The Motorcycle Diaries - Ernesto Che Guevara - E-Book

The Motorcycle Diaries E-Book

Ernesto Che Guevara

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Beschreibung

The Motorcycle Diaries - Ein Leben gegen die Ungerechtigkeit, das Südamerika für immer veränderte. Im Dezember 1951 brechen der 23-jährige Ernesto Guevara und sein Freund Alberto Granado zu einer abenteuerlichen Motorradreise durch Südamerika auf. Was als unbeschwerter Trip beginnt, wird zu einer Reise der Erkenntnis und Selbstfindung. Die beiden jungen Männer erleben hautnah die Schönheit der Landschaften, aber auch die große Armut und Ungerechtigkeit, die in den Ländern herrscht. Che hält seine Erlebnisse und Gedanken in seinem Tagebuch fest: »Dieses ziellose Streifen durch unser riesiges Amerika hat mich stärker verändert, als ich glaubte«, schreibt er im Sommer 1952. Aus dem einfühlsamen Medizinstudenten wird der kompromisslose Revolutionär, dessen Name bald die Welt erschüttern wird. The Motorcycle Diaries ist ein ergreifender und bewegender Bericht einer Reise, die nicht nur das Leben zweier Männer, sondern ganz Lateinamerika für immer veränderte. Ein Klassiker der Reiseliteratur mit einem neuen Vorwort von Walter Salles, dem Regisseur der bedeutenden Verfilmung «Die Reise des jungen Che».

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Seitenzahl: 242

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ernesto Che Guevara

The Motorcycle Diaries

Das Tagebuch der Lateinamerika-Reise 1951-52

Aus dem Spanischen von Klaus Laabs

Kurzübersicht

Buch lesen

Titelseite

Über Ernesto Che Guevara

Über dieses Buch

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

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Über Ernesto Che Guevara

Ernesto »Che« Guevara wurde 1928 im argentinischen Rosario geboren. Nach seinem Studium und ausgedehnten Reisen durch Lateinamerika schließt er sich 1956 einer Gruppe Exilkubaner um Fidel Castro an und wird zu einem der wichtigsten Akteure der Revolution auf Kuba. Nach seinem Ausscheiden aus der Regierung engagierte er sich an der Seite sozialistischer Rebellen im Kongo und in Bolivien, wo er 1967 erschossen wird. Er gilt auf Kuba bis heute als Volksheld und weltweit als eine der großen Ikonen der antiimperialistischen Kämpfe des 20. Jahrhunderts.

Der Übersetzer

Klaus Laabs, geboren 1953, ist literarischer Übersetzer und Herausgeber. Er übersetzt vorrangig Werke hispanoamerikanischer, französischer sowie frankophoner Autoren aus der Karibik und Afrika.

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Über dieses Buch

Am 29. Dezember 1951 bricht Ernesto Che Guevara mit seinem Freund Alberto Granado und dem Hund Comeback zu einer Motorradreise durch Südamerika auf. Im Sommer des nächsten Jahres sind sie wieder zu Hause in Buenos Aires. »Dieses ziellose Streifen durch unser riesiges Amerika hat mich stärker verändert, als ich glaubte«, schreibt der 23-jährige Che Guevara in seinem Tagebuch dieser Reise.

Walter Salles’ Film Die Reisen des jungen Che – The Motorcycle Diaries machte nicht nur Gael García Bernal zum Weltstar: Die Geschichte des Revolutionärs als Abenteurer und empathischer Beobachter eines Kontinents zieht bis heute Leserinnen und Leser in ihren Bann. Ein Klassiker, der sich immer wieder anlässt, Ches Ruhm als Held der Revolution zu überstrahlen.

Inhaltsverzeichnis

Quellen

Hinweise

Karte: Reise mit Alberto Granado

Route der ersten Reise durch Lateinamerika

Motorcycle Diaries oder Die Wiederentdeckung Südamerikas (2021)

Vorwort (2003)

Die Reise von Ernesto und Granado

Latinoamericana

Anhang

Peru. Aus dem Reisetagebuch

Brief aus Kolumbien

Ernesto erreicht Miami und kehrt nach Buenos Aires zurück

Bildteil

Die beiden im vorliegenden Buch voran- bzw. an den Schluss gestellten Texte aus der Feder des Vaters von Che Guevara, Ernesto Guevara Lynch, stammen aus dessen Buch Mi hijo el Che, Editorial Arte y Literatura, Havanna 1988; dt. Mein Sohn Che, Hamburg 1986; diese Texte sowie die in der deutschen Ausgabe enthaltenen Auszüge aus den Reisenotizen wurden (auf der Grundlage der überarbeiteten Transkription) für die vorliegende Ausgabe neu übersetzt.

Die Reisenotizen von Ernesto Guevara de la Serna in der Transkription des Archivo personal del Che schildern in erzählerischer Form die Ereignisse, das Auf und Ab und das aufregende Abenteuer eines Jugendlichen, der eine Reise mit dem Ziel unternimmt, Lateinamerika kennenzulernen.

Diese Notizen haben ihren Ursprung in dem Tagebuch, das Ernesto schrieb, als er im Dezember 1951 beschloss, in Begleitung seines Freundes Alberto Granado eine heiß ersehnte Tour zu unternehmen, die in Buenos Aires beginnen und sie ins Küstengebiet des Atlantiks, in die Pampa und die Anden und von Chile aus nach Norden führen sollte: über Peru und Kolumbien bis nach Caracas.

 

Nachträglich hat Ernesto selbst diese Erlebnisse in die Form von Berichten gebracht, die es dem Leser ermöglichen, sein Leben tiefer zu durchdringen, insbesondere einen wenig bekannten Abschnitt daraus, der uns bedeutsame Züge seiner Persönlichkeit, seiner kulturellen Bildung und seiner Fähigkeit als Erzähler zeigt, die Entstehung seines Stils, den er in den darauffolgenden Arbeiten weiterentwickelte. Darüber hinaus kann sich der Leser ein Bild vom tiefen Wandel machen, der in Che vor sich geht, als er Amerika von innen kennenlernt, zu seinem Wesen vordringt und immer stärker eine lateinamerikanische Identität findet, die ihn zu einem Wegbereiter der neuen Geschichte Amerikas werden lassen wird.

 

Archivo personal del Che

Centro Latinoamericano »Che Guevara«

Havanna, Kuba

Herausgegeben von Aleida March de la Torre

Dieses Werk enthält Abbildungen in einem Bildteil.

 

~ zum Bildteil ~

Reise mit Alberto Granado

Route der ersten Reise durch Lateinamerika

Argentinien

Córdoba, Dezember 1951

Abreise von Buenos Aires am 4. Januar 1952

Villa Gesell, 6. Januar

Miramar, 13. Januar

Necochea, 14. Januar

Bahía Blanca, 16. Januar–21. Januar

Auf dem Weg nach Choele Choel, 22. Januar

Choele Choel, 25. Januar

Piedra de Águila, 29. Januar

San Martín de los Andes, 31. Januar

Nahuel Huapi, 8. Februar

Bariloche, 11. Februar

Chile

Peulla, 14. Februar

Temuco, 18. Februar

Lautaro, 21. Februar

Los Ángeles, 27. Februar

Santiago de Chile, 1. März

An Bord der »San Antonio«, 8.–10. März

Antofagasta, 11. März

Baquedano, 12. März

Chuquicamata, 13.–15. März

Iquique, 20. März

Salpeterwerk Toco

Salpeterwerke La Rica Aventura und Prosperidad

Arica, 22. März

Peru

Tacna, 24. März

Tarata, 25. März

Puno, 26. März: Fahrt zum Titicacasee

Schiffsfahrt auf dem Titicacasee am 27. März

Juliaca, 28. März

Sicuani, 30. März

Cuzco, 6.–7. April

Abancay, 11. April

Huancarama, 13. April

Huambo, 14. April

Huancarama, 15. April

Andahuaylas, 16.–19. April

Huanta

Ayacucho, 22. April

Huancayo

La Merced, 25.–26. April

Zwischen Oxapampa und San Ramón, 27. April

San Ramón, 28. April

Tarma, 30. April

Lima, 1. Mai (Abfahrt von Lima am 17. Mai)

Cerro de Paseo, 19. Mai

Pucallpa, 24. Mai

An Bord der »Cenepa«, 25. Mai

Auf dem Amazonas, 26./27.–31. Mai

Iquitos, 1.–5. Juni

An Bord der »Cisne« (auf dem Amazonas unterwegs zum Leprosorium San Pablo), 6.–7. Juni

Leprosorium San Pablo, 8.–19. Juni (Weiterfahrt am 20. Juni)

An Bord des Floßes »Mambo-Tango« auf dem Amazonas, 21. Juni

Kolumbien

Leticia, 23. Juni–1. Juli (Weiterreise am 2. Juli per Flugzeug)

Zwischenaufenthalt in Tres Esquinas, 2. Juli

Madrid (Militärflughafen 30 km von Bogotá entfernt)

Bogotá, 2.–10. Juli

Cúcuta, 12.–13. Juli

Venezuela

San Cristóbal, 14. Juli

Zwischen Barquisimeto und Corona, 16. Juli

Caracas, 17.–26. Juli

Vereinigte Staaten von Amerika

Miami, Ende Juli

Argentinien

Rückkehr nach Córdoba

Walter Salles

Motorcycle Diaries oder Die Wiederentdeckung Südamerikas (2021)

Die ersten Berichte über Südamerika, im frühen 16. Jahrhundert von Amerigo Vespucci und Pedro Álvares Cabral verfasst, beschreiben eine paradiesische Welt. Das verlorene Eldorado, das finis terrae der Römer, jederzeit kolonialisierbar.

Ein Großteil der strukturellen Ungleichheiten, die den Kontinent bis heute plagen, entstanden aus dem anfänglichen Widerspruch, diese paradiesische Welt den Vorstellungen der europäischen Invasoren zu unterwerfen: die Massaker an indigenen Volksgruppen, die Zwangsmigration und Versklavung der in den Monokultur-Plantagen arbeitenden Afrikaner und die willkürliche Grenzziehung zwischen einzelnen Nationen. Dieser auf Gewalt und Sklavenarbeit begründete Kolonialisierungsprozess brachte somit Gesellschaften hervor, die letztendlich nur europäische Wertesysteme und Begehrlichkeiten widerspiegelten.

Januar 1952.

Im Alter von 23 Jahren stieg der Medizinstudent Ernesto Guevara da la Serna hinter dem 29jährigen Biochemiker Alberto Granado auf den Sattel einer alten Norton 500. Die beiden verband der Traum, den südamerikanischen Kontinent zu durchqueren, ihr Wissen über ihn beschränkte sich jedoch auf das, was sie in Geschichtsbüchern gelesen hatten. »Wir wussten mehr über die Griechen und Phönizier als über die Inkas«, gestand Granado launig. »Wir wussten nicht einmal genau, wo sich Machu Picchu befindet.« Die Motorcycle Diaries sind eine seltene Einführung in eine zuvor unbekannte Realität, in eine einzigartige und ursprüngliche physische und menschliche Geografie – und gleichzeitig deren Enthüllung.

Im Gegensatz zur Geschichtsschreibung der Kolonisatoren beginnen die Reisetagebücher des jungen Ernesto als pikareske Erzählung, ein Augenzwinkern in Richtung Cervantes, die an Tiefe gewinnt, je mehr die beiden Abenteurer mit der bitteren Alltagsrealität in Lateinamerika in Berührung kommen. Während sich die sozialen und politischen Widersprüche vor ihren Augen entfalten, nimmt, was als Tagebuch eines Roadtrips begann, plötzlich unerwartete Konturen an: Es verwandelt sich in eine Coming-of-age-Geschichte, die das erwachende Bewusstsein zweier lateinamerikanischer Jugendlicher für die auf dem Kontinent existierenden Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten dokumentiert.

Als die beiden Reisenden Peru erreichen und dort das Erbe der Andenvölker und Inkas entdecken, wird dieser Bruch offensichtlich. Es scheint, als würden ihre individuellen Lebensgeschichten an genau diesem Punkt auf die enorme Wucht der Historie treffen. Ab diesem Zeitpunkt unterscheidet sich massiv von den meisten Reiseberichten. Am Ende ihrer Reise – in Venezuela, dem nördlichsten Punkt des Kontinents – sind die beiden jungen Männer nicht mehr die unbeschwerten Jugendlichen, die einst in ihrem Heimatland Argentinien aufbrachen.

Nur sehr wenige Zeitzeugenberichte sind von einer solchen Weltoffenheit und derart frei von jeglicher Schönmalerei. Die Reise des jungen Che liefert wertvolle Einblicke, um die schleichende Transformation des jungen Ernesto in einen politischen Akteur ebenso nachvollziehen zu können wie seine scharfe Beobachtungsgabe für das Leiden der Menschen um ihn herum – und nicht zuletzt für die dafür ursächlichen strukturellen Ungerechtigkeiten.

Die Reise des jungen Che ermöglicht den Lesern ein Eintauchen in diese Welt, betrachtet durch die Augen des späteren Revolutionärs. Daraus entspinnt sich eine unverfälschte, einzigartige südamerikanische Identität. Fast sieben Jahrzehnte nach ihrer Entstehung sind die Tagebücher Ernesto Guevaras immer noch eine faszinierende und eindringliche Betrachtung dessen, was bis zum heutigen Tage als eine letzte Grenze bezeichnet wird.

Aleida Guevara March

Vorwort (2003)

Als ich diese Aufzeichnungen zum ersten Mal las, waren sie weder in Buchform erschienen, noch wusste ich, wer sie geschrieben hatte. Ich war sehr jung und identifizierte mich sogleich mit der Person, die mit so großer Spontaneität und Natürlichkeit von ihren Abenteuern berichtete. Beim Weiterlesen wurde mir jedoch bald klar, wer der Verfasser war, und ich war sehr glücklich, seine Tochter zu sein.

Ich will nichts von dem vorwegnehmen, was Sie bei der Lektüre selbst entdecken sollen. Und wenn Sie den Text gelesen haben, werden Sie bestimmt einige der Passagen wiederlesen und ein zweites Mal genießen wollen, sei es wegen der Schönheit, die sie beschreiben, sei es wegen der intensiven Gefühle, die sie ausdrücken.

Es gab Momente, in denen ich Granado buchstäblich von seinem Platz auf dem Motorrad verdrängte und, eng an Papis Rücken geschmiegt, über Berge und an Seen entlangfuhr. Ich muss gestehen, dass ich meinen Vater bei so manchen Gelegenheiten allein ließ, vor allem dann, wenn er auf eine für ihn typische, so plastische Art von Dingen schreibt, die ich niemals erzählen würde. Damit stellt er wieder einmal unter Beweis, was für ein aufrichtiger und wenig konventioneller Mensch er war.

Wenn ich ehrlich sein soll, muss ich sagen, dass ich mich beim Lesen in den Jungen, der mein Vater war, verliebt habe. Ich weiß nicht, ob Sie meine Empfindungen teilen werden; jedenfalls habe ich den jungen Ernesto mit jeder Zeile besser kennengelernt, den, der Argentinien voller Abenteuerlust und verrückter Träume verlässt und der, während er die Realität unseres Kontinents entdeckt, als Mensch heranreift und sich zu einem sozialen Wesen entwickelt.

Nach und nach sehen wir, wie sich seine Träume und Ziele verändern. Ernesto nimmt den Schmerz und die Sorgen anderer Menschen wahr und lässt es zu, dass all das Eingang in ihn findet und sich in ihm festsetzt.

Der Junge, dessen Dummheiten und Verrücktheiten wir anfangs belächeln, sensibilisiert uns durch seinen Bericht für die komplexe Welt der Ureinwohner Lateinamerikas, für die Armut, in der sie leben, für die Ausbeutung, deren Opfer sie sind. Trotz alldem verlässt ihn nie der Humor, sein ständiger Begleiter, der sich jedoch verändert, subtiler wird, feiner.

Mein Vater, »ese, el que fue« (»der, der er war«), zeigt uns jenes Lateinamerika, das nur wenige von uns kennen, beschreibt die Landschaften mit Worten, durch die ein farbiges Bild entsteht, das unsere Sinne anspricht. Am Ende sehen wir die Dinge so, wie seine Netzhaut sie aufgezeichnet hat.

Seine Prosa ist erfrischend. Er wählt Wörter, die uns nie vernommene Laute hören lassen; es gelingt ihm, uns die Welt nahezubringen, die den Romantiker mit ihrer Schönheit und Rauheit ergreift und seinen revolutionären Impetus verstärkt, ohne dass er seine Zärtlichkeit verliert. Er wird sich bewusst, dass die einfachen Menschen in erster Linie nicht seiner medizinischen Kenntnisse bedürfen, sondern vor allem seiner Kraft und seiner Ausdauer auf dem Weg zu einem gesellschaftlichen Wandel, der es ihnen erlauben wird, jene Würde wiederzuerlangen, die ihnen durch die Jahrhunderte hindurch geraubt und beschmutzt wurde.

Dieser abenteuerlustige Junge mit seiner Wissbegierde und seiner großen Fähigkeit zu lieben zeigt uns, wie die richtig gedeutete Realität einen Menschen so tief durchdringen kann, dass er seine Art zu denken radikal verändert.

Lesen Sie diese Aufzeichnungen, die mit so viel Liebe, Unbefangenheit und Aufrichtigkeit geschrieben wurden und die mich meinem Vater so nahegebracht haben wie nie. Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Reise mit ihm zusammen unternehmen können, und hoffe, Sie werden sie genießen.

Sollten Sie irgendwann einmal die Gelegenheit bekommen, seine Route nachzufahren, dann werden Sie betrübt feststellen, dass vieles so geblieben ist wie früher oder noch schlimmer geworden ist. Und das ist eine Herausforderung für all diejenigen, die wir – wie dieser Junge, der Jahre später »Che« genannt werden sollte – für eine Realität sensibilisiert wurden, die die Ärmsten und Entrechtetsten zu erdulden haben, eine Herausforderung für all diejenigen, die wir uns verpflichtet haben mitzuhelfen, eine sehr viel gerechtere Welt zu schaffen.

Ich lasse Sie nun mit dem Mann alleine, den ich durch diese Aufzeichnungen kennengelernt habe und den ich von ganzem Herzen liebe, wegen seiner Kraft und seiner Zärtlichkeit, die er zeit seines Lebens bewiesen hat.

 

Viel Vergnügen beim Lesen!

Hasta siempre!

 

Aleida Guevara March

Juli 2003

Ernesto Guevara Lynch

Die Reise von Ernesto und Granado

Ein enger Freund Ernestos, Alberto Granado, Doktor der Biologie und Bruder von Tomás und Gregorio, die seine Mitschüler in der Volksschule gewesen waren, beschloss, ihn auf einer Reise durch Amerika zu begleiten. Das war im Jahre 1951.

Ernesto hatte zu dieser Zeit gerade ein sympathisches Mädchen aus Córdoba kennengelernt. So wie meine Familie war auch ich davon überzeugt, dass er sie heiraten würde.

Eines schönen Tages sagte Ernesto zu mir:

– Vater, ich fahre nach Venezuela.

Wie groß war meine Überraschung, als er auf meine Frage: »Für wie lange denn?« antwortete: »Ein Jahr.«

– Ja, und deine Verlobte? – fragte ich weiter.

– Wenn sie mich liebt, muss sie auf mich warten – war die Antwort.

Ich hatte mich an derartige Aufbrüche meines Sohnes schon gewöhnt.

Ich wusste, dass er das Mädchen sehr mochte, und hatte gehofft, diese Zuneigung würde sein Fernweh dämpfen. Ich wurde nachdenklich. Ich verstand Ernesto nicht. Manches an ihm blieb mir unzugänglich. Erst mit der Zeit begriff ich ihn. Ich wusste nicht, dass sein unstillbares Fernweh seiner Wissbegierde gehorchte.

Es war ihm wichtig, gründlich die Bedürfnisse der Armen kennenzulernen, und er wusste, dass er dazu viele Wege und Straßen zurücklegen musste, aber nicht als einfacher Tourist, sondern auf seine Weise. Wenn er unterwegs haltmachte, tat er das nicht, um Sehenswürdigkeiten oder schöne Landschaften zu fotografieren, sondern um das menschliche Elend in sich aufzunehmen, das ihm auf Schritt und Tritt begegnete, und die Ursachen dieses Elends zu erforschen. Seine Reisen sollten die eines Sozialforschers werden, der sich vor Ort ein Bild machen, aber auch nach Möglichkeit menschliches Leid lindern wollte.

Nur so, mit diesem Interesse und solcher Entschlossenheit, das Herz gepanzert gegen jede Art von Bitterkeit und mit einer unentwegten Opferbereitschaft, kann man dieses schutzlose Menschengeschlecht, das unglücklicherweise den größten Teil des Erdballs bevölkert, ganz ergründen.

Beim Nachdenken über seine ständigen Reisen, Jahre später, kam ich zu dem Schluss, dass sie ihm die Gewissheit gegeben hatten, worin seine Bestimmung lag.

Als Ernesto schon auf dem Weg nach Venezuela war und ich einmal im Hause einer Schwester von mir mit dem Pater Cuchetti zu Mittag aß, einem mit ihr befreundeten Geistlichen, der in unserem Land sehr bekannt war für seine liberalen Ansichten, erzählte ich von dem Teil der Reise Ernestos und Granados durch den Amazonasurwald und ihrem Aufenthalt im Leprosorium San Pablo an den Ufern des wasserreichen Amazonas.

Er verfolgte meinen Bericht sehr aufmerksam und sagte dann, nachdem er meine Schilderungen des grauenvollen Lebens, das die Leprakranken führen, gehört hatte:

– Mein Freund, ich bin bereit, für meine Mitbrüder jedwedes Opfer zu bringen, doch ich versichere Ihnen: Mit Leprakranken unter diesen Bedingungen morgens, mittags und abends zusammenzuleben, in diesem tropischen Klima und noch dazu unter den schlechten hygienischen Verhältnissen, dazu wäre ich nicht fähig, ich ertrüge es nicht. Ich fühle mich beschämt angesichts der Menschenliebe und Charakterfestigkeit Ihres Sohnes und seines Begleiters, denn dafür braucht man nicht nur Mut; man muss Nerven aus Stahl und zugleich ein unermesslich verständnisvolles, von größter Barmherzigkeit erfülltes Herz haben. Ihr Sohn wird es sehr weit bringen.

Ehrlich gesagt hatte ich mich so daran gewöhnt, Ernesto bei seinen Reisen in Gedanken zu begleiten, dass ich mich nicht damit aufgehalten hatte, die Motive dieser Unruhe, die ihn bewegten, genauer zu analysieren; und vor allem ließ ich mich von der Selbstverständlichkeit täuschen, mit der er von seinen Streifzügen durch die Welt sprach, als wären sie eine Spielerei, die jeder fertigbringt. Es lag ihm fern, sich in Szene zu setzen; vielleicht, um unsere Familie nicht zu beunruhigen, gab er sich, wenn er von seinen Reisen erzählte, den Anschein, als wäre er von bloßer Neugier getrieben.

Erst später begriffen wir durch seine Briefe, dass er einer wahren Berufung gehorchte, die er zeitlebens nicht aufgab. Wenn er erzählte, stets unterhaltsam und interessant, verstand er es, etwas Spitzbübisches, Spaßiges in seine Stimme hineinzulegen, womit er den Zuhörer verwirrte und ihn im Unklaren ließ, ob er sich über ihn lustig machte oder ob er im Ernst sprach. Ich weiß noch, wie er uns eines Tages aus Peru einen Brief schrieb, in dem er uns seine Reise weiter nach Norden ankündigte und wo es in etwa hieß:

»Wenn Ihr innerhalb eines Jahres keine Nachricht von uns habt, sucht unsere Schrumpfköpfe in irgendeinem Yankeemuseum, wir reisen nämlich durch das Stammesgebiet der Jíbaros, die erfahrene Kopfjäger sind.«

Wir wussten, wer die Jíbaros waren, und wir wussten auch, dass sie seit Jahrhunderten aus den Köpfen ihrer Feinde Schrumpfköpfe machten. So sah die Sache schon anders aus, denn es war nicht nur ein Witz, es steckte auch eine gehörige Portion Wahrheit darin.

Ich litt jedes Mal im Stillen, wenn es ihm in den Sinn kam, auf Entdeckungsreise zu gehen. Als er mir von seiner geplanten Reise mit Granado erzählte, nahm ich ihn beiseite und sagte zu ihm: »Du lässt dich auf ein sehr schwieriges Abenteuer ein, und wie könnte ich dir abraten, wo ich doch selbst so lange davon träumte? Aber eines sage ich dir, wenn du dich in diesen Urwäldern verirrst und ich nicht in einer angemessenen Zeit Nachricht von dir bekomme, werde ich deinen Spuren folgen und dich suchen, und ich werde nicht eher zurückkommen, als ich dich gefunden habe.« Er wusste, dass ich dazu fähig war, und ich hoffte, das würde seinen Wagemut vielleicht etwas zügeln. Ich bat ihn, mir Zeichen am Wege zu hinterlassen und uns über seine Route auf dem Laufenden zu halten. Er tat es durch seine Briefe, und durch sie waren wir auch im Bilde über die tatsächliche Route, die unser Sohn eingeschlagen hatte. In seinen Briefen analysierte er die ökonomische, politische und soziale Situation aller Länder, die er durchquerte, und in ihnen legte er auch seine Überlegungen dar, die uns immer stärker seine Tendenz zum Kommunismus erkennen ließen.

Das war bei Ernesto kein bloßer Zeitvertreib, und so verstanden wir es auch. Die Größe seiner Unternehmung wurde uns immer mehr bewusst. Er besaß die notwendigen Voraussetzungen, um, was er plante, in die Tat umzusetzen; doch um im Leben zu triumphieren, genügen nicht allein die Voraussetzungen – die Verwirklichung der Träume, Pläne und Hoffnungen ist der schwierigste Teil. In Ernesto vereinigte sich der Glaube an seinen Siegeswillen mit einer außerordentlichen Beharrlichkeit, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Nimmt man dazu noch seine oft genug unter Beweis gestellte Intelligenz, so versteht man, wie er in der kurzen Zeit derart viel erreichen konnte.

Nun brach er zusammen mit Alberto Granado auf, um den Spuren vieler legendärer Entdecker Amerikas zu folgen. Wie sie ließen die beiden Komfort, Freundinnen und Familie zurück und brachen auf zu neuen Horizonten. Granado wohl mit dem Ziel, neue Welten kennenzulernen. Ernesto im selben Drang, verbunden mit der mystischen Gewissheit seiner Bestimmung. Nun folgten Ernesto und sein Begleiter den Spuren der Konquistadoren, nur dass sie im Unterschied zu jenen sich nicht von Eroberungslust leiten ließen, sondern unterwegs waren zu einem anderen Ziel.

Ernesto Che Guevara

Latinoamericana

Damit wir uns verstehen

Dies ist kein Bericht von beeindruckenden Ruhmestaten, es ist auch nicht lediglich ein »etwas zynischer Bericht«; zumindest will er es nicht sein. Es ist ein Stück aus zwei Leben, eine Momentaufnahme von einer bestimmten gemeinsamen Wegstrecke gleicher Hoffnungen und verwandter Träume. Ein Mensch kann in neun Monaten seines Lebens an viele Dinge denken, die von der verstiegensten philosophischen Spekulation bis zum schlichten Verlangen nach einem Teller Suppe reichen, in direkter Wechselwirkung zu der Leere seines Magens; und wenn er zugleich ein bisschen Abenteurer ist, kann er in diesem Zeitraum Augenblicke erleben, die vielleicht auch andere Menschen interessieren und bei deren unterschiedsloser Schilderung so etwas wie diese Notizen entstehen können.

So wurde die Münze geworfen und hat sich viele Male gedreht; einmal kam sie auf »Kopf«, ein anderes Mal auf »Zahl« zu liegen. Der Mensch, Maß aller Dinge, spricht hier durch meinen Mund und erzählt mit meinen Worten, was meine Augen gesehen haben; vielleicht habe ich auf zehn mögliche »Köpfe« nur einmal »Zahl« gesehen, oder umgekehrt, vermutlich ist es so, und daran ist nichts zu ändern; mein Mund erzählt, was meine Augen ihm berichteten. Unser Blick war nie umfassend, immer flüchtig und nicht immer angemessen informiert, und die Urteile sind zu endgültig? Mag sein, aber dies ist die Interpretation, die eine Klaviatur der Gesamtheit der Impulse gibt, die dazu führten, die Tasten zu drücken, und diese flüchtigen Impulse sind tot. Es gibt niemanden, der der Bürde eines Gesetzes unterliegt. Die Person, die diese Notizen schrieb, starb, als sie ihren Fuß wieder auf argentinischen Boden setzte, und der sie ordnet und an ihnen feilt, »ich«, bin nicht ich; zumindest bin ich nicht mehr dasselbe innere Ich. Dieses ziellose Streifen durch unser riesiges Amerika hat mich stärker verändert, als ich glaubte.

In einem beliebigen Lehrbuch der Fotografie kann man das Bild einer nächtlichen, vom Vollmond beschienenen Landschaft sehen, und der erläuternde Text dazu verrät uns das Geheimnis dieser Dunkelheit im prallen Sonnenlicht. Die Natur der Sinneseindrücke auf meiner Netzhaut aber kennt mein Leser kaum, und auch ich ahne sie nur, sodass keine Korrekturen auf der Fotoplatte vorgenommen werden dürfen, um den realen Moment zu ermitteln, in dem sie belichtet wurde. Wenn ich eine Nachtaufnahme zeige, glaubt ihr oder zerreißt sie, wie auch immer, denn wenn ihr die von meinen Notizen fotografierte Landschaft selbst nicht kennt, werdet ihr schwerlich eine andere Wahrheit erfahren, als die ich hier erzähle. Ich lasse euch jetzt mit mir allein, mit dem, der ich war …

Vorboten

Es war ein Oktobermorgen. Ich hatte die Ferien zum 17. Oktober genutzt und war nach Córdoba gefahren. Unter dem Weindach am Haus Alberto Granados tranken wir süßen Mate, sprachen über die jüngsten Begebenheiten dieses »Hundelebens« und bastelten nebenbei an der Poderosa II. Er klagte darüber, dass er seine Anstellung am Leprosorium von San Francisco de Chañar verloren hatte und über die schlechte Bezahlung im Hospital Español. Ich hatte meine Stellung ebenfalls verloren, doch im Gegensatz zu ihm war ich sehr froh darüber. Trotzdem hatte ich einigen Kummer, der mehr als mit allem anderen mit meinem träumerischen Geist zusammenhing; ich hatte die Nase voll von Medizinischer Fakultät, Krankenhäusern und Prüfungen.

In Träumereien versunken, durchquerten wir ferne Länder, kreuzten auf tropischen Meeren und bereisten ganz Asien. Und plötzlich tauchte, als sei sie Teil unserer Träume, wie nebenbei die Frage auf:

– Und wenn wir nach Nordamerika fahren?

– Nach Nordamerika? Wie denn?

– Mit der Poderosa, Mann.

So war die Reise beschlossene Sache, und zu jeder Zeit wurde sie fortgesetzt, wie sie in großen Zügen entworfen war: als Improvisation. Albertos Brüder gesellten sich zu uns, und bei einer Runde Mate wurde die unwiderrufliche Verpflichtung eines jeden besiegelt, nicht aufzugeben, bis wir am Ziel unserer Wünsche angelangten. Der Rest war stumpfsinnige Lauferei, um all die erforderlichen Genehmigungen, Bescheinigungen und Dokumente zusammenzukriegen, das heißt, die ganze Skala von Barrieren zu überwinden, die die modernen Nationen dem entgegenstellen, der reisen möchte. Um nicht unser Ansehen aufs Spiel zu setzen, vereinbarten wir, gegenüber den anderen nur von einer Fahrt nach Chile zu reden; meine wichtigste Aufgabe war, vor der Abfahrt die Prüfungen in so vielen Fächern wie möglich abzulegen, Albertos Aufgabe, das Motorrad für die große Reise auf Vordermann zu bringen und die Route zu überlegen. In diesem Moment verloren wir die ganze Tragweite unseres Unternehmens aus den Augen, wir sahen nur noch den Staub der Straße und uns auf dem kilometerfressenden Motorrad, auf der Flucht nach Norden.

Die Entdeckung des Ozeans

Der Vollmond zeichnet sich klar über dem Meer ab und bedeckt die Wellen mit silbernem Glitzern. Wir sitzen auf einer Düne und sehen dem Auf und Ab mit unterschiedlichen Gefühlen zu: Für mich war das Meer stets ein Vertrauter, ein Freund, der alles in sich aufnimmt, was man ihm erzählt, ohne jemals das anvertraute Geheimnis preiszugeben, und der den besten aller Ratschläge erteilt: ein Rauschen, dessen Bedeutung jeder auslegt, wie er es vermag; für Alberto ist es ein neuartiges Schauspiel, das in ihm eine seltsame Unruhe auslöst; ihr Widerschein ist in seinem aufmerksamen Blick wahrzunehmen, mit dem er das Aufsteigen und Vergehen jeder Welle am Strand verfolgt. Mit seinen fast dreißig Jahren sieht Alberto zum ersten Mal den Atlantischen Ozean, und er spürt in diesem Moment die Tragweite dieser Entdeckung, die ihm unermessliche Wege hin zu allen Punkten des Erdballs eröffnet. Der frische Wind füllt die Sinne mit Meeresluft, alles, was er streift, verwandelt sich, sogar Come-back reckt sein komisches Schnäuzchen und sieht dem silbernen Band zu, das sich in jeder Minute mehrmals vor seinen Augen entrollt. Come-back ist ein Symbol und ein Überlebender – Symbol der Bande, die nach meiner Rückkehr verlangen, und Überlebender eigenen Missgeschicks: zwei Stürze vom Motorrad, auf dem er eingesperrt in seiner Tasche mitfuhr, der Tritt eines Pferdes, das ihn malträtierte, und ein hartnäckiger Durchfall.

Wir sind in Villa Gesell im Norden von Mar del Plata, im Haus eines Onkels, der uns Gastfreundschaft gewährt, und wir ziehen Bilanz über die ersten 1200 zurückgelegten Kilometer, die leichtesten, die uns aber dennoch schon Respekt vor der Entfernung einflößen. Wir wissen nicht, ob wir unser Ziel erreichen werden oder nicht, aber es sieht ganz so aus, als wenn uns ein hartes Stück Arbeit bevorsteht. Alberto lacht über die Reisepläne, die er bis ins Detail minutiös ausgearbeitet hatte und denen zufolge wir unserem Reiseziel schon nahe sein müssten, wo wir doch in Wirklichkeit gerade erst losgefahren sind.

Wir verließen Gesell mit einem ordentlichen Vorrat an Gemüse und Fleischkonserven, die mein Onkel »gestiftet« hatte. Er sagte uns, wir sollten ihm, sobald wir in Bariloche ankämen, telegrafieren; dass er die Nummer des Telegramms beim Lotto spielen wollte, schien uns aber doch übertrieben. Andere meinten, das Motorrad sei eine gute Gelegenheit, um footing zu machen; trotzdem sind wir fest entschlossen, das Gegenteil zu beweisen. Auch wenn wir nicht frei sind von einer natürlichen Besorgnis – wir verlieren über unser gegenseitiges Vertrauen kein Wort.

Auf der Küstenstraße stellt Come-back wieder einmal seinen Hang zum Flieger unter Beweis und bleibt erneut trotz des Aufpralls unverletzt. Das Motorrad, dessen Gepäckträger hinter seinem Schwerpunkt liegt, gerät mit der darauf befestigten Last leicht außer Kontrolle; bei der geringsten Unachtsamkeit bäumt es sich mit dem Vorderrad auf und wirft uns im weiten Bogen ab. In einer Fleischerei, an der wir vorbeikommen, kaufen wir ein bisschen Fleisch zum Braten und Milch für den Hund. Der kostet sie nicht einmal; das Tierchen beginnt mir Sorgen zu machen, mehr als leidende Kreatur denn wegen der 70 »Mäuse«, die man mir abgeknöpft hat. Der Braten erweist sich als Pferdefleisch, das so süß ist, dass wir es nicht essen können. Enttäuscht werfe ich ein Stück davon auf die Erde, da stürzt sich der Hund darauf und hat es im Handumdrehen aufgefressen; erstaunt werfe ich ihm noch ein Stück hin, und die Geschichte wiederholt sich. Die Milchdiät wird aufgehoben. Unter den Begeisterungsstürmen der Bewunderer Come-backs beginnt für mich hier in Miramar ein …

Amouröses Zwischenspiel

Eigentlich ist es nicht Anliegen dieser Notizen, von den Tagen in Miramar zu erzählen, wo Come-back ein neues Zuhause fand, zu dem auch eine Person gehörte, der sein absichtsvoller Name galt, und wo die Reise unentschlossen in einem stillen Wasser verharrte und alles dem Wort unterworfen war, das ich gegeben hatte und an das ich mich gebunden hatte.

Alberto erkannte die Gefahr und sah sich schon allein auf den Straßen Amerikas, doch er sagte kein lautes Wort. Der Kampf fand zwischen ihr und mir statt. Einen Moment lang klangen in meinen Ohren die Verse Otero Silvas, triumphierend, wie ich glaubte, als ich aufbrach:

Ich lauschte im Boot dem Plätschern

der nackten Füße

und ahnte die Gesichter, Nacht geworden vor Hunger.

Mein Herz war ein Pendel zwischen ihr und der Straße.

Ich weiß nicht, mit welcher Kraft ich mich von ihren Augen losriss,

mich aus ihren Armen befreite.

Sie blieb, verhängte ihre Angst mit Tränenwolken

hinter dem Regen und der Fensterscheibe,

unfähig aber zu schreien: Warte auf mich,

ich gehe mit dir!