Terrorismus A/D -  - E-Book

Terrorismus A/D E-Book

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Beschreibung

Cyberterrorismus ist kein neues Phänomen: nicht erst seit der Hochphase des islamistischen Terrors rund um 9/11 dürfte allgemein bekannt sein, dass alle Beteiligten - Staaten wie Terroristen - versuchen, digitale Entwicklungen wie das World Wide Web massiv für ihre Zwecke zu nutzen, beispielsweise auf der Propaganda- und der Rekrutierungsebene. Aufgrund dieser Entwicklungen ist auch der Begriff des Cyberkrieges nicht neu: "Cyber”-Phänomene dieser Art wurden in den letzten Jahren teilweise sehr intensiv ausgeleuchtet, Begrifflichkeiten geprägt - und Szenarien realisiert. Was bislang fehlte, war eine gleichberechtigte Analyse der Wechselwirkungen zwischen analoger und digitaler Lebensrealität, sprich: ein Ausleuchten der Pfade zwischen neuen Cyber-Phänomenen und „alter Welt". Das Digitale potenziert sowohl die Chancen als auch die Risiken, es löst sie jedoch nicht automatisch ab. Es erschien deshalb zwingend notwendig, den Terminus der Wechselwirkung besonders zu betonen und hier genauer hinzuschauen. Es geht nicht um Einbahnstraßen von analog nach digital, auch nicht um Ablösungen, sondern um permanentes Pendeln zwischen den Polen: Wie prägt eigentlich Digitalisierung ein kulturelles/rechtliches/soziales Bild von Terrorismus und wie prägt diese (erneuerte) Sichtweise wiederum die digitale (Anti-)Terror-Arbeit? Wie stark sind diese Wechselwirkungen in den unterschiedlichen Bereichen, welche Akteure dominieren bzw. werden dominiert, welche Faktoren spielen hier eine besondere Rolle und wann haben sich welche Wechselwirkungen überhaupt herausgebildet, manifestiert oder auch wieder aufgelöst? Seitdem klar geworden ist, daß man mit digitalen Möglichkeiten nun auch nicht-digitale Phänomene sehr präzise und wirkungsvoll analysieren kann (und nicht nur umgekehrt), erscheint die Ausleuchtung der Wechselwirkungen zwischen analoger und digitaler Sphäre geradezu unausweichlich.

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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar

Alle Rechte vorbehalten.Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Freigrenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und stra∂ar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Erschienen in der Reihe "Digitale Wissenschaft",März 2015Herausgegeben von Stephan G. Humer© 2015 beim CSW-Verlag,Hauffstraße 10, 71364 Winnendenwww.csw-verlag.com

Titelgestaltung CSW-VerlagTypografie und Satz CSW-VerlagSchrift Verina Sans Roman

ISBN 978-3-9412877-1-6Produced in Germany

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Der YouTube-Negativeffekt

1.   Der Fall The Innocence of Muslims

2.   Der „YouTube-Effekt“

3.   Problematisches „Medium“

4.   The Innocence of Muslims als Schimäre und Simulakrum

5.   Statt Counter-Narratives: Konterdeutungsrahmen

6.   Quellennachweis

Medium – Technik – Krieg

1.   Einleitung

2.   Terrorismus im Post-9/11-Kino

3.   Body of Lies

4.   Medium – Technik – Krieg: Der Spielfilm im Spannungsfeld der Ära des ‚Terrors‘

5.   Quellennachweis

Von der Oberfläche an die Substanz. Wie das Papier die Kontrolle verliert.

1.   Papier und zivile Ordnung (McLuhan)

2.   Von der Paper Route zur Paper Street

3.   Das Glatte und das Gekerbte (Deleuze, Guattari)

4.   Vom ‚kahlen‘ zum ‚haarigen Objekt‘ (Latour)

5.   Die „Krise der Linearität“ (Flusser)

6.   Quellennachweis

Unternehmen und Ungeheuer. Über Konzeptbereiche dominanter Terror-Metaphern.

1.   Einleitung

2.   Im Korpus dominante Konzeptualisierungen

3.   Unternehmens- und Ungeheuermetaphorik

3.1 Ungeheuermetaphern

3.2 Unternehmensmetaphern

4.   Fazit

5.   Quellennachweis

Der digitalisierte Passagier

1.   Überwachung im Flugverkehr als Puzzleteil eines „diffusen Gefühls des Beobachtetseins“

2.   Theoretische Vorüberlegungen

3.   Wer fliegt – und wer nicht?

4.   Die Wahrnehmung von Sicherheitsmaßnahmen im zivilen Luftverkehr

5.   Die Digitalisierung des Passagiers PNR als Stein des Anstoßes?

6.   Informationsaustausch als sozialraumunabhängiger Faktor

7.   Sicherheitsempfinden und Sicherheitsbedürfnisse im Sozialraum Flughafen – ein Resümee

8.   Quellennachweis

Das politische Ringen um das Ermittlungsinstrument 'IMSI-Catcher'

1.   Die Bedeutung des IMSI-Catchers für die innere Sicherheitspolitik

2.   Einsatzbereich und Nutzung des IMSI-Catchers

3.   Der erste Versuch zur Legitimierung des IMSI-Catchers 1997

4.   Die Aufnahme des IMSI-Catchers in das Bundesverfassungsschutzgesetz

5.   Der Weg hin zu einer Regelung für die Strafverfolgungsbehörden

6.   Schlussbetrachtung

7.   Quellennachweis

„Crime is crime is crime. It is not political“ Die Darstellung der politischen Gewalt des Nordirlandkonflikts durch die britische Regierung von 1969 bis 1981

1.   Die Internierung

2.   Der special category status

3.   Der Hungerstreik

4.   Quellennachweis

Vorwort

Cyberterrorismus ist kein neues Phänomen: nicht erst seit der Hochphase des islamistischen Terrors rund um 9/11 dürfte allgemein bekannt sein, dass alle Beteiligten – Staaten wie Terroristen – versuchen, digitale Entwicklungen wie das World Wide Web massiv für ihre Zwecke zu nutzen, beispielsweise auf der Propaganda- und der Rekrutierungsebene. Aufgrund dieser Entwicklungen ist auch der Begriff des Cyberkrieges nicht neu: “Cyber”-Phänomene dieser Art wurden in den letzten Jahren teilweise sehr intensiv ausgeleuchtet, Begrifflichkeiten geprägt – und Szenarien realisiert.

Was bislang fehlte, war eine gleichberechtigte Analyse der Wechselwirkungen zwischen analoger und digitaler Lebensrealität, sprich: ein Ausleuchten der Pfade zwischen neuen Cyber-Phänomenen und „alter Welt“. Das Digitale potenziert sowohl die Chancen als auch die Risiken, es löst sie jedoch nicht automatisch ab. Es erschien deshalb zwingend notwendig, den Terminus der Wechselwirkung besonders zu betonen und hier genauer hinzuschauen. Es geht nicht um Einbahnstraßen von analog nach digital, auch nicht um Ablösungen, sondern um permanentes Pendeln zwischen den Polen: Wie prägt eigentlich Digitalisierung ein kulturelles/rechtliches/soziales Bild von Terrorismus und wie prägt diese (erneuerte) Sichtweise wiederum die digitale (Anti-)Terror-Arbeit? Wie stark sind diese Wechselwirkungen in den unterschiedlichen Bereichen, welche Akteure dominieren bzw. werden dominiert, welche Faktoren spielen hier eine besondere Rolle und wann haben sich welche Wechselwirkungen überhaupt herausgebildet, manifestiert oder auch wieder aufgelöst?

Seitdem klar geworden ist, daß man mit digitalen Möglichkeiten nun auch nicht-digitale Phänomene sehr präzise und wirkungsvoll analysieren kann (und nicht nur umgekehrt), erscheint die Ausleuchtung der Wechselwirkungen zwischen analoger und digitaler Sphäre geradezu unausweichlich.

Nach zwei anregenden Tagen im März 2013 endete der zwölfte Workshop des Netzwerks Terrorismusforschung (NTF) mit dem Titel „Terrorismus A/D“ zur Zufriedenheit aller Beteiligten, so das einhellige Ergebnis. Über 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Behördenvertreter und Studierende diskutierten zwei Tage lang an der Universität der Künste (UdK) Berlin intensiv über ganz unterschiedliche Aspekte und Perspektiven der deutschsprachigen und internationalen Terrorismusforschung in Zeiten der digitalen Revolution. Zwar spielten die Wechselwirkungen zwischen Analog und Digital aufgrund der Ansiedlung des Workshops im Arbeitsbereich Internetsoziologie der UdK eine besondere Rolle, doch - wie es bei den Workshops des NTF üblich ist - beschränkte sich das Spektrum des Dargebotenen nicht auf diesen Aspekt. Zudem gab es diesmal (vorweg) eine ganz besondere Überraschung, nämlich die Umwidmung des eher unverbindlichen, aber doch im Laufe der Jahre immer stärker nachgefragten NTF in einen „klassischen“ eingetragenen Verein. Mit dieser Vereinsgründung, dem nunmehr zwölften Workshop und diesem ersten Sammelband soll das Fundament dieser erfolgreichen und bundesweit längst etablierten Idee weiter gestärkt werden.

Neun Forscherinnen und Forscher haben sich deshalb aus ganz unterschiedlichen Perspektiven den analog-digitalen Wechselwirkungen in den Bereichen Terrorismus, Extremismus und politische Gewalt gewidmet und liefern damit – mal mit reizvoller Detailfreude, mal mit herausfordernder Distanz - nicht nur inhaltlich spannende Einblicke in aktuelle Terrorismusforschungsvorhaben, sondern auch strukturell hoch relevante und dringend benötigte Denkanstöße. Ich möchte Ihnen deshalb – nicht nur in meiner Funktion als Vorsitzender des NTF e. V., sondern auch als Forschender im Arbeitsbereich Internetsoziologie – an dieser Stelle meinen ganz besonderen Dank aussprechen.

Schließlich möchte ich mich sowohl im Namen des NTF als auch der Autorinnen und Autoren ganz herzlich bei unserem Verleger und guten Freund Enno Coners bedanken, ohne dessen Engagement die Schriftenreihe „Digitale Wissenschaft“ schlicht nicht realisierbar gewesen wäre. Dieses außergewöhnliche und visionäre Engagement verdient in Zeiten permanenter struktureller Herausforderungen und unternehmerischer Risiken zweifellos besondere Anerkennung und kann kaum hoch genug eingeschätzt werden.

Stephan G. HumerBerlin im November 2014

Der YouTube-Negativeffekt:

Das Schmähvideo "The Innocence of Muslim" als Problemfall und Symptom des Web 2.0

Bernd Zywietz

1. Der Fall The Innocence of Muslims

Im Sommer 2012 wurde ein Video auf YouTube mit einer Länge von nicht ganz 14 Minuten zum Gegenstand der Erregung rund um den Erdball. "The Innocence of Muslims" (Die Unschuld der Muslime), Szenen-Zusammenschnitt bzw. „Trailer“ zu einem Langfilm, präsentierte mit bescheidenen Produktion- und schauspielerischen Mitteln Muslime nicht nur als christenhassenden Mob, sondern verunglimpfte auch den Propheten Mohammed, dessen „Lebensgeschichte“ der Film zu rekapitulieren vorgab. Ganz gleich, ob und wie sich die Heirat mit einer Minderjährigen und andere Affronts tatsächlich aus den Schriftquellen des Islam ableiten ließ: Allein die Art der Darstellung und das offenkundige Ziel der Verhöhnung des verehrten Religionsstifters als Hanswurst entfachte von Tunesien bis nach Indonesien eine Welle der Entrüstung, führte zu – bisweilen blutigen, freilich vor Ort mitunter geschürten und instrumentalisierten – Ausschreitungen. Auch der Sturm auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi am 11. September 2012, bei dem u.a. Botschafter Chris Stevens zu Tode kam, galt gemäß der amerikanischen Regierung eine Zeit lang als direkte Folge des Videos, ehe sich die Attacke als geplante Operation von al-Qaida herausstellte, die den Tod ihrer „Nr. 2“, Abu Yahya al-Libi, rächen wollte (der Libyer war am 4. Juni bei eine US-Drohnenangriff in Waziristan ums Leben gekommen). Politik, Medien und Gesellschaft reagierten ebenfalls. In Ägypten, Pakistan, Bangladesch und andernorts wurde "The Innocence of Muslims", wenn nicht gar der gesamte Zugang zu YouTube gesperrt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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