The Last Sunrise - Anna Todd - E-Book

The Last Sunrise E-Book

Anna Todd

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Beschreibung

Ein Sommer wie ein Neuanfang

Mit farbig gestaltetem Buchschnitt - nur in limitierter Erstauflage der gedruckten Ausgabe (Lieferung je nach Verfügbarkeit)


Die 23-jährige Oriah »Ry« Pera sehnt sich danach, ihr Leben endlich voll auszukosten. Zwischen chronischen Gesundheitsproblemen und ihrer überfürsorglichen Mutter fühlt sie sich oft gefangen, auch wenn ihr augenscheinlich alles zu Füßen liegt. Als ihre Mutter jobbedingt nach Spanien fliegt, wittert Ry die Chance auf einen Sommer, der alles verändern könnte. Ihr erster Schritt in Richtung Freiheit führt sie allein an den Strand. Dort trifft sie auf Julián, einen charmanten Spanier, der so ganz anders ist als sie und der in Ry ungeahnte Gefühle weckt. Mit seiner unwiderstehlichen Art lockt Julián sie aus ihrem Schneckenhaus und zeigt ihr seine Welt voller Abenteuer und Leidenschaft. Doch während die Tage verfliegen, werden ihre Gegensätze immer mehr zu einem Problem. Bis Rys gesundheitlicher Zustand sich drastisch verschlechtert.

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EPUB
MOBI

Seitenzahl: 542

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Das Buch

Die 23-jährige Oriah »Ry« Pera sehnt sich danach, ihr Leben endlich voll auszukosten. Zwischen chronischen Gesundheitsproblemen und ihrer überfürsorglichen Mutter fühlt sie sich oft gefangen, auch wenn ihr augenscheinlich alles zu Füßen liegt. Als ihre Mutter jobbedingt nach Spanien fliegt, wittert Ry die Chance auf einen Sommer, der alles verändern könnte. Ihr erster Schritt in Richtung Freiheit führt sie allein an den Strand. Dort trifft sie auf Julián, einen charmanten Spanier, der so ganz anders ist als sie und der in Ry ungeahnte Gefühle weckt. Mit seiner unwiderstehlichen Art lockt Julián sie aus ihrem Schneckenhaus und zeigt ihr seine Welt voller Abenteuer und Leidenschaft. Doch während die Tage verfliegen, werden ihre Gegensätze immer mehr zu einem Problem. Bis sich Rys gesundheitlicher Zustand drastisch verschlechtert.

Die Autorin

Anna Todd (Autorin/Produzentin/Influencerin) ist die NEWYORKTIMES-Bestsellerautorin der AFTER-Serie. Anna war schon immer eine begeisterte Leserin und begann schließlich, über Wattpad eigene Geschichten zu veröffentlichen. AFTER wurde mit über zwei Milliarden Reads zur meistgelesenen Serie auf der Plattform. Die Printausgabe von AFTER wurde 2014 erstveröffentlicht. Danach erschien die Serie in 35 Sprachen, verkaufte weltweit über 12 Millionen Exemplare und ist ein internationaler Nummer-1-Bestseller. Anna Todd war als Produzentin und Drehbuchautorin an den Verfilmungen von AFTERPASSION und AFTERTRUTH beteiligt. 2017 gründete sie das Unterhaltungsunternehmen Frayed Pages Media, um innovative und kreative Arbeiten für Film, Fernsehen und Verlagswesen zu produzieren. Die aus Ohio stammende Anna lebt derzeit mit ihrer Familie in Los Angeles.

Lieferbare Titel

After passion

After truth

After love

After forever

Before us

Nothing more

Nothing less

Imagines

Spring Girls

The Brightest Stars – attracted

The Brightest Stars – connected

The Brightest Stars – beloved

After passion Teil 1 Graphic Novel

After passion Teil 2 Graphic Novel

ANNA TODD

THE LASTSUNRISE

Roman

Aus dem Amerikanischen von Bettina Hengesbach

WILHELMHEYNEVERLAGMÜNCHEN

Die Originalausgabe THELASTSUNRISE erschien erstmals 2025 bei Gallery Books, an Imprint of Simon & Schuster, LLC, USA.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.Liebe Leser*innen,dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte. Deshalb findet am Ende des Buchs eine Triggerwarnung. Achtung: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch. Wir wünschen allen das bestmögliche Leseerlebnis.Anna Todd und der Heyne Verlag

Deutsche Erstausgabe 05/2025

Copyright © 2025. The Last Sunrise by Anna Todd. Published by arrangement with Bookcase Literary Agency.

Copyright © 2025 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

[email protected]

(Vorstehende Angaben sind zugleich

Pflichtinformationen nach GPSR)

Redaktion: Catherine Beck

Umschlaggestaltung: zero-media.net, München

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-33597-7V001

www.heyne.de

An alle, die den verschlungenen und komplizierten Pfad der Vergebung entlangschreiten – möget ihr Hoffnung auf den Seiten dieser Geschichte finden. An die einsamen Herzen, die sich nach Verbundenheit und Verständnis sehnen – möget ihr die Liebe und die Akzeptanz finden, die ihr euch wünscht und verdient. Möge dieses Buch euch an die Kraft der Heilung, der Selbstliebe und der unbestreitbaren Schönheit zweiter Chancen erinnern; und daran, euch von den Erwartungen anderer und – noch wichtiger – euch selbst frei zu machen.

Playlist:

Where’s My Love, SYML

It’s Always Been You, Caleb Hearn

Here’s Your Perfect, Jamie Miller

Those Eyes, New West

Drunk Text, Henry Moodie

Everything, everywhere, always, Elijah Woods

The 1, Taylor Swift

Bleed, The Kid Laroi

Satellite, Harry Styles

Cinnamon Girl, Lana Del Ray

Yes or No, Jungkook

Pluto Projector, Rex Orange County

Closure, Henry Moodie

We Can’t Be Friends, Ariana Grande

Ready For Love, India.Arie

Memory Lane, Haley Joelle

Oceans & Engines, NIKI

The Truth Untold, BTS

Sunday Morning, Maroon 5

I Don’t Know You Anymore, sombr

Give Me Your Forever, Zac Tabudlo

Off My Face, Justin Bieber

My You, Jungkook

U Got It Bad, Usher

Only, LeeHi

Let it Go (acoustic), James Bay

Invisible String, Taylor Swift

Pick up The Phone, Henry Moodie

Dancing With Your Ghost, Sasha Alex Sloan

Blames on Me, Alexander Stewart

Fallin’, Isaac Hong

Atlantis, Seafret

Good Graces, Sabrina Carpenter

Sunset, DAVICHI

Infinitely Falling, Fly by Midnight

Big Girls Don’t Cry, Fergie

Prolog

Während ich mich leicht wie eine Feder treiben lasse und eins mit den Wellen werde, schließe ich die Augen. Ich lasse das warme, salzige Wasser meine Furcht und mein Schicksal fortspülen und die Kontrolle über meine Traurigkeit und meinen Schmerz gewinnen. Mein Körper ist mir zum Feind geworden. Vielleicht war er das schon immer, aber mittlerweile habe ich diese Tatsache akzeptiert. Die Waagschale der Gerechtigkeit hat sich geneigt, und ich kann es kaum ertragen – die Ungerechtigkeit, den Groll. Der einzige Ort, an dem ich nur ein weiterer Bestandteil der Erde bin, ist hier im Wasser. Das Meer schert sich nicht um Krankheit oder Gesundheit, um Leben oder Tod, um Liebe oder Hass. Es ist im Gleichgewicht, verändert sich stetig, sehnt sich nie nach mehr oder weniger, als es hat, verweilt und stagniert niemals. Es tost unaufhörlich, lässt uns einfach weiter treiben.

Wäre ich nicht eine solche Zynikerin, würde mich seine Fähigkeit zu vergeben inspirieren, aber mittlerweile bin ich verbittert und finde es schwer, etwas so Anmutiges und Schönes wertzuschätzen. Etwas, das so naiv ist und sich so leicht ausnutzen lässt. Wasser hat nichts Pompöses oder Luxuriöses an sich, und obwohl unser Überleben von ihm abhängt, gehen wir nachlässig mit ihm um, verschwenden und verschmutzen es. Dennoch kommt es immer wieder zu uns zurück, um uns zu nähren und uns am Leben zu halten, während wir alles daransetzen, es zu zerstören. Wäre ich das Meer, würde ich ohne jegliche Reue jeden Zentimeter dieser Welt fortschwemmen.

Kapitel eins

Der Pinglaut des Anschnallsignals im Flugzeug holt mich in die Realität zurück. Langsam öffne ich die Augen und heiße das Sonnenlicht willkommen, das durch das kleine Fenster hereinfällt. Die Flugbegleiterin nähert sich mit einem warmherzigen Lächeln und klackernden Absätzen, ehe sie sich zu mir herüberbeugt. Sie duftet nach Kokosnuss und Sonne, obwohl wir bereits seit zwölf Stunden in der Luft sind. »Brauchen Sie noch irgendetwas, bevor wir landen, Miss Oriah?«, fragt sie.

Ich schüttele den Kopf und danke ihr still.

Ihr Akzent ist wunderschön, vielleicht italienisch? Da ich auf dem Flug die meiste Zeit schlief, habe ich während unserer Reise über den Nordatlantik kaum mit ihr gesprochen. Ich hoffe, ihr damit das Leben erleichtert zu haben und dass meine Mutter sie während unseres Privatflugs nicht allzu sehr auf Trab gehalten hat.

Als meine Mutter mir verkündete, dass wir fliegen würden, was ich bisher nur ein paarmal getan hatte, freute ich mich auf das rege Treiben im überfüllten Flughafen. Ich könnte die Unterhaltungen von Fremden verfolgen und Leute beobachten. Selbst auf die Schlangen aus gestressten Fluggästen, die ihr Haus zu spät verlassen hatten und sich ächzend und schnaufend ihren Weg durch die Sicherheitskontrolle bahnten, freute ich mich. Das Chaos kam mir aufregend vor, doch SetCorp, die Firma meiner Mom, hat uns freundlicherweise einen ihrer vielen Privatjets nach Spanien zur Verfügung gestellt. Darüber würde ich mich bei niemandem außer bei meiner Mom beschweren, aber mir kommt es ein wenig extravagant und verschwenderisch vor.

Die Reise verlief reibungslos, ruhig und luxuriös, genauso wie meine Mom ihre Businesstrips liebt.

Als ich sie nun auf dem Sitz gegenüber anschaue und feststelle, dass sie gerade dabei ist, ihren dunkelroten Lippenstift aufzufrischen, bin ich nicht mal annähernd überrascht. Sie hat ihr Handgepäck mit Beauty-Produkten gefüllt, um nicht auf das unumstößliche Ritual ihrer Skincare-Routine verzichten zu müssen. Zwar bewundere ich ihre Disziplin, die sich durchaus bezahlt macht, aber mir genügen ein paar Schritte am Morgen. Für mehr fehlt mir die Energie. Auch wenn ich Menschen im Internet noch so gern dabei zusehe, wie sie abends ihre teuren Produkte auftragen, wäre dieser Aufwand für mich selbst unrealistisch.

Ich beuge mich vor und umfasse den Griff der großen Dior-Tasche meiner Mom, auf die ihr Name gestickt ist – ein weiteres Geschenk von ihrem Boss. Dann hole ich eine Packung Abschminktücher hervor, ziehe eins heraus und wische mir damit über mein ungeschminktes Gesicht. Der Geruch von Gurke erfüllt meine Sinne und bringt mich zum Niesen, was Mom kurzzeitig in leichte Panik versetzt. Meine empfindliche Nase sollte ihre geringste Sorge sein, aber dennoch ruft selbst ein Niesen meinerseits eine Reaktion bei ihr hervor.

»Ich habe ein Video gesehen, in dem es hieß, dass diese Abschminktücher unsere natürliche Hautbarriere beschädigen und ölbasierte Reiniger empfehlenswerter sind«, erklärt sie nun, wobei ihre dunklen Augen erst die Tücher und dann mich betrachten. Sie behält stets den Überblick über jeden Beautytrend und befolgt alle Ratschläge gewissenhaft. Ich dagegen bin eher der Typ, der sich Videos von Katzen und Menschen ansieht, die hinfallen.

Lächelnd ziehe ich ein weiteres Tuch aus der Packung. »Ich hab gerade keinen Ölreiniger zur Hand, aber für die Zukunft werde ich es mir merken.«

Sie lächelt und verdreht angesichts meines Sarkasmus nachsichtig die Augen.

Wir waren schon immer vollkommene gegensätzlich, und daran wird sich auch nie etwas ändern. Zwar existieren wir still in der Welt der anderen, aber sind nicht richtig miteinander verbunden. Ein kleiner Hoffnungsschimmer keimt in meiner Brust auf, dass sich dies ändern könnte, sobald wir in ihrem Geburtsort eintreffen. Dass dies ihren Schutzwall zumindest teilweise niederbrechen wird.

»Hast du deine Medikamente genommen?« Ihre Stimme klingt ein wenig erschöpfter als gewöhnlich, da sie während des gesamten Flugs gearbeitet hat. Sie ist immer in einem Call, einem Zoom-Meeting oder nimmt Sprachnotizen auf, sodass ich gelernt habe, ihre Stimme in neunundneunzig Prozent aller Fälle auszublenden.

Nun nicke ich und verdränge den Anflug von Schuldgefühlen. Ihr Blick geht zu der Flugbegleiterin, die nickt und mich damit in meiner Lüge unterstützt.

Ich lächele sie an. »Hast du wenigstens ein bisschen geschlafen?«, frage ich.

Sie verschließt den Lippenstift wieder und macht ein Schmatzgeräusch. »Ich werde heute Abend nach unseren Meetings schlafen. Schließlich will ich meinen Rhythmus nicht durcheinanderbringen.«

Welcher Rhythmus? Sie schläft nie, das weiß ich ganz genau. Ich verdrehe die Augen und sehe sie unverwandt an, um sie wissen zu lassen, dass ich es ihr nicht abkaufe.

Vollkommen unbeeindruckt geht sie dazu über, Mascara auf ihre langen Wimpern aufzutragen. Sie bewegt die kleine Bürste hin und her und betupft die feinen Härchen in den Augenwinkeln mit der tiefschwarzen Paste.

Derweil setze ich wohl überlegt meine Kontaktlinsen ein, denn ich will die ständigen Kommentare über meine Augen vermeiden, die wohl selbst am anderen Ende der Welt kein Ende nehmen würden. Dann lehne ich mich seufzend zurück und blicke zum Fenster hinaus auf das beruhigende und lebhafte tiefe Meer unter uns. Schon in zehn Minuten werden wir landen, und ich kann mir das Lächeln, das an meinen Lippen zupft, nicht verkneifen. Endlich ist er gekommen, mein Sommer der Freiheit, mein großes Abenteuer. Meine Geschichte des Erwachsenwerdens beginnt mit dreiundzwanzig, und ich habe mich nie bereiter gefühlt. Wie bei einer Hauptfigur eines Neunziger-Jahre-Films wird diese Reise lebensverändernd sein. Endlich werde ich herausfinden, wer ich bin, was der Sinn des Lebens ist … Mich vielleicht sogar verlieben. Ich lache leise und bedecke meinen Mund angesichts dieses absurden Gedankens. Wie sinnlos das wäre!

»Ist es nicht einfach atemberaubend?«, fragt die Flugbegleiterin leise.

Ich nicke und betrachte mit offenem Mund den Ausblick – und wir sind noch nicht einmal gelandet. »Es ist mein erstes Mal in Europa. Ehrlich gesagt habe ich sogar noch nie die USA verlassen«, erkläre ich ihr.

Ihre haselnussbraunen Augen weiten sich. »Wirklich?«, fragt sie ungläubig.

»Ja. Ich weiß, es muss aussehen, als würde ich oft verreisen, wenn man sich den Privatjet anschaut, mit dem wir die Ozonschicht beschädigen, und die Skincare-Routine meiner Mutter, aber ich war bisher nur in ein paar Flugzeugen, und zwar niemals zum Spaß. Aber ehrlich gesagt, erinnere ich mich kaum daran.« Den Grund dafür erwähne ich nicht, denn Mitleid ist das Letzte, was ich gebrauchen kann.

Sie lacht, und dann betrachten wir beide meine Mom in all ihrer Schönheit. Gerade steckt sie sich ein paar dicke goldene Kreolen an. Sie ist auf Angst einflößende Art atemberaubend, wie eine bösartige Königin, aber dennoch ist sie eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen habe. Und das weiß sie. Eine Sache, die ich an Mom bewundere, ist ihr Selbstvertrauen. Nicht nur, was ihr Aussehen betrifft, sondern auch ihre Fähigkeit, von weniger als nichts zu einer der bestbezahlten Frauen in der Branche aufzusteigen. Zwar gibt es ohnehin nicht viele Frauen, die sich auf Investment und die Entwicklung von Luxus-Ferienunterkünften spezialisiert haben, aber es ist dennoch eine große Leistung.

»Sie werden es hier lieben«, fährt die Flugbegleiterin fort und lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

Ich grinse von einem Ohr bis zum anderen. »Das hoffe ich. Ich bin ja so aufgeregt! Sie müssen einen Pass voller Stempel haben. Arbeiten Sie schon lange als Flugbegleiterin?«

Sie holt einen dunkelroten Reisepass mit der Aufschrift Italiana hervor. Ich hatte also recht, sie kommt aus Italien. Sie blättert durch viele Seiten voller Stempel und reicht ihn mir schließlich. »Ich habe meiner Zwillingsschwester versprochen, dass ich für uns beide um die Welt reisen würde«, erzählt sie mit einem kleinen, stolzen Lächeln.

Ich fahre mit dem Finger über den Stempel aus Paris, den ich auf einer der Seiten entdeckt habe.

»Es ist schade, dass man heutzutage nicht mehr so viele Stempel bekommt, aber man sollte sie sich einfach selbst kaufen und auf die Seiten drücken. Das tue ich auch mittlerweile«, berichtet sie.

»Ihre Schwester muss unendlich glücklich darüber sein, dass Sie so viel rumgekommen sind.« Russland, Brasilien, Mexiko – die Stempel und Visa nehmen kein Ende, und ihr Pass hat doppelt so viele Seiten wie meiner.

»Sie ist … letztes Jahr gestorben.«

Verdammt!

»Das tut mir so leid. Ich …«

Sie schüttelt den Kopf, wobei ihr das dunkle Haar von den Schultern fällt. »Keine Sorge, ich möchte nicht, dass Ihnen das unangenehm ist. Die Mienen der Leute verändern sich immer plötzlich, wenn ich über meine Schwester spreche, aber sie hatte Frieden mit ihrem Schicksal geschlossen, und manchmal fühlt sich ihr Tod an wie eine Erleichterung. Ich hatte wunderschöne Zeiten mit ihr und habe lebensverändernde Erinnerungen mit ihr gesammelt, die ich für immer wertschätzen werde. Ich bin dankbar für all diese Erfahrungen und die Zeit, die ich mit ihr hatte. Sie war ein Geschenk für mich, und nicht alle Geschenke sind für die Ewigkeit.«

Einen Moment lang denke ich über ihre Worte nach. Was für eine gesunde Art, etwas zu betrachten, das mit einem so intensiven Stigma behaftet ist! Der Tod ist immer gefürchtet, aber ihre Ansicht finde ich erfrischend.

»Sie haben recht. Wenn es darum geht, einen nahestehenden Menschen zu verlieren, spüren wir so viel Angst und ziehen oft voreilige Schlüsse, aber Sie machen es genau richtig. Es ist toll – Sie sind toll.« Meine Worte sind aufrichtig, denn mit einem Mal wünsche ich mir, ich selbst hätte diese Sichtweise gehabt, als ich den Menschen verloren habe, der mir abgesehen von meiner Mutter am nächsten stand.

»Danke.« Ihre bronzefarbenen Wangen färben sich leicht rosig, und sie umfasst sanft meine Hände, als sie ihren Pass wieder entgegennimmt. »Sie werden Ihren bald auch füllen. Das ist erst der Anfang.«

Ich schweige, denn es gibt nichts zu erwidern. Also lehne ich mich zurück, um den Ausblick zu genießen, während wir uns der Landebahn nähern.

»Das ist erst der Anfang«, wiederhole ich ihre Worte, als die Räder des Flugzeugs am Boden aufkommen.

Kapitel zwei

Die Fahrt zum Hotel dauert ungefähr eine halbe Stunde, die Mom telefonierend verbringt. Ich blicke aus dem Fenster und versuche, jeden Funken Schönheit einzufangen. Dass ich hier in Europa bin, in Spanien, auf der wunderschönen Insel Mallorca, kann ich immer noch nicht glauben. Es ist so anders als alles, was ich aus Texas gewohnt bin und das, was ich mir im Vorfeld ausgemalt habe. Keine Street-View-Bilder von Google Maps, Instagram-Reels oder TikToks konnten mich auf die Realität vorbereiten. Die Luft im Auto ist kühl, aber dennoch kann ich das Meer riechen. Als wir am Hotel ankommen, ist es ebenfalls schöner, als es im Internet wirkte. Es sieht aus wie ein Schloss, denn es besteht gänzlich aus Stein und steht direkt am Meer, sodass man die rauschenden Wellen schon von der Einfahrt aus hört.

Eine Reihe luxuriöser Autos hat sich auf dem Kopfsteinpflaster vor dem Hotel gebildet, und die Hotelangestellten öffnen so schnell unsere Türen, nehmen unser Gepäck entgegen und begleiten uns hinein, dass ich kaum zu Atem komme.

In der Lobby bietet uns ein gut aussehender Mann mit weißem Hemd und khakifarbener Leinenhose einen Begrüßungsdrink an. Er ist dunkelrot mit viel Eis und einer riesigen Orangenscheibe am Glasrand.

»Calimandria für Sie. Es ist unsere Spezialität – unglaublich köstlich und erfrischend. Willkommen auf Mallorca.« Er schenkt uns ein warmherziges Lächeln, als ich nach dem Drink greife.

Meine Mutter drückt leicht mein Handgelenk und schiebt das Glas in ihre Richtung. »Du solltest nicht …«

Energisch ziehe ich das Glas wieder zu mir heran. »Es ist auch mein Sommer, weißt du noch? Und es ist nur ein Drink.« Ich bemühe mich um einen flehenden Ton, doch ich werde das verdammte Getränk so oder so trinken.

Mit einem schweren Seufzen greift sie nach dem anderen Glas und hält es in die Höhe, um mit mir anzustoßen.

Mit einem Anflug von Traurigkeit wird mir bewusst, dass wir uns noch nie zugeprostet haben und es vermutlich auch nie wieder dazu kommen wird. Geh nicht immer vom Schlimmsten aus, sage ich mir und setze ein Lächeln auf.

»Auf deinen Sommer – unseren Sommer – an meinem absoluten Lieblingsort. Ich hoffe inständig, dass du Erinnerungen fürs Leben sammeln wirst. Lass es uns gemeinsam genießen?«

Ich nicke lächelnd und nehme einen Schluck von dem eiskalten Cocktail. Er ist leicht bitter, jedoch auf eine Art, die süchtig macht. Er schmeckt so frisch und exotisch.

Schon jetzt habe ich den Eindruck, dass ich anfange, mich auf dieser Insel in eine andere Frau zu verwandeln, obwohl wir gerade erst angekommen sind. Ich lasse mich leicht von den kleinen Dingen beeinflussen und hoffe, dass es genau diese sind, die jeden Moment hier noch bedeutsamer machen werden.

»Hier entlang, Mrs. Pera.« Der Mann, der uns die Drinks gebracht hat und immer noch das leere Tablett hält, wedelt mit der freien Hand durch die Luft.

Ich folge seinem Blick zur Rezeption, als meine Mom ihn korrigiert. »Miss.«

Niemand steht hinter der Rezeption, als wir uns nähern. Moms Handy klingelt, woraufhin sie sofort in ihrer Tasche danach sucht, während wir warten und den Rest unseres Cocktails trinken.

Als ich das Glas geleert habe, reiche ich es wieder dem Mann, und meine Mom tut es mir gleich. Dann stütze ich den Unterarm auf den Tresen und versuche, meinen knurrenden Magen zu ignorieren, während der Alkohol langsam Wirkung zeigt.

Ich zucke vor Überraschung zusammen, als eine junge Frau mit knallroten Locken hinter der Theke zum Vorschein kommt.

»Sorry.« Sie stößt ein lautes Lachen aus.

Der Klang ist derart einzigartig, dass ich sofort lächeln muss, und ihre Augen sind von einem so hellen Grün, dass ich mich frage, ob sie farbige Kontaktlinsen trägt. An einem ihrer Augen ist ein halb fertiger schwarzer Lidstrich gezeichnet, in der Hand hält sie einen Eyeliner. An ihrem Augenlid klebt ein glänzendes Stück Tesafilm.

»Ich hab dieses Tutorial auf TikTok gesehen, bei dem man Klebeband verwendet, um sich die perfekten Cat Eyes zu schminken.« Ihre Stimme klingt genauso energiegeladen wie ihr Lachen. »Aber ich hab den Dreh noch nicht raus … wie man unschwer erkennen kann.« Sie zuckt mit den Schultern und strahlt von einem Ohr bis zum anderen.

Mom tippt ächzend mit ihrer Kreditkarte auf die Theke, während ich das Namensschild der jungen Frau lese. Amara. Was für ein hübscher Name, der noch dazu so gut zu ihr passt.

»Sorry … sorry, Mrs. …«, setzt sie an, aber Mom schneidet ihr das Wort ab.

»Miss Pera. Nicht Mrs.«

»Sorry, sorry.« Amara senkt den Blick auf den Marmortresen, auf dem ihr Computer steht.

»Schon in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen, sie ist nur angespannt, weil sie während des gesamten Flugs nicht geschlafen hat«, versuche ich die Rezeptionistin zu beruhigen. »Und die Anrede Mrs. ist ein wunder Punkt für sie.«

Mom ist nicht immer unfreundlich zu Fremden, aber wenn sie es ist … ist es unglaublich peinlich. Manchmal scheint sie zu vergessen, dass sie einst nichts hatte. Ebenso wie sie ihre Muttersprache vergessen zu haben scheint, als wollte sie beweisen, dass sie mit diesem Ort und ihrer Vergangenheit nichts mehr zu tun hat.

Amara bemüht sich, nicht zu lachen oder sogar zu lächeln, doch sie kann sich nicht zurückhalten.

Ich grinse mit ihr auf Kosten meiner Mutter.

»Wir haben die Suiten gebucht. Zwar über SetCorp, aber mein Name ist Isolde Pera, und beide Zimmer laufen auf meinen Namen.« Mom schiebt ihr die Kreditkarte zu.

»Ohhh, SetCorp-Leute höchstpersönlich. Dann sind Sie ja streng genommen meine Chefin. Sehr schick«, erwidert Amara voller Humor.

Gott, ich liebe die Energie und das Feuer dieser Frau jetzt schon, obwohl ich sie erst seit ein paar Minuten kenne. Sie ist ziemlich direkt und verstellt sich offenbar nicht, obwohl sie in einem Luxushotel arbeitet und jeden Tag mit ungehobelten reichen Leuten in Kontakt treten muss. Ich liebe authentische Menschen, die mir in meiner kleinen Welt traurigerweise nur selten begegnen, spüre aber jetzt schon, dass ich von ihr und ihrem sorglosen Selbstbild inspiriert bin.

»Hier sind Ihre Zimmerschlüssel.« Amara reicht uns zwei kleine Holzplättchen.

»Was ist das?« Mom nimmt den runden Gegenstand in die Hand und untersucht ihn von allen Seiten.

»Da wir ein nachhaltiges Hotel sind, stellen wir unsere Schlüssel aus recycelten Holzpartikeln her. Wir verwenden keine Einwegplastikflaschen und kompostieren sogar das Essen, das auf den Tellern übrig bleibt. Damit sind wir eines der ersten Hotels auf der Insel, das derart umfassende Maßnahmen ergreift«, erklärt sie.

Mom, die offensichtlich versucht, alle neuen Informationen zu verarbeiten, nickt und sieht ein wenig verwirrt aus, aber ich bin mir sicher, dass sie gleich in ihrem Zimmer den europäischen Ökotrend googeln wird. Der ist in Dallas zwar noch nicht angekommen, doch das ändert sich hoffentlich eines Tages, und wie ich meine Mutter kenne, wird sie gewiss einen Weg finden, mit SetCorp Profit daraus zu schlagen.

Als wir dem Pförtner durch die Lobby folgen, versuche ich alle Details in mich aufzusaugen. Es gibt so vieles zu sehen, und ich kann nicht glauben, dass dies mein Zuhause für den Sommer sein wird. Die Wände in der Eingangshalle bestehen alle aus grauem Stein, vom Boden bis zu den hohen Decken. Ottomanen und Sofas sind überall in der weitläufigen Lobby verteilt, riesige Spiegel hängen an den Wänden, dazu Kronleuchter, die von etwas eingehüllt sind, das aussieht wie Moos, an der Decke. Überall sind Pflanzen verteilt – es ist modern und erdig und wunderschön. Ich möchte nicht darüber nachdenken, wie viel Geld SetCorp dafür ausgibt, dass wir so lange hier unterkommen können, da die Hälfte des Hotels von diesem Team belegt wird, aber der Grund, aus dem wir gekommen sind, wird dies zehnfach wieder wettmachen. Immerhin ist das Isolde Peras Spezialgebiet. Und da ihnen das Hotel gehört, können sie es wahrscheinlich ohnehin steuerlich absetzen. Wieder einmal ein Beispiel dafür, wie die Reichen immer reicher werden.

Als ich vom Fahrstuhl aus der lebhaften Frau an der Rezeption zum Abschied zuwinke, ruft sie mir hinterher, dass ich mich jederzeit an sie wenden kann, falls ich mich langweile, während sich die Fahrstuhltüren bereits schließen.

In der zehnten Etage öffnen sie sich langsam wieder, und ich gehe durch den Flur, wobei ich die Leuchtnummern auf dem Boden vor den einzelnen Türen lese. In diesem Stockwerk scheint es nur ein paar Zimmer zu geben, doch natürlich befinden sich die von Mom und mir direkt gegenüber.

»1011 bietet den besten Ausblick in den Garten und 1012 den besten Ausblick auf die Straße und die Küste«, erklärt der Pförtner.

Zu Hause in Dallas haben wir einen wunderschönen ruhigen Garten, doch ich will Menschen sehen und hören und mich fühlen, als sei ich ein Teil der Stadt.

»Kann ich bitte 1012 haben?« Ich bin mir sicher, beide Zimmer sind spektakulär, aber wenn man mir schon die Wahl lässt, entscheide ich mich gern.

»Wenn es dir zu laut wird, können wir ja tauschen«, versichert mir Mom.

Der Pförtner öffnet die Tür mit seinem eigenen hölzernen Chip und rollt meinen Koffer hinein.

Das Erste, was mir auffällt, ist die hohe Decke und wie hell es in dem Raum ist. Die dicken waldgrünen Vorhänge sind geöffnet, sodass die Sonne auf den Holzfußboden scheint. Es gibt einen Wohnzimmerbereich mit einer Couch und zwei Sesseln, einem Sofatisch und einem Fernseher an der Wand. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, mir hier irgendetwas anzuschauen, aber vielleicht werde ich ihn trotzdem mal einschalten, um die Möglichkeit nicht zu verschwenden. Die Farbtöne des Raums – grün, beige, cremefarben und braun – haben eine beruhigende Wirkung auf mich und lassen mich das Unbehagen darüber, dass ich so lange in einem derart teuren Hotel übernachten werde, vergessen. Schon jetzt fühle ich mich in gewisser Weise wie zu Hause, obwohl ich ein aufgeregtes Kribbeln unter der Haut spüre.

»Wow! Das ist … die Suite ist wunderschön«, sage ich zu Mom und drehe mich zu ihr um, um ihr zu danken. Allerdings muss ich feststellen, dass sie schon verschwunden ist.

Keine große Überraschung. Ich zucke mit den Schultern, denn in Wahrheit bin ich erleichtert, mir ungestört alles ansehen zu können. Ich berühre die Möbel im Wohnzimmer, ehe ich den Schlafbereich betrete. Auf dem Bett sind mehr Kissen verteilt, als ich zählen kann, alle wirken fluffig wie Wolken. Als ich mich darauf fallen lasse, verschmilzt mein Körper mit der weichen Matratze. Ich strecke Arme und Beine aus und bewege sie auf und ab, als würde ich einen Schneeengel machen. Als ich zur Decke hinaufblicke, fühle ich mich, als müsste meine Brust jeden Moment vor Freude explodieren. Habe ich mich jemals so lebendig und wach gefühlt?

Ich drehe mich auf die Seite und schaue durch das riesige Fenster zu den Menschen auf der Straße hinaus. »Nope. Auf keinen Fall«, beantworte ich meine eigene Frage.

Kapitel drei

Nachdem ich den Koffer ausgepackt und all meine Kosmetikartikel im Bad verteilt habe, erlebe ich die längste, wärmste und erfrischendste Dusche meines Lebens. Dann checke ich auf dem Handy meinen Google-Kalender, denn ich weiß, dass Mom all unsere Termine eingetragen hat. Zu Hause habe ich nie viel zu tun, aber Moms Kalender ist immer gefüllt – und während ich hier bin, werde ich ebenso viel beschäftigt sein.

Wie erwartet, ist der heutige Tag mit Terminen gefüllt. Gelb für Meetings, zu denen ich Mom begleiten soll, grün für Mahlzeiten – zu denen uns mindestens eine Mitarbeiterin oder ein Anwalt von SetCorp beiwohnen wird –, rot für die eingeplante Fahrtzeit.

Zum Glück finden die meisten Meetings heute mit den Eventplanerinnen im Hotel statt. Sosehr ich mich auch auf das Sightseeing freue, bin ich doch erschöpft von der Reise, obwohl ich die meiste Zeit geschlafen habe. Mein Geist ist hellwach, doch mein Körper zieht wie so oft in letzter Zeit nicht mit.

Mein normalerweise vollkommen glattes Haar wellt sich ein wenig, da ich es an der Luft trocknen lasse, die hier in der Nähe des Meeres salziger und feuchter ist als zu Hause. Ich betrachte mich im Spiegel, trage ein wenig Sonnencreme auf und bürste meine ungezupften dichten Augenbrauen – ein weiteres Geschenk, das die spanischen Gene meiner Mutter mit sich bringen. Dann träufele ich mir Tropfen in die Augen, damit meine Kontaktlinsen nicht zu trocken werden, und betupfe meine Wangen mit ein wenig Rouge. Ich habe nicht viel Kleidung mitgebracht, da ich davon ausgehe, dass Mom mich mindestens dreimal dazu zwingen wird, mit ihr shoppen zu gehen. Nun hole ich ein bequemes weites Hemd mit Nadelstreifen aus dem Schrank und dazu eine weiße Shorts.

Ich starre den kleinen blauen Behälter neben dem Waschbecken an und wäge ab, was ich tun soll. Eigentlich habe ich schon vor meiner Abreise einer Entscheidung getroffen, zu der ich auch weiterhin stehe. Ich werde nicht den Rest meines Lebens in einem Nebel verbringen, sondern möchte die Kontrolle für die Zeit übernehmen, die mir noch bleibt. Also wende ich mich ab und steuere die Minibar an, um mir Wasser zu holen. Als ich den Kühlschrank öffne, wird mir bewusst, dass Amara nicht übertrieben hat. Das Hotel ist wirklich nachhaltig orientiert. Ich entdecke mehr Mineralwasser, Softdrinks, Säfte und Alkohol, als man braucht, doch wo um alles in der Welt ist das stille Wasser? Schließlich entdecke ich eine wiederauffüllbare Flasche mit einem kleinen Schild. Bitte verwenden Sie mich während Ihres Aufenthalts wieder, und helfen Sie mit Plastikmüll zu vermeiden. Neben der Flasche ragt ein Wasserhahn aus der Wand. Als selbst ernannte Wasserexpertin bin ich begeistert. Ich fülle die Flasche auf, trinke sie zur Hälfte leer und fülle sie erneut. Es bedarf nicht viel, um hier glücklich zu sein, denke ich mit einem Lächeln. Vielleicht ist es nur meine Umgebung zu Hause in Texas, die mich zynisch und schroff macht. Unvermeidliche Charakterzüge, die aus Einsamkeit und einem Mangel an zwischenmenschlicher Interaktion folgen? Ich weiß es selbst nicht genau, aber einer Sache bin ich mir sicher: Oriah Pera wird sich königlich amüsieren und ein paar letzte Erinnerungen auf Mallorca sammeln.

Ich muss sie nicht öffnen, um zu wissen, was die Mappe auf dem Tisch neben der Tür enthält. Meine Mutter ist in ihrer Planung überaus sorgfältig, also lasse ich ihren ausgedruckten Plan unberührt liegen und gehe nach unten, um mich mit ihr in der Lobby zu treffen.

Als mich Amara diesmal begrüßt, sind ihre beiden Augen mit Eyeliner umrandet.

»Sieht aus, als hätten Sie den Dreh mittlerweile raus.« Ich deute auf ihr Gesicht. »Sieht super aus.«

»Danke! Es hat ewig gedauert, aber das Ergebnis ist solide, oder?« Sie hält ihr Handy in die Höhe und verwendet ihre Kamera, um sich anzuschauen, obwohl die gesamte Wand hinter ihr verspiegelt ist.

»Du bist Amerikanerin, stimmt’s?« Ich gehe einfach zum Du über, da es mir ganz natürlich erscheint. Sie hat keinen Akzent und verwendet englische Slangwörter.

Nun lacht sie, und der einzigartige Klang erfüllt erneut meine Ohren. »Nein, ich bin Deutsche, aber irgendwie eine Art Nomadin. Ich hab allerdings schon als Kind Englisch gelernt und viele amerikanische Serien geschaut. Einmal habe ich sogar versucht, in New York zu wohnen, aber das war irgendwie nicht mein Vibe.« Sie erschaudert und redet dann genauso schnell weiter wie zuvor. »Warst du schon mal da? Ich wette, du kommst aus L.A. – du hast diesen West-Coast-Vibe.«

Ich versuche zu zählen, wie oft sie das Wort Vibe verwendet hat, lache aber nur. »Ich komme aus Texas. In New York war ich nur einmal als Kind«, antworte ich, ohne weiter auszuführen, warum meine Reise dorthin alles andere als ein Vergnügungstrip war. Ich habe sechs Tage lang an Schläuchen verbracht und die Brooklyn Bridge nur auf unserer Fahrt zum Flughafen gesehen.

»Texas? Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Aber ich hab auch noch nie jemanden aus Texas getroffen. Du wirkst ziemlich nett im Gegensatz zu dem, was uns die Nachrichten verkaufen.«

»Alle wirken nett im Vergleich zu dem, was uns die Nachrichten verkaufen, ganz egal, wo sie herkommen.« Im Stillen frage ich mich, was der Rest der Welt über Texas denkt, aber im Grunde kann ich mir das selbst zusammenreimen. Nachrichten ähneln sich überall, egal, wo man lebt oder was man glaubt. Panikmache durch reißerische Schlagzeilen verschafft einem ein größeres Publikum und damit mehr Geld.

»Stimmt, stimmt. Wie dem auch sei, ich kenne jeden Winkel dieser Insel, falls dich die Businesswelt mal langweilen sollte.«

»Sie langweilt mich jetzt schon«, gestehe ich, schaue mich zur Eingangstür um und entdecke den Chauffeur, den Mom damit beauftragt hat, mich diesen Sommer zu begleiten und ein wenig auf mich aufzupassen.

Er tippt sich an den Hut, und ich lächele freundlich zurück.

Ich kann zwar selbst nicht Auto fahren, aber ich bin mir sicher, dass ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln überhallhin gelangen kann. Meine Recherche in sozialen Medien hat ergeben, dass beinahe jedes Land der Welt bessere öffentliche Verkehrsnetze hat als die USA. In Dallas sind alle, die ich kenne, mit dem Auto unterwegs.

»Falls du ein wenig Unterhaltung brauchst, heute Abend kommen mich ein paar Freundinnen und Freunde hier besuchen. Wenn du magst, kannst du dich zu uns gesellen. Wir hängen im Garten hinter dem Gebäude ab, trinken was und unterhalten uns. Wir lernen alle gern neue Leute kennen und kommen aus unterschiedlichen Teilen der Welt. Nur einer von uns stammt aus der Gegend, aber er kommt nur noch selten. Bla, bla, bla, ich rede wahrscheinlich zu viel.« Der Blick ihrer hellen Augen begegnet meinem.

Es muss sich um den Garten handeln, den Mom von ihrer Suite aus sieht, wie mir nun voller Enttäuschung bewusst wird.

»Ich … kann heute Abend nicht, aber Rain Check?« Ich hätte doch das andere Zimmer nehmen sollen.

»Rain Check … Das heißt ›ein anderes Mal‹, richtig?«, erkundigt sie sich.

»Genau.«

»Abgemacht. Rain Check. Und selbst wenn du nicht gern mit anderen Leuten abhängst – ich weiß, wo es das beste Essen und den besten Ausblick gibt. Was immer du willst, frag mich einfach. Ich bin dein Mädchen.« Sie hebt eine Hand, um zu salutieren, woraufhin wir beide lachen.

»Ry.« Wir werden von der Stimme meiner Mutter unterbrochen.

Als ich herumwirbele, sehe ich sie, zwei Männer in Anzügen und Lena, ihre roboterhafte Assistentin.

Lena ist schon vor einer Woche eingetroffen, um alles vorzubereiten. Ich kenne sie bereits mein ganzes Leben lang, und sie vergisst nie etwas.

Nun umarmt sie mich, legt mir beide Hände auf die Schultern und drückt sanft. Sie riecht nach Bergamotte und Rotwein.

Mir gegenüber ist sie nicht ganz so maschinenhaft, aber ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob in ihrem Kopf ein echtes menschliches Gehirn sitzt.

»Hast du dich gut eingelebt? Brauchst du irgendwas? Wie ist deine Suite? Hast du dich für den Ausblick zur Straße oder zum Garten entschieden?« Lena lächelt mich freundlich an.

Ich habe Mühe, mir alle Fragen zu merken. »Straßenausblick. Ich habe mich gut eingelebt, danke. Und was ist mit dir? Gefällt es dir bisher?«

Sie nickt begeistert und mit so viel Gefühl, wie man es nur selten bei ihr erlebt. »Es ist so wunderschön hier. Ich liebe es. Wir haben zwar eine Menge Arbeit zu erledigen, aber es ist unglaublich. Und dieses Wetter! Bist du für die heutigen Termine bereit?«, fragt sie.

»Jepp. Bin ich passend gekleidet, oder soll ich mich lieber umziehen?«, frage ich Lena, werfe aber auch einen Blick in Moms Richtung, die mir ebenfalls antwortet.

»Dein Outfit ist perfekt.«

Ihres ähnelt meinem, denn sie trägt ein blau-weiß gestreiftes Oberteil, nur dass ihres einen V-Ausschnitt hat und ärmellos ist, und statt Shorts hat sie sich für eine lange weiße Hose entschieden. Ihre braunen Riemchensandalen mit dem niedrigen Absatz sind fast identisch mit meinen.

»Danke.« Ich zupfe meine Shorts ein wenig hinunter.

Ihre Komplimente sind zwar keine Seltenheit, aber manchmal wünsche ich mir, sie würde etwas weniger Oberflächliches an mir loben. Dennoch ist es besser als nichts.

»Versuch, ein wenig Spaß zu haben, während du hier bist, okay?«, flüstert mir Lena zu, bevor sie uns in den Bankettsaal führt.

Er ist riesig, noch größer, als ich bei diesem Hotel erwartet hätte. Die Decke ist hoch und gewölbt, die vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster wurden direkt in den Stein gemeißelt wie in einem Ballsaal in einem altertümlichen Märchen, wobei der Raum aber dennoch schlicht und fast modern wirkt.

Die Kombination aus Metall und Holz sorgt dafür, dass der Saal minimalistisch, aber warm wirkt, voller unterschiedlicher Texturen. Überall ist etwas Grünes zu entdecken. Es gibt so viel anzuschauen, aber ich bin vollkommen eingenommen von den Pflanzen, die in den Ecken von der Decke herabhängen, und dem riesigen Baum in der Mitte. Alles ist tadellos und riecht sauber. Ich mustere eines der herabhängenden Blätter und berühre es mit Daumen und Zeigefinger. Es fühlt sich seidig an und ist definitiv echt. Wow!

Während ich mich immer noch umschaue, verliert Mom keine Zeit. Bereits jetzt hat sie damit begonnen, Leute anzuweisen, wo sie hingehen und was sie tun sollen, und mir ist bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie mich nach meiner Meinung zu irgendetwas fragen wird.

Es passiert, als eine der Eventplanerinnen sechs weiße Stühle in einer Reihe aufstellt.

»Eierschal, Knochenweiß, Vanille, Muschelweiß, Schneeweiß, Elfenbein«, listet sie auf, während sie hinter den Stühlen entlanggeht und die Hand über die Stoffe gleiten lässt, die darüber drapiert sind.

Ich trete näher heran und bemühe mich, den Unterschied der einzelnen Farbtöne auszumachen, denn ich will mich an der Planung des Charity-Events beteiligen. Nicht nur aufgrund des guten Zwecks – es soll ein Kunstzentrum für Kinder entstehen –, sondern auch, weil ich hier etwas bewirken möchte. Ich will nicht nur herumstehen, während ein Team aus Angestellten Stühle herbeischleppt und Mom, die seit der Landung in ihrem Heimatort missmutiger wirkt denn je, stundenlang energisch auf Dinge zeigt und schnauft. Stattdessen möchte ich Teil von etwas Wichtigem sein, von etwas Hilfreichem, aber zwischen Weiß und Weiß auszuwählen, ist nicht gerade das, was mir vorschwebte.

»Äh, Knochenweiß?« Mittlerweile ist mir aufgefallen, dass diese Farbe im Gegensatz zu den anderen einen leichten Graustich hat.

»Dann also Knochenweiß«, pflichtet Mom mir bei und tippt in rasender Geschwindigkeit etwas in ihr Handy ein. Als es klingelt, wischt sie den Anruf weg, ohne dranzugehen. Ihr apfelroter Daumennagel ist abgebrochen, doch ich gehe jede Wette ein, dass sie ihn bis zum Ende des Tages wieder ordentlich zurechtgefeilt hat. Sie ist stets perfekt gestylt, komme, was wolle.

»Wunderbar! Und nun zu den Vorhängen. Wir werden alle Pflanzen abdecken«, erklärt die Frau meiner Mom.

»Warum das?«, schalte ich mich ein. »Sie sind wunderschön.« Ich betrachte die Äste und grünen Blätter um mich herum. »Sie sind das Beste im ganzen Saal.« Meine Wangen werden heiß, denn ich möchte nicht unhöflich wirken oder einen schlechten Eindruck machen. Wer weiß, was sie ohnehin schon von mir denken, der verwöhnten Tochter der reichen, herrischen, kurz angebundenen Frau mit den knallroten Nägeln und den High Heels.

»Die meisten Leute bestehen bei ihrer Hochzeit darauf, dass sie abgedeckt oder entfernt werden, damit der Saal eleganter wirkt«, erklärt die Frau mit nachsichtigem, aber nervösem Blick.

»Wir behalten sie. Ich finde sie auch bezaubernd«, pflichtet Mom mir bei.

»Wir können gut ein eigenes Motto daraus machen. Vielleicht ein Wald bei Nacht?«, schlage ich vor, als sich die Idee in meinem Kopf zusammensetzt.

Meine Liebe für Innenarchitektur und ästhetische Dinge kommt zum Vorschein. So kreativ war ich schon lange nicht mehr, denn meine Fantasie hat sich in den letzten Monaten kaum gezeigt. Stattdessen habe ich mich oft wie benommen gefühlt. Tanzen, mein liebstes Hobby, ist nur noch eine entfernte, schmerzhafte Erinnerung an das, was ich nicht mehr tun kann. Eilig verdränge ich den Gedanken und versuche, mich auf das zu konzentrieren, was ich dagegen immer noch kann: ein Konzept visualisieren und es zum Leben erwecken. Mein plötzliches Selbstvertrauen und die neue Energie überraschen mich, doch ich genieße das Gefühl.

»Das ist genau der Grund, warum ich dich dabeihaben wollte«, merkt Mom an. Sie wendet sich dem kleinen Event-Team zu und deutet mit einem Arm in meine Richtung. »Meine Tochter ist für die gesamte Umgestaltung des Hauptsitzes von SetCorp in Dallas verantwortlich. Damals war sie kaum einundzwanzig. Sie hat einen ausgesprochen guten Geschmack; wenn Sie also auf ihre Meinung hören, sind Sie auf der sicheren Seite.«

Trotz des Lächelns, das auf ihrem Gesicht liegt, klingt sie leicht aggressiv. Da diese Frauen sie nicht kennen, können sie nicht ahnen, dass sie gerade ein falsches Lächeln aufgesetzt hat. Sie wissen nicht, dass sie nur mit dem Finger schnippen muss, damit sie ihre Jobs verlieren und es sie keine Minute Schlaf kosten würde.

»Großartig«, erwidert eine von ihnen.

Nun widmen wir uns den Tischdecken und Vorhängen, und ich schlage vor, dass wir sie von der Decke herabhängen lassen, anstatt damit die wunderschönen Fenster zu verdecken. Das Event wird abends stattfinden, also empfehle ich funkelnde gelbstichige Lichter, um zu viel Spiegelung im Glas zu vermeiden. Ich genieße das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, so sehr, dass die Zeit wie im Flug vergeht.

Schließlich verlassen Mom, Lena und ich den Saal zu einem späten Mittagessen. Die Kellnerinnen und Kellner haben den Tisch mit Gerichten gedeckt, die ich nicht kenne, doch Moms Augen leuchten, als immer mehr davon serviert werden. Obwohl sie spanische Wurzeln hat, haben wir nie landestypische Spezialitäten gegessen, und abgesehen von dem Hummer, den ich ein- oder zweimal in einem Steakhaus hatte, gab es auch nie Meeresfrüchte. Ich habe also keine sonderlich gute kulinarische Expertise, doch das möchte ich auf Mallorca gern ändern. Wie immer mache ich Fotos vom Essen und greife erst dann nach meiner Gabel.

Noch nie habe ich erlebt, dass meine Mutter so viel isst wie heute, wobei sie sogar genussvoll die Augen schließt. Es freut mich, sie so zu sehen. Der abgebrochene Fingernagel ist mittlerweile tatsächlich gefeilt. Ich bemühe mich, sie nicht allzu lange anzustarren, damit sie es nicht bemerkt und ihre Fassade wieder aufsetzt, doch es fällt mir schwer.

Lena, die mir gegenübersitzt, nimmt Blickkontakt mit mir auf und schmunzelt mir kaum merklich zu. Auch ihr muss der plötzliche Appetit meiner Mutter auffallen.

Sie schaufelt schmetterlingsförmige Pasta mit weißer Soße und Erbsen auf meinen Teller, jedoch keine Meeresfrüchte, da sie mich gut genug kennt.

Ich koste davon und stelle fest, dass sie cremig und köstlich ist, aber auch der Duft, der von den Garnelen vor mir aufsteigt, ist verlockend. Zögerlich nehme ich eine davon vom Teller und schiebe sie mir in den Mund. Das Aroma entfaltet sich auf meiner Zunge, und meine Geschmacksknospen tanzen, als die butterige, mit Knoblauch untermalte Mischung meine Sinne erfüllt. Dass ich Sinneseindrücke intensiver wahrnehme als die meisten Menschen, kann eine Bürde sein, aber der volle Geschmack des Knoblauchs und der Zitrone in Kombination mit den verschiedenen Gewürzen lässt mich in diesem Moment dankbar dafür sein. Als ich mir eine weitere Garnele nehme, bin ich lächerlich stolz auf diese kleine Errungenschaft, was Mom nicht entgeht.

»Schmeckt es dir?« Sie wirkt überraschter als ich selbst.

Ich nicke kauend und lächelnd.

Ihre Mundwinkel zucken, was mir verrät, dass sie ein Grinsen unterdrückt, aber ich spüre auch so, wie viel Freude es ihr bereitet, dass mir das Essen ihrer Kindheit schmeckt. Es mag ignorant von mir sein, davon auszugehen, dass sich die hiesige Küche nicht von der Gegend unterscheidet, in der sie groß geworden ist, ich wäre nicht so naiv, wenn sie stets offen zu mir gewesen wäre, was ihre Vergangenheit betrifft. Sie redet selten bis gar nicht über ihre Kindheit und Jugend, aber während der wenigen Gelegenheiten, wenn sie etwas preisgegeben hat, lag stets eine Leidenschaft in ihrer Stimme, die in ihrem derzeitigen Leben nicht existiert.

Meine Mission ist es, in diesem Sommer mehr über Mom in Erfahrung zu bringen, ob es ihr passt oder nicht. Ich bin fest entschlossen, sie besser kennenzulernen, ehe uns keine Zeit mehr dafür bleibt.

Kapitel vier

Statt mit Mom und Lena zu Abend zu essen, habe ich mir etwas aufs Zimmer kommen lassen, und das war die beste Entscheidung, auch wenn meine Mutter sich die Freiheit genommen hat, zu entscheiden, was ich zum Dinner möchte. Der extravagante Rollwagen ist gefüllt mit Garnelen, Pasta und dicken Scheiben knusprigen, köstlichen Brots. Nach einem Tag voller Gespräche ist die Stille in meiner Suite angenehm. Da ich vorher noch nicht dazu gekommen bin, mache ich Bilder und Videos von dem Essen und fast jedem Zentimeter meines Zimmers, ehe ich die Fotos des heutigen Tages durchscrolle. Ich liebe es, jeden Moment festzuhalten, sodass mein Fotoalbum beinahe hunderttausend Aufnahmen der banalsten Dinge enthält.

Mit einem Lächeln vergrößere ich den Schnappschuss von Mom beim Mittagessen. Ihre Stirn ist nicht gerunzelt und das Handy nicht an ihrem Ohr – vielleicht ist diese Reise genau das, was wir brauchen, um uns am Ende näherzustehen.

Mein abendlicher Wecker klingelt, sodass ich das Handy vor Schreck auf meine Brust fallen lassen. Dann stelle ich den Alarm aus, rolle mich aus dem gemütlichen Bett, schließe mein Telefon an das Ladekabel an und begebe mich ins Bad. Meine Abendroutine ist stets die gleiche: duschen, Pyjama anziehen, Haare bürsten, Zähne putzen und meine Medizin nehmen.

Wie ein Zombie erledige ich alles ohne Emotion und ohne dass ich über den nächsten Schritt nachdenken müsste, Abend für Abend. Nun öffne ich meine Pillendose mit den unterschiedlichen Fächern und entnehme eine Schlaftablette, obwohl ich ohnehin schon so erschöpft bin, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich sie überhaupt brauche.

Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass es schon halb elf ist, also rufe ich meinen Kalender für morgen auf. Es stehen juristische Meetings und eine Führung über das Grundstück an, auf dem SetCorp ein neues Resort bauen will. Es wird schon um sieben Uhr am Morgen losgehen.

Als ich gerade die dicken waldgrünen Vorhänge zuziehe, höre ich unten auf der Straße Stimmen und festige meinen Griff um den Stoff, um sie wieder zu öffnen. Da ich neugierig bin, setze ich mich auf das Fenstersims. Es eignet sich perfekt, um Leute zu beobachten. Da ich in Texas in einem Vorort wohne, sind die Straßen dort so gut wie immer leer, was diese Situation noch faszinierender macht. Überall tummeln sich Menschen, und die Straßenlaternen scheinen so hell, dass ich das Nachtleben gut beobachten kann. Gelächter schallt durch die Luft, junge und ältere Paare halten einander an den Händen, während sie über die Straße schlendern, und mein Herz schmerzt ein wenig, als ich ein Paar sehe, das auf dem Gehsteig tanzt. Ich bin nicht wegen meiner eigenen Situation traurig, denn dieser Zug ist … nun, nicht abgefahren, sondern vielmehr stand er niemals auf dem Gleis. Aber ich denke auch an Mom und wie einsam ihr Leben sein muss. Sie ist noch recht jung, nicht einmal Mitte vierzig – sie hätte also noch genügend Zeit, wenn sie sich nur für diese Möglichkeit öffnen würde. Auch ich habe mich danach gesehnt, geliebt zu werden – zumindest einmal –, aber das Universum hatte andere Pläne für mich. Pläne, die ich schon vor langer Zeit akzeptiert habe.

Soweit ich weiß, war Mom seit meiner Geburt auf keinem einzigen Date, und mein »Vater« war ein Mann, den sie in einer Bar kennengelernt und in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat – was für ein Klischee! Sie behauptet, es würde sie nicht kümmern, aber einmal habe ich mit angehört, dass sie Sonia erzählte, wie wichtig er ihr war und wie sehr sie sich gewünscht hatte, ein Familienleben mit ihm zu haben. Doch er hat sich aus dem Staub gemacht. Die Vorstellung von Isolde Pera, die einen Fremden in einer Bar kennenlernt, bringt mich zum Lachen.

Ich lege meine Wange an die kalte Glasscheibe und genieße meinen voyeuristischen Ausblick auf die Leute. Wie eine verwöhnte Prinzessin, die hoch oben in einem Schlossturm festsitzt, schließe ich die Augen und versuche, mir auszumalen, wie es wäre, eine von ihnen zu sein.

Als ich aufwache, wärmt die Sonne mein Gesicht, das immer noch am Fenster lehnt. Panisch greife ich nach meinem Handy und blicke auf die Uhr, doch es ist erst Viertel vor sieben.

Die Straße unter mir ist bereits mit Verkaufsständen, Touristen und Einheimischen gefüllt, für die der Tag mit dem Sonnenaufgang beginnt. Der tieforange Schein blendet mich, aber ich weigere mich, den Blick abzuwenden, denn auch ich möchte dort draußen sein, die Brise auf meiner Haut spüren und die vibrierende Energie, während ich durch die belebten Straßen schlendere.

Mein Wunsch ist so stark, dass ich in Gedanken abwäge, welche Konsequenzen es haben könnte, wenn ich Moms Pläne heute einfach ignorieren würde. Immerhin steht nichts an, was mit der Charity-Gala zu tun hat, also wäre ich ohnehin nur ein Anhängsel, das den anderen Platz im Wagen wegnimmt.

Ich setze mich aufs Bett und beginne, eine lange Nachricht mit Ausreden an Mom zu tippen, doch dann halte ich inne. Worüber mache ich mir eigentlich Sorgen? Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und nicht hergekommen, um den Sommer arbeitend für SetCorp zu verbringen. Ehe ich es mir anders überlegen kann, springe ich vom Bett, verlasse meine Suite und klopfe an Moms Tür.

Als sie mir öffnet, erkenne ich, dass sie sich bereits für den Tag fertig gemacht hat. Heute hat sie sich auffällig geschminkt, braunen Lidschatten aufgetragen und einen schimmernden Ton unter ihre hohen Augenbrauen getupft. Ihr Outfit ist etwas formeller als gestern. Sie trägt einen mauvefarbenen Hosenanzug und dazu schwarze spitze Schuhe.

»Ist alles okay?«, fragt sie, noch ehe ich mein Anliegen vorbringen kann.

Nickend gehe ich an ihr vorbei und betrete den Wohnbereich, wo es nach Jasmin riecht, ihre Lieblingsduftnote in Parfüms.

»Ja, alles in Ordnung«, antworte ich, denn ich weiß, dass es das ist, was sie hören will. Dass ich gestern Abend erneut meine Medizin nicht genommen habe, erwähne ich nicht. Das Medikament wirkt schon so lange in meinem Körper, dass zwei vergessene Dosen nicht schlimm sein können. »Aber ich möchte heute unbedingt zum Strand. Von meinem Fenster aus kann ich die Küste sehen, und es treibt mich in den Wahnsinn, dass ich noch nicht dort war.«

Sie betrachtet mich abschätzend. »Wir können nach dem Mittagessen zum Strand, bevor wir die Führung über das Grundstück machen?«

»Mom.« Ich seufze. Obwohl ich weiß, dass es nicht ihre Absicht ist, mich zu kontrollieren, tut sie es dennoch unbewusst. »Ich möchte allein zum Strand und einen Spaziergang machen. Ich brauche wirklich, wirklich einen Tag ohne SetCorp-Kram.«

»Wir sind doch erst seit gestern hier, Ry«, erwidert sie kühl, wobei sie sich erst einen und dann den anderen Goldohrring einsetzt.

Als ich beginne, in ihrem Zimmer auf und ab zu gehen, fällt mir auf, dass es aussieht, als würde niemand hier wohnen, denn es liegt rein gar nichts herum oder wurde verschoben. Sie hat bereits ihr Bett gemacht, die Kissen aufgeschüttelt und die Decke vollkommen glatt gestrichen.

»Ich weiß, aber ich will jeden Tag in vollen Zügen genießen. Du hast doch gesagt, dies sei der Sommer, um zu leben und Spanien zu erkunden, weißt du noch? Bring mich nicht dazu, dich anzubetteln. Bitte.« Ich strecke die Arme aus, um nach ihren Händen zu greifen, halte aber mitten in der Bewegung inne, als sie einen Schritt vor mir zurückweicht.

Körperliche Zuwendung war nie unser Ding oder besser gesagt ihr Ding. Ob es meins ist oder nicht, weiß ich nicht mal.

»Okay, okay.« Sie stößt die Luft durch die Nase aus. »Schon verstanden. Solange du dich vom Chauffeur fahren lässt. Ich bestelle einen anderen für mich. Und nimm bloß nichts von irgendjemandem an, selbst wenn sie behaupten, es sei gratis, denn das ist es nie. Außerdem musst du Sonnencreme auftragen und darfst niemanden anlächeln, denn sonst wirst du sofort als Touristin entlarvt.«

Ich lasse sie ihre Liste mit Warnungen herunterrattern, als hätte ich den Verstand eines Kinds, und nicke und lächele.

Als ihr Handy vibriert, bietet sich mir die perfekte Chance, zu entkommen. Ich winke ihr zu, während sie irgendjemanden am anderen Ende der Leitung anfährt, und husche, so schnell ich kann, aus ihrer Suite.

Zurück in meinem Zimmer, tanze ich ausgelassen. Meine Füße gleiten über den kühlen Beton, als ich die Dusche aufdrehe und meine Schwimmsachen sowie meine Tasche zurechtlege. Das Wichtigste – ein Buch, Sonnencreme, eine Sonnenbrille, Handy und Portemonnaie – werfe ich in eine Tasche, die ein Geschenk des Hotels war und aus recycelten Strohhalmen hergestellt wurde.

Als ich die Zimmertür hinter mir schließe, höre ich den Klang der Freiheit wie eine wunderschöne Melodie in meinen Ohren. Halb tanzend bahne ich mir meinen Weg durch den Flur in Richtung Aufzug, versuche aber gleichzeitig, mich in meinem Enthusiasmus zurückzuhalten, nur für den Fall, dass Mom zu mir in den Aufzug steigen sollte.

Unten in der Lobby sehe ich, dass Amara hinter dem Empfangstresen sitzt und auf ihrem Handy herumscrollt, wobei sie zu Tode gelangweilt wirkt.

»Guten Morgen«, begrüße ich sie leise, denn ich möchte sie nicht erschrecken.

Trotzdem lässt sie überrascht ihr Handy fallen und zuckt zusammen.

»Sorry! Genau das wollte ich eigentlich vermeiden.« Ich hebe beide Hände.

Sie bückt sich nach ihrem Telefon und lacht. »Schon in Ordnung. Ich dachte, du wärst mein Boss, und eigentlich sollen wir unsere Handys nicht benutzen …« Nun blickt sie zur Decke. »Obwohl es überall Kameras gibt, sieht er offenbar nie hin.« Sie zwinkert mir zu und deutet zu dem roten Licht über uns. »Warte … machst du heute etwa irgendwas Spannendes?« Ihr Blick fällt auf meinen Badeanzug, der unter meinem Strandkleid hervorlugt.

»In der Tat.« Ich kann die Aufregung in meiner Stimme nicht verbergen. »Ich gehe zum Strand und wollte dich fragen, welchen du mir empfehlen kannst. Ich will irgendwo hin, ohne von Moms Firmenleuten umgeben zu sein.«

Während Amara mit den Fingern auf den Tresen trommelt, kann ich ihre Ideen beinahe durch die Luft fliegen sehen. Offenbar liebt sie es, den Tour-Guide zu spielen, denn ihr zierlicher Körper hüpft auf und ab, als sie sich schließlich mit dem Zeigefinger an die Schläfe tippt.

»Ich kenne den perfekten Ort. Gib mir dein Handy.« Als sie ihre Hand ausstreckt, entdecke ich ein kleines mondförmiges Tattoo, das unter ihrem langen Ärmel zum Vorschein kommt.

Ich entsperre mein Handy mit Face ID und reiche es ihr.

»Danke.« Sie zeigt mir die Karten-App, in die sie den Ort bereits eingetippt hat. Zu Fuß sind es nur achtzehn Minuten – perfekt.

»Ich hoffe, du hattest gestern einen schönen Abend mit deinen Leuten. Sorry, dass ich nicht dabei sein konnte.«

»Du hast nicht viel verpasst. Der eine Freund, von dem ich dir erzählt habe – der Einzige, der aus der Gegend kommt –, hat eine Szene gemacht und uns allen den Abend verdorben.« Sie trinkt einen Schluck aus einer Hotel-Wasserflasche und hält sie mir anschließend hin. »Übrigens ist das kein Wasser. Willst du auch was?«

Ich schüttele den Kopf und lehne dankend ab. »Gibt es noch einen anderen Ausgang?« Mit dem Kopf deute ich zur Tür, vor der mein Fahrer bereits wartet. Er blickt heute so mürrisch drein, dass er eher wie ein Wachhund wirkt als wie ein Chauffeur.

Ein Grinsen legt sich auf Amaras Gesicht. Als das Licht von oben ihre Züge erleuchtet, fallen mir ihre Sommersprossen auf, die ein wenig heller sind als meine und sie noch hübscher wirken lassen. »Ich mag dich wirklich!« Sie klatscht in die Hände und verhilft mir zur Flucht.

***

Sobald ich durch den Ausgang, den eigentlich nur Angestellte benutzen dürfen, nach draußen getreten bin, spüre ich, dass die Sonne über meine Haut tanzt wie ein sanfter Kuss. Ich setze die Sonnenbrille auf und folge der Wegbeschreibung auf meinem Handy.

Da die Junisonne gnadenlos ist, greife ich in meine Tasche, um mir Sonnenschutz auf Schultern und Gesicht zu sprühen, wo ich am schnellsten verbrenne. Jeden Sommer bekomme ich mindestens einen Sonnenbrand, der sich anschließend in Bräune verwandelt, doch der erste, bei dem meine Haut schmerzt und sich pellt, ist immer der schlimmste. Nachdem ich die Creme gut eingerieben habe, folge ich dem Duft des Meeres.

Ob Mom schon aufgefallen ist, dass ich ohne den Fahrer aufgebrochen bin? Angesichts dieses Gedankens werfe ich einen Blick auf mein Handy. Keine Nachrichten – was für eine Erleichterung!

Die Gegend, in der sich das Hotel befindet, ist ziemlich touristisch, und ich muss mich davon abhalten, nicht an jedem kleinen Zelt voller Schmuck, Tongefäße und Notizbücher haltzumachen – alles Dinge, die ich zwar während meines Aufenthalts kaufen möchte, jedoch nicht heute. Dieser Tag ist für den Strand und nur für den Strand reserviert.

Je näher ich dem Wasser komme, desto windiger wird es. Als ich eine letzte Straße überquere, sehe ich endlich Sand. Mein Herz schwillt an. Ich weiß nicht warum, aber der Ozean hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich. Es fühlt sich an, als würden mich das Wasser und seine Umgebung berühren und willkommen heißen. Am Meer war ich bisher erst einmal – auf einer Reise mit meiner früheren Nachbarin und ihrer Familie nach Galveston, als ich noch in der Grundschule war. Obwohl es die ganze Zeit bewölkt war, wollte ich ständig ins Wasser, egal, ob in einen Pool, See oder Fluss. Am Ende hat es meine Mutter sogar dazu veranlasst, ein Boot für uns zu kaufen und zu versprechen, jedes Wochenende mit mir zum See zu fahren.

Mit der Zeit folgte für sie jedoch eine Beförderung nach der anderen, sodass wir immer seltener Ausflüge machten und das Boot oft monatelang herumstand, voller Spinnweben und Versprechen, die nicht gehalten wurden. Die letzte Erinnerung, die ich an Mom und das Boot habe, sind ihre ständigen Telefonate und ihre Frustration über den schlechten Handyempfang. Zum Schluss fuhr sie mich an, weil ich ihren Laptop versehentlich nass gespritzt hatte, als ich aus dem Wasser wieder ins Boot zurückkletterte. Während meiner prägenden Jahre verwandelte sie sich von einer hart arbeitenden Frau in ein klischeehaftes »Boss Babe«. Außerhalb der Arbeit hat sie kein Leben und brachte mir nichts bei, nur dass ihre Karriere wichtiger ist als sie selbst und ihre Tochter.

Als ich sechzehn war, verkaufte Mom das kaum genutzte Boot unter dem Vorwand, dass der See mittlerweile viel zu touristisch sei und sich die Fahrt dorthin nicht lohnen würde. Ich dagegen hatte die Fahrt immer genossen, denn ein Highlight war für mich unser Halt bei Buc-cee’s, einem texanischen Geschäft, bei dem es sich eigentlich um eine Tankstelle handelt, die jedoch eher wie ein Supermarkt aufgebaut ist. Dort konnte man alles kaufen, was man braucht, von Snacks und Kühlboxen bis hin zu Kleidung – und einiges, was man nicht braucht, zum Beispiel Türschilder in Biberform. Ich liebte es, Beef Jerky und Sandwiches als Proviant auszuwählen und so viel Limonade zu trinken, dass ich Bauchschmerzen bekam, während wir alte spanische Songs hörten, die Mom an ihre Kindheit erinnerten. Für mich lohnte sich die Fahrt also immer.

Was sie in Wahrheit meinte, als sie behauptete, die Anreise würde sich nicht lohnen, war, dass sie ihre Arbeit wichtiger fand, als Zeit mit mir am See zu verbringen.

Sie konnte das Boot innerhalb eines Tages verkaufen, und ich erinnere mich noch an den salzigen Geschmack der Tränen, die mir die Wangen hinabliefen, während ich von meinem Fenster aus zusah, wie das Boot in einen großen roten Ford geladen wurde und die Straße entlang verschwand.

Sie erwähnte es nie wieder, obwohl auf dem Kamin ein gerahmtes Foto von Mom und mir mit ungefähr zehn Jahren steht, vermutlich, um sie daran zu erinnern, dass wir einst Dinge zusammen unternommen haben. Obwohl es wehtut, das Foto anzusehen, habe ich es immer geliebt, denn es hatte eine meiner besten Erinnerungen eingefangen. In Moms Zügen lag weniger Sorge und in ihren Augen mehr Gefühl. Ich war gebräunt und glücklich und ahnte noch nicht, wie viel sich in den nächsten Jahren ändern würde. Manchmal ist es ein Segen, unwissend zu sein.

Als ein Motorrad hupt, zucke ich zusammen und werde aus meiner Erinnerung gerissen. Während ich wieder in der Gegenwart ankomme, schaue ich mich um und ignoriere die Blicke der Einheimischen, die sichergehen wollen, dass ich nicht angefahren wurde.

Ich sammele mich oder versuche es zumindest, obwohl meine Hände immer noch zittern, als ich auf den Bürgersteig trete und wieder zum Meer blicke. Mir fällt auf, dass der Strand nicht so überfüllt ist, wie ich erwartet habe, während ich mir meinen Weg durch den weichen, warmen Sand bahne.

Die Bucht ist umgeben von felsigen Klippen, von denen ein paar Leute in das hellblaue Wasser springen. Ich ziehe meine Sandalen aus, um die winzigen Sandkörner bei jedem Schritt unter meinen Füßen zu spüren.

Am Strand sind Sonnenschirme und Handtücher verteilt, auf denen die Leute die brennende Sonne genießen. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass sich die meisten Frauen oben ohne sonnen und ein paar Leute vollkommen nackt sind. Ich blicke an meinem weißen Badeanzug hinab, der mir bis zum Schlüsselbein reicht. Natürlich musste mich Amara zu einem FKK-Strand schicken. Wahrscheinlich lacht sie sich gerade schlapp, während sie sich mich an einem Strand voller nackter Menschen vorstellt. Scham lässt Hitze in mir aufsteigen.