Unter der Blutsonne - Nicole Seidel - E-Book

Unter der Blutsonne E-Book

Nicole Seidel

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Beschreibung

General Sato begleitet die Prinzessin Yama in das Kaiserreich, denn sie soll seine Zwillingsbruder Kaiser Shiro heiraten. Die beiden verlieben sich ineinander. Doch einige Hindernisse stehen ihrer Liebe im Weg. Und Verrat. Das Ritual der Blutsonne entscheidet schließlich, ob die Liebenden je zueinander finden dürfen.

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Seitenzahl: 74

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nicole Seidel

Unter der Blutsonne

Eine fantastische AciaArt-Saga

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Unter der Blutsonne

Impressum neobooks

Unter der Blutsonne

Der neue Kaiser

Es war einmal ein kleines, aber reiches Land namens Tianshan, das von einem gerechten Kaiser regiert wurde. Es war ein fruchtbares Land, durchzogen von Flüssen und Wäldern.

Im Süden grenzte an eine Wüste das Land Burtha – Karawanen zogen von dort oft nach Sorong, der Hauptstadt Tianshans. Im Osten grenzte ein weites Meer und im Norden klaffte ein schneebedecktes Gebirge und erschwerte den Weg ins nördlich-liegende Land Mananian. Im Westen, nach einer flachen Steppe und hohen Hügelketten schloss sich das Land Kironia an. Mit allen drei Ländern herrschte derzeit Frieden und reger Handelsverkehr.

Kaiser Amur Manaslu von Tianshan war bereits ein alter Mann, als ihm seine Lieblingsfrau Shisha unter einer roten Sonne Zwillingssöhne gebar. Seine beiden anderen Gemahlinnen hatten ihm bisher nur Töchter - fünf an der Zahl - geboren. Nur Shisha, die er zu seiner Kaiserin erwählt hatte, gebar ihm Söhne – doch der erste starb wenige Monate nach der Geburt. Dann folgten zwei Fehlgeburten. Die Zwillinge wurden daher vom ganzen Hofstaat umsorgt und verwöhnt und aus quengelnden Babys wurden quirlige Jungs.

Shiro war der Zweitgeborene. Sein Bruder Sato kam nur fünf Minuten früher zur Welt. Auf den ersten Blick gab es zwischen den Zwillingen keinen Unterschied, aber wagte man einen längeren zweiten Blick so bemerkte man, dass Shiro stechende Bernsteinfarbene Augen hatte; während sein Gegenstück Sato ein warmes Rehbraun trug.

Sie waren geboren unter einer Blutsonne – ein mächtiges Symbol, das Stärke und Macht verhieß. So wurden die sechsjährigen Knaben bereits früh zu Kriegern ausgebildet. Sie mussten eine harte Schule über sich ergehen lassen, lernten Schwertkampf und Bogenschießen, Reiten und die Kriegsstrategie. Aber auch die anderen Künste und Wissenschaften mussten sie erlernen. So wurden sie im Schreiben, Mathematik, Naturwissenschaften und dem Staatswesen unterrichtet. Die Zwillinge waren eifrige Schüler und beide sehr gewissenhafte gegenseitige Konkurrenten. Besonders Shiro – der Zweitgeborene – wetteiferte mit seinem Bruder. Und je älter er wurde, umso mehr forderte er Sato heraus. Sato hatte als Erstgeborener das Anrecht auf den Kaiserthron, das neidete ihm Shiro immer mehr.

So trug es sich zu – beide Prinzen waren zu diesem Zeitpunkt dreizehn Jahre alt – dass Shiro seinen Bruder bei einem Übungskampf mit scharfen Schwertern im Gesicht verletzte. Seine Schwertspitze ritze unterhalb Satos rechten Auges die Wange auf. Hätte sein Bruder nicht noch in allerletzter Sekunde versucht dem Stich auszuweichen, Shiro hätte ihm das Auge ausgestochen.

Der Jüngere ließ theatralisch entsetzt das Schwert fallen und eilte zu seinem Bruder. „Ich wollte nicht so weit vorstoßen! Es tut mir so leid.“ Doch keiner merkte, dass sein Kummer nur gespielt war. „Ist die Wunde tief? Es tut mir so leid, mein Bruder! Glaube mir, das wollte ich nicht. Sie wird doch wieder heilen?“

Ihr Kampfmeister Tenza trat entrüstet an die Jungen heran. Sato saß auf dem Boden und hielt sich die blutende Wange, während er die Schmerzenstränen versuchte zu unterdrücken. Shiro kniete neben ihm und hielt ihn an den Schultern fest, Fürsorge zeigen. Tenza rief nach einem Soldaten, der schnell einen Arzt holen sollte. Dann hob er den verletzten Jungen auf die Arme und trug ihn in den Palast zurück, wo wenige Minuten später ein Arzt hinzu kam.

Die Kaiserin und Mutter Shisha eilte schnell herbei. Sie, der Arzt und auch Kampfmeister Tenza besahen sich die Wunde und wussten alle, dass eine deutliche Narbe zurückbleiben würde, denn der Schnitt war tief. „Was hast du getan Shiro?!“

„Es war ein Versehen. Es war keine Absicht. Es tut mir so leid!“ Betreten schaute der Prinz zu Boden und zwei dicke Tränen kullerten ihm aus den Augen. „Ich hatte zu viel Schwung, nie wollte ich meinen Bruder etwas tun!“

„Geh hinaus!“ befahl die entrüstete Kaiserin.

„Die Wunde muss genäht werden“, sagte der Arzt – Shiro verließ langsam den Raum und lauschte den Worten – „Aber der Prinz wird gezeichnet bleiben!“

Als er dies hörte grinste er innerlich in sich hinein. Er wusste was es bedeutete, dass sein Bruder gezeichnet war: Er würde niemals auf den Kaiserthron kommen! Shiro hatte erreicht was er wollte: nun war ER der erste Thronfolger! Der Prinz mit den Bernsteinaugen schritt bedächtig durch den weiten Palastflur – er war schon immer der ehrgeizigere und bessere von ihnen gewesen!

Als Kaiser Amur mit fast 80 Jahren auf dem Sterbebett lag, umringen ihn seine beiden Zwillingssöhne, seine drei Frauen und zwei der fünf Töchter – die älteren drei Prinzessinnen waren bereits verheiratet und weggegeben worden. Ein Arzt, der siebenköpfige Reichsrat, der Hofstaat und die Dienerschaft hielten sich im Hintergrund.

Shiro saß zur Rechten, Sato zur Linken ihres alten Kaiservaters und hielten ihm die Hand. Aus den Jungen waren sechzehnjährige hübsche Jünglinge geworden. „Wie ich euch beide liebe, meine Söhne“, flüsterte Amur schwach. „Ich bedaure so sehr, dass ihr nicht beide regieren könnt. Shiro werde mir ein würdiger erhabener Herrscher. Und Sato, du sollst der zweitmächtigste Mann im Reich werden. Sato", der alte Mann krümmte sich plötzlich unter einem kurzen Hustenanfall zusammen, „mein Junge, du sollst Oberster General werden und befehligst die Streitmacht Tianshans!“

„Vater, verlass uns nicht!“ jammerte Shiro und drückte dem alten Mann einen zarten Kuss auf die faltige Stirn.

Sato hielt die Hand des Vaters mit beiden Händen fest umschlossen und hielt den dunklen Blick traurig auf den Sterbenden gerichtet. Er war nie ein Mensch von großen Worten gewesen so schwieg er mit starrer Miene. Nur hin und wieder zuckte die helle Narbe unter seinem rechten Auge – bewegt von seinem inneren Schmerz.

„Mein Leben war erfüllt und voller Liebe,“ sagte Amur weiter, „trauert nicht zu lange und lebt es ebenso“ – da erschütterte erneut eine innere Schmerzwelle den alten kraftlosen Körper. Dann hielt jeder im Raum den Atem an – nur der Kaiser Amur für immer.

Amur Manaslu von Tianshan wurde in einer unterirdischen Familiengruft beigesetzt – in dem vor ihm schon andere Kaiser beigesetzt worden waren.

Das Land und seine Bewohner trauerten einen ganzen Monat um ihren geliebten Herrscher. Dann wurde Shiro zum neuen Kaiser gekrönt.

Nun nannte er sich Shiro Manaslu von Tianshan. Er war ein stolzer, kräftiger und hübscher junger Herrscher. Wegen seiner Jugend half der Siebener Reichsrat ihm bei den Regierungsgeschäften. Aber Shiro war weiterhin ehrgeizig und eignete sich immer schneller alle Machtposition im Land an. Und er kostete seine uneingeschränkte Position aus, gab Feste, übte sich in der Jagd und eignete sich eine geizige Führung an.

Sato wurde zum Obersten General Makalu Tianshan ernannt und war nur dem Kaiser untergeben. Auch er war ein hübscher kräftiger junger Mann und seine Narbe im Gesicht gab ihm ein markantes Aussehen – seine schweigsame Melancholie unterstrich seine gelassene Art.

So gingen zwei Jahre ins Land, in denen der junge Kaiser Reichtum anhäufte, festliche Bankette abhielt und sich gerne feiern ließ. Der Siebener Rat hatte inzwischen nur noch Rat gebende Tätigkeit – die Entscheidungen traf Shiro alleine.

Aus dem ehrgeizigen Jüngling wurde ein machtbesessener junger Mann. Er trug gerne schwarzes Leder und rote Seide. Er trainierte seinen gestählten Leib jeden Tag und forderte so manchen armen Kämpfer auf gegen ihn anzutreten – es war vorauszusehen, dass niemand ihn besiegte. Stets schützte er sich vor der Sonne und so blieb seine Haut hell, sein langes schwarzes Haar bildete einen Kontrast dazu. Manchmal ließ er sich rote Ornamente auf die Haut malen, um ein wilderes Aussehen zu bekommen. Mit seiner extrovertierten Art brachte er sich immer wieder in den Mittelpunkt. Und war bei den meisten Frauen heiß begehrt. Und doch blieb Shiro auf Distanz, ließ nur sehr wenige vertraute Menschen in seine direkte Nähe – sein Misstrauen lehrte ihn diese Vorsicht. Er liebte den Schwertkampf und die Falkenjagd, trank gerne roten Wein und genoss es gefeiert und angesehen zu sein.

Sato war ganz anders. Er hatte als Oberster General viel zu tun, schließlich befehligte er zehntausend Soldaten. Er ließ die Landesgrenzen sichern, überwachte die Distrikte wenn Unrecht geschah – denn er war auch als Oberster Richter tätig – und ließ selbst auch selten ein Training aus. Er war sonnengebräunt, liebte das Bogenschießen, den Schwertkampf mit zwei Schwertern und das Reiten. Er lebte eher zurückgezogen und ernährte sich gesund, Alkohol trank er nur selten. Ihm zur Seite standen der alte General Gantho Maka-Yennen und zehn oberste Hauptmänner. Er war mit seinen achtzehn Jahren der wohl jüngste General aller Zeiten, aber er war weise genug, um auf den Altmeister Gantho zu hören und sich von ihm führen zu lassen.

Ein halbes Jahr bevor die Zwillinge ihren neunzehnten Geburtstag hatten, kam der Reichsrat zusammen und erläuterten den Punkt der Kaisergemahlin. Shiro kam in das Alter, wo er sich zu vermählen hatte und an Nachkommenschaft denken sollte. So wurden Gesandte in den Norden, Westen und Süden geschickt, um die heiratsfähigen Prinzessinnen der Nachbarreiche einzuladen.