Thor und der Schild des Ägirs - Nicole Seidel - E-Book

Thor und der Schild des Ägirs E-Book

Nicole Seidel

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Beschreibung

Nachdem die griechischen Götter in Walhalla zu Besuch waren, fehlen einige Gegestände. Allvater Odin schickt seinen Sohn, den Donnergott Thor, los, um sie zurück zu bringen. Thor muss bis zu Hades vordringen und eine Prüfung bestehen...

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Seitenzahl: 43

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nicole Seidel

Thor und der Schild des Ägirs

Eine Götter-Geschichte

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Schild des Ägirs

Impressum neobooks

Thor und der

Schild des Ägirs

Aufbruch

Das riesige Tal wurde von rotgoldbeschienen Felsmassiven umkränzt, in deren weiter Ferne eine gewaltig imposante Burgfeste in den sonnenlosen Himmel ragte. Das einheitlich gefärbte Firmament strahlte in einem gleißenden Goldlicht, tauchte alles in sein göttliches Licht und die umgrenzenden Berge warfen ein sanftes Spiel von Schatten hinab ins Tal. Der Grund selbst war aus ockerfarbenem Gestein, durchzogen von einzelnen Hainen von Baumriesen, die skeletthaft ihre laubfreien Kronen nach oben reckten. Ein breiter spiegelglatter Fluss durchzog von Ost nach West die Ebene. Kein Lüftchen wehte, keine Vöglein sangen und alles schien verlassen.

Doch wer genauer hinsah und lauschte, vernahm das einsame Klappern von Hufen und das lustige Pfeifen eines Liedes. Vom Westen her schritt ein Reiter, sein Weg führte zum Ausgang des Tales, wo hinter einem natürlichen Tor aus roten Felssäulen eine gigantische Brücke in die Unendlichkeit hineinragte. Sie schimmerte in allen Regenbogenfarben. Dorthin lenkte der junge Recke seinen Schimmelhengst.

Stolz erhoben saß der junge Mann im Sattel, trug eine mattschimmernde edle Rüstung, die im goldenen Licht die Farbe von dunklem Quecksilber annahm. Goldblonde Locken umwallten wie eine Löwenmähne ein sehr hübsches Gesicht, mit schmalen funkelnden Augen, einer langen Nase und schwungvollen Lippen. Ein goldblonder Bart bedeckte Oberlippen, Kinn und die hohen kantigen Wangen. Ein blutroter Umhang hing von seinen breiten gepanzerten Schultern, wallte über die Kuppe des Schimmels und bedeckte darunter eine Last, die achtlos über den Pferderücken geworfen worden war. Am Knauf seines Sattels stieß ein beeindruckender Kampfhammer gegen seinen muskulösen Schenkel. Unter seinem geplätteten Harnisch trug er lederne Beinkleider, rote Stiefel und hohe Beinschienen aus dem quecksilbernen Metall. Wer da so sorglos prächtig einherritt war Thor, Donnergott und Asenfürst.

Schließlich erreichte Thor den Durchgang zur Regenbogenbrücke - die den einzig bekannten Weg nach Asgard beschrieb - und ein riesiger Kämpfer in beindruckender sonnengelber Rüstung mit gehörntem Helm trat ihm entgegen. Doch der Wächter hob nicht sein mächtiges Breitschwert, das fast so groß wie er selbst war, sondern grüßte den Reiter freudig.

"Ich grüße dich Fürst. Dein Vater sucht dich bereits. Es ist noch keine zwei Stunden her, da hörte ich seine mächtige Stimme nach dir rufen."

"Der Allvater lässt mich keinen Herzschlag aus dem strengen Blick", wandte der junge Donnergott ein. In einer fließenden Bewegung schwang er sich aus dem Sattel. "Ich brauchte eine kleine Auszeit von den griechischen Schöngeistern, die uns besuchten."

Thor ging zur Kuppe des Hengstes, über die eine hagere hässliche schwarze Gestalt lag. voller Ekel zerrte er den erschlagenen Alb herunter und schleifte ihn zum Brückenrand. "Wo hast du ihn gefunden?" wollte Heimdall wissen, während Thor den Kadaver in den raumlosen Abgrund schleuderte.

"Weit oben in den westlichen Höhen. Vielleicht fand der Alb einen geheimen Weg nach Asgard. Oder er versteckte sich dort nur", erläuterte Thor im wohlklingenden Bariton und prüfte den Sitz seiner Handschuhe. "Jedenfalls war er allein. Das schwarze Gewürm gehört endgültig ausgerottet." Er ging zu seinem Schimmelhengst und schwang sich in den Sattel. "Dann will ich Odin nicht länger warten lassen."

Die forschen Schritte des blonden Donnergottes hallten einsam durch den riesigen Saal. Bei Thors unerwartetem Eintreten, waren die Gespräche der Anwesenden verstummt und zehn Augenpaare folgten grimmig seinem Herannahen. Nicht ganz, denn vom imposanten Thron, der aus einem Ast der Weltesche Yggdrasil gefertigt und mit Goldornamenten überzogen war, blickte der einäugige Odin auf ihn herab.

Thor beugte vor seinem Vater und obersten Gott achtsam ein Knie und senkte sein hübsches blondes Haupt. Oft genug brachte sein jugendlich-sorgloses Verhalten den alten Mann in Rage, Thor wusste damit umzugehen, darum lag auch jetzt ein überlegenes Grinsen auf seinen Lippen.

"Ich hoffe, du hast mir nicht wieder eine neue Kriegserklärung von unseren Nachbarn mitgebracht, während du vier Tage verschollen warst?" knurrte Odin im tiefen Bass.

"Das würde ich doch niemals mit blanker Absicht tun", antwortete der Donnergott und erhob sich. "Einen verirrten Alb fing ich, zerschmetterte seinen hohlen Kopf mit meinem Hammer und warf seinen Kadaver in die Unendlichkeit. Die Jagd war sehr erholsam und die Einsamkeit in den Weiten unserer westlichen Grenzen läuterte meinen Geist."

"Höre ich da Spott heraus? Wie es auch sei, junger Thor", gestand ihm sein Vater mit ruhiger Stimme, "viel lieber hätte ich es gesehen, du hättest die Gesellschaft des jungen Kriegsgott Ares gesucht."

"Welche erlesene Gesellschaft hätte mir dieser verweichlichte, griechische Jüngling, der seine Kriegsrüstung im Olymp vergas, denn bieten können? Hätte ich mich mit ihm im Gesang oder gar im Stoff besticken messen sollen? Ist unser Olympischer Besuch schon abgereist?"

Ein unwilliges Raunen ging durch die Reihen der Männer und Frauen, die sich um Odin versammelt hatten, ob dieser frech gesprochenen Worte. Würde der Allvater aufspringen und sturmtosend dem vorlauten Bengel zurechtweisen?

Das tat der weißhaarige bärtige alte Mann im prächtigen Goldharnisch jedoch nicht. "Vor zwei Tagen reiste die Delegation aus dem Olymp ab. Erfolgreich waren unsere Verhandlungen und die Verträge unserer Reiche sind erneuert worden."

"Warum ließest du mich dann so dringend rufen?" fragte Thor ungeduldig.