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Am 15. August 1994 machen Ermittler der Frankfurter Mordkommission eine grausame Entdeckung. In einer Villa im Westend werden sechs Leichen gefunden - ein Mann und fünf Frauen, alle erdrosselt. Die Witwe Helga Lindemeyer wohnt gegenüber und beobachtet, wie die Leichen abtransportiert werden. Schon lange vor den Morden saß sie oft am Fenster und hatte die Villa im Blick. Dabei ahnte sie zunächst nicht, dass die beiden Hausbesitzer, Ingrid und Gabor Bartos, die auch unter den Toten waren, ein privates Bordell betrieben. Helga ist geschockt und möchte unbedingt mehr über die Hintergründe der Morde erfahren.
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Seitenzahl: 371
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Franziska Franz
Tatort Kettenhofweg
True Crime
Villa der Toten Die rüstige Witwe Helga Lindemeyer lebt mit Dackel Karlchen im Kettenhofweg. Mit ihrer Nichte Monika geht sie regelmäßig ins Theater und besucht Ausstellungen. Außerdem liebt sie Krimis. Doch zu Hause fühlt sich Helga seit dem Tod ihres Mannes einsam. Darum sitzt sie häufig am Fenster und beobachtet das Geschehen auf der Straße. Einer ihrer Lieblingsfilme ist »Das Fenster zum Hof«. Wahrscheinlich dichtet sie deshalb dem ein oder anderen Nachbarn krumme Geschäfte an. Besonders spannend findet sie das Treiben vor der großen Villa ihrer Nachbarn Ingrid und Gabor Bartos. Dort gehen regelmäßig junge Frauen und Männer ein und aus. Am 15. August 1994 traut Helga ihren Augen nicht, als sie geweckt von Martinshörnern aus dem Fenster schaut. Vor der Villa wimmelt es von Polizeikräften, Sanitätern und Leichenwagen. Und dann werden Tragen mit sechs Leichen darauf aus dem Haus gebracht. Was ist geschehen? Helga will es unbedingt herausfinden.
Franziska Franz lebt in Frankfurt am Main. Ihr Schwerpunkt als Autorin liegt im Krimi- und Thriller-Bereich. Sie hat neun Krimis, diverse Kurzkrimis und ein Sachbuch geschrieben. Franziska Franz ist Mitglied im Syndikat e. V., dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur. Außerdem betreibt sie seit März 2023 gemeinsam mit dem Direktor der Frankfurter Rechtsmedizin, Professor Marcel A. Verhoff, den True-Crime-Podcast »SpurenElemente« über historische Frankfurter Kriminalfälle. Im April 2024 ist das gleichnamige Buch zum Podcast erschienen.
Autorin im Syndikat: Spannung garantiert!
Personen und Handlung sind zu Teilen fiktional.
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Alle Rechte vorbehalten
Satz/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © Frank Behnsen. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Frankfurt_Kettenhofweg_124.jpg
ISBN 978-3-7349-3414-8
Das schwerste Verbrechen in Frankfurt am Main fand 1994 im noblen Westend statt. Im Kettenhofweg 124 a wurden am Morgen des 15. August in einer Gründerzeitvilla sechs Leichen gefunden. Nur der Hund der Villeneigentümer überlebte. Alle Personen, die sich im Haus befunden hatten, waren brutal ermordet worden. Eine unvorstellbar grausame Tat, die vier Tage später zur Verhaftung eines Ehepaars führte. Als Motive für die Morde wurden Habgier und die Verdeckung einer Straftat (Raub) festgestellt.
Helga Lindemeyer, eine alte, krimibegeisterte Dame, die im Haus gegenüber wohnt, beobachtet mysteriöse Geschehnisse in der Villa vom Fenster aus, lange bevor die Morde geschehen. Sie zieht daraus ihre eigenen Schlüsse, die nicht selten in die falsche Richtung und zu ungerechtfertigten Anschuldigungen führen. Doch im Lauf der Zeit offenbart sich ihr die grausame Wahrheit.
»Den Frankfurter Kranz kann keiner besser machen, nicht annähernd«, sagte Helga und kaute genüsslich. »Heinz wäre jetzt im siebten Himmel. Sieh nur, Erika, wie liebevoll sie ihn auf dem Teller platziert haben.«
Erika nickte und sagte mit vollem Mund: »Heinz war der einzige Mann, den ich kannte, der Cremetorte aß. Andere Männer bevorzugen Apfeltorte oder Käsekuchen, so wie Werner, wenn er überhaupt mal ein Stück Kuchen isst.«
Helga schob mit der Gabel ein winziges Stück Torte in den Mund, während sie ihren Gedanken nachhing. Schließlich bemerkte sie: »Heinz war in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Und wir beide hatten wirklich viel gemeinsam. Nicht nur unsere Liebe zu dieser Stadt und zum Frankfurter Kranz. Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen. Heute in einem Monat, am 23. Februar, ist bereits sein zweiter Todestag. Und es tut noch immer so weh. Er fehlt mir so sehr. Wir haben zu unseren Geburtstagen stets im Mövenpick gesessen und Frankfurter Kranz gegessen. Das war uns ein heiliges Ritual. Wir liebten Traditionen.«
»Vor anderthalb Jahren waren Werner und ich dabei. Wir saßen da vorn am Fenster, weißt du noch?«
»Natürlich! Knapp ein halbes Jahr später war Heinz tot. Von dort drüben hat man den schönsten Blick auf die Alte Oper. Heinz liebte das Opernhaus.«
»Und die hübschen jungen Frauen, die über den Platz laufen, hat Heinz gesagt. Die könne er ebenfalls bei euch gegenüber bewundern. Erinnerst du dich? Ich wusste nicht, welche Mädchen er meinte, wollte jedoch nicht nachfragen.«
»Ich bitte dich, das sagte er zum Spaß, weil nicht ausschließlich alte Menschen um uns herum wohnen. Oder willst du etwa behaupten, dass er ein Schürzenjäger war?«
»Nein, Helga, so war das nicht gemeint. Es fiel mir gerade ein, sollte eine nette Anekdote sein, Entschuldigung.«
»Schon gut. Ja, die Zeiten waren noch ganz anders. Da kannst du sehen, was sich in zwei Jahren alles verändern kann. Vorletztes Jahr hat uns noch Blanka Zmigrod die Garderobe abgenommen, bevor sie … Das war alles zu viel für mich, Erika. Sei mir nicht böse, dass ich heute so sentimental bin.«
»Kein Problem. Ja, die Frau Zmigrod. Sie war eine echte Dame. Es wunderte mich, dass sie als Garderobiere arbeitete. Das hatte sie doch gar nicht nötig.«
»Warum, das ist doch nichts Verwerfliches? Ich habe eine Zeit lang im Kaufhof gearbeitet. Bis Heinz entschied, dass ich zu Hause bleiben soll. Bin ich deswegen ein Mensch zweiter Klasse?«
»Wer sagt denn so was? Natürlich bist du das nicht.«
Helga nickte. »Die Frau Zmigrod arbeitete erst im Mövenpick, nachdem ihr Mann verstorben war. Bestimmt wollte sie der Einsamkeit entfliehen. Das kann keiner besser verstehen als ich. Die Frau Zmigrod war immer so höflich zu allen Gästen. Sie hatte stets ein nettes Wort für jeden übrig, der ihr den Mantel brachte. Sie hat jedem das Gefühl vermittelt, etwas Besonderes zu sein. Und sie schien jeden einzelnen Gast zu kennen. Wir redeten hin und wieder über das Leben im Westend. Wenn man in ein und derselben Straße wohnt, verbindet das. Oft sah ich sie, wenn ich zu meinem Zeitungskiosk am Westendplatz ging. Wir winkten uns von Weitem zu. Ich bewunderte diese Dame. Sie hatte ihr Leben im Griff. Ja, und plötzlich geschah es.« Helga rieb mit den Händen über ihre Arme, auf denen sich Gänsehaut gebildet hatte. »Dass ausgerechnet eine Dame wie sie ein so schweres Schicksal erleiden musste, mir kommen die Tränen, wenn ich mich daran erinnere. Frau Zmigrod war nach einem langen Arbeitstag auf dem Weg nach Hause. Ich kann es mir bildlich vorstellen, wie sie im Dunkeln durch die einsamen Straßen ging. Vermutlich hat sie plötzlich hinter sich Geräusche gehört und ist schneller gegangen, immer schneller. Leider nicht schnell genug. Dann fiel der Schuss. Der Schuss, der ihren Hinterkopf traf. Aus unmittelbarer Nähe. Sie lag da, reglos, mitten auf der Straße. Ihr Mörder entkam.« Helga seufzte, schob den Teller lustlos beiseite und fuhr fort: »Es ist mir im Gedächtnis geblieben, als sei es gestern gewesen, all die Martinshörner. Wir sind von dem ganzen Tatütata wach geworden. Es war furchtbar, und mein Heinz fühlte sich so schlecht. Er bat mich, wegen des Lärms das Fenster zu schließen. Er hielt sich die Ohren zu, bekam sofort schreckliche Kopfschmerzen. Die hatte er in jener Zeit häufig. Ich glaube, man nennt es Clusterkopfschmerzen. Er hielt sich dann immer ein Auge zu. Es ist schrecklich, wenn man hilflos danebensteht. Ich ging also ins Wohnzimmer, um das gekippte Erkerfenster zu schließen. Weißt du, Karlchen hat sein Körbchen extra direkt unterm Fenster, weil er nachts häufig Blähungen hat, seit er älter ist. Ich blickte mehr beiläufig auf die Straße und beobachtete, wie Polizei und Rettungswagen an uns vorbeirasten. Es war klar, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste. Ich habe rausgeschaut, musste mich weit vorbeugen. Da entdeckte ich oben im Kettenhofweg die vielen Blaulichter. Wäre Heinz nicht gewesen, ich hätte mir was übergeworfen und nachgeschaut. So was erschreckt doch sehr, man denkt gleich an einen Häuserbrand oder Ähnliches. Ich bin zurück zu Heinz ins Schlafzimmer gegangen, erzählte, was ich wusste. Doch Heinz reagierte nicht. Er rührte sich nicht. Im ersten Moment freute ich mich, dass er trotz des Lärms wieder eingeschlafen war. Als ich ihn eine Weile betrachtet hatte, fand ich, dass er seltsam aussah. Ich tätschelte seine Wange, sprach ihn an, er reagierte nicht. Er war tot.« Helga schluckte schwer. »Deswegen war Karlchen ihm seit einigen Tagen nicht mehr von der Seite gewichen. Ich hätte damals schon stutzig werden sollen. Tiere haben ein Gespür für Sterbende. Glaubst du, es war der Lärm, der ihn so plötzlich getötet hat?« Sie zog ein Taschentuch aus ihrem Blusenärmel und wischte sich die Tränen von den Wangen.
Erika nahm Helgas Hand. »Das war gewiss nicht der Grund. Du sagst doch selbst, dass Karlchen es vorher schon bemerkt hat. Heinz ist gestorben, weil sein Körper zu schwach geworden war. Der Lärm hatte nichts damit zu tun. Sei froh, dass er nicht länger leiden musste.«
»Du hast keine Ahnung, wie sich das anfühlt. Er ist einfach eingeschlafen genau in dem Moment, als ich nicht im Zimmer war. Wieso habe ich ihn nur allein gelassen?«
»Ich habe mal gelesen, dass das oft geschieht.«
Helga tupfte sich die Augen trocken. »Was meinst du?«
»Dass Sterbende warten, bis die Angehörigen nicht anwesend sind. Manche wollen im Moment ihres Todes ungestört sein.«
»Um in Ruhe sterben zu können?«
Erika zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ob es stimmt, vorstellen könnte ich es mir.«
Helga sah eine Weile nachdenklich durchs Fenster auf den Opernplatz. Schließlich griff sie den Faden wieder auf. »Kannst du dir vorstellen, wie lange ich auf den Notarzt warten musste? Die Einsatzkräfte waren alle mit dem Mord an Blanka Zmigrod beschäftigt. Vielleicht hätte Heinz reanimiert werden können.«
»Nein, Helga. Er war bereits tot. Mach dir keine Vorwürfe. Sie hätten ihn nicht wiederbeleben können. Wir alle müssen irgendwann sterben. Dieser Tag war für seinen Tod bestimmt.«
»Für seinen und ihren. Zwei schreckliche Ereignisse in einer Nacht. Das war der dunkelste Tag in meinem Leben. Und der Mord an Frau Zmigrod ist noch immer nicht gesühnt, obwohl man den Täter doch kennt, ich verstehe das einfach nicht.«
»Man nimmt es an, Helga.«
»Also, ich bin mir sicher. Die arme Frau Zmigrod. Sie hatte ein schweres Leben. Überleg doch mal, die Frau hat vier Konzentrationslager überlebt, ist nach dem Krieg zurück nach Israel gegangen, ihr Mann hat sie gebeten, aus beruflichen Gründen mit ihm nach Deutschland, besser gesagt nach Frankfurt, zurückzukehren, und dann kommt dieser rechtsradikale Schwede daher, verfolgt sie und schießt ihr 30 Meter von ihrer Wohnung entfernt in den Kopf. Ist das nicht entsetzlich? Da bekommt man panische Angst vor den Menschen.«
»Ich weiß, Helga, Werner hat mir das damals alles erzählt. Schlimm. Seine Kollegen konnten es auch nicht fassen, zumal man den mutmaßlichen Täter bis heute nicht für die Tat verurteilen konnte.«
»Wieso hatte die Kripo eigentlich solche Zweifel?«
»Weil der Mann behauptet haben soll, dass sich die Waffe zum Tatzeitpunkt nicht mehr in seinem Besitz befand. Dass es seine Waffe war, mit der geschossen wurde, stand aber fest. Der Täter soll Frau Zmigrod mit dem Fahrrad verfolgt haben und ihr gezielt in den Kopf geschossen haben. Sie war vermutlich sofort tot. Wenigstens ein kleiner Trost«, sagte Erika.
»Er hat sie hier im Mövenpick kennengelernt. Er soll behauptet haben, dass sie an der Garderobe seinen Casio-Computer aus seiner Jacke gestohlen hat. Man hörte aber auch, dass er sie aus rassistischen Gründen umgebracht haben soll.« Helga schüttelte energisch den Kopf. »Nein, Erika, das hatte nichts mit Diebstahl zu tun. Frau Zmigrod hatte es ganz sicher nicht nötig zu stehlen.«
»Mein Mann sagte mir, er verlangte von ihr, dass sie ihm den Inhalt ihrer Handtasche zeigt, weil er glaubte, dass der Computer darin war«, fuhr Erika fort.
»Woher wusste man das?«
»Das hat Frau Zmigrods Kollegin gesagt. Frau Zmigrod hat sich jedoch geweigert, ihre Handtasche zu öffnen.«
»Zu Recht, würde ich sagen. Die Frau hätte nie etwas Unrechtes getan. So ein Unmensch, wie hieß er doch gleich?«
Erika stützte ihr Kinn auf die Handfläche und überlegte. »Er hatte einen untypischen Vornamen – für einen Schweden zumindest. Jack oder so. Nein, jetzt fällt es mir ein. Nicht Jack, sondern John, John Ausonius. Also, wenn er es denn war. Wusstest du, dass der in Schweden mehrere Banken überfallen hat? Ich glaube, er sitzt dort sogar wegen dieser Taten in Haft.«
»Sagt das dein Mann?«
»Das las ich. Es stand einiges über den Mann in der Presse.«
»Das ist mir entgangen. Nun ja, ich habe mich damals nicht weiter damit befasst. Der Schock über den Verlust meines Mannes saß zu tief. Ich musste mich außerdem um die Formalitäten und Heinz’ Beerdigung kümmern. Du ahnst nicht, wie aufwändig das ist. Ich meine einfach alles. Ich hoffe, dein Werner regelt das weitestmöglich zu Lebzeiten selbst, falls du nicht zuerst gehen musst. Zum Glück hatte ich meine Nichte Monika. Sie war mir eine große Stütze, das kann ich nicht anders sagen. Sie ist mit mir von Amt zu Amt gelaufen. Ich werde ihr das nie vergessen. Und meine Freundinnen waren mir ebenfalls eine große Hilfe. Ich durfte mit euch allen jederzeit sprechen. Das war für mich ein Segen. Sonst hätte ich das nicht geschafft.«
»Das ist selbstverständlich. So sollte es unter Freunden sein. Richtig, man kann einiges im Voraus organisieren, auch wenn man das nicht gerne tut. Wahrscheinlich, weil man Angst davor hat, den Tod heraufzubeschwören. Man neigt dazu, Unangenehmes zu verdrängen, solange es geht. Dass es viele Formalitäten gibt, kenne ich aus eigener Erfahrung. Auch wenn ich bis heute nur den Tod meiner Eltern zu beklagen habe, und das ist schon lange her. Trotzdem bin ich sicher, dass es hilfreich ist, in der Trauerphase abgelenkt zu sein. Das Leben muss weitergehen. Das tut es zum Glück, ob man will oder nicht.«
»Du ahnst nicht, wie viele Wochen ich mich in den Schlaf geweint habe. Sei froh, dass dein Werner noch lebt.«
»Das bin ich. Er wird mich bestimmt überleben, so gesund wie er ist. Weißt du, was mich dennoch wundert?«
»Was?«
»Dass du weiterhin im Kettenhofweg geblieben bist. Deine Wohnung ist eigentlich zu groß für dich. Du könntest dir etwas Kleineres suchen, vielleicht sogar in einem Seniorenstift. Da bekommst du jederzeit Hilfe, wenn du sie brauchst. Und solange du mobil bist, lassen sie dich in Ruhe. Der Mord an Frau Zmigrod geht dir ja bis heute nicht aus dem Kopf. Da wäre ein Umgebungswechsel sicher heilsam.«
»Ach, Erika, es war unsere gemeinsame Wohnung. Was soll ich im Heim? Da dürfte ich Karlchen nicht mitnehmen. Ich könnte ihn niemals weggeben. Und im Kettenhofweg kennt er sich aus.« Der Kurzhaardackel hatte sich neben Helgas Füßen zusammengerollt und schnarchte leise. »Außerdem habe ich die Senckenberganlage beinah vor der Haustür. Karlchen braucht’s grün, wenn er Gassi geht. Nein, ich kann keinesfalls wegziehen. Heinz hat das Geld für die Wohnung zusammengespart, um mir eine Freude zu machen. Sie ist schuldenfrei. Außerdem liebe ich sie sehr.«
»Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen. Ich wollte es nur mal erwähnen, wenn es für dich nicht in Ordnung ist, ist es kein Thema. Willst du Karlchen das Mäntelchen nicht ausziehen?«, fragte Erika. »Hier drin ist es warm.«
»Nein, er mag’s gemütlich. Außerdem ist der Boden kalt. Da holt er sich nachher noch eine Lungenentzündung. Weißt du, ich hätte das mit Frau Zmigrod gewiss nicht erwähnt, wenn ich nicht an Heinz’ Todestag gedacht hätte. Es tut mir leid, wenn ich dich damit belästigt habe. Wir haben heute bloß über das Sterben gesprochen.«
Erika deutete auf Helgas Teller. »Nun iss. Ich habe eine gute Idee. Was ist mit einem kleinen Eierlikörchen? Ich bestelle uns ein Gläschen, das bessert die Laune.«
Als die Damen wenig später an ihren Eierlikörgläsern nippten, entspannte sich Helga und betrachtete ihre Freundin. »Möchtest du dir dein graues Haar nicht ein wenig färben?«
»Warum?«
»Du würdest frischer wirken.«
»Sehe ich etwa schlecht aus?«
»Nein, das meine ich nicht. Es wäre mal etwas anderes.«
»Mir gefällt es, wie es ist. Dir steht der blaue Farbstich. Aber du trägst die Haare auch etwas länger und es passt zu deiner Dauerwelle. Ich käme mir fremd vor.«
»Das ist nicht meine Haarfarbe, sondern der Festiger, Erika. Du bist von Natur aus eher dunkel, nicht wahr? Ich finde, das macht alt. Ich wäre für blond.«
»Blond? Nein, Werner würde das nicht gefallen.«
»Ach, er wird sich dran gewöhnen. Manchmal muss man auch an sich selbst denken und sich durchsetzen. Ja, meine Liebe, das ist der Vorteil des Alleinlebens. Man kann tun, was man möchte. Hast du meine Nachbarin Frau Bartos schon mal gesehen? Sie ist blond. Nicht zu hell, nicht zu dunkel. Genau den Ton würde ich dir empfehlen.«
»Frau Bartos? Ist das nicht die Nachbarin von gegenüber? Die Frau, die in der schönen großen Gründerzeit-Villa wohnt?«, fragte Erika.
Helga nickte.
»Die ist doch noch jung. Die braucht nicht zu färben.«
Helga nippte an ihrem Eierlikör, behielt ihn eine Weile genüsslich im Mund, bevor sie schluckte, und wandte ein: »Nein, Frau Bartos geht auf die 50 zu. Die sind gefärbt. Soll ich sie fragen, zu welchem Frisör sie geht? Ich sehe sie hin und wieder am Briefkasten oder in ihrem Schreibwarenladen. Du weißt, ich liebe exklusives Briefpapier.«
»Schreibst du deiner Freundin Isolde noch immer regelmäßig?«
»Natürlich. Mein Montblanc-Füller würde doch sonst eintrocknen. Außerdem werden meine Hände ungelenk, wenn ich meine Finger nicht trainiere. Man schreibt heutzutage viel zu wenig, durch den ganzen Computerkram. Das gefällt mir gar nicht. Ist mir alles viel zu unpersönlich. Außerdem begreife ich diese neumodischen Geräte nicht. Die meisten bekommen deswegen gerade noch ihre eigene Unterschrift hin. Du wirst sehen, bald geht überhaupt nichts mehr ohne Computer, wenn nicht alte Schachteln wie ich das echte Schreiben bevorzugen. Stell dir vor, es heißt, dass bald jeder von uns ein mobiles Telefon in der Tasche trägt.«
»Einige haben schon eins, Helga.«
»Natürlich, aber wozu? Damit man pausenlos angerufen werden kann? Das würde mich nervös machen. Worüber soll man denn die ganze Zeit reden? Das ist eher was für Ärzte und Personen, die unbedingt erreichbar sein müssen. Dann hat es was Gutes. Früher trugen Ärzte diese Piepser mit sich rum und mussten sich ein Telefon suchen, heute können sie direkt angerufen werden. Das wird mit Sicherheit viele Menschenleben retten. Aber ich glaube nicht, dass irgendwann jeder mit so einem Ding rumläuft. Solche Telefonate sind doch viel zu teuer. Außerdem kann man Briefe aufbewahren, sie bei Bedarf wieder hervorholen und noch einmal lesen. Ich liebe das. Ich besitze die Korrespondenz meiner Eltern noch heute. Zu niedlich, wie verliebt sie waren. Bei Telefonaten ist das ganz anders. Man vergisst das meiste. Oder weißt du, worüber wir vor einem Jahr am Telefon gesprochen haben?«
Erika lachte. »Nein, das weiß ich nicht. Ich sollte mehr als nur Einkaufszettel schreiben, sonst bekomme ich Krämpfe in den Fingern.«
»Hast du die Liegezeit verlängert? Deine Eltern sind mindestens 20 Jahre tot.«
»Ach, Helga, was spielt das für eine Rolle? Es tröstet mich, auf den Friedhof zu gehen. Ich kann dort mit ihnen sprechen. Manche Menschen brauchen das nun mal. Werner versteht das nicht. Wohnt Isolde eigentlich immer noch in Cuxhaven?«
»Ja. Sie wird da wohl nie wegziehen, zumal sie dort Familie hat. Ich hoffe, dass sie mich bald mal wieder besucht.«
»Das wünsche ich dir. Um auf Frau Bartos zu sprechen zu kommen, du wirst sie keinesfalls nach ihrem Frisör fragen, Helga. So was tut man nicht. Ihr seid keine Freundinnen. Das ist etwas sehr Persönliches.«
Helga zuckte die Achseln. »Findest du? Hab’s gut gemeint. Außerdem kann sie es als Kompliment auffassen. Egal, war nur so eine Idee.«
»Ich glaube, ich habe sie vor Kurzem gesehen. Sie hat jetzt so eine hübsche Ponyfrisur, nicht?«
»Da wohnen mehrere hübsche Frauen mit Ponyfrisuren. Heinz sagte mal, Bartos habe eine Putzkolonne. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Manchmal glaube ich, dass Heinz mich auf den Arm nehmen wollte. Frau Bartos geht sehr nett mit den Mädchen um, was man so sieht. Sie herzt sie oft und klopft ihnen manchmal scherzhaft auf den Po.«
»Na also so was. Das tut man doch nicht. Ist die etwa andersherum?«
»Ach du liebe Zeit, was du gleich denkst. Sie will einfach, dass sich die Mädchen wohlfühlen, ist halt ihre Art. Der Herr Bartos hingegen wirkt immer so zugeknöpft. Das will sie ausgleichen, nehme ich an.« Jetzt kicherte Helga. »Heinz neckte mich damals und fragte, ob wir nicht auch eine Putzfrau brauchen. Guck nicht so entrüstet, Erika, ich habe deine Erinnerung von vorhin aufgegriffen.« Helga winkte der Bedienung. »Wir nehmen zwei.«
»Bist du sicher, dass wir die vertragen, Helga? Die Dinger haben’s in sich.«
»Klar, mir geht’s schon viel besser. Stell dich nicht an. Einen schaffst du noch. Also, wo waren wir stehen geblieben?«
»Ich weiß nicht mehr. Kann es sein, dass dein Hund mal rausmuss?« Erika fächelte sich Luft zu.
»Hat er wieder …? Das tut mir leid, aber aha …« Helga tippte sich an die Stirn. »Da wären wir wieder beim Thema. Ich mache zu Hause ständig das Fenster auf und zu. Ich kann dir sagen, da bekommt man viel mit. Man guckt zwangsläufig raus. Was soll man sonst tun? Man kann schlecht die Augen schließen, oder? Du kennst unseren Erker.«
»Du glaubst, die Bartos brauchen gleich mehrere Putzfrauen?«, griff Erika das Thema wieder auf.
»Das Haus ist sehr groß und Herr Bartos ist behindert, er kann nicht viel im Haushalt helfen, verstehst du? Da braucht man Hilfe von außen.«
»Er ist behindert?«
»Er hat eine Beinprothese. Und die arme Frau Bartos hat mit ihrem Schreibwarenladen genug um die Ohren.«
»Wie viele Frauen arbeiten denn dort?«
»Puh, das kann ich nun wirklich nicht sagen, bestimmt so vier oder fünf. Die meisten sind recht hübsch und ziemlich jung. Erst dachte ich, es seien Töchter von den Bartos, denn sie scheinen dort zu wohnen. Zumindest sehe ich sie oft in der Früh und auch am späten Abend. Sie sind fast alle im gleichen Alter. Die werden wohl kaum Fünflinge haben. Und wie gesagt, anscheinend arbeiten sie für ihn.«
»Wie alt sind sie denn?«
Helga überlegte. »Im Schnitt etwa Mitte 20. Neulich war mir so, als seien es neuerdings andere junge Damen als zu Heinz’ Zeit. Ich kann mich täuschen. So genau kenne ich die auch wieder nicht. Und so genau schaut man natürlich nicht hin. Manchmal reicht eine andere Frisur und du denkst, du hast eine andere Person vor Augen.« Helga trank wieder einen kleinen Schluck. »Das war wirklich eine gute Idee von dir. Der Eierlikör schmeckt richtig gut. Ich könnte mir vorstellen, dass Bartos Zimmer vermietet. Ist ein viel zu großes Haus für zwei Personen. Allerdings frage ich mich, warum die Mutter von Frau Bartos dort nicht einzieht, sie wohnt in der Nachbarschaft.«
»Vielleicht verträgt er sich nicht mit ihr? Männer verstehen sich oftmals nicht mit ihren Schwiegermüttern. Oder die Tochter möchte es nicht«, überlegte Erika. »Manchmal ist das so. Gehört den Bartos das komplette Haus?«
»Wie meinst du das?«
»Ist ein Doppelhaus, oder täusche ich mich?«
»Ach so. Nein, nur die linke Seite gehört ihnen. Dennoch, was sollen die mit all den Zimmern? Rosa vom Kiosk am Westendplatz hat mir gesagt, dass sie eine von den Bewohnerinnen kennt. Die kann kaum Deutsch, sagt sie.«
»Zum Putzen muss man nicht viel reden, oder? Und woher will Rosa das wissen?«
»Die Rosa kennt hier jeden. Man kann ihr nicht immer glauben, aber wenn dich interessiert, was im Viertel passiert, dann frag sie.«
»Ich bin immer vorsichtig bei Klatsch und Tratsch. Die junge Frau kann kein Deutsch, sagt Rosa? Ist klar. Dann ist sie Bartos’ Tochter!«
»Ach was, Herr Bartos spricht sehr gut Deutsch«, sagte Helga.
»Ich habe eine bessere Idee: Er leitet eine Sprachschule.«
Helga schüttelte den Kopf. »Müsste eher seine Frau machen. Die ist Deutsche. Und sie hat für so was keine Zeit, wie ich bereits sagte. Aber Moment mal, vielleicht betreibt er ein Internat?«
»Ach, Helga, wenn das Haus ein Internat wäre, müsste es von außen ersichtlich sein. Jedes Internat hat einen Namen und ein Schild vor der Tür. Nein, ein Internat ist ausgeschlossen. Bleiben wir einfach bei der Putzkolonne. Macht wohl am meisten Sinn.« Erika leckte mit der Zunge über den Rand des Eierlikörglases. »Was ist, nehmen wir noch einen? Ich komme gerade so richtig in Fahrt.«
Helga blickte auf ihre Armbanduhr. »Viertel vor zwei. Nein, nein, jetzt reicht es. Was sollen meine Nachbarn denken, wenn zwei betrunkene alte Weiber bei uns die Straße entlangtorkeln?«
»Stimmt schon, ich wüsste auch nicht, wie ich Werner meinen Zustand erklären sollte.«
»Siehst du! Außerdem möchte ich meine Nichte heute Abend in die Jahrhunderthalle zum Konzert einladen.«
»Wie schön, wer spielt?«
»Die Bamberger Symphoniker. Apropos Nachbarn. Gerade fällt mir etwas ein. Der Herr Lehmann, der wohnt zwei Häuser weiter, der ist mir gar nicht geheuer.«
»Wer ist nun wieder Herr Lehmann? Von dem hast du noch nie gesprochen.«
»Nicht? Den hast du aber schon gesehen. Er ist, schätze ich, in den 70ern, vielleicht etwas jünger als ich. Groß und schlank, hat graue Haare, ist Anzugträger, hinkt ein bisschen. Und einen Hut trägt er häufig. Er hat ihn gelüftet, um zu grüßen, wenn wir ihm begegnet sind. Erinnerst du dich? Auf den ersten Blick ein richtiger Herr. Wer trägt heute schon noch Hut?«
»Auf den ersten Blick ein richtiger Herr und auf den zweiten?«
»Du weißt selbst, dass man sich täuschen kann, Erika. Manchmal guckt man genauer hin und dann graut es einen. Erst dachte ich, der ist an Bartos’ Villa interessiert, weil er so oft vorm Haus steht. Dabei kann er von seinem Balkon aus genauso gut rüberschauen, wenn er schon so neugierig ist.«
»Ich verstehe dich nicht, wieso denkst du, dass er interessiert ist?«
»Ach, Erika, ich bitte dich! Das merkt man nun mal.«
»Und woher weißt du, wie der Mann heißt? Hast du mit ihm gesprochen?«
»Natürlich nicht. Ich werde mich hüten. Er ist mir richtig unheimlich. Ich bin vor einiger Zeit mal zufällig hinter ihm her spaziert, weil ich mit Karlchen zur Senckenberganlage wollte. Da sah ich, dass er nur einen Steinwurf von mir entfernt wohnt. Er hat den Briefkasten vorm Haus geleert. Ich wartete, bis er im Haus verschwunden war, und hab dann den Namen gelesen. Er wohnt im ersten Stock, ich glaube, allein. Große Altbauwohnung mit hübschem Balkon, am Ende der Straße. Es ist bestimmt laut dort. Eventuell ist er schwerhörig, da stört der Lärm nicht.«
»Vielleicht ist er kurzsichtig und steht deshalb häufig vor der Villa.« Erika zwinkerte.
»Er scheint in jedem Fall recht wohlhabend zu sein, wenn er sich eine so große Wohnung in unserer Gegend leisten kann. Ist auch egal. Jedenfalls kam es mir so vor, als habe er das Haus mehrfach beobachtet. Er hat nicht geläutet.«
»Ach, das konntest du sehen?«
»Nein. Aber sonst wäre ihm doch geöffnet worden, nicht wahr?«
»Wenn aber niemand zu Hause war?«
»Du willst es nicht verstehen, es ist so ein Gefühl, dass mit ihm was nicht stimmt. Könnte dein Mann für mich herausfinden, was Herr Lehmann macht? Ich meine, die Polizei kann doch so gut wie alles rausfinden.«
»Helga, mein Mann ist 78. Bei wem soll er sich erkundigen? Seine ehemaligen Kollegen sind auch nicht jünger. Und einige leben gar nicht mehr.«
»Ich dachte, er kennt unter Umständen ein paar Nachfolger, die er fragen könnte.«
»Ich bitte dich, Werner würde mir einen Vogel zeigen, wenn er sie wegen einer solchen Angelegenheit ansprechen sollte. Ich würde mir an deiner Stelle keine Gedanken machen. Dein Herr Lehmann wird den Bartos kennen oder eine der Hausbewohnerinnen. Es gibt tausend mögliche Gründe, weshalb er sich dort aufhält. Wenn er dich in Ruhe lässt, ist alles gut.«
Helga verstummte und nahm den letzten Schluck aus ihrem Glas. »Du glaubst, ich spinne, was? Der führt irgendwas im Schilde, das kann ich dir sagen. Ich täusche mich selten.«
»Ich sage nicht, dass du spinnst, aber ich bitte dich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Was du beobachtest, hätte ich nicht mal bemerkt.«
»Nun, wenn man vis-à-vis lebt, bekommt man zwangsläufig einiges mit. Ob man will oder nicht. Ich bin allein, mit irgendetwas muss ich mich beschäftigen. Na ja, einmal habe ich gesehen, wie der Herr Bartos mit seinem weißen Citroën angefahren kam, da ist der Lehmann hektisch weitergegangen und hat sich noch mehrfach umgedreht. Ist komisch, oder?«
»Er hat sich nach Herrn Bartos umgesehen? Das weißt du doch gar nicht.«
»Wonach sonst soll er geschaut haben?«
»Ach, Helga. Das sind reine Mutmaßungen. Das ist das, was Ermittler gar nicht mögen. Die Leute glauben etwas, wissen es aber nicht.«
»Entschuldige, wenn ich dir damit auf die Nerven gehe.«
»Das habe ich nicht gesagt, Helga. Ich kann mir vorstellen, dass da öfter Leute stehen bleiben. Wahrscheinlich nicht wegen der Bewohner. Das Haus ist nun einmal auffallend schön. Dein Nachbar bewundert das Anwesen, nehme ich an. Er ist vielleicht Architekt. Im Krieg ist in Frankfurt allzu viel zerstört worden, umso schöner also, wenn man solche Objekte ansehen kann. Wenn ich bei dir bin, gucke ich auch gern dort rüber.«
»Stimmt, es ist ein besonders imposantes Haus. Allein die herrlichen geschwungenen Außenverzierungen, hast du die mal genauer betrachtet? Lauter Engel in Stein gemeißelt. Ich habe früher häufig zu Heinz gesagt, wie gern ich mich da drinnen mal umsehen würde. Das Haus ist mit so viel Liebe zum Detail gebaut und in bestem Zustand. Ganz oben ziert ein hübsches Türmchen das Dach. Dabei muss ich immer an das Märchen von Rapunzel denken. Jeden Moment lässt eines der Mädchen ihren langen Zopf baumeln und dann kommt der Traumprinz daher.« Helga kicherte. »Ich glaube, ich bin beschwipst. Noch mal zum Haus, der weiße Zaun stört mich persönlich. Er ist viel zu einfach gehalten und wirkt auf mich unpassend. Ein schmiedeeiserner schwarzer Zaun würde mehr hermachen. Wenn ich jemals umziehen müsste, Erika, und dort wäre eine Wohnung frei, na, du glaubst nicht, wie schnell ich da drin wäre.«
»Du sagst selbst, wie gut es dir gefällt. Das wird dem Lehmann auch so gehen. Mehr ist da nicht dran. Ich dachte, du liebst deine Wohnung?«
»Natürlich, so ein Haus hätten Heinz und ich uns nie leisten können.«
»Wovon lebt der Herr Bartos eigentlich?«
»Ich glaube, er hat was mit Holzhandel zu tun, sagte mir eine Nachbarin. Genau wusste sie es allerdings auch nicht. Ich würde mich gern mal ausgiebig mit ihm unterhalten. Er ist zwar höflich, aber nicht gesprächig. Bis auf das Übliche ›Wie geht’s dem Hund?‹ oder ›Heute ist das Wetter schlecht‹, redet er kaum. Vielleicht schämt er sich wegen seiner Behinderung. Er möchte nicht, dass man ihn darauf anspricht, nehme ich an. Sag mal, wie wird man eigentlich durch Holzhandel reich? Ich frage mich, ob Herrn Bartos ein großes Waldgebiet gehört. Oder wo bekommt er das Holz her?«
Erika hob die Hände in einer fragenden Geste und winkte der Bedienung. »Der Eierlikör geht auf mich. Wie gesagt, ich würde dem Herrn Lehmann nichts unterstellen, Helga. Keine voreiligen Schlüsse. Du weißt, du hast viel Fantasie.«
»Ich unterstelle nichts, ich finde es nur eigenartig. Ich würde einfach gern mehr von ihm wissen.«
»Sprich ihn an, du bist doch eine charmante Frau.« Erika grinste breit. »Oder bist du etwa in ihn verknallt? Dann verstehe ich dein Interesse. Na, gib’s zu.«
»Erika, doch nicht in meinem Alter, also wirklich!«
Die Bedienung legte die Rechnung auf den Tisch.
»Heute möchte ich bezahlen. Du darfst gern beim nächsten Mal.« Helga gab ein ordentliches Trinkgeld und sagte, wie sehr sie es bedauere, dass man inzwischen auf eine Garderobiere im Mövenpick verzichte.
»Seit Frau Zmigrod von uns gegangen ist, brachten wir es nicht übers Herz, eine neue Dame zu beschäftigen«, antwortete die Bedienung.
Erika stand unbeholfen auf und lachte verlegen, als sie sich am Tisch festhalten musste. »Du hast recht, Helga. Noch einen Eierlikör und wir hätten ein Taxi rufen müssen. Darf ich dir auf die Beine helfen?« Sie reichte Helga mit einer galanten Geste den Arm und strauchelte. »Hoppla, das wäre beinah schiefgegangen.« Sie kicherte wie ein Teenager, als der Tisch zu wackeln begann.
Kurz darauf wankten die Damen über den Opernplatz, sich gegenseitig stützend. Die eine hatte einen Linksdrall, die andere zog es in die entgegengesetzte Richtung, was zu heiterem Gelächter führte und selbst Karlchen zum Stolpern brachte.
»Achtung, Helga!« Erika konnte die Freundin gerade noch davon abhalten, bei Rot über die Straße zu gehen. Ein Autofahrer hupte und zeigte den Damen einen Vogel.
»Hast du das gesehen?«, empörte sich Helga. »Er hat uns einen Vogel gezeigt. Die Gesellschaft verroht zusehends. Hast du dir das Kennzeichen gemerkt? Den zeige ich an. Der hätte Karlchen und mich um ein Haar überfahren!«
»Er hatte grün. Du warst im Unrecht!«
»Er hätte dennoch bremsen können. Es ist verdammt kalt. Da wird dieser unerzogene Mensch doch zwei fröstelnden älteren Damen nicht verwehren, die Fahrbahn zu überqueren. Man muss auch mal fünfe gerade sein lassen. Na ja, du steckst im Pelzmantel, dir wird so schnell nicht kalt. Ich hingegen mit meinem Wollmantel friere.«
»Es ist grün. Die Ampelphase ist kurz, Helga. Beeil dich, damit wir sicher rüberkommen.« Erika schob Helga mit sanftem Druck vorwärts, während Helga den Autofahrern ein Zeichen gab, stehen zu bleiben.
Drüben angekommen, sagte Helga: »Heinz und ich liebten Tiere. Ah ja, außerdem liebten wir Krimis. Wir haben stets miteinander gewettet, wer der Täter ist, wenn wir Fernsehkrimis schauten. Heinz hatte ein feines Gespür für Täter und Tatmotive. Statt seines Malerbetriebs hätte er eher eine Mordkommission leiten sollen, wenn du mich fragst, so wie dein Werner. Aber stell dir vor, ich lag sogar häufiger richtig als Heinz. Ich habe einfach ein gutes Bauchgefühl für Kriminalfälle. Ich habe mich nur ein einziges Mal getäuscht. Das lag daran, dass es sich um einen langweiligen Film handelte. Da neige ich dazu, meinen Gedanken nachzuhängen, statt aufzupassen.«
»Helga, ich darf dich vorsichtig darauf hinweisen, dass deine Fantasie hin und wieder mit dir durchgeht. Sagte ich das heute nicht bereits? Bitte nicht im echten Leben unschuldige Menschen verdächtigen. Du kannst dir damit fiesen Ärger einhandeln.«
»Unsinn!« Pikiert schob Helga Erikas Hand aus ihrer Armbeuge. »Ich habe nie jemanden angezeigt, aber denken kann ich, was ich will.«
Schweigend und unsicheren Schrittes setzten die Frauen ihren Weg fort.
»Lass uns nicht streiten«, bat Erika.
»Schon gut.«
»Das nächste Mal reicht ein Eierlikör. Hoffentlich habe ich keine Fahne, was soll Werner von uns halten? Hast du ein Pfefferminz für mich, Helga?«
»So was esse ich nicht. Sagt dir Alfred Hitchcock was?«
Erika warf ihrer Freundin einen verständnislosen Blick zu. »Natürlich. Wie kommst du jetzt auf den?«
»Na, wegen der Krimis. Hast du das ›Fenster zum Hof‹ gesehen? Da spielt mein Lieblingsschauspieler James Stewart einen Fotoreporter. Weil er wegen eines Beinbruchs einige Zeit an den Rollstuhl gefesselt ist und sich langweilt, schaut er häufig aus dem Fenster und beobachtet das Treiben in der Nachbarschaft.«
»Aha, da stellt sich in meinem Kopf eine Verbindung her. Daher deine Angewohnheit, dich mit den Gewohnheiten deiner Nachbarn zu beschäftigen, stimmt’s?«
»Nun, er kommt dadurch einem Mörder auf die Schliche. Stell dir vor, er hätte nicht aus dem Fenster geschaut«, erklärte Helga.
»Im Film ist alles möglich. In der Realität nicht. Die Sache mit Blanka Zmigrod wird zum Glück eine Ausnahme bleiben, wenn auch eine schreckliche. Ist dir der Mann bekannt, der den Mord beobachtet hat?«
»Du meinst, im Film? Natürlich!«
»Nein, ich spreche von dem Mann, der den Mord an Frau Zmigrod beobachtet hat. Er soll auch im Westend gewohnt haben.«
»Ich kenne ihn nicht. Ja, er soll ganz in der Nähe wohnen. Ich las in den Nachrichten, dass er den Kettenhofweg seitdem nie wieder betreten hat.«
»Kann ich gut verstehen, würde ich auch nicht tun. Der arme Mann ist bestimmt traumatisiert. Aber jetzt frage ich dich: Sagt dir der Film Falling Down etwas? Das ist nicht so eine alte Kamelle. Da spielt Michael Douglas einen Psychopathen. Der macht das richtig gut. Der Film hat mir schlaflose Nächte beschert. Obwohl Douglas wie ein völlig harmloser Familienvater daherkommt, schlummert in ihm ein eiskalter Mörder. Also in dem Typen, den er verkörpert. Dass mir da keine Missverständnisse aufkommen. Ich bin nicht so ein Krimifan. Aber der Film hat mich nachhaltig beeindruckt. So wie ›Das Schweigen der Lämmer‹. Erinnerst du dich, Helga?«
»Klar. Ich habe danach tagelang unters Bett geguckt, bevor ich schlafen gegangen bin, nachdem ich den gesehen hab. Ohne Heinz hätte ich den Film nie geschaut. So was Gruseliges kann man sich kaum ausdenken.«
Die Damen spazierten von der Bockenheimer Landstraße in den Kettenhofweg.
»Also, ich finde diese alten Filme schöner als die modernen. Die haben eine viel bessere Dramaturgie. Dieser ganze neumodische Kram, ich weiß nicht. Nichts ist mehr so, wie es mal war. Hätte jedenfalls Jeff nicht aus dem Fenster geguckt …«
»Wer ist Jeff?«
»Na, du weißt schon, der aus dem ›Fenster zum Hof‹. Ich rede von L. B. Jeffries. Das war der Fotograf im Rollstuhl.«
»Ich denke, es war James Stewart!« Erika war völlig verwirrt.
»Schon, er hieß im Film Jeff.« Helga blieb abrupt stehen und deutete auf die andere Straßenseite. »Siehst du die junge Frau dort drüben? Und guck nicht so auffällig hin.«
»Du meinst, die mit den hohen Stiefeln, dem Minirock und der Felljacke?«
»Ja, starr nicht so, Erika, bitte. Man schaut diskret.«
»Warum willst du wissen, ob ich sie sehe, wenn ich nicht hinschauen darf? Der kannst du bis sonst wohin gucken. Die holt sich doch bei dem Wetter eine Blasenentzündung. Meine Güte. Wieso fragst du?«
»Weil die bei den Bartos wohnt.«
»Ach so, eins von den jungen Dingern, von denen wir vorhin redeten?«
»Ganz genau.«
»Und in den Klamotten will die putzen? Nee. Die haben ein paar junge Mädchen adoptiert, das wäre noch eine Erklärung.«
»Möglich, ich würde dem Früchtchen was erzählen, so herumzulaufen. Die arme Frau Bartos. Aber ich denke nicht, dass es Adoptivtöchter sind. Ich hörte mal, wie Frau Bartos zu einer Kundin sagte, dass sie keine Kinder habe. Das würde man anders ausdrücken, wenn man welche adoptiert hat, oder?«
»Das verstehe ich jetzt nicht.«
»Ich meine, dann würde sie wenigstens von ihren Adoptivkindern sprechen. Dennoch, dass sie so etwas zulässt! Das muss man wahrscheinlich heute bei den jungen Dingern aushalten. Ich sagte ja, dass nichts ist wie früher. Meine Mutter hätte mir für diese freizügige Kleidung drei Wochen Ausgehverbot erteilt und mich als ›leichtes Mädchen‹ bezeichnet.«
»Ach Helga, du bist ein Jahr nach dem Ersten Weltkrieg geboren. Da konnte man sich derartige Freizügigkeit nicht mal vorstellen.«
Helga blieb stehen und sah ihre Freundin entrüstet an. »Wieso sagst du, ich? Du und ich sind gleichaltrig!«
»Nein, Helga, ich bin 1921 geboren.«
»Ach, die zwei Jahre machen’s auch nicht aus. Je älter man wird, desto weniger spielt ein geringfügiger Altersunterschied eine Rolle. Ich bin jedenfalls froh darüber, dass ich keine Kinder habe. Ich würde meiner Tochter so eine Kleidung auch heute noch verbieten.«
»Uns waren Kinder ja auch nicht vergönnt. Geschadet hat es uns nicht. Ich habe gelesen, dass Paare ohne Kinder länger gesund bleiben. Ich kann’s mir vorstellen. Man ärgert sich weniger. Wenn ich diese junge Frau sehe, bin ich wirklich froh drum.«
»Begreifst du nun, was ich damit sagen möchte, wenn ich von dem Nachbarn Lehmann spreche?«
»Ach, du glaubst, er ist ein Spanner?«
Helga antwortete nicht, da Karlchen abrupt stehen blieb, um sein Geschäft zu verrichten.
Erika verzog das Gesicht. »Ach je, muss das sein? Mitten auf der Straße!«
»Er macht doch an den Rand. Und wenn er muss, dann muss er. Andere Leute lassen das liegen, das ist wirklich ungehörig. Das würde ich nicht tun. Ich habe für solche Fälle immer eine Brottüte dabei.« Helga öffnete ihre Handtasche und schaute hinein. »Nur heute leider nicht, schade.«
»Eine Brottüte, um das Zeug wegzunehmen? In der Schweiz gibt es Kotboxen mit Plastiktüten.«
»Willst du mich verulken, Erika?«
»Natürlich nicht. Sehen aus wie Briefkästen. Man zieht eine Tüte aus einem Schlitz, packt die Exkremente ein und wirft sie in den Auffangbehälter. Als wir kürzlich in Zürich waren, sah ich die Kästen mit eigenen Augen. Die Schweiz ist nun mal ein vorbildlich sauberes Land. Ich hoffe, die Deutschen nehmen sich ein Beispiel daran. Wie oft bin ich schon in so eine ekelhafte Bescherung getreten. Das muss doch nicht sein.«
»Du hast recht, auch wenn es Glück bringen soll. Hast du mal ein Taschentuch für mich?«
Erika suchte eins in der Handtasche und gab es Helga. »Ich kann gar nicht hinschauen.«
Helga trug das Taschentuch samt Inhalt zum nächsten Papierkorb. »Komm, lass uns zu mir gehen. Ich koch uns einen Kaffee, damit wir wieder klar werden.«
Erika schüttelte den Kopf. »Ich nehme die U-Bahn an der Bockenheimer Warte bis zur Berger Straße. Von dort ist es nicht weit bis zu unserer Wohnung in der Arnsburger.«
»Kommst du gut mit deiner Nachbarschaft aus? Du erzählst nie davon.«
»Es ist anders als hier, Helga. Zu viele Nachbarn rundherum. Da wohnt man eher anonym. Ich interessiere mich außerdem nicht für sie.«
Als Helga den Mantel in ihrer Wohnung an die Garderobe gehängt hatte und in ihre Hausschuhe geschlüpft war, ging sie ins Wohnzimmer. Sie sah sich kritisch darin um. Das Zimmer war angefüllt mit den unterschiedlichsten Möbelstücken, die nach Ansicht ihrer Nichte nicht recht zusammenpassten. Da waren der barocke Sekretär mit dazugehörigem Lehnstuhl und das Biedermeiersofa. An der Wand hing eine Nachbildung des »Röhrenden Hirschen auf Lichtung ins Tal« des Malers Pietschmann. Neben dem Sofa stand Helgas geliebter Biedermeier-Ohrensessel, ein Bauernschrank und ein Esstisch aus der Gründerzeit mit dazu passenden Stühlen rundeten das Bild ab. Egal, was andere fanden, Heinz und Helga hatte die bunte Möbelauswahl gefallen.
Sie trat ans Fenster. Draußen war es windig geworden. Nicht das beste Wetter für einen Konzertbesuch. Am liebsten hätte sie es sich zu Hause gemütlich gemacht. Doch sie hatte ihrer Nichte ein Treffen am Wochenende versprochen. Sie nahm das Telefon aus der Halterung und wählte pflichtbewusst die Telefonnummer von Monika. Die meldete sich jedoch nicht. »Das arme Mädchen wird vermutlich im Krankenhaus stecken. Was soll’s, dann lade ich sie ein anderes Mal ein.«
Helga setzte sich in den Ohrensessel, hüllte ihre Beine in eine Wolldecke ein und dachte über den Nachmittag mit Erika nach. Sie hatte ein bisschen zu viel von sich geredet, aber schließlich handelte es sich um den Todestag ihres Mannes. Da durfte und musste man sich mal was von der Seele reden. Außerdem hatten sie von Isolde gesprochen. Eine gute Gelegenheit, ihr einen Brief zu schreiben. Helga stand auf, ging zum Schreibtisch, setzte sich, öffnete die oberste Schublade und holte das teure Briefpapier aus Frau Bartos’ Schreibwarenladen hervor. Dann nahm sie den schwarzen Montblanc-Füller aus der schwarzen Schatulle und schrieb schwungvoll »23. Januar 1994« in die obere rechte Ecke des Briefbogens.
»Liebste Isolde,
es ist an der Zeit, dass ich Dir schreibe. Heute war ich mit meiner Freundin Erika im Mövenpick. Du kennst Erika und erinnerst du dich noch an das schöne Café? Es steht direkt gegenüber von der Alten Oper. Als du uns damals besucht hast, haben wir dort gemeinsam Kaffee getrunken. Nur du und ich, Heinz hatte keine Lust mitzukommen, und dein Mann ist ja leider schon vor meinem gegangen. Gott hab ihn selig. Heinz war ein Süßer, falls Du Dich erinnerst. Ich meine das auf seinen Zuckerkonsum bezogen. Ein kleiner Scherz kann nie schaden, nicht wahr? Er liebte den Frankfurter Kranz, und wenn er keine Lust darauf hatte, habe ich mich beinah um ihn gesorgt. Zum Schluss hatte er ein entsprechendes Bäuchlein vorzuweisen. Das ist aber nicht der Grund, weshalb ich dir schreibe. Wenn Du mich fragst, so denke ich, dass Du mich bald wieder besuchen solltest. Wir müssen uns unbedingt über die alten Zeiten unterhalten, bevor es unser Gedächtnis nicht mehr zulässt. Ich lade Dich hiermit also herzlich zu mir ein. Du weißt, für mich ist es umgekehrt nicht so leicht zu kommen, da ich Karlchen nicht gerne weggebe. Er ist alt und fühlt sich in fremder Umgebung einfach nicht wohl. Natürlich weiß ich, dass Du Dich um Deine Enkelkinder kümmerst, deshalb überlasse ich Dir den Zeitpunkt für Deinen Besuch. Denn wie Du mir in Deinem letzten Brief mitteiltest, möchtest Du doch gerne zwischendurch mal raus aus Cuxhaven. Wir könnten etwas unternehmen, was hältst Du davon? Lass uns nicht warten, bis wir zu unbeweglich geworden sind. Im Moment ist es noch ein wenig zu kalt. Aber im Frühling ist es in Frankfurt sehr schön. Und Du magst doch den Palmengarten so gern. Natürlich können wir auch einen Ausflug in den Taunus unternehmen. Plane ruhig etwas Zeit ein. Du kannst bleiben, solange Du möchtest. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen verbleibe ich mit herzlichen Grüßen,
Deine Helga«
