Tief unter deiner Haut – Er wird dich finden - Markus Wolf - E-Book

Tief unter deiner Haut – Er wird dich finden E-Book

Markus Wolf

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Beschreibung

"Was, wenn das, was du verdrängt hast, nicht verschwunden ist? Was, wenn es zurückkommt – nicht als Erinnerung, sondern als Schatten, der lebt?" Mara Voss ist forensische Psychologin – rational, analytisch und kontrolliert. Doch als sie auf einen unheimlichen Fall stößt, wird sie mit ihrer eigenen zersplitterten Vergangenheit konfrontiert. Ein Serienmörder hinterlässt Botschaften, die zu persönlich sind, um Zufall zu sein. Stimmen aus der Dunkelheit, Schatten in Spiegeln und eine Wahrheit, die sie tief unter ihrer Haut vergraben hat – all das führt sie auf eine Reise, die nicht nur ihr Leben, sondern auch ihre Identität in Frage stellt. "Tief unter deiner Haut – Er wird dich finden" ist ein psychologischer Thriller, der die Grenzen zwischen Realität, Erinnerung und Identität verschwimmen lässt. Ein Buch über Trauma, Überleben und die stille Kraft, sich selbst zurückzuerobern.

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Seitenzahl: 96

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Tief unter deiner Haut – Er wird dich finden                                                                                                                                                       

von Markus Wolf 

 

Inhaltsverzeichnis

- Vorwort

- Kapitel 1 – Erwachen

- Kapitel 2 – Der Raum ohne Namen

- Kapitel 3 – Stimmen im Licht

- Kapitel 4 – Fragment

- Kapitel 5 – Der Mann im Spiegel

- Kapitel 6 – Akte PHOENIX

- Kapitel 7 – Realität ist ein Konstrukt

- Kapitel 8 – Elias

- Kapitel 9 – Die andere Mara

- Kapitel 10 – Entscheidung

- Kapitel 11 – Regression

- Kapitel 12 – Der rote Raum

- Kapitel 13 – Kian

- Kapitel 14 – Was sie wusste

- Kapitel 15 – Spaltung

- Kapitel 16 – Nachhall

- Kapitel 17 – Die Simulation beginnt

- Kapitel 18 – Tilda

- Kapitel 19 – Subjekt 00X

- Kapitel 20 – Spiegelkind

- Kapitel 21 – Der Code in ihr

- Kapitel 22 – Rückführung

- Kapitel 23 – Elias offenbart

- Kapitel 24 – Mara wählt

- Kapitel 25 – Die Grenze

- Kapitel 26 – Ohne Stimme

- Kapitel 27 – Das Protokoll

- Kapitel 28 – Übertragung

- Kapitel 29 – Was sie versteckt hat

- Kapitel 30 – Zwei Schatten, ein Körper

- Kapitel 31 – Die Simulation

- Kapitel 32 – Das Nullsubjekt

- Kapitel 33 – Die letzte Sitzung

- Kapitel 34 – Nach dem Erwachen

- Kapitel 35 – Und wenn du bleibst

- Nachwort

 

Prolog

Es war still. Nicht die Art von Stille, die beruhigt. Sondern jene, die vibriert. Die sich in die Haut frisst, wie feiner, kalter Staub. Sie wusste nicht, wo sie war. Nur, dass es dunkel war. Und dass sie allein war. Zumindest dachte sie das.

Ihr Atem ging flach. Die Luft roch nach Metall, nach Feuchtigkeit, nach etwas Undefinierbarem – wie verbrannter Zucker. Ihre Hände waren gefesselt. Nicht grob, nicht schmerzhaft. Nur so fest, dass sie sich nicht befreien konnte. Das machte es schlimmer. Es war... durchdacht.

Dann kam das Geräusch.

Ein Klick.

Licht flackerte. Nicht viel. Nur genug, um die Umrisse eines Raumes zu erkennen. Wände, grau, feucht. Ein Stuhl. Ein Spiegel. Und eine Kamera. Der rote Punkt blinkte.

Die Stimme kam aus einem Lautsprecher. Sanft. Fast zärtlich.

„Du erinnerst dich nicht an mich.“

Sie keuchte. Die Stimme war vertraut. Auf eine verstörende Art, die ihr Magen rebellieren ließ.

„Aber ich erinnere mich an dich. Jeden verdammten Tag.“

Die Kamera schwenkte leicht. Zoomte näher. Sie spürte es, wie ein Blick unter die Haut.

„Heute wirst du zuhören. Heute wirst du verstehen.“

Ein Flüstern, das durch Mark und Bein schnitt.

„Denn du bist nicht unschuldig. Du warst es nie.“

Dann wurde es wieder dunkel.

Kapitel 1 - Erwachen

Der Regen fiel wie eine Mahnung auf die Stadt. Grau, unnachgiebig, gleichgültig. Autos zogen schmutzige Spuren durch das Wasser auf dem Asphalt, während der Himmel sich immer tiefer über die Dächer legte. Es war einer dieser Tage, an denen selbst die Zeit langsamer zu vergehen schien.

Mara Voss stand vor dem alten Backsteingebäude in der Nähe des Hafens und zündete sich eine Zigarette an. Sie rauchte selten. Nur, wenn ihr Inneres zu laut wurde. Heute war es ohrenbetäubend.

Sie zog den Rauch tief in die Lungen, spürte das Kratzen, den leichten Schwindel. Es half nicht. Nichts half, wenn die Bilder kamen. Und sie kamen immer dann, wenn sie am wenigsten damit rechnete.

„Dr. Voss?“

Die Stimme riss sie zurück. Ein junger Beamter, blass, nervös. Vielleicht zum ersten Mal an einem Tatort.

Sie nickte knapp, warf die Zigarette in eine Pfütze, folgte ihm durch den Nebeneingang. Der Geruch schlug ihr entgegen wie eine Faust – Blut, Desinfektionsmittel, altes Holz.

Das Opfer lag im ersten Stock. Weiblich. Mitte zwanzig. Die Leiche war drapiert wie in einem verdrehten Stillleben. Nackt, aber nicht entblößt. Die Pose – durchinszeniert. Als wollte jemand eine Geschichte erzählen.

Mara trat näher. Sie sprach nicht. Beobachtete. Fühlte. Und etwas in ihr zog sich zusammen.

„Wissen Sie, was das bedeutet?“ fragte jemand hinter ihr.

Die Stimme war tief, ruhig, ein wenig rau. Als sie sich umdrehte, sah sie ihn zum ersten Mal.

Elias Winter.

Groß, in einem dunklen Mantel, das Gesicht kantig, die Augen fast schwarz. Er hatte keine Mappe, kein Notizbuch. Nur diesen Blick. Wachsam. Durchdringend.

„Was genau?“ fragte sie.

Er deutete auf die Wand hinter dem Opfer. Ein Wort, mit Blut geschrieben.

„Vergebung.“

Mara starrte darauf. Eine Sekunde. Zwei.

Dann sah sie ihn wieder an.

„Er will, dass wir glauben, es ginge um Schuld. Aber das hier ist kein Schuldbekenntnis.“

Sie machte eine Pause.

„Das ist eine Warnung.“

Elias nickte kaum merklich.

„Dann fangen wir am besten an, zuzuhören.“

Kapitel 2 – Stimmen im Nebel

Der Tag war grau, wie ausgewaschen. Die Stadt lag unter einer dichten Wolkendecke, schwer wie Blei. Es war der dritte Tag in Folge, an dem kein Sonnenstrahl durch das Fenster drang, und Mara spürte, wie sich die Dunkelheit nicht nur draußen, sondern auch in ihr selbst ausbreitete.

Sie saß an ihrem Schreibtisch im Institut für Forensische Psychologie, ein nüchterner Raum im dritten Stock eines Verwaltungsbaus. Die Fensterscheiben zitterten leise unter dem Wind. Vor ihr lag die Akte der Toten. Kein Name. Noch nicht. Die Identität war unklar, keine Papiere, keine Fingerabdrücke in der Datenbank.

Aber das Gesicht war ihr bekannt.

Nicht wirklich. Nicht persönlich. Aber auf eine Art, die wehtat. Weil es erinnerte. Weil es etwas in ihr berührte, das sie seit Jahren verdrängt hatte.

Sie zwang sich, den Blick auf das Obduktionsprotokoll zu richten. Keine Spuren sexueller Gewalt. Kein Sperma. Kein Kampf. Der Schnitt – präzise, post mortem. Kein Ritualmord im klassischen Sinn. Kein Serienmörder nach Handbuch.

Aber es fühlte sich dennoch an wie ein Beginn. Oder ein Wiedersehen.

Ein Klopfen an der Tür.

Sie hob den Blick. Elias Winter trat ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Sein Mantel war noch feucht, Tropfen rannen über den Stoff. Er sah müde aus.

„Wir haben eine Spur“, sagte er ohne Umschweife.

„Welche?“

Er warf ihr ein Foto auf den Tisch. Ein Überwachungsvideo. Körnig. Nachtaufnahme. Eine Gestalt, die eine Frau begleitet. Der Täter? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

„Gesicht nicht erkennbar“, sagte sie.

„Nicht nötig. Wir haben das Kennzeichen des Wagens. Gehört einer Autovermietung. Auf den Namen eines gewissen Jonas Heller gemietet. Vorbestraft. Körperverletzung, Stalking.“

„Stalking?“

„Ex-Freundin hat Anzeige erstattet. Fall wurde eingestellt. Aussage gegen Aussage.“

Sie lehnte sich zurück. „Und Sie glauben, er ist unser Mann?“

Elias zuckte mit den Schultern. „Ich glaube, dass er etwas weiß.“

Dann war er still. Einen Moment zu lang.

Sie spürte es wieder – dieses Ziehen zwischen ihnen. Nicht angenehm. Kein Knistern. Eher eine statische Spannung, wie kurz vor einem Gewitter. Unausgesprochen, aber spürbar. Und gefährlich.

„Sie haben selbst was erlebt, nicht wahr?“ sagte er plötzlich. Keine Frage. Eine Feststellung.

Mara sagte nichts.

„Man merkt es“, fuhr er fort. „Wie Sie sich bewegen. Wie Sie schauen. Immer einen Schritt entfernt. Kontrolliert. Als würden Sie sich permanent selbst beobachten.“

„Vielleicht tue ich das.“

„Warum?“

Sie sah ihn lange an. Seine Augen waren dunkel, schwer lesbar. Aber da war etwas. Nicht bloß Neugier.

„Weil Kontrolle das Einzige ist, was bleibt, wenn man einmal erlebt hat, wie es ist, keine mehr zu haben.“

Er nickte langsam. „Dann wissen Sie, warum dieser Fall gefährlich ist.“

„Weil er uns betrifft.“

„Genau.“

Er drehte sich zur Tür, doch dann blieb er stehen.

„Der Täter – er spielt. Mit Nähe, mit Vertrauen. Er inszeniert. Und er kennt Psychologie.“

Sie runzelte die Stirn. „Was meinen Sie?“

„Die Pose. Die Botschaft. Die Manipulation. Der Täter will nicht nur morden. Er will verstanden werden. Von jemandem, der ihn... erkennt.“

Sie fühlte, wie ihr Magen sich verkrampfte. Nicht, weil sie ihm widersprechen wollte – sondern weil er recht hatte.

Und weil ein Teil von ihr wusste: Es war nicht das erste Mal, dass sie mit so einem Spiel konfrontiert wurde.

 

Kapitel 3 – Der Geschmack von Asche

Der Regen hatte nicht aufgehört. Er schien nur tiefer geworden zu sein. Schärfer. Als würde er sich durch die Haut fressen wollen. Mara stand am Fenster ihrer Wohnung, die Stirn gegen das kalte Glas gelehnt. Unten auf der Straße zog ein Mann einen Hund hinter sich her, beide triefend nass. Das Tier zitterte, aber der Mann bemerkte es nicht. Es war ein Bild, das ihr nicht aus dem Kopf ging.

Sie hatte versucht zu schlafen. Drei Stunden. Vielleicht vier. Immer wieder war sie hochgeschreckt, schweißgebadet, mit pochendem Herzen. Ohne Erinnerung an den Traum, aber mit einem Geschmack im Mund, den sie kannte: Eisen. Asche. Angst.

Auf dem Tisch lag die Akte, daneben ein Glas Rotwein, unberührt. Sie trank selten. Noch seltener allein. Aber heute fühlte sich alles an, als würde es kippen. Ihre Gedanken. Ihr Gleichgewicht. Ihre Kontrolle.

Sie setzte sich, schlug die Mappe erneut auf. Das Gesicht der Toten starrte sie an. Blass. Friedlich. Und doch falsch. Zu glatt. Zu perfekt.

Sie hatte das Gefühl, dass sie etwas übersehen hatte.

Etwas Persönliches.

Etwas, das nur für sie bestimmt war.

Ihr Blick glitt über die Notizen, über die Fotos vom Tatort, über die Nahaufnahme des blutigen Wortes an der Wand: Vergebung.

Vergebung wofür?

Ein Knacken.

Sie hielt inne. Lauschte. Da war es wieder – ein leises Geräusch aus dem Flur. Ein Tropfen? Ein Schritt?

Sie stand auf, langsam, vorsichtig. Nahm ihr Handy vom Tisch, entsperrte es. Keine Nachricht. Kein Anruf. Kein Alarm.

Der Flur war leer. Die Tür abgeschlossen. Riegel vorgelegt. Fenster geschlossen. Alles wie immer.

Und doch.

Als sie zurück ins Wohnzimmer trat, lag ein Umschlag auf dem Tisch.

Nicht dort, als sie den Raum verlassen hatte. Nicht dort, als sie zuletzt saß. Weiß. Ohne Adresse. Ohne Absender.

Ihr Herz schlug schneller. Sie trat näher, setzte sich nicht. Ihre Hände zitterten nicht – noch nicht.

Sie öffnete den Umschlag.

Kein Brief. Kein Foto.

Nur ein Zettel. Bedruckt. Eine Zeile:

„Du erinnerst dich nicht an mich. Aber ich erinnere mich an dich. Jeden verdammten Tag.“

Sie ließ das Papier sinken.

Das waren die Worte aus dem Prolog.

Die, die das Opfer gehört hatte. Kurz bevor das Licht ausging.

Zehn Minuten später stand Elias Winter in ihrer Wohnung. Der Regen klebte ihm im Haar, der Blick war schärfer als sonst.

„Wo war der Umschlag?“

„Auf dem Tisch. Ich war kurz im Flur. Vielleicht zehn Sekunden.“

„Fenster?“

„Verschlossen. Alles.“

Er sah sich um. Keine sichtbaren Spuren. Kein Einbruch. Kein Geräusch. Nur der Zettel – jetzt in einer Plastiktüte, die er aus seiner Jacke gezogen hatte. Er hielt ihn vorsichtig mit Handschuhen.

„Glauben Sie mir jetzt?“ fragte sie leise.

Er sah sie lange an. Dann nickte er.

„Das ist kein Zufall. Das ist ein Spielzug.“

„Er war hier.“

„Oder jemand, der ihn kennt.“

„Er kennt mich“, sagte Mara. „Oder glaubt, mich zu kennen.“

Elias trat ans Fenster, sah hinaus in die Nacht. Der Regen schlug gegen das Glas wie Finger. Draußen war niemand zu sehen.

„Das hier“, sagte er ohne sich umzudrehen, „ist kein gewöhnlicher Fall. Keine zufällige Opferwahl. Kein Serienmörder mit Muster. Das ist persönlich.“

„Dann fragen Sie sich doch mal: Warum ich?“

Er drehte sich zu ihr um. „Ich frage mich das. Schon die ganze Zeit.“

Sie erwiderte seinen Blick. Lange. Dann, leise:

„Und ich frage mich, warum Sie es auch sind.“

 

Kapitel 4 – Der zweite Schnitt

Der Anruf kam um 3:42 Uhr.