie das gewollt und sich ihr die Möglichkeit geboten hätte. Fast immer, wenn man sie sah, stand sie in der Küche und bereitete Essen zu. Wenn sie einmal nicht in der Küche war, dann fand man sie meist im Keller, der eine zusätzliche Küche beherbergte, die sie gern für »Vorarbeiten« benutzte. Dort unten, an einem alten, gelbgrün emaillierten Tisch, bereitete sie ihren federleichten, flaumweichen Pizzateig zu. Auf dem alten Gasherd (gefährlicherweise ohne Belüftungsanlage) kochte sie Soße oder Pasta für die großen Tischrunden, die sich dort unten einfanden, wenn die Hauptküche nicht mehr ausreichte, um die allzeit wachsende Verwandtschaft aufzunehmen.

Dieser Keller war für mich eine wunderbare Zeitkapsel und Zufluchtsstätte. Er wurde von einer Treppe geteilt, die von der Diele im Erdgeschoss hinabführte. Auf der einen Seite der Treppe befand sich die Behelfsküche (inklusive einer alten, handbetriebenen Waschmaschine, die immer noch sehr häufig zum Einsatz kam), auf der anderen die Werkstatt meines Großvaters Vincenzo. An der einen Wand stand eine lange Werkbank mit betagtem Werkzeug und Dutzenden von Gläsern mit Schrauben und Muttern, Nägeln und Dichtungsringen, deren Deckel an die Unterseite eines Holzregals genagelt waren. Eine denkbar wirkungsvolle Art, den Kleinkram zur Schau zu stellen, den ein Heimwerker braucht. In der äußersten linken Ecke dieses Bereichs befand sich die Tür zu dem Raum, der mir der liebste war: dem Weinkeller.

Der Weinkeller war ein niedriges, höhlenartiges Gelass, ungefähr 2,5×3 Meter groß, den man durch eine grob getischlerte, weiß getünchte Tür betrat, die aufgrund der starken Feuchtigkeit des Bodens und der Wände von unten her langsam verfaulte. Innen befanden sich rechter Hand ungehobelte Regale, auf denen zahllose langhalsige Limonadenflaschen standen, welche die kostbare hausgemachte Tomatensoße der letzten Saison enthielten. Ich muss an dieser Stelle etwas ausholen, um zu erklären, woraus diese unverzichtbare rote Flüssigkeit sich zusammensetzte und wie sie hergestellt wurde.

Tomatensoße »Tropiano« in Flaschen

Zutaten:

jede Menge Tomaten (Sie entscheiden selbst, wie viele)

Salz

frisches Basilikum

 

Ausrüstung:

eine Feuerstelle oder Feuergrube im Freien, mit einem schweren Feuerrost aus Metall darüber

Feuer

zwei große, verzinkte Aluminiumbottiche

ein weißer Kissenbezug

viele alte, langhalsige Limonadenflaschen (aus Glas)

eine Schöpfkelle

ein Trichter

viele neue Kronkorken für Limonadenflaschen

ein Kronenverkorker, um die Flaschen zu verschließen

ein dickes Stück Wachstuch, groß genug, um einen der Bottiche zu bedecken

genug Wasser, um einen der Bottiche zu füllen

Feuer machen.

Einen Bottich mit Wasser füllen und auf den Rost über dem Feuer stellen.

Jede Menge Tomaten in den Kissenbezug füllen und sie über dem anderen Bottich so kräftig drücken, dass ihr Saft durch den Stoff tropft. Fahren Sie fort, bis alle Tomaten zerdrückt sind, der Kissenbezug wie ein Überbleibsel des Valentinstag-Massakers aussieht und Sie sich wie Macbeth am Ende des Stückes fühlen.

Eine Flasche nach der anderen mit Tomatensaft füllen (mittels Schöpfkelle durch den Trichter) und jeweils eine Prise Salz und ein Blatt Basilikum hinzufügen.

Die Flaschen verschließen.

Die verschlossenen Flaschen in den anderen, mit Wasser gefüllten Bottich stellen.

Den Bottich mit dem Wachstuch bedecken.

Die Flaschen eine Weile im kochenden Wasser stehen lassen. (Ich erinnere mich nicht mehr an die genauen Hygieneregeln, übernehme also keine Verantwortung für etwaige Magenverstimmungen oder Lebensmittelvergiftungen.)

Die Flaschen herausnehmen.

Abkühlen lassen.

In den Weinkeller meiner Großeltern stellen oder an einem anderen kalten und trockenen Ort Ihrer Wahl aufbewahren.

Diese Soße wurde das ganze Jahr über verwendet. Sie war leicht und süß, harmonierte gut mit Olivenöl, gebratenem Knoblauch und Zwiebeln und konnte auf jede erdenkliche Art aufgemotzt werden. Ein oder zwei harte Arbeitstage für Monate des roten Goldes. Die Flaschen wurden auf den Holzregalen im Weinkeller neben Gläsern mit eingelegten grünen Tomaten oder in Olivenöl eingelegten, mit Salz und einer Knoblauchzehe aromatisierten gebratenen Peperoni gelagert. Über diesen luftdicht verschlossenen Schätzen hingen kleine, hausgemachte Salami und wachsartige, birnenförmige Provolone-Laibe von der Decke.

Zurück zum Weinkeller selbst. Der Moder war überwältigend, wenn man ihn betrat. Feuchter, starker Moder und Schimmel bedeckten alles einschließlich der betagten Weinpresse, die stolz in der Ecke thronte. Man konnte sich sicher sein, dass sich die Sporen, die auf jeder Fläche und folglich nach dem ersten Einatmen auch in den eigenen Nasen- und Lungenflügeln tanzten, munter vermehrten. Aber der Stolz, mit dem mein Großvater seinen Wein aus dem stinkenden Eichenfass schöpfte, in eine angeschlagene Karaffe goss und meinem Vater oder meinen Onkeln kredenzte (und später auch mir und meinen Vettern), machte die Gefährdung, der wir unsere Atemwege hier aussetzten, allemal wett. Es war eine Ehre, zur Teilnahme an dem Ritual im Weinkeller eingeladen zu werden oder ihm auch nur als Zeuge beizuwohnen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wütend ich war, als meine Schwestern mitkommen wollten, denn ich betrachtete dies als einen ausgesprochen männlichen Initiationsritus. Jedenfalls kehrten jene, die das Glück hatten, zugegen gewesen zu sein, mit stolzgeschwellter Brust aus dem Keller zurück. Und mit stolzgeschwellter Brust sahen sie auch zu, wie die trübe blaurote Flüssigkeit in der Karaffe zu Tisch getragen und in Saftgläser gegossen wurde, mit denen man sich dann zuprostete und herzhaft besoff.

War es der beste Wein der Welt?

Nein.

War es der schlechteste?

Fast.

Spielte das eine Rolle?

Nein.

Dieser Wein war untrennbar mit der geliebten Person meines Großvaters verbunden, und das machte ihn zu der köstlichsten Flüssigkeit, die je unsere Lippen benetzte.

Das Haus mit jenem Keller, jener Küche und jenen Erinnerungen wurde schon vor langer Zeit verkauft, aber seine Geschmäcker und Aromen – herbe wie süße, modrige wie frische – leben fort in meiner Nase, meinem Mund und meinem Herzen.

 

***

 

Hinter dem Haus meiner Großeltern erstreckte sich ein größerer Garten, in dem meine Großeltern nicht nur jede erdenkliche Gemüsesorte zogen, sondern auch Kaninchen, Hühner und gelegentlich Ziegen hielten, die alle ihren Beitrag zur Ernährung der Familie zu leisten hatten. Dieser Garten und das Haus bildeten den Mittelpunkt zahlreicher Tätigkeiten, die zwar mit den Jahreszeiten wechselten, aber letztlich alle dem dienten, was auf unseren Tellern landete – vom Anpflanzen des Gemüses und der Aufzucht der Tiere bis hin zum Pfropfen der Obstbäume und der Instandhaltung der Feuerstelle, in der die Flaschen mit hausgemachter Tomatensoße pasteurisiert wurden. Meine Großeltern waren der krassen Armut Kalabriens entkommen und kannten, wie schon ihre Vorfahren, nichts als Arbeit. Diese Arbeit galt dem Überleben und dem Erreichen eines Lebensstandards, der mit einem Mindestmaß an leiblichen Genüssen auskam. Nichts durfte verschwendet werden, und von Luxusgütern hatte man noch nie etwas gehört. Nur das wirklich Nötige war … nun ja, vonnöten.

In Süditalien hatte sich noch bis in das frühe zwanzigste Jahrhundert ein altmodisches Lehenswesen erhalten, und die meisten Menschen bestellten das Land nicht für sich selbst, sondern für reiche Großgrundbesitzer. Amerika lockte mit der Aussicht auf eine Beschäftigung außerhalb des eigenen Heims, und das nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen. Doch das bedeutete nicht, dass die landwirtschaftlichen und handwerklichen Fähigkeiten, die diesen Menschen quasi zur zweiten Natur geworden waren, in ihrer neuen Heimat in Vergessenheit geraten wären. Die meisten änderten ihre Denkweise nicht. Wenn man etwas selbst erledigen konnte, wenn man es anbauen, züchten, jagen oder bauen konnte, warum sollte man es dann kaufen oder jemand anderen dafür bezahlen? Und so verwandelten sich die Gärten hinter ihren Häusern in Miniaturausgaben des Landes, das meine Verwandten einst in Italien bestellt hatten.

Falls Sie schon einmal in Italien waren, werden Sie bemerkt haben, dass Gärten und Weinstöcke dank fachmännisch angelegter Terrassen quasi überall gedeihen: an steilen Hängen, in engen Tälern, auf Felszungen oder direkt neben der Autostrada. Die Italiener haben eine besondere Gabe dafür, hervorragendes Obst und Gemüse unter extremen geografischen Bedingungen zu ziehen. Für ein so gebirgiges Land ist die Anzahl der Weingüter und kleinen landwirtschaftlichen Betriebe außergewöhnlich hoch, und Gleiches gilt für die Qualität und Vielfalt des Angebauten. In Sizilien riskieren die Menschen alles, um die vielleicht besten Gemüsesorten und Weintrauben der Welt auf dem vulkanischen Boden in unmittelbarer Nähe des noch immer aktiven Ätna anzubauen. In Kampanien, gleich vor den Toren Neapels, verleiht der fruchtbare Boden am Fuß des bebenden Vesuvs der San-Marzano-Tomate ihr einmalig komplexes, süßes Aroma, das sich ebenfalls einem jahrtausendealten vulkanischen Untergrund verdankt.