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Es kann nur einen geben! Das schottische Kult-Kochbuch – die TikTok-Sensation.
»The Hebridean Baker« ist mit über 10 Millionen Aufrufen seiner Rezeptvideos einer der großen TikTok-Stars im Bereich Kochen und Lifestyle. Coinneach MacLeods einzigartiger Stil und seine köstlichen traditionellen schottischen Backwaren haben ihm Fans auf der ganzen Welt eingebracht. In »The Hebridean Baker« teilt er nun sowohl seine fabelhaften Rezepte als auch faszinierende Geschichten über das Inselleben und macht Appetit auf Schottlands wilde und windgepeitschte Äußere Hebriden.
Die mit farbenprächtigen Fotos garnierten Rezepte konzentrieren sich auf das Beste der schottischen Küche und auf Gerichte, die schnell und mit einfachen Zutaten zubereitet werden können. Rustikales Backen, alte Familienrezepte, und dazu viele Erzählungen und Geschichten aus einer der spannendsten Gegenden Europas.
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Seitenzahl: 168
Veröffentlichungsjahr: 2023
»The Hebridean Baker« ist mit über 10 Millionen Aufrufen seiner Rezeptvideos einer der großen TikTok-Stars im Bereich Kochen und Lifestyle. Coinneach MacLeods einzigartiger Stil und seine köstlichen traditionellen schottischen Backwaren haben ihm Fans auf der ganzen Welt eingebracht. In »The Hebridean Baker« teilt er nun sowohl seine fabelhaften Rezepte als auch faszinierende Geschichten über das Inselleben und macht Appetit auf Schottlands wilde und windgepeitschte Äußere Hebriden.
Die mit farbenprächtigen Fotos garnierten Rezepte konzentrieren sich auf das Beste der schottischen Küche und auf Gerichte, die schnell und mit einfachen Zutaten zubereitet werden können. Rustikales Backen, alte Familienrezepte, und dazu viele Erzählungen und Geschichten aus einer der spannendsten Gegenden Europas.
COINNEACH MACLEOD
Aus dem schottischen Englisch von Susanne Kammerer
Die englischsprachige Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel »The Hebridean Baker« im Verlag Black & White Publishing, Edinburgh, UK.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
Deutschsprachige Erstausgabe November 2023
Copyright der Originalausgabe © Coinneach MacLeod 2021
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2023 btb Verlag
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Originally published in the English language in the UK by Black & White.
The moral rights of the Author have been asserted.
Covergestaltung: semper smile, München, nach einem Entwurf von Black & White, unter Verwendung eines Fotos von Euan Anderson
Alle Bilder, mit Ausnahme der hier aufgeführten, Copyright © Euan Anderson
Abb. 1, 2, 3 (unten), 4 (oben), 5, 6, 7 (oben), 8, 9 © Laurence Winram / Isle of Harris Distillery
Abb. 10 und 11 © Harris Tweed Hebrides Ltd
Abb. 4 (unten) © iStockphoto.com
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-29809-8V003
www.btb-verlag.de
www.facebook.com/penguinbuecher
A PhàdruigCha b’ urrainn dhomh a bhith aguscha bhithinn air seo a dhèanamh às d’ aonais.’S e sgioba air leth a th’ annainn. Mo thaingchridheil dhut airson creidsinn annam.Tha gaol agam ort, Coinneach xFür Pàdruig Ich hätte es ohne dich nicht gekonnt und auch nicht getan. Zusammen sind wir ein Team. Danke, dass du an mich geglaubt hast. Ich hab dich lieb. Coinneach x
Fàilte, ich bin der Hebridean Baker
Coinneachs Vorratskammer
Ein Hinweis
Wikinger & Türme
1 TRADITIONELLES AUS DER KÜCHE
Shortbread
Orangen-Clementinen-Marmalade
Aunt Bellags Duff
Dundee-Muffins
Atholl Brose
Grannys Griddle Pancakes
Treacle Tart mit Marmalade
Wildbeergelee »Streifzug durch die Natur«
Vegetarischer Haggis mit Whiskysoße
Mythen & Legenden
2 RUND UM DEN HAFER
Bride’s Bonn
Cranachan in der Schokoschale
Haferflockenschnitten mit Honig und Himbeeren
Schoko-Hafer-Crumbles
Overnight Oats Kirsche–Schoko
Herbst-Porridge mit Apfel-Birnen-Kompott
Gebackenes Marmalade-Hafer-Töpfchen
Kleine Hafermännchen
Herzhafter Haferbrei
Schottischer Flammeri
Monolithe & Machair
3 AUS DEM BACKOFEN
Carrot Cake mit Kardamom
Zitronen-Mohn-Rolle
Ingwerkuchen
Gewürz-Tee-Kuchen
Rabarbrakake
Pastinakenkuchen
Bra Braw Buns
Victoria Sponge mit Rhabarber-Vanillecreme-Füllung
Morvens Apfelkuchen
Madainn Mhath Buns
Hummer & Lämmer
4 VOM LAND ZUM MEER
Erbsensuppe mit Haxenfleisch
Cullen Skink zur Burns Night
Gin Gravadlax mit Rote-Bete-Apfel-Salat
Zucchini-Scones
Tattie Scones
Hebridean Pasty
Shepherd’s Pie mit Lamm und Ale
Mac(Leod) ’n’ Cheese mit Hummer
Perlgraupenrisotto mit Blutwurstcroûtons
Seòras & Lieder
5 KLEINE LECKEREIEN
Biscotti mit Heidekraut
Millionaire’s Shortbread
Custard Creams
Macaroons
Florentiner
Hielan’ Coos – süße Hochlandrinder
Chocolate Ginger Snaps mit Lemon Curd
Chocolate Honeycombs
Tablet mit Vanille
Pògan Beaga
Cheviot-Schafe & Webstühle
6 CRUMBLES & DESSERTS
Himbeertorte »Caledonian Forest«
Sticky Toffee Pudding
Brotpudding mit Marmalade
Himbeer-Pavlova mit Harris Gin
Feigen-Ingwer-Crumble
Selbstgemachte Vanilla Custard
Apfel-Amaretti-Crumble
Bramble Bàrr
Veganer Milchreis mit Rhabarberkompott
Gedämpfter Pudding mit Heidehonig
Stürme & Spirituosen
7 SLÀINTE
Uisge-Beatha-Eiscreme
Der Cèilidh-Martini
Whisky-Tiramisu
Hot-Toddy-Petits-Choux
Schokomousse mit Orange und Whisky
Jura-Trüffel
Brombeer-Whisky
Gaelic Coffee
Schokokuchen mit Stout-Bier
Cèilidh & Kilts
8 BACKEN ZUM FEST
Granny Annags Christmas Cake
Heißer Gin-Toddy
Haferkekse mit Mincemeat
Tipsy Laird – Himbeer-Vanille-Trifle
Sausage Rolls mit Pork & Black Pudding
Black Bun – Früchtekuchen im Teigmantel
Hebridean Hogmanay
Steak-Pie zum Neuen Jahr
Eine Playlist zum Backen
Danke …
The Hebridean Baker online
Schließ die Augen. Was siehst du, wenn du an die Äußeren Hebriden denkst?
Einen einsamen Strand, den du an einem wild stürmischen Tag entlangläufst? Steigst du mit einem fröhlichen kleinen Hund an deiner Seite einen mit Heidekraut überwucherten Hügel hinauf? Nippst du bei einem Cèilidh an deinem Whiskyglas, während gälische Musik gespielt wird? Oder sitzt du bei deiner Tante am warmen Ofen und wartest darauf, dass der Kuchen fertig ist? Für mich sind es all diese Dinge gleichzeitig, und noch viele mehr … sie sind die Inspiration hinter jeder einzelnen Seite dieses Buches.
Fàilte, ich bin der Hebridean Baker.
Mein Name ist Coinneach MacLeod, und meine Heimat ist die Isle of Lewis – die nördlichste Insel der Äußeren Hebriden in Schottland. Meine Liebe zum Backen lässt sich nur mit meiner Liebe zu der Insel vergleichen, auf der ich geboren wurde – was das Schreiben dieses Kochbuchs für mich zu einer ganz besonderen Erfahrung voller Demut macht. Rezepte und Geschichten von den Inseln zu teilen, fühlt sich an wie ein wahr gewordener Traum. Die Hebriden sind eine unvergleichliche Speisekammer: Whisky, Meeresfrüchte, Fleisch und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse gehören zum Besten, was du jemals essen wirst, und ich hoffe, du entdeckst ein kleines Stückchen meiner Hebriden zwischen diesen Seiten, ob du nun in Brooklyn, Vancouver, Perth oder Berlin lebst.
Am allerbesten fände ich es, wenn du durch dieses Buch zu folgenden drei Dingen angeregt werden würdest:
1Komm auf die Hebriden! Als Donald Dewar, das inzwischen verstorbene Staatsoberhaupt Schottlands, der Insel Lewis seinen ersten Besuch abstattete, traf er eine ältere Frau, die gerade auf ihrer Croft, einem Stück gepachteten Land, in Uig an der Westküste der Insel arbeitete. Er fragte sie, ob sie sich »abseits« fühle. Sie hob den Kopf und antwortete ihm: »Abseits wovon?« Ja, wir mögen abgeschieden leben, aber wir fühlen uns nicht im Abseits – wir sind Teil einer Gemeinschaft –, und möglicherweise bin ich voreingenommen, aber für mich ist hier der schönste Ort auf Erden. Ich werde dir auf den nächsten Seiten Geschichten über unsere Inseln, ihre Kultur und Sprache, ihre Traditionen und Legenden erzählen.
Denn ihr alle, die ihr die Inseln bereist, werdet unvergessliche Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Ob ihr inmitten eines 5000 Jahre alten Steinkreises steht oder zum ersten Mal die gälische Sprache hört, ob ihr perfekt gefertigte Harris-Tweed-Meterware auseinanderfaltet oder den frischsten Hummer genießt, den ihr je gegessen habt, ob ihr bei eurem ersten Cèilidh-Tanz von einem stämmigen Schotten im Kilt herumgewirbelt werdet oder euch bei einem Spaziergang durch eins unserer wunderschönen Dörfer fragt, ob eure Vorfahren vielleicht einmal denselben Weg genommen hatten: Es ist Zeit für DEINE Geschichte mit den Hebriden!
2Entspann dich. Die Dänen haben hygge erfunden, was sich als ein unbestimmtes Gefühl von Behaglichkeit beschreiben lässt. Sich in einer warmen Decke vors Kaminfeuer kuscheln und am Tee aus der Lieblingstasse nippen, während draußen ein Sturm tobt. Ein Lebensstil, der sich heilsam und positiv anfühlt und aus Zutaten wie Zusammengehörigkeit, im Jetzt leben und sich wohlfühlen besteht.
Und was heißt hygge auf Gälisch? Nun ja, eine direkte Übersetzung gibt’s davon nicht, aber ich würde den Begriff blàths verwenden, was so viel wie Herzlichkeit, Güte und Zufriedenheit bedeutet. Im Gälischen existiert eine Redewendung Beiridh blàths air luaths, was übersetzt »Es gibt für alles eine Zeit« heißt.
Mein perfekter blàths-Tag? Der beginnt mit einem Spaziergang hinunter zum Strand, wo ich dem Brausen des Meeres zuhöre. Später schaue ich aus dem Fenster, wo ich Peter dabei zusehe, wie er den Garten umgräbt und sein Gemüse setzt. Ich hole all meine Kochbücher aus dem Regal und überlege, was ich als Nächstes backen werde. Dann setze ich mich an den Ofen und lerne die Melodie eines alten gälischen Lieds. Warum versuchst du’s nicht auch mal für einen Tag? Vielleicht ist blàths genau der Lebensstil, den du gesucht hattest …
3Probier ein paar von meinen Rezepten aus. Bei meinen Rezepten handelt es sich durchweg um einfache, kleine Backwerke mit einer übersichtlichen Auswahl an Zutaten, die gesund sind und glücklich machen – etwas, das du zubereitest, wenn dein bester Freund oder deine beste Freundin zu Besuch kommt. Die Rezepte sind rustikal, sie sollten schmecken, wie sich eine herzliche, dicke Umarmung (mit extra Vanillesoße!) anfühlt, und wenn du eins probierst, wirst du sofort verstehen: Homemade is always best – »Selbst gemacht ist immer am besten«. Nichts macht mich glücklicher als ein Tag in meiner Küche, an dem ich alte Familienrezepte ausprobiere, traditionelles Gebäck oder Klassiker mit meiner ganz persönlichen schottischen Note zubereite – deshalb findest du in diesem Buch all meine Lieblingsrezepte. Von Cranachan, Shortbread und Clootie Dumpling über Whisky-Eiscreme und Brotpudding mit Marmalade bis zu einer Auswahl an Cocktails, perfekt für deine eigene rauschende Hogmanay-Party!
Lass deinen inneren schottischen Bäcker raus! Auf geht’s, schalt den Ofen an, blättere dieses Buch durch und suche dir ein Rezept aus – sie sind alle ganz köstlich, so viel kann ich dir versprechen …
Es liegt mir sehr am Herzen, einheimische Erzeugnisse von den Hebriden und vom schottischen Festland zu verwenden. Lokal angebaute Lebensmittel zu verzehren bedeutet, sich für Nahrung zu entscheiden, die genau dort angebaut wurde, wo man lebt. Und jedes Mal, wenn du das tust, investierst du in die Gemeinschaft vor Ort und in die Menschen, die diese Gemeinschaft ausmachen. Hier habe ich einige meiner Lieblingserzeuger qualitativ hochwertiger Lebensmittel aufgeführt, die ich gern in meiner Küche und für die Rezepte in diesem Buch verwende.
Charles MacLeod Butchers
charlesmacleod.co.uk
Hier gibt’s den besten Stornoway Black Pudding und die herzlichste Begrüßung auf der ganzen Insel!
Isle of Harris Distillery
harrisdistillery.com
Harris Gin wird nicht nur in einer besonders schönen und charakteristischen Flasche angeboten, sein typisches Aroma erhält er durch den von Hand geernteten einheimischen Zuckertang.
Jura Whisky
jurawhiskey.com
Mein Lieblingswhisky wird auf der kleinen Insel Jura destilliert. Gönn dir eine Flasche ihres achtzehnjährigen Whiskys und genieße ihn zu einem besonderen Anlass.
Hamlyns of Scotland
hamlynsoats.co.uk
Ich beginne meinen Tag gern mit einer Schüssel Porridge. Sowohl für die traditionelle warme Zubereitungsweise als auch für Overnight Oats verwende ich die Marke Hamlyns.
Isle of Skye Sea Salt
isleofskyeseasalt.co.uk
Die reinen Salzkristalle, die aus dem mineralstoffreichen Meerwasser des Loch Snizort auf der Isle of Skye gewonnen werden, besitzen eine charakteristische Konsistenz und verleihen meinen herzhaften Gerichten ein Plus an Geschmack.
Golspie Mill
golspiemill.co.uk
Es ist mir ein Anliegen, Biomehl für meine Rezepte zu verwenden. Golspie Mill in Sutherland ist eine der ganz wenigen traditionellen wasserkraftbetriebenen Mühlen, die in Schottland noch in Betrieb sind – und mein Lieblingsvollkornmehl herstellen!
Stag Bakeries
stagbakeries.co.uk
Wenn ich ein Inselpicknick plane, schaue ich gern bei der Stag Bakery in Stornoway vorbei, um ein paar Leckereien mitzunehmen. Ihre Algenplätzchen und Haferkekse landen jedes Mal in meinem Einkaufskorb!
Scottish Bee Company
scottishbeecompany.co.uk
Schottischer Heidehonig wird von Bienen produziert, deren bienenfreundliche Bienenkörbe in Heidemooren in Schottland aufgestellt sind. Keine zwei Chargen gleichen einander, und dieser geschmeidige, süße Honig ist perfekt zum Aromatisieren deiner Tees, Porridges und Kuchen.
In diesem Buch verwende ich bestimmte Zubereitungs- und Backtechniken, die für mich gut funktionieren, du gehst die Dinge vielleicht auf eine andere Weise an, die genauso gut funktioniert. Und wenn du beispielsweise gerne Walnüsse im Carrot Cake hättest, dann wirf sie rein – ich find’s super, wenn du meine Rezepte nach deinen eigenen Ideen abwandelst! Hier noch ein Hinweis.
Wenn ich die folgenden Grundzutaten für ein Rezept aufführe, handelt es sich – falls nicht anders angegeben – immer um …
Butter – ungesalzen.Eier – mittelgroß.Milch – Vollmilch.Zucker – extrafein.Wie es wohl gewesen wäre, wenn ich am 2. Juli 1266 auf den Hebriden aufgewacht wäre? Ich hätte meine lèine (Tunika) angelegt, hätte mit meiner Familie Porridge gefrühstückt, um dann den Weg in die Berge einzuschlagen und meine Schafe um mich zu sammeln. Vermutlich wäre es einfach nur ein weiterer wunderschöner Sommermorgen gewesen, doch an diesem Tag wurde Geschichte geschrieben. Im einige Hundert Kilometer entfernten Perth wurde ein in lateinischer Sprache verfasstes Dokument unterzeichnet, das bescheinigte, dass ich nun nicht länger Norweger war, sondern: Schotte.
Die Morgen im 13. Jahrhundert sind wohl gar nicht so anders abgelaufen verglichen mit den Sommern, während denen ich in den 1980er-Jahren auf der Insel aufwuchs. Während sich mein Vater und meine Brüder in Richtung Berge aufmachten, stieg ich in unser Ruderboot auf dem Loch am Ende unseres Ackerlands. Ich kannte den Pfad durchs Wasser gut, auf dem ich die Felsen umschiffen konnte und auf dem die Strömung mich weg von den Häusern des Dorfs und hin zu einer winzigen Insel trug. Wenn ich näher herankam, überragte mich ein Broch, ein eisenzeitlicher Rundturm aus Stein. Der Ausgangspunkt meiner Abenteuer. Dùn Cromore, ein 2000 Jahre vor meiner Geburt erbautes Rundhaus im Atlantik, war mein Spielplatz.
Viele glauben, es handele sich um eine Festung, um einen Zufluchtsort für die Dorfbewohner in unruhigen Zeiten. Ich erklomm die Außenmauern und stellte mir dabei vor, wie es für die Dorfbewohner gewesen sein musste, als sie zum ersten Mal sahen, wie die Wikinger in ihren Booten anlegten und sich ihnen über die Hügel näherten. Sie kamen nicht mit friedlichen Absichten. In der Heimskringla-Saga hielt der isländische Schriftsteller Snorri Sturluson die Abenteuer von Magnus Barfuß, des Königs von Norwegen, fest:
In Lewis Isle with fearful blaze
The house-destroying fire plays;
To hills and rocks the people fly,
Fearing all shelter but the sky.
In Uist the king deep crimson made
The lightning of his glancing blade;
The peasant lost his land and life
Who dared to bide the Norseman’s strife.
Ich war immer davon überzeugt gewesen, dass ich eines Tages einen Wikingerschatz auf der Insel finden würde. Ein Stück Hacksilber in Form einer Brosche oder sogar einen Wikingerhelm. Stattdessen pflückte ich die Brombeeren, die wild an den Steinmauern des Brochs wuchsen, ruderte wieder nach Hause und malte mir aus, wie ich die Dorfbewohner einen weiteren Tag vor einem Angriff bewahrt hatte. Ich frage mich, ob es an diesen Kindheitserlebnissen gelegen haben mochte, dass ich mich Jahre später, als ich fürs Studium die Insel verließ, für ein Studium des Altisländischen entschied. Und vermutlich hat es ebenfalls damit zu tun, dass ich mich the Beardy Baking Viking from the Outer Hebrides, den bärtigen backenden Wikinger von den Äußeren Hebriden, nenne!
Nach Hunderten von Jahren begannen die niedergelassenen Wikinger schließlich, in ihren Segelschiffen übers Nordmeer nach Hause zurückzukehren. Nicht länger wurden wir den Suðreyjar, den südlichen Inseln Norwegens, zugerechnet, sondern den Äußeren Hebriden, dem nordwestlichsten Teil Schottlands. Im 9. Jahrhundert hatten die Wikinger unsere Inseln erreicht. 450 Jahre lang benannten, besetzten und verwalteten sie sie und wurden auf ihnen begraben. An besagtem Tag im Jahre 1266 jedoch stimmte der schottische König Alexander III. zu, König Magnus von Norwegen die Summe von 4000 Merks zu zahlen, um die schottische Souveränität über die Äußeren Hebriden sicherzustellen.
Zu diesem Zeitpunkt waren die gälische und die nordische Kultur bereits untrennbar ineinander verwoben, der Einfluss der Wikingerära hat sich sowohl kulturell als auch linguistisch dauerhaft manifestiert – bis zum heutigen Tag. Die gälisch sprechenden Bewohner der Hebriden entlehnten dem Altnordischen zahlreiche Worte und adaptierten sie, um ihre Dörfer, Berge und Inseln zu benennen. Diese Begriffe spiegelten wider, wie wichtig beiden Kulturen Landwirtschaft, Meer und Landschaft waren. Von den 126 Dorfnamen auf der Insel Lewis sind 99 Prozent rein altnordischen Ursprungs.
Habost leitet sich vom altnordischen Wort Hábólstaðr (»High Farm«) ab, Vágr, was »bay« (Bucht) bedeutet, taucht in Stjornavagr auf, dem Wort für »Steering Bay«, aus dem Stornoway wurde. Der hohe Stellenwert des Meeres wird deutlich an so wunderschönen Namen wie Salmon Island, Laxay, und Herring Point, Shieldinish.
Den Einfluss der Wikinger lässt sich jedoch nicht nur an Ortsnamen festmachen, sondern auch an unseren Familiennamen. Wenn ich mich auf Gälisch vorstelle, tue ich dies mit den Worten »Hàlo, is mise Coinneach MacLeòid«. Ins Englische übersetzt bedeutet das: »Hello, my name is Kenneth MacLeod« (»Hallo, ich heiße Kenneth MacLeod«). Im Altgälischen oder Altwestnordischen des 13. Jahrhunderts würde ich mich jedoch sinngemäß als »Hallo, mein Name ist Schöner, Sohn von Hässlicher« vorstellen. Nun gut, mein armer Vater war nicht gerade der attraktivste Mann der Insel, aber das geht jetzt doch zu weit! Coinneach leitet sich ab vom altgälischen caoin, was »schön« bedeutet, Mac heißt übersetzt »Sohn« und Leod stammt vom altnordischen Ljótr, dem Wort für »hässlich«. Wenn mir also auf der Straße jemand zuruft: »Hey, Hässlicher!«, grinse ich und winke ihm – und frage mich: Wie kam er jetzt darauf?
In meinen Zwanzigern lebte ich in London, und wenn ich Heimweh hatte, nahm ich die U-Bahn zur Tottenham Court Road, um dem British Museum einen Besuch abzustatten. Ich war immer richtig aufgeregt, wenn ich zur dritten Etage hinauflief, wo ich mir die berühmten Lewis-Schachfiguren in ihrem Glaskasten anschaute. Ich konnte stundenlang dort stehen, sie voller Ehrfurcht anstarren und den Leuten zuhören, die neben mir standen, gefesselt vom Zauber dieses bemerkenswerten Schatzes.
Vor fast 200 Jahren verfolgte Calum MacLeod an einem Strand an der Westküste von Lewis eine eigensinnige Kuh. Im Sand stieß er auf einen Holzkasten mit 78 Schachfiguren, der sehr wahrscheinlich im 12. Jahrhundert von marodierenden Wikingern dort versteckt worden war.
Die aus Walrosselfenbein und Walzähnen geschnitzten Figuren stammen vermutlich aus Trondheim in Mittelnorwegen.
Die Türme, allgemein bekannt als die »Berserker«, sind meine Lieblingsfiguren. Sie sind als Fußsoldaten dargestellt, die in ihre Schilde beißen. In der Heimskringla-Saga wird beschrieben, wie Óðinns Kämpfer sich in Berserker verwandelten: Sie versetzten sich in einen rauschhaften Zustand der Raserei, dazu gehörte auch das Beißen in ihre Schilde, und stürzten sich in die Schlacht.
Calum stellte sie in seinem Kuhstall in Uig aus, bevor er den ganzen Kasten mit den Schachfiguren für nur £30 verkaufte. Vielleicht hätte er sie lieber behalten sollen: Im Jahr 2019 wurde eine der Figuren – ein Mann mit Helm, Schild und Schwert –, die in Edinburgh in einer Schublade »verschollen« gewesen war, auf einer Auktion für knapp $1 Million versteigert.
Inzwischen muss ich nicht mehr nach London reisen, um die Schachfiguren zu bewundern, da nun nach 150 Jahren, die sie von der Insel getrennt waren, sechs der Figuren zurück auf den Äußeren Hebriden sind und im Museum nan Eilean auf Lewis ausgestellt werden. Wenn du zufällig mal auf Lewis haltmachst, kannst du sie dir auch anschauen.
Auf dem Weg hierher solltest du die Fähre nehmen. Ich weiß nicht genau, an was es liegt, aber wenn ich den Fuß auf ein Schiff setze, habe ich immer das Gefühl, ich stürze mich in ein Abenteuer. Ein Flugzeug oder ein Zug hätten niemals dieselbe Wirkung auf mich. Und während du dich auf dem Wasser zwischen dem schottischem Festland und den Inseln der Äußeren Hebriden befindest, wird dir vielleicht bewusst, warum diese Inseln von den Wikingern unter anderem Havbredey – das altnordische Wort für »Inseln am Rand des Meeres« – genannt wurden.
Wenn man diese drei oder vier Stunden an Deck der Fähre der Caledonian MacBrayne Ferries zubringt und den Wellen dabei zusieht, wie sie sich an den Schären brechen, während das Festland hinter einem verschwindet, ist es unmöglich, dabei nicht seinen inneren Wikinger zu spüren. Und dass man sich gerade auf eine Suche, auf eine Pilgerreise einlässt.
Jede Insel ist einmalig, jede besitzt ihre eigene Identität und Eigenart, ganz zu schweigen von ihren unterschiedlichen Landschaften. Erinnere dich an die schottische Redewendung Beiridh blàths air luaths – Es gibt für alles eine Zeit. Und die solltest du dir auch für diese Inseln nehmen. Schlendere entspannt den Strand auf der westlichen Seite der Insel Berneray entlang, genieße ein heißes Getränk aus deiner Thermosflasche, während du auf dem Cromore-Wanderweg an der südöstlichen Küste von Lewis deinen Blick über Stangraidh schweifen lässt, oder jage mit den Wellen des Atlantiks um die Wette, nachdem du vom Strand auf Vatersay losgesurft bist. Oh, und habe ich schon die 5000 Jahre alten Menhire von Callanish erwähnt?