Ich umarme dich mit all meiner revolutionären Hingabe - Ernesto Che Guevara - E-Book

Ich umarme dich mit all meiner revolutionären Hingabe E-Book

Ernesto Che Guevara

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Beschreibung

Che Guevaras bisher unveröffentlichte Briefe – die Autobiographie, die er nie geschrieben hat. Ernesto Che Guevara, Held der Revolution und eines der berühmtesten Gesichter des 20. Jahrhunderts, war ein gewissenhafter Beobachter und Chronist seiner Gegenwart. In seinen Briefen lernen wir einen humorvollen und warmherzigen Menschen kennen. Zeugnisse aus einem Leben, das dem Kampf für eine größere Sache gewidmet war. Angefangen bei den Notizen, die er von seinen Reisen durch den südamerikanischen Kontinent nach Hause schickt, bis zu den berührenden Worten, die er seinen Gefährt*innen, seiner Frau und seinen Kindern hinterlässt: Wir begegnen einem wachen und abenteuerlustigen jungen Mann, der seinen Träumen nachjagt und unbeirrt seinen Idealen folgt, der fassungslos soziale Missstände konstatiert und Verbündete sucht. Zeile für Zeile lesen wir, wie aus ihm ein legendärer Revolutionär und Staatsmann wird, der sich immer wieder dem Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit verschreibt. Eine einzigartige Sammlung seiner persönlichen und politischen Korrespondenz, bisher zu einem großen Teil unveröffentlicht, die sich liest, wie die Autobiographie, die er nie geschrieben hat. Briefe, die uns überraschende Seiten einer vielschichtigen Persönlichkeit näherbringen: den politischen Führer, den Guerillakämpfer, den Sohn, den Vater, den Geliebten, den Philosophen und Dichter.

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Seitenzahl: 406

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Ernesto Che Guevara

Ich umarme dich mit all meiner revolutionären Hingabe

Gesammelte Briefe 1947-1967

Herausgegeben von María del Carmen, Ariet García und Disamis Arcia Muñoz
Aus dem Spanischen von Stefanie de Velasco

Kurzübersicht

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Titelseite

Über Ernesto Che Guevara

Über dieses Buch

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

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Über Ernesto Che Guevara

Ernesto »Che« Guevara wurde am 14. Mai oder Juni 1928 im argentinischen Rosario geboren. Nach einem Medizinstudium und ausführlichen Reisen durch Lateinamerika traf er 1954 eine Gruppe kubanischer Revolutionäre, die in Mexiko im Exil lebten. Nach zweijährigem Guerillakrieg als Commandante, an der Seite Fidel Castros, trat er 1959 in die Revolutionsregierung auf Kuba ein. 1964 trat er von allen Ämtern zurück und ging 1966 nach Bolivien, um die Revolution weiterzutragen. Dort wurde er ein Jahr später erschossen.

Die Übersetzerin

Stefanie de Velasco,geboren 1978 im Rheinland, studierte Europäische Ethnologie und Politikwissenschaft. 2013 erschien ihr Debütroman »Tigermilch«, der in zahlreiche Sprachen übersetzt und für das Kino verfilmt wurde. 2019 folgte der Roman »Kein Teil der Welt«. Sie schreibt für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften und arbeitet als Drehbuchautorin.

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Über dieses Buch

Ernesto Che Guevara, Held der Revolution und eines der berühmtesten Gesichter des 20. Jahrhunderts, war ein gewissenhafter Beobachter und Chronist seiner Gegenwart. In seinen Briefen lernen wir einen humorvollen und warmherzigen Menschen kennen. Zeugnisse aus einem Leben, das dem Kampf für eine größere Sache gewidmet war.

Angefangen bei den Notizen, die er von seinen Reisen durch den südamerikanischen Kontinent nach Hause schickt, bis zu den berührenden Worten, die er seinen Gefährt*innen, seiner Frau und seinen Kindern hinterlässt: Wir begegnen einem wachen und abenteuerlustigen jungen Mann, der seinen Träumen nachjagt und unbeirrt seinen Idealen folgt, der fassungslos soziale Missstände konstatiert und Verbündete sucht. Zeile für Zeile lesen wir, wie aus ihm ein legendärer Revolutionär und Staatsmann wird, der sich immer wieder dem Kampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit verschreibt. Eine einzigartige Sammlung seiner persönlichen und politischen Korrespondenz, bisher zu einem großen Teil unveröffentlicht, die sich liest, wie die Autobiographie, die er nie geschrieben hat. Briefe, die uns überraschende Seiten einer vielschichtigen Persönlichkeit näherbringen: den politischen Führer, den Guerillakämpfer, den Sohn, den Vater, den Geliebten, den Philosophen und Dichter.

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Impressum

Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KGBahnhofsvorplatz 150667 Köln

Titel der Originalausgabe: Te abraza con todo fervor revolucionario. Epistolario de un tiempo 1947–1967

© 2021 Ocean Press, the Che Guevara Studies Center, Havana, and Aleida March.

All photographs © 2021 Che Guevara Studies Center, Havana and Aleida March

Published in English by Seven Stories Press, Inc. New York on behalf of Ocean Press, Melbourne, and the Che Guevara Studies Center, Havana.

Published in Spanish by Seven Stories Press, Inc., New York, U.S.A. and Ocean Sur, Melbourne as Te abraza con todo fervor revolucionario.

Aus dem Spanischen von Stefanie de Velasco

Brief an Fidel: Aus dem Spanischen von Astrid Roth

© 2021, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln

Alle Rechte vorbehalten

Covergestaltung: Barbara Thoben, Köln

Covermotiv: © Joseph Scherschel / Getty Images

 

ISBN978-3-462-30234-9

 

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Inhaltsverzeichnis

Abbildung

Vorwort Aleida Guevara

Biografische Notiz

Chronik

Vorwort der Herausgeberinnen

Abbildung

Jugendbriefe

Einleitung

An den Vater, Villa María, 21. Januar 1947 

An den Vater, Villa María, [Ende] 1947 

An AMERIMEX, Buenos Aires, 28. Februar 1950 

An die Mutter, San Martín de los Andes, Januar 1952 

An Tante Beatríz, Iquitos, 1. Juni 1952 

An den Vater, Iquitos, 4. Juni 1952 

An die Mutter, Bogotá, 6. Juli 1952 

An den Vater, La Paz, 24. Juli [1953]

An die Mutter, Cuzco, 22. August 1953 

An Tita Infante, Lima, den 3. September 1953 

An den Vater, Guayaquil, [21. Oktober 1953]

An Tante Beatriz, San José de Costa Rica, [10. September 1953]

An die Mutter, Guatemala-Stadt, 28. Dezember 1953 

An den Vater, 15. Januar 1954 

An Tante Beatríz, 12. Februar 1954 

An Tita Infante, Guatemala-Stadt, März 1954 

An die Mutter, [Guatemala,] Ende April 1954 

An Zoraida Boluarte, Guatemala, seit sechs Monaten am Hungern

An die Mutter, [Guatemala,] April 1954 

An die Mutter, [Guatemala,] 20. Juni 1954 

An die Mutter, [Guatemala,] 4. Juli 1954 

An Tita Infante, Mexiko, 29. September 1954 

An Zoraida Boluarte, Mexiko, 22. Oktober [1954]

An die Mutter, [Mexiko,] November 1954 

An Tita Infante, Mexiko, 29. November 1954 

An die Mutter, [Mexiko, Ende 1954]

An den Vater, [Mexiko,] 10. [Februar oder März] 1955 

An Tante Béatriz, 9. April [1955]

An Tita Infante, Mexiko, 10. April 1955 

An die Mutter, [Mexiko,] 9. Mai 1955 

An Zoraida Bolouarte, México, den 16. Mai 1955 

An den Vater, 27. Mai 1955 

An die Mutter, 17. Juni 1955 

An die Mutter, Buenos Aires, 20. Juli 1955 

An die Mutter, [Mexiko,] 24. September 1955 

An Tita Infante, Mexiko, 24. September 1955 

An Zoraida Boluarte, Mexiko, 8. Oktober 1955 

An die Mutter, Mexiko, Tag 25 der neuen Zeitrechnung

An Tita Infante, Mexiko, 1. März 1956 

An die Mutter, [Mexiko,] 13. April 1956 

An die Eltern, Mexiko, 6. Juli 1956 

An seine Mutter, Mexiko, 15. Juli 1956 

An die Mutter, [Mexico, August oder September 1956]

An seine Mutter, [Mexiko, Oktober 1956]

An seine Mutter, Mexiko 15

An Tita Infante, [November 1956]

Abbildung

Briefe aus dem Guerillakrieg in Kuba

Einleitung

Teil 1: Briefe aus der Sierra Maestra

An Daniel, [Sierra Maestra,] 1. Oktober 1957 

An die zivilen Einrichtungen von Buey Arriba, Sierra Maestra, 12. Oktober 1957 

An Mario, Sierra Maestra, 23. November [1957]

An Daniel, [ohne Datum]

An Darío und Daniel, Sierra Maestra, 4. Dezember 1957 

An Darío, Sierra Maestra, 30. Dezember 1957 

An Daniel, Sierra Maestra, 30. Dezember 1957 

An Calixto, Sierra Maestra, 13. Juli 1958 

Teil 2: Briefe aus den Llanos de Camagüey und der Provinz Las Villas

An Fidel Castro, Llanos de Camagüey, 8. September 1958, 1:50 Uhr

An Fidel Castro, Llanos de Camagüey, 13. September 1958, 21:50 Uhr

An Gómez, Las Villas, 23. Oktober 1958 

An Fidel Castro, Sierra del Escambray, 23. Oktober 1958 

An Fidel, Sierra del Escambray, 3. November 1958 

An das Provinzialdirektorium der Bewegung 26. Juli in Las Villas, 3. Dezember 1958 

Abbildung

Briefe als politischer Führer der revolutionären Regierung

Einleitung

An [Víctor Trapote] Trapito, 12. Januar 1959 

An Juan Hehong Quintana, Havanna, 5. Februar 1959 

An Remberto Martínez Jiménez, Havanna, 5. Februar 1959 

An José E. Martí Leyva, Havanna, 5. Februar 1959 

An William Morris, Havanna, 5. Februar 1959 

An Pedro Revuelta, Havanna, 5. Februar 1959 

An Luis Paredes López, Havanna, 5. Februar 1959 

An Carlos Franqui, Tarará, 10. März 1959 

An Dr. Miguel Ángel Quevedo, Havanna, 23. Mai 1959 

An Valentina González Bravo, Havanna, 25. Mai 1959 

An Loreto Cabrera Cruz, Havanna, 27. Mai 1959 

An Pedro Revuelta, Havanna, 27. Mai 1959 

An María Teresa Díaz Dicon, Havanna, 1. Juni 1959 

An José Ricardo Gómez, Havanna, 7. Juni 1959 

An Aleida March, 22. Juni 1959 

An Aleida March, 27. Juni 1959 

An Aleida March, irgendwo in Indien, 30. Juni 1959 

An Aleida March, [12. Juli 1959]

An Aleida March, [ohne Datum]

An Aleida March, [ohne Datum]

An Aleida March, 6. August 1959 

An Aeropuertos Internacionales, S.A., Havanna, 30. November 1959 

An Miguel Grau Triana, Havanna, 18. März 1960 

An Ernesto Sábato, Havanna, 12. April 1960 

An José Tiquet, Havanna, 17. Mai 1960 

An José R. Silva, Havanna, 5. Juli 1960 

An Herrn Lorenzo Alujas, Havanna, 9. August 1960 

An die Generalverwaltung der Volksbank von China, Havanna, 15. Oktober 1960 

An Gustavo Jménez, Havanna, 30. Dezember 1960 

An Fernando Barral, Havanna, 15. Februar 1961 

An Robert Starkie, Havanna, 12. Juni 1961 

An Rolando Díaz Aztaraín, Havanna, 27. Juni 1962 

An Laura Bergquist, Havanna, 15. Oktober 1962 

An Anna Louise Strong, Havanna, 19. November 1962 

An Antonio Venturelli, Havanna, 19. November 1962 

An Carlos Franqui

An Nicolás Guillén, Havanna, 28. Februar 1963 

An den Verlag Grijalbo, S.A., Havanna, 1. April 1963 

An Guillermo Lorentzen, Havanna, 4. Mai 1963 

An Peter Marucci, Havanna, 4. Mai 1963 

An Aleida Coto Martínez, 23. Mai 1963 

An die Genossen des Montagewerks für Motorräder, Havanna, 31. Mai 1963 

An Lisandro Otero, Havanna 23. Juni 1963 

An Daniel Gispert, Havanna, 2. September 1963 

An José Matar, Havanna, 19. September 1963 

An Manuel Navarro Luna, Havanna, 18. Oktober 1963 

An Arturo Don Varona, Havanna, 28. Oktober 1963 

An Pablo Díaz González, Havanna, 28. Oktober 1963 

An Carlos Rafael Rodríguez, Havanna, 28. Oktober 1963 

An Lydia Ares Rodríguez, Havanna, 30. Oktober 1963 

An Lisandro Otero, Havanna, 10. November 1963 

An Juan Ángel Cardi, Havanna, 11. November 1963 

An Oscar L. Torras de la Luz, Havanna, 3. Januar 1964 

An Regino G. Boti, Havanna, 2. Februar 1964 

An Charles Bettelheim, Havanna, 6. Februar 1964 

An Josefina Cabrera, Havanna, 11. Februar 1964 

An María Rosario Guevara, Havanna, 20. Februar 1964 

An Luis Amado-Blanco, Havanna, 25. Februar 1964 

An José Medero Mestre, Havanna, 26. Februar 1964 

An Luis Corvea, Havanna, 14. März 1964 

An Eduardo B. Ordaz, 26. Mai 1964 

An Leo Huberman und Paul M. Sweezy, 12. Juni 1964 

An Ezequiel Vieta, 16. Juni 1964 

An Fabio Vargas Vivanco, 16. Juni 1964 

An Regino G. Boti, 17. Juni 1964 

An das Kubanische Unternehmen für Import und Export von Kultur- und Kunsterzeugnissen, 25. Juni 1964 

An Hubert Jacob, 30. Juni 1964 

An Santiago Morciego und Manuel Hernández, 3. Juli 1964 

An León Felipe, 21. August 1964 

An Elías Entralgo, 31. August 1964 

An Juana Rosa Jiménez, 11. September 1964 

An Julio González Noriega, 15. September 1964 

An Pedro Pérez Vega, 23. September 1964 

An Manuel Moreno Fraginals, 6. Oktober 1964 

An Charles Bettelheim, 24. Oktober 1964 

An Fidel, Havanna, 26. März 1965 

Abbildung

Briefe aus der Ferne: Kongo und Bolivien

Einleitung

An Aleida March, [ohne Datum]

Abschiedsbrief an seine Kinder

Abschiedsbrief an seine Eltern

An Carlos Rafael Rodríguez, [1965]

Abschiedsbrief an Fidel Castro, Havanna

An Fidel Castro, Kongo, 5. Oktober 1965 

An Armando Hart, 4. Dezember 1965

An Aleida March, [aus dem Kongo]

An seine Tochter Hilda Beatriz Guevara Gadea, 15. Februar 1966 

An Haydée Santamaría, [ohne Datum]

An Aleida March, Bolivien, Dezember 1966 

An seine Kinder, [Von irgendwo in Bolivien, 1966]

Anhänge

Von Juan Almeida an Che, Sierra Maestra, 20. Dezember 1957 

Von Celia Sánchez an Che Guevara, Sierra Maestra, 13. Dezember 1957 

Von Armando Hart an Che, Sierra Maestra, 25. Dezember 1957 

Von Camilo Cienfuegos, 24. April 1958 

»An die Rebellen in Las Villas«, von Fidel, Sierra Maestra, 2. Oktober 1958 

Von Lidia Doce an Che Guevara, [ohne Datum]

Von Raúl Roa an Che, Havanna, 19. Dezember 1963 

Vorwort Aleida Guevara

Beim Lesen der Briefe meines Vaters[1]

Dieses Buch ist ein Juwel. Es entstand in Zusammenarbeit des Centro de Estudios Che Guevara (Havanna) mit den Verlagen Ocean Press and Ocean Sur. Die darin zusammengestellten Briefe zeigen die persönliche Seite des Mannes, der mein Vater war.

Oft kennen wir eine Person nicht wirklich, wenn wir aber ihre Briefe lesen, verstehen wir, wer sie war. Insofern ist dieses Buch etwas sehr Besonderes für mich, weil es Briefe aus unterschiedlichen Phasen seines Lebens enthält, die die Entwicklung einer realen Person zeigen, eines echten Menschen.

Wenn Che sich auf eine Rede vorbereitete, wählte er seine Worte immer sehr genau und formulierte vor, was er sagen würde. Ihm lag sehr viel daran, seine Gedanken klar auszudrücken. In den Briefen an seine Freunde und Familie wird hingegen seine ehrliche und spontane Seite sichtbar. Die Briefe meines Vaters zu lesen ist deswegen eine faszinierende Möglichkeit, ihn richtig kennenzulernen. Erst vor Kurzem äußerte der kubanische Schriftsteller Miguel Barnet sein Bedauern darüber, dass wir keine Briefe mehr schreiben. Ich finde, er hat recht. Heutzutage empfangen wir E-Mails oder Nachrichten auf unserem Smartphone. Handschriftliche Briefe sind wie ein verloren gegangenes Kunstwerk. Das ist schade, denn wenn Sie dieses Buch lesen, werden Sie Zeugen dessen, wie ein junger Mensch sich über die Zeit verändert.

 

Der erste Teil dieser Auswahl stammt aus seiner Jugend, als Ernesto Argentinien zum ersten Mal verlässt. In einem Brief an seine Mutter, die er liebevoll »Vieja« [alte Frau] nennt, schreibt er:

Zwei Dinge sind mir inzwischen aber klar geworden: Erstens, dass, wenn ich irgendwann die wahrhaft schöpferische Mitte des Lebens von 35 Jahren erreiche, meine ganze oder jedenfalls ein großer Teil meiner Aufmerksamkeit der Nuklearphysik gelten wird oder der Genetik, jedenfalls einem der Felder, in denen die interessantesten Wissensgebiete aufeinandertreffen. Zweitens, dass die Bühne meines Lebens Amerika sein wird, und zwar viel mehr, als ich es je geglaubt hätte. Das habe ich jetzt wirklich verstanden, ich fühle mich als Amerikaner, als jemand, der sich von anderen Völkern der Welt unterscheidet. Natürlich werde ich aber den Rest der Welt bereisen.

Er bricht auf als sorgloser Reisender und ambitionierter Wissenschaftler und berichtet seiner Mutter in Briefen, wie sich seine Weltsicht spürbar »schärfte«, als er miterlebte, wie 1954 die demokratische Regierung Guatemalas mit der Rückendeckung der USA gestürzt wurde:

Die Art und Weise, wie die Gringos (vergiss nicht, dass die Gringos Yankees sind) Amerika behandeln, ließ nach und nach ein Gefühl der Entrüstung entstehen, gleichzeitig versuchte ich, die Theorie dahinter zu verstehen, den Grund ihrer Handlungen, und fand eine wissenschaftliche Erklärung. Danach kam Guatemala und all das, was so schwer zu beschreiben ist.

Als seine erste Tochter Hilda im Februar 1956 zur Welt kommt, schreibt er an seine Mutter, die er nun »Großmütterchen« nennt:

Jetzt sind wir beide ein bisschen älter geworden oder – würden wir uns als Obst sehen – reifer. Die Kleine ist ganz schön hässlich, aber ich muss sie nur anschauen, um zu wissen, dass sie etwas ganz Besonderes ist und gänzlich anderes als all die anderen Wesen in ihrem Alter. Sie weint, wenn sie hungrig ist, sie macht sich regelmäßig in die Hose, das elektrische Licht stört sie, und sie schläft fast ununterbrochen, und trotzdem ist da etwas, was sie völlig von anderen Babys unterscheidet: Ihr Vater heißt Ernesto Guevara.

Das ist mein Vater!

Einen der interessantesten Briefe in dieser Sammlung schreibt Che im Mai 1959 als Führer der revolutionären Regierung an den Chefredakteur des kubanischen Magazins Bohemia. Er formuliert eine Antwort auf die persönliche Kritik, die an ihm als Ausländer und Fremder in Kuba geübt wurde:

Es ist nicht meine Absicht, mich gegen betrügerischen Unterstellungen zu verteidigen oder dagegen, wie auf scheinheilige Weise meine argentinische Nationalität ins Spiel gebracht wird; ich bin Argentinier, und ich werde meine Herkunft niemals verleugnen (verzeihen Sie, dass ich diesen Vergleich wage, aber Máximo Gómez verleugnete seine dominikanische Herkunft ebenfalls nicht), aber ich fühle mich kubanisch, unabhängig davon, ob dies gesetzlich geregelt ist oder nicht, weil ich als Kubaner wie das kubanische Volk in der Zeit des bewaffneten Kampfes Opfer gebracht habe und heute den Wunsch teile, dass sich die Hoffnungen erfüllen.[2]

In diesem Buch finden sich unzählige Briefe, deren Lektüre, da bin ich mir sicher, große Freude bereitet, und dazu zählen insbesondere jene, die Che während seiner Reisen als Repräsentant der kubanischen Regierung an meine Mutter sandte. Etwa der folgende, der wenige Wochen nach der Hochzeit meiner Eltern verfasst wurde:

Sie haben mich im Namen der Republik ausgezeichnet. Ein sehr großer Orden, er steht mir ganz prächtig, und das sage nicht nur ich. Ich war auch schon auf dem Silbermarkt, um dir dein Armband zu kaufen, ich habe allerdings nichts Passendes für dich gefunden, ich bringe dir aber ein paar andere Kleinigkeiten mit. Die Reise hierher ist sehr schnell vergangen, ohne dass wir uns irgendetwas hätten anschauen können, und hier in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist es das Gleiche. Ich schlafe sehr wenig, ich kriege kaum noch die Augen auf.

Am nächsten Tag besuchte die Delegation Gaza, und sie war entsetzt über die Bedingungen, unter denen die Palästinenser dort leben mussten.

Ich habe die brasilianischen Verantwortlichen besucht, die sich um diese Orte kümmern. Ich habe neue Regeln brüderlicher Diplomatie zwischen den Völkern etabliert, ich bin nämlich an der Schulter des ägyptischen Beamten, der mich begleitete, eingeschlafen.

Und er schrieb viele weitere wundervolle Briefe an meine Mutter. Ich liebe diese kurze Bemerkung:

Ich kann dir nicht viel schreiben, die Zeit ist zu knapp. Ich wollte dir nur sagen, dass ich einen wunderschönen Kimono gekauft habe, der für mich einen besonderen Zauber hat, weil er von einer Geisha ist, die mich verführen wollte.

Meine Mutter konnte sehr eifersüchtig sein.

In einem ausführlichen Brief an den argentinischen Schriftsteller Ernesto Sábato, der in dieser Sammlung enthalten ist, schildert Che den Ablauf der kubanischen Revolution und welche Rolle Fidel Castro darin seiner Ansicht nach spielte. Che beschreibt Fidel als standhaft, als einen, der immer an vorderster Front kämpfte und der immer ehrlich darüber sprach, was er als Nächstes zu tun gedachte. Da die US-amerikanische Regierung, so führt Che gegenüber seinem Landsmann aus, ein festes Bild davon hatte, wie lateinamerikanische politische Führer waren, verwirrte sie Fidels Ehrlichkeit. Was die kubanische Regierung beispielsweise über die Agrarreform sagte, hielten die USA für eine Drohung, für etwas, das Kuba nicht umsetzen würde, wenn das Land nur genügend Geld bekäme. Als die revolutionäre Regierung dann genau das tat, was sie zuvor gesagt hatte, dachte die US-Regierung ernsthaft, dass die Kubaner gelogen hätten. Sie konnten nie verstehen, dass die revolutionären Führer die Wahrheit sagten.

Der Humor meines Vaters ist in sehr vielen Briefen präsent, etwa wenn er an Dr. Eduardo Ordaz schreibt, der den Druck von 6300 Exemplaren einer Zeitschrift über Psychiatrie zu verantworten hatte, er sei am »Rand einer neuroökonomischen Psychose«: Er befürchtet, dass 3000 Exemplare zu viel gedruckt wurden, da in dieser Zeit nur 3000 Ärzte in Kuba praktizierten:

Ob wohl die Ratten diese Zeitschrift nutzen, um ihre Kenntnisse im Bereich der Psychiatrie zu vertiefen oder um ihre Mägen zu besänftigen; oder hat vielleicht jeder Patient ein solches Exemplar auf seinem Nachttisch liegen?

Che ist beeindruckt von der Qualität der Zeitschrift, besteht aber darauf, dass die Auflage zu hoch ist. »Glauben Sie mir, weil die Verrückten immer die Wahrheit sagen.«

Ches bislang unveröffentlichter Brief an Fidel vom 26. März 1956 ist einer der wichtigsten in dieser Sammlung. Es ist eine wirklich faszinierende Analyse der Situation in Kuba. Er teilt darin seine Gedanken über Fehler, die in Bezug auf die Wirtschaftspolitik gemacht wurden, im Finanzhaushalt, er spricht über die internen Dynamiken der gerade erst gegründeten kommunistischen Partei und eine Reihe weiterer Themen. Er skizziert seine Ansichten über die große Bedeutung des politischen Bewusstseins im Hinblick auf die Herausforderungen für die Entstehung einer neuen Gesellschaft und erklärt, dass während des Transformationsprozesses der kubanischen Wirtschaft auch ein neuer Mensch entstehen wird.

Die Sammlung endet mit zahlreichen Abschiedsbriefen, bei denen ich immer weinen muss. Kurz vor meinem sechsten Geburtstag schrieb er uns, seinen Kindern, aus Bolivien:

Ich schreibe euch von ganz weit weg und in großer Eile, deshalb kann ich euch nicht von meinen neusten Abenteuern erzählen. Das ist schade, weil sie sehr spannend sind […].

 

Jetzt wollte ich euch sagen, dass ich euch sehr lieb habe und die ganze Zeit an euch denke, und an Mamá, auch wenn ich euch ganz Kleinen fast nur von Fotos kenne, weil ihr noch so klein wart, als ich gegangen bin. Ich lass bald mal ein Bild von mir machen, damit ihr wisst, wie ich jetzt aussehe, ein bisschen älter und hässlicher.

An mich, als die Älteste, schreibt er: »Sei immer schön fleißig und hilf deiner Mamá so gut du kannst.« Er erinnert Camilo daran, in der Schule nicht so viele Schimpfwörter zu benutzen und sich angemessen auszudrücken. Er hofft, dass sein jüngstes Kind, Ernesto, als Mann heranwächst, bereit, den Imperialismus zu bekämpfen. Und wenn der Imperialismus besiegt ist, verspricht er ihm und Camilo Ferien auf dem Mond.

Ich war verärgert, als ich diesen Brief als Kind las. Warum fuhr ich nicht zusammen mit meinen Brüdern zum Mond und sollte stattdessen ein braves Mädchen sein, das im Haushalt hilft? Später habe ich ihm vergeben, als ich sah, wie viele Fotografien er von mir in seinem Büro hatte. Ich wusste, obwohl er mich nicht mehr mit auf den Mond nehmen wird, trug er mich doch immer in seinem Herzen.

Biografische Notiz

Ernesto Guevara de la Serna, den das Time Magazine zu den »Ikonen des 20. Jahrhunderts« zählt, wurde am 14. Juni 1928 in Rosario, Argentinien geboren. Er reiste während seines Medizinstudiums in Buenos Aires und auch danach mehrmals durch Lateinamerika – unter anderem 1952 mit Alberto Granado auf einem unzuverlässigen Norton-Motorrad, eine Reise, von der er in seinen frühen Tagebüchern The Motorcycle Diaries berichtet.

Politisch aktiv wurde er 1954 während seines Aufenthaltes in Guatemala, bevor die demokratisch gewählte Regierung von Jacobo Árbenz durch einen von der CIA organisierten militärischen Übergriff gestürzt wurde. Ernesto floh nach Mexiko, nachhaltig radikalisiert.

Über Kontakte, die er in Guatemala gemacht hatte, traf Guevara in Mexico City auf eine Gruppe exilkubanischer Revolutionäre. Im Juli 1955 lernte er Fidel Castro kennen und schloss sich daraufhin dessen Guerillaexpedition an, die den Sturz des Diktators Fulgencio Batista anstrebte. Die Kubaner gaben ihm den Spitznamen »Che« – eine beliebte Anrede im argentinischen Spanisch.

Am 25. November 1956 stach Guevara an Bord der Motorjacht Granma in See, als Arzt der Guerillatruppe, die den bewaffneten revolutionären Kampf in den Bergen der kubanischen Sierra Maestra begann. Innerhalb weniger Monate wurde er von Fidel Castro zum Kommandanten der Rebellenarmee befördert, auch wenn er weiterhin die verwundeten Guerillakämpfer und die Gefangenen aus Batistas Armee medizinisch versorgte.

Im September 1958 spielte Guevara eine wichtige Rolle beim militärischen Sieg über Batista, als er und Camilo Cienfuegos jeweils eine Kolonne von Westen her ins Landesinnere führten.

Nach Batistas Flucht am 1. Januar 1958 war Guevara einer der wichtigsten Führer der Revolutionsregierung, zuerst als Leiter der Abteilung für Industrialisierung des Nationalen Agrarinstituts (INRA), anschließend als Präsident der Nationalbank. Im Februar 1961 wurde er zum Minister für Industrie ernannt. Er war außerdem eine zentrale Figur der politischen Organisation, aus der 1965 die Kubanische Kommunistische Partei hervorging.

Neben diesen Ämtern repräsentierte Che Guevara die kubanische Revolutionsregierung auf der ganzen Welt, führte Delegationen an und sprach vor den Vereinten Nationen und auf zahlreichen politischen Konferenzen in Asien, Afrika, Lateinamerika und den Ländern des sozialistischen Blocks. Er machte sich einen Namen als leidenschaftlicher und eloquenter Redner, als Fürsprecher der Menschen im globalen Süden. Eine seiner berühmtesten Reden hielt er 1961 auf der Konferenz von Punta del Este in Uruguay, eine Kritik an John F. Kennedys »Allianz für den Fortschritt«.

Gemäß seinem Vorsatz, an dem er, seit er der kubanischen revolutionären Bewegung beigetreten war, festgehalten hatte, verließ Guevara Kuba im April 1965, zunächst, um im Kongo eine von Kuba aus organisierte Guerillatruppe anzuführen. Er kehrte im Dezember 1965 heimlich nach Kuba zurück, um eine weitere Guerillatruppe für die Kämpfe in Bolivien vorzubereiten. Nach Bolivien reiste er im November 1966 mit dem Plan, die bolivianische Militärdiktatur herauszufordern und eine revolutionäre Bewegung auf den Weg zu bringen, die letztendlich den ganzen lateinamerikanischen Kontinent erfassen sollte. Das Tagebuch, das er während seines Kampfes dort führte, wurde als Bolivianisches Tagebuch bekannt. Guevara wurde verwundet und von bolivianischen Truppen, die den Aufstand bekämpften und von den USA unterstützt wurden, am 8. Oktober 1967 gefangen genommen. Am folgenden Tag wurde er kaltblütig ermordet, seine Leiche wurde verscharrt.

Che Guevaras sterbliche Überreste wurden 1997 entdeckt und an Kuba zurückgegeben. In Santa Clara, Kuba, wo er einst eine wichtige Schlacht gegen das Batista-Regime für sich entschieden hatte, errichtete man ihm eine Gedenkstätte.

Chronik

14. Juni 1928

Ernesto Guevara wird im argentinischen Rosario geboren, als Sohn von Ernesto Guevara Lynch und Celia de la Serna; er ist das erste von fünf Kindern (Roberto, Celia, Ana María and Juan Martín).

1. Januar 1950

Der junge Ernesto macht sich auf seinem Motorrad auf eine 4000 Kilometer lange Reise durch die nördlichen Provinzen Argentiniens.

Januar–Juli 1952

Gemeinsammit seinem Freund Alberto Granado reist er auf einem alten Norton-Motorrad durch Lateinamerika.

10. März 1952

General Fulgencio Batista führt den Militärputsch in Kuba an.

6. Juli 1953

Nach Abschluss seines Medizinstudiums am 12. Juni reist er ein weiteres Mal durch Lateinamerika. In Bolivien sieht er die Auswirkungen der Revolution von 1952.

26. Juli 1953

Fidel Castro schließt sich dem revolutionären Kämpfen gegen Batista an und führt den bewaffneten Angriff auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba an, der jedoch scheitert.

Dezember 1953

Ernesto trifft in San José, Costa Rica, auf eine Gruppe kubanischer Überlebender des Moncada-Angriffs. Er reist weiter nach Guatemala, wo die Bodenreformen des demokratisch gewählten Präsidenten Jacobo Árbenz die United Fruit Company herausfordern.

21. September 1954

Ernesto flieht von Guatemala nach Mexiko, nachdem ein von der CIA gedeckter Staatsstreich Präsident Arbénz stürzt und seine Unterstützer brutal unterdrückt. Ernesto arbeitet als Arzt im Zentralkrankenhaus von Mexiko-Stadt.

Juli 1955

Ernesto Guevara lernt Fidel Castro kennen, kurz nachdem dieser aus dem Gefängnis entlassen wird und in Mexico-Stadt eintrifft. Seine kubanischen Freunde nennen ihn ab jetzt »Che« (eine übliche argentinische Anrede), er ist sofort bereit, sich der geplanten Guerillaexpedition nach Kuba anzuschließen.

18. August 1955

Che heiratet die peruanische Revolutionärin Hilda Gadea in Mexiko. Im Jahr darauf kommt ihre Tochter Hildita zur Welt.

24 Juni 1956

Che wird bei einer Razzia gegen kubanische Exilrevolutionäre verhaftet.

25. November 1956

Zweiundachtzig Kämpfer, unter ihnen Che Guevara als Truppenarzt, fahren an Bord der Motorjacht Granma von Tuxpan in Mexiko in Richtung Kuba.

2. Dezember 1956

Die Granmaerreicht Kuba am Strand von Las Coloradas in der ehemaligen Provinz Oriente, doch die Rebellen werden von Batistas Truppen in Alegría de Pío zurückgedrängt. Eine kleine Gruppe Rebellen dringt tiefer in die Berge der Sierra Maestra vor und beginnt von dort aus, Landarbeiter zu rekrutieren. Innerhalb eines Monats gelingen ihnen einige bedeutsame Siege gegen Batistas Truppen.

21. Juli 1957

Nachdem sich Che in zahlreichen Guerillakämpfen bewiesen hat, wird er zum Kommandanten befördert und führt von nun an die neu gegründete Zweite Kolonne der Rebellenarmee.

11.–21. Juli 1958

Die Rebellen schlagen Batistas Armee in entscheidenden Kämpfen und vergrößern die von ihnen kontrollierten Gebiete rund um die Sierra Maestra.

31. August 1958

Che Guevara und Camilo Cienfuegos führen ihre Guerillakolonnen westlich von der Sierra Maestra in Richtung Zentralkuba und eröffnen dabei neue Fronten in der Provinz von Las Villas.

28. Dezember 1958

Che Guevaras Guerillakolonne beginnt mit dem Angriff auf Santa Clara, innerhalb weniger Tage kann sie die Stadt unter ihre Kontrolle bringen.

1. Januar 1959

Batista flieht. Fidel marschiert im Osten der Insel in Santiago de Cuba ein, das Militärregime bricht zusammen. Die Rebellenkolonnen von Che Guevara und Camilo Cienfuegos erreichen am folgenden Tag Havanna.

9. Februar 1959

Che Guevara wird kubanischer Staatsbürger.

2 Juni 1959

Che heiratet Aleida March, die zuvor im Untergrund aktiv und während der Revolution Guerillakämpferin war.

12. Juni–8. September 1959

Che Guevara reist nach Europa, Afrika und Asien; er unterzeichnet im Namen der Revolutionsregierung zahlreiche Verträge über wirtschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit.

7. Oktober 1959

Che Guevara wird zum Leiter der Abteilung für Industrialisierung des Nationalen Agrarinstituts (INRA) ernannt.

26. November 1959

Che Guevara wird zum Präsidenten der Nationalbank von Kuba ernannt.

5. März 1960

Bei der Trauerfeier für die Opfer des Terrorangriffs auf das französische Schiff La Coubreim Hafen von Havanna macht der kubanische Fotograf Alberto Korda sein berühmtes Foto von Che Guevara.

17. März 1960

US-Präsident Eisenhower bewilligt einen Plan der CIA, die kubanische Revolutionsregierung zu stürzen und Exilkubaner für eine Eroberungsmission auszubilden.

23. Oktober–23. Dezember 1960

Che Guevara macht eine lange Reise, die ihn in die Sowjetunion, die DDR, die Tschechoslowakei, nach China und Nordkorea führt.

24. November 1960

Che Guevaras Tochter Aleida March (»Aliucha«) kommt zur Welt.

3. Januar 1961

Washington bricht die diplomatischen Beziehungen mit Havanna ab.

23. Februar 1961

Die Revolutionsregierung gründet das Ministerium für Industrie und ernennt Che Guevara zu seinem Minister.

15. April 1961

Als Auftakt der von den USA geplanten Invasion greifen Kampfflieger Santiago de Cuba und Havanna an. Am nächsten Tag unterstreicht Fidel Castro während einer Massenkundgebung den sozialistischen Charakter der kubanischen Revolution.

17.–19. April 1961

Invasion in der Schweinebucht: 1500 Exilkubaner und Söldner greifen – koordiniert und unterstützt durch die Vereinigten Staaten – Kuba an, sie werden jedoch innerhalb von 72 Stunden zurückgeschlagen. Che Guevara wird zur Truppenkommandantur in die westliche Provinz Pinar del Río gesandt.

8. August 1961 .

Als Leiter der kubanischen Delegation verurteilt Che Guevara in einer leidenschaftlichen Rede vor der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) auf ihrer Konferenz in Punta del Este US-Präsident Kennedys »Allianz für den Fortschritt«Kuba wird daraufhin von der OAS ausgeschlossen.

3. Februar 1962

Präsident Kennedy verhängt gegen Kuba ein vollständiges Wirtschaftsembargo.

20. Mai 1962

Camilo Guevara March, Che und Aleidas erster Sohn, wird geboren.

27. August–7. September 1962

Che Guevara reist ein zweites Mal in die Sowjetunion.

Oktober 1962

Nachdem US–Spionageflieger auf Kuba sowjetische Raketen entdecken, kommt es zu einer internationalen Krise. Kuba mobilisiert die Bevölkerung. Che Guevara soll Truppen in der Provinz Pinar del Río koordinieren, um sie für einen US-Angriff vorzubereiten.

14. Juni 1963

Aleida March bringt ihre zweite Tochter, Celia Guevara March, zur Welt.

3.–17. Juli 1963

Che Guevara besucht das gerade unabhängig gewordene Algerien unter Präsident Ahmed Ben Bella.

25. März 1964

Che besucht die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung in Genf.

4.–9. November 1964

Che Guevara reist in die Sowjetunion.

11. Dezember 1964

Che Guevara nimmt an der UN-Generalvollversammlung in New York teil, er verurteilt den Krieg in Vietnam und bekennt sich zu den weltweiten Unabhängigkeitsbestrebungen von Puerto Rico bis Kongo.

17. Dezember 1964

Che Guevara reist von New York aus weiter nach Afrika und besucht Algerien, Mali, Kongo (Brazzaville), Guinea, Ghana, Tansania und Ägypten.

14. Februar 1965

Ernestito (»Tatico«), Che und Aleidas viertes Kind, wird in Havanna geboren. Am selben Tag nimmt Che Guevara an der Afro-Asiatischen Solidaritätskonferenz in Algier teil, auf der er die sozialistischen Staaten zu mehr Unterstützung der Länder des globalen Südens bei ihren Unabhängigkeitskämpfen aufruft.

14. März 1965

Che Guevara kehrt nach Kuba zurück und verschwindet bald darauf aus der Öffentlichkeit.

1. April 1965

Che Guevara schickt einen Abschiedsbrief an Fidel Castro. Er verlässt das Land für eine Mission im Kongo, die von Kuba unterstützt wird. Er reist über Tansania unter dem Namen Ramón Benítez in den Kongo ein.

18. April 1965

Den Journalisten, die sich nach Che Guevaras Verbleiben erkundigen, antwortet Fidel Castro, dass er »immer da sein werde, wo die Revolution ihn am meisten braucht«.

16. Juni 1965

Fidel Castro verkündet, dass Che Guevaras Aufenthaltsort zu dem Zeitpunkt bekannt gegeben werde, zu dem »Che Guevara dies möchte«.

3. Oktober 1965

Fidel Castro verliest während eines Treffens des Zentralkomitees der neu gegründeten Kubanischen Kommunistischen Partei öffentlich Che Guevaras an ihn adressierten Abschiedsbrief.

21. November 1965

Che Guevara verlässt den Kongo und beginnt seine Erfahrungen aus der afrikanischen Mission niederzuschreiben, die er als gescheitert ansieht.

Dezember 1965

Fidel Castro organisiert eine geheime Rückkehr Che Guevaras nach Kuba, dieser bereitet eine kubanisch unterstützte Guerillaexpedition nach Bolivien vor.

3.–14. Januar 1966

Die Trikontinentale Konferenz zur Solidarität der Menschen in Asien, Afrika und Lateinamerikafindet in Havanna statt.

März 1966

Che Guevara kehrt im Geheimen zurück nach Kuba, er trifft in einem Trainingscamp in der Provinz von Pinar del Río auf kubanische Freiwillige, die für die Mission in Bolivien ausgewählt wurden. Währenddessen erreichen die ersten kubanischen Kämpfer Bolivien, um die Guerillabewegung vor Ort mit aufzubauen. Che Guevaras Genossin Tamara Bunke (»Tania«) ist dort bereits seit 1964 aktiv.

4. November 1966

Che Guevara erreicht unter falscher Identität mit einem uruguayischen Pass auf den Namen Adolfo Mena González La Paz, Bolivien.

7. November 1966

Che Guevara und einige andere Guerillakämpfer erreichen eine Farm am Ñacahuazú–Fluss, die das Hauptquartier der Guerilla sein wird. Che schreibt den ersten Eintrag für sein Bolivianisches Tagebuch.

13. Dezember 1966

 Che Guevara trifft den Generalsekretär der Bolivianischen Kommunistischen Partei, Mario Monje. Zwischen den beiden herrschen Differenzen bezüglich des Erfolges einer Guerillabewegung.

März 1967

Die erste militärische Guerillaaktion gegen die bolivianische Armee wird erfolgreich ausgeführt. Die Nationale Befreiungsarmee (ELN) formiert sich und wird öffentlich als solche bekannt gemacht.

16. April 1967

Che Guevaras »Botschaft an die Trikontinentale« wird veröffentlicht, in der er zu »zwei, drei, viele[n] Vietnams« aufruft.

17. April 1967

Die Guerillagruppe unter der Leitung von Joaquín (Vilo Acuña) zieht von der restlichen Truppe getrennt weiter. Diese Trennung ist nur für ein paar Tage vorgesehen, doch die beiden Gruppen werden nie mehr zusammenkommen.

20. April 1967

Die französischen Intellektuellen Regís Debray und Ciro Bustos werden, nachdem sie mehrere Wochen mit der Guerilla verbracht haben, in Bolivien verhaftet. Sie werden zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt.

Mai–Juni 1967

US-Spezialkräfte trainieren konterrevolutionäre Truppen der bolivianischen Armee, die ein Massaker an Minenarbeitern und deren Familien in der Siglo-XX-Mine verübt.

1. Juli 1967

Präsident Barrientos gibt öffentlich bekannt, dass Che Guevaras Aufenthaltsort in Bolivien entdeckt wurde.

31. Juli–10. August 1967

Die OLAS-Konferenz der Organisation für lateinamerikanische Solidarität findet in Havanna statt, um die Guerillabewegungen in Lateinamerika besser zu unterstützen. Che Guevara wird zum Ehrenmitglied gewählt.

August 1967

Ein Deserteur führt die bolivianische Armee zu dem Ort, an dem die Guerilla ihre Vorräte versteckt. Es werden Dokumente gefunden, die zur Verhaftung wichtiger Kontaktpersonen führen.

8. Oktober 1967

Sieben Wochen nach der Zerschlagung einer Guerillaabteilung wird die verbliebene 17-köpfige Gruppe von der bolivianischen Armee in eine Falle gelockt und in einem aussichtslosen Kampf in der Schlucht von El Yaro besiegt. Che Guevara wird schwer verwundet und gefangen genommen.

9. Oktober 1967

Che Guevara und zwei weitere gefangene Guerillakämpfer (Willy und Chino) werden von bolivianischen Soldaten im Auftrag der bolivianischen Armee und der US-Regierung ermordet. Die sterblichen Überreste werden an einem geheimen Ort in Bolivien vergraben.

15. Oktober 1967

 Fidel Castro bestätigt im kubanischen Fernsehen den Tod Che Guevaras und ordnet drei Tage Staatstrauer an. Seitdem gilt der 8. Oktober als Tag der Guerillahelden. Drei Tage später hält Fidel Castro auf Havannas Platz der Revolution vor fast 1 Million Menschen eine Gedenkrede für Che Guevara.

Mitte März 1968

Ein Mikrofilm mit den Texten aus Ches Bolivianischem Tagebuch erreicht Kuba.

Juli 1968

Che Guevaras Bolivianisches Tagebuchwird in Kuba veröffentlicht und kostenlos an das kubanische Volk verteilt.Es wird parallel in vielen Ländern veröffentlicht, als Antwort auf die Kampagne der CIA, die die revolutionären Bewegungen in Lateinamerika diskreditieren will. Es enthält ein Vorwort von Fidel Castro und wird sofort zum internationalen Bestseller.

Juli 1997

Fast 30 Jahre nach seiner Ermordung werden die sterblichen Überreste Che Guevaras und weiterer Guerillakämpfer in Bolivien entdeckt und nach Kuba überführt. Dort werden sie in einer neu geschaffenen Gedenkstätte in der zentralkubanischen Stadt Santa Clara beigesetzt – an dem Ort, an dem Che während der revolutionären Kämpfe einen seiner größten militärischen Siege errang.

Vorwort der Herausgeberinnen

»Lass es mich sagen, auf die Gefahr hin, lächerlich zu klingen – der wahre Revolutionär wird von einem starken Gefühl der Liebe angeleitet.«

Ernesto Che Guevara

Briefe offenbaren häufig die innersten Gedanken und Emotionen eines Schriftstellers, eines Intellektuellen oder Künstlers oder, wie in diesem Fall, eines Revolutionärs, der über einen außerordentlichen Intellekt ebenso wie über einen brillanten Stil verfügte. Ernesto Guevara de la Serna – oder »Che«, wie die Welt ihn nannte – war in seinem kurzen, außergewöhnlichen Leben ein beharrlicher Briefe- und Tagebuchschreiber. Seine Tagebücher und Briefe sind meisterhafte Erzählungen, die sich durch brutale Ehrlichkeit auszeichnen, durch auffällig mangelnde Ichbezogenheit, durch einen messerscharfen Geist, einen eisernen Willen und die Fähigkeit, die Liebe und Zuneigung auszudrücken, die er für seine engsten Freunde und Angehörigen empfand.

Mehr als 80% der vorliegenden Briefsammlung ist bisher nie aus dem Spanischen übersetzt oder im Ausland veröffentlicht worden. Beginnend mit den Briefen, die der junge Medizinstudent während seiner frühen Reisen durch Lateinamerika verfasst, lässt sich nachvollziehen, wie Ernesto über die Jahre hinweg seinen einzigartigen Schreibstil verfeinert. Als sich Ernesto schließlich in »Che« verwandelt (eine typisch argentinische Anrede, mit der man sich selbst und andere bezeichnet), tritt an die Stelle des alles in sich aufsaugenden jungen Mannes, der Lateinamerika für sich entdecken will, ein hingebungsvoller Revolutionär und eigenständiger politischer Denker. »Wir alle sind Architekten eines neuen Typus Mensch, für die neue Gesellschaft, die wir entwerfen wollen«, schrieb Che Jahre später, und es ist genau dieser Prozess des Werdens und der Verwandlung, der sich in den vorliegenden Briefen verfolgen lässt.

Obwohl er während seines Studiums nicht zu den radikalen Studenten gehörte, schreibt er bereits 1954 von Guatemala aus an seine Mutter: »Die Bühne meines Lebens [wird] Amerika sein, und zwar viel mehr, als ich es je geglaubt hätte; das habe ich jetzt wirklich verstanden, ich fühle mich als [Latein-]Amerikaner, als jemand, der sich in dieser Art von anderen Völkern der Welt unterscheidet.«

Er war immer ein kompromissloser Wahrheitssucher, nur dem verpflichtet, was er in einem der letzten Briefe an seine Kinder als »die heilige Pflicht der Befreiung der Menschheit« bezeichnet. Che riet ihnen: »Seid immer in der Lage, die Ungerechtigkeit aufzuspüren, egal welche Ungerechtigkeit begangen wurde, gegen wen auch immer, egal wo auf der Welt. Das ist die schönste Eigenschaft eines Revolutionärs.«

Seine letzten Briefe an seine Partnerin Aleida, seine Kinder und an Fidel Castro sind nostalgisch und wehmütig, zugleich sind sie ein festes Bekenntnis zu seinen Idealen. »Viele werden mich einen Abenteurer nennen«, schreibt Che an seine Eltern, bevor er Kuba 1966 für seine verhängnisvolle Mission nach Bolivien verließ, »und und das bin ich, nur von einem anderen Schlag, einer von denen, die, um die Wahrheit aufzuzeigen, Kopf und Kragen riskieren.«

Ches Tochter Aleida schreibt: »Wenn man eine Rede schreibt, achtet man genau auf die Sprache, auf die Zeichensetzung und vieles weitere. Bei Briefen an Freunde oder Familienmitglieder macht man sich über solche Dinge keine Gedanken, man spricht einfach, man ist authentisch. Das ist es, was ich an diesen Briefen so sehr mag; sie zeigen Che, wie er wirklich war und dachte. Dies ist das wahre politische Erbe meines Vaters.«

Einige der vorliegenden Briefe sind bekannt, die meisten jedoch sind hier erstmals von dem persönlichen Archiv im Centro de Estudios Che Guevara in Havanna, das von seiner Witwe Aleida March geleitet wird, zur Veröffentlichung freigegeben. Die Auswahl ist chronologisch angeordnet und gibt Einblicke in Momente aus Che Guevaras Leben, neue und persönliche Einblicke in die Motivationen, Gefühle und Handlungen eines herausragenden Menschen. Obwohl er nur 39 Jahre alt wurde, hatten nur wenige in der Geschichte der Menschheit einen solch großen Einfluss auf unser Leben und unsere Träume.

Jugendbriefe

1947–1956 

Einleitung

Seit seiner Jugend war Ernesto ein leidenschaftlicher Tagebuchschreiber, er dokumentierte seine Gedanken und Erinnerungen in Briefen an Freunde und seine Familie und machte sich ausführliche Notizen zu dem umfangreichen Lesepensum, das er sich selbst auferlegte. Die ersten Briefe dieses Bands schrieb er im Alter von 18 Jahren, als er zum ersten Mal seine Familie in Buenos Aires verließ. Ende 1946 schließt er die weiterführende Schule ab, lässt sich zum Bodengutachter ausbilden und arbeitet anschließend mit seinem Freund Tomás Granado im Straßenbauamt von Villa María.

Im Januar 1950 nutzt Ernesto während seines Medizinstudiums die Sommerferien und unternimmt eine Reise auf einem Motorrad durch die zwölf Provinzen Argentiniens. Er führt ein Tagebuch, in dem er die vertrockneten und unwirtlichen Gegenden beschreibt, sowie die Armut und Abgeschiedenheit, die in großem Kontrast zu dem Wohlstand stehen, den bürgerliche argentinische Familien – wie seine eigene – in den Städten genießen. 

Im Dezember 1951, bevor er sein Medizinstudium abschließt, brechen Ernesto und sein compañero Alberto Granado (Tomás’ Bruder) auf einem alten Norton-Motorrad »El Poderoso II« (»Das Mächtige II.«) zu einer Reise durch den gesamten lateinamerikanischen Kontinent auf. Sie kommen jedoch nur bis Chile und fahren von dort per Anhalter weiter nach Peru, Kolumbien und Venezuela, wo sie auch einige Zeit in einer Leprakolonie im Amazonas verbringen.

Nach einem weiteren Monat in Miami reist Ernesto zurück nach Buenos Aires – in einem Frachtflugzeug, das Pferde transportiert. Die Abenteuer dieser Reise wurden später unter dem Titel »The Motorcycle Diaries« veröffentlicht sowie fürs Kino adaptiert. 

 

Nach seiner Approbation als Arzt im Jahr 1953 unternimmt Ernesto eine weitere Reise, die ihn zurück in die Anden bringt und von dort aus nach Zentralamerika, wo er die Auswirkungen der Bolivianischen Revolution von 1952 erlebt und 1954 Zeuge des von der CIA unterstützten Sturzes der gewählten Regierung von Jacob Árbenz in Guatemala wird. Diese Erfahrungen haben einen großen Einfluss auf die politischen Ansichten des jungen Argentiniers.

Bis 1955 – als ihm von kubanischen Freunden, die er aus Guatemala kennt, in Mexiko Fidel Castro vorgestellt wird – strebt Ernesto eine Karriere als Arzt in der Forschung an, er träumt von Reisen nach Europa und schreibt seiner Mutter, dass er sie in Paris treffen möchte. In den Briefen, die er in der Folge nach Hause schreibt, spricht er weiterhin von diesen Zielen, in Wirklichkeit hat er längst begonnen, sich gemeinsam mit Kubanern auf den Kampf gegen die dortige Militärdiktatur vorzubereiten.

Seine Korrespondenz aus diesen Jahren zeigt bereits einen unnachahmlichen Schreibstil, einen scharfsinnigen Geist und trockenen Humor, die Loyalität gegenüber seinen Freunden und eine tiefe Zuneigung zu seiner Familie, besonders zu seiner Mutter und Beatriz, seiner Tante mütterlicherseits. Was jedoch besonders auffällt, sind die beharrlichen Versuche, die Welt zu verstehen, und die Bereitschaft, Ungerechtigkeit und Grausamkeit anzuprangern, wo auch immer er ihnen begegnet. Darin sind diese Briefe ein Ausblick auf seine zukünftige Laufbahn als Revolutionär.

An den Vater, Villa María, 21. Januar 1947 

Mein lieber alter Herr[3],

 

ich habe deine Überweisung erhalten und tatsächlich kommt mir das Geld gerade sehr gelegen. Ich habe dir nicht direkt geantwortet, weil hier noch einiges unklar war.

Die haben mich hier kaltgestellt und mich nach Villa María geschickt, aber mir gefällt das, weil ich hier Vorarbeiter spielen darf und dabei lernen kann, wie sich aufsteigen anfühlt. Erst mal werde ich enorm viel Arbeit haben, weil der Arbeiter vor mir oberfaul gewesen ist. Ich muss Tests durchführen, die etwa zehn Kilometern des Bauprojekts entsprechen, aber ich denke, in zehn Tagen wird es besser werden und ich werde auch wieder mehr Zeit zum Lernen haben.

Ich warte auf Nachrichten von Osvaldo Payer, der nach Uruguay aufgebrochen ist, um nach den Lehrplänen zu fragen. Wenn daraus was wird, bleibe ich den ganzen Winter hier, dann würde ich 80 bis 100 Pesos monatlich sparen. Ich habe 200 Pesos Lohn und die Unterkunft, das heißt, ich gebe eigentlich nur Geld für Essen und einige Bücher aus, um mich ein bisschen abzulenken. Meine Adresse lautet Vélez Sarsfield, Villa María.

Ich wohne nur zehn Blocks vom Zentrum entfernt.

 

Ciao und alles Liebe

Ernesto

An den Vater, Villa María, [Ende] 1947 

Mein lieber alter Herr,

 

ich weiß, du hast dich über die Sache mit dem Transportwagen sehr erschreckt. Der Betrieb hat mir aber keinen Dienst erwiesen, vielmehr erweise ich dem Betrieb einen Dienst, denn er ist dazu verpflichtet, mir einen Wagen zur Verfügung zu stellen und dazu Leute, die die Materialproben nehmen, Hilfsarbeiter habe ich noch keine zu Gesicht bekommen.

Im Moment gilt meine größte Sorge der Verpflegung. Bisher hat der Betrieb für das Essen bezahlt, die reinste Bestechung. Das Einzige, was ich jetzt noch machen kann, ist, mit meinem Chef sprechen (ein Schmiergeldtyp allererster Güte) und fragen, was ich jetzt machen soll.

Dieses ach so tolle Verkehrswesen scheint eine Art Verein für Bestechliche zu sein.

Der Zuständige meinte zu mir, ich sei in zwanzig Jahren der Erste, der die Verpflegung infrage stellt, und einer von zwei oder drei Leuten, die bei dieser Form von Bestechung nicht mitmachen.

Du hattest die Befürchtung, dass ich mich zu sehr zurückhalten würde, aber ich habe die ein ordentliches Stück der Strecke ausheben und dann bauen lassen, derweil beschäftige ich mich mit den ausstehenden Proben. Kann sein, dass noch mal 80 cm tiefer gegraben werden und die Straße dann in drei Schichten gebaut werden muss, die haben alle ordentlich Schiss hier (und ich werde das Gefühl nicht los, dass an der ganzen Sache etwas faul ist).

 

Bis hierhin, Papa, eine Umarmung

Ernesto

An AMERIMEX[4], Buenos Aires, 28. Februar 1950 

»Jahr des Befreiers General San Martín«

 

An die Geschäftsleitung von

Amerimex S.R.L.

Calle Reconquista.

575. Cap. Fed. [Buenos Aires]

 

Sehr geehrte Herren,

 

anbei sende ich Ihnen meinen MICRON-Motor, mit dem ich 4000 Kilometer durch zwölf argentinische Provinzen gefahren bin. Der Motor ist während meiner langen Reise perfekt gelaufen, nur am Ende bemerkte ich, dass die Kompression ein wenig nachgelassen hat. Dies ist auch der Grund, warum ich ihn zur Wartung einsende.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ernesto Guevara Serna

An die Mutter, San Martín de los Andes, Januar 1952 

Liebe Mutter,[5]

 

ich weiß, dass du ohne Nachricht von mir bist, doch umgekehrt habe ich auch von dir nichts gehört, und das beunruhigt mich. Dir alles zu berichten, was uns bisher passiert ist, würde den Rahmen dieser Zeilen sprengen, ich wollte dir aber erzählen, dass ich kurz nachdem wir Bahía Blanca verlassen hatten, plötzlich starkes Fieber bekam, 40 Grad, sodass ich den Rest des Tages auf der Pritsche im Zelt liegen musste. Am nächsten Tag konnte ich schon wieder halbwegs stehen und schleppte mich ins Regionalkrankenhaus von Choele Choel, wo ich innerhalb von vier Tagen wieder gesund wurde, dank eines noch wenig bekannten Medikaments: Penicillin.

Danach, und nach tausend anderen Problemen, die wir mit der gewohnten Geschicklichkeit zu lösen wussten, erreichten wir schließlich San Martín de los Andes, einen zauberhaften Ort, umgeben von unberührten Wäldern mit einem wunderschönen See; das muss man einfach selbst gesehen haben, es lohnt sich. Unsere Gesichter nehmen langsam Form und Farbe von Siliziumcarbid an, und wir bitten schon an jedem Haus, das wir unterwegs sehen, um Unterkunft, Essen und was es sonst noch so abzustauben gibt. Aus Zufall landeten wir bei den von Puthamers, Freunden von Jorge, vor allem einer, ein Peronist und guter Trinker und definitiv der beste Typ von den dreien. Nebenbei diagnostizierte ich auch noch einen Tumor im Occipitalbereich mit vermutlich hydatischer Ätiologie. Mal schauen, was dabei herauskommt. In ein, zwei Tagen werden wir in Richtung Bariloche aufbrechen, aber keine Sorge, wenn du denkst, dass dein Antwortbrief um den 10.2. herum ankommen kann, schick ihn einfach postlagernd dorthin.

Also dann Mama, die nächste Seite dieses Briefes ist für Chichina. Umarme alle herzlich von mir und sag mal, ob der alte Herr im Süden ist oder nicht.

 

Eine dicke Umarmung von deinem Sohn, der dich sehr liebt

Ernesto

An Tante Beatríz, Iquitos, 1. Juni 1952 

[…] und nebenbei werde ich dir noch etwas beichten. Was ich dir über die Kopfgeldjäger erzählt habe, war gelogen. Sieht leider so aus, als wäre der Amazonas genau so sicher wie der Paraná und der Putumayo wie der Paragon, das heißt, ich werde dir doch keinen Schrumpfkopf als Geschenk mitbringen können, ich hoffe, du kannst es deinem allerliebsten Neffen verzeihen, der in seinem jugendlichen Draufgängertum wohl etwas hirnrissige Ankündigungen gemacht hat. Außerdem hatte ich vor, meine Märtyrerqualitäten an Malaria und Gelbfieber zu beweisen, doch auch die, so stellt sich heraus, gibt es hier nicht mehr. Es ist zum Verzweifeln.

Morgen nehme ich ein Schiff, das wohl in drei Tagen in San Pablo eintrifft, dort werden wir eine Woche im Leprosarium bleiben. Von dort nach Leticia ist es eine Tagesreise, wenn ich also keinen direkten Anschluss für die Weiterreise bekomme, könntest du mich mit einem Brief erreichen.

Was eure Geldangebote angeht, bin ich doch Manns genug, um selbst klarzukommen, vor allem, weil ich weiß, wie knapp die Pesos sind. Ercilias Dollars habe ich noch, die haben uns in Lima geholfen.[6] Wir haben derzeit also keine großen Geldprobleme, kann aber sein, dass wir irgendwann in Kolumbien wieder Geld verdienen müssen, wenn es so weitergeht wie bisher. Aber ich glaube nicht, da wir Peru mit mehr Pesos verlassen, als wir bei der Einreise hatten. Ich wollte dich aber noch um einen Gefallen bitten: Könntest du mir an die unten angegebene Adresse (bitte denkt daran!) ein Yanal-Spray schicken sowie die entsprechenden Ampullen? Ich habe selbst gerade kein Asthma, aber dieses Medikament wird in Peru nicht vertrieben, in Kolumbien wahrscheinlich auch nicht, und es ist viel besser als die hiesigen Sprays.

Die Reise entlang des Putumayo (du hast ihn auf der Landkarte ja bereits gefunden!) wird ungefähr einen Monat dauern, so lange werdet ihr wohl auch nichts von mir hören. Es sei denn, irgendein Flieger nimmt uns mit nach Bogotá oder zumindest zum Hafen von Leguisamo, sodass wir uns die Fahrt auf diesem doch etwas öden Fluss sparen könnten.

Wenn wir gut durchkommen, werde ich Ende Juli oder Anfang August zurück sein, wenn nicht, weiß ich auch nicht, wann ihr endlich den prächtigen Bart bewundern könnt, der mir auf dieser sechsmonatigen Reise gewachsen ist […].

 

[Ohne Unterschrift]

An den Vater, Iquitos, 4. Juni 1952