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Ein Reise- und Erfahrungsbericht mit vielen persönlichen Eindrücken über meine Tour auf den Mount Kilimandscharo im Jahr 2017. Der Trip führt über die landschaftlich sehr schöne und abwechslungsreiche Lemosho-Route zum höchsten Punkt Afrikas, dem Uhuru Peak. Mit zahlreichen Fotos und vielen praktischen Tipps für Nachahmer.
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Seitenzahl: 96
Veröffentlichungsjahr: 2021
Für meine Familie
Vorwort
Die Vorbereitungen
Vom Kulm zum Kilimandscharo
Welche Route ist die Richtige
Die Gefahren, Höhenkrankheit
Die Bedeutung des Namens Kilimanjaro
Ausrüstung, Packliste
Währung Impfungen, Kosten
Hinweise zum Buch
Vom Oberpfälzer Winter in den Tansanischen Sommer
Von Moshi zum Lemosho-Gate und zum Forrest-Camp
Vom Forrest-Camp zum Shira-Camp I
Vom Shira-Camp I zum Shira-Camp II
Vom Shira-Camp II zum Lava-Tower u. Barranco-Camp
Vom Barranco-Camp zum Karanga-Camp
Vom Karanga-Camp zum Barafu-Camp (Base-Camp)
Vom Barafu-Camp zum Uhuru Peak und zurück
Vom Barafu-Camp zum Millenium-Camp (High-Camp)
Vom Millenium-Camp zum Mweka-Gate
Zurück zur Kaliwa-Lodge
Ein großer Teetrinker war ich noch nie. Nur beim Anflug einer Erkältung oder einer Magenverstimmung flößte ich mir manchmal einen heißen Pfefferminztee - oder im schlimmsten Fall Kamillentee - ein. Mit einem Spritzer gutem, braunem Jamaica-Rum übrigens gar nicht so schlecht. Zum Glück bin ich nicht so oft erkältet. Guter Kaffee ist mir auf jeden Fall lieber. Schwarz und schön heiß muss er sein. Und aus frisch gemahlenen Bohnen natürlich. So wie man ihn aus Italien kennt. Italien, ja das Schöne warme Italien. Wär ich mal lieber nach Italien gefahren…
… mit beiden Händen umfasse ich meine blecherne Tasse. Die Handschuhe lass ich lieber an. Meine Finger sind trotz Handschuhen eisig kalt. Im Schein meiner Stirnlampe sehe ich den Tee noch etwas dampfen. Nur langsam dringt das bisschen Wärme aus der Blechtasse zu meinen Fingern durch. Es ist so windig das der Duft des Tees erst gar nicht bei meiner Nase ankommt. Egal, Hauptsache ich habe was Heißes. Aber da musst du schnell sein. Immerhin befinde ich mich momentan in einer Höhe von gut 5000 Metern über NN. Da wird selbst der heißeste Tee schnell zum Eistee. Es ist halb drei Uhr morgens und Stockdunkel. Ich sitze auf einem Stein und der eisige Wind bringt ein paar Schneeflocken mit.
Ach ja, ich vergaß zu erwähnen das ich gerade dabei bin den Gipfel des Mount Kilimandscharo zu erklimmen. Heute ist Sonntag, der 29. Januar 2017. Seit einer Woche bin ich nun unterwegs. Ich kann es immer noch nicht glauben dass ich wirklich jetzt hier oben bin. Doch mich friert – also ist es wahr.
Diese Geschichte beginnt aber nicht erst vor einer Woche. Sondern eigentlich schon vor über vierzig Jahren. Wir hatten zu Hause - wie Anfang der 1970er Jahre durchaus normal - einen Schwarzweiß Fernseher. Dieser hatte vier Programmtasten. Welch Luxus, gab es doch seinerzeit nur drei Programme! Egal. Und der kleinste im Familienkreise - das war ich – ersetzte meist die fehlende Fernbedienung. Jedenfalls lief da eines Sonntags nachmittags dieser eine Film, ein alter, langweiliger Schinken. Ich habe bis heute keine Ahnung wie dieser Film hieß und schaute auch nur desinteressiert zu – nur um eben `Fern zu sehen`. Und da sah ich zum ersten Mal diesen seltsamen Berg, mit der weißen Schneemütze. Mitten im heißen Afrika. Wie kann das sein das da unten die Landschaft einer Wüste gleicht während da oben Schnee liegt? So etwas konnte ich mir damals – als etwa siebenjähriges Dorfkind – nicht vorstellen!
Dies war mein erstes Zusammentreffen mit dem Kilimandscharo. Den Namen des Berges kannte ich aber damals noch nicht. Einige Jahre später – wir hatten nun Farbfernsehen incl. Fernbedienung – lief irgendwann eine Reportage über Afrikas Tierwelt. Und dabei sah ich wieder diesen prächtigen, schneebedeckten, offenbar riesigen Berg und hörte nun erstmals auch dessen Namen: Mount Kilimandscharo. Nun war meine Neugierde endgültig geweckt worden. Und ich wusste: Da will ich irgendwann hin! Jugendträume, Spinnereien die man sich halt vorstellt ohne groß darüber nach zu denken! Mein Wissen was Berge bzw. Gebirge angeht tendierte zum damaligen Zeitpunkt aber gegen Null. Im Erdkundeunterricht nahmen wir zwar die Vulkane durch. Doch ich wusste da ja noch nicht dass der Kilimandscharo ein erloschener Vulkan ist.
Ich musste – oder wollte – einfach mehr über diesen für mich rätselhaften Berg mit dem wohlklingenden Namen „Kilimandscharo“ erfahren. Nun muss man wissen welche eingeschränkten Möglichkeiten es damals im Vergleich zu heute hierfür gab. Gibt man heute bei Google den Suchbegriff „Kilimanjaro“ ein, bekommt man ca. 18 Mio. (!) Ergebnisse angezeigt. Zugleich erhält man Literaturvorschläge in jeglicher Art und Form sowie Hunderttausende Fotos oder Videos. Drei bis fünf Mouse-Clicks und ein gewünschtes Buch wäre schon bestellt und man hätte es spätestens übermorgen im Postkasten. Doch damals gab´s diese Möglichkeiten nicht. Erste Anlaufstelle war unsere katholische Pfarrbücherei in meinem Heimatort. Doch leider Fehlanzeige.
Also setzte ich mich irgendwann – ich war nun fünfzehn, vielleicht sechzehn – einfach nach der Schule aufs Fahrrad und machte eine Tour nach Weiden in die regional bekannte Buchhandlung Gollwitzer. Aufgeregt, fast andächtig, fragte ich dort nach einem Buch über den Kilimandscharo. Der Buchverkäufer wälzte eine riesige dicke Liste mit Buchtiteln lange hin und her – wurde aber darin nicht fündig. Der Seniorchef, ein Mann mit weißem Haar, in tadellosem Streifenanzug und einem noch tadelloserem Krawattenknoten, welcher mein Anliegen mitgehört hatte, schritt nun selbst zur Tat. Auf seine Frage: „In welchem Land liegt der?“ stammelte ich unwissend und gleichzeitig fragend nur: „…A - Afrika“!? „Sicher Kenia“, erwiderte er. Gollwitzer sen. recherchierte nun still in einem dicken Afrika-Buch. Ich wartete gespannt zwischen den meterhohen Bücherregalen. Endlich hatte er die Lösung: „… in Tansania, ja wirklich Tansania, nicht Kenia“. Ich selbst brachte nur ein erstauntes „… Aha“ heraus. Tatsächlich aber fand er nun, nach langer Suche, hoch oben in dem überdimensionalen Bücherregal, nur mit der Leiter erreichbar, ein Buch über den Kilimandscharo. Es war nur ein kleines Taschenbuch mit viel Text und ein paar wenigen bunten Bildseiten in seiner Mitte. „18 Mark und 80 bitte“. Wahrlich ein stolzer Preis für die damalige Zeit, zumal ich auch nur einen einzigen zwanziger dabei hatte. Und endlich hatte ich mein eigenes Buch über den Mount Kilimandscharo. Stolz packte ich es, mit einer Plastiktüte umwickelt, auf den Gepäckträger. Ich blickte während der Heimfahrt gewiss mindestens alle Hundert Meter einmal nach hinten, um sicher zu gehen dass sich die `Reliquie` noch auf dem Gepäckträger meines klapprigen Fahrrades befand.
Nach dem Studium des Buches war ich allerdings eher ernüchtert, ich glaube sogar enttäuscht. Von unwirtlichen Vulkanlandschaften, von Wolkenbrüchen, Kälte und Schnee, von wilden Tieren und sonstigen Gefahren, von mir unbekannten Krankheiten und gar bösen Geistern war da die Rede. Kein Wort von der Schönheit des Berges, den roten Sonnenuntergängen, den schimmernden, silberglänzenden Gletschern. Mein Traum den Kilimandscharo zu besuchen trat im Laufe meiner Jugend erst einmal in den Hintergrund. Andere Interessen taten sich auf. Schulabschluss, Ausbildung, Bundeswehr, Hauskauf, Familiengründung und zahlreiche Hobbys ließen keinen Platz für eine solche Unternehmung. Erst vor ca. fünf Jahren - also ungefähr ab 2012 – erinnerte ich mich an meinen Jugendtraum und die Sehnsucht nach dem Berg lebte wieder auf.
Und nun bin ich wirklich hier, blicke nach oben. Sehe hunderte Lichter der Stirnlampen derer die vor mir in einer langen Schlange langsam dem Gipfel entgegen stapfen. Ich sehe Millionen Sterne am afrikanischen Nachthimmel. Werde ich es bis zum Gipfel schaffen?
Farbenprächtiger Sonnenaufgang hinter dem Mawenzi. Nach einer eisigen dunklen Nacht gibt uns die Sonne nun wieder Kraft weiter in Richtung Gipfel zu gehen.
(* in Hochdeutsch: „Der Bub muss tun was der Bub tun muss“)
Nach all den Jahren reifte nun der Entschluss in mir, wirklich einmal eine Reise zum Kilimandscharo zu machen. Wohl bemerkt, ich wollte nur nach Tansania oder Kenia reisen um den Berg zu sehen. Wie auf den, mir seit meiner Kindheit bekannten Bildern, mit den Elefanten und Giraffen in der heißen Savanne und dahinter der riesige Berg mit seiner weißen Gletschermütze. An eine Besteigung dachte ich wirklich überhaupt nicht. Irgendwann stieß ich im Internet auf einen Reisebericht über eine Besteigung des Kilimandscharo. Von 20.000 und mehr Besteigungen pro Jahr war dort die Rede. Mit den notwendigen Bergführen und Gepäckträgern sollen sich sogar ca. 300.000 Menschen pro Jahr am Kilimandscharo bewegen.
2016: Tour auf den 2086 Meter hohen Krottenkopf bei Garmisch
Ich freundete mich seitdem immer mehr mit dem Gedanken an den Berg auch zu besteigen. Wenn 20.000 andere dies schaffen, dann könnte ich das doch auch? Tatsache war es nämlich dass ich mich seit dem Jahr 2010 regelmäßig in Form von Walken und Radfahren „bewegte“. Und ich kann von mir sagen dass ich mit 45 Jahren fitter war als mit 25 - und mit fast 50 noch fitter als mit 40! Die Fahrrad- und Wandertouren wurden immer länger. Ich hatte eine gute Kondition. So das ich nach und nach auch mit dem Bergwandern anfing.
2015: Ausblick von der Kampenwand (1664 Meter)
Das Internet war mir während der Vorbereitungsphase ein ständiger Begleiter und Ratgeber. Hier findet man wirklich alles was man über eine Reise zum Kilimandscharo wissen muss. Erfahrungs- und Reiseberichte, Tipps, Reisebestimmungen. Persönliche Erlebnisse – positiv und negativ. Irgendwann – könnte ca. 2014 gewesen sein – informierte ich mich wieder einmal im Netz über den Kilimandscharo. Und dort las ich von einem achtzigjährigen der den Berg bestiegen hat. Na dann sollte es doch für mich auch nicht unmöglich sein? Und da mein fünfzigster nun schon in Reichweite war, gefiel mir meine Idee diesen besonderen runden Geburtstag, auf dem Gipfel des Kilimandscharo zu verbringen. Die Recherchen zeigten dass dies vom Timing her möglich war, da täglich Reisegruppen zur Besteigung aufbrechen. Die Idee gefiel mir immer besser so dass dann irgendwann der tatsächliche innerliche Entschluss dazu folgte.
Ende 2015 wurden mein Plan dann konkret. Am 1. Mai 2017 wollte ich auf dem Gipfel – dem Uhuru Peak - stehen. Nun ist es aber so dass es am Kilimandscharo zwei Regenzeiten gibt. Eine „große“ von März bis Juni und eine etwas regenärmere von Oktober bis Dezember. Ausgerechnet Anfang Mai erreicht die Regenzeit mit durchschnittlich zwanzig Regentagen im Monat ihren Höhepunkt. Die Wahrscheinlichkeit zu meinem Fünfzigsten schönes Wetter bzw. gute Sicht zu haben war also verschwindend gering. In älterer Literatur kann man von Zeiten lesen in denen es zwei Wochen lang ohne Pause regnete! Beim Stamm der Chagga kannte man deshalb wundertätige Männer, die durch verschiedenste Zeremonien und Zauber dafür sorgten dass der Regen endlich wieder aufhörte. Das Kilimandscharogebirge ist hoch! Regen und Schnee, Gewitter und Windstürme, Dauernebel und Wetterstürze sind häufig. In den Bergwäldern des Kilimandscharo, besonders auf den südlichen Routen, kann man täglich, egal zu welcher Jahreszeit, mit Regenschauern rechnen. Lediglich die nördliche Rongai-Route bleibt meist trocken. Allerdings gibt es dort dann auch fast kein frisches Wasser.
Während der Regenzeiten ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch das man den Gipfel aufgrund Schneeverwehungen oder vereister Routen gar nicht erreichen kann. Schneestürme können in der Gipfelzone so gewaltig sein das Lebensgefahr besteht. Möglich ist auch das man zwar den Gipfel erreicht aber dann aufgrund Meterhoher Verwehungen und vereister Pfade nicht mehr absteigen kann. Selbst erfahrene Bergsteiger mussten hier schon aufgeben. Ich las Berichte in dem die Teilnehmer die gesamte Tour im Nebel und Dauerregen bewältigten. Eine Woche nur dichter Nebel und Feuchtigkeit von früh bis spät. Kein farbenprächtiger Sonnenaufgang, keine Aussicht vom Gipfel. Dieses Szenario brauchte ich nicht. Wenn ich schon die Reise antrat, dann wollte ich auch etwas sehen. So entschied ich mich die Besteigung außerhalb der großen Regenzeiten zu machen. Die besten Monate sind Juli und August. Hier gibt es sehr wenige Wolken und man kann mit schönen Aussichten und