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Was? Ich soll was über das Buch erzählen? Ist das nicht die Aufgabe des Autors? Fauler Sack! Also gut, wenn du willst, dass etwas ordentlich erledigt wird, musst du’s halt selber machen. Na dann! Mein Name ist Tazzaleth und in dem Buch geht’s … na ja, hauptsächlich um mich. Ich bin ein Dämon aus der Hölle, aber da unten gab’s vor einiger Zeit ein bisschen Ärger und … tja, seitdem bin ich auf der Erde unterwegs, um genau zu sein, in Los Angeles. Eigentlich habe ich es mir hier ganz gemütlich eingerichtet, aber dann bricht auf einen Schlag das totale Chaos aus. Plötzlich sind die Cops und ein Todesengel hinter mir her und dann kommen noch Gangster und Nephilim und Höllenhunde und was weiß ich nicht noch alles dazu. Und das alles nur, weil ich mir mit dieser superheißen Blondine eine schöne Nacht gemacht habe. Hätte ich das vorher gewusst … ach, was soll’s, sie war es wert. Aber bevor ich jetzt die ganze Geschichte erzähle, schaut lieber in das Buch! Da steht alles drin. Also dann! Man sieht sich.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
City of Angels and Demons – 1
Tazzaleth
Ralph Edenhofer
Band 1: Tazzaleth
Band 2: Caliriel
Weitere Bände nicht ausgeschlossen.
1. Nachtschwärmer
2. Erdnussbutter
3. Tapetenwechsel
4. Super Trouper
5. Offenbarungen
6. Asyl
7. High Noon
8. Fremde Federn
9. Home sweet home
10. Karaoke
11. Showdown
12. Strandbier
Anhang
Um eines gleich mal vorweg klarzustellen: Ich finde es gar nicht mal so übel hier auf der Erde. Viele Kollegen jammern die ganze Zeit rum, wie furchtbar und öde hier alles ist und wie sehr sie die gute alte Heimat mit all den gequälten Seelen vermissen. Ich sage immer: Wie man sich bettet, so liegt man. Im Augenblick ist das nicht mal metaphorisch gemeint.
Die Blondine neben mir im Bett meint das auch. Zumindest hat sie das vor einer halben Stunde so lautstark bekräftigt, dass ich mir schon Sorgen gemacht habe, die Nachbarn könnten sich beschweren. Immerhin ist das hier eigentlich kein Stundenhotel, sondern ein durchaus ehrbares Haus. Aber kein Page ist gekommen, um irgendwelche Beschwerden weiterzugeben. Von daher haben die Gäste nebenan entweder einen tiefen Schlaf oder sie machen sich nichts daraus, dass wir uns hier die Seele aus dem Leib gevögelt haben. War’n echt heißes Rodeo und auch das ist nur teilweise metaphorisch, wenn Sie verstehen, was ich meine. Das kleine Ding neben mir ist blutjung, aber sie weiß zweifellos, wie das Spiel läuft. Ja ja, die Jugend von heute. Das hat man davon, wenn die Kiddies sich schon vor der Pubertät Pornos im Internet reinziehen und versuchen, die Profis zu imitieren: Richtig geilen Sex.
Ich stupse meiner Gespielin den Finger gegen die Nase. Sie regt sich noch, gibt ein wohliges Stöhnen von sich. Gut so. Ich hatte schon die Befürchtung, es ein wenig damit übertrieben zu haben, ihr die Lebenskraft aus dem Leib zu saugen. Mann, ist da was rausgekommen. Ich bin immer noch ganz high. Hab’ mich lange nicht mehr dermaßen gesättigt. Allerfeinste Qualität. Ist mir echt schwergefallen aufzuhören. Sie war derart in Fahrt, dass ihr die Essenz nur so aus allen Löchern gesprudelt ist, und auch das ist nicht meta… ach, Sie können es sich sicherlich schon denken.
Es scheint allerdings, als hätte ich gerade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt. Sie ist zwar ziemlich fertig, wird es aber wohl überleben. Leichen ziehen immer Ärger nach sich. Zumindest die Leichen junger Blondinen in Hotelbetten. Und dann auch noch seelenlose Leichen. Wenn da ein Venator die Finger drankriegt, gibt’s ganz dicken Ärger. Doch das muss nicht sein. Solange ich mich auf einen kleinen Snack beschränke, statt ihr die gesamte Seele aus dem Leib zu reißen, ist alles gut. Die meisten Menschen vermissen das bisschen Essenz, das ich ihnen abknabbere, gar nicht. Kann ein paar Tage dauern, aber dann ist sie wieder auf dem Damm. Nun, angesichts der Menge, die ich aus ihr rausgenuckelt habe, vielleicht auch ein wenig länger. Insgesamt trotzdem ein faires Geschäft, finde ich. Sie hatte ihren Spaß – oh ja, den hatte sie. Und ich bin mit genug Lebenskraft versorgt, um wieder einige Tage über die Runden zu kommen, wenn ich nicht über die Stränge schlage. Bei dem, was ich heute geschluckt habe, möglicherweise auch einige Tage mehr. Und ja, auch ich fand es äußerst vergnüglich. Aber warum auch nicht? Ich verbinde gerne das Angenehme mit dem Nützlichen.
Jetzt wird es allerdings langsam Zeit zu verduften. Ich schäle mich aus dem zerwühlten Haufen von Decken, Kissen und Bettlaken und sammele meine verstreut auf dem Boden liegenden Klamotten auf. Eine Socke hängt sogar an der Deckenlampe.
Ja, es ist heiß hergegangen.
In aller Ruhe ziehe ich mich an. Blondie kriegt davon nichts mit. Sie ist immer noch völlig weggetreten. Dem debil-verträumten Grinsen in ihrem Gesicht nach zu urteilen, geht sie unsere kurze Bekanntschaft im Geiste noch einmal durch. Kein Zweifel, auch sie ist auf ihre Kosten gekommen.
Meine Lederjacke ist das einzige Kleidungsstück, das ich noch halbwegs ordentlich über einen Stuhl geworfen habe, bevor die Party richtig losgegangen ist. Ich schlüpfe hinein und schaue mich um, ob ich noch irgendwas vergessen habe. Ich wische mit der Hand über den kleinen Tisch, um die letzten Krümelchen Koks auf dem Boden zu verstreuen. Ein Seufzer entwindet sich meiner Kehle. Wir haben für mindestens hundert Dollar Stoff weggeballert. Ich muss aufhören, das Zeug zu verschenken, Spaß hin oder her.
Mein Blick fällt auf Blondies Handtasche. Fast schon automatisch wühle ich mich durch den Inhalt. Nichts Besonderes. Was aufgetakelte Disco-Schnallen halt so mit sich rumtragen. Das Smartphone hat einen Sprung im Display. Ich lasse es, wo es ist. Darunter finde ich einen Werbeflyer für das ‚Hell’s Hole‘, den Nachtclub, in dem ich sie aufgegabelt habe. Ich wusste gar nicht, dass die Flyer verteilen. Normalerweise legen die Besitzer Wert darauf, dass nur Stammgäste kommen und höchstens über Mundpropaganda neue Besucher gewonnen werden, um verdeckte Cops draußen zu halten. Na ja, ohne ein bisschen Public Relations geht heutzutage anscheinend gar nichts mehr.
Ein originalverpacktes Kondom fällt mir in die Finger. Das ist wohl in der Hitze des Gefechtes irgendwie untergegangen. Ihr Problem. Beziehungsweise, falls sie was Ansteckendes hat, Benjis Problem. Ich bin hier schließlich nur leihweise unterwegs.
Ich stöbere das verschlissene Portemonnaie durch. Weniger als dreißig Dollar. Lohnt die Mühe kaum. Aber Kleinvieh macht auch Mist. Ich betrachte das Geld als Teilzahlung für das Koks, das sie sich reingezogen hat, und stecke die Scheine in die Hosentasche. In einem Seitenfach entdecke ich den Ausweis. Ach du Scheiße! Die Tussi ist erst sechzehn. Tja, Jugend forscht.
„Wasnlos?“, murmelt es vom Bett her. „Gehsuschon?“
Sieh einer an! Doch nicht ganz so weggetreten. Ein gutes Zeichen, dass ich wirklich nicht zu viel aus ihr herausgezogen habe. Sie ist erheblich tougher, als es Teenieblondinen eigentlich zusteht, aber mir kann’s nur recht sein.
„Ja, Baby“, antworte ich. „Ich muss los.“
Das muss ich wirklich. Die Nacht geht ihrem Ende entgegen. Hab’ mich im Club noch vom Geschäft und anderen Dingen ablenken lassen, bevor ich mir den Blondschopf geangelt habe. Dann hat auch noch ihre Freundin Stress gemacht, irgend so eine kleine Latino-Gothic-Chica. Hab’ ihr erst K.-o.-Tropfen verabreichen müssen, bis sie uns endlich hat abziehen lassen. Sowas geht alles von meiner wertvollen Zeit ab. Und wenn man seinem Essen auch noch ein bisschen was gönnen will, ist die Nacht im Nu rum. Aber allemal besser als Fast Food. Pennern die Fingernägel rausziehen, bis der Schmerz die letzten mickrigen Überreste ihrer Seele aus dem Körper presst, oder andere abartige Sauereien. Am besten noch in irgendeiner finsteren Gasse zwischen Müllcontainern oder in einer stinkenden Toilette. Effizient, aber verdammt stillos. Wenn’s nicht anders geht – und das passiert leider immer wieder mal – ist es okay. So eine Art Reminiszenz an die gute alte Zeit in der Heimat. Aber wann immer ich genug Muße habe, nehme ich meine Mahlzeiten in etwas gepflegterer Umgebung zu mir. Wie in diesem Hotel. Und die Essenz über Lust aus meinen Opfern zu ziehen, statt traditionell über Schmerz und Angst, hat irgendwie auch was. Ein wenig arbeitsaufwändiger, aber es lohnt sich.
Jetzt aber raus hier.
Blondie murmelt mir noch irgendwas hinterher. Interessiert mich aber nicht wirklich. Ich lasse den Fahrstuhl links liegen und nehme die Treppe nach unten. Bezahlt habe ich wie üblich schon im Voraus. Die Alte hinter der Rezeption schaut mich über den Rand ihrer Zeitung finster an und schüttelt leicht den Kopf. Sie kennt mich. Ich bin öfter hier. Und jedes Mal verlasse ich ein junges hübsches Ding, das Mühe hat, sich noch auf den Beinen zu halten, wenn es dann irgendwann im Laufe des Vormittags auch geht. Schätze, die Alte hält mich für einen ziemlichen Wüstling. Na ja, besser als für einen Dämon.
Die Nacht ist kühl für kalifornische Verhältnisse, selbst in dieser Jahreszeit. Es hat sogar geregnet. Die Pfützen auf der Straße kräuseln sich unter dem frischen Wind, der durch Downtown L.A. weht. Ich stelle den Kragen der Lederjacke hoch. Eher aus Gewohnheit als wetterbedingt. Wirklich frieren tue ich nicht. In der alten Heimat ist es nicht überall so heiß, wie allgemein gemunkelt wird.
Auf den Straßen ist kein Mensch unterwegs. Nur ein paar einsame Autos kurven durch die Gegend. Die letzten Nachtschwärmer auf dem Weg nach Hause, so wie ich. Ich marschiere zügig durch die nur unzureichend von den wenigen funktionierenden Laternen durchbrochene Dunkelheit. Gerade eben langsam genug, dass es nicht als unmenschlich auffällt, falls mich doch irgendwer beobachtet. Nach wenigen Minuten habe ich mein Ziel erreicht. Meine Yamaha steht noch vor dem Hell’s Hole. Blondies Rock war nicht für den Soziussitz geeignet, also haben wir uns ein Taxi gegönnt. Echter Luxus. Was nimmt man nicht alles auf sich für ein bisschen Spaß.
Aus dem ‚Hole’ dringt immer noch dumpfes Bassgewummer. Um die Zeit ist da drin erfahrungsgemäß nicht mehr viel los, aber ein paar Unerschütterliche tanzen fast jede Nacht bis zum Sonnenaufgang durch. Pepe, der Türsteher vor dem unscheinbaren Eingang, grüßt mich. Sein anzügliches Grinsen gratuliert mir zu meiner Eroberung für diese Nacht. Auch er hält mich vermutlich für einen sexbesessenen Irren. Aber im Gegensatz zu der alten Schabracke im Hotel ist er nur neidisch, weil ich fast jedes Mal, wenn ich hier bin, mit einer anderen heißen Braut abdüse. Im Großen und Ganzen ist der Kerl allerdings in Ordnung. Lässt mich meine Geschäfte machen und verlangt nur eine geringe Beteiligung. Schätze, er mag mich wirklich. Also grüße ich zurück.
Aus der dunklen Gasse neben dem Club erklingt das unverwechselbare Geräusch von frischer Kotze, die auf Asphalt trifft. Irgendwer übertreibt es immer. Entweder mit Alkohol oder ein paar der anderen Spielereien, die man im Hole erwerben kann. Ich schaue vorsichtig um die Ecke. Ein Schwarzer, so wie er aussieht kaum volljährig, stützt sich mit beiden Armen an die Ziegelmauer und entlässt seinen Mageninhalt auf den müllübersäten Boden. Keiner von meinen Kunden. Ich verkaufe ja auch nur erstklassige Ware und nicht irgendwelche Scheiße, die einem die Eingeweide umkrempelt. Und nachdem ich mich an Blondie bereits gesättigt habe, habe ich auch keinen Bedarf an seiner Essenz. So, wie er gerade drauf ist, hätte die wohl ohnehin einen ziemlich galligen Beigeschmack. Also lasse ich ihn mit seinem Magen allein und widme mich der Yamaha.
Ich schwinge mich auf den Sattel. Mit ordentlich Gas werfe ich den V4-Motor an. Sofort erklingt das satte Röhren von zwei Litern Hubraum. Noch ein paar Mal aufheulen lassen, dann läuft er rund. Ein kleiner Burnout zum Abschied und los geht’s. Die Beschleunigung von hundertfünfzig Pferdestärken zieht mir die Arme lang. Der Fahrtwind lässt meine Haare flattern. Ich habe keine Mühe, die schwere Maschine um die engen Kurven der Nebenstraßen zu zirkeln. Ich habe schon beinahe hundert Sachen drauf, als ich auf den Highway abbiege. Nur ein kleiner Dreh am Gasgriff und ich muss kämpfen, damit das Vorderrad auf der Straße bleibt. Ein mittlerer Sturm tobt über mein Gesicht. Fast so gut wie Sex. Fehlt nur noch, dass ich aus der Maschine Essenz lutschen kann, aber eine Seele hat sie leider nicht. Trotzdem kann ich das Gequatsche von der guten alten Zeit nicht ernst nehmen. Dafür erinnere ich mich noch zu gut an stinkende Pferde und unbequeme Kutschen. Kein Vergleich zu dem Monsterhobel unter meinem Allerwertesten. Ich liebe den technischen Fortschritt.
Ich lasse die Nacht gerne mit einem kleinen Ausritt enden, aber dafür bleibt heute keine Zeit mehr. Kaum, dass ich die Endgeschwindigkeit erreicht habe, bremse ich wieder ab und nehme die nächste Ausfahrt. Zwei Ecken weiter halte ich vor einer verschlossenen Toreinfahrt an und steige ab. Aufschließen, Tor aufdrücken, Maschine reinschieben, Tor zumachen, absperren. Über den schäbigen Hinterhof, auf dem ich gelandet bin, schiebe ich die Yamaha zu meiner Garage. Vollkommen automatisch präsentiere ich den ausgestreckten Mittelfinger in Richtung des baufälligen Hauses nebenan, ohne hinzusehen, wie die alte Schachtel im ersten Stock die Vorhänge zur Seite schiebt. Ein eingespieltes Ritual. Nervige alte Friedhofsanwärterin. In der Hölle gibt es eine spezielle Ecke für neugierige Nachbarn … Nein, gibt es nicht. Sollte es aber. Wenn ich irgendwann zurückkehre, werde ich das mal anregen.
Am Garagentor wiederhole ich das Türenspiel. Zusätzlich hänge ich noch die beiden massiven Doppel-T-Träger ein, die mir als Riegel dienen. Ich habe keinen Bedarf an ungebetenen Gästen.
Ah, trautes Heim … Na ja, immerhin ein Dach über dem Kopf und das Wichtigste: unauffällig. Was ich überhaupt nicht gebrauchen kann, ist ein Lynchmob mit Fackeln und Mistgabeln – beziehungsweise heutzutage eher mit Baseballschlägern und Pumpguns – oder gar eine Horde Venatoren, die mir nachstellen. Zumindest tagsüber, wenn SEIN strenger Blick unter den Strahlen der Sonne nach meinesgleichen oder anderen vermeintlichen Übeln Ausschau hält … Na gut, das mit dem ‚vermeintlich‘ nehme ich zurück. Auf jeden Fall ist es im Hellen eine echte Herausforderung, sich gegen SEINE Waffenknechte zur Wehr zu setzen. Nachts stehen die Dinge anders. Da habe ich Heimvorteil. Wie alle meiner Art, egal, ob im aktiven Dienst bei Big L oder nicht, zehre ich von der Finsternis, die sich über die Erde legt und in die Herzen ihrer Bewohner kriecht. Ein dicker Batzen Gratisessenz, die auf Dämonen wie pures Amphetamin wirkt. Damit kann ich sogar einem Todesengel Paroli bieten. Zumindest einem kleinen. Aber jetzt heißt es erst einmal verkriechen.
Ich setze mich auf das zerschlissene Sofa, das aussieht, als hätte ich es vom Sperrmüll geholt, was möglicherweise daran liegt, dass ich es vom Sperrmüll geholt habe. Zurücklehnen, den Kopf auf das muffige Polster sinken lassen, entspannen und schließlich den Fleischsack verlassen, in dem ich nun schon seit fast zwei Jahren hause. Meine Essenz fließt aus dem Leib, sammelt sich neben ihm neu, nimmt Form an … meine wahre Form. Oh, tut das gut, wieder ich selbst zu sein. Ich recke und strecke mich.
„Aua, pass doch auf!“
Ich drehe den Kopf zur Seite. Benji hockt neben mir, da, wo ich seinen Körper geparkt habe. Mein rechter Flügel hat sein Auge nur knapp verfehlt. Oops! Das hätte ins … Ach, dummes Wortspiel.
Benji würdigt mich kaum eines Blickes. Er hat sich an den Anblick von krallenbewehrten Klauen, ledernen Schwingen und nicht zu vergessen, den dekorativen Hörnern auf meinem Schädel gewöhnt. Hat eine Weile gedauert, bis er nicht mehr ausgerastet ist, sobald ich mich ihm zeige, aber Menschen sind recht anpassungsfähig, insbesondere, wenn man ihnen keine Wahl lässt – beziehungsweise wenn die Alternative noch erheblich unangenehmer ist als die Gesellschaft eines leibhaftigen Dämons.
„Oh Mann, du bist echt abartig“, beschwert er sich. „Sie war erst sechzehn!“
Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an. „Das müsste deinen Neigungen doch eigentlich entgegenkommen, oder nicht?“ Ich zwinkere ihm zu. „Mein kleiner pädophiler Freund.“
„Das waren nur Videos“, verteidigt er sich. „Die Disco-Tussi war echt.“
Ich zucke die Schultern. „Aber sie wusste, was sie will. Hey, beschwer dich nicht ständig! Ich liefere dir ’nen Logenplatz in ’nem Teenieporno und du motzt die ganze Zeit nur rum. Willst du wieder auf Handbetrieb gehen wie damals, bevor wir uns getroffen haben?“
„Und wie ich das will, wenn dafür diese Scheiße endlich aufhört.“
Ich knuffe ihn freundschaftlich gegen den Oberarm. „Dafür passiert endlich mal was Aufregendes in deinem beschissenen Leben. Ist das gar nichts?“
„Benutz wenigstens das verdammte Kondom! Wenn du mir ’nen Tripper oder AIDS anhängst …“
„Dann was?“ Ich schaue ihn fragend an.
Er sackt in sich zusammen und glotzt apathisch auf den Fernseher, der neben der Yamaha auf dem Boden steht. Er weiß meine Bemühungen einfach nicht zu schätzen.
Ich stehe auf, hole die Kette aus der Holzkiste neben der offen im Raum stehenden Kloschüssel, befestige sie am Abflussrohr und werfe das Ende mit der Schelle auf das Polster. „Los! Mach hin!“
Er seufzt, legt die Schelle um sein Fußgelenk, lässt das Schloss einrasten und reicht mir wortlos den Schlüssel. Ich würde sagen, wir sind ein eingespieltes Team. Fast schon wie ein altes Ehepaar.
„Na dann guten Tag.“ Ich deute auf seinen Körper. „Und sei sorgsam damit! Den brauche ich heute Abend wieder.“
„Schon klar.“ Er steht auf, schlurft zum Kühlschrank und wirft irgendwelche Dinge in einen der beiden Töpfe auf dem tragbaren Kochfeld daneben. Ich wende mich ab. Einige meiner geschätzten Kollegen genießen menschliches Essen. Ich für meinen Teil finde alles, was mit Verdauung zu tun hat, ziemlich widerwärtig. Ich verstehe die Notwendigkeit des Vorgangs, um menschliche Körper am Laufen zu halten, aber das Grundkonzept erscheint mir doch verbesserungsfähig. Da hätte ER sich wirklich was Besseres ausdenken können.
Die Kette reicht gerade eben zu allen Orten, an die Benji gelangen muss, um zu essen, zu kacken und zu schlafen. Und auch zu der Playstation, die ich ihm besorgt habe, damit er sich beschäftigen kann, wenn er mit dem Pflichtprogramm fertig ist. Ich bin ja schließlich kein Mon… na gut, ich bin eins. Aber wenn er sich langweilt, ist er einfach unausstehlich. Soll er lieber eine Runde zocken, als mich ständig damit zu nerven, wie schlimm und ungerecht doch alles ist.
Ich habe die Wartung des Fleischsacks an ihn outgesourced. Ich finde derartige Beschäftigungen unwürdig. Aber wenn man einen menschlichen Körper für mehr als ein paar Tage benutzen will, kommt man nicht darum herum, ihm gelegentlich ein wenig Aufmerksamkeit zu schenken oder halt diese Aufgaben dem ursprünglichen Besitzer zu überantworten, so wie ich es tue. Er kennt die Bedürfnisse des Haufens aus Fleisch, Haut, Knochen und was sonst noch alles da drin steckt, schließlich am besten. Das Versprechen, ihm seinen Leib irgendwann wieder zur alleinigen Nutzung zu überlassen, hält ihn davon ab, etwas Unbedachtes wie Selbstmord oder derlei Dinge zu veranstalten. Aber mich beschleicht das Gefühl, er gibt die Hoffnung langsam auf. Ich muss aufpassen. Ich mag seinen Körper. Einen neuen zu suchen und sich mit dem Eigentümer auf die gemeinsame Verwendung zu einigen, ist eine lästige und langwierige Aufgabe. Benji hingegen kennt meine Wünsche mittlerweile und enttäuscht mich selten. Er weiß, dass es unangenehme Konsequenzen nach sich zieht, wenn ich mit seiner Arbeit unzufrieden bin. Sehr unangenehme Konsequenzen.
In der Zeit, in der er all die Dinge erledigt, die dafür sorgen, dass ich in der kommenden Nacht wieder über einen einwandfrei funktionierenden menschlichen Leib verfüge, widme ich mich meiner liebsten Freizeitbeschäftigung: Ich hocke mich auf den Boden, stecke die Earbuds meines altgedienten, aber treuen MP3-Players in die Ohren, mache meine Lieblingsmucke an, nehme den Laptop auf den Schoß und fahre ihn hoch. Ich weiß gar nicht mehr, was ich tagsüber getan habe, bevor das Internet erfunden wurde. Doch ich weiß es: Ich habe ferngesehen. Und noch früher gelesen. Aber diese jammervollen Zeiten sind glücklicherweise vorbei. Obwohl ich mich in meinem kleinen Bunker verschanze, kann ich mit Millionen anderen Menschen interagieren. Eine wirklich fantastische Einrichtung.
Ich durchstöbere meine Lieblingsdiskussionsforen und prüfe, in welchem davon ich gerade nicht gesperrt bin. Oh, und schon werde ich fündig. Bei einem meiner absoluten Favoriten ist gerade eine einmonatige Verbannung abgelaufen: eine Runde strenggläubiger Evangelikaler. Ich liebe Evangelikale. Die sind so humorbefreit, wenn es um ihren Glauben geht. Zu meinem tiefsten Bedauern haben die Admins fast alle meine früheren Posts gelöscht. Was für ein unsäglicher Vandalismus! Dann eben was Neues. Kurz überlegen … Ja, der ist gut. Ich eröffne einen neuen Thread und fange an zu tippen: ‚Wenn Maria Magdalena eine Prostituierte gewesen ist, war Jesus dann ein Zuhälter?‘ Nicht wahnsinnig kreativ, aber mit Sicherheit ausreichend, um die übrigen Nutzer wieder im Nu auf die Palme zu bringen. Oh, ich liebe das Internet! Schade, dass ich an all den wunderbaren Emotionen, die meine Beiträge hervorrufen, nicht persönlich teilhaben kann. Zusammen mit Wut und Hass in die Welt versprühte Essenz ist eine der süßesten, die man sich vorstellen kann. Ich stelle mir vor, wie ich darin bade. Wie gerne würde ich sie in mich aufnehmen. Aber das geht leider nicht. Die Nutzer sind über die halbe Welt verstreut. Zu weit weg, um an ihren Seelen zu knabbern. Doch es geht ums Prinzip. Nur ein Schwert, das regelmäßig geschärft wird, ist für die Schlacht bereit. Von daher sehe ich meine Tätigkeit im Netz als Trockenübung an, um in Form zu bleiben. Und ja … es macht höllischen Spaß!
Ich betrachte Benji eine Weile. Er hängt mit weit ausgebreiteten Armen diagonal über dem Sofa und pennt, die Playstation auf dem Schoß. Dabei ist die Sonne schon untergegangen. Jetzt bin ich dran.
Mein Blick fällt auf das offene Glas Erdnussbutter auf dem Boden. Ich nehme das Streichmesser heraus, belade es mit einer ordentlichen Portion und schmiere sie ihm ins Ohr.
Ein Grunzen kündigt an, dass meine Tätigkeit von Erfolg gekrönt ist. Er schlägt die Augen auf und packt sich mit der Hand in die Pampe an seiner Schläfe, hält sie anschließend vor sein Gesicht und schaut dann mich entgeistert an. „Du bist so ein infantiles Arschloch!“
„Guten Abend“, erwidere ich die freundliche Begrüßung. „Gut geschlafen?“
Er pult sich mit dem Finger die Erdnussbutter aus dem Gehörgang. „Ach, fick dich!“
„Na na na, was sind denn das für Ausdrücke?“ Ich reiche ihm den Schlüssel.
Er sperrt die Fußfessel auf und nimmt die Kette ab. „Na los! Bringen wir’s hinter uns!“
Ich hocke mich neben ihn. Tief durchatmen – nicht, dass ich in meiner wahren Form atmen müsste, aber es entspannt ungemein – und loslassen. Ich löse mich auf in pure, ungebundene Essenz. Das körperlose Dasein ist ungewohnt, unbefriedigend. Es fühlt sich falsch an. Schnell beenden. Ich fahre in Benjis Leib ein. Ich kenne ihn in- und auswendig. All seine kleinen Laster, Schwächen und Verfehlungen, sein schlechtes Gewissen, seine Ängste, all das sind Breschen für mich, über die ich seinen Geist packen und zur Seite schieben kann. Er versucht gar nicht erst, Widerstand zu leisten. Ich schlüpfe in seinen Körper wie in eine gut eingetragene Jacke. Oder Hose. Er ist noch da, irgendwo in einer Ecke seines Gehirns oder wo auch immer, aber zur Rolle des Zuschauers verdammt. Den aktiven Part übernehme ab sofort ich.
Was mir zuerst auffällt, ist ein ungewohntes Kribbeln im Ohr. Das mit der Erdnussbutter war möglicherweise ein wenig unbedacht. Aber was soll’s! Den Spaß war es wert.
Ich nehme die Playstation vom Schoß und stehe auf. Ein bisschen recken und strecken, den Kopf drehen, bis alle Halswirbel knackend an Ort und Stelle rutschen. Ah, wieder zu Hause.
Ich löse die Kette von der Kloschüssel, verstaue sie in der Kiste und prüfe mein Warenlager direkt daneben. Nur noch zwei Päckchen Koks und ein kümmerlicher Rest Heroin. Könnte knapp werden. Wird Zeit zum Einkaufen, bevor ich wieder auf die Piste gehe. Der Haken ist, dass mein Haus- und Hoflieferant gerade ein wenig unpässlich ist. Aber es gibt Alternativen. Wird ohnehin Zeit, dass ich da mal wieder Hallo sage. Ich zücke mein Handy und kündige mein Kommen mit einer kurzen Textnachricht an.
Ich stecke den kümmerlichen Drogenbestand ein, sammele meine Bargeldvorräte aus dem Versteck hinter der Klospülung und schließe das Tor auf. Yamaha rausschieben, Tür zumachen und das Ganze nochmal am Eingang zum Hof. Dabei natürlich den Stinkefinger für die Nachbarin nicht vergessen.
Auf der Straße schielen ein paar Schwarze in Gangklamotten zu mir rüber. Einer von ihnen kommt betont lässig auf mich zu, die Schritte im Takt des Hip Hops aus der obligatorischen Boombox seines Kumpels. Jared, der lokale Obergangster.
„Ey, was geht ab, Mann?“ Jedes seiner Worte hört sich an, als würde er zu der Musik – ich nenne es mal wider besseren Wissens so – mitsingen. „Haste’n bisschen Stoff?“
Das war zu befürchten. Miete ist fällig. Ich hole eines der Kokspäckchen aus der Tasche und reiche es ihm. „Sorry, das ist alles.“
Jared schaut ein wenig enttäuscht auf das einsame Plastiktütchen in seiner Hand. „Das reicht gerade mal für ’ne Woche.“
„Dann sehen wir uns wohl nächsten Dienstag wieder.“
Ein breites Grinsen entblößt seine versilberten Schneidezähne. „Ich sehe, wir verstehen uns, Mann.“
Ja, tun wir wohl. Natürlich wäre es mir ein Leichtes, dem Haufen unmissverständlich klarzumachen, wer sich hier an welcher Stelle der Nahrungskette befindet. Aber wenn der gesamte Trupp anrückt, schlimmstenfalls auch noch tagsüber, könnte das unangenehm werden und vor allem ungewollte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ich verspüre wenig Lust darauf, meine Haustür in einem Einsatzvideo der Cops zu bewundern. Außerdem prahlt Jared gerne damit, dass seine Familie gute Beziehungen zu den Bloods unterhält. Ich habe ihn tatsächlich mal zusammen mit ein paar Typen rumhängen gesehen, die rote Kopftücher trugen und recht eindrucksvoll bewaffnet waren. Mit denen sollte man sich selbst als Ausgeburt der Hölle nicht unnötigerweise anlegen. Also spiele ich mit. Als Gegenleistung hält seine Clique mir den Rücken frei, wenn sich Ärger anbahnt.
Nachdem der geschäftliche Teil erledigt ist, fahre ich noch einmal mit dem kleinen Finger durch die Ohrmuschel – saublöde Idee, das mit der Erdnussbutter –, lasse mich auf dem Motorradsattel nieder, werfe die Kiste an und schwirre ab.
So kurz nach Sonnenuntergang ist noch reichlich Verkehr auf den Straßen. Die Cops sind ebenfalls noch unterwegs, also halte ich mich geschwindigkeitstechnisch im Zaum, auch wenn es mir echt schwerfällt, der Verlockung von hundertfünfzig munteren Pferdchen zu entsagen.
Mein Ziel sind die Santa Monica Mountains. Vom Highway biege ich ab auf den Mulholland Drive. Die Yamaha heult gierig auf, als ich sie die Serpentinen hochjage, vorbei an Villen und palastartigen Prunkbauten, die den Eindruck erwecken, ich würde mich nicht in derselben Stadt befinden, in der ich losgefahren bin. Tja, L.A. halt.
Nach wenigen Meilen geht es in eine unscheinbare Nebenstraße, gesäumt von verwildertem Buschwerk. Erst an dem schmiedeeisernen Tor ein paar Kurven weiter wird offensichtlich, dass es sich nicht um einen Waldpfad handelt, sondern die Zufahrt zu einem recht ansehnlichen Anwesen. Ein beinahe mannshohes G ziert das Gitter. Bescheidenheit ist nicht unbedingt die hervorstechendste Tugend der Hausherrin.
Die Kamera über den Scharnieren ist jüngeren Datums, ein bedauernswerter Stilbruch mit dem ansonsten altehrwürdigen Erscheinungsbild. Ich grinse in die Linse und winke. Keine zehn Sekunden später ertönt ein Klacken und das Tor schwingt auf. Wie schon gesagt, ich stehe der modernen Technik durchaus aufgeschlossen gegenüber, aber die Zeit, als die livrierten Lakaien angelaufen kamen, um das Tor von Hand aufzuschließen, hatte auch ihren Reiz.
Mit einem beherzten Dreh am Gasgriff schleudere ich eine Ladung Kies durch die Gegend und fahre den Weg zu dem dreiflügligen Herrenhaus hinauf. Ein bisschen wohnlicher als meine Garagenbude, das gebe ich zu, aber schließlich ist die Eigentümerin auch keine Straßendealerin, sondern beliefert die Hälfte vom L.A.s Filmindustrie mit harten Drogen und anderen … Dienstleistungen.
Aus dem Eingang kommt mir Josh entgegen, die gute Seele des Hauses – na ja, ‚gut‘ im weitesten Sinne. Die einstige Bodybuilderstatur ist dem Mittsechziger noch deutlich anzusehen, ebenso wie die beiden unter dem Sakko verborgenen .44er. Für einen Menschen ist er angeblich ein recht ernstzunehmender Gegner. Vietnamveteran und so Sachen, Green Beret, munkelt man. Für einen Totschläger allerdings erstaunlich kultiviert. Sonst hätte er sich nicht so lange in Grorvakhs Diensten gehalten.
Ich stelle die Yamaha direkt vor der Treppe ab.
„Es ist gerade ungünstig“, begrüßt er mich. „Madame erwartet Besuch.“
Ich breite die Arme aus. „Tada! Ich würde sagen, ich bin Besuch, oder nicht?“
Er teilt meinen Sinn für Humor offensichtlich nicht. „Wenn Sie sich beeilen, wird sie Sie noch kurz empfangen. Sie ist im Ankleidezimmer und macht sich zurecht.“
Ich zucke die Achseln. „Na gut, dann eben nur ein Quickie.“ Ich deute nach oben. „Bemüh’ dich nicht! Ich kenn’ den Weg.“
Während Josh augenrollend das Motorrad zur Seite schiebt, nehme ich je zwei Stufen auf einmal und betrete die Eingangshalle. Wenn man auf Säulen und roten Marmor steht, ist man in der Villa Grorvakh definitiv gut aufgehoben. Ich hechte die Freitreppe hinauf in den ersten Stock und marschiere zügig durch den Korridor. Hinter einer der Türen erklingt mehrstimmiges Tussikichern. Vermutlich das Unterhaltungsprogramm für den erwarteten Besuch. Grorvakhs Partys sind weithin berühmt. Ach, wie gern würde ich einfach dort hinein … aber ich bin schließlich nicht zum Vergnügen hier. Außerdem würde die Chefin mir den Kopf abreißen, wenn ich mich ungefragt am Inventar vergreife. Und ja, das ist durchaus wörtlich gemeint.
Vor der Tür zu ihren Privatgemächern halte ich kurz inne und setze an zu klopfen … Ich schüttele den Kopf … Wo bleiben denn meine Manieren? Ohne mich vorab bemerkbar zu machen, stoße ich die Tür auf und hüpfe in den Raum. „Hallöchen!“
Die Gastgeberin wendet mir betont langsam ihr Gesicht zu und lächelt abfällig. „Du bist und bleibst ein Arschloch, Taz.“
Ich setze eine nachdenkliche Miene auf. „Das habe ich heute schon mal gehört.“
„Weil es stimmt.“ Mit einer knappen Handbewegung verscheucht sie die beiden spärlich bekleideten Kammerdiener, die gerade dabei waren, ihr verschiedene Kleider zu präsentieren. Die Jungs würden sich gut bei den Chippendales einreihen. Sie hat einen sehr erlesenen Geschmack in Bezug auf ihr Spielzeug. Insbesondere auf die Ausprägung gewisser Körperteile ihrer Bediensteten legt sie großen Wert. Ich schiele ein wenig abwärts und hebe unwillkürlich eine Augenbraue, als einer der Kerle an mir vorbeimarschiert. Wirklich beeindruckend.
„Also, was willst du?“
Ich schenke meine Aufmerksamkeit der Herrin des Hauses. Sie ist noch gänzlich unbekleidet und … Bleiben wir einfach bei der Bezeichnung ‚beeindruckend‘. Sie sucht ihre Wirtskörper üblicherweise unter aufstrebenden Filmsternchen aus und hält meist mehrere auf Vorrat, die sie täglich wechselt, so wie menschliche Frauen ihre Kleider. Wo sie die gerade unbenutzten Körper bevorratet, weiß ich nicht. Ich stelle mir irgendein finsteres Verlies in den Katakomben der Villa vor, aber genauso gut können sie sich auch in Luxusappartements irgendwo in einem der Seitenflügel des Gebäudes befinden.
Das heutige Exemplar ist etwas weniger üppig als ihre üblicherweise bevorzugten Modelle, aber überaus ansehnlich. Die kurzen dunklen Haare sind ein Bruch mit ihren alten Gewohnheiten. Kann man sich allerdings dran gewöhnen. Mit wiegenden Schritten kommt sie auf mich zu. Oh ja, in der Tat ansehnlich.
Ein schrilles Pfeifen weckt mich aus meiner Trance. „Hey! Meine Augen sind hier oben!“
„’Tschuldigung.“ Ich bemühe mich um ein gewinnendes Lächeln.
„Komm zur Sache! Ich habe nicht viel Zeit.“
„Ich brauche Stoff.